Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipps
Spannung, der Unterleib der Literatur
"Der Vorhang"
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Interview mit Dr. Barbara Ellermeier
Verlagsportrait
"Buchvolk-Verlag"
Frag die Expertin für Fantasy
(Stefanie Bense)
EDITORIAL: --------------------------------------------------------------------- Liebe Autorinnen und Autoren, alles neu macht der Mai: Darum bekommt ihr heute auch eine nigelnagelneue Ausgabe des Tempest mit allermai ... allerlei aufregenden und anregenden Beiträgen. Und eine neue Expertin gibts noch als Sahnehäubchen obendrauf, die wir gleich im Interview vorstellen: Dr. Barbara Ellermeier ist Expertin fürs Recherchieren. Sie bietet speziell AutorInnen ihre Recherchedienste an und hat viele Tipps parat, die sie gern mit euch teilt. Also, schickt ihr eure Fragen! Ihre Mailadresse findet ihr unten in der Experten-Rubrik. Was gibt es sonst noch? Hans Peter Roentgen nimmt erneut einen hoffentlich spannenden Text unter die Lupe, Ursula Schmid-Spreer stellt den Buchvolk-Verlag vor, Stefanie Bense gibt in ihrer Expertenantwort wieder einmal grundlegende Tipps, und viele neue Sommerausschreibungen findet ihr hier natürlich ebenfalls. Der Tipp des Monats Mai, diesmal von www.writingforward.com/blog: Let the readers use their imaginations. Provide a few choice details and let the readers fill in the rest of the canvas with their own colors. Viel Spaß mit dem Mai und dem Mai-Tempest - und schickt uns bitte eure Tipps, Erfahrungen und gern auch eure finanziellen Beiträge, damit wir den Tempest weiterführen können! Gabi Neumayer Chefredakteurin ~~~~~~~~~~~ Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto: Jürgen Schloßmacher Kreissparkasse Köln BLZ 370 502 99 Kto. 11 42 17 61 63 Stichwort: "Beitrag 2013" Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen "autorenforum", sondern nur auf "Jürgen Schloßmacher"! Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte genau so zusammenschreiben!) IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15 BIC: GENODEF1S01 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ISSN 1439-4669 Copyright 2013 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ INHALT DIESER AUSGABE: TEIL 1: Editorial Hall of Fame Schreib-Kick Lesetipps Spannung, der Unterleib der Literatur "Der Vorhang" Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen Interview mit Dr. Barbara Ellermeier Verlagsportrait "Buchvolk-Verlag" Frag die Expertin für Fantasy (Stefanie Bense) Impressum TEIL 2: Veranstaltungen Ausschreibungen Publikationsmöglichkeiten mit Honorar ohne Honorar Seminare Messekalender Impressum ********************************************************************* HALL OF FAME: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können. Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema: ....... AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage- Adresse. ....... Ein Beispiel (!): Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009, Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive Homepage! ....... Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. ACHTUNG! Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä. Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an redaktion at team pt autorenforum pt de. Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Susanne Böckle: "Paul Waschbär ist soo müde", Langenscheidt 2013, Pappbilderbuch. 16 Seiten übers Einschlafen. www.susanne-boeckle.de Anette Huesmann: "Die Glut des Bösen", Aufbau Taschenbuch Verlag 2012, moderner Krimi. Um Hildegard von Bingen, www.anette-huesmann.de Anni Bürkl, Gitta Edelman, Iris Leister und Anette Schwohl: "Kreatives Schreiben - Vom leeren Blatt zum fertigen Text", Brockhaus 2013, Schreibratgeber Naomi Noah: "Unwiderstehlich", Heyne Verlag 2013, erotische Kurzgeschichten. www.naomi-noah.de und Genre-Experiment: www.erotoliterat.de ********************************************************************* SCHREIB-KICK: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Unser Schreib-Kick für den Mai, diesmal von Maike Frie: Auf Flüssen, Kanälen und an Seen die Schiffsnamen notieren: Dazu kann man schöne Assoziationen entwickeln und ausgefallene Namen in seinen Texten verwenden (z. B. Teuntje, Antida oder Jerichow). ********************************************************************* LESETIPPS: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) http://autorenforum.montsegur.de/cgi-bin/yabb/YaBB.pl?num65935116/0 Hans Peter Roentgen berichtet ausführlich von der Tagung "Krimis machen", die Anfang April in Berlin stattgefunden hat. ********************************************************************* SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig? Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen hat, kann sie mir schicken. Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht überschreiten! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Der Vorhang" Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen Vorgeschichte: Sofia ist 28 und Schauspielerin, sie leidet unter Albträumen. Als Dreijährige wurde sie adoptiert, nach dem Tod der Adoptiveltern findet sie die Adoptionsunterlagen und geht ihnen nach. Die Formulierung "vormals wohnhaft in" bringt sie auf die Spur ihrer leiblichen Mutter. +++++ Am frühen Nachmittag stellte sie sich als Tochter der Josefa Groven in der Strafanstalt Fuhlsbüttel vor. Obwohl sie sich anstrengte, kühl und sachlich zu erscheinen - kein Personal konnte wissen, dass sie ihrer Mutter zum ersten Mal in ihrem erinnerbaren Leben begegnen würde -, hatte sie starkes Herzklopfen. Die Auskunft, die sie erhielt, nahm ihr für den Moment das Herzklopfen, um sie danach aufstöhnen zu lassen. "Josefa Groven wurde 1956 verlegt, und zwar in die Vollzugsanstalt Am Hasenberge im Stadtteil Ohlsdorf, nachdem das Frauengefängnis hier als Teil der JVA endgültig geschlossen wurde. Dort müssten Sie also nachfragen", empfahl ihr der Beamte. Also weiter. In Ohlsdorf war sie nun an der richtigen Stelle, die Eingangsfassade, so kam es ihr vor, passte zu einem Gefängnis: ein großes Tor wie ein riesiges, alles in sich einsaugendes Maul, flankiert von zwei kleinen Fenster in den oberen Ecken, die sie zu beobachten schienen. Wieder fühlte sie ihr Herz hinter den Rippen. Die Beamtin, eine ältere Frau mit straffer Frisur, sah sorgfältig alle Schriftstücke durch, die Sofia zu ihrer Legitimation vorgelegt hatte, schaute sie ab und zu prüfend an. Dann blätterte sie in Aktenordnern, nickte schließlich und sagte: "Ja, ja, ich weiß es noch." "Was wissen Sie noch?" Die Frau schloss die Akten, legte beide Hände darauf und sah Sofia über den Rand ihrer Brille hinweg an. "Es tut mir leid, Frau Berger, Sie kommen zu spät. Viel zu spät. Ihre Mutter ist vor sechs Jahren gestorben, hier in der Anstalt, kurz vor ihrer Entlassung. Blinddarmdurchbruch. Es ging alles sehr schnell." Sofia schüttelte den Kopf, als wolle sie sagen, dass sie nicht verstand, sie wollte sich weigern, zu verstehen. Verstand schließlich, dass das Tor, hinter dem die Vergangenheit sich vor ein paar Tagen zum Greifen nah gezeigt hatte, sich nicht weiter öffnen würde. Sie hatte Mühe, vor der fremden Frau die Bitterkeit dieser Erkenntnis zu verbergen. "Ich arbeite seit knapp zehn Jahren in diesem Haus und erinnere mich an Ihre Mutter, wenn wir auch keinen näheren Kontakt hatten." Die Beamtin holte einen anderen Ordner, blätterte wieder, löste die Klammern und entnahm ihm eine Klarsichthülle, in der ein brauner Umschlag steckte. "Hier." Sie reichte Sofia die Hülle. "Wir bewahren in der Regel persönliche Dinge der in der Haft Verstorbenen für eine gewisse Weile auf. Für den Fall, dass Angehörige danach fragen, Sie haben Glück, dass das hier noch da ist." "Danke", murmelte Sofia ohne aufzusehen, steckte die Hülle ein, ging nach draußen, über den Vorplatz, es war heiß, der Spätnachmittagsverkehr umbrandete sie, sie erwischte eine Taxe, ließ sich auf den Rücksitz fallen, blickte auf vorbei gleitende Fassaden, Passanten, Verkehr, drückte vor dem Hotel dem Taxifahrer eine Banknote in die Hand, stieg aus, durchquerte die Halle und nahm den Aufzug in den zweiten Stock. In ihrem Zimmer warf sie sich aufs Bett. Sie fühlte sich leer, wie abgeschnitten von ihrem Leben, unfähig, irgendetwas zu tun, zu planen, zu denken. Die Energie, die sie angetrieben hatte, endlich ihre Wurzeln bloßlegen zu können, auch wenn es schmerzhaft sein sollte, war so plötzlich von ihr abgefallen, als hätte man sie eines stützenden Korsetts beraubt. Sie lag da, starrte an die Decke und versuchte, an nichts zu denken. Da war etwas Hartes unter ihrem rechten Schulterblatt. Die Tasche, achtlos von ihrer Schulter gerutscht, als sie sich aufs Bett hatte fallen lassen. Sie zog sie am Riemen unter ihrem Rücken hervor, öffnete sie. Wie konnte sie das nur vergessen haben! Das Einzige und wenige, das ihr geblieben war! Auf dem Bett sitzend, öffnete sie den braunen Umschlag: eine zusammengefaltete Kinderzeichnung, ein winziges Zellophantütchen mit einer rötlichen Locke, wenige Schwarz-Weiß-Fotos fielen aus einem beschrifteten Briefumschlag heraus. Eine junge Frau, die ein etwa einjähriges Kind auf dem Arm hielt, die dichten, kinnlangen Haare in seitlichen Wellen von Klammern gehalten, lächelnd. Das Kind, die rechte Hand auf dem Oberarm der Mutter, mit großen Augen und halb offenem Mund, beide eine Person außerhalb des Bildes ansehend. Ein anderes Foto. Dasselbe Kind im Babyalter, vielleicht ein halbes Jahr, vorgebeugt auf dem Schoß einer grauhaarigen Frau sitzend, die es mit beiden Händen um den Bauch gefasst hielt und sich ein Lächeln abrang, das Kind, neugierige Augen, mit offenem Mund lachend, eine winzige hochgebürstete Locke auf dem Oberkopf, umfasste seine Fußspitzen mit beiden Händchen. Das dritte Foto, wiederum das Kind, vielleicht zwei oder an die drei Jahre alt, mit einer übergroßen Schleife in den Locken an einem von Bildern bedeckten Tisch sitzend, das Gesicht dem Betrachter zugewandt, teilweise verdeckt von Schulter und Hinterkopf einer Frau, die sich zu dem Kind hinunter beugte. Eine Wolke von aufgelöstem Haar, wellig, sich kräuselnd. Sofia starrte auf das Haar. Es schien sich rot zu färben vor ihren Augen, leuchtete auf wie unter einem Scheinwerfer, sie fühlte sich plötzlich wie von Dunkelheit umklammert, das Gesicht des Kindes verschwamm, ein anderes tauchte auf mit seitlich abgeknicktem Blick, eine Stirnwunde, aus der ein dünner Blutfaden sickerte, sie sah das Haar darüber lodern, hörte Schreie, Lärm brach über sie herein. Sie starrte und starrte auf das Foto, bis sie selbst anfing zu schreien, laut und ungehemmt. Das Foto in beiden Händen, sich mit den Armen auf und ab bewegend, schluchzte und weinte sie, ihr Körper schlug vor und zurück, ihre Stimme krallte sich in der Kehle fest, schüttelte sie, ihr ganzer Brustkorb verkrampfte sich im Schrei. Ihr Kopf wollte aufhören zu weinen, der Körper verweigerte es. Dann, endlich, gab sie nach, ließ das Weinen zu, das nicht aufhören wollte, ließ aus sich heraus, was, das wusste sie nun, seit dem furchtbaren Geschehen damals in ihr hockte und sie in ihren Träumen heimsuchte. Die Schreie, die sie, kaum drei Jahre alt, geweckt hatten, die Dunkelheit, durch die sie im nächtlichen Haus bis ins Wohnzimmer geirrt war, wo sie ihre Mutter auf dem dunklen Boden sitzend erkannt hatte, zu ihr gelaufen war und hinter ihr stand, als die Scheinwerfer eines draußen vorbei fahrenden Autos die Szene sekundenlang in Schlaglicht getaucht hatten: Das Gesicht des toten Vaters, halb verdeckt von den roten Haaren der Mutter, die sich schreiend über ihn geworfen hatte. Mehr wusste sie nicht. Alles, was unmittelbar danach geschehen war, entzog sich ihr. Nach Minuten, endlich, fand sie sich wieder als Sofia Berger, auf ihrem Bett im Hotel "Ibis" in Hamburg sitzend. Aus dem Flur vor ihrer Zimmertür drangen Geräusche an ihr Ohr, klappernde Räder eines Servierwagens, Stimmen, Lachen, eine Tür wurde vehement ins Schloss gedrückt. Sie stand auf, ging zum Fenster, öffnete es. Straßenlärm drang herein, die Tageshitze überfiel sie wieder, ein ganz gewöhnlicher Sommernachmittag im Jahr 1972. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lektorat von Hans Peter Roentgen Eine Tochter sucht ihre leibliche Mutter, doch stellt fest, dass sie zu spät kommt. Die Mutter ist im Gefängnis verstorben, der Tochter werden einige wenige persönliche Habseligkeiten übergeben. Im Hotel öffnet sie diesen Umschlag, findet Fotos, und plötzlich erinnert sie sich. Ihre Mutter hat ihren Vater ermordet. Eine dramatische Geschichte, kein Zweifel, aber auch eine schwierige, denn es passiert wenig. Die Dramatik liegt in der Person selber und in der Erinnerung, die aber nur ein Schnappschuss ist. Spannungsaufbau Drei Ereignisse passieren: der Besuch in Fuhlsbüttel, der Besuch in der JVA (Justizvollzugsanstalt) "Am Hasenberge" und schließlich die dramatische Rückerinnerung an den ermordeten Vater. Diese drei bilden einen Spannungsbogen, der sich sukzessive steigert. Erst Fuhlsbüttel, zunächst eine Enttäuschung, dann neue Hoffnung. Dann "Am Hasenberge", größere Hoffnung, größere Enttäuschung. Schließlich die Fotos und die endgültige Erinnerung. Der erste Abschnitt führt in die Entwicklung ein. Ich formuliere ihn einmal ein wenig um: ..... Am frühen Nachmittag stellte sie sich als Tochter der Josefa Groven in der Strafanstalt Fuhlsbüttel vor. Sie strengte sich an, kühl und sachlich zu erscheinen - niemand sollte wissen, dass sie ihrer Mutter zum ersten Mal bewusst begegnen würde -, dennoch hatte sie starkes Herzklopfen. ..... Ich habe den zweiten Satz überarbeitet, komplizierte Formulierungen geändert und eine missverständliche Formulierung - "niemand konnte wissen" - durch eine eindeutigere ersetzt: "Niemand sollte wissen ..." Vor allem habe ich den dritten Satz gestrichen. Warum? Die Auskunft, die sie erhielt, nahm ihr für den Moment das Herzklopfen, um sie danach aufstöhnen zu lassen. Dieser Satz erläutert das, was ihr der Beamte gleich danach erklärt. Er tut dies sehr pathetisch: Nimmt ihr das Herzklopfen, lässt sie aufstöhnen. Da erklärt ein Autor dem Leser, was seine Figur fühlt, und vor allem, was der Leser selbst fühlen soll. Szene oder Mitteilung? Aber können wir diesen Satz einfach streichen? Denn nur die Auskunft des Beamten stehenzulassen, wirkt auch nicht richtig. Was ist wichtig an der Auskunft? Dass die Mutter nicht mehr hier ist, dass Sofias Erwartung, endlich ihre Mutter zu sehen, enttäuscht wird. Also schreiben wir das auch so, aber als Szene: ..... "Ihre Mutter können Sie nicht mehr besuchen", sagte der Beamte. Sofia starrte ihn an, mit ihrer Selbstbeherrschung war es vorbei. Der Beamte schien das zu bemerken. "Tut mir leid", sagte er. "Das Frauengefängnis hier in der JVA wurde 1956 geschlossen." "Und wo finde ich ..." Der Beamte blätterte in seinen Papieren. "Sie wurde in die JVA Am Hasenberge" in Ohlsdorf verlegt. Dort müssen Sie nachfragen." ..... Was habe ich hier getan? Ich habe aus einer Behauptung ("Die Auskunft ließ sie aufstöhnen") eine kurze Szene gemacht, die die Enttäuschung zeigt. Wäre das die einzige Möglichkeit, dem Leser diese wichtige Information - die Mutter ist nicht mehr Fuhlsbüttel - zu vermitteln? Nein, es ginge auch eine anders: in einem Satz, der zusammenfasst, was der Beamte ihr sagt: ..... Doch in Fuhlsbüttel erfuhr sie, dass ihre Mutter 1956 in die JVA "Am Hasenberge" in Ohlsdorf verlegt worden war. ..... Das ist sehr viel kürzer, keine Szene mehr, sondern eine Mitteilung. Wie man schnell merkt, "wirkt" diese Mitteilung weit weniger als die Szene. Wenn Sie also Ereignisse schildern wollen, die für Ihre Figuren wichtig, emotional bedeutsam sind, empfiehlt es sich, die Szene zu schreiben. Hat das Ereignis aber keine so große Bedeutung, kann man es beiläufig als Mitteilung in einem Satz schreiben. Der Autor muss wissen, welche Bedeutung ein Ereignis hat, welche Wirkung er erzielen will, und dementsprechend Szene oder Mitteilung einsetzen. Natürlich kann man auch beides mischen, eine kurze Mitteilung, die durch einen szenischen Splitter oder Dialogsplitter lebendiger wird: ..... Doch in Fuhlsbüttel sagte ihr der Beamte: "1956 wurde das Frauengefängnis in Fuhlsbüttel aufgelöst." Sofias Mutter war in die JVA "Am Hasenberge" in Ohlsdorf verlegt worden. Lebendig beschreiben Sofia kommt zu der nächsten Justizvollzugsanstalt: ..... "Also weiter. In Ohlsdorf war sie nun an der richtigen Stelle, die Eingangsfassade, so kam es ihr vor, passte zu einem Gefängnis: ein großes Tor wie ein riesiges, alles in sich einsaugendes Maul, flankiert von zwei kleinen Fenster in den oberen Ecken, die sie zu beobachten schienen. Wieder fühlte sie ihr Herz hinter den Rippen." ..... Das "Also weiter" würde ich streichen und den restlichen Text lebendiger gestalten. Um das zu erreichen, habe ich die Hilfsverben ("war sie nun an der richtigen Stelle ...") ersetzt und die Erklärung gestrichen ("so kam es ihr vor ..."): ..... Die Eingangsfassade in Ohlsdorf passte zu einem Gefängnis: ein großes Tor wie ein riesiges, alles verschlingendes Maul, flankiert von zwei kleinen Fenster oberhalb, die sie zu beobachten schienen. Wieder fühlte sie ihr Herz hinter den Rippen. ..... Dass sie ihr Herz wieder spürt, klingt nicht sehr aufregend, eher wie der beliebte Satz: Ihr Puls raste. Aber nicht überall kann man neue Bilder finden, und deshalb denke ich, dass dieser Satz hier stehenbleiben kann. Und damit kommen wir zum zweiten Ereignis im Textes. Der wird als Szene geschildert: ..... Die Beamtin, eine ältere Frau mit straffer Frisur, sah sorgfältig alle Schriftstücke durch, die Sofia zu ihrer Legitimation vorgelegt hatte, schaute sie ab und zu prüfend an. Dann blätterte sie in Aktenordnern, nickte schließlich und sagte: "Ja, ja, ich weiß es noch." [...] "Danke", murmelte Sofia ohne aufzusehen. ..... An dieser Szene habe ich wenig zu kritisieren, nur den Abschnitt mit dem Tor, das sich schließt, könnte man verbessern. Entspannung Mit der Erkenntnis, dass sie zu spät kommt, ist ein Spannungshöhepunkt vorüber. Sofia (und der Leser) wissen jetzt, dass sie zu spät gekommen sind. Jetzt ist der Moment gekommen, dass der Text keine Spannung mehr aufbauen kann, sondern es folgt eine Entspannung. Moment mal, werden Sie sagen, dass ist doch eine furchtbare Erkenntnis, die Sofia jetzt verarbeiten muss? Richtig. Aber die Handlung und der Dialog treten zurück. Was passiert, erzählt die Autorin in langen Sätzen, die einfach aneinanderreihen, was geschieht: ..... "Danke", murmelte Sofia ohne aufzusehen, steckte die Hülle ein, ging nach draußen, über den Vorplatz, es war heiß, der Spätnachmittagsverkehr umbrandete sie, sie erwischte eine Taxe, ließ sich auf den Rücksitz fallen, blickte auf vorbei gleitende Fassaden, Passanten, Verkehr, drückte vor dem Hotel dem Taxifahrer eine Banknote in die Hand, stieg aus, durchquerte die Halle und nahm den Aufzug in den zweiten Stock. In ihrem Zimmer warf sie sich aufs Bett. Sie fühlte sich leer, wie abgeschnitten von ihrem Leben, unfähig, irgendetwas zu tun, zu planen, zu denken. Die Energie, die sie angetrieben hatte, endlich ihre Wurzeln bloßlegen zu können, auch wenn es schmerzhaft sein sollte, war so plötzlich von ihr abgefallen, als hätte man sie eines stützenden Korsetts beraubt. ..... Auch das ist ein gutes handwerkliches Mittel: Unwichtige Ereignisse als Hauptsätze aneinander zu reihen, der Leser erfährt, was passiert. Aber das, was wichtig ist, steht zwischen den Zeilen: dass diese Ereignisse - Taxi, Banknote, Hotelhalle, etc. - für Sofia keine Rolle spielen. Sie tut, was sie tut, weil sie es tun muss. Der Autor erzählt es, weil der Leser erfahren muss, dass Sofia wieder ins Hotelzimmer zurückkehrt. Und weil durch diese Art der Erzählung dem Leser gezeigt wird: All das ist nicht wichtig. Das, was wichtig ist, steht nur ganz am Ende: Sie fühlt sich leer. Muss man das überhaupt erwähnen? Schließlich zeigt dieser lange Satz mit belanglosen Ereignissen bereits, dass sie wie im Traum alltägliche Dinge tut. Man muss nicht. Aber man kann. Das hängt jetzt von dem persönlichen Geschmack ab und vom Stil der gesamten Geschichte. Ein Text im knappen Hemingway- oder Carver-Stil würde das nicht sagen. In solchen Texten schreibt man nie explizit die Gefühle der Personen hin. In anderen Texten, etwa opulenten historischen Erzählungen, wird erwartet, dass man sie explizit erzählt. Spannungsanstieg Dann passiert wieder etwas: ..... Sie lag da, starrte an die Decke und versuchte, an nichts zu denken. Da war etwas Hartes unter ihrem rechten Schulterblatt. Die Tasche, achtlos von ihrer Schulter gerutscht, als sie sich aufs Bett hatte fallen lassen. Sie zog sie am Riemen unter ihrem Rücken hervor, öffnete sie. Wie konnte sie das nur vergessen haben! Das Einzige und wenige, das ihr geblieben war! ..... Damit zieht die Spannung wieder an. Eine neue Frage stellt sich: Was ist in dem Umschlag? Wer spannend schreiben will, sollte immer darauf achten, welche Fragen sich aus dem Text, aus der Geschichte ergeben. Ergeben sich nämlich keine, weiß der Leser, was geschehen wird - dann ist es vorbei mit der Spannung. Die Spannungsschraube anziehen Sofia öffnet den Umschlag. Fotos fallen heraus. Der Autor lässt die Fotos lebendig werden, sie werden anschaulich geschildert, wecken beim Leser Bilder. Aber das ist nicht das Entscheidende. Denn die Bilder sind Kinderbilder. Eigentlich nichts Aufregendes. Sollte man sie also streichen? Wenn Sie sich unsicher sind, ob hier Streichen angesagt ist, tun Sie es einfach mal. Und legen dann beide Texte nebeneinander. Sie werden feststellen, dass der Abschnitt mit den Bildern die Spannung erhöht. Warum tut er das? Weil er KEINE Antworten liefert. Der Leser will mehr über die Mutter wissen und warum die Mutter ins Gefängnis kam. Doch das beantworten die Bilder nicht. Im Gegenteil, sie wecken das Bild einer glücklichen Kindheit. Eine gute Technik, den Leser auf die Folter zu spannen. Allerdings funktioniert sie nur, wenn der Text die Fragen des Lesers vertieft, die Antwort wichtiger macht. Und dann kommt die Erinnerung. Jetzt wissen wir, warum uns die Kinderbilder so ausführlich geschildert wurden. Jetzt wissen wir, was damals passiert ist. Sofia sieht ein Bild, doch das ist kein Bild aus dem Umschlag. Es ist ein Bild aus ihrer Erinnerung. Der tote Vater, die Mutter, die sich über ihn beugt. Details Ich habe mich hier auf die Struktur der Geschichte konzentriert. Natürlich kann man auch noch am Detail feilen. Zum Beispiel hier, in dem Abschnitt als Sofia sich erinnert: ..... Das Foto in beiden Händen, sich mit den Armen auf und ab bewegend, schluchzte und weinte sie, ihr Körper schlug vor und zurück, ihre Stimme krallte sich in der Kehle fest, schüttelte sie, ihr ganzer Brustkorb verkrampfte sich im Schrei. Ihr Kopf wollte aufhören zu weinen, der Körper verweigerte es. Dann, endlich, gab sie nach, ließ das Weinen zu, das nicht aufhören wollte, ließ aus sich heraus, was, das wusste sie nun, seit dem furchtbaren Geschehen damals in ihr hockte und sie in ihren Träumen heimsuchte. ..... Da wird erst gesagt, dass sie weinte, dann, dass sie schließlich das Weinen zuließ - was bedeuten würde, dass sie vorher nicht geweint hat. - Doch ich habe mich hier bewusst auf die Struktur konzentriert. Bei einer Textüberarbeitung sollte man nicht alles auf einmal machen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé". Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. Gerade ist sein neuer Ratgeber "Schreiben ist nichts für Feiglinge" erschienen. ********************************************************************* INTERVIEW: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Der Autor liefert die Protagonisten und die Dramaturgie - ich liefere die Kulissen" Interview mit Dr. Barbara Ellermeier Barbara Ellermeier ist unsere neue Expertin fürs Recherchieren (Kontakt s. unter "Unsere Expertinnen und Experten"). Dafür ist sie bestens qualifiziert, denn die Historikerin bietet einen professionellen Recherchedienst für AutorInnen an. Wir haben Barbara Ellermeier zu ihrer Arbeit als "Tourguide" durch historische Zeiten befragt. Gabi Neumayer: Liebe Barbara, was macht dein Recherchedienst für Autoren eigentlich genau? Barbara Ellermeier: Ich mache denjenigen das Leben einfacher, die Romane mit historischem Hintergrund schreiben. Für sie sammle ich Material, ordne es gemäß ihrem Plot und schicke es ihnen. So müssen sie nur noch losschreiben. GN: In welcher Situation kommen AutorInnen auf dich zu? BE: Oft ist die Zeit knapp, bis das neue Manuskript beim Verlag sein muss. Viele Autorinnen haben ja die Doppelbelastung Schreiben und Familie. Sie können nicht wochenlang ins Archiv verschwinden, durch Südfrankreich reisen oder ständig irgendwelchen Wissenschaftlern hinterhertelefonieren. Trotzdem dürfen sie die Recherche nicht vernachlässigen, sonst hagelt es miese Rezensionen ... Vielleicht fällt sogar der nächste Vorschuss niedriger aus oder es gibt gar keinen nächsten Buchvertrag. Denn gerade die Leser von historischen Romanen kennen sich richtig gut aus. Sie erwarten, dass alles stimmt. Jedes Detail. Hier komme ich ins Spiel. GN: Wie kann eine Zusammenarbeit aussehen? BE: Ganz einfach: Der Autor liefert die Protagonisten und die Dramaturgie. Und ich liefere ihm/ihr die gesamten Kulissen. Das Exposé gibt mir dabei den Rahmen vor. Auf dieser Basis finde ich Details, mögliche Dialoge, Essen, Kleidung, Tagesabläufe etc. pp. Auch Überblicksinfos stelle ich zusammen: Was passierte damals eigentlich in der Welt? Im Land und in der Region, wo der Roman spielen soll? Gemeinsam mit den Autoren bespreche ich ganz genau, was ich für sie finden soll. GN: Könntest du einige Beispielfragen nennen, die du schon recherchiert hast? BE: Meinen Klienten sichere ich zu, dass ich über ihre Themen nichts verrate. :) Aber von der Römerzeit über das Mittelalter und die Auswandererwelle von 1800-1900 bis hin zum Zweiten Weltkrieg war schon alles dabei. Diese Bücher sind u. a. bei Lübbe, Knaur, Rowohlt & Blanvalet erschienen. Oft wagt sich der Autor an eine Zeit, über die er noch nie geschrieben hat. Oder der Verlag bittet die Autorin, einen neuen Love&Landscape- Plot zu entwickeln. Und dieser spielt in (ich erfinde jetzt etwas) ... sagen wir: Mexiko oder Madagaskar. Oder es soll ein Familiengeheimnis-Roman mit gleich drei Zeitebenen werden. Weil ich sehr effizient recherchiere, kann ich den Autoren viel Zeit sparen. GN: Gibt es auch AutorInnen aus anderen Genres als dem historischen Roman oder dem Sachbuch, die sich an dich wenden? Und kannst du ihnen ebenfalls helfen? BE: Bei mir landen viele Anfragen zur Familienforschung. Klar *kann* ich das auch. Aber ich konzentriere mich nur noch auf den Recherchedienst. Denn die größte Freude für mich ist, wenn ich Monate später ein Buch aufschlage, und "meine" Autorin hat ein Detail eingewoben, das ich ihr geschickt habe. Und formuliert hat sie es ungleich schöner, als ich es erwartet hätte! Das sind Glücksmomente. GN: Wie sieht dein beruflicher Hintergrund aus? BE: Studiert habe ich Geschichte und Archäologie. Schon während der Doktorarbeit hat ein Professor mir gesagt: "Sie schreiben viel zu spannend, Frau Ellermeier. Sie müssen lernen, langweiliger zu schreiben, nüchterner." Aber das wollte ich nicht. Ich wollte wissenschaftlich korrekt & trotzdem spannend schreiben. Als Ghostwriterin habe ich zuerst Sachtexte, dann historische Romane verfasst. Daher kenne ich beide Seiten: die wissenschaftliche Forschung und die Zusammenarbeit mit den Verlagen. - Und ich kenne den Druck, den man als Autor manchmal erlebt, wenn ein Buch pünktlich fertig werden soll. GN: Wie kommst du an deine Quellen? Kannst du Beispielquellen nennen, auf die Otto Normalautor nicht kommen würde? BE: Jeder Plot ist anders, und jedes Buchprojekt auch. Pauschal kann ich also keine "Allround-Geheim-Quellen" nennen, die allen Tempest- Lesern nützen würden. Das Material, das ich für die Autoren zusammenstelle, finde ich in Bibliotheken, in handgeschriebenen Texten, im Internet und in meinem privaten Zettelkasten-Archiv. Unschätzbar wertvoll sind aber meine Kontakte zu Geschichtsspezialisten: Ich kenne hunderte Museumsleute, Archivmitarbeiter, Alte-Schriften-Entzifferer. Und Reenactment-Fans, die sich jedes Wochenende als Mensch von 1618 oder 1813 verkleiden. Für mich ist es nur ein Anruf, um an deren Wissen zu kommen. Das gebe ich weiter an meine Autoren. GN: Worauf sollten AutorInnen, die selbst recherchieren, vor allem achten? Hast du da ein paar grundlegende Tipps für uns? BE: Ohne Zögern anfangen. Sich treiben lassen. Auch mal scheinbar nutzlosen Wegen folgen (vielleicht findet man einen tollen Protagonisten oder eine eindrückliche Szene?). Nach einer festgelegten Zeit: Aufhören! Dann das Material systematisch ordnen und beginnen zu schreiben. - Das Aufhören ist vielleicht das Wichtigste: Denn Recherche ist verführerisch. Man darf sich von ihr nicht vom Schreiben abhalten lassen. GN: Du hast auch ein vielbeachtetes Buch über Hans Scholl geschrieben, den Gründer der "Weißen Rose" (Hoffmann & Campe 2012). War es schwieriger, für sich selbst zu recherchieren? BE: Das war nicht schwieriger. Nur brauchte ich das geordnete Material nicht abzugeben, sondern musste das Buch selber schreiben. Bei mir läuft immer, wenn ich Material durchsehe, im Hinterkopf ein "Prüfprogramm" ab. Könnte das hier eine Szene werden?, frage ich mich. Ist das Detail interessant genug, dass es ins Buch darf? Würde es in die Dramaturgie des Plots passen? Weil ich selbst schreibe, weiß ich genau, was Autoren suchen. GN: Wie waren deine Erfahrungen mit dem Schreiben? Und was tust du lieber: recherchieren oder schreiben? BE: Letztlich ist beides ganz ähnlich: Es ist ein Sich-Versenken-ins- Material. In eine andere Zeit. Aber beim Recherchieren sind wir nicht allein. Eine Autorin hat mir einmal geschrieben: "Barbara, du hast für die Zeit der Recherche mein Thema zu deinem Thema gemacht." Dass sie jetzt mit mir über "ihre" Zeit fachsimpeln kann - und beim Schreiben nicht mehr alleine ist! -, sei für sie das schönste Gefühl. GN: Ganz herzlichen Dank für dieses Interview. http://barbaraellermeier.de: Hier findet ihr Barbara Ellermeiers Website. Dort erklärt sie sehr lebendig und anschaulich, wie sie arbeitet, was sie anbietet und was AutorInnen von ihren Diensten erwarten können. ********************************************************************* VERLAGSPORTRAIT: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Buchvolk-Verlag UG (haftungsbeschränkt) Gutwasserstraße 11 08056 Zwickau Telefon: (03 75) 2 73 93 85 Handy: (01 57) 30 30 31 33Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. http://www.buchvolkverlag.de Verlagsgeschichte Der Verlag wurde von Dr. Annett Hartmann, Claudia Puhlfürst (Geschäftsführerin), Sylke Tannhäuser-Gerstner, Ethel Scheffler und Wolfgang Schüler gegründet. Alle Gesellschafter arbeiten im Nebenberuf, die Geschäftsführerin auf Honorarbasis. Alle Wege führen zum Buch Nicht im Wilden Westen, nicht im kühlen Norden, nicht im sonnigen Süden, nicht in überfüllten Großstädten - sondern in Zwickau, am Rande des Miriquidi-Urwaldes, arbeitet das BUCHVOLK. BUCHVOLK steht für originelle Bücher von kriminell bis schwarzhumorig, von frech bis gruselig, von rätselhaft bis zauberhaft. Programm und Philosophie Das Buchvolk bedient drei Programmschienen: 1. Krimis/Thriller, 2. Anthologien (Kurzkrimis), 3. Kinderbücher. Das Frühjahrsprogramm 2013 umfasst drei Titel: Stephan Hähnel: "Alte Frau zum Kochen gesucht"; Annett Hartmann, Claudia Puhlfürst (Hrsg.): "Mord-Ost"; Claudia Puhlfürst: "Die kleine Detektivschule". Welche Autoren wurden bisher verlegt? Um nur einige zu nennen: Jan Flieger, Ralf Alex Fichtner, Andrea Gehlen, Christine Sylvester, Maren Schwarz, Günther Zäuner; siehe Webseite: http://www.buchvolkverlag.de/autoren. AutorInnen gesucht? Für Krimis / Thriller und für Kurzkrimis suchen wir immer Autoren. Konditionen Autorenverträge orientieren sich am Normvertrag und beinhalten: - prozentuale Beteiligung des Autors am Nettoabgabepreis [Anmerkung der Red.: also nicht am Nettoverkaufspreis!]: Das Honorar für die verschiedenen Arten von Ausgaben (z. B. Hardcover, Taschenbuch usw.) beträgt 8 % vom Preis gemäß Absatz 1. Es erhöht sich nach dem Absatz des Werkes von 5.001 bis 8.000 Exemplaren auf 9 %; von 8.001 bis 10.000 Exemplaren auf 10 %; ab 10.001 Exemplaren auf 12 %. - freie Autorenexemplare - bei Anthologien: prozentuale Beteiligung des Autors am Nettoabgabepreis nach Seitenzahl im Buch - Nebenrechte werden mit 50 % zu 50 % abgerechnet. Was ist besonders wichtig? Buchvolk macht "alles außer gewöhnliche Bücher". Persönliche Betreuung aller Autoren, besondere Werbeaktionen, Lesungen mit Eventcharakter. Zukunftspläne, Perspektiven Das Buchvolk soll sich zu einem regionalen, später überregionalen Verlag mit qualitativ hochwertigem Programm entwickeln. ********************************************************************* UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: --------------------------------------------------------------------- Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird. Drehbuch: Oliver Pautsch drehbuch at experte pt autorenforum pt de Fandom: Thomas Kohlschmidt fandom at experte pt autorenforum pt de Fantasy: Stefanie Bense fantasy at experte pt autorenforum pt de Heftroman: Arndt Ellmer heftroman at experte pt autorenforum pt de Historischer Roman: Titus Müller historischer.roman at experte pt autorenforum pt de Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik kinderbuch at experte pt autorenforum pt de Kriminalistik: Kajo Lang kriminalistik at experte pt autorenforum pt de Lesungen: Rüdiger Heins lesungen at experte pt autorenforum pt de Lyrik: Martina Weber lyrik at experte pt autorenforum pt de Recherche: Barbara Ellermeier recherche at experte pt autorenforum pt de Plotten: Kathrin Lange plotten at experte pt autorenforum pt de Sachbuch: Gabi Neumayer sachbuch at experte pt autorenforum pt de Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss fortbildung at experte pt autorenforum pt de Schreibgruppen: Ute Hacker schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de Schreibhandwerk: Ute Hacker schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de Sciencefiction: Andreas Eschbach sf-autor at experte pt autorenforum pt de Übersetzung: Barbara Slawig uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow verlagswesen at experte pt autorenforum pt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ................. Experten-Special: ................. Bjørn Jagnow hat seine Fragen und Antworten zu den Themen Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt - thematisch sortiert und aktualisiert: "Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book, 2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/ ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY: --------------------------------------------------------------------- Stefanie Bense (fantasy at experte pt autorenforum pt de Frage: Ich arbeite jetzt seit eineinhalb Jahren an einem Roman. Ich habe mehrere Bekannte gebeten, einige Kapitel zur Probe durchzulesen und mir ein Feedback zu geben. Dadurch konnte ich bereits mehrere unsaubere Stellen ausbessern. Selbst die kritischsten Leser haben mir gesagt, dass mein Schreibstil sie zum Weiterlesen animiert, nur fehlt mir der fachliche Ansatz. Ich weiß nicht, an welchen Stellen ich vielleicht etwas zu viel oder zu wenig erkläre oder ob die Wendungen zu offensichtlich sind. Demnach habe ich Schwierigkeiten damit, "fertig" zu werden. Welche Möglichkeiten habe ich, mir da so etwas wie Gewissheit zu holen? Antwort: Du bist schon auf dem richtigen Weg: überarbeiten, Textkritik einholen und wieder überarbeiten. Das machst du schon besser als all jene, die glauben, dass nach der ersten Fassung der Roman fertig sei. Ich rate dir, tritt einer realen oder virtuellen Gruppe bei, die sich dem handwerklichen (!) Schreiben verpflichtet hat. Am besten einer Gruppe, die auch Romane zulässt. Nicht jede Gruppe kann mit solch umfangreichen Werken umgehen oder will das. Du wirst sowieso erst einmal nur Ausschnitte vorstellen können. Testleser sollten verschiedene Hintergründe haben: 1. Deine Bekannten sind gut, sofern sie von dir noch nichts über den Romaninhalt gehört haben. Dann können sie prima erste Eindrücke beim Lesen festhalten, Lese-Stolpersteine finden und das "Lesegefühl" benennen. Sie haben jedoch nicht das Rüstzeug, konkrete Texthilfen zu geben. 2. Testleser, die selbst schreiben, schauen bereits genauer hin und können besser als "reine" Leser den Finger darauf legen, wo es hakt. Vieles werden sie auch benennen können. Wer aber nicht selbst schon Roman(e) geschrieben hat oder oft Textkritik in der Runde geübt hat, weiß vielleicht nicht genau zu benennen, was schwächelt. 3. Testleser, die schon länger in einer Textkritikgruppe sind, benennen die Schwachstellen meist recht genau; aber deren Kritik ist oft umfassend, direkt und "gnadenlos". Das muss man aushalten können. Man lernt aber in solchen Gruppen am meisten. 4. Wenn mein Manuskript soweit "durch" ist, lasse ich es noch mal von ein, zwei Lesern/innen aus meiner Zielgruppe lesen, sozusagen: Testpublikum der späteren Käufergruppe. (Für die Ausarbeitung des Romans bringt das aber nicht viel. Es ist für mich nur eine Abschätzung, ob ich die Zielgruppe richtig getroffen habe.) Das nächste Problem, das du ansprichst, ist das Loslassen. Man meint, immer noch etwas verbessern zu müssen. Man hat noch diese schöne Idee oder jene ... Da kann man sich dann nur auf das verlassen, was die Textkritik-Gruppe sagt. Wenn sie nichts mehr zu kritisieren haben, solltest du den Text als abgeschlossen betrachten. (Zumindest bis die Änderungswünsche von Verlag oder Agentur kommen.) Oder die Anfrage an Lesergruppe 4 starten: "Würdet ihr dies im Buchladen für 20 Euro kaufen?" Du könntest auch einen Lektor fragen (nicht vom Verlag, sondern externe Dienstleister), aber da diese meist sehr beschäftigt sind, wirst du für seine Dienstleistung zahlen müssen. Ein weiterer Ausweg: Fang einen neuen Roman an, und lass den alten liegen. Mit der neuen Arbeit gewinnst du Abstand zu dem älteren Text. Wenn er dir dann immer noch gefällt, schreibe Exposé, Anschreiben und Leseprobe und sende alles an Verlage oder Agenturen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Stefanie Bense lebt und arbeitet in Hannover, gibt Schreibkurse, veröffentlicht sporadisch und schreibt an ihrem vierten Roman. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail kommt +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Einsendeformalien: Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor. Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: beitrag at team pt autorenforum pt de. Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet werden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ I M P R E S S U M ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Herausgeber: Ramona Roth-Berghofer public.relations at team pt autorenforum pt de Gabi Neumayer redaktion at team pt autorenforum pt de Stefan Schulz webmaster at autorenforum pt de Thomas Roth-Berghofer Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de Jürgen Schloßmacher juergen.schlossmacher at team pt autorenforum pt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "The Tempest" ist ein kostenloser Newsletter für Autorinnen und Autoren. 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