Editorial
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Lesetipps
Autorenwissen
"Aufschieberitis: Weitere Tipps"
von unseren Leserinnen
Schreibkurs
"Nur wer zielt, kann treffen: Mit der Zielstrategie
Romanfiguren entwickeln - Teil 2"
von Klaus Eckardt
Marketingideen
"Der Trick mit dem Klick: Pressefotos"
von Maike Frie
Spannung, der Unterleib der Literatur
"Regenzeitversuchung"
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
"Schreiben. Vom Leben der Texte"
besprochen von Martina Weber
Verlagsportrait
"Rattenreiter Verlag"
Frag den Experten für Verlagswesen
(Björn Jagnow)
Frag die Expertin für Fantasy
(Stefanie Bense)
EDITORIAL: --------------------------------------------------------------------- Liebe Autorinnen und Autoren, "Ja, ist denn schon Weihnachten?!", möchte man angesichts dieses Tempest ausrufen. Denn mit dieser Fülle an Artikeln, Tipps und Ausschreibungen kommt auch der größte Feiertagsmuffel vollbeschäftigt ins neue Jahr. Und das haben wir diesmal für euch: Klaus Eckardt bringt seinen Artikel über die Entwicklung von Romanfiguren mit der Zielstrategie zum Abschluss. Maike Frie erklärt, worauf es bei Pressefotos ankommt. Zwei Leserinnen geben ihre Tipps zur Aufschieberitis an euch weiter (wer mehr dazu lesen möchte: André Wiesler hat im September-Tempest einen Artikel dazu bei uns veröffentlicht). Hans Peter Roentgen klopft einen neuen Text auf seinen Spannungsgehalt ab. Martina Weber bespricht ein lohnenswertes Schreibbuch. Ursula Schmid-Spreer stellt den Rattenreiter Verlag vor. Und unsere ExpertInnen Stefanie Bense und Björn Jagnow geben wieder einmal kompetente Antworten auf eure Fragen. Dass ihr in dieser Ausgabe darüber hinaus neue Schreibanregungen, Ausschreibungen und Seminarangebote findet, brauche ich sicher kaum noch zu erwähnen ... Der Tipp des Monats Dezember, diesmal von http://www.writingforward.com/blog: If you write in a genre, don?t be afraid to blur the lines. A drama can have funny moments and a thriller can have a bit of romance. Und hier noch ein Aufruf: Nutzt die Gelegenheit, einen Profi eure Pressemitteilung überarbeiten zu lassen! Schickt uns zu diesem Zwecke eine selbstverfasste PM für eins eurer Bücher. Maike Frie wird sich in einem ihrer kommenden Artikel im Tempest mit euren PMs beschäftigen und hilfreiche Tipps geben. Kommt alle gut ins neue Jahr! Und wenn ihr ausgiebig vom Weihnachtsteller genascht und das neue Jahr mit einem Kaffee oder einem Hering begrüßt habt: Denkt an euren Jahresbeitrag für den Tempest. Damit auch wir gut ins neue Jahr rutschen. Gabi Neumayer Chefredakteurin ~~~~~~~~~~~ Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto: Jürgen Schloßmacher Kreissparkasse Köln BLZ 370 502 99 Kto. 11 42 17 61 63 Stichwort: "Beitrag 2013" Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen "autorenforum", sondern nur auf "Jürgen Schloßmacher"! Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte genau so zusammenschreiben!) IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15 BIC: GENODEF1S01 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ISSN 1439-4669 Copyright 2013 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ INHALT DIESER AUSGABE: TEIL 1: Editorial Hall of Fame Schreib-Kick Echo-Service Lesetipps Autorenwissen "Aufschieberitis: Weitere Tipps" von unseren Leserinnen Schreibkurs "Nur wer zielt, kann treffen: Mit der Zielstrategie Romanfiguren entwickeln - Teil 2" von Klaus Eckardt Marketingideen "Der Trick mit dem Klick: Pressefotos" von Maike Frie Spannung, der Unterleib der Literatur "Regenzeitversuchung" Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen Buchbesprechung "Schreiben. Vom Leben der Texte" besprochen von Martina Weber Verlagsportrait "Rattenreiter Verlag" Frag den Experten für Verlagswesen (Björn Jagnow) Frag die Expertin für Fantasy (Stefanie Bense) Impressum TEIL 2: Veranstaltungen Ausschreibungen Publikationsmöglichkeiten mit Honorar ohne Honorar Seminare Messekalender Impressum ********************************************************************* HALL OF FAME: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können. Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema: ....... AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage- Adresse. ....... Ein Beispiel (!): Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009, Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive Homepage! ....... Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. ACHTUNG! Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä. Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an redaktion at team pt autorenforum pt de. Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Regina Gärtner: "Unter dem Südseemond", Heyne Verlag 2013, Auswanderer-Saga. Von Köln ins koloniale Deutsch-Samoa. Ernst Rudi Schnabel: "Die Reise nach Smörebröd oder ganz alltägliche Geschichten meines Freundes Edwin", Verlag united p.c. 2012, Kurzgeschichten. ISBN: 97835040771-7 Inez Corbi: "Im Herzen der Koralleninsel", List Taschenbuch Verlag 2013, Südseeroman. Deutsch-Neuguinea im Jahr 1890. www.inez.corbi.de. Brigitte Märker: "Wenn der Acker brennt", Emons Verlag 2013- Landkrimi. http://www.brigitte-maerker.com Jonis Hartmann: "Mondo Kranko", Chaotic Revelry Verlag 2013. Wie es hinter deinem Rücken gogoliert. jonishartmann.de Ole Tänzer: "Nachschlag - Ich bin dein Herr und Mörder", Ubooks Verlag 2013, SM-Thriller. http://www.oletaenzer.de Michael van Orsouw: "Dufour, Held wider Willen", Knapp Verlag 2013, fiktive Autobiografie. Erhellend und erheiternd. www.dufourbuch.ch Birgit Gürtler: "Die Forschenden", Sieben Verlag 2013, Mystery- Thriller. http://www.birgit-guertler.de Jordis Lank: "Rauklands Blut", Verlagshaus El Gato 2013, Fantasy- Abenteuer. Zwei Brüder kämpfen um den Thron. www.jordis-lank.de Daniela Alge: "Kathrinatag", Verlag Federfrei 2013, Österreich-Krimi Katja Schwede: "Chicks Wildnis-Abenteuer", bookshouse Verlag 2013, Kinderbuch. Tiere, Natur, Spannung, www.chicks-wildnis-abenteuer.de Billie Rubin, "Kaltes Dorf", allitera Verlag 2013, Kriminalroman. Band 3 der Nürnberg-Serie mit Charlotte Braun Andrea Hoffmann: "Verliebt in Grevenbroich", Heiner Labonde Verlag 2013, humorvoller Unterhaltungsroman. Zurück zu Erinnerungen ins Teenagerdasein der späten 80er. ********************************************************************* SCHREIB-KICK: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Unser Schreib-Kick für den Dezember, diesmal von Jennifer Schreiner: Wer bist du? ........... Stell dir vor, eine Person, die dir sehr vertraut ist, fragt dich zehnmal: "Wer bist du?" 1. Schreibe deine jeweilige Antwort jedes Mal auf eine Karteikarte. Denk nicht lange nach. Du kannst stichwortartig antworten oder als Fortsetzung des Satzes: "Ich bin ein Mensch, ..." 2. Beschrifte die Karten nach ihrer Bedeutung für dich von 1 bis 10. 3. Begründe nun auf den Rückseiten der Karten deine Antworten und auch deine Rangfolge. Fang jeweils mit "weil" an. ********************************************************************* ECHO-SERVICE: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) ********************************************************************* LESETIPPS: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) http://blog.mairisch.de Der Mairisch Verlag hat ein mehrteilige Reihe zum Thema "Was macht eigentlich ein Verlag?" auf seiner Website herausgegeben. In Teil Nr. 7 geht es nun nach Themen wie Lektorat oder Pressearbeit um die "Finanzen". Mit interessanter Beispielkalkulation. +++++ http://www.boersenblatt.net/648781 Die Jahrestagung der BücherFrauen lieferte einen interessanten Überblick über das literarische (Er-)Leben im digitalen Buchmarkt. Die Bestsellerautorin Nina George berichtet. ********************************************************************* AUTORENWISSEN: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Aufschieberitis: Weitere Tipps" André Wieslers Artikel zur Aufschieberitis aus dem September-Tempest hat offenbar einen Nerv getroffen. Hier sind weitere Tipps von unseren LeserInnen (und von mir). Habt ihr noch andere Tricks gegen die Aufschieberitis auf Lager? Dann mailt sie uns! ++++++++++++ Regina Frik: ++++++++++++ Der Artikel über Aufschieberitis war wirklich inspirierend, besonders der Tipp mit den losen Zetteln ist mir im Gedächtnis hängengeblieben. Ich habe den Tempest vom September erst heute lesen können (womit wir sofort beim Thema sind), habe aber dafür auch gleich den frischesten gelesen und gesehen, dass du noch nach Tipps suchst. Hier meine Tipps: 1. "Einfach anfangen" ist wohl der beste, aber auch der nervigste Tipp, denn wenn es so einfach wäre, würden wir ja einfach anfangen ... Aber immer diese Abers. Ich habe gemerkt, dass ich im Alltag auch sonst viele Kleinigkeiten aufschiebe, und das als eine schlechte Gewohnheit entlarvt, die ich versuche mir langsam wegzutrainieren. Selbstverständlich nach der Schreibzeit! Einfach mal die Kleinigkeiten gleich erledigen, die man gerade sieht. Nicht bloß denken, das müsste man noch machen, sondern gleich weg damit. Ob das ein Putzeimer ist, der in der Ecke steht und in den Schrank will und an dem man sonst drei Mal am Tag vorbeiläuft, oder die E-Mail, die man wieder wegklickt, um sie später und in Ruhe zu beantworten, oder die Arzttermine, die man schon seit Monaten vereinbaren möchte, oder die 10 Kniebeugen, um den Kreislauf in Schwung bringen. (Aktiviert man die Muskeln, fällt es einem übrigens auch leichter anzufangen: aktive Muskeln Tatendrang). Ein paar Male am Tag genügen meistens. Nur immer wieder den Kreislauf durchbrechen und gleich etwas tun, was man sieht oder vorhatte, egal wie klein es ist. 2. Das Aufschieben mal aufschieben. Das klappt nicht immer, und man muss wissen, was man gerade eigentlich tun wollte, und sich auch mal bremsen, wenn man den Eimer anschielt, aber auf dem Weg zum Schreibtisch ist. Also wie überall ist auch hier Obacht geboten. 3. Einen weiteren Trick habe ich aus dem Büchlein von John Perry "Einfach liegen lassen", für alle "Aufschieber" übrigens eine 100% Empfehlung. Wir neigen dazu, die Sachen zu erledigen, die nicht auf den ersten Plätzen unserer To-do-Liste stehen. Der Trick: Plätze tauschen. Man schreibe allesm was man wirklich und dringend erledigt haben möchte, ab Nr. 3 auf, auf die ersten 1 bis 2 Plätze kommen umfangreiche, aber aufschiebbare Arbeiten, wie Ideensortieren, Karteikasten pflegen, ein Manuskript testlesen, ein älteres noch mal überarbeiten - oder was man sonst noch Wichtiges zu tun hat, was eventuell Zeit verschlingt. Sport ist mein Spitzenkandidat, wenn es darum geht, etwas aufzuschieben. Schreibe ich oben "Sport" hin, finde ich mich am Schreibtisch wieder. Mit anderen Worten: Man sucht nach etwas, das man anstatt des Schreibens aufschieben kann. 4. Und was mir immer wieder auch noch hilft, ist, mir zu sagen: "Das ist nur mein erster Entwurf, nur eine Skizze, es muss nicht gleich glänzen und perfekt ausformuliert sein." Lässt man den Perfektionismus im Regal, bis man überarbeiten muss, fällt auch das Anfangen etwas leichter. Ich versuche mich auch immer zu fragen, warum ich gerade etwas aufschiebe. Die Gründe können sich nämlich minütlich ändern und von Arbeit zur Arbeit natürlich auch unterschiedlich ausfallen. Jetzt habe ich z. B. etwas gleich erledigt: diese Tipps zu schreiben. Ich wollte es noch auf morgen verschieben, aber hey, wozu trainiere ich überhaupt? Dafür musste aber meine Lesezeit aufgeschoben werden. Irgendwas werden wir immer aufschieben müssen, bei der Vielzahl an Aufgaben, die wir haben. Und deswegen sollten wir als Erstes aufhören, uns wegen unserer "Aufschieberitis" ein schlechtes Gewissen zu machen, denn schreibt man mal auf, was man eigentlich alles erledigt hat ... Die losen Zettel! Ich sage ja, die sind genial. Danke für den tollen Artikel. +++++++++++++++++++ Ulrike Scheuermann: +++++++++++++++++++ Motivation entsteht durch Tun. Das allerdings ist einfacher gesagt als umgesetzt, sonst gäbe es ja keine Schreibblockaden. Besonders hilfreich finde ich deshalb eine extrem niedrige Schwelle, um Aufschieberitis zu vermeiden: - Erst einmal nur Schreibdenken - also private Drauflosschreibe-Texte verfassen, die niemand sonst liest, wie etwa Fokussprint, Denkskizze oder Serienschreiben. Die dauern alle nur drei bis fünf Minuten. - Dafür aber täglich schreiben, am besten morgens vor allen anderen Tätigkeiten. - Nichts vorher lesen: keine schon vorhandenen eigenen Texte "zum Einlesen", keine E-Mails, keine Rechercheergebnisse. - Immer für den nächsten Tag einen erleichterten Einstieg vorbereiten: ein Stichwort, einen Satzanfang, einen Gedanken notieren. - Textideen bei anderen Tätigkeiten dokumentieren: ins Smartphone sprechen, auf den Einkaufszettel kritzeln, der Freundin erzählen. - Für eine gute Schreibstimmung sorgen, z. B. mit der Stimmungsmacherin auf Knopfdruck Nummer eins: Musik. Und wenn das nicht hilft? Dann liegt das Problem auf einer tieferen Ebene. Und da ist Bewusstmachen der erste und wichtigste Schritt: Was ist der Hintergrund fürs Aufschieben? Aber das sprengt diesen Rahmen, weil es so individuell ist, dass allgemeine Tipps nicht weiterhelfen. +++++ Und hier noch ein paar Kurztipps von eurer Chefredakteurin: 1. Erledigte Aufgaben nicht einfach durchstreichen, wie André Wiesler vorschlägt, sondern bunt mit Textmarker markieren - das wirkt positiver. 2. An einen Ort ohne Internet oder mit einem Computer ohne Internetzugang gehen. Hilft gegen Recherchieren beim Schreiben - zum Beispiel gegen das Nachschlagen englischer Vokabeln, wenn man einen englischen Text schreibt ... ********************************************************************* SCHREIBKURS: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Nur wer zielt, kann treffen: Mit der Zielstrategie Romanfiguren entwickeln - Teil 2" von Klaus Eckardt Ein Kriminalbeamter, mit dem ich einmal bei einer Lesung über den Realitätsgehalt von Krimis diskutierte, sagte zu mir: "Ihr Autoren habt es gut, Ihr wisst von Anfang an, wo es langgeht. Wir dagegen stochern erst einmal im Nebel." Also nutzen wir diesen Vorteil! Für das weitere Vorgehen brauchst du 20 bis 50 Moderationskarten, am besten rechteckige oder ovale, dicke Filzschreiber und zwei große, runde Karten. Dazu einen Raum mit ein paar Metern freier Fußbodenfläche und viel Ruhe. Auf eine runde Karte schreibst du ein "Z" für Zukunft, auf eine andere ein "G" für Gegenwart. Versetz dich, wie schon bei der Formulierung deines Ziels [siehe Teil 1 dieses Artikels in Tempest 15-11], in die Rolle des Täters. Platziere nun die runde Karte mit dem "G" dort im Raum, wo du die Gegenwart siehst, die andere mit dem "Z" dort, wo du die Zukunft, also den vollendeten Mord siehst. Blicke von der Gegenwart aus in dein Ziel, und frag dich, ob du es wirklich erreichen willst. Und zwar zu 100 Prozent! Der Film läuft rückwärts Der Trick nun: Du gehst direkt ins Ziel und versetzt dich in die Rolle des Mörders, der seine Tat gerade vollbracht hat. In unserem Beispiel ist das der Mann, der seinen Erbonkel Willibald mit vergifteten Weihnachtsplätzchen um die Ecke bringt. Du tust das mit allen Sinnen: Du siehst, was der Mörder sieht (den in seinem Sessel tot zusammengesunkenen Onkel, dem der Speichel aufs Hemd getropft ist). Du hörst, was er hört (das grässliche Lachen einer bekannten Moderatorin im immer noch laufenden Fernseher). Du fühlst, was er fühlt (den Triumph, es geschafft zu haben, und die Vorfreude auf das Leben in der Karibik). Du riechst, was er riecht (den stechenden Schweiß des Onkels, der sich nie so richtig gewaschen hat). Und du schmeckst, was er schmeckt (das scharfe Pfefferminz, das er sich in den Mund gesteckt hat). Sei ganz eins mit dem Täter, und koste deinen Erfolg so richtig aus. Dann geht es weiter mit den beiden Fragen, die dich nun eine Weile begleiten werden: "Was passierte kurz vor dem Tod des Erbonkels? Was war dein letzter Schritt vor der vollendeten Tat?" Und: "Welche Fähigkeiten, welche Ressourcen brauchtest du (also der Mörder), um dies zu erreichen?" Zum Beispiel die Fähigkeit, Plätzchen zu backen und dir das richtige Gift zu besorgen sowie natürlich die nötige Skrupellosigkeit. Was passierte davor? Und davor? Und dann gehst du wieder einen Schritt zurück: "Was passierte davor?" "Welche Ressourcen brauchtest du dazu?" Jeden dieser Schritte und die Ressourcen hältst du (oder dein/e Partner/in, wenn du jemand hast, der dich unterstützt) in wenigen Stichworten auf Moderationskarten fest, die du in Richtung Anfang auf dem Boden auslegst. So gehst du Schritt für Schritt rückwärts - bis zu dem Punkt, an dem du die Tat planst. Merkst du unterwegs, dass der Weg so doch nicht funktioniert, geh einfach wieder an den Punkt, bis zu dem alles gestimmt hat, und mach dort weiter. Wichtig ist, dass du immer in der Rolle des Täters bleibst. Am Anfang angekommen, überblickst du - immer noch mit den Gefühlen des Täters - den Ablauf von hier bis zum Ziel. Frage dich dazu wieder: - Was siehst du? - Was hörst du? - Was fühlst du? - Was riechst du? - Was schmeckst du? Genieße diesen Moment! Geh nun in deinem Tempo Schritt für Schritt in Richtung Ziel, behalte es immer im Blick, und vergewissere dich deiner Fähigkeiten, die du ja auf den Karten notiert hast. Spür dabei, ob die Handlung stimmig ist, ob die Motive passen. Stößt du auf Hindernisse, markiere die Punkte mit einer Karte oder in Gedanken und geh trotzdem weiter bis ins Ziel. Falls du auf dem Weg ins Ziel auf ein Hindernis gestoßen bist, geh noch mal an diesen Punkt, genauer gesagt: an den Punkt, der vom Ziel aus gesehen davor liegt. Überleg dir, wie der Ablauf stimmig wird, und verändere alle weiteren Schritte entsprechend. So lange, bis du den Weg vom Anfang ins Ziel dreimal mit gutem Gefühl zurückgelegt hast. Genieße diesen Moment! Widersprüche vermeiden Du wirst merken, der große Vorteil dieser Methode liegt darin, dass es nicht zu Widersprüchen kommt, da wir vom Ergebnis ausgehen und so die Vorgeschichte ganz logisch konstruieren können, bzw. dass wir Schwachstellen sehr schnell erkennen. Auch kannst du ganz gezielt Hinweise in die Geschichte einarbeiten, deren Sinn sich dem Leser erst viel später erschließt. Am Anfang erfordert diese Methode sicher etwas mehr Zeit, doch wenn du sie öfter angewendet hast, läuft das zum großen Teil ganz automatisch. Diese Methode kannst du für alle deine Figuren verwenden. So kannst du sehen, wie das alles zum Beispiel aus der Sicht des Kommissars funktioniert, der den Täter am Schluss überführt, und dir überlegen, wo sich die Wege der Figuren kreuzen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Die Arbeit mit der Zielstrategie ist Teil meines Seminars "Einfach schreiben - Der Weg zum eigenen Buch". Termine unter www.klaus- eckardt.com. Dort gibt es auch ein Arbeitsblatt mit allen Schritten. Fragen zur Zielstrategie kannst du mir gerne per E-Mail schicken (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. ). Für alle, die intensiver mit dieser und anderen Methoden arbeiten möchten, biete ich auch Schreibcoachings an. ********************************************************************* MARKETINGIDEEN: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Der Trick mit dem Klick: Pressefotos" von Maike Frie Im letzten Tempest haben wir uns mit dem Schreiben von Pressemitteilungen beschäftigt. Heute geht es darum, sie noch überzeugender zu gestalten, indem man gelungene Fotos mitschickt. Professionelle Bilder kann man als Autor selbstverständlich auch für viele andere Arten des Selbstmarketings nutzen. Von Leseratten und Fröschen Der private Schnappschuss von der Signierstunde auf der Buchmesse oder das Foto vom letzten Skiurlaub haben eines gemeinsam: Beide sind ungeeignet für eine professionelle Eigendarstellung. An gelungenen Fotos sollten Autoren genauso lange feilen wie an gelungenen Formulierungen. Denn egal, ob sie später verwendet werden oder nicht: Indem man geeignete Bilder in ausreichender Qualität mitliefert, erweist man sich einmal mehr als Presseprofi. Doch was sind geeignete Bilder? Am besten fragt man sich selbst, was man auf Fotos in der Zeitung zu sehen wünscht. Leider erscheinen allzu oft kleinteilige Gruppenaufnahmen, die allenfalls die darauf abgebildeten Personen interessieren. Auch Rednerpulte, Händeschütteln und Preisübergaben sind schon zur Genüge abgedruckt. Aufmerksamkeitsstarke Pressefotos ergänzen dagegen den Text und liefern keine überflüssigen Wiederholungen. Oft hilft schon eine ungewöhnliche Perspektive: für eine Schullesung die Leseratten mit aufgeschlagenen Büchern im Halbkreis auf den Boden legen und sich als Fotografin selbst davor; für den neuen Roman mit dem Angler als Hauptfigur durch ein Aquarium hindurchfotografieren; um die übermächtige Hexe des Fantasyromans zu illustrieren, Aufnahmen aus der Froschperspektive machen, usw. Wagen Sie das Ungewöhnliche, auch bei der Bildgestaltung: zum Beispiel von mehreren Personen mal nur die Gesichter direkt übereinander zeigen oder zwei Personen mit den Hinterköpfen aneinander ablichten. Wählen Sie besondere Accessoires: ein Blick durch die Lupe auf einen Fingernagel, der im Text eine wichtige Rolle spielt, oder ein Gesicht, halb hinter einem Fächer verborgen. Kinder und Tiere wirken immer: eine Babyhand auf dem aktuellen Buchtitel; eine Katze, die mit einem Erinnerungsknotentaschentuch für den nächsten Lesungstermin spielt; ein Kind, das an einem Eis leckt, auf dem der Titel Ihres neuen Sommerromans steht. Auch Laien können Profis sein Eine technisch gelungene Aufnahme bietet genügend Umfeld um das Objekt (wichtig für Randbeschnitte beim Druck), einen ruhigen Hintergrund (z. B. keine Karotapete, keine Pflanzen, Kabel oder Masten, die hinter dem Kopf der betreffenden Person emporragen), keine harten Schatten (z. B. durch ein Gesicht vor weißer Wand) und eine ordentliche Ausleuchtung (z. B. sind Neonröhren als Lichtquellen schlecht; sie hinterlassen oft einen grünlichen Farbstich auf Gesichtern). Ausreichende Datenqualität sollte selbstverständlich sein (für den E- Mail-Versand: kleine jpg-Dateien; für den Abdruck oft große eps- oder tiff-Dateien mit 1,5 MB oder 300 dpi). Deshalb am besten immer die größtmögliche Auflösung an der Kamera einstellen (um die 5 Megabytes pro Bild) und lieber eine Speicherkarte mehr mitnehmen; wer weiß, wofür größere Dateien später noch genutzt werden können. Ein Extra-Service für die Redaktion ist es, quer- und hochformatige Bilder mitzusenden. So steigt Ihre Chance, abgedruckt zu werden, weil Artikel und Bild genau dort eingepasst werden können, wo gerade Platz ist. Ja, wer ist es denn bloß? Sind Personen auf dem Foto zu sehen, sollten diese auch bei einem kleinformatigen Abdruck in der Zeitung noch zu erkennen sein (es sei denn, man will belegen, dass man mit der letzten Lesung ein komplettes Fußballstadion gefüllt hat) - zum Test einfach selbst ausdrucken. Für die Redaktion müssen alle Abgebildeten mit Vor- und Nachnamen sowie ihrer Funktion eindeutig zuzuordnen sein (von links nach rechts auflisten). Das gilt natürlich nur für kleine Gruppen. Ab etwa fünf Personen wird eine solche Bildunterschrift unübersichtlich - dann am besten die Hauptpersonen herausgreifen und eindeutig zuordnen (Beispiel: Preisträgerin Petra Müller, zweite Reihe von oben, dritte von links). Achtung hier: Persönlichkeitsrechte! Verwenden Sie zum Beispiel eine Aufnahme mehrerer Personen bei einer Podiumsdiskussion, müssen diese darüber informiert werden und sollten sich am besten schriftlich damit einverstanden erklären, dass die Aufnahme für Pressezwecke verwendet wird. Goldener Schnitt und Drittel-Regel Dies sind die beiden wichtigsten Instrumente, um ein Foto so zu gestalten, dass es auf den Betrachter "rund" wirkt. Die Drittel-Regel besagt, dass ein Bild durch zwei senkrechte und zwei waagerechte Linien gedanklich jeweils in Drittel geteilt wird. Bei der Bildgestaltung kann man sich an diesen Linien orientieren. Zum Beispiel zeigt bei einer Landschaftsaufnahme das untere Drittel Meer, während auf den oberen beiden Dritteln ein Wolkenhimmel abgebildet ist. Oder bei einem Porträt: Im linken Drittel ist das wettergegerbte Gesicht eines Hirten zu sehen - rechts von ihm - auf den beiden übrigen Dritteln - weiden seine Schafe. Das wichtigste Bilddetail sollte dabei keinesfalls in der Mitte, sondern auf einem Schnittpunkt dieser Drittel-Linien zu finden sein (Goldener Schnitt), zum Beispiel das Gesicht der Person oder der hervorgehobene Gegenstand. Um gute Effekte zu erzielen, können Sie auch mit der Entfernung spielen: Einige Motive wirken stark als Detailaufnahme, andere besser als Halbnahe oder Totale (am weitesten weg). Und jetzt wird losgebrainstormt, welches Motiv für Ihre Selbstvermarktung das passendste ist! Und wenn Sie Fragen zum Thema Marketing haben, schreiben Sie mir. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Maike Frie, Münsteranerin von 1976 mit Skandinavien-Begeisterung; nach Stationen in Oslo und Hamburg heimgekehrt; tätig als Dozentin, Texterin, Lektorin und Mutter; bietet für Autoren Korrektorat, Lektorat und Manuskriptberatung sowie ein Seminarprogramm zum Kreativen Schreiben - mehr unter http://www.skriving.de ********************************************************************* SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig? Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen hat, kann sie mir schicken. Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht überschreiten! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Regenzeitversuchung" Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen "Was zum Teufel suchst du denn jetzt schon wieder?" Die gereizte, fast hysterische Stimme meiner Mutter machte mich nervös. Und das monotone Geräusch, das der klickende Absatz ihres unruhigen Fußes auf den Fliesen verursachte, entspannte die Stimmung auch nicht gerade. "Die Reisekaugummis. Wie soll ich sonst diesen Endlos-Flug überleben?", antwortete ich schnippischer als beabsichtigt. Aber umgeben von der angespannten Aura meiner Mutter war es alles andere als einfach, freundlich und neutral zu bleiben. Die Eingangshalle des Frankfurter Flughafens glich einem bunten, quirligen Haufen voller Menschen, die wie das geschäftige Volk eines Ameisenhaufens durcheinander wuselten. Es war erstaunlich, dass kein Gepäckwagen einen anderen rammte - "Rechts vor Links" wurde hier nicht beachtet. Mitten in diesem Chaos schienen meine Mutter und ich die einzigen Personen zu sein, die sich nicht von der Stelle bewegten. Ich hockte mit zittrigen Händen über meinem Rucksack und suchte weiter nach etwas, das meine Flugangst lindern würde, und meine Mutter stand wie ein Häufchen Elend daneben. Ohne dass ich meine Augen vom Rucksack abwandte, wusste ich ganz genau, wie sie mich in diesem Moment anschaute. Besorgt, und vor allem viel zu mütterlich. Mit diesem "Du-darfst-nicht-gehen-Blick". Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine tiefe Einkerbung, welche man schon nicht mehr nur als Falte bezeichnen konnte, und ihre Augen riefen all ihre Sorgen aus, ohne dass sie überhaupt ihren Mund zu öffnen brauchte. Ich hasste es. Ich hasste es, meiner Mutter weh zu tun. Und ich wusste, dass ich es mit meiner Entscheidung, nach Thailand zu gehen und sie damit für das kommende Jahr allein zu lassen, sicherlich tat. Aber sollte man nicht auch mal an sich selbst denken? "Schätzchen, sieh mich mal an", hörte ich meine Mutter sagen. Ich gab meine Kaugummisuche für einen kurzen Moment auf und schaute in ihre dunkelgrünen Augen. Es war sogar schlimmer als erwartet - ihre Augen schrien viel mehr, als dass sie riefen. "Bist du sicher, dass ein Jahr nicht etwas zu lange ist? Denk doch mal an all deine Freunde, an Oma. Oder an deinen Vater! Ich könnte ..." "Mama!", unterbrach ich sie. "Jetzt hör schon auf. Die Zeit wird schneller umgehen, als du denkst. Außerdem bin ich alt genug, um langsam auf mich selbst aufzupassen." Dies war die zweite Möglichkeit, meine Mutter traurig zu stimmen: indem ich ihr die Rolle der fürsorglichen Beschützerin abnahm. Und schon wieder fühlte ich mich schrecklich. Zwar klangen solche Sätze in den Ohren einer Mutter mit Sicherheit erleichternd. Nur war es in meinem Fall durch und durch gelogen; ich fühlte mich nicht reif genug, ohne meine Familie und Freunde auf eigenen Beinen zu stehen. Am liebsten hätte ich die ganze Thailandsache hingeschmissen. Aber irgendetwas hatte mich davon abgehalten. Ein innerer Drang, meinem Alltag entkommen zu müssen. Ich brauchte dringend einen Tapetenwechsel, einen Umbruch, einen Schnitt. Doch auch wenn ich von diesem Drang absah; dachte sie tatsächlich, dass ich mich über ein halbes Jahr lang auf die Reise vorbereitet und alles bezahlt und eine Gastfamilie gefunden hatte und jetzt einfach so das Handtuch werfen würde? Ich hatte mich in den letzten Monaten unglaublich eingeengt gefühlt. Mir gefiel mein junges Leben nicht wirklich, ich brauchte Veränderung. Vielleicht brauchte ich auch einen ganzen Neuanfang, aber das wusste ich selbst noch nicht so genau. Ich hoffte jedenfalls, in dem kommenden Jahr eine Antwort zu finden. Eine Antwort auf die Frage, die ich selbst nicht in Worte fassen konnte, deren Bedeutung ich fühlte, aber nicht näher zu spezifizieren wusste. Doch so viel stand fest: Es hatte irgendetwas mit Veränderung zu tun. Mit dem neuen Plan für mein Leben, den ich mir so sehr herbeisehnte. Man könnte sagen, dass ich einige entscheidende Momente verpasst hatte, um mein Leben auf den richtigen Weg zu bringen; in der Schule wusste ich nie, welche Fächer ich wählen sollte, und nach dem Abi schien es mir schier unmöglich, einen passenden Studiengang zu finden. Meine Mutter wusste meine Unentschlossenheit auf Familienfesten immer sehr charmant preiszugeben, wenn es hieß, was denn das werte Töchterchen so alles mache: "Ach, meine Jana, die weiß einfach nichts mit sich anzufangen. Du wolltest doch als kleines Kind immer Tierärztin werden, Schätzchen, warum versuchst du es nicht mal damit?" Eine Reihe von Tanten und Onkel, die mit uns am Kaffeetisch saßen, nickten mir jedes Mal aufmunternd zu. Anstatt zu antworten, stopfte ich mir dann immer einen extragroßen Bissen Kuchen in den Mund und grinste vielsagend - oder eben gerade nichtssagend. Aus lauter Verzweiflung hatte ich es nach der Schule tatsächlich mit Tiermedizin versucht und war geradezu erleichtert gewesen, dass mir jemand die Entscheidung über mein eigenes Leben abgenommen hatte. Ein ganzes Jahr hatte ich durchgehalten, bis ich keine Tiere mehr sehen und keine lateinischen Organ-, Muskel- oder Knochennamen mehr hören konnte. Doch leider war mir auch keine einzige Alternative für mein Leben in den Sinn gekommen. Und so stand ich nun hier, im Frankfurter Flughafen, mit einem dieser überdimensionalen Rucksäcke, der fast genauso groß war wie ich selbst und seine Reise schon beim Einchecken beginnen musste, und meinem Handgepäck, bei dem ich die Suche nach Kaugummis bereits aufgegeben hatte. Meine Mutter stand schluchzend neben mir, meine beiden Hände haltend, als wollte sie diese nicht mehr loslassen. Nach weiteren Sätzen wie "Du wirst mir fehlen" oder "Du kannst jederzeit wiederkommen" konnte ich nicht anders, ich musste weinen. Das war zwar nicht vorteilhaft für das Wohlbefinden meiner Mutter, aber es tat gut. Sie strich über meine feuchte Wange, gab mir einen Kuss und ließ meine linke Hand los. Man könnte meinen, dass dies ein Versuch für einen ersten Abnabelungsschritt war, doch sie brauchte ihre eigene Hand nur, um sich die Nase zu schnäuzen. Das Taschentuch war mittlerweile völlig zerfleddert. Mit meiner freien Hand fand ich in meiner Hosentasche ein noch unbenutztes, reichte es ihr und lächelte aufmunternd, und dann begannen wir beide zu lachen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lektorat von Hans Peter Roentgen Eine junge Frau auf dem Frankfurter Flughafen, die nach Thailand gehen will. Ihre Mutter ist dabei, unglücklich über diese Entscheidung und würde die Tochter am liebsten zurückhalten. Es geht also ums Flüggewerden der Tochter und um eine Mutter, die nicht loslassen will. Keine leichte Situation, das weiß jeder, der schon mal erwachsen geworden ist. Konflikte zwischen den Zeilen Statt langer Vorrede beginnt die Geschichte mit einem Konflikt. "Was suchst du schon wieder?", meckert die Mutter, und auch die Tochter ist genervt, sie braucht Kaugummi gegen die Flugangst. Gut gemacht, ein oberflächlicher Konflikt, hinter dem sich etwas sehr viel Dramatischeres verbirgt als die Suche nach Mitteln gegen Flugangst. Dialoge, in denen Personen etwas sagen, das, was wichtig ist, aber zwischen den Zeilen steht, sind immer eine gute Idee. Dann die Eingangshalle des Frankfurter Flughafens, mit wenigen Worten wird die Hektik lebendig. Wir wissen jetzt, wo die Szene spielt, und haben ein Bild vor Augen. In drei Absätzen zieht uns die Geschichte hinein. Und warum tut sie das? Weil die Autorin uns die Ausgangssituation nicht erklärt, sondern erleben lässt. Show, don`t tell. Sie hätte auch schreiben können: ..... Wir standen auf dem Frankfurter Flughafen, der eine sehr hektische Szenerie war, weil viele Menschen mit Koffern durch die Gegend eilten. Ich war nervös und hatte Flugangst. Deshalb suchte ich meine Kaugummis. Meine Mutter war auch genervt über meine Sucherei. ..... Das wäre die schlechte "Tell"-Alternative zu dem guten "Show"-Einstieg gewesen. Dann kommen zwei Absätze, die - neben guten Bildern - einige Wiederholungen enthalten und Bilder, die gekünstelt wirken: ..... "Mitten in diesem Chaos schienen meine Mutter und ich die einzigen Personen zu sein, die sich nicht von der Stelle bewegten. Ich hockte mit zittrigen Händen über meinem Rucksack und suchte weiter nach etwas, das meine Flugangst lindern würde, und meine Mutter stand wie ein Häufchen Elend daneben. Ohne dass ich meine Augen vom Rucksack abwandte, wusste ich ganz genau, wie sie mich in diesem Moment anschaute. Besorgt, und vor allem viel zu mütterlich. Mit diesem "Du-darfst-nicht-gehen-Blick". Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine tiefe Einkerbung, welche man schon nicht mehr nur als Falte bezeichnen konnte, und ihre Augen riefen all ihre Sorgen aus, ohne dass sie überhaupt ihren Mund zu öffnen brauchte." ..... Dass Mutter und Tochter als Einzige in dem Chaos stillstehen, wissen wir bereits. "Etwas, das meine Flugangst mildern sollte" ist unspezifisch, wenig bildhaft. Im Zweifelsfall sollte man immer das konkretere Wort wählen, in unserem Fall also "Kaugummi". Und auch weitere Details würde ich ändern. Dann sähe der Text so aus: ..... Mitten in diesem Chaos hockte ich mit zittrigen Händen über meinem Rucksack und suchte weiter nach den Kaugummis, die meine Flugangst lindern sollten, und meine Mutter stand wie ein Häufchen Elend daneben. Ohne dass ich meine Augen vom Rucksack abwandte, wusste ich ganz genau, wie sie mich in diesem Moment anschaute. Besorgt, und sehr, sehr mütterlich. Mit diesem ?Du-darfst-nicht-gehen-Blick?. Zwischen ihren Augenbrauen bildete sich eine tiefe Einkerbung und ihre Augen erzählten all ihre Sorgen, ohne dass sie ihren Mund öffnete. ..... Dann folgt als Zusammenfassung der vorangehenden Absätze der Satz: "Es war sogar schlimmer als erwartet - ihre Augen schrien viel mehr, als dass sie riefen." Hier wird wieder mit den Augen und dem, was sie sagen, gespielt. Doch wie sehen Augen aus, die "schreien", und wie solche, die nur "rufen"? Dieses Bild stört eher, die vorangehenden Sätze haben die Szene gut dargestellt. Warum es nicht einfach bei der Zusammenfassung belassen: "Es war sogar schlimmer als erwartet."? Dialoge Als Nächstes kommt wieder ein Dialog: ..... "?Bist du sicher, dass ein Jahr nicht etwas zu lange ist? Denk doch mal an all deine Freunde, an Oma. Oder an deinen Vater! Ich könnte ...? ?Mama!?, unterbrach ich sie. ?Jetzt hör schon auf. Die Zeit wird schneller umgehen, als du denkst. Außerdem bin ich alt genug, um langsam auf mich selbst aufzupassen.?" ..... Natürlich, Menschen reden so. Aber in einer Geschichte und vor allem in einem Dialog muss man das nicht alles genauso hinschreiben. Wenn wir den Dialog kürzen, kommt er besser auf den Punkt: ..... "Bist du sicher, dass Thailand eine gute Idee ist?" "Mama!", unterbrach ich sie. "Jetzt hör schon auf. Langsam bin ich alt genug, um auf mich selbst aufzupassen." ..... Überflüssiges streichen Der nächste Abschnitt erklärt uns, was wir schon wissen. Und weil er es erklärt, statt zu zeigen, schwächt er die guten Bilder vom Anfang: ..... "Dies war die zweite Möglichkeit, meine Mutter traurig zu stimmen: indem ich ihr die Rolle der fürsorglichen Beschützerin abnahm. Und schon wieder fühlte ich mich schrecklich. Zwar klangen solche Sätze in den Ohren einer Mutter mit Sicherheit erleichternd. Nur war es in meinem Fall durch und durch gelogen; ich fühlte mich nicht reif genug, ohne meine Familie und Freunde auf eigenen Beinen zu stehen. Am liebsten hätte ich die ganze Thailandsache hingeschmissen. Aber irgendetwas hatte mich davon abgehalten. Ein innerer Drang, meinem Alltag entkommen zu müssen. Ich brauchte dringend einen Tapetenwechsel, einen Umbruch, einen Schnitt." ..... Wenn man die erste Hälfte streicht und nur die Unsicherheiten der Tochter stehenlässt, wird es meiner Meinung nach eindrücklicher. Und das unvermutete Plusquamperfekt "hatte mich davon abgehalten" braucht man an dieser Stelle auch nicht, den sie wird immer noch davon abgehalten, die Reise hinzuschmeißen. Das Ganze sähe dann so aus: ..... Am liebsten hätte ich die ganze Thailandsache hingeschmissen. Aber irgendetwas hielt mich davon ab. Ein innerer Drang. Ich brauchte dringend einen Tapetenwechsel, einen Umbruch, einen Schnitt. Doch davon abgesehen, dachte sie tatsächlich, dass ich mich über ein halbes Jahr lang auf die Reise vorbereitet, alles bezahlt und eine Gastfamilie gefunden hatte und jetzt das Handtuch werfen würde? ..... Was weckt Bilder? Der nächste Abschnitt wiederholt erneut die Suche nach Veränderung und behauptet viel. ..... "Ich hatte mich in den letzten Monaten unglaublich eingeengt gefühlt. [...] Anstatt zu antworten, stopfte ich mir dann immer einen extragroßen Bissen Kuchen in den Mund und grinste vielsagend - oder eben gerade nichtssagend." ..... In solchen Fällen gibt es eine einfache Regel: Streich das Abstrakte, und lass die konkreten Teile stehen. Meist gewinnt der Text dadurch: ..... Man könnte sagen, dass ich einige entscheidende Momente verpasst hatte, um mein Leben auf den richtigen Weg zu bringen. In der Schule wusste ich nie, welche Fächer ich wählen sollte, und nach dem Abi schien es mir schier unmöglich, einen passenden Studiengang zu finden. Meine Mutter wusste meine Unentschlossenheit auf Familienfesten immer sehr charmant preiszugeben, wenn es hieß, was denn das werte Töchterchen so alles mache: "Ach, meine Jana, die weiß einfach nichts mit sich anzufangen. Du wolltest doch als kleines Kind immer Tierärztin werden, Schätzchen, warum versuchst du es nicht damit?" Die Tanten und Onkel, die mit uns am Kaffeetisch saßen, nickten mir jedes Mal aufmunternd zu. Anstatt zu antworten, stopfte ich mir dann immer einen extragroßen Bissen Kuchen in den Mund und grinste nichtssagend. ..... Die Kombination "nichtssagend" und doch "vielsagend" verwirrt eher, da beides sich ausschließt. Deshalb habe ich es gestrichen. Schluss Der Schluss ist gut gelungen, vor allem, dass beide dann doch lachen. Zwar könnte man auch dort noch das eine oder andere korrigieren, aber das überlasse ich jetzt meinen Lesern. Und jetzt ist die Szene sehr viel kürzer geworden. Muss das sein? Soll man Konflikte in Szenen nicht ausnutzen, mehr Farbe hineinbringen? Das wäre möglich. Doch dafür müsste man die Szene ausbauen und eben auch weitere Elemente haben, die Bilder wecken und Spannung steigern. Einfach mit allgemeinen Sätzen wie "Ich fühlte mich schuldig" kann man das nicht erreichen. Und der Konflikt zwischen behütender Mutter und Tochter, die ausfliegen will, ist zwar gut geschildert, bewegt sich aber auf Bahnen, die jeder kennt und selbst mitgemacht hat. Da wäre es eine gute Idee, etwas Spezifisches, Eigenes in die Szene einzubauen. Da ich den Rest der Geschichte nicht kenne, kann ich natürlich nichts vorschlagen. Aber es ist immer gut, etwas zu nehmen, das auf den späteren Verlauf der Geschichte hinweist. Auch dabei sollte man "Show, don?t tell" beachten. Vorahnungen im Sinne von "Diesen Satz würde sie furchtbar bereuen" oder "Das war der Beginn einer schlimmen Geschichte" erhöhen die Spannung nicht. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé". Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. Gerade ist sein neuer Ratgeber "Schreiben ist nichts für Feiglinge" erschienen. ********************************************************************* BUCHBESPRECHUNG: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Schreiben. Vom Leben der Texte" besprochen von Martina Weber Im Jahr 1997 gründete Kurt Drawert die "Darmstädter Textwerkstatt" und im Jahr 2004 das "Zentrum für junge Literatur", und wer je an den Seminarabenden teilnehmen oder seine Werke auf der Lesebühne im Literaturhaus Darmstadt vorstellen durfte, wird fasziniert von der Art und Weise sein, wie dieser Schriftsteller mit literarischen Arbeiten umgeht, wie er die Texte in ihrem Kern erfasst. Oft schon habe ich mir gewünscht, diese Kenntnisse gesammelt in einem Buch vorzufinden. Dieses Buch liegt nun vor. Das Werk besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil geht es um die Bedingungen des Schreibens (übrigens auch des Nicht-Schreibens, also der Schreibblockade) im weitesten Sinn. Kurt Drawert stützt sich auf die klassische und strukturale Psychoanalyse (Freud, Lacan), und ich habe auf diesen 60 Seiten so viele Wahrheiten über den Schreibprozess gelesen, dass ich sie nur jedem Schreibenden empfehlen kann. Ein Beispiel: "Der Schreibende schreibt immer aus einer Ahnung heraus. Wenn er aus einem Wissen heraus schreibt, kopiert er, was schon bekannt ist." Der zweite Teil behandelt Literaturbildungsprozesse (u. a. Jurys, Textwerkstätten, die Stimme) und der dritte Teil Techniken wie die Metapher, Erzählperspektiven und wie Gedichte entstehen. In seinem Vorwort schreibt Kurt Drawert, dass der Weg, den er mit seinem Buch geht, genau genommen nirgendwo hinführt und schön allein dadurch ist, dass es ihn gibt. Wie schön, dass es dieses Buch gibt. Kurt Drawert: "Schreiben. Vom Leben der Texte", 2012, 288 Seiten, 19,95 Euro, C. H. Beck **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Martina Weber erhielt u. a. das im Jahr 2009 erstmals ausgeschriebene Frankfurter Autorenstipendium. Im Januar 2013 erschien ihr Lyrikdebüt mit dem Titel "Erinnerungen an einen Rohstoff" im Poetenladen Verlag, Leipzig. Außerdem erschienen: "Zwischen Handwerk und Inspiration. Lyrik schreiben und veröffentlichen" Uschtrin Verlag München, 3. Auflage 2011. Inhalt: http://www.uschtrin.de/weber.html ********************************************************************* VERLAGSPORTRAIT: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Rattenreiter Verlag Kavalierstraße 3a 13187 Berlin Telefon: (0 30) 91 54 70 24Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Verlagsgeschichte Der Anlass für die Gründung war der Impuls mehrerer Autorinnen und Autoren, gestandener wie noch unbekannter, sich zu einem E-Book- und Hörbuchverlag zusammenzutun, der im Besitz der Autorenschaft selbst ist. Gerade das E-Book-Geschäft ist momentan ein Tor zu einer Welt, in der die Frage, welche Texte auf dem Markt erscheinen dürfen, zumindest sehr viel weniger von Erfolgsstatistiken der letzten Jahre abhängig ist. 2011 wurde durch den Autor Kaspar Dornfeld und die Dramatikerin Regina Meier-Lautenschläger eine "Urform" der Firma als GbR gegründet, die aufgrund der Winzigkeit des Unternehmens nur schwer "Fahrt aufnehmen" konnte. 2013 verband sich die kleine Unternehmung, die immerhin das technische Know-how bieten konnte, mit einem noch losen Zusammenschluss von Schreibenden und Literaturinteressierten, um als UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG weiter zu operieren. Programm und Philosophie Die Auswahl ist weder auf ausgesuchte literarische Formen und Längen noch auf bestimmte Genres beschränkt. (Obwohl zumindest Sach- und Fachliteratur bis dato ausgeschlossen ist.) Das heißt, man ist genauso interessiert an gutem literarischen "Mainstream" wie an waghalsigen Sprachexperimenten. Allerdings betreibt man eine strenge Qualitätsauswahl, denn darin sehen die VerlegerInnen die Hauptaufgabe von Verlagen in der wachsenden digitalen Textwelt: Sie versuchen, als Qualitätsboje im Meer der verbalen Beliebigkeit zu fungieren. Auch vergriffene Werke oder Klassiker (als Hörbuch) finden in diesem Verlag eine neue Heimat. Der zweite wichtige Punkt der "Philosophie" ist, dass die Schreibenden selbst entscheiden, welche Texte sie liefern, ohne dass der Verlag bestimmte Textarten von ihnen einfordert. Das heißt, neben Neulingen finden auch gestandene Autorinnen und Autoren einen Platz, die etwas ausprobieren wollen, was ihnen ihre "normalen" Verlage womöglich nicht abnähmen. Im Verlag entscheidet nicht die Erfolgsstatistik vom letzten Jahr, sondern der Glaube des Schreibenden an seinen Text. Wer beim Rattenreiter Verlag mindestens zwei Texte verlegt hat, bekommt das Recht eingeräumt, sich um eine gleichberechtigte Mitglieds- und Mitbesitzerschaft am Verlag zu bewerben. Welche Autoren wurden bisher verlegt? Ulrike Bliefert, Kaspar Dornfeld, Anja Marschall, Florian Scheibe, Gitta Edelmann, Eugenie Marlitt und (in Vorbereitung) Peter Schwindt sowie ebenfalls bald Otto-Julius Bierbaum und Franziska Gräfin zu Reventlow. AutorInnen gesucht? Jeder kann sich mit Texten bewerben, ganz gleich, ob er oder sie schon einmal etwas verlegt hat oder nicht. Was die Textart angeht, sind keine formalen Grenzen gesetzt. Es können Kurztexte sein oder Romane und alles dazwischen. Sogar für Lyrik werden demnächst Veröffentlichungsmodelle erarbeitet, die die Möglichkeiten der digitalen Verlagswelt berücksichtigen. Allerdings wird eine sehr strenge Qualitätsauswahl getroffen. Man verlegt nur Texte, die den eigenen Ansprüchen genügen. Konditionen Die Verträge richten sich beim Autorenhonorar nach branchenüblichen Konditionen für Verlage, die ihre Kosten nicht über Printausgaben decken, und beinhaltet darüber hinaus standardmäßig Klauseln wie automatische Rechterückfälle nach fairen Zeiträumen oder die Einschränkung der per Vertrag an den Verlag abgetretenen Rechte auf diejenigen, die der Verlag auch real nutzt. Meist sind das E-Book- und Hörbuchrechte, obwohl man auf Wunsch der Autorin oder des Autors auch als Vermittler für die anderen Rechte auftreten kann. Was ist besonders wichtig? Es ist das wichtigste Anliegen der VerlegerInnen, die literarische Vielfalt zu schützen und zu fördern. Sie glauben daran, dass ein Verlag, in dem die Schreibenden - und nur sie - darüber zu entscheiden haben, welche Texte verlegt werden, zumindest EIN möglicher Weg ist, das zu erreichen. Zukunftspläne, Perspektiven Im Verlag ist man neugierig darauf, was die technische Evolution des Verlegens für literarische Entwicklungen mit sich bringt. Darin schlummern womöglich Literaturformen, die wir uns jetzt und hier noch gar nicht vorzustellen vermögen. Noch ist man im Rattenreiter Verlag ganz am Anfang, aber das Ziel ist klar: Wenn irgendwann mal jemand wie ganz selbstverständlich zu einem anderen sagt: "Das ist von Rattenreiter? Kannst du lesen. Die machen gute Sachen!" - Dann hat man das angestrebte Ziel erreicht. ********************************************************************* UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: --------------------------------------------------------------------- Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird. Drehbuch: Oliver Pautsch drehbuch at experte pt autorenforum pt de Fandom: Thomas Kohlschmidt fandom at experte pt autorenforum pt de Fantasy: Stefanie Bense fantasy at experte pt autorenforum pt de Heftroman: Arndt Ellmer heftroman at experte pt autorenforum pt de Historischer Roman: Titus Müller historischer.roman at experte pt autorenforum pt de Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik kinderbuch at experte pt autorenforum pt de Kriminalistik: Kajo Lang kriminalistik at experte pt autorenforum pt de Lesungen: Rüdiger Heins lesungen at experte pt autorenforum pt de Lyrik: Martina Weber lyrik at experte pt autorenforum pt de Recherche: Barbara Ellermeier recherche at experte pt autorenforum pt de Plotten: Kathrin Lange plotten at experte pt autorenforum pt de Sachbuch: Gabi Neumayer sachbuch at experte pt autorenforum pt de Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss fortbildung at experte pt autorenforum pt de Schreibgruppen: Ute Hacker schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de Schreibhandwerk: Ute Hacker schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de Science-Fiction: Andreas Eschbach sf-autor at experte pt autorenforum pt de Übersetzung: Barbara Slawig uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow verlagswesen at experte pt autorenforum pt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ................. Experten-Special: ................. Bjørn Jagnow hat seine Fragen und Antworten zu den Themen Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt - thematisch sortiert und aktualisiert: "Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book, 2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/ ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN: --------------------------------------------------------------------- Bjørn Jagnow (verlagswesen at experte pt autorenforum pt de) Frage: Eine Übersetzung eines persischen Klassikers [...] enthält eine Zeile (sie wird auch als Überschrift für einen bestimmten Abschnitt verwendet), die mir so gut gefällt bzw. die so genau auf die Thematik meiner Buchidee deutet, dass ich sie gerne als Buchtitel verwenden würde. [...] Geht so was? Darf ich diese Zeile bzw. dieses Zitat, das aus sechs Wörtern besteht, als Buchtitel verwenden? Das Copyright der Übersetzerin gilt ja noch, weniger gilt's beim Original (700 Jahre alt). Antwort: Grundsätzlich schützt das Urheberrecht auch Übersetzungen. Allerdings schützt das Urheberrecht in erster Linie nicht einzelne Sätze, denn sonst müsste man als Autor ja kontrollieren, ob jeder einzelne Satz, den man schreibt, so nicht schon einmal in irgendeinem anderen Buch vorgekommen ist. Andererseits können einzelne so markant sein - im Rechtsjargon: Werkscharakter haben -, dass sie doch geschützt sind. Den konkreten Fall kann ich nicht prüfen, und ich darf es auch nicht, weil das individuelle Rechtsberatung wäre, die nur Anwälte leisten dürfen. Allerdings werden solche Fälle ja auch nicht von Anwälten entschieden, sondern von Richtern. Um alle Risiken zu vermeiden, würde ich mir einen eigenen Titel suchen - dann kann auch kein Rechtsstreit entstehen. Sollte das Buch bei einem Verlag veröffentlicht werden, wird der im Regelfall bei der Auswahl des Titels mitreden. Vielleicht gibt der Verlag grünes Licht für die gewünschte Zeile - das hätte den Vorteil, dass dann auch jeder Rechtsstreit mit dem Verlag geführt wird. Als Selbstverleger wäre ich eher vorsichtig. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Bjørn Jagnow ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Verlagskaufmann und Buchhändler. Unter http://bjoernjagnow.blogspot.com/ bloggt er über die Zukunft der Medien, über Rollenspiele und andere Themen. ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY: --------------------------------------------------------------------- Stefanie Bense (fantasy at experte pt autorenforum pt de) Frage: Ich habe Bilder und Geschichten im meinem Kopf und würde sie gerne auf Papier bringen. Da ich aber nur eine einfache Schreiberin und Zeichnerin bin, habe ich Angst, etwas Großes zu entwerfen, was mich aber wiederum in meinem Fingerspitzen kribbelt, es auszuprobieren. Wenn es dazu kommt, hätte ich ein paar Fragen an Sie: - Was kommen für Kosten auf mich zu? - Wird mir garantiert, dass mein Buch auch in den Verlag kommt? - Wie viele Bücher müsste ich schreiben, damit man mich als Autorin anerkennt? Antwort: Viele Geschichten im Kopf - das ist eine gute Voraussetzung, um zu schreiben. Eine Antriebswelle des Motors sozusagen. Aber zum Schreiben gehören auch Handwerk, Technik, Stil, Sprach- und Durchhaltevermögen. Dazu viel Zeit, um zu lernen, auszuprobieren und eine eigene Vorgehensweise zu entwickeln. Und um zu verkaufen, sind noch mal ganz andere "Talente" erforderlich, z. B. sein Werk als Ware zu begreifen und vermarkten zu können. Dazu ein "dickes Fell", um Absagen oder lange Durststrecken zu überstehen, und ein gesundes Selbstbewusstsein und dennoch genug Professionalität, um mit Verlegern, Herausgebern und Lektoren zu verhandeln. Und wenn es dir "schon in den Fingern kribbelt", dann trau dich auch ruhig an etwas Größeres heran. Sollte es nicht funktionieren, bleiben dir die Erfahrungen und Lerneffekte, um das nächste Projekt besser zu machen. Bitte trenne erst einmal das Schreiben vom Verkaufen. Das nimmt den Druck, und du kannst dir mehr Zeit lassen, um deine literarische und handwerkliche Entwicklung weiterzubringen und zu genießen. Bringe all deine Ideen zu Papier oder in die Dateien. Einfach deswegen, weil es dir Spaß macht und du dich zufriedener fühlst, wenn du kreativ bist. Denn: Niemand garantiert dir, dass dein Buch in einen Verlag kommt, verlegt wird und auf dem Markt sein Publikum findet. Sobald du dein Manuskript verkaufen willst (zu einem Buch wird es erst durch den Verlag), musst du es als Ware ansehen, was vielen Autoren/innen sehr schwer fällt. Der Verlag / Lektor wird wahrscheinlich Änderungen, Kürzungen oder große Umarbeitungen verlangen. Es wird weh tun, auf Lieblingsszenen oder -bilder zu verzichten. Aber die Profis bei den Verlagen haben das Fachwissen, um ein Buch verkaufbar zu machen. Wenn du keine guten sachlichen Argumente hast, warum Änderungswünsche nicht passen, beißt du besser die Zähne zusammen und schreibst es um. Der Verlag bestimmt, ob es Illustrationen im Buch geben wird (meist nicht, sofern es kein Kinderbuch ist; es ist eine Kostenfrage), er bestimmt wie das Cover aussieht, wie viel Werbung für das Buch gemacht wird und wann die Auflage verramscht wird (z. B. als Mängelexemplare). Als Autor hat man darauf keinen Einfluss. Außerdem hast du jede Menge Konkurrenz. Auch wenn wir hier miteinander freundlich und nett umgehen, sind wir Konkurrentinnen. Wer am marktgängigsten, erfolgversprechendsten und spannendsten schreibt, kontinuierlich produziert und sich wie ein Profi verhält, der "gewinnt" einen Verlag (oder mehrere), der / die das Manuskript als Buch veröffentlichen. Eine offizielle Anerkennung als Autorin erreicht man nicht durch eine bestimmte Anzahl an Büchern, die man veröffentlicht hat. Selbst wenn man nur ein einziges Gedicht geschrieben hat, darf man sich Autorin nennen. Es ist kein geschützter Begriff. Dennoch fühlen sich viele erst als Autorin, wenn sie ein Buch auf dem Markt haben. Wer soll dich denn anerkennen? Für die Öffentlichkeit zählt: Wer Bücher schreibt und veröffentlicht, ist ein Autor. Wer Literatur- Stipendien oder -Preise gewinnt, ist ein Autor. Das Finanzamt erkennt dich als Autorin an, wenn du eine Gewinnerzielungsabsicht nachweisen kannst, was bedeutet, dass du Geld mit deinen Manuskripten verdienst und versteuerst. Die Künstlersozialkasse erkennt dich als Autorin an, wenn du Beiträge in die Kasse zahlst. Wann würdest du dich denn als Autorin anerkennen? Was meinst du mit Kosten, die auf dich zukommen? Wenn du schreibst, benötigst du Schreibgeräte, mindestens Papier und Stift oder einen Computer und ein Schreibprogramm, einen Drucker und Papier und Tinte. Eventuell könntest du dir Bücher über das Schreiben leisten, z. B. Wolfgang Bittner: Beruf Schriftsteller: Was man wissen muss, wenn man vom Schreiben leben will. München: Allitera-Verlag, 2006. Oder über das Handwerkliche, z. B. Fritz Gesing: Kreativ Schreiben: Handwerk und Techniken des Erzählens. Köln: DuMont, 2010. Was du nicht tun solltest, ist einen Druckkostenzuschuss-Verlag dafür bezahlen, dass er dein Manuskript druckt. Das sind keine Verlage, sondern Druckereien, die keinerlei Verlagsarbeit (Lektorat, Werbung) leisten. Das zählt außerdem nicht als Verlagsveröffentlichung. Schreibe erst einmal. Was das Zeichnen angeht: Zeichne, aber zum Vergnügen. Mische das nicht im Manuskript. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Stefanie Bense lebt und arbeitet in Hannover, gibt Schreibkurse, veröffentlicht sporadisch und schreibt an ihrem vierten Roman. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail kommt +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Einsendeformalien: Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor. Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: beitrag at team pt autorenforum pt de. Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet werden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ I M P R E S S U M ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Herausgeber: Ramona Roth-Berghofer public.relations at team pt autorenforum pt de Gabi Neumayer redaktion at team pt autorenforum pt de Stefan Schulz webmaster at autorenforum pt de Thomas Roth-Berghofer Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de Jürgen Schloßmacher juergen.schlossmacher at team pt autorenforum pt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "The Tempest" ist ein kostenloser Newsletter für Autorinnen und Autoren. 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