The Tempest

Ausgabe 13-09 (20. September 2011)

Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipps
Autorenwissen
   "Fokussiert und mit Vision:
   Sorgfältig vorbereitet in die Manuskriptphase starten"
   von Ulrike Scheuermann
Schreibkurs
   "Wie Haltung das Autorenleben erleichtert"
   von Iris Leister
Spannung, der Unterleib der Literatur
   "And the winner is ..."
   Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Interview mit Ursula Schmid-Spreer
Frag den Experten für Kinderbuch
   (Michael Borlik)

EDITORIAL:  
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Liebe Autorinnen und Autoren, 

Ursula Schmid-Spreer kennt ihr alle als engagierte Mitarbeiterin des  
Tempest, und viele haben sie schon persönlich auf einem der von ihr  
organisierten Autorentreffen getroffen. Jetzt stellen wir sie euch  
endlich auch im Tempest mit einem ausführlichen Interview näher vor. 

Was gibt es sonst noch im neuen Tempest? Ulrike Scheuermann gibt in  
ihrem Artikel praktische Tipps dazu, wie man die Schreibphase eines  
umfangreichen Schreibprojekts optimal plant und organisiert. Iris  
Leister zeigt, wie wichtig und hilfreich "Haltung" bei der  
Figurenentwicklung sein kann. Hans Peter Roentgen lektoriert diesmal  
eine komplette Kurzgeschichte. Und als wäre das nicht schon genug,  
gibt es natürlich auch wieder neue Ausschreibungen, Tipps, Kicks und  
eine Antwort unseres Experten für Kinderbücher, Michael Borlik. 

Der Tipp des Monats September, diesmal von  
http://www.writingforward.com/blog (schickt mir eure Tipps!): 

    Read more fiction than you write. 

Die Überraschungsverlosung trifft heute Kai Seuthe, der sich über drei  
schicke und praktische Lesezeichen freuen kann. Ihr seht, es lohnt  
sich, mal einen Schreib-Kick, einen Schreibtipp oder einen  
Artikel(vorschlag) einzureichen! Vor allem Kurztipps fürs Editorial  
suchen wir zurzeit dringend. 

Einen möglichst goldenen Herbstbeginn wünschen wir aus den  
Weltmetropolen London und Bergheim! 

  Gabi Neumayer 
  Chefredakteurin 

~~~~~~~~~~~ 
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen  
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen  
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,  
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto  
von autorenforum.de: 

Sparda Bank Südwest eG 
BLZ 550 905 00 
Kto. 100 724 515 
Stichwort: "Beitrag 2011" 

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die  
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns  
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des  
Tempest). 

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte  
genau so zusammenschreiben!) 
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15 
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ISSN 1439-4669   Copyright 2011 autorenforum.de. Copyright- und 
               Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 

 INHALT DIESER AUSGABE: 


TEIL 1: 

    Editorial 
    Hall of Fame 
    Schreib-Kick 
    Lesetipps 
    Autorenwissen 
       "Fokussiert und mit Vision: 
       Sorgfältig vorbereitet in die Manuskriptphase starten" 
       von Ulrike Scheuermann 
    Schreibkurs 
       "Wie Haltung das Autorenleben erleichtert" 
       von Iris Leister 
    Spannung, der Unterleib der Literatur 
       "And the winner is ..." 
       Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen 
    Interview mit Ursula Schmid-Spreer 
    Frag den Experten für Kinderbuch 
       (Michael Borlik) 
    Impressum 


TEIL 2: 

    Veranstaltungen 
    Ausschreibungen 
    Publikationsmöglichkeiten 
         mit Honorar 
         ohne Honorar 
    Seminare 
    Messekalender 
    Impressum 


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HALL OF FAME: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.  
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -  
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen  
können. 

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)  
nach diesem Schema: 

....... 
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende  
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich  
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen  
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage- 
Adresse. 
....... 
Ein Beispiel (!): 

Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009,  
Mystery-Thriller. 60 Zeichen - und kein einziges mehr! Inklusive  
Homepage! 
....... 

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im  
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie  
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.  

ACHTUNG! 
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr  
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in  
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt  
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen  
muss, Lektorat bezahlt o. Ä. 

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an  
redaktion at team pt autorenforum pt de.  

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen  
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.  
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall  
ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt! 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 

Stefan Nowicki: "Die Kreuzfahrerin", Sankt Ulrich Verlag 2011,  
Historischer Roman. Eine Geschichte aus dem 11. Jhd.  
www.stefannowicki.de 

Mitra Devi: "Das Kainszeichen. Nora Tabanis vierter Fall",  
Appenzeller-Verlag, 2011, Kriminalroman. Nora ermittelt in  
psychiatrischer Klinik. www.mitradevi.ch 

Katja Selig: "Franse und der Klamottendieb", Ueberreuter Verlag 2011,  
Kinderkrimi. Für Mädchen ab 10 Jahren 

Ana Otera, Helmut Stauder: "Männer morden sanfter", Sonderpunkt Verlag  
2011, Mörderische Erzählung. 15 ways to kill your lover,  
http//:www.helmut-stauder.de 

Renate Härtl: "Bei Liebe Tod", AtheneMediaVerlag 2011, Thriller 

Rebecca Michéle: "Die Tote von Higher Barton", Goldfinch-Verlag 2011,  
zeitgenössischer Cornwall-Krimi. http://www.rebecca-michele.de 

Ricarda Martin: "Das Lied der Lüge", Weltbild-Verlag 2011,  
Historischer Roman. Zu Beginn des 20. Jahrh., www.rebecca-michele.de 

Angelika Lauriel: "Double crime/Doppeltes Verbrechen", deutsch- 
französischer Kinderkrimi, Langenscheidt 2011. Mehr über die Autorin:  
http://www.angelikalauriel.de 

Janine Wilk: "Lilith Parker - Insel der Schatten", Thienemann/Planet  
Girl Verlag 2011, Fantasy. 368 Seiten, http://www.planet-girl- 
verlag.de 

Gitta Edelmann: "AdventsZeit für Kinder - Mit Lars und Franzi vom 1.  
Advent bis zum 6. Januar", Friedrich Wittig Verlag 2011, Kinderbuch.  
Mehr auf: www.gitta-edelmann.de 


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SCHREIB-KICK: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


Unser Schreib-Kick für den September, diesmal von Jennifer Schreiner: 

Reise ins Ich: 

Stell dir vor, du bist ein rotes Blutkörperchen und reist durch alle  
Stellen deines Körpers. Wo beginnst du? Was siehst, hörst, riechst,  
fühlst du? Was sagst du zu deinen Zähnen, deinem Magen etc.? Wie sind  
die Antworten? Wie geht die Reise weiter? Was stört dich? Was findest  
du gut? 


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LESETIPPS: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


http://www.buchmarkt.de/content/47359-newsflash.htm: Rainer Groothuis  
über Vorkalkulation, Kreativität und die Positionierung eines guten  
Buchs. Wonach entscheidet der Kunde sich bei subjektiver Nicht- 
Unterscheidbarkeit des Angebots auf einem durchschnittlichen Krimi- 
Taschenbuch-Tisch? 

http://www.boersenblatt.net/445854/: Der frühere Libri-Manager und  
jetzige Tchibo-Chef Markus Conrad prophezeit dem inhabergeführten  
Buchhandel eine kleine Renaissance - und den Filialisten einen  
schweren Stand. 

http://www.carla-berling.de/?p=54: Das tapfere Schreiberlein: "Das  
Schreiberlein beugte sich vor und sagte in verschwörerischem Ton:  
"Aber ich weiß Bescheid! Die Lektoren der großen Verlage lesen nämlich  
überhaupt keine Manuskripte unbekannter Autoren. Sie lesen nur die  
Texte, die ihnen die Prominenten schicken. Dabei bleibt natürlich die  
Qualität der Literatur auf der Strecke ..." 


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AUTORENWISSEN: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

                    "Fokussiert und mit Vision: 
       Sorgfältig vorbereitet in die Manuskriptphase starten" 
                       von Ulrike Scheuermann 

Wie starten Sie in die Schreibphase für ein größeres Projekt?  
Stichworte notieren, Datei öffnen, Finger auf die Tastatur, und los  
geht‚s? Oder kommt davor noch etwas anderes? Gut wäre das. Denn  
Schreiben geht leichter, konzentrierter und schneller mit einem  
realistischen Zeitgefühl und mit klarem inhaltlichem Fokus. Deshalb  
möchte ich Ihnen Anregungen geben, wie Sie sich vor Schreibbeginn auf  
das Wesentliche in Bezug auf den Textinhalt und auf den Schreibprozess  
fokussieren können - insbesondere vor und bei größeren  
Schreibprojekten. Die drei vorgestellten Übungen, die ich für meine  
Klienten und Seminarteilnehmer entwickelt habe, sind eher  
psychologisch ausgerichtet. Sie finden Sie ausführlicher und mit  
Beispielen und Abbildungen auch in meinen Büchern "Wer reden kann,  
macht Eindruck - wer schreiben kann, macht Karriere" (2009) und "Die  
Schreibfitness-Mappe" (2011).  


         Zwei Fragen für die Einstimmung auf große Schreibprojekte 

Folgende Fragen interessieren mich bei der Vorbereitung großer  
Schreibvorhaben besonders. Erstens: Wie kann man seine Zeitvorstellung  
so beeinflussen, dass fokussiertes und effektives Schreiben mit einem  
guten Zeitgefühl und dem richtigen Maß sowohl an Zeitdruck als auch an  
zeitlicher Freiheit möglich wird? Dafür stelle ich den  
"Schreibstreckenplaner" und den "Zeitstrahl" vor. Zweitens: Wie kann  
man sich innerlich auf den Inhalt seines Schreibprojektes, sein  
Textziel und seine Leser einstimmen? Zum Beispiel mit der Übung  
"Denkbilder". 


         Eine realistische Zeitvorstellung entwickeln 

Ich erlebe es gerade bei der Arbeit mit Buchautoren und  
Wissenschaftlern als zentral, dass sie äußerst sorgfältig ein  
realistisches Zeitgefühl entwickeln, so dass gegen Ende kein  
übermäßiger Druck entsteht, sondern eher kontinuierlicher, dafür aber  
geringerer Druck auf die gesamte Schreibphase verteilt ist. Denn nach  
meiner Erfahrung brauchen Schreibende für fokussiertes Schreiben fast  
immer einen gewissen produktiven Druck - der natürlich genug Spielraum  
für kreative Entfaltung lassen sollte. Und das gilt ebenso, wenn  
jemand grundsätzlich gerne schreibt und hoch motiviert ist. Ich  
spreche auch aus eigener Erfahrung. 


Die Schreibstrecke realistisch planen  
..................................... 
Zu einer realistischen Zeitvorstellung können Sie im ersten Schritt  
mit dem Schreibstreckenplaner gelangen. Er ist insbesondere hilfreich,  
wenn Sie regelmäßig zu wenig Zeit fürs Überarbeiten finden oder  
wissen, dass Sie öfter Abgabefristen überziehen.  

Für die Schreibstreckenplanung legen Sie zum einen die Textlänge in  
Seiten fest. Zum anderen schätzen Sie Ihr Schreibtempo ein: Sie  
überschlagen, wie viel Zeit Sie erfahrungsgemäß pro Stunde für Ihre  
Erstfassung, also den Rohtext, benötigen. Anschließend können Sie Ihre  
Schreibzeit errechnen: Sie teilen die Textlänge durch Ihr  
Schreibtempo. So erhalten Sie die ungefähre Stundenzahl, die Sie für  
Ihre Erstfassung benötigen.  

Dazu ein Beispiel: Sie wollen ein Kapitel mit 30 Seiten schreiben. Sie  
wissen, dass Sie für Erstfassungen ungefähr zwei Seiten pro Stunde  
schreiben. Nun teilen Sie die 30 Seiten durch zwei und kommen auf Ihre  
Erstfassungs-Schreibzeit von 15 Stunden. Davon ausgehend, können Sie  
nun die gesamte Schreibstrecke planen, wenn Sie überschlagen, wie  
lange Sie erfahrungsgemäß für die Erstfassung im Verhältnis zu den  
anderen Schreibphasen brauchen. Ich benötige zum Beispiel ca. 30 %  
meiner gesamten Schreibzeit für den Rohtext. Ideen entwickeln,  
Strukturieren und Reifenlassen machen weitere ca. 30 % aus, das  
Überarbeiten nochmals ca. 40 %.  

Die Prozentzahlen können Sie, ausgehend von ihrer errechneten  
Schreibzeit, dann noch in Stunden umrechnen, im Beispiel würden Sie  
damit auf 50 Stunden für 40 Seiten Text kommen - wirkt erst einmal  
ziemlich viel, oder? Ist aber vermutlich realistisch. Fertig ist Ihre  
Schreibstreckenplanung.  
Den Schreibstreckenplaner können Sie übrigens als Word- und pdf-Datei  
von meiner Website herunterladen und an Ihre Bedürfnisse anpassen. 


Einen Zeitstrahl visualisieren 
.............................. 
Eine weitere Möglichkeit, eine persönliche Vorstellung vom zeitlichen  
Verlauf Ihres Schreibprojektes zu entwickeln, ist die Übung  
"Zeitstrahl". Der positive Effekt: Meist bekommen meine Klienten oder  
Seminarteilnehmer einen Schreck, wenn sie sehen, wie wenig Netto- 
Schreibzeit ihnen zur Verfügung steht - und fangen an zu schreiben.  
Dann bin ich zufrieden - und die Schreibenden sind es später auch. 

Bei dieser Übung stellen Sie sich zuerst ein inneres Bild Ihres  
zukünftigen Zeitverlaufes vor. Das mag eine Spirale, eine mehrfach  
gekrümmte Linie oder ein Trampelpfad sein. Anschließend nehmen Sie ein  
großes Blatt Papier und zeichnen Ihren Zukunfts-Zeitstrahl für Ihr  
Schreibprojekt und parallel für weitere Bereiche ein, die in Ihrem  
Leben Zeit in Anspruch nehmen werden - andere Arbeitsaufgaben,  
Urlaubszeiten, eine Hochzeit.  

Dabei gilt: Je mehr Zeit eine andere Aufgabe in Anspruch nimmt, desto  
weniger Zeit können Sie für das Schreiben einplanen. Wenn Sie die  
Zeitbudgets für Ihre einzelnen Lebensbereiche auf diese Weise  
visualisiert haben, können Sie viel realistischer einschätzen, was in  
puncto Schreiben möglich sein wird. Abschließend können Sie Ihre  
Schreibzeiten noch als feste Termine in Ihren Kalender eintragen. 


         Denkbilder entwickeln 

Und nun zur inhaltlichen Fokussierung: Mit einem Denkbild führen Sie  
sich Thema und Leser vor Augen und können dadurch die Qualität Ihres  
gesamten Schreibprojektes verbessern.  

Innere Bilder wirken stark, sie prägen unser Denken, Fühlen und  
Handeln. Was Spitzensportlern hilft, können Sie mit ebenso viel Erfolg  
für sich als (Spitzen-)Schreiber anwenden. Dafür schließen Sie für  
einen Moment die Augen und beobachten drei Atemzüge lang, wie Sie ein-  
und ausatmen, ohne den Atem zu beeinflussen. Dann lassen Sie vor Ihrem  
inneren Auge ein Denkbild entstehen, also eine Vorstellung dessen, wie  
Sie schreiben wollen, was Ihr Thema ausmacht oder wie Ihre Leser auf  
Ihren Text reagieren werden. Vielleicht sehen Sie Filmsequenzen,  
Standbilder, ein Schaubild, Sätze oder einzelne Wörter. Wenn Sie die  
Augen wieder geöffnet haben, können Sie Ihr Denkbild noch mit einem  
schnellen Wurf auf Papier skizzieren.  

Die inhaltliche Fokussierung und das Einstellen auf die Leser sind die  
beiden wichtigsten Voraussetzungen, um intuitiv entlang eines roten  
Fadens zu schreiben und die Leser mit der passenden Schreibstimme  
anzusprechen. Die Übung "Denkbilder" finden Sie auch als Hördatei- 
Anleitung zum Download auf meiner Website. 

Und spätestens nach so viel Vorarbeit juckt es Sie nun hoffentlich  
schon in den Fingern, endlich mit dem "richtigen" Schreiben zu  
beginnen. Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg dabei! 

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Ulrike Scheuermann ist Sachbuchautorin, Diplom-Psychologin und  
(Schreib-)Coach für Sachbuchautoren, Wissenschaftler und andere  
Berufstätige und unterstützt seit knapp 15 Jahren Menschen dabei, sich  
auf das Wesentliche zu fokussieren - im Leben, beim Arbeiten, beim  
Schreiben. http://www.ulrike-scheuermann.de 


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SCHREIBKURS: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


             "Wie Haltung das Autorenleben erleichtert" 
                          von Iris Leister 

Neulich wurde einer Altenpflegerin, die sich massiv für ihre Patienten  
eingesetzt hatte und deshalb ihre Stelle verlor, Schadenersatz  
zugesprochen. Darauf angesprochen, sagte sie sinngemäß, das Urteil  
bestätige sie darin, dass es richtig sei, für die eigenen Rechte und  
die der anderen zu kämpfen.  
Das ist Haltung. Ich komme gleich drauf, was das mit dem Schreiben zu  
tun hat. 


         Haltung - eine Definition 

Die Haltung ist die Prämisse, unter der man an Entscheidungen  
herangeht, aber auch sein Leben bzw. die Vorkommnisse darin wahrnimmt  
und auf sie reagiert. Und der Haltungen gibt es viele. Wer seine  
Mitmenschen (und sich selbst) genau beobachtet, wird bei den meisten  
(und sich selbst) recht schnell fündig. Ein paar Beispiele: "Ich ziehe  
ja eh immer den Kürzeren." "Die anderen sind schuld." "Wer sich  
anstrengt, wird auch was." Oder das berüchtigte "Geiz ist geil", das  
zur Nationalhaltung der Deutschen zu werden drohte. Und jetzt komme  
ich darauf, was das mit dem Schreiben zu tun hat. 


         Haltung in der Fiktion 

Wer sich beim Schreiben schon einmal gefragt hat, wie, verdammt, sich  
eine Figur in der Situation, in der sie sich gerade befindet, verhält,  
weiß, dass einem diese Ungewissheit schwer zu schaffen machen kann.  
Dabei gibt es ein Werkzeug, das diese Ungewissheit radikal beseitigt.  
Das Werkzeug heißt ... Haltung. Denn was fürs wahre Leben gilt, gilt  
erst recht fürs fiktionale: Die Haltung ist die Prämisse, unter der  
Figuren an Entscheidungen herangehen, aber auch ihr Leben bzw. die  
Vorkommnisse darin wahrnehmen und auf sie reagieren. - Schauen wir uns  
zur Verdeutlichung einmal vier Figuren an und sezieren ihre Haltung. 


         Sherlock Holmes, Walter White,  
         Lisbeth Salander und Alex Herwig 

Arthur Conan Doyles Sherlock Holmes hat die Haltung: "Ich bin das  
Genie, die anderen Idioten." Mit dieser Haltung geht er an alles  
heran, egal, ob es die Lösung von Kriminalfällen ist oder ob es um  
zwischenmenschliche Beziehungen geht. Diese Haltung bestimmt sein  
Handeln und, ganz wichtig, seine Wahrnehmung.  

Das Gleiche gilt für den spießigen Chemielehrer Walter White, den  
Protagonisten der von Vince Gilligan erschaffenen Fernsehserie  
"Breaking Bad". Walters Haltung ist: "Wat mut, dat mut." Genauer: "Ich  
mache, was immer notwendig ist." Mit dieser Haltung, die seine  
Wahrnehmung und sein Handeln bestimmt, tut er die unmoralischsten  
Dinge. Weil es seiner Meinung nach notwendig ist. Der Autor weiß, dass  
Walter sich, vor die Wahl gestellt, zwischen Rückzug und Verfolgen  
seines Ziels zu entscheiden, sich immer für das Ziel entscheidet. Und  
wenn das bedeutet, jemanden in Flusssäure aufzulösen. "Wat mut, dat  
mut." 

Stieg Larssons spröde Lisbeth Salander dagegen hat die Haltung: "Ich  
bin kein Opfer." Getrieben von dieser Haltung nimmt sie nichts hin.  
Sollte sie in einer Situation Opfer werden, schlägt sie bei nächster  
Gelegenheit knallhart zurück. Wenn man das weiß, läuft die Figur quasi  
von allein. 

Das krasse Gegenteil dazu ist Alex Herwig, die Protagonistin aus Karen  
Duves Roman "Taxi". Ihre Haltung ist: "Ich kann nichts, außer alles  
aushalten." Und so funktioniert sie in jeder Szene: Sie steckt ein,  
egal, wer oder was auf sie einprügelt.  

Allein diese Beispiele zeigen, dass die Haltung eine unschätzbar  
wertvolle Schreibdirektive ist, wenn es darum geht, zu wissen, wie  
eine Figur handelt. "Auf Dramaturgisch" heißt das, wie die Figur "in  
character" bleibt. Extrabonus: Die Figuren werden für Leser und  
Zuschauer noch lebendiger. 


         Gnadenlos und unerbittlich  

Klar wird außerdem, dass die Haltung nicht nur die Wahrnehmung und das  
Handeln der Figuren bestimmt, sondern dass sie überlebensgroß ist. Ein  
Diktator. Gnadenlos. Unerbittlich. Es gibt kein dazwischen. Das  
unterscheidet die Haltung fiktionaler Figuren von der Haltung realer  
Menschen.  

Und noch ein Unterschied: Die Haltung fiktionaler Figuren ändert sich  
nicht. Zumindest nicht bis zum Schluss eines Buches oder Films. Nur  
ganz am Ende kann sie sich modifizieren, nämlich dann, wenn die Figur  
sich wandeln soll(te). 


         Haltung finden: Die Unglaublicher-Krach-Übung  

Es dauert ein bisschen, die Haltung einer Figur herauszufinden. Sie  
wird umso deutlicher, je länger man mit der Figur zusammenarbeitet.  
Die folgende Übung hilft, mehr über die Haltung der eigenen Figuren zu  
erfahren. 

Infernalischer Lärm dringt aus der Nachbarwohnung. Ihre Figur fühlt  
sich zutiefst gestört. 
Beantworten Sie zuerst folgende Fragen: a) Geht die Figur los und  
beschwert sich? b) Bleibt sie passiv? Oder c): Bleibt sie zunächst  
passiv, nutzt aber später eine Gelegenheit zur "Rache"? 

Wenn a): Schreiben Sie diese Szene in allen Details auf. Was sagt die  
Figur ganz genau, wie sagt sie es, und was tut sie? Was sagt und tut  
ihr Widersacher? Ist Ihre Figur erfolgreich mit ihrer Beschwerde?  
Bekommt sie, was sie will? Wenn nein, wie nimmt sie ihre Niederlage  
auf? 

Wenn b): Nimmt sie Oropax? Leidet sie still? Betrinkt sie sich? Will  
sagen: Wie genau sieht ihre Passivität aus? Und: Könnten Sie den Druck  
erhöhen? Wann würde es selbst Ihrer Figur zu viel? 

Wenn c):  Gehen Sie vor wie bei a). Welche Gelegenheit zur Rache würde  
Ihre Figur nutzen? Wie genau würde sie sich rächen? Protokollieren Sie  
genau. 

Tipp 1: Variieren Sie in allen drei Fällen das Vorgehen Ihrer Figur,  
indem Sie ihr einfach einmal unterschiedliche Haltungen geben. 

Tipp 2: Wer sich an die Übung vorsichtig herantasten will, probiert  
einfach einmal aus, wie Sherlock Holmes, Walter White, Lisbeth  
Salander, Alex Herwig oder eine x-beliebige Lieblingsfigur sich  
verhalten würde. 


         Fazit 

Die Haltung einer fiktionalen Figur zu ihrem Leben (und ihren  
Mitfiguren) bestimmt ihre Wahrnehmung und ihr Handeln. Sie ist damit  
ein nützliches Schreibwerkzeug, denn sie hilft, zu jeder Zeit und in  
jeder Szene genau zu wissen, wie eine Figur sich entscheidet und  
handelt, also "in character" bleibt. Außerdem macht die Haltung eine  
Figur noch lebensechter und ist damit eine sinnvolle Ergänzung zu den  
üblichen Beschreibungsebenen der Figur. 

Keine Panik: Wenn Sie nicht auf Anhieb sagen können, was die Haltung  
Ihrer Figur ist: ausatmen. Die Haltung ist etwas, das sich erst nach  
und nach und beim Arbeiten mit einer Figur herausschält. 

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Iris Leister ist freie Autorin und lernte ihr Handwerk u. a. an der  
UCLA in Los Angeles. Sie schreibt Hörspiele und Drehbücher, ihr  
Thriller "Novembertod" erschien 2008. Sie lehrt Prosa- und  
Drehbuchschreiben. Ihr nächstes Intensiv-Seminar startet am  
15.11.2011. Infos unter  
http://www.akademie.de/direkt?pid=35112&t=temL2. Mehr zur  
Figurenfindung : http://www.akademie.de/direkt?pid=53015&t=temL1 


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig? 

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei  
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender  
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen  
hat, kann sie mir schicken. 

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die  
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. 

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu  
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer  
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der  
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht  
überschreiten! 
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                       "And the winner is ..." 
             Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen 

Ärgerlich zog Polizeiobermeister Bollmann an seiner Zigarette und  
betrachtete die frischen Reifenspuren am Straßenrand. Er hatte keine  
Lust auf die mühevolle Laufarbeit, den Unfallverursacher ausfindig zu  
machen. Wozu auch? Der besoffene Penner in der Klinik konnte doch froh  
darüber sein, ein paar Tage in einem warmen Bett zu verbringen. Und  
wenn der Chef wirklich an Spuren interessiert gewesen wäre, hätte er  
gleich die Spurensicherung geschickt. Schwerfällig wuchtete er sich in  
seinen Streifenwagen und meldete seinem Vorgesetzten, dass er keine  
verwertbaren Spuren hatte finden können und gedachte, jetzt  
Mittagspause zu machen.  
Während er die nächste Zigarette am verglimmenden Stummel der  
vorherigen anzündete, beschloss er, der schmalen Straße durch den Wald  
zu folgen und im nahen Vereinsheim einen deftigen Braten zu essen. 
Bollmann erstarrte. Sein Blick sprang zwischen der Straße vor ihm,  
seiner Zigarette und den Reifenspuren am Straßenrand hin und her. "Das  
gibt‚s doch gar nicht!", lachte er auf. Hastig drückte er die  
Zigarette aus und griff entschlossen nach der Kamera im Handschuhfach. 


"Jetzt spielen wir nach meinen Regeln." Bollmann blickte auf den roten  
und den blauen Plastikordner, die neben dem übervollen Aschenbecher  
vor ihm lagen. In seiner Hand hielt er ein kleines schwarzes Buch. Das  
Titelbild zeigte eine Kartoffel auf einer blutigen Messerspitze,  
daneben stand in roten Lettern "MORDS KARTOFFEL Anthologie".  
Vier Jahre lang hatte er seine Kurzkrimis beim Schreibwettbewerb des  
Odenwaldkreises eingereicht. Erfolglos. Und dann wurde er noch von  
Jury-Mitgliedern ausgelacht, wenn er sie beim Feierabendbier im  
Deutschen Haus oder im Schwarzen Adler traf. 
Dabei kannte er jede Gasse in Hainstadt, jeden Winkel in Beerfelden,  
und alle Feldwege dazwischen!  
"Sie schreiben über Ihre Heimat, Ihr Metier und dazu kommt eine nette  
Prise Talent", hatte  die Dozentin beim Kurs "Fiktionales Schreiben"  
an der VHS gesagt. Sie hatte sogar zugegeben, dass er bei ihr nichts  
mehr lernen könne; ihm empfohlen, sich das Geld für den  
Fortgeschrittenen-Kurs zu sparen. Da wurde ihm klar, dass es nicht an  
seinen Texten lag. Er würde niemals Anerkennung erfahren, solange er  
die Regeln dieser arroganten Jury befolgte. Aber endlich hatte einer  
von ihnen einen Fehler gemacht! 
Bollmann stellte das Buch zurück, setzte sich an den Rechner und  
begann energisch zu tippen: 
Sehr geehrter Herr Klaasen, 
ich hoffe, dass Sie mir mit Ihrem Rat weiterhelfen können. Anbei  
finden Sie zwei kriminalistische Texte aus meiner Feder: eine  
fiktionale Kurzgeschichte und eine Reportage über eine Begebenheit aus  
unserer Gegend. Können Sie mir sagen, welche der Geschichten das Zeug  
zum Siegertext 2011 hat? Ich kann mir auch gut vorstellen, die Texte  
im Odenwälder Echo zu veröffentlichen. 
Ich freue mich, mich bald mit Ihnen zu treffen. 
Mit freundlichem Gruß, 
Bollmann, Polizeiobermeister 


Ein hagerer Mann trat aus dem Schatten der alten Eiche. Er blickte  
sich kurz um, ging zu  der kleinen Bank und nahm neben Kurt Klaasen  
Platz.  
"Was soll das? Ein Treffen mitten am Tag ist gegen die Absprache",  
fuhr er Klaasen an. 
"Ich habe euch gewarnt. Es ist gefährlich, wenn ich vor meiner eigenen  
Haustüre arbeite." 
"Und du wurdest angemessen bezahlt. Willst du etwa noch mehr Geld?" 
"So einfach ist es nicht. Lies." Klaasen reichte dem Hageren einen  
Briefbogen. Nachdem dieser den Text studiert hatte, fragte er: "Was  
ist das?" 
"Gerade du solltest dich mit so etwas auskennen: Fettsack Bollmann  
erpresst mich." 
"Wie? Unser Dorfbulle erpresst dich?" 
Klaasen blickte in die Ferne und entgegnete: "Samstagabend habe ich  
einen Penner umgefahren." 
"Spinnst du? War dir eine Leiche nicht genug fürs Wochenende?" 
"Auf dem Weg von der Jagdhütte zur Bundesstraße habe ich die Abkürzung  
durch den Wald genommen. Plötzlich fährt da dieser Tippelbruder auf  
seinem Rad. Mitten auf der Straße! Kaum berührt hab ich ihn! Der Alte  
fällt in den Graben. Ich sehe ein paar Lichter im Spiegel und mache  
mich aus dem Staub." 
"Aber wie kommt Bollmann auf dich?" 
"Hinter dem Wald biege ich zum Sportplatz ab, um mir den Kotflügel  
anzusehen. Ich zünde mir gerade eine Zigarette an, als Bollmann die  
Treppe vom Vereinsheim runterkommt. Der winkt mir noch zu! Am Montag  
machte er heimlich Fotos von meinem Auto. Natürlich passen die Spuren  
im Wald zu meinen Breitreifen." 
"Hört sich so an, als ob Bollmann dieses Jahr deinen kleinen  
Wettbewerb gewinnt." 
Klaasen grinste gequält: "So einfach ist es nicht. Keiner in der Jury  
kann ihn ausstehen. Einige hassen ihn sogar. Letztes Jahr hat eine  
gescherzt, dass Bollmann schon aus Prinzip raus fliegt, solange sie  
dabei ist. Und alle haben genickt. Soviel dazu." 
Der Hagere stand wütend auf und zischte Klaasen an: "Dann wirst du  
wohl deinen Führerschein abgeben müssen. Und wegen dieser privaten  
Bagatelle belästigst du mich?" 
Klaasen lachte ihn verächtlich an: "Verstehst du es nicht? Kein  
Wunder, dass dein Alter die Geschäfte an deinen kleinen Bruder  
übergeben wird." 
Der Hagere hatte plötzlich ein Messer in der Hand, aber es verschwand  
genauso schnell wie es aufgetaucht war, als er die Pistole bemerkte,  
die Klaasen auf ihn gerichtet hatte. Dieser sprach ungerührt weiter:  
"Was passiert, wenn der Georgier mitbekommt, dass ich am Samstagabend  
nicht in Frankfurt war?" 
Der Hagere erschrak: "Wie sollte er davon erfahren?" 
"Ich gehöre zum öffentlichen Leben im Odenwaldkreis", erklärte  
Klaasen. "Egal ob Bollmann mich anzeigt oder etwas an die Presse gibt  
- am Ende wird es Schlagzeilen geben. Selbst der Georgier liest  
Zeitung." 
Der Hagere fiel blass auf die Bank zurück. "Wenn Petrov kapiert, dass  
wir ihn hintergehen ... Er wird uns alle umbringen lassen." Dann wurde  
seine Stimme hart: "Sollen wir den Bullen aus dem Weg räumen?" 
Klaasen stöhnte  auf: "So einfach ist das nicht. Eure Methoden  
erzeugen zu viel Aufmerksamkeit. Das erledige ich schon selbst. Aber  
ihr müsst mir helfen. Habt ihr noch den Chemiker in Bürgstadt auf der  
Gehaltsliste?"  
Der Hagere nickte. 
"Der soll mir eine Prise Rizin besorgen. Das Zeug wirkt zeitversetzt  
auf den Kreislauf. Außerdem ist es kaum nachzuweisen. Unauffällig,  
präzise, endgültig. Bollmann wird gar nicht kapieren, wie er unter die  
Räder kommt." 


Drei Tage später war es Bollmann, der sich zu Klaasen auf die Bank  
setzte. Dessen Begrüßung war eisig: "Da ist ja unser Herr  
Meistererpresser." 
Bollmann zuckte die Schultern: "Meine Güte, wer wird denn so schlimme  
Worte in den Mund nehmen. Ich suche Ihren Rat, mehr nicht." 
Klaasen atmete tief durch: "Na, wenn Sie meinen. Dann empfehle ich  
Ihnen, Ihren Krimi beim Schreibwettbewerb einzureichen. Ich denke,  
dass Sie es mit dieser Leistung unter die besten drei schaffen. Es  
könnte sogar zum Sieg reichen." 
Bollmann lehnte sich genüsslich zurück und antwortete: "Sehen Sie,  
geht doch." 
"Kann ich mich darauf verlassen, dass es keine dummen Zufälle gibt?  
Ihre Reportage irgendwann doch raus kommt?" 
"Mein Interesse ist dieser Wettbewerb", gab Bollmann zurück. "Ich habe  
noch den ersten Entwurf - um den werde ich mich gleich nachher  
kümmern. Weitere Kopien gibt es nicht." Bollmann tippte sich an die  
Stirn: "Abgesehen von der Version in meinen Gedächtnis ..."  
Klaasen entspannte sich: "Ich glaube, Sie werden einen würdigen  
Gewinner abgeben. Darauf eine Zigarette?" 
Er griff in seinen Mantel und fand nur eine einzelne Zigarette in der  
Schachtel vor. Klaasen reichte Bollmann die Schachtel und öffnete für  
sich selbst eine neue. Als er Bollmann Feuer geben wollte, nahm ihm  
dieser das antike Feuerzeug aus der Hand und grinste: "Hübsches  
Feuerzeug haben Sie da." 
"Geschenk der Familie", sagte Klaasen verdutzt. 
Bollmann zündete sich sich seine Zigarette an: "Ich kann's gut  
gebrauchen, um den Entwurf zu verbrennen, nicht wahr?" Bevor Klaasen  
reagieren konnte, war der silberne Zylinder in Bollmanns Jacke  
verschwunden. 
Klaasen beruhigte sich und beobachtete den rauchenden Polizisten, bis  
dieser seine Zigarette fallen ließ, in seinen Dienstwagen stieg und  
sich lautstark verabschiedete: "Besten Dank auch."  
Als der Motor ansprang, höhnte Klaasen: "Da nicht für, Bullenschwein."  
Klaasen zog sich Handschuhe an, bückte sich und hob den Stummel auf,  
den Bollmann zurückgelassen hat. Sehr vorsichtig packte er ihn in eine  
Plastiktüte. 


POM Bollmann wurde am nächsten Nachmittag tot in der Stadtwache  
Michelstadt aufgefunden. Der junge Notarzt kannte das: Herzversagen  
aufgrund 35 kg Übergewicht und einer 40-jährigen Karriere als  
Kettenraucher. 


Tage später packte Polizeimeister Hardt die persönlichen  
Habseligkeiten seines Kollegen Bollmann ein, um sie der Witwe zu  
bringen. Als er die unterste Schublade des Schreibtisches öffnete,  
blickte er verwundert auf ein silbernes Feuerzeug mit den eingeprägten  
Initialen "K. K.". Das Feuerzeug lag auf einem blauen Plastikordner. 

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                  Lektorat von Hans Peter Roentgen 

Ein Polizist will unbedingt groß als Krimiautor herauskommen und einen  
Wettbewerb gewinnen. Da passt es gut, dass er einen aus der Jury der  
Fahrerflucht überführen und deshalb erpressen kann. 
Doch der hat noch anderen Dreck am Stecken, kann außerdem die Jury  
nicht zwingen und sorgt dafür, dass das Problem mittels Rizin aus der  
Welt geschafft wird. 


         Rätsel auflösen 

Schöne Idee für einen Kurzkrimi. Gute Dialoge zeigen auch, dass der  
Autor schreiben kann. 

Nur hat es einen Haken. Wir haben es nicht nur mit Klaasen, seiner  
Fahrerflucht und Bollmanns Autorenehrgeiz zu tun, sondern auch noch  
mit offenbar mafiösen Strukturen, einem Hageren, Petrov, einem  
Georgier, einem Chemiker und einer weiteren Leiche. Das ist eine  
ziemlich komplexe Struktur, und die wird in einen Kurzkrimi gepackt.  
Der ist damit überladen, die ganze Mafia-Sache wird nur angerissen,  
aber nicht aufgelöst. Was es mit Klaasen und seinen kriminellen  
Nebengeschäften auf sich hat, erfahren wir nicht. Ein wesentlicher  
Teil der Geschichte wird also gar nicht aufgelöst und das lässt den  
Leser unbefriedigt zurück. 

Eine Lösung wäre, genau diesen Teil der Geschichte auszuerzählen. Das  
ergäbe eine wesentliche längere Geschichte, vermutlich einen Roman, in  
dem Bollmanns Ehrgeiz nur der Anlass wäre, der dazu führt, dass  
Klaasen und seine Mafia auffliegt - oder eben auch nicht.  

Aber wenn wir doch einen Kurzkrimi brauchen? Weil es zum Beispiel für  
einen Wettbewerb gedacht ist? 


         An der Struktur arbeiten 

Wenn die Struktur nicht stimmt, sollte man ganz an den Anfang  
zurückgehen und noch mal die Idee untersuchen. Und schauen, was man  
daraus entwickeln kann. 

Die Idee ist einfach: Ein Polizist will Krimiautor werden, findet  
einen dunklen Punkt bei einem Jurymitglied und will damit den Gewinn  
beim Wettbewerb erpressen. 

Wenn daraus ein klassischer Krimi werden soll, brauchen wir noch einen  
Mord. Aber wer wird wegen Fahrerflucht morden? Vor allem, wenn es viel  
einfacher wäre, auf irgendeine Art den literarischen Ehrgeiz des  
Polizisten zu befriedigen? Auch wenn er ihm nicht den Krimipreis  
verschaffen kann, weil die anderen Jurymitglieder nicht mitziehen  
werden, gäbe es sicher andere Mittel und Wege, den Polizisten mit  
einer Veröffentlichung zufriedenzustellen. 

Dass die Fahrerflucht allein nicht reicht, dürfte der Grund dafür  
sein, dass dann noch die Mafia eingeführt wird. Aber auch hier gilt:  
Warum sollte die deswegen Ärger riskieren? Notfalls ließe sich jemand  
erpressen oder mit Geld verlocken, den Polizisten doch zu  
veröffentlichen? Auch das scheint in der Geschichte auf, wenn der  
Hagere ungerührt zu Klaasen sagt: "Dann wirst du wohl deinen  
Führerschein abgeben müssen." 

Und jetzt wird ein weiteres Element eingeführt: der Georgier, der  
nicht erfahren darf, dass Klaasen in Frankfurt war. Dieses Element  
steht ziemlich willkürlich im Text, wird nicht begründet, nicht  
aufgelöst, und der Leser ahnt: Es steht einfach nur da, um dem Autor  
aus der Bredouille zu helfen. "Deus ex machina" nennt man so was in  
der Fachsprache. 

Die Versuchung ist groß, weitere Elemente in eine Idee einzuführen,  
wenn diese noch nicht rund ist, die Logik kräftig holpert. Aber wer  
neue Elemente einführt, muss sie in die Geschichte integrieren, sie  
mit dem Plot verbinden und vor allem auch auflösen. 


         Kurzgeschichte und Roman 

Genau das ist der entscheidende Unterschied zwischen Kurzgeschichte  
und Roman. Ein Roman kann eine komplexe Struktur haben, mehrere  
Erzählstränge, viele Figuren. Eine Kurzgeschichte ist kurz, wie schon  
der Name sagt, und verträgt deshalb nur wenige Figuren und eine  
Grundidee, nicht viele. 

Wenn wir diese Geschichte also überarbeiten wollen, müssen wir als  
Erstes dieses Dilemma lösen. Also entscheiden, was wir wollen: Die  
Mafia-Geschichte auflösen, mit Logik versehen? Dann wird es eine  
wesentlich längere Geschichte werden, die Entdeckung des literarischen  
Polizisten ist dann vermutlich nur das Ereignis, dass alles andere ins  
Rollen bringt und den Leser langsam den ganzen kriminellen Hintergrund  
erleben lässt. 

Soll die Geschichte ein Kurzkrimi werden, dann benötigen wir einen  
kurzen Grund für den Mord. Also nichts Komplexes wie Mafia, in der  
Mafia wiederum Angst, dass etwas öffentlich wird, einen Chemiker etc. 

Ich persönlich würde für die längere Geschichte plädieren. Ein  
angesehener Mann im Ort, der einen Literaturpreis gestiftet hat und  
selbst in der Jury sitzt, dessen Geld aber aus kriminellen Geschäften  
stammt. Und er hängt dick drin, er muss nicht nur die Polizei  
fürchten, sondern obendrein seine kriminellen Geschäftsfreunde.  


         Motiv und Logik 

Im Kurzkrimi sind noch zwei weitere Dinge wichtig: Möglichst früh das  
Thema und Motiv anreißen. Sprich: Ich würde Bollmanns wichtigste  
Eigenschaft, das, was er unbedingt erreichen will, schon am Anfang  
anreißen. Er will literarischen Erfolg. Vielleicht: 

.......... 
"... und gedachte, jetzt Mittagspause zu machen. Da könnte er auch  
weiter an seinem Kurzkrimi arbeiten. Diesmal musste er einfach den  
Preis gewinnen." 
.......... 

Und was fällt Ihnen bei der Logik der Geschichte auf? Falls sie es  
nicht wissen, lesen Sie sie noch mal, und achten Sie darauf, was  
Klaasens Fahrerflucht verrät. 

Bollmann beugt sich am Anfang über die Unfallstelle und entdeckt  
etwas. Was das ist, wird nicht gesagt. Es wird aber auch im Folgenden  
nicht verraten. Stattdessen erzählt Klaasen, dass Bollmann ihn  
überführt habe, weil er ihn im Vereinsheim gesehen habe. 

Wenn Sie am Anfang eine Spur legen, die Sie nur andeuten, aber nicht  
ausführen, erzielen Sie Spannung. Der Leser will wissen, was hinter  
der Andeutung steckt. Am Anfang erfährt er, dass Bollmann etwas an der  
Unfallstelle auffällt. Und sich plötzlich für den Vorgang  
interessiert, die Reifenspuren fotografiert. Was ist ihm aufgefallen?  
Die Frage treibt den Leser an, weiter zu lesen. Und die Frage muss der  
Autor irgendwo in der Geschichte auflösen. Genau das geschieht hier  
aber nicht. Stattdessen wird eine ganz andere Lösung angeboten:  
Bollmann sieht Klaasen beim Verlassen des Vereinsheims, und erst das  
bringt ihn auf die Spur. 

Solche Ungereimtheiten verärgern den Leser. Des Rätsels Lösung ist  
keine Lösung, und der Leser fühlt sich hintergangen. 


         Die Pointe am Schluss 

Sehen Sie sich noch mal den Schluss an. Der Schluss eines Kurzkrimis  
enthält in der Regel eine Pointe. Die muss nicht witzig, aber  
überraschend sein und die Geschichte abschließen. 

Hier ist die Pointe, dass Polizeimeister Hardt das Feuerzeug und den  
Ordner von Bollmann entdeckt. Und? Nichts und. Damit endet es. 

Man könnte die Geschichte pointierter enden lassen. Zwei Möglichkeiten  
fallen mir ein:  

Hardt öffnet den Ordner und liest die Überschrift: "Fahrerflucht eines  
Literaten". Der Rest muss nicht erzählt werden, denn dann läuft ein  
Film im Kopf des Lesers ab. Hardt erfährt, wer die Fahrerflucht  
begangen hat, nimmt die Ermittlungen auf, und Klaasen samt seinen  
kriminellen Aktionen wird doch noch überführt. Wäre eine gute  
Schlusspointe. 

Oder Hardt steckt das Feuerzeug ein und wirft den Ordner in den  
Papierkorb. Einer von Bollmanns literarischen Missgeburten. Auch hier  
läuft damit ein Film im Leser an, allerdings ein enttäuschender:  
Klaasen wird davonkommen, auch Hardt eignet sich gerne teure  
Feuerzeuge an. 


         Gelungene Dialoge 

Bei aller Kritik möchte ich aber auch auf die Stärke der Erzählung  
eingehen. Sehen Sie sich die Dialoge noch mal an. Die haben nämlich  
Spannung, sie dienen nicht nur der Informationsvermittlung, sondern  
klingen natürlich. Der Hagere und Klaasen gewinnen durch das, was sie  
sagen, Profil. Es wird nicht alles verraten, sondern Dinge werden nur  
angerissen, Neugierde wird geweckt. Dass diese Neugierde in dem  
Kurzkrimi nicht befriedigt wird, ist das Problem. Aber in einer  
längeren Geschichte würden solche Dialoge zur Spannung beitragen. Nur  
müssten die dort angerissenen Probleme im Laufe der Geschichte  
aufgelöst werden. 

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein  
Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé".  
Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. 


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INTERVIEW: 
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                            (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


                      "Immer an sich arbeiten" 
                 Interview mit Ursula Schmid-Spreer 

Ramona und Thomas Roth-Berghofer: Liebe Ursula Schmid-Spreer, seit  
vielen Jahren arbeitest du als Mitstreiterin beim Tempest mit, bist  
Mitglied bei den Mörderischen Schwestern, hast mehrere Anthologien  
beim Wellhöfer Verlag herausgegeben, organisierst seit Jahren das  
Nürnberger Autorentreffen, an dem unter amderem auch der Autor (und  
unser Experte) Titus Müller regelmäßig teilnimmt, bist Lehrerin für  
Gesundheitsberufe, und nun ist im Mai dein Kriminalroman "Die  
Nürnbergerin" im AAVAA Verlag erschienen. Kommissarin Bertaluise  
Nürnberger und ihr Team werden von einem mysteriösen Mord in der  
Südstadt Nürnbergs in Atem gehalten. Ein geheimnisvoller Toter,  
anständige Bürger, die ein Doppelleben führen, Sektenführer mit  
Beziehungen zum Rotlichtmilieu ... Wie kamst du auf die Idee zu diesem  
Kriminalroman, und wie findest du neben all deinen Aktivitäten, dem  
Beruf und deiner Familie überhaupt noch die Zeit zum Schreiben? 

Ursula Schmid-Spreer: Zunächst, die Mitarbeit am Tempest mache ich  
wahnsinnig gerne. Ich freue mich heute noch, dass ich das überhaupt  
darf. Und wie ich neben Job und Familie überhaupt noch die Zeit zum  
Schreiben finde? Die nehme ich mir. Ich habe zum Glück einen Partner,  
der mich in allem sehr unterstützt. Er ist der Geduldigere von uns  
beiden, was Recherchearbeiten anbelangt. Ansonsten bin ich ganz gut  
organisiert und ich kann auch mal großzügig über ungeputzte Fenster  
hinweg sehen. 

Mit dem Thema "Sekten" musste ich mich berufsbedingt beschäftigen, das  
ist Teil des Lehrplanes in Deutsch. Nürnberg hat eine  
"Frauentormauer", wo die Damen des horizontalen Gewerbes arbeiten. Da  
ich ja nicht einfach so zu einer solchen Dame gehen konnte, habe ich  
mit der Hurenvereinigung "Kassandra", die hier in Nürnberg agiert,  
Kontakt aufgenommen. Eine der Damen hat mich angerufen, wir haben uns  
getroffen, und ich konnte sie so einiges fragen. So habe ich die  
beiden Themen zusammengebracht und mit meiner etwas anderen  
Kommissarin gewürzt. 


RRB/TRB: Wie bist du beim Schreiben vorgegangen? Bist du mehr eine  
intuitive Autorin, oder planst du jedes Detail im Voraus? 

USS: Ich würde sagen, beides. Ich habe eine Idee und dann - eine  
Zettelwirtschaft. Alles, was mir einfällt, wird aufgeschrieben. Ich  
weiß natürlich schon, wohin ich möchte. Ich entwerfe für jede Figur  
einen Lebenslauf mit allen Eigenheiten. Das mache ich sehr akkurat.  
Nichts ist schlimmer, als wenn die Ermittlerin im Buch drei  
verschiedene Namen hat oder mit Stöckelschuhen ins Zimmer geht und mit  
Gesundheitslatschen rauskommt. Manchmal erweitere ich die Figur oder  
streiche eine Eigenschaft. Dann schreibe ich für mich eine Art Exposé,  
an das ich mich aber nicht akribisch halte. Ziemlich oft führt mich  
meine Fantasie auch ganz woanders hin. 

Bei jedem Kapitel frage ich mich, ob es eine Aussage hat, spannend  
ist, ein Geheimnis vermittelt, und schließlich gibt es da auch noch  
die Sache mit dem Cliffhanger. 


RRB/TRB: Wie sah deine Recherchearbeit für "Die Nürnbergerin" aus? 

USS: Da Nürnberg ja nicht meine Heimatstadt ist, habe ich mich sehr  
viel mit der Stadt und ihrer Geschichte beschäftigt. Als ich nach  
Nürnberg kam, war ich beeindruckt von der historischen Innenstadt und  
den Möglichkeiten die diese Stadt bietet. Der Altstadtverein, das  
Bildungszentrum - sie alle boten und bieten immer noch Führungen an  
durch die Stadt und zeigen Sehenswürdigkeiten. 

Es begann mit der Anthologie "Nürnberger Morde". Die Geschichten  
spielen alle an bestimmten Orten Nürnbergs. Ich musste den  
eingeladenen Autoren ja Anhaltspunkte geben. So habe ich fotografiert  
und recherchiert. Die Arbeit hat sich ausgezahlt: Ich habe etliche  
kriminalistische Literaturspaziergänge zu den "Tatorten" angeboten.  
Auch meine Kommissarin "Belu" Nürnberger bekommt den Kopf frei, wenn  
sie einen Stadtbummel macht oder am Goldenen Ring dreht. 


RRB/TRB: Wie umfangreich gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem  
Lektorat des AAVAA Verlags? 

USS: Die Zusammenarbeit verlief intensiv. Das gesamte Manuskript wurde  
mehrmals geprüft und überarbeitet. 


RRB/TRB: Hattest du Einfluss auf die Titelwahl, die Wahl des  
Buchcovers oder den Klappentext?  

USS: Dem Verleger, Herrn Dr. Lebek, gefiel mein Arbeitstitel recht  
gut, so dass er ihn übernommen hat. Etwas zweideutig. Eine Frau mit  
dem Namen "Nürnberger", die in Nürnberg ermittelt - nomen est omen. Am  
Klappentext haben wir gemeinsam gefeilt, und das Buchcover haben zwei  
liebe Freundinnen (Tamara Kohl, Yvonne Ludwig, beide Grafikerinnen)  
designt, nachdem mir die vorgeschlagenen Buchcover des Verlages nicht  
so gefallen haben. Das ist der Vorteil von kleinen bis mittleren  
Verlagen. Man wird individuell betreut, darf mitreden und geht nicht  
in der Masse unter. 


RRB/TRB: Wie lange hast du an "Die Nürnbergerin" gearbeitet?  

USS: Sehr lange. Die Romanfigur "Belu" entstand bei einem Workshop,  
den die Tempest-Schreibexpertin Ute Hacker gehalten hat. Ich habe es  
noch im Ohr, wie sie zu mir sagte: "Ich bin echt verliebt in diese  
Figur. Die hat was!" Ich habe Belu dann noch bei anderen Geschichten  
verwendet, denn sie kam immer gut an, da sie so übergewichtig,  
menschlich und unkompliziert ist. Sie steht zu ihren Fehlern. Im Laufe  
der Zeit habe ich Belus Eigenarten recht gut kennengelernt. Was lag  
also näher, als ihr einen ganzen Roman zu widmen? 


RRB/TRB: Wie kamst du zum Schreiben? Gab es Vorbilder oder ein  
bestimmtes Schlüsselerlebnis? 

USS: Geschrieben habe ich schon immer. Mangels Taschengeld bekamen  
meine Eltern selbstgeschriebene Geschichten, da mir meine Lehrer eine  
blühende Fantasie bescheinigten. Dann schrieb ich leidenschaftlich  
gern Briefe in alle Welt (auch heute noch!) und später Geschichten für  
meine Tochter. Schließlich habe ich eine Ausschreibung für einen  
Wettbewerb gelesen, und meine Geschichte gefiel und wurde genommen.  
Das Buch hieß "Hoffnung". Ich war stolz wie Oskar, was mich motivierte  
weiterzuschreiben. Natürlich habe ich dann noch viele Absagen  
einstecken müssen, es war aber auch immer wieder mal eine  
Veröffentlichung dabei. 

Mit den Vorbildern ist das so eine Sache. Orientiert man sich zu sehr  
an anderen, verliert man seine persönliche Schreibe, seinen  
persönlichen Stil. Ich möchte keinen anderen Autor kopieren. Die Leser  
sollen nicht sagen: "Die schreibt so ähnlich wie ..." Ich lese sehr  
viel, und natürlich kommen dann Einflüsse verschiedener Autoren, deren  
"Schreibweise" mir gefällt, auch in meinen Texten zum Tragen. 


RRB/TRB: Was macht deiner Meinung nach einen guten Autor aus?  

USS: Seine LeserInnen zu unterhalten und vielleicht auch mal einen  
anderen (lesbaren) Stil auszuprobieren, wobei Letzteres einfach auch  
Geschmackssache ist. Ich habe schon oft Bücher von namhaften Autoren  
gelesen, die mir so gar nicht gefallen haben. 


RRB/TRB: Gibt es irgendein Genre, das dich als Autorin neben dem  
Kriminalroman noch reizen würde? 

USS: Ja. Ich mache zur Zeit einen Ausflug in das Genre der Erotik. Das  
ist verdammt schwer zu schreiben. Schließlich sollen es keine  
pornographischen sondern prickelnd-erotische Geschichten werden, die  
nicht plump sind, sondern auch eine Botschaft - Zärtlichkeit -  
vermitteln. 


RRB/TRB: Wie sehen deine Schreibpläne für die Zukunft aus?  

USS: Ich möchte nicht nur Bücher und Geschichten schreiben, für den  
Tempest recherchieren und Wettbewerbe suchen, sondern auch weiter  
Bücher herausgeben. Mit den Verlagen "Wellhöfer", "Aavaa" und "woMan"  
habe ich gute Partner gefunden, die für neue Ideen offen sind. Ich  
habe viel gelernt, was das Marketing anbelangt, denn Bücher wollen ja  
auch verkauft werden. Sehr oft renne ich offene Türen ein, wenn ich an  
ungewöhnlichen Orten Lesungen anbiete. Und wer sagt, dass Bücher nur  
in Buchhandlungen verkauft werden können? So habe ich vor kurzem eine  
Lesung in einem Waschsalon gehalten. Den Kunden hat es gefallen, dass  
sie kriminalistisch unterhalten wurden. Und bei der Gelegenheit sind  
auch einige Bücher über den Tresen gegangen. 

Auch das Nürnberger Autorentreffen wird immer beliebter. Es ist viel  
Arbeit, so ein großes Event auf die Beine zu stellen, aber es macht  
Spaß und ich habe dadurch sehr interessante Autoren kennengelernt,  
Praktika vermittelt, Kontakte zu Verlagen hergestellt, Autoren  
zusammengebracht und - eine Ehe gestiftet! 

Und natürlich möchte ich meine ungewöhnliche Kommissarin "Belu" noch  
ein paar Fälle lösen lassen. Sie muss ja nicht immer in Nürnberg  
ermitteln - sie kann ja auch mal im Urlaub über eine Leiche stolpern  
... ;-) 


RRB/TRB: Welchen Roman (welche Zeitschrift, Kurzgeschichte, Sachbuch  
...) liest du gerade? Was hat dich am stärksten beeindruckt? 

USS: Ich lese wirklich sehr viel. In meiner Handtasche trage ich zur  
Zeit Felicitas Mayall mit mir herum. Wo immer ich warten muss,  
schmökere ich in "Die Stunde der Zikaden". Auf meinem Nachtkästchen  
liegt Karen Rose mit "Todes-Bräute". Ohne Krimi kann ich gar nicht  
einschlafen! Und während ich in meiner Suppe rühre, darf es auch mal  
ein Zafón sein, "Der Schatten des Windes". 


RRB/TRB: Hättest du sonst noch einen Rat für angehende Autoren und  
Autorinnen? 

USS: Nicht den Mut verlieren! Sich an kleinen Glücken erfreuen. Muss  
es denn gleich ein ganzer Roman sein? Eine Veröffentlichung in einer  
Anthologie ist doch auch ein tolles Erfolgserlebnis. 

Sich klar werden, was man eigentlich will. Was habe ich zu sagen? Ist  
das so interessant, dass andere es lesen möchten? Der 100.  
Zauberlehrling und die 500. Liebes-Dreiecks-Geschichte sind  
langweilig. Auch erlebe ich leider immer wieder, dass Autoren  
gedankenlos Geschichten verschicken, ohne sich an Ausschreibungsregeln  
zu halten. 

Ganz wichtig: Immer an sich arbeiten. Kurse belegen, sich  
weiterentwickeln, kurzum: kleine "Inselchen" aufbauen und die auch  
pflegen. Und noch etwas bei Rückschlägen: Hinfallen, aufstehen, Knie  
abputzen, Krone zurechtrücken, weitergehen! 


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:      
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -  
keine Manuskripte zur Beurteilung. 

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst  
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Drehbuch: Oliver Pautsch 
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Fandom: Thomas Kohlschmidt 
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Fantasy: Stefanie Bense 
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Heftroman: Arndt Ellmer 
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Historischer Roman: Titus Müller 
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Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik 
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Kriminalistik: Kajo Lang 
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Lesungen: Rüdiger Heins 
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Lyrik: Martina Weber 
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Sachbuch: Gabi Neumayer 
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Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss 
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Schreibgruppen: Ute Hacker 
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Schreibhandwerk: Ute Hacker 
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Sciencefiction: Andreas Eschbach 
                            sf-autor at experte pt autorenforum pt de 
Übersetzung: Barbara Slawig  
                       uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de 
Verlagswesen: Bjørn Jagnow 
                        verlagswesen at experte pt autorenforum pt de 

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Experten-Special: 
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Bjørn Jagnow hat seine über 80 Fragen und Antworten zu den Themen  
Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt  
und in einem Buch zusammengefasst - thematisch sortiert und  
aktualisiert: 

Björn Jagnow: "Fragen und Antworten zu Urheberrecht, Verlagswesen und   
Vermarktung", 2009, 188 Seiten, 10,00 Euro, Edition Octopus 


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR KINDER- UND JUGENDBUCH: 
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         Michael Borlik (kinderbuch at experte pt autorenforum pt de) 


Frage: 
Ich wollte mal ganz allgemein fragen, ob der Markt an Kinderbüchern  
überlaufen ist oder ob es eventuell möglich wäre, da noch was zu  
schreiben. Ich schreibe schon 25 Jahre Texte für die PrintMedien und  
neuerdings für Textbroker. Schon lange möchte ich aber gerne  
Kinderbücher schreiben. [...] Meinen Sie, es besteht Bedarf? Oder  
sollte ich bei den Verlagen anfragen?  


Antwort: 
Bedarf nach guten Büchern besteht immer. Entscheidend ist letztlich  
die Idee und die Umsetzung. Verlage suchen nicht die x-te Variante von  
Harry Potter oder Pippi Langstrumpf, sondern originelle Ideen, die  
bekannte Themen in neuer Weise aufarbeiten.  

Sollten Sie bereits Kontakte zu Verlagen haben, erkundigen Sie sich  
ruhig, wonach diese gerade suchen.  

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Michael Borlik, 1975 geboren, ist freier Schriftsteller, der bereits  
über 30 Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht hat. Mehr Infos zu  
seinen Büchern unter http://www.borlik.de.  


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen  
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit  
getrennter Mail kommt 
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