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Ideen habe ich genug, aber beim Schreiben eine Wand vorm Kopf. Wie kann ich sie durchbrechen?

Schon seit längerem versuche ich verzweifelt meine Gedanken und Fantasien zu Papier zu bringen. An Ideen mangelt es beim besten Willen nicht, dennoch habe ich, sobald ich mit dem Schreiben beginnen möchte, eine richtige Wand vorm Kopf. Meine Bitte an Sie wäre, mir ein paar Tipps zu geben, wie ich diese Wand durchbrechen kann. Ich habe schon öfter im Internet nach Seiten gesucht, die Autoren oder denen, die es werden wollen, nützliche Ratschläge geben können, jedoch leider vergebens.

Eine Wand vorm Kopf beim Schreiben? Das kann mehrere Gründe haben, die unterschiedliche Strategien erfordern.

1. Kannst du nur zu Hause nicht schreiben?
Schaffe dir ein angenehmes und ungestörtes Arbeitsklima! Am besten: ein eigener Raum, nur fürs Schreiben, ein eigener Tisch oder PC, Tee/Kaffee/Saft in der Nähe (keinen Alkohol!), eine Kerze oder Blume oder etwas anderes Buntes, Bilder oder Fotos, die dich anregen könnten, alle Nachschlagewerke, die du brauchst, Zettel und Stift für Zwischen-durch-Notizen.
Sorge vor allem dafür, dass du ungestört bist! Wenn das zu Hause nicht funktioniert, gehe für einige Stunden in den Lesesaal einer Bibliothek, da ist es ruhig, hell und warm.

2. Fallen dir keine Worte ein? Fehlen dir die richtigen?
Da helfen dir Lexika, Wörterbücher und Duden. Du kannst auch, ohne den Schreibfluss zu unterbrechen, einfach ein bestimmtes Zeichen in den Text setzen (z. B. XXX), das du später mit der Funktion Suchen leicht findest. Dann kannst du immer noch nach dem passenden Ausdruck suchen.

3. Du kommst in deine Geschichte erst gar nicht hinein? Die Ideen wollen einfach nicht auf das Papier oder in den PC strömen?
Dafür gibt es Schreibübungen und -spiele, denn meist ist dein innerer Zensor daran schuld. Er will perfekte Geschichten haben und stört dich so beim freien Fantasieren. Schalte ihn durch assoziatives oder durch automatisches Schreiben aus.

Da können dir auch Bücher weiterhelfen, z. B.
- Gisela Schalk, Bettina Rolfes: Schreiben befreit, Verlag Kleine Schritte
- Bettina Mosler, Gerd Herholz: Die Musenkuss-Mischmaschine, Neue Deutsche Schule.

4. Die Wand besteht, weil du nicht weißt, was für eine Geschichte bzw. wessen Geschichte es werden soll?
Frage dich: Wer leidet in der Story am meisten? Das sollte deine Hauptfigur sein, meist auch jene, die die Story erzählt. Frage dich: Was hat deine Hauptfigur für ein Ziel? Was will sie unbedingt erreichen? Und wer bzw. was will das verhindern? Damit hast du den Hauptkonflikt in der Geschichte, das, was die Handlung am Laufen hält. Frage dich: Was ist das Wichtigste an deiner Story? Milieu (Kultur, Religion, Landschaft) oder Idee (Rätsel, z. B. wie bei einem Krimi), Charakter (Veränderung deiner Hauptfigur) oder Ereignis (Abenteuer, Action, Thriller). Je nachdem brauchst du eine andere Gewichtung, bekommt deine Geschichte eine andere Zielrichtung (dazu empfehle ich dir den Fantasy-Artikel im Tempest 2-11, der bietet dir einige Beispiele).

5. Es geht dir bestimmt nicht alleine so!
Also suche dir Gleichgesinnte, die ebenfalls schreiben wollen oder es schon tun. Gründet eine Gruppe, die sich regelmäßig trifft, zunächst einmal nur zusammen schreibt, Schreibspiele durchführt und nach Lust und Laune die Texte vorliest. Später könnt ihr in die Textkritik einsteigen und euch gegenseitig beim Überarbeiten weiterhelfen.

6. Weitere Tipps findest du in meinem Artikel "Die Wahl der Waffen - eine Schreibblockade als Chance" im Tempest 3-6, den du unter http//www.autorenforum.de findest.

beantwortet von:Stefanie Bense (4-01)

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