Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipps
Autorenwissen
"Fokussiert und mit Vision:
Sorgfältig vorbereitet in die Manuskriptphase starten"
von Ulrike Scheuermann
Schreibkurs
"Wie Haltung das Autorenleben erleichtert"
von Iris Leister
Spannung, der Unterleib der Literatur
"And the winner is ..."
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Interview mit Ursula Schmid-Spreer
Frag den Experten für Kinderbuch
(Michael Borlik)
EDITORIAL: --------------------------------------------------------------------- Liebe Autorinnen und Autoren, Ursula Schmid-Spreer kennt ihr alle als engagierte Mitarbeiterin des Tempest, und viele haben sie schon persönlich auf einem der von ihr organisierten Autorentreffen getroffen. Jetzt stellen wir sie euch endlich auch im Tempest mit einem ausführlichen Interview näher vor. Was gibt es sonst noch im neuen Tempest? Ulrike Scheuermann gibt in ihrem Artikel praktische Tipps dazu, wie man die Schreibphase eines umfangreichen Schreibprojekts optimal plant und organisiert. Iris Leister zeigt, wie wichtig und hilfreich "Haltung" bei der Figurenentwicklung sein kann. Hans Peter Roentgen lektoriert diesmal eine komplette Kurzgeschichte. Und als wäre das nicht schon genug, gibt es natürlich auch wieder neue Ausschreibungen, Tipps, Kicks und eine Antwort unseres Experten für Kinderbücher, Michael Borlik. Der Tipp des Monats September, diesmal von http://www.writingforward.com/blog (schickt mir eure Tipps!): Read more fiction than you write. Die Überraschungsverlosung trifft heute Kai Seuthe, der sich über drei schicke und praktische Lesezeichen freuen kann. Ihr seht, es lohnt sich, mal einen Schreib-Kick, einen Schreibtipp oder einen Artikel(vorschlag) einzureichen! Vor allem Kurztipps fürs Editorial suchen wir zurzeit dringend. Einen möglichst goldenen Herbstbeginn wünschen wir aus den Weltmetropolen London und Bergheim! Gabi Neumayer Chefredakteurin ~~~~~~~~~~~ Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto von autorenforum.de: Sparda Bank Südwest eG BLZ 550 905 00 Kto. 100 724 515 Stichwort: "Beitrag 2011" Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte genau so zusammenschreiben!) IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15 BIC: GENODEF1S01 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ISSN 1439-4669 Copyright 2011 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ INHALT DIESER AUSGABE: TEIL 1: Editorial Hall of Fame Schreib-Kick Lesetipps Autorenwissen "Fokussiert und mit Vision: Sorgfältig vorbereitet in die Manuskriptphase starten" von Ulrike Scheuermann Schreibkurs "Wie Haltung das Autorenleben erleichtert" von Iris Leister Spannung, der Unterleib der Literatur "And the winner is ..." Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen Interview mit Ursula Schmid-Spreer Frag den Experten für Kinderbuch (Michael Borlik) Impressum TEIL 2: Veranstaltungen Ausschreibungen Publikationsmöglichkeiten mit Honorar ohne Honorar Seminare Messekalender Impressum ********************************************************************* HALL OF FAME: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können. Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema: ....... AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage- Adresse. ....... Ein Beispiel (!): Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009, Mystery-Thriller. 60 Zeichen - und kein einziges mehr! Inklusive Homepage! ....... Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. ACHTUNG! Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä. Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an redaktion at team pt autorenforum pt de. Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Stefan Nowicki: "Die Kreuzfahrerin", Sankt Ulrich Verlag 2011, Historischer Roman. Eine Geschichte aus dem 11. Jhd. www.stefannowicki.de Mitra Devi: "Das Kainszeichen. Nora Tabanis vierter Fall", Appenzeller-Verlag, 2011, Kriminalroman. Nora ermittelt in psychiatrischer Klinik. www.mitradevi.ch Katja Selig: "Franse und der Klamottendieb", Ueberreuter Verlag 2011, Kinderkrimi. Für Mädchen ab 10 Jahren Ana Otera, Helmut Stauder: "Männer morden sanfter", Sonderpunkt Verlag 2011, Mörderische Erzählung. 15 ways to kill your lover, http//:www.helmut-stauder.de Renate Härtl: "Bei Liebe Tod", AtheneMediaVerlag 2011, Thriller Rebecca Michéle: "Die Tote von Higher Barton", Goldfinch-Verlag 2011, zeitgenössischer Cornwall-Krimi. http://www.rebecca-michele.de Ricarda Martin: "Das Lied der Lüge", Weltbild-Verlag 2011, Historischer Roman. Zu Beginn des 20. Jahrh., www.rebecca-michele.de Angelika Lauriel: "Double crime/Doppeltes Verbrechen", deutsch- französischer Kinderkrimi, Langenscheidt 2011. Mehr über die Autorin: http://www.angelikalauriel.de Janine Wilk: "Lilith Parker - Insel der Schatten", Thienemann/Planet Girl Verlag 2011, Fantasy. 368 Seiten, http://www.planet-girl- verlag.de Gitta Edelmann: "AdventsZeit für Kinder - Mit Lars und Franzi vom 1. Advent bis zum 6. Januar", Friedrich Wittig Verlag 2011, Kinderbuch. Mehr auf: www.gitta-edelmann.de ********************************************************************* SCHREIB-KICK: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Unser Schreib-Kick für den September, diesmal von Jennifer Schreiner: Reise ins Ich: Stell dir vor, du bist ein rotes Blutkörperchen und reist durch alle Stellen deines Körpers. Wo beginnst du? Was siehst, hörst, riechst, fühlst du? Was sagst du zu deinen Zähnen, deinem Magen etc.? Wie sind die Antworten? Wie geht die Reise weiter? Was stört dich? Was findest du gut? ********************************************************************* LESETIPPS: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) http://www.buchmarkt.de/content/47359-newsflash.htm: Rainer Groothuis über Vorkalkulation, Kreativität und die Positionierung eines guten Buchs. Wonach entscheidet der Kunde sich bei subjektiver Nicht- Unterscheidbarkeit des Angebots auf einem durchschnittlichen Krimi- Taschenbuch-Tisch? http://www.boersenblatt.net/445854/: Der frühere Libri-Manager und jetzige Tchibo-Chef Markus Conrad prophezeit dem inhabergeführten Buchhandel eine kleine Renaissance - und den Filialisten einen schweren Stand. http://www.carla-berling.de/?p=54: Das tapfere Schreiberlein: "Das Schreiberlein beugte sich vor und sagte in verschwörerischem Ton: "Aber ich weiß Bescheid! Die Lektoren der großen Verlage lesen nämlich überhaupt keine Manuskripte unbekannter Autoren. Sie lesen nur die Texte, die ihnen die Prominenten schicken. Dabei bleibt natürlich die Qualität der Literatur auf der Strecke ..." ********************************************************************* AUTORENWISSEN: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Fokussiert und mit Vision: Sorgfältig vorbereitet in die Manuskriptphase starten" von Ulrike Scheuermann Wie starten Sie in die Schreibphase für ein größeres Projekt? Stichworte notieren, Datei öffnen, Finger auf die Tastatur, und los geht‚s? Oder kommt davor noch etwas anderes? Gut wäre das. Denn Schreiben geht leichter, konzentrierter und schneller mit einem realistischen Zeitgefühl und mit klarem inhaltlichem Fokus. Deshalb möchte ich Ihnen Anregungen geben, wie Sie sich vor Schreibbeginn auf das Wesentliche in Bezug auf den Textinhalt und auf den Schreibprozess fokussieren können - insbesondere vor und bei größeren Schreibprojekten. Die drei vorgestellten Übungen, die ich für meine Klienten und Seminarteilnehmer entwickelt habe, sind eher psychologisch ausgerichtet. Sie finden Sie ausführlicher und mit Beispielen und Abbildungen auch in meinen Büchern "Wer reden kann, macht Eindruck - wer schreiben kann, macht Karriere" (2009) und "Die Schreibfitness-Mappe" (2011). Zwei Fragen für die Einstimmung auf große Schreibprojekte Folgende Fragen interessieren mich bei der Vorbereitung großer Schreibvorhaben besonders. Erstens: Wie kann man seine Zeitvorstellung so beeinflussen, dass fokussiertes und effektives Schreiben mit einem guten Zeitgefühl und dem richtigen Maß sowohl an Zeitdruck als auch an zeitlicher Freiheit möglich wird? Dafür stelle ich den "Schreibstreckenplaner" und den "Zeitstrahl" vor. Zweitens: Wie kann man sich innerlich auf den Inhalt seines Schreibprojektes, sein Textziel und seine Leser einstimmen? Zum Beispiel mit der Übung "Denkbilder". Eine realistische Zeitvorstellung entwickeln Ich erlebe es gerade bei der Arbeit mit Buchautoren und Wissenschaftlern als zentral, dass sie äußerst sorgfältig ein realistisches Zeitgefühl entwickeln, so dass gegen Ende kein übermäßiger Druck entsteht, sondern eher kontinuierlicher, dafür aber geringerer Druck auf die gesamte Schreibphase verteilt ist. Denn nach meiner Erfahrung brauchen Schreibende für fokussiertes Schreiben fast immer einen gewissen produktiven Druck - der natürlich genug Spielraum für kreative Entfaltung lassen sollte. Und das gilt ebenso, wenn jemand grundsätzlich gerne schreibt und hoch motiviert ist. Ich spreche auch aus eigener Erfahrung. Die Schreibstrecke realistisch planen ..................................... Zu einer realistischen Zeitvorstellung können Sie im ersten Schritt mit dem Schreibstreckenplaner gelangen. Er ist insbesondere hilfreich, wenn Sie regelmäßig zu wenig Zeit fürs Überarbeiten finden oder wissen, dass Sie öfter Abgabefristen überziehen. Für die Schreibstreckenplanung legen Sie zum einen die Textlänge in Seiten fest. Zum anderen schätzen Sie Ihr Schreibtempo ein: Sie überschlagen, wie viel Zeit Sie erfahrungsgemäß pro Stunde für Ihre Erstfassung, also den Rohtext, benötigen. Anschließend können Sie Ihre Schreibzeit errechnen: Sie teilen die Textlänge durch Ihr Schreibtempo. So erhalten Sie die ungefähre Stundenzahl, die Sie für Ihre Erstfassung benötigen. Dazu ein Beispiel: Sie wollen ein Kapitel mit 30 Seiten schreiben. Sie wissen, dass Sie für Erstfassungen ungefähr zwei Seiten pro Stunde schreiben. Nun teilen Sie die 30 Seiten durch zwei und kommen auf Ihre Erstfassungs-Schreibzeit von 15 Stunden. Davon ausgehend, können Sie nun die gesamte Schreibstrecke planen, wenn Sie überschlagen, wie lange Sie erfahrungsgemäß für die Erstfassung im Verhältnis zu den anderen Schreibphasen brauchen. Ich benötige zum Beispiel ca. 30 % meiner gesamten Schreibzeit für den Rohtext. Ideen entwickeln, Strukturieren und Reifenlassen machen weitere ca. 30 % aus, das Überarbeiten nochmals ca. 40 %. Die Prozentzahlen können Sie, ausgehend von ihrer errechneten Schreibzeit, dann noch in Stunden umrechnen, im Beispiel würden Sie damit auf 50 Stunden für 40 Seiten Text kommen - wirkt erst einmal ziemlich viel, oder? Ist aber vermutlich realistisch. Fertig ist Ihre Schreibstreckenplanung. Den Schreibstreckenplaner können Sie übrigens als Word- und pdf-Datei von meiner Website herunterladen und an Ihre Bedürfnisse anpassen. Einen Zeitstrahl visualisieren .............................. Eine weitere Möglichkeit, eine persönliche Vorstellung vom zeitlichen Verlauf Ihres Schreibprojektes zu entwickeln, ist die Übung "Zeitstrahl". Der positive Effekt: Meist bekommen meine Klienten oder Seminarteilnehmer einen Schreck, wenn sie sehen, wie wenig Netto- Schreibzeit ihnen zur Verfügung steht - und fangen an zu schreiben. Dann bin ich zufrieden - und die Schreibenden sind es später auch. Bei dieser Übung stellen Sie sich zuerst ein inneres Bild Ihres zukünftigen Zeitverlaufes vor. Das mag eine Spirale, eine mehrfach gekrümmte Linie oder ein Trampelpfad sein. Anschließend nehmen Sie ein großes Blatt Papier und zeichnen Ihren Zukunfts-Zeitstrahl für Ihr Schreibprojekt und parallel für weitere Bereiche ein, die in Ihrem Leben Zeit in Anspruch nehmen werden - andere Arbeitsaufgaben, Urlaubszeiten, eine Hochzeit. Dabei gilt: Je mehr Zeit eine andere Aufgabe in Anspruch nimmt, desto weniger Zeit können Sie für das Schreiben einplanen. Wenn Sie die Zeitbudgets für Ihre einzelnen Lebensbereiche auf diese Weise visualisiert haben, können Sie viel realistischer einschätzen, was in puncto Schreiben möglich sein wird. Abschließend können Sie Ihre Schreibzeiten noch als feste Termine in Ihren Kalender eintragen. Denkbilder entwickeln Und nun zur inhaltlichen Fokussierung: Mit einem Denkbild führen Sie sich Thema und Leser vor Augen und können dadurch die Qualität Ihres gesamten Schreibprojektes verbessern. Innere Bilder wirken stark, sie prägen unser Denken, Fühlen und Handeln. Was Spitzensportlern hilft, können Sie mit ebenso viel Erfolg für sich als (Spitzen-)Schreiber anwenden. Dafür schließen Sie für einen Moment die Augen und beobachten drei Atemzüge lang, wie Sie ein- und ausatmen, ohne den Atem zu beeinflussen. Dann lassen Sie vor Ihrem inneren Auge ein Denkbild entstehen, also eine Vorstellung dessen, wie Sie schreiben wollen, was Ihr Thema ausmacht oder wie Ihre Leser auf Ihren Text reagieren werden. Vielleicht sehen Sie Filmsequenzen, Standbilder, ein Schaubild, Sätze oder einzelne Wörter. Wenn Sie die Augen wieder geöffnet haben, können Sie Ihr Denkbild noch mit einem schnellen Wurf auf Papier skizzieren. Die inhaltliche Fokussierung und das Einstellen auf die Leser sind die beiden wichtigsten Voraussetzungen, um intuitiv entlang eines roten Fadens zu schreiben und die Leser mit der passenden Schreibstimme anzusprechen. Die Übung "Denkbilder" finden Sie auch als Hördatei- Anleitung zum Download auf meiner Website. Und spätestens nach so viel Vorarbeit juckt es Sie nun hoffentlich schon in den Fingern, endlich mit dem "richtigen" Schreiben zu beginnen. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg dabei! **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Ulrike Scheuermann ist Sachbuchautorin, Diplom-Psychologin und (Schreib-)Coach für Sachbuchautoren, Wissenschaftler und andere Berufstätige und unterstützt seit knapp 15 Jahren Menschen dabei, sich auf das Wesentliche zu fokussieren - im Leben, beim Arbeiten, beim Schreiben. http://www.ulrike-scheuermann.de ********************************************************************* SCHREIBKURS: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Wie Haltung das Autorenleben erleichtert" von Iris Leister Neulich wurde einer Altenpflegerin, die sich massiv für ihre Patienten eingesetzt hatte und deshalb ihre Stelle verlor, Schadenersatz zugesprochen. Darauf angesprochen, sagte sie sinngemäß, das Urteil bestätige sie darin, dass es richtig sei, für die eigenen Rechte und die der anderen zu kämpfen. Das ist Haltung. Ich komme gleich drauf, was das mit dem Schreiben zu tun hat. Haltung - eine Definition Die Haltung ist die Prämisse, unter der man an Entscheidungen herangeht, aber auch sein Leben bzw. die Vorkommnisse darin wahrnimmt und auf sie reagiert. Und der Haltungen gibt es viele. Wer seine Mitmenschen (und sich selbst) genau beobachtet, wird bei den meisten (und sich selbst) recht schnell fündig. Ein paar Beispiele: "Ich ziehe ja eh immer den Kürzeren." "Die anderen sind schuld." "Wer sich anstrengt, wird auch was." Oder das berüchtigte "Geiz ist geil", das zur Nationalhaltung der Deutschen zu werden drohte. Und jetzt komme ich darauf, was das mit dem Schreiben zu tun hat. Haltung in der Fiktion Wer sich beim Schreiben schon einmal gefragt hat, wie, verdammt, sich eine Figur in der Situation, in der sie sich gerade befindet, verhält, weiß, dass einem diese Ungewissheit schwer zu schaffen machen kann. Dabei gibt es ein Werkzeug, das diese Ungewissheit radikal beseitigt. Das Werkzeug heißt ... Haltung. Denn was fürs wahre Leben gilt, gilt erst recht fürs fiktionale: Die Haltung ist die Prämisse, unter der Figuren an Entscheidungen herangehen, aber auch ihr Leben bzw. die Vorkommnisse darin wahrnehmen und auf sie reagieren. - Schauen wir uns zur Verdeutlichung einmal vier Figuren an und sezieren ihre Haltung. Sherlock Holmes, Walter White, Lisbeth Salander und Alex Herwig Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes hat die Haltung: "Ich bin das Genie, die anderen Idioten." Mit dieser Haltung geht er an alles heran, egal, ob es die Lösung von Kriminalfällen ist oder ob es um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Diese Haltung bestimmt sein Handeln und, ganz wichtig, seine Wahrnehmung. Das Gleiche gilt für den spießigen Chemielehrer Walter White, den Protagonisten der von Vince Gilligan erschaffenen Fernsehserie "Breaking Bad". Walters Haltung ist: "Wat mut, dat mut." Genauer: "Ich mache, was immer notwendig ist." Mit dieser Haltung, die seine Wahrnehmung und sein Handeln bestimmt, tut er die unmoralischsten Dinge. Weil es seiner Meinung nach notwendig ist. Der Autor weiß, dass Walter sich, vor die Wahl gestellt, zwischen Rückzug und Verfolgen seines Ziels zu entscheiden, sich immer für das Ziel entscheidet. Und wenn das bedeutet, jemanden in Flusssäure aufzulösen. "Wat mut, dat mut." Stieg Larssons spröde Lisbeth Salander dagegen hat die Haltung: "Ich bin kein Opfer." Getrieben von dieser Haltung nimmt sie nichts hin. Sollte sie in einer Situation Opfer werden, schlägt sie bei nächster Gelegenheit knallhart zurück. Wenn man das weiß, läuft die Figur quasi von allein. Das krasse Gegenteil dazu ist Alex Herwig, die Protagonistin aus Karen Duves Roman "Taxi". Ihre Haltung ist: "Ich kann nichts, außer alles aushalten." Und so funktioniert sie in jeder Szene: Sie steckt ein, egal, wer oder was auf sie einprügelt. Allein diese Beispiele zeigen, dass die Haltung eine unschätzbar wertvolle Schreibdirektive ist, wenn es darum geht, zu wissen, wie eine Figur handelt. "Auf Dramaturgisch" heißt das, wie die Figur "in character" bleibt. Extrabonus: Die Figuren werden für Leser und Zuschauer noch lebendiger. Gnadenlos und unerbittlich Klar wird außerdem, dass die Haltung nicht nur die Wahrnehmung und das Handeln der Figuren bestimmt, sondern dass sie überlebensgroß ist. Ein Diktator. Gnadenlos. Unerbittlich. Es gibt kein dazwischen. Das unterscheidet die Haltung fiktionaler Figuren von der Haltung realer Menschen. Und noch ein Unterschied: Die Haltung fiktionaler Figuren ändert sich nicht. Zumindest nicht bis zum Schluss eines Buches oder Films. Nur ganz am Ende kann sie sich modifizieren, nämlich dann, wenn die Figur sich wandeln soll(te). Haltung finden: Die Unglaublicher-Krach-Übung Es dauert ein bisschen, die Haltung einer Figur herauszufinden. Sie wird umso deutlicher, je länger man mit der Figur zusammenarbeitet. Die folgende Übung hilft, mehr über die Haltung der eigenen Figuren zu erfahren. Infernalischer Lärm dringt aus der Nachbarwohnung. Ihre Figur fühlt sich zutiefst gestört. Beantworten Sie zuerst folgende Fragen: a) Geht die Figur los und beschwert sich? b) Bleibt sie passiv? Oder c): Bleibt sie zunächst passiv, nutzt aber später eine Gelegenheit zur "Rache"? Wenn a): Schreiben Sie diese Szene in allen Details auf. Was sagt die Figur ganz genau, wie sagt sie es, und was tut sie? Was sagt und tut ihr Widersacher? Ist Ihre Figur erfolgreich mit ihrer Beschwerde? Bekommt sie, was sie will? Wenn nein, wie nimmt sie ihre Niederlage auf? Wenn b): Nimmt sie Oropax? Leidet sie still? Betrinkt sie sich? Will sagen: Wie genau sieht ihre Passivität aus? Und: Könnten Sie den Druck erhöhen? Wann würde es selbst Ihrer Figur zu viel? Wenn c): Gehen Sie vor wie bei a). Welche Gelegenheit zur Rache würde Ihre Figur nutzen? Wie genau würde sie sich rächen? Protokollieren Sie genau. Tipp 1: Variieren Sie in allen drei Fällen das Vorgehen Ihrer Figur, indem Sie ihr einfach einmal unterschiedliche Haltungen geben. Tipp 2: Wer sich an die Übung vorsichtig herantasten will, probiert einfach einmal aus, wie Sherlock Holmes, Walter White, Lisbeth Salander, Alex Herwig oder eine x-beliebige Lieblingsfigur sich verhalten würde. Fazit Die Haltung einer fiktionalen Figur zu ihrem Leben (und ihren Mitfiguren) bestimmt ihre Wahrnehmung und ihr Handeln. Sie ist damit ein nützliches Schreibwerkzeug, denn sie hilft, zu jeder Zeit und in jeder Szene genau zu wissen, wie eine Figur sich entscheidet und handelt, also "in character" bleibt. Außerdem macht die Haltung eine Figur noch lebensechter und ist damit eine sinnvolle Ergänzung zu den üblichen Beschreibungsebenen der Figur. Keine Panik: Wenn Sie nicht auf Anhieb sagen können, was die Haltung Ihrer Figur ist: ausatmen. Die Haltung ist etwas, das sich erst nach und nach und beim Arbeiten mit einer Figur herausschält. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Iris Leister ist freie Autorin und lernte ihr Handwerk u. a. an der UCLA in Los Angeles. Sie schreibt Hörspiele und Drehbücher, ihr Thriller "Novembertod" erschien 2008. Sie lehrt Prosa- und Drehbuchschreiben. Ihr nächstes Intensiv-Seminar startet am 15.11.2011. Infos unter http://www.akademie.de/direkt?pid=35112&t=temL2. Mehr zur Figurenfindung : http://www.akademie.de/direkt?pid=53015&t=temL1 ********************************************************************* SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig? Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen hat, kann sie mir schicken. Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht überschreiten! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "And the winner is ..." Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen Ärgerlich zog Polizeiobermeister Bollmann an seiner Zigarette und betrachtete die frischen Reifenspuren am Straßenrand. Er hatte keine Lust auf die mühevolle Laufarbeit, den Unfallverursacher ausfindig zu machen. Wozu auch? Der besoffene Penner in der Klinik konnte doch froh darüber sein, ein paar Tage in einem warmen Bett zu verbringen. Und wenn der Chef wirklich an Spuren interessiert gewesen wäre, hätte er gleich die Spurensicherung geschickt. Schwerfällig wuchtete er sich in seinen Streifenwagen und meldete seinem Vorgesetzten, dass er keine verwertbaren Spuren hatte finden können und gedachte, jetzt Mittagspause zu machen. Während er die nächste Zigarette am verglimmenden Stummel der vorherigen anzündete, beschloss er, der schmalen Straße durch den Wald zu folgen und im nahen Vereinsheim einen deftigen Braten zu essen. Bollmann erstarrte. Sein Blick sprang zwischen der Straße vor ihm, seiner Zigarette und den Reifenspuren am Straßenrand hin und her. "Das gibt‚s doch gar nicht!", lachte er auf. Hastig drückte er die Zigarette aus und griff entschlossen nach der Kamera im Handschuhfach. "Jetzt spielen wir nach meinen Regeln." Bollmann blickte auf den roten und den blauen Plastikordner, die neben dem übervollen Aschenbecher vor ihm lagen. In seiner Hand hielt er ein kleines schwarzes Buch. Das Titelbild zeigte eine Kartoffel auf einer blutigen Messerspitze, daneben stand in roten Lettern "MORDS KARTOFFEL Anthologie". Vier Jahre lang hatte er seine Kurzkrimis beim Schreibwettbewerb des Odenwaldkreises eingereicht. Erfolglos. Und dann wurde er noch von Jury-Mitgliedern ausgelacht, wenn er sie beim Feierabendbier im Deutschen Haus oder im Schwarzen Adler traf. Dabei kannte er jede Gasse in Hainstadt, jeden Winkel in Beerfelden, und alle Feldwege dazwischen! "Sie schreiben über Ihre Heimat, Ihr Metier und dazu kommt eine nette Prise Talent", hatte die Dozentin beim Kurs "Fiktionales Schreiben" an der VHS gesagt. Sie hatte sogar zugegeben, dass er bei ihr nichts mehr lernen könne; ihm empfohlen, sich das Geld für den Fortgeschrittenen-Kurs zu sparen. Da wurde ihm klar, dass es nicht an seinen Texten lag. Er würde niemals Anerkennung erfahren, solange er die Regeln dieser arroganten Jury befolgte. Aber endlich hatte einer von ihnen einen Fehler gemacht! Bollmann stellte das Buch zurück, setzte sich an den Rechner und begann energisch zu tippen: Sehr geehrter Herr Klaasen, ich hoffe, dass Sie mir mit Ihrem Rat weiterhelfen können. Anbei finden Sie zwei kriminalistische Texte aus meiner Feder: eine fiktionale Kurzgeschichte und eine Reportage über eine Begebenheit aus unserer Gegend. Können Sie mir sagen, welche der Geschichten das Zeug zum Siegertext 2011 hat? Ich kann mir auch gut vorstellen, die Texte im Odenwälder Echo zu veröffentlichen. Ich freue mich, mich bald mit Ihnen zu treffen. Mit freundlichem Gruß, Bollmann, Polizeiobermeister Ein hagerer Mann trat aus dem Schatten der alten Eiche. Er blickte sich kurz um, ging zu der kleinen Bank und nahm neben Kurt Klaasen Platz. "Was soll das? Ein Treffen mitten am Tag ist gegen die Absprache", fuhr er Klaasen an. "Ich habe euch gewarnt. Es ist gefährlich, wenn ich vor meiner eigenen Haustüre arbeite." "Und du wurdest angemessen bezahlt. Willst du etwa noch mehr Geld?" "So einfach ist es nicht. Lies." Klaasen reichte dem Hageren einen Briefbogen. Nachdem dieser den Text studiert hatte, fragte er: "Was ist das?" "Gerade du solltest dich mit so etwas auskennen: Fettsack Bollmann erpresst mich." "Wie? Unser Dorfbulle erpresst dich?" Klaasen blickte in die Ferne und entgegnete: "Samstagabend habe ich einen Penner umgefahren." "Spinnst du? War dir eine Leiche nicht genug fürs Wochenende?" "Auf dem Weg von der Jagdhütte zur Bundesstraße habe ich die Abkürzung durch den Wald genommen. Plötzlich fährt da dieser Tippelbruder auf seinem Rad. Mitten auf der Straße! Kaum berührt hab ich ihn! Der Alte fällt in den Graben. Ich sehe ein paar Lichter im Spiegel und mache mich aus dem Staub." "Aber wie kommt Bollmann auf dich?" "Hinter dem Wald biege ich zum Sportplatz ab, um mir den Kotflügel anzusehen. Ich zünde mir gerade eine Zigarette an, als Bollmann die Treppe vom Vereinsheim runterkommt. Der winkt mir noch zu! Am Montag machte er heimlich Fotos von meinem Auto. Natürlich passen die Spuren im Wald zu meinen Breitreifen." "Hört sich so an, als ob Bollmann dieses Jahr deinen kleinen Wettbewerb gewinnt." Klaasen grinste gequält: "So einfach ist es nicht. Keiner in der Jury kann ihn ausstehen. Einige hassen ihn sogar. Letztes Jahr hat eine gescherzt, dass Bollmann schon aus Prinzip raus fliegt, solange sie dabei ist. Und alle haben genickt. Soviel dazu." Der Hagere stand wütend auf und zischte Klaasen an: "Dann wirst du wohl deinen Führerschein abgeben müssen. Und wegen dieser privaten Bagatelle belästigst du mich?" Klaasen lachte ihn verächtlich an: "Verstehst du es nicht? Kein Wunder, dass dein Alter die Geschäfte an deinen kleinen Bruder übergeben wird." Der Hagere hatte plötzlich ein Messer in der Hand, aber es verschwand genauso schnell wie es aufgetaucht war, als er die Pistole bemerkte, die Klaasen auf ihn gerichtet hatte. Dieser sprach ungerührt weiter: "Was passiert, wenn der Georgier mitbekommt, dass ich am Samstagabend nicht in Frankfurt war?" Der Hagere erschrak: "Wie sollte er davon erfahren?" "Ich gehöre zum öffentlichen Leben im Odenwaldkreis", erklärte Klaasen. "Egal ob Bollmann mich anzeigt oder etwas an die Presse gibt - am Ende wird es Schlagzeilen geben. Selbst der Georgier liest Zeitung." Der Hagere fiel blass auf die Bank zurück. "Wenn Petrov kapiert, dass wir ihn hintergehen ... Er wird uns alle umbringen lassen." Dann wurde seine Stimme hart: "Sollen wir den Bullen aus dem Weg räumen?" Klaasen stöhnte auf: "So einfach ist das nicht. Eure Methoden erzeugen zu viel Aufmerksamkeit. Das erledige ich schon selbst. Aber ihr müsst mir helfen. Habt ihr noch den Chemiker in Bürgstadt auf der Gehaltsliste?" Der Hagere nickte. "Der soll mir eine Prise Rizin besorgen. Das Zeug wirkt zeitversetzt auf den Kreislauf. Außerdem ist es kaum nachzuweisen. Unauffällig, präzise, endgültig. Bollmann wird gar nicht kapieren, wie er unter die Räder kommt." Drei Tage später war es Bollmann, der sich zu Klaasen auf die Bank setzte. Dessen Begrüßung war eisig: "Da ist ja unser Herr Meistererpresser." Bollmann zuckte die Schultern: "Meine Güte, wer wird denn so schlimme Worte in den Mund nehmen. Ich suche Ihren Rat, mehr nicht." Klaasen atmete tief durch: "Na, wenn Sie meinen. Dann empfehle ich Ihnen, Ihren Krimi beim Schreibwettbewerb einzureichen. Ich denke, dass Sie es mit dieser Leistung unter die besten drei schaffen. Es könnte sogar zum Sieg reichen." Bollmann lehnte sich genüsslich zurück und antwortete: "Sehen Sie, geht doch." "Kann ich mich darauf verlassen, dass es keine dummen Zufälle gibt? Ihre Reportage irgendwann doch raus kommt?" "Mein Interesse ist dieser Wettbewerb", gab Bollmann zurück. "Ich habe noch den ersten Entwurf - um den werde ich mich gleich nachher kümmern. Weitere Kopien gibt es nicht." Bollmann tippte sich an die Stirn: "Abgesehen von der Version in meinen Gedächtnis ..." Klaasen entspannte sich: "Ich glaube, Sie werden einen würdigen Gewinner abgeben. Darauf eine Zigarette?" Er griff in seinen Mantel und fand nur eine einzelne Zigarette in der Schachtel vor. Klaasen reichte Bollmann die Schachtel und öffnete für sich selbst eine neue. Als er Bollmann Feuer geben wollte, nahm ihm dieser das antike Feuerzeug aus der Hand und grinste: "Hübsches Feuerzeug haben Sie da." "Geschenk der Familie", sagte Klaasen verdutzt. Bollmann zündete sich sich seine Zigarette an: "Ich kann's gut gebrauchen, um den Entwurf zu verbrennen, nicht wahr?" Bevor Klaasen reagieren konnte, war der silberne Zylinder in Bollmanns Jacke verschwunden. Klaasen beruhigte sich und beobachtete den rauchenden Polizisten, bis dieser seine Zigarette fallen ließ, in seinen Dienstwagen stieg und sich lautstark verabschiedete: "Besten Dank auch." Als der Motor ansprang, höhnte Klaasen: "Da nicht für, Bullenschwein." Klaasen zog sich Handschuhe an, bückte sich und hob den Stummel auf, den Bollmann zurückgelassen hat. Sehr vorsichtig packte er ihn in eine Plastiktüte. POM Bollmann wurde am nächsten Nachmittag tot in der Stadtwache Michelstadt aufgefunden. Der junge Notarzt kannte das: Herzversagen aufgrund 35 kg Übergewicht und einer 40-jährigen Karriere als Kettenraucher. Tage später packte Polizeimeister Hardt die persönlichen Habseligkeiten seines Kollegen Bollmann ein, um sie der Witwe zu bringen. Als er die unterste Schublade des Schreibtisches öffnete, blickte er verwundert auf ein silbernes Feuerzeug mit den eingeprägten Initialen "K. K.". Das Feuerzeug lag auf einem blauen Plastikordner. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lektorat von Hans Peter Roentgen Ein Polizist will unbedingt groß als Krimiautor herauskommen und einen Wettbewerb gewinnen. Da passt es gut, dass er einen aus der Jury der Fahrerflucht überführen und deshalb erpressen kann. Doch der hat noch anderen Dreck am Stecken, kann außerdem die Jury nicht zwingen und sorgt dafür, dass das Problem mittels Rizin aus der Welt geschafft wird. Rätsel auflösen Schöne Idee für einen Kurzkrimi. Gute Dialoge zeigen auch, dass der Autor schreiben kann. Nur hat es einen Haken. Wir haben es nicht nur mit Klaasen, seiner Fahrerflucht und Bollmanns Autorenehrgeiz zu tun, sondern auch noch mit offenbar mafiösen Strukturen, einem Hageren, Petrov, einem Georgier, einem Chemiker und einer weiteren Leiche. Das ist eine ziemlich komplexe Struktur, und die wird in einen Kurzkrimi gepackt. Der ist damit überladen, die ganze Mafia-Sache wird nur angerissen, aber nicht aufgelöst. Was es mit Klaasen und seinen kriminellen Nebengeschäften auf sich hat, erfahren wir nicht. Ein wesentlicher Teil der Geschichte wird also gar nicht aufgelöst und das lässt den Leser unbefriedigt zurück. Eine Lösung wäre, genau diesen Teil der Geschichte auszuerzählen. Das ergäbe eine wesentliche längere Geschichte, vermutlich einen Roman, in dem Bollmanns Ehrgeiz nur der Anlass wäre, der dazu führt, dass Klaasen und seine Mafia auffliegt - oder eben auch nicht. Aber wenn wir doch einen Kurzkrimi brauchen? Weil es zum Beispiel für einen Wettbewerb gedacht ist? An der Struktur arbeiten Wenn die Struktur nicht stimmt, sollte man ganz an den Anfang zurückgehen und noch mal die Idee untersuchen. Und schauen, was man daraus entwickeln kann. Die Idee ist einfach: Ein Polizist will Krimiautor werden, findet einen dunklen Punkt bei einem Jurymitglied und will damit den Gewinn beim Wettbewerb erpressen. Wenn daraus ein klassischer Krimi werden soll, brauchen wir noch einen Mord. Aber wer wird wegen Fahrerflucht morden? Vor allem, wenn es viel einfacher wäre, auf irgendeine Art den literarischen Ehrgeiz des Polizisten zu befriedigen? Auch wenn er ihm nicht den Krimipreis verschaffen kann, weil die anderen Jurymitglieder nicht mitziehen werden, gäbe es sicher andere Mittel und Wege, den Polizisten mit einer Veröffentlichung zufriedenzustellen. Dass die Fahrerflucht allein nicht reicht, dürfte der Grund dafür sein, dass dann noch die Mafia eingeführt wird. Aber auch hier gilt: Warum sollte die deswegen Ärger riskieren? Notfalls ließe sich jemand erpressen oder mit Geld verlocken, den Polizisten doch zu veröffentlichen? Auch das scheint in der Geschichte auf, wenn der Hagere ungerührt zu Klaasen sagt: "Dann wirst du wohl deinen Führerschein abgeben müssen." Und jetzt wird ein weiteres Element eingeführt: der Georgier, der nicht erfahren darf, dass Klaasen in Frankfurt war. Dieses Element steht ziemlich willkürlich im Text, wird nicht begründet, nicht aufgelöst, und der Leser ahnt: Es steht einfach nur da, um dem Autor aus der Bredouille zu helfen. "Deus ex machina" nennt man so was in der Fachsprache. Die Versuchung ist groß, weitere Elemente in eine Idee einzuführen, wenn diese noch nicht rund ist, die Logik kräftig holpert. Aber wer neue Elemente einführt, muss sie in die Geschichte integrieren, sie mit dem Plot verbinden und vor allem auch auflösen. Kurzgeschichte und Roman Genau das ist der entscheidende Unterschied zwischen Kurzgeschichte und Roman. Ein Roman kann eine komplexe Struktur haben, mehrere Erzählstränge, viele Figuren. Eine Kurzgeschichte ist kurz, wie schon der Name sagt, und verträgt deshalb nur wenige Figuren und eine Grundidee, nicht viele. Wenn wir diese Geschichte also überarbeiten wollen, müssen wir als Erstes dieses Dilemma lösen. Also entscheiden, was wir wollen: Die Mafia-Geschichte auflösen, mit Logik versehen? Dann wird es eine wesentlich längere Geschichte werden, die Entdeckung des literarischen Polizisten ist dann vermutlich nur das Ereignis, dass alles andere ins Rollen bringt und den Leser langsam den ganzen kriminellen Hintergrund erleben lässt. Soll die Geschichte ein Kurzkrimi werden, dann benötigen wir einen kurzen Grund für den Mord. Also nichts Komplexes wie Mafia, in der Mafia wiederum Angst, dass etwas öffentlich wird, einen Chemiker etc. Ich persönlich würde für die längere Geschichte plädieren. Ein angesehener Mann im Ort, der einen Literaturpreis gestiftet hat und selbst in der Jury sitzt, dessen Geld aber aus kriminellen Geschäften stammt. Und er hängt dick drin, er muss nicht nur die Polizei fürchten, sondern obendrein seine kriminellen Geschäftsfreunde. Motiv und Logik Im Kurzkrimi sind noch zwei weitere Dinge wichtig: Möglichst früh das Thema und Motiv anreißen. Sprich: Ich würde Bollmanns wichtigste Eigenschaft, das, was er unbedingt erreichen will, schon am Anfang anreißen. Er will literarischen Erfolg. Vielleicht: .......... "... und gedachte, jetzt Mittagspause zu machen. Da könnte er auch weiter an seinem Kurzkrimi arbeiten. Diesmal musste er einfach den Preis gewinnen." .......... Und was fällt Ihnen bei der Logik der Geschichte auf? Falls sie es nicht wissen, lesen Sie sie noch mal, und achten Sie darauf, was Klaasens Fahrerflucht verrät. Bollmann beugt sich am Anfang über die Unfallstelle und entdeckt etwas. Was das ist, wird nicht gesagt. Es wird aber auch im Folgenden nicht verraten. Stattdessen erzählt Klaasen, dass Bollmann ihn überführt habe, weil er ihn im Vereinsheim gesehen habe. Wenn Sie am Anfang eine Spur legen, die Sie nur andeuten, aber nicht ausführen, erzielen Sie Spannung. Der Leser will wissen, was hinter der Andeutung steckt. Am Anfang erfährt er, dass Bollmann etwas an der Unfallstelle auffällt. Und sich plötzlich für den Vorgang interessiert, die Reifenspuren fotografiert. Was ist ihm aufgefallen? Die Frage treibt den Leser an, weiter zu lesen. Und die Frage muss der Autor irgendwo in der Geschichte auflösen. Genau das geschieht hier aber nicht. Stattdessen wird eine ganz andere Lösung angeboten: Bollmann sieht Klaasen beim Verlassen des Vereinsheims, und erst das bringt ihn auf die Spur. Solche Ungereimtheiten verärgern den Leser. Des Rätsels Lösung ist keine Lösung, und der Leser fühlt sich hintergangen. Die Pointe am Schluss Sehen Sie sich noch mal den Schluss an. Der Schluss eines Kurzkrimis enthält in der Regel eine Pointe. Die muss nicht witzig, aber überraschend sein und die Geschichte abschließen. Hier ist die Pointe, dass Polizeimeister Hardt das Feuerzeug und den Ordner von Bollmann entdeckt. Und? Nichts und. Damit endet es. Man könnte die Geschichte pointierter enden lassen. Zwei Möglichkeiten fallen mir ein: Hardt öffnet den Ordner und liest die Überschrift: "Fahrerflucht eines Literaten". Der Rest muss nicht erzählt werden, denn dann läuft ein Film im Kopf des Lesers ab. Hardt erfährt, wer die Fahrerflucht begangen hat, nimmt die Ermittlungen auf, und Klaasen samt seinen kriminellen Aktionen wird doch noch überführt. Wäre eine gute Schlusspointe. Oder Hardt steckt das Feuerzeug ein und wirft den Ordner in den Papierkorb. Einer von Bollmanns literarischen Missgeburten. Auch hier läuft damit ein Film im Leser an, allerdings ein enttäuschender: Klaasen wird davonkommen, auch Hardt eignet sich gerne teure Feuerzeuge an. Gelungene Dialoge Bei aller Kritik möchte ich aber auch auf die Stärke der Erzählung eingehen. Sehen Sie sich die Dialoge noch mal an. Die haben nämlich Spannung, sie dienen nicht nur der Informationsvermittlung, sondern klingen natürlich. Der Hagere und Klaasen gewinnen durch das, was sie sagen, Profil. Es wird nicht alles verraten, sondern Dinge werden nur angerissen, Neugierde wird geweckt. Dass diese Neugierde in dem Kurzkrimi nicht befriedigt wird, ist das Problem. Aber in einer längeren Geschichte würden solche Dialoge zur Spannung beitragen. Nur müssten die dort angerissenen Probleme im Laufe der Geschichte aufgelöst werden. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé". Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. ********************************************************************* INTERVIEW: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Immer an sich arbeiten" Interview mit Ursula Schmid-Spreer Ramona und Thomas Roth-Berghofer: Liebe Ursula Schmid-Spreer, seit vielen Jahren arbeitest du als Mitstreiterin beim Tempest mit, bist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern, hast mehrere Anthologien beim Wellhöfer Verlag herausgegeben, organisierst seit Jahren das Nürnberger Autorentreffen, an dem unter amderem auch der Autor (und unser Experte) Titus Müller regelmäßig teilnimmt, bist Lehrerin für Gesundheitsberufe, und nun ist im Mai dein Kriminalroman "Die Nürnbergerin" im AAVAA Verlag erschienen. Kommissarin Bertaluise Nürnberger und ihr Team werden von einem mysteriösen Mord in der Südstadt Nürnbergs in Atem gehalten. Ein geheimnisvoller Toter, anständige Bürger, die ein Doppelleben führen, Sektenführer mit Beziehungen zum Rotlichtmilieu ... Wie kamst du auf die Idee zu diesem Kriminalroman, und wie findest du neben all deinen Aktivitäten, dem Beruf und deiner Familie überhaupt noch die Zeit zum Schreiben? Ursula Schmid-Spreer: Zunächst, die Mitarbeit am Tempest mache ich wahnsinnig gerne. Ich freue mich heute noch, dass ich das überhaupt darf. Und wie ich neben Job und Familie überhaupt noch die Zeit zum Schreiben finde? Die nehme ich mir. Ich habe zum Glück einen Partner, der mich in allem sehr unterstützt. Er ist der Geduldigere von uns beiden, was Recherchearbeiten anbelangt. Ansonsten bin ich ganz gut organisiert und ich kann auch mal großzügig über ungeputzte Fenster hinweg sehen. Mit dem Thema "Sekten" musste ich mich berufsbedingt beschäftigen, das ist Teil des Lehrplanes in Deutsch. Nürnberg hat eine "Frauentormauer", wo die Damen des horizontalen Gewerbes arbeiten. Da ich ja nicht einfach so zu einer solchen Dame gehen konnte, habe ich mit der Hurenvereinigung "Kassandra", die hier in Nürnberg agiert, Kontakt aufgenommen. Eine der Damen hat mich angerufen, wir haben uns getroffen, und ich konnte sie so einiges fragen. So habe ich die beiden Themen zusammengebracht und mit meiner etwas anderen Kommissarin gewürzt. RRB/TRB: Wie bist du beim Schreiben vorgegangen? Bist du mehr eine intuitive Autorin, oder planst du jedes Detail im Voraus? USS: Ich würde sagen, beides. Ich habe eine Idee und dann - eine Zettelwirtschaft. Alles, was mir einfällt, wird aufgeschrieben. Ich weiß natürlich schon, wohin ich möchte. Ich entwerfe für jede Figur einen Lebenslauf mit allen Eigenheiten. Das mache ich sehr akkurat. Nichts ist schlimmer, als wenn die Ermittlerin im Buch drei verschiedene Namen hat oder mit Stöckelschuhen ins Zimmer geht und mit Gesundheitslatschen rauskommt. Manchmal erweitere ich die Figur oder streiche eine Eigenschaft. Dann schreibe ich für mich eine Art Exposé, an das ich mich aber nicht akribisch halte. Ziemlich oft führt mich meine Fantasie auch ganz woanders hin. Bei jedem Kapitel frage ich mich, ob es eine Aussage hat, spannend ist, ein Geheimnis vermittelt, und schließlich gibt es da auch noch die Sache mit dem Cliffhanger. RRB/TRB: Wie sah deine Recherchearbeit für "Die Nürnbergerin" aus? USS: Da Nürnberg ja nicht meine Heimatstadt ist, habe ich mich sehr viel mit der Stadt und ihrer Geschichte beschäftigt. Als ich nach Nürnberg kam, war ich beeindruckt von der historischen Innenstadt und den Möglichkeiten die diese Stadt bietet. Der Altstadtverein, das Bildungszentrum - sie alle boten und bieten immer noch Führungen an durch die Stadt und zeigen Sehenswürdigkeiten. Es begann mit der Anthologie "Nürnberger Morde". Die Geschichten spielen alle an bestimmten Orten Nürnbergs. Ich musste den eingeladenen Autoren ja Anhaltspunkte geben. So habe ich fotografiert und recherchiert. Die Arbeit hat sich ausgezahlt: Ich habe etliche kriminalistische Literaturspaziergänge zu den "Tatorten" angeboten. Auch meine Kommissarin "Belu" Nürnberger bekommt den Kopf frei, wenn sie einen Stadtbummel macht oder am Goldenen Ring dreht. RRB/TRB: Wie umfangreich gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Lektorat des AAVAA Verlags? USS: Die Zusammenarbeit verlief intensiv. Das gesamte Manuskript wurde mehrmals geprüft und überarbeitet. RRB/TRB: Hattest du Einfluss auf die Titelwahl, die Wahl des Buchcovers oder den Klappentext? USS: Dem Verleger, Herrn Dr. Lebek, gefiel mein Arbeitstitel recht gut, so dass er ihn übernommen hat. Etwas zweideutig. Eine Frau mit dem Namen "Nürnberger", die in Nürnberg ermittelt - nomen est omen. Am Klappentext haben wir gemeinsam gefeilt, und das Buchcover haben zwei liebe Freundinnen (Tamara Kohl, Yvonne Ludwig, beide Grafikerinnen) designt, nachdem mir die vorgeschlagenen Buchcover des Verlages nicht so gefallen haben. Das ist der Vorteil von kleinen bis mittleren Verlagen. Man wird individuell betreut, darf mitreden und geht nicht in der Masse unter. RRB/TRB: Wie lange hast du an "Die Nürnbergerin" gearbeitet? USS: Sehr lange. Die Romanfigur "Belu" entstand bei einem Workshop, den die Tempest-Schreibexpertin Ute Hacker gehalten hat. Ich habe es noch im Ohr, wie sie zu mir sagte: "Ich bin echt verliebt in diese Figur. Die hat was!" Ich habe Belu dann noch bei anderen Geschichten verwendet, denn sie kam immer gut an, da sie so übergewichtig, menschlich und unkompliziert ist. Sie steht zu ihren Fehlern. Im Laufe der Zeit habe ich Belus Eigenarten recht gut kennengelernt. Was lag also näher, als ihr einen ganzen Roman zu widmen? RRB/TRB: Wie kamst du zum Schreiben? Gab es Vorbilder oder ein bestimmtes Schlüsselerlebnis? USS: Geschrieben habe ich schon immer. Mangels Taschengeld bekamen meine Eltern selbstgeschriebene Geschichten, da mir meine Lehrer eine blühende Fantasie bescheinigten. Dann schrieb ich leidenschaftlich gern Briefe in alle Welt (auch heute noch!) und später Geschichten für meine Tochter. Schließlich habe ich eine Ausschreibung für einen Wettbewerb gelesen, und meine Geschichte gefiel und wurde genommen. Das Buch hieß "Hoffnung". Ich war stolz wie Oskar, was mich motivierte weiterzuschreiben. Natürlich habe ich dann noch viele Absagen einstecken müssen, es war aber auch immer wieder mal eine Veröffentlichung dabei. Mit den Vorbildern ist das so eine Sache. Orientiert man sich zu sehr an anderen, verliert man seine persönliche Schreibe, seinen persönlichen Stil. Ich möchte keinen anderen Autor kopieren. Die Leser sollen nicht sagen: "Die schreibt so ähnlich wie ..." Ich lese sehr viel, und natürlich kommen dann Einflüsse verschiedener Autoren, deren "Schreibweise" mir gefällt, auch in meinen Texten zum Tragen. RRB/TRB: Was macht deiner Meinung nach einen guten Autor aus? USS: Seine LeserInnen zu unterhalten und vielleicht auch mal einen anderen (lesbaren) Stil auszuprobieren, wobei Letzteres einfach auch Geschmackssache ist. Ich habe schon oft Bücher von namhaften Autoren gelesen, die mir so gar nicht gefallen haben. RRB/TRB: Gibt es irgendein Genre, das dich als Autorin neben dem Kriminalroman noch reizen würde? USS: Ja. Ich mache zur Zeit einen Ausflug in das Genre der Erotik. Das ist verdammt schwer zu schreiben. Schließlich sollen es keine pornographischen sondern prickelnd-erotische Geschichten werden, die nicht plump sind, sondern auch eine Botschaft - Zärtlichkeit - vermitteln. RRB/TRB: Wie sehen deine Schreibpläne für die Zukunft aus? USS: Ich möchte nicht nur Bücher und Geschichten schreiben, für den Tempest recherchieren und Wettbewerbe suchen, sondern auch weiter Bücher herausgeben. Mit den Verlagen "Wellhöfer", "Aavaa" und "woMan" habe ich gute Partner gefunden, die für neue Ideen offen sind. Ich habe viel gelernt, was das Marketing anbelangt, denn Bücher wollen ja auch verkauft werden. Sehr oft renne ich offene Türen ein, wenn ich an ungewöhnlichen Orten Lesungen anbiete. Und wer sagt, dass Bücher nur in Buchhandlungen verkauft werden können? So habe ich vor kurzem eine Lesung in einem Waschsalon gehalten. Den Kunden hat es gefallen, dass sie kriminalistisch unterhalten wurden. Und bei der Gelegenheit sind auch einige Bücher über den Tresen gegangen. Auch das Nürnberger Autorentreffen wird immer beliebter. Es ist viel Arbeit, so ein großes Event auf die Beine zu stellen, aber es macht Spaß und ich habe dadurch sehr interessante Autoren kennengelernt, Praktika vermittelt, Kontakte zu Verlagen hergestellt, Autoren zusammengebracht und - eine Ehe gestiftet! Und natürlich möchte ich meine ungewöhnliche Kommissarin "Belu" noch ein paar Fälle lösen lassen. Sie muss ja nicht immer in Nürnberg ermitteln - sie kann ja auch mal im Urlaub über eine Leiche stolpern ... ;-) RRB/TRB: Welchen Roman (welche Zeitschrift, Kurzgeschichte, Sachbuch ...) liest du gerade? Was hat dich am stärksten beeindruckt? USS: Ich lese wirklich sehr viel. In meiner Handtasche trage ich zur Zeit Felicitas Mayall mit mir herum. Wo immer ich warten muss, schmökere ich in "Die Stunde der Zikaden". Auf meinem Nachtkästchen liegt Karen Rose mit "Todes-Bräute". Ohne Krimi kann ich gar nicht einschlafen! Und während ich in meiner Suppe rühre, darf es auch mal ein Zafón sein, "Der Schatten des Windes". RRB/TRB: Hättest du sonst noch einen Rat für angehende Autoren und Autorinnen? USS: Nicht den Mut verlieren! Sich an kleinen Glücken erfreuen. Muss es denn gleich ein ganzer Roman sein? Eine Veröffentlichung in einer Anthologie ist doch auch ein tolles Erfolgserlebnis. Sich klar werden, was man eigentlich will. Was habe ich zu sagen? Ist das so interessant, dass andere es lesen möchten? Der 100. Zauberlehrling und die 500. Liebes-Dreiecks-Geschichte sind langweilig. Auch erlebe ich leider immer wieder, dass Autoren gedankenlos Geschichten verschicken, ohne sich an Ausschreibungsregeln zu halten. Ganz wichtig: Immer an sich arbeiten. Kurse belegen, sich weiterentwickeln, kurzum: kleine "Inselchen" aufbauen und die auch pflegen. Und noch etwas bei Rückschlägen: Hinfallen, aufstehen, Knie abputzen, Krone zurechtrücken, weitergehen! ********************************************************************* UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: --------------------------------------------------------------------- Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird. Drehbuch: Oliver Pautsch drehbuch at experte pt autorenforum pt de Fandom: Thomas Kohlschmidt fandom at experte pt autorenforum pt de Fantasy: Stefanie Bense fantasy at experte pt autorenforum pt de Heftroman: Arndt Ellmer heftroman at experte pt autorenforum pt de Historischer Roman: Titus Müller historischer.roman at experte pt autorenforum pt de Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik kinderbuch at experte pt autorenforum pt de Kriminalistik: Kajo Lang kriminalistik at experte pt autorenforum pt de Lesungen: Rüdiger Heins lesungen at experte pt autorenforum pt de Lyrik: Martina Weber lyrik at experte pt autorenforum pt de Sachbuch: Gabi Neumayer sachbuch at experte pt autorenforum pt de Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss fortbildung at experte pt autorenforum pt de Schreibgruppen: Ute Hacker schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de Schreibhandwerk: Ute Hacker schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de Sciencefiction: Andreas Eschbach sf-autor at experte pt autorenforum pt de Übersetzung: Barbara Slawig uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow verlagswesen at experte pt autorenforum pt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ................. 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Antwort: Bedarf nach guten Büchern besteht immer. Entscheidend ist letztlich die Idee und die Umsetzung. Verlage suchen nicht die x-te Variante von Harry Potter oder Pippi Langstrumpf, sondern originelle Ideen, die bekannte Themen in neuer Weise aufarbeiten. Sollten Sie bereits Kontakte zu Verlagen haben, erkundigen Sie sich ruhig, wonach diese gerade suchen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Michael Borlik, 1975 geboren, ist freier Schriftsteller, der bereits über 30 Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht hat. Mehr Infos zu seinen Büchern unter http://www.borlik.de. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail kommt +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Einsendeformalien: Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rücksprache - erwünscht. 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