"Romane sind Erzählungen, und Erzählungen, egal in welchem Medium - Wort, Film, Comicstrip -, fesseln ein Publikum dadurch, dass sie Fragen aufwerfen und die Antworten hinauszögern."
Die Enstehung von David Lodges Buch "Die Kunst des Erzählens" begann mit einer wöchentlichen Kolumne für die Literaturseiten des "Independent on Sunday" Anfang 1991. Jede Woche wählte David Lodge einen oder mehrere kurze Auszüge aus bekannten Romanen und Erzählungen der klassischen wie modernen Literatur aus (Jane Austen, James Joyce, Virginia Wolf, J. D. Salinger, Henry James, Paul Auster, George Orwell, William Golding ...) und behandelte an ihrem Beispiel themenbezogen einige Aspekte "der Kunst des Erzählens".
Lodge begann seine damalige Kolumne mit dem "Anfang" (Beginning) eines Romans bzw. einer Erzählung und wählte dafür die Anfänge von Jane Austens "Emma" und Ford Madox Fords "Die allertraurigste Geschichte", um zu zeigen, wie geschickt es gerade diese Schriftstellerin und dieser Schriftsteller durch ihre Einleitung verstanden haben, den Leser in ihren Bann zu ziehen. In weiteren Kolumnen ging Lodge anhand von kommentierten Beispielen auf die Erzählstimme eines Werkes, die Spannung, die Perspektive, die Namenswahl der Figuren, den inneren Monolog, die Atmosphäre oder die Symbolik und auch auf einzelne Erzählgattungen (experimenteller Roman, humoristischer Roman, Phantastik, Taschenroman ) ein. Und schließlich wurde in einer Überarbeitung all dieser einzelnen Artikel das Buch "Die Kunst des Erzählens" geboren, vom Literaturwissenschaftler Logde für den "Durchschnittsleser" gedacht, und aufgrund der mitverwendeten Fachbegriffe mit einem kleinen Glossar versehen - das nicht ganz so vollständig ist, wie es der "Durchschnittsleser" vielleicht gerne hätte.
"Die Kunst des Erzählens" ist aufgrund der zahlreichen Beispiele und Erläuterungen mit James N. Freys "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" vergleichbar, jedoch etwas literaturwissenschaftlicher angehaucht und daher trockener zu lesen, als das bei dem humorvollen Frey der Fall ist. Lehrreich und inspirierend ist "Die Kunst des Erzählens" in jedem Fall und nicht nur für die angehenden "Literaten" unter den Autoren sehr empfehlenswert.
David Logde: "Die Kunst des Erzählens",
16 DM, Diana Verlag, |