Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipps
Echo-Service
Spannung, der Unterleib der Literatur
"Bennis Schwur"
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Interview mit Angelika Lauriel
Verlagsportrait
"AAVAA Verlag"
Frag die Expertin für Fantasy
(Stefanie Bense)
Frag den Experten für Verlagswesen
(Bjørn Jagnow)
EDITORIAL: --------------------------------------------------------------------- Liebe Autorinnen und Autoren, Sommerloch? Nicht mit uns! Mit dem Tempest wird einem auch bei Regen und 15 Grad warm. Zum Beispiel mit dem neuen Spannungslektorat von Hans Peter Roentgen, der diesmal einen sehr gelungenen Text präsentiert. Oder mit dem Interview mit Angelika Lauriel, das Ramona und Thomas Roth-Berghofer geführt haben. Herzerwärmend auch die interessanten Tipps unserer ExpertInnen. Und wer den Lese- und Schreibtipps folgt, bekommt sogar warme Finger. Solltet ihr angesichts des Regens nach der Lektüre des Tempest nicht so recht wissen, was ihr mit eurer freien Zeit anfangen sollt: Wie wäre es mit lesen? Zum Beispiel die neuen Romane der Tempest- MacherInnen: den neuen Thriller unserer HerausgeberInnen, "Engelspakt" (von Alex Thomas), den historischen Jugendroman unseres Experten Titus Müller, "Der Kuss des Feindes", oder "Der Plotter" von unserem Lektor Hans Peter Roentgen ... Der Tipp des Monats Juli, diesmal von mir: Mit CardBoard Index Cards kann man auf Android-Tablets Tafeln mit Karteikarten ersetzen. Weil man jede Karte in beliebig vielen Ansichten nutzen kann, ist das Ausprobieren von Varianten sehr einfach. Neben der App selbst gibt es auch ein Add-on für Romane. CardBoard Index Cards: https://play.google.com/store/apps/details?idÞ.woinowski.car dboard, CardBoard Novels: https://play.google.com/store/apps/details?idÞ.woinowski.cardboard.a ddon.novel Ihr könnt eure freie Zeit natürlich auch gern dafür nutzen, uns Material für den Tempest zu schicken (Tipps, Artikelvorschläge, Kicks ...). Und auch ein Gang zur Bank für eine Überweisung an den Tempest kann einen wunderbar aufwärmen. Viel Spaß mit unserem Sommer-Tempest! Gabi Neumayer Chefredakteurin Und hier noch mal ein wichtiger Hinweis in eigener Sache Unser neues Konto für eure freiwilligen Beiträge (s. u.) läuft NICHT auf den Namen "autorenforum.de", sondern auf "Jürgen Schloßmacher", der unser Team als neuer Mitherausgeber verstärkt. ~~~~~~~~~~~ Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto: Jürgen Schloßmacher Kreissparkasse Köln BLZ 370 502 99 Kto. 11 42 17 61 63 Stichwort: "Beitrag 2012" Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen "autorenforum", sondern nur auf "Jürgen Schloßmacher"! Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte genau so zusammenschreiben!) IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15 BIC: GENODEF1S01 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ISSN 1439-4669 Copyright 2012 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ INHALT DIESER AUSGABE: TEIL 1: Editorial Hall of Fame Schreib-Kick Lesetipps Echo-Service Spannung, der Unterleib der Literatur "Bennis Schwur" Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen Interview mit Angelika Lauriel Verlagsportrait "AAVAA Verlag" Frag die Expertin für Fantasy (Stefanie Bense) Frag den Experten für Verlagswesen (Bjørn Jagnow) Impressum TEIL 2: Veranstaltungen Ausschreibungen Publikationsmöglichkeiten mit Honorar ohne Honorar Seminare Messekalender Impressum ********************************************************************* HALL OF FAME: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können. Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema: ....... AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage- Adresse. ....... Ein Beispiel (!): Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009, Mystery-Thriller. 60 Zeichen - und kein einziges mehr! Inklusive Homepage! ....... Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. ACHTUNG! Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä. Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an redaktion at team pt autorenforum pt de. Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Siegfried Langer: "Sterbenswort", List Verlag, Juli 2012, Thriller Rebecca Michéle: "Abschüssig", Silberburg-Verlag 2012, Krimi. Baden- Württemberg-Krimi, mehr Info: www.rebecca-michele.de Alex Thomas: "Engelspakt", Blanvalet 2012, Thriller. http://www.randomhouse.de/Autor/Alex_Thomas/p378463.rhd ********************************************************************* SCHREIB-KICK: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Unser Schreib-Kick für den Juli, diesmal von Ursula Schmid-Spreer: Automatisches Schreiben, Assoziationen, innerer Redefluss: Alles, was Ihnen durch den Kopf schießt, ohne Pause und ohne Nachdenken, sollten Sie aufschreiben. Damit können Sie Wahrnehmungs- und Bewusstseinsschranken überwinden. Schreiben Sie 10 Minuten lang zu einem Reizwort, Thema, Bild, Gegenstand oder zu laufender Musik. Prüfen Sie, ob man daraus etwas Interessantes machen kann. ********************************************************************* LESETIPPS: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) http://www.dsfo.de/ Das "Deutsche Schriftstellerforum" existiert seit 2006 und ist seither vielen Autoren und Nachwuchsautoren eine wertvolle Austausch- und Informationsquelle. Wenn ihr also mit Gleichgesinnten über das "Schreiben und Publizieren" diskutieren wollt und ein gutes Forum sucht, seid ihr hier an der richtigen Stelle. +++++ http://www.zeit.de/kultur/literatur/2012-05/margaret-atwood-autorin- literatur/seite-1 Die Bestsellerautorin Margaret Atwood spricht über die Kraft von sozialen Netzwerken, die Zukunft des gedruckten Buchs und mehr. ********************************************************************* ECHO-SERVICE: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) https://www.facebook.com/groups/autorenwerkstatt/ Autorenwerkstatt auf Facebook: Schaut rein, nehmt Platz, fühlt euch wohl. Euch erwartet eine aktive und begeisterungsfähige Gruppe von Autoren und Büchermenschen, die voneinander lernen und miteinander wachsen wollen. Wir befassen uns vor allem mit konkreter Textarbeit. Vernetzen uns mulitprofessionell mit Werbeleuten, Presseleuten und Lektoren oder Verlagen. Machen Mut, trocknen Tränchen oder freuen uns miteinander über gelungene Werke. Vor allem Profis sind ganz herzlich eingeladen! ********************************************************************* SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig? Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen hat, kann sie mir schicken. Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht überschreiten! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Bennis Schwur" Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen Vorgeschichte Eva und Rainer wollen nicht mehr nach Hause, weil sie vom Freund der Mutter immer wieder brutal geschlagen werden. Sie erhoffen sich Hilfe von Benni, der sie in einem Schuppen versteckt hat. ++++++++++ Benni hoffte, das Überwachungsfahrzeug werde nicht wieder da oben am Straßenrand stehen. Sein Herz pochte, als er an die Stelle kam, wo man bis zu den Blocks hinaufschauen konnte. Der graue Wagen war nicht da. Benni atmete auf, jedoch es blieben noch Zweifel. Vielleicht stand das Fahrzeug jetzt irgendwo vor einem Haus, wo man es von der Straße aus nicht sehen konnte. Aber so sehr er auch seine Augen umherwandern ließ, es war nichts Verdächtiges zu entdecken. Hatte der gestrige Tag die zwei Beobachter überzeugt und nun brüteten sie in ihrem Büro über einer neuen Taktik? Wer weiß. Auf jeden Fall musste er jetzt handeln, ganz gleich, was dann passierte. Benni verzichtete auf das Mittagessen. Er holte die Tüte mit der Verpflegung aus dem Lichtschacht, und ohne Zeit zu verlieren, schwang er sich auf sein Fahrrad. Der Regen hatte den Steilhang am Ufer aufgeweicht. Das Gras glänzte feucht, und der Boden gab bei jedem Schritt nach. Am Ende schlitterte Benni nur noch und klammerte sich am Weidengebüsch fest. Von der unheimlichen Stimmung, die im Dunkeln hier geherrscht hatte, war jetzt nichts zu spüren. Gebückt schlich er durchs hohe, nasse Gras, kletterte über den Zaun und spähte zu dem alten Gebäude hinüber. Er hoffte nur, dass da drüben alles in Ordnung war. Ganz vorsichtig drückte er die Tür auf. Trotzdem quietschte sie jämmerlich. Er blieb einen Augenblick stehen und lauschte. Der Geruch nach altem Holz und Moder strömte ihm entgegen und in dem verfallenen Raum neben dem Flur war es jetzt düster und totenstill. Er schaute zum Treppenloch hinauf und erschrak so heftig, dass sein Herzschlag einen stolpernden Sprung machte. Da oben stand Eva, unheimlich und fremd; beinahe wie eine Geistererscheinung. Ihr Gesicht war grau wie Asche und die Haare standen ihr wirr vom Kopf ab. Ihre Augen waren gerötet und blickten auf ihn herunter, als wäre sie irre geworden. Einen Moment stand Benni da und starrte das Mädchen an. "Wo warst du so lange?", fragte Eva endlich, und zum Glück war ihre Stimme die eines kleinen, verängstigten Mädchens geblieben. "Wo warst du? Wo warst du denn?" Sie wiederholte die Frage mehrere Male, während sie sich abmühte, die Gerüstbohle durch das Loch nach unten zu schieben. Als sie es gemeinsam geschafft hatten, kletterte Benni hoch, so schnell es ging. "Was ist mit Rainer?" "Der ist hinten und spielt", sagte sie. Benni atmete erleichtert auf. Es war, Gott sei Dank, nichts passiert. "Warum bist du nicht gekommen?", fragte Eva. Tränen liefen ihr über die Wangen. "Es ging nicht", antwortete Benni nur und hatte, da Eva so verzweifelt und hilflos vor ihm stand, auch mit den Tränen zu kämpfen. "Wir sind unten am Bach gewesen", sagte Eva. "Wir hatten ja nichts mehr zu trinken." Sie gingen hinter ins Giebelzimmer. Dort bekam Rainer als Erstes ein Stück von der Wurst in die Hand gedrückt. Da ließ er sofort seine Spielsachen im Stich. Eva bekam auch ein Stück Wurst, und Orangensaft gab es auch gleich. Nun saßen sie alle drei am Tisch, und Benni sah den beiden zu, wie sie kauten und schluckten. Das Weiß ihrer Augen erschien riesengroß in den schmutzigen Gesichtern. Benni schnitt zwei Scheiben Brot ab und bestrich sie mit Butter. Er kippte den restlichen Inhalt der Tüte auf den Tisch und weidete sich einen Moment lang an Evas staunenden Blicken. Da lagen jetzt zwei Fischkonserven, Streichwurst in der Dose, ein nun schon angeschnittener Laib Brot, Butter, Käse, Saft, Milch, ein paar Tüten Kakao und sogar mehrere Tafeln Schokolade. "Ich hoffe, ihr mögt auch Käse", sagte er, und Eva nickte, denn antworten konnte sie nicht. Sie kaute mit vollen Backen. Nach dem Regen war die Sonne herausgekommen. Sie stand schon tief und hatte das kleine Giebelfenster erreicht. Erste Strahlen fielen schräg herein. Staubpünktchen tanzten im hellen Licht, und die Esswaren, die aufgehäuft auf dem Tisch lagen, glänzten wie im beleuchteten Schaufenster. Es sah alles so friedlich aus, aber diese Stimmung täuschte, das wussten Benni und Eva wohl sehr genau. "Ich hab schon gedacht", fing Eva an, "dass ich den Rainer heimlich nach Hause bringe. Ich könnte ihn ja einfach in den Hausflur stellen und wieder abhauen. Aber was wird der Max mit ihm machen? Das ist es, was ich nicht weiß und was es so schwer macht. Ich selber geh nicht mehr nach Hause. Ich weiß noch nicht, wo ich hingehen werde. Aber hier werden wir auch nicht bleiben können. Wir können uns ja nicht waschen. Alles klebt, alles juckt." Dabei versuchte sie vergeblich, ihre Haare zurechtzustreichen. "Und diese Angst in der Nacht", fuhr sie fort, "wenn es knackt und trippelt und trappelt und huscht und springt, und ein Tier quietscht ganz jämmerlich. Ich werd das nicht mehr lange aushalten können." Je länger Eva redete, umso verzweifelter war Benni darüber, dass ihm noch keine endgültige Lösung eingefallen war. Vielleicht, so dachte er, gab es jemanden, der eventuell eine gute Lösung wüsste. Dabei hatte er schon seit einiger Zeit eine ganz bestimmte Person im Gedächtnis. Aber der Schwur!, dachte er dann. Der Schwur war bindend, das wusste er. Doch wenn Eva und ihr Bruder nicht wieder nach Hause mussten, war der Schwur ja nicht gebrochen! "Einen, zwei, höchstens noch drei Tage müsst ihr aushalten, dann habe ich bestimmt eine Lösung", sagte er. "Ich werde aber jemand einweihen müssen, anders wirds nicht gehen." "Und was ist mit deinem Schwur?", fragte Eva. "Du wolltest uns doch an niemand verraten." "Ja, schon", antwortete er, "aber der Schwur ist ja nicht gebrochen, wenn ihr nicht wieder nach Hause müsst. ... Oder siehst du das anders?" "Dann ist es mir gleich", sagte Eva und versuchte sogar ein Lächeln. "Dass ihr nicht zu diesem blöden Max zurück müsst, das verspreche ich dir immer noch. Oder soll ich das nochmals schwören?" "Nein, nein, musst du nicht. Ich glaub es dir auch so", sagte Eva. Sie sah ihn an, hatte jedoch, trotz ihrer Beteuerung, eine Spur Zweifel im Blick. Doch ganz ohne Hoffnung war sie jetzt nicht mehr, als Benni die beiden verließ. Es war schon dunkel geworden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lektorat von Hans Peter Roentgen Wie immer als Erstes meine Frage: Finden Sie den Text spannend? Ich fand ihn spannend. Und da ich diesmal wenig zu meckern habe, möchte ich vor allem die Dinge beleuchten, mit denen der Autor die Spannung in den Text holt. Das Wichtigste ist: Der Autor erzählt vorwärts, er lässt die Handlung und die Figuren sprechen. Er erklärt die Handlung dem Leser nicht, der Leser muss sich sein eigenes Urteil bilden. Show, don't tell Er beginnt nicht mit einer Erläuterung: "Benni dachte daran, welche Gefahr die Überwachung durch die zwei Beobachter bringen könnte und dass er aufpassen müsste, dass sie ihm nicht folgen könnten." Stattdessen erzählt er: "Benni hoffte, das Überwachungsfahrzeug werde nicht wieder da oben am Straßenrand stehen. Sein Herz pochte, als er an die Stelle kam, wo man bis zu den Blocks hinaufschauen konnte. Der graue Wagen war nicht da." Auch füttert er den Leser nicht mit jedem Detail der Hütte, des Baches, des Wegs, den Benni zurücklegt. Stattdessen einige wenige Details, und die sind nicht passiv: .......... "Das Gras glänzte feucht, und der Boden gab bei jedem Schritt nach. Am Ende schlitterte Benni nur noch und klammerte sich am Weidengebüsch fest." .......... Alles aktive Schilderungen. Gerade deswegen entstehen beim Lesen Bilder, und ich habe ein Bild im Kopf, wie der Weg zur Hütte beschaffen ist und wie es innen aussieht. Statt dass der Autor behauptet: "Eva Gesicht war dreckig und sie war fast irr vor Angst", lässt der Autor uns das durch Bennis Augen sehen: .......... "Ihr Gesicht war grau wie Asche und die Haare standen ihr wirr vom Kopf ab. Ihre Augen waren gerötet und blickten auf ihn herunter, als wäre sie irre geworden." .......... Merken Sie den Unterschied zwischen der Perspektive Bennis im Originaltext und einer Autorenstimme, die behauptet: "Eva war dreckig und fast irr vor Angst?" Dann wiederholt Eva ihre Frage "Wo warst du denn?" mehrmals und zeigt so dem Leser ihre Angst und Sorge. Show, don't tell. Ein wenig stört die Gerüstbohle, weil ich mir unter der nur mühsam etwas vorstellen kann. Ein dicker Balken, auf den Tritte genagelt sind? Vermutlich. Dann kommt ein Dialog zwischen Eva und Benni. "Wir sind unten am Bach gewesen. Wir hatten ja nichts mehr zu trinken." Sehr viel besser, als wenn uns der Autor mitgeteilt hätte: Eva und ihr Bruder waren sehr durstig gewesen und hatten deshalb die Hütte verlassen, um am Bach zu trinken. Der Dialog ist eindrücklicher als eine Autorenbehauptung, dass Eva durstig gewesen war. Denn er regt die Phantasie des Lesers an, der sich vorstellt, wie groß der Durst gewesen sein muss und was das Mädchen in den vergangenen Tagen ausgehalten haben muss. Merke: Lassen Sie Ihre Figuren sprechen, stellen Sie sich nie zwischen Ihre Figuren und Ihre Leser, um denen die Ereignisse zu erklären. Denn das sind Autorenbehauptungen, damit will der Autor erreichen, dass die Leser die Geschichte genauso empfinden, wie der Autor sie sich gedacht hat. Weswegen sich die meisten Leser gegängelt fühlen und längst nicht die gewünschten Emotionen entwickeln. Zeigen, nicht behaupten (Show, don't tell), sagte ich es nicht schon? Dann bekommt Rainer eine Wurst in die Hand gedrückt - und lässt sofort seine Spielsachen im Stich. Kann man Hunger besser zeigen? Bilder wecken "Das Weiß ihrer Augen erschien riesengroß in den schmutzigen Gesichtern", mit solchen Sätzen kann ein Autor sofort ein Bild im Leser wecken. Viel eindrücklicher, als mit einem Satz in der Art: "Ihre Gesichter waren dreckig ..." "Er kippte den restlichen Inhalt der Tüte auf den Tisch und weidete sich einen Moment lang an Evas staunenden Blicken." Auch das weckt Bilder - aber was ist mit dem ungewöhnlichem, eher altertümlichen Wort "weidete"? Mich stört es, ich würde es ersetzen. Doch das ist fast schon eine Frage des persönlichen Geschmacks, denn so stark stört es denn doch nicht, dass es mir das Lesen vergällen würde. "Es sah alles so friedlich aus, aber diese Stimmung täuschte, das wussten Benni und Eva wohl sehr genau." Haben wir da nicht eine Autorenbehauptung? Dass Benni und Eva genau wussten, dass diese Stimmung täuschte? Sicher. Aber in diesem Fall trägt sie zur Spannung bei. Vorher wurde sehr gut geschildert, wie die Staubpünktchen im Sonnenlicht tanzen, die Esswaren in der Sonne glänzten wie im Schaufenster. Worte, die Bilder wecken. Friedliche Bilder. Und die werden zerstört. Die friedliche Stimmung täuscht. Dann Evas Erzählung, dass sie sich überlegt, Rainer heimlich nach Hause zu bringen. Nur hat sie Angst, was Max mit ihm machen wird. Aber bleiben kann Eva nicht, alles klebt, alles juckt. Gutes Bild, das den Leser dazu führt, sich fast schon selbst zu kratzen. "Und diese Angst in der Nacht, wenn es knackt und trippelt und trappelt und huscht und springt, und ein Tier quietscht ganz jämmerlich." Wenige Worte und die Leser erinnern sich an die eigene Angst als Kind in der Dunkelheit. Weckt beim Leser Bilder, ganz anders als das ein Satz täte wie: "'In der Nacht habe ich solche Angst, überall sind Geräusche', sagte Eva ängstlich." Die Spannungskurve Beachten Sie auch die Spannungskurve. Erst die Beobachter, die uns erinnern, dass es gefährlich ist. Dann der Weg zur Hütte, der mühsam ist. Dann das Essen und wie hungrig die beiden Kinder sind. Schließlich das Statement Evas: Sie geht nicht nach Hause. Auch wenn sie nicht weiß, wohin sie sonst soll. Bis hierher steigert sich der Text. Die Schwierigkeiten werden größer, die Spannung steigt. Und jetzt der Eid, den Benni nicht brechen will. Zuerst erfahren wir nur, dass der Schwur nicht gebrochen wird, wenn Eva nicht nach Hause zurück muss. Das sagt uns, worum es im Schwur ging, aber nicht die Einzelheiten. Dann fragt Benni Eva. Denn er will einen Erwachsenen einweihen. Eva sagt, das wäre okay. Sie versucht ein Lächeln. Das sagt dem Leser: So ganz ist sie nicht überzeugt. Und dieses "sie versuchte ein Lächeln" sagt das dem Leser so eindrücklich, dass er ebenfalls seine Zweifel bekommt. Wird das gutgehen? Damit haben wir einen Höhepunkt. Benni wird einen Erwachsenen einweihen. Aber der Leser fragt sich: Wird das gutgehen? Oder wird der Erwachsene sich auf die Seite von Max stellen, der offenbar der Erziehungsberechtigte ist? Kinder würden sich diese Frage anders als Erwachsene stellen. Für Kinder sind Erwachsene sehr mächtig, und Eltern, die Kinder schlagen und misshandeln, eine riesige Bedrohung. Ein Erwachsener denkt etwas anders. Er kennt Jugendämter, weiß, dass misshandelte Kinder durch das Jugendamt geschützt werden sollen, weiß aber auch, dass das in der Praxis oft nicht geschieht. Egal, ob Erwachsener oder Kind: Was wird dieser Erwachsene, dem sich Benni anvertrauen will, was wird er tun? Und wer die Antwort wissen will, muss weiterlesen. Ein Beispiel, wie wichtig Fragen in einer Geschichte sind, Fragen, die sich die Leser stellen und die nur dann wichtig werden, wenn sie mit Emotionen verbunden sind. Mit Personen, die dem Leser nicht gleichgültig sind. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé". Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. ********************************************************************* INTERVIEW: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Ich schreibe, also bin ich" Interview mit Angelika Lauriel Ramona und Thomas Roth-Berghofer: Liebe Angelika Lauriel, gerade ist Ihr skurriles Krimidebüt "Bei Tränen Mord" im Gemeiner Verlag erschienen. Endlich herrscht wieder Sommer in Saarlouis, der heimlichen Hauptstadt des Saarlandes, als Ihre Heldin, die Callcenter-Angestellte Lucy Schober, zu ihrem Entsetzen feststellt, dass die Menschen in ihrem Umfeld wie die Fliegen wegsterben. Könnte Lucys Tollpatschigkeit die Ursache sein? Auch der ermittelnde Kriminalkommissar Kraus sieht eine Verbindung zwischen den Todesfällen und der attraktiven Angestellten: Jeder der Verstorbenen hat kurz vor seinem Unfall mit Lucy telefoniert! Doch reicht das schon als Tatmotiv? Ist die toughe, junge Frau am Ende eine Psychopathin? Dass Kraus sich auch noch in Lucy verguckt, macht die Ermittlungsarbeit kein bisschen leichter. Schon die Eckdaten Ihrer Geschichte reizen zum Schmunzeln. Wie kamen Sie auf die Idee zu diesem skurrilen Kriminalroman? Und wieso ausgerechnet das Umfeld des Callcenters? Angelika Lauriel: Die Idee zu diesem Roman bekam einen ungewöhnlichen Anstoß: Der Gmeiner-Verlag hatte Interesse an einem witzigen Frauenroman - wünschte sich aber Spannungselemente darin. Kurz vor der Buchmesse letzten Jahres schrieb die Programmleiterin Claudia Senghaas mich an mit der Bitte, in meine Geschichte eine zusätzliche Spannungshandlung einzuweben. Der Roman war aber so, wie er war, in sich geschlossen und rund - in mir sträubte sich alles, deshalb sahen wir beide es als schwierig an. Dann blitzte in meinem Kopf der Gedanke auf, stattdessen eine ganz neue Geschichte zu erfinden, einen witzigen Krimi. Nur wenige Sekunden später war die Kernidee da: "Stell dir vor, Leichen pflastern deinen Weg, und alle glauben, du bist eine Mörderin." Ich musste selbst lachen bei diesem Gedanken und spürte gleichzeitig dieses innere Vibrieren, das Ideen begleitet, die geschrieben werden MÜSSEN, also machte ich Frau Senghaas den Vorschlag für den neuen Krimi. Sie rief kurz darauf an und signalisierte mir ihre deutliche Zustimmung. Ich spann die Idee weiter, und die ganze Geschichte entrollte sich vor mir. Das Umfeld des Callcenters bot sich an, weil es für mehrere Dinge steht: Schwierige Arbeitsbedingungen, nicht sehr gut bezahlt, und man hat oft mit Menschen zu tun, die sich durch die Anrufe belästigt fühlen und mitunter unfreundlich bis beleidigend reagieren. Für mich ein idealer Nährboden für eine gleichzeitig unterhaltsame wie spannende Geschichte. Und nicht zuletzt auch charakterisierend für die Protagonistin Lucy. RRB/TRB: Wie sind Sie beim Schreiben vorgegangen? Sind Sie mehr eine intuitive Autorin, oder planen Sie jedes Detail im Voraus? AL: Da bin ich fast so inkonsequent wie meine Protagonistin Lucy (bezeichnenderweise Sternzeichen Zwilling), die sich, wenn sie Entscheidungen fällen muss, immer hin und her gerissen fühlt. Wie fast alle AutorInnen, die ich kenne, schrieb ich mein allererstes Projekt (2006) rein intuitiv und hatte mehr oder weniger Glück, dass daraus eine zusammenhängende Geschichte entstand. Durch die Arbeit mit dem Langenscheidtverlag, bei dem zwei Kinderkrimis von mir erschienen sind, lernte ich, im Vorfeld einen Kapitelplan zu erstellen. Der eine oder andere Schreibratgeber, Tipps aus dem Tempest und der intensive Austausch mit AutorenkollegInnen überzeugten mich rasch, dass vorheriges Planen dem Schreiben nur gut tut. Das A und O ist für mich die Figurenentwicklung. Vor allem Schreiben steht das Kennenlernen meiner Protagonisten in mehrfacher Hinsicht - Aussehen / Physiologie, Herkunft / Soziologie und innere Verfassung / Psychologie (grob nach James N. Frey, "Wie man einen verdammt guten Kriminalroman schreibt"). Als Zweites lasse ich meinen Täter seine ureigene Geschichte erzählen, die "Geschichte hinter der Geschichte" (ebenfalls Frey), und im dritten Schritt erstelle ich ein Stufendiagramm, also eine nummerierte Liste dessen, was in der Geschichte passiert (abermals nach Frey). Szenenpläne erstelle ich nicht - so exakt will ich die Geschichte nicht vorgeplant haben. Mit dieser Methode fahre ich sehr gut, da sich beim Schreiben trotz losen Plots immer noch reichlich Überraschungen einstellen können. Das Stufendiagramm ist für mich auch nicht in Stein gemeißelt, sondern bleibt variabel. RRB/TRB: Wie sah Ihre Recherchearbeit für "Bei Tränen Mord" aus? AL: Mit diesem Krimi entschied ich mich für den Schauplatz Saarland und stieß im Verlag auf offene Ohren, da er für Regiokrimis bekannt ist. Das hatte den riesigen Vorteil, dass ich, was die Örtlichkeiten anging, nicht weit zu reisen brauchte. Ich kenne Saarlouis und weiß, wie es dort aussieht, riecht und sich anfühlt. Zur Arbeit in Callcentern konnte ich einige Bekannte befragen, um herauszufinden, ob meine Vorstellungen realistisch sind. Im Internet recherchiert und teilweise durch Telefongespräche abgeklärt bzw. in Mails mit Experten besprochen habe ich vor allem die Belange der Polizeiarbeit, in denen ich mir nicht sicher war. Der Rechercheaufwand hielt sich damit in überschaubaren Grenzen, und teilweise konnte ich aufkommende Fragen während des Schreibens klären. RRB/TRB: Wie umfangreich gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Lektorat des Gmeiner Verlags? AL: Die Lektoratsarbeit mit dem Verlag verlief sehr angenehm. Zuerst las die Programmleiterin Frau Senghaas das Gesamtmanuskript - und sie begleitete sogar die Entstehung schon mit. Aufkommende Fragen (z. B. "Wie viel Dialekt darf sein, damit der Text gut lesbar bleibt?") besprachen wir sofort. Das inhaltlich-logische und stilistische Lektorat mit meiner Lektorin Katja Ernst umfasste zwei Durchgänge und verlief ebenfalls in angenehmem Ton. Die Manuskriptfassungen haben wir jeweils per Mailanhang als Word-Datei mit Anmerkungen verschickt und gegengelesen. RRB/TRB: Hatten Sie Einfluss auf die Titelwahl, die Wahl des Buchcovers oder den Klappentext? AL: Ja. Der Titel ist auf meinem eigenen Mist gewachsen; allerdings hatte ich einen anderen Arbeitstitel - "Immer, wenn sie weinen musste". Das Buchcover wurde mir früh gezeigt, und da gab es einfach nichts zu meckern. Ich finde es schlicht genial. Die Werbe- und Klappentexte habe ich selbst verfasst; Frau Ernst hat sie überarbeitet und den formalen Forderungen angepasst. RRB/TRB: Wie lange haben Sie an "Bei Tränen Mord" gearbeitet? AL: Ich glaube, es ist eines meiner "schnellsten" Projekte geworden. Die Rohfassung stand nach weniger als drei Monaten. Ich habe die Neigung, mich wie eine Süchtige dem Schreibfluss zu ergeben, wenn er mich erfasst. Die Geschichten erzählen sich dann fast von alleine, und ich bin nur noch der Handlanger, der sie in den Rechner tippt. Durch den Alltag mit einer fünfköpfigen Familie habe ich mir frühzeitig angewöhnt, Dinge, die mir wirklich wichtig sind, nicht aufzuschieben. Das ist auch gut so, da man bei drei Kindern immer mit allem rechnen muss. Und was sollte ich tun, wenn eine Deadline näherrückt, aber eines der Kinder beispielsweise im Krankenhaus landet? Daher mein Drang, all meine Projekte zügig zu schreiben. Wie eine innerlich Getriebene sitze ich deshalb an meinem PC und kann einfach nicht anders, als zu schreiben. RRB/TRB: Wie kamen Sie zum Schreiben? Gab es Vorbilder oder ein bestimmtes Schlüsselerlebnis? AL: Ich habe im Jahr 2006 mit Schreiben begonnen. Früher habe ich immer davon geträumt, es aber gelassen, weil ich es für eine brotlose Kunst hielt. Stattdessen bin ich Diplomübersetzerin geworden - ebenfalls eine recht brotlose Kunst. Im Jahr 2006 dann ließ mich eine Szene einfach nicht mehr in Ruhe. Sie ploppte immer wieder in meinem Kopf auf: Ein Junge rennt aufgebracht in sein Zimmer, schlägt die Tür hinter sich zu und brüllt: "Ich komme nicht mit, und damit basta!" Zur gleichen Zeit unterhielt ich mich oft mit meiner lieben Kollegin Deana Zinßmeister, einer erfolgreichen saarländischen Autorin historischer Romane (bei Goldmann). Was sie mir über ihr eigenes Schreiben erzählte, gab schließlich den Anstoß, mich tatsächlich hinzusetzen und diese Szene niederzuschreiben. Aus der Szene entspann sich eine komplexe Fantasygeschichte, die in der Realität verwurzelt ist. So entstand mein erstes Buchmanuskript, ganz aus dem Bauch heraus, und war am Schluss 360 Normseiten dick. Es liegt auf meiner Festplatte - und gefällt mir immer noch sehr. Damit war ich zur Süchtigen geworden. Ich schreibe, also bin ich. RRB/TRB: Sie studierten Übersetzen und Dolmetschen "Englisch/Französisch". Wie wirkt sich Ihr Sprachenstudium auf Ihr Schreiben aus? AL: Durch mein Studium hatte ich mit Sprache(n) ja immer schon zu tun, das war ganz sicher ein Vorteil. Ganz handfest in einen Vorteil ummünzen konnte ich meine Französischkenntnisse dann in der Zusammenarbeit mit dem Langenscheidtverlag. Meine liebe Kollegin, die Autorin und Illustratorin Rebecca Abe (alias Stephanie Fey) berichtete mir 2009 davon, dass Langenscheidt Illustratoren für eine deutsch- französische Reihe suche, die ins Leben gerufen werden sollte. Sie gab mir die E-Mail-Anschrift der betreuenden Lektorin, ich meldete mich bei ihr. So entstand die sehr angenehme Zusammenarbeit mit dem großen "Sprachenverlag". Als bereichernd empfinde ich auch, dass ich in drei Sprachen Bücher lesen und verstehen kann - Englisch, Französisch und Italienisch. RRB/TRB: Wie sieht Ihr Alltag als Autorin aus? Ihr Arbeitsplatz? Gibt es Schreibrituale? AL: Mein Arbeitsplatz ist ein Zimmer voller Bücherregale, meinem Schreibtisch und dem PC, den ich mir vom allerersten Autorenhonorar gegönnt habe. Er hat einen riesigen Bildschirm, bei dem es mir nicht weiter auffällt, ob meine Augen gut oder schlecht sind. Gesellschaft leistet mir seit August 2011 unsere französische Bulldogge. Das Geräusch, wenn sie ihren Kauknochen abnagt, wirkt inspirierend, ihr tiefes Atmen im Schlaf beruhigend auf mich. Lediglich, wenn sie auf meinem Schoß schlafen will, behindert sie mich ein wenig beim Schreiben, weil sie aus unerfindlichen Gründen den Kopf immer in meine linke Armbeuge legen möchte. Mein Alltag beginnt morgens um halb neun, nachdem die Kinder in der Schule sind und ich eine einstündige Runde mit dem Hund gemacht habe. Kaffee kochen, Mails checken, Foren checken, ein bisschen mit Kollegen "plaudern" - z. B. auf Facebook oder in einem Schreibforum - und dann ran ans Manuskript. Oder: PC an, Dokument öffnen, SCHREIBEN. Mein einziges Schreibritual besteht darin, eine Kerze anzuzünden, die auf dem Schreibtisch steht. Bevor ich loslege, lese und überarbeite ich immer das vorangegangene Kapitel. RRB/TRB: Sie werden von der "Literaturagentur Scriptzz" vertreten. Wie sieht die Zusammenarbeit aus? AL: Meine Agentin Anja Koeseling bekommt alle neuen Projekte von mir, liest und kommentiert sie, bevor sie sie den passenden Verlagen anbietet. Außerdem hat sie mir in Brainstorming-Telefonaten den einen oder anderen Impuls zu neuen Projekten gegeben. Ich bespreche fast immer meine Ideen mit ihr, bevor ich sie umsetze. Das heißt: Schon die allererste Idee, die meist aus einem einzigen Satz oder einer (oft geträumten) Szene besteht, stelle ich ihr vor, dann sagt sie mir: "Das ist gut, mach was daraus!" und gibt mir mitunter noch Tipps - etwa die Lesergruppe betreffend, die Erzählstimme betreffend oder anderes. Ein konkretes Beispiel: Über Weihnachten und Silvester vergangenen Jahres spürte ich eine noch unkonkrete Idee heranwachsen. Ein Entwicklungsroman mit viel Tiefgang, eine Liebesgeschichte, bei der den beiden Protagonisten "alles" abverlangt wird. Nach Fertigstellung von "Bei Tränen Mord" und eines Kinderkrimis, den ich vergangenes Jahr geplant und im Januar geschrieben habe, trug ich Frau Koeseling diese halbgaren Gedanken vor. Sie bat mich, diesen Roman für Jugendliche zu schreiben. Damit war der Impuls da, der Anstoß, der vorher noch gefehlt hatte. Was zuvor in mir gegärt hatte, nahm Gestalt an, fesselte mich sofort (und meine Agentin ebenfalls), und jetzt ist es das Projekt, an dem ich wieder mal mit Schatten unter den Augen wie eine Suchtkranke schreibe. Mit Unterbrechungen dieses Mal, da Lektorat und andere Dinge auch wichtig sind. RRB/TRB: Was macht Ihrer Meinung nach eine gute Autorin aus? AL: Vor allem eines: Kritikfähigkeit. Außerdem Durchhaltevermögen. Und dann die Fähigkeit, beim Schreiben alle Kritik außen vor zu lassen, sich hineinzustürzen in die Geschichte und sich auf die Protagonisten und das, was sie zu erzählen haben, einzulassen. Die Geschichte erzählt sich selbst, wir Autorinnen müssen es nur zulassen. RRB/TRB: Sie schreiben sowohl im Kinder- und Jugendbuch- als auch im Erwachsenen-Bereich. Gibt es dabei ein Genre, das Ihnen besonders am Herzen liegt? AL: Ich liebe alles, was ich schreibe, sonst könnte ich es nicht machen. Damit will ich sagen, dass bisher alle Geschichten, die ich begonnen habe, einen eigenen Antrieb entwickelten und mich fesselten, egal, ob ich sie erträumte oder einen Anstoß von außen dazu bekam. Trotzdem gibt es tatsächlich Projekte, die mir auf besondere Weise wichtig sind. Es sind die Bücher, die mich beim Schreiben an meine psychischen Grenzen führen, Bücher, die mich aus meiner Realität hinaus in die Realität meiner Protagonisten reißen und die mir manchmal schwer im Magen liegen. Eines davon erscheint nächstes Frühjahr bei Schwarzkopf & Schwarzkopf. Es ist ein Jugendroman mit einer Entwicklungs- und Liebesgeschichte. Mehr will ich darüber derzeit nicht verraten. Krimis liegen mir natürlich ebenfalls am Herzen - das ist nicht schwer zu erraten, nicht wahr? Und wenn ich nach einem schweren Buch eines voller Humor und skurriler Ideen schreiben kann, dann schwingt das Pendel so angenehm von der einen Richtung in die andere. Im Kibu-Jubu-Bereich finde ich es wichtig, realistische Geschichten zu erzählen und solche, die vor allem auch Jungs ansprechen. Mädchen lesen bereitwilliger als Jungs, und sie lesen bestimmt auch Texte, die Jungs gefallen. Umgekehrt ist das viel schwieriger. Jungs greifen nicht zu Büchern, die aussehen, als seien sie "für Mädchen gemacht". RRB/TRB: Wie sehen Ihre Schreibpläne für die Zukunft aus? AL: Ich möchte so weitermachen wie bisher. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich mich als Autorin auf dem Büchermarkt weiter etablieren kann, und zwar im Kibu-Jubu- wie im Erwachsenenbereich. Ich freue mich sehr darüber, dass ich im Krimigenre veröffentlichen darf - aber nicht nur dort. Ja, ich wünsche mir, dass ich auch mit meinen ernsthaften, nachdenklichen Projekten weitermachen kann. RRB/TRB: Hätten Sie noch einen Rat für angehende Autoren und Autorinnen? AL: Tempest lesen, sich in Autorenforen anmelden, sich informieren über die Welt der seriösen Verlage. An sich selbst immer zweifeln. Das machen Autoren sowieso, aber ich finde es auch wichtig. Jede/r AutorIn sollte das Fegefeuer einer echten Textkritik durchleben, bevor er/sie ans Veröffentlichen denkt. Davon abgesehen lautet die einzige wirklich wichtige Devise: Durchhalten! RRB/TRB: Was lesen Sie zurzeit? AL: "Fünf" von Ursula Poznanski und "Schattenmenagerie" von Dieter Bührig. Aus Recherchegründen liegen außerdem "Das Parfum" von Patrick Süskind und "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe in Reichweite auf meinem Schreibtisch. RRB/TRB: Herzlichen Dank für das Interview! AL: Ich bedanke mich auch sehr herzlich! ********************************************************************* VERLAGSPORTRAIT: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) AAVAA Verlag Hermann-Hesse-Straße 25 13156 Berlin http://www.aavaa-verlag.deDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Dr. Hans Lebek hat den Verlag gegründet. Mittlerweile beschäftigt er vier Mitarbeiter und einen Auszubildenden. Lebek hat als Autor selbst die Erfahrung gemacht, wie schwer es ist, einen Verlag zu finden, der bisher noch unbekannten Autoren eine Chance bietet, ohne sie an den Kosten der Publikation zu beteiligen. Auch wollte er die Versorgung der Senioren mit Büchern in Großschrift verbessern. Verlagsgeschichte Die Geschichte des AAVAA Verlags begann im Jahr 2009. Aus einer Idee erwuchs alsbald ein Konzept, das Hans Lebek mit viel Engagement umsetzte. So fand sich ein halbes Jahr später ein Team von Gesellschaftern aus den Bereichen Germanistik, Grafikdesign, Webdesign, Kommunikation, Logistik und Marketing zusammen und verlieh dem AAVAA Verlag ein unverwechselbares Gesicht. Innovative Konzepte, Kreativität und Mut, auch mal von der Norm abzuweichen, bilden nach wie vor die Grundlage des Verlagsprofils. Programm und Philosophie Von Mainstream bis Special Interest bietet der AAVAA Verlag vieles. Der Schwerpunkt liegt auf Belletristik, doch auch Ratgeber gehören zum Programm. Jedes Buch wird zusätzlich ohne Aufpreis im Format Großschrift produziert, denn Lesen sollte auch bei eingeschränkter Sehkraft ein Vergnügen sein. Die Philosophie: Bei AAVAA sind Visionäre, aber keine Träumer. Sie trauen sich, auch mal gegen den Strom zu schwimmen, ohne jedoch wirtschaftliche und zukunftsorientierte Aspekte aus den Augen zu verlieren. Sie möchten bisher noch unbekannten, begabten Autoren eine Chance bieten, ihre Werke ohne offensichtliche oder versteckte Kosten zu publizieren. Welche Autoren wurden bisher verlegt? Einen Überblick über die Verlagsautoren gibt es auf der Website unter http://www.aavaa-verlag.de/autoren. Dazu gehören zum Beispiel einige "Mörderische Schwestern" wie Gloria Frost, Rita Hausen, Kerstin Lange, Gisela Garnschröder, die Regionalkrimis geschrieben haben, oder auch Alexander Bally, Leonhard Michael Seidl und Claudia Winter. AutorInnen gesucht? Der AAVAA Verlag veröffentlicht vorzugsweise neue und noch unbekannte Talente. Allerdings nimmt man dort ausschließlich Manuskripte an, die zuvor mindestens ein fachkundiges Korrektorat (Rechtschreibung, Interpunktion und Grammatik) durchlaufen haben. Jedes eingereichte Manuskript wird geprüft, inwieweit es sich für eine Publikation eignet. Es sollte neben einem mitreißenden Schreibstil auch eine logische und spannende Handlung vorhanden sein. Hilfestellung kann sich der Autor durch die PDF-Datei "Hilfestellung zur Manuskriptoptimierung" geben lassen. Außer des Manuskriptes sollten ein Exposé, ein Autorenprofil und einen Klappentextentwurf eingereicht werden, und zwar über das Einreichungsformular auf der Autorenseite http://www.aavaa-verlag.com/manuskript. Dort finden sich weitere Hinweise und auch die Informations-PDF zur Manuskriptoptimierung. Konditionen Der AAVAA Verlag beteiligt die Autoren nicht an den Kosten. Folgende Konditionen bietet man dort an: 8% vom Nettoverkaufserlös Umsatzbeteiligung für den Autor, ein Freiexemplar, Autorenrabatt ab 8 Exemplaren gestaffelt auf das gesamte Verlagssortiment, aus dem Erlös aus Nebenrechten erhält der Autor 50 %. Außerdem können AAVAA-Autoren sich für das AAVAA Insight registrieren, ein kostenloses Forum zur gegenseitigen Hilfestellung. Was ist besonders wichtig? Bei AAVAA möchte man frischen Wind in die Verlagslandschaft bringen, noch unbekannte Talente entdecken und publizieren. Gerne lässt man sich auf ganz neue Genres wie Yaoi, Crossover oder Urban Fantasy ein, denn Literatur entwickelt sich in viele spannende Richtungen. Aber auch der gute alte Western ist herzlich willkommen. Wichtig sind vor allem spannende, überraschende und gut geschriebene Werke, die den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesseln. Zukunftspläne, Perspektiven Im Sommer 2012 wird die erste Verlagsbuchhandlung in Berlin eröffnet. Neben Lesungen mit unseren Autoren sind Veranstaltungen rund um das Thema Literatur geplant. Zusätzlich werden die Kooperationen in den Bereichen Vertrieb und Marketing weiter ausgebaut. ********************************************************************* UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: --------------------------------------------------------------------- Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird. Drehbuch: Oliver Pautsch drehbuch at experte pt autorenforum pt de Fandom: Thomas Kohlschmidt fandom at experte pt autorenforum pt de Fantasy: Stefanie Bense fantasy at experte pt autorenforum pt de Heftroman: Arndt Ellmer heftroman at experte pt autorenforum pt de Historischer Roman: Titus Müller historischer.roman at experte pt autorenforum pt de Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik kinderbuch at experte pt autorenforum pt de Kriminalistik: Kajo Lang kriminalistik at experte pt autorenforum pt de Lesungen: Rüdiger Heins lesungen at experte pt autorenforum pt de Lyrik: Martina Weber lyrik at experte pt autorenforum pt de Sachbuch: Gabi Neumayer sachbuch at experte pt autorenforum pt de Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss fortbildung at experte pt autorenforum pt de Schreibgruppen: Ute Hacker schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de Schreibhandwerk: Ute Hacker schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de Sciencefiction: Andreas Eschbach sf-autor at experte pt autorenforum pt de Übersetzung: Barbara Slawig uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow verlagswesen at experte pt autorenforum pt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ................. Experten-Special: ................. Bjørn Jagnow hat seine Fragen und Antworten zu den Themen Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt - thematisch sortiert und aktualisiert: "Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book, 2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/ ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY: --------------------------------------------------------------------- Stefanie Bense (fantasy at experte pt autorenforum pt de) Frage: Ich schreibe meine Geschichte eigentlich komplett im auktorialen Erzählstil (gemischt mit dem personalen). Aber mein Prolog wird aus der Ich-Perspektive erzählt. Es wird aber nicht aufgelöst, wer diese Person ist, die erzählt. (Ich bin auch noch nicht sicher, ob ich das zum Schluss auflösen soll). In diesen zwei Seiten wird das "Ende" eines Krieges beschrieben, ohne zu viel zu verraten. Außerdem setzte ich am Ende mancher Kapitel manchmal eine Frage an die Hauptperson, um die es im vorangegangenen Kapitel ging. Allerdings ohne Antwort, z. B: "Was meinst du, Amber, hättest du anders gehandelt, wenn du es gewusst hättest?" Da wollte ich fragen, ob man das in einem Fantasy-Roman schreiben kann oder ob man das lieber lassen sollte. Antwort: Grundsätzlich: Man darf alles im Roman schreiben, solange es so gut gemacht ist, dass es den Leser unterhält und nicht von der Geschichte abhält. Auch jegliche Perspektivwechsel. Bei einer Kurzgeschichte rate ich dazu, sich für eine Perspektive zu entscheiden, weil nicht genug Platz ist, um sich auf unterschiedliche gut einstellen zu können (sowohl beim Schreiben als auch beim Lesen). Perspektivwechsel sind modern und werden inzwischen in jedem Genre genutzt. Sie haben dort ihre Berechtigung, wo Teile der Story sonst gar nicht erzählt werden können, die aber essentiell sind. Oder wo sehr unterschiedliche Figuren sehr verschiedene Blickwinkel auf die Story haben (z. B. in Kai Meyers "Wellenläufer", in dem ein Piratenmädchen und ein Inseljunge erzählen; aber: Meyer hat System beim Perspektivwechsel!). Leider erlebe ich beim Lesen immer wieder, dass der Autor oder die Autorin es sich mit der auktorialen Perspektive und / oder wechselnden Perspektiven nur "leicht" gemacht hat. Statt über eine interessante Aufteilung oder eine eingegrenzte Sicht nachzudenken und die Herausforderung anzunehmen, nur aus einer oder zwei Perspektiven zu erzählen, wird schnell der "bequeme Ausweg" gewählt. Klar, man kann aus der Perspektive einer Figur nicht erzählen, was eine andere denkt, es sei denn, sie sagt es oder macht es sonstwie deutlich. Ja, sicher, es ist schwierig, die Perspektivfigur an allem zu beteiligen, was sie wissen muss, ohne ihr ständig "Weißt-du-schon-Monologe" von anderen Figuren vorbeten zu lassen. Aber das ist ja gerade das Handwerk ... Solche bequemen Perspektiven verführen den Autor / die Autorin leider schnell dazu, ohne Plan hin- und herzuspringen, so dass es keinen roten Faden für den Wechsel gibt. Damit fühlt man sich als Leser schnell ausgeliefert. Außerdem wirken die Figuren distanziert, weil zu viele die Aufmerksamkeit beanspruchen. Wenn die auktoriale Perspektive strukturiert wechselt, kann es aber durchaus interessant sein. Natürlich ist es Geschmackssache, ob man lieber einer Figur ganz nah folgt oder in alle Figuren hineinschauen möchte. Ich etwa mag die auktoriale Perspektive nicht lesen, weil sie so beliebig durch die Figuren wandert und mich an keine richtig heranlässt. Für mich sind die personale Perspektive oder die Ich-Perspektive am spannendsten und intensivsten. Aber das ist eben (nur) meine Lese-Vorliebe. Da der Prolog ein eigenständiges Kapitel bildet, ebenso wie der Epilog, kann die Perspektive hier völlig abgesetzt von der Haupthandlung sein. Dennoch würde ich mich (als Leserin und an deiner Stelle als Autorin) fragen: Was hat es für Vor- bzw. Nachteile, hier eine nach deiner Beschreibung vage Ich-Perspektive zu nutzen? Wer ist dieses Ich, wenn es später keine Rolle mehr spielt, und wozu benötige ich es an dieser Stelle? Die Fragen am Ende des Kapitels sind ein Stilmittel, das sich mir in seiner Bedeutung leider nicht erschließt. Wozu benötigst du das? Soll es als Spannungselement oder fiktiver Dialog dienen? Als Gag? Als Beteiligung eines externen Erzählers, der sonst nicht zu Wort käme? Als Spannungselement: Es führt einen externen Erzähler ein, der auktorial aus der Rückschau kommentiert. Denn diese Fragen beantwortet ja die genannte Figur nicht. Also ist die Frage rhetorisch und zielt auf den Leser. Der Leser soll angeregt werden, darüber nachzudenken, welche Wahl die Figur Amber gehabt hat und ob sie anders gehandelt bzw. entschieden hätte, wenn sie andere Informationen gehabt hätte. Das spricht zwar das Alltagsverständnis des Lesers an - wer hat das noch nicht erlebt, dass man hinterher schlauer war und es lieber anders gemacht hätte?! -, doch finde ich dieses Stilmittel plump, da es so offensichtlich aus der Erzählebene der Geschichte fällt und den Leser drängt, so zu denken, wie es der Autor gerne hätte. Spannend ist das nicht. Als fiktiver Dialog: Wer fragt da wen? Antworten sie sich tatsächlich, also: erhält Amber die Chance, darauf etwas zu erwidern? Falls nein, ist es kein Dialog. Falls ja, was bringt es der Geschichte? Spannend ist es dort, wo die Hauptfigur als alter Erzähler in der Rückschau seine Geschichte kommentiert (ohne aufdringlich zu werden), z. B. in "Name der Rose". Dann muss die Erzählperspektive in der Story aber entweder Ich oder Er / Sie sein. Als Gag: ... ist es ein Flopp oder ein Eigentor, weil du damit den Leser aus der Storyebene reißt. Das ist kein Gag wert. Zumal, wenn nicht aufgelöst wird, wer die Fragen stellt und was Amber damit anfangen sollte. Als Beitrag eines externen Erzählers, der sonst nicht zu Wort kommt: Ja, wozu muss er dann in diesen Fragen zu Wort kommen? Ein externer Erzähler ist nur sinnvoll, wenn er die Figuren kontrastiert, wenn er über die Figurenerfahrungen hinaus etwas zur Story beitragen kann. Beispiel: "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe. Da wird der externe (fiktive) Erzähler bzw. Herausgeber benutzt, um Authentizität zu schaffen. Man glaubt diesem Herausgeber der Wertherschen Briefe eher, dass diese Briefe so existiert haben. Oder man hat als Erzähler eine unzuverlässige Figur, die von einem externen Erzähler Paroli geboten bekommen muss, damit der Leser "bei der Stange" bleibt. Kurz und gut: Frage dich stets, was das Element, das du nutzen willst, für deine Story leistet. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Stefanie Bense lebt und arbeitet in Emden, gibt Schreibkurse und führt eine Roman-Werkstatt, http://www.romantisch.essdeh.de, veröffentlicht sporadisch und schreibt an ihrem dritten Roman. ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN: --------------------------------------------------------------------- Bjørn Jagnow (verlagswesen at experte pt autorenforum pt de) Frage: Ich möchte eine Art Sachbuch verfassen. [...] Es gibt viele Seiten, auf denen ich alle nötigen Informationen zusammenbekommen kann. Das Ganze wird tabellarisch abgedruckt. Jetzt ist meine Frage, inwiefern darf ich die Informationen aus dem Web in mein Buch übernehmen? Sind frei zugängliche Information geschützt? Z. B. [...] Neben dem Namen der Seiten ist ein Copyright- Symbol. Ist jetzt der Inhalt der Seite geschützt oder nur der Name der Seite? Und wenn es schon ein Buch gibt, welches so ähnlich ist wie das, was ich vorhabe, aber mein Design anders sein wird, kann dann der Autor des anderen Buches dagegen etwas sagen? Ich meine es gibt ja auch tausende Kochbücher, und in vielen werden ja auch die gleichen Rezepte auftauchen. Zudem würde mich interesieren ob ich das Buch dann selber verlegen und verkaufen darf? Antwort: Generell sind Informationen frei verwendbar, wenn man sie aus einer öffentlichen Quelle hat, aber Werke sind geschützt und benötigen eine Erlaubnis. Die Information ist ein Fakt - ein Werk ist eine individuelle Aufbereitung einer Idee. Eine Tabelle enthält Informationen. Die Zusammenstellung und Aufbereitung der Tabelle, d. h. von der Auswahl der enthaltenen Informationen bis zur Zusammenstellung der Spalten, ist ein Werk. Sie können daher nicht ohne Erlaubnis im Internet gefundene Tabellen übernehmen, obwohl die Informationen darin frei verwendbar sind. Sie müssen daraus (und am besten noch aus anderen Quellen) eigene Tabellen entwickeln. Das Copyright-Zeichen hat in Deutschland überhaupt keine Bedeutung. Werke sind automatisch geschützt, selbst wenn das Zeichen fehlt. Das Zeichen schützt aber auch im anglo-amerikanischen Raum nicht nur den Namen, sondern auch den Inhalt. Dass zwei Bücher das gleiche Thema haben oder auch die gleichen Informationen wiedergeben, ist nicht verboten. Entscheidend ist, ob beide voneinander unabhängige schöpferische Leistungen sind. Der Vergleich zu den Kochrezepten hinkt, denn jedes Kochrezept ist ein Werk und darf nicht ohne Erlaubnis in andere Veröffentlichungen übernommen werden. Sie dürfen alles, was Sie selbst geschaffen haben, natürlich auch selbst verlegen oder veröffentlichen. Sie sind nicht gezwungen, sich einen Verlag zu suchen. Wenn Sie allerdings Werke von anderen verwenden, dann benötigen Sie dafür auf jeden Fall eine Genehmigung. Abschreiben ist keine gesellschaftlich akzeptierte Geschäftsgrundlage. Ich hoffe, das hilft Ihnen fürs Erste weiter. Ich empfehle dringend, sich etwas intensiver mit den Grundlagen von Urheberrecht und Verlagswesen zu beschäftigen, bevor Sie selbst publizieren. Das Risiko, für Fehler finanziell massiv zur Verantwortung gezogen zu werden, ist groß. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Bjørn Jagnow ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Verlagskaufmann und Buchhändler. Unter http://bjoernjagnow.blogspot.com/ bloggt er über die Zukunft der Medien, über Rollenspiele und andere Themen. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail kommt +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Einsendeformalien: Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor. Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: beitrag at team pt autorenforum pt de. Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet werden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ I M P R E S S U M ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Herausgeber: Ramona Roth-Berghofer public.relations at team pt autorenforum pt de Gabi Neumayer redaktion at team pt autorenforum pt de Stefan Schulz webmaster at autorenforum pt de Thomas Roth-Berghofer Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de Jürgen Schloßmacher juergen.schlossmacher at team pt autorenforum pt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "The Tempest" ist ein kostenloser Newsletter für Autorinnen und Autoren. 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