The Tempest

Ausgabe 15-12 (20. Dezember 2013)

Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Echo-Service
Lesetipps
Autorenwissen
   "Aufschieberitis: Weitere Tipps"
   von unseren Leserinnen
Schreibkurs
   "Nur wer zielt, kann treffen: Mit der Zielstrategie
   Romanfiguren entwickeln - Teil 2"
   von Klaus Eckardt
Marketingideen
   "Der Trick mit dem Klick: Pressefotos"
   von Maike Frie
Spannung, der Unterleib der Literatur
   "Regenzeitversuchung"
   Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
   "Schreiben. Vom Leben der Texte"
   besprochen von Martina Weber
Verlagsportrait
   "Rattenreiter Verlag"
Frag den Experten für Verlagswesen
   (Björn Jagnow)
Frag die Expertin für Fantasy
   (Stefanie Bense)

EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,

"Ja, ist denn schon Weihnachten?!", möchte man angesichts dieses
Tempest ausrufen. Denn mit dieser Fülle an Artikeln, Tipps und
Ausschreibungen kommt auch der größte Feiertagsmuffel vollbeschäftigt
ins neue Jahr. Und das haben wir diesmal für euch:

Klaus Eckardt bringt seinen Artikel über die Entwicklung von
Romanfiguren mit der Zielstrategie zum Abschluss. Maike Frie erklärt,
worauf es bei Pressefotos ankommt. Zwei Leserinnen geben ihre Tipps
zur Aufschieberitis an euch weiter (wer mehr dazu lesen möchte: André
Wiesler hat im September-Tempest einen Artikel dazu bei uns
veröffentlicht). Hans Peter Roentgen klopft einen neuen Text auf
seinen Spannungsgehalt ab. Martina Weber bespricht ein lohnenswertes
Schreibbuch. Ursula Schmid-Spreer stellt den Rattenreiter Verlag vor.
Und unsere ExpertInnen Stefanie Bense und Björn Jagnow geben wieder
einmal kompetente Antworten auf eure Fragen. Dass ihr in dieser
Ausgabe darüber hinaus neue Schreibanregungen, Ausschreibungen und
Seminarangebote findet, brauche ich sicher kaum noch zu erwähnen ...

Der Tipp des Monats Dezember, diesmal von
http://www.writingforward.com/blog:

    If you write in a genre, don?t be afraid to blur the lines.
    A drama can have funny moments and a thriller
    can have a bit of romance.

Und hier noch ein Aufruf: Nutzt die Gelegenheit, einen Profi eure
Pressemitteilung überarbeiten zu lassen! Schickt uns zu diesem Zwecke
eine selbstverfasste PM für eins eurer Bücher. Maike Frie wird sich in
einem ihrer kommenden Artikel im Tempest mit euren PMs beschäftigen
und hilfreiche Tipps geben.

Kommt alle gut ins neue Jahr! Und wenn ihr ausgiebig vom
Weihnachtsteller genascht und das neue Jahr mit einem Kaffee oder
einem Hering begrüßt habt: Denkt an euren Jahresbeitrag für den
Tempest. Damit auch wir gut ins neue Jahr rutschen.

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin

~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das
Konto:

Jürgen Schloßmacher
Kreissparkasse Köln
BLZ 370 502 99
Kto. 11 42 17 61 63
Stichwort: "Beitrag 2013"

Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen "autorenforum",
sondern nur auf "Jürgen Schloßmacher"!

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte
genau so zusammenschreiben!)
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15
BIC: GENODEF1S01

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ISSN 1439-4669  Copyright 2013 autorenforum.de. Copyright- und
               Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

 INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

    Editorial
    Hall of Fame
    Schreib-Kick
    Echo-Service
    Lesetipps
    Autorenwissen
       "Aufschieberitis: Weitere Tipps"
       von unseren Leserinnen
    Schreibkurs
       "Nur wer zielt, kann treffen: Mit der Zielstrategie
       Romanfiguren entwickeln - Teil 2"
       von Klaus Eckardt
    Marketingideen
       "Der Trick mit dem Klick: Pressefotos"
       von Maike Frie
    Spannung, der Unterleib der Literatur
       "Regenzeitversuchung"
        Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
    Buchbesprechung
       "Schreiben. Vom Leben der Texte"
       besprochen von Martina Weber
    Verlagsportrait
       "Rattenreiter Verlag"
    Frag den Experten für Verlagswesen
       (Björn Jagnow)
    Frag die Expertin für Fantasy
       (Stefanie Bense)
    Impressum


TEIL 2:

    Veranstaltungen
    Ausschreibungen
    Publikationsmöglichkeiten
         mit Honorar
         ohne Honorar
    Seminare
    Messekalender
    Impressum


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HALL OF FAME:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:

.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-
Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009,
Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive
Homepage!
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an
redaktion at team pt autorenforum pt de.

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
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Regina Gärtner: "Unter dem Südseemond", Heyne Verlag 2013,
Auswanderer-Saga. Von Köln ins koloniale Deutsch-Samoa.

Ernst  Rudi Schnabel: "Die Reise nach Smörebröd oder ganz alltägliche
Geschichten meines Freundes Edwin", Verlag united p.c. 2012,
Kurzgeschichten. ISBN: 97835040771-7

Inez Corbi: "Im Herzen der Koralleninsel", List Taschenbuch Verlag
2013, Südseeroman. Deutsch-Neuguinea im Jahr 1890. www.inez.corbi.de.

Brigitte Märker: "Wenn der Acker brennt", Emons Verlag 2013-
Landkrimi. http://www.brigitte-maerker.com

Jonis Hartmann: "Mondo Kranko", Chaotic Revelry Verlag 2013. Wie es
hinter deinem Rücken gogoliert. jonishartmann.de

Ole Tänzer: "Nachschlag - Ich bin dein Herr und Mörder", Ubooks Verlag
2013, SM-Thriller. http://www.oletaenzer.de

Michael van Orsouw: "Dufour, Held wider Willen", Knapp Verlag 2013,
fiktive Autobiografie. Erhellend und erheiternd. www.dufourbuch.ch

Birgit Gürtler: "Die Forschenden", Sieben Verlag 2013, Mystery-
Thriller. http://www.birgit-guertler.de

Jordis Lank: "Rauklands Blut", Verlagshaus El Gato 2013, Fantasy-
Abenteuer. Zwei Brüder kämpfen um den Thron. www.jordis-lank.de

Daniela Alge: "Kathrinatag", Verlag Federfrei 2013, Österreich-Krimi

Katja Schwede: "Chicks Wildnis-Abenteuer", bookshouse Verlag 2013,
Kinderbuch. Tiere, Natur, Spannung, www.chicks-wildnis-abenteuer.de

Billie Rubin, "Kaltes Dorf", allitera Verlag 2013, Kriminalroman. Band
3 der Nürnberg-Serie mit Charlotte Braun

Andrea Hoffmann: "Verliebt in Grevenbroich", Heiner Labonde Verlag
2013, humorvoller Unterhaltungsroman. Zurück zu Erinnerungen ins
Teenagerdasein der späten 80er.


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SCHREIB-KICK:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


Unser Schreib-Kick für den Dezember, diesmal von Jennifer Schreiner:

Wer bist du?
...........
Stell dir vor, eine Person, die dir sehr vertraut ist, fragt dich
zehnmal: "Wer bist du?"
1. Schreibe deine jeweilige Antwort jedes Mal auf eine Karteikarte.
Denk nicht lange nach. Du kannst stichwortartig antworten oder als
Fortsetzung des Satzes: "Ich bin ein Mensch, ..."
2. Beschrifte die Karten nach ihrer Bedeutung für dich von 1 bis 10.
3. Begründe nun auf den Rückseiten der Karten deine Antworten und auch
deine Rangfolge. Fang jeweils mit "weil" an.


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ECHO-SERVICE:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)




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LESETIPPS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


http://blog.mairisch.de
Der Mairisch Verlag hat ein mehrteilige Reihe zum Thema "Was macht
eigentlich ein Verlag?" auf seiner Website herausgegeben. In Teil Nr.
7 geht es nun nach Themen wie Lektorat oder Pressearbeit um die
"Finanzen". Mit interessanter Beispielkalkulation.

+++++

http://www.boersenblatt.net/648781
Die Jahrestagung der BücherFrauen lieferte einen interessanten
Überblick über das literarische (Er-)Leben im digitalen Buchmarkt. Die
Bestsellerautorin Nina George berichtet.


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AUTORENWISSEN:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

                   "Aufschieberitis: Weitere Tipps"

André Wieslers Artikel zur Aufschieberitis aus dem September-Tempest
hat offenbar einen Nerv getroffen. Hier sind weitere Tipps von unseren
LeserInnen (und von mir). Habt ihr noch andere Tricks gegen die
Aufschieberitis auf Lager? Dann mailt sie uns!

++++++++++++
Regina Frik:
++++++++++++

Der Artikel über Aufschieberitis war wirklich inspirierend, besonders
der Tipp mit den losen Zetteln ist mir im Gedächtnis hängengeblieben.
Ich habe den Tempest vom September erst heute lesen können (womit wir
sofort beim Thema sind), habe aber dafür auch gleich den frischesten
gelesen und gesehen, dass du noch nach Tipps suchst.

Hier meine Tipps:

1. "Einfach anfangen" ist wohl der beste, aber auch der nervigste
Tipp, denn wenn es so einfach wäre, würden wir ja einfach anfangen ...
Aber immer diese Abers. Ich habe gemerkt, dass ich im Alltag auch
sonst viele Kleinigkeiten aufschiebe, und das als eine schlechte
Gewohnheit entlarvt, die ich versuche mir langsam wegzutrainieren.
Selbstverständlich nach der Schreibzeit!

Einfach mal die Kleinigkeiten gleich erledigen, die man gerade sieht.
Nicht bloß denken, das müsste man noch machen, sondern gleich weg
damit. Ob das ein Putzeimer ist, der in der Ecke steht und in den
Schrank will und an dem man sonst drei Mal am Tag vorbeiläuft,  oder
die E-Mail, die man wieder wegklickt, um sie später und in Ruhe zu
beantworten, oder die Arzttermine, die man schon seit Monaten
vereinbaren möchte, oder die 10 Kniebeugen, um den Kreislauf in
Schwung bringen. (Aktiviert man die Muskeln, fällt es einem übrigens
auch leichter anzufangen:  aktive Muskeln  Tatendrang).

Ein paar Male am Tag genügen meistens. Nur immer wieder den Kreislauf
durchbrechen und gleich etwas tun, was man sieht oder vorhatte, egal
wie klein es ist.


2. Das Aufschieben mal aufschieben.

Das klappt nicht immer, und man muss wissen, was man gerade eigentlich
tun wollte, und sich auch mal bremsen, wenn man den Eimer anschielt,
aber auf dem Weg zum Schreibtisch ist. Also wie überall ist auch hier
Obacht geboten.


3. Einen weiteren Trick habe ich aus dem Büchlein von John Perry
"Einfach liegen lassen", für alle "Aufschieber" übrigens eine 100%
Empfehlung.

Wir neigen dazu, die Sachen zu erledigen, die nicht auf den ersten
Plätzen unserer To-do-Liste stehen. Der Trick: Plätze tauschen. Man
schreibe allesm was man wirklich und dringend erledigt haben möchte,
ab Nr. 3 auf, auf die ersten 1 bis 2 Plätze kommen umfangreiche, aber
aufschiebbare Arbeiten, wie Ideensortieren, Karteikasten pflegen, ein
Manuskript testlesen, ein älteres noch mal überarbeiten - oder was man
sonst noch Wichtiges zu tun hat, was eventuell Zeit verschlingt.

Sport ist mein Spitzenkandidat, wenn es darum geht, etwas
aufzuschieben. Schreibe ich oben "Sport" hin, finde ich mich am
Schreibtisch wieder.

Mit anderen Worten: Man sucht nach etwas, das man anstatt des
Schreibens aufschieben kann.


4. Und was mir immer wieder auch noch hilft, ist, mir zu sagen: "Das
ist nur mein erster Entwurf, nur eine Skizze, es muss nicht gleich
glänzen und perfekt ausformuliert sein."

Lässt man den Perfektionismus im Regal, bis man überarbeiten muss,
fällt auch das Anfangen etwas leichter.

Ich versuche mich auch immer zu fragen, warum ich gerade etwas
aufschiebe. Die Gründe können sich nämlich minütlich ändern und von
Arbeit zur Arbeit natürlich auch unterschiedlich ausfallen.
Jetzt habe ich z. B. etwas gleich erledigt: diese Tipps zu schreiben.
Ich wollte es noch auf morgen verschieben, aber hey, wozu trainiere
ich überhaupt? Dafür musste aber meine Lesezeit aufgeschoben werden.

Irgendwas werden wir immer aufschieben müssen, bei der Vielzahl an
Aufgaben, die wir haben. Und deswegen sollten wir als Erstes aufhören,
uns wegen unserer "Aufschieberitis" ein schlechtes Gewissen zu machen,
denn schreibt man mal auf, was man eigentlich alles erledigt hat ...

Die losen Zettel! Ich sage ja, die sind genial. Danke für den tollen
Artikel.


+++++++++++++++++++
Ulrike Scheuermann:
+++++++++++++++++++

Motivation entsteht durch Tun. Das allerdings ist einfacher gesagt als
umgesetzt, sonst gäbe es ja keine Schreibblockaden. Besonders
hilfreich finde ich deshalb eine extrem niedrige Schwelle, um
Aufschieberitis zu vermeiden:

- Erst einmal nur Schreibdenken - also private Drauflosschreibe-Texte
verfassen, die niemand sonst liest, wie etwa Fokussprint, Denkskizze
oder Serienschreiben. Die dauern alle nur drei bis fünf Minuten.

- Dafür aber täglich schreiben, am besten morgens vor allen anderen
Tätigkeiten.

- Nichts vorher lesen: keine schon vorhandenen eigenen Texte "zum
Einlesen", keine E-Mails, keine Rechercheergebnisse.

- Immer für den nächsten Tag einen erleichterten Einstieg vorbereiten:
ein Stichwort, einen Satzanfang, einen Gedanken notieren.

- Textideen bei anderen Tätigkeiten dokumentieren: ins Smartphone
sprechen, auf den Einkaufszettel kritzeln, der Freundin erzählen.

- Für eine gute Schreibstimmung sorgen, z. B. mit der
Stimmungsmacherin auf Knopfdruck Nummer eins: Musik.

Und wenn das nicht hilft? Dann liegt das Problem auf einer tieferen
Ebene. Und da ist Bewusstmachen der erste und wichtigste Schritt: Was
ist der Hintergrund fürs Aufschieben? Aber das sprengt diesen Rahmen,
weil es so individuell ist, dass allgemeine Tipps nicht weiterhelfen.


+++++

Und hier noch ein paar Kurztipps von eurer Chefredakteurin:


1. Erledigte Aufgaben nicht einfach durchstreichen, wie André Wiesler
vorschlägt, sondern bunt mit Textmarker markieren - das wirkt
positiver.


2. An einen Ort ohne Internet oder mit einem Computer ohne
Internetzugang gehen. Hilft gegen Recherchieren beim Schreiben - zum
Beispiel gegen das Nachschlagen englischer Vokabeln, wenn man einen
englischen Text schreibt ...


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SCHREIBKURS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


        "Nur wer zielt, kann treffen: Mit der Zielstrategie
                  Romanfiguren entwickeln - Teil 2"
                         von Klaus Eckardt

Ein Kriminalbeamter, mit dem ich einmal bei einer Lesung über den
Realitätsgehalt von Krimis diskutierte, sagte zu mir: "Ihr Autoren
habt es gut, Ihr wisst von Anfang an, wo es langgeht. Wir dagegen
stochern erst einmal im Nebel."

Also nutzen wir diesen Vorteil!

Für das weitere Vorgehen brauchst du 20 bis 50 Moderationskarten, am
besten rechteckige oder ovale, dicke Filzschreiber und zwei große,
runde Karten. Dazu einen Raum mit ein paar Metern freier
Fußbodenfläche und viel Ruhe. Auf eine runde Karte schreibst du ein
"Z" für Zukunft, auf eine andere ein "G" für Gegenwart.

Versetz dich, wie schon bei der Formulierung deines Ziels [siehe Teil
1 dieses Artikels in Tempest 15-11], in die Rolle des Täters.
Platziere nun die runde Karte mit dem "G" dort im Raum, wo du die
Gegenwart siehst, die andere mit dem "Z" dort, wo du die Zukunft, also
den vollendeten Mord siehst.

Blicke von der Gegenwart aus in dein Ziel, und frag dich, ob du es
wirklich erreichen willst. Und zwar zu 100 Prozent!


         Der Film läuft rückwärts

Der Trick nun: Du gehst direkt ins Ziel und versetzt dich in die Rolle
des Mörders, der seine Tat gerade vollbracht hat. In unserem Beispiel
ist das der Mann, der seinen Erbonkel Willibald mit vergifteten
Weihnachtsplätzchen um die Ecke bringt.

Du tust das mit allen Sinnen: Du siehst, was der Mörder sieht (den in
seinem Sessel tot zusammengesunkenen Onkel, dem der Speichel aufs Hemd
getropft ist). Du hörst, was er hört (das grässliche Lachen einer
bekannten Moderatorin im immer noch laufenden Fernseher). Du fühlst,
was er fühlt (den Triumph, es geschafft zu haben, und die Vorfreude
auf das Leben in der Karibik). Du riechst, was er riecht (den
stechenden Schweiß des Onkels, der sich nie so richtig gewaschen hat).
Und du schmeckst, was er schmeckt (das scharfe Pfefferminz, das er
sich in den Mund gesteckt hat). Sei ganz eins mit dem Täter, und koste
deinen Erfolg so richtig aus.

Dann geht es weiter mit den beiden Fragen, die dich nun eine Weile
begleiten werden: "Was passierte kurz vor dem Tod des Erbonkels? Was
war dein letzter Schritt vor der vollendeten Tat?" Und: "Welche
Fähigkeiten, welche Ressourcen brauchtest du (also der Mörder), um
dies zu erreichen?" Zum Beispiel die Fähigkeit, Plätzchen zu backen
und dir das richtige Gift zu besorgen sowie natürlich die nötige
Skrupellosigkeit.


         Was passierte davor? Und davor?

Und dann gehst du wieder einen Schritt zurück: "Was passierte davor?"
"Welche Ressourcen brauchtest du dazu?"

Jeden dieser Schritte und die Ressourcen hältst du (oder dein/e
Partner/in, wenn du jemand hast, der dich unterstützt) in wenigen
Stichworten auf Moderationskarten fest, die du in Richtung Anfang auf
dem Boden auslegst. So gehst du Schritt für Schritt rückwärts - bis zu
dem Punkt, an dem du die Tat planst.

Merkst du unterwegs, dass der Weg so doch nicht funktioniert, geh
einfach wieder an den Punkt, bis zu dem alles gestimmt hat, und mach
dort weiter. Wichtig ist, dass du immer in der Rolle des Täters
bleibst.

Am Anfang angekommen, überblickst du - immer noch mit den Gefühlen des
Täters - den Ablauf von hier bis zum Ziel. Frage dich dazu wieder:
- Was siehst du?
- Was hörst du?
- Was fühlst du?
- Was riechst du?
- Was schmeckst du?


         Genieße diesen Moment!

Geh nun in deinem Tempo Schritt für Schritt in Richtung Ziel, behalte
es immer im Blick, und vergewissere dich deiner Fähigkeiten, die du ja
auf den Karten notiert hast.

Spür dabei, ob die Handlung stimmig ist, ob die Motive passen. Stößt
du auf Hindernisse, markiere die Punkte mit einer Karte oder in
Gedanken und geh trotzdem weiter bis ins Ziel.

Falls du auf dem Weg ins Ziel auf ein Hindernis gestoßen bist, geh
noch mal an diesen Punkt, genauer gesagt: an den Punkt, der vom Ziel
aus gesehen davor liegt. Überleg dir, wie der Ablauf stimmig wird, und
verändere alle weiteren Schritte entsprechend. So lange, bis du den
Weg vom Anfang ins Ziel dreimal mit gutem Gefühl zurückgelegt hast.
Genieße diesen Moment!


         Widersprüche vermeiden

Du wirst merken, der große Vorteil dieser Methode liegt darin, dass es
nicht zu Widersprüchen kommt, da wir vom Ergebnis ausgehen und so die
Vorgeschichte ganz logisch konstruieren können, bzw. dass wir
Schwachstellen sehr schnell erkennen. Auch kannst du ganz gezielt
Hinweise in die Geschichte einarbeiten, deren Sinn sich dem Leser erst
viel später erschließt.

Am Anfang erfordert diese Methode sicher etwas mehr Zeit, doch wenn du
sie öfter angewendet hast, läuft das zum großen Teil ganz automatisch.

Diese Methode kannst du für alle deine Figuren verwenden. So kannst du
sehen, wie das alles zum Beispiel aus der Sicht des Kommissars
funktioniert, der den Täter am Schluss überführt, und dir überlegen,
wo sich die Wege der Figuren kreuzen.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Die Arbeit mit der Zielstrategie ist Teil meines Seminars "Einfach
schreiben - Der Weg zum eigenen Buch". Termine unter www.klaus-
eckardt.com. Dort gibt es auch ein Arbeitsblatt mit allen Schritten.
Fragen zur Zielstrategie kannst du mir gerne per E-Mail schicken
(Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.). Für alle, die intensiver mit dieser und
anderen Methoden arbeiten möchten, biete ich auch Schreibcoachings an.


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MARKETINGIDEEN:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


               "Der Trick mit dem Klick: Pressefotos"
                           von Maike Frie

Im letzten Tempest haben wir uns mit dem Schreiben von
Pressemitteilungen beschäftigt. Heute geht es darum, sie noch
überzeugender zu gestalten, indem man gelungene Fotos mitschickt.
Professionelle Bilder kann man als Autor selbstverständlich auch für
viele andere Arten des Selbstmarketings nutzen.


         Von Leseratten und Fröschen

Der private Schnappschuss von der Signierstunde auf der Buchmesse oder
das Foto vom letzten Skiurlaub haben eines gemeinsam: Beide sind
ungeeignet für eine professionelle Eigendarstellung. An gelungenen
Fotos sollten Autoren genauso lange feilen wie an gelungenen
Formulierungen.

Denn egal, ob sie später verwendet werden oder nicht: Indem man
geeignete Bilder in ausreichender Qualität mitliefert, erweist man
sich einmal mehr als Presseprofi.

Doch was sind geeignete Bilder? Am besten fragt man sich selbst, was
man auf Fotos in der Zeitung zu sehen wünscht. Leider erscheinen allzu
oft kleinteilige Gruppenaufnahmen, die allenfalls die darauf
abgebildeten Personen interessieren. Auch Rednerpulte, Händeschütteln
und Preisübergaben sind schon zur Genüge abgedruckt.

Aufmerksamkeitsstarke Pressefotos ergänzen dagegen den Text und
liefern keine überflüssigen Wiederholungen. Oft hilft schon eine
ungewöhnliche Perspektive: für eine Schullesung die Leseratten mit
aufgeschlagenen Büchern im Halbkreis auf den Boden legen und sich als
Fotografin selbst davor; für den neuen Roman mit dem Angler als
Hauptfigur durch ein Aquarium hindurchfotografieren; um die
übermächtige Hexe des Fantasyromans zu illustrieren, Aufnahmen aus der
Froschperspektive machen, usw. Wagen Sie das Ungewöhnliche, auch bei
der Bildgestaltung: zum Beispiel von mehreren Personen mal nur die
Gesichter direkt übereinander zeigen oder zwei Personen mit den
Hinterköpfen aneinander ablichten.

Wählen Sie besondere Accessoires: ein Blick durch die Lupe auf einen
Fingernagel, der im Text eine wichtige Rolle spielt, oder ein Gesicht,
halb hinter einem Fächer verborgen. Kinder und Tiere wirken immer:
eine Babyhand auf dem aktuellen Buchtitel; eine Katze, die mit einem
Erinnerungsknotentaschentuch für den nächsten Lesungstermin spielt;
ein Kind, das an einem Eis leckt, auf dem der Titel Ihres neuen
Sommerromans steht.


         Auch Laien können Profis sein

Eine technisch gelungene Aufnahme bietet genügend Umfeld um das Objekt
(wichtig für Randbeschnitte beim Druck), einen ruhigen Hintergrund (z.
B. keine Karotapete, keine Pflanzen, Kabel oder Masten, die hinter dem
Kopf der betreffenden Person emporragen), keine harten Schatten (z. B.
durch ein Gesicht vor weißer Wand) und eine ordentliche Ausleuchtung
(z. B. sind Neonröhren als Lichtquellen schlecht; sie hinterlassen oft
einen grünlichen Farbstich auf Gesichtern).

Ausreichende Datenqualität sollte selbstverständlich sein (für den E-
Mail-Versand: kleine jpg-Dateien; für den Abdruck oft große eps- oder
tiff-Dateien mit 1,5 MB oder 300 dpi). Deshalb am besten immer die
größtmögliche Auflösung an der Kamera einstellen (um die 5 Megabytes
pro Bild) und lieber eine Speicherkarte mehr mitnehmen; wer weiß,
wofür größere Dateien später noch genutzt werden können.

Ein Extra-Service für die Redaktion ist es, quer- und hochformatige
Bilder mitzusenden. So steigt Ihre Chance, abgedruckt zu werden, weil
Artikel und Bild genau dort eingepasst werden können, wo gerade Platz
ist.


         Ja, wer ist es denn bloß?

Sind Personen auf dem Foto zu sehen, sollten diese auch bei einem
kleinformatigen Abdruck in der Zeitung noch zu erkennen sein (es sei
denn, man will belegen, dass man mit der letzten Lesung ein komplettes
Fußballstadion gefüllt hat) - zum Test einfach selbst ausdrucken. Für
die Redaktion müssen alle Abgebildeten mit Vor- und Nachnamen sowie
ihrer Funktion eindeutig zuzuordnen sein (von links nach rechts
auflisten). Das gilt natürlich nur für kleine Gruppen. Ab etwa fünf
Personen wird eine solche Bildunterschrift unübersichtlich - dann am
besten die Hauptpersonen herausgreifen und eindeutig zuordnen
(Beispiel: Preisträgerin Petra Müller, zweite Reihe von oben, dritte
von links).

Achtung hier: Persönlichkeitsrechte! Verwenden Sie zum Beispiel eine
Aufnahme mehrerer Personen bei einer Podiumsdiskussion, müssen diese
darüber informiert werden und sollten sich am besten schriftlich damit
einverstanden erklären, dass die Aufnahme für Pressezwecke verwendet
wird.


         Goldener Schnitt und Drittel-Regel

Dies sind die beiden wichtigsten Instrumente, um ein Foto so zu
gestalten, dass es auf den Betrachter "rund" wirkt. Die Drittel-Regel
besagt, dass ein Bild durch zwei senkrechte und zwei waagerechte
Linien gedanklich jeweils in Drittel geteilt wird. Bei der
Bildgestaltung kann man sich an diesen Linien orientieren. Zum
Beispiel zeigt bei einer Landschaftsaufnahme das untere Drittel Meer,
während auf den oberen beiden Dritteln ein Wolkenhimmel abgebildet
ist. Oder bei einem Porträt: Im linken Drittel ist das wettergegerbte
Gesicht eines Hirten zu sehen - rechts von ihm - auf den beiden
übrigen Dritteln - weiden seine Schafe. Das wichtigste Bilddetail
sollte dabei keinesfalls in der Mitte, sondern auf einem Schnittpunkt
dieser Drittel-Linien zu finden sein (Goldener Schnitt), zum Beispiel
das Gesicht der Person oder der hervorgehobene Gegenstand.

Um gute Effekte zu erzielen, können Sie auch mit der Entfernung
spielen: Einige Motive wirken stark als Detailaufnahme, andere besser
als Halbnahe oder Totale (am weitesten weg).

Und jetzt wird losgebrainstormt, welches Motiv für Ihre
Selbstvermarktung das passendste ist! Und wenn Sie Fragen zum Thema
Marketing haben, schreiben Sie mir.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Maike Frie, Münsteranerin von 1976 mit Skandinavien-Begeisterung; nach
Stationen in Oslo und Hamburg heimgekehrt; tätig als Dozentin,
Texterin, Lektorin und Mutter; bietet für Autoren Korrektorat,
Lektorat und Manuskriptberatung sowie ein Seminarprogramm zum
Kreativen Schreiben - mehr unter http://www.skriving.de


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!
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                     "Regenzeitversuchung"
             Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen

"Was zum Teufel suchst du denn jetzt schon wieder?"
Die gereizte, fast hysterische Stimme meiner Mutter machte mich
nervös. Und das monotone Geräusch, das der klickende Absatz ihres
unruhigen Fußes auf den Fliesen verursachte, entspannte die Stimmung
auch nicht gerade.
"Die Reisekaugummis. Wie soll ich sonst diesen Endlos-Flug
überleben?", antwortete ich schnippischer als beabsichtigt. Aber
umgeben von der angespannten Aura meiner Mutter war es alles andere
als einfach, freundlich und neutral zu bleiben.
Die Eingangshalle des Frankfurter Flughafens glich einem bunten,
quirligen Haufen voller Menschen, die wie das geschäftige Volk eines
Ameisenhaufens durcheinander wuselten. Es war erstaunlich, dass kein
Gepäckwagen einen anderen rammte - "Rechts vor Links" wurde hier nicht
beachtet.
Mitten in diesem Chaos schienen meine Mutter und ich die einzigen
Personen zu sein, die sich nicht von der Stelle bewegten. Ich hockte
mit zittrigen Händen über meinem Rucksack und suchte weiter nach
etwas, das meine Flugangst lindern würde, und meine Mutter stand wie
ein Häufchen Elend daneben.
Ohne dass ich meine Augen vom Rucksack abwandte, wusste ich ganz
genau, wie sie mich in diesem Moment anschaute. Besorgt, und vor allem
viel zu mütterlich. Mit diesem "Du-darfst-nicht-gehen-Blick". Zwischen
ihren Augenbrauen bildete sich eine tiefe Einkerbung, welche man schon
nicht mehr nur als Falte bezeichnen konnte, und ihre Augen riefen all
ihre Sorgen aus, ohne dass sie überhaupt ihren Mund zu öffnen
brauchte.
Ich hasste es. Ich hasste es, meiner Mutter weh zu tun. Und ich
wusste, dass ich es mit meiner Entscheidung, nach Thailand zu gehen
und sie damit für das kommende Jahr allein zu lassen, sicherlich tat.
Aber sollte man nicht auch mal an sich selbst denken?
"Schätzchen, sieh mich mal an", hörte ich meine Mutter sagen. Ich gab
meine Kaugummisuche für einen kurzen Moment auf und schaute in ihre
dunkelgrünen Augen. Es war sogar schlimmer als erwartet - ihre Augen
schrien viel mehr, als dass sie riefen.
"Bist du sicher, dass ein Jahr nicht etwas zu lange ist? Denk doch mal
an all deine Freunde, an Oma. Oder an deinen Vater! Ich könnte ..."
"Mama!", unterbrach ich sie. "Jetzt hör schon auf. Die Zeit wird
schneller umgehen, als du denkst. Außerdem bin ich alt genug, um
langsam auf mich selbst aufzupassen."
Dies war die zweite Möglichkeit, meine Mutter traurig zu stimmen:
indem ich ihr die Rolle der fürsorglichen Beschützerin abnahm. Und
schon wieder fühlte ich mich schrecklich. Zwar klangen solche Sätze in
den Ohren einer Mutter mit Sicherheit erleichternd. Nur war es in
meinem Fall durch und durch gelogen; ich fühlte mich nicht reif genug,
ohne meine Familie und Freunde auf eigenen Beinen zu stehen. Am
liebsten hätte ich die ganze Thailandsache hingeschmissen. Aber
irgendetwas hatte mich davon abgehalten. Ein innerer Drang, meinem
Alltag entkommen zu müssen. Ich brauchte dringend einen
Tapetenwechsel, einen Umbruch, einen Schnitt.
Doch auch wenn ich von diesem Drang absah; dachte sie tatsächlich,
dass ich mich über ein halbes Jahr lang auf die Reise vorbereitet und
alles bezahlt und eine Gastfamilie gefunden hatte und jetzt einfach so
das Handtuch werfen würde?
Ich hatte mich in den letzten Monaten unglaublich eingeengt gefühlt.
Mir gefiel mein junges Leben nicht wirklich, ich brauchte Veränderung.
Vielleicht brauchte ich auch einen ganzen Neuanfang, aber das wusste
ich selbst noch nicht so genau. Ich hoffte jedenfalls, in dem
kommenden Jahr eine Antwort zu finden. Eine Antwort auf die Frage, die
ich selbst nicht in Worte fassen konnte, deren Bedeutung ich fühlte,
aber nicht näher zu spezifizieren wusste. Doch so viel stand fest: Es
hatte irgendetwas mit Veränderung zu tun. Mit dem neuen Plan für mein
Leben, den ich mir so sehr herbeisehnte.
Man könnte sagen, dass ich einige entscheidende Momente verpasst
hatte, um mein Leben auf den richtigen Weg zu bringen; in der Schule
wusste ich nie, welche Fächer ich wählen sollte, und nach dem Abi
schien es mir schier unmöglich, einen passenden Studiengang zu finden.
Meine Mutter wusste meine Unentschlossenheit auf Familienfesten immer
sehr charmant preiszugeben, wenn es hieß, was denn das werte
Töchterchen so alles mache: "Ach, meine Jana, die weiß einfach nichts
mit sich anzufangen. Du wolltest doch als kleines Kind immer
Tierärztin werden, Schätzchen, warum versuchst du es nicht mal damit?"
Eine Reihe von Tanten und Onkel, die mit uns am Kaffeetisch saßen,
nickten mir jedes Mal aufmunternd zu. Anstatt zu antworten, stopfte
ich mir dann immer einen extragroßen Bissen Kuchen in den Mund und
grinste vielsagend - oder eben gerade nichtssagend.
Aus lauter Verzweiflung hatte ich es nach der Schule tatsächlich mit
Tiermedizin versucht und war geradezu erleichtert gewesen, dass mir
jemand die Entscheidung über mein eigenes Leben abgenommen hatte. Ein
ganzes Jahr hatte ich durchgehalten, bis ich keine Tiere mehr sehen
und keine lateinischen Organ-, Muskel- oder Knochennamen mehr hören
konnte. Doch leider war mir auch keine einzige Alternative für mein
Leben in den Sinn gekommen.
Und so stand ich nun hier, im Frankfurter Flughafen, mit einem dieser
überdimensionalen Rucksäcke, der fast genauso groß war wie ich selbst
und seine Reise schon beim Einchecken beginnen musste, und meinem
Handgepäck, bei dem ich die Suche nach Kaugummis bereits aufgegeben
hatte. Meine Mutter stand schluchzend neben mir, meine beiden Hände
haltend, als wollte sie diese nicht mehr loslassen.
Nach weiteren Sätzen wie "Du wirst mir fehlen" oder "Du kannst
jederzeit wiederkommen" konnte ich nicht anders, ich musste weinen.
Das war zwar nicht vorteilhaft für das Wohlbefinden meiner Mutter,
aber es tat gut. Sie strich über meine feuchte Wange, gab mir einen
Kuss und ließ meine linke Hand los. Man könnte meinen, dass dies ein
Versuch für einen ersten Abnabelungsschritt war, doch sie brauchte
ihre eigene Hand nur, um sich die Nase zu schnäuzen. Das Taschentuch
war mittlerweile völlig zerfleddert. Mit meiner freien Hand fand ich
in meiner Hosentasche ein noch unbenutztes, reichte es ihr und
lächelte aufmunternd, und dann begannen wir beide zu lachen.

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                  Lektorat von Hans Peter Roentgen

Eine junge Frau auf dem Frankfurter Flughafen, die nach Thailand gehen
will. Ihre Mutter ist dabei, unglücklich über diese Entscheidung und
würde die Tochter am liebsten zurückhalten. Es geht also ums
Flüggewerden der Tochter und um eine Mutter, die nicht loslassen will.
Keine leichte Situation, das weiß jeder, der schon mal erwachsen
geworden ist.


         Konflikte zwischen den Zeilen

Statt langer Vorrede beginnt die Geschichte mit einem Konflikt. "Was
suchst du schon wieder?", meckert die Mutter, und auch die Tochter ist
genervt, sie braucht Kaugummi gegen die Flugangst. Gut gemacht, ein
oberflächlicher Konflikt, hinter dem sich etwas sehr viel
Dramatischeres verbirgt als die Suche nach Mitteln gegen Flugangst.

Dialoge, in denen Personen etwas sagen, das, was wichtig ist, aber
zwischen den Zeilen steht, sind immer eine gute Idee.

Dann die Eingangshalle des Frankfurter Flughafens, mit wenigen Worten
wird die Hektik lebendig. Wir wissen jetzt, wo die Szene spielt, und
haben ein Bild vor Augen. In drei Absätzen zieht uns die Geschichte
hinein.

Und warum tut sie das? Weil die Autorin uns die Ausgangssituation
nicht erklärt, sondern erleben lässt. Show, don`t tell. Sie hätte auch
schreiben können:

.....
Wir standen auf dem Frankfurter Flughafen, der eine sehr hektische
Szenerie war, weil viele Menschen mit Koffern durch die Gegend eilten.
Ich war nervös und hatte Flugangst. Deshalb suchte ich meine
Kaugummis. Meine Mutter war auch genervt über meine Sucherei.
.....

Das wäre die schlechte "Tell"-Alternative zu dem guten "Show"-Einstieg
gewesen.

Dann kommen zwei Absätze, die - neben guten Bildern - einige
Wiederholungen enthalten und Bilder, die gekünstelt wirken:

.....
"Mitten in diesem Chaos schienen meine Mutter und ich die einzigen
Personen zu sein, die sich nicht von der Stelle bewegten. Ich hockte
mit zittrigen Händen über meinem Rucksack und suchte weiter nach
etwas, das meine Flugangst lindern würde, und meine Mutter stand wie
ein Häufchen Elend daneben.
Ohne dass ich meine Augen vom Rucksack abwandte, wusste ich ganz
genau, wie sie mich in diesem Moment anschaute. Besorgt, und vor allem
viel zu mütterlich. Mit diesem "Du-darfst-nicht-gehen-Blick". Zwischen
ihren Augenbrauen bildete sich eine tiefe Einkerbung, welche man schon
nicht mehr nur als Falte bezeichnen konnte, und ihre Augen riefen all
ihre Sorgen aus, ohne dass sie überhaupt ihren Mund zu öffnen
brauchte."
.....

Dass Mutter und Tochter als Einzige in dem Chaos stillstehen, wissen
wir bereits. "Etwas, das meine Flugangst mildern sollte" ist
unspezifisch, wenig bildhaft. Im Zweifelsfall sollte man immer das
konkretere Wort wählen, in unserem Fall also "Kaugummi". Und auch
weitere Details würde ich ändern. Dann sähe der Text so aus:

.....
Mitten in diesem Chaos hockte ich mit zittrigen Händen über meinem
Rucksack und suchte weiter nach den Kaugummis, die meine Flugangst
lindern sollten, und meine Mutter stand wie ein Häufchen Elend
daneben.
Ohne dass ich meine Augen vom Rucksack abwandte, wusste ich ganz
genau, wie sie mich in diesem Moment anschaute. Besorgt, und sehr,
sehr mütterlich. Mit diesem ?Du-darfst-nicht-gehen-Blick?. Zwischen
ihren Augenbrauen bildete sich eine tiefe Einkerbung und ihre Augen
erzählten all ihre Sorgen, ohne dass sie ihren Mund öffnete.
.....

Dann folgt als Zusammenfassung der vorangehenden Absätze der Satz: "Es
war sogar schlimmer als erwartet - ihre Augen schrien viel mehr, als
dass sie riefen."

Hier wird wieder mit den Augen und dem, was sie sagen, gespielt. Doch
wie sehen Augen aus, die "schreien", und wie solche, die nur "rufen"?
Dieses Bild stört eher, die vorangehenden Sätze haben die Szene gut
dargestellt. Warum es nicht einfach bei der Zusammenfassung belassen:
"Es war sogar schlimmer als erwartet."?


         Dialoge

Als Nächstes kommt wieder ein Dialog:

.....
"?Bist du sicher, dass ein Jahr nicht etwas zu lange ist? Denk doch
mal an all deine Freunde, an Oma. Oder an deinen Vater! Ich könnte
...?
?Mama!?, unterbrach ich sie. ?Jetzt hör schon auf. Die Zeit wird
schneller umgehen, als du denkst. Außerdem bin ich alt genug, um
langsam auf mich selbst aufzupassen.?"
.....

Natürlich, Menschen reden so. Aber in einer Geschichte und vor allem
in einem Dialog muss man das nicht alles genauso hinschreiben. Wenn
wir den Dialog kürzen, kommt er besser auf den Punkt:

.....
"Bist du sicher, dass Thailand eine gute Idee ist?"
"Mama!", unterbrach ich sie. "Jetzt hör schon auf. Langsam bin ich alt
genug, um auf mich selbst aufzupassen."
.....


         Überflüssiges streichen

Der nächste Abschnitt erklärt uns, was wir schon wissen. Und weil er
es erklärt, statt zu zeigen, schwächt er die guten Bilder vom Anfang:

.....
"Dies war die zweite Möglichkeit, meine Mutter traurig zu stimmen:
indem ich ihr die Rolle der fürsorglichen Beschützerin abnahm. Und
schon wieder fühlte ich mich schrecklich. Zwar klangen solche Sätze in
den Ohren einer Mutter mit Sicherheit erleichternd. Nur war es in
meinem Fall durch und durch gelogen; ich fühlte mich nicht reif genug,
ohne meine Familie und Freunde auf eigenen Beinen zu stehen. Am
liebsten hätte ich die ganze Thailandsache hingeschmissen. Aber
irgendetwas hatte mich davon abgehalten. Ein innerer Drang, meinem
Alltag entkommen zu müssen. Ich brauchte dringend einen
Tapetenwechsel, einen Umbruch, einen Schnitt."
.....

Wenn man die erste Hälfte streicht und nur die Unsicherheiten der
Tochter stehenlässt, wird es meiner Meinung nach eindrücklicher. Und
das unvermutete Plusquamperfekt "hatte mich davon abgehalten" braucht
man an dieser Stelle auch nicht, den sie wird immer noch davon
abgehalten, die Reise hinzuschmeißen.

Das Ganze sähe dann so aus:

.....
Am liebsten hätte ich die ganze Thailandsache hingeschmissen. Aber
irgendetwas hielt mich davon ab. Ein innerer Drang. Ich brauchte
dringend einen Tapetenwechsel, einen Umbruch, einen Schnitt.
Doch davon abgesehen, dachte sie tatsächlich, dass ich mich über ein
halbes Jahr lang auf die Reise vorbereitet, alles bezahlt und eine
Gastfamilie gefunden hatte und jetzt das Handtuch werfen würde?
.....


         Was weckt Bilder?

Der nächste Abschnitt wiederholt erneut die Suche nach Veränderung und
behauptet viel.

.....
"Ich hatte mich in den letzten Monaten unglaublich eingeengt gefühlt.
[...] Anstatt zu antworten, stopfte ich mir dann immer einen
extragroßen Bissen Kuchen in den Mund und grinste vielsagend - oder
eben gerade nichtssagend."
.....

In solchen Fällen gibt es eine einfache Regel: Streich das Abstrakte,
und lass die konkreten Teile stehen. Meist gewinnt der Text dadurch:

.....
Man könnte sagen, dass ich einige entscheidende Momente verpasst
hatte, um mein Leben auf den richtigen Weg zu bringen. In der Schule
wusste ich nie, welche Fächer ich wählen sollte, und nach dem Abi
schien es mir schier unmöglich, einen passenden Studiengang zu finden.
Meine Mutter wusste meine Unentschlossenheit auf Familienfesten immer
sehr charmant preiszugeben, wenn es hieß, was denn das werte
Töchterchen so alles mache: "Ach, meine Jana, die weiß einfach nichts
mit sich anzufangen. Du wolltest doch als kleines Kind immer
Tierärztin werden, Schätzchen, warum versuchst du es nicht damit?"
Die Tanten und Onkel, die mit uns am Kaffeetisch saßen, nickten mir
jedes Mal aufmunternd zu. Anstatt zu antworten, stopfte ich mir dann
immer einen extragroßen Bissen Kuchen in den Mund und grinste
nichtssagend.
.....

Die Kombination "nichtssagend" und doch "vielsagend" verwirrt eher, da
beides sich ausschließt. Deshalb habe ich es gestrichen.


         Schluss

Der Schluss ist gut gelungen, vor allem, dass beide dann doch lachen.
Zwar könnte man auch dort noch das eine oder andere korrigieren, aber
das überlasse ich jetzt meinen Lesern.

Und jetzt ist die Szene sehr viel kürzer geworden. Muss das sein? Soll
man Konflikte in Szenen nicht ausnutzen, mehr Farbe hineinbringen?

Das wäre möglich. Doch dafür müsste man die Szene ausbauen und eben
auch weitere Elemente haben, die Bilder wecken und Spannung steigern.
Einfach mit allgemeinen Sätzen wie "Ich fühlte mich schuldig" kann man
das nicht erreichen.

Und der Konflikt zwischen behütender Mutter und Tochter, die
ausfliegen will, ist zwar gut geschildert, bewegt sich aber auf
Bahnen, die jeder kennt und selbst mitgemacht hat. Da wäre es eine
gute Idee, etwas Spezifisches, Eigenes in die Szene einzubauen.

Da ich den Rest der Geschichte nicht kenne, kann ich natürlich nichts
vorschlagen. Aber es ist immer gut, etwas zu nehmen, das auf den
späteren Verlauf der Geschichte hinweist. Auch dabei sollte man "Show,
don?t tell" beachten. Vorahnungen im Sinne von "Diesen Satz würde sie
furchtbar bereuen" oder "Das war der Beginn einer schlimmen
Geschichte" erhöhen die Spannung nicht.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein
Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé".
Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. Gerade ist sein neuer
Ratgeber "Schreiben ist nichts für Feiglinge" erschienen.


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BUCHBESPRECHUNG:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


                  "Schreiben. Vom Leben der Texte"
                    besprochen von Martina Weber

Im Jahr 1997 gründete Kurt Drawert die "Darmstädter Textwerkstatt" und
im Jahr 2004 das "Zentrum für junge Literatur", und wer je an den
Seminarabenden teilnehmen oder seine Werke auf der Lesebühne im
Literaturhaus Darmstadt vorstellen durfte, wird fasziniert von der Art
und Weise sein, wie dieser Schriftsteller mit literarischen Arbeiten
umgeht, wie er die Texte in ihrem Kern erfasst. Oft schon habe ich mir
gewünscht, diese Kenntnisse gesammelt in einem Buch vorzufinden.
Dieses Buch liegt nun vor.

Das Werk besteht aus drei Teilen. Im ersten Teil geht es um die
Bedingungen des Schreibens (übrigens auch des Nicht-Schreibens, also
der Schreibblockade) im weitesten Sinn. Kurt Drawert stützt sich auf
die klassische und strukturale Psychoanalyse (Freud, Lacan), und ich
habe auf diesen 60 Seiten so viele Wahrheiten über den Schreibprozess
gelesen, dass ich sie nur jedem Schreibenden empfehlen kann. Ein
Beispiel: "Der Schreibende schreibt immer aus einer Ahnung heraus.
Wenn er aus einem Wissen heraus schreibt, kopiert er, was schon
bekannt ist." Der zweite Teil behandelt Literaturbildungsprozesse (u.
a. Jurys, Textwerkstätten, die Stimme) und der dritte Teil Techniken
wie die Metapher, Erzählperspektiven und wie Gedichte entstehen.

In seinem Vorwort schreibt Kurt Drawert, dass der Weg, den er mit
seinem Buch geht, genau genommen nirgendwo hinführt und schön allein
dadurch ist, dass es ihn gibt. Wie schön, dass es dieses Buch gibt.


Kurt Drawert: "Schreiben. Vom Leben der Texte", 2012, 288 Seiten,
19,95 Euro, C. H. Beck

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Martina Weber erhielt u. a. das im Jahr 2009 erstmals ausgeschriebene
Frankfurter Autorenstipendium. Im Januar 2013 erschien ihr Lyrikdebüt
mit dem Titel "Erinnerungen an einen Rohstoff" im Poetenladen Verlag,
Leipzig. Außerdem erschienen: "Zwischen Handwerk und Inspiration.
Lyrik schreiben und veröffentlichen" Uschtrin Verlag München, 3.
Auflage 2011. Inhalt: http://www.uschtrin.de/weber.html


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VERLAGSPORTRAIT:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


Rattenreiter Verlag
Kavalierstraße 3a
13187 Berlin
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         Verlagsgeschichte

Der Anlass für die Gründung war der Impuls mehrerer Autorinnen und
Autoren, gestandener wie noch unbekannter, sich zu einem E-Book- und
Hörbuchverlag zusammenzutun, der im Besitz der Autorenschaft selbst
ist. Gerade das E-Book-Geschäft ist momentan ein Tor zu einer Welt, in
der die Frage, welche Texte auf dem Markt erscheinen dürfen, zumindest
sehr viel weniger von Erfolgsstatistiken der letzten Jahre abhängig
ist.

2011 wurde durch den Autor Kaspar Dornfeld und die Dramatikerin Regina
Meier-Lautenschläger eine "Urform" der Firma als GbR gegründet, die
aufgrund der Winzigkeit des Unternehmens nur schwer "Fahrt aufnehmen"
konnte. 2013 verband sich die kleine Unternehmung, die immerhin das
technische Know-how bieten konnte, mit einem noch losen
Zusammenschluss von Schreibenden und Literaturinteressierten, um als
UG (haftungsbeschränkt) & Co. KG weiter zu operieren.


         Programm und Philosophie

Die Auswahl ist weder auf ausgesuchte literarische Formen und Längen
noch auf bestimmte Genres beschränkt. (Obwohl zumindest Sach- und
Fachliteratur bis dato ausgeschlossen ist.) Das heißt, man ist genauso
interessiert an gutem literarischen "Mainstream" wie an waghalsigen
Sprachexperimenten. Allerdings betreibt man eine strenge
Qualitätsauswahl, denn darin sehen die VerlegerInnen die Hauptaufgabe
von Verlagen in der wachsenden digitalen Textwelt: Sie versuchen, als
Qualitätsboje im Meer der verbalen Beliebigkeit zu fungieren. Auch
vergriffene Werke oder Klassiker (als Hörbuch) finden in diesem Verlag
eine neue Heimat.

Der zweite wichtige Punkt der "Philosophie" ist, dass die Schreibenden
selbst entscheiden, welche Texte sie liefern, ohne dass der Verlag
bestimmte Textarten von ihnen einfordert. Das heißt, neben Neulingen
finden auch gestandene Autorinnen und Autoren einen Platz, die etwas
ausprobieren wollen, was ihnen ihre "normalen" Verlage womöglich nicht
abnähmen. Im Verlag entscheidet nicht die Erfolgsstatistik vom letzten
Jahr, sondern der Glaube des Schreibenden an seinen Text. Wer beim
Rattenreiter Verlag mindestens zwei Texte verlegt hat, bekommt das
Recht eingeräumt, sich um eine gleichberechtigte Mitglieds- und
Mitbesitzerschaft am Verlag zu bewerben.


         Welche Autoren wurden bisher verlegt?

Ulrike Bliefert, Kaspar Dornfeld, Anja Marschall, Florian Scheibe,
Gitta Edelmann, Eugenie Marlitt und (in Vorbereitung) Peter Schwindt
sowie ebenfalls bald Otto-Julius Bierbaum und Franziska Gräfin zu
Reventlow.


         AutorInnen gesucht?

Jeder kann sich mit Texten bewerben, ganz gleich, ob er oder sie schon
einmal etwas verlegt hat oder nicht. Was die Textart angeht, sind
keine formalen Grenzen gesetzt. Es können Kurztexte sein oder Romane
und alles dazwischen. Sogar für Lyrik werden demnächst
Veröffentlichungsmodelle erarbeitet, die die Möglichkeiten der
digitalen Verlagswelt berücksichtigen. Allerdings wird eine sehr
strenge Qualitätsauswahl getroffen. Man verlegt nur Texte, die den
eigenen Ansprüchen genügen.


         Konditionen

Die Verträge richten sich beim Autorenhonorar nach branchenüblichen
Konditionen für Verlage, die ihre Kosten nicht über Printausgaben
decken, und beinhaltet darüber hinaus standardmäßig Klauseln wie
automatische Rechterückfälle nach fairen Zeiträumen oder die
Einschränkung der per Vertrag an den Verlag abgetretenen Rechte auf
diejenigen, die der Verlag auch real nutzt. Meist sind das E-Book- und
Hörbuchrechte, obwohl man auf Wunsch der Autorin oder des Autors auch
als Vermittler für die anderen Rechte auftreten kann.


         Was ist besonders wichtig?

Es ist das wichtigste Anliegen der VerlegerInnen, die literarische
Vielfalt zu schützen und zu fördern. Sie glauben daran, dass ein
Verlag, in dem die Schreibenden - und nur sie - darüber zu entscheiden
haben, welche Texte verlegt werden, zumindest EIN möglicher Weg ist,
das zu erreichen.


         Zukunftspläne, Perspektiven

Im Verlag ist man neugierig darauf, was die technische Evolution des
Verlegens für literarische Entwicklungen mit sich bringt. Darin
schlummern womöglich Literaturformen, die wir uns jetzt und hier noch
gar nicht vorzustellen vermögen.

Noch ist man im Rattenreiter Verlag ganz am Anfang, aber das Ziel ist
klar: Wenn irgendwann mal jemand wie ganz selbstverständlich zu einem
anderen sagt: "Das ist von Rattenreiter? Kannst du lesen. Die machen
gute Sachen!" - Dann hat man das angestrebte Ziel erreicht.


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -
keine Manuskripte zur Beurteilung.

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.


Drehbuch: Oliver Pautsch
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Fandom: Thomas Kohlschmidt
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Fantasy: Stefanie Bense
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Heftroman: Arndt Ellmer
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Historischer Roman: Titus Müller
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Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik
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Kriminalistik: Kajo Lang
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Lyrik: Martina Weber
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Recherche: Barbara Ellermeier
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Plotten: Kathrin Lange
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Sachbuch: Gabi Neumayer
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Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss
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Schreibgruppen: Ute Hacker
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Schreibhandwerk: Ute Hacker
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Science-Fiction: Andreas Eschbach
                            sf-autor at experte pt autorenforum pt de
Übersetzung: Barbara Slawig
                       uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de
Verlagswesen: Bjørn Jagnow
                        verlagswesen at experte pt autorenforum pt de

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Experten-Special:
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Bjørn Jagnow hat seine Fragen und Antworten zu den Themen
Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt
- thematisch sortiert und aktualisiert:

"Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book,
2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN:
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       Bjørn Jagnow (verlagswesen at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Eine Übersetzung eines persischen Klassikers [...] enthält eine Zeile
(sie wird auch als Überschrift für einen bestimmten Abschnitt
verwendet), die mir so gut gefällt bzw. die so genau auf die Thematik
meiner Buchidee deutet, dass ich sie gerne als Buchtitel verwenden
würde.

[...] Geht so was? Darf ich diese Zeile bzw. dieses Zitat, das aus
sechs Wörtern besteht, als Buchtitel verwenden? Das Copyright der
Übersetzerin gilt ja noch, weniger gilt's beim Original (700 Jahre
alt).


Antwort:
Grundsätzlich schützt das Urheberrecht auch Übersetzungen. Allerdings
schützt das Urheberrecht in erster Linie nicht einzelne Sätze, denn
sonst müsste man als Autor ja kontrollieren, ob jeder einzelne Satz,
den man schreibt, so nicht schon einmal in irgendeinem anderen Buch
vorgekommen ist. Andererseits können einzelne so markant sein - im
Rechtsjargon: Werkscharakter haben -, dass sie doch geschützt sind.

Den konkreten Fall kann ich nicht prüfen, und ich darf es auch nicht,
weil das individuelle Rechtsberatung wäre, die nur Anwälte leisten
dürfen. Allerdings werden solche Fälle ja auch nicht von Anwälten
entschieden, sondern von Richtern. Um alle Risiken zu vermeiden, würde
ich mir einen eigenen Titel suchen - dann kann auch kein Rechtsstreit
entstehen.

Sollte das Buch bei einem Verlag veröffentlicht werden, wird der im
Regelfall bei der Auswahl des Titels mitreden. Vielleicht gibt der
Verlag grünes Licht für die gewünschte Zeile - das hätte den Vorteil,
dass dann auch jeder Rechtsstreit mit dem Verlag geführt wird.

Als Selbstverleger wäre ich eher vorsichtig.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Bjørn Jagnow ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Verlagskaufmann und
Buchhändler. Unter http://bjoernjagnow.blogspot.com/ bloggt er über
die Zukunft der Medien, über Rollenspiele und andere Themen.


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY:
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         Stefanie Bense (fantasy at experte pt autorenforum pt de)



Frage:
Ich habe Bilder und Geschichten im meinem Kopf und würde sie gerne auf
Papier bringen. Da ich aber nur eine einfache Schreiberin und
Zeichnerin bin, habe ich Angst, etwas Großes zu entwerfen, was mich
aber wiederum in meinem Fingerspitzen kribbelt, es auszuprobieren.

Wenn es dazu kommt, hätte ich ein paar Fragen an Sie:
- Was kommen für Kosten auf mich zu?
- Wird mir garantiert, dass mein Buch auch in den Verlag kommt?
- Wie viele Bücher müsste ich schreiben, damit man mich als Autorin
anerkennt?


Antwort:
Viele Geschichten im Kopf - das ist eine gute Voraussetzung, um zu
schreiben. Eine Antriebswelle des Motors sozusagen. Aber zum Schreiben
gehören auch Handwerk, Technik, Stil, Sprach- und Durchhaltevermögen.
Dazu viel Zeit, um zu lernen, auszuprobieren und eine eigene
Vorgehensweise zu entwickeln.

Und um zu verkaufen, sind noch mal ganz andere "Talente" erforderlich,
z. B. sein Werk als Ware zu begreifen und vermarkten zu können. Dazu
ein "dickes Fell", um Absagen oder lange Durststrecken zu überstehen,
und ein gesundes Selbstbewusstsein und dennoch genug Professionalität,
um mit Verlegern, Herausgebern und Lektoren zu verhandeln.

Und wenn es dir "schon in den Fingern kribbelt", dann trau dich auch
ruhig an etwas Größeres heran. Sollte es nicht funktionieren, bleiben
dir die Erfahrungen und Lerneffekte, um das nächste Projekt besser zu
machen.

Bitte trenne erst einmal das Schreiben vom Verkaufen. Das nimmt den
Druck, und du kannst dir mehr Zeit lassen, um deine literarische und
handwerkliche Entwicklung weiterzubringen und zu genießen. Bringe all
deine Ideen zu Papier oder in die Dateien. Einfach deswegen, weil es
dir Spaß macht und du dich zufriedener fühlst, wenn du kreativ bist.

Denn: Niemand garantiert dir, dass dein Buch in einen Verlag kommt,
verlegt wird und auf dem Markt sein Publikum findet. Sobald du dein
Manuskript verkaufen willst (zu einem Buch wird es erst durch den
Verlag), musst du es als Ware ansehen, was vielen Autoren/innen sehr
schwer fällt.

Der Verlag / Lektor wird wahrscheinlich Änderungen, Kürzungen oder
große Umarbeitungen verlangen. Es wird weh tun, auf Lieblingsszenen
oder -bilder zu verzichten. Aber die Profis bei den Verlagen haben das
Fachwissen, um ein Buch verkaufbar zu machen. Wenn du keine guten
sachlichen Argumente hast, warum Änderungswünsche nicht passen, beißt
du besser die Zähne zusammen und schreibst es um.

Der Verlag bestimmt, ob es Illustrationen im Buch geben wird (meist
nicht, sofern es kein Kinderbuch ist; es ist eine Kostenfrage), er
bestimmt wie das Cover aussieht, wie viel Werbung für das Buch gemacht
wird und wann die Auflage verramscht wird (z. B. als Mängelexemplare).
Als Autor hat man darauf keinen Einfluss.

Außerdem hast du jede Menge Konkurrenz. Auch wenn wir hier miteinander
freundlich und nett umgehen, sind wir Konkurrentinnen. Wer am
marktgängigsten, erfolgversprechendsten und spannendsten schreibt,
kontinuierlich produziert und sich wie ein Profi verhält, der
"gewinnt" einen Verlag (oder mehrere), der / die das Manuskript als
Buch veröffentlichen.

Eine offizielle Anerkennung als Autorin erreicht man nicht durch eine
bestimmte Anzahl an Büchern, die man veröffentlicht hat. Selbst wenn
man nur ein einziges Gedicht geschrieben hat, darf man sich Autorin
nennen. Es ist kein geschützter Begriff. Dennoch fühlen sich viele
erst als Autorin, wenn sie ein Buch auf dem Markt haben.

Wer soll dich denn anerkennen? Für die Öffentlichkeit zählt: Wer
Bücher schreibt und veröffentlicht, ist ein Autor. Wer Literatur-
Stipendien oder -Preise gewinnt, ist ein Autor. Das Finanzamt erkennt
dich als Autorin an, wenn du eine Gewinnerzielungsabsicht nachweisen
kannst, was bedeutet, dass du Geld mit deinen Manuskripten verdienst
und versteuerst. Die Künstlersozialkasse erkennt dich als Autorin an,
wenn du Beiträge in die Kasse zahlst.

Wann würdest du dich denn als Autorin anerkennen?

Was meinst du mit Kosten, die auf dich zukommen? Wenn du schreibst,
benötigst du Schreibgeräte, mindestens Papier und Stift oder einen
Computer und ein Schreibprogramm, einen Drucker und Papier und Tinte.
Eventuell könntest du dir Bücher über das Schreiben leisten, z. B.
Wolfgang Bittner: Beruf Schriftsteller: Was man wissen muss, wenn man
vom Schreiben leben will. München: Allitera-Verlag, 2006. Oder über
das Handwerkliche, z. B. Fritz Gesing: Kreativ Schreiben: Handwerk und
Techniken des Erzählens. Köln: DuMont, 2010.

Was du nicht tun solltest, ist einen Druckkostenzuschuss-Verlag dafür
bezahlen, dass er dein Manuskript druckt. Das sind keine Verlage,
sondern Druckereien, die keinerlei Verlagsarbeit (Lektorat, Werbung)
leisten. Das zählt außerdem nicht als Verlagsveröffentlichung.

Schreibe erst einmal. Was das Zeichnen angeht: Zeichne, aber zum
Vergnügen. Mische das nicht im Manuskript.

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Stefanie Bense lebt und arbeitet in Hannover, gibt Schreibkurse,
veröffentlicht sporadisch und schreibt an ihrem vierten Roman.


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