The Tempest

Ausgabe 11-03 (20. März 2009)

Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Lesetipp
Schreibkurs
   "Journalistisches Schreiben für Einsteiger:
   Typische Anfängerfehler und wie sie
   vermieden werden können, Teil 1"
   von Petra Hartmann
Ein Exposé zum Knutschen
   "Abgrundtief"
   Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
   "Wer reden kann, macht Eindruck.
   Wer schreiben kann, macht Karriere"
   besprochen von Andrea Behnke
Interview mit Olga A. Krouk
Küss mich, ich bin ein Autor!
Frag den Experten für Verlagswesen
   (Björn Jagnow)
Frag den Experten für Kinderbuch
   (Michael Borlik)
EDITORIAL:  
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Liebe Autorinnen und Autoren, 

auf der Lit.Cologne habe ich in den letzten Tagen nicht nur wunderbare  
KinderbuchautorInnen getroffen, sondern auch mehreren Lesungen der  
Lit.Kid.Cologne gelauscht. Dabei konnte ich einiges lernen: wie man es  
schafft, dass Neunjährige über eine Stunde aufmerksam und mit viel  
Spaß bei der Sache bleiben; wie man Jugendliche da abholt, wo sie  
sind, und womit man sie fesseln kann. Und nicht zuletzt, dass gute  
AutorInnen sogar über so etwas wie den Amoklauf eines Schülers mit  
Kindern und Jugendlichen in ganz besonderer Weise sprechen können -  
ohne Plattitüden und Pauschalurteile, dafür ebenso konkret wie kon- 
struktiv. 

Für alle AutorInnen, die auch noch etwas dazulernen wollen, gibt es in  
diesem Tempest spannende und hilfreiche Beiträge aus ganz unterschied- 
lichen Schreibecken: Petra Hartmann gibt in ihrem zweiteiligen Artikel  
(der zweite Teil folgt im nächsten Tempest) einen praxisnahen Einblick  
ins journalistische Schreiben. Wir wissen, dass viele von euch sich  
für dieses Thema interessieren, und freuen uns, dass wir dank Petra  
endlich einmal etwas dazu anbieten können! Eine Liefergarantie für  
Aha-Erlebnisse gibt es bei Hans Peter Roentgen; er hat sich für diese  
Ausgabe wieder eins eurer Exposés angesehen und analysiert. Unser He- 
rausgeberInnen-Duo hat die Autorin Olga A. Krouk interviewt, Andrea  
Behnke stellt ein ungewöhnliches Schreibbuch vor, zwei unserer Exper- 
ten geben unbezahlbare Tipps - und Franziska Röchter hat wieder einmal  
etwas für eine Rubrik beigesteuert, die es ohne sie schon längst nicht  
mehr gäbe und die wir eigentlich allmählich in "Küss mich, ich bin  
eine Autorin!" umbenennen sollten. 

Der Tipp des Monats März, diesmal von Ulrike Scheuermann: 

     Falls du dich oft durch Mails und anderes ablenken lässt:  
     Richte dir am Computer einen eigenen Benutzer ein.  
     Konfiguriere ihn so, dass du darüber  
     nur zu deinen Schreibprojekten Zugang hast. 

Unsere in zweierlei Hinsicht überraschende Überraschungsverlosung (man  
weiß nie, wann sie kommt und was es zu gewinnen gibt) hat diesmal And- 
rea Behnke gewonnen. Sie freut sich (hoffentlich) über ein edles kri- 
minelles Lesezeichen in recht eigenwilliger Form.  

Und wer von euch die nächste Verlosung gewinnen möchte, weiß ja, was  
zu tun ist: Schickt mir Vorschläge für Artikel oder Glossen, oder  
mailt mir Schreib- und Autoren-Tipps (je kürzer, desto besser),  
Schreib-Kicks, Internetempfehlungen für den "Lesetipp" (maximal drei  
Zeilen) oder einen Minidialog für die Rubrik "Küss mich, ich bin ein  
Autor!". Und schon wandert euer Name in die Lostrommel! 

Fürs Überweisen eines freiwilligen Jahresbeitrags gibt es übrigens  
einen noch viel größeren Gewinn: eine Zukunft für unseren Tempest! Es  
klingt vielleicht gierig, dass ich immer wieder darauf hinweise, aber  
tatsächlich brauchen wir eine deutlich stärkere finanzielle Unterstüt- 
zung von euch, um den Tempest auf Dauer weiterzuführen. Es kommt auf  
jede/n Einzelne/ von euch an! Und ihr bekommt ja auch eine Menge da- 
für. Unsere Bankdaten findet ihr gleich unterm Editorial. 

Und jetzt: Möge der Frühling endlich beginnen und euch Gesundheit,  
Inspiration und Schreibfreude bringen! 

  Gabi Neumayer 
  Chefredakteurin 

~~~~~~~~~~~ 
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen  
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen  
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,  
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto  
von autorenforum.de: 

Sparda Bank Südwest eG 
BLZ 550 905 00 
Kto. 100 724 515 
Stichwort: "Beitrag 2009" 

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberwei- 
sungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch  
weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). 

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte  
genau so zusammenschreiben!) 
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15 
BIC: GENODEF1S01 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 
ISSN 1439-4669   Copyright 2009 autorenforum.de. Copyright- und 
                 Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe 
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ 

   INHALT DIESER AUSGABE: 


TEIL 1: 

      Editorial 
      Hall of Fame 
      Schreib-Kick 
      Lesetipp 
      Schreibkurs 
         "Journalistisches Schreiben für Einsteiger:  
         Typische Anfängerfehler und wie sie  
         vermieden werden können, Teil 1" 
         von Petra Hartmann 
      Ein Exposé zum Knutschen 
         "Abgrundtief" 
         Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen 
      Buchbesprechung 
         "Wer reden kann, macht Eindruck.  
         Wer schreiben kann, macht Karriere" 
         besprochen von Andrea Behnke 
      Interview mit Olga A. Krouk 
      Küss mich, ich bin ein Autor! 
      Frag den Experten für Verlagswesen 
         (Björn Jagnow) 
      Frag den Experten für Kinderbuch 
         (Michael Borlik) 
      Impressum 


TEIL 2: 

      Veranstaltungen 
      Ausschreibungen 
      Publikationsmöglichkeiten 
           mit Honorar 
           ohne Honorar 
      Seminare 
      Messekalender 
      Impressum 

~~~~~~~~~ 
Auf unserer Homepage gibt es einen praktischen Service für orientie- 
rungslose Tempest-LeserInnen: Inhaltsübersichten für einzelne Tempest- 
Jahrgänge, nach AutorInnen sortiert. Eberhard Kamprad  
(http://www.kamprad-online.de) hat freundlicherweise die aufwendige  
Arbeit übernommen, nach und nach die Verzeichnisse für alle bisherigen  
Jahrgänge zu erstellen.  

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HALL OF FAME: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.  
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -  
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen  
können. 

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen nach diesem Schema: 

....... 
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende  
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich  
könnt ihr in maximal 60 Zeichen inklusive Leerzeichen (nicht Wörtern!)  
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen. 
....... 

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Ei- 
genverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie  
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.  

ACHTUNG, NEU! 
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bes- 
tätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem  
Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! 

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an  
redaktion at team pt autorenforum pt de.  

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen  
Schema gemacht werden! 
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Mitra Devi: "Filmriss", Appenzeller-Verlag 2009, Kriminalroman. Der  
zweite Fall für die Zürcher Detektivin Nora Tabani 

Bianca Stark: "Verborgene Erinnerungen ...", Hierreth Verlag 2009,  
Lyrik/Prosa. Ein offenes Buch über die Gefühle eines jungen Menschen 

Johanna Radenbach: "Aktiv trotz Demenz. Handbuch für die Aktivierung  
und Betreuung von Demenzerkrankten", Schlütersche 2009, Fachbuch. I- 
deen zur einfachen, kreativen und sinnvollen Aktivierung 

Renée Holler: "Tatort Erde. Im Visier der Schmugglerbande", Loewe Ver- 
lag 2009, Kinderbuch. Ein Ratekrimi aus Griechenland  
(www.reneeholler.com) 

Renée Holler: "Tatort Geschichte. Überfall im heiligen Hain", Loewe  
Verlag 2009, Kinderbuch. Ein Ratekrimi aus der Zeit der Germanen 

Jennifer Schreiner: "Eine Löwin für die Bestie", Plaisir d´Amour 2008,  
Fantasy-Romance. 978-3938281482; "Pageturner!" Happy-End-Magazin 

Astrid Pfister: "Das Heavens End Projekt", Noel Verlag, 2009, Thril- 
ler. Ein U-Bahn-Bau, der vom ersten Tag an verflucht scheint 

Jutta Profijt: "Kühlfach 4", dtv 2009, Krimi. Nicht ganz toter Klein- 
krimineller nervt Rechtsmediziner 

Ippensen/Worst/Munsonius: "Corrigan - Der Dunkle Herrscher", mg-Verlag  
2008, SF. Band 4 der ungewöhnlichen und spannenden Endzeitsaga 


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SCHREIB-KICK: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


Unser Schreib-Kick für den März, diesmal von Robin Michenbach: 

Oftmals kommt es vor, dass einem nicht gleich die passenden Namen für  
Charaktere einfallen, die aus einem bestimmten regionalen Umfeld stam- 
men. Namen sind ja, bis auf die üblichen "Überallnamen", jeweils regi- 
onal verteilt.  

Daher nehme ich mir in diesen Fällen ein örtliches Telefonbuch zur  
Hand und suche mir daraus die passenden Familiennamen, die zur Region  
gehören. Da die Vornamen mittlerweile ja auch nicht mehr in dieser  
Offenheit veröffentlicht werden, greife ich zusätzlich noch auf mein  
privates Stammbuch zurück, da dort im Anhang eine Fülle von kreativen  
und auch mittlerweile nicht mehr genutzten Vornamen aufgeführt werden. 


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LESETIPP: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

http://www.behave-online.de: Hier gibt es regelmäßig BE.HAVE, die  
Zeitschrift für Medien-, Konsum- und Verhaltensforschung, kostenlos  
als PDF. Die Ausgabe 1/09 beschäftigt sich mit Buchmarketing. 


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SCHREIBKURS: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

             "Journalistisches Schreiben für Einsteiger:  
                 Typische Anfängerfehler und wie sie  
                   vermieden werden können, Teil 1" 
                          von Petra Hartmann 

Als freier Mitarbeiter bei der Lokalzeitung, so beginnen viele Schrei- 
bende ihre journalistische Laufbahn und rücken mit Kugelschreiber,  
Notizblock und Kamera zu ihrer ersten Kaninchenzüchterjahreshauptver- 
sammlung aus. Leider gibt es oft - gerade in kleinen Zeitungen mit  
stressgeplagten Redakteuren - nur wenig Rückmeldungen für die Neulin- 
ge, häufig finden sie ihren mit viel Herzblut geschriebenen Text spä- 
ter zusammengestrichen, vollkommen umgeschrieben und "verstümmelt" in  
der Zeitung. Für jeden, der etwas bewusster mit Sprache umgeht und  
sich mit dem Artikel sehr viel Mühe gegeben hat, eine verletzende Er- 
fahrung, die viel Frust zwischen freien Mitarbeitern und ausgebildeten  
Redakteuren schafft. Denn kein Redakteur schreibt aus purer Bosheit  
fremde Texte um, es ist nämlich für ihn mit viel Arbeit verbunden.  

In meinen sieben Jahren Arbeit für die Neue Deister-Zeitung habe ich  
festgestellt, dass es immer wieder dieselben Anfängerfehler sind, die  
ich auszubügeln hatte. Ich begann zu sammeln, und nach und nach ent- 
stand ein Leitfaden, den wir unseren neuen Mitarbeitern in die Hand  
geben konnten. Hier also ein paar Tipps für alle, die sich auf die  
journalistische Arbeit einlassen möchten: 


          Der Vorspann 

Ein Vorspann hat maximal zehn bis zwölf Zeilen. Darin enthalten sein  
muss die wichtigste Nachricht, die Kernaussage des Berichts. Was ist  
wo passiert? Wer hat wann warum was getan? Der Vorspann muss so formu- 
liert sein, dass er auch für sich allein stehen kann und der Leser  
trotzdem alles Wesentliche erfährt. Schreiben Sie an dieser Stelle  
also nicht nur, dass der Verein XY am Sonnabend seine Jahreshauptver- 
sammlung abgehalten hat, sondern auch bereits, dass der Vorsitzende  
zurückgetreten ist oder der Verein Schulden gemacht hat. 

Gleichzeitig ist es Aufgabe des Vorspanns, die Leser in den Text "hi- 
neinzuziehen", also: Lust zum Weiterlesen zu machen. Der Vorspann ist  
das Wichtigste am gesamten Artikel. Gut wäre: 60 Prozent Arbeitsauf- 
wand für den Vorspann und 40 Prozent für die restlichen 50 bis 100  
Zeilen ... 


          Wie beginnen? 

Sie haben zehn Zeilen Zeit, den Leser zu fesseln. Wer danach aus- 
steigt, ist für Sie verloren, auch wenn danach noch haufenweise wich- 
tige Informationen oder schöne Sätze kommen. Oder, wie Henri Nannen  
riet: Beginnen Sie mit einem Erdbeben, und steigern Sie sich langsam. 

Einige Einstiegsmöglichkeiten: 

- nachrichtlich (geeignet für Ratssitzung, Parteitage, Hauptversamm- 
lungen, Infoveranstaltungen von Bürgerinitiativen und Ähnliches. Also  
überall, wo die Fakten im Vordergrund stehen) 
Beispiel: "Neue Chefin der Lüderser CDU ist Ute Austermann-Haun. Die  
bisherige Schriftführerin setzte sich gestern Abend in einer Kampfab- 
stimmung gegen Elke Riegelmann durch. Riegelmann bleibt Vizevorsitzen- 
de des Ortsvereins." 

- Zitat-Einstieg 
Beispiel: "?Schaut euch diese Beine an - das sind keine Waden, das  
sind Hydraulik-Kolben', preist Moderator Oliver Glaubitz seine Fahrer  
an. 111 Mountainbiker gingen gestern 'Unter den Schanzen' an den Start  
und lieferten sich gnadenlose Verfolgungsjagden rund um die Göbelbas- 
tei." 
Wichtig: Das Zitat / Die wörtliche Rede darf nicht zu lang sein. Maxi- 
mal zwei kurze Sätze, sonst verwirren Sie den Leser. Machen Sie mög- 
lichst früh deutlich, wer da spricht und zu welchem Anlass die Worte  
fallen. 

- eng verwandt damit: der Einstieg mit einem Sprichwort oder einem  
Bonmot einer bekannten Persönlichkeit 
Beispiel: "Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die  
Weitergabe des Feuers", pflegte der österreichische Komponist Gustav  
Mahler zu sagen. Schmiedekünstler Andreas Rimkus zitiert diesen Satz  
nicht nur gern, er zelebriert ihn auch." 
Wichtig: Zitat- und Sprichwort-Einstieg sind Stilmittel, die Sie nicht  
überstrapazieren sollten. Verwenden Sie außerdem keine nichtssagenden  
Zitate. Der Einstieg: "Alle Jahre wieder feiern die Landfrauen ihre  
Weihnachtsfeier" ist banal und reißt nicht einmal die Vereinsmitglie- 
der vom Hocker. 

- Rätsel oder Paradoxie am Anfang (möglichst noch innerhalb des Vor- 
spanns auflösen) Beispiel: "Selten hat sich ein Kirchenvorstand so  
über eine leere Kirche gefreut: Die westliche Hälfte der Wittenburger  
Kirche ist geräumt und steht bald für Veranstaltungen der Gemeinde zur  
Verfügung." 

- szenischer Einstieg (geeignet für Reportagen, Porträts etc.) 
Beispiel: "Die Klinge gleitet elegant unter dem gebrochenen Auge ent- 
lang und trennt das 'Bäckchen' heraus. Kiemen-, Bauch- und Rücken- 
schnitt werden mit chirurgischer Präzision ausgeführt, dann liegt die  
Forelle perfekt filetiert vor Servicemeister Dieter Meyer und seinen  
Zuschauern." 
Dieser szenische Vorspann ist der einzige, der auch etwas länger wer- 
den darf. Greifen Sie ruhig tief in den Farbtopf hinein.  
Beispiel: "Eisiger Wind fegt um die Wellblechhütten von La Ensenada,  
eine Plane flattert, es ist kalt im Elendsviertel von Lima. Anna-Maria  
gibt keinen Laut von sich. Die dunklen Augen der Fünfjährigen folgen  
jeder Bewegung der fremden Frauen, beobachten, wie das Plastikseil  
über den Dachbalken fliegt, starren auf das runde Zifferblatt, das im  
Wind schwankt, und auf den Haken darunter. Dann wird sie gepackt und  
in das Tragetuch geschoben. Die nackten Füße ragen in den Himmel, die  
Augen suchen die Mutter. Wieder fegt eine Windbö heran und lässt das  
in der Luft hängende Kind erzittern. ,Elf Kilo', liest eine der Frauen  
ab." 
Aufpassen: Jetzt müssen Sie schnell auflösen, der Leser darf nicht zu  
lange auf die Folter gespannt werden. Sie schreiben keinen Roman, son- 
dern für eine Tageszeitung! 


          Datum, Uhrzeit und andere Zahlen  

Das einzige Datum, das in einem Bericht über ein Ereignis stehen kann,  
ist "gestern Abend". Alles andere wirkt nicht nur schrecklich unaktu- 
ell (man stelle sich vor, in einer Sonnabendausgabe beginnt ein Text  
mit: "Am vergangenen Montag fand das große Radrennen in Altenhagen  
statt"), Daten sind auch das Uninteressanteste am ganzen Ereignis.  
Auch für Meldungen (die kleinen Einspalter mit Terminankündigungen am  
Rand) gilt: Nie mit dem Datum anfangen, sondern mit dem "Was". Also:  
"Zur Geflügelschau lädt der Verein XY am 10. Juni in sein Vereinsheim  
ein" statt: "Am zehnten Juni findet im Vereinsheim des Vereins XY eine  
Geflügelschau statt". Gehen Sie bitte davon aus, dass 90 Prozent der  
Leser nur die erste Zeile eines Textes lesen und dann entscheiden, ob  
sie weitermachen. 

Datumsangaben folgen diesem Muster: Wochentag Komma (ohne "den") Ta- 
geszahl Punkt Monatsname ausgeschrieben. Jahresangabe weglassen. Nur  
wenn man sich ausnahmsweise auf ein anderes Jahr als das laufende be- 
zieht, wird dies erwähnt. Bei Jahresprogrammvorschauen kann für die  
späteren Termine der Wochentag entfallen. Beispiel: am Sonnabend, 28.  
August. 

Zahlen und Altersangaben: [Die folgenden Angaben gelten für die Neue  
Deister-Zeitung; die Vorgaben können von Verlag zu Verlag unterschied- 
lich sein. - die Red.] Zahlen von eins bis zwölf werden grundsätzlich  
ausgeschrieben, ab 13 schreibt man Ziffern. Die Worte "Million" oder  
"Milliarde" können wieder ausgeschrieben werden, also: "sieben Milli- 
arden Euro Schulden". Kommen in einer Angabe Zahlen vor, die kleiner  
und größer als zwölf sind, verwenden Sie bitte in beiden Fällen Zif- 
fern: "Kinder von 6 bis 16 Jahren". 
Uhrzeiten werden in Ziffern geschrieben. Minutenangaben werden mit dem  
Punkt abgetrennt, und nicht mit dem Doppelpunkt. [Achtung, nur die  
Schreibung mit Doppelpunkt entspricht der DIN 5008! - die Red.] Bei- 
spiel: 13.45 Uhr. Volle Stunden haben keine Minutenangabe, wir schrei- 
ben 13 Uhr und nicht 13.00 Uhr. Auch falsch: 09 Uhr. Richtig: 9 Uhr. 

Bei Altersangaben heißt es entsprechend: "ein siebenjähriges Kind"  
(ohne Bindestrich) oder "der 54-jährige Maurermeister" (mit  
Bindestrich). Wird die Altersangabe als Substantiv verwendet, die  
Großschreibung nicht vergessen: "Der Zwölfjährige wurde beim Klauen  
erwischt" oder "Die 72-Jährige liebt ihr Moped über alles." Altersan- 
gaben in Klammern sind möglich: "Petra Hartmann (38) steht für die  
Bürgermeisterwahl in Springe definitiv nicht zur Verfügung." Wenn Sie  
einen längeren persönlichen Text über einen bestimmten Menschen  
schreiben (zum Beispiel ein Porträt), ist die Frage nach dem Alter  
nicht nur notwendige Pflicht, sondern auch sehr hilfreich: So müssen  
Sie nicht in jedem Satz den Namen oder das Pronomen verwenden, sondern  
können auch zur Abwechslung mal schreiben "der XX-Jährige" 


          Namen: Nachfragen ist Pflicht 

Grundsätzlich gilt: Kein Name ohne Vorname. Achten Sie auf die Recht- 
schreibung. Wenn irgend möglich, den Betreffenden selbst fragen. Er- 
fahrungsgemäß sind selbst erfahrene Vereinsvorsitzende (sogar Schüt- 
zen- oder Feuerwehrchefs auf den entsprechenden Festen) manchmal etwas  
neben der Spur und erzählen einem irgendetwas, nur um die Journalisten  
endlich loszuwerden: "Tja, schreibt sich Klaus Zieseniss nun mit ß  
oder ss - ach, schreiben Sie ihn ruhig mit ss, wir haben ja die Recht- 
schreibreform."  

Schämen Sie sich nicht, zu fragen. Schämen Sie sich nicht, auch einen  
Menschen, den offenbar jeder außer Ihnen kennt, seinen Namen sagen und  
buchstabieren zu lassen. Und bitte schämen Sie sich nicht, einen Men- 
schen, den Sie schon zum dritten Mal auf einer Veranstaltung intervie- 
wen, notfalls auch zum dritten Mal seinen Namen sagen und buchstabie- 
ren zu lassen. Richtig peinlich wird es für Sie nämlich erst, wenn der  
Name falsch in der Zeitung steht und mehrere Tausend Leser sehen, dass  
der Journalist gepatzt hat. Namensfehler sind 1. für den Betreffenden  
sehr verletzend und 2. für den Leser ein deutliches Signal, dass hier  
an einer für ihn sofort erkennbaren Stelle geschlampt wurde - und wenn  
schon die Namen nicht stimmen, glaubt Ihnen der Leser womöglich auch  
die Fakten im Text nicht mehr. Es kostet Ihre Zeitung also Vertrauen  
und Glaubwürdigkeit. 

Bei der ersten Erwähnung im Text steht der volle Name, danach nur noch  
der Nachname. Ausnahme: Wenn zwei Menschen mit gleichen Nachnamen vor- 
kommen (wie bei Diamanthochzeitspaaren) kann der Vorname nicht wegfal- 
len. Ganz wichtig: Den Zusatz Herr oder Frau gibt es in der Zeitung  
nicht. Einzige Ausnahme: in wörtlicher Rede. Beispiel: "Franz Müntefe- 
ring schrieb in seinem neuen Buch: 'Frau Merkel wollte mich damit be- 
ruhigen, dass sich das alles totlaufen würde.'  

In einigen Medien ist - möglicherweise, da seit der jüngsten Bundes- 
tagswahl mal eine "wirklich wichtige Frau" existiert - inzwischen der  
Vorsatz "Frau" eingeführt worden. Ich halte das für einen schlimmen  
Rückfall und bin der Meinung, dass man eine erwachsene, gleichberech- 
tigte Frau genau so behandeln muss wie einen Mann. Und warum sollte  
ein Journalist "Frau Merkel sagte" schreiben, der vorher einfach nur  
geschrieben hat: "Schröder sagte"? 

Bei Kindern ist auch die Kombination Vorname + Alter möglich: "Anja  
(8) liebt Bonbons." Aber bitte nur bei Kindern. Eine 16-Jährige will  
als Frau wahrgenommen werden und hat ein Anrecht darauf, nicht mit  
einer Achtjährigen auf eine Stufe gestellt zu werden. 

Bei Gerichtsprozessen verwenden wir gewöhnlich die Form Vorname + An- 
fangsbuchstabe des Nachnamens. Vorsicht: Wenn diese Form eine Identi- 
fizierung erlaubt (weil es beispielsweise nur einen Zahnarzt Hubert Z.  
in der Stadt gibt), dann sollten Sie zumindest in der Lokalberichter- 
stattung ganz auf den Namen verzichten (Absprache mit der Redaktion).  
Das gilt auch für sehr ungewöhnliche Namen. Beispiel: Gloria von T.  
und T. 

Titel gehören nicht in eine Zeitung. Wenn jemand seinen Professor un- 
bedingt erwähnt haben möchte, dann bitte nicht schreiben: "Professor  
Franz Meier", sondern beispielsweise: "Als Referent war Franz Meier  
eingeladen. Der Musikprofessor kritisierte besonders die üble Gesangs- 
kultur am Deister ..." Wenn Sie einen Dr. unbedingt erwähnen wollen,  
dann nur ein einziges Mal im Text. Und niemals in der Überschrift!  
(Absolut out ist die Überschrift aus einer ostdeutschen Zeitung nach  
der ersten gemeinsamen Bundestagswahl: "Herzlichen Glückwunsch, Dr.  
Helmut Kohl!") 

Namenslisten: Bitte tippen Sie nicht die Gästeliste ab. Auf einem Emp- 
fang können noch so viele Großkopferte rumlaufen - wer nicht zumindest  
einen zitierfähigen Satz in seinem Grußwort spricht, gehört nicht ins  
Blatt. Ausnahme: wirklich verdammt hohe Tiere. Aber die sind meist  
intelligent genug und wissen, was die Presse braucht. Wenn eine Bun- 
deskanzlerin anwesend ist und sich weigert, etwas zu sagen, kann man  
eventuell schreiben: "Merkel weigerte sich, ein Grußwort zu sprechen."  
Ortsbürgermeister sind keine Prominenz. Wenn die auf einem Kindergar- 
ten-Basar reinschauen, ist das zwar nett - aber eigentlich eine  
Selbstverständlichkeit und keine Nachricht  ... 

[Im nächsten Tempest folgt Teil 2 dieses Beitrags.] 

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Petra Hartmann ist promovierte Germanistin, war zwei Jahre Volontärin  
und fünf Jahre Redakteurin der Neuen Deister-Zeitung. Ferner schrieb  
sie für die Neue Presse, die Deister-und-Weser-Zeitung und die Nord- 
see-Zeitung. Sie veröffentlichte zwei Fantasyromane. Ihre Anthologie  
"Drachenstarker Feenzauber" erhielt den Deutschen Phantastik-Preis.  
Neu: "Wovon träumt der Mond?" Infos: www.petrahartmann.de. 


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EIN EXPOSÉ ZUM KNUTSCHEN: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

Exposés sind der Alptraum vieler Autoren. Wie kondensiert man 400 Sei- 
ten Text auf zwei, wie presst man einen Elefanten durch ein Nadelöhr? 

Hans Peter Roentgen will zeigen, wie es gemacht wird. Aber nicht abs- 
trakt, sondern wie bei "Vier Seiten für ein Halleluja" an praktischen  
Beispielen. Wer also immer schon wissen wollte, warum sein Exposé  
nicht funktioniert und wie man es verbessern kann, der kann es ihm per  
E-Mail schicken. Maximal 5.000 Anschläge, wenn möglich RTF-Format. Wer  
möchte, kann auch eine Kurzfassung ("Pitch") seines Projekts mitsen- 
den, eine Darstellung der Geschichte in drei Sätzen, maximal 200 An- 
schläge. Mailadresse: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. 

Aus den Einsendungen werden beispielhafte ausgesucht und besprochen,  
und daran wird gezeigt, wie man Exposés schreibt und verbessert. 
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                         Exposé: "Abgrundtief" 
              Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen 

Elena Dierks glaubt, die Schuld am Tod ihrer Tochter zu tragen, die an  
einem stürmischen Wintertag mit dem Kinderwagen über die Klippen der  
Kreidefelsen auf Rügen ins Meer gestürzt ist. Sie wird daraufhin in  
die Psychiatrie nach Stralsund eingeliefert. Eine der dort arbeitenden  
Schwestern ist Helen Hofer, deren Freund, Peer Boström, bei der Poli- 
zei in Bergen arbeitet. Kurz vor Weihnachten läuft im Fernsehen ein  
Bericht aus Amerika. Darin taucht kurz das Gesicht eines kleinen Mäd- 
chens auf. Ein auf ihrer Wange befindliches Muttermal und die auffal- 
lende Ähnlichkeit mit eigenen Kindheitsbildern versetzt Elena in den  
Glauben, dass es sich dabei um ihre totgeglaubte Tochter handelt.   

Das Schicksal der jungen Frau geht Helen derart unter die Haut, dass  
sie den Fall mit ihrem Freund bespricht. Bei diesem Gespräch ist auch  
Henning Lüders anwesend. Er verspricht, sich des Falls anzunehmen. Bei  
einem mit Elena geführten Gespräch bringt er in Erfahrung, dass der  
Vater ihres Kindes, Rufus Kirchner, bei einem Autounfall starb. Elena  
war damals im dritten Monat schwanger. Als kurz darauf auch noch un- 
mittelbar nacheinander ihre Eltern sterben, droht ihre bis dahin heile  
Welt aus den Fugen zu geraten. In dieser Situation tritt Danko Dierks  
in ihr Leben. Sie lernt ihn auf der Beerdigung ihres Vaters kennen.  
Die beiden waren Kollegen.  

Danko bietet ihr seine Hilfe an. Die beiden kommen sich rasch näher  
und heiraten. Danko erklärt sich dazu bereit, dass Kind, das Elena in  
Kürze erwartet, als sein eigenes anzunehmen. Nach dem tragischen Vor- 
fall bucht er in einer Art Kurzschlussreaktion einen Last Minute Flug  
nach Thailand, wo er dem Tsunami zum Opfer fällt. Seine Leiche wird  
allerdings nie geborgen.  

Im Zuge der Ermittlungen erkundigt sich Henning bei Elena nach den von  
ihr am Unglückstag aufgenommenen Bildern. Elena händigt ihm eine Spei- 
cherchip aus. Eine der darauf enthaltenen Fotografien zeigt einen  
dunklen Schatten, der dem eines davonlaufenden Menschen ähnelt. Hen- 
ning bittet Peer, ihm bei der Identifikation zu helfen. 

Inzwischen reist der pensionierte Kommissar nach Netzschkau zu Leona  
Pirell. Nachdem er bei ihr Quartier bezogen hat, gelten seine Ermitt- 
lungen den beiden Männern in Elenas Leben. Denn sowohl Danko Dierks  
als auch Rufus Kirchner stammten aus Plauen. 

Henning findet heraus, dass auch Rufus Kirchners Leiche als verschol- 
len gilt. Hinzu kommt, dass er sich am Unfalltag  eine heftige Ausei- 
nandersetzung mit seiner vor Elena geheimgehaltenen Geliebten Astrid  
Schulz geliefert hat. Als Henning die junge Frau vernehmen will,  
stellt sich heraus, dass sie unbekannt verzogen ist. Als er ihren Auf- 
enthaltsort herauszufinden versucht, stößt er auf eine Mauer des  
Schweigens. Erst einem von ihm beauftragten Privatdetektiv gelingt es,  
Licht in die Angelegenheit zu bringen. Er findet heraus, dass Astrid  
Schulz eine im Rahmen des Zeugenschutzprogramms aufgenommene Person  
ist. Sie war mit einem Mann zusammen, der im großen Stil Menschenhan- 
del organisierte. Dank ihrer Aussage gelang es der Polizei, ihn hinter  
Schloss und Riegel zu bringen. Im Gegenzug erhielt sie eine neue Iden- 
tität.   

Aus ihrer Beziehung zu Rufus Kirchner ging gleichfalls ein Kind her- 
vor. Eine Zeitlang glaubt Henning, es könnte sich dabei um Elenas ver- 
schwundene Tochter handeln. Als sich sein Irrtum aufklärt, steht er  
wieder am Anfang seiner Ermittlungen. Zumindest so lange, bis er he- 
rausfindet, dass Danko Dierks spielsüchtig war und Schulden hatte. Als  
Henning daraufhin seine Vergangenheit genauer unter die Lupe nimmt,  
ergibt sich nach und nach ein erschreckendes Bild: Er findet heraus,  
dass Danko in einer Plauener Spielbank von einem stadtbekannten Ge- 
schäftsmann, einem Bauunternehmer, angesprochen wurde. Dieser bot ihm  
an, seine Schulden zu begleichen, wenn er ihm im Gegenzug eine "klei- 
ne" Gefälligkeit erweisen würde: Danko soll seine Ehefrau während ei- 
nes Krankenhausaufenthaltes unauffällig ins Jenseits befördern. Danko  
Dierks erklärt sich dazu bereit. Allerdings ohne zu ahnen, dass er bei  
seiner Tat beobachtet wird. Eine Ärztin sieht ihn aus dem Zimmer der  
Frau des Bauunternehmers kommen. Als sie nachschauen geht, findet sie  
die Leiche der Frau. Für die Ärztin steht fest, dass Danko Dierks für  
ihren Tod verantwortlich ist. Als sie ihn zur Rede stellt, gesteht er.  
Statt die Sache zur Anzeige zu bringen, bietet sie ihm einen Deal an:  
Wenn er ihr Elenas Kind beschafft, dann verzichtet sie auf seine Bloß- 
stellung. Ihr Motiv ist Rache. Denn auch sie war schwanger und in Be- 
handlung bei Elenas Vater. Bei einer Fruchtwasseruntersuchung unter- 
lief Elenas Vater ein folgenschwerer Fehler, in dessen Folge sie ihr  
Kind verliert. Die sich daraus ergebenden Komplikationen führen dazu,  
dass sie keine Kinder mehr bekommen kann. Als sie Elenas Vater deshalb  
zur Rede stellt, erliegt er einem Schlaganfall. 

Statt auf Schadenersatz zu klagen, beschließt sie, an Elena (deren  
Kind in etwa derselben Zeit wie ihr eigenes gezeugt wurde) Rache zu  
nehmen. Sie steigert sich in den Wahn, dass deren Kind im Grunde ihr  
zusteht. Trug doch ihr Vater die Schuld daran, dass sie nie eigene  
Kinder haben wird. 

Als Gegenleistung für ihr Schweigen verlangt sie von Danko Dierks, ihr  
Elenas Kind zu verschaffen. Ihr Plan scheint aufzugehen. Es gelingt  
Danko, Elenas Vertrauen zu gewinnen, sie zu heiraten und das Kind als  
sein eigenes anzuerkennen. Am Unglücksmorgen verabreicht er dem Säug- 
ling ein Schlafmittel. Als Elena sich ihren Fotoaufnahmen widmet,  
nimmt er das schlafende Kind in einem unbemerkten Augenblick aus der  
Kutsche und gibt dieser einen Stoß - so dass seine Frau annehmen muss,  
ihre Tochter sei mit dem Wagen in die Tiefe gestürzt.  

Als er danach - um zu vergessen - überhastet nach Thailand fliegt,  
kommt ihm der Tsunami zu Hilfe. Er gilt als verschollen. In Wirklich- 
keit kehrt er unter falschem Namen nach Deutschland zurück, wo die  
Ärztin und das Kind schon auf ihn warten.  

Sie fliegen nach Amerika, um dort zu heiraten und sich eine neue Iden- 
tität aufzubauen. Die Ehe wird allerdings nur des Scheines wegen ein- 
gegangen. Bei der Scheidung bekommt die Ärztin das Kind zugesprochen.  
Sie nimmt eine Stelle in einem New Yorker Krankenhaus an und beginnt  
mit Elenas Tochter ein neues Leben. 

Das Komplott der beiden fliegt erst auf, als Henning im Laufe seiner  
in Plauen durchgeführten Ermittlungen im Spielermilieu zu ermitteln  
beginnt. Ein Zufall bringt ihn auf Dankos Spur und damit am Ende zu  
Elenas Tochter. 

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                   Lektorat von Hans Peter Roentgen 

Eine Frau verliert ihr Kind durch eigene Schuld und wird darüber de- 
pressiv. Und eine Menge Leute um sie herum haben ebenfalls sehr harte  
Schicksale.  

Haben Sie die Geschichte beim ersten Lesen verstanden? Ich nicht. Ein- 
fach zu viele Personen, zu viele Schicksale. Im Exposé treten auf:  
Elena Dierks, Helen Hofer, Peer Boström, Henning Lüders, Danko Dierks,  
Rufus Kirchner, Leona Pirel, Astrid Schulz, ein Bauunternehmer, eine  
Ärztin, Elenas Vater. 

Zehn Personen. Ein wenig viel für ein kurzes Exposé. Einige sind  
schlicht überflüssig, weil sie nur einmal erscheinen. Zum Beispiel  
Helen Hofer und Peer Boström. Die beiden würde ich als erstes strei- 
chen, sie haben ihren kurzen Auftritt am Anfang, sind aber für die  
Geschichte nicht weiter wichtig. Und Leona Pirel? Auch die können wir  
ersatzlos streichen. 

Außerdem verschwinden beide Männer von Elena spurlos. Der eine im Tsu- 
nami, der andere - aber das steht nicht im Exposé. Wir brauchen es  
auch nicht. Und zwei vermisste Leichen sind dann doch ein bisschen  
viel. Streichen wir also Rufus Kirchners verschwundene Leiche, wir  
brauchen sie nicht. Seien Sie immer vorsichtig in Exposés, wenn Sie  
das gleiche Element zweimal verwenden. In einem kurzen Exposé fällt so  
was sofort auf und erhöht die Chancen auf Ablehnung dramatisch. Und  
auch im fertigen Roman kann das tödlich sein. 

Zurück zu den anderen Personen. Elena taucht am Anfang auf, sie ist in  
der Klinik und im weiteren Exposé eigentlich gar nicht aktiver Hand- 
lungsträger. Denn die Handlung treibt Henning voran. Der ist, wenn wir  
dem Exposé glauben wollen, der Protagonist der Geschichte. Dann sollte  
man das Exposé auch mit ihm beginnen lassen. Stellen Sie immer die  
Hauptfiguren an den Anfang ihres Exposés.  

Personen haben Motive für das, was sie tun. Das ist eine der wichtigs- 
ten Regeln für Geschichten. Wenn Romanfiguren einfach nur aktiv wer- 
den, weil der Autor es gerne so hätte, wirkt die Geschichte unglaub- 
würdig. Warum sollen wir uns für Marionetten interessieren? 

Was treibt also Henning um? Ist er Polizist, der auf solche Fälle spe- 
zialisiert ist? Hat er selbst seine Mutter verloren und interessiert  
sich deshalb für den Fall? Ist er gerade pensioniert worden, langweilt  
sich furchtbar, und da kommt ihm der Fall gerade recht? Egal, was der  
Grund ist, er gehört an den Anfang der Geschichte. 

Warum schließlich ist die Geschichte Elenas, die ihr Kind im Fernsehen  
zu sehen glaubt, glaubwürdig? Wer eine nahestehende Person verloren  
hat, verwechselt oft andere mit dem Verstorbenen. Und Elena ist de- 
pressiv und in der Psychiatrie. Was also ist es, das ihre Verwechslung  
glaubhaft macht? 

"Henning Lüders ist gerade pensioniert. In der Psychiatrie besucht er  
einen Verwandten und lernt zufällig Elena kennen. Die hat gerade ihr  
Kind verloren, das in stürmischen Wetter in Rügen mit dem Kinderwagen  
die Klippen heruntergeweht wurde. Die Mutter hatte Photos gemacht, den  
Kinderwagen nicht beaufsichtigt und versinkt nun in Depressionen. Doch  
sie behauptet steif und fest, im Fernsehen ihr Kind erkannt zu haben.  
Das passiert öfters, erklären die Ärzte, doch Henning nimmt sich des  
Falls an." 

Jetzt haben wir den Beginn der Geschichte, die Hauptfigur und das, was  
alles in Gang setzt. Was passiert weiter? Was tut Henning? In unserem  
Exposé sichtet er Photos und entdeckt einen Schatten. Ist der bisher  
niemand aufgefallen? Versucht er nicht, das Photo aus dem Fernsehen zu  
bekommen, auf das sich Elena beruft? Immerhin ist das heute so schwie- 
rig nicht, Fernsehsendungen werden aufgezeichnet, oft lassen sie sich  
im Internet abspielen oder zumindest findet sich im Archiv des Senders  
eine Aufzeichnung. Mit Programmen lassen sich Ähnlichkeiten auch nach  
Jahren überprüfen. Und der Schatten? Was, wenn das Fernsehfoto einem  
Spezialisten übergeben wird, der nicht gleich einen ganzen Schatten  
entdeckt, dafür aber etwas, was Nicht-Spezialisten in den Fotos über- 
sehen haben?  

Und weiter? Henning fährt nach Plauen, verfolgt die Spur Rufus', die  
in die Irre führt. Und dann? 

Dann erzählt uns das Exposé, was passiert ist. Aber nicht, warum und  
wie es aufgeklärt wird. Wie erfährt Henning vom Bauunternehmer, vom  
Auftragsmord und dem gestohlenen Kind? Möglicherweise entdeckt er  
erst, dass Danko wieder auftauchte. Oder dass die Ärztin plötzlich ein  
Kind hatte, obwohl sie ihres ja verloren hatte. Was für eine Rolle  
spielte Elenas Vater als Arzt? Hier wäre es besser, statt vieler Ver- 
wicklungen (Auftragsmord, Kunstfehler des Vaters, untergetauchter Ex- 
Mann) die Aufklärung zu setzen. 

"Er entdeckt, dass Elenas zweiter Mann Spielschulden hatte, die er auf  
einen Schlag bezahlt hat. Und dass er das Geld dazu von einer Ärztin  
bekam, die mit Elenas Vater verfeindet war. Weil der ihr Kind bei ei- 
ner Fruchtwasseruntersuchung aufgrund eines Kunstfehlers abgetrieben  
hatte. Doch die Ärztin ist verschwunden. Sie hat nicht mal ihren Job  
gekündigt." 

Damit hätten wir eine klare Logik im Exposé. Was tut Henning als  
Nächstes? Wie kommt er der Ärztin auf die Schliche? Wie setzt diese  
sich zur Wehr? 

Und was ist mit der Scheinehe von Danko? Keine Ahnung. Ich sehe dafür  
im Exposé nämlich nicht den geringsten Grund. Die Ärztin hat ihr Ziel  
erreicht und das Kind erhalten. Jetzt muss sie dafür sorgen, dass es  
legal wird. Doch eine Scheinehe mit Danko ist ihr dafür gar nicht von  
Nutzen. Und warum sollte Danko, der voller Schuldgefühle nach Thailand  
flieht, später zu der Ärztin zurückkommen und damit die Entdeckung  
riskieren? Dieser Schluss bedarf dringend der Überarbeitung. Nicht  
zuletzt: Mit dem deutschen Ärztezeugnis kann man nicht so einfach in  
den USA praktizieren.  

Was also diesem Exposé not tut:  
- Die Zahl der Figuren deutlich reduzieren. 
- Die zahlreichen Katastrophen reduzieren, die allen beteiligten Per- 
sonen zustoßen. 
- Henning als Ermittler in den Mittelpunkt rücken und beschreiben, was  
er tut. 

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Hans Peter Roentgen ist einer der Moderatoren der Schreibwerkstatt  
www.Textkrafttraining.de, Mitglied der Phoenix-Schreibgruppe  
(http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt  
Artikel, Rezensionen und Geschichten  
(http://www.textkraft.de/pageID_600054.de.html) sowie Computerprogram- 
me.  


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BUCHBESPRECHUNG: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

                   "Wer reden kann, macht Eindruck.  
                  Wer schreiben kann, macht Karriere" 
                     besprochen von Andrea Behnke 

Hinter den - zugebenermaßen reißerisch klingenden - Sprüchen des Ti- 
tels verbirgt sich ein Schreib-Ratgeber. Tatsächlich sogar ein richtig  
guter. 

Ulrike Scheuermann, Diplom-Psychologin und Schreibcoach, berät seit  
rund einem Jahrzehnt Menschen, die (vor allem beruflich oder wissen- 
schaftlich) schreiben. In ihrem Buch öffnet sie die Türen in ihre Be- 
ratungspraxis und lässt die Leserinnen und Lesern an ihrem Wissen  
teilhaben.  

Der Untertitel des Buches verdeutlicht die Zielgruppe der Berliner  
Autorin: "Das Schreibfitnessprogramm für mehr Erfolg im Job". Doch  
obwohl sie sich in erster Linie an Schreibende in der Arbeitswelt  
richtet, sind ihre Schreibstrategien und Tipps auch für Autorinnen und  
Autoren interessant. Vor allem der zweite Teil des Ratgebers - ein  
"Schreibfitnessprogramm" mit vielen Übungen - ist auch für das kreati- 
ve, literarische Schreiben nützlich. Dass die Autorin teilweise einen  
typischen Business-Ratgeber-Jargon wählt, sollte nicht abschrecken. 

So stellt sie viele Techniken vor, die das Schreiben leichter von der  
Hand gehen lassen. Was hilft gegen die Leere im Kopf? Wie kann ich  
unter (Abgabe-)Druck schreiben? Wie baue ich das Schreiben in meinen  
Alltag ein? Auf all diese Fragen gibt Ulrike Scheuermann Antworten -   
und hat gleich die passenden Übungen parat: von Anregungen bei Schrei- 
bunlust über die Entwicklung der eigenen Schreibstimme bis hin zu  
Tipps für einen ersten Rohtext. Ein weiterer Pluspunkt des Buches:  
Ulrike Scheuermann lässt auch schreibpsychologische Themen nicht außen  
vor, sondern liefert fundierte Informationen und Übungen. 

Interessant für Autorinnen und Autoren ist auch die Einführung in das  
"writing to learn" - eine Strategie, die in den USA schon lange ge- 
lehrt wird. Ulrike Scheuermann bezeichnet sie als "Schreibdenken".  
Während des Sprechens denken wir permanent, doch auch während des  
Schreibens werden solche Prozesse in Gang gesetzt und können genutzt  
werden. Wie das geht? Einfach die Gedanken genau so, wie sie aus dem  
Kopf purzeln, notieren. Ohne Zensur. Bestenfalls als unredigiertes  
Freewriting oder aber - bei eher bildhaftem Denken - auch in Skizzen.  
Durch diese Art des "verlangsamten Denkens" auf Papier können ganz  
neue Gedanken ihren Weg finden. 

Dieser Ratgeber bietet nicht nur seiner eigentlichen Zielgruppe, son- 
dern auch Schriftstellerinnen und Schriftstellern fundierte Anregun- 
gen. Die Beispiele aus der Business-Welt lassen sich schnell auch auf  
andere Textarten übertragen.  

Ulrike Scheuermann: "Wer reden kann, macht Eindruck. Wer schreiben  
kann, macht Karriere", 2009, 264 Seiten, 16,30 Euro, Linde-Verlag 

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Andrea Behnke, Jg. 1969, arbeitet als freie Autorin/Texterin, Lekto- 
rin/Redakteurin sowie Schreibpädagogin und -beraterin. Sie hat ein  
M.A.-Studium in Politikwissenschaft, Anglistik und Publizistik und ein  
Zusatzstudium zur Schreibberaterin (PH Freiburg) absolviert, außerdem  
Fortbildungen in Szenischem und Kreativen Schreiben sowie zur Improvi- 
sationstheater-Pädagogin. http://www.andreabehnke.de 


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INTERVIEW: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

              "Die erste Idee ist nicht immer die richtige" 
                      Interview mit Olga A. Krouk 

Olga A. Krouk studierte Informatik und veröffentlichte zahlreiche  
Kurzgeschichten in Zeitschriften und Anthologien. Zurzeit arbeitet sie  
an einer "Dark-Romance-Serie" für den Heyne-Verlag. 2008 erschien ihr  
Debütroman "Staub zu Staub" im Sieben-Verlag, ein packender Thriller,  
in dem es um die Parusie geht, die Wiederkunft Christi am Jüngsten  
Tag. Eine geheime Bruderschaft erfährt von einem Kind, dessen Blut  
heilen kann, und ist davon überzeugt, dass die Welt vor dem Untergang  
steht. Einem Pater gelingt es jedoch, das Kind mit der wundersamen DNA  
zu retten. Viele Jahre später wird Mirjam, eine junge Praktikantin in  
einem Altersheim, Zeugin der Ermordung eines alten Paters, der über  
wirre und seltsame Dinge spricht. Mirjam muss fliehen, da sie als ein- 
zige Zeugin nun selbst in Lebensgefahr schwebt. Es bleibt ihr nichts  
übrig, als das Geheimnis um den alten Pater zu lüften. Bei ihrer  
Flucht begegnet sie dem berühmten, charismatischen Violinisten Maximi- 
lian Helmgren, dessen Blut heilen kann. 

Ramona und Thomas Roth-Berghofer: Liebe Olga Krouk, wie kamen Sie auf  
die faszinierende Idee Thora, Bibel und Apokalypse in einen Thriller  
zu packen? 

Olga A. Krouk: Durch meinen Protagonisten Maximilian Helmgren. Die  
zentrale Frage lautet: Wer ist er? Die Handlung habe ich dann um ihn  
herum gewoben. Dass die Bibel eine große Rolle dabei spielt, war mir  
von Anfang an klar, und die Apokalypse ergibt sich aus der Figur Jesu  
und seiner Wiederkunft. Das Stichwort "Kabbala" hat mir der Roman  
"Projekt: Babylon" von Andreas Wilhelm geliefert. Und als ich mehr in  
diese Richtung recherchiert habe, begriff ich: Das ist es. Es passte  
so perfekt in mein Konzept, dass es schon fast unheimlich war. 


RRB/TRB: Sie haben für Ihren Roman ausgiebig in Sachen Bibelzitate und  
Kabbala recherchiert. Selbst ein Auszug aus Rilkes "Erste Duineser  
Elegie" und die Grundlagen der String-Theorie fanden Einzug in "Staub  
zu Staub". Wie sind Sie beim Schreiben und Recherchieren vorgegangen?  
Sind Sie mehr eine intuitive Autorin, oder planen Sie jedes Detail,  
jede Recherche im Voraus? 

OAK: Ich bin ein leidenschaftlicher Planer, aber ich muss nicht wis- 
sen, wann meine Mirjam Schnupfen haben und ein Taschentuch brauchen  
wird. Einige Zeit lang stand in meinem Plot am Ende einfach nur "Show- 
down". Was da passieren sollte, wusste ich nicht. Letztendlich haben  
meine Figuren alles brav allein hinbekommen, ich musste nur aufschrei- 
ben. 

Mit anderen Worten: Ich plane, aber ich bin für Überraschungen offen.  
Und um ehrlich zu sein, einige Handlungswendungen haben auch mich ü- 
berrascht. Ob Planer oder Bauchschreiber - für mich ist die Mischung  
aus beidem die goldene Mitte. 

Was die Recherche angeht - wenn es soweit war, wusste ich genau, was  
ich zu recherchieren habe. Einmal musste ich deswegen den Plot umbie- 
gen, als ein Kriminalkommissar meinte: "Nee, so geht das nicht. Nach  
diesem Vorfall kommt deine Figur auf jeden Fall in U-Haft." Autsch!  
Das konnte ich überhaupt nicht gebrauchen, da ohne diese Figur die  
Handlung nicht weiterging. Aber zum Glück ist alles noch gut gegangen. 

Ein anderes Beispiel, wie die Recherche in den Plot eingreift: Ich war  
selbst hinter den Kulissen der Musikhalle, um herauszufinden: Wie  
kommt man an einen Stargeiger ran, und wie sieht es denn hinter der  
Bühne aus? Seitdem habe ich ein schönes Autogramm von dem russischen  
Stargeiger Sergej Krylov und ein nahezu autobiographisches viertes .  
Kapitel. (Ja, ich muss gestehen, auch ich habe zuerst vor der Staats- 
oper gewartet und bin fast zu spät zur Vorstellung gekommen. ;)) 


RRB/TRB: Wie lange haben Sie an "Staub zu Staub" gearbeitet? 

OAK: Diese Frage ist schwer zu beantworten. Die ursprüngliche Idee ist  
mir vor fünf Jahren gekommen, aber zuerst musste ich das Handwerk ler- 
nen, und die Idee musste erst mal erwachsen werden. Ich finde, es ist  
wichtig zu verstehen, wann der Plot wirklich reif ist und ob das tat- 
sächlich die Geschichte ist, die erzählt werden soll. Jetzt, mit etwas  
Schreiberfahrung, weiß ich, dass die erste Idee nicht immer die rich- 
tige ist. Erst wenn alles wirklich passt und sich stimmig anfühlt,  
mich packt und in seinen Bann zieht, dann schreibe ich den ersten  
Satz. 

Als ich bei "Staub zu Staub" endlich so weit war, habe ich ca. neun  
Monate gebraucht. Und da passte einfach alles zusammen: Zum richtigen  
Zeitpunkt, mit der richtigen Idee an den richtigen Verlag - so ent- 
stand mein Debüt.  


RRB/TRB: Wie umfangreich war die Zusammenarbeit mit dem Lektorat des  
Sieben-Verlags? 

OAK: Ich habe schon öfter gehört, dass kleine Verlage kaum Lektorat  
machen. Der Sieben-Verlag ist wohl eine Ausnahme. Natürlich hat er  
keine Mittel, das Lektorat in so einem umfangreichen Stil wie ein Pub- 
likumsverlag zu gestalten, aber es war eine sehr intensive Arbeit und  
wir haben aus dem Text das Beste gemacht, auch wenn ein paar Fehler  
noch drin sind. 

Dabei habe ich sehr viel gelernt und handwerklich gesehen einen großen  
Schritt nach vorne gemacht. Denn vorher hat mein Personal viele unnö- 
tige Dinge gemacht, die ich eigentlich nicht zu erwähnen brauchte. z.  
B. wenn zwei Menschen miteinander reden, dann sehen sie sich meisten  
an, das muss man nicht explizit erwähnen. 

Durch das Lektorat ist der Text schlanker und intensiver geworden. 


RRB/TRB: Hatten Sie Einfluss auf die Titelwahl, die Wahl des Buchco- 
vers oder den Klappentext? 

OAK: Der Titel stammt von mir. Es ist so, dass ich kein MS schreiben  
kann, wenn ich keinen guten Arbeitstitel habe. Erst dann fühlt sich  
die Arbeit real an und ich weiß: Ich schreibe einen Roman. Daraus wird  
ein Buch. Bei dem Cover wurden mir drei Versionen vorgestellt und ich  
durfte auf jene tippen, die mir am meisten zusagte. Den Klappentext  
haben wir gemeinsam entwickelt.  

Das ist nicht immer selbstverständlich, aber ich habe wohl sehr viel  
Glück. Auch jetzt, bei meinem zweiten Roman in einem Publikumsverlag,  
werde ich in die Entscheidungen einbezogen. Und meine Lektorin hat  
wirklich ein gutes Händchen und ein wunderbares Gespür dafür, was gut  
für das Buch ist. Sie erfüllt meine Wünsche, noch bevor ich weiß, dass  
ich überhaupt welche habe.  


RRB/TRB: Wie kamen Sie zum Schreiben? Gab es ein bestimmtes Schlüssel- 
erlebnis? 

OAK: Es war sehr unspektakulär. Bereits in der dritten Klasse habe ich  
Märchen für meine Mitschüler geschrieben, im Teenageralter folgte ein  
Roman über eine einsame Insel (da habe ich wohl gerade Robinson Crusoe  
gelesen), und danach wollte ich ein Epos à la "Krieg und Frieden" er- 
schaffen, nur natürlich viel besser als das Original. 

Schließlich bin ich nach Deutschland gekommen und habe mit dem Kurzge- 
schichtenschreiben angefangen, um das Handwerk zu lernen. Denn das  
Feilen daran fällt erheblich leichter, und man behält besser den Über- 
blick. 


RRB/TRB: Sie wurden in Moskau geboren, bezeichnen Sankt Petersburg als  
Ihre Heimatstadt. Heute leben und studieren Sie in einer Kleinstadt in  
Schleswig-Holstein. Was hat Sie bewogen, in deutscher Sprache zu  
schreiben? 

OAK: Die Erkenntnis, dass ich mit meinem Russisch nicht sonderlich  
weit kommen würde. 
"Nur für mich zu schreiben", war nie mein Ziel gewesen. Ich wollte  
veröffentlichen, so viel stand fest. 


RRB/TRB: Wie sieht Ihr Autorenalltag neben dem Studium und der Familie  
aus? 

OAK: Da ich 2008 meinen Sohn geboren habe, wird im Studium eine Pause  
gemacht. Sonst bestimmt das Baby den Alltag. Wenn der Kleine ein Mit- 
tagsschläfchen macht oder spielt, dann werden Mails beantwortet, Arti- 
kel geschrieben und Interviews gegeben (so wie jetzt gerade). 

Geschrieben wird ab 19 oder 20 Uhr, wenn der Kleine im Bett ist. Und  
ich muss sagen, ich komme viel schneller voran als vorher. Während ich  
für "Staub zu Staub" neun Monate gebraucht habe, dauerte die Arbeit an  
meinem aktuellen Roman nur fünf Monate. 


RRB/TRB: Sie werden von der Literaturagentur "Schmidt & Abrahams" ver- 
treten? Wie sieht die Zusammenarbeit mit Ihrer Agentur aus?  

OAK: So, wie es sich vermutlich jeder Autor wünscht. Bei "Schmidt und  
Abrahams" fühle ich mich sehr wohl und vertraue völlig auf das Gespür  
und die Erfahrung meiner Agentin. Es war auch meine Wunschagentur, nur  
habe ich mich vorher nie getraut, Frau Schmidt anzusprechen. Letztend- 
lich hat sie mich dann mehr oder minder angesprochen. Zum Glück. 

Unter Vertrag bin ich seit März 2008. Frau Schmidt ist geduldig mit  
meinen Macken, die Zusammenarbeit ist sehr transparent, und ich weiß  
immer, in welchem Stadium sich die Verhandlungen bei welchen Verlagen  
befinden. Ich kann meine Agentin jederzeit erreichen, und sie erklärt  
mir auch zum hundertsten Mal die Vertragsparagraphen, wenn ich mich  
besonders blöd anstelle. 


RRB/TRB: Was macht Ihrer Meinung nach einen guten Autor aus? 

OAK: Der Wille, besser zu werden und stets dazulernen zu wollen. 


RRB/TRB: Gibt es noch irgendein Genre, das Sie als Autorin reizen wür- 
de? Wie sehen Ihre Schreibpläne für die Zukunft aus? 

OAK: Über Genres mache ich mir keine Gedanken. Es sind in erster Linie  
Geschichten, die ich erzähle. Meine Geschichten. Ob der Verlag später  
"Thriller", "Historischer Roman" oder "Bilderbuch" auf das Cover  
schreibt, ist mir dann nicht so wichtig. 

Unter einem Pseudonym schreibe ich Kindergeschichten, betrachte aber  
Erwachsenenliteratur als meinen Hauptjob. Momentan arbeite ich an ei- 
ner Dark-Romance-Reihe für Heyne, und der erste Band ist bereits ge- 
schrieben. Vom Grundton wird er ein wenig wie "Staub zu Staub" sein:  
leicht gruselig, actiongeladen, romantisch und manchmal mit einem Au- 
genzwinkern. Nur der Protagonist ist diesmal unmusikalisch wie ein  
Knäckebrot. 


RRB/TRB: Welchen Roman (welche Zeitschrift, Kurzgeschichte ...) haben  
Sie gerade gelesen? Was hat Sie am stärksten beeindruckt? 

OAK: "Faunblut" von Nina Blazon. In diesem Roman - wie wohl in jedem  
Blazon-Buch - beeindruckt mich am meisten der Ideenreichtum der Auto- 
rin. Es ist jedes Mal eine unglaublich faszinierende Welt, die einen  
zwischen den Buchdeckeln erwartet. Und aktuell lese ich "Die Zwerge  
von Amboss" von Thomas Plischke. 


RRB/TRB: Haben Sie Autoren-Vorbilder? 

OAK: Mit fünfzehn wollte ich wie Tolstoi schreiben. Inzwischen kenne  
ich viele Autoren, die mich beeindrucken, von denen ich lerne und die  
ich sehr schätze, aber als Vorbild kann ich keinen nennen. Denn es  
bringt nichts, jemandem im Stil nachzueifern. Deshalb bleibe ich lie- 
ber die erste "Olga A. Krouk" als die zweite "Cornelia Funke". 


RRB/TRB: Hätten Sie noch einen besonderen Rat für angehende Autoren  
und Autorinnen? 

OAK: Ich möchte es mir nicht anmaßen, Ratschläge zu erteilen. Noch bin  
ich diejenige, die diese dankbar annimmt. Aber ich denke, der beste  
Ratschlag wurde im Film "Triff die Robinsons" gegeben: "Gib niemals  
auf!" Von meiner Seite könnte ich nur hinzufügen: "Und lerne fleißig  
weiter, um dich zu verbessern." 

Ich sage immer: Wenn ich das schon geschafft habe, dann kann das mit  
ein wenig Glück jeder. An das Talent glaube ich nämlich nicht, nur an  
spannende Geschichten, die erzählt werden wollen. 


RRB/TRB: Herzlichen Dank für das Interview! 

OAK: Ich danke Ihnen für Ihr Interesse und die interessanten Fragen! 


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KÜSS MICH, ICH BIN EIN AUTOR! 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


Der Schulleiter auf die interessierte Frage einer Mutter, worin sich  
denn die Schulleitung zum Wohle der ganzen Schulgemeinde fortbilde:  
"Es hat im weitesten Sinne etwas mit Schulleitung zu tun. Auf jeden  
Fall nicht in Lyrik, das wird nämlich nicht bezahlt!" 

(Franziska Röchter) 


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:      
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  Fantasy: Stefanie Bense 
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                             heftroman at experte pt autorenforum pt de 
  Historischer Roman: Titus Müller 
                    historischer.roman at experte pt autorenforum pt de 
  Kinder- und Jugendbuch: Michael Borlik 
                            kinderbuch at experte pt autorenforum pt de 
  Lesungen: Rüdiger Heins 
                              lesungen at experte pt autorenforum pt de 
  Lyrik: Martina Weber 
                                 lyrik at experte pt autorenforum pt de 
  Sachbuch: Gabi Neumayer 
                              sachbuch at experte pt autorenforum pt de 
  Schreibaus- und fortbildung: Uli Rothfuss 
                           fortbildung at experte pt autorenforum pt de 
  Schreibgruppen: Ute Hacker 
                        schreibgruppen at experte pt autorenforum pt de 
  Schreibhandwerk: Ute Hacker 
                       schreibhandwerk at experte pt autorenforum pt de 
  Sciencefiction: Andreas Eschbach 
                              sf-autor at experte pt autorenforum pt de 
  Übersetzung: Barbara Slawig  
                         uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de 
  Verlagswesen: Bjørn Jagnow 
                          verlagswesen at experte pt autorenforum pt de 

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Experten-Special: 
................. 

Bjørn Jagnow hat seine über 80 Fragen und Antworten zu den Themen Ur- 
heberrecht, Verlagswesen und Vermarktung der letzten acht Jahre gesam- 
melt (jetzt inklusive 2007) und stellt sie euch als kostenloses PDF  
zur Verfügung. Das Tolle daran: Die Fragen sind nun thematisch geord- 
net, das elektronische Format erlaubt eine schnelle Volltextsuche -  
und Björn hat außerdem alle Antworten überarbeitet und aktualisiert.  
Ob ihr Infos sucht zu Ausfallhonorar, Book on demand, Buchpreisbin- 
dung, Druckkostenzuschussverlag, Exposé,  Honorar, ISBN, Leseprobe,  
Nebenrechte, Plagiat, Titelschutz, Verlagsgründung, Zitat oder ...  
Hier werdet ihr fündig: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0062- 
tempest2-4. 


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN: 
---------------------------------------------------------------------              
Bjørn Jagnow (verlagswesen at experte pt autorenforum pt de) 


Frage: 
wie ist das eigentlich, wenn ein Text auf einer Homepage war, dann  
herausgenommen und noch mal überarbeitet wurde, so dass gewissermaßen  
eine neue Version entstanden ist?  Dann müsste das doch als neuer Text  
zählen, so dass man sich theoretisch damit an einem Wettbewerb betei- 
ligen könnte, ohne mit der Jury Schwierigkeiten zu bekommen, oder sehe  
ich das falsch? 


Antwort: 
Grundsätzlich richtig: Die neue Version ist noch nicht veröffentlicht. 

Aber ob eine Preis-Jury nicht trotzdem sagt, dass sie den Text nicht  
zulässt, kann ich nicht versprechen. Der Director's Cut von einem Ki- 
nofilm kommt ja in der Regel auch nicht noch mal ins Kino (zur Premie- 
re), sondern bloß als Zusatzversion in Videothek und Handel. 

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Bjørn Jagnow ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Verlagskaufmann und  
Buchhändler (http://www.bjoernjagnow.de/). Sein Fantasy-Thriller "Wil- 
de Jagd" ist als kostenloses PDF lieferbar (http://nbn- 
resolving.de/urn:nbn:de:0062-wildejagd1-8). 


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR KINDERBUCH: 
---------------------------------------------------------------------         
Michael Borlik (kinderbuch at experte pt autorenforum pt de) 


Frage: 
Ich möchte ein Kinderbuch zur Veröffentlichung anbieten und wäre für  
Ihren Rat sehr dankbar. Sowohl Geschichte als auch Illustrationen sind  
schon fertig, aber ich bin mir nicht sicher, in welchem Stadium ich  
das Material anbieten sollte - einerseits ist mir geraten worden, die  
fertigen Buchseiten mit Text und Bild schon komplett zu entwerfen,  
damit sich der Verlag das Buch vorstellen kann; andererseits ist mir  
gesagt worden, dass ich das auf keinen Fall tun sollte, sondern Text  
und Bilder getrennt einschicken sollte, weil der Verlag das Design  
immer selbst übernimmt. Oder handhabt das jeder Verlag anders und ich  
sollte daher jeweils vorher anfragen?  


Antwort: 
Es ist nicht nötig, dass Sie Text und Illustrationen layouten bzw.  
setzen. Jeder Verlag verfolgt sein eigenes Layout.  

Ich empfehle Ihnen, den Text in Normseiten zu formatieren. Also 60  
Zeichen je Zeile, 30 Zeilen je Seite. Die Illustrationen können Sie  
beilegen, eventuell an den passenden Stellen im Manuskript.  

Es kann Ihnen aber passieren, dass der Verlag nur am Manuskript inte- 
ressiert ist, weil er ausschließlich mit Hausillustratoren zusammenar- 
beitet. Doch auch das ist von Verlag zu Verlag verschieden. 

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Michael Borlik, 1975 geboren, machte 1995 sein Abitur und ging an- 
schließend in eine kaufmännische Ausbildung, die er 1998 erfolgreich  
abschloss. Seit 2001 erfolgte eine Reihe von Veröffentlichungen. Über- 
wiegend schreibt er Kinder- und Jugendbücher, die u. a. bei Ueberreu- 
ter, Thienemann und Arena erscheinen. Seit Sommer 2005 ist er freier  
Schriftsteller. Mehr Infos unter http://www.borlik.de. 


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen  
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrenn- 
ter Mail kommt! 
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   Ramona Roth-Berghofer public.relations at team pt autorenforum pt de  
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   Thomas Roth-Berghofer  
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