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Kress, Nancy: The Writer's Software Companion

Wünschen wir uns nicht oft einen kompetenten Kritiker oder eine Kritikerin, der/die uns beim Schreiben über die Schulter sieht und uns auf Problemzonen und Schwachstellen (unserer Story!) aufmerksam macht?

Es war ein schöner Frühlingsmorgen.

Schön? Da fällt dir doch sicher ein ausdrucksstärkeres Wort ein, oder? Du kannst gern mal in meinem Thesaurus nachsehen!

Es war ein ... heiterer ... Frühlingsmorgen.

Heiter? Wird das ein meteorologischer Bericht? Heiter bis wolkig, hä? Try again!

Es war ... ein strahlender Frühlingsmorgen

Vielleicht beschäftigen wir uns erst einmal mit dem Thema: "Wie beginnt man eine Geschichte"! Also ...

Wünschen wir uns nicht alle oft einen kompetenten Kritiker oder eine Kritikerin, der/die uns beim Schreiben über die Schulter sieht und uns auf Problemzonen und Schwachstellen (unserer Story!) aufmerksam macht - möglichst mit einem klugen, die Geschichte revolutionär verbessernden Änderungsvorschlag? (Es muß ja nicht unbedingt so ein Typ sein wie der oben vorgestellte.) Ganz so weit sind aber auch die manchmal durchaus verblüffenden Fähigkeiten von Computerprogrammen noch nicht gediehen. Trotzdem ist schon einiges machbar, wie der "Writer’s Software Companion" beweist.

Diesen "Begleiter" hat die SF-Autorin Nancy Kress ("Beggars in Spain" u. a.) entwickelt, zusammen mit einem Spezialisten für "multimedia-based learning". Im wesentlichen kann man damit beim Schreiben gezielt unter dem Thema nachschlagen, mit dem man gerade Schwierigkeiten hat. Die Basis sind 67 (sehr praxisorientierte!) Essays übers Schreiben - mit vielen Beispielen -, die Nancy Kress für das Magazin "Writer’s Digest" verfaßt hat. Diese Essays sind unter dem jeweiligen Thema oder Stichwort komplett abrufbar, aber es gibt noch zwei weitere "Dichte-Stufen": Jedes Essay ist in einer Reduktion auf die "Key Points" verfügbar und - noch kürzer zusammengefaßt - als Checkliste. Es gibt außerdem ein Glossar Hunderter literarischer Begriffe mit kurzen Definitionen, eine Liste mit 5000 Namen für Charaktere, eine ausgeklügelte Suchfunktion, einen "trouble shooter" (in dem 24 typische Schreibfehler behandelt werden) und "My Notes", eine Art Schreibtagebuch, in das man eigene Notizen schreiben und Passagen der verfügbaren Texte kopieren kann. Übrigens lassen sich die meisten Texte mit einem Mausklick auch in die eigene Textverarbeitung kopieren! Die Seite "Services" bietet alle nötigen Informationen, damit man sich schnell und leicht im "Companion" zurechtfinden kann; zum Programm gibt es aber auch eine Broschüre mit allen Informationen.

Ein besonders nutzbringender Teil des Programms sind die Übungen. Sie sind so spezifisch (zum Beispiel soll eine vorgegebene Passage in bestimmten Aspekten verändert werden), daß der anschließende Vergleich mit Kress’ Überarbeitungen recht erhellend ist! Außerdem spannend und hilfreich: Hunderte von Textbeispielen mit Anmerkungen von Nancy Kress.

Als Einstieg sollte man übrigens unbedingt das persönliche Interview machen; mit Bezug auf die Antworten wird man dann ausführlich persönlich begrüßt und mit einigen ersten Tips versorgt.

Auf der CD sind zwei weitere Programme enthalten ("Storyline Interactive" und "Piano Professor"), und von der Webseite http://www.writers-software.com kann man eine Vielzahl von Shareware-Programmen herunterladen - die meisten sind für diejenigen, die nur deutsch schreiben, allerdings nicht so interessant (Thesaurus, Dictionaries etc.). - By the way: Ich habe fürs Herunterladen fünf (in Worten: fünf) Stunden gebraucht! (Unvermögen, Dummheit oder traurige Notwendigkeit?)

Der "Companion" kann über die Webseite bestellt werden oder auch bei:

Novation Learning Systems, Inc.
190 Mt. Vernon Ave.
Rochester NY, 14620
USA

Alles inklusive (shipping etc.) habe ich $ 85.95 dafür bezahlt (per Kreditkarte).

Und für diesen Preis gibt es noch ein besonderes Bonbon, das man aber nur genießen kann, wenn man auf Englisch schreibt oder jemanden zum Übersetzen findet. In dem Kaufpreis für den "Companion" ist nämlich eine professionelle Kritikstunde enthalten! Weitere Stunden kann man für $ 35 pro Stunde "buchen".

"Buchen" in Anführungszeichen? Was soll das? Wolltest du damit die Tatsache beschönigen, daß dir das passende Wort nicht eingefallen ist? Wie wär’s denn zum Beispiel mit ...

Schnauze!

Besprochen von: Gabi Neumayer
Stand: 2002-08-06

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