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Tobias, Ronald B.: 20 Master Plots. Woraus Geschichten gemacht sind

Dieses berühmte und nun auch ins Deutsche übersetzte Buch von Ronald B. Tobias kann vor allem SchreibanfängerInnen zu einer Menge Aha-Erlebnisse verhelfen - und ihnen viel Arbeit ersparen. Allerdings nicht in dem Sinne, dass man sich einfach eines der vorgestellten Plotmuster nehmen, es etwas ausfüllen und das Ganze dann als Geschichte präsentieren könnte. Denn - so macht Tobias klar - ein Plot ist weder ein Skelett noch ein Gerüst, wie man es oft liest; der Plot ist ein Prozess, und er durchdringt eine Geschichte überall.

Anhand von bekannten oder hier abgedruckten Geschichten zeigt Tobias, was Plot bedeutet, wie er sich in einer Geschichte zeigt, wie er mit den Figuren zusammenspielt. Der Figurenkonstellation ist ein eigenes kleines Kapitel gewidmet - das besonders denen nützen kann, die immer zu viel Personal in ihren Geschichten haben und dabei den Überblick verlieren. Und auch, dass man mit nur einer oder zwei Figuren (wir sprechen jetzt vom Roman) nicht so gut Spannungen aufbauen und vor allem halten kann wie mit drei oder vier Charakteren, wird deutlich und einsichtig.

In diesem Kapitel zu den Figuren findet sich einer der unzähligen Hinweise, die auf typische Anfängerfehler abzielen: "Eine Figur wird lebendig durch das, was sie tut, nicht dadurch, dass sie herumsitzt und uns erzählt, wie sie sich fühlt und was sie von ihrem Leben im Allgemeinen und der derzeitigen Krise im Besonderen hält. Auf das Tun kommt es an, nicht auf das Reden." Wer erkennt darin nicht etwas unsäglich Langweiliges, was man schon einmal lesen musste oder - grusel! - sogar selbst geschrieben hat? Glücklicherweise zeigt Tobias direkt nach diesem Hinweis an einer Filmszene aus "Lawrence von Arabien", wie man es richtig machen kann.

Der Großteil des Buches enthält die Vorstellung der 20 Plotmuster (von Suche oder Rätsel bis zu Versuchung oder Entdeckung): Wie eine Geschichte nach diesem Muster typischerweise aufgebaut ist, welche Charaktere darin unbedingt vorkommen müssen, welche Romane, Filme, Märchen etc. nach dem jeweiligen Muster gebaut sind. Am Ende gibt es immer auch eine Checkliste mit Hinweisen, worauf man besonders achten sollte.

Dabei macht Tobias immer auch klar, dass diese Muster nicht wie ein Evangelium zu verstehen sind: Wir sollen sie einfach als Arbeitshilfen für unsere eigenen Geschichten sehen, die uns zeigen können, warum und wo unsere Geschichte vielleicht nicht funktioniert. Und wir sollen die Muster nach unserem Belieben und unseren Bedürfnissen jederzeit abwandeln.

Eine allerletzte Checkliste am Ende des Buches gibt den Lesenden schließlich Fragen an die Hand, mit denen sie ihren eigenen Plot entwickeln oder auch überprüfen können.

Wer dieses Buch nicht als Gebrauchsanleitung für die schnell hingekritzelte Geschichte ansieht, sondern mit seiner Hilfe verstehen will, was ein Plot wirklich ist, was er für eine Geschichte bedeutet und wie er aufgebaut sein kann, wird enorm von Tobias kluger, witziger und anschaulicher Darstellung mit vielen Verweisen auf Romane und Filme profitieren.

Ronald B. Tobias: 20 Master Plots. Woraus Geschichten gemacht sind, 1999, 344 Seiten, 27 DM, Zweitausendeins

 

Besprochen von: Gabi Neumayer
Stand: 2002-08-06

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