The Tempest

Ausgabe 16-03 (20 März 2014)

    Editorial
    Hall of Fame
    Schreib-Kick
    Lesetipps
    Spannung, der Unterleib der Literatur
        "2026 - Das Testament des Senators"
        Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
    Interview mit Martin Conrath
    Buchbesprechung
        "Brainstorming for One"
        besprochen von Jörg Wolfradt
    Software-Besprechung
        "DramaQueen 1.5.0"
        besprochen von Ulrike Rudolph
    Verlagsportrait
        "Saga-Verlag"
    Frag die Expertin für Schreibhandwerk
        (Ute Hacker)

EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,

nur ganz kurz zum Inhalt der heutige Ausgabe, denn es gibt viel zu
berichten: Hans Peters Spannungslektorat beschäftigt sich diesmal mit
einem SF-Text, Jörg Weigand hat eine Buch- und Ulrike Rudolph eine
Software-Besprechung beigesteuert, Ursula Schmid-Spreer porträtiert
einen neuen Verlag und hat Martin Conrath interviewt, unsere Expertin
Ute Hacker beantwortet eine Frage zum Schreibhandwerk, und neue Tipps
und Ausschreibungen gibt es natürlich ebenfalls.

Und jetzt zu den Neuigkeiten: Maike Frie habt ihr in den letzten
Ausgaben des Tempest ja bereits als kenntnisreiche Marketingexpertin
kennengelernt. Nun ist sie auch offizielle Tempest-Expertin: Ab sofort
könnt ihr sie mit Marketingfragen löchern (die Mailadresse findet ihr
unten, bei den ExpertInnen).

Unsere neue Expertin hat zweieinhalb Jahre als PR-Beraterin in einer
Agentur gearbeitet und parallel dazu ein Fern-Studium zur PR-Beraterin
absolviert; die Prüfung hat die Deutsche Public Relations Gesellschaft
abgenommen. Seit Ende 2005 arbeitet sie freiberuflich als Lektorin und
Texterin und gibt darüber hinaus PR-Schulungen an Volkshochschulen
oder auch als Inhouse-Seminare. Ihre eigene Website verrät noch mehr
über sie: http://www.skriving.de/.

Für ihren nächsten Artikel im Tempest hat Maike Frie übrigens ein
tolles Angebot für euch: Schickt ihr euer veröffentlichtes Buch
(möglichst aktuell) mit Exposé. Sie wird sich eins aussuchen und dafür
eine Beispiel-Pressemitteilung erstellen. Kontakt:

marketing at experte pt autorenforum pt de
.

Der Tipp des Monats März, diesmal von Anke Unger:

    Probleme mit Übergängen lassen sich manchmal lösen durch
    "Rückwärtsgehen": Erfinde die Vorgeschichte der Person oder
    seines Freundes oder seines Feindes, plötzlich ergibt sich
    eine Motivation, die das Voranschreiten der Handlung
    auf dem gewünschten Weg (oder sogar einem noch interessanteren)
    nicht nur ermöglicht, sondern auch noch plausibel macht.

Seit einem Monat könnt ihr euren Jahresbeitrag ja auch per Paypal
überweisen. Und so geht‘s: Ihr geht auf unsere Website
http://www.autorenforum.de . Dort findet ihr in der linken Spalte ein
Feld, in das ihr einen Betrag eingeben könnt (mindestens 5 Euro).
Daraufhin gelangt ihr sofort zu Paypal, wo ihr den Zahlungsvorgang
abschließt.

Danke an alle, die diese Möglichkeit schon genutzt haben! Und an die,
die noch überlegen: Vielleicht habt ihr ja schon mal gerechnet: "Wenn
nur 1 Prozent der AbonnentInnen 5 Euro im Jahr überweisen würden -
dann brauchen die meinen Beitrag doch gar nicht!" Tja, wenn ...
Tatsächlich ist es nur ein Bruchteil eines Prozents von euch, der uns
bislang unterstützt - mehr als die Kosten und ein kleines Taschengeld
für ziemlich viel Arbeit ist da nicht drin. Also, gebt euch einen
Ruck, wenn ihr den Tempest mögt und hilfreich findet. Es geht dank
Paypal jetzt auch ganz schnell und schmerzlos!

Sonnige Schreibgrüße an euch alle,

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin

~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das
Konto:

Jürgen Schloßmacher
Kreissparkasse Köln
BIC: COKSDE33XXX
IBAN: DE23370502991142176163
Stichwort: "Beitrag 2014"

Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen "autorenforum",
sondern nur auf "Jürgen Schloßmacher"!

Neu:  Ihr könnt jetzt auch über unsere Website
http://www.autorenforum.de direkt per Paypal überweisen!

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).

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ISSN 1439-4669  Copyright 2014 autorenforum.de. Copyright- und
               Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

    Editorial
    Hall of Fame
    Schreib-Kick
    Lesetipps
    Spannung, der Unterleib der Literatur
        "2026 - Das Testament des Senators"
        Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
    Interview mit Martin Conrath
    Buchbesprechung
        "Brainstorming for One"
        besprochen von Jörg Wolfradt
    Software-Besprechung
        "DramaQueen 1.5.0"
        besprochen von Ulrike Rudolph
    Verlagsportrait
        "Saga-Verlag"
    Frag die Expertin für Schreibhandwerk
        (Ute Hacker)
    Impressum


TEIL 2:

    Veranstaltungen
    Ausschreibungen
    Publikationsmöglichkeiten
         mit Honorar
         ohne Honorar
    Seminare
    Messekalender
    Impressum


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HALL OF FAME:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:

.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-
Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009,
Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive
Homepage!
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an

redaktion at team pt autorenforum pt de
.

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
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Mela Wolff: "Mailverkehr - Fesselnde Lust", Lyx Verlag 2014,
Erotischer Roman. Roman In E-Mails, http://melawolff.wordpress.com/

Ida Ding: "Hendlmord", Rowohlt Verlag 2014, Starnberger-See-Krimi. Da
Lachen, wo andere Urlaub machen, www.idading.de

Constanze Niess/Stephanie Fey: "Die Gesichter der Toten", Lübbe Verlag
2014. Fälle der Rechtsmedizinerin und Gesichtsrekonstrukteurin

Miriam Anders: "Wie viel Geld hätten Sie denn gern? Bankgeheimnisse
frisch ausgeplaudert", Kindle Single, Kindle Edition 2014. Wahre
Geschichten rund ums eigene und ums fremde Vermögen

Barbara van den Speulhof: "Pippa, die Elfe Emilia und das
Heißundeisland", Fischer KJB 2014, Kinderbuch. Ab 8,
http://www.vandenspeulhof.de

Petra Homann-Uekötter: "Gestern ist ein neues Leben", Westfälische
Reihe 2013, Roman. http://www.westfaelische-reihe.de/shop/

Heike Suzanne Hartmann-Heesch: "Die Dinge, wie sie sind", Mohland
Verlag 2014, Erzählungen. Lese- und Hörprobe: www.papiersinfonie.de


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SCHREIB-KICK:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


Unser Schreib-Kick für den März, diesmal von Maike Frie:

Ich gebe einen Beutel mit verschiedenen Gegenständen darin herum
(Brettspielfiguren, Legomännchen, Bälle, Geduldspielteile,
Papiersachen usw.). Jeder soll drei Dinge blind herausziehen und
anschließend erzählen, was sie mit ihm zu tun haben.

Das kann man dahingehend ändern, dass man sich als Autor vorstellt,
was die einzelnen Figuren der Geschichte sagen würden, was sie mit
diesen Dingen zu tun haben.

Manchmal mache ich die Übung auch so, dass die Teilnehmer eine
Geschichte erfinden sollen, in der die drei Dinge vorkommen - das kann
man ja auch als Schreibkick nehmen, um ins Schreiben hineinzukommen.


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LESETIPPS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


http://www.kriminetz.de/news/sieben-fragen-ann-kathrin-schwarz-jan-
frederic-wielpuetz
Im letzten Jahr hat Bastei Lübbe ja eine professionelle Academy für
angehende Autoren ins Leben gerufen. Kriminetz.de hat nun Ann-Kathrin
Schwarz und Jan Frederic Wielpütz interviewt, beide Leiter der Academy
und selbst erfolgreiche Verlagsautoren.

+++++

http://selfpublisherbibel.de/gastbeitrag-meine-erfahrungen-vom-
verlagsautor-zum-self-publisher/
Der Thrillerautor Siegfried Langer berichtet über seine Gründe und
seine Erfahrungen beim Wechsel vom Verlagsautor zum Selfpublisher.


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!
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                 "2026 - Das Testament des Senators"
             Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen

Die Sonne schien durch das Fenster. Schatten eines Mobiles spielten
auf meinen neuen Schuhen. Ich saß da und wartete. Ich, der ich seit
mehr als drei Jahren auf der Straße lebte, in Abbruchhäusern, in
Hauseingängen, in Kellern und Schächten schlief. Ich, der mit Glück
ein-, manchmal zweimal die Woche einen Hilfsjob bekam, meistens
keinen. Ich saß nun in dieser vornehmen Kanzlei und sollte warten.
Warten. Der Notar komme gleich. Meinen Ausweis wollten sie. Ich habe
ihn ihnen gegeben. Ich bekomme ihn beim Notar zurück.
Ohne Ausweis verhaften sie dich heute unter der Brücke. Ohne Ausweis
bist du Freiwild, besonders ohne festen Wohnsitz. Als frei Gemeldeter
bist du als Erster dran. Freie gibt es jetzt genug. Häuser stehen
lieber leer, als dass Arbeitslose darin wohnen dürfen. Nicht mehr die
Politik bestimmt die Regeln. Dies erledigt die freie Marktwirtschaft.
Und die sagt: Wo kein Gewinn gemacht wird, wird kein Aufwand
betrieben. Gewinn ist nur Gewinn, wenn er innerhalb eines Jahres
abgeschöpft werden kann.
Mir kam die Sache gestern schon spanisch vor. Soll ich nicht doch
lieber gehen? Wenn es um einen Job geht, warum hat sie es nicht gleich
gesagt? Wozu der Aufwand? Wieso kümmert sich der Chef selber? Bei so
vielen Leuten hier.
Ich zählte die Türen. Hier sind es vierzehn. Und um die Ecke
wahrscheinlich noch einmal so viele. Ich sollte Leute zählen.
Warum soll ich eine Stunde, vielleicht auch mehr, Zeit mitbringen?
Zeit. Zeit habe ich mehr als genug. Wahrscheinlich hätte ich gerade
heute einen guten Job in der Kolonne bekommen. Die Zeit dafür wäre
reif gewesen. Ich bin nicht hingegangen. Das wird sich beim nächsten
Mal rächen.
Und wenn es nicht um einen Job geht? Nehmen können sie mir nichts
mehr. Vielleicht geht es nicht um das Nehmen, sondern das Geben. Was
soll ich sonst hier? Und was soll der neue Anzug?


Gestern, es war Mittag gewesen, saß ich am Fluss in der Sonne und sah
den Möwen und den Leuten zu. Es war ein Tag wie jeder andere. Am
Morgen stand ich in der Reihe für Tagesjobs. War natürlich wieder
einmal nichts. Gestern gingen fast alle leer aus.
Vom schönen Wetter kann man sich zwar nichts kaufen, aber es hebt die
Stimmung. Und diese Anhebung war dringend erforderlich. Der Winter war
lang und kalt gewesen. Die Sammelstellen für Schnee waren auf schwarz-
weiße Haufen in Kniehöhe geschmolzen. Immer noch bahnten sich Rinnsale
ihren Weg zu den Gullys. Der Verkehr pulsierte seinen üblichen Lärm.
Die Ampeln standen auf vierzig Sekunden. Wenn man nichts zu tun hat,
kann man solche Dinge bemerken.
Plötzlich stand sie vor mir. Ihr Schatten war trotz ihrer Nähe
zierlich. Als ich aufsah, trat sie einen Schritt zur Seite. Sie hatte
bemerkt, dass ich direkt in die Sonne sehen musste.
"Haben Sie Alkohol bei sich?"
Bin ich über eine Grenze? Kann man das im Sitzen? Schickt der Staat
jetzt schon Zollbeamte mitten im Land aus, um Steuerhinterziehung zu
entdecken. Sehr effektiv. Die finden unter uns Obdachlosen sicher eine
Menge Schmuggelware. Wir sind sicher eine lohnende Zielgruppe.
Andererseits sieht sie in keiner Weise aus, als brauche sie Alkohol.
Und wenn, könnte sie ihn sich sicher leisten. Sie sieht auch nicht so
aus, als trinke sie, wenigstens nicht regelmäßig. Büro in gehobener
Position oder zumindest gut bezahlt. Und zum Anbeißen - für andere.
Sie lächelte, auf eine Antwort wartend.
Was geht es sie an, ob ich Alkohol bei mir habe. Polizei ist sie
nicht. Die sind mausgrauer und die meisten kenne ich.
"Nein."
"Hauchen Sie mich einmal an." Sie beugte sich zu mir herunter. Ihr
Gesicht war nahe meinem.
Für diese Frechheit sollte ich sie küssen. Sie ist selber Schuld, wenn
sie sich mir so nähert. Jeder könnte bezeugen, dass sie sich zu mir
gebeugt hat, dass sie angefangen hat. Und wenn es keiner gesehen hat
und nur ihren Schrei hört. Aussage gegen Aussage. Eine wiegt einmal,
eine zweimal.
Ich hauchte sie an.
"Darf ich mich zu Ihnen setzen?"

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                   Lektorat von Hans Peter Roentgen


Der Ich-Erzähler ist auf der Straße gelandet, wie viele andere in
dieser Geschichte aus 2026 auch. Doch jetzt hat er neue Schuhe, sitzt
in einem vornehmen Notariat und wundert sich.


         Der erste Satz

Der erste Satz, die ersten Sätze eines Textes entscheiden, ob ein
Leser weiterlesen will. Autoren frustriert das. Warum sind Leser nicht
bereit, länger zu lesen, den gesamten Text zu würdigen? Der Grund ist
einfach: Wenn der Autor schon in den ersten Sätzen nichts
Interessantes zu erzählen weiß, wird er es auf den nächsten Seiten
auch nicht tun. So denken Leser.

Die Sonne scheint, und Schatten eines Mobiles spielen auf neuen
Schuhen. Spannend? Eher nicht. Mit Wetter beginnen Autoren gerne ihre
Geschichten, meist ist das keine gute Idee. Schon Snoopy war mit
seiner finsteren und stürmischen Nacht nicht erfolgreich.

Aber: Nach diesen ersten Sätzen erfahren wir, dass der Ich-Erzähler
obdachlos ist. Obdachlos und neue Schuhe? In einem vornehmen Büro? Das
ist nun interessant, da will ich wissen, was es damit auf sich hat.

Warum nicht damit beginnen? Dann hätten die neuen Schuhe eine ganz
andere Wirkung. Wenn wir den Text umstellen, könnte er so aussehen und
wäre erheblich spannender:

.....
Seit mehr als drei Jahren lebte ich auf der Straße, schlief in
Abbruchhäusern, in Hauseingängen, in Kellern und Schächten. Jetzt
wartete ich in dieser vornehmen Kanzlei, die Sonne schien durch das
Fenster und Schatten eines Mobiles spielten auf meinen neuen Schuhen.
Der Notar komme gleich, ich solle warten, hieß es. Warten. Meinen
Ausweis wollten sie. Ich habe ihn ihnen gegeben. Der Notar würde ihn
mir zurückgeben.
.....

Hier habe ich nicht nur die Reihenfolge umgestellt, sondern auch ein
paar Kleinigkeiten geändert. Im Original wird zweimal gewartet, das
habe ich auf einmal gekürzt. "Ich bekomme ihn beim Notar zurück",
dieser Satz klingt etwas ungelenk durch das "bekommen". Bekommen ist
ein Verb, das eigentlich sehr wenig aussagt, außerdem ist hier der
Notar die handelnde Person. Deshalb habe ich es umformuliert: "Der
Notar würde ihn mir zurückgeben."

Und warum Konjunktiv in diesem Satz? Weil dem Ich-Erzähler das von dem
Personal gesagt wurde, es sich also um indirekte Rede handelt und ich
das betonen würde. Wenn man diese indirekte Rede nicht betonen möchte,
könnte man auch einfach sagen: "Der Notar wird ihn mir zurückgeben."

Noch etwas zur Originalversion: "Ich, der ich seit mehr als drei
Jahren auf der Straße lebte [...]. Ich, der mit Glück ein, manchmal
zwei mal die Woche einen Hilfsjob bekam." Zweimal solch eine
Konstruktion wirkt konstruiert. Da ist die Standardformulierung
besser: "Seit mehr als drei Jahren lebte ich auf der Straße [...]."
Auch dass er mit Glück ein-, zweimal einen Hilfsjob bekommt, habe ich
in meiner Korrektur weggelassen. Warum? Weil das später noch mal im
Text auftaucht.


         Das Übliche und das Besondere

Trotz aller Mäkelei halte ich diesen Text für gut. Er ist eine der
üblichen Dystopien, in denen es den Menschen wie in "1984" schlecht
geht. Also nichts Neues. Wenn, ja wenn da nicht die neuen Schuhe und
das Warten im vornehmen Notariat wären. Dadurch erhält der Text eine
besondere Note und verleitet zum Weiterlesen.

Wenn Sie ein Standard-Setting benutzen, ist das wichtig. Begnügen Sie
sich nicht mit dem, was es schon tausendmal gegeben hat. Fügen Sie
etwas Ungewöhnliches hinzu. Und wenn es nur neue Schuhe bei einem
Obdachlosen sind.

Diese Taktik behält der Text bei. Die zweite Szene spielt am Tag
vorher, und sie enthält ebenfalls erst das üblich Dystopie-Setting.
Keine Jobs, die Arbeitslosen stellen sich in langen Reihen an, in der
Hoffnung, doch noch etwas zu finden; die Hoffnung wird aber meist
enttäuscht.

Aber dann kommt diese Dame, die nach Alkohol fragt. Das erwartet der
Leser nun wirklich nicht.


         Die Politik

Zurück zur ersten Szene. Dort räsoniert im zweiten Absatz der Ich-
Erzähler über die Politik. Und die ist neoliberal, nur Gewinn zählt:

.....
"Häuser stehen lieber leer, als dass Arbeitslose darin wohnen dürfen.
Nicht mehr die Politik bestimmt die Regeln. Dies erledigt die freie
Marktwirtschaft. Und die sagt: Wo kein Gewinn gemacht wird, wird kein
Aufwand betrieben. Gewinn ist nur Gewinn, wenn er innerhalb eines
Jahres abgeschöpft werden kann."
.....

Für Politik gilt das Gleiche wie für alles andere. Je mehr die Sätze
nur das Übliche widerspiegeln, desto langweiliger wird es. Hier finden
wir die gängige neoliberale Politikvorstellung. Deshalb würde ich hier
kürzen:

.....
Häuser stehen lieber leer, als dass Arbeitslose darin wohnen dürfen.
Wo kein Gewinn gemacht wird, wird kein Aufwand betrieben.
.....

Damit haben wir ein Bild von der Situation, jeder Leser wird es sich
selbst ergänzen können.

Wäre das die einzige Möglichkeit, auf die Politik im Text zu sprechen
zu kommen? Nicht unbedingt. Gibt es vielleicht etwas Besonderes in
diesem 2026, etwas, das nicht der gängigen neoliberalen Politik
entspricht? Das könnte man nicht nur schildern, das sollte man auch.
Damit der Hintergrund dieses 2026 klarer wird. Dürfen nur Leute
heiraten, die genügend Gewinn machen? Oder dürfen nur Leute heiraten,
die gleich viel Gewinn machen? Was auch immer, solche Regelungen
gehören in den Text. Aber nicht gleich am Anfang. Das kann man später
einführen, wenn es zur Handlung passt. Noch haben wir einen
Obdachlosen, der in einem vornehmen Notariat sitzt und sich fragt, was
das bedeutet.


         Der letzte Absatz

Der dritte Absatz beginnt mit: "Mir kam die Sache gestern schon
spanisch vor. Soll ich nicht doch lieber gehen?" Hier könnte man den
ersten Satz streichen. Was gestern passiert ist, lesen wir später, und
die Frage, wie er hierher gekommen ist, darf man ruhig noch offen
lassen. "Soll ich nicht doch lieber gehen?" wäre eine bessere
Einleitung des dritten Absatzes.

Und der letzte Absatz der ersten Szene könnte knapper ausgeführt
werden. Gerade das Ende einer Szene, eines Kapitels ist wichtig. Denn
hier kann der Leser das Buch zuklappen - oder weiterlesen. Weshalb der
letzte Absatz nicht viel verraten, sondern vielmehr neue Fragen
aufwerfen sollte. Statt:

.....
"Und wenn es nicht um einen Job geht? Nehmen können sie mir nichts
mehr. Vielleicht geht es nicht um das Nehmen, sondern das Geben. Was
soll ich sonst hier? Und was soll der neue Anzug?"
.....

wäre vielleicht die knappere Version besser:

.....
Und wenn es nicht um einen Job geht? Nehmen können sie mir nichts
mehr. Und was soll der neue Anzug?
.....


         Die zweite Szene

Dann kommt die zweite Szene, und dort tritt die Frau auf, die so gar
nicht zu Obdachlosen passt, und fragt ihn, ob er Alkohol hat. Das
verwundert den Erzähler natürlich:

.....
"Bin ich über eine Grenze? Kann man das im Sitzen? Schickt der Staat
jetzt schon Zollbeamte mitten im Land aus, um Steuerhinterziehung zu
entdecken. Sehr effektiv. Die finden unter uns Obdachlosen sicher eine
Menge Schmuggelware. Wir sind sicher eine lohnende Zielgruppe."
.....

Die ersten beiden Sätze sind nicht sehr verständlich und tragen auch
zur Szene nichts bei. Der Satz mit den Zollbeamten dagegen schon. Ich
würde den Absatz mit den Zollbeamten beginnen lassen und die ersten
beiden Sätze streichen. Und ein Fragezeichen wäre hier auch
angebracht, außerdem könnte man eines der "sicher" streichen:

.....
Schickt der Staat jetzt schon Zollbeamte mitten im Land aus, um
Steuerhinterziehung zu entdecken? Sehr effektiv! Die finden unter uns
Obdachlosen sicher eine Menge Schmuggelware. Wir sind eine lohnende
Zielgruppe.
.....

Die Frau beugt sich zum Erzähler hinab, und er überlegt, ob er sie
küssen soll. Schließlich hat jeder gesehen, dass sie auf ihn zuging.
Und selbst wenn keiner es gesehen hat, dann steht Aussage gegen
Aussage.

Moment mal! Hat in diesem neoliberalen Land die Aussage eines
Obdachlosen den gleichen Wert wie die einer erfolgreichen
Notariatsangestellten? Ich kenne den Hintergrund dieser Geschichte
nicht, aber möglicherweise sind alle gleich, die Reichen aber etwas
gleicher als die Armen? Dann stünde nicht Aussage gegen Aussage,
sondern die Aussage einer Erfolgreichen gegen die eines Losers und der
Richter wird der Dame glauben.

Möglicherweise soll der Satz "Eine wiegt einmal, eine zweimal" das
ausdrücken? Doch dieser Satz ist sehr kryptisch formuliert. Der
Anfang, als der Erzähler überlegt, die Frau zu küssen, ist gut. Den
Teil danach würde ich überarbeiten.

Trotz aller Meckereien ist es aber ein spannender Text mit einigen
ungewöhnlichen Elementen.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein
Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé".
Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. Gerade ist sein neuer
Ratgeber "Schreiben ist nichts für Feiglinge" erschienen.


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INTERVIEW:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

              "Es macht schon Spaß, ein Gott zu sein"
                    Interview mit Martin Conrath

Martin Conraths zweiter Krimi wurde als Tatort verfilmt, und zwei
Tatort-Folgen hat er in Bücher umgeschrieben.


Ursula Schmid-Spreer: Neben Ihrer Tätigkeit als Autor sind Sie auch
Schlagzeuger und Schauspieler. Waren sogar mit Bands "on Tour". Machen
Sie das heute auch noch, oder nimmt das Schreiben mehr Raum ein?


Martin Conrath: Ich stehe nicht mehr als Musiker auf der Bühne. Das
würde zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Außerdem ist es ein
Fulltimejob. Ich habe mehr als zehn Jahre von der Musik gelebt - es
war eine absolut geniale Zeit!


USS: Ab 1994 begannen Sie mit Ihrer schriftstellerischen Tätigkeit.
Was fasziniert Sie am Schreiben?

MC: Ich liebe es, Geschichten zu erzählen. Einzutauchen in fremde
Welten. Meine eigene Welt zu erschaffen. In aller Bescheidenheit: Es
macht schon Spaß, ein Gott zu sein.


USS: Gleich eine Standardfrage: Wie kamen Sie zum Schreiben? Gab es
eine "Initialzündung?"

MC: Ich schreibe schon seit meiner Schulzeit. Zuerst habe ich die
Schreibwut als Journalist umgesetzt, und habe dann nach vielen Jahren
gemerkt, dass ich mir meine Realität doch besser selber erfinde.


USS: Was unsere Leser immer interessiert. Wie haben Sie einen Verlag
gefunden? Und wie lange dauerte die Suche?


MC: Ich habe das gemacht, was ich immer mache. Recherchiert, Fragen
gestellt: Womit habe ich bei einem Verlag die besten Chancen? Was muss
ich hinschicken? Wer entscheidet? Ich habe ein Exposé geschrieben,
eine Textprobe und die Beschreibung meiner Hauptfiguren. Nach vier
Wochen hatte ich die ersten Rückmeldungen, drei Wochen danach einen
Vertrag.


USS: Was bedeutet Ihnen das Schreiben?

MC: Schreiben ist definitiv meine Berufung.


USS: Glauben Sie, dass man heute ohne Agent überhaupt noch eine Chance
hat, im Verlagswesen unterzukommen?

MC: Es kommt darauf an, wo man im Verlagswesen unterkommen will, es
gibt dort viele verschiedene Berufe - Scherz beiseite: Ich behaupte,
dass eine gute, gut geschriebene Geschichte immer einen Verlag findet.
Ob es gleich der große Publikumsverlag ist, sei dahingestellt. Nicht
immer ist der große Verlag auch der beste für ein Projekt. Wer ganz
nach oben will, der sollte sich auf eine harte Tour einstellen. Da
genügt nicht nur eine perfekte Geschichte. Da müssen viele Faktoren
zusammenkommen: die richtige Geschichte zum richtigen Zeitpunkt beim
richtigen Verlag. Es gibt einige Bestseller, die nur zu einem
bestimmten Zeitpunkt erfolgreich sein konnten. Shakespeare z. B. war
zu seiner Zeit nur einer von vielen Autoren und nur mäßig erfolgreich,
auch wenn das oft anders dargestellt wird. Heute ist er ein Literatur-
Gott! Oder nehmen Sie Petra Hammesfahr - sie hat sich erst mal die
Finger wund geschrieben, bis endlich der Durchbruch kam. Oder Nele
Neuhaus: Sie hat sich selbst verlegt, hat die Ochsentour gemacht.
Jetzt sitzt sie zu Recht im Krimi-Olymp.

Es gibt auch viele Autorinnen und Autoren, die über die sogenannte
Midlist nicht hinauskommen, und viele, die nie von einem großen
Publikumsverlag genommen werden. Und dann gibt es die Bestseller, bei
denen ich mir die Augen reibe und Frage: Wie konnte das passieren?


USS: Was bedeuten Wörter für Sie? Hat sich Ihre Einstellung zum
Schreiben im Laufe der Zeit verändert?

MC: Wörter - Schrift - Schreiben ist die Grundlage unserer
Zivilisation, sowohl unserer technischen als auch unserer sozial-
gesellschaftlichen.

Das Wort im Speziellen ist immer ein Universum für sich, das im
Zusammenspiel mit anderen Wörtern viele verschiedene Bedeutungen
annehmen kann. Wörter wiederum verbinden sich zu einer Sprache,
Sprache lebt, verändert sich, bleibt immer spannend. Am Anfang war das
Wort!


USS: Haben Sie Schreibroutinen oder -rituale? Welche?

MC: Ich schreibe sowohl in Cafés als auch zu Hause. Ich höre manchmal
Musik, manchmal nicht. Ich schreibe morgens, abends, nachts. Insofern
habe ich weder Schreibroutinen noch Schreibrituale. Ich habe vor allem
Abgabetermine.


USS: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

MC: Den gibt es nicht.


USS: Was macht Ihnen beim Schreiben den meisten Spaß - und was eher
nicht?

MC: Die Idee entwickeln, den Plot, die Figuren formen und die
Geschichte geschehen lassen, das macht mir am meisten Spaß. Was mir
besonderen Spaß macht, ist mit meiner Frau, Sabine Klewe, die
ebenfalls Schriftstellerin ist, die Plots für unsere historischen
Romane zu entwickeln.

Weniger Spaß macht mir das Lesen und Korrigieren der Fahnen. Und noch
weniger, einen Timingfehler im Plot zu suchen, wenn das Buch schon
fertig ist. Und ich hasse es, von meinen Figuren Abschied nehmen zu
müssen ...


USS: Mittlerweile geben Sie ja auch viele Kurse, die sich immer
größerer Beliebtheit erfreuen. Lernen Sie eigentlich auch etwas dabei,
wenn Sie diese Kurse geben?

MC: Natürlich. Das fängt bei den Menschen an, mit denen ich die Kurse
mache. Es sind immer interessante Menschen, die vieles wissen, was ich
nicht weiß. So findet ein Austausch statt.


USS: Bei der akademie oberkassel geben Sie Kurse wie "Der perfekte
Dialog" und "Psychologie in Krimis und Thrillern". Wie tickt ein
Serientäter? Und wie muss ein Autor ticken, um eine Serientäterfigur
zu schaffen?

MC: Serientäter haben vor allem eines gemeinsam: Sie haben mindestens
drei Menschen hintereinander getötet, mit einem bestimmten
Zeitabstand, ansonsten wäre es ein Massenmörder. Moderne operative
Fallanalyse (der korrekte deutsche Begriff für Profiling) beschreibt
es so: "Wer sind diese Menschen, die solche unfassbaren Taten begehen?
Sehr unterschiedliche, mit manchen Gemeinsamkeiten, aber sie passen in
keine Schublade."

Jeden Serientäter muss man als einen individuellen Fall betrachten.
Motive und Ursachen haben Gemeinsamkeiten, aber die Kombination und
Ausprägung ist immer anders. Kein Täter ist wie der andere.
Interessant ist z. B., dass in der Realität minderintelligente
Serientäter im Schnitt deutlich länger auf freiem Fuß sind als
intelligente.

Wie entwickle ich eine solche Figur? Ich mache das, was ein Autor
immer macht: sich in die Figur hineinversetzen. Ich muss in meiner
Fantasie zum Serientäter werden. Das ist nicht immer angenehm. Gelingt
das nicht, wird es halt kein Serientäter.


USS: Was machen Sie, wenn Sie merken, der Kurs entgleitet Ihnen, da
sind Leute dabei, die sind nur auf Konfrontation aus?

MC: Mir ist noch nie ein Kurs entglitten, und ich habe noch niemanden
erlebt, der nur auf Konfrontation aus war. Wenn es andere Meinungen
gibt oder auch andere Überzeugungen, dann lasse ich die gelten.
Vielleicht liegt es an dieser Grundeinstellung, dass ich diese
Probleme nicht habe. Und was meine fachlichen Kompetenzen angeht - die
sind unbestritten, wer da anderer Meinung ist, sollte wissen, dass ich
weiß, wo er wohnt ... und dass ich weiß, wie eine Serientäter tickt
...


USS: Was machen Sie noch alles neben Workshops und dem Schreiben von
Büchern? Lesungen?

MC: Lesungen immer wieder, das ist etwas, das ich sehr gerne mache.
Ich war ja viele Jahre auf der Bühne als Musiker und Schauspieler. Von
Zeit zu Zeit muss ich die Bretter wieder spüren. Aber es sollte nicht
überhand nehmen.

Neben den Schreibseminaren arbeite ich als Kommunikationstrainer und
Personalentwickler für Universitäten und Unternehmen. Das ist mir sehr
wichtig, damit ich nicht den Boden unter den Füßen verliere und mich
plötzlich in einem Schreib-Elfenbeinturm wiederfinde.


USS: Was würden Sie Autoren empfehlen - lieber Romane oder lieber
Drehbücher verfassen?

MC: Das muss jeder für sich selber entscheiden. Eins ist aber klar: Es
sind zwei verschiedene Berufe mit ganz anderen Marktgesetzen.


USS: Werden Sie durch eine Literaturagentur vertreten? Was kann ein
Literaturagent, eine Agentin für eine/n AutorIn tun - und was nicht?
Mit welchen Konditionen muss man rechnen?


MC: Bisher habe ich alle meine Projekte selber akquiriert. Das hat den
Vorteil, dass ich meine Tantiemen nicht teilen muss.

Eine Agentur verlangt zwischen 15 und 20 Prozent von allem, was das
Projekt je einbringen wird.
Eine gute Agentur ist das allemal wert. Denn Agenturen können Türen
öffnen, die ansonsten verschlossen blieben. Sie kennen sich im Markt
aus, können die Autorinnen beraten und oft bessere Konditionen
aushandeln. Sie können die Abrechnungen überprüfen, was für einen
Autor so gut wie unmöglich ist.

Wichtig ist, dass die Chemie zwischen Autor und Agentur stimmt, dass
sich ein Vertrauensverhältnis entwickelt.

Eine Agentur kann auch durchaus Projekte ihrer Autoren ablehnen, wenn
sie nicht davon überzeugt ist, es verkaufen zu können. Denn das ist
natürlich die wichtigste Aufgabe einer literarischen Agentur:
Manuskripte verkaufen!

Wer sich schwer tut, sich selbst zu verkaufen, sollte sich von einer
Agentur vertreten lassen. Das Procedere ist dasselbe wie bei der
Verlagssuche, und viele Agenturen sind genauso wählerisch: Schauen,
wer in Genre passt, die Website anschauen, wie das Projekt präsentiert
werden soll. In der Regel braucht man ein Exposé, eine Beschreibung
zur Person, eine Textprobe von 20 bis 50 Seiten und eine gute
Geschichte. Und dann braucht man unter Umständen Geduld, vor allem
beim ersten Werk. Manche Agenturen brauchen viele Wochen, um die Flut
der Angebote zu sichten. Bei einigen heißt Ablehnung, dass sie sich
nicht mehr melden. Bei Interesse wird in der Regel recht schnell
Kontakt aufgenommen.


USS: Gehören Sie Organisationen an? Zum Beispiel dem
Schriftstellerverband oder den Freien Autoren? Bringen Sie sich ein?

MC: Ich bin Mitglied bei "HOMER - Historische Literatur e. V." Der
Verein ist noch sehr jung und vertritt die Interessen der
"Unterhaltungsliteraten" im historischen Bereich.


USS: Bringt das etwas, wenn man sich so einer Vereinigung anschließt?

MC: Wenn diese Vereinigung meine Interessen vertritt, unbedingt. Man
kann sich mit Kolleginnen und Kollegen austauschen, das kann den
Horizont erweitern.


USS: Wenn Sie an einem Roman arbeiten, entwickeln Sie ihn, indem Sie
vorher ein Konzept erstellen? Wie ist die Vorbereitung?

MC: Ganz einfach: Idee - Hauptfiguren - Plot - Szenenplan - Schreiben
- Szenenplan modifizieren - Schreiben ... und so weiter.

Wobei manchmal zuerst die Idee da ist, manchmal die Hauptfigur. Immer
ist es aber so, dass meine Figuren die Geschichte voranbringen und sie
mir auch in aller Regel den richtigen Weg weisen. Stimmen meine
Figuren, stimmt am Ende auch die Geschichte.


USS: Woher nehmen Sie Ihre Ideen?

MC: Gute Frage! Ehrlich? Die meisten kommen einfach so ... manchmal
tatsächlich im Halbschlaf. Ich habe Stift und Papier neben dem Bett
liegen! Oder bei einem Spaziergang. Es macht "plopp", und die Idee ist
da. Es gibt aber auch zwei oder drei Fälle, in denen habe ich mich
hingesetzt und bewusst eine Idee entwickelt. Das geht auch, ist aber
relativ schmerzhaft, weil ich dann nachdenken muss.


USS: Was lieben Sie an Ihren Figuren, wenn Sie sie entwickelt haben?

MC: Ich liebe natürlich alles an meinen Figuren! Und besonders liebe
ich sie, wenn sie mir zeigen, wie die Geschichte weitergehen muss.
Nach der Abgabe des zweiten Teil der Henkerin, "Die Tränen der
Henkerin", war ich eine Woche lang schlecht drauf wegen
Abschiedsschmerz.


USS: Was macht Ihnen mehr Spaß? Das Recherchieren an den Orten, das
Charakterisieren der Figuren, einen Plot entwickeln?

MC: Alles gleichermaßen.


USS: Lesen Sie gerne? Haben Sie viele Bücher über das "Schreiben"
gelesen, bevor Sie selbst mit dem Schreiben begonnen haben?

MC: Ich habe zuerst journalistisch schreiben gelernt, habe viele Jahre
als Reporter und Redakteur gearbeitet. Das literarische Handwerk habe
ich in Seminaren und vor allem durchs Schreiben selbst gelernt. Und
das Schönste: Dieser Lern- und Erfahrungsprozess ist noch lange nicht
zu Ende! Und natürlich lese ich gerne, wenn auch mit unterschiedlicher
Intensität. Manchmal lese ich in einer Woche vier Bücher, manchmal
keines in einem Monat. Das ist vor allem dann der Fall, wenn ich in
der heißen Schreibphase bin.

USS: Welches Buch liegt auf Ihrem Nachtkästchen? Und haben Sie ein
Lieblingsbuch?

MC: Ich habe viele "Lieblingsbücher". Das sind alle, die mich gefangen
nehmen, die mich entführen und mich begeistern. Da sind Klassiker
ebenso dabei wie Thriller. Über meinem Nachttisch erhebt sich ein SUB
(Stapel ungelesener Bücher), auf dessen Spitze Schnee liegt, die
untersten dürften sich bereits in Diamanten verwandelt haben.


USS: Als Sie Ihr erstes Buch veröffentlicht haben, haben Sie sich da
selber unter Druck gesetzt, um gleich ein Nachfolgeprojekt zu
etablieren? Oder wollte der Verlag gleich ein zweites Buch haben?

MC: Für mich war klar, dass es weitergehen würde, ich hatte auch schon
mehrere Ideen in der Schublade.  Der Verlag wollte ebenfalls von
Anfang an eine Reihe.


USS: Wie genau arbeiten Sie mit Ihrem Lektorat zusammen?

MC: Ich liefere die erste Fassung, die Lektorin nimmt es sich vor, ich
bekomme es zurück, ich falle in Ohnmacht, ich bearbeite den Text,
freue mich über die vielen guten Anregungen meiner Lektorin, liefere
die zweite Fassung, bekomme die Fahnen, korrigiere die Fahnen, und
(fast) alles ist gut.


USS: Wie gehen Sie mit Kritik um?

MC: Konstruktive Kritik ist das Beste, was einem Autor passieren kann
(abgesehen von 500.000 verkauften Büchern).


USS: Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Haben Sie schon Ideen für neue
Bücher, für neue Projekte? Möchten Sie mehr Seminare geben?

MC: Mehr Seminare werde ich nicht anbieten. Ideen für neue Bücher habe
ich immer, und immer ist mindestens ein neues Projekt in der Pipeline,
meistens sind es mehrere.


USS: Was machen Sie, wenn eine "Schreibarbeit" abgeschlossen ist?
Denken Sie bereits über das nächste Projekt nach? Oder arbeiten Sie an
mehreren Projekten gleichzeitig?

MC: Zuerst wird getrauert, siehe oben. Dann geht die Arbeit weiter.
Ich arbeite gleichzeitig an mehreren Projekten. Davon sind zwei in der
Schreibphase (ein Thriller und ein halber historischer Roman) und
mehrere in der Ideen- bzw. Exposéphase und Textprobenphase.


USS: Beantworten Sie alle Mails oder Briefe, die Leser schreiben?
Freuen Sie sich darüber?

MC: Wenn es ein angemessenes Anliegen ist, auf jeden Fall. Und ich
freue mich über Rückmeldungen der Leserinnen und Leser, wenn sie
konstruktiv sind.


USS: Jetzt gebe ich Ihnen mal die Gelegenheit, sich in eine
literarische Figur zu versetzen. Wer wäre das denn? Fällt Ihnen jemand
spontan dazu ein?

MC: Das mache ich ja den ganzen Tag
 Ansonsten gerne Jim Knopf.


USS: Wen oder welchen Literaten würden Sie gerne mal treffen wollen?

MC: Ian Rankin und Val McDermid und viele andere.


USS: Sie haben drei Wünsche frei. Was wünschen Sie sich?

MC: Erstens gesund, zweitens in Frieden, drittens mit meinen Lieben
lange leben.


USS: Was raten Sie angehenden Autoren? Soll man an
Wettbewerben/Anthologien teilnehmen?

MC: Alles was dazu anregt, zu schreiben, kann ich empfehlen.

Tipps: 1. Immer darauf achten, sich nicht ausnehmen zu lassen. 2. Ein
Bibliographie, in der nur Anthologietitel auftauchen, sind für Verlage
und Agenten in der Regel schon suspekt. Denn oft zeigt sich, dass
jemand zwar eine passable oder sogar sehr gute Kurzgeschichte
hinbekommt, bei der großen Form aber überfordert ist. Wer also Romane
veröffentlichen will, sollte auch Romane schreiben und nicht seine
Energie in Kurzgeschichten investieren. Geld kann man damit sowieso
nicht verdienen.

Übrigens: Wirklich gute Kurzgeschichten verlangen einen enormen Zeit-
und Ideenaufwand. Drei Kurzgeschichten  ein Roman. So ist es
zumindest bei mir.


USS: Und zum Schluss: Welche Tipps können Sie unseren Lesern mitgeben?

MC: Jeden Tag schreiben! Auch neben dem Brotjob. Und keine Ausrede
gelten lassen, nicht schreiben zu müssen. Nur wer schreibt, ist
Autorin oder Autor. Nie aufgeben! Und nie einem Dogma verfallen. Und
immer das schreiben, was ich auch als Ziel vor Augen habe. Und das ist
in der Regel der Roman. Ansonsten halte ich es mit Voltaire: "Jede Art
des Schreibens ist erlaubt - nur nicht die langweilige!"


USS: Lieber Martin Conrath, herzlichen Dank.


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BUCHBESPRECHUNG:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


                      "Brainstorming for One"
                   besprochen von Jörg Wolfradt

Glaubt man einem geflügelten Spruch, so speist sich Kreativität aus 10
% Inspiration und 90 % Transpiration. Was aber, wenn einen die Muse
überhaupt nicht küssen mag? Dann greift man als AutorIn vielleicht zu
einem der vielen Bücher über Kreativitätstechniken - und stellt fest,
dass sich die meisten Übungen auf Gruppenszenarien beziehen.

Nun liegt ein "Kreativitätsseminar in Buchform" vor, das sich explizit
an einzelne Kreative und damit auch an AutorInnen richtet. Dabei geht
es stets darum, eingefahrene Denkgewohnheiten zu verlassen und sich
auf Neues einzulassen. Angeboten wird eine reiche Palette an
Schreibimpulsen: "50 Werkzeuge und Übungen" an der Zahl. Innovative
Ideen nämlich finden sich überall, nicht nur in Worten und Bildern,
sondern auch in Analogien und Paradoxien - und manchmal gar tief im
Unterbewusstsein.

So kann man zum Beispiel anhand einer umfangreichen Reizwortliste
einen ganzen Roman plotten, indem man sich anhand von vier zufällig
ausgewählten "Reizwörtern" nacheinander zu Setting, Figuren, Handlung
und Auflösung der Geschichte inspirieren lässt. Und da Kreativität
bekanntlich Begrenzung braucht, sagt etwa ein Foto, auf dem ein
abbruchreifes Haus zu sehen ist, nicht per se mehr als 1000 Worte. -
Es sei denn, man setzt etwa die folgenden zehn Wörter unter solch ein
Bild, um die Ideenproduktion in Gang zu setzen: "Das also sollte ihr
neues Zuhause sein? Bei dem Gedanken
" (Einige der Listen, Fotos und
Formulare aus dem Buch stehen auf der Verlagsseite zum Download
bereit.)

Insgesamt ist es der Kreativ-Coacherin Petra Hennrich gelungen, in
neun unterhaltsamen Kapiteln den Kreativitätsprozess mit all seinen
Ups und Downs sinnlich spürbar werden zu lassen.


Petra Hennrich: "Brainstorming for One. 50 Werkzeuge und Übungen für
Ihre Kreativität. Ein Seminar in Buchform", 2013, 217 Seiten, 19,90
Euro, Junfermann Verlag

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Jörg Wolfradt ist promovierter Literaturwissenschaftler und hat als
freier Autor zahlreiche Bücher, Hörspiele und Theaterstücke für Kinder
und Jugendliche veröffentlicht. Als Dozent an verschiedenen
Volkshochschulen bietet er zudem Schreibseminare an, z. B. "Schreiben
für Kinder", "Texte-TÜV" oder "Kreatives Schreiben"; Infos und Termine
unter http://www.wolfradt.de.


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SOFTWARE-BESPRECHUNG:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


                          "DramaQueen 1.5.0"
                    besprochen von Ulrike Rudolph

DramaQueen ist eine Drehbuch-Software. Ich habe meine Pro-Version aber
sofort an einem Romanprojekt und anschließend an einer Kurzgeschichte
getestet. Beides, das sage ich gleich vorweg, hat mir viel Spaß
gemacht und zudem meine Arbeit sehr erleichtert.

Ich schreibe viel und an unterschiedlichen Projekten gleichzeitig.
Manchmal liegen Tage dazwischen, bevor ich an ein begonnenes Projekt
zurückkehre. Da ist es hilfreich, wenn ich meine Material- und
Ideensammlung, erste Formulierungen und Szenenentwürfe an einem Ort
aufbewahre. Das war und ist seit dem Test DramaQueen. Das Programm
hilft mir, Geschichten zu entwickeln, zu schreiben, zu analysieren und
zu visualisieren.

Und das geht so: Hauptbestandteile (auf dem Bildschirm in Spalten von
links nach rechts angeordnet und aus- bzw. einblendbar) des Programms
sind:

- Storytelling - eine besonders für den Spannungsaufbau wichtige
Funktion, die je nach Storyline/Handlungsstrang anzeigt, wie eine
Entwicklung verläuft, wo Wendepunkte liegen und wie der Spannungsbogen
verläuft. Für die Funktion "Visualisierung" ist das sehr wichtig, weil
man hier erkennt, ob man seinen Zweck erfüllt. (Elizabeth George hat
einmal bei einer Lesung gesagt, sie hätte Ihren Roman wie eine Eieruhr
angelegt, wo zu Anfang die Handlungsstränge parallel laufen, sich dann
annähern, überschneiden und dann wieder trennen. So etwas kann man mit
diesem Programm tatsächlich sichtbar machen.)
- Outline - enthält die einzelnen Steps - oder im Roman Kapitel.
- Text - als Exposee oder als Treatment, das entspricht meinem
ausführlicheren Szenenplan, oder als Drehbuch, was meinem Romanentwurf
entspricht. Man kann zwischen den einzelnen Textebenen durch Klick
wechseln.
- Ideen - mit einem Suchfenster und einem Textfenster für
ausführlichere Beschreibungen.
- Storylines - was im Roman Handlungssträngen entspricht.
- Figuren - mit ausführlich vorgegebenen Charakteristika (Äußeres,
Inneres, Credo, Wunde, Backstory, Fallhöhe usw., wirklich
ausführlich), die variiert werden können
- Schauplätze.


         Das konkrete Projekt

Für mich war das Storytelling diesmal nicht so entscheidend, weil der
Roman ("Bad Boys‘ Pranks", erschienen im Tandem Verlag, 2014) kurz war
und nur drei Handlungsstränge enthält. Die hatte ich gut im Kopf. Bei
größeren Projekten wird diese Funktion sicher wichtiger. Mein
Bildschirm bestand aus:

1. Outline: Hier entwickelte ich die Idee in Form von Stichworten,
dann Kapitelüberschriften. Daneben hatte ich die breite Hauptspalte:
2. Text: Dort formulierte ich ausführlicher, was in den einzelnen
Kapiteln passiert. Daneben hatte ich als 3. Spalte:
3. Figuren: Hier fixierte ich Aussehen, Alter, Motive,
Hintergrundstories etc.

Damit war ich ziemlich glücklich. Manchmal blendete ich mir noch
4. Ideen ein, um später etwas nachfüttern zu können, Ideen für
Stimmungen zu sammeln oder weitere neue Gedanken nicht zu verlieren.

Die Schauplätze hatte ich im Kopf, in diesem Rahmen brauchte ich diese
Funktion nicht.

Durch die übersichtliche Anordnung hatte ich immer alles im Griff. Na
ja, weitgehend. Im Schreibprozess kommt es ja immer wieder zu
überraschenden Änderungen, wenn sich etwa Figuren verselbständigen.
Mit diesem Programm lässt sich das ganz einfach handlen. Wollte ich
ein Kapitel einfügen oder verschieben, klickte ich auf die Stelle in
der Outline, fügte neue Kapitel ein und hatte in der Spalte daneben
gleich die passende Textstelle, um sofort loszuformulieren.

Ich habe nicht oft vorher einen so ausführlichen Szenenplan gehabt,
der sich im Schreibprozess verändert und verfeinert hat. Und die drei
Textebenen haben mir sehr geholfen, die einzelnen Kapitel zu
verfeinern. Die gesamte Übersichtlichkeit des Projektes ist wunderbar.


         Mein Fazit

Wer - wie ich - gerne strukturiert arbeitet und am liebsten alles
übersichtlich an einem Platz speichert und auch anschaut, sollte
DramaQueen ausprobieren. Es ist ein sehr vielseitiges Programm, das
durchaus nicht nur für Drehbücher taugt, sondern auch für sämtliche
Vorarbeiten an Romanen oder Kurzgeschichten geeignet ist. Den
eigentlichen Romanentwurf habe ich dann allerdings in Word geschrieben
(d. h., ich habe den letzten Textentwurf, der dem "Drehbuch"
entspricht, in Word kopiert und dort weiterverarbeitet), weil der
Verlag einige Formatierungswünsche hatte. Da wollte ich kein Risiko
eingehen und nachträglich alles neu formatieren müssen. Möglicherweise
funktioniert das aber auch in DramaQueen.

Eine Prosa-Version ist für dieses Jahr geplant. Ich bin schon sehr
gespannt und denke, dass Formatierungsprobleme dort nicht auftauchen
werden.


DramaQueen gibt es als dauerhaft kostenlose Basisversion, als Plus-
Version (99 Euro oder 11,90 Monat/Mietkauf für 9 Monate) und als Pro-
Version (297 Euro Sofort- oder 17,90 Euro Monat/Mietkauf für 18
Monate), jeweils für 30 Tage kostenlos zum Testen. Infos, Kauf und
Download hier: http://dramaqueen.info/

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Ulrike Rudolph


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VERLAGSPORTRAIT:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


Saga-Verlag
Stadtplatz 17
A-2020 Hollabrunn
https://www.sagaverlag.de
Tel. +43 (6 50) 80 95 504


         Verlagsgeschichte

Der Gründer des Verlags ist Christoph Springinsfeld, er arbeitet mit
fünf Mitarbeitern (noch) nebenberuflich. Es sind allesamt Studenten,
die also genug Freizeit für den Verlag haben.

Die Autoren sind eine Gruppe, die seit Jahren Bücher bei BoD bzw.
Amazon Kindle verlegt haben. Die Bücher wurden gegenseitig lektoriert,
Landkarten wurden erstellt, Trailer produziert und so die
Verkaufszahlen nach oben getrieben. Irgendwann war klar, dass sie
genauso gut einen eigenen Verlag gründen könnten, da sie ohnehin die
gesamte Verlagsarbeit erledigt haben.


         Programm und Philosophie

Der Saga-Verlag konzentriert sich auf Fantasy und Romane. Allerdings
ist der Verlag durchaus auch bereit, den Horizont, das Verlagsprogramm
zu erweitern.

Springinsfeld glaubt, dass sich die Verlagswelt im Umbruch befindet.
Viele große Verlage gehen zugrunde, weil sie erstens die neuen
Möglichkeiten der E-Books ignorieren und sich zweitens konsequent
weigern, den vielen guten Geschichten und Autoren im Internet eine
Chance zu geben.
Der Saga-Verlag will genau das tun. Der Verlag setzt konsequent
darauf, die Bücher mit den neuen Medien zu bewerben.


         Welche Autoren wurden bisher verlegt?

Als Team verlegt der Saga-Verlag schon lange die eigenen Bücher sowie
Bekannte und Freunde via BoD oder Amazon Kindle. Als Verlag selbst
sind sie eine Neugründung und haben darum erst drei Autoren selbst
verlegt. Namentlich Markus Willinger, Monika Weithofer und Dana
Graham.


         AutorInnen gesucht?

Der Verlag freut sich über engagierte Autoren, die gut in das Team
passen. Allerdings  wird genau geprüft, so dass nicht jeder verlegt
wird.

Der perfekte Autor hat für Springinsfeld und sein Team - neben einem
guten Werk - drei Eigenschaften:  Er ist bereit Kritik, zu
akzeptieren, strengt sich wirklich an und hat Freude und Spaß an der
Sache.


         Konditionen

Der Verleger selbst erhielt einmal die Möglichkeit, sein Buch bei
einem richtigen, etablierten Verlag zu veröffentlichen. Ganz
begeistert antwortete er und war bereit, jeden Vertrag zu akzeptieren.
Letztendlich bekam er exakt 5 %, was er heute, da er weit mehr Ahnung
von der Materie hat, sehr ungerecht fand. Auch aus diesem Grund ist
der Saga-Verlag entschlossen, den Autoren faire Konditionen
anzubieten, wobei Autoren, die schon Bücher im Verlag veröffentlicht
haben, belohnt werden. Neue Autoren bekommen 15 % des Verkaufspreises
ihrer Bücher. Bei E-Books hängt es davon ab, welche Tandemoption
Amazon anbietet und wie viel Arbeit das Lektorat erfordert. Da geht es
um einem Bereich von 20-30 % des Verkaufspreises. Der Saga-Verlag
richtet sich bei den Tantiemen in der Regel nach dem Hauptverband des
österreichischen Buchhandels.


         Was ist besonders wichtig?

Das ist eindeutig die Liebe zum Detail. Man merkt einem Buch nämlich
sofort an, ob es hastig produziert oder liebevoll gestaltet worden
ist. Der Verlag will, dass man bei jedem der Bücher die Anstrengung
dahinter merkt. Sie freuen sich persönlich über jedes verkaufte Buch,
denn schließlich steckt da eine ganze Menge der eigenen Energie drin.

Nur ein Beispiel: Die Mitarbeiter des Verlags haben sich wochenlang in
das Programm "Campaign Cartographer 3" eingearbeitet, um jetzt für die
Autoren gute Fantasykarten erstellen zu können.


         Zukunftspläne, Perspektiven

Die nächsten sechs Monate will Springinsfeld und sein Team weiter
nebenberuflich verfahren und den Verlag dann hauptberuflich leiten.
Möglicherweise werden einige vom Team dafür nach Osteuropa ziehen, wo
sie billiger leben und für den Verlag arbeiten können.

Der Start lief sehr gut. Der Verlag hat einige gute Manuskripte
bekommen und man wird sich jetzt ganz auf deren Veröffentlichung
konzentrieren.

Springinsfeld hat sich außerdem entschlossen, einige gemeinfreie
Bücher zu bearbeiten und zu veröffentlichen. Es kam eine direkte
Übersetzung des altitalienischen Originals von Machiavellis "Der
Fürst" heraus (eine Mitarbeiterin ist halbe Italienerin und arbeitet
daran schon länger), und einige weitere gemeinfreie Bücher werden,
vorerst als E-Books, folgen.


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
---------------------------------------------------------------------
Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -
keine Manuskripte zur Beurteilung.

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.


Drehbuch: Oliver Pautsch
                            drehbuch at experte pt autorenforum pt de

Fandom: Thomas Kohlschmidt
                              fandom at experte pt autorenforum pt de

Fantasy: Stefanie Bense
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Heftroman: Arndt Ellmer
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Historischer Roman: Titus Müller
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Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik
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Kriminalistik: Kajo Lang
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Lyrik: Martina Weber
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Marketing: Maike Frie
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Recherche: Barbara Ellermeier
                           recherche at experte pt autorenforum pt de

Plotten: Kathrin Lange
                             plotten at experte pt autorenforum pt de

Sachbuch: Gabi Neumayer
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Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss
                         fortbildung at experte pt autorenforum pt de

Schreibgruppen: Ute Hacker
                      schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de

Schreibhandwerk: Ute Hacker
                     schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de

Science-Fiction: Andreas Eschbach
                            sf-autor at experte pt autorenforum pt de

Übersetzung: Barbara Slawig
                       uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de

Verlagswesen: Bjørn Jagnow
                        verlagswesen at experte pt autorenforum pt de


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Experten-Special:
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Bjørn Jagnow hat seine Fragen und Antworten zu den Themen
Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt
- thematisch sortiert und aktualisiert:

"Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book,
2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR SCHREIBHANDWERK:
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       Ute Hacker (
schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de
)

Frage:
Schon seit einiger Zeit versuche ich mich als Schriftsteller. Mit dem
Schreiben an sich hatte ich nie Probleme, ich hab schon einige
Gedichte und Kurzgeschichten verfasst. Jetzt versuche ich mich an
meinem ersten großen Projekt, einen Roman zu schreiben. Allerdings
finde ich keinen Anfang. Ich habe zwar schon mehrere Konzepte, trau
mich aber nie, den ersten Schritt zu wagen. Und wenn ich es versuche,
fällt mir nichts ein. Wie kann ich das ändern und einfach anfangen?


Antwort:
Eigentlich haben Sie es ja schon selbst geschrieben: Fangen Sie doch
einfach mal an.

Ich weiß, das ist leichter gesagt als getan, aber - was kann Ihnen
denn passieren? Schlimmstenfalls müssen Sie die ersten Seiten
überarbeiten oder gar löschen. Na und? Es gibt Schlimmeres, oder?

Es wird in Ihrem Leben als Autor immer Phasen geben, wo es mit dem
Schreiben nicht so gut läuft. Oftmals hat man gerade dann einen
Abgabetermin vor Augen, muss also etwas zu Papier (oder in den PC)
bringen. Ich setze mich in solchen Fällen hin und beginne mit dem
Schreiben. Und wenn mir zu meiner Geschichte, meinem Roman nichts
einfällt, schreibe ich etwas anderes, was mir gerade so in den Kopf
kommt. Meistens finde ich den richtigen Dreh und kann mich wieder auf
meinen Plot konzentrieren. Aber manchmal schreibe ich einfach nur
Müll, den ich hinterher dann lösche. Das muss man sich einfach
zugestehen.

Sie schreiben, dass Sie mehrere Konzepte haben. Sie wissen also im
Prinzip, was in Ihrem Roman passieren soll. Warum steigen Sie nicht
einfach mal bei einer Szene ein, die Ihnen besonders am Herzen liegt?
Man muss ja nicht unbedingt am Anfang beginnen. Es gibt viele
Schriftsteller, die "chaotisch" schreiben, also erst mal eine Szene
mittendrin, dann eine am Anfang, eine am Ende, dann wieder eine
mittendrin. Je ausgefeilter das Konzept, desto leichter geht so etwas.

Sie sollten sich auch nicht unter Druck setzen, dass der erste Roman
gleich preisverdächtig gut wird! Sehen Sie ihn eher als Übungsprojekt
an. Schreiben ist ein Handwerk, und auch hier macht Übung den Meister.
Setzen Sie sich als Ziel, dass Sie versuchen wollen, diesen Roman
fertigzuschreiben. Das ist schon ein sehr großes Ziel, denn viele
Menschen wollen einen Roman schreiben, bringen ihn aber nicht zu Ende.
Auch hier hilft übrigens ein gut durchdachtes Konzept. Wer weiß, wie
der Roman endet, hat ein Ziel, auf das er zuschreiben kann.

Es hilft übrigens oft auch, sich zu sagen: Die erste Version ist nur
für mich! Da darf dann alles drinstehen, was vielleicht gar nicht in
den Roman gehört. Sie müssen einen Roman immer mehrmals überarbeiten,
bis er so weit ist, jemandem, z. B. Testlesern, vorgelegt zu werden -
und dann vielleicht noch ein paar Mal, bis er reif ist für einen
Agenten oder Verlag. Sie müssen nicht von Anfang an perfekt sein!!!

Halten Sie sich das vor Augen, wenn Sie sich hinsetzen, dann sollte es
eigentlich klappen.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Die Münchner Autorin Ute Hacker schreibt deutsch und englisch und
tummelt sich in verschiedenen Genres, vor allem im Kinderbuch (als
Luisa Hartmann), aber auch im Krimi (als Billie Rubin). Sie ist u. a.
aktives Mitglied bei der International Online Writing Group IOWG, die
sie auch mitgegründet hat, sowie bei der Autorinnenvereinigung. Mehr
Infos auf ihrer Homepage: http://www.utehacker.eu.


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit
getrennter Mail kommt
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Einsendeformalien:
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach
Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin
bzw. beim Autor.

Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an:

beitrag at team pt autorenforum pt de


Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet
werden.

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                      I M P R E S S U M
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Herausgeber:
 Ramona Roth-Berghofer
                      public.relations at team pt autorenforum pt de

 Gabi Neumayer                
                             redaktion at team pt autorenforum pt de

 Stefan Schulz                       webmaster at autorenforum pt de

 Thomas Roth-Berghofer
                  
                  Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de

 Jürgen Schloßmacher
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Ausgabe 26-11 (vom 20. November 2024)

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