The Tempest

Ausgabe 15-08 (20. August 2013)

Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipps
Schreibkurs
   "Text in Scheiben, oder:
   Kapitel planen und gestalten - Teil 1"
   von Sebastian Schmidt
Spannung, der Unterleib der Literatur
   "Sudan"
   Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Verlagsportrait
   "muc Verlag"
Frag den Experten für Verlagswesen
   (Bjørn Jagnow)
Frag den Experten für Drehbuch
   (Oliver Pautsch)
Frag die Expertin für Fantasy
   (Stefanie Bense)

EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,

über Kapitel machen AutorInnen sich in der Regel nur wenig Gedanken.
Dabei ist die Aufteilung eines Textes in Kapitel ein wichtiges
Strukturelement, das viele Funktionen hat. Das und noch vieles mehr,
was AutorInnen über Kapitel wissen sollten, ist Thema eines
zweiteiligen Artikels von Sebastian Schmidt. Den ersten Teil findet
ihr in diesem Tempest.

Darüber hinaus hat Hans Peter Roentgen wieder einen Text auf Spannung
abgeklopft, drei unserer ExpertInnen beantworten eure Fragen, Ursula
Schmid-Spreer stellt einen auf Anthologien spezialisierten Verlag vor,
und ihr findet jede Menge neue Tipps, Ausschreibungen und Seminare in
den beiden Teilen eures August-Tempest.

Der Tipp des Monats August, diesmal von Maike Frie:

    Zur Reisezeit im Ausland in Geschäften auf Begriffe achten -
    oder in Wörterbüchern suchen -, die, wörtlich übersetzt,
    eine besondere Note in einen Text bringen. Zum Beispiel
    bei Farben: blåhvit auf Norwegisch bedeutet "blassblau",
    heißt wörtlich übersetzt aber "blauweiß".

Und hier ein Extra-Schreibkick von mir: Schreibt in maximal 300
Zeichen euren besten Tipp zum Schreiben oder zur Verlagssuche oder zum
Veröffentlichen oder ... auf, mailt ihn mir - und gewinnt neben
Erfahrung vielleicht das nächste Tempest-Überraschungs-Verlosungs-
Geschenk!

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin

~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das
Konto:

Jürgen Schloßmacher
Kreissparkasse Köln
BLZ 370 502 99
Kto. 11 42 17 61 63
Stichwort: "Beitrag 2013"

Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen "autorenforum",
sondern nur auf "Jürgen Schloßmacher"!

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte
genau so zusammenschreiben!)
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15
BIC: GENODEF1S01

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ISSN 1439-4669  Copyright 2013 autorenforum.de. Copyright- und
               Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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 INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

    Editorial
    Hall of Fame
    Schreib-Kick
    Lesetipps
    Schreibkurs
       "Text in Scheiben, oder:
       Kapitel planen und gestalten - Teil 1"
       von Sebastian Schmidt
    Spannung, der Unterleib der Literatur
       "Sudan"
       Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
    Verlagsportrait
       "muc Verlag"
    Frag den Experten für Verlagswesen
       (Bjørn Jagnow)
    Frag den Experten für Drehbuch
       (Oliver Pautsch)
    Frag die Expertin für Fantasy
       (Stefanie Bense)
    Impressum


TEIL 2:

    Veranstaltungen
    Ausschreibungen
    Publikationsmöglichkeiten
         mit Honorar
         ohne Honorar
    Seminare
    Messekalender
    Impressum


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HALL OF FAME:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:

.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-
Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009,
Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive
Homepage!
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an
redaktion at team pt autorenforum pt de.

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Stephan Klemann: "Endstation Wirklichkeit", HOMO Littera 2013,
Schwules Drama. http://www.stephanklemann.de

Tina Zang: "Total durchgeknallt, die Jungs!", edition tingeltangel
2013, Jugendbuch. Witzig, frisch - ein Buch zum Verlieben.
www.tinazang.net

Isabella Straub: "Südbalkon", Blumenbar bei Aufbau 2013, Roman.
http://www.isabellastraub.at

Katja Selig: "Schnappschuss, Küsse und das große Chaos", Ueberreuter
Verlag 2013, Kinderbuch. Fotoshooting, Freundschaft, Liebe. Für
Mädchen ab 10 Jahren.

Kai Seuthe: "Kolossia" (Band 1 + 2), AAVAA-Verlag 2013, Fantasy-Roman.
Mit einem Koloss durchs Land ziehen? Mehr: www.kaiseuthe.de

Leser, Antje: "Unterm Gras", DIX Verlag 2013, Kinderkrimi. Amsterdam:
zwei Kinder werden Zeugen eines Kunstraubs

Sonja Silberhorn: "Donaugrund", Emons Verlag 2013, Kriminalroman.
Sarah Sonnenberg ermittelt wieder! www.sonja-silberhorn.de

Kathrin Hanke/Claudia Kröger: "Blutheide", Gmeiner-Verlag 2013, Krimi.
Lüneburg-Krimi - Viele Infos auf: http://www.blutheide.de


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SCHREIB-KICK:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


Unser Schreib-Kick für den August, diesmal von Jennifer Schreiner:

Nahaufnahme
...........
Wir nehmen die Außenwelt häufig als Gesamteindruck wahr. Viel
interessanter als die Totale ist aber - nicht nur im Film - die
Nahaufnahme.

Übung:
Gehe mit einem Notizheft an eine belebte Stelle und sammle
"Nahaufnahmen" (z. B. Friseur). Beobachte Schuhe, Socken, Hände,
Frisuren. Schreib anschließend einen kleinen Text, in dem du deine
Notizen verarbeitest.


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LESETIPPS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

http://www.welt.de/print/die_welt/literatur/article115869088/Der-
Krimi-im-Schweinezyklus.html
Zu viel Erfolg kann tödlich sein - oder wie das 1986 gegründete
Syndikat, die Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren, den Kampf
zur Hälfte gewann und inzwischen aus allen Nähten platzt ...

+++++

http://blog.miriam-pharo.com/2013/04/09/interview-andreas-eschbach/
Andreas Eschbach über die französische und deutsche Art mit Büchern
umzugehen, die Gefahren einer allumfassenden Vernetzung und seine
düstere Vision der Zukunft.


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SCHREIBKURS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


   "Text in Scheiben, oder: Kapitel planen und gestalten - Teil 1"
                        von Sebastian Schmidt


         Von der Nützlichkeit, Brot zu schneiden

Nahrungsmittel sind erstaunlich gutes Ausgangsmaterial für Vergleiche
jeglicher Art. Auch diesem Artikel soll daher ein solcher
vorausgeschickt werden. Also denken Sie sich bitte eine gewöhnliche
Scheibe Schwarzbrot. Unzweifelhaft zeichnet diese Scheibe recht
Vielfältiges aus: Sie sättigt pur, sie ist Ausgangsmaterial für
allerlei Speisen, sie passt in den Toaster, sie ist ebenmäßig, fast
grazil, und aus mehreren Scheiben lässt sich eine erquickende Jause
zubereiten.

Nun stellen Sie diesem Schnittchen einen klobigen, unförmigen Kanten
Brot gegenüber. Unschön ist er, aber unzweifelhaft besitzt er ebenso
Eigenschaften, die ihn auszeichnen: Er lässt sich ohne Messer vom Laib
lösen, er ist dem hungrigen Wanderer ein treuer Kamerad, er zerbröselt
auch unter starker Belastung nicht und ist, wie man sagt, manchmal
hart wie Stein und kann geworfen tödlich sein.

Im Alltag bereitet es uns keine Probleme, zu entscheiden, ob wir mit
scharfen Messern dünne Scheiben schneiden oder doch lieber beherzt mit
einem Mal eine ganze Wegzehrung aus dem Brotlaib brechen. Wir
überlegen kurz, dann erschließt sich uns das geeignete Vorgehen, je
nachdem, was für unsere Unternehmung am nützlichsten scheint. - Und
was beim Wecken klappt, das klappt auch bei den Texten.


         Warum es sich lohnt, diesen Artikel zu lesen

Um zu vermeiden, dass sich Bilder von schwarzem Brot durch den
gesamten Artikel winden, sei auf eine allzu ausufernde Wiederholung
verzichtet. Dennoch werden Sie vieles von dem, was bis jetzt gesagt
wurde, wiederfinden, wenn wir uns im Folgenden dem eigentlichen Thema
dieses Artikels nähern: der mannigfaltigen und spannenden Beziehung
zwischen Gesamttext und Kapitel.

Ich hoffe, dass Sie nach der Lektüre dieser Zeilen mit frischem Wissen
an Ihre eigenen Texte herangehen und die Gestaltung Ihrer Kapitel ganz
bewusst vornehmen, ja dabei zu einer Routine gelangen, die Sie fast
automatisch die richtige Wahl treffen lässt. Sie werden entscheiden
können, welche Texte überhaupt in Kapitel gegliedert werden sollten,
welche Gestaltungsmöglichkeiten das Kapitel bietet, wie man ein gutes
Kapitel verfasst und warum es auch sinnvoll für Ihre Leser sein kann,
wenn Sie die richtige Wahl bei der Einteilung getroffen haben. Also
hinein ins Vergnügen!


         Licht ins Dunkel bringen: Gliedern fürs Verständnis

E-Mail des Grauens
..................

Jeder kennt diese E-Mails, bei denen man am liebsten den Rechner
herunterfahren und ein bisschen ins Freie gehen möchte: winzig klein
geschrieben, keinerlei Absätze oder Formatierungen, ein grauer
Textblock, der wie ein Ziegelstein aus dem Bildschirm geflogen kommt.
Allein die Vorstellung bereitet zerbrechende Köpfe und Schmerzen.
Woher aber kommt diese unangenehme Wirkung auf den Leser?

Die Antwort ist relativ einfach, wenn man sich an der Praxis des
normalen Lesens orientiert. Wenn wir einen Text betrachten, möchten
wir uns sicher sein, dass sich Mühe und Zeit lohnen, ihn zu lesen.
Wenn die Autorin oder der Autor jedoch nicht einmal so viel Zeit
aufgewendet hat, die eigenen Gedanken zu strukturieren, wer will es
der Leserschaft verübeln, dass sie sich diese Zeit ebenfalls nicht
nehmen möchte?

Eventuell mag man einwenden, dass in Zeiten von Papyrusrollen oder
mittelalterlichen Handschriften auch oft darauf verzichtet wurde,
Platz zu verschwenden. Und natürlich, wenn Sie an einer Papyrusrolle
arbeiten oder gerade eine Handschrift auf teurem Pergament verfassen:
Folgen Sie diesem klugen Vorgehen unbedingt. In allen anderen Fällen
besinnen Sie sich kurz, ob Papierknappheit (besonders im Bereich
elektronischer Texte) heute wirklich noch eine so große Rolle spielt,
dass Sie ihr die Übersichtlichkeit und das angenehme Erlebnis
entspannten Textkonsums opfern möchten.

Natürlich überschreitet die Gliederung Ihrer E-Mails in Kapitel dann
auch schnell die Netiquette, sich kurz und prägnant verständlich zu
machen. Aber das Setzen von klug eingestreuten Absätzen, die dem Text
eine harmonische Struktur geben und ihn in appetitlichen Happen den
Empfängern vorlegen, soll oft schon dazu geführt haben, dass E-Mails
gern gelesen und sogar beantwortet wurden.

+++++
Schreibanregung:
Verfassen Sie im Brainstorm-Verfahren eine E-Mail an eine fiktive
Kollegin, in der Sie ihr eine Zusammenfassung des gestrigen Meetings
geben. Erwähnen Sie, wer anwesend war, wer fehlte (und warum), was die
wichtigsten Punkte der Besprechung waren und was gründlich schief
gelaufen ist. Schreiben Sie etwa eine dreiviertel A4-Seite, und
unterlassen Sie tunlichst jedes Betätigen der Eingabetaste. -
Erstellen Sie nun eine Kopie Ihres Textes, gliedern Sie ihn in etwa
gleich lange Abschnitte, und lassen Sie beide Versionen auf sich
wirken.
+++++

Dass Texte, die allein durch ein paar Leerzeilen strukturiert wurden,
ganz anders, ja sogar fast freundlich auf den Leser wirken, hängt
damit zusammen, dass sie verdaubar sind. Wenn ein Text aus fünf
Abschnitten besteht, dann weiß ich, ohne dass ich diesen Text gelesen
haben muss, in etwa, was mich erwartet: fünf Hauptgedanken maximal -
und die kann man sich merken. Beginne ich nun mit dem Lesen, weiß ich
zu jeder Zeit: Da folgt bald eine andere Sinneinheit. Ich kann mich
darauf einstellen, weil ich dem Text vertraue, dass er mir etwas sagen
möchte; und weil er sich bemüht, dies auf verständliche Art und Weise
zu tun.


Kein Geschenk in Packpapier
...........................
Nun ist ganz klar, E-Mails und lange Bücher unterscheiden sich in
einigen Punkten voneinander. Vor allem darin, dass eine Fantasy-Saga
kaum den Raum von nur einem Computermonitor einnehmen wird und
inhaltlich weitaus umfangreicher ist. Wodurch natürlich auch die
Struktur komplexer ist als die einer E-Mail.

Folgender Einwand soll dennoch nicht gelten dürfen: Wenn der Leser
sowieso viel Zeit für die Lektüre einplant, dann brauche ich auch
nicht allzu viel Zeit auf die Textgliederung verschwenden. Gegen diese
Annahme spricht ein ganz einfaches Beispiel: Denken Sie sich lesend,
mitten im Alltag, wenn Sie sich nicht bewusst ein paar Stunden Zeit
nehmen können. Da ist man froh, 30 Minuten ungestört lesen zu können,
und enttäuscht, wenn man in der kurzen Zeit gar nicht richtig in den
Text reinkommt und auch nichts daraus mitnehmen kann.

Texte schreibt man nicht (mehr) für lange Nächte. Durch einen
zerklüfteten Alltag bleibt immer weniger Zeit für ausgiebige Lese-
Sessions. Und wenn die Zeiten zum Lesen immer kürzer werden, dann wird
jede Textpassage immer mehr zu einer kurzen E-Mail. Und wenn die dann
nicht richtig greift, dann wird der Leser bald die Freude am Lesen und
an Ihrem Buch verlieren.

Das bedeutet nicht, dass Sie Ihre Texte zergliedern sollen, so dass
auf zwei Buchseiten 15 Abschnitte und 3 Kapitel auf den Leser warten.
Das ist dann die mildere Art, ein Wörterbuch zu lesen: So was macht
niemand zum Spaß, die Informationsfülle verhindert ein angenehmes
Lese-Erlebnis. Es bedeutet aber doch: Seien Sie sich bewusst, dass ein
intelligent gegliederter Text Ihrer Leserschaft schmeicheln wird.
Jeder Absatz ein Gedanke, jedes Kapitel eine Sinneinheit (und am
besten noch jeder Satz ein Genuss, aber das ist ein anderes Thema).

Horrorszenario: Eine Leserin liest die ersten fünf Kapitel eines
Buches, immer etwa 15 Buchseiten. Eines Tages, in der Mittagspause,
kauft sie sich in freudiger Erwartung einen Cappuccino, macht es sich
auf der halbschattigen Bank im Firmenpark unterm Firmenbaum gemütlich
und freut sich auf eine paar Minuten Lesegenuss, weil sie weiß, dass
sie in etwa ein Kapitel in ihrer Pause schaffen wird. Aber dann: Das
Kapitel zieht sich, eine komplexe, verwirrende Szene. Viel wird
erklärt, wenig passiert. Endlich: Spannung ... und Pausenende. -
Genervt sucht sie beim nächsten Leseversuch zu Hause die Stelle, an
der sie geendet hatte, stellt fest, dass sie den Anfang dieses langen
Kapitels vergessen hat, kann nicht den Elan aufbringen, noch mal alles
zu lesen, legt das Buch kurz weg - und schaltet den Fernseher ein.

Wie viel Lust wird sie verspüren, das Buch weiterzulesen, wenn es sich
nicht gerade um eines ihrer Lieblingsautorin handelt? Und warum musste
dieses verflixte sechste Kapitel auch auf einmal 60 Seiten lang sein?

Ein gutes Buch lebt natürlich in erster Linie vom Inhalt und den Ideen
und nicht von der Gliederung allein. Aber ein sehr gutes Buch wird
auch auf diese Aspekte achten. Und sehr gute Bücher zu schreiben, nur
das sollte Ihr Ziel sein. Führen Sie sich beim Schreiben immer wieder
vor Augen, welchen Unterschied schon eine gegliederte E-Mail ausmachen
kann, und denken Sie daran, dass nicht alle Leserinnen und Leser in
stundenlangen Sitzungen lesen können, weil sie der Alltag zu sehr
einspannt. Machen Sie Ihr Buch noch besser, und kommen Sie Ihren
Lesern durch eine gekonnte Einteilung in Kapitel, Teile und Abschnitte
entgegen.

Machen Sie Ihren guten Inhalt ebenso gut lesbar. Denn ein wertvolles
Geschenk an eine liebe Person wird man auch nicht in Packpapier
einwickeln. Ein hart erarbeiteter Text verdient immer eine
ansprechende Gliederung, sowohl beim Schreiben als auch bei der
Aufarbeitung. Denn Sie wollen keinen dunklen Irrgarten, sondern ein
spannendes Labyrinth, in dem der Leser zumindest deutlich die Wege
erkennt.

+++++
Schreibanregung:
Nehmen Sie Ihr Lieblingsbuch, schauen Sie, wie der Text dort
strukturiert wurde. Gibt es nur Kapitel oder noch weitere oder engere
Einteilungen? Lesen Sie sich zwei Kapitel oder längere Abschnitte
durch, und fassen Sie kurz und prägnant den gelesenen Inhalt zusammen.
Versuchen Sie ganz deutlich zu erkennen, warum die Autorin oder der
Autor gerade diese Sinneinheiten getrennt hat.
+++++


         Freundschaft schließen: Text und Form zusammenbringen

Das Tempo vorgeben
..................
Eines vorweg: Beginnen Sie auf keinen Fall, Zeilen zu zählen oder sich
nachts mit schlechtem Gewissen von einer auf die andere Seite zu
wälzen, nur weil Ihr letztes Kapitel 10 Seiten länger geworden ist.
Konzentrieren Sie sich beim Schreiben - auf das Schreiben. Ein
flüchtiger Blick auf die Seitenzahl Ihres Manuskriptes verrät Ihnen zu
jeder Zeit, wie viel Sie schon geschrieben haben, das reicht. Wichtig
ist, dass Sie einen eigenen Rhythmus entwickeln, dass Sie von ganz
allein im Takt wippen, den Ihr Buch vorgibt. Dieser Zustand stellt
sich beim Schreiben relativ schnell ein. Jedoch bedarf er einiger
Vorbereitungen, damit Sie nicht mittendrin in den Offbeat abrutschen.

Wie passt das denn nun aber zusammen, dass man einerseits seine Texte
gliedern, beim Schreiben jedoch nicht explizit auf die Kapitellänge
achten soll? Die Antwort ist einfach, wenn Sie sich überlegen, wodurch
sich Ihr Buch auszeichnet. Soll es sich in vielen Details einer
langsam erzählten Geschichte verlieren, die den Leser fasziniert durch
die exakte Recherche und die detaillierte Beschreibung historischer
Schauplätze? Oder soll es rasant zugehen? Soll geschossen werden, hier
Action, dort eine Verfolgungsjagd? Verhaftung, dann Knast, dann
Ausbruch? Im ersten Fall bietet es sich an, wenn Sie Ihre Recherche-
Ergebnisse minutiös in Ihren Text einfließen lassen, wirklich ins
Detail gehen und sich Zeit nehmen, damit ihre Leser sich fühlen, als
wären sie an Ort und Stelle.

Der zweite Fall ist etwas anders. Wenn Sie beginnen, während des
Gefängnisausbruchs jede einzelne Stufe der Feuerleiter und die
Kleidung all derjenigen zu beschreiben, an denen Ihr Protagonist
vorbeigeeilt ist, dann hat das Wirkung. Aber wahrscheinlich nicht die,
die Sie erreichen wollen. Sie wollen den Leser von Seite zu Seite
ziehen, ihn mitreißen. Und das spiegelt sich in Ihrer Kapitellänge
wieder.

Nun wäre es übertrieben, jeder Seite ein Kapitel zu schenken. Kein
Buch besteht aus 200 Kapiteln. Aber warum sollten Sie nicht die 200
Manuskriptseiten in 15 bis 20 Kapitel untergliedern? Nach den ersten
drei Kapiteln weiß Ihre Leserschaft: "Jetzt hab’ ich schon 10 Seiten
gelesen, jetzt geschieht gleich was Neues!" Zwar denkt der Leser
nicht: "Oh ... die Kapitelgestaltung, eigentlich hätte vor zwei Seiten
ein neues Kapitel beginnen müssen ..." Aber er "kommt rein" in Ihr
Buch. Nutzen Sie diese Möglichkeit, Ihrem Text mehr Dynamik zu
verleihen oder ihn in langsamer, detailreicher Erzählweise
vorzutragen, indem Sie Ihren historischen Roman von 500
Manuskriptseiten Umfang ebenfalls nur in 10 bis 15 Kapitel
untergliedern und diese dafür mit einer internen Gliederung versehen
(sie also durch Absätze strukturieren).

Beispiele für die gelungene Verschmelzung von Form und Inhalt lassen
sich zuhauf finden.  Der vom Verfasser sehr geschätzte Jesse Kellerman
schafft das in seinem jüngsten Werk, "Potboiler". 121 Kapitel sind
verteilt auf 400 Taschenbuchseiten (circa 3,3 Seiten pro Kapitel), und
man bekommt als Leser das Gefühl, in einer Achterbahn zu sitzen. Ganz
anders dagegen der sich langsam in beinahe unerträgliche Spannung
steigernde "Dracula" von Bram Stroker, der in der mir vorliegenden
Ausgabe immerhin 27 Kapitel auf 444 Seiten ausbreitet (circa 16,4
Seiten pro Kapitel). Und zuletzt sei noch Thomas Manns "Lotte in
Weimar" erwähnt. Mann teilt die 398 Seiten meiner Ausgabe in 9 Kapitel
und kommt damit im Schnitt auf 44,2 Seiten pro Kapitel, in denen es
genügend Raum für mehr oder weniger erfreuliche Gespräche und Gedanken
der Protagonisten gibt.


Die Planung
...........
Die drei Beispiele zeigen, dass die Autoren ganz bewusst die jeweilige
Kapitelgestaltung gewählt haben, um Ihre Geschichten zu erzählen. Eben
weil sie es verstanden haben, Inhalt und Form miteinander zu
verbinden, aus ihrem Stoff auch formal das Beste herauszulocken.

Jedes Buch verlangt auch eigens gestaltete Kapitel, doch das ist
natürlich gar nicht ganz so einfach realisierbar, wie oben
beschrieben. Dort habe ich quasi vorausgesetzt, dass Sie Ihr
Manuskript schon vor sich liegen haben und nur noch die Gliederung
ergänzen müssen. Das trifft jedoch nur in den seltensten Fällen zu.
Die Sache gestaltet sich also durchaus komplizierter. Im Folgenden
möchte ich Ihnen gern ein paar Tipps geben, wie Sie das bisher Gesagte
dennoch umsetzen können, obwohl Sie vielleicht gerade erst mit dem
Schreiben eines neuen Manuskriptes beginnen möchten.

Bücher lassen sich - eine gute Idee und Talent zum Schreiben
vorausgesetzt - eigentlich relativ einfach planen, zumindest in ihrer
groben Struktur. Dazu sind zwei Schritte notwendig, die Sie bei jedem
längeren Text im Voraus erledigen sollten. Der erste ist die
Beantwortung der Frage: "Wie lang soll mein Buch werden?" Der zweite
ist die Gestaltung Ihres Stoffes nach der "Dreier-Gliederung".

Schritt 1: Buchlänge.
Über diesen Punkt kann man natürlich streiten, aber ich bin der
Meinung, dass jede Autorin und jeder Autor ein Bild vor Augen hat, wie
lang sein Buch ungefähr einmal werden soll. Um das zu entscheiden,
reicht es oft schon, sich zu fragen: 200, 300 oder 400 Buchseiten?
Natürlich, das Layout jedes Buches ist anders, aber als grobe
Orientierung reicht das. Für unser Beispiel wählen wir 300 Buchseiten.

Schritt 2: Die Dreier-Gliederung.
Gegliedert wird in Anfang - Mittelteil - Schluss. In jedem guten Buch
macht der Anfang die Leser neugierig, und ebenso lässt jeder Schluss
eines guten Buches die Leser befriedigt zurück. Jedoch das meiste
passiert im Mittelteil, der deswegen auch am schwierigsten zu
schreiben ist. Hier entstehen die trägen Passagen, die viele Leser
dazu verleiten, nicht weiterzulesen (und damit auch nie am Schluss
anzukommen).


Anfang - Mitte - Schluss
........................
In der Länge sollten sich diese Teile deutlich voneinander
unterscheiden; in unserem Beispiel bietet sich etwa folgende
Einteilung an: 40 Seiten - 220 Seiten - 40 Seiten. Dabei ist die
Einteilung recht pragmatisch: Am Anfang müssen Sie den Leser
überreden, dann müssen Sie ihn überzeugen, und am Ende sollten Sie ihn
überraschen. Das Wichtigste ist, dass er das Buch mit einem guten
Gefühl weglegt, denn dann wird er auch wieder das nächste Buch aus
Ihrer Feder lesen.

Das bedeutet: Auf den ersten 40 Seiten Ihres 300 Seiten starken Buches
müssen Sie den Leser dazu bringen, dass er weiterliest, dass er sich
auf das Folgende einlässt. Im Mittelteil müssen Sie schließlich mit
einer interessanten, guten Story immer wieder vermitteln: Es lohnt
sich für dich, dass du dranbleibst. Dann wird der Leser ganz von
selbst bis zum Schluss lesen. Nutzen Sie diesen magischen Moment,
überraschen Sie ihn ein letztes Mal und erfüllen Sie die aufgebauten
Erwartungen.

Wichtig ist, dass Sie auf den ersten 40 Seiten überzeugen. Nehmen Sie
diese Seitenzahl als Ausgangspunkt Ihrer Überlegungen. 40 Seiten sind
nicht viel, also entscheiden Sie, wie Sie sie strukturieren wollen.
Vier kurze Kapitel oder ein langes? Diese Entscheidung bestimmt, wie
viel Stoff Ihres Themas Sie schon zu Beginn auffahren müssen, um den
Leser zu binden -  schließlich sollte jedes Kapitel eine Sinneinheit
darstellen, also einen komplexen Sachverhalt vermitteln. Bei der Wahl
von vier Kapiteln wird Ihr Buch schnell und abwechslungsreich.
Entscheiden Sie sich, auf 40 Seiten nur ein Kapitel zu füllen, wird
Ihr Buch detailliert und brilliert mit einem genauen Blick und
aufwendiger Recherche. - Wir wählen für unser 300-Seiten-Buch eine
Kapitellänge von 20 Seiten.

Weiter oben habe ich geschrieben, dass gute Bücher die Form dem Inhalt
anpassen und einen gleichmäßigen Kapitel-Rhythmus besitzen, nicht
zuletzt, um den Leser geschmeidig durch die Seiten zu führen. Das
heißt, dass Ihre Wahl der Kapitellänge für die ersten 40 Seiten auch
den Mittelteil beeinflusst. Denn dort werden die Kapitel in etwa
gleich lang sein. Das heißt, unser Buch hat jetzt folgende Struktur:
Anfang (2 Kapitel), Mittelteil (12 Kapitel), Schluss (2 Kapitel).
Insgesamt 16 Kapitel, das klingt nach einer vernünftigen Zahl.
Außerdem können Sie Ihr Buch bereits jetzt in 16 längere Schreib-
Einheiten einteilen.

+++++
Schreibanregung:
Denken Sie sich einen einfachen Plot für einen Liebesroman, einen
Krimi und eine fiktive Biographie aus. Notieren Sie sich diesen Plot.
Nun zergliedern Sie Ihre Idee in 16 Teile. Zwei sind bestimmt für den
Anfang der Geschichte, die den Leser fesseln soll, zwei für den
Schluss, der den Leser befriedigt zurücklassen soll. Und die
restlichen 12 sollten jeweils einen Stichpunkt dazu enthalten, was
sonst noch im Roman passiert.

Achten Sie dabei nicht zu sehr auf Details. Sinn dieser Übung ist es,
einen Plot ganz grob vorzustrukturieren, die Idee in eine erste Form
zu bringen. Sie müssen diese Geschichte ja nicht zu Ende schreiben.
Hauptsache ist, Sie kommen am Ende bei 16 Punkten heraus, die Ihren
erdachten Plot gliedern. (Wenn Sie mögen, wiederholen Sie diese Übung
mit veränderter Seitenzahl und Kapitellänge.)
+++++

Da Sie, anders als in dieser Schreibanregung beschrieben,
wahrscheinlich nicht bei Null anfangen müssen und schon eine
Vorstellung haben von dem, was Sie schreiben wollen, wird es Ihnen
nicht allzu schwer fallen, Ihre Idee in dieses locker sitzende Korsett
zu fügen. Denn natürlich, jede Einteilung ist ein Korsett. Aber diese
Formgebung ist ein effektiver Schritt, um Ihren Schreibprozess zu
optimieren, und es ist ein wirksames Mittel, um Ihren Lesern ein Buch
zu servieren, auf das sie sich verlassen, dem sie vertrauen können.

Wenn Sie nicht ohnehin schon ähnliche Methoden anwenden, wird Ihnen
ein solches Vorgehen bald in Fleisch und Blut übergehen. Und das
Schöne daran ist, dass die Gliederung nur die ungefähre Richtung
vorgibt. Sie können sie jederzeit abändern, sobald Sie neue, geniale
Ideen für die Story haben. Denn egal wie oft Sie Ihre Gliederung
ändern, sie wird Ihnen stets ein verlässlicher Freund bleiben, ganz so
wie das Plastikskelett am Arbeitsplatz des Arztes.

[Im nächsten Tempest folgt der zweite Teil dieses Artikels. - die
Red.]

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Sebastian Schmidt arbeitet als freier Lektor und Texter in der
Textbasis. Besonders interessieren ihn die Bereiche Belletristik,
Geisteswissenschaft und Lyrik. Auf dem textbasis.blog
(http://www.textbasis.wordpress.com) veröffentlicht er regelmäßig
Poesie-Interviews sowie Artikel zum kreativen Schreiben und zum
bewussten Einsatz von Sprache. Er liebt Bücher, wandert gern und ist
sehr nett.


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                             "Sudan"
             Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen

Vorgeschichte

J. Seidel soll 1972 Wiederaufbauarbeit im Südsudan leisten, doch die
Lebensmittel von der UNO werden nicht geliefert. Er bittet den Händler
Karolos, ihm von einer Lieferung an das Militär abzugeben, weiß aber
nicht, dass dieser die UNO-Hilfe an das Nordsudan-Militär liefert.

+++++

"Na Seidel, wie läuft’s bei dir?"
"Nicht gut, Frederic, nicht gut, die Lebensmittel von der UNO sind
nicht angekommen, weißt du was davon?"
"Wie ist das möglich, sie hätten längst eintreffen sollen?"
Hinter sich hörte er eine Stimme.
"Unsere Nahrungsmittelvorräte reichen nicht aus. Wir bekommen keine
Gelder mehr von der Caritas!"
Seidel drehte sich um und entdeckte Pater Heinrich aus dem Elsass, der
hier das Projekt leitete. Dieser schaute ihn mit frustriertem Gesicht
an. Neben ihm standen neugierige Kinder und Erwachsene. Die meisten
von ihnen sahen sehr krank und unterernährt aus. Um sie herum Haufen
von abgefälltem Buschwerk und Wurzeln, Baugeräte, aufgehäufter Lehm.
Etwas weiter vom Dorf entfernt waren Frauen damit beschäftigt, auf den
Feldern mit ihren spärlichen Werkzeugen Maniok anzupflanzen, auf ihren
Rücken trugen sie ihre Babys. Seidel wandte sich an den Pater.
"Wie kommt denn das, wie kann mitten in der Not das Projekt
eingestellt werden?"
"Wohl wegen der gegenwärtigen Lage im Sudan, deshalb habe ich von der
UNO Nahrungsmittelsäcke bestellt!"
"Bei uns ist nichts angekommen, Pater, morgen muss ich dreihundert
Flüchtlinge versorgen - aber mit was? Ihr müsst mir was von euren
Vorräten abgeben!"
Frederic strich sich verlegen mit der Hand über die Lippen.
"Was wir da noch drin haben", er zeigte mit der Hand auf ein
provisorisches Zelt, das mit einem Abstand zu anderen Zelten stand,
"ist für das Krankenhaus."
"Dann lass uns mal gucken!"
Seidel schritt vorweg Richtung Zelt, während Frederic Mühe hatte,
hinterher zu kommen. Als Seidel die Zelttür geöffnet hatte, staunte
er.
"Junge, Junge! Davon könnt ihr doch etwas abgeben!"
"Können wir nicht, aber ich mache dir einen Vorschlag: Warum arbeitest
du nicht bei der UNO, jetzt, wo das Projekt eh eingestellt wird, ich
kann dich bei dem World Food Programm empfehlen, dann kannst du im
Dorf Mambe weiterhelfen!"
"Jetzt brauche ich erst einmal ein Notfallpaket", Seidel schaute hoch
in den Baum, von dem Frederic gesprungen war, "lass mich mal an dein
Radiogerät!"
Frederic zuckte zusammen.
"An mein Radiogerät?"
"Ja, was ist daran denn so wunderlich? Wie sollen wir sonst die UNO
erreichen - hier mitten in der Savanne!?"
"Ja aber ..."
"Seidel war schon in die Funkhütte geeilt. Konzentriert studierte er
die selbstgebastelten Geräte. Frederic kam hinterher und beobachtete
Seidel.
"Frederic, zeig mal, wie das geht!"
"Was ... was genau willst du denn machen?"
"Ach Frederic, nun sei nicht so schwerfällig, was wohl? Wir brauchen
Nahrung - also lassen wir das die UNO durchs Radio wissen, denn
Telefon habt ihr ja hier auch nicht, oder? Bediene einfach das Gerät,
ich gebe dann die Message durch!"
"Kann ich doch gar nicht, wir haben keinen eigenen Sender!"
"Dann gib mir die Nummer von dem Sender, von dem du empfängst, ich
versuche ihn per Funk zu erreichen!"
"Und wenn die kein Funkgerät haben?"
"Mensch Frederic, was ist los mit dir? Willst du nun helfen oder
nicht?"
Frederic stand da wie verwirrt, schüttelte den Kopf, fuhr sich wieder
mit der Hand über die Lippen, guckte sich schließlich die Gerätschaft
an, als sähe er sie zum ersten Mal.
Nervös suchte er in seinem kleinen abgenutzten Büchlein nach der
Nummer des Senders, schlug endlich eine Seite auf, kritzelte etwas auf
einen Fetzen Papier, den er von einer Zeitungsecke abriss, und drückte
ihn Seidel in die Hand.
"Versuch es, glaube aber nicht, dass es klappt!"
"Das wird sich gleich herausstellen."
Gerade wandte sich Seidel zum Gehen, als er durch ein Autogeräusch
aufmerksam wurde. Ein Pickup rollte ihnen langsam entgegen.
"Da kommt ja unser Händler Karolos, vielleicht kann der uns
weiterhelfen!"
Der Händler ging mit einem Lächeln schnurstracks auf Seidel zu.
"Hallo, mein Freund, wir kennen uns von deiner Hinreise, wie geht’s,
alter Junge?"
"Schlecht, schlecht, Karolos, ich weiß nicht, was ich machen soll ...
ahhh ..." Seidels Augen weiteten sich - "Karolos du musst uns aus
einer schrecklichen Notlage helfen - hier und jetzt!"
"Moment, mein Freund, langsam ..."
"Nein, Karolos, hör zu, du musst uns jetzt etwas abgeben - du hast
doch Nahrungsmittel dabei, nicht wahr?"
"Ja, schon, aber die sind fürs Militär!"
"Karolos!"
"Was ist denn passiert, ihr werdet doch auch beliefert!"
"Nein! Eben nicht! Morgen kommen dreihundert Flüchtlinge aus dem Kongo
- wir haben nichts - rein gar nichts! Die Säcke, die hätten kommen
sollen, sind nicht geliefert worden, Karolos - wie stehe ich da! Die
steinigen mich! Ohne Lebensmittel brauche ich erst gar nicht ins Dorf
zurück!"
"Uijuijui, Seidel, das klingt nach absolutem Notstand! Ich habe aber
eine Idee: Ich kümmere mich darum, vertrau mir - wie viel braucht
ihr?"
"Wenn noch alle in den Lagern sind, brauche ich etwa je zehn Säcke
Weizen, Hirse, vor allem Milchpulver für die Kinder, Fisch, Öl, Bohnen
und Gemüse!"
"Hmmm, zehn? Das ist viel, allerhöchstens fünf könnte ich versuchen!"
Seidel seufzte.
"Fünf?" Seidel begann zu rechnen. Dann schüttelte er seinen Kopf, "da
komme ich gerade mal zwei bis drei Tage mit klar, Karolos -
dreihundert Leute!"
"Ist mir klar, ich kann dir erst einmal wirklich nur höchstens fünf
Säcke geben, dann aber versuchen wir einen anderen Weg. Kann ja nicht
angehen, ohne Nahrungsmittel mamamapampo!", er schüttelte den Kopf.
"Seidel, tritt der UNO zusätzlich auf die Füße, okay? In der
Zwischenzeit sind wir fündig geworden - ich werde sehen, was ich
machen kann!"
"Nein, warte, ich habe eine bessere Idee - ich komme mit!"
"Zum Militär?"
"Ja!"
"Um was zu machen?"
"Na, was wohl, Karolos, die haben doch Telefon, nicht wahr?"
"Ahh, und du willst da bei der UNO anrufen?"
"Nein, du wirst da anrufen!"
"Iiiich? Wieso ich?"
"Ja, da gibt es ein kleines Problem!"
"Noch ein Problem?!"
Die beiden gingen zwischen Bauschutt und Geräten unter eine Akazie, um
ungestört zu sein.
"Karolos, höre gut zu, die Sache ist verzwickt: Mir wurde zu Beginn
meiner Arbeit hier ein Quartier vom lokalen Gouvernement zugewiesen.
Der Kommandant der Nordarmee, der sich dort aufhält, hat es mir aber
streitig gemacht. Ich hätte mit Hilfe des regionalen Gouverneurs
darauf bestehen können, wollte aber nicht zwischen den Fronten
widersprüchlicher Interessen stehen. Geblieben ist ein unheimliches
Gefühl. Die Sache ist prekär, Karolos! Und noch etwas: Die südlichen
Regierungsvertreter haben mir mitgeteilt, dass per Funk meine Position
von einem arabischen Militärposten durchgegeben wurde. Die wissen also
ständig, wo ich bin. Außerdem haben sie herausgefunden, dass ich von
der Flüchtlingshilfe ein mobiles Funkgerät in Yambio installiert habe,
als ich bei dieser Organisation gearbeitet habe. Ich will damit sagen:
Besser ist, wenn ich mich da nicht sehen lasse. Du musst für mich von
dort die UNO anrufen!"
Karoloss Blick zeigte Erstaunen.
"Du bist ja wirklich zwischen die Fronten geraten. Junge, Junge,
Seidel, was bist du doch für ein Abenteurer, du musst auf dich
aufpassen! Du hast ja keine Ahnung, was hier läuft! Unter den
Umständen rufe ich für dich an."

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                  Lektorat von Hans Peter Roentgen


In einem Flüchtlingslager bleiben die UN-Lieferungen aus, und es
werden weitere Flüchtlinge erwartet. Bald werden die Menschen hungern.
Und weil wir 1972 schreiben, hat der Leiter des Lagers auch Probleme,
die UNO zu erreichen.

Von der Situation her ist also für Spannung gesorgt. Doch so recht
stellt sich beim Lesen die Spannung nicht ein. Warum?

Ich sehe dafür drei Gründe:

1. Die Szene ist verwirrend: Wer hat hier welche Kommunikationsmittel,
und wie kann er sie einsetzen? Immerhin leben wir im Zeitalter von
Internet und Handy, ein Autor darf also nicht davon ausgehen, dass dem
Durchschnittsleser die Situation 1972 ohne weiteres klar ist.
Obendrein ist nicht klar, wer hier welche Position vertritt.

2. Die Dialoge sind oft langatmig und bremsen das Lesen.

3. Der Höhepunkt fehlt, weshalb der Spannungsbogen durchhängt. Wie
geht es aus? Im Moment ist es ein Schnappschuss, der am Anfang einer
spannenden Szene stehen kann - aber keine spannende Szene ist.

Ich werde im Folgenden versuchen, den Text zu diskutieren und zu
verbessern, soweit ich ihn verstanden habe.


         Der Beginn

Der Beginn ist ein Gespräch von drei Personen, und es spielen zwei
Organisationen, die Caritas und die UNO, eine Rolle. Aber im Text ist
nicht immer klar, wer gerade spricht und welche Rolle die
verschiedenen Organisationen nun spielen. Der Pater hat keine
Unterstützung mehr, aber Seidel bittet ihn um Lebensmittel, obwohl er
weiß, dass dieser selbst nicht genügend hat.

Ich habe versucht, das so umzustellen, dass es verständlicher wird und
der Dialog knapper gehalten ist.

.....
"Na Seidel, wie läuft’s bei dir?"
"Nicht gut, Frederic, nicht gut, die Lebensmittel von der UNO sind
nicht angekommen."
"Die hätten doch längst da sei müssen? Und die Caritas müsste doch
auch ..."
"Wir bekommen nichts mehr von der Caritas." Das war Pater Heinrich,
der Leiter des Projekts. "Und jetzt haben wir nur noch Lebensmittel
für drei Tage."
Der Pater schaute Seidel frustriert an. Neben ihm standen neugierige
Kinder und Erwachsene, unterernährt, mit aufgequollenen Bäuchen und
herausstehenden Rippen. Um sie herum gefälltes Buschwerk und Wurzeln,
Baugeräte, aufgehäufter Lehm. Etwas weiter entfernt waren Frauen damit
beschäftigt, mit spärlichen Werkzeugen Maniok anzupflanzen, auf ihren
Rücken trugen sie ihre Babys. Seidel wandte sich wieder an den Pater.
"Wie kann mitten in der Not das Projekt eingestellt werden?"
"Wohl wegen der gegenwärtigen Lage im Sudan! Die UNO ist unsere letzte
Hoffnung."
"Bei uns ist nichts angekommen, Pater, und morgen muss ich selbst
dreihundert Flüchtlinge versorgen - aber womit? Ihr müsst mir von
euren Vorräten abgeben!"
Frederic strich sich verlegen mit der Hand über die Lippen.
.....


         Show, don’t tell

Dann gehen Frederik und Seidel in ein Zelt, das, so lässt der Text
vermuten, gut gefüllt ist, dessen Inhalt aber nur für das Krankenhaus
bestimmt ist. Doch Seidel gibt sich mit der seltsamen Auskunft von
Frederic zufrieden, fragt nicht mal nach. Stattdessen wird Seidel ein
Stellenangebot gemacht, dessen Sinn im Text unklar bleibt. Ich habe
hier den Konflikt etwas deutlicher und anschaulicher gemacht:

.....
"Das dahinten", er zeigte mit der Hand auf ein provisorisches Zelt,
das mit einigem Abstand zu anderen Zelten stand, "ist für das
Krankenhaus."
"Dann lass uns mal gucken!"
Seidel schritt vorweg Richtung Zelt, während Frederic Mühe hatte,
hinterher zu kommen. Als Seidel die Zelttür öffnete, staunte er. Das
Zelt war bis unter die Decke mit Säcken, Fässern, Kisten, Stapeln von
Konserven gefüllt.
"Junge, Junge! Davon könnt ihr doch etwas abgeben!"
"Können wir nicht, dürfen wir nicht. Das ist aus dem medizinischen
Hilfsprogramm, die schlachten mich und werfen mich den Krokodilen vor,
wenn ich auch nur einen Sack zweckentfremde."
Seidel schaute auf Frederic, der sich hektisch am Hals kratzte und
sagt: "Die verdammten Mücken!"
Irgendetwas stimmte hier nicht, aber Seidel wollte nicht nachbohren.
Wenn er Kontakt zur UNO bekam, musste er sich nicht mit Frederic
streiten.
"Lass mich mal an dein Radiogerät!"
Frederic zuckte zusammen.
"An mein Radiogerät?"
.....


         Radio und Funkgerät

Dann geht es darum, dass Frederics Radio keinen Sender hat, Seidel
aber den Radiosender anfunken könnte. Und ich gestehe, das habe ich
überhaupt nicht begriffen. Wenn Seidel ein Funkgerät hat, kann er um
Hilfe funken. Und wieso kommt er überhaupt auf die Idee, dass Frederic
mit seinem Radio senden könnte?

Dabei wäre das eine gute Steigerung des Konflikts. Frederic traut sich
nicht recht, Seidel die Hilfe zu verweigern, blockt aber mit Ausreden
ab. Offenbar möchte er Seidel nicht unterstützen. Gut.

Aber dieser Konflikt wirkt nur, wenn die Leser ihn auch verstehen.
Hier muss ein Autor zwischen dem Dialog erläutern, was die Sprecher
nicht sagen, weil sie es längst wissen. Weil ich diesen Teil gar nicht
begriffen habe, kann ich beim besten Willen keinen
Verbesserungsvorschlag machen.


         Die Rettung naht

Dann geht es weiter mit dem Auftauchen des Händlers Karolos. Der
scheint durchaus gewillt, Seidel zu helfen. Allerdings steckt er wohl
mit dem Militär des Nordens unter einer Decke. Gute Idee: eine Person,
die als Helfer erscheint, sich aber im Laufe der Geschichte als Gegner
herausstellt. Auch hier habe ich versucht, den Konflikt klarer zu
gestalten.

.....
Gerade wandte sich Seidel zum Gehen, als er durch ein Autogeräusch
aufmerksam wurde. Ein Pickup rollte ihnen langsam entgegen.
Der Fahrer ging mit einem Lächeln schnurstracks auf Seidel zu.
Seidel sprang auf ihn zu: "Karolos, du musst uns aus einer
schrecklichen Notlage helfen - hier und jetzt!"
"Moment, mein Freund, langsam ..."
"Nein, Karolos, hör zu, du hast doch Nahrungsmittel dabei, nicht
wahr?" Karolos war einer der Händler, die für die UNO Lebensmittel
besorgten.
"Ja, schon, aber die sind fürs Militär!"
"Karolos!"
"Ihr werdet doch auch beliefert!"
"Nein! Eben nicht! Morgen kommen dreihundert Flüchtlinge aus dem Kongo
- und wir haben nichts, rein gar nichts! Ohne Lebensmittel brauche ich
erst gar nicht ins Dorf zurück!"
"Wie viel braucht ihr?"
"Wenn noch alle in den Lagern sind, brauche ich etwa je zehn Säcke
Weizen, Hirse, vor allem Milchpulver für die Kinder, Fisch, Öl, Bohnen
und Gemüse."
"Hmmm, zehn? Allerhöchstens fünf könnte ich versuchen!"
"Fünf?", Seidel begann zu rechnen. Dann schüttelte er seinen Kopf, "da
komme ich gerade mal zwei bis drei Tage mit klar. Karolos -
dreihundert Leute!"
"Glaubst du, ich bin Jesus und kann Brote herbeizaubern? Ich werde
sehen, was ich machen kann, aber mehr als fünf Säcke sind nicht drin!"
"Ich komme mit!"
"Zum Militär?"
"Ja!"
"Um was zu machen?"
"Die haben doch Telefon, nicht wahr?"
"Ahh, und du willst da bei der UNO anrufen?"
"Nein, du wirst da anrufen! Es gibt da nämlich noch ein kleines
Problem! Komm mit." Seidel führte Karolos unter eine Akazie, um
ungestört zu sein.
.....


         Noch eine unklare Situation

Seidel will also mit Karolos zum Militär fahren, um mit der UNO zu
telefonieren. Aber Karolos soll telefonieren, und Seidel erklärt, dass
er sich bei der Nordarmee besser nicht sehen lässt - er hatte mit dem
Kommandanten einen Konflikt um sein Quartier und ein arabischer
Militärposten hat seinen Aufenthaltsort bekanntgegeben.

Aber warum will er dann mit zum Militär fahren, wenn er sich
gleichzeitig dort nicht blicken lassen will? Entweder will er sich
nicht sehen lassen und vertraut Karolos. Dann wird er ihn mit dem
Auftrag zum Telefonieren losschicken. Oder er traut ihm nicht und will
mitfahren, dann sind seine Erläuterungen, dass er dort nicht gerne
gesehen wird, eher hinderlich. Und was folgt daraus, dass ein
Militärposten seinen Aufenthaltsort bekannt gegeben hat? Muss er
fürchten, dass das Militär einen Anschlag auf ihn verübt? Auch das ist
in der Szene unklar.

Oft habe ich gepredigt, dass Autoren nicht alles und jedes in ihren
Texten erklären sollen. Aber dieser Text ist ein Beispiel dafür, dass
der Leser orientiert sein muss, verstehen muss, was die Probleme sind
und warum es zu Konflikten kommt. Nicht dadurch, dass wie im Lexikon
alles aufgelistet wird. Sondern dadurch, dass dem Leser durch die
Handlung und Dialoge klar wird, was Sache ist.

Der Szene fehlen außerdem Höhepunkt und Schluss, weil der Autor sie
nicht in den Text eingefügt hat. Auch das ist ein Problem, ohne den
Schluss ist es sehr schwer, eine Szene zu beurteilten. Wie geht die
Sache aus? Fährt Karolos los, um den Telefonanruf zu tätigen? Und
Seidel wartet und wartet und wartet, dass Frederic im Radio eine
Rückmeldung erhält, doch die kommt nicht?

Was auch immer, es gehört in den Text.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein
Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé".
Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. Gerade ist sein neuer
Ratgeber "Schreiben ist nichts für Feiglinge" erschienen.


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VERLAGSPORTRAIT:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


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Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
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Verlagsgeschichte

2004 wurde der REALTRAUM e. V. gegründet. Fast zur gleichen Zeit
hatten die Gründerinnen die Idee, einen vom Verein unabhängigen Verlag
zu gründen. Im März 2012 war es so weit, der muc Verlag wurde ins
Leben gerufen.

Die Gründerinnen des Verlags sind Gisela Weinhändler und Sabine
Brandl. Beide sind Sozial- und Bildungswissenschaftlerinnen und im
Verlag tätig. Seit 2004 üben sie eine ehrenamtliche Tätigkeit beim
gemeinnützigen Verein zur Förderung von Literatur, bildender Kunst,
Musik in München REALTRAUM e. V. aus.


         Programm und Philosophie

Der muc Verlag verlegt Anthologien von Schreibgruppen,
Autorenverbänden und Künstlerkreisen aus München und dem Münchner
Umland. Das Ziel sind die Realisierung von engagierten und viel
versprechenden Literaturprojekten und die Förderung und Vernetzung
regionaler Autoren und Autorengruppen.

Da Weinhändler und Brandl selbst einen Verein zur Förderung von
Literatur, bildender Kunst und Musik gegründet haben und diesen seit
2004 als Vorstandsmitglieder leiten, haben die beiden bereits gute
Kontakte zu verschiedenen Künstlern und Kunstgruppen aus München
hergestellt. Sie konnten in den letzten Jahren durch die enge
Zusammenarbeit mit Autoren, Herausgebern und Verlegern viel über die
Herstellung und den Vertrieb von Büchern lernen. Außerdem liegt ihnen
die Förderung von Autoren und Künstlergruppen besonders am Herzen. Der
muc Verlag ist zugleich aber auch anspruchsvoll: Er veröffentlicht nur
Texte, die in Inhalt und Qualität überzeugen und ins Verlagsprofil
passen.


         Welche Autoren wurden bisher verlegt?

Die bisher im muc Verlag erschienen Bücher sind: "Spätzünder - Texte
von Senioren" (2012) und "Liebe Laster Leben - Texte von Jung und Alt
(2012). Beide Anthologien entstanden durch die Initiative einer
Münchner Seniorenschreibgruppe. Im September 2013 erscheint das dritte
Buch, die Anthologie "Berauscht & besessen", die Texte und
Illustrationen von Mitgliedern des REALTRAUM e. V. enthält.


         AutorInnen gesucht?

Autorengruppen aus München und dem Münchner Umland können den muc
Verlag gerne kontaktieren. Es wird darum gebeten, erst auf direkte
Aufforderung hin Manuskripte und Exposés zu schicken. Zuerst sollten
die Autoren das Buchprojekt in einer E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. mit
wenigen Zeilen schildern.

Wenn Interesse an dem Werk besteht, schickt der Verlag Autoren
umgehend die Standards zur Manuskripteinreichung (Exposé, Gliederung,
Leseprobe). Der muc Verlag überprüft dann genau, ob das jeweilige
Buchprojekt für die Veröffentlichung im Verlag geeignet ist. Da sich
der Verlag sehr intensiv mit jedem Buchprojekt befasst und ein kleiner
Verlag ist, werden nicht mehr als zwei Bücher im Jahr veröffentlicht.

Zu erwähnen ist auch, dass der muc Verlag eine durchaus offene Haltung
hat, was den Begriff "Gruppe" betrifft: Eine Gruppe besteht aus
mindestens zwei Personen, d. h., wenn z. B. ein Autor seine Texte von
einem bildenden Künstler illustrieren lässt, können die beiden sich
gerne an Weinhändler und Brandl wenden.

Aktuell erhält der Verlag zahlreiche Anfragen von Autorengruppen.
Derzeit werden einige Exposés geprüft, geplant wird bereits für die
Jahre 2014 / 2015. Grundsätzlich ist für Autorengruppen jetzt ein
günstiger Zeitpunkt für die Einreichung von Projektvorschlägen.


         Konditionen

Jeder einzelne Autor bekommt einen Autorenvertrag zu den "üblichen
Konditionen" (Aussage des Verlags) und ein Freiexemplar des Buches.
Die Kosten fürs Lektorat, die Buchherstellung, die Werbung und den
Vertrieb übernimmt der Verlag.


         Was ist besonders wichtig?

Dem Verlag ist ein fairer Umgang mit den Autoren und Autorengruppen
wichtig. Den Autoren entstehen keinerlei Kosten durch die
Veröffentlichung im Verlag. Gleichzeitig behält sich der Verlag vor,
Manuskripte abzulehnen, die nicht überzeugen oder nicht ins
Verlagsprofil passen.

Weinhändler und Brandl wissen, dass die Verlagsgründung bei der
aktuellen Entwicklung ein mutiger Schritt war, der von persönlichem
Idealismus geprägt ist. Dieser Idealismus lässt sie jedoch nicht
"abheben", sie setzen nur Projekte um, die zeitlich und finanziell
leistbar und auch tatsächlich realisierbar sind. Sie arbeiten nicht
"ins Blaue" hinein, machen keine Vorab-Zusagen, schüren keine
Hoffnungen, sondern prüfen sehr genau, welche Bücher sie machen wollen
und können. Sie bleiben dabei stets verbindlich und pflegen einen
intensiven Kontakt mit Autoren und Künstlern.


         Zukunftspläne, Perspektiven

Das Ziel des Verlages ist es, bei der Masse an Klein- und
Miniverlagen, die es bereits gibt, langfristig zu bestehen und
konkurrenzfähig zu bleiben. Sie sind optimistisch. Mit den bisherigen
Verkaufszahlen der Bücher sind sie sehr zufrieden. Sie hoffen
natürlich, dass dies weiterhin so bleibt.

Aktuell beschäftigen sie sich intensiv mit dem aktuellen Projekt,
"Berauscht & besessen".

Als Verlegerinnen führen sie den Verlag auf eigene Kosten und in
eigener Verantwortung. Es ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen,
zwar auch "mit Herz" geführt, allerdings eben gewinnorientiert.
Spätestens an diesem Punkt und in Unterscheidung zwischen
"gemeinnütziger, ehrenamtlicher Vereinsarbeit" und
"privatwirtschaftlicher Unternehmung" wird die Grenze zwischen Verein
und Verlag sehr deutlich. Es ist Weinhändler und Brandl wichtig, dass
diese Differenzierung sowohl innerhalb des REALTRAUM e. V. als auch im
Verlagsprofil sichtbar wird. Daher wollen sie sehr transparent mit den
Projekten und den Zielen umgehen.


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Drehbuch: Oliver Pautsch
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Recherche: Barbara Ellermeier
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Plotten: Kathrin Lange
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Sachbuch: Gabi Neumayer
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Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss
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Schreibgruppen: Ute Hacker
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Schreibhandwerk: Ute Hacker
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Sciencefiction: Andreas Eschbach
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Übersetzung: Barbara Slawig
                       uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de
Verlagswesen: Bjørn Jagnow
                        verlagswesen at experte pt autorenforum pt de

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Experten-Special:
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Bjørn Jagnow hat seine Fragen und Antworten zu den Themen
Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt
- thematisch sortiert und aktualisiert:

"Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book,
2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/



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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN:
---------------------------------------------------------------------
       Bjørn Jagnow (verlagswesen at experte pt autorenforum pt de)


[Anmerkung der Redaktion: Frage wurde zurückgezogen; daher samt Antwort am 2. 5. 2021 gelöscht.]

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Bjørn Jagnow ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Verlagskaufmann und
Buchhändler. Unter http://bjoernjagnow.blogspot.com/ bloggt er über
die Zukunft der Medien, über Rollenspiele und andere Themen.


*********************************************************************
FRAG DEN EXPERTEN FÜR DREHBUCH:
---------------------------------------------------------------------
         Oliver Pautsch (drehbuch at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Ich habe vor ein paar Jahren begonnen, meine Ideen, die ich für
Sketche hatte, aufzuschreiben. Zwischenzeitlich habe ich mich im
Internet über Drehbücher und ihre Form informiert, so dass die Sketche
nun von der Form her einen recht professionellen Eindruck machen
müssten.

Ich bin mir nun nur etwas unsicher, wohin ich die Drehbücher
verschicken soll. Macht es Sinn, diese Sketche nun z. B. direkt an die
ProSiebenSat1 Produktion GmbH zu schicken? Und in welcher Form
verschicken? Einer E-Mail mit einer kleinen Auswahl im Anhang (ca. 4)?
Oder besser gleich per Post eine größere Auswahl schicken? Sollte
jedes einzelne Sketch-Drehbuch ein eigenes Deckblatt haben?


Antwort:
Meiner Erfahrung nach ist es nie ratsam, sein Material unaufgefordert
einfach an Sender oder Produktionsfirmen zu schicken. Das hat selten
Erfolg.

Außerdem sind Sender eher übergeordnete Auftraggeber. Ihr Interesse
sollte sich eher auf die ausführende Produktionsfirma im Abspann
konzentrieren.

Mein Tipp: Recherchieren Sie im Abspann und im Internet! Finden Sie
die Produktionsfirmen und den Ansprechpartner Ihrer Lieblingsformate
heraus, für die Sie schreiben möchten. Suchen Sie den persönlichen
Kontakt, und stellen Sie sich vor. Lassen Sie sich nicht schon in der
Telefonzentrale abwimmeln. Finden Sie Ihren Ansprechpartner VORHER
(Internet) heraus. Hören Sie diesen Leuten zu, ob etwas, was genau
(und in welcher Form) gesucht wird. Bitten Sie freundlich um eine
Chance. Talente werden immer gesucht. Aber man wird es Ihnen nicht
leicht machen.

Wenn Sie präsentieren dürfen - dann in perfekter Form mit einem
Deckblatt für jeden Sketch:
Titel, Format, Name, Kontaktadresse. Aber die genaue Form wird man
Ihnen dann schon mitteilen.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Oliver Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer,
Beleuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft.
Später ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber
direkt für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für
Kurzfilme, Serienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film.
http://www.pautsch.net


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY:
---------------------------------------------------------------------
         Stefanie Bense (fantasy at experte pt autorenforum pt de


Frage:
Ich habe zwei Geschichten vollständig fertig und habe eine von den
Storys mal zu manchem Verlag verschickt. Und mein Problem ist dass es
an mein Schreibstill und die Fehler liegt. (Ich kann es nicht
beurteilen und war nicht dabei) aber ich glaube die Lektoren legten
meine Leseprobe erschrocken zurück und keiner in meiner Famillie oder
Freunde wollen mir helfen bei einer Korrektur? Und selbst ich habe
meine Story hundertfach überprüft ... aber selbst ich kann bald meine
Fehler nicht mehr erkennen!

Haben Sie für mich ein Tipp an wem ich mich wänden könnte? Oder gibt
es Lektoren da draußen in der Welt die sich darüber nicht wundern und
es trotzdem entziffern können?

[Anm. der Red.: Wir haben die Fehler hier nicht stehen lassen, um den
Autor vorzuführen (er bleibt ja auch anonym), sondern zur
Illustration, weil es in dieser Anfrage genau um dieses Thema,
Rechtschreibung, geht.]


Antwort:
Wenn Sie Geschichten oder Roman-Manuskripte bei Verlagen einsenden,
dann sollten diese fehlerfrei sein. Bekannte, Freunde und Verwandte
sind dafür nicht zuständig, sondern Sie. Ihr Material ist die Sprache
- und dazu gehört auch Rechtschreibung und Zeichensetzung. Sie
verkaufen ein Textprodukt. Und ein Verlag verlangt gute, verkaufbare
Ware. Wer würde denn ein fehlerhaftes Auto oder eine undichte Flasche
Wasser kaufen?

Wenn Sie bei der Rechtschreibung schwächeln, dann können Sie üben und
lernen. Es gibt Kurse zur Alphabetisierung, zur neuen deutschen
Rechtschreibung ... Letzteres habe auch ich mitgemacht, da ich früher
nur mit alter Rechtschreibung vertraut war. Man muss sich nicht dafür
schämen, nicht gut schreiben zu können oder etwas nicht zu wissen,
aber man muss selbst etwas tun, um sich zu verbessern. Das ist die
Aufgabe jedes Autors und jeder Autorin.

Falls Sie zu dicht an Ihren Geschichten sind, um die Fehler selbst zu
finden, dann gibt es mehrere Möglichkeiten:

- Sie können zunächst die Rechtschreib-/Korrekturhilfe Ihres
Schreibprogramms nutzen. Viele Programme wie z. B. Word bieten
inzwischen neue deutsche Rechtschreibung an. Manche Programme schlagen
dann die richtige Schreibweise vor. Bei manchen kann man auch noch
zwischen alter und neuer Rechtschreibung wählen. (Selbst für E-Mails
gilt das, siehe bei Outlook: Extras > Rechtschreibung, Grammatik.)
Falls Sie es selbst hinbekommen möchten, können Sie im Duden oder
Wahrig (Wörterbüchern, Grammatikbüchern) nachschlagen, wie man die
Wörter schreibt. Sie werden merken, dass Sie anfangs sehr häufig, im
Laufe der Zeit aber immer weniger nachschlagen müssen.

- Sie können einen professionellen Lektor beauftragen, Ihre Texte zu
korrigieren. Das kostet diesen Lektor Zeit, und Sie müssen ihn / sie
dafür entlohnen. Es gibt Preise pro Stunde (bei größeren Texten) und
Preise pro Seite. Je intensiver das Lektorat sein muss, desto teurer
wird es. Es kostet eben Geld, jemanden die Arbeit für einen machen zu
lassen.

- Sie können in Schreibgruppen und / oder im Internet Gleichgesinnte
finden, die Ihnen helfen, Ihre Rechtschreibung zu verbessern. Lesen
Sie, lernen Sie, üben Sie, erarbeiten Sie sich die Sprache. Es ist Ihr
Medium, wenn Sie schreiben (wollen).

Geschichten an Verlage zu senden, die nicht nach Storys für eine
Anthologie (Story-Sammlung) suchen, ist meist zwecklos. Viele
Belletristik-Verlage beschäftigen sich nicht einmal mit Anthologien,
weil sie für den Herausgeber sehr viel Arbeit bedeuten. Wollen Sie
Geschichten verkaufen und gedruckt sehen, dann wenden Sie sich besser
an Zeitschriften und / oder beteiligen Sie sich an Wettbewerben, die
ein Verlag ausschreibt. Für Fantasy z. B. die Storyolympiade, die der
Wurdack-Verlag veranstaltet. Sie können auch auf Ausschreibungen - wie
etwa hier im Tempest veröffentlicht - antworten, müssen sich dann mit
Ihren Geschichten aber nach den Vorgaben richten (Thema, Umfang,
Formalitäten).

Bitte machen Sie sich keine Gedanken über die Motive für eine
Ablehnung oder gar keine Nachricht von Verlagen bzw. Lektoren.
Herausgeber, Verleger, Lektoren sind Geschäftsleute und müssen meist
knapp kalkulieren mit Geld und Zeit: Lohnt sich der Einsatz für dieses
oder jenes Manuskript, verkauft sich dieser oder jener Titel, bringt
dieser oder jener Autor dem Verlag mehr ein, kann eine Autorin
kontinuierlich produzieren oder ist sie eine Ein-Roman-Schreiberin?

Wenn Sie es so betrachten, dann werden fehlerhafte Texte oder
offensichtlich nicht verkaufbare schon von der Sekretärin oder dem
Praktikanten aussortiert und gelangen gar nicht zu einem Lektor. Lesen
Sie Interviews mit Verlegern und Lektoren (im Tempest, in
Büchermagazinen und dem Börsenblatt, Fachzeitschrift des Buchhandels),
machen Sie sich mit deren Arbeitsweise vertraut, und üben Sie den
professionellen Auftritt. Je professioneller Sie sich verhalten, desto
eher akzeptieren Verleger und Lektoren Sie als Geschäftspartner, als
Produzent einer Ware, die sie zum
Buch machen und verkaufen können.

Genauso legitim ist es jedoch für alle, die schreiben möchten, nur zu
schreiben und auf den Verkauf zu verzichten. Es gibt Internet-
Plattformen, auf denen man veröffentlichen kann, wenn man ein Publikum
haben möchte. Es gibt Schreibforen und -gruppen, Austauschbörsen und
Vereine ...

Man muss nicht verkaufen, um Spaß am Schreiben und Veröffentlichen zu
haben.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Stefanie Bense lebt und arbeitet in Hannover, gibt Schreibkurse,
veröffentlicht sporadisch und schreibt an ihrem vierten Roman.


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit
getrennter Mail kommt
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