The Tempest

Ausgabe 14-09 (20. September 2012)

Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipps
Schreibkurs
   "Die Szenenplanung für einen Roman - Teil 1"
   von Jurenka Jurk
Spannung, der Unterleib der Literatur
   "Onyx, die schnellste Spinne der Stadt"
   Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
   "Bessere! Romane! Schreiben! 1+2"
   von Stephan Waldscheidt
   besprochen von Gabi Neumayer
Interview mit der Lektorin Eléonore Delair
Frag die Expertin für Fantasy
   (Stefanie Bense)
Frag den Experten für Drehbuch
   (Oliver Pautsch)

EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,

wie macht man eigentlich eine Szenenplanung für einen Roman? Jurenka
Jurk zeigt es uns im ersten Teil ihres zweiteiligen Beitrags. Spannung
ist wie immer das Thema von Hans Peter Roentgen, der diesmal einen
Textauszug über eine Schwarze Witwe für uns lektoriert hat. Außerdem
hat die Blanvalet-Lektorin Eléonore Delair Ramona und Thomas Roth-
Berghofer für ein Interview Rede und Antwort gestanden, unsere ebenso
unermüdliche wie unersetzliche Fantasy-Expertin Stefanie Bense teilt
ihr Wissen in Bezug auf All-Age-Fantasy mit uns, und Drehbuch-Experte
Oliver Pautsch beschäftigt sich mit "Grundlagenforschung".

Darüber hinaus gibt es viel Aktuelles - Lesetipps, neue
Ausschreibungen -, die Rezension eines Schreitratgebers unseres alten
Bekannten Stephan Waldscheidt (ehemals: Wärter von Honeyball Lektor).
Außerdem natürlich den Schreib-Kick, eure Erfolge in der Hall of Fame,
und nicht zuletzt den Tipp des Monats:

Der Tipp des Monats September, diesmal von Norbert Schimmelpfennig:

    Das Programm OneNote eignet sich gut,
    um Recherchen zu speichern.

Da ich gerade Erfahrungen aus erster Hand mit einer Leserunde bei
Lovelybooks sammele, möchte ich heute einen Aufruf an all diejenigen
starten, die als AutorInnen bereits Leserunden begleitet haben: Wie
sind eure Erfahrungen? Was habt ihr erwartet - und was hat es euch
gebracht? Würdet ihr es noch einmal tun? Für wen sind Leserunden
geeignet - und für wen nicht? Was immer ihr uns dazu schreiben
möchtet: Mail an die Redaktion, Auswertung folgt dann. Wer einen
ausführlichen Bericht über seine Erfahrungen mit einer Leserunde zu
einem seiner oder ihrer Bücher schreiben möchte, ist natürlich ebenso
willkommen.

Euch allen einen wunderbaren bunten Herbstbeginn!

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin

Und hier noch mal ein wichtiger Hinweis in eigener Sache
Unser neues Konto für eure freiwilligen Beiträge (s. u.) läuft NICHT
auf den Namen "autorenforum.de", sondern auf "Jürgen Schloßmacher".

~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das
Konto:

Jürgen Schloßmacher
Kreissparkasse Köln
BLZ 370 502 99
Kto. 11 42 17 61 63
Stichwort: "Beitrag 2012"

Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen "autorenforum",
sondern nur auf "Jürgen Schloßmacher"!

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte
genau so zusammenschreiben!)
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15
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ISSN 1439-4669  Copyright 2012 autorenforum.de. Copyright- und
               Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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 INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

    Editorial
    Hall of Fame
    Schreib-Kick
    Lesetipps
    Schreibkurs
       "Die Szenenplanung für einen Roman - Teil 1"
       von Jurenka Jurk
    Spannung, der Unterleib der Literatur
       "Onyx, die schnellste Spinne der Stadt"
       Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
    Buchbesprechung
       "Bessere! Romane! Schreiben! 1+2"
       von Stephan Waldscheidt
       besprochen von Gabi Neumayer
    Interview mit der Lektorin Eléonore Delair
    Frag die Expertin für Fantasy
       (Stefanie Bense)
    Frag den Experten für Drehbuch
       (Oliver Pautsch)
    Impressum


TEIL 2:

    Veranstaltungen
    Ausschreibungen
    Publikationsmöglichkeiten
         mit Honorar
         ohne Honorar
    Seminare
    Messekalender
    Impressum


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HALL OF FAME:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:

.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-
Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009,
Mystery-Thriller. 60 Zeichen - und kein einziges mehr! Inklusive
Homepage!
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an
redaktion at team pt autorenforum pt de.

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Barbara van den Speulhof: "Ginpuin", Coppenrath Verlag 2012,
Bilderbuch. Ab 4 Jahren. http://www.facebook.com/#!/b.vandenspeulhof

Barbara van den Speulhof: "Pippa, die Elfe Emilia und die Katze
Zimtundzucker", Fischer Schatzinsel 2012, Kinderbuch. Ab 8 Jahren.
http://www.facebook.com/#!/b.vandenspeulhof

Elke Pistor: "Eifler Zorn", Emons 2012, Eifel-Krimi. http://www.elke-
pistor.de

Andrea Tillmanns: "Der kleine dicke Pinguin", Iatros-Verlag 2012,
Kinderbuch. Geschichten zum Vor- und Selberlesen.
www.andreatillmanns.de

Ingrid Werner: "Niederbayerische Affären", Emons Verlag 2011, Krimi.
Infos zu Buch und Autorin unter www.werner-ingrid.de

Ingrid Werner: "Unguad", Emons Verlag 2012, Krimi. Infos zu Buch und
Autorin unter www.werner-ingrid.de

Lexa Holland: "Die Trüffelgöttinnen", Oldigor-Verlag 2012, Roman.
(Taschenbuch und E-Book) www.oldigor-verlag.de

Christiane Gref & Meike Schwagmann: "Die Schädeljäger", Gmeiner Verlag
2012, historischer Kriminalroman. Mehr unter Infos unter:
www.historische-medinzinthriller.de

Nadine Buranaseda: "Seelenschrei", Droste Verlag 2012, Psycholog.
Ermittlerkrimi. Spielt in Bonn, weitere Infos unter
www.nadineburanaseda.de

Inez Corbi: "Im Tal des wilden Eukalyptus", List Taschenbuch Verlag
2012, historischer Roman. Fortsetzung der Australien-Saga um Moira und
Duncan

Ingrid J. Poljak: "Bildermord", Berenkamp-Verlag 2012, Künstler-Krimi.
http://www.bild-zeichen-text.at/index.php/romane

Stefan Lehner: "Die Wecker-Akte", United PC-Verlag 2012, Krimi


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SCHREIB-KICK:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


Unser Schreib-Kick für den September, diesmal von Rena Belzner:

Beim Lesen notiere ich Textstellen, die mir besonders gelungen
erscheinen. Später schreibe ich sie um, bis sie nichts mehr mit dem
ursprünglichen Text gemeinsam haben außer dem Gefühl, das sie
transportieren.

Das führt außerdem dazu, dass man langsamer und aufmerksamer liest.


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LESETIPPS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

http://www.zeit.de/2012/35/Verlag-Buchhaendler-Amazon/seite-1
90 Prozent seines Buchumsatzes macht Amazon mit Nischen-Literatur, mit
"The Long Tail". Für den Einzelnen springt dabei nicht viel raus, doch
für Amazon klingelt mit jedem verkauften Buch die Ladenkasse.
Gemeinsam mit Google, Facebook und Apple dominiert es das Internet.
Nun will Jeff Bezos den Buchmarkt ein zweites Mal auf den Kopf
stellen, denn weltweit verschieben sich die Kräfteverhältnisse des
Marktes.

+++++

http://culturmag.de/crimemag/zoe-beck-differenziert-das-ebook-
thema/56809
Die "Corporate Identity" oder "Wo man zu Hause ist" - Zoë Becks
Antwort auf die Frage: "Warum sind Sie eigentlich noch bei einem
Verlag?"


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SCHREIBKURS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

            "Die Szenenplanung für einen Roman - Teil 1"
                          von Jurenka Jurk

Der Weg zu einem Roman ist lang, und wenn man Pech hat, verläuft man
sich ab und zu. Dagegen helfen "Fahrpläne" wie die Szenenplanung. Sie
bietet dem Autor ein stabiles Geländer, an dem er sich entlanghangeln
kann, sofern man sie vor dem eigentlichen Schreiben des Romans
erstellt. Auch den Bauch- oder Drauflosschreibern nützt diese Technik.
Sie können ihre Szene mithilfe des unten erklärten Plans hinterher
kontrollieren und finden so heraus, wo nochmals den Stift angesetzt
werden muss.


         Was ist eine Szene?

Sie ist eine Unterteilungsmöglichkeit für einen Text. Die Szene
scheint allerdings in der heutigen Zeit viel schwieriger definierbar
zu sein als etwa der Akt in einem Bühnenstück, der seine Grenzen
aufgrund der Dramaturgie der Geschichte erhält.

Ursprünglich kommt der griechische Begriff "skene" aus dem Theater und
meinte eine Hütte, die für das Bühnenbild benötigt wurde. Über die
Jahrhunderte entwickelte sich der Begriff weiter, bis man darunter
eine Werkseinteilung in Abhängigkeit vom Bühnenbild und den auf- und
abtretenden Darstellern verstand. Durch die neueren Techniken des
Films veränderte sich die Definition weiter. War die Szene früher noch
durch den Ort begrenzt, so ist sie heute eher von der Handlung und
Dramaturgie bestimmt.


         Der Konflikt begrenzt die Szene

Häufig wird unter einer Szene ein Text mit Dialogen verstanden. Das
"szenische Schreiben" bezieht sich auch heute noch auf das Verfassen
von Film- und Theatertexten, die nur aus Dialogen und Regieanweisungen
bestehen. Erzählende Prosa kann sich aber noch ganz anderer Elemente
bedienen, weshalb die Romanszene sinnvollerweise nicht durch den
Dialog definiert wird.

Als Romanautoren sind wir unabhängig von der Technik, die Film und
Theater benötigen, und können uns ganz auf die Dramaturgie
konzentrieren. Deshalb bietet sich der Konflikt als Begrenzung einer
Szene an. Schließlich hängt davon ab, ob der Leser gespannt ist und ob
er weiterlesen will.


         Was ist ein Konflikt?

Es muss nicht gleich der Dritte Weltkrieg sein. Auch ein kleiner
Konflikt reicht aus, wichtig ist nur, dass er für die Hauptfigur von
Bedeutung ist. Ich definiere den Konflikt mit der einfachen Formel:
wichtiges Ziel + starkes Hindernis  Konflikt. Die Hauptfigur will
etwas, und zwar unbedingt, dem steht etwas oder jemand Starkes
entgegen, daraus ergibt sich ein Problem, bei dem der Leser sich
fragt: Wie wird das ausgehen? Das ist Spannung, die den Leser an das
Buch fesselt.


         Die W-Fragen in der Szenenplanung

Neben dem Konflikt sind noch andere Details entscheidend für die
Szene. Die Antworten auf die bekannten W-Fragen "wer, wo, wann, was,
warum, wozu und wie" ergeben bereits den Rahmen. Besonders "warum" und
"wozu" verweisen dabei auf den szenischen Konflikt. Was jetzt noch
fehlt, sind die Hindernisse.


         Welche Hindernisse gibt es?

Ich unterscheide zwischen inneren (in der Hauptfigur liegende Zweifel
und Gewissensbisse) und äußeren, die von Menschen oder Dingen abhängig
sind. Menschen können entgegengesetzte Ziele haben, und Dinge können
nicht oder ungewünscht funktionieren, wie die U-Bahn oder der DVD-
Rekorder. Es müssen starke Hindernisse sein, die die Figur über sich
hinauswachsen lassen, die ihr alles abfordern. Sind sie zu leicht für
die Figur zu überwinden, entsteht keine Spannung.

Eine Szene hat einen dramaturgischen Aufbau - so wie der ganze Roman,
nur in klein. Gut bewährt hat sich die Dreier-Struktur, also eine
Steigerung in drei Schritten. Mittels verschiedener Hindernisse
versuche ich, den Konflikt bis zur Auflösung zu steigern.


         Wird bei der Auflösung alles gut?

Natürlich bedeutet hier der Begriff "Auflösung" nicht, dass der
Konflikt positiv gelöst wird, denn dadurch würde die Spannung abfallen
und der Leser das Buch wahrscheinlich zuklappen. Auflösung bedeutet
nur, dass es eine Antwort gibt auf die Frage: "Wird die Figur ihr Ziel
erreichen?", die sich der Leser unbewusst stellt. Es sollte kein
einfaches "Ja" als Antwort geben. Nur am Ende des Buches darf die
Frage uneingeschränkt bejaht werden. Die möglichen Antworten, damit
die Spannung erhalten bleibt, lauten also "Ja, aber (ein neues Problem
entsteht oder es gibt noch andere große Probleme)", "Nein (das Problem
bleibt)" und "Nein und außerdem (kommt noch ein neues Problem hinzu)".

So bleiben Fragen offen und die Spannung erhalten.

[Den zweiten Teil dieses Beitrags könnt ihr im nächsten Tempest
nachlesen. - die Red.]

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Jurenka Jurk hat Kreatives Schreiben an der IB-Hochschule Berlin
studiert und gründete in Konstanz ihre Schreibschule Schreibfluss.
Dort bietet sie verschiedene Kurse an, auch eine Ausbildung zum
Romanautor. 2012 erschien ihr Roman "Verliebt bis in die Haarspitzen".
http://www.schreibfluss.com


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

              "Onyx, die schnellste Spinne der Stadt"
            Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen


Silvio ist ein dicklicher Junge, der Spinnen liebt. Als er ein
besonders schönes Exemplar findet, nimmt er es mit nach Hause und
stellt es in einem Schuhkarton unters Bett. Er tauft sie auf den Namen
Onyx. Dann erfährt er, dass in dem Terrarium eine giftige schwarze
Witwe ausgebrochen ist, deren Beschreibung exakt auf sein Exemplar
passt.
..........

Silvio schloss nachdenklich die Haustür auf und ging leise die Treppe
hoch. Er wollte die kleine Lea nicht wecken, die um diese Zeit oft ein
Mittagsschläfchen hielt.
In der Wohnung angekommen, hastete er in sein Zimmer und ließ sich auf
die Knie sinken. Seine Finger zitterten, als er nach dem Karton griff.
Jetzt, wo er wusste, dass Onyx eine Giftspinne war, fühlte es sich
doch anders an. Mit einem flauen Gefühl im Magen wurde ihm klar, dass
er großes Glück gehabt hatte: Gestern hätte er sie beinahe angefasst.
Noch immer tastete er nach dem Karton, während seine Gedanken ihm die
Szenen von gestern als Bilder wieder vor Augen führten. Nein, sie
hätte ihm nichts getan. Er hatte doch so eine starke Zuneigung zu ihr
gefühlt. Endlich ertasteten seine Finger eine Pappkante. Er zuckte
zurück. Hinter der Kante fühlte er Luft! So, als ob ein offener Karton
unter seinem Bett stand. Ächzend legte Silvio sich flach auf den
Boden, um unter das Bett zu spähen. Entsetzt stöhnte er auf. Der
Deckel saß schief! Er musste heute Morgen verrutscht sein, als er den
Karton so eilig versteckt hatte.
Mit bebenden Fingern zog er vorsichtig, ganz vorsichtig den Karton zu
sich. Dann setzte er sich in die Hocke und starrte eine unendliche
Sekunde lang den Schuhkarton an. Noch konnte er nicht erkennen, ob er
leer war 
Seine Haut kribbelte wie von tausend Ameisenbissen, als er
mit den Fingerspitzen sacht den Deckel anhob.
Ein neu gesponnenes Netz spannte sich von zwei Kanten bis in die
Hälfte des Bodens. Die eingewickelte Motte lag in der Ecke. Doch von
Onyx keine Spur! Sie war entwichen. Daran gab es keinen Zweifel.
Regungslos blieb Silvio sitzen. Seine Gedanken verhedderten sich zu
einem undurchdringlichen Gewirr. Er hatte nicht die leiseste Ahnung,
wie er nun handeln sollte.
Endlich ließ er sich wieder neben das Bett auf den Bauch gleiten und
suchte den Boden ab. Matchboxautos, eine leere Chipstüte, einige
verknüllte Socken. Keine Onyx.
Er zog die Schublade seines Nachtkästchens auf und kramte die kleine
Taschenlampe hervor. Doch auch der Lichtkegel der Lampe enthüllte
unter seinem Bett keine Spinne.
"Was mach ich bloß?", murmelte er immer wieder vor sich hin. Am
wahrscheinlichsten war nun mal, dass Onyx unter dem Bett saß. Oder? Er
rannte in die Küche und zerrte den Besen aus dem Schrank. Zurück im
Zimmer, fuhr er so lange mit dem Besenstiel unter dem Bett hin und
her, bis er auch das letzte zerknüllte Papiertaschentuch hervorgeholt
hatte. Jetzt war er sich endgültig sicher: Onyx saß nicht unterm Bett.
Silvio rappelte sich auf und ließ sich auf die Matratze sinken.
Er zwang sich dazu, endlich wieder ruhiger nachzudenken. Was war denn
schon passiert? Gestern war Onyx zu ihm gekommen, und er hatte null
Angst vor ihr gehabt. Sollte er heute in Panik ausbrechen, nur weil er
inzwischen erfahren hatte, dass sie eine Schwarze Witwe war? Sie blieb
immer noch dieselbe wie gestern ... dieselbe! Er spürte, dass sie ihm
nichts antun würde. Jedenfalls nicht, wenn sie sich nicht von ihm
bedroht fühlte. Ganz sicher nicht.
"Onyx?", lockte er und stand auf, begann damit, langsam die Bettwäsche
herunterzuziehen. Vielleicht hatte sie sich vor lauter Angst in den
Falten der Bettdecke versteckt. Er schüttelte das Kissen und die Decke
aus, aber Onyx blieb verschwunden. Suchend blickte Silvio sich im
Zimmer um. Die Kleider auf dem Boden konnten einer verängstigten
Spinne auch gut als Schlupfloch dienen.
"Onyx", rief er immer wieder, während er ein Kleidungsstück nach dem
anderen aufhob, sorgsam ausschüttelte und dann im Bad in den
Wäschekorb stopfte. Er war gerade damit fertig, hatte außerdem alle
Spielsachen aufgelesen und in das Wandregal geräumt, als es an der Tür
klingelte. Er warf einen letzten Blick in sein Zimmer - er hatte
wirklich jeden Winkel abgesucht - und schloss die Tür hinter sich. In
seinem Zimmer war Onyx nicht.
Unten vor der Haustüre standen Finn und Erika. Sie grinsten ihn an.
"Na, können wir?" Wie toll das jetzt wäre - zwei neue Freunde, die zu
ihm standen. Aber sie wussten ja noch gar nicht, was geschehen war!
Er schluckte trocken. Anscheinend sah Erika ihm an, dass er sich in
seiner Haut alles andere als wohl fühlte. Sie erblasste. "Was ist
passiert?"
Silvio winkte die beiden nach drinnen. Schweigend ging er vor ihnen
die Treppe hoch und ließ sie in die Wohnung hinein. Er führte sie an
seinem Zimmer vorbei zur Küche. Erika setzte sich auf den Stuhl neben
dem Tisch.
"Jetzt sag doch mal, was hast du denn?" Finn sah von ihm zu Erika,
doch die zuckte nur die Schultern.
"Es ... äääh", Silvio räusperte sich, "es ist was Schlimmes passiert."
"Oh, nein!" Alle Farbe wich aus Finns Gesicht, Erika schlug sich
entsetzt die Hand vor den Mund. Wie gehetzt sah sie um sich, zog die
Beine an und umklammerte sie mit beiden Armen.
Silvio nickte. "Ja. Onyx ist ausgebrochen. Der Karton ist leer."
"Verdammte Kacke, und jetzt?" Finns Wangen röteten sich. Erika schoss
hektische Blicke in alle Richtungen.
"In meinem Zimmer habe ich schon alles durchsucht, dort ist sie nicht
... Helft ihr mir weitersuchen?"
Erika kiekste atemlos und schüttelte ruckartig den Kopf. "Ich ...",
flüsterte sie, "ich kann nicht. Habe Angst vor Spinnen."
"Das verstehe ich ..." Silvio stockte. Was sollte er noch sagen?
Finn rieb sich nachdenklich das Kinn. "Sag mal, wohnen in eurem Haus
noch andere Menschen?"
"Lea!", stieß Silvio tonlos aus. Er riss entsetzt die Augen auf. Lea
war fast noch ein Baby! Wenn Onyx zu ihr krabbelte, wenn Lea mit ihrem
Patschhändchen nach der bunten Spinne griff 

Erika sprang vom Stuhl auf. "Ich gehe runter und frage, ob ich mit Lea
spazieren gehen darf", erklärte sie.
"Gute Idee." Finn nickte.
"Meistens gehen sie bei so schönem Wetter auf den Spielplatz am Ende
der Straße", stimmte Silvio zu.
Erika stand schon an der Tür. "Bis später", murmelte sie, "viel
Glück!"
"Finn", sprach Silvio den neuen Freund an, "wenn du lieber gehen
willst ... das kann ich verstehen."
"Nein, ich helfe dir suchen. Ich fasse die Spinne nicht an, wenn ich
sie irgendwo sehe."
"Gut, dann müsste es klappen. Wir lassen sie einfach wieder in den
Karton krabbeln."
Doch nach einer Stunde war Onyx noch immer verschwunden. Die beiden
Jungs hatten jedes Zimmer, jede Ecke durchsucht, so gut sie konnten.
Finn wurde immer nervöser, während sich über Silvio eine ruhig
wirkende Anspannung legte. Er versuchte, sich in Onyx
hineinzuversetzen und zu erspüren, wohin sie sich verzogen hatte. Zu
schade, dass er sie noch nicht genug gezähmt hatte.
Plötzlich hörte Silvio, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte.
Mamma!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                  Lektorat von Hans Peter Roentgen

Wie immer stellt sich die Frage: Ist die Szene spannend? Was gefällt
Ihnen daran, was stört Sie?

Ich finde sie spannend. Ein Junge, der eine Spinne mit nach Hause
nimmt, dann stellt er fest, dass es sich um eine schwarze Witwe
handelt, und schließlich, dass diese entwischt ist und irgendwo in der
Wohnung herumläuft. Die Spinne taucht nicht wieder auf, dafür aber die
Mama, und was wird die sagen, wenn er ihr beichtet, welche
Mitbewohnerin er ins Haus eingeladen hat?

Da stimmt der Spannungsbogen, die Schwierigkeiten steigern sich, und
zum Schluss haben wir mit der Rückkehr der Mutter einen perfekten
Cliffhanger.

Aber es gibt auch einige Stellen, da holpert die Szene noch.


         Konkrete Details

..........
"In der Wohnung angekommen, hastete er in sein Zimmer und ließ sich
auf die Knie sinken. Seine Finger zitterten, als er nach dem Karton
griff. Jetzt, wo er wusste, dass Onyx eine Giftspinne war, fühlte es
sich doch anders an. Mit einem flauen Gefühl im Magen wurde ihm klar,
dass er großes Glück gehabt hatte: Gestern hätte er sie beinahe
angefasst. Noch immer
tastete er nach dem Karton, während seine Gedanken ihm die Szenen von
gestern als Bilder wieder vor Augen führten. Nein, sie hätte ihm
nichts getan. Er hatte doch so eine starke Zuneigung zu ihr gefühlt.
Endlich ertasteten seine Finger eine Pappkante. Er zuckte zurück.
Hinter der Kante fühlte er Luft! So, als ob ein offener Karton unter
seinem Bett stand. Ächzend legte Silvio sich flach auf den Boden, um
unter das Bett zu spähen. Entsetzt stöhnte er auf. Der Deckel saß
schief! Er musste heute Morgen verrutscht sein, als er den Karton so
eilig versteckte hatte.

Mit bebenden Fingern zog er vorsichtig, ganz vorsichtig den Karton zu
sich. Dann setzte er sich in die Hocke und starrte eine unendliche
Sekunde lang den Schuhkarton an. Noch konnte er nicht erkennen, ob er
leer war 
Seine Haut kribbelte wie von tausend Ameisenbissen, als er
mit den Fingerspitzen sacht den Deckel anhob."
..........

Zunächst einmal: Wie greift man nach einem Karton unter dem Bett, vor
allem, wenn eine Giftspinne darin sitzt? Ich würde sehr vorsichtig den
Karton unten anfassen, um den Deckel nicht zu verschieben. Das würde
wohl jeder so machen. Auch Kartons ohne Giftspinne greift man für
gewöhnlich unten an, um sie herauszuziehen, also merkt man den
verrutschten Deckel erst, wenn der Karton ans Licht kommt. Was auch
die Spannung erhöhen würde.

Statt "Giftspinne" würde ich außerdem "Schwarze Witwe" schreiben.
Verwenden Sie immer das konkretere Wort, es ist anschaulicher - und in
unserem Fall klingt es auch gefährlicher.

"Starke Zuneigung" ist ebenfalls sehr allgemein, da wären
anschaulichere Worte besser. Und die Szene von gestern "als Bilder
wieder vor Augen führen", das kann man streichen, dafür die Tatsache,
dass sie ihm nichts getan hatte, stärker herausarbeiten.

Versuchen wir?s mal:
..........
In der Wohnung hastete er in sein Zimmer und ließ sich auf die Knie
sinken. Seine Finger zitterten, als er nach dem Karton griff. Jetzt,
wo er wusste, dass Onyx eine Giftspinne war, fühlte es sich doch
anders an. Was für ein Glück, dass er sie nicht angefasst hatte. Sie
hatte ihm nichts getan. Und sie war so schön, rot wie Blut und schwarz
wie Ebenholz. Er hatte sich sofort in sie verliebt.
Vorsichtig zog er den Karton unter dem Bett hervor. Nur nicht den
Deckel berühren oder gar verschieben! Der Karton kam ans Licht.
Und der Deckel lag schräg auf dem Karton.
Er musste heute Morgen verrutscht sein, als er den Karton schnell
verstecken musste. Seine Haut kribbelte wie von tausend Ameisenbissen,
als er mit den Fingerspitzen sacht den Deckel anhob.
..........

Später folgt der Satz: "Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wie er nun
handeln sollte."

Das ist jetzt eine dramatische Situation, das sollte auch in der
Wortwahl deutlich werden. Besser wäre: "Was sollte er nur tun?"

"Am wahrscheinlichsten war nun mal, dass Onyx unter dem Bett saß."
Auch das klingt zu allgemein, besser: "Vermutlich saß Onyx unter dem
Bett."

"Vor lauter Angst", da trägt das Adjektiv "lauter" gar nichts zur
Spannung bei, im Gegenteil. "Vor Angst" wäre also besser.


         Kürzen

Dann kommen die Klassenkameraden.

..........
Unten vor der Haustüre standen Finn und Erika. Sie grinsten ihn an.
"Na, können wir?" Wie toll das jetzt wäre - zwei neue Freunde, die zu
ihm standen. Aber sie wussten ja noch gar nicht, was geschehen war!
Er schluckte trocken. Anscheinend sah Erika ihm an, dass er sich in
seiner Haut alles andere als wohl fühlte. Sie erblasste. "Was ist
passiert?"
Silvio winkte die beiden nach drinnen. Schweigend ging er vor ihnen
die Treppe hoch und ließ sie in die Wohnung hinein. Er führte sie an
seinem Zimmer vorbei zur Küche. Erika setzte sich auf den Stuhl neben
dem Tisch.
"Jetzt sag doch mal, was hast du denn?" Finn sah von ihm zu Erika,
doch die zuckte nur die Schultern.
"Es ... äääh", Silvio räusperte sich, "es ist was Schlimmes passiert."
"Oh nein!" Alle Farbe wich aus Finns Gesicht, Erika schlug sich
entsetzt die Hand vor den Mund. Wie gehetzt sah sie um sich, zog die
Beine an und umklammerte sie mit beiden Armen.
Silvio nickte. "Ja. Onyx ist ausgebrochen. Der Karton ist leer."
"Verdammte Kacke, und jetzt?" Finns Wangen röteten sich. Erika schoss
hektische Blicke in alle Richtungen.
"In meinem Zimmer habe ich schon alles durchsucht, dort ist sie nicht
... Helft ihr mir weitersuchen?"
Erika kiekste atemlos und schüttelte ruckartig den Kopf. "Ich ...",
flüsterte sie, "ich kann nicht. Habe Angst vor Spinnen."
"Das verstehe ich 
" Silvio stockte. Was sollte er noch sagen?
..........

Hier stockt der Lesefluss an einigen Stellen, da lässt sich durch
Kürzen Tempo und Spannung gewinnen. Vor allem dort, wo der Autor uns
etwas zur Geschichte erklärt, was wir schon längst wissen. Besser
also:

..........
Unten vor der Haustüre standen Finn und Erika. Sie grinsten ihn an.
"Na, können wir?"
Wie toll das jetzt wäre - zwei neue Freunde, die zu ihm standen. Aber
sie wussten ja noch gar nicht, was geschehen war!
Er schluckte trocken. Erika erblasste. "Was ist passiert?"
Silvio winkte die beiden nach drinnen. Schweigend ging er vor ihnen
die Treppe hoch und ließ sie in die Wohnung hinein. Er führte sie an
seinem Zimmer vorbei zur Küche. Erika setzte sich auf den Stuhl neben
dem Tisch.
"Jetzt sag doch mal, was hast du denn?" Finn sah von ihm zu Erika,
doch die zuckte nur die Schultern.
"Es ... äääh", Silvio räusperte sich, "es ist was Schlimmes passiert."
"Oh, nein!" Alle Farbe wich aus Finns Gesicht, Erika zog die Beine an
und umklammerte sie mit beiden Armen.
Silvio nickte. "Onyx ist ausgebrochen. Der Karton ist leer."
"Verdammte Kacke, und jetzt?" Finns Wangen röteten sich. Erika schoss
hektische Blicke in alle Richtungen.
"In meinem Zimmer habe ich schon alles durchsucht, dort ist sie nicht
... Helft ihr mir weitersuchen?"
Erika kiekste atemlos und schüttelte ruckartig den Kopf. "Ich ...",
flüsterte sie, "ich kann nicht. Habe Angst vor Spinnen."
"Das verstehe ich ..." Silvio stockte. Was sollte er noch sagen?
..........

Dann geht Erika nach unten zu Lea. Wieso ist Lea nicht oben in der
Wohnung? Wenn das nicht aus den vorhergehenden Szenen klar ist, sollte
das hier beschrieben werden.


         Noch anschaulicher

Zum Schluss versucht sich Silvio in die Spinne hineinzuversetzen.

..........
"Er versuchte, sich in Onyx hineinzuversetzen und zu erspüren, wohin
sie sich verzogen hatte. Zu schade, dass er sie noch nicht genug
gezähmt hatte."
..........

Das ließe sich spannender formulieren:

..........
Wo würde er sich verstecken, wenn er eine Spinne wäre? In ungewohnter
Umgebung und voller Angst? Wenn er sie doch nur gezähmt hätte! Dann
hätte sie keine Angst mehr und würde sich nicht vor ihm verstecken.
..........

Und dann kommt die Mama ...

Fazit: Gerade in spannenden Szenen sollte man immer die
anschaulichsten Wörter verwenden, keine allgemeinen. Lieber kurze
Worte. Schwarze Witwe statt Giftspinne, "vermutlich" statt "am
wahrscheinlichsten". Aber alle Kritik soll nicht vergessen lassen,
dass es sich hier um eine spannende Szene handelt.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein
Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé".
Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. Und vor kurzem ist sein
Krimi "Der Plotter" bei Conte erschienen.


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BUCHBESPRECHUNG:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

                 "Bessere! Romane! Schreiben! 1+2"
                    besprochen von Gabi Neumayer

Wenn ich einen Ratgeber von Stephan Waldscheidt bespreche, fehlen mir
regelmäßig die Worte. Trotzdem habe ich hier vor knapp einem Jahr den
ersten Teil dieses Ratgebers besprochen, damals noch als E-Book. Aber
die Welt dreht sich weiter, Stephan Waldscheidt schreibt und rät
weiter, und so ist inzwischen ein zweiter Band mit Tipps rund ums
Schreiben erschienen. Und für E-Book-Muffel wie mich besonders schön:
Den Doppelband gibt es nun auch als Printausgabe.

Hier einige der (geschätzt: etwa 100) Kapitel:

- Los, spring! Es ist doch nur eine Leerzeile - Harte Schnitte
- Warum kaputte Rasenmäher in einem Roman besser sind als Zigaretten -
So erschaffen Sie interessante Nebenfiguren
- Dazu fällt mir noch folgende Geschichte ein ... -
Informationsüberflutung des Lesers
- Das Fegefeuer der Überarbeitung
- Jesus und der aufgeschlitzte Teddy - Wie Sie Details fürs Ganze
sprechen lassen
- Harry, hol schon mal den Wagenheber - Spannung auf jeder Seite durch
Mikroerwartungen
- Captain Mofuku, der Weltuntergang und Schwierigkeiten im
Sanitärbereich - Humor im Roman

Wie immer bei Waldscheidt vergisst man übers Schmökern voller
Lachanfälle, Aha-Erlebnisse, treffender Beispiele und brillanter
Analysen oftmals, dass man sich jede Menge Stellen mit Haftzetteln
markieren sollte, um später all die hervorragenden Tipps
auszuprobieren und umzusetzen. Trotzdem und gerade deswegen: ein
großartiges Buch - und eine dringende Kaufempfehlung für alle
AutorInnen, die einfach besser schreiben wollen.


Stephan Waldscheidt: "Bessere! Romane! Schreiben! 1+2", Printausgabe,
340 Seiten, 16,99 Euro, schriftzeit.de autorenratgeber


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INTERVIEW:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

              "Eigentlich sind wir ganz normale Leser,
                    die begeistert werden wollen"
             Interview mit der Lektorin Eléonore Delair


RRB/TRB: Liebe Frau Delair, Sie sind Lektorin und Programmleiterin bei
den Verlagen Blanvalet und Limes der Verlagsgruppe Random House. Viele
Menschen haben einen recht romantischen Blick auf den Beruf des
Lektors. Doch wie sieht die Realität aus?

Eléonore Delair: Auch wenn die Arbeit als Lektor ganz anders ist, als
ich es mir ursprünglich vorgestellt hatte, ist und bleibt es mein
Traumjob. Ich muss viel organisieren (Programme und
Erscheinungstermine), koordinieren (Abgabetermine von Übersetzungen,
Redaktionen und Manuskripten) sowie kalkulieren (Vorschüsse, Herstell-
und Übersetzungskosten) und komme nur abends und am Wochenende dazu,
Bücher und Manuskripte zu lesen. Es gibt Momente in meinem
Arbeitsalltag, wo ich des Ganzen überdrüssig bin, aber alles ändert
sich und wird wieder gut, wenn meine Autoren erfolgreich sind oder ich
mit ihnen kreative Gespräche führe - und vor allem wenn ich ein tolles
neues Manuskript lese. Ich langweile mich nie!


RRB/TRB: Welche Fähigkeiten sollte eine Lektorin für ihren Beruf
mitbringen?

ED: Ich würde sagen: Leidenschaft (wir sind alle Bücherfreaks, sonst
wäre das Ständig-Lesen nicht auszuhalten), Begeisterungsfähigkeit
(immer wieder aufs Neue), Ausdauer (alle Bücher sind unterschiedlich,
aber die Arbeit ist immer die gleiche), Einfühlungsvermögen (was will
der Autor, der Übersetzer, der Agent, der Verlag usw. usw.) und
Engagement (man muss immer mal wieder hart kämpfen, auch innerhalb des
Verlags).


RRB/TRB: Welche Genres betreuen Sie? Und wie sieht die Entwicklung des
Buchmarktes dort aus?

ED: Ich betreue die unterschiedlichsten Genres - außer Sachbuch. Von
kommerziell bis anspruchsvoll, vom historischen Roman bis zum Thriller
- auf Deutsch, Französisch, Englisch und manchmal sogar Spanisch. Mein
Lieblingsgenre ist die gehobene Frauenunterhaltung. Der Markt
verändert sich ständig und immer schneller. Zurzeit verzeichnen wir
einen Rückgang des klassischen historischen Romans zugunsten der
exotischen Familiensaga. Die Frauenunterhaltung ist wieder im Kommen.
Der neue Trend sind die Romantic-Hardcore-Romane à la "Fifty Shades of
Grey".


RRB/TRB: Worin unterscheiden sich Blanvalet und Limes inhaltlich?

ED: Blanvalet bietet die klassische große Unterhaltung in allen Genres
für die Leser, die sich aus dem Alltag entführen lassen möchten:
Charlotte Link, Karin Slaughter, Lee Child, Diana Gabaldon, Deborah
Harkness, Andrea Schacht und Susan Elizabeth Phillips. Es steht die
spannende Story, das große Gefühl, das besondere Thema im Vordergrund.

Bei Limes erscheinen ebenfalls alle Bereiche der
Unterhaltungsliteratur, aber die von uns ausgewählten Bücher enthalten
immer ein besonderes Element: Sie zeigen innovativere oder
ungewöhnlichere Lebenswelten auf, in denen die Leser neue Sichten auf
Lebensfragen und Situationen entdecken können. Man träumt sich weniger
weg aus seinem Alltag als in eine neue Welt hinein. Eine Welt, die
Geist und Seele kitzelt und für Überraschung sorgt.


RRB/TRB: Wie informieren Sie sich über die gängigen und künftigen
Trends auf dem Markt?

ED: Wir lesen viel :-) - Zeitschriften und Zeitungen, und die Bücher
aus anderen Ländern zeigen auch neue Richtungen auf. Fernsehen und
Kino sind da auch sehr hilfreich. Und alle Freizeitbeschäftigungen.
Vor allem für Publikums- bzw. kommerzielle Verlage ist es sehr
wichtig, am Leben dran zu sein. Im Sachbuch ist es essenziell!


RRB/TRB: Nach welchen Gesichtspunkten entscheiden Sie, ob ein Titel
als gebundene, Paperback- oder TB-Ausgabe erscheint?

ED: Wir stellen uns zum einen vor, wie viel Geld ein Leser - für einen
bestimmten Autor, eine bestimmte Geschichte, ein bestimmtes Genre -
bereit wäre zu zahlen. Darüber hinaus ist auch der Vorschuss, den wir
bezahlt haben, relevant. Und letzten Endes wird Unterhaltungsliteratur
vor allem in TB veröffentlicht - Geschichten, die man überall
mitnehmen und lesen kann. Taschenbücher sind nicht nur günstiger,
sondern auch handlicher, was für Vielleser sehr wichtig ist.


RRB/TRB: Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit dem Verlagsvertrieb bzw.
dem Marketing und der Produktion/dem Design aus?

ED: Manchmal wünsche ich mir, ich würde viel weniger mit ihnen
arbeiten - lol -, sie sind immer so rational und realistisch 
Aber
eigentlich ist die Zusammenarbeit des Lektorats mit den anderen
Abteilungen unerlässlich, denn wir wissen genau, was in den Büchern
steckt, und können unsere Kollegen mit Informationen "füttern". Es ist
immer mal wieder schwierig - weil das Cover ganz anders aussieht, als
wir es uns in unserem Lektorenhirn vorgestellt hatten, weil der
Vertrieb skeptisch ist oder die Werbeabteilung das Buch ganz anders
pitcht -, aber letzten Endes ist es spannend und aufregend
mitzuerleben, wie aus einem Manuskript, das man vor Monaten gelesen
hat, ein fertiges Buch mit dem ganzen Drumherum wird.


RRB/TRB: Welche Erfahrungen haben Sie als Lektorin mit unaufgefordert
eingesandten Manuskripten gemacht? Und wie viele davon erhält z. B.
Blanvalet pro Jahr?

ED: "Unangefordert eingesandte Manuskripte" sind (ehrlich gesagt)
nicht sehr beliebt ... Ich weiß, dass es manchmal für Autoren die
einzige Möglichkeit ist, ihr Manuskript anzubieten, aber man muss sich
vorstellen, dass wir pro Woche bis zu 20 "unangefordert eingesandte
Manuskripte" erhalten. Ich lasse Sie selbst nachrechnen, wie viele es
im Jahr sind 
Wir kommen nicht dazu, alle zu lesen, und meistens sind
die angebotenen Stoffe nichts für uns. Ich arbeite seit acht Jahren im
Verlagswesen, und bisher habe ich nur sechs Mal erlebt, dass ein
"unangefordert eingesandtes Manuskript" veröffentlicht wurde.

Und hier kommen Literaturagenten ins Spiel. Gute Agenten kennen unsere
Programme und wissen, was wir suchen. Es werden uns nicht alle
Projekte angeboten, sondern nur diejenigen, die wir erfolgreich
herausbringen könnten, und nur die Autoren, die bei uns gut beheimatet
wären. Es bringt zum Beispiel nichts, den Blanvalet-Verlagen Gedichte
oder sehr literarische Romanprojekte zu schicken, denn wir sind nicht
die Verlage dafür. Gute Literaturagenten treffen für uns eine erste
Auswahl. Darüber hinaus entwickeln wir auch Buchideen mit ihnen und
reden viel mit ihnen über das, was wir suchen.


RRB/TRB: Was sind die häufigsten Ablehnungsgründe für einen Text, von
formalen Fehlern abgesehen?

ED: Ich glaube, dass es von Verlag zu Verlag unterschiedlich ist.
Einerseits suchen wir ja Bücher, die zu unserem Profil passen, und
andererseits welche, die neue Facetten in unser Programm bringen. Auf
der einen Seite setze ich auf das Allbekannte, und diese sogenannten
Genrebücher werden nach den Regeln des jeweiligen Genres bewertet.
Wenn sie diesen Regeln nicht entsprechen, sagen wir die Bücher
meistens ab, wenn wir nicht denken, dass es sich lohnt oder möglich
ist, mit dem Autor effizient am Text zu arbeiten. Bei den
ungewöhnlichen Büchern, die eher "in keine Schublade" passen, liegt
bei kommerziellen Verlagen die Herausforderung darin, den
überzeugenden Pitch zu finden. Wenn es uns nicht gelingt, sagen wir
die Projekte ab. Aber letzten Endes ist es eine Geschmacksfrage. Wenn
ein Lektor begeistert ist, kann er fast jeden überzeugen.


RRB/TRB: Was macht die Leseprobe eines Manuskripts für einen Lektor so
interessant, dass er das gesamte Manuskript genauer prüft?

ED: Also hier ist die Antwort sehr kurz: die Begeisterung. Eigentlich
sind wir ganz normale Leser (mit etwas mehr Erfahrung), die begeistert
werden wollen ...


RRB/TRB: Was ist für eine Lektorin ein guter Autor?

ED: Wie meinen Sie das? Was die Zusammenarbeit oder was seine Bücher
betrifft? Also der Traumautor ist begabt, unkompliziert im Umgang,
erfolgreich und immer mit mir zufrieden ... Lol. Autoren sind Menschen
und deswegen alle unterschiedlich, so dass es den perfekten Autor
nicht gibt - so wenig wie es die perfekte Lektorin gibt.


RRB/TRB: Welchen Teil Ihrer Arbeit lieben Sie ganz besonders - welchen
nicht so sehr?

ED: Am liebsten habe ich den Moment, in dem mir klar wird, dass ich
ein tolles Buch entdeckt habe. Es ist ein wunderbares Gefühl - und
jedes Mal einmalig. Welchen Teil ich nicht so mag? Haben Sie schon mal
an einem Lagerbestandbereinigungstermin teilgenommen?


RRB/TRB: Wie erholen Sie sich von Ihrer Arbeit?

ED: Es klingt komisch, aber ich lese ... Viel und alles Mögliche. Ich
höre auch Hörbücher, weil ich nicht dazu komme, alle Bücher zu lesen,
die mich interessieren. Und während ich diese höre, tobe ich mich in
meinem Garten aus oder koche.


RRB/TRB: Was lesen Sie zur Entspannung?

ED: Also ich hatte gerade zwei Wochen Urlaub und habe folgende Bücher
gelesen: "Der Architekt", einen Psychothriller von Jonas Winner,
"Mapuche" vom französischen Autor Caryl Férey, "Mordsfreunde" von Nele
Neuhaus, "Ein Freund der Erde" von T. C. Boyle und "Une vie", die
Autobiographie der französischen Politikerin und Autorin Simone Veil.


RRB/TRB: Welchen Rat würden Sie Nachwuchsautoren geben? Was sollte man
unbedingt beachten, wenn man eine Veröffentlichung anstrebt?

ED: Wichtig ist m. E., dass die Autoren sich über die Verlage
erkundigen, bei denen sie sich bewerben. So erspart man sich viele
Absagen. Darüber hinaus ist es wichtig, die Unterlagen sorgfältig und
"leserfreundlich" zu gestalten - wir bekommen ja sehr viele 
Ich
würde jedem Autor empfehlen, sich den richtigen Agenten zu suchen, der
ihn professionell repräsentiert und verteidigt. Agenten sind ebenso
vielfältig wie die verschiedenen Verlage - es gibt sowohl literarische
Agenten als auch welche, die eher auf kommerzielle Unterhaltung
spezialisiert sind.


RRB/TRB: Danke für das Interview!


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -
keine Manuskripte zur Beurteilung.

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.


Drehbuch: Oliver Pautsch
                            drehbuch at experte pt autorenforum pt de
Fandom: Thomas Kohlschmidt
                              fandom at experte pt autorenforum pt de
Fantasy: Stefanie Bense
                             fantasy at experte pt autorenforum pt de
Heftroman: Arndt Ellmer
                           heftroman at experte pt autorenforum pt de
Historischer Roman: Titus Müller
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Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik
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Kriminalistik: Kajo Lang
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Lesungen: Rüdiger Heins
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Lyrik: Martina Weber
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Sachbuch: Gabi Neumayer
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Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss
                         fortbildung at experte pt autorenforum pt de
Schreibgruppen: Ute Hacker
                      schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de
Schreibhandwerk: Ute Hacker
                     schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de
Sciencefiction: Andreas Eschbach
                            sf-autor at experte pt autorenforum pt de
Übersetzung: Barbara Slawig
                       uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de
Verlagswesen: Bjørn Jagnow
                        verlagswesen at experte pt autorenforum pt de

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Experten-Special:
.................

Bjørn Jagnow hat seine Fragen und Antworten zu den Themen
Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt
- thematisch sortiert und aktualisiert:

"Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book,
2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY:
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      Stefanie Bense (fantasy at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Wie viele Wörter würde ein Buch aus dem (relativ) neuartigen Bereich
der All-Age-Fantasy in der Regel haben? Sowohl ein relativ "kurzes"
Buch (vergleichbar mit der ungefähren Länge von "Der König von
Narnia") als auch er ein langes Kinder-/Jugendbuch (in etwa
vergleichbar mit der ungefähren Länge von "Die Unendliche
Geschichte")?

Und gibt es zwischen diesen beiden Extremen noch andere Längen? Zum
Beispiel, würde es Sinn machen, ein Buch zu schreiben, das nur
ungefähr 120 Seiten hat? Oder ein Buch, das anderthalb mal so lange
ist wie "Die Unendliche Geschichte"?

Will sagen, wären die Leser überhaupt an solch ungewöhnlichen
Buchlängen interessiert, wenn die Thematik des Buches ungewöhnlich
genug wäre (zum Beispiel eine invasion aus der Traumwelt)?


Antwort:
Leider kann ich dir keine definitive (zahlenmäßige) Antwort geben.

All-Age-Fantasy ist ein Begriff, der aus Buchhandel, Verlagen etc.
kommt, um ein Phänomen zu bezeichnen, das erst mit den Harry-Potter-
Bänden populär geworden und vom Buchmarkt beachtet worden ist:
Erwachsene lesen Bücher, insbesondere Fantasy, die eigentlich für
jüngere Leser geschrieben wurde. (Meiner Meinung nach haben Erwachsene
schon immer auch Bücher für Kinder und Jugendliche gelesen, aber jetzt
musste es wohl einen Namen erhalten.) Mit dem Namen verbindet sich
natürlich eine Vermarktungs- und Werbestrategie - meines Erachtens
nach auch eine Art von Hilflosigkeit ("wie bewerben wir Bücher, die
sowohl Kinder als auch Erwachsene lesen?"), weil die Zielgruppen nicht
mehr separat ansprechbar sind.

Auszug aus Wikipedia-Artikel "Fantasy": "All-Age-Fantasy:
Phantastische Romane und Erzählungen, die Leser jenseits von
Altersgrenzen ansprechen. Ursprünglich eher für ein junges Publikum
geschrieben, begeistert diese Literatur inzwischen immer mehr
erwachsene Leser, da die Autoren spannende Abenteuer mit
vielschichtiger Unterhaltung und einer phantastischen Atmosphäre
verknüpfen. Bekannte Werke: Harry Potter von Joanne K. Rowling, His
Dark Materials von Philip Pullman, Artemis Fowl von Eoin Colfer."

Alle genannten Beispiele sind mehrbändige Werke oder Zyklen. Auch
Alfred Bekkers "Elbenkinder" hat sieben Bände und wird unter All-Age-
Fantasy verkauft. Von daher kann jedes Genre jede mögliche
Seitenanzahl haben, solange es eine Geschichte ist, die sich nach
Verleger-, Vertriebs- und Buchhändler-Meinung gut verkaufen lässt. Die
Einordnung in All-Age-Fantasy kannst du zwar in deinem Exposé an den
Verlag angeben, aber ob das später dann auch so verkauft wird,
entscheidet der Verlag.

Nebenbei: Es gibt gute Fantasy-Geschichten, die schaffen es, mit unter
200 Seiten eine vollständige, lebendige und spannende Welt
vorzustellen. Aber die meisten Welten benötigen doch weitaus mehr
Platz, um sich zu entfalten. Wenn du eine komplexe Welt nutzt, dann
benötigst du etwas Zeit, um deine Figuren (für die diese Welt ja
selbstverständlich ist) dem Leser verständlich zu machen und
nahezubringen. Daher plädiere ich bei Fantasy- und SF-Geschichten eher
für mehr Platz, ergo mehr Seiten.

Übrigens: Es gibt kaum noch wirklich "neue" Ideen. Die Invasion aus
einer Traumwelt hat schon Ralf Isau mit "Der Feuerkristall"
(Stuttgart, Thienemann, 2009) aufgenommen. Das heißt nicht, dass diese
Idee damit ausgeschöpft ist. Wenn du etwas ganz Eigenes daraus machst,
dann ist es genauso gut verkaufs- und lesenswert.

Wie ist es denn bei dir als Leser? Liest du lieber ein kurzes
langweiliges oder langatmiges Buch mit wenig Beschreibungen einer
neuen Welt? Oder lieber ein langes spannendes Buch, bei dem du dich
richtig in die neue Welt hineinversetzt fühlst?

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Stefanie Bense lebt und arbeitet in Emden, gibt Schreibkurse und führt
eine Roman-Werkstatt, http://www.romantisch.essdeh.de, veröffentlicht
sporadisch und schreibt an ihrem dritten Roman.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR DREHBUCH:
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         Oliver Pautsch (drehbuch at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Ich hab angefangen, eine Serie zu schreiben. [...] Nur  ist das
Problem - die "Witze"  sind ganz gut, denke ich. Nur kann ich keine
menschlich klingenden Dialoge schreiben, ich hab sie immer perfekt im
Kopf, aber schaff es einfach nicht, sie richtig aufzuschreiben. Ich
kann die Dinge auch nicht richtig umschreiben, oft meine ich Sachen,
von denen ich keine Ahnung habe, wie ich sie beschreiben soll. Wüssten
Sie da was? Ich wäre Ihnen sehr dankbar.

Antwort:
Danke für deine Fragen, die ich so leider unmöglich beantworten kann.
Dafür ist das einfach zu viel, was du dir vorgenommen hast. Besonders,
wenn du zugibst, das Handwerk noch nicht zu beherrschen.

Mein Vorschlag wäre, dass du zunächst einmal an einem Schreibkurs in
deiner Nähe (oder online) teilnimmst. Damit du die Grundlagen des
handwerklichen Schreibens lernst, kannst du auch Fachliteratur zum
Thema lesen. Über Google lässt sich recht einfach herausfinden, wie,
was und wo empfehlenswert ist.

Außerdem empfehle ich dir, viel (oder einfach alles!) zu lesen. Ein
Gefühl für Sprache und gute Dialoge findest du über die Romane (und
ggf. auch Drehbücher), die dich begeistern - aber auch über solche,
die dir überhaupt nicht gefallen.

Mein dritter Tipp wäre, dir nicht zu viel auf einmal vorzunehmen.

Eine eigene, genreübergreifende Serie schreiben, um sich selbst als
Schauspieler zu verwirklichen Im übertragenen Sinn hast du vor, eine
Kathedrale bauen. Du gibst aber gleichzeitig zu, nicht richtig mauern
zu können.

Kleine Schritte, kleine Ziele. Anders ist das meiner Meinung nach
nicht zu schaffen.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Oliver Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer,
Beleuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft.
Später ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber
direkt für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für
Kurzfilme, Serienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film.
http://www.pautsch.net


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit
getrennter Mail kommt
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Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin
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 Jürgen Schloßmacher
                  juergen.schlossmacher at team pt autorenforum pt de
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