Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipps
Autorenwissen
"Kreativitätstechniken für autobiographisch Schreibende"
von Susanne Krueger
"Was mache ich, wenn ...?
Fragen und Antworten zu Schreibproblemen, Teil 1"
von Stefanie Bense
Spannung, der Unterleib der Literatur
"Weltentor"
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
"Vom Kämpfen und vom Schreiben"
besprochen von Ramona und Thomas Roth-Berghofer
Interview mit Sven Klöpping
Frag die Expertin für Lyrik
(Martina Weber)
EDITORIAL: --------------------------------------------------------------------- Liebe Autorinnen und Autoren, was mache ich, wenn mir ständig neue Ideen kommen? Muss ich einen Plot planen? Was bringen Schreibratgeber? Diese und andere Fragen bekommt unsere Fantasy-Expertin Stefanie Bense immer wieder gestellt. Längst hat sie sich zu einer gefragten Ratgeberin in allen möglichen Schreibfragen etabliert, die immer anschauliche Beispiele und motivierende Ideen bereithält - für SchreibanfängerInnen, aber auch für diejenigen von uns, die schon länger schreiben. Wir freuen uns sehr, dass wir heute mit einem vierteiligen Artikel beginnen können, in dem Stefanie uns ihre wichtigsten Tipps und Tricks rund ums Schreiben verrät. Ebenfalls aus dem Tempest nicht wegzudenken ist Hans Peter Roentgen, der diesmal wieder eins seiner hervorragenden Lektorate beisteuert. Und Ursula Schmid-Spreer, die sich für uns unermüdlich um Publikationen, Literaturzeitschriften und Verlagsportraits kümmert, hat für diese Ausgabe den Lyrikherausgeber Sven Klöpping interviewt. Außerdem stellen Ramona und Thomas Roth-Berghofer ein lohnenswertes Schreibbuch vor, Lyrik-Expertin Martina Weber beantwortet eine Leserfrage, und Susanne Krueger stellt Kreativitätstechniken vor, die ihr gleich ausprobieren könnt. Kicks, Tipps und Lesetipps und viele neue Ausschreibungen gibt es natürlich auch wieder. Der Tipp des Monats November, diesmal von http://www.writingforward.com/blog (schickt mir eure Tipps!): Dissect stories you love from books, film, and television to find out what works in storytelling and what doesn‚t. Wir brauchen wie immer eure Mithilfe - nicht nur finanziell (aber auch!), sondern auch inhaltlich. Vor allem kurze Tipps für Editorial suchen wir immer - und davon müsste jede/r von euch doch mindestens einen auf Lager haben, für den Fall, dass ein angehender Autor mal um Rat fragt, oder? Also: Her damit! Dann wünschen wir euch auch eine schöne Vorweihnachtszeit ... Gabi Neumayer Chefredakteurin ~~~~~~~~~~~ Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto von autorenforum.de: Sparda Bank Südwest eG BLZ 550 905 00 Kto. 100 724 515 Stichwort: "Beitrag 2011" Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte genau so zusammenschreiben!) IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15 BIC: GENODEF1S01 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ISSN 1439-4669 Copyright 2011 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ INHALT DIESER AUSGABE: TEIL 1: Editorial Hall of Fame Schreib-Kick Lesetipps Autorenwissen "Kreativitätstechniken für autobiographisch Schreibende" von Susanne Krueger "Was mache ich, wenn ...? Fragen und Antworten zu Schreibproblemen, Teil 1" von Stefanie Bense Spannung, der Unterleib der Literatur "Weltentor" Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen Buchbesprechung "Vom Kämpfen und vom Schreiben" besprochen von Ramona und Thomas Roth-Berghofer Interview mit Sven Klöpping Frag die Expertin für Lyrik (Martina Weber) Impressum TEIL 2: Veranstaltungen Ausschreibungen Publikationsmöglichkeiten mit Honorar ohne Honorar Seminare Messekalender Impressum ********************************************************************* HALL OF FAME: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können. Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema: ....... AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage- Adresse. ....... Ein Beispiel (!): Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2009, Mystery-Thriller. 60 Zeichen - und kein einziges mehr! Inklusive Homepage! ....... Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. ACHTUNG! Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä. Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an redaktion at team pt autorenforum pt de. Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Ursula Schmid-Spreer, Anne Hassel: "Das Nürnberger Weihnachtsbuch", Wellhöfer Verlag 2011. www.welhoefer-verlag.de Ursula Schmid-Spreer: "Schmetterlinge streicheln zärtlich", Kohlektiv- Verlag, erotische Geschichten. www.Kohlektiv-Verlag.de Diana Dörr: "Der Steg nach Tatarka", Paracelsus Buchhandlung & Verlag 2011, spiritueller Roman. 320 Seiten. www.derstegnachtatarka.de Karl Plepelits: "Denn die Zeit ist nahe. Frauen im Urchristentum", AAVAA Verlag 2011, Historischer Roman. Liebespaar gerät durch Befolgung der Lehren Jesu in Unglück Cornelia Lotter: "Das letzte Frühstück", fhl-Verlag, Leipzig 2011, Erzählungen über die Liebe. http://www.autorin-cornelia-lotter.de Chris M. Wagner: "Social Network. Die Bibliothek des Schicksals", ACABUS Verlag 2011, Mysterythriller. http://chrismwagner.de Chris M. Wagner: "Social Network. Die Bibliothek des Schicksals", ACABUS Verlag 2011, Mysterythriller. http://chrismwagner.de Frank Schmeißer: "Schurken überall", Ravensburger Buchverlag 2011, Kinderbuch. Lustiger, illustr. Roman für alle ab 10 die Unfug mögen Bettine Reichelt: "Gottes Klang in der Welt. Ein spirituelles Lesebuch", Evangelische Verlagsanstalt 2011, Meditation/Lebenshilfe. http://www.bettine-reichelt.de Bettine Reichelt: "Im Labyrinth des Lebens. Mitten im Alltag Wege zur Gelassenheit. Meditationen und Gebete", St. Benno Verlag 2011, spirituelle Texte/Anthologie. http://www.bettine-reichelt.de ********************************************************************* SCHREIB-KICK: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Unser Schreib-Kick für den November, diesmal von Jenni Schreiner: Neues Leben ........... "Mein bisheriges Leben war durchschnittlich, ich war eine durchschnittliche Person. Durchschnittliches Aussehen, durchschnittliche Fähigkeiten. Dann eines Tages ..." Übung: - Dieser Anfang ist fortzusetzen. Beschreibe den Wendepunkt deines erfundenen Lebens. - Wie sieht dein neues Leben aus? (Wohnung, Familie, Beruf etc.). ********************************************************************* LESETIPPS: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,792364,00.html: Amazon Publishing umfasst inzwischen fünf Einzelverlage, und auch vor dem deutschen Buchmarkt macht Amazon nicht halt. http://www.facebook.com/MarkusStromiedel: Auf seiner Facebook-Seite lässt Tatort-Drehbuchautor Markus Stromiedel die Leser über mehrere Wochen an der Arbeit an seinem nächsten ZDF-Samstagabend-Krimi teilhaben. Es geht dabei vor allem um Schreibtechniken, Tipps und Tricks. ********************************************************************* AUTORENWISSEN: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Kreativitätstechniken für autobiographisch Schreibende" von Susanne Krueger Autobiographische Texte, Tagebücher, Memoiren und Lebenserinnerungen haben die Leser seit jeher fasziniert. "Leben, um davon zu erzählen", so lautet der bezeichnende Titel der berühmten Erinnerungen von Gabriel Garcia Marquez. Doch nicht nur Bestsellerautoren und Nobelpreisträger, sondern auch ganz "normale" Menschen haben das Bedürfnis, aus ihrem Leben zu erzählen und diese Erinnerungen aufzuschreiben - für sich selbst, für die Nachkommen oder sogar für eine breite Öffentlichkeit. Eine Autobiographie (von griechisch: autós = selbst, bíos = Leben, gráphein = beschreiben) ist die Erzählung der eigenen Lebensgeschichte oder von Teilen derselben aus der Retrospektive. Im Gegensatz zu anderen literarischen Gattungen sind hier Autor und Erzähler bzw. Erzähler und Protagonist identisch. Das Schreiben über das eigene Leben basiert auf Erinnerungen an wahre Begebenheiten. Schwierigkeiten des autobiographischen Schreibens Autobiographisch Schreibende erfinden keine Plots und schreiben keine abstrakten Texte. Das macht den Schreibprozess aber nicht unbedingt leichter. Die Schwierigkeit des autobiographisch Schreibenden besteht darin, emotional Erlebtes so aufzuschreiben, dass ein lesbarer, flüssiger und fesselnder Text entsteht. Gerade unerfahrene Schreibende kämpfen dabei mit dem Problem, aus der erlebten Vergangenheit das auszuwählen, was erzählenswert ist. Eine große Herausforderung liegt dann darin, diesem zunächst ungeordneten Erinnern eine Struktur und Form zu geben. Autobiographisch Schreibende möchten oftmals "alles" erzählen. Dadurch besteht eine große Gefahr, den roten Faden zu verlieren und sich in unwichtige Details zu verstricken. Kreativitätstechniken als Hilfe Kreativitätstechniken wie Brainstorming, Mind-Mapping, Clustering, Journal-Writing oder Freewriting bieten sich gerade für autobiographisch Schreibende als kreative Hilfsmittel an, aber auch alle anderen AutorInnen können davon profitieren. Durch diese Techniken gelingt es leichter, einen Zugang zur Vergangenheit zu finden, den Schreibfluss anzuregen und den Schreibprozess zu entzerren. Indem der Verfasser Hilfs- und Zwischentexte verfasst und sich schreibend Teilbereichen seiner Vergangenheit nähert, kann er Hemmschwellen überwinden und die eigene Schreibfähigkeit schrittweise weiterentwickeln. Autobiographisch Schreibende sollten verschiedene Kreativitätstechniken ausprobieren, um die für sie optimalen Erinnerungs- und Schreibhilfe(n) zu finden. Beispiel 1: "Brainstorming" ........................... Brainstorming, ursprünglich für die Ideenfindung in Gruppen entwickelt, eignet sich sehr gut als Einstieg in die autobiographische Arbeit. Bei der von Alex Osborn entwickelten Methode geht es darum, viele, auch ungewöhnliche Ideen zu finden. Die Kernidee des Brainstormings besteht darin, alle spontan auftauchenden Gedanken zu nennen bzw. zu notieren, ohne sie zu zensieren oder zu bewerten. Jede Idee ist willkommen, und Quantität geht vor Qualität. Eine Auswertung und Eingrenzung der gefundenen Ideen findet erst später statt. Zu Beginn des Brainstormings wird eine konkrete Fragestellung aufgeschrieben (zum Beispiel: Welche Begriffe fallen mir spontan ein, wenn ich an mein Leben denke?), dann wird eine Zeit festgelegt (Wecker stellen!). Als optimaler Zeitrahmen hat sich eine Spanne von 10 Minuten erwiesen. Wenn sich nach wenigen Minuten keine Ideen mehr einstellen, keinesfalls mit dem Brainstorming aufhören, sondern auf dem Papier malen oder kritzeln, bis neue Ideen kommen! Für das Brainstorming sollte der ganze Raum eines möglichst großen Blattes Papier genutzt werden. Die spontan gefundenen Begriffe / möglichen Themenbereiche einer Autobiographie werden dabei nicht linear, sondern kreuz und quer auf dem Papier notiert. Auch kleine Zeichnungen und Karikaturen sind willkommen. Mögliche Ergebnisse eines Brainstormings zur Fragestellung "Lebensthemen" wären: Familie, Freunde, Berufsleben, Schicksalsschläge, Feste, Lehrer, Bücher, Musik, magische Orte, Lieblingsessen, Sport, Autos, Haustiere etc. Beispiel 2: "Mind-Mapping" .......................... Die durch das Brainstorming gefundenen Begriffe können genutzt werden, um eine Mind-Map und damit eine erste Strukturierung zur eigenen Biographie anzufertigen. Das von dem Psychologen Tony Buzan geprägte Mind-Mapping (Mind-Map: wörtlich Gedankenlandkarte / Gedächtnislandkarte) gehört zu den kognitiven Kreativitätstechniken, die darauf abzielen, die rechte und die linke Gehirnhälfte im Denkprozess gleichberechtigt einzusetzen und so kreatives Potential freizusetzen. Dafür wird auf einem großen, unlinierten Blatt Papier im Querformat in der Mitte die Hauptidee / das Hauptthema aufgeschrieben (in unserem Fall: Mein Leben) und eventuell mit einem Bild versehen. Davon ausgehend, werden in Großbuchstaben die Hauptzweige der Mind-Map (zum Beispiel Kindheit, Familie, Beruf, Freizeit) mit dicken gebogenen und dünn auslaufenden Linien verbunden. Jede Linie wird beschriftet, wobei die Linienlänge der Wortlänge entsprechen soll. Daran schließen sich in dünner werdenden Zweigen die zweite und dritte sowie weitere Gedankenebenen an (zum Beispiel Schulzeit, Ehe, Ausbildung, Reisen) an. Verschiedene Farben für Äste oder Themen und Illustrationen stellen Zusammenhänge und Querverbindungen dar. Gleiche Farben können für gleiche Ebenen (Äste der ersten oder zweiten Stufe) eingesetzt werden. Durch die kreisförmige Anordnung und das Querformat kann der Inhalt leicht überblickt und schneller erfasst werden als bei den üblichen linearen Gliederungen. Die Mind-Map ist dann beendet, wenn dem Autor keine weiteren Assoziationen mehr einfallen. Sie kann jederzeit erweitert und ergänzt werden. Die Mind-Map kann auch als Baum gestaltet werden mit Haupt- und Nebenästen. Alternativ bietet sich das Anfertigen einer Collage mit Fotos / Zeichnungen an. Beispiel 3: "Freewriting" ......................... Um in den Schreibfluss zu gelangen, eignet sich besonders gut ein Freewriting, das zu einem Zweig der Mind-Map (Grundschulschulzeit, Elternhaus, Abenteuerreise, Heimatort etc.) angefertigt wird. Freewriting ist eine kreative Schreibtechnik, die erstmals 1964 der Amerikaner Ken Macrorie als Mittel gegen Schreibängste und -blockaden eingesetzt hat. Bei dieser assoziativen Schreibtechnik geht es darum, während eines vorher eingegrenzten Zeitraums (ideal sind 5 bis 15 Minuten) unaufhörlich, also ohne Unterbrechung, zu schreiben, ohne sich dabei selbst zu kontrollieren oder zu korrigieren. Satzzeichen, Grammatik und Wortwahl sind beim Freewriting irrelevant. Wichtig ist es, den "inneren Zensor" auszuschalten, in den "Flow" zu kommen und einen Zugang zum Unbewussten, zu Gedanken, Ideen und Einstellungen zu erhalten. Freewriting möchte noch kein optimales Textergebnis präsentieren und ist daher als Hilfsmittel auf dem Weg zu einem Text zu verstehen, als "Selbstgespräch" über einen zu verfassenden Text. Aus dem Freewriting lässt sich in einem nächsten Schritt ein erster "richtiger" Text zu dem gewählten Thema entwickeln. Als Einstieg in die Textarbeit ist eine Begrenzung auf 4.000 bis 5.000 Zeichen optimal. Dieser Text kann später überarbeitet, ergänzt und weiterentwickelt werden. Idealerweise holt sich der Schreibende ein Feedback von einer oder mehreren anderen Personen ein und nutzt die Kommentare für die Überarbeitung. Linktipps Zum Schluss einige Websites, auf denen Beispiele und Anleitungen für die vorgestellten Techniken zu finden sind: - http://www.berlinerzimmer.de/heins/heins_cluster.htm: eine sehr gute Einführung in das Clustern mit schrittweiser Anleitung und Beispielen - http://www.mind-mapping-schule.de/Einfuehrung/index.html: ein kostenloser Mindmapping-Onlinekurs, der alle Fragen zum Mindmapping beantwortet **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Dr. Susanne Krueger ist Autorin und ausgebildete Schreibberaterin. Sie gibt Online- und Präsenzkurse zum autobiographischen, kreativen und wissenschaftlichen Schreiben. Kontakt: http://www.schreibberatung- susanne-krueger.de ********************************************************************* AUTORENWISSEN: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Was mache ich, wenn ...? Fragen und Antworten zu Schreibproblemen, Teil 1" von Stefanie Bense Du hast Schwierigkeiten, in die Geschichte, den Roman, das Schreibprojekt einzusteigen? Dir schweift die Handlung ab, oder sie dümpelt vor sich hin? In dieser vierteiligen Serie findest du Tipps als Antworten auf 4 x 7 grundlegende Schreibprobleme - von der Ideenentwicklung und -organisation über die Figurenentwicklung und die Plotplanung bis zur Schreibmotivation. Im ersten Teil beschäftigen wir uns damit, wie man Ideen entwickeln und organisieren kann. Was mache ich, wenn mir ständig neue Ideen kommen? Ständig gibt es Ach-hier-könnte-ich-noch und Da-wäre-noch-dies und Ginge-es-nicht-auch-so ... Das ist gut so für die Sammelphase bei einer Geschichte. Klar, du kannst alles aufschreiben und hinterher sortieren, nach dem Motto: Das, was am besten passt, behalten. Bis die Geschichte ihre eigene Dynamik erhält und durch deine Auswahl festgelegt wird. Dann passt nicht mehr viel. Oft musst du dich dann von liebgewonnenen Szenen, Figuren oder Ideen trennen. Und das tut weh. Aber: Wichtig ist die Geschichte! Was passt dazu? Was bringt sie voran und die Figuren in Bedrängnis? Was passt zu den Figuren? Und: Wann kannst du die Story abschließen? Denn genauso wichtig wie die Struktur (und was dazu passt) ist es, einen Anfang und ein Ende zu finden. Sowohl strukturtechnisch als auch vom Schreibprozess her. Dennoch: Nicht einfach bei einer Idee abwinken und sie vergessen! Schreib alles auf; wenn es für die aktuelle Story nicht passt, dann vielleicht für die nächste. Sammle alles in einer Ideenkiste, gleichgültig ob als reale Zettelkiste oder als Textdatei. Manche führen auch ein Schreibjournal. Wozu dient ein Schreibjournal? Es kann mehrere Funktionen erfüllen: - Es dient als Sammelstelle für Ideen, Zeitungsausschnitte, Dialogfetzen und Beschreibungsschnipsel, Notizen zu Gesehenem, Gehörtem und Miterlebtem, Zeichnungen, Karten ∑ - meist chronologisch nach Datum geordnet. - Es dokumentiert deinen Lernprozess als Autor/in. Hier kannst du positive und negative Beispiele sammeln, Zitate kommentieren, Erkenntnisse notieren, gelesene Bücher auswerten, Artikel zu bestimmten Fragen (Figuren, Dialog, Plot, Beschreibung usw.) auswerten und ablegen, Fortbildungsangebote notieren, Aha-Erlebnisse festhalten ∑ - Es hält den Werdegang deiner Geschichte, deines Romans fest. Für jedes größere Projekt wird ein neues Schreibjournal begonnen. (Bei mir sind das Aktenordner, weil so viel unterschiedliches Material zusammenkommt.) Hier hältst du deinen Schreibplan fest, was wann bearbeitet werden soll. Hier kannst du Figurenbeschreibungen, -bilder und Charakterbögen ablegen, Plotpläne und Strukturnotizen, Hintergrundinformationen und Zeichnungen wie Lagepläne oder Karten, Informantenadressen und Experten-Websites ∑ P .S.: Ein Schreibjournal muss nicht wie ein gebundenes Buch aussehen. Mir macht so eine Buchform Spaß, weil ich gern per Hand schreibe und etwas Buchartiges in den Fingern halte. Aber ein Schreibjournal kann genausogut ein Aktenordner mit losen Blättern sein (lässt sich besser sortieren) oder eine Computerdatei. Was mache ich, wenn mir keine Ideen kommen? Jeder, der gern liest und schreibt, hat Ideen. Kann bloß sein, dass sie gerade nicht zu dem aktuellen Projekt passen. Oder du bleibst einfach mal stecken, nachdem die erste Idee gezündet hat. Oder du hast dich in eine Sackgasse manövriert. (Aufschieberitis und Schreibblockade sind was anderes!, s. Tempest 12-5: "Die hohe Kunst der Arbeitsverweigerung: Das Schreiben verzögern" von Pia Helfferich; Tempest 10-1: "Schreibblockaden - und wie man sie überwindet" von Martina Zimmermann; Tempest 3-6: "Die Wahl der Waffen - eine Schreibblockade als Chance" von Stefanie Bense.) Hier elf Tipps, um weiterzukommen: 1. Schreib dich frei, indem du Übungen assoziativ und automatisch oder zu Figuren schreibst (Szenen, die nicht in der Story vorkommen). Es lockert auf. Übungen findest du zuhauf im Tempest, im Internet, in Schreibratgebern. 2. Zeichne zwischendurch eine Karte, einen Stadtplan, einen Lageplan der Burg, eine Figur oder eine Landschaft aus der Story. Muss ja kein Kunstwerk werden, es soll nur deine Gedanken beflügeln. 3. Wechsle die Schreibart. Steige um von Tastatur auf Stift oder umgekehrt. Oder verwende mal einen Füller mit besonderer Tinte, ein anderes Papier, kritzle am Rand einer Zeitung, in einem Kalender, auf einer Plastiktüte. Versuch mit links zu schreiben, wenn du Rechtshänder bist, oder mit rechts als Linkshänder. Oder nutze mal ein Diktiergerät, statt zu schreiben. 4. Wechsle den Schreibort: vom Schreibtisch in den Garten, wenn‚s nicht zu kalt oder nass ist, von zu Hause ins Café oder Museum, in den Zug, die Straßenbahn oder auf die Fähre, in die Bibliothek, an den Flughafen ... 5. Lass den Text drei Tage liegen und analysiere dann, wo es hakt und welche Alternativen du hast. Lies den Text laut. Wo du hängen bleibst, schreib ein Kürzel an den Text. Dann erzähl mündlich weiter in ein Diktiergerät. 6. Stell dir Fragen: was wäre, wenn ∑? Was würde die Figur jetzt auf keinen Fall tun; wovor hat sie am meisten Angst? Lass die Alternativen immer abstruser werden, spiele einfach mal herum. Schreib alles stichwortartig auf. 7. Kombiniere mit anderen Ideen, die aus deinem Schreibjournal oder der Ideenkiste stammen. Blättere und lies quer, bis du eine findest, die passt oder die so konträr ist, dass der Gegensatz Spaß macht. Schreib dazu. 8. Such dir eine Kurzmeldung aus der Zeitung (je kürzer, desto mehr kann man dazu erfinden), egal, ob sie passt oder nicht, und versuche sie in die Story einzubauen. Versuch es ernsthaft! Du kannst es ja hinterher wieder streichen. 9. Lies! Entweder in einem Roman, der gar nichts mit deiner Story zu tun hat, oder in einem deiner "Helfer-Romane" (s. u.), möglichst zu einem ähnlichen Problem. Lies nur so lange, bis dir eine Idee kommt. 10. Hol dir Hilfe: Erkläre jemandem, der nur zuhören und nichts sagen darf, wie weit die Story gelangt ist und wo sie hakt. Wenn dich das nicht auf Ideen bringt, darf der Zuhörer Fragen stellen, aber keine Suggestivfragen ("Meinst du nicht auch, dass ∑"), sondern offene Fragen ("Wie könnte der Magier jetzt ∑"). Keine Vorschläge, kein Das- würde-ich-jetzt-so-schreiben! Nur Fragen! 11. Wenn gar nichts mehr geht: Fülle zwei ganze (!) DIN-A4-Seiten per Hand, eng beschrieben (!), mit Entschuldigungen und Jammerei, warum du nicht weiterkommst. (Spätestens nach der ersten Seite wirdŒs langweilig und dir kommen neue Ideen, wetten?) Was bringt es mir, Schreibratgeber und Romane zu lesen? Romane sind meist eine hervorragende Beispielsammlung und Lernmaterial, wie man‚s macht oder besser nicht macht. Lies nicht nur, um die Geschichte zu genießen, sondern lies denselben Roman zwei-, drei-, viermal, um das Handwerk dahinter zu entdecken. Warum ist eine Szene spannend, die andere nicht? Wie baut der Autor die Geschichte auf? Wo fängt die Autorin an? Wie steigert sich der Konflikt? Warum endet die Story dort, wo sie im Roman endet? Gut wäre, wenn du ein Journal führst, in dem du deine Erkenntnisse festhältst; am besten mit Zitaten oder Hinweisen auf Romantitel und Seitenzahl. Nimm sowohl positive als auch negative Beispiele auf. Natürlich kannst du die Romane mit Randbemerkungen oder Einlageblättern versehen, sofern die Bücher dir gehören. Oder mit Post-its, Klebezetteln, Haftnotizen pflastern. Schreibratgeber sind manchmal hilfreich, eine gute Abkürzung oder machen Mut. Manchmal aber verwirren sie nur oder stopfen einen Schreibwilligen mit Theorie zu. Sie können sich auch gegenseitig widersprechen. Nutze sie, um dir einen eigenen Werkzeugkasten zusammenzustellen: mit Schreibübungen, die dir Ideen bringen, mit Beispielen, wie man einen Plot strukturiert, wie man Dialoge entwickelt oder Beschreibungen lebendig macht - z. B. Rebecca McClanahan, Schreiben wie gemalt, 2002, Zweitausendeins (gut für Beschreibungen), oder Ansen Dibell, Plot, 1999, Writer‚s Digest (gut für Struktur, Plotaufbau). Aber bedenke auch, dass Schreibratgeber keine Allheilmittel sind. Wähle das aus, was gerade hilft! Mein Tipp: Such dir ein, zwei Romane aus, die eine Struktur und eine Atmosphäre liefern, wie sie in deiner Story herrschen sollen, und benutze sie als Leitfaden. Nicht als Kopiervorlage! Sondern als Anregung, wie man es machen könnte. "Verzettele" die interessanten Stellen für Plot, Akteinteilung, Spannungsbogen, Figurenführung, Dialog, Beschreibung, so dass du schnell nachschlagen kannst. Wie schafft der Autor diese unheimliche Atmosphäre? Wodurch finde ich das hier gruselig und dies lustig? Wo und wie verteilt der Autor Komisches in einem Abenteuer? Und was löst das aus? Wie kannst du etwas Ähnliches in deine Geschichte einbauen? Außerdem nimm dir ein, zwei Schreibratgeber, die dich dort unterstützen, wo du deiner Meinung nach Schwächen im Handwerk hast, z. B. Jack M. Bickham, Scene & Structure, 1999, Writer's Digest (gutes Buch zu Ursache/Wirkung, Reiz/Reaktion), oder Sol Stein, Über das Schreiben, 2001, Zweitausendeins (guter "Rundumschlag", gut für Spannungsaufbau und "Show-don't tell"). Du darfst auch gern noch ein, zwei Sachbücher dazunehmen, z. B. über das Leben im Mittelalter, über Magieformen oder Adelsstrukturen. Was immer dir beim aktuellen Projekt weiterhilft. Aber beschränke dich! Behalte deine maximal 3 bis 6 Helfer-Bücher am Platz, wenn du schreibst. Falls du hängenbleibst, lies nach. Darf ich jahrelang an einem Roman arbeiten? Kommt drauf an, wie komplex, verschlungen oder episch die Geschichte ist. Oder wie groß der Weltenentwurf. Dennoch: Verzettele dich nicht! Man lernt auch an neuen Geschichten! Manchmal kann es erlösend sein, den dicken Stolperstein zur Seite zu legen und etwas anderes, Kleineres in Angriff zu nehmen. Deswegen musst du das große Projekt nicht aufgeben, nur aussetzen, bis du einen Weg gefunden hast, es mit neuem Handwerkszeug zu Ende zu bringen. Manchmal können die kleinen "Zwischendurch-Projekte" dich lehren, wie du beim großen weiterkommst. Lerne, deine Geschichte zu Ende zu schreiben. Lerne, loszulassen. Es ist ein gutes Gefühl, das Wort ENDE unter eine Geschichte zu setzen. Sollten dir die Figuren zu sehr ans Herz gewachsen sein, schreibe eine neue Geschichte mit ihnen, anstatt die alte endlos auszuweiten. Muss ich den Plot (die Handlung) / den Roman planen? Es gibt unterschiedliche Typen von Autoren/innen. Jede Arbeitsweise hat Vor- und Nachteile: 1. Manche planen und halten sich strikt an den Plan. Die arbeiten sehr fokussiert und werden wenig an der Struktur ändern müssen. Andererseits sind sie nicht sehr offen für neue Entwicklungen und Ideen. 2. Andere schreiben lieber drauflos und schauen, wohin sie damit kommen. Das macht Spaß und bietet geradezu eine Spielwiese für neue Ideen, bedeutet aber, dass hinterher viel zu überarbeiten und umzustrukturieren ist. Vieles muss aussortiert oder völlig umgeschrieben werden. 3. Wieder andere planen grob und lassen viel Platz für Entdeckungen und neue Ideen. Da gibt es dann einen Spannungsbogen, Wendepunkte und den Höhepunkt, sicherlich noch Figurenkonzepte und eine grobe Plotplanung, aber man ist noch offen für neue Figuren, überraschende Wendungen und was sich beim Schreiben ergibt. Und natürlich gibt es jede Menge Schattierungen dieser Arbeitshaltungen ... Stell dir deine Werkzeugkiste zu jedem Projekt so zusammen, wie es am besten für dich funktioniert. Planst du gern, dann plane. Schreibst du lieber, dann nimm die heftige Überarbeitung in Kauf. Brauche ich ein (teures) Computerprogramm dazu? Nein - nicht einmal einen Computer! Das sind alles nur Hilfsmittel, die es einem bequemer machen. Sie sind keineswegs notwendig. Generationen von Autoren haben es ohne geschafft. Papier und Stift, eventuell noch Karteikarten, Schere und Kleber reichen völlig aus. Und natürlich der Grundstoff für alles Geschriebene: Ideen. Schreib deine Ideen in kurzen Stichworten auf Karteikarten oder Papier, das lässt sich hinterher alles in die richtige Reihenfolge sortieren. Mein Tipp: Spanne eine Wäscheleine durch dein Arbeitszimmer und hänge daran die Zettel mit Wäscheklammern auf. Du hast kein Arbeitszimmer? Dann nimm eine Filz- oder Stofflage (möglichst lang), auf der du die Zettel mit Sicherheitsnadeln befestigst. Musst du das unterbrechen, lässt sich der Stoff um eine dicke Papprolle (Architektenrolle, Rolle für Puzzles) samt der Zettel vorsichtig aufrollen. Du hast nur ein Bücherregal? (Hm, wo bleiben denn deine tausende Romane, die du liest? ;-)) Prima - ein Regal reicht! Zieh deine Wäscheleinen in vier Reihen untereinander, so dass genug Abstand bleibt, damit die daran hängenden Zettel sich nicht überlappen. Warum vier? Dann kannst du gleich in vier Akte einteilen (1.-4. Viertel). Reicht die Regalbreite nicht für alle Zettel eines Viertels, dann zieh acht Leinen, je zwei pro Akt. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Stefanie Bense lebt und arbeitet in Emden, gibt Schreibkurse und führt eine Roman-Werkstatt, http://www.romantisch.essdeh.de, veröffentlicht sporadisch und schreibt an ihrem dritten Roman. ********************************************************************* SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig? Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen hat, kann sie mir schicken. Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht überschreiten! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "Weltentor" Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen Vorgeschichte Da dies fast der Anfang des Romans ist, ist die Vorgeschichte denkbar kurz. Felix wacht morgens auf, und das Wetter spielt verrückt. Es ist Hochsommer, doch es schneit, der Strom fällt aus. Felix hat das Fenster im ersten Stock geöffnet und sieht auf die verschneite, von Nebel und Eis durchzogene Landschaft. Der Schnee ist mehrere Meter hoch gefallen. Ein Flüstern liegt in der Luft. .......... Erneut wurde das Flüstern lauter, es raunte ihm etwas zu, ohne dass er hätte sagen können, was es war. Felix wollte das Fenster schließen, wollte den Blick abwenden, doch er konnte es nicht. Es war, als hätte sich sein Körper selbstständig gemacht und ignorierte seine Befehle. Ein Blitz zuckte auf, rot gefärbt und direkt vor seinen Augen. Die Welt um ihn herum schien zu erstarren. Felix hörte das Flüstern nun jetzt deutlich. Felix, wisperte die Stimme in seinem Kopf. Alle Geräusche verstummten, nur die Stimme rief ihn. Sie drang irgendwo aus dem Nebel zu ihm und war doch gleichzeitig überall. Der Wind fuhr Felix unter die Klamotten, zog ihn zu sich und lockte ihn in die grausige Kälte. Über ihm knackte es. Felix löste seinen Blick vom schneedurchdrungenen Nebel und sah nach oben. Seine Augen hatten sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt. In der Decke über ihm hatte sich ein feiner Riss gebildet. Dann knackste es erneut, ein furchtbares Geräusch. Es war ein langgezogenes Knirschen, als würde Stein aneinander gerieben. Der Spalt an der Decke weitete sich. Er bog sich auf, Putz rieselte nach unten. Felix löste sich aus seiner Starre und fand endlich die Kraft, vom Fenster wegzutreten, doch da war es schon zu spät. Die Decke gab an einer Stelle nach, Holz, Beton und Eis krachten in das Zimmer unmittelbar hinter ihm. Nebel drang in den Raum ein, Schnee wirbelte durch die Luft. Felix machte einen Satz nach vorne und entging nur knapp einer weiteren Lawine, als ein anderer Teil der Decke nachgab. Ein Blitz zuckte vor ihm auf, die Stimme in seinem Kopf rief seinen Namen. Felix griff an das Fenstersims und zog sich nach oben. Im selben Moment gab es einen dumpfen Knall und hinter ihm krachte etwas Großes auf den Boden. Blitzschnell machte Felix einen Satz nach vorne, geradewegs durch das Fenster und landete im Schnee. Der Wind erfasste ihn, schleuderte ihn zu Boden und beschoss ihn mit Eiskristallen. Er rappelte sich wieder auf, drehte den Kopf und blickte zurück. Erstaunt hielt er inne. Wo war das Fenster, wo das Haus? Er sah nichts. Nichts außer Nebel, rotem Nebel und Schnee. Er rief etwas durch die Nebelwand zurück, doch der Wind trug seine Stimme davon und verzerrte sie zu einem Heulen. Felix wollte zurücklaufen, wollte das Haus suchen, es konnte nur wenige Schritte entfernt sein, aber er wusste nicht, in welche Richtung er gehen sollte. Der Boden, auf dem er stand, war eigenartig fest, der Schnee war zu Eis gefroren und so sanken seine Füße nur weniger Zentimeter in den Untergrund. Er zitterte vor Kälte. Eine Welle der Angst packte ihn, er drehte sich im Kreis, machte einige Schritte nach vorne, doch da war nur der Nebel. Dann lief er einige Schritte nach links, doch auch dort war nur Nebel. Er hatte ihn eingekreist. Seine Glieder taten ihm weh, die Kälte lähmte seine Bewegungen. Hinter ihm zuckte etwas auf, ein grelles Licht, das seine Gestalt für einen kurzen Augenblick als verzerrten Schatten auf den Boden warf. Felix fuhr herum, doch da war das Licht schon wieder verschwunden. Todesangst packte ihn, er schrie in die Dunkelheit, dann traf ihn eine heftige Windbö und warf ihn auf den eisigen Boden. Erschöpft blieb er auf dem Boden liegen. Ein weiterer roter Lichtblitz zuckte über ihm. Felix merkte es kaum. Die Welt um ihn herum wurde schwarz, der Nebel umschloss ihn mit seinen rauchigen Fingern und ließ ihn nichts anderes mehr sehen als bodenlose Dunkelheit. Felix, wisperte es wieder. Diesmal war es deutlicher zu hören, ein Lockruf des Bösen, der ihn in den Sturm gezogen hatte. Er musste sich aufrappeln, musste zurück und das Haus suchen, er brauchte Wärme, sonst würde er sterben. Wenn er einfach irgendeine Richtung einschlug, dann müsste er auf ein Haus treffen. Vielleicht nicht sein Haus, aber irgendein Haus, das er als Orientierungspunkt nutzen könnte. Eine weitere Windbö fuhr heran und schüttelte ihn, obwohl er bereits im Schnee lag. Mit einem Ruck öffnete er die Augen. Der Nebel war verschwunden. Felix richtete sich auf und blickte um sich. Unendlich weit erstreckte sich die kalte Landschaft, der Himmel schimmerte bläulich und erhellte das Eis um ihn mit schwachem Licht. Tausende Sterne funkelten über ihm. Wo war er? Doch da war noch etwas anders. Felix kniff die Augen zusammen und ignorierte die Kälte für einen Augenblick. In der Ferne ragte es unübersehbar in den Himmel. Eine dunkle Aura schien davon auszugehen, denn Felix beschlich ein klammes Gefühl, je länger er es anblickte. Es war ein Gebilde aus Licht, aus gleißendem roten Licht, das sich bis den in Himmel erstreckte. Wie zwei Arme, übersät mit unendlich vielen roten Adern aus schimmernder Helligkeit, ragten links und rechts davon zwei leuchtende Schläuche nach oben und waren irgendwo verankert. Zwischen den Armen leuchtete es schwächer, dafür umso roter und da schien sich etwas zu bewegen, diffus nur, so dass Felix es eher erahnte als tatsächlich sah. Eine Masse waberte dort umher, ohne Konturen, sondern formlos und amorph, die rings um das Wesen das Eis glutrot erscheinen ließ. Wie ein Wesen kam es Felix vor. Das Flüstern in seinem Kopf war nun fordernder, es schien näher gekommen und sein und rief nach ihm, füllte seinen Kopf aus und ließ keinen klaren Gedanken zu. Er stolperte los, geradewegs auf das Ding zu. Die Kälte um ihn herum spürte er nicht mehr, seine Glieder waren längst taub und seine Gedanken wirr, sie flogen wild durcheinander und ließen sich nicht ordnen. Er tat ein Schritt von den anderen, seinen Blick starr nach vorne gerichtet. Seine Füße taten weh, jeder Schritt war eine Qual. Plötzlich war er heran, die wabernde Masse nur noch wenige Schritte von ihm entfernt und Felix blickte daran empor. Und mit einem Mal wurde ihm bewusst, was er da vor sich hatte. Es war ein Tor! Ein riesiges Tor, bestehend aus gleißendem Licht und zuckender Helligkeit. Oben, ganz weit oben, schossen Schatten daraus hervor, diffus und schwer zu erkennen. Felix zitterte, aber nicht nur vor Kälte. Das Flüstern wurde immer lauter, rief seinen Namen und beschwor ihn, das Tor zu betreten. Schnell trat er einige Schritte zurück. Er wurde von rotem Licht angestrahlt und fühlte sich ausgeliefert. Vor ihm ragte das riesige Torwesen empor und als er sich umblickte, bemerkte er etwas. Der Nebel war nicht verschwunden. Er war die ganze Zeit da gewesen, aber nur am Rande dessen, was Felix zu sehen vermochte. Kleine Blitze zuckten darin. Die Luft vor ihm verdichtete sich. Dann war der Nebel heran, umschlang ihn und wollte ihn zu Boden drücken. Felix kämpfte dagegen an, stolperte nach vorne und merkte, wie etwas an seinen Beinen zog. Der Nebel umfloss ihn, zog an seinen Beinen und Händen und legte sich schwer auf seine Haut. Felix konnte kaum atmen, das Bild verschwamm vor seinen Augen. Mit letzter Willenskraft kämpfte er sich nach vorne, lief direkt auf den Schlund des Tores zu. Was das alles zu bedeuten hatte, wusste er nicht. Vielleicht träumte er nur, vielleicht würde er bald aufwachen und all dies war vorbei, ein Trugbild seiner Gedanken und keine todbringende Wirklichkeit. Torwesen aus gleißendem Licht gab es nicht, grausige Kälte im Sommer ebensowenig und Nebel, in dem Blitz zuckten wie kleine, böse Augen waren ausgemachter Unsinn. Und doch nahm Felix all seine Kraft zusammen, um einen Schritt vor den anderen zu setzten. Dann war die rote Masse direkt vor ihm. Er wusste nicht, ob sie ihm Heil oder noch größere Schmerzen bereiten würde, aber es war ihm egal. Mit einem entschlossenen Schritt trat er mitten hindurch. Dann umfing ihn Dunkelheit, alle Geräusche erstarben und Felix wurde der Boden unter den Füßen entzogen. Er wollte die Augen öffnen, doch seine Kraft reichte nicht, sein Bewusstsein verflüchtigte sich und dann ging sein Atem ruhig und regelmäßig. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Lektorat von Hans Peter Roentgen Ein Haus, das zusammenbricht, Schneewüste im Sommer, Nebel, durch den man nicht mehr nach Hause findet, und zum Schluss ein feuriges Tor, durch das der Protagonist gehen muss. An Dramatik fehlt es in dieser Szene wahrlich nicht. Aber ist es spannend? Ich finde, nur mäßig. Woran liegt das? Denn dramatische Effekte gibt es genügend. Lebendige Figuren Überlegen Sie einmal, was Sie von Felix, dem Protagonisten, wissen. Können Sie ihn in einem Satz charakterisieren? Ich nicht. Ich weiß gar nichts über ihm, außer, dass er am Anfang im Zimmer steht, dass ihm übel mitgespielt wird, und am Ende ist er in einer anderen Welt. Leider reicht das nicht, um Spannung zu erzeugen. Hier zeigt sich, wie richtig die alte Regel ist, dass nicht die Action, sondern die Personen die Spannung bestimmen. Gerade Anfänger machen oft den Fehler, dass sie sich spannende Action ausdenken und dann eine Person erfinden, die diese Action erlebt. Doch wenn diese Person dem Leser nicht näherkommt, wenn sie einfach nur eine Figur ohne jedes Leben ist, eine Schaufensterpuppe sozusagen, dann nützt die größte Action nichts. Was bedeutet, dass der Autor hier erst einmal in seine Figur hineinkriechen muss, sie kennenlernen sollte. Wie reagiert sie zum Beispiel auf diese merkwürdige Stimme, die sie anfänglich ans Fenster fesselt, dann wieder loslässt, so dass Felix zur Decke schauen kann? Vor allem: Wo ist Felix, in welchem Haus? Das ist nicht unwichtig, denn je nachdem, ob weitere Menschen im Haus leben, wird seine Reaktion unterschiedlich sein. Gibt es Verwandte dort, Freunde, Bekannte, vielleicht eine Ehefrau oder Kinder? Nein, dass müssen Sie nicht ausführlich in der Geschichte erzählen. Aber die Reaktion von Felix wäre wichtig. Versucht er verzweifelt, sie zu retten, aber es gelingt ihm nicht, weil er das Haus nicht mehr findet? Oder findet er sich mit dem Schicksal ab, ist verzweifelt und glaubt nach kurzen Versuchen, das Haus zu finden, dass er nichts ausrichten kann? Ist er ein Egoist, der nur Angst um die eigene Haut hat und möglichst bald ins Warme kommen will? Gehört ihm das Haus, oder wohnt er dort zu Miete? Je nachdem, was auf Felix zutrifft, wird er unterschiedlich reagieren. Doch diese Reaktion müsste der Leser erleben, damit mehr Spannung aufkommt. Erst dann werden die Blitze, die Kälte, der Einsturz des Hauses den Leser berühren. Nichts dagegen, sich eine dramatische Szene auszudenken. Viele spannende Thriller sind so entstanden. Aber im nächsten Schritt brauchen Sie eine lebendige Figur, die Sie den Ereignissen aussetzen. In deren Haut Sie schlüpfen müssen, mit der Sie die Szene erleben und die auf die Ereignisse reagiert. Und der Antagonist? Was wissen Sie über diese Stimme, die Felix mal erstarren lässt, dann wieder loslässt, dann ins Tor treibt? Auch die ist ziemlich nebulös, auch hier habe ich das Gefühl, sie wurde einfach eingesetzt, weil der Autor eben etwas Bedrohliches brauchte. Die Behauptung, es sei eine "Stimme des Bösen" reicht jedenfalls nicht, mir einen Schauer des Entsetzen über den Rücken zu senden. Die Konfrontation Wenn man einen lebendigen Protagonisten und einen ebenso lebendigen Antagonisten hat, die gegensätzliche Ziele haben, dazu eine dramatische Situation, dann lässt man sie aufeinander los. Die Stimme hat offenbar Macht, sie kann Felix erstarren lassen, die Zimmerdecke einreißen, einen Wintersturm hervorrufen und Blitze schleudern. Doch was kann sie nicht? Eigentlich reicht es für den Anfang, wenn sie Felix Angst einjagt. Der Schnee im Sommer, der vor dem Zimmer liegt. Da ist es unnötig, dass sie Felix obendrein erstarren lässt. Das erhöht nämlich nicht die Spannung, sondern verringert sie. Weil nun alles etwas willkürlich erscheint. Warum lässt sie Felix wieder los, so dass er sich erneut bewegen kann, zwingt ihn nicht einfach, nach draußen zu springen und durch das Tor zu laufen? Besser wäre ein langsame Steigerung. Die Stimme ist zunächst gar nicht bedrohlich, sie lockt ihn zum Fenster, ruft ihn von draußen. Doch Felix will nicht hinaus, nicht in den Schnee. Dann knackt die Decke, der Putz rieselt herab. Felix schreit auf, er will die Hausbewohner warnen. Doch sein Schrei wird durch die herabstürzende Decke erstickt. Er rettet sich mit einem Sprung nach draußen, steht im Nebel, wo ist das Haus? Die Stimme lockt ihn weiter, doch er will das Haus suchen. Irgendwo sieht er den Schatten im Nebel, doch sobald er in die Richtung geht, verschwimmt der Schatten. Die Stimme klingt drohender. Und dann ... Langer Rede kurzer Sinn: Folgen Sie ihren Figuren, schlüpfen Sie in deren Haut, und lassen Sie sie dann agieren. Nur so können dramatische Ereignisse auch Spannung erzeugen. Solange Sie aber keine Vorstellung von den Figuren haben, nicht wissen, wie diese reagieren würden, klingen auch die dramatischsten Szenen langweilig, unglaubwürdig. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein Halleluja" über Romananfänge und "Drei Seiten für ein Exposé". Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert. ********************************************************************* BUCHBESPRECHUNG: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Vom Kämpfen und vom Schreiben" besprochen von Ramona und Thomas Roth-Berghofer "Ich behaupte, dass jeder Künstler einen inneren Motor hat, etwas das ihn antreibt, ein Defizit, etwas Fehlendes, eine große Sehnsucht, die er mit seiner Kunst vielleicht erfüllen kann." Genau diese Sehnsucht atmet in "Vom Kämpfen und vom Schreiben" aus jeder Zeile und räumt gehörig mit dem Mythos der Schriftstellerei auf. Schreiben ist für Carla Berling Berufung. Dahinter verbirgt sich jedoch weniger der romantisch verklärte Beruf einer Schriftstellerin als vielmehr harte Arbeit, strenge Disziplin und extremes Durchhaltevermögen. So ist Carla Berling durch viele Höhen und Tiefen gegangen, hat den Buch- und Medienbetrieb als Journalistin und Autorin von seiner verführerischsten und härtesten Seite kennengelernt. Und sie hat den Mut, uns an ihrem Weg, ihren Fehlern, ihrer Wahrheit, ihrer Schreibsucht und Motivation teilhaben zu lassen. "Aufgeben" gibt es nicht, selbst in schwierigsten Phasen, wo Berling glaubt, kurz vor dem Aus zu stehen. Sie fällt hin, manchmal des Kämpfens müde, und steht wieder auf. Rückschläge und Selbstzweifel gehören zur Stellenbeschreibung dazu. Ohne das Schreiben kann Berling ohnehin nicht leben. Es ist der Kern ihres Wesens, ihr Traumberuf, mit allen Tränen und Freuden, die dazu gehören. Und so hat sie für sich und für uns, für alle Menschen mit einem Traum, ein wunderbares Buch geschrieben. Traurig! Mutig! Kämpferisch! Und voll köstlicher Selbstironie! Carla Berling: "Vom Kämpfen und vom Schreiben -- Tagebuch eines Romans", 2011, 210 Seiten, 16,80 Euro, Kulturmaschinen Verlag ********************************************************************* INTERVIEW: --------------------------------------------------------------------- (redaktion at team pt autorenforum pt de) "Mit der Zeit kommt der Feinschliff von ganz allein" Interview mit Sven Klöpping Sven Klöpping ist sowohl Lyriker als auch Herausgeber der Lyrikzeitschrift "Kaskaden", Website: http://www.lyrikzeitschrift.de,Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Ursula Schmid-Spreer: Welche Erfahrungen haben Sie als Herausgeber von Lyrik gemacht? Sven Klöpping: Sehr überrascht hat mich die Qualität der eingesandten Texte. Ich hätte gedacht, dass mehr Ausschuss dabei ist. Aber glücklicherweise erhalte ich fast ausschließlich Lyrik von fähigen Autoren, die wissen, was man wie anbietet. Natürlich sind auch die so genannten Blümchengedichte dabei, aber die bleiben bislang unter 15 Prozent. Ich habe lange am richtigen Design geschraubt, bis ich glücklicherweise einen Grafiker kennengelernt habe, der sich dazu bereit erklärte, dies zu übernehmen. Die neue Optik ist schon viel besser als meine vorherigen, zugegebenermaßen etwas amateurhaften Übungen. Es bringt viel Positives mit sich, solch ein Magazin herauszugeben. Natürlich steckt auch eine Menge Arbeit drin. Aber ich habe durch meine Tätigkeit viele interessante Menschen kennen gelernt und freue mich, sie fördern zu dürfen und mich mit ihnen auszutauschen. Allein das ist es mir schon wert, weiterzumachen. USS: Gibt es Anekdoten dazu? SK: Ja. Eine sehr schöne und eine sehr traurige. Zum einen waren in der Erstausgabe von Kaskaden die ziemlich letzten Gedichte zu lesen, die Wolfgang Fienhold zu Lebzeiten veröffentlichte - kurz darauf verstarb er leider. Ich war bei der Begräbnisfeier, denn er war mir über Jahre ein guter Freund geworden, und ich musste weinen, als "Tambourine Man" von Bob Dylan gespielt wurde. Zum anderen war ich Anfang 2011 der zehntausendste Leser der Stadtbibliothek Gaggenau und lernte so den Bibliotheksleiter Ulrich Freist kennen. Mit ihm konnte ich eine erste Kaskadenlesung vereinbaren, die am 18. November 2011 in der Stadtbibliothek Gaggenau stattfinden wird. Wer in der Nähe wohnt, ist herzlich eingeladen. Sechs Autoren werden mit Musikbegleitung lesen. USS: Was sind für Sie die häufigsten Ablehnungsgründe für einen Text? SK: Wie schon erwähnt, erhalte ich zum Glück nur sehr wenige wirklich schlechte Texte. Ich verwende keine Standard-Ablehnung, das wäre mir zu simpel. Manchmal fällt sie länger aus und beinhaltet Kommentare, manchmal auch kürzer. Je nach der Qualität der Texte. Denn ich lehne nicht ausschließlich nur die schlechten Texte ab, sondern auch solche, die nicht ins Konzept von Kaskaden passen, aber woanders durchaus ihre Existenzberechtigung hätten. Manchmal gebe ich den Autoren auch Tipps, wo sie ihre Texte veröffentlichen könnten. USS: Wie sieht der Arbeitsalltag eines Herausgebers aus? SK: Nun ja, ich sehe mich nicht als "typischen" Herausgeber, also jemand, der das hauptberuflich macht. Für mich ist es eher eine Nebenbeschäftigung, die ich aus Spaß an der Sache begonnen habe. Neben meiner Lyrikzeitschrift arbeite ich auch bei anderen (zumeist SF- )Projekten mit, z. B. bei Nova, Internova oder dem Portal für deutschsprachige SF, http://www.deutsche-science-fiction.de, das ich gemeinsam mit Uwe Post begründet habe. Die Arbeit als Herausgeber macht insofern Spaß, als dass man hier die Möglichkeit hat, die literarischen Werke anderer zu beurteilen und einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen. Mein "Arbeitsalltag", wenn man das so bezeichnen möchte, findet in meiner Freizeit statt, die im Moment bei mir zum Glück großzügig bemessen ist. Ich habe fast jeden zweiten Tag zur freien Verfügung. Das heißt aber nicht, dass ich auch immer genügend Zeit habe. Manchmal ist ganz schön viel zu tun, weshalb ich meine eigenen Schreibprojekte hintanstellen muss. Ich versuche immer, zuerst die wichtigsten Aufgaben zu erledigen wie Kommunikation, Öffentlichkeitsarbeit etc. Dann folgen Routinearbeiten wie das Lektorieren, Korrigieren, Layouten, Setzen. Zum Schluss schaue ich noch einmal über das Getane, um eventuelle Fehler zu finden. Wie schon erwähnt, sieht nicht jeder Tag so aus, sondern es hängt davon ab, wie viel gerade zu tun ist. Manchmal sind das fünf bis sechs Stunden, manchmal nur zwei oder drei. Insgesamt ist es eine sehr erfüllende Tätigkeit, wenn man am Ende sieht, dass etwas Schönes dabei herausgekommen ist wie eine gute Zeitschrift oder Website. USS: Was fasziniert Sie am Herausgeben einer Lyrik-Zeitschrift? SK: Das Neue. Man bekommt ständig neue Einblicke in die moderne deutschsprachige Literatur, natürlich auch in die Gedanken von Menschen. Dies alles in einem interessanten Mix aus Texten unterschiedlichster Stile zusammenzustellen fasziniert mich am meisten. Daneben kann auch das ganz alltägliche "Business" spannend sein, weil man immer wieder merkt, dass man etwas Gutes tut, etwas, das die Menschen zum Nachdenken anregt und gleichzeitig auch ihre Gefühle anspricht. USS: Wie hoch ist der Erwartungsdruck (an sich selbst, vom Autor), der auf Ihnen lastet? SK: Gar nicht mal so groß. Man darf sich selbst nur keinen Stress machen, sondern sollte systematisch die Aufgaben abarbeiten, die so anfallen. Wenn man einen Plan hat und den gut organisiert, kann man relativ klar und zuversichtlich in die Zukunft sehen. Das wird zum Beispiel dadurch bestätigt, dass meine Ziele in puncto Besucherzahlen und Downloads ungefähr erreicht und teilweise sogar übertroffen wurden. Ich bin also ganz zufrieden damit, wie es momentan läuft. Natürlich könnte es besser laufen, aber das kann es ja immer, und schließlich bin ich nicht allzu anspruchsvoll, was das anbelangt. Es reicht, wenn ich insgesamt im Durchschnitt liege und qualitativ einigermaßen mit anderen, ähnlichen Publikationen mithalten kann. USS: Mittlerweile gibt es in Deutschland eine Menge Schreibbücher, Zweitausendeins hat eine eigene Buchreihe zum Creative Writing. Gibt es auch Sachbücher zum Thema Lyrik? Haben Sie solche Bücher gelesen? Was halten Sie davon? SK: Ich habe einige Exemplare der Federwelt gelesen, die ja auch so etwas wie ein Autorenratgeber ist - und natürlich den Tempest. Martina Weber hat einen Ratgeber speziell zum Thema Lyrik verfasst ("Zwischen Handwerk und Inspiration - Lyrik schreiben und veröffentlichen"). Nun, es kommt immer darauf an, wer etwas wie gekonnt zum Thema sagt. Angesichts der Menge an Ratgebern fällt es schwer, ein profundes Urteil zu fällen. Ich finde solche am besten, die direkt von Lyrikern geschrieben wurden, da hier Informationen aus erster Hand vermittelt werden. Wenn ein Schreibratgeber allzu sehr ins Wissenschaftliche abdriftet, wird den Menschen nicht mehr geraten, wie sie Lyrik schreiben sollen, sondern warum sie es besser lassen sollten (nämlich weil es andere sowieso besser wissen). Generell halte ich es für sinnvoll, einen Ratgeber zu lesen, bevor man selbst anfängt, Texte zu verfassen. Aber man sollte sich vorher genau darüber informieren, welches Werk man sich zulegt. Letztlich kann es nicht schaden, auch ohne einen Ratgeber einfach mal draufloszuschreiben und herumzuexperimentieren. USS: Geben Sie selber Schreibkurse für Lyrik? SK: Bislang nicht. Aber ich halte es nicht für ausgeschlossen, so etwas in Zukunft einmal zu machen. Das könnte ganz interessant sein. Geld verdienen möchte ich damit dann aber eher nicht, sondern Wissen weitervermitteln. Viele Seminare sind leider überteuert. Kaskaden als reines Non-Profit-Projekt würde niemals exorbitant hohe und unangemessene Gewinne generieren. Und so soll es auch bleiben. Wenn überhaupt Gewinne erzielt werden, stecke ich sie wieder in neue Projekte oder verwende sie zur Begleichung von Druckkosten. USS: Was kann ein Autor überhaupt in Kursen, in Büchern, am Literaturinstitut oder sonstwo lernen? Was muss / Was sollte der Autor für Vorkenntnisse mitbringen? SK: Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es hierfür am besten ist, selbst zu schreiben. Viel zu schreiben. Ich schreibe, seit ich schreiben kann, also seit ich ca. 7 Jahre alt war. Mit der Zeit kommt der Feinschliff von ganz allein. Außerdem sollte man viel lesen. Ich habe z. B. viele Kompendien zur deutschen Lyrik geradezu verschlungen und mir immer die besten Texte herauskopiert. Von Martin Opitz bis Paul Celan war alles dabei. "Offizielle" Kurse oder Ratgeber können da nur eine Ergänzung zur praktischen Erfahrung darstellen, sie sind eine Art "Fähigkeits-Check" oder Zwischenbilanz, ob man sein Handwerk auch wirklich (noch) beherrscht. Nur um sich zu vergewissern, dass man es auch wirklich kann, schadet es nicht, hin und wieder ein Seminar zu besuchen. Aber auch hier gilt: Vorher genau informieren und nicht jedes Angebot blind annehmen, das mit schönen Versprechen (und hohen Gebühren) lockt. USS: Die Situation im Verlagswesen sieht zurzeit nicht eben gut aus. Verlage melden Konkurs an, verkleinern sich, schränken ihr Buchprogramm ein. Was bedeutet das für die Lyrik? SK: Auch die Lyrik leidet darunter. Lyrik-Editionen werden eingestellt, Autoren haben immer weniger Möglichkeiten, ihre Werke an den Verlag zu bringen. Deshalb ist es auch umso wichtiger, dass Projekte wie Kaskaden am Leben bleiben. Hier (und natürlich auch anderswo) wird Lyrikern die Chance gegeben, ihre Texte einer Öffentlichkeit zu präsentieren, die woanders immer häufiger wegrationalisiert wird. Interessanterweise verfassen immer mehr Menschen Lyrik, was ja auf ein Bedürfnis nach guter Literatur hindeutet. Es bleibt zu hoffen, dass auch die Verlage dies erkennen und sich trauen, neue Autoren zu fördern. USS: Welche Schwierigkeiten erleben Sie? Wie reagieren Sie auf diese veränderten Bedingungen, gerade auch als Herausgeber von Lyrik? Und wie sollten Autoren und Autorinnen darauf reagieren? SK: Eigentlich ist das Projekt Kaskaden gut angelaufen. Wir haben ungefähr die gewünschte Anzahl an Lesern und Website-Besuchern, das Feedback ist durchweg positiv. Schwierigkeiten habe ich daher keine. Sicher, eine etwas größere Leserschaft könnte nicht schaden, aber ich bin schon ganz zufrieden. Immerhin war die Erstausgabe unserer Printzeitschrift schon vor dem Druck fast ausverkauft. Ähnliches erhoffe ich mir für zukünftige Ausgaben (z. B. für die zweite Nummer, die in diesem Winter erscheint). Im Prinzip muss man auf die Veränderung im Buchmarkt mit Flexibilität und gezielter, wirksamer Werbung reagieren, die nicht allzu viel kostet, also neue Wege des Marketings einschlagen. Wenn man diese intelligent in die Tat umsetzt, könnten viel mehr Leute für gute Literatur bzw. Lyrik begeistert werden. Eine weitere Aufgabe müsste auch die Politik übernehmen. Denn Voraussetzung für gepflegte Lesegewohnheiten ist nun mal die staatlich verordnete Bildung. Hier müsste schon viel früher damit begonnen werden, anspruchsvolle Literatur zu vermitteln, gerade auch neue Literatur, nicht immer bloß dieselben Klassiker. Zum Beispiel wäre ein Unterrichtsfach wie "Kreatives Schreiben" doch sehr sinnvoll - nicht nur für angehende Literaten, sondern auch für spätere Manager, die sich gepflegt ausdrücken wollen, oder? USS: Was fasziniert Sie so sehr an der Lyrik? Haben Sie in dieser Richtung studiert? SK: Ich lese und schreibe schon mein ganzes Leben lyrische Texte. Von Mittelalter-Lyrik bis hin zu moderner deutschsprachiger und auch englischer Lyrik ist so ziemlich alles dabei. Studiert habe ich Fremdsprachenkorrespondenz, wodurch ich auch spanische oder französische Texte kennengelernt habe, was mir z. B. auch bei Internova hilft, wo wir Sciencefiction aus der ganzen Welt in englischer Sprache publizieren (http://www.nova-sf.de/internova). Ich finde, man braucht nicht zu studieren, um Ahnung von guter Lyrik zu haben. Das private Textstudium reicht da völlig aus, wobei es natürlich nicht schaden kann, ein paar Semester Germanistik belegt zu haben. Aber viele der Seminare, in denen man "lernen" kann, Lyrik zu schreiben oder zu interpretieren, sind überflüssig, wenn man bedenkt, dass auch dort nur mit Wasser gewaschen wird. Soll heißen, die eigene Einstellung zu literarischen Texten sollte doch ungefähr dieselbe bleiben, ob man nun ein solches Seminar besucht oder nicht. Die Faszination der Lyrik besteht meiner Ansicht nach im spielerischen Umgang mit Sprache. In diesem Genre hat man viel mehr Freiheiten, mit Sprache umzugehen und neue Wege des Denkens und Schreibens einzuschlagen. Selbst grammatikalische Regeln haben hier nur noch wenig Bedeutung. Es liegt vieles im Ermessen der Autoren, die ihrer Kreativität freien Lauf lassen können. Als Synthese der verschiedenen Texte entsteht so eine Zeitschrift, die gefüllt ist mit neuartigen Ideen und Sprachkonzepten, die das Denken in deutschsprachigen Ländern (hoffentlich) noch weiter nach vorne bringen. USS: Welche Ansprüche stellen Sie an sich selbst, wenn Sie Lyrik verfassen? Gibt es Vorbilder? SK: Ja, viele. Ungefähr so viele, wie ich auch unterschiedliche Stile verwende, um meine Botschaften an den Mann / an die Frau zu bringen. Natürlich wäre da Paul Celan, dessen fantastische Wortbilder sich einem tief ins Gedächtnis einprägen und mich zu so manchem Text inspirierten. Zum anderen aber auch Ernst Jandl, der mich mit seiner lockeren Art, an wichtige Themen heranzugehen, beeindruckt hat. Auch Klassiker wie Beaudelaire oder Schiller heben meine Leselaune. Mein Anspruch ist es, das, was ich sagen möchte, möglichst pointiert und komprimiert zu formulieren. Dabei müssen die Texte nicht unbedingt in Kürze ersticken, sondern können auch schon mal zeilenlange Beschreibungen beinhalten, die das Gefühl ansprechen. Aber um etwas deutlich zu sagen, sollte man auch deutliche Worte verwenden. Das ist zumindest meine Meinung. Meine Texte reichen von knappen Wortkonstrukten über bissige, ironische Sprachwaffen bis hin zu emotionalen Sehnsuchtsfantasien. USS: In den USA sind Literaturagenturen ja schon lange ein fester Bestandteil der Buch- und Medienbranche. Wird das in der Zukunft in Deutschland / Europa ähnlich sein? Bekommen Sie Texte über Agenturen angeboten? SK: Bislang keine Texte, sondern ab und an Kunstofferten. Ich denke, dass Agenturen aber durchaus ihre Berechtigung haben. Die Gefahr besteht nur darin, dass man sich so sehr auf diese Instanzen verlässt, dass das eigene Qualitätsermessen etwas ins Hintertreffen gerät. Man sollte immer noch so viel Selbstbewusstsein besitzen, um zu wissen, ob das, was man selbst schreibt, auch wirklich publizierbar ist. Wenn man das weiß, kann man sich auch an Agenturen als einen Service wenden, den man in Anspruch nimmt und für den man ja schließlich auch bezahlt, quasi als Bindeglied zwischen den (oft sehr unpersönlichen) Verlagen und dem Autor, der vielleicht den Markt nicht zur Gänze im Blick hat, was sicher der Vorteil einer guten Literaturagentur sein kann. Agenturen sind zumeist seriöse Firmen, es gibt aber auch Scharlatanerie, wo viel zu viel Geld verlangt wird, ohne etwas dafür zu leisten. USS: Bis zum Erscheinen der Zeitschrift "Kaskaden" haben sicher viele helfende Hände mitgewirkt. Wie lange arbeiten Sie an Ihrer Zeitschrift? SK: Die Idee kam mir im Jahr 2009, als ich nach einer kreativen Pause wieder anfing, in der Literaturszene aktiv zu werden. Da mir die Lyrik schon mein ganzes Leben sehr am Herzen lag, war es nur logisch, ein entsprechendes Magazin aus der Taufe zu heben. Gemeinsam mit Gerald Meyer, der anfangs noch Co-Initiator dieses Projektes war, entwickelte ich ein schlüssiges Konzept und setzte es nach und nach in die Tat um - zunächst als Online-Magazin, dann auch als Druckausgabe, die allerdings nur jährlich erscheint. Seit kurzem ist auch Dhyan Burkhard mit an Bord, der ein neues Layout für die Online-Version entwickelt hat. Zwischenzeitlich haben auch verschiedene andere Menschen mitgeholfen, aber entweder sind sie aus diversen Gründen wie z. B. Zeitmangel wieder abgesprungen, oder sie haben nur mal "reingeschnuppert". Im Prinzip mache ich alles allein, von der Textannahme über das Lektorat und den Satz bis hin zur Aussendung. Dann müssen auch noch die Websites aktualisiert und Aktualisierungen bei Facebook gepostet werden. Insgesamt eine Menge Arbeit, wenn man bedenkt, dass ich kein Geld damit verdiene. USS: Müssen Formalien eingehalten werden, wenn man in Ihrer Zeitschrift veröffentlichen möchte? Und zahlen Sie Honorar? SK: Die Formalia stehen ausführlich auf unserer Website (http://www.lyrikzeitschrift.de). Es können bis zu 5 Texte als Word- kompatible Datei eingesendet werden, zusammen mit einer kurzen Vita. Die E-Mail-Adresse für Einsendungen lautetDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. . Bei Kunsteinsendungen gilt: zwei bis drei der besten Arbeiten, pro Bild nicht mehr als 10 MB, an dieselbe Adresse. Da ich gerade mal kostendeckend arbeite, kann ich kein Honorar zahlen, aber das übliche Belegexemplar gibt es natürlich für jeden Beteiligten (gilt für die Online- und Printausgabe). Zurzeit suchen wir wieder Texte für unsere nächste Online-Ausgabe, Einsendeschluss ist der 31. März 2012. Auch für die Printausgaben werden immer Texte gesucht, die nächste ist aber schon voll. USS: Was überwiegt - der Herausgeber oder der Schriftsteller in Ihnen? SK: Ganz klar der Schriftsteller. Ich habe noch viele Ideen, von denen ich vielleicht nicht alle umsetzen kann, aber die besten werde ich sicherlich angehen. Das sind neben SF-Geschichten auch SF-Romane, und natürlich warten noch diverse Lyrikbände auf einen interessierten Verlag. Ich könnte meine Lyrik auch über Kaskaden publizieren, aber das tue ich aus den bekannten Gründen nicht (außer vielleicht in dem einen oder anderen Lyrikletter, übrigens ein kostenloser Service von Kaskaden, den man überDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. bestellen kann). Im Endeffekt möchte ich nämlich nicht als jemand gelten, der sich selbst veröffentlicht, obwohl ich darin eigentlich kein großes Problem sehe. Aber irgendwie ∑ Nun ja, es geht mir eben darum, dass ich mich durchaus in der Lage sehe, mindestens einen Verleger von der Qualität meiner Texte zu überzeugen. Man wird sehen, wohin und wie weit mich dieser Weg noch führen wird. Die Tätigkeit als Herausgeber war immer nur eine "Nebenbeschäftigung", die in letzter Zeit zugegebenermaßen an Bedeutung gewonnen hat. USS: Haben Sie auch andere Projekte, andere Genres im Sinn? SK: Wie schon erwähnt, bin ich im SF-Genre sehr aktiv. Dort arbeite ich bei Nova, Internova und www.deutsche-science-fiction.de mit und publiziere auch meine Storys und Erzählungen in diversen Magazinen und Anthologien. Meine beiden ersten eigenständigen Buchveröffentlichungen waren demnach auch SF-Story-Collections (MegaFusion, 2001, und Menschgrenzen, 2010). Wer Interesse daran hat, darf mich gerne auf meiner Website besuchen: http://www.svenklöpping.de ∑ Geplant sind in naher Zukunft auf jeden Fall weitere Erzählungen und mindestens ein Roman. Natürlich SF. USS: Welchen Rat würden Sie Nachwuchsautoren geben? Was sollte man unbedingt beachten, wenn man schreiben möchte, eine Veröffentlichung im lyrischen Bereich anstrebt? SK: Man sollte tonnenweise Lyrik verschlingen. So viel wie möglich. So baut man sich einen breiten (Denk-)Horizont auf, von dem man bei seinen eigenen Schreibprojekten profitiert. Man sollte nicht zu viel Wert auf die Meinung von selbst ernannten Literaturpäpsten legen, sondern sich ein eigenes Bild davon machen, was einem gefällt und was eher nicht. Mit der Zeit entwickelt man einen inneren Kompass, der zu immer besseren Texten führt. Und irgendwann klappt es auch mit einer Veröffentlichung. Nur nicht aufgeben! USS: Herzlichen Dank! SK: Immer wieder gerne. ********************************************************************* UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: --------------------------------------------------------------------- Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird. Drehbuch: Oliver Pautsch drehbuch at experte pt autorenforum pt de Fandom: Thomas Kohlschmidt fandom at experte pt autorenforum pt de Fantasy: Stefanie Bense fantasy at experte pt autorenforum pt de Heftroman: Arndt Ellmer heftroman at experte pt autorenforum pt de Historischer Roman: Titus Müller historischer.roman at experte pt autorenforum pt de Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik kinderbuch at experte pt autorenforum pt de Kriminalistik: Kajo Lang kriminalistik at experte pt autorenforum pt de Lesungen: Rüdiger Heins lesungen at experte pt autorenforum pt de Lyrik: Martina Weber lyrik at experte pt autorenforum pt de Sachbuch: Gabi Neumayer sachbuch at experte pt autorenforum pt de Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss fortbildung at experte pt autorenforum pt de Schreibgruppen: Ute Hacker schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de Schreibhandwerk: Ute Hacker schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de Sciencefiction: Andreas Eschbach sf-autor at experte pt autorenforum pt de Übersetzung: Barbara Slawig uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow verlagswesen at experte pt autorenforum pt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ................. Experten-Special: ................. Bjørn Jagnow hat seine über 80 Fragen und Antworten zu den Themen Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten Jahre gesammelt und in einem Buch zusammengefasst - thematisch sortiert und aktualisiert: Björn Jagnow: "Fragen und Antworten zu Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung", 2009, 188 Seiten, 10,00 Euro, Edition Octopus ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR LYRIK: --------------------------------------------------------------------- Martina Weber (lyrik at experte pt autorenforum pt de) Frage: Ich schreibe gern (witzig-philosophische) Gedichte und hätte gern mehr Austausch mit anderen AutorInnen bzw. Resonanz von LeserInnen. Gibt es im Internet Foren oder Ähnliches, in denen Gedichte eingestellt und diskutiert werden? Welche Lyrikmagazine (vorzugsweise im Internet) kannst du empfehlen? Welche wichtigen Informationsquellen (vor allem zu Wettbewerben, lyrischen Formen) gibt es für LyrikerInnen im Internet? Antwort: Das Internet eignet sich sehr gut dazu, sich über Wettbewerbe zu informieren. Hierzu folgende Empfehlungen: 1. der zweite Teil des "The Tempest" 2. eine hervorragende Ausgangsbasis für die Recherche rund um die Literatur ist die Internetseite von Sandra Uschtrin, http://www.uschtrin.de; Ausschreibungen findest du unter: http://www.uschtrin.de/preise.html 3. Speziell für LyrikerInnen interessant: http://www.lyrikwelt.de 4. Sehr empfehlenswert ist auch die Seite http://www.literaturport.de Es gibt unzählige Literaturzeitschriften, die - auch - Gedichte veröffentlichen. Eine Liste mit Angabe der Internetadressen der Zeitschriften zum Stöbern und Weiter-Recherchieren findest du unter: http://www.uschtrin.de/litzs.html (Diese Liste ist auf dem Stand des Jahres 2005.) Eine umfangreiche aktuelle Liste mit Hintergrundinformationen zu den einzelnen Zeitschriften und Statements der Redaktionen zum Profil findet sich in dem von Sandra Uschtrin und Heribert Hinrichs herausgegebenen "Handbuch für Autorinnen und Autoren", Uschtrin Verlag München, 7. Auflage 2010, Seite 190 bis 246. Ausschließlich Gedichte publizieren die folgenden zwei sehr unterschiedlichen Zeitschriften: 1. Zwischen den Zeilen, herausgegeben von Urs Engeler, siehe http://www.engeler.de 2. DAS GEDICHT, herausgegeben von Anton G. Leitner Außerdem empfehle ich zwei Internetseiten, die sich der Lyrik widmen und Leseproben zahlreicher renommierter LyrikerInnen bieten, außerdem Rezensionen und feuilletonistische Beiträge: - http://www.poetenladen.de - http://www.fixpoetry.com Für die Erarbeitung der traditionellen lyrischen Formen nach Art eines Lyrikkurses empfehle ich das Buch von Günter Waldmann: "Produktiver Umgang mit Lyrik. Eine systematische Einführung, ihre produktive Erfahrung und ihr Schreiben", Schneider Verlag Hohengehren, 10. Auflage 2008. An dieser Stelle darf ich dir auch mein eigenes Buch ans Herz legen: Martina Weber: "Zwischen Handwerk und Inspiration. Lyrik schreiben und veröffentlichen", Uschtrin Verlag München, 2. Auflage 2008. Inhaltsverzeichnis: http://www.uschtrin.de/weber.html Diskussionsforen über Gedichte gibt es sicherlich viele. Aber wie professionell sind die Beiträge? Ich selbst ziehe das persönliche Gespräch oder den persönlichen Austausch per E-Mail vor. Daher kann ich dir auf diese Frage nur den Tipp geben, über eine Internetsuchmaschine zu recherchieren, zum Beispiel über die Stichworte "Forum, Gedichte, Literatur". Wenn du auch persönlichen Austausch mit anderen suchst, kommt vielleicht ein Kurs an einer Volkshochschule oder einer sonstigen Bildungseinrichtung in Betracht. Kontakte kannst du auch über ein Literaturbüro und über den Besuch von Lesungen knüpfen. Zum Abschluss empfehle ich noch einen hervorragend recherchierten Artikel, der auch die Lyrik berücksichtigt: Anke Gasch: "Aus- und Fortbildung für SchriftstellerInnen. Teil 1: Das passende Angebot finden - Wer und was Sie beim Schreiben wirklich voranbringt", in: Federwelt Nr. 87 (Ausgabe Februar 2011), Seite 4-18 (bestellbar über http://www.federwelt.de) **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Martina Weber ist Lyrikerin und Juristin. Sie erhielt u. a. das im Jahr 2009 erstmals ausgeschriebene Frankfurter Autorenstipendium. Einzelband: "Zwischen Handwerk und Inspiration. Lyrik schreiben und veröffentlichen", Uschtrin Verlag München, 2. Auflage 2008. Inhaltsverzeichnis: http://www.uschtrin.de/weber.htlm. Mehr über Martina Weber: http://www.fixpoetry.com/autoren/martina_weber.html +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail kommt +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Einsendeformalien: Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor. Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: beitrag at team pt autorenforum pt de. Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet werden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ I M P R E S S U M ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Herausgeber: Ramona Roth-Berghofer public.relations at team pt autorenforum pt de Gabi Neumayer redaktion at team pt autorenforum pt de Stefan Schulz webmaster at autorenforum pt de Thomas Roth-Berghofer Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "The Tempest" ist ein kostenloser Newsletter für Autorinnen und Autoren. Abonnenten sind herzlich aufgefordert, den Newsletter weiterzugeben oder nachzudrucken, solange alle Urheberrechte beachtet werden (Näheres s. http://www.autorenforum.de/?UeberUns/Impressum) und der VOLLSTÄNDIGE Newsletter weitergegeben wird. 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