Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipps
Erfahrungsbericht
"Vom Kurse-Muffel zum Workshop-Junkie"
von Ute Hacker
Frag die Expertin für Fantasy
(Stefanie Bense)
EDITORIAL: --------------------------------------------------------------------- Liebe Autorinnen und Autoren, Tempest light: Diese Sommerausgabe ist aus verschiedenen Gründen etwas luftiger als die üblichen. Allerdings nur auf den ersten Blick. Zwar findet ihr diesmal (ausnahmsweise!) kein Lektorat von Hans Peter Roentgen, aber dafür einen Erfahrungsbericht unserer Expertin für Schreibhandwerk, Ute Hacker. Und Stefanie Benses Expertenantwort ist sowohl von der Länge als auch vom Nutzen her mindestens so gewichtig wie ein Artikel. Und wer sich auf die vielen neuen Ausschreibungen stürzt, die ihr im zweiten Teil des Tempest findet, hat sowieso erst mal keine Zeit mehr zum Lesen ... Der Tipp des Monats Juni, diesmal von www.writingforward.com/blog: Make sure you understand the three act structure. Every story needs a beginning, a middle, and an end. Wenn ihr dennoch unter Sommerloch-Symptomen leiden sollten: Grabt doch mal ein paar Tipps und Schreibübungen aus, die anderen AutorInnen weiterhelfen können, und schickt sie mir! Gabi Neumayer Chefredakteurin ~~~~~~~~~~~ Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto: Jürgen Schloßmacher Kreissparkasse Köln BLZ 370 502 99 Kto. 11 42 17 61 63 Stichwort: "Beitrag 2013" Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen "autorenforum", sondern nur auf "Jürgen Schloßmacher"! Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte genau so zusammenschreiben!) IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15 BIC: GENODEF1S01 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ISSN 1439-4669 Copyright 2013 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ INHALT DIESER AUSGABE: TEIL 1: Editorial Hall of Fame Schreib-Kick Lesetipps Erfahrungsbericht "Vom Kurse-Muffel zum Workshop-Junkie" von Ute Hacker Frag die Expertin für Fantasy (Stefanie Bense) Impressum TEIL 2: Veranstaltungen Ausschreibungen Publikationsmöglichkeiten mit Honorar ohne Honorar Seminare Messekalender Impressum ********************************************************************* HALL OF FAME: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können. Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema: ....... AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage- Adresse. ....... Ein Beispiel (!): Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009, Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive Homepage! ....... Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. ACHTUNG! Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä. Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an redaktion at team pt autorenforum pt de. Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Jeanine Krock: "Gib mir deine Seele", Heyne Verlag 2013, Roman. Wenn Liebe und Lust die Seele berühren. www.jeaninekrock.de Joanna Lisiak: "Besonderlinge - Galerie der Existenzen I", Wolfbach Verlag 2012, Kurzprosa. Skurrile Portraits, herausgegeben von Markus Bundi Elli H. Radinger: "Minnesota Winter. Eine Liebe in der Wildnis", Rütten & Loening 2013, Memoir. http://www.elli-radinger.de Karl Plepelits: "Geliebter Gottesmann", AAVAA Verlag 2013, Liebesroman. Themen: Zölibat, Heuchelei, Christentum, Religionskritik Christine Neumeyer: "Tatort Strasshof", Berenkamp Verlag 2013, Regional-Krimi. homepage.univie.ac.at/christine.neumeyer/Autorenhomepage Christine Neumeyer: "Die Päpstin von Mailand - Die Geschichte der Vilemiten", AAVAA Verlag 2013, Historischer Roman. homepage.univie.ac.at/christine.neumeyer/Autorenhomepage Anja Marschall: "Das Erbe von Tanston Hall", Goldfinch 2013. Zwischen Cream Tea & Sex Pistols: zwei Frauen & eine Leiche Marko Plesnik: "Sarajevo", Trescher Verlag 2013, Reiseführer. Der erste deutschsprachige Reiseführer über Sarajevo ********************************************************************* SCHREIB-KICK: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Unser Schreib-Kick für den Juni, diesmal von der Autorengruppe /kultextur/(www.kultextur.de): Stellen Sie sich in Ihrem Handy eine Erinnerung für einen beliebigen Zeitpunkt des Tages ein. Vielleicht sind Sie dann gerade einkaufen, beim Sport oder in der S-Bahn, in der Kantine oder am Kopierer. Nehmen Sie sich fünf Minuten, und notieren Sie Ihre Sinneswahrnehmungen: Was riechen Sie? Hören Sie interessante Dialogfetzen? Welche Klänge, Farben und Gegenstände nehmen Sie wahr? Sie können sich auch nur auf einen Sinnesbereich konzentrieren. Sammeln Sie diese Eindrücke in einem Inspirationsmäppchen, und schon bald haben Sie einen Fundus zur Beschreibung von Atmosphären für Ihre Texte. ********************************************************************* LESETIPPS: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) http://www.rororo-krimischule.de Vom 8. bis 10. November 2013 veranstaltet der Rowohlt Taschenbuch Verlag eine Krimischule für Autorinnen und Autoren. Die TeilnehmerInnen werden über einen Wettbewerb ausgewählt, der bis zum 31. Juli 2013 läuft. +++++ http://www.wissen-ist-macht.tv/erfolgsgeschichten/autorentreffen- nuernberg-10-jahre-inspiration-und-austausch/ Schon zum zehnten Mal hat Ursula Schmid-Spreer 2013 das "Autorentreffen" ausgerichtet. In diesem TV-Beitrag erzählt sie über die Herausforderungen und Chancen dieser zehn Jahre, und dazu gibt es Ausschnitte aus verschiedenen Vorträgen, zum Beispiel von (unseren ExpertInnen) Titus Müller und Kathrin Lange. ********************************************************************* ERFAHRUNGSBERICHT: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Vom Kurse-Muffel zum Workshop-Junkie" von Ute Hacker Eigentlich mag ich keine Creative-Writing-Kurse. Doch allmählich entwickle ich mich zum Workshop-Junkie, und schuld daran ist André Hille. Oder vielmehr die Workshops, die er mit seiner Textmanufaktur gibt. Nachdem ich 1998 die erste Kurzgeschichte veröffentlichte, der weitere Kurztexte und ein Kriminalroman folgten, wollte ich mich mehr und intensiver mit meinem Handwerk befassen. Denn das ist Schreiben ja vor allem: ein Handwerk - im wahrsten Sinne des Wortes. Egal ob mit Bleistift, Füller, Schreibmaschine oder PC - wir arbeiten mit der Hand. Und selbst ein Autor, der seine Texte diktiert, muss etwas einschalten. Ich belegte also diverse Kurse, bei der VHS, bei privaten Anbietern, bei mehr oder weniger bekannten AutorInnen - doch je mehr Kurse ich belegte, desto verwirrter wurde ich. Was früher nur so aus den Fingern floss, wurde plötzlich Schwerstarbeit. Und besser wurden meine Texte auch nicht. (Woran das lag, lernte ich erst sehr viel später: Ich bin eine sogenannte intuitive Schreiberin, soll heißen: Sobald ich beginne, meine Geschichte zu konstruieren, blockiere ich mich selbst. Soll nicht heißen, dass ich einfach mal anfange zu schreiben ... Siehe nächster Absatz.) Der Guru Doch zunächst fand ich 2001 bei einem weiteren Workshop in James N. Frey meinen persönlichen Creative-Writing-Guru. Bei ihm geht es weniger um die "technischen" Fragen des Schreibens - also z. B. wie man einen Dialog aufbaut, damit er realistisch klingt -, sondern vor allem um die Vorarbeit: Erfinden der Charaktere, Motto des Romans, Plot und "Step Sheet". Ich habe mir aus diesem Workshop das für mich Passende herausgepickt - und plötzlich lief es. Denn mit den ausgefeilten Konzepten à la Frey schaffte ich es, meine Romane zu einem vernünftigen Ende zu bringen. Warum also noch einen weiteren Workshop besuchen? Die Textmanufaktur Ich hatte viel über die Textmanufaktur gelesen, blieb aber skeptisch. Dennoch machten mich die positiven Reaktionen neugierig, und so startete ich 2010 einen ersten Versuch, den ich aber aus gesundheitlichen Gründen absagen musste. Im Frühjahr 2011 meldete ich mich erneut an, zu einem Krimi-Workshop mit dem (inzwischen verstorbenen) Heyne-Krimilektor Bernhard Matt. Was soll ich sagen? Obwohl mein Textbeitrag in der Luft zerrissen wurde, war ich infiziert. Es war so brutal, wie es klingt - und dennoch ganz anders. In der Regel sind bei den Kursen 12 bis 14 Teilnehmer anwesend; geleitet werden sie von André Hille und einem sehr erfahrenen Lektor oder Autor. Man liefert vorab einen ca. fünfseitigen Textauszug plus Exposé und erhält 10 bis 14 Tage vorher einen Reader mit allen Texten. Die sollte man gelesen oder besser: durchgeackert haben. Das bedeutet Arbeit! Feedback auf hohem Niveau Aber es ist Arbeit, die sich lohnt. Denn selten habe ich so fundierte Rückmeldungen auf so hohem Niveau erhalten. Und selbstverständlich sollte man dieses Feedback zurückgeben, indem man die Texte der KollegInnen ebenso fundiert beurteilt. Natürlich tut es weh, wenn der eigene Text verrissen wird, aber gleichzeitig bekommt man bestenfalls 16 konstruktive Ideen, wie man es besser machen könnte. So habe ich beim ersten Krimi-Workshop gelernt, dass ich die ersten drei Kapitel von "Dunkle Rache" getrost ersatzlos streichen kann, weil nichts Interessantes passiert. Da schluckt man schon mal, denn schließlich haben diese Seiten nicht nur Zeit und Energie gekostet, es steckt auch jede Menge Herzblut drin. Aber nach ein paar Wochen, wenn die Wunden geleckt sind, erkennt man schnell: Sie hatten recht. Nachdem im erwähnten Krimi-Workshop unter anderem meine Sprache als zu flapsig bezeichnet wurde, meldete ich mich zum Workshop "Arbeit an der Sprache" mit Luchterhand-Cheflektor Klaus Siblewski an. Ich nahm dort den neuen Anfang meines Krimis mit - und war nach dem ausgesprochen positiven Feedback mindestens zehn Zentimeter größer! Inzwischen habe ich noch ein Kinderbuch-Seminar mit Frank Griesheimer (freier Lektor) und einen weiteren Krimi-Workshop mit Peter Hammans (Krimi-Lektor bei DroemerKnaur) absolviert. Letzteres hat mir das Konzept für meinen aktuellen Krimi "Kaltes Dorf" durcheinandergewirbelt - was gut war, denn ich war selbst nicht zufrieden damit. Es empfiehlt sich, einen Workshop der Textmanufaktur möglichst im frühen Stadium des Schreibens zu besuchen, um sich die Arbeit des Um- und Neuschreibens zu ersparen. Manchmal muss aber auch genau das sein ... Weiter arbeiten! Aus dem Siblewski-Kurs und aus dem Griesheimer-Workshop haben sich übrigens in München zwei Gruppen gebildet, die sich mehr oder weniger regelmäßig treffen. Wir halten es dabei ähnlich wie bei den Workshops: Wir schicken uns vorab Texte, lesen diese und besprechen sie dann während der Treffen. Es ist immer wieder faszinierend zu erfahren, wie andere den eigenen Text verstehen und interpretieren! Ich möchte diese Erfahrung nicht mehr missen. Ein Vorteil der Gruppen ist natürlich auch, dass diese kostenlos sind (von den Kosten für Essen und Getränke im Café mal abgesehen). Allerdings finde ich die knapp 250 Euro für ein Wochenende bei der Textmanufaktur (oft sogar inklusive Freitagabend) nicht sehr teuer. Natürlich kommen eventuell noch Fahrt- und Übernachtungskosten hinzu, außerdem die Verpflegung. Denn nicht jeder hat den Vorteil, dass viele Workshops vor Ort angeboten werden wie bei mir in München. Fazit: Ich kann die Workshops der Textmanufaktur rundum empfehlen. Man kann sich ja mal zu Weihnachten oder zum Geburtstag (teil)sponsern lassen. - Ich bin übrigens im Herbst mal wieder für einen Kurs angemeldet! **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Die Münchner Autorin Ute Hacker schreibt deutsch und englisch und tummelt sich in verschiedenen Genres, vor allem im Kinderbuch (als Luisa Hartmann), aber auch im Krimi (als Billie Rubin). Sie ist u. a. aktives Mitglied bei der International Online Writing Group IOWG, die sie auch mitgegründet hat, sowie bei der Autorinnenvereinigung. Mehr Infos auf ihrer Homepage: http://www.utehacker.eu. ********************************************************************* UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: --------------------------------------------------------------------- Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird. Drehbuch: Oliver Pautsch drehbuch at experte pt autorenforum pt de Fandom: Thomas Kohlschmidt fandom at experte pt autorenforum pt de Fantasy: Stefanie Bense fantasy at experte pt autorenforum pt de Heftroman: Arndt Ellmer heftroman at experte pt autorenforum pt de Historischer Roman: Titus Müller historischer.roman at experte pt autorenforum pt de Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik kinderbuch at experte pt autorenforum pt de Kriminalistik: Kajo Lang kriminalistik at experte pt autorenforum pt de Lesungen: Rüdiger Heins lesungen at experte pt autorenforum pt de Lyrik: Martina Weber lyrik at experte pt autorenforum pt de Recherche: Barbara Ellermeier recherche at experte pt autorenforum pt de Plotten: Kathrin Lange plotten at experte pt autorenforum pt de Sachbuch: Gabi Neumayer sachbuch at experte pt autorenforum pt de Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss fortbildung at experte pt autorenforum pt de Schreibgruppen: Ute Hacker schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de Schreibhandwerk: Ute Hacker schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de Sciencefiction: Andreas Eschbach sf-autor at experte pt autorenforum pt de Übersetzung: Barbara Slawig uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow verlagswesen at experte pt autorenforum pt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ................. Experten-Special: ................. Bjørn Jagnow hat seine Fragen und Antworten zu den Themen Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt - thematisch sortiert und aktualisiert: "Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book, 2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/ ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY: --------------------------------------------------------------------- Stefanie Bense (fantasy at experte pt autorenforum pt de Frage: Ich habe ein ähnliches Problem wie die Schreiberin, die den Tod zu einem Charakter machen will, und hoffe, du hast vielleicht eine Idee für mich. Ich schreibe an einer Fantasy-Trilogie, bei der der Held ein Böser ist, der sich im Laufe der Handlung zum Guten wandelt. Das Spannende daran soll sein, dass er am Anfang gleich vom Leser als typischer Bösewicht wahrgenommen und in die entsprechende Schublade gepackt wird, dass er dann aber in verschiedene Abenteuer verwickelt wird, die ihn sympathisch machen, und erst später, als man es schon hofft, aber eigentlich für unmöglich hält, auf die Seite der Guten wechselt. [...] Das Problem bei dieser Konstellation ist der Anfang. Wie kann ich diesen Helden einführen, ohne dass meine gedachten Leser das Buch gleich wieder zuklappen? Wenn der Held als ein Böser rüberkommen soll, muss er sich ja wie ein Ar... betragen, und es ist schwer, einen Leser trotzdem bei der Stange zu halten. Ich habe ihm ein paar interessante Eigenschaften und ein Geheimnis gegeben, das hilft aber natürlich nicht viel. Warum er böse handelt, darf ich nicht am Anfang erklären, sonst zerstöre ich die Spannung [...]. Also habe ich mich mit dem Trick beholfen, dass ich im ersten Kapitel gar nicht den Helden, sondern seinen "guten" Gegenspieler einführe. Der ist aber vom Charakter nicht so spannend wie der Held selber, und ich habe auch das Gefühl, dass man sich irregeleitet fühlen könnte, wenn man dann merkt, dass der nur eine Nebenperson ist. Als zweiten Versuch habe ich ihm einen netten Freund an die Seite gestellt. Hatte aber das Gefühl, das hilft auch nicht viel. Ist ja auch nur eine Nebenperson. Nächste Idee: Ich schreibe eine Vorgeschichte, die ihn als ein sympathisches Kind in einer Konfliktsituation beschreibt, also lange bevor er diesen Bösen beigetreten ist, und damit auch eine Episode, die für die eigentliche Handlung interessant, aber nicht zwingend wichtig ist. Aber wenn ich ihn da als einen Guten zeige, verrate ich doch schon zu viel von meiner Intention, was ich eigentlich nicht will. Wie kann ich das sonst machen? Einen Bösen vorstellen und trotzdem Lust zum Weiterlesen erzeugen? Ich wäre dankbar für eine gute Idee! Antwort: Mich freut, dass du dir schon einige Gedanken gemacht und Lösungswege gesucht hast. Und du bist meiner Meinung nach auch schon weit gekommen. Zunächst: Bitte unterscheide zwischen Antagonist und Bösem. Ist der Protagonist der Böse? Dann ist es konsequent, alles aus seiner Sicht zu zeigen. Er mag zwar "böse" sein, aber er wird für sich und seine Welt gute Gründe haben, warum er sich für die unmoralische Seite entschieden hat, z. B. Rettung der Welt durch jedes erdenkliche und unerdenkliche Mittel. Für ihn ist das alles logisch, einsehbar und vertretbar. Es muss halt so sein. Ein Antagonist ist nur jemand, der dem Protagonisten Steine in den Weg legt, gegen ihn kämpft usw. Er muss nicht unbedingt böse sein. Bosheit ist eine moralische Kategorie. In deinem Roman könnte der Antagonist also einer von den "Guten" sein. Deiner Schilderung entnehme ich, dass der Storybogen die Entwicklung des Protagonisten vom bösen, unmoralischen Charakter über Zweifel und Hindernisse bis hin zum guten, moralischen Charakter nachzeichnet. Damit hast du eigentlich auch schon deine Antwort: Dein Protagonist ist der Böse mit kleinen guten "Schwächen". Sozusagen die Negativschablone des üblicherweise "guten" Helden mit unmoralischen Schwächen. Um deinen Protagonisten einzuführen, kannst du ihn ruhig "böse" zeigen, solange er seine guten Gründe hat, also z. B. in einer Kontrasthandlung etwas Gutes zeigt. Konkret: Er sperrt eine gute Heldin ein und übergibt sie dem Folterer, um Informationen zu bekommen, wie die Welt zu retten ist; gleichzeitig rettet er eine Katze vor den Hufen der Reittiere. Man versteht als Leser anfangs seine Gründe und Motive noch nicht, aber das kann auch neugierig machen. Ein Beispiel aus dem Nicht-Fantasy-Genre Thriller: Dexter, Serienkiller und Forensiker bei der Polizei (z. B. "Die schöne Kunst des Mordens" von Jeff Lindsay). Er tötet mit Vergnügen und Präzision andere Killer, die der Polizei zu entwischen drohen. Eine ambivalente Figur, aber man entwickelt Sympathie für ihn, weil er sich an strikte Regeln hält und sich in seiner Mordlust sehr zügelt. Und weil er die ganz ganz Schlimmen bestraft, wo Gesetz, Justiz und Polizei versagen. Natürlich kannst du mit dem Gegenspieler, dem Antagonisten deines "bösen Helden", beginnen, aber du hast zu Recht Bedenken, denn die erste Figur, die einem Leser begegnet, hinterlässt üblicherweise einen starken Eindruck. Wenn du jedoch die Szene mit dem Antagonisten kurz hältst und länger bei dem Protagonisten verweilst, dann kannst du über Gewichtung klarstellen, wer denn deine Hauptfigur ist. Übrigens: Der "Böse" muss sich nicht wie ein A... benehmen, um zu zeigen, dass er auf der falschen Seite steht. Das sind eher die plakativen Bösewichte, die Schlag-drauf-hau-tot-Kerle oder die klischeehaften Gemeinen. Besser ist es, ihn kühl, ruhig, beherrscht zu zeigen, vielleicht sogar Anteil nehmend, besorgt, ehrlich bekümmert, dass er nun leider zur Folter greifen muss. Aber das höhere Ziel verlangt nun mal ... Oder er wird gezwungen, zu tun, was er tut, weil andere seine Liebsten, seine Familie oder ihm wichtige Leute in der Gewalt haben (s. Torsten Fink, "Prinz der Schatten", dort die Figur Faran Ured). Die Vorgeschichte könntest du zwar als Kontrast aufnehmen: gutes Kind, böser Erwachsener. Das könnte sogar noch ein zusätzlicher Spannungspunkt sein, indem sich der Leser fragt, wie es dazu kommen konnte, dass das Kind zu einem Bösen wurde. Aber es kann auch nach hinten losgehen, wenn die Kindheitsszene nicht noch weitere Aufgaben erfüllt. Etwa eine Schlüsselszene für den Hintergrund des Protagonisten ist. Lust zum Weiterlesen machst du, indem du eine differenzierte Figur vorstellst, die nicht klischeehaft böse handelt, sondern sich, die Handlung und eventuell das Ziel hinterfragt, mit sich hadert oder sich selbst überreden muss, um etwas Böses zu tun. Oder der andere besonders gute Eigenschaften hat und "nur" in seiner Zielverfolgung kein Maß mehr kennt. Interessant kann auch ein durch und durch Böser sein, wenn er denn eine Persönlichkeit ist. Ein runder Charakter sozusagen. Ja, Dexter ist böse, er weiß es, und er kämpft darum, dennoch das "Richtige" zu tun. Dexter ist ein Soziopath, intelligent und gut im Theaterspielen. Aber er ist auch bemitleidenswert und manchmal etwas komisch. Wenn du so jemanden erfinden könntest, hättest du eine interessante Figur - unabhängig davon, in welchem moralischen Lager sie steht. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Stefanie Bense lebt und arbeitet in Hannover, gibt Schreibkurse, veröffentlicht sporadisch und schreibt an ihrem vierten Roman. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail kommt +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Einsendeformalien: Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor. Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: beitrag at team pt autorenforum pt de. Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet werden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ I M P R E S S U M ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Herausgeber: Ramona Roth-Berghofer public.relations at team pt autorenforum pt de Gabi Neumayer redaktion at team pt autorenforum pt de Stefan Schulz webmaster at autorenforum pt de Thomas Roth-Berghofer Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de Jürgen Schloßmacher juergen.schlossmacher at team pt autorenforum pt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "The Tempest" ist ein kostenloser Newsletter für Autorinnen und Autoren. 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