The Tempest

Ausgabe 14-12 (20. Dezember 2012)

Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipps
Schreibkurs
   "Dialoge spannend und informativ aufbauen, Teil 2"
   von Stefanie Bense
   "Sagen, Sprechen, Meinen, Kundtun -
   Redeformeln in Dialogen richtig nutzen"
   von Annette Scholonek
Spannung, der Unterleib der Literatur
   "Dunkelheit"
   Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Interview mit Detlef Knut und Andreas Kaminski
Veranstaltungsbericht
   "Erstes Literaturtreffen der Autorenwerkstatt"
   von Ursula Schmid-Spreer
Verlagsportrait
   "edition oberkassel Verlag"
Frag den Experten für Verlagswesen
   (Björn Jagnow)
Frag den Experten für Drehbuch
   (Oliver Pautsch)
Frag den Experten für Kinder- und Jugendbuch
   (Michael Borlik)

EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,

im Schreibkurs dreht sich diesmal alles ums Thema "Dialoge": Im
zweiten Teil ihres Artikels zum Aufbau spannender Dialoge gibt uns
Stefanie Bense unter anderem einen Stufenplan für Dialoge an die Hand.
Und um Redeformeln geht es im Artikel von Annette Scholonek.

Darüber hinaus haben wir ein neues Lektorat von Hans Peter Roentgen
für euch, in dem es diesmal um einen ganz speziellen "Spannungstöter"
geht. Die immer unermüdliche Ursula Schmid-Spreer, deren
Autorentreffen in diesem Jahr zehnjähriges Jubiläum feiert (s.
Tempest, Teil 2) hat ein Interview mit Detlef Knut und Andreas
Kaminski geführt, stellt uns einen weiteren Verlag vor und berichtet
außerdem vom ersten realen Treffen der Autorenwerkstatt auf Facebook.
Unsere Experten beantworten zudem wieder eure Fragen - und wer sich
über die Feiertage langweilt, ist mit Schreib-Kick, neuen
Ausschreibungen und neuen Tipps bestens bedient.

Der Tipp des Monats Dezember, diesmal von
http://www.writingforward.com/blog (schickt mir eure Tipps!):

    Before your final revisions and before you send
    your manuscript out to any agents or editors, find your
    beta readers: join a writing group, take a fiction workshop,
    or hire a pro.

Wir schicken euch aus den Weltstädten London und Bergheim die
allerbesten Wünsche fürs kommende Jahr und wünschen uns, dass ihr uns
2013 noch aktiver unterstützt, damit der Tempest lebendig bleibt!

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin

~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das
Konto:

Jürgen Schloßmacher
Kreissparkasse Köln
BLZ 370 502 99
Kto. 11 42 17 61 63
Stichwort: "Beitrag 2012"

Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen "autorenforum",
sondern nur auf "Jürgen Schloßmacher"!

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte
genau so zusammenschreiben!)
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15
BIC: GENODEF1S01

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
ISSN 1439-4669  Copyright 2012 autorenforum.de. Copyright- und
               Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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 INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

    Editorial
    Hall of Fame
    Schreib-Kick
    Lesetipps
    Schreibkurs
       "Dialoge spannend und informativ aufbauen, Teil 2"
       von Stefanie Bense
       "Sagen, Sprechen, Meinen, Kundtun -
       Redeformeln in Dialogen richtig nutzen"
       von Annette Scholonek
    Spannung, der Unterleib der Literatur
       "Dunkelheit"
       Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
    Interview mit Detlef Knut und Andreas Kaminski
    Veranstaltungsbericht
       "Erstes Literaturtreffen der Autorenwerkstatt"
       von Ursula Schmid-Spreer
    Verlagsportrait
       "edition oberkassel Verlag"
    Frag den Experten für Verlagswesen
       (Björn Jagnow)
    Frag den Experten für Drehbuch
       (Oliver Pautsch)
    Frag den Experten für Kinder- und Jugendbuch
       (Michael Borlik)
    Impressum


TEIL 2:

    Veranstaltungen
    Ausschreibungen
    Publikationsmöglichkeiten
         mit Honorar
         ohne Honorar
    Seminare
    Messekalender
    Impressum


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HALL OF FAME:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:

.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-
Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009,
Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive
Homepage!
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an
redaktion at team pt autorenforum pt de.

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
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Carsten Steenbergen: "Teufelsacker", Verlag Feder & Schwert 2012,
Historischer Horror. Dämonisches Komplott in der Abtei www.carsten-
steenbergen.de

Boris Koch: "Vier Beutel Asche", Heyne fliegt 2012, Jugendroman.
Freundschaft, Tod und mehr "on the road", www.lesehappen.de

Frida Mey (offenes Pseudonym von Friedlind Lipsky und Ingeborg
Struckmeyer): "Manchmal muss es eben Mord sein", Aufbau-
Taschenbuchverlag 2012, Büro-Krimi. http://www.fridamey.de


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SCHREIB-KICK:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


Unser Schreib-Kick für den Dezember, diesmal von Jennifer Schreiner:

Verbannt
........
Stell dir vor, du wirst auf eine einsame Insel verbannt. Du darfst
zwei Personen und zehn Gegenstände mitnehmen. Beschreibe deine
Überlegungen bei der Auswahl. Wen nimmst du mit? Warum keine andere
Person? Was erhoffst, bzw. befürchtest du von ihnen?

Versuche auch die Auswahl der Gegenstände zu begründen. Welche können
lebensnotwendig sein? Welche sind nur Luxus?


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LESETIPPS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

http://leanderwattig.de/index.php/2012/06/11/self-publishing-erfolge-
werden-oft-kleingeredet-ohne-sie-in-relation-zum-status-quo-des-
buchmarkts-zu-setzen/
Der Blogger Leander Wattig beschäftigt sich mit der Frage, ob und wie
Kreativschaffende vom Kreativ-Sein leben können. Deshalb sammelt er
Daten rund um das Self-Publishing und sucht nach Wegen diese in
Relation zum klassischen Buchmarkt zu setzen. Was er dabei
herausgefunden hat, findet ihr in seinem Blog.

+++++

http://buchreport.de/nachrichten/online/online_nachricht/datum/2012/06
/07/deutsche-verlage-setzen-zu-stark-auf-
push.htm?no_cache=1&cHash¡ad9e6bbff5e19f4018468c362d03d5
Das Marktforschungsinstitut "Bowker" hat in seinem "Global eBook
Monitor" zehn Märkte untersucht. Nach einer Prognose könnte Indien die
USA als weltgrößter Digitalmarkt bald ablösen. Auch "Territorial
Rights" sind einmal mehr ein Thema. Und natürlich die Situation auf
dem deutschen Markt, der laut einer "Frankfurter Buchmesse-Studie" von
2009 der drittgrößte Buchmarkt der Welt ist.


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SCHREIBKURS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

         "Dialoge spannend und informativ aufbauen, Teil 2"
                         von Stefanie Bense



         3. Wie verpacke ich im Dialog etwas,
         das der Leser wissen muss?

Die beste Möglichkeit, Informationen zu verpacken, ist es, sie
szenisch einzubinden, statt sie zu erklären. Kann man sie "auf der
Bühne" zeigen? Kann die Figur mit Dingen oder anderen Figuren agieren?
Was für Reaktionen und Handlungsmuster ergeben sich aus der
Vergangenheit der Figur? Welche Macken oder Eigenheiten nehmen andere
Figuren wahr, was fällt der Figur selbst auf oder nervt sie?

Die zweitbeste Möglichkeit sind Dialoge. Aber jene, die nur
Informationen vermitteln, werden schnell langweilig, reduzieren
Figuren zu Stichwortgebern und charakterisieren den Sprecher als
Laberer. Oder hörst du gern Leuten zu, die ihre ganze Lebens-/Kranken-
/Urlaubsgeschichte im Monolog erzählen? Bewahre deine Dialoge vor
Infodumping (Informationsvermüllung)! Hier meine persönliche
Vermeidungsstrategie:


Stufenplan für Dialoge
......................
- Ich liste alle Informationen auf, die ich vermitteln will.
- Alles, was nicht absolut unbedingt in dieser Szene wichtig fürs
Leserverständnis ist, streiche ich oder verschiebe es auf später. Es
wird hart ausgesiebt!
- Welche Figur könnte meinen Informanten auf welche Weise zum Sprechen
bringen oder ihn davon abhalten? Wenn ich die beste
Figurenkonstellation ausgewählt habe, erhalten beide unterschiedliche
"Regieanweisungen" (s. Teil 1 dieses Beitrag im letzten Tempest).
- Ich verpacke den Dialog in eine spannende Situation, z. B. während
etwas sehr Dringliches zu tun und ein langes Gespräch eher hinderlich
ist, etwa auf der Flucht, bei einem Einbruch ...
- Den Dialog baue ich in einem Spannungsbogen auf, portioniere die
Informationen, verteile die Sprechanteile, lege die Temposteigerung
fest und was es die Figuren kostet.
- Ich baue ggf. eine Überraschung für Figuren und Leser ein.
- Ich versetze mich in beide Figuren hinein (man kann sie auch mit
zwei gegenüberstehenden Stühlen symbolisieren und sich jeweils
umsetzen) und schreibe.
- Während ich den Dialog verfasse, lese ich laut mit bzw. stelle ihn
mir in einem handlungsorientierten Film vor.
- Ist der Dialog geschrieben, lasse ich ihn ein, zwei Tage in Ruhe,
dann lese ich ihn laut in einem Rutsch vor und markiere, was sich
holprig anhört. Dann überarbeite ich den Dialog, die Sprachmelodie,
die Stileigenheiten der Figuren 

- Bin ich noch unsicher, lasse ich den Dialog von jemand anderem laut
lesen oder mit verteilten Rollen sprechen. Hakt er dann immer noch,
muss ich seine Einbindung und die gesamte Szene überprüfen.

Es ist ein geplantes Vorgehen für Info-Dialoge, da ich mich Stufe um
Stufe auf je einen bestimmten Aspekt des Dialogs konzentrieren kann.
Wer lieber drauflos schreibt, tut das und überarbeitet vielleicht
danach mit einem Stufenplan.

Denke daran: Die Figuren reden miteinander, nicht mit dem Leser! Wenn
sie sich etwas erzählen, das sie schon wissen oder das für sie nicht
relevant ist - langweilen sie sich und den Leser. Die Figuren reden
aus ihrer eigenen Situation heraus, meist ohne zu erklären, wie diese
Situation aussieht (s. Beispiele B und C im letzten Tempest).

Gelungen ist ein informationsvermittelnder Dialog, wenn er beim Leser
gezielte und konkrete Fragen auslöst. Wird eine Frage beantwortet,
muss die Antwort die nächste Frage nach sich ziehen. Hier am Beispiel
C:

.....
"Kann ich dir helfen?" Tess stemmte ihre Hände in die Hüfte. (Wer ist
Tess? Wobei will sie helfen? Wem will sie helfen?)
Iggi starrte sie an und brummte dann: "Warum?" (Wer ist Iggi? Was
macht er? Warum ist er nicht erfreut?)
"Ein Drache ist kein Pferd, das man aufzäumt." Tess verdrehte die
Augen. "Du musst 
" (Drachenreiten also. Aber will Tess helfen oder
sich nur selbst darstellen?)
"... Drachen respektieren. Sagt Meister Cordan auch immer." Iggi
schnaubte. (Iggi ist genervt, dass Tess sich einmischt. Wie geht er
damit um?)
Tess warf die Hände hoch. "Wenn du doch so schlau bist ...!" (Wieso
hilft Tess ihm nicht aktiv? Will sie ihn nur ärgern?)
"Ist ja so hilfreich von dir!" sagte Iggi und wandte ihr den Rücken
zu. (Ist Iggi unterlegen oder friedfertig? Schafft er‘s, den Drachen
zu reiten?)
.....


         4. Wenn die Figuren nicht davon reden, dass sie wütend
         sind, wie kann ich das im Dialog deutlich machen?

Um Gefühle im Dialog darzustellen, gibt es mehrere Möglichkeiten. Am
augenfälligsten sind die Sprecherverben. Vorsicht bei beschreibenden
Zutaten: röhrte er wütend und laut (ist eine Tautologie, etwas
Doppeltgemoppeltes), brüllte sie wütend (ist benannt, nicht gezeigt),
gurrte er lockend (ist benannt und lächerlich), sagte sie von oben
herab (ist benannt) - all das kann man besser durch die Formulierung
des Gesagten zeigen oder durch die Antworten und Reaktionen der
anderen Figuren.

Sprecherverben können schnell benennen, wie etwas gesagt wird, aber
besser ist es, das durch Wortwahl, Satzbau, Sprachstil, Melodie,
Modulation etc. zu zeigen. Erinnere dich daran, wie es ist, wütend zu
sein. Was sagst du dann wie? Es gibt vermutlich Pausen, Ellipsen
(unvollständige Sätze), Ausrufe, Flüche, laute Worte ... Satzzeichen
helfen hier weiter, um Nachdruck, Lautstärke und Brüche zu zeigen:

.....
"Wie kannst du nur!"	
"Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht?"
"Weißt du doch genau."
"Aber ich kann nicht jedes Mal ..."
"Mistkerl!"
"Schrei mich nicht an!"
.....

Verstärke den Dialog durch passende Aktionen und ggf. inneren Monolog,
aber sei vorsichtig, dass das nicht übertrieben und damit komisch
wirkt. Die Aktionen sollten sich aus der Charakteristik der Figuren
ergeben und um so kürzer sein, je heftiger die Gefühle werden:

.....
"Wie kannst du nur!"
Könnten Blicke brennen, hätte Thea ihm ein Loch in die Brust gesengt.
"Was habe ich jetzt schon wieder falsch gemacht?" Ganz langsam stellte
Jonas die Tasse mit dem Beruhigungstee ab.
Thea knallte ihm das zerfledderte Grimorium auf den Tisch, dass der
Tee in der Tasse schwappte. "Weißt du doch genau."
"Aber ich kann nicht jedes Mal ..."
"Mistkerl!"
"Schrei mich nicht an!" Er löste jeden Finger einzeln von der Tasse
und rieb die Knöchel. Wenn Thea auftauchte, schien der Beruhigungstee
nie zu wirken.
.....

Anfangs untermalen die Aktionen Jonas‘ Sicht und sind noch ruhig, dann
steigern sie sich, bis nur noch wörtliche Rede auf wörtliche Rede
prallt. Thea ist hier nicht nur wütend, sondern auch aggressiv in
ihrem Verhalten. Während Jonas bemüht ruhig ist. Seine Innensicht:
"Wenn Thea ..." sagt darüber hinaus, dass sie ihn nicht zum ersten Mal
aufregt. Aber damit nimmt er dem Dialog zum Schluss auch das Tempo.

[Der dritte und letzte Teil dieses Beitrags folgt in der nächsten
Ausgabe des Tempest. - die Red.]

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Stefanie Bense lebt und arbeitet in Emden, gibt Schreibkurse und führt
eine Roman-Werkstatt, http://www.romantisch.essdeh.de, veröffentlicht
sporadisch und schreibt an ihrem dritten Roman.


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SCHREIBKURS:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

                "Sagen, Sprechen, Meinen, Kundtun -
               Redeformeln in Dialogen richtig nutzen"
                        von Annette Scholonek

Sagt man eine Frage oder fragt man sie? Spricht man ein "Aua!" oder
ruft man es?

Die Antworten auf diese Fragen mögen leicht fallen, trotzdem ist es
erstaunlich, wie viel ein Lektor da zurechtrücken muss. In den
Dialogen von Manuskripten steckt so einige Arbeit für Lektoren drin.
Selbst wenn der nackte Dialog filmreif klingen mag, das Drumherum
lässt den Leser häufig stolpern, wodurch der Dialog einen
amateurhaften Anstrich bekommt. Doch das lässt sich vermeiden! Im
Folgenden erfahrt ihr, wie das geht.


         Wozu sind Redeformeln überhaupt da?

Redeformeln wie "er sagte" haben mindestens drei Funktionen:

1. klarzustellen, WER etwas sagt
2. klarzustellen, WIE jemand etwas sagt
3. für einen angenehmen Rhythmus beim Lesen zu sorgen, z. B.
Redepausen durch einen "sagte er"-Einschub zu unterstreichen

Dabei reicht es aus, wenn eine Redeformel eine dieser drei Funktionen
erfüllt.


         Redepausen

Selbst wenn klar ist, wer etwas sagt und wie er es sagt, kann immer
noch Funktion 3 ein Grund sein, Redeformeln in einer Szene zu
verwenden. Ein Beispiel:

..........
Ohne Einschub: "Keine Sorge. Aber warum willst du das so machen?"
Mit Einschub: "Keine Sorge", sagte er. "Aber warum willst du das so
machen?"
..........

Wenn die Figur diesen Satz mit einer Redepause sprechen soll, dann
sollte man diese Redepause durch einen Einschub markieren, sonst hat
der Leser das Gefühl, dass die Figuren zu schnell sprechen.

Solche Einschübe durch Redeformeln (oder auch Hauptsätze) sind
insbesondere dann sinnvoll, wenn

1. eine Figur länger am Stück spricht (3 Zeilen und mehr)
2. eine Figur eine natürliche Redepause oder eine Kunstpause macht
3. eine Figur während ihrer Rede den Tonfall wechselt
4. eine Figur während ihrer Rede das Thema wechselt

Ein Beispiel für Fall 3:

..........
Ohne Einschub: "Du ungezogener Bengel, du hast alles kaputt gemacht!
Aber nun gut, ich werde dir verzeihen."
Mit Einschub: "Du ungezogener Bengel, du hast alles kaputt gemacht!"
Er atmete tief durch und fuhr dann etwas ruhiger fort: "Aber nun gut,
ich werde dir verzeihen."
..........

Hier sollte man unbedingt einen Einschub einfügen, sonst wirkt es, als
spräche der Vater alles in einem Rutsch, was unnatürlich wirkt.


         Eine Frage, eine Meinung oder ein Ausruf?

Viele Fehlgriffe in die pralle Box der "er sagte"-Formeln gehen
sicherlich auf Unaufmerksamkeit zurück. Da wird spontan irgendwas
hingeschrieben, ohne darüber nachzudenken. Nehmen wir mal ein
Beispiel:

..........
"Hey, das ist meins!", tat er kund.
"Nein, meins! Ich hatte es zuerst!", antwortete sie.
"Ach ja?", widersprach er.
"Ja! Ich kann’s sogar beweisen!", erläuterte sie.
"Dann mach mal!", erwiderte er.
..........

Dieser Dialog wäre prinzipiell auch ohne Redeformeln verständlich.
Allerdings ist dies ein Allerweltsdialog und ein Häppchen, das völlig
losgelöst von der Romanrealität ist. Nehmen wir zur Übung mal an, wir
wollen diesen Dialog trotzdem komplett mit Redeformeln garnieren (in
einem realen Roman würde man in 1-3 von 5 Fällen eine Redeformel
einfügen).

Schauen wir uns die einzelnen Sätze genauer an:

- Satz 1 ist ein Ausruf, und zwar vermischt mit Wut. "kundtun" ist
dafür viel zu lasch. Zudem gehört "kundtun" (ebenso "bekunden") zu
jenen ungeschickten Redeformeln, die man generell meiden sollte.
Besser für den ersten Satz wäre "rufen" oder "schreien"; "sagen" ginge
auch noch. - Im Zweifelsfall besser ein schlichtes "sagte" als
irgendwelche kuriosen Wortschöpfungen (aber dazu später mehr).

- Satz 2 ist mehr eine Widerrede, eine Gegenaussage zur ersten.
"Antworten" wirkt hier zu harmonisch, besser wäre zum Beispiel
"widersprechen" oder "schrie / rief / gab sie zurück".

- Satz 3 dagegen ist kein Widerspruch, sondern ein provokatives
Infragestellen. - Aber jetzt bloß nicht ein "stellte er infrage" draus
machen! Leider versuchen Autoren derartige Konstruktionen immer wieder

Der Satz ist auch keine echte Frage, weshalb hier ein "sagte" besser
wäre als ein "fragte".

- Satz 4 ist eine Bekräftigung von Satz 2. "Erläutern" passt hier
nicht, da es zu milde klingt und mehr in einen wissenschaftlichen
Disput gehört als in einen Kinderstreit. Man könnte es mit "kontern"
versuchen oder mit "rufen", "schreien" oder "sagen".

- Satz 5 ist eine Aufforderung und keine Antwort. "Forderte er sie
auf" wäre sogar eine akzeptable Möglichkeit. Möchte man den Dialog
härter gestalten, kann man hier (sowie im Dialog insgesamt) auch
"brüllen", "blaffen" oder "fauchen" nehmen (bei einem Mann besser
"brüllen", bei einer Frau besser "fauchen").

Aber all das sind nur einige Lösungsvorschläge. Wichtig ist auch, dass
alle Redeformeln im Zusammenspiel funktionieren und dass man
Wiederholungen vermeidet. In dieser kurzen Sequenz sollte keine
Redeformel doppelt vorkommen.


         Redeformeln, die man meiden sollte

Es gibt Redeformeln, die man generell meiden sollte, weil sie nie oder
nur selten in den Text passen. Und in den professionellen Werken der
Publikumsverlage findet man solche Ausdrücke tatsächlich nicht. Daher
die Faustregel:

"Redeformeln, die du in den Büchern der Publikumsverlage nie (oder nur
selten) findest, solltest du nie (oder nur selten) benutzen."

Dazu gehören zum Beispiel: "erkannte er", "wusste er", "realisierte
er", "zweifelte er", "hinterfragte er", "bekundete er", "lachte er"
oder "weinte er".

Nur weil man problemlos "Er lachte." oder "Er weinte." sagen kann,
bedeutet das noch lange nicht, dass solche Sätze gehen:

..........
"Das war ja lustig!", lachte er.
"Vater, du darfst nicht sterben!", weinte er.
..........

Das klingt etwas daneben, denn diese Figuren "lachen" und "weinen"
ihre Worte nicht, sondern begleiten sie nur mit Lachern und
Schluchzern. Also besser:

..........
"Das war ja lustig!" Er lachte.
"Vater, du darfst nicht sterben!" Er weinte.
..........

Jetzt lachen und weinen sie immer noch (mit abstrakten Lach- und
Weinlauten), aber sie lachen und weinen die Worte nicht mehr, und das
ist ein Unterschied. Allenfalls bei so was wie "Ha, ha, ha" kann man
ein "lachte er" anfügen. Statt "Er lachte." hätte man auch "sagte er
lachend" nehmen können. Aber Achtung: "sagte er weinend" passt hier
nicht!


         Lange Redeformeln

Man sollte auch vorsichtig mit langen Wortgebilden sein, etwa "stellte
er zur Diskussion" oder "erstattete er Bericht".

Es mag Textstellen geben, wo einige solcher Schöpfungen hineinpassen,
im Zweifel sollte man sie aber lieber nicht verwenden. Statt einer
umständlich langen Redeformel kann ein normaler Hauptsatz sinnvoll
sein:

..........
Mit Redeformel: "Nein, das geht ganz und gar nicht!", machte er ihr
einen dicken Strich durch die Rechnung.
Mit Hauptsatz: "Nein, das geht ganz und gar nicht!" Mit diesen Worten
machte er ihr einen dicken Strich durch die Rechnung.
..........

Ja, so einfach kann die Korrektur sein.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Annette Scholonek ist freie Lektorin. Sie studierte Germanistik und
Soziologie mit sehr erfolgreichem Abschluss, einen Studienschwerpunkt
setzte sie beim Buchmarkt. Sie blickt auf zehn Jahre Erfahrung im
literarischen Schreiben zurück und beschäftigt sich intensiv mit den
Feinheiten der deutschen Sprache.
http://www.manuskript.professionelles-lektorat.de


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!
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                            "Dunkelheit"
            Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen

Die Gasse war eng, kalt und nass.
Regen durchnässte sie bis auf die Haut.
Claire zitterte. Von Kälte, Trauer und Schmerz geschüttelt.
In ihrem Kopf herrschte Chaos. Fragen und Antworten ohne Sinn
verschmolzen zu einem unverständlichen Schwall aus Schreien und
Flehen.
Wut und Verzweiflung kämpften um die Oberhand.
Kurz versuchte Claire, sich wieder unter Kontrolle zu bekommen, aber
die Versuche waren lahm und stießen hart gegen die undurchdringliche
Wand aus kalten Gedanken.
Ihre Hände umklammerten noch immer den leblosen Körper ihrer
Schwester. Der Regen spülte das Blut stetig fort.
Die Verzweiflung siegte über die Wut, sie drückte sie nieder, wie ein
schwerer Stein, der junges Frühlingsgras unter sich begräbt.
Sie zwang sich zur Ruhe und der eisige Regen half, sie auf dem Boden
der Tatsachen zu halten, verhinderte, dass sie sich ein weiteres Mal
im Chaos ihrer Gedanken verlor.
Taumelnd stand sie auf und fiel beinahe erneut, da sie durch die
unbequeme Sitzposition kein Gefühl mehr in den Beinen hatte.
Die Gasse war so eng, dass sie die Wände mit ausgestreckten Armen
berühren konnte.
Claire spürte die Kälte nicht.
Während sie ihr Gleichgewicht mühevoll zurückgewann, fiel ihr Blick
auf den toten Körper am Boden.
Ambers ozeanblaue Augen starrten glanzlos ins Nichts und ihre
dunkelbraunen Haare verteilten sich wie ein Fächer auf dem Boden.
In ihr breitete sich diese leere Kälte aus, die alle Hoffnung
erstickte und die Verzweiflung in ihr aussäte wie trockene
Samenkörner.
Claire wandte sich ab. Sie ertrug den Anblick nicht länger.
Am liebsten wäre sie umgedreht und weggerannt.
Die Kälte übermannte sie endgültig und der Regen fühlte sich an, als
würde auch er versuchen, sie in die Knie zu zwingen, hinunter auf den
schwankenden Boden.
Über ihr ertönte ein Donnern. Die ganze Stadt mit all ihrem Leben
darin schien unter dieser Gewalt zusammenzuzucken.
Mittlerweile stand sie bis zu den Knöcheln im Wasser, aber der Regen
schien dennoch nicht enden zu wollen.
Am Ende der Gasse vor ihr huschte eine Gestalt vorbei.
Ihr Herz polterte erschrocken auf, hätte sich am liebsten ganz hinten
in ihrem Körper versteckt, wenn es könnte.
Doch blieb es an seinem Platz und schlug, Schlag um Schlag.
Ihr Instinkt schrie nun förmlich und ihr Verstand explodierte beinahe
über dem Umstand, dass sie sich noch immer in dieser Gasse befand.
Sie musste hier weg. Sofort.
Claire hörte ein Geräusch hinter sich. Leise, kaum hörbar, und doch
klang es aus dem grauen Rauschen des Regens wie ein Kanonenschuss.
Ihr Herz machte einen Satz, als hätte sie treppab eine Stufe verpasst.
Claire wollte sich nicht umdrehen. Wollte nicht sehen, was oder wer da
hinter ihr stand.
Hinter ihr herrschte wieder absolute Stille, als hätte der
verräterische Laut niemals existiert.
Nur der Regen trommelte weiter beharrlich auf die Straßen, der
stetigen Geräuschkulisse eines Theaters gleich, nur das leise Tuscheln
der Menge fehlte. Vielleicht wurde es aber auch nur von der Dunkelheit
verborgen.
Wie konnte sie nur so leichtsinnig sein? Vielleicht würde sie nie eine
Chance bekommen, ihre Fehler zu korrigieren.
Daraufhin ertrug Claire die Unwissenheit nicht länger.
Also nahm sie allen Mut zusammen, den sie aus den Ecken ihres
Verstands noch zusammenkratzen konnte, atmete tief durch und drehte
sich um.
Das, was sich ihren Augen bot, schleuderte sie geradewegs zurück in
das absolute Chaos.
Alles war da, die Erinnerungen, der Schmerz, die Freude, die ganzen
Fragen, alles zusammengeballt zu einer einzigen dunklen Welle, die
ihren Verstand erstickte, sie ging darin unter wie ein hilfloses
Papierschiffchen.
Das Gewitter über ihr schien nicht mal mehr unwichtig und der Regen
verkümmerte zu einem kleinen, unbedeutenden Häufchen Nichts.
Plötzlich überkam sie ein seltsames Gefühl.
Wie ein Schatten, der sie verstohlen aus der Dunkelheit heraus
beobachtete.
In diesem Moment glaubte sie, einen kalten Hauch zu spüren, der sich
gierig um ihr Herz legte, als wollte er es zum Schweigen bringen.
Mit einem Schlag legte sich Totenstille über ihr Denken.
Als wäre ihr Verstand wegen Überlastung abgestürzt.
Sie nahm nichts mehr wahr und fühlte nichts mehr, konnte nicht mehr
denken.
Dann klärte sich alles, zwar unmöglich, aber klar.
Denn das, was sie sah, schien unmöglich, aber entsprach es doch der
Realität.
Doch letztendlich bleibt die Frage, was an dieser Nacht war wirklich
real?
Vor ihr, vom Regen völlig durchnässt und am ganzen Körper zitternd,
stand:
Amber.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                  Lektorat von Hans Peter Roentgen

Wieder stelle ich die gleiche Frage am Anfang: Ist das spannend?

Ich finde nicht.

Aber es hat sämtliche Elemente für eine spannende Szene. An was
erinnern Sie sich noch, wie würden Sie die Szene zusammenfassen?


         Spannung in der Struktur ist wichtig

Eine Frau, strömender Regen, mit der Leiche ihrer Schwester Amber,
die, so kann man vermuten, erst vor kurzem ermordet wurde. Dann hört
sie Schritte. Sie dreht sich um - und sieht ihre Schwester hinter
sich.
Wenn das keine spannende Szene ist, weiß ich nicht, wie man sonst
Spannung erzeugen kann. Schon die Szene mit der toten Schwester, in
der engen Gasse, dem Regen, hat Spannung. Dann die Schritte hinter
ihr, jeder Leser vermutet: Das ist der Mörder.

Aber von wegen: Es ist die Ermordete. Da hat der Autor nun wirklich
eine überraschende Wendung gefunden und gleichzeitig eine neue Frage
gestellt: Wieso kann die Ermordete plötzlich lebendig sein? Was zum
Weiterlesen reizt.

Wenn die Struktur der Szene spannend ist, warum ist es der Text dann
nicht?

.....
"Claire zitterte. Von Kälte, Trauer und Schmerz geschüttelt.
In ihrem Kopf herrschte Chaos. Fragen und Antworten ohne Sinn
verschmolzen zu einem unverständlichen Schwall aus Schreien und
Flehen."
.....

Weckt das Bilder? Treibt es die Geschichte voran?

Nein. Da wir überhaupt nichts über das Chaos, die Fragen und die
Antworten ohne Sinn wissen, das Schreien und Flehen nicht erleben,
weckt es keine Bilder und treibt die Geschichte nicht voran. Im
Gegenteil, es lässt den Leser ratlos zurück und verleitet eher dazu,
nicht weiterzulesen.

Viele der Sätze oben sind so allgemein. Aber zum Glück ist es sehr
einfach, so etwas zu korrigieren. Da das Grundgerüst spannend ist,
können wir alle diese Sätze streichen. Dann würde der Text lauten:

.....
Die Gasse war eng, kalt und nass.
Regen durchnässte sie bis auf die Haut.
Claire zitterte. Ihre Hände umklammerten noch immer den leblosen
Körper ihrer Schwester. Der Regen spülte das Blut stetig fort.
Taumelnd stand sie auf und fiel beinahe erneut, da sie durch die
unbequeme Sitzposition kein Gefühl mehr in den Beinen hatte.
Die Gasse war so eng, dass sie die Wände mit ausgestreckten Armen
berühren konnte.
Während sie ihr Gleichgewicht mühevoll zurückgewann, fiel ihr Blick
auf den toten Körper am Boden.
Ambers ozeanblaue Augen starrten glanzlos ins Nichts und ihre
dunkelbraunen Haare verteilten sich wie ein Fächer auf dem Boden.
Claire wandte sich ab. Sie ertrug den Anblick nicht länger.
Die Kälte übermannte sie endgültig und der Regen fühlte sich an, als
würde auch er versuchen, sie in die Knie zu zwingen, hinunter auf den
schwankenden Boden.
Über ihr ertönte ein Donnern. Mittlerweile stand sie bis zu den
Knöcheln im Wasser, aber der Regen schien dennoch nicht enden zu
wollen.
Am Ende der Gasse vor ihr huschte eine Gestalt vorbei.
Sie musste hier weg. Sofort.
Claire hörte ein Geräusch hinter sich. Leise, kaum hörbar, und doch
klang es aus dem grauen Rauschen des Regens wie ein Kanonenschuss.
Hinter ihr herrschte wieder absolute Stille, als hätte der
verräterische Laut niemals existiert.
Nur der Regen trommelte weiter beharrlich auf die Straßen, der
stetigen Geräuschkulisse eines Theaters gleich, nur das leise Tuscheln
der Menge fehlte. Vielleicht wurde es aber auch nur von der Dunkelheit
verborgen.
Wie konnte sie nur so leichtsinnig sein?
Also nahm sie allen Mut zusammen, den sie aus den Ecken ihres
Verstands noch zusammenkratzen konnte, atmete tief durch und drehte
sich um.
Vor ihr, vom Regen völlig durchnässt und am ganzen Körper zitternd,
stand Amber.
.....

Wenn das Gerüst spannend ist, kann der Rotstift bereits den
entscheidenden Durchbruch bringen. Sätze wie "Fragen und Antworten
ohne Sinn verschmolzen zu einem unverständlichen Schwall aus Schreien
und Flehen" werden gerne von Autoren verwendet, wenn sie sich nicht
sicher sind, was nun eigentlich geschieht und ob der Leser eine Szene
versteht. Sie sind Kommentare des Autors, quasi ein erhobener
Autorenzeigefinger, und passieren auch erfahrenen Autoren.

Streichen ist da die einfachste und wirkungsvollste Lösung. Die
Delete-Taste ist der beste Freund eines Autors.


         Die Feinkorrektur

Natürlich lässt sich auch obiger Text noch weiter verbessern.

.....
"Die Gasse war eng, kalt und nass.
Regen durchnässte sie bis auf die Haut.
Claire zitterte."
.....

Dieser Text erzählt uns zweimal, dass es nass ist, und zweimal, dass
es kalt ist. Das kann man zusammenfassen:

.....
Die Gasse war eng, Regen durchnässte sie bis auf die Haut, und Claire
zitterte.
.....

Auch an weiteren Stellen kann man noch streichen:

.....
"Taumelnd stand sie auf und fiel beinahe erneut, da sie durch die
unbequeme Sitzposition kein Gefühl mehr in den Beinen hatte."
.....

Dass sie durch die unbequemen Sitzposition kein Gefühl mehr in den
Beinen hat, muss man nicht extra sagen. Auch das lässt sich streichen.
Autoren schreiben in der Erstfassung gerne zu ausführliche
Schilderungen. Auch dort hilft die Delete-Taste. Streichen wir doch
mal im zweiten Schritt Unnötiges:

.....
Die Gasse war eng, Regen durchnässte sie bis auf die Haut und sie
zitterte. Ihre Hände umklammerten noch immer den leblosen Körper ihrer
Schwester. Der Regen spülte das Blut stetig fort.
Taumelnd stand sie auf und fiel fast erneut, da sie kein Gefühl mehr
in den Beinen hatte.
Die Gasse war so eng, dass sie die Wände mit ausgestreckten Armen
berühren konnte.
Mühsam gewann sie ihr Gleichgewicht zurück. Ihr Blick fiel wieder auf
den toten Körper am Boden.
Ambers ozeanblaue Augen starrten glanzlos ins Nichts und ihre
dunkelbraunen Haare verteilten sich wie ein Fächer auf dem Boden.
Claire wandte sich ab. Sie ertrug den Anblick nicht länger.
Der Regen fühlte sich an, als wolle auch er versuchen, sie in die Knie
zu zwingen. Mittlerweile stand sie bis zu den Knöcheln im Wasser. Es
donnerte.
Am Ende der Gasse vor ihr huschte eine Gestalt vorbei.
Sie musste hier weg. Sofort.
Claire hörte ein Geräusch hinter sich. Leise, kaum hörbar.
Hinter ihr herrschte wieder absolute Stille. Nur der Regen trommelte
weiter beharrlich auf die Straße.
Wie konnte sie nur so leichtsinnig sein?
Sie nahm allen Mut zusammen, atmete tief durch und drehte sich um.
Hinter ihr, vom Regen völlig durchnässt und am ganzen Körper zitternd,
stand Amber.
.....

Ich habe am Text des Autors so gut wie gar nichts verändert. Ich habe
nur alles Überflüssige gestrichen. Die Grundstruktur der Szene und der
Stil bleibt erhalten.


         Gar keine allgemeinen Sätze?

Natürlich kommt jetzt die Frage: Darf man nie sagen: "Sie hatte
Angst"? Sind alle allgemeinen Formulierungen verboten? Muss man alles
szenisch erzählen?

Natürlich nicht. Manchmal lohnt es sich nicht, etwas extra auszumalen.
Manchmal reichen auch einfache Feststellungen, die der Leser dem Autor
einfach glaubt. Vor allem das, was nicht so wichtig ist. Nicht jedes
Detail muss man ausmalen.

Aber die wichtigen Teile schon. Zwischendurch einmal zu sagen: "In
ihrem Kopf herrschte Chaos", ist nichts Schlechtes. Wie überall gilt
auch hier: Die Dosis macht das Gift.

Wenn eine Szene nicht überzeugt, die Struktur aber stimmt, dann ist es
immer eine gute Übung, alle allgemeinen Bestandteile, alles, was nicht
konkret ist, zu streichen. Und dann die beiden Fassungen nebeneinander
zu legen. Da sieht man schnell, an welcher Stelle Streichen den Text
besser macht.

Und auch im obigen, gekürzten Beispiel könnte man sich überlegen, ob
man nicht an der einen oder anderen Stelle einen kurzen allgemeinen
Satz, eine Beschreibung oder einen Gedanken einfügen könnte.

Schreiben ist immer auch ein iterativer Prozess. Erst mal Streichen.
Dann Feinkorrektur. Dann weitere Überlegungen. Das wären die drei
Schritte in unserem Beispiel.


         Absätze

Absätze sind wichtig, sie fördern das Verständnis. Viele Texte, die
ich erhalte, sind viel zu geizig mit dem neuen Absatz. Aber hier sehen
wir das Gegenteil. Im Original hat jeder Satz einen eigenen Absatz.

Absätze fassen Sätze zusammen, und das dürfen und sollen ruhig auch
mehr Sätze sein. Zwei, drei, das ist sicher kein schlechtes Maß. Und
man sollte die Absätze variieren, also nicht immer stur die gleiche
Länge wählen. Wenn etwas Neues passiert, wenn der Sprecher im Dialog
wechselt, wenn es einen Zeitsprung gibt oder einen Ortswechsel, dann
ist ein Absatz angesagt.

Bei spannden Actionszenen werden die Absätze meist kürzer, wenn der
Höhepunkt erreicht ist. Dann darf auch mal nur ein Satz im Absatz
stehen. Aber generell dient der Absatz dazu, mehrere zusammengehörige
Sätze zusammenzufassen.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein
Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé".
Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. Und vor kurzem ist sein
Krimi "Der Plotter" bei Conte erschienen.


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INTERVIEW:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)

                        "Fördern und fordern"
           Interview mit Detlef Knut und Andreas Kaminski

Detlef Knut ist Gründer des edition oberkassel Verlags. Zu seiner
Stammmannschaft zählen sechs freie Mitarbeiter. Er ist Verleger im
Hauptberuf. Er schreibt Anthologien aus und hat auf diesem Wege
Andreas Kaminski kennengelernt.

Ursula Schmid-Spreer hat Detlef Knut und Andreas Kaminski - unabhängig
voneinander - befragt.

Ursula Schmid-Spreer: Herr Knut, Sie schreiben Wettbewerbe für
Anthologien aus. Wie und wann haben Sie Andreas Kaminski
kennengelernt? Was bewog Sie, ihm die Herausgeberschaft anzutragen?

Detlef Knut: Bei Andreas Kaminski traf das Sprichwort zu: "Man trifft
sich immer zwei Mal im Leben." Wir kannten uns aus unserer
Beratertätigkeit. Doch dann, ich hatte bereits den Verlag gegründet
und gab Seminare für das kreative Schreiben (edition oberkassel
Akademie), bekam ich einen Anruf und Andreas fragte nach, ob ich
wüsste, wo er lernen könne, wie man Satiren schreibt. Er hatte keine
Ahnung zu dem Zeitpunkt, dass ich solche Seminare gebe. Seine
Entscheidung fiel sofort, dass er den nächsten Kurs bei mir besuchen
wollte. Während der Schreibübungen erkannte ich, dass er a) das Talent
zum Schreiben, b) eine schnelle Auffassungsgabe für das Erlernen des
Handwerkzeugs und c) den notwendigen Biss hat, um mit dem Schreiben
erfolgreich zu sein.

So brauchte ich ihm die Herausgeberschaft zu "Mörderischer Rhein"
nicht anzutragen. Nachdem ihn das Krimifieber gepackt hatte, kam er
mit der Idee zu mir. Er war bereits bei zwei Wettbewerben in unserem
Verlag von der Jury für die Anthologie vorgeschlagen worden.
Anscheinend sehe nicht nur ich das so. Gerade habe ich erfahren, dass
er für den Agatha-Christie-Preis 2013 nominiert wurde.


USS: Herr Kaminski, wie sind Sie zur edition oberkassel und damit zu
Herrn Knut gekommen?

Andreas Kaminski: Ich wollte beim Schreibseminar herauszufinden, wie
man Satire schreibt (fand ich gut damals 
) und verließ es zwei Tage
später mit dem Wunsch, Krimis zu schreiben. Zwei Merksätze von Herrn
Knut brannten sich in mein Gedächtnis ein: "Schreiben ist ein
Handwerk, welches man erlernen kann" und "Wer schreiben will, muss
viel lesen". So inhalierte ich in kürzester Zeit eine Menge Krimis und
vertiefte das theoretische Wissen aus der Schreibwerkstatt über einen
Autorenwettbewerb, den Herr Knut über seinen Verlag edition oberkassel
gerade veranstaltete. Gleich meine erste Kurzgeschichte - es war noch
kein Krimi - schaffte den Sprung in die Anthologie "Klerus, Pest und
Jungfernkranz". Ich war verblüfft, aber natürlich auch ein bisschen
stolz und durch diesen Erfolg auch mutig genug, weiter zu schreiben.
Es folgten weitere Autorenwettbewerbe beim edition oberkassel Verlag,
aber auch bei anderen Verlagen, die bislang immer eine
Anthologieveröffentlichung nach sich zogen.

Nach Beendigung der Schreibwerkstatt tauschten Herr Knut und ich uns
regelmäßig und ausführlich zum Thema Marketing und zur Buchbranche im
Allgemeinen aus. Als Unternehmensberater interessieren mich die
Mechanismen eines Marktes sehr, und ich wollte mehr zum Verlagswesen,
zum Buchhandel und ganz allgemein zu dem Weg wissen, den ein Buch vom
Autor zum Leser zurücklegt. Das Verständnis der wirtschaftlichen
Zusammenhänge ist mir auch als Autor sehr wichtig. Ich fragte Herrn
Knut wohl sehr häufig Löcher in den Bauch. So häufig, dass ich
irgendwann das Gefühl hatte, mich zu Genüge kostenlos bei ihm
"weitergebildet" zu haben, und ich bot an, ihn im Gegenzug beim
Verlagsmarketing zu unterstützen. Und so vergeht bis heute beinah
keine Woche, in der wir uns nicht nur über gute (und schlechte) Bücher
unterhalten, sondern auch über Buch- und Autorenmarketing. Und das zu
beiderseitigem Nutzen, wie ich wohl sagen darf.


USS: Herr Knut, sind Sie über eine Anthologie schon einmal auf einen
Autor aufmerksam geworden?

DK: Aufmerksam geworden schon. Karl-Heinz Thifessen beispielsweise,
der nun historische Romane aus der Gegend um Mönchengladbach schreibt.
Oftmals sind aus "meinen Entdeckungen" leider keine Projekte geworden,
weil den AutorInnen das notwendige Fieber fehlt und der Broterwerb
verständlicherweise Vorrang hat. Deshalb meine ich das auf keinen Fall
abwertend. Jedoch muss ich als Verleger planen können. Da nützt es mir
nichts, wenn Manuskripte nicht abgegeben werden, nur weil der Autor
momentan keine Zeit hatte. Wie heißt es so schön? Fördern und fordern.
Das Verlagsgeschäft läuft ziemlich industriell, und wenn wir nicht
mindestens alle halbe Jahre dem Buchhandel mitteilen, was wir auf den
Markt bringen wollen, dann werden wir vergessen. Und ein vergessener
Verlag verkauft keine Bücher und entwickelt keine Autoren.


USS: Gibt es Honorar oder auch Preisgelder für Anthologien, die Sie
ausschreiben, Herr Knut?

DK: Es kommt darauf an, welche Art von Anthologie vorbereitet wird.
Preisgelder gibt es in jedem Fall.


USS: Haben Sie als Verleger das letzte Wort, welche Geschichte in die
Antho aufgenommen wird? Oder überlassen Sie die Auswahl voll und ganz
Herrn Kaminski?

DK: Ich denke, Kriminalinski und ich sind ein gutes Team mittlerweile.
Da die Anthologie "Mörderischer Rhein" mit einem Wettbewerb
unterfüttert ist, wird es einen Mix aus Jury-Entscheidung und
Herausgeber/Verleger-Entscheid geben. Prominente Krimiautoren in eine
Anthologie zu bekommen hilft auch oder gerade den unbekannten Autoren.
Welche Autorin, welcher Autor freut sich nicht, seine Geschichte neben
der eines erfolgreichen Schriftstellers abgedruckt zu sehen? Die
Rechnung dafür ist ganz einfach: Mehr Leser werden durch die
prominenten Autoren auch auf die unbekannten Autoren aufmerksam.


USS:  Wie stehen Sie zu den neuen Medien, E-Books zum Beispiel?

DK:  Als IT-Berater sind mir E-Books nie fremd gewesen. Als Verleger
musste ich mich erst an die Branche des Buchhandels gewöhnen. Da sind
viel zu viel Leute, die der Meinung sind, sie hätten etwas zu sagen.
Bereits mit der Verlagsgründung 2010 war klar, dass wir auf E-Books
nicht verzichten werden. So sind die ersten Bücher des Verlags auch
längst als E-Book verfügbar. Doch die Uneinigkeit in der Buchbranche
hat uns abwarten lassen, wie sich alles entwickelt. Jetzt, zwei Jahre
später, hat der Zug auch in Deutschland mächtig an Fahrt aufgenommen.
Deshalb haben wir im Verlag neue Formate speziell für E-Books
entwickelt. Dazu gehören die Bücher der Kriminalinski-Reihe,
Kurzkrimis aus der Feder des Herausgebers der Anthologie "Mörderischer
Rhein", die von einem Wettbewerb begleitet wird. Aber auch die Ian-
MacLaren-Romane von Lena Detlefsson mit Romantik-Abenteuern in den
Highlands und die historischen Romane von Karl-Heinz Thifessen.


USS:  Sie präsentieren Ihre Bücher in großem Rahmen. Was bezwecken Sie
damit? Das Bekanntmachen des Buches und somit des Verlags oder eher
das Streicheln des Autors?

DK: In großem Rahmen, nun ja. Wir tun als Verlag unser Bestes, um die
Romane und damit die Autoren bekannt zu machen. Viele unbedarfte
Autoren sind der Meinung, sie schreiben ein super-tolles Buch und die
Leute kaufen und lesen das Buch, weil es so toll ist. Das stimmt in
der heutigen Zeit nur zum Teil. In erster Linie kaufen die Leute
AutorInnen. Wenn sie eine Autorin oder einen Autor als Menschen toll
finden, kaufen sie ein Buch von dem, wenn das dann noch gut ist,
empfehlen sie es weiter und kaufen ein anderes Buch von ihm oder
warten auf dessen Erscheinen im Handel. Es ist also kein Streicheln
des Autors. Wenn der Verlag Erfolg haben soll, dann braucht er
erfolgreiche Autoren. Das geht gerade bei Kleinverlagen nur über ein
gemeinsames Auftreten. Schreiben unter Pseudonym, nur um seine reale
Identität zu verschleiern, geht nicht. Ein offenes Pseudonym hingegen,
zur Etablierung als Marke, stellt kein Problem dar.


USS:  Andreas Kaminski, Sie haben ja noch einen so genannten
Brotberuf. Wie sind Sie selbst zum Schreiben gekommen? Hatten Sie ein
einschneidendes Erlebnis?

AK: Das ist richtig. Ich bin Betriebswirt und mein Brotberuf ist der
des Unternehmensberaters. Seit 2003 bin ich selbständig tätig,
schwerpunktmäßig im Bereich Marketing. Interessanterweise ergeben sich
hier seit neuestem Querverbindungen zu Verlagen und Autoren, die ich
beim Buch- bzw. Autorenmarketing unterstütze. Aber das ist ein anderes
Thema. Zum Schreiben bin ich durch Freunde gekommen, die der Meinung
waren, ich hätte so etwas wie Talent. Einer dieser Freunde meinte, ich
solle doch mal eine Schreibwerkstatt besuchen und mich im Schreiben
ausprobieren. Ich fand die Idee gut und wollte über die
Schreibwerkstatt herausfinden, wie Schreiben "geht" und ob ich
tatsächlich eine kreative Ader habe. Das war Anfang letzten Jahres.


USS: Eine Anthologie zu bearbeiten ist mit sehr viel Arbeit verbunden.
Warum haben Sie sich das angetan, Herr Kaminski?

AK: Um ehrlich zu sein: Das höre ich jetzt zum ersten Mal 
Nein,
Scherz beiseite. Es ist mir natürlich bewusst, dass die Herausgabe
einer Anthologie mit sehr viel Arbeit verbunden ist, obschon ich mir
zum Zeitpunkt, als ich die Idee dazu hatte, über die Folgen (die viele
Arbeit) wirklich nicht im Klaren war. Ich war zu sehr begeistert von
der Vorstellung, die Anthologie "Mörderischer Rhein" herauszubringen,
dass ich dieses Projekt völlig "angstfrei" angegangen bin. Ich hatte
im Fernsehen eine mehrteilige Dokumentation über den Rhein gesehen.
Und da ich bekennender Wahl-Rheinländer bin, hat mir diese sehr gut
gefallen. Ich dachte, eigentlich müsste ich mal einen Krimi schreiben,
bei dem "Vater Rhein" eine Rolle spielt. Im nächsten Augenblick kam
mir aber schon der Gedanke, Mensch, eine Krimi-Anthologie wäre doch
viel interessanter: Mehrere Autorinnen und Autoren legen fiktiv ihre
Rheinleichen an unterschiedlichen Orten entlang des wunderschönen
Stroms ab. Und als ich zu meiner großen Freude feststellte, dass es so
eine länderübergreifende Sammlung von Kriminalgeschichten noch nicht
gab, wollte ich Herrn Knut umgehend von meiner Idee berichten, um ihn
für diese Anthologie als Verlag zu gewinnen. Ich wusste aber, dass er
mit seinem Tagesgeschäft sehr beschäftigt war und hatte die Sorge, er
würde aus Zeitmangel meine Idee nicht aufgreifen können. Daher bot ich
mich ihm - vielleicht mit etwas Ähnlichem wie jugendlichem Leichtsinn
- gleich als Herausgeber der Anthologie "Mörderischer Rhein" an, ohne
genau zu wissen, welche Aufgaben da auf mich zukommen würden. Herr
Knut sagte ohne zu zögern "ja".


USS: Welche Vorbereitungen müssen für eine Anthologie getroffen
werden?


AK: Bei der Anthologie "Mörderischer Rhein" war es ja so, dass ich als
Herausgeber die Idee (d. h. Thema und Genre) dazu hatte und aufgrund
der guten Beziehung zu Herrn Knut schnell einen Verlag als Partner
gewinnen konnte. Ich kann mir vorstellen, dass viele Antho-Ideen
bereits in diesem frühen Stadium scheitern. Wir haben dann gemeinsam
beschlossen, für die Antho einerseits bekannte Krimiautoren
anzusprechen und sie andererseits mit einem Autorenwettbewerb zu
unterfüttern. Mit der Mischung aus namhaften und noch unbekannten
Autoren hat der edition oberkassel Verlag bislang sehr gute
Erfahrungen gemacht. Und auch für den "Mörderischen Rhein" haben wir
bereits die Zusagen einiger bekannter Krimiautoren.

Nachdem die Ausschreibungsunterlagen erstellt waren, haben wir sie
nicht nur über die üblichen Kanäle verteilt, sondern eine eigene
Website www.rhein.jimdo.com erstellt. Die Seite informiert nicht nur
über die Ausschreibung, also nennt nochmals die Teilnahmebedingungen
und gibt mit Videos zu den einzelnen Rheinabschnitten Inspiration zum
Schreiben, sondern ist gleichzeitig Start und Ausgangspunkt aller
Marketingaktivitäten für die spätere Anthologie. Mit Marketing und
Werbung für ein Buch kann man meines Erachtens nicht früh genug
starten. Die potentiellen Leser bereits vor dem Erscheinen eines
Buches zu informieren, zu begeistern und zu gewinnen, wird für den
späteren Abverkauf nur förderlich sein. Wir produzieren die Anthologie
schließlich nicht für die Bücherregale der teilnehmenden Autoren,
sondern wollen sie natürlich vielfach verkaufen.


USS: Nach welchen Kriterien wählen Sie die Geschichten aus?

AK: Zur Auswahl der Geschichten, die über den Autorenwettbewerb
kommen, haben wir eine Jury aus Autoren und Lektoren gebildet. Die
Jurymitglieder erhalten die Kurzkrimis in anonymisierter Form und
können sie so objektiv bewerten. Die Jury vergibt Punkte und achtet
dabei u. a. auf den Spannungsgehalt der Geschichte und auf den
Schreibstil des Autors, aber auch auf die Fehlerhäufigkeit und -
natürlich ganz wichtig -, ob sich die Autoren an die
Wettbewerbsbedingungen halten. Im Falle des "Mörderischen Rheins"
sollen die Kurzkrimis mindestens eine touristische Attraktion
beinhalten (Sehenswürdigkeit bzw. Naturereignis), in Normseiten
formatiert eingereicht werden und maximal 45.000 Zeichen haben. Dazu
erwarten wir auch eine kleine Autorenvita. Das Nicht-Einhalten
einzelner Kriterien kann bedeuten, dass eine eingereichte Geschichte
kommentarlos ausscheidet.

Zum Schluss wird es eine Mischung aus Jury-Entscheidung und
Herausgeber/Verleger-Entscheid sein, da wir neben den
Wettbewerbsbeiträgen ja auch die Beiträge der direkt angesprochenen,
prominenten Autoren haben.


USS: Wie viele Zusendungen kommen so im Durchschnitt?

AK: Im Durchschnitt erreichen uns fünf bis 10 Kurzkrimis pro Woche.


USS: Was erleben Sie dabei alles, wenn Sie so eine Geschichte lesen
und redigieren?

AK: Bei einigen der prominenten Autoren, die ich auch persönlich gut
kenne, fällt mir auf, dass sie Erlebtes, über das wir vielleicht bei
anderer Gelegenheit gesprochen hatten, in die Geschichten einbauen.
Oftmals sind es nur Kleinigkeiten, Redewendungen oder ein Running Gag.
Das ist witzig und macht den Reiz (regionaler) Kurzkrimis aus. Beim
Lesen/Redigieren muss ich darüber natürlich schmunzeln.

Bei einigen der Wettbewerbsbeiträge fallen mir allerdings ganz andere
Dinge auf, über die ich mich bisweilen ärgere. Es kommt z. B. vor,
dass Autoren die Teilnahmebedingungen nicht aufmerksam lesen und keine
touristischen Highlights in den Krimi einbauen. Andere beherrschen
offenbar ihr Textverarbeitungsprogramm nicht und schicken die
Geschichte nicht als Anhang (Normseite), sondern liefern den Text
gleich im E-Mail Fenster mit. Dass das für mich unnötige Handgriffe
zur Konsequenz hat, bedenken sie offenbar nicht. Wenn es mir zu viel
wird, dann ist für eine solche Geschichte an dieser Stelle bereits
Ende. Auch vermisse ich bei einzelnen E-Mails eine Begrüßungs- und
eine Verabschiedungsformel. Wenn ich lediglich lese "Geschichte im
Anhang", würde ich am liebsten einen kleinen E-Mail-Knigge
zurücksenden. Bei der hohen Zahl an (vernünftig) eingereichten
Geschichten wird so eine Mail schon mal einfach gelöscht. Da bin ich
ehrlich. Manche Autoren denken einfach nicht darüber nach, wie sie
sich einem Verlag präsentieren, ärgern sich aber an anderer Stelle,
wenn sie für ein eingereichtes Manuskript eine "Standard"-Absage
erhalten. Einige dieser Autoren denken einfach zu wenig
unternehmerisch.


USS:  Schreiben Sie die Autoren an, die nicht mit in die Antho kommen?
Und was machen Sie, wenn sich abgelehnte Autoren auf eine Diskussion
mit Ihnen einlassen wollen?

AK: Die Wettbewerbsautoren erhalten eine Eingangsbestätigung mit dem
Inhalt, dass wir ihren Beitrag bekommen haben. Darüber hinaus
informieren wir sie, dass wir außer dieser Benachrichtigung keinerlei
Rückantworten oder Beurteilungen an die Teilnehmer des Wettbewerbs
senden. Eine Diskussion ergibt sich folglich nicht.


USS: Die Geschichten in einer Anthologie sind ja oft sehr
unterschiedlich. Ist es da wichtig, möglichst viele Geschmäcker zu
berücksichtigen, oder wollen Sie lieber eine einheitliche Linie in den
Geschichten haben?

AK: Geschmäcker sind immer verschieden. Bei Genre-offenen Anthologien
sicherlich noch mehr als bei einer Antho, bei der das Genre durch
Ausschreibung (Teilnahmebedingungen) und Titel definiert ist. Selbst
bei einer Krimi-Antho: Da gibt es die Leser, die den Rätselkrimi
bevorzugen, und andere Leser, die lieber einen Hardboiled hätten. Aber
genau das macht ja eine Anthologie aus. Hier kommen Geschichten von
mehreren Autoren zusammen, alle in ihren jeweiligen Schreibstilen und
unterschiedlichen Facetten. Das wissen auch die Leser, die Anthologien
schätzen. Es ist nicht so schlimm, wenn da einem mal eine Geschichte
nicht so gut gefällt. Im Fall des "Mörderischen Rhein" haben wir im
Übrigen ja, wie bereits vorher erwähnt, gewisse Vorgaben gemacht.


USS: Man kann es nicht allen Lesern recht machen. Wie gehen Sie mit
Kritik um?

AK: Konstruktive Kritik ist immer willkommen. Daher pflegen wir -
Detlef Knut als Verleger und ich als Autor und Herausgeber - auch
aktiv unser soziales Netzwerk. Wir sind beide auf den gängigen Social-
Media-Plattformen aktiv und freuen uns über den offenen
Gedankenaustausch mit anderen Autoren und Lesern. Im Übrigen ist jede
Form der Kritik ein Feedback zum Werk und zur Arbeit. Feedback
betrachte ich als ein Geschenk des Lesers. Er gibt mir eine
Rückmeldung zu meinen Geschichten. Es liegt dann an mir, wie ich mit
dieser Kritik umgehe. In jedem Fall sollte ich - gerade bei schlechten
Kritiken - keine Scheu zur Selbstreflexion haben. Ich muss nicht jede
Kritik annehmen und umsetzen, aber ich sollte über jede einzelne
Kritik (Rezensionen) nachdenken. Das ist für mich Autoren- bzw.
Buchmarketing! Aus dem Berufsleben weiß ich: Beschwerden von heute
sind die Produktverbesserungen von morgen. Die Produkte sind in diesem
Fall die Bücher, die ich schreibe. Die technischen Möglichkeiten des
Internets (Social Media) fördern direkte Feedbackmöglichkeiten. Und
das ist gut so. Leser wünschen sich "Autoren zum Anfassen" bzw.
"Autoren, die eine Mail auch mal beantworten". Für Autoren (und
Verlage) ergibt sich hier die Chance zur Kundengewinnung- und -
bindung. Verzeihung, ich meinte natürlich Leser, nicht Kunden. Neu ist
heute allerdings, dass sich grundsätzlich jeder Leser zum
"Buchkritiker" ernennen kann, der einen Blog führt und über Bücher
schreibt. Und viele Leser machen das. Autoren sollten keine Angst vor
den Bloggern haben und sich nicht von ärgerlichen (!) Rezensionen
irritieren lassen. Ständig nur 5-Sterne-Wertungen machen auch
skeptisch.


USS: Was meinen Sie: Geht der Trend mehr zum Roman, oder wird es immer
mehr Menschen geben, die wenig Zeit haben und nur gerne mal eine
abgeschlossene Geschichte lesen wollen?

DK: Ich weiß nicht, ob da ein Trend abzusehen ist. Kurzgeschichten
sind ja nichts Neues. Selbst Goethe hat welche verfasst. Karl May hat
mit Kurzgeschichten sein Geld verdient. Und in Amerika ist ein
Schriftsteller kein Schriftsteller, wenn er nicht mindestens ein Buch
mit "short stories" auf dem Markt hat. Was den deutschen Markt angeht,
kann ich sagen, dass es unbedingt Romane sein müssen. Die ersten
Bücher des Verlags waren Kurzgeschichtenbände von unbekannten Autoren.
Die liegen leider ähnlich den Lyrik-Büchern wie Blei im Regal der
Händler. Werden aber die Kurzgeschichten mehrerer AutorInnen in einem
Buch zu einer Anthologie zusammengefasst, dann werden sie wieder
besser beachtet. Was dann eher wieder an der Vielfalt liegen mag.


USS: Was macht Ihnen beim Redigieren der Texte am meisten Spaß - und
was eher nicht?

AK: Im Moment ist bei der Ausschreibung "Mörderischer Rhein" ja noch
die Phase, in der ich die Geschichten sammele und an die
Jurymitglieder verteile. Mit den prominenten Autoren muss ich in
regelmäßigem Kontakt bleiben und als Projektmanager auch deren Arbeit
an der Antho mit organisieren. Darüber hinaus fallen, wie bereits
erwähnt, auch schon Marketing-Handgriffe an. Eine Anthologie
herauszugeben heißt für mich in erster Linie, sie zu verkaufen. Der
Verlag macht das Marketing in Richtung Buchhandel, ich, als
Herausgeber, in Richtung Leser. So sorgen wir im Idealfall für einen
Push-/Pull-Effekt im Markt. Und ganz nebenbei habe ich auch noch meine
eigenen Schreibprojekte.


USS: Bringt es einen in seinem schriftstellerischen Dasein, in seiner
Bio weiter, wenn man an vielen Anthologien teilnimmt?

AK: Ich kann da nur für mich sprechen, aber ich würde jedem angehenden
Autor die Teilnahme an Anthologieausschreibungen empfehlen. Bevor man
von Verlagen oder Herausgebern zu einer Anthologie eingeladen wird,
muss man sich als Autor einen Namen machen. Natürlich kann man sich
auch über eine Romanveröffentlichung bekannt machen. Das eine schließt
das andere ja nicht unbedingt aus. Wie ich zuvor schon mal sagte,
viele Autoren schätzen an den Anthos die Möglichkeit, andere Dinge
auszuprobieren. Und nicht zuletzt ist das auch eine Form des
Marketings. Kurzgeschichten, die üblicherweise in Anthologien
veröffentlicht werden, können bei renommierten
Literaturausschreibungen eingereicht werden. Bereits eine Nominierung
für einen solchen Preis kann ein Türöffner bei Verlagen sein, wenn es
später einmal darum geht, sein Romanmanuskript vorzustellen.


USS: Ich habe gelesen, dass Sie auch Lesungen veranstalten. Wie gehen
Sie da vor? Hilft Ihnen der Verlag bei der Planung? Gibt es Plakate,
Flyer ...

AK: Marketing geht beide Seiten an, das trifft auch für die
Organisation von Lesungen zu. Die Premierenlesung, aber auch weitere
Lesungen zur Anthologie "Düsseldorf linksrheinisch" hat der Verlag
organisiert. Ich selbst habe die 1. Cloppenburger Kriminacht, bei der
neben mir auch Klaus Stickelbroeck und die Krimi-Cops gelesen haben,
mit einem Freund organisiert. Andere Lesungen bekomme ich über meine
Autorengruppe "Kleeblatt", bei der ich Mitglied bin. Wiederum andere
organisiere ich vollkommen selbst. Je nachdem was ich lese, kann ich
dafür vom Verlag Plakate und Flyer abrufen. Ich nehme aber auch immer
Flyer von Autorenkollegen mit und lege sie bei meinen Lesungen aus.
Ich fühle mich da wie einer kleinen (Verlags-)Familie zugehörig und
werbe gern für meine Brüder und Schwestern.


USS: Haben Sie für Teilnehmer an Anthologien einen besonderen Tipp?

AK: Für Anthologie-Wettbewerbe gilt: Bitte unbedingt die
Teilnahmebedingungen lesen! Und wie bei einem Telefonat gehören auch
in eine E-Mail ein "Guten Tag" und ein "Auf Wiedersehen". Und, liebe
Autoren, bitte überlegt, welche Message ihr aussendet, wenn ihr euch
aus dem Verlags-Newsletter abmeldet. Wundert euch dann nicht, wenn
damit eure Einsendung rausfliegt. Denkt lieber unternehmerisch, setzt
euch eine Marketing-Brille auf! Demut und vornehme Zurücknahme sind
Tugenden und Werte, die - vorübergehend - unbekannten Autoren gut zu
Gesicht stehen, "Divengehabe" ist alles andere als sexy ...

DK: Zunächst sollten die Teilnehmer eines Wettbewerbs lesen können.
Sie sollten den normalen menschlichen Umgang beherrschen und die
Geschichten so einreichen, wie es in der Ausschreibung gefordert wird.
Wenn die Geschichte nur als Anlage in einer E-Mail liegt, ohne dass
der Absender auch nur ein einziges Wort, geschweige denn seine
Signatur in der E-Mail geschrieben hat, dann fliegt die Geschichte
sofort raus. Manchmal wird in diesem Moment von uns noch darauf
hingewiesen, dass keine anonymen Beiträge akzeptiert werden. Wenn
dann, auch wieder ohne Gruß und Namen, nur zurückkommt: "Steht doch in
dem Dokument", dann ist der Absender selber schuld, dass er keine
Lorbeeren erntet. Wer als Teilnehmer nichts anderes zu tun hat, als
dem kleinen Verlag, der sich um einen Wettbewerb bemüht, nur noch mehr
Arbeit aufzuhalsen, der sollte gleich besser fernbleiben.


USS: Jetzt haben Sie drei Wünsche frei. Welche möchten Sie erfüllt
bekommen?

DK: Teilnehmer, die sich an die Ausschreibungsbedingungen halten.
Teilnehmer, die spannend schreiben können, egal in welchem Genre, denn
jede Geschichte muss spannend sein, damit sie gefällt. Teilnehmer, die
in der Lage sind, sich eine eigene AutorInnen-Fangemeinde aufzubauen.

AK: Viele spannende Kurzkrimis zur Ausschreibung "Mörderischer Rhein",
damit die Anthologie für alle ein maximaler Erfolg wird. Autoren, die
sich als Unternehmer sehen und willens sind, sich und ihr Buch
(selbst) zu vermarkten, und nicht verlangen, dass das der Verlag
allein zu bewerkstelligen hätte. Etwas eigennützig für mich: maximalen
Erfolg für die "Kriminalinski" E-Book-Krimireihe. Würde die
Bekanntheit des Verlags steigern und damit auch den Autoren-Kollegen
zugute kommen.


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VERANSTALTUNGSBERICHT:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


            "Erstes Literaturtreffen der Autorenwerkstatt"
                       von Ursula Schmid-Spreer


Die Sozial-Pädagogin Claudia Winter hat im Februar 2012 bei Facebook
eine Autorenwerkstatt eröffnet. Durch eine Anfrage mit persönlicher
Nachricht kann man dieser Gruppe beitreten. Ihr Anliegen war es, eine
geschlossene Gruppe zu gründen, die sich mit Textarbeit beschäftigt.
Sie wollte keine hochvergeistigte Gemeinde zusammen bringen, sondern
Autoren ansprechen, die Fragen haben, gerne schreiben und an sich
arbeiten möchten. Jedes Mitglied sollte die Bereitschaft mitbringen,
aktiv in der Gruppe mitzuarbeiten.


         Haifischbecken oder lauwarmes Aquarium?

Claudia Winter möchte gerne, dass sich auch die kleinen (Schreib-
)Fische wohl fühlen. So soll Eigenwerbung in der Gruppe weitgehend
vermieden werden. "Der Buchmarkt ist ein Haifischbecken. Wir bieten
das lauwarme Aquarium, in dem sich der Autor auf die Haie vorbereiten
kann. Die Autoren in unserer Autorenwerkstatt sollen sich trauen,
Fragen zu stellen und ihre Texte zur Diskussion zu stellen. Jeder ist
willkommen! Und keiner muss Angst haben, belächelt zu werden."

Wer in die Autorenwerkstatt aufgenommen werden und sich aktiv
austauschen möchte, schreibt an Claudia Winters Pinnwand bei Facebook
eine persönliche Nachricht. Die Mitgliederzahl ist beschränkt, deshalb
kann es zu Wartezeiten kommen.


         Das Treffen

Am Samstag, dem 20. Oktober 2012, bekamen die Facebook-Profile der
Autorenwerkstatt ein Gesicht. Elf Damen und ein Herr trafen sich im
Domhotel zu Limburg. Claudia Winter hatte das Treffen sehr gut
organisiert. Bei der Organisation stand ihr Alex Hokamp zur Seite, der
leider wegen Krankheit kurzfristig ausfiel.

Der Samstag stand im Zeichen von "Marketing" und "Wie werde ich Autor,
wie meistere ich meinen Alltag?"

Für Autoren und solche, die es noch werden wollen, war es sehr
interessant, der Autorin Deana Zinßmeister zuzuhören, die sich für
dieses Literaturtreffen Zeit genommen hatte. Zinßmeister schreibt
professionell seit fünf Jahren. Vorher hat sie 13 Jahre an einem
historischen Manuskript gearbeitet, wie sie erzählte, bevor sie sich
traute, an eine Agentur heranzutreten "Familienangehörige sind leider
nicht immer objektiv. Eine Freundin ermutigte mich, die mit
Belletristik nicht unbedingt was am Hut hat, das Manus anzubieten."

Zinßmeister sah für sich das Schreiben zu Beginn als intelligente
Freizeitbeschäftigung. Anfangs wusste ihre Familie nichts davon, dass
sie schrieb. Sie betonte, dass man sich als Autor ein dickes Fell
zulegen muss. "Wenn man veröffentlichen möchte, wird man auch zur
öffentlichen Person und ist somit Kritik ausgesetzt." Sie betonte,
dass es wichtig ist, Pressekontakte zu knüpfen und zu pflegen. "Das
Buchschreiben ist ein Glücksjob!", und sie hebt hervor: "Sich treu
bleiben."

Auf die Frage, wie sie arbeitet, ob strukturiert oder ob sie einfach
drauf los schreibt, lacht sie. "Ich lege einfach los. Da ich sehr viel
recherchiere, habe ich meinen Plot im Kopf. Ich sehe die Geschichte
wie einen Film vor mir, und dann schreibe ich." Und fügt hinzu: "Ich
kann nicht alle Leser glücklich machen - aber ich bemühe mich."

Die Teilnehmer waren sehr wissbegierig, jede Frage wurde beantwortet.
Immer wieder kam durch, dass Autoren einfach Geduld haben müssen. Es
ist ein sehr langer Weg vom ersten Wort bis zur Veröffentlichung.


         Marketing

Den zweiten Teil des Nachmittags bestritt Martina Straten,
Rundfunkmoderatorin bei Radio Salü, Saarland. Sie meinte, dass viele
falsche Erwartungen an die Presse gestellt werden. "Kein Journalist
kann alle Bücher lesen, die ihm geschickt werden. Jetzt stellt sich
die Frage - wie mache ich mein Buch interessant, so dass es besprochen
wird? Was unterscheidet mich von anderen? Was ist an mir und meinem
Manuskript erwähnenswert? - Klein anfangen", meint Straten. "Das kann
die lokale Zeitung sein oder der lokale Radiosender, bei dem der Autor
persönlich vorstellig werden sollte, nachdem er vorher per E-Mail
angefragt hat. Wichtig ist, einen lokalen Bezug herzustellen, sich
ansprechend zu verkaufen. Und etwas sollte man nie vergessen im Brief
zu erwähnen: "Wenn Sie Lust haben, mein Buch zu lesen, dann schicke
ich es Ihnen gerne zu, damit Sie es besprechen können." Leider
passiert es oft, dass sich Martina Straten für ein Buch interessiert
und es auch gerne besprechen möchte, ihr vom Verlag oder auch vom
Autor aber kein Buch zur Verfügung gestellt wird.

Immer gut kommt auch bei einem Interview im Radio, wenn Bücher für die
Hörer verlost werden können.


         Nutzt Facebook!

Auch Straten gibt den Rat: Nutzt Facebook! Das Kommunikationsverhalten
hat sich einfach verändert. Jeder, der veröffentlicht, muss sich
dieser Öffentlichkeit auch stellen. Der Leser will ein bisschen mehr
über den Autor wissen als das, was er überall lesen kann. Gerade bei
Lesungen ist es wichtig, über das Buch und die Hintergründe seiner
Entstehung zu sprechen und nicht ein Kapitel nach dem anderen
runterzulesen. Das können Zuhörer zu Hause ebenso gut, der persönliche
Kontakt macht es. Der Zuhörer will wissen, welche Person hinter den
Wörtern steckt.


         Sonntagsthemen

Der Sonntag stand im Zeichen von: plotten, Dialoge schreiben,
glaubhafte Charaktere erstellen, Spannung aufbauen. Claudia Winter
hatte sich optimal vorbereitet und unterlegte ihr Referat mit einer
Power-Point-Präsentation.


Plotten
.......
Jeder Schreiber begibt sich auf eine Reise, wenn er beginnt, eine
Geschichte zu erzählen. Diese Reise tritt man jedoch nie ohne ein Ziel
vor Augen, ohne eine Landkarte, ohne die richtige Ausrüstung an.

Wähle dein Ziel. Formuliere die Moral von der Geschichte (Prämisse).
Entwickle dann die Marschrute, und schreib ein Kurzexposé, danach
generiere daraus ein ausführliches Exposé, das dann später dein
Verkaufsexposé wird. Für dich selbst fertige ein noch ausführlicheres
Arbeitsexposé an, unterteile es in Kapitel, die Kapitel in Szenen.
Jedes Kapitel soll mit Konflikten angereichert sein, unerwarteten
Wendungen, Rätseln und Überraschungsmomenten. Arbeite deine Charaktere
so ausführlich und dreidimensional wie möglich aus. Erst wenn das
Exposé steht, solltest du mit dem Schreiben beginnen, dann wird dein
Weg leichter und klarer vor dir liegen und du hast die Gewissheit,
dass du dein Ziel erreichst.


Dialoge
.......
Der Dialog ist eine Kunstsprache und zeigt, wie die Beziehungen
zwischen den Personen sind. Er ist ein Spannungselement. Indem keine
Fragen beantwortet werden, erreicht man indirekte Reaktionen. Lücken
lassen, mit Satzzeichen arbeiten, Pausen setzen, Auslassungen - all
das gibt dem Dialog Dynamik. Der Dialog ist eine straffe Sprache und
keine Alltagssprache. Bewusst eingesetzte Kommunikation steigert die
Spannung. Vermeiden sollte man Wiederholungen und Echos.

Indirekter Dialog: Er sagt: " Sie sind die schönste Frau der Welt."
Sie antwortet: "Darf ich Ihnen meinen Mann vorstellen?" So kann man
dem Leser etwas über die Figuren mitteilen, ohne es ihm direkt zu
sagen.

So nicht: "Du bist hübsch", sagte er arrogant. Besser: "Du bist
hübsch." Er hob das Kinn, so dass er von schräg oben auf sie herab
sah.

Tags & Beats
............
Ortsbeschreibungen und Handlungen sollten im Satz einen Zweck
erfüllen. Tags sind die Elemente der Handlung. Wo findet sie statt?
Tags sollten in den Dialog mit einfließen. Beats beziehen sich auf
Verhalten und Körpersprache, Mimik der Figuren innerhalb des Dialogs.
Ergänze den Dialog durch Umgebung und Handlung.


Charaktere
..........
Was macht eine faszinierende und glaubhafte Figur aus? Nichts ist
langweiliger als eine Person, die handelt wie viele andere auch. Es
ist immer gut, ungewöhnliche und erwartete Persönlichkeitszüge
hervorzuheben.


         Viel Lob am Ende

Das Seminar, das für die Teilnehmer kostenfrei war, endete gegen 16
Uhr. Die Teilnehmer nahmen eine Menge literarisches Wissen mit nach
Haus, dankten Martina Straten und Deana Zinßmeister, die ihr Wissen
zur Verfügung stellten, und ganz besonders Claudia Winter, die die
viele Arbeit des Organisierens auf sich genommen hatte, und Alex
Hokamp für das großzügige Sponsoring von Verpflegung und Seminar-
Location. Alle waren sich einig: Dieser Literaturworkshop soll nicht
der letzte gewesen sein!


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VERLAGSPORTRAIT:
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de)


Detlef Knut
edition oberkassel Verlag
Lütticher Straße 15
40547 Düsseldorf
Telefon: (02 11) 55 95 09-0
Fax: (02 11) 55 95 09-2
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.


         Anlass für die Verlagsgründung

Detlef Knut ist Gründer des Verlags; zu seiner Stammmannschaft zählen
sechs freie Mitarbeiter. Er ist Verleger im Hauptberuf.

"Ich mach was mit Autoren" - für den Veranstalter von Lesungen, Events
und kreativen Schreibseminaren in Persona als auch im Auftrag des
Bundesverbandes junger Autoren und Autorinnen e. V. (BVJA),
Organisator von Autoren- und Schreibgruppen und Marketingmensch in
Sachen "Buch" fehlte noch der Baustein Verlag, der im Sommer 2010
gegründet wurde. Der Verleger möchte vielen unbekannten Autoren, die
den Ehrgeiz haben, spannende Literatur zu schreiben, eine Plattform
bieten. Neben den verschiedenen Veranstaltungsformen kam schließlich
nur ein Verlag in Frage.


         Verlagsgeschichte

Mit der Gründung wurden als Erstes der Vertrieb und das Marketing in
die Hand genommen. Die Bücher des Verlags sind in allen Buchhandlungen
erhältlich und werden von den drei großen Zwischenhändlern in
Deutschland gelistet. Ein Jahr später wurde eine Verlagsvertretung
hinzugenommen. Anzeigenschaltung, Pressearbeit erfolgt sowohl in den
Printmedien als auch im Internet.

Seit Beginn ist der Verlag Mitglied im Börsenverein des Deutschen
Buchhandels und seit kurzem Amigo des SYNDIKATS. Die Wahrnehmung in
der Presse hat in letzter Zeit sehr zugenommen. So gab es für die
Autorinnen und Autoren bereits Radio- und Fernsehauftritte.

Parallel zum Verlag wurde ein Onlineshop eingerichtet.

Seit Anfang 2012 gibt es die edition oberkassel Akademie, in der
Bestseller-Autoren wie Horst Eckert, Sabine Klewe und demnächst Oliver
Buslau, Rebecca Michéle und Elke Pistor ihr Wissen an zukünftige
Bestseller-Autoren weitergeben.


         Programm und Philosophie

"Bücher, die gefallen" - das ist das Motto. Schwerpunkt dabei sind
allgemeine Belletristik (Gegenwartsliteratur, historische Romane,
Kriminalliteratur, Weltklassiker) und Reiseerzählungen. Es sollen
unterhaltsame Geschichten sein. Nicht im Programm sind Lyrik, Kinder-
und Fachbücher und Romane, die aus therapeutischen Gründen entstanden.
Anthologien werden thematisch ausgeschrieben.

Die Bücher werden nicht nur als gedrucktes Buch, sondern auch als E-
Book in den Handel gebracht.


         Welche Autoren wurden bisher verlegt?

Es sind Autorinnen und Autoren, die vorher bereits veröffentlicht
hatten (Horst Eckert, Carmen Mayer, Chrizz B. Reuer) und auch solche,
die eigentlich nicht an eine Veröffentlichung dachten (Klaus
Brabänder). Die ersten Autoren rekrutierten sich aus dem Autorenumfeld
des Verlegers und aus dem BVJA. Mittlerweile kommen die Autoren aus
dem gesamten Bundesgebiet.


         AutorInnen gesucht?

Es sollten Autorinnen und Autoren mit "Biss" sein, deren Ziel es ist,
mit dem Schreiben zukünftig Geld zu verdienen. Hobbys zu finanzieren,
kann der Verlag sich nicht leisten. Auch wenn jedem klar sein muss,
dass man nicht sofort mit dem Schreiben seinen Lebensunterhalt
bestreiten kann. Es werden täglich Manuskripte eingereicht, und die
Auswahl ist teilweise sehr schwer. Trotzdem ist der Verlag immer an
spannenden und unterhaltsamen Geschichten interessiert. Außer in der
Fantasy können die Geschichten in jedem Genre angesiedelt sein.


         Konditionen

Ein üblicher Verlagsvertrag mit Tantiemen (prozentualer Beteiligung),
Nebenrechtsvergütung, Autorenexemplaren etc. Die Basis unseres
Vertrags waren seinerzeit die Musterverträge des VS und des
Börsenvereins.


         Was ist Ihnen besonders wichtig?

Die Autorinnen und Autoren sollten sich beim Einreichen der
Manuskripte an die Verlagsvorgaben halten. Nahezu jeder Verlag hat
solche Richtlinien. Irgendwo gibt es auch einen gemeinsamen Nenner.
Aber wer denkt, er müsse alles in 8-Punkt-Schriftgröße ausdrucken, nur
um auf 30 Seiten Leseprobe sein gesamtes Manuskript unterzubringen,
der kann sich sein Porto sparen. Auch mit dem Argument des
Papiersparens per E-Mail eingereichte Manuskripte haben beim Verlag
keinen leichten Stand. Schließlich bedeutet das für einen Kleinverlag
einen höheren Arbeitsaufwand, somit höhere Kosten. Kein guter Start
bei der Verlagssuche. Es gibt so viele Hilfen, wie das "TextArt-
Magazin", die "Federwelt" oder auch die edition oberkassel Akademie
und die Schriftstellerverbände.


         Zukunftspläne, Perspektiven

Natürlich will man auch zukünftig Bücher machen, die gefallen. Wenn
ein Bestseller dabei ist, hat man nichts dagegen.

Das Profil hat sich in den beiden Jahren bereits geschärft. Wegen
mangelnder Nachfrage musste man leider auf die Herausgabe von
Erzählbänden von jeweils einem einzigen Autor verzichten. Jedoch wird
sich das Profil noch weiter schärfen. Die Anthologien, die der Verlag
herausgibt, sind hilfreich, um zu sehen, was momentan von den Autoren
geliefert werden kann. Denn das, was die Autoren schreiben, wird in
der Regel auch von ihnen gelesen. Es mag zwar nicht repräsentativ
sein, aber es gibt dem Verlag Hinweise, was die Leser von ihm
erwarten. Neben der Förderung unbekannter deutscher Autoren ist man in
Gesprächen mit amerikanischen und britischen Verlagen und bemüht sich
um Lizenzen, um im Gegenzug die eigenen Bücher nach dort zu
lizenzieren.


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -
keine Manuskripte zur Beurteilung.

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.


Drehbuch: Oliver Pautsch
                            drehbuch at experte pt autorenforum pt de
Fandom: Thomas Kohlschmidt
                              fandom at experte pt autorenforum pt de
Fantasy: Stefanie Bense
                             fantasy at experte pt autorenforum pt de
Heftroman: Arndt Ellmer
                           heftroman at experte pt autorenforum pt de
Historischer Roman: Titus Müller
                  historischer.roman at experte pt autorenforum pt de
Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik
                          kinderbuch at experte pt autorenforum pt de
Kriminalistik: Kajo Lang
                       kriminalistik at experte pt autorenforum pt de
Lesungen: Rüdiger Heins
                            lesungen at experte pt autorenforum pt de
Lyrik: Martina Weber
                               lyrik at experte pt autorenforum pt de
Plotten: Kathrin Lange
                             plotten at experte pt autorenforum pt de
Sachbuch: Gabi Neumayer
                            sachbuch at experte pt autorenforum pt de
Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss
                         fortbildung at experte pt autorenforum pt de
Schreibgruppen: Ute Hacker
                      schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de
Schreibhandwerk: Ute Hacker
                     schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de
Sciencefiction: Andreas Eschbach
                            sf-autor at experte pt autorenforum pt de
Übersetzung: Barbara Slawig
                       uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de
Verlagswesen: Bjørn Jagnow
                        verlagswesen at experte pt autorenforum pt de

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.................
Experten-Special:
.................

Bjørn Jagnow hat seine Fragen und Antworten zu den Themen
Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt
- thematisch sortiert und aktualisiert:

"Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book,
2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN:
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         (Bjørn Jagnow) verlagswesen at experte pt autorenforum pt de


Frage:
Mit unserer Band möchten wir Gedichte aus dem 18./19. Jahrhundert
vertonen (z. B. F. Schiller, Lord Byron u. Ä.). Selbstverständlich
vertonen wir nur Gedichte, deren Autor seit mehr als 70 Jahren
verstorben ist. Da das Urheberrecht ja dann erlischt, waren wir
bislang der Meinung, damit auf der rechtlich "sicheren Seite" zu sein.
Nun fand ich aber in einem Forum folgende Angabe: "Im Übrigen genügt
es nicht, dass ein Autor seit 70 Jahren tot ist. Das Copyright eines
Verlags, der Rechte innehat, muss außerdem seit 90 Jahren erloschen
sein."

Stimmt das? Wenn ja, was heißt das für unsere Gedichtvertonungen? Wie
finden wir heraus, ob die Verlagsrechte erloschen sind?


Antwort:
Die 90-Jahre-Frist gibt es in Deutschland nicht. Die Quelle (Forum)
ist nicht nur kaum belastbar, auch die Vermischung von deutschem Recht
mit angloamerikanischem Copyright ergibt keinen Sinn.

Das Urheberrecht an einem Text erlischt 70 ganze (!) Kalenderjahre
nach dem Tod des Autors. Wurde der Text übersetzt, erlischt das
Urheberrecht an der Übersetzung 70 ganze Kalenderjahre nach dem Tod
des Übersetzers. Gleiches gilt für das Layout und andere
Nebenleistungen des Verlags. Wenn man aber einen deutschen Text
vortragen will, spielen Übersetzung und Gestaltung keine Rolle.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Bjørn Jagnow ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Verlagskaufmann und
Buchhändler. Unter http://bjoernjagnow.blogspot.com/ bloggt er über
die Zukunft der Medien, über Rollenspiele und andere Themen.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR DREHBUCH:
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            Oliver Pautsch (drehbuch at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Als ausgebildete Drehbuchautorin - bisher völlig erfolglos, aber mit
vielen Übungstexten - habe ich vor über einem Jahr Treatments an die
ARD- und ZDF-Redaktionen geschickt.

Das Exposé und das Treatment (Thema "Häusliche Gewalt") für eine Folge
[...] habe ich zusammen mit einer bereits etablierten Drehbuchautorin
verfasst. Als wir nach neun Monaten noch immer keine Antwort erhalten
hatten, habe ich der Redakteurin zusätzlich mein Sachbuch "Sie küssen
und sie schlagen sich" zugeschickt. Ich wollte ihr damit
demonstrieren, dass ich mich auf dem Gebiet der "häuslichen Gewalt"
[...]  bestens auskenne. Aber auch daraufhin kam keine Antwort.

Dann habe ich ein Exposé und ein Treatment für eine Folge [...] an
[...] von der ZDF-Redaktion geschickt. Aber auch darauf ist mir nicht
geantwortet worden.

Nun könnte ich annehmen, dass die Einreichungen als qualitativ
dermaßen schlecht empfunden worden sind, dass sie nicht einmal eine
Absage wert gewesen sind. Oder hätte ich mich von vornherein an eine
Produktionsfirma wenden müssen?


Antwort:
Ich würde den Fehler nicht unbedingt der Qualität Ihrer Texte suchen
(die ich natürlich nicht kenne und daher nicht beurteilen kann),
sondern eher in der Vorgehensweise.

Ebenso wie Buchverlage, die unverlangt eingesandte Manuskripte heute
kaum noch prüfen, sind Redaktionen der Sender mit unverlangt
eingeschickten Filmstoffen schlicht überfordert.

Hinzu kommt, dass für laufende Reihen wie "Tatort", "Bloch", o. Ä. vom
Sender neue Stoffvorschläge bei Produktionsfirmen gern bestellt
werden. Die Produktion sucht dann ggf. Autoren für diese Vorschläge
aus.

In beiden Fällen verlässt man sich natürlich gern auf zuverlässige
Lieferanten.

Ich würde Ihnen raten, zweigleisig zu fahren:

1) sich eine Agenturvertretung zu suchen, die Ihre Karriere
langfristig begleitet

2) für Ihre spezielle thematische Spezialisierung bei den für [...]
oder [...] [in der Frage genannte Serien - die Red.] zuständigen
Produzenten vorstellig zu werden

Ich muss dazu aber anmerken, dass eine profunde Kenntnis der Thematik
kein Garant dafür sein kann, mit einem Auftrag zum Thema belohnt zu
werden. Versuchen Sie zu verkaufen, dass Sie daraus ein für das Format
passendes Drehbuch herstellen können!

Produzenten und Redakteure setzen gern auf versierte Drehbuchautoren.
Sich in ein Thema einzuarbeiten, auch in ein völlig neues, gehört
dabei zu den Grundvoraussetzungen des Handwerks.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Oliver Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer,
Beleuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft.
Später ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber
direkt für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für
Kurzfilme, Serienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film.
http://www.pautsch.net


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR KINDER- UND JUGENDBUCH:
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         Michael Borlik (kinderbuch at experte pt autorenforum pt de)


Frage:
Ist es sinnvoll, die Idee für ein Buch mit den ersten Seiten inklusive
einer Inhaltsangabe als Leseprobe einzusenden, das ich erst zu
schreiben begonnen habe? So würde ich doch gleich auf Änderungen
reagieren können und müsste die Geschichte nicht nachträglich
umschmeißen, was für alle wahrscheinlich schwieriger wäre. Wird das
praktiziert?


Antwort:
In der Regel praktizieren Verlage ein solches Vorgehen nur mit
Hausautoren. Auch sollte eine Leseprobe 25 bis 30 Seiten umfassen,
damit der Verlag sich ein Bild von Ihrem Stil und Ihrer Idee machen
kann. Die ersten Seiten reichen dazu selten aus.

Ich empfehle Ihnen, einem Verlag nur dann ein Buchprojekt anzubieten,
wenn es ausgereift ist und Sie selbst völlig davon überzeugt sind.
Andernfalls besteht die große Gefahr, dass Sie sich nur Absagen
einhandeln.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Michael Borlik, 1975 geboren, ist freier Schriftsteller, der bereits
über 30 Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht hat. Mehr Infos zu
seinen Büchern unter http://www.borlik.de.


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit
getrennter Mail kommt
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Einsendeformalien:
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach
Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin
bzw. beim Autor.

Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an:
beitrag at team pt autorenforum pt de.

Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet
werden.

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                      I M P R E S S U M
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Herausgeber:
 Ramona Roth-Berghofer public.relations at team pt autorenforum pt de
 Gabi Neumayer                redaktion at team pt autorenforum pt de
 Stefan Schulz                     webmaster at autorenforum pt de
 Thomas Roth-Berghofer
                  Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de
 Jürgen Schloßmacher
                  juergen.schlossmacher at team pt autorenforum pt de
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The Tempest: Vorschau auf die aktuelle Ausgabe

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Ausgabe 26-11 (vom 20. November 2024)

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