The Tempest

Ausgabe 13-08 (20. August 2011)

Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipps
Autorenwissen
   "Wie Bücherblogs einem Autor nützen können"
   von Christian Allner
Spannung, der Unterleib der Literatur
   "Marzahn"
   Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Interview mit Bettina Wörgötter
Frag den Experten für Drehbuch
   (Oliver Pautsch)

EDITORIAL:  
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Liebe Autorinnen und Autoren, 

pünktlich zur Rückkehr des Sommers sind auch wir wieder da: mit einem  
neuen Lektorat von Hans Peter Roentgen, einem Interview mit der Lekto- 
rin Bettina Wörgötter und einem Artikel von Christian Allner über Bü- 
cherblogs. Zusätzlich gibt es eine spannende Antwort von unserem Dreh- 
buch-Experten, viele Lesetipps und natürlich neue Schreibanregungen  
und Ausschreibungen. 

Der Tipp des Monats August, diesmal von der Website  
www.writingforward.com/blog (schickt mir eure Tipps!): 

    Avoid telling readers too much about the characters.  
    Instead, show the characters‚ personalities  
    through their actions and interactions. 

Und das war's schon mit dem Editorial für dieses Mal ˆ unsere Heraus- 
geber ziehen nach England um (daher auch die neue Postanschrift, ihr  
findet sie am Ende dieser Datei) und mir sitzen zwei Abgabetermine im  
Nacken ... Ach ja, da wäre noch die Bitte, uns euren Jahresbeitrag für  
2010 zu überweisen, wenn ihr das noch nicht getan habt. Nur mit eurer  
Unterstützung können wir den Tempest auch im nächsten Jahr weiterfüh- 
ren. 

  Gabi Neumayer 
  Chefredakteurin 

~~~~~~~~~~~ 
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen  
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen  
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,  
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto  
von autorenforum.de: 

Sparda Bank Südwest eG 
BLZ 550 905 00 
Kto. 100 724 515 
Stichwort: "Beitrag 2011" 

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberwei- 
sungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch  
weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). 

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte  
genau so zusammenschreiben!) 
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15 
BIC: GENODEF1S01 

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ISSN 1439-4669   Copyright 2011 autorenforum.de. Copyright- und 
               Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe 
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 INHALT DIESER AUSGABE: 


TEIL 1: 

    Editorial 
    Hall of Fame 
    Schreib-Kick 
    Lesetipps 
    Autorenwissen 
       "Wie Bücherblogs einem Autor nützen können"  
       von Christian Allner  
    Spannung, der Unterleib der Literatur 
       "Marzahn" 
       Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen 
    Interview mit Bettina Wörgötter 
    Frag den Experten für Drehbuch 
       (Oliver Pautsch) 
    Impressum 


TEIL 2: 

    Veranstaltungen 
    Ausschreibungen 
    Publikationsmöglichkeiten 
         mit Honorar 
         ohne Honorar 
    Seminare 
    Messekalender 
    Impressum 


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HALL OF FAME: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.  
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -  
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen  
können. 

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)  
nach diesem Schema: 

....... 
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende  
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich  
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen  
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage- 
Adresse. 
....... 
Ein Beispiel (!): 

Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009,  
Mystery-Thriller. 60 Zeichen ˆ und kein einziges mehr! Inklusive Home- 
page! 
....... 

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Ei- 
genverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie  
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.  

ACHTUNG! 
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr be- 
stätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem  
Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als  
Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss,  
Lektorat bezahlt o. Ä. 

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an mail- 
to:redaktion at team pt autorenforum pt de.  

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen  
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Ände- 
rungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist,  
werden ab sofort nicht mehr verschickt! 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 


S. A. Urban: "Engelsgesang", Himmelstürmer Verlag 2011, Erotischer Ro- 
man. www.myspace.com/sigrid.a.urban 

Luisa Hartmann: "30 Geschichten vom Umweltschutz", Verlag an der Ruhr  
2011, Kinderbuch. Band sieben der beliebten 3-Minuten-Geschichten 

Frank Odenthal: "Krabbenmond", Mohland Verlag 2011, Roman 

Christian von Aster, Markolf Hoffmann, Boris Koch: "Rückkehr ins  
StirnhirnhinterZimmer", Ubooks Verlag 2011, Erzählungen. Grotesk,  
phantastisch, www.stirnhirnhinterZimmer.de 

Juergen Edelmayer: "KnieFall", Prolibris Verlag 2011, heiterer Detek- 
tivroman. www.meinehp.com/infohunt 

Titus Müller: "Tanz unter Sternen", Blessing Verlag 2011, historischer  
Roman. Große Liebe & Intrigen auf der Titanic. www.titusmueller.de 

Elli H. Radinger: "Wolfsküsse. Mein Leben unter Wölfen", Rütten & Loe- 
ning 2011, literarisches Sachbuch. Folge deinem Traum:  
http://www.elli-radinger.de  


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SCHREIB-KICK: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


Unser Schreib-Kick für den August, diesmal von Kai Seuthe: 

Such dir eine Szene aus einem x-beliebigen Roman und schreib sie so  
um, dass der Protagonist mindestens einer seiner Sinne beraubt wird.  
Wie nähme er als Soldat eine Kriegszene wahr, wenn er blind wäre? Ein  
Koch, der plötzlich nicht mehr riechen kann? Ein Rockstar, dem während  
des Auftritts das Gehör versagt? 


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LESETIPPS: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

http://www.schreiblabor.com: Auf dieser Website gibt es unter anderem:  
ein Grammatiklexikon, einen Füllwörtertest, eine Textanalyse, bei der  
man einen eigenen Text unter verschiedenen Aspekten automatisch analy- 
sieren lassen kann, einen Namensgenerator für "echte" und einen für  
Fantasy-Namen ˆ und kostenlose Workshops für AutorInnen. 

http://futurezone.at/digitallife/3777-jeder-kann-in-die-bestseller- 
listen-kommen.php: Über eine Million verkaufter E-Books über Amazon  
Kindle: John Locke ist der erste Autor, dem dieser Erfolg ohne Verle- 
ger im Rücken gelungen ist. Im Interview erzählt Locke, wie ihm der  
Eigenverlag zum Durchbruch verholfen hat und warum er überzeugt ist,  
dass das heute jedem gelingen kann. Hierzulande gibt es aber auch kri- 
tische Stimmen, die der E-Book-Euphorie weniger abgewinnen können. 

http://aveleen-avide.blog.de/2011/07/15/interview-alex-thomas- 
11476440/: Wer mehr über unsere beiden Herausgeber, ihr Leben und ihr  
Romandebüt erfahren möchte, kann sich in diesem sehr ausführlichen In- 
terview informieren. 


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AUTORENWISSEN: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


            "Wie Bücherblogs einem Autor nützen können"  
                       von Christian Allner  

Ein Blog (von engl. "Weblog") ist ein digitales Tagebuch im Internet ˆ  
das dürfte den meisten bekannt sein. Viele Nachrichtenagenturen und  
Online-Redaktionen großer Zeitschriften sind nach dem Blog-Prinzip  
aufgebaut: Neben Menüleisten gibt es eine stetig fortlaufende Nach- 
richtenspalte bzw. einen Newsfeed. Die aktuellste Meldung steht ganz  
oben, darunter chronologisch rücklaufend ältere Meldungen.  

Diese Technologie, verkuppelt mit dem menschlichen Drang, sich mittei- 
len zu wollen, führt zu gewaltigen Konstrukten, Gemeinschaften und  
Communitys. Allein der zum Google-Konzern gehörende Anbieter Blogger  
verzeichnete im laufenden Jahr 2011 über 400 Millionen aktive Leser.  
Und das ist der Punkt, an dem ein Autor ansetzen kann: Sich nicht nur  
auf die Verlagswerbung verlassen, sondern direkt Newssites und Blogs  
ansprechen und ihnen die eigenen Werke zur Rezension anbieten. Denn  
diese gewaltige Menschenmenge liest und schreibt Blogs.  


         Blogger und Leser 

Im Normalfall ist ein Blogger auch ein Leser und umgekehrt. Das hat  
den Vorteil, dass der Blogger seine Szene kennt und nah an ihrer Basis  
ist. Gleichzeitig bedeutet das auch, dass er häufig demütiger und be- 
scheidener ist als seine professionellen Kollegen in den Redaktionen.  
Für ihn ist Bloggen ein Hobby, dem er aus Freude nachgeht. Es ist Spaß  
und Unterhaltung für ihn. Aufgrund dieser intimen Umgebung können sich  
auch die Leser besser mit dem Blogger identifizieren. Er erhält den  
Nimbus eines entfernten Freundes, dessen Tipps und Empfehlungen man  
eher folgt als denen einer anonymen Zeitschrift oder einer großen ge- 
sichtslosen Institution.  

Blogger setzen sich auch häufig für ihre Themen ein. Ein Literatur- 
blogger ist im Normalfall selbst ein begeisterter Leser und wird daher  
von seinen Lesern häufig als Experte für das betrachtet, worüber er  
berichtet. Und eine positive Rezension des neuesten Romans eines Au- 
tors wird in der so genannten "Blogosphäre" schnell weitergetragen. 

Über Abonnements werden die Newsfeed-Beiträge an Leser weitergeleitet.  
Gefällt den Lesern, was man ihnen bietet, werden sie selbst davon in  
ihren Blogs berichten. So kann das Lob innerhalb weniger Stunden bis  
Tage an tausende Leute getragen werden. Und viele dieser Leute werden  
von der normalen Verlagsbewerbung zum Teil völlig übergangen.  


         Was zum erfolgreichen Bloggen gehört 

Doch Bloggen ist kein Selbstläufer. Um erfolgreich zu sein, muss man  
einiges berücksichtigen. Für jeden Autor empfiehlt sich daher zunächst  
einmal Feldforschung, um den "richtigen" Blog für sich zu finden:  

1. Ein guter Blog hat ein ansprechendes Äußeres, gute Inhalte und vor  
allem viele aktive Leser; also Leser, die Beiträge kommentieren, wei- 
terreichen und empfehlen. Das muss nicht bedeuten, dass der Blog ge- 
waltig ist. Kleine Blogs, die vielleicht nur 50 eingetragene Leser ha- 
ben, können manchmal mehr erreichen als Blogs mit 500 Lesern. Es kommt  
immer auf die Aktivität der Leser an. Zudem sind kleine Blogs verbrei- 
teter als große und in der Regel auch leichter zugänglich.  

2. Der Blog sollte sich mit dem Genre beschäftigen, in dem der Autor  
schreibt. Viele Blogs lassen im Lauf der Zeit einen klaren Trend er- 
kennen, sei es vorrangig Fantasy, Krimi oder Romanze.  Es bringt we- 
nig, einem erfolgreichen Romanzenblog einen Psychothriller anzubieten.  
Das Thema sollte schon passen. Viele Blogs mischen auch wild Themen,  
je nach dem persönlichen Geschmack des Bloggers.  

3. Mit Rezensionsexemplaren kann man viel erreichen, denn die meisten  
Blogger betreiben ihr Schreiben als Hobby, also aus innerer Überzeu- 
gung. Dafür wollen sie kein Geld ˆ aber ein kostenloses Buch, am bes- 
ten direkt vom Verlag oder vom Autor angeboten, bewirkt einen gewalti- 
gen Motivationsschub und dadurch auch häufig sehr gut recherchierte  
und geschriebene Rezensionen. Denn dem Blogger geht es um die Ehre und  
das in ihn gesetzte Vertrauen.  


         Die Kombination macht's 

Blogs, soziale Netzwerke und das Internet generell bieten dem Autor  
einiges. Viele Verlage und Agenturen setzen inzwischen so genannte  
Buchtrailer ein ˆ kleine Clips ähnlich Filmtrailern, die das Buch be- 
werben sollen. Doch Blogs und das Internet sind nur eine von vielen  
Werbemöglichkeiten für das eigene Buch. Schlussendlich kommt es immer  
auf eine gute Kombination aller Medien an. 

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

1988 in Halle (Saale) geboren, studiert Christian Allner zurzeit an  
der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. 2009 wurde er als  
jüngster Teilnehmer beim Schreibwettbewerb in memoriam Peter Terrid  
ausgezeichnet und mit seinem Anthologie-Beitrag zur "LeseBlüten Fan- 
tasy 2011" erstmals veröffentlicht. Zudem engagiert er sich u. a. für  
seine alte Schule und betreibt selbst einen Literaturblog.  


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig? 

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei  
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender  
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? ˆ wer solche Szenen  
hat, kann sie mir schicken. 

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die  
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. 

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu  
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer  
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der  
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht überschrei- 
ten! 
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                              "Marzahn" 
             Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen 

Der metallicschwarze Horch preschte heran. Bog mit jaulenden Reifen in  
den Salanderweg ein, beschleunigte aus der engen Kurve heraus und  
schlug damit eine Schneise in den Pulk der Schaulustigen, schoss mit  
unverminderter Geschwindigkeit weiter, die Sackgasse hinein und auf  
deren Ende zu, zwei graue, im rechten Winkel stehende Elfgeschosser  
aus Beton. Dort war Schluss und die Gaffer zuckten in Erwartung des  
Einschlages zusammen. Im letztmöglichen Moment stieg der Fahrer auf  
die Bremse und stoppte den Wagen mit dem Trompeten eines kleinen Ele- 
fanten. 
Zentimeter vor Stapelfeldt. 
"Siehst du zu viele Filme, Kostic?"   
"Schieß los, Stapel", sagte Dominik und sprang aus dem Horch. Er ori- 
entierte sich mit einer Kopfdrehung, registrierte bunte Wäscheleinen  
und sichthemmende Betonblöcke, schüttelte unmerklich den Kopf beim An- 
blick zu vieler Köpfe auf den Balkonen. Die mit weißen Unterhemden be- 
kleideten Schmerbäuche verspürten scheinbar große Lust, als Collate- 
ralschäden zu enden.  
Ausgerechnet Marzahn. Doch zum Glück Stapelfeldt. Der wohl fähigste  
Einsatzleiter der Stadt würde die keine Zeit vergeuden. Wie zur Bestä- 
tigung klärte ihn der MEK-Chef mit einigen knappen Worten und Bewegun- 
gen über die Situation auf. Dominik folgte seinem Finger nach oben.  
"Scheiße", entfuhr es ihm.  
Auf dem Balkon der neunten Etage stand ein Mann. Ein kräftiger Mann,  
und er presste ein Kind an seinen Leib.  
"Wir haben Präzisionsschützen postiert." Stapel drehte sich einmal um  
die eigene Achse und zeigte dabei auf vier unscheinbare Punkte inmit- 
ten der Hochhäuser.  
Dominik seufzte. Eine zu große Entfernung. Ungünstige Winkel.  
"Gehst du hoch, Kostic?"  
Dominik nickte und wollte sich gerade in Bewegung setzen, als ihn die  
Stimme des Einsatzleiters aufhielt.  
"Du kennst ihn, oder?"  
"Denny Scheel. Sie haben ihn vor vier Stunden aus Moabit entlassen.  
Ich könnte dem Senator in den Arsch treten."  
"Dann wär dir wohl die nächste Abmahnung sicher", griente Stapelfeldt.  
"Hör zu, Kostic, der Typ steht seit fünfundzwanzig Minuten da oben,  
hält das Mädchen fest und tut darüber hinaus gar nichts. Auf was zum  
Teufel wartet er?" 
"Nicht auf was, Stapel, auf wen." 
"Und auf wen?" 
"Auf mich" entgegnete Dominik, wandte sich um und betrat das Gebäude. 

Etage Sechs, Sieben, Acht. Immer zwei Stufen auf einmal, ohne aus der  
Puste zu kommen, dafür tobte ein Wirbelsturm in seinem Kopf. Ich hätte  
ich mich kümmern müssen, dachte er. Die Amnestie, die Meldung, das Mo- 
abit geräumt wird, war durch die Presse gegangen. Er hatte es überle- 
sen oder einfach nicht geschnallt. Aber, Denny Scheel, wie zum Teufel  
konnten sie ausgerechnet diesen Psychopathen rauslassen? Dominik nahm  
die letzten vier Stufen und bog, den Finger auf den Mund gelegt, um  
die Ecke. Die mit Einsatzoveralls, Sturmhauben und Helmen ausgerüste- 
ten Polizisten sahen auf.  
Die Wohnung von Katharina Scheel. Mit einem Nicken bedeutete er den  
Einsatzkräften, vor der Tür auf ihn zu warten, zog seine Waffe und  
trat ein. 
Sofort schoss sein Puls in die Höhe. Ganz normal, dachte er und lehnte  
sich für einen Moment an die Wand. Du kennst die Techniken, wende sie  
an. Langsam ein- und ausatmen, Puls und Atmung herunterbringen. Er  
wollte gerade weitergehen, als sich ein Bild in sein Bewusstsein zapp- 
te. Katharina Scheel saß auf ihrer Couch, mit einem Loch in ihrem  
Kopf. Er war dafür verantwortlich. Es hätte ihn wenig gekostet, es zu  
verhindern. Wütend wischte er den unnützen Gedanken aus seinem Hirn.  
Routine, dachte er und glitt in den Flur. 
Die erste Tür, das Bad, leer. 
Dominiks Bauch und Brustkorb hoben und senkten sich gleichmäßig und  
hielten damit das Adrenalin in Schach. Die Waffe in seinen gestreckten  
Arm lag ruhig, er umschloss den Griff und legte den rechten Zeigefin- 
ger auf den Abzug. 
Sei aus Stahl, meine Hand, sei eine verdammte Schwarzenegger- 
Terminatorenhand. Drei Meter Wand, dann kam die Wohnzimmertür, die an- 
gelehnte Wohnzimmertür, ein Lottogewinn. 
Dominik schob seinen Kopf für den Bruchteil einer Sekunde in den Raum.  
Sah das Balkonfenster und dahinter den breiten Rücken Scheels. Sie  
standen noch immer draußen, unverändert. Das Glas war einseitig ver- 
spiegelt, man konnte also von innen herausschauen, umgekehrt jedoch  
würde ihn Scheel nicht bemerken. Ich habe eine Glückssträhne, dachte  
Dominik und erinnerte sich an Zoe, die blasse, dünne Zoe, vierzehn,  
nein, fünfzehn Jahre alt musste sie jetzt sein, Denny Scheels Tochter,  
die jetzt seine Geisel war. Sie schien nicht gerade zugenommen zu ha- 
ben, denn er hatte sie nicht erkennen können aus dieser Position, ihr  
Vater verdeckte sie völlig.  
Das Wohnzimmer, Routine.  
Dominik sprang lautlos in den Raum und presste sich an die Wand.  
Als er sie sah, riss er schockiert die Augen auf. Keuchte ungläubig.   
Katharina Scheel saß mit durchschossenem Kopf auf ihrer Couch.  
Eine dunkle Öffnung, ein drittes, unnützes Auge auf Katharinas Stirn.  
Sie sah fern. Das heißt, sie hatte ferngesehen, ihre gebrochenen Augen  
waren noch immer auf das billige Zweihundertzentimeter-Display der ge- 
genüberliegenden Wand gerichtet. In einem alten Film standen zwei  
sichtlich verliebte Schauspieler am Bug eines riesigen Schiffes und  
breiteten ihre Arme aus.  
Adrenalin brach in ihm aus. Scheiße, Scheiße. Er kämpfte es nieder,  
doch Tränen schossen in ihm hoch. Sekunden nur, dann schrie er sich  
innerlich an, schrie "Schluss" und drehte die Ventile zu.  
Er musste Zoe retten.  
Er stellte das Display aus, dann steckte sich die Waffe in das Halfter  
auf seinem Rücken, ging zur Balkontür, klopfte an und trat hinaus.  
"Guten Morgen, Denny. Du hast gegen deine Bewährungsauflagen versto- 
ßen." Scheel hatte sich kaum verändert. Er war etwas kräftiger gewor- 
den, das Knasttraining, seine Augen aber waren die gleichen geblieben,  
gestörte Karpfenaugen. Seine kräftigen Arme hielten das Mädchen so  
fest umklammert wie ein Schraubstock.  
"Kostic!", grinste er. "Da bist du da endlich. Wir warten schon lange,  
hey. Eine Weile. Lange, Weile, Langeweile, wie findest du das? Ist  
meine Resozialisierung fehlgeschlagen, hey?"  
"Das würde ich nicht sagen, Denny. Vor sechs Jahren hättest du das  
Wort noch nicht mal aussprechen können." Dominik wandte sich dem Mäd- 
chen zu, suchte Augenkontakt. Er hatte vorgehabt, ihr mit Blicken und  
Worten Zuversicht zu spenden. Ein unnützes Vorhaben, Zoe war high. Sie  
bekam nichts mit, nicht das Geringste. 
"Hör zu Denny. Von mir aus kannst du springen, kein großer Verlust.  
Aber Zoe, lass sie gehen. Du hast ihr genug Leid zugefügt."  
"Ich hab ihr gar nichts zugefügt, hey!", brüllte Scheel. Er tat es un- 
vermittelt und Dominik bemerkte aus dem Augenwinkel heraus, dass der  
Schütze auf dem Dach gegenüber zuckte.  
"Sie wollte es genauso wie ich." Scheel spuckte vor ihm aus. "Was  
weißt Œn  du Arschloch davon! Du hast ja ´nen Computer zum Ficken,  
aber ich? Ich habe Zoe und wir sind gern zusammen." 
"Das sah aber damals nicht so aus, Denny."  
Die Bilder hatten sich in Dominiks Erinnerung eingedrückt wie Tritte  
in heißem Asphalt. Katharina hatte ihn angerufen. Er verstand sie  
schlecht, sie war völlig aufgelöst, hatte einen Nervenzusammenbruch  
erlitten. Nach Jahren fand sie endlich den Mut und erzählte ihm die  
ganze perverse Geschichte.  
Als er dann Zoes Kinderzimmer betrat, brachte Denny seine Tochter ge- 
rade ins Bett. Mit heruntergelassener Hose. Scheels Glied war noch im- 
mer erigiert, als Dominik versuchte, ihn zu verhören, unten, im Poli- 
zeiwagen. Er lachte nur und dann quoll dieser unglaubliche Dreck aus  
seinem Mund und Dominik schlug zu.  
Er lachte auch jetzt.  
Dominik holte tief Luft. Er musste clever sein, die richtigen Dinge  
sagen.  
"Weißt du was, ich verstehe dich, Denny. Wenigstens einen Teil von  
dir, du bist immerhin ihr Vater. Was hältst du davon ∑" 
"Leck mich am Arsch, Kostic", herrschte Scheel ihn an. "Mit deine  
Psychokacke läuft hier nichts, hey. Das kleine Dreckstück ist ja nicht  
mal von mir, wusstest du das? Ich habe ihren richtigen Vater erledigt,  
auf dem Weg hierher."  
Danke, Herr Senator, dachte Dominik. 
"Game over, Bulle. Wir werden alle drei sterben, jetzt gleich. Du,  
Kostic, bist dabei als Erster dran."  
Schiere Mordlust in seinen Augen. Das war kein Bluff, Denny würde so- 
fort schießen, so schnell wie bei Katharina.  
Zwanzig Jahre Polizeiarbeit hatten Dominiks Sinne geschärft. Das Mäd- 
chen klebte als Schutzschild vor Dennys Körper. Doch Zoe war ausgemer- 
gelt und viel kleiner als er, fast dreißig Zentimeter trennten Scheels  
Stirnmitte vom Kopf seiner Tochter. Außerdem war sie stoned und würde  
sich nicht bewegen. 
Routine. 
Dominik nahm Scheels Bewegungen wie in Zeitlupe wahr. Behäbig löste  
der Verbrecher den Pistolenlauf von Zoes Kopf, um auf ihn anzulegen.  
Also, dachte Dominik und zog die Waffe hinter seinem Rücken hervor.  
Terminatorenhand. Der Kommissar justierte grob auf Scheels Kopf und  
dann fein auf die Mitte seiner Stirn. Zwei Zentimeter über den Augen- 
brauen, gute vier Zentimeter unterhalb der kurzgeschnittenen Haare.  
Er drückte ab. 
Und war dabei viel schneller gewesen als sein Gegner, der die Waffe  
kaum hoch genug gezogen hatte, um seine Knie zu treffen. 
Auf Dennys Stirn klaffte ein Loch. Etwas barst, etwas hinter ihm, tat- 
sächlich flog da sein Schädeldach gegen den Beton. Mit einem Knall  
schossen rot-weiß gefärbte Knochensplitter durch die Luft, explodier- 
ten wie eine überhitzte Spraydose und färbten die Wand im Bruchteil  
dieser einen Sekunde von unschuldigem Grau in einen psychedelischen  
Mix aus Hirngrau und Blutrot.  
Denny und Zoe, Vater und Tochter, klappten zusammen.  

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                  Lektorat von Hans Peter Roentgen 

Statt immer damit zu beginnen, was nicht funktioniert, möchte ich  
diesmal damit beginnen, was funktioniert im Text. Was ist Ihnen aufge- 
fallen, an welcher Stelle hat der Text Sie gepackt? Was blieb in Erin- 
nerung? 

         Spannungspointe 

Bei mir blieb diese Stelle in Erinnerung: 
.......... 
"Hör zu, Kostic, der Typ steht seit fünfundzwanzig Minuten da oben,  
hält das Mädchen fest und tut darüber hinaus gar nichts. Auf was zum  
Teufel wartet er?" 
"Nicht auf was, Stapel, auf wen." 
"Und auf wen?" 
"Auf mich" entgegnete Dominik, wand sich um und betrat das Gebäude. 
.......... 

Warum funktionieren solche Stellen? Weil sie Pointen haben. Nicht  
Pointen im Sinne von "witzig", sondern Spannungspointen. Plötzlich  
dreht sich die Situation um, etwas Unerwartetes wird in die Szene ein- 
geführt. Der Mann wartet nicht auf etwas, sondern auf jemanden. Und  
dann, im letzten Satz, kommt die Pointe: auf Kostic. Der Autor erklärt  
hier nicht lange, sondern lässt sich den Dialog entwickeln. Und dann,  
klack, rückt er mit dem Wesentlichen, der Spannungspointe, heraus. 


         In die Figuren verwandeln 

So gut die Pointe ist, sie hat einen Haken. Hier erfahren wir (und der  
Einsatzleiter), dass Kostic den Mann kennt, und offenbar haben die  
beiden eine gemeinsame Vergangenheit. Wird der Einsatzleiter dann zu- 
lassen, dass Kostic hoch geht, mit dem Geiselnehmer spricht? Bei Gei- 
selnahme ist Deeskalation angesagt, wer mit dem Täter Kontakt auf- 
nimmt, sollte emotional nicht verwickelt sein, damit die Situation  
sich nicht aufschaukelt, außer Kontrolle gerät. 

Also Kostic nicht nach oben hetzen lassen? 

Bei solchen Fragen in einer Szene muss man sich in die Figuren verset- 
zen. Kostic will hoch, will mit dem Täter Kontakt aufnehmen. Obwohl er  
weiß, dass das regelwidrig ist. Aber Kostic ist keiner, der sich an  
Regeln hält. Insofern passt es, dass er nicht sagt: "Ach, Stapel, da  
muss jemand anders hoch, jemand, der neutral ist. Ich bin befangen."  
Diese Lösung passt nicht zu Kostic. 

Interessant ist natürlich der Einsatzleiter Stapelfeldt. Der weiß,  
dass Kostic besser nicht gehen sollte. Also wird er protestieren:  
"Kostic, du kannst da nicht hoch, du kennst die Regeln bei Geiselnah- 
me. Du bist nicht ..." 

Doch Kostic hetzt schon die Treppen hoch. Und Stapelfeldt lässt ihn  
schließlich doch gehen. Warum? Weil die bisherigen Versuche, mit dem  
Geiselnehmer Kontakt aufzunehmen, alle gescheitert sind? Weil er weiß,  
dass die "normale" Vorgehensweise hier nicht weiterführt? Das wäre ei- 
ne Möglichkeit. 


         Regeln kennen, Regeln brechen 

Fällt ihnen an meiner Lösung etwas auf? Ich habe noch nie Geiseln ge- 
nommen, noch nie versucht eine Geiselnahme zu beenden, nicht mal einen  
Kurs in Geiselnahme absolviert. Dennoch rede ich von "Regeln". Das  
sind Regeln, die mir plausibel erscheinen. Aber was würde ein Fachmann  
der Polizei dazu sagen? 

Wenn Sie eine Szene entwerfen, die Dinge behandelt, die Sie nie erlebt  
haben, sollten Sie sich informieren. Im Internet googeln, Kontakt mit  
Leuten suchen, die sich auskennen. Wie würde jemand, der sich aus- 
kennt, meine Lösung beurteilen? 

Sie müssen nicht die "übliche" Lösung wählen. Kostic darf ruhig ganz  
anders reagieren, als Spezialisten das für gut halten. Aber Sie müssen  
wissen, dass es vom Üblichen abweicht und das glaubhaft machen. 


         In den Personen leben 

Weiter im Text. Kostic betritt die Wohnung. Versetzen Sie sich in sei- 
ne Lage. Sie betreten eine Wohnung, auf dessen Balkon sich ein Geisel- 
nehmer befindet, der der Geisel eine Pistole an den Kopf hält. Auf was  
müssten sie achten? 

Auf jeden Fall dürfen Sie ihn nicht erschrecken, damit er nicht verse- 
hentlich abdrückt.  

Möglicherweise ist er mittlerweile wieder in der Wohnung? Oder kann in  
die Wohnung hineinsehen? Jedenfalls kann er Geräusche dort wahrnehmen.  
Also verbietet es sich, eine Pistole zu ziehen. Und auch, ohne Warnung  
in die Wohnung zu gehen.  

Besser, Sie rufen Scheel an. Um mit ihm zu verhandeln. Sie wollen  
schließlich die Geisel retten. 

Was wird Scheel, der Geiselnehmer dieser Szene, tun, wenn Kostic ihn  
anruft? Sie, lieber Autor, müssen sich in Scheel verwandeln, Scheel  
werden. Sie haben die eigene Tochter früher missbraucht, jetzt als  
Geisel genommen. Sie haben eine Stinkwut auf Kostic, der Sie ins Ge- 
fängnis gebracht hat, sie wollen mit niemand anders reden, sie wollen  
Kostic kaltmachen, als großes Finale Ihres Lebens. 

Wie also reagieren Sie, wenn Kostic in der Wohnungtür steht? Sie ru- 
fen: "Komm rein, Kostic. Raus auf den Balkon. Und die Hände schön  
sichtbar. Keine Waffen, sonst hast du einen Menschen auf dem Gewissen.  
Falls du so was wie ein Gewissen haben solltest." 

Kostic muss jetzt durch die Wohnung gehen. Die tote Katherina sehen.  
Nicht viel Zeit, darüber nachzusinnen. Was für die Spannung nur von  
Vorteil ist. Geben Sie Ihren Protagonisten nie viel Zeit. Erhöhen Sie  
die Schwierigkeiten. Ihr Held betritt die Wohnung ˆ und sieht die Lei- 
che von Katharina. Das bringt ihn außer Fassung, aber er kann nicht  
lange um Fassung ringen. Er muss auf den Balkon. Jetzt. Tote hin oder  
her. 

Dann ist er draußen. Und jetzt kann der Showdown losgehen, so wie er  
in der Originalszene beschrieben wird. 


         Szenen überarbeiten 

Wenn Sie wissen, was an Ihrer Szene nicht funktioniert und was Sie än- 
dern müssen, können Sie loslegen. Sie haben jetzt eine klarere Vor- 
stellung davon, was jede einzelne Person will. Also schreiben Sie  
jetzt die Szene neu. Das, was gut ist ˆ die Spannungspointe, der Show- 
down ˆ, übernehmen Sie. Den Rest formulieren Sie neu. 

Die neue Fassung wird nicht völlig fehlerfrei sein. Aber sicher span- 
nender als die Urfassung. Also gehen Sie erneut an die Arbeit. Was ist  
jetzt in der neuen Szene das größte Problem? Was müsste in der neuen  
Fassung noch überarbeitet werden? 


         Kleinigkeiten 

Ein paar Kleinigkeiten fallen mir noch ein, die vermutlich auch in ei- 
ner Neufassung zu Problemen führen werden. 

Einmal sind es die Scharfschützen. Danny Scheel steht auf dem Balkon,  
er kann Stapelfeldt sehen. Würde ein erfahrener Einsatzleiter dann auf  
die Positionen der Scharfschützen zeigen? Dem Geiselnehmer also mög- 
licherweise Tipps geben, wo seine Feinde versteckt sind? Wohl eher  
nicht. 

Das zweite Problem sind die Metaphern, die Vergleiche. Gute Vergleiche  
beleben einen Text, tragen zur Spannung bei. Aber sie müssen sitzen.  
Wie klingt eine Vollbremsung? Wie das Trompeten eines Elefanten? Da  
habe ich meine Zweifel. Sprich: Da sollte man nach einem besseren Ver- 
gleich suchen. Welche Vergleiche passen, ist immer auch eine Frage der  
Erzählstimme, also von dem Ton, in dem erzählt wird. Hier muss also  
etwas her, dass zu Kostic und der Szene passt. 

Die Bilder von Scheel haben sich Kostic eingebrannt "wie Tritte in  
heißem Asphalt". Auch das passt so nicht. Wie haben sich die Bilder  
eingebrannt? Auch das muss besser gewählt werden. Welche Vergleiche  
passen und welche nicht, das zu entscheiden bedarf oft großer Übung.  
Da muss man ein Gefühl für entwickeln. Deshalb ist es durchaus gut,  
auch mal ungewohnte Vergleiche auszuprobieren. Der Weg zu guten Texten  
ist mit missglückten Texten gepflastert. 

Aber wenn man auch nach etlicher Zeit keine passenden Vergleiche fin- 
det, darf man auch mal nach dem Üblichen greifen. "Die Bilder würde er  
bis zu seinem Tode nicht vergessen", ist zwar nicht sehr originell,  
sagt dem Leser aber, was gemeint ist. Nicht alles lässt sich neu er- 
finden.  

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein Hallelu- 
ja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé". Außerdem hält  
er Schreibkurse und lektoriert. 


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INTERVIEW: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


           "Ich möchte mich persönlich angesprochen fühlen" 
                   Interview mit Bettina Wörgötter 

Bettina Wörgötter ist Lektorin im Zsolnay & Deuticke-Verlag, Wien, ei- 
nem Tochterverlag des Carl-Hanser-Verlags, München. 


Ursula Schmid-Spreer: Was hast du studiert? Welche Studienrichtung  
hast du gewählt? Die klassische Form Germanistik? 

Bettina Wörgötter: Germanistik im Zweitfach, vergleichende Literatur- 
wissenschaft und Deutsche und Romanische Philologie (also Germanistik  
und Spanisch). 


USS: Wie bist du auf die Idee gekommen, Lektorin zu werden?  

BW: Ich habe Praktika in Verlagen gemacht und festgestellt, dass mich  
diese Arbeit fasziniert. 


USS: Hat sich während deines Studiums herausgestellt, dass du bei ei- 
nem Verlag als Lektorin arbeiten möchtest? 

BW: Ich habe neben dem Studium immer gearbeitet und Praktika gemacht.  
Zuerst bei Zeitungen und Zeitschriften, dann in Verlagen. 


USS: Unterscheidet sich der freie Lektor von einem angestellten Lektor  
in einem Verlag? 

BW: Ja, klar. Der freie Lektor hat unter Umständen manchmal mehr Zeit,  
sich auf einen Text, auf die Textarbeit zu konzentrieren. Darum benei- 
de ich die freien KollegInnen hin und wieder. Aber als angestellte  
Lektorin hat man natürlich mehr Gestaltungsspielraum, wenn man für den  
Einkauf der Bücher (mit)verantwortlich ist. Und man kann ein Projekt  
viel umfassender (von Anfang an bis auf die Bestseller-Liste ∑) be- 
treuen. 


USS: Welches Genre bedient der Zsolnay & Deuticke-Verlag hauptsäch- 
lich? 

BW: Krimis, internationale Belletristik (Schwerpunkt Mittel-, Süd-,  
Osteuropa), österreichische Literatur, Sachbuch (u. a. Kultur- und Li- 
teraturwissenschaft, Philosophie, Gesellschaftspolitik). 


USS: Musst du den überwiegenden Teil des Tages lesen, lesen, lesen? 

BW: Auch, aber lesen, lesen, lesen ist vor allem abends und am Wochen- 
ende angesagt. Tagsüber ist auch viel redigieren, schreiben, kommuni- 
zieren etc. angesagt. 


USS: Warum bist du Lektorin geworden und nicht Schriftstellerin? 

BW: Ich denke, ich wäre eine weniger gute Autorin. 


USS: Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langwei- 
lig? 

BW: Eine durchdachte, plausible, berührende, authentische Geschichte  
ist spannend, wenn sie auch noch gut erzählt ist. Konstruierte, ko- 
pierte und geschwätzige Geschichten sind langweilig. Ganz grob gespro- 
chen ∑ 


USS: Worauf legst du besonderen Wert? Äußere Form und Stil? 

BW: Auf Respekt ˆ vor der/m Autor/in, dem Text, dem Thema, der Zeit,  
dem Verlag, den Menschen. 


USS: Sollte man als Lektorin selber schreiben können? 

BW: Man sollte wohl zumindest gerne, gut und regelmäßig schreiben. 


USS: Wie sieht der Alltag deines Lektorinnenlebens aus? 

BW: Viele Informationen über Bücher, Manuskripte und AutorInnen sam- 
meln, auswerten, verteilen. Lesen. Auswählen. Redigieren. Texte  
schreiben (Vorschau-, Klappen-, Werbetexte etc.). 


USS: Welche Manuskripte lehnst du gleich von vornherein ab? 

BW: Manuskripte, die aus verschiedenen Gründen (Thema, Genre etc.)  
überhaupt nicht zu unserem Programm passen. 


USS: Woran erkennst du die "schreibende Hausfrau", den "Schubladen- 
schreiber" und den "großen Wurf"? 

BW: Das ist ein komplexes Thema, das ich schlecht hier kurz abhandeln  
kann ∑ Ich könnte aber auch einfach sagen, wenn man tausende Manu- 
skripte pro Jahr liest und prüft, dann weiß man es einfach. 


USS: Bist du auf ein spezielles Genre spezialisiert? 

BW: Nicht wirklich, aber ich betreue viele Übersetzungen und auch vie- 
le Sachbücher. 


USS: Was ist besser: sich direkt an den Verlag zu wenden oder an eine  
Agentur? 

BW: Beides. Kommt auf den Text und die Kontakte an, die man hat oder  
knüpft. 


USS: Ist es nicht schwierig, ein Buch zu lektorieren und dabei den  
Stil des Autors zu belassen? 

BW: Nein. Sich verschiedenen AutorInnen, Texten, Stilen, Arbeitstech- 
niken, Herangehensweisen, Tempi usw. anpassen zu können, ist die  
Grundvoraussetzung für LektorInnen. 


USS: Wie sind die Berufsaussichten für Lektorinnen? 

BW: Ich denke, es ist nicht leicht, einen guten Job zu finden, aber  
mit Einsatz und Fleiß auch nicht unmöglich. 


USS: Du bist bei einem renommierten Verlag tätig. Leider machen sich  
immer mehr Publikationsverlage breit, die Druckkostenzuschüsse verlan- 
gen. Wie stehst du dazu?  

BW: Ich glaube, es gibt Randbereiche (z. B. in der Wissenschaft), wo  
es seriöse Angebote gibt. Aber es gibt auch viele unseriöse Angebote.  
Vorsicht! 


USS: Hat ein Autor, der bereits bei so einem Verlag veröffentlicht  
hat, auch bei dir Chancen? 

BW: Ja. Ausschlaggebend ist das Manuskript ˆ nicht die Vorgeschich- 
te(n). 


USS: Wie werden wohl die Aussichten auf dem Buchmarkt in absehbarer  
Zukunft sein? Immer mehr Lizenzen aus dem Ausland, oder besinnen sich  
die Verlage mehr auf heimische Autoren? 

BW: Das kann man so nicht sagen. Es hat immer beides gegeben, und so  
wird es auch bleiben. Und das ist auch gut so. 


USS: Glaubst du, dass bei der Masse an unverlangten Einsendungen ein  
"Bestseller" untergeht? 

BW: Nein. Wenn ich den Bestseller nicht entdecke (hoffentlich nicht!),  
dann findet ihn ein/e Kolleg/in. 


USS: Sollte man anrufen und erfragen, wer der Ansprechpartner ist? 

BW: Man kann den Ansprechpartner erfragen, man kann die Manuskript- 
einsendung aber auch einfach ans Lektorat adressieren. Wichtig ist,  
dass man das Gegenüber ernst nimmt. Ich möchte mich persönlich ange- 
sprochen fühlen (ob mit Namen oder nicht). Sammel-E-Mails an die ganze  
deutschsprachige Verlagslandschaft leisten das nicht ∑ 


USS: Wie möchtest du das Manuskript haben? Exposé, einige Kapitel oder  
gleich das ganze "Werk", immer Rückporto beilegen? 

BW: Aussagekräftiges, aber nicht zu umfangreiches Exposé, Leseprobe  
(30 bis 50 Seiten), Kurzbiographie und Publikationsliste der/s Au- 
tors/in. Rückporto beilegen, wenn man die Unterlagen zurück haben  
möchte. 


USS: Liest du dir die Vita des Autors durch? Beeinflusst dich das  
dann? 

BW: Ja, natürlich ist es interessant zu wissen, was jemand beruflich  
macht, wie viel schriftstellerische Erfahrung jemand mitbringt und ob  
sie oder er schon veröffentlicht hat. 


USS: Wenn man längere Zeit nichts vom Verlag/Lektor gehört hat, darf  
oder sollte man nachfragen? 

BW: Nein. Wir melden uns auf alle Fälle, es dauert leider manchmal  
ziemlich lange, weil wir viel zu tun und viele Manuskripte zu prüfen  
haben. Anrufen nützt nichts. 


USS: Hast du einen Rat für "Schreiberlinge", die mit dem Schreiben be- 
ginnen möchten? 

BW: Lesen. Schreiben. Kritik zulassen. Realistische Ziele verfolgen. 


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:      
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - kei- 
ne Manuskripte zur Beurteilung. 

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst  
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird. 


Drehbuch: Oliver Pautsch 
                            drehbuch at experte pt autorenforum pt de 
Fandom: Thomas Kohlschmidt 
                              fandom at experte pt autorenforum pt de 
Fantasy: Stefanie Bense 
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Heftroman: Arndt Ellmer 
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Historischer Roman: Titus Müller 
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Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik 
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Kriminalistik: Kajo Lang 
                       kriminalistik at experte pt autorenforum pt de 
Lesungen: Rüdiger Heins 
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Lyrik: Martina Weber 
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Sachbuch: Gabi Neumayer 
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Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss 
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Schreibgruppen: Ute Hacker 
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Schreibhandwerk: Ute Hacker 
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Sciencefiction: Andreas Eschbach 
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Übersetzung: Barbara Slawig  
                       uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de 
Verlagswesen: Bjørn Jagnow 
                        verlagswesen at experte pt autorenforum pt de 

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................. 
Experten-Special: 
................. 

Bjørn Jagnow hat seine über 80 Fragen und Antworten zu den Themen Ur- 
heberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt  
und in einem Buch zusammengefasst ˆ thematisch sortiert und aktuali- 
siert: 

Björn Jagnow: "Fragen und Antworten zu Urheberrecht, Verlagswesen und   
Vermarktung", 2009, 188 Seiten, 10,00 Euro, Edition Octopus 


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR DREHBUCH: 
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         Oliver Pautsch (drehbuch at experte pt autorenforum pt de) 


Frage: 
Ich möchte gerne ein Drehbuch zu einem Roman schreiben. Ich habe auch  
schon viele Ideen und Bilder im Kopf, wie man das, was im Roman steht,  
im evtl. später mal entstehendem "Film" wiedergeben könnte. [...] Ich  
hab nur das Problem, dass ich nicht weiß, wie ich es ausdrücken soll.  
Mich beschäftigt zum Beispiel die Frage, wie man den "Film"  beginnen  
kann. Z. B. möchte ich, dass zu Beginn der Blick des Zuschauers wie  
aus der Sichtweise eines Vogels gesehen wird, der über eine Landschaft  
fliegt und dann durch ein Loch in der Häuserwand ins Innere gelangt,  
und dass da dann das eigentliche Szenario beginnt. [...] Wäre das z.  
B. in Ordnung? 

"Die Szene beginnt mit einem kurzen Schwenk der Kamera über die Land- 
schaft in Richtung Norden. Gleichzeitig wird ein kurzer Text (siehe  
unten) eingeblendet. Nachdem der Blickwinkel des Zuschauers durch ein  
Lüftungsschacht ins Innere des Gebirges geführt wird ..." Oder macht  
man das nicht so? 


Antwort: 
Du solltest dir zuerst einmal die Grundlagen der Formatierung von  
Drehbüchern ansehen. Zu dem Thema findest du einen längeren Artikel  
auf der Website von autorenforum.de unter  
http://autorenforum.de/experten/drehbuch/206. Einen ziemlich umfang- 
reichen Artikel findest du unter "Drehbuch" auch bei Wikipedia.  

Was deine konkrete Frage betrifft, würde das in einem Drehbuch von mir  
etwa so aussehen: 

------------------------------------------------------------------- 

AUSSEN / TAG 			WALDLANDSCHAFT / VOGELPERSPEKTIVE 

Eine Waldlandschaft von hoch oben - im Dämmerlicht des späten Nachmit- 
tags ... (weiter Beschreibung) 

Die Kamera verlässt den Wald und gleitet über die Stadt ... (weiter  
Beschreibung) ... rasant auf eine Häuserwand zu. In der Wand ist ein  
Loch zu erkennen, das rasend schnell größer wird. Das Loch scheint die  
Kamera zu verschlingen und ...  

SCHNITT AUF: 

INNEN / TAG							ZIMMER 

in einem Wohnzimmer wieder auszuspucken, wo gerade ein junger Mann am  
Schreibtisch sitzt und ... (weiter Beschreibung) 


-------------------------------------------------------------------- 

Die visuelle Umsetzung einer Romanadaption ist natürlich genau die  
Kunst, die man als Drehbuchautor mit viel Phantasie und Vorstellungs- 
vermögen umsetzen muss. Da ich die Vorlage nicht kenne, kann ich dir  
natürlich dazu wenig sagen. Wichtig dabei ist, dass du versuchst, den  
"Film in deinem Kopf", der beim Lesen des Texts entstanden ist, im  
Drehbuch festzuhalten. 

Nicht vergessen solltest du übrigens auch die Frage der Rechte. Falls  
Du die Verfilmungsrechte des Romans nämlich nicht hast, könnte das  
später Ärger mit dem Verlag geben. Also Vorsicht! 

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Oliver Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer,  
Beleuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft. Spä- 
ter ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber di- 
rekt für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für Kurzfil- 
me, Serienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film.  
http://www.pautsch.net 


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen  
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrenn- 
ter Mail kommt 
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                  Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de 
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