The Tempest

Ausgabe 8-08 (20. August 2006)

Editorial
Schreib-Kick
Schreibkurs
   "Das Dramatisieren von (historischen) Ereignissen"
   von Jürgen Baumgarten
Buchbesprechung
   "Künstlerpech!"
   "Ghostwriter"
   beide besprochen von Gabi Neumayer
Interview mit Dr. Berit Böhm
Verlagsportrait
   "nStyle Verlag & Versand"
Frag den Experten für Verlagswesen
   (Bjørn Jagnow)
Frag die Expertin für Fantasy
   (Stefanie Bense)
Frag die Expertin für Kriminalistik
   (Nikola Hahn)
Frag die Expertin für Kinderbuch
   (Gabi Neumayer)
Hall of Fame
EDITORIAL:  
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Liebe Autorinnen und Autoren, 

während der Hitzewelle hat mein PC konsequent jeweils nach wenigen Mi- 
nuten die Arbeit eingestellt. Gut, dass es noch rechtzeitig abgekühlt  
ist - sonst wäre der neue Tempest wohl nicht fertig geworden. Und wenn  
sich darüber hinaus nicht einige schwitzende Freiwillige für uns an  
ihre heißen Tastaturen gesetzt hätten, um die spannenden Inhalte für  
diese Ausgabe festzuhalten, auch nicht.  

So findet ihr trotz aller Widrigkeiten das Folgende im neuen Tempest:  
einen Beitrag darüber, wie man historische Ereignisse in ein Theater- 
stück umsetzt; zwei Buchbesprechungen; ein ausführliches Interview mit  
der Leiterin der Presseabteilung von Blanvalet; viele praxisnahe Ex- 
pertInnenantworten (von denen besonders diejenige von Stefanie Bense  
für alle NachwuchsautorInnen unschätzbare Hilfen und Anregungen bie- 
tet); und natürlich einen neuen Schreibkick, ein Verlagsportrait und  
viele neue Ausschreibungen. 

Der Tipp des Monats August, diesmal von Christine Spindler: 

     Mein tägliches Schreibpensum beende ich, solange ich  
     noch richtig Lust am Schreiben habe und viele Ideen im Kopf.  
     So vermeide ich Schreibblockaden, die oft dadurch entstehen,  
     dass man sich regelrecht leer schreibt. 

Einen schönen Restsommer - und möge euch die Tastatur nicht unter den  
Fingern schmelzen! Denkt bitte auch daran, uns Vorschläge für Artikel  
zu schicken und eure freiwilligen Jahresbeiträge zu überweisen, damit  
wir den Tempest (ungeachtet der Temperaturen) auch noch durch den  
Herbst und den Winter bringen können. Und allen, die uns bisher unter- 
stützt haben, danken wir ganz herzlich! 

  Gabi Neumayer 
  Chefredakteurin 

~~~~~~~~~~~ 
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen  
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen  
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,  
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto  
von autorenforum.de: 

Sparda Bank Südwest eG 
BLZ 550 905 00 


Kto. 100 724 515 
Stichwort: "Beitrag 2006" 

ACHTUNG: NEUES KONTO!  
Das alte bleibt aber auch noch eine Weile bestehen. 

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberwei- 
sungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch  
weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). 

Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte  
genau so zusammenschreiben!) 
IBAN: DE16 5509 0500 0100 7245 15 
BIC: GENODEF1S01 

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ISSN 1439-4669   Copyright 2006 autorenforum.de. Copyright- und 
                 Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe 
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   INHALT DIESER AUSGABE: 


TEIL 1: 

      Editorial 
      Schreib-Kick 
      Schreibkurs 
         "Das Dramatisieren von (historischen) Ereignissen" 
         von Jürgen Baumgarten 
      Buchbesprechung 
         "Künstlerpech!" 
         "Ghostwriter" 
         beide besprochen von Gabi Neumayer 
      Interview mit Dr. Berit Böhm 
      Verlagsportrait 
         "nStyle Verlag & Versand" 
      Frag den Experten für Verlagswesen 
         (Bjørn Jagnow) 
      Frag die Expertin für Fantasy 
         (Stefanie Bense) 
      Frag die Expertin für Kriminalistik 
         (Nikola Hahn) 
      Frag die Expertin für Kinderbuch 
         (Gabi Neumayer) 
      Hall of Fame 
      Impressum 


TEIL 2: 

      Veranstaltungen 
      Ausschreibungen 
      Publikationsmöglichkeiten 
           mit Honorar 
           ohne Honorar 
      Seminare 
      Messekalender 
      Impressum 

~~~~~~~~~ 
Auf unserer Homepage gibt es mittlerweile einen praktischen Service  
für orientierungslose Tempest-LeserInnen: Inhaltsübersichten für ein- 
zelne Tempest-Jahrgänge, nach AutorInnen sortiert. Eberhard Kamprad  
(http://www.kamprad-online.de) hat freundlicherweise die aufwendige  
Arbeit übernommen, nach und nach die Verzeichnisse für alle bisherigen  
Jahrgänge zu erstellen.  


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SCHREIB-KICK: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


Unser Schreib-Kick für den August, diesmal von Jenni Schreiner: 

Stell dir vor, du begegnest einer für dich früher (oder auch heute  
noch) wichtigen Person aus Kinderbüchern, Büchern, Comics, TV-Serien,  
Kinofilmen etc. Was würdest du ihr heute sagen? 

- Führe mit der Person ein Gespräch, in dem ihr z. B. in Erinnerungen  
schwelgt oder euch streitet. 
- Schreib einen Brief an die Person (Liebesbrief, Abrechnung etc.). 


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SCHREIBKURS: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


           "Das Dramatisieren von (historischen) Ereignissen" 
                         von Jürgen Baumgarten 


Historische Romane und Filme erfreuen sich großer Beliebtheit. Auch  
"moderne" Geschichten, die auf Tatsachen beruhen, haben ihr Publikum.  
Allerdings findet man Geschichten, die nur lokal oder nur für einen  
bestimmten Personenkreis interessant sind, kaum auf dem Markt. 

Gerade solche Geschichten haben aber ihren besonderen Reiz, denn wenn  
man für einen stark begrenzten Interessentenkreis schreibt, ist einem  
dort ein besonders aufmerksames Publikum gewiss - und man kann auch  
viele Reaktionen erwarten, die zudem meist emotionaler sind als bei  
"globaleren" Themen. Eine Möglichkeit, solche Geschichten zu erzählen,  
ist die Dramatisierung in Form eines Theaterstücks. 


          Mögliche Themen 

Die Grundlage für solche Theaterstücke können Episoden aus der Stadt- 
historie sein, Schlaglichter aus der Geschichte einer Institution oder  
Firma, aber auch die Kennenlerngeschichte eines Hochzeitspaares oder  
die Lebensstationen eines Jubilars. Anlass für einen solchen Schreib- 
auftrag ist fast immer ein Jubiläum oder anderes besonderes Ereignis. 

Die theatrale Umsetzung bietet sich vor allem deshalb an, weil sie in- 
formativ und unterhaltend zugleich einem (Fest-)Publikum dargeboten  
werden kann. Die "Action" auf der Spielfläche bindet die Aufmerksam- 
keit der Zuschauer besser und länger als ein Einzelvortrag, bleibt den  
Gästen auch klarer in Erinnerung. Allerdings erfordert die Bühnenum- 
setzung mehr Aufwand: Darsteller werden gebraucht, sie müssen mehrfach  
proben und den Text auch auswendig können (dazu gleich mehr). 


          Was soll man (be)schreiben? 

Recherche ist unerlässlich, sie wird dem Autor aber durch die Auftrag- 
geber erleichtert oder gar abgenommen. Meist bekommt er einen Berg von  
Informationen, aus dem er leicht eine längere Erzählung oder gar einen  
Roman machen könnte. Doch gibt es oft auch eine zeitliche Vorgabe, zum  
Beispiel eine Spieldauer von maximal 30 Minuten. Es gilt also, eine  
Auswahl zu treffen, welche Ereignisse man in dieser begrenzten Zeit  
erzählen will.  

Hier treffen nun oft gegensätzliche Intentionen aufeinander: Der Autor  
sucht nach großen Emotionen, Konflikten, Wendepunkten, vielschichtigen  
Charakteren. Der Auftraggeber dagegen legt Wert darauf, dass bestimmte  
Ereignisse auftauchen, die völlig harmonisch und unspektakulär abge- 
laufen sind. Dann gibt es Geschehnisse, an denen viele Personen betei- 
ligt waren - es steht aber nur eine begrenzte Zahl von Darstellern zur  
Verfügung bzw. nur begrenzter Raum, in dem sie agieren können. 

Was letztlich erzählt wird, ist deshalb ein Kompromiss - bei dem der  
Autor immer die meisten Abstriche machen wird. So interessant es sein  
mag, darüber zu schreiben, wie Herr K. mit 17 ins kriminelle Milieu  
abrutschte, dass er sich nach dem Tod seiner Frau das Leben nehmen  
wollte, so sehr es einen drängt, seine Psyche in diesen Extremsituati- 
onen zu ergründen - davon wollen die Gäste bei Herrn K.s achtzigstem  
Geburtstag nichts hören oder sehen ... 

Fingerspitzengefühl ist also angesagt, besonders wenn eine noch leben- 
de Person betroffen ist. Gleichwohl gehören traurige und tragische Mo- 
mente zu jedem Leben; sie zu verschweigen würde der zu erzählenden Ge- 
schichte nicht gerecht werden. Es kommt dann aber auf das "Wie" an. 


          Problemlösung "indirektes Erzählen" 

In den Fällen, in denen ich ein wichtiges Ereignis nicht 1:1 auf die  
Bühne bringen kann, wähle ich den indirekten Weg, sprich: eine andere  
Erzählperspektive und / oder eine zeitliche Verschiebung.  

Beispiel 1: Der Besuch der Kaiserin Augusta bei der nach ihr benannten  
Schwesternschaft wäre nur mit großem Aufwand zu erzählen gewesen - und  
ohne jeden dramaturgisch interessanten Handlungsablauf. Stattdessen  
schrieb ich eine Szene, in der die Schwestern ihr Haus für den Besuch  
vorbereiten. So konnte ich die Bedeutung, die das Ereignis für die  
Menschen hatte, deutlich in allen Ausprägungen darstellen: von Freude  
über Nervosität bis hin zur Angst, einen Fehler zu machen.  

Beispiel 2: Für das Jubiläum der Ratsbücherei Lüneburg war jener Tag  
von entscheidender Bedeutung, an dem das ehemalige Marien-Kloster vom  
letzten Mönch verlassen und von der Stadt als künftiger Sitz der Bib- 
liothek übernommen wurde. Die direkte Darstellung hätte viele Kostüme  
und viele Darsteller gebraucht, ohne einen Spannungsbogen zu haben,  
denn alles war längst am grünen Tisch entschieden worden. Was ich  
schrieb, brauchte nur zwei Personen: Einer der Bürgermeister bereitet  
zu Hause die Tischrede vor, die er zum Anlass des als historisch er- 
kannten Ereignisses am Abend halten will. Doch nichts, was ihm ein- 
fällt, stellt ihn zufrieden. Zudem regt ihn auf, dass seine Gattin  
ständig über seine misslungenen Formulierungen stichelt. Schließlich  
ist sie es, die ihm die Rede formuliert. 

Beiden Beispielen ist gemein, dass ein eher abstraktes Ereignis auf  
eine persönliche Ebene gebracht wird. Die Charaktere, für deren Ein- 
führung keine Zeit ist, definieren sich in der Szene selbst, durch ih- 
re Handlungen und Emotionen. Fakten werden mit Gefühlen verknüpft und  
dadurch für das Publikum begreifbarer. 


          Szenen verbinden 

Wenn die Szenen fertig sind, fehlt noch der "Kleber", der sie zusam- 
menhält. Nach meiner Erfahrung funktioniert am besten eine Rahmenhand- 
lung mit erzählenden Elementen. So kann im Dialog, zum Beispiel zwi- 
schen einer fragenden und einer wissenden Person, so manches Detail  
eingebracht werden, das in den Szenen keinen Platz findet. Im Gegen- 
satz zu einer Moderation, die ja auch von zwei Leuten vorgetragen wer- 
den könnte, bietet die Rahmenhandlung auch die Möglichkeit, dass eine  
weitere, übergreifende Geschichte erzählt wird. Das kann der junge  
Herr K. sein, der bei einer Wahrsagerin sitzt, die ihm sein Leben vor- 
aussagt - wovon er am Ende kein Wort glaubt, wodurch er sich aber auf  
ein sicher interessantes Leben freut. Oder zwei Zeitreisende aus der  
Zukunft, die sich durch die Geschichte "zappen" und - in der Gegenwart  
angekommen - entscheiden, an dem Fest teilzunehmen.  


          Technische Beschränkungen 

Die Beschränkungen sind, wie schon erwähnt: wenig Platz, wenig Dar- 
steller, wenig Zeit. Oft kommt noch hinzu: wenig Geld. Der Aufwand  
muss schon beim Schreiben der Szenen bedacht werden, denn was hilft  
der beste Text, wenn er dann doch nicht umsetzbar ist?  

Was Ausstattung, Kostüme und Bühnenbild betrifft, sollte man daher mit  
wenigen prägnanten Mitteln arbeiten, die man den Darstellern vorgibt.  
Alle Gegenstände, die unbedingt für die Szene gebraucht werden, soll- 
ten die Schauspieler selbst mit auf die Spielfläche bringen können.  
Denn Umbauten nehmen schnell den Fluss aus der Handlung und langweilen  
das Publikum.  

          Fazit 

Das Dramatisieren von (historischen) Ereignissen ist eine anspruchs- 
volle, aber auch lohnende Tätigkeit. Wobei "lohnend" nicht so sehr pe- 
kuniär zu verstehen ist - ich habe zum Beispiel bisher fast alle der- 
artigen Aufträge ehrenamtlich gemacht, die übrigen zu einem Freund- 
schaftspreis. Schaut man aber nicht so sehr aufs Geld, lohnen sich die  
Erfahrungen, die man sammeln kann: Sich einschränken, die Geschichte  
vereinfachen und verdichten zu müssen, gleichzeitig aber lebendige  
Charaktere zu erschaffen, die sich durch ihre Handlungen und Dialoge  
definieren, nicht durch Gedanken - das ist eine gute Schule auch für  
andere literarische Projekte. Die dann hoffentlich mehr einbringen ... 

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Jürgen Baumgarten verfasst Theaterstücke und im Auftrag Biographien,  
Szenenfolgen und Gedichte. Theater ist sein Hobby, er schreibt für die  
Zeitschrift des Amateurtheaterverbands Niedersachsen. Außerdem arbei- 
tet er an einem Roman. Er war beteiligt am 44-Stunden-Romanprojekt von  
Andreas Eschbach und Klaus N. Frick. http://www.juergen-baumgarten.de,  
http://www.biographieservice-baumgarten.de. 


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BUCHBESPRECHUNG: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


                           "Künstlerpech!" 
                     besprochen von Gabi Neumayer 

Leere Lesungssäle oder, noch schlimmer, eine Handvoll ZuhörerInnen,  
die eigentlich jemand anderen sehen wollen. Lesungen, die während ei- 
nes lokalen Großereignisses stattfinden und dementsprechend besucht  
sind. ZuhörerInnen, die offen und auch laut aussprechen, wie grotten- 
schlecht sie die Bücher des Autors finden. Betrunkene Literaten, die  
sich während des Interviews übergeben oder Schlimmeres (ja, es gibt  
Schlimmeres!). Interviewer, die keine Ahnung von dem Buch haben, um  
das es geht, und die die Autorin konsequent mit einem falschen Namen  
ansprechen. Üble Absteigen, in denen AutorInnen auf Lesereise unterge- 
bracht werden. Oder, noch schlimmer, private Unterkünfte mit bissigen  
Hunden, grauenhaftem Essen oder aufdringlichen Kindern.  

Das alles und noch viel mehr gehört zu den alltäglichen Peinlichkeiten  
und Demütigungen, die man als AutorIn über sich ergehen lassen muss.  
Und wer das nicht glauben will oder gar meint, das würde doch sicher  
nur unbekannten oder schlechten AutorInnen passieren - der wird in  
diesem Buch eines Besseren belehrt. Denn es sind allesamt erfolgreiche  
SchriftstellerInnen, die hier über ihre peinlichsten Momente berich- 
ten. Ob Margaret Atwood, Carl Hiaasen, Val McDermid, Louise Welsh,  
Roddy Doyle, Julian Barnes oder Simon Armitage: Sie alle haben grauen- 
haft schmachvolle Momente in ihrem Autorenleben überstehen müssen -  
und die meisten nicht nur einmal. 
Dieses Buch macht Mut oder schreckt ab, je nachdem, wie man es lesen  
will. Es zeigt, dass der Beruf des Schriftstellers, der Schriftstelle- 
rin wie geschaffen ist für Schmach, Schande, Pein und Demütigung. Auch  
oder gerade, wenn man es geschafft hat, einen gewissen Bekanntheits- 
grad zu erreichen. Zugleich ist die Lektüre zum Schreien komisch. Auf  
jeweils nur wenigen Seiten verstehen es alle siebzig AutorInnen, ihre  
persönlichen Demütigungen so schonungslos und witzig darzustellen,  
dass man aus dem Lachen nicht mehr heraus kommt.  

Zumal ja Schadenfreude die beste Freude ist. Aber ein gruseliger  
Schauer ist bei der Lektüre auch immer dabei. Denn entweder erkennt  
man unweigerlich eigene peinliche Momente wieder - oder man ahnt,  
nein: weiß, dass sie einem noch bevorstehen ... 

Ein wunderbares, urkomisches und sehr erhellendes Buch über die dunk- 
len Seiten des AutorInnenlebens, das zugleich Proben der großartigen  
Erzählkunst von siebzig außergewöhnlichen SchriftstellerInnen unserer  
Zeit bietet. Unbedingt lesen - und an alle AutorInnen verschenken, die  
man kennt! 


Robin Robertson: "Künstlerpech! Die peinlichsten Erlebnisse von Marga- 
ret Atwood, Roddy Doyle, Michael Ondaatje u. v. a.", 2005, 350 Seiten,  
9,95 Euro, Goldmann 


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BUCHBESPRECHUNG: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


                             "Ghostwriter" 
                     besprochen von Gabi Neumayer 

Ghostwriter sind immer mehr gefragt. Nicht nur für die Lebensbeichten  
von Promis, sondern auch für die Sachbücher von viel beschäftigten  
TrainerInnen und Coaches oder besondere Geschichten von ganz normalen  
Menschen. Und wer als AutorIn Spaß daran hat, sich in viele verschie- 
dene Themen und Stimmen einzuarbeiten, wer seine Wünsche denen der  
Kunden unterordnen und darauf verzichten kann, seinen Namen auf dem  
Cover zu lesen - der kann möglicherweise erfolgreich als Ghostwriter  
arbeiten. 

In diesem Ratgeber berichtet der erfolgreiche Ghostwriter Andrew  
Crofts von seiner Arbeit, von den Anforderungen an diesen Beruf und  
auch von den Tücken. Die betreffen nicht nur den manchmal schwierigen  
Umgang mit denen, deren Geschichten man aufschreibt, sondern auch  
heikle rechtliche Fragen. Andrew Crofts gibt dazu erfreulicherweise  
nicht nur allgemeine Hinweise, sondern ganz konkrete Tipps, zum Bei- 
spiel zu diesen Themen: Wie verhält man sich bei einer negativen Reak- 
tion des Kunden auf das fertige Manuskript? Wie kalkuliert man das Ho- 
norar für einen Auftrag? Auf welche Aufträge sollte man sich nicht  
einlassen und warum? Braucht man einen Agenten oder nicht? Wie findet  
man Auftraggeber? Welche Fähigkeiten braucht man als Ghostwriter? Wie  
recherchiert man? Und wie verläuft der gesamte Prozess des Ghostwri- 
tings - vom ersten Treffen bis zum fertigen Buch? 
Hilfreich sind auch die Mustervorlagen, zum Beispiel für einen Vertrag  
oder zur Vertraulichkeit und zur Absicherung von Ghostwriter und Auf- 
traggeber. Vorsicht ist hingegen geboten bei den Beispielexposés: Sie  
sind sicher nützlich für amerikanische GhostwriterInnen - auf den  
deutschsprachigen Markt passen sie aber nicht. 

Wer als Ghostwriter arbeiten möchte, sollte dieses Buch lesen. Man  
kann sich dadurch nicht nur ein umfassendes Bild dieses speziellen Au- 
torenberufs verschaffen, sondern auch aufreibende und teure Fehler  
vermeiden. 


Andrew Crofts: "Ghostwriter. Schreiben & schreiben lassen", 2005, 192  
Seiten, 14,90 Euro, Autorenhaus Verlag 


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INTERVIEW: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

               "Man darf keine Berührungsängste haben" 
                     Interview mit Dr. Berit Böhm 

Anna Banfhile: AutorInnen sind immer interessiert daran, wie die Ar- 
beit und die Aufgabenbereiche in einem Verlag aufgeteilt sind. So ist  
die Presseleiterin eines großen Publikumsverlags natürlich sehr inte- 
ressant für uns. Ich kenne Sie als Leiterin der Presseabteilung des  
Blanvalet Verlags. Auf der Homepage stehen jedoch Blanvalet - Limes -  
Random House Entertainment und Riemann. Heißt das, Sie sind Leiterin  
von mehreren Presseabteilungen?  

Berit Böhm: Ganz klar ein Jein. Das ist bei uns aufgeteilt, welcher  
Verleger welche Verlage unter sich versammelt. Dadurch sind so genann- 
te Verlagspools entstanden. Dazu gehören zum einen Blanvalet, Limes,  
Random House Entertainment, angesiedelt unter Silvia Kuttny-Walser als  
Verlegerin. Das ist eine Presseabteilung. Der Riemann Verlag ist etwas  
Eigenes. Er gehört zum Verleger Klaus Eck, dem Geschäftsführer von  
Random House/Deutschland. Er ist ein bisschen an mir kleben geblieben,  
worüber ich mich persönlich sehr freue, denn er hat ein sehr eigen- 
ständiges, im weitesten Sinn ein ökologisches Programm. Wir kümmern  
uns in erster Linie um Wirtschafts- und ökologische Themen. Im Moment  
sind wir dabei, eine weitere Richtung dazu zu nehmen. Das sind psycho- 
logische Themen, die mit Wirtschaft und Politik tun haben. Der Riemann  
Verlag gehört, wie gesagt, zu keinem besonderen Pool, weil er ein so  
extrem spezielles Programm hat, dass er bei den anderen Sachbuchverla- 
gen nicht eingebunden werden konnte. So könnte man vielleicht sagen,  
dass ich für anderthalb bis zwei Presseabteilungen zuständig bin, aber  
nicht wirklich für mehrere. 


AB: Wie ist Ihre Presseabteilung in Random House eingebettet?  

BB: Die Verlagsgruppe Random House besteht aus momentan 33 Verlagen.  
Das sind alles eigenständige Verlage, die ihre ganz eigenen Profile  
haben. Random House ist das Dach darüber. Deshalb gibt es für die ver- 
schiedenen Verlagspools auch jeweils eigene Presseabteilungen. Eine  
ganz große davon ist das Goldmann-Team, wozu u. a. der Goldmann Ver- 
lag, btb, Manhattan, Page & Turner gehören, alles, was zum Goldmann- 
Verleger gehört. Durch den Zuwachs mit der Verlagsgruppe Heyne gibt es  
natürlich auch dort eine eigene Presseabteilung. Es gibt den Siedler  
Verlag, den C. Bertelsmann Verlag, den Knaus Verlag, das Gütersloher  
Verlagshaus ... Es sind ca. acht bis zehn eigene Presseabteilungen in- 
nerhalb der Verlagsgruppe. Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen,  
vielleicht sind es auch ein bis zwei mehr. 


AB: Wie läuft die Zusammenarbeit mit der Presse und mit den anderen  
Verlagsbereichen im eigenen Haus? 

BB: Zur Zusammenarbeit zwischen Presse und anderen Verlagsbereichen  
kann ich nur sagen, es läuft extrem gut. Wir haben einen regelmäßigen  
Informationsaustausch innerhalb dieser Verlagspools, zu dem wir uns in  
wöchentlichen Sitzungen treffen. Da kommen Abgeordnete aus jeder Ab- 
teilung, die in diesem Verlag für die Bücher zuständig ist. Da sind  
die Presse, natürlich der Verleger oder die Verlegerin, die entspre- 
chenden Lektoren, wenn es um spezielle Themen oder Bücher geht, der  
Vertrieb, die Lizenzabteilung, die Herstellung und das Controlling da- 
bei. Das heißt, wir können dort eigentlich alle wichtigen Entscheidun- 
gen treffen, die unsere Programme oder einzelne Titel aus den Program- 
men benötigen.  

Wir verabreden dort, welche Autoren z. B. auf Pressereisen geholt wer- 
den, welche Marketing- und Vertriebsmaßnahmen wir mit einzelnen Titeln  
vorhaben, was bietet sich zum Thema an, welche Autoren stehen für Le- 
sungen oder vielleicht sogar für ein bisschen ausgreifendere Events  
zur Verfügung, ist es ein deutscher Autor oder ein Autor, der von et- 
was weiter her geholt werden muss?  

Da wird natürlich über Kostenfaktoren diskutiert. So manche großartige  
Idee wird leider wieder verworfen, andere werden aber durchgeführt. Es  
ist eine sehr fruchtbare Runde, in der wirklich alles besprochen wird,  
was in irgendeiner Form dazu beiträgt, unsere Programme und Titel auf  
den Markt zu bringen, die Bücher ins Laufen zu bringen, unsere Autoren  
bekannt zu machen und dem großen Publikum zu Verfügung zu stellen. 

Diese Form besteht in der Praxis erst seit zweieinhalb Jahren, hat  
sich für uns aber sehr bewährt. Je mehr Verlage zur Verlagsgruppe ka- 
men, umso mehr musste man tun, damit so ein Riesenapparat auch noch  
wirklich sinnvoll funktionieren kann. Der letzte große Zukauf in die- 
sem Sinne war die Verlagsgruppe Heyne, worunter auch mehrere Verlage  
gebündelt sind.  

Ich für meinen Teil finde, dass diese Neuordnung, in Verlagspools und  
Verlagsteams, wo dann die entsprechenden Verantwortlichen zusammensit- 
zen, wirklich für eine sehr, sehr fruchtbare Zusammenarbeit sorgt, bei  
der man Entscheidungen sehr schnell und auf einem relativ kurzen Weg  
treffen kann. Wenn es einmal ganz eilig ist, gibt es immer noch E- 
Mail, Telefon - oder man läuft schnell zum Kollegen rüber, um mit ihm  
das Problem zu klären und zu besprechen. Es gibt immer Wege, wenn man  
etwas ganz fix regeln muss.  


AB: Welche Möglichkeiten hat die Presseabteilung eines Verlags?  
BB: Diverse. Ich fange vielleicht mal im Groben damit an, was unsere  
Aufgaben als Presseabteilung sind. Wir sind im Grunde eine Verbin- 
dungsstelle. Wir machen Produktmarketing, wenn man so will. Es gibt  
eine Werbeabteilung, die sich um alles kümmert, was mit Buchhandels-  
und jedweder anderen Form von Werbung zu tun hat. Die gestaltet unsere  
Programme und Kataloge, schaltet Anzeigen in den Medien und, und, und.  
Das alles machen wir nicht. 

Wir halten den direkten Kontakt zu den Medien, das heißt zu den Jour- 
nalisten aus dem Printbereich, TV-Bereich und Hörfunk. Wir sind sehr  
gut darüber informiert, welche Zeitungen welche Themen machen, welche  
Radiosendungen sich womit beschäftigen. Wir wissen, wo man was anbie- 
ten kann. Auch in Talkshows im Fernsehen geht es um übergeordnete The- 
men. Da kann ich vielleicht ein Buch nicht direkt anbieten, sondern  
ich sage, ich habe hier einen Autor mit einem Buch zu folgendem Thema,  
das Bestandteil der Talkshow ist. Dann habe ich viel mehr Chancen, mit  
unserem Buch und dem Autor reinzukommen. Nur relativ wenige Sendungen  
im deutschen Fernsehen befassen sich mit Buchbesprechungen oder dem  
Buch selbst.  

Eine unserer Möglichkeiten ist, dass wir sehr frühzeitig über unsere  
neuen Programme informieren. In der Regel geschieht dies mit einer  
kleinen Vor-Vorschau, bevor unsere Kataloge überhaupt gedruckt und  
verschickt werden, indem wir in ganz kurzer Form über das bevorstehen- 
de Programm berichten. Hier schreiben wir die eine oder andere Infor- 
mation über den Autor dazu, etwa wenn schon entschieden ist, dass er  
oder sie auf Pressereise geht.  

Wir pflegen natürlich auch den persönlichen Kontakt. Wir besuchen die  
Redaktionen, sprechen mit den verschiedenen Literatur- und Kulturre- 
dakteuren. Dabei versuchen wir uns gerade für unsere Spitzentitel,  
ehrlicherweise aber für jedes unserer Bücher einzusetzen. Man stellt  
relativ schnell fest, wo in den Redaktionen auch Grenzen gesetzt sind,  
z. B. vom Format der Zeitung. Selbst wenn wir ein sehr gutes Buch ma- 
chen, wird man nicht jedes Thema unterbringen können. Wenn das Format  
z. B. mehr ein weibliches Publikum anspricht, werde ich nicht mit ei- 
nem superharten Krimi vorbeikommen können, außer er ist von einer Frau  
geschrieben. Ich werde da wahrscheinlich mehr Glück haben mit typi- 
schen Frauenthemen, mit Frauenkrimis, Schicksalsberichten und Ähnli- 
chem. Das heißt, man muss sehen, wem man was anbietet. Umgekehrt funk- 
tioniert das natürlich auch. Die Leute kennen uns und wissen ganz ge- 
nau über unsere Programme Bescheid. Sie wissen, wenn sie etwas Spe- 
zielles zu dem und dem Thema suchen, wenden sie sich an Blanvalet,  
Goldmann oder den Riemann Verlag. So bleibt man in ständigem Aus- 
tausch.  

Ergibt sich eine besondere Gelegenheit, z. B., dass ein Autor vorbei- 
kommt, mache ich einen schnellen Rundruf: "Ich habe gerade erfahren,  
dann und dann kommt er oder sie. Wollt ihr die Gelegenheit nutzen?  
Wollt ihr ein Interview machen?" Dazu stelle ich das Buch noch einmal  
vor.  

Sie sehen, die Möglichkeiten, unsere Bücher publik zu machen und unse- 
re Autoren ins Gespräch zu bringen, bestehen zum Großteil aus reden,  
reden, reden. Natürlich weiß ich, Medien arbeiten mit übergeordneten  
Themen, und so muss ich mir schon im Vorfeld überlegen, in welchem un- 
serer Bücher noch zusätzlich spezielle Themen drin sind. Geht es um  
eine sehr anrührende Lebensgeschichte? Hat der Krimi ganz besondere  
Eigenheiten, die ihn vielleicht für dieses Publikum eher interessant  
machen als für jenes Publikum? All dies muss bedacht werden bei der  
täglichen Arbeit.   


AB: Welche Aktionen unternehmen Sie für stark beworbene Bücher?  

BB: Das klingt so, als wäre es ein Marketing- oder Vertriebsthema. Die  
machen ja die eigentliche Werbung für Bücher, also Anzeigen in der Ta- 
gespresse, Kampagnen, Inlays in der Branchenpresse wie Buchreport,  
Buchjournal, Börsenblatt. Da gibt es Buchhandelsaktionen ...  


AB: Sie haben vorhin Events angesprochen ... 

BB: ... genau, Events. Die machen wir teilweise zusammen. Ich kann mal  
ein Beispiel nennen mit unserer Autorin Diana Gabaldon und ihrer High- 
land-Saga. Dabei haben wir auch festgestellt, es macht viel mehr Sinn,  
wenn sich Vertrieb und Presse zusammentun. Denn zum einen bieten wir  
die Autorin der Presse zu Interviews und persönlichen Gesprächen an,  
wenn wir sie nach Deutschland holen, zum anderen überlegen wir uns:  
Was können wir machen, wenn wir die Autoren persönlich hier haben, um  
sie einem größeren Publikum zu präsentieren, sei es in Form einer rei- 
nen Buchpräsentation oder wie im Fall von Diana Gabaldon mit größer  
angelegten Events? Wir hatten die Überlegung von Anfang an, weil sie  
ein eigenes Internetforum hier in Deutschland hat, die meisten ihrer  
Fans in Deutschland sitzen und sie ihrem deutschen Publikum sehr zuge- 
tan ist. Als Versuchsballon fragten wir in Besprechungen: "Würde euch  
so etwas interessieren? Was meint ihr, würden da Leute kommen?" Und  
das Echo hat uns schier überrannt. Halb Deutschland stand auf den  
Stühlen und brüllte: "O mein Gott, sie soll kommen! Warum hat sie das  
nicht schon längst getan?" Das war für uns der Anlass, das in Angriff  
zu nehmen, denn offensichtlich würden wir nicht vor leeren Sälen ste- 
hen, eher im Gegenteil. Da es sich um eine Highland-Saga handelt und  
es tolle Musik aus den Highlands gibt, wären wir ja dumm, das nicht  
auszunutzen.  

Wir haben uns zu diesem Event in etlichen Städten eine entsprechende  
ordentliche Pipes-and-Drums-Band geholt, damit wir an diesen Abenden  
authentisch die Atmosphäre aufbauen konnten, die auch in den Büchern  
mitschwingt. Die nächste Überlegung war, wie groß sollen die Räumlich- 
keiten sein? Wenn man davon ausgeht, dass man eine 14 Mann starke Band  
auf der Bühne hat, sollte etwas Raum sein, schon allein wegen der A- 
kustik. Also sind wir z. B. in München das erste Mal in die Reithalle  
und das zweite Mal in die Muffathalle gegangen, was sehr große Hallen  
sind. Und jedes Mal waren wir ausverkauft. Ich muss sagen, es war  
spitze. Es waren knapp 700 Personen pro Abend da, um diese Autorin li- 
ve zu sehen. Das hat man nicht immer. Das ist ein Extrembeispiel, aber  
in so einem Fall lohnt es sich, in größeren Dimensionen zu denken und  
nicht bei einer klassischen Lesung in einer kleinen Buchhandlung zu  
bleiben, mit einem Lesepult, einem Glas Wasser und einem ungefähr  
1.400 Seiten starken Buch, hinter dem die Autorin verschwindet. Das  
Event ist sehr, sehr gut angekommen. Wir haben es vor drei Jahren zum  
ersten Mal gemacht und im letzten Jahr wiederholt, als ihr nächster  
großer Roman fertig war. Denn die Leute hatten bei der ersten Veran- 
staltung gebrüllt: "Beim nächsten Buch macht ihr das dann wieder!" Bei  
einer so gute Erfahrung haben wir uns das gerne auf die Fahne ge- 
schrieben. 

Man kann natürlich auch ganz klassische Lesungen machen, je nachdem  
was sich vom Thema her anbietet und wozu die Autoren bereit sind. Man- 
che Autoren lesen lieber in kleinen Kreisen, weil sie sich dort wohler  
fühlen. Manche haben überhaupt kein Problem damit, wenn vor ihnen eine  
tobende, überbordende Menge in den Stühlen sitzt. Das muss man austa- 
rieren. Und natürlich sind wir ein Wirtschaftsunternehmen; so schön  
Büchermachen und -lesen ist, man muss auch den Kosten- Nutzen-Faktor  
sehen.  


AB: Ihr Verlag hat ein sehr abwechslungsreiches Angebot und gibt auch  
unbekannten deutschen Autoren immer wieder eine Chance. In wieweit un- 
terscheidet sich die Pressearbeit in einzelnen Genres bzw. für Newco- 
mer?  


BB: Das finde ich eine ganz kniffelige Frage, ob sich unsere Pressear- 
beit unterscheidet zwischen einzelnen Genres oder zwischen "alteinge- 
sessenen" Autoren und Newcomern. Ganz grundsätzlich denke ich: eigent- 
lich nicht. Bei neuen Autoren, die noch ganz unbekannt sind und gerade  
am Anfang ihrer Karriere stehen, wird man sicher mit den Kollegen in  
den Medien intensiver reden müssen. Mehr als bei Autoren, die schon  
ein bis zwei Millionen Exemplare ihrer Bücher verkauft haben und bei  
denen die Medienkollegen schon wissen, welche Qualität sie erwartet.  
Ohne viel zu reden, heißt es da: "Wenn sie ein neues Buch haben, brin- 
gen sie es einfach vorbei."  

Insofern ist es bei Newcomern sicher ein bisschen intensiver, aber  
nicht anders. Unsere Grundmittel sind relativ die gleichen. Über unse- 
re Programmvorschau, die Kataloge, die kleine Vor-Vorschau hinaus ha- 
ben wir die Möglichkeit, direkt aus der Presseabteilung mit einer ein- 
zelnen Pressemeldung zum Einzeltitel an die Redaktionen zu gehen. Die- 
se Meldungen werden auf der Homepage eingestellt, sind also auch an  
verschiedenen Ecken abrufbar. Das machen wir je nachdem, wie es sich  
anbietet und welche Medien erreicht werden sollen. Abhängig vom Vor- 
lauf der Magazine beginnen wir, zwischen zwei Monaten und vier Wochen  
vor Erscheinen des Buches zu informieren. In der Regel bieten wir Vo- 
rabmaterial an oder beim Erscheinen das fertige Buch. Dazu kommt eine  
Pressemappe zum Autor, die ein bisschen mehr erzählt. Wenn es schon  
mehrere Bücher vom Autor gibt, enthält sie einen Überblick darüber,  
welche Titel erschienen sind und wie sie besprochen wurden. So der Au- 
tor, die Autorin bereit ist, bieten wir natürlich Interviews an, bei  
deutschen Autoren oder Autoren, die hierher reisen, hier oder auch zu  
Hause - wo immer sie leben - per Telefon oder per E-Mail. Mit den mo- 
dernen Medien geht das ziemlich problemlos.  

Dann beobachtet man den Rücklauf, wer interessiert ist. Hat es einge- 
schlagen? Kann man sich vor Rücksendungen nicht mehr retten? Dann muss  
man nicht mehr viel reden. Wenn es nicht so viele sind, heißt es wie- 
der zum Telefon, zur E-Mail greifen und noch mal den entsprechenden  
Redakteur darauf ansprechen, um ein paar besondere Aspekte zu dem The- 
ma als Köder auszulegen und auf dem Weg zu versuchen, ob nicht doch  
vielleicht wenigstens eine Rezension oder ein persönliches Gespräch  
drin ist. Letztendlich kann man aber niemanden zwingen. Es ist immer  
eine Entscheidung der entsprechenden Redaktion, ob sie eine Buchbe- 
sprechung machen wollen oder nicht. Gerade wenn man schon persönlich  
miteinander gesprochen hat und einem ein klares "Nein" entgegen kam,  
macht es keinen Sinn, wie eine Klette dranzubleiben. Da macht man sich  
eher unbeliebt und unglaubwürdig, als dass der Redakteur einem das als  
Einsatz anerkennt. Irgendwann muss man leider die Waffen strecken und  
sagen, dann probieren wir es das nächste Mal mit einem anderen Thema  
wieder, aber dieses Mal sollte es nicht sein.  

Zusätzlich gibt es Redaktionen, die grundsätzlich nicht beeinflussbar  
sind, z. B. Elke Heidenreich mit "Lesen". Die Redaktion bekommt unsere  
Programme, wünscht aber nicht, dass wir gesonderte Information hin- 
schicken oder nachtelefonieren. Sie äußern einen Wunsch, welche Bücher  
sie gerne zum Prüfen hätten, die sie dann eventuell vorstellen. Die  
bekommen sie, aber mehr Einfluss haben wir nicht.  


AB: Was können AutorInnen selbst sinnvoll tun, um ihr Buch zu promo- 
ten? Was sollten sie nicht bzw. was sollten sie auf keinen Fall tun?  

BB: Ja, doch so einiges. Also grundsätzlich natürlich ein tolles Buch  
schreiben. (lachend) Das war gemein.  


AB: Das versuchen ja auch alle. 

BB: Das sowieso. Und es gibt ja auch ganz großartige Bücher. Grund- 
sätzlich sollte man bereit sein, für Interviews zur Verfügung zu ste- 
hen und, wenn eine Einladung kommt, auch in eine Talkshow zu gehen und  
sich persönlich zu präsentieren. Man sollte für Journalisten da sein,  
ihnen Rede und Antwort stehen oder sein Werk selber bei Lesungen im  
Buchhandel vorstellen. Dort hat man den direktesten Kontakt zum Kun- 
den, vielleicht zum potentiellen Fan, auf jeden Fall zu Lesern und Le- 
serinnen.  

Es kommt auch darauf an, ob AutorInnen vielleicht selbst Kontakte zur  
Presse haben. Wir nutzen natürlich gerne die Möglichkeit, wenn sie  
selber dort auf ihr Buch aufmerksam machen wollen, und tun dies in ih- 
rem Auftrag. Viele Autoren waren journalistisch tätig und würden gerne  
die Kollegen und Kolleginnen ansprechen. Da bin ich die Letzte, die  
sagt: "Um Himmels willen, lass das bleiben." Das übernehmen wir, indem  
wir das Leseexemplar des Buches oder das fertige Buch mit einem klei- 
nen Gruß oder einem kleinen Briefchen versenden, damit dem Betreffen- 
den klar ist, das verschicken wir im Auftrag, ohne Hintergedanken.  
Denn in den Redaktionen wird es ganz ungern gesehen, wenn man unver- 
langt irgendwelche Bücher hinschickt. So etwas landet ganz, ganz  
schnell in der Ablage M wie Müll. Da die Journalisten gewohnt sind,  
dass die Kontakte zu den Autoren und Autorinnen über die Presseabtei- 
lungen der Verlage laufen, kommt es nicht so gut an, wenn Autoren sel- 
ber im Regionalblatt nachhaken, weil noch nichts passiert ist. Selbst  
wenn es sehr lieb und sehr gut gemeint ist, macht man sich unbeliebt.  
Also wenn man nicht schon selber einen Kontakt hat, da würde ich eher  
raten, es bleiben zu lassen.  

Alles, was wir an Hintergrundinformationen bekommen, über die Autoren,  
über die Entstehung des Buches, die Idee, die Geschichte, ob viel- 
leicht Filmrechte schon verkauft wurden, weil man irgendjemand schon  
so von dem Stoff begeistert hat, ist für uns von der Presse wahnsinnig  
wichtig. Je mehr wir da von unseren Autoren an Input kriegen, umso  
mehr können wir natürlich unsere Journalisten und unsere Ansprechpart- 
ner ködern und Angelhaken ausschmeißen. Da können wir sagen, aber das  
ist doch jetzt wirklich interessant, und "hier kommst du mir jetzt  
nicht mehr aus".  


AB: So interessant ein Bereich auch sein mag, er wird erst durch die  
Menschen, die in ihm arbeiten, wirklich mit Leben gefüllt. Deshalb  
möchte ich Ihnen auch einige Fragen über Sie selbst und Ihren Zugang  
zu Ihrem Beruf stellen. 

BB: Dann zu meinem Beruf, ja? Ich möchte jetzt nicht über eine Ausbil- 
dung im  Speziellen reden. Ich bin selber Quereinsteiger. Das eine o- 
der andere Studium hat sicher Vorteile. Doch ich glaube, es kommt mehr  
auf die Fähigkeiten an. Man muss grundsätzlich Themen, Menschen und  
Kulturen gegenüber aufgeschlossen sein. Man darf keine Berührungsängs- 
te haben, sich auch mit schwierigeren Dingen auseinander zu setzen.  
Und Autoren und Autorinnen sind auch nur Menschen, und unsere Bezie- 
hungen sind wie alle anderen Beziehungen auch. Mal kommt man besser  
miteinander zurecht, mal vielleicht nicht ganz so gut, mal versteht  
man sich blendend, mal läuft es etwas holprig. Mit solchen Situationen  
muss man umgehen können.  

Und man sollte grundsätzlich, wenn man in die Buchbranche möchte, ger- 
ne lesen. Wenn man das nicht tut, dann hat man sich selber ein Bein  
gestellt, denn damit hat ein Großteil des Tagesablaufs zu tun. Gerade  
in der Pressabteilung muss man auch sehr, sehr gerne über seine Auto- 
ren und Bücher sprechen, sozusagen in allen Lebenslagen. Uns braucht  
man nur anzupieken, und wir können stundenlang über unsere Themen und  
Bücher erzählen.  


AB: Welche Voraussetzungen und Fähigkeiten braucht man, um eine solche  
Aufgabe übernehmen zu können?   

BB: Wenn es um die Voraussetzung von der Ausbildung her geht, gibt es  
die ganz klassische Ausbildung zu Buchkauffrau, Buchkaufmann. Das ist  
einer der vielen Wege, die man gehen kann, und viele Kollegen und Kol- 
leginnen haben das von der Pieke auf gelernt. Gerade im Bereich Ver- 
trieb macht das eine Spur mehr Sinn als in der Presse. Viele Kollegen  
bei uns in den Presseabteilungen hatten vorher eine journalistische  
Laufbahn eingeschlagen und kennen das Ganze von der anderen Seite.  
Dann gibt es eine Reihe von Quereinsteigern, zu denen auch ich gehöre.  
Dazu sollte ich vielleicht vorausschicken, dass ich Zeit meines Lebens  
immer schon Bücher um mich hatte: vor meiner Nase, auf der Nase, mit- 
unter unterm Hintern. 


AB: Welche Ausbildung haben Sie? Oder wie haben Sie sich für dieses  
Aufgabengebiet entschieden? 

BB: Ich lese wahnsinnig gerne. Das ist mir von klein auf mitgegeben,  
in unserer Familie wurde immer viel gelesen. Ich könnte mir ein Leben  
ohne Bücher gar nicht vorstellen. Irgendwann hatte ich mir deswegen  
überlegt, Buchhändlerin zu werden. Da kam mir dann in die Quere, dass  
ich mich zeitgleich sehr für die Vereinigten Staaten zu interessieren  
begann. So habe ich mich letztlich für ein Studium entschieden, um  
mich der Amerikanistik, in der Tat sogar der Literatur zuzuwenden. Ich  
habe hier in München studiert. Da ist die Amerikanistik genau in zwei  
Stränge unterteilt, in Literatur- und in Kulturgeschichte. Ich habe  
eine Weile Literaturgeschichte studiert, und dann hörte ich "dummer- 
weise" in der Vorlesung für Kulturgeschichte das Thema, das mich nicht  
mehr los ließ und dann auch mein Magisterthema wurde. Ich "musste"  
ganz schnell alles umplanen und habe dann Kulturgeschichte im Haupt- 
fach und Literaturgeschichte im Nebenfach studiert, meinen Magister  
gemacht und schließlich auch promoviert. 

Während meiner Dissertation habe ich einen Nebenjob gesucht. Durch Zu- 
fall bin ich in der Presseabteilung bei Random House gelandet. Damals  
war es noch die Verlagsgruppe Bertelsmann. Am Anfang war das natürlich  
nur typische Aushilfetätigkeit. Nun ja, was darf man machen? Man darf  
Belege wegsortieren, Kopien  schnippeln, viele Listen tippen. Wenn man  
länger da war, kam man nicht umhin, auch mal ans Telefon zu gehen. Da  
hat man dann das erste Mal mit Journalisten geredet.  

Wir hatten eine sehr nette Abteilungsleiterin, Margit Schönberger, die  
selber Autorin und in der Pressearbeit von Verlagen eine Koryphäe ist,  
von der ich sehr, sehr viel gelernt habe. Sie hat gerne getestet, ob  
man nicht ein bisschen mehr auf dem Kasten hat, indem sie einem z. B.  
die Gelegenheit gegeben hat, sich auch einmal an Pressemitteilungen zu  
versuchen. Ich fand dann irgendwann, das ist genau das, was ich gerne  
machen würde. Ich habe während meines Studiums nicht genau gewusst,  
was ich später machen wollte. Ich wusste nur ganz genau, was ich nicht  
machen will. Dass es in Richtung Buch gehen sollte, war mir schon im- 
mer klar, und der Rest war eine Portion Glück oder Zufall.  

Als ich meine Promotion abgeschlossen hatte, machte ich in einem ande- 
ren Münchner Verlag ein Volontariat in der Lizenzabteilung, was auch  
sehr spannend ist, denn da geht es um Rechte. Ja, und dann kam, Glü- 
ckes Geschick, eines Tages der Anruf aus der Presseabteilung bei Ber- 
telsmann, dass sie eine Stelle frei haben, ob ich nicht Interesse hät- 
te. Das war eine sehr, sehr glückliche Fügung. Und ich muss sagen, ich  
freu mich bis zum heutigen Tag darüber, dass sich das so ergeben hat.  
Das ist ein Bereich, der mir sehr, sehr viel Spaß macht, einfach weil  
man mit unglaublich vielen unterschiedlichen Themen zu tun hat.  

Blanvalet ist einer der größten deutschen Unterhaltungsverlage, wir  
haben großartige historische Romane, tolle Krimis, tolle Thriller,  
tolle Frauenromane, eine relativ kleine, aber, wie ich finde, sehr  
feine Schiene an Sachbüchern, wie Souad.  

Da befassen wir uns mit speziellen Themen, die Frauen betreffen. Das  
sind im weitesten Sinne Schicksalsberichte mit sehr ernst zu nehmenden  
Themen, was für mich immer wieder ein wahnsinnig faszinierendes und  
zugleich erschreckendes Feld ist. Ich persönlich bin überzeugt, da  
muss viel mehr getan werden, als ein einzelner Verlag überhaupt leis- 
ten kann. Wir nehmen sehr gerne Möglichkeiten wahr, mit Organisationen  
wie Terre des Femmes zusammenzuarbeiten, die sich mit diesen Problema- 
tiken beschäftigen. Wir können nur einen sehr kleinen Teil leisten,  
indem wir versuchen, Bücher zu machen, die solche Themen problemati- 
sieren, und sie einem größeren Publikum zugänglich machen. Alles, was  
an anderer organisatorischer Arbeit nötig ist, um den betroffenen Per- 
sonen zu helfen, können wir höchstens durch Spenden unterstützen.  

Solche Dinge wahrnehmen zu können, in dem Bereich Menschen kennen zu  
lernen und sich wirklich mal ganz anders zu engagieren oder zusammen- 
zuarbeiten, ist mir wahnsinnig wichtig und macht mir viel Spaß. 

Doch in allen Bereichen ist es jedes Mal wieder neu, selbst wenn man  
das dritte, vierte, fünfte Buch vom selben Autor hat. Und man findet  
jedes Mal neue Geschichten, neue Ecken und Kanten, die interessant  
sind.  


AB: Welche Ihrer vielfältigen Aufgaben machen Ihnen am meisten Spaß? 

BB: Natürlich der persönliche Kontakt mit den Autoren, um mit ihnen  
ein Stück des Weges zu gehen. Ehrlicherweise macht mich das manchmal  
auch ein bisschen stolz. Wenn man es wirklich zusammen schafft, etwas  
Tolles zu leisten und am Ende einen Bestseller hinzukriegen: Etwas  
Tolleres kann es nicht geben. Wenn auf der anderen Seite, hinter dem  
Ladentisch Millionen Leute stehen, die sagen: "Dieses Buch will ich  
haben, genau dieses und kein anderes", dann hat unsere Arbeit nicht  
versagt. 


AB: So ein Erfolgserlebnis ist ja auch etwas, was einen immer wieder  
bestätigt. 

BB: Ja, wobei ich dabei sagen muss, das klingt jetzt so, als würden  
wir nur Millionenseller machen. Das machen wir natürlich nicht. Ich  
freue mich auch über die kleineren Erfolge, wenn ich z. B. sehe, dass  
wir mit Souad zum Thema Ehrenmord einen sehr schönen Erfolg hingelegt  
haben. Das ist sicherlich kein Buch, das Millionen Leser und Leserin- 
nen anzieht, weil die Thematik einfach sehr schwierig und auch für die  
Leser sehr schwer zu ertragen ist.  

Wenn wir Bücher haben wie Ayse über ihre Zwangsheirat und Jane Elli- 
ott, die sehr drastisch beschrieben hat, wie sie jahrelang von ihrem  
Stiefvater misshandelt und  missbraucht worden ist, dann stehen mir  
selber manchmal die Haare zu Berge. Manchmal zögert man eine Sekunde  
und denkt, wie biete ich das an, ohne in ein Klischee abzurutschen,  
ohne zu sehr auf die Tränendrüse zu drücken. Auf der anderen Seite  
sind Journalisten so ziemlich die abgeklärtesten Gesprächspartner, die  
man sich wünschen kann. Eigentlich muss man sich diese Sorgen nicht  
machen, denn die werden sehr genau einschätzen, wo man hin will, wenn  
man es ihnen anbietet. Wie wichtig diese Themen sind, das lesen wir  
jeden Tag in der Zeitung. Gerade Themen wie Misshandlung, Missbrauch,  
Misshandlung von Frauen im Allgemeinen, das sind unheimlich wichtige  
Themen. Deswegen hören wir auch nicht auf damit. 


AB: Können Sie mir auch sagen, wie AutorInnen zu Ihnen kommen?  



BB: Gerne. Wenn sie sich grundsätzlich fragen: Wie mache ich das? Wie  
komme ich an einen Verlag? Einerseits suchen sich zunehmend Autoren  
auch in Deutschland einen Agenten, weil die das Verlagsprofil sehr ge- 
nau kennen und sehr gezielt anbieten. Wenn man das nicht möchte, weil  
man z. B. den finanziellen Aspekt scheut, sollte man sich an den Ver- 
lag direkt wenden. Wozu wir, das sind auch die Kollegen im Lektorat  
und anderen Abteilungen mit direktem Autorenkontakt, gerne raten, ist,  
grundsätzlich erst mal in den Verlagsprogrammen nachzusehen, wo denn  
der eigene Text hinpassen könnte. Wenn ich einen Verlag habe, der ü- 
berwiegend große Unterhaltung macht, wie z. B. Blanvalet, werde ich  
mit finnischen Haikus nicht landen. Es ist vorneweg klar, dass man da  
natürlich sehr schnell auf eine Absage zuläuft.  

Aber wenn ich das Gefühl habe, was ich geschrieben habe, könnte pas- 
sen, dann ein ausführliches Exposé oder den fertigen Text, so er denn  
schon vorliegt, an das entsprechende Lektorat schicken. Auf jeder Ver- 
lagswebsite ist zu finden, wer der Ansprechpartner ist. Und dann ein  
wenig Geduld. Bei der Fülle an Manuskripten, die reinkommen, dauert es  
natürlich immer ein bisschen, bis sie gesichtet werden. Sie werden al- 
le geprüft, das kann ich mit gutem Gewissen sagen. Na ja, und dann  
wird man sehen. 

AB: Ich danke Ihnen sehr für dieses Interview. 

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Anna Banfhile, Jahrgang 1955, wertet als freie Autorin die zahlreichen  
Erfahrungen aus ihren früheren Berufen in Märchen, Fantasygeschichten,  
Theaterstücken und Krimis aus. Bisher erschienen sind: ein Beitrag in  
"Mystische Märchen", zwei fantastische Erzählungen in "Wandelspur",  
das sie auch herausgegeben hat, und einige Kurzgeschichten bei  
www.warp-online.de. Näheres unter: www.anna-banfhile.de. 


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VERLAGSPORTRAIT: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 


nStyle Verlag & Versand  
Jens Neuling 
Zum Wiesengrund 4  
63486 Bruchköbel  
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.  
http://www.nStyle.de  


          Verlagsgeschichte und -programm 

Jens Neuling hat den Verlag 1999 gegründet und arbeitet hauptberuf- 
lich. Er möchte ein bis drei Titel pro Jahr herausbringen. Die Zahl  
der Mitarbeiter variiert zwischen einem und drei. 

Seine Philosophie ist, auch so genannte Tabuthemen (Missbrauch, Tod)  
zu veröffentlichen. Das Verlagsprogramm beinhaltet Einzeltitelformen  
und Anthologien. Bisher hat der Verlag als Einzeltitel Bücher von El- 
len Roemer, Frank Bröker und H. W. Heinrich veröffentlicht.  


          AutorInnen gesucht? 

Der Verlag sucht immer passende Autoren. Dabei ist ihm Individualität  
bei den Autoren wichtig. Die Konditionen des Verlages sind Honorarzah- 
lung bei Einzeltiteln und den kommenden Anthologien. Jens Neuling ver- 
legt nicht BoD, und der nStyle Verlag ist kein Druckkostenzuschuss- 
Verlag. 


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:      
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - kei- 
ne Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für Litera- 
turagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind daher  
zwecklos. 

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst  
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird. 


  Drehbuch: Oliver Pautsch 
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  Fandom: Thomas Kohlschmidt 
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  Fantasy: Stefanie Bense 
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  Lyrik: Martina Weber 
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  Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer 
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  Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff 
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  Schreibaus- und fortbildung: Uli Rothfuss 
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  Schreibgruppen: Ute Hacker 
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  Schreibhandwerk: Ute Hacker 
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  Sciencefiction: Andreas Eschbach 
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  Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi 
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  Übersetzung: Barbara Slawig  
                         uebersetzerin at experte pt autorenforum pt de 
  Verlagswesen: Bjørn Jagnow 
                          verlagswesen at experte pt autorenforum pt de 



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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN: 
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           Bjørn Jagnow (verlagswesen at experte pt autorenforum pt de) 

Frage: 
Wir haben ein Sachbuch, das auch schon in der 3. Auflage hier in  
Deutschland verlegt wird. Der Verlag hat auch schon (mit Hilfe unseres  
Sponsors) geschafft, zwei Lizenzen nach Japan und Russland zu verkau- 
fen. Da aber eine englische Ausgabe immer noch auf sich warten lässt,  
wollen wir das nun selber in die Hand nehmen. 

Wir wollen folgendermaßen vorgehen: Bisheriges Exposé überarbeiten und  
übersetzen lassen, per Internet passende Verlage heraussuchen. An die- 
se senden wir das Exposé dann per E-Mail oder per Post. Meinen Sie,  
das Vorgehen ist okay so, oder gibt es noch was zu verbessern? 

Falls wir tatsächlich Erfolg haben sollten - ich bin auf der Suche  
nach Literatur über das internationale Lizenzgeschäft für das Buchge- 
schäft. Ist ihnen da irgendetwas bekannt? 


Antwort: 
Wenn ich die Ausgangssituation richtig verstanden haben, haben Sie ei- 
nen Verlag, der auch bereits erfolgreich Lizenzen ins Ausland vermit- 
telt hat. Allerdings nicht in den englischsprachigen Raum. D. h., die- 
ser Verlag hat einen Anspruch darauf, dass Sie a) keine Lizenzgeschäf- 
te ohne seine Beteiligung abschließen, und b) könnte er sogar darauf  
bestehen, dass Sie es auch gar nicht erst versuchen! 

Allerdings dürften wohl die meisten Verlage froh sein, wenn sie Arbeit  
abgenommen bekommen und trotzdem Lizenzeinnahmen bekommen. Für Sie be- 
deutet das, dass Sie möglicherweise die ganze englischsprachige Veröf- 
fentlichung anbahnen und dem deutschen Verlag trotzdem seinen Anteil  
am Lizenzerlös abgeben müssen (üblicherweise 40 bis 60 %). Außerdem  
benötigen Sie für die Vergabe der Lizenz seine Zustimmung. 

Daher schlage ich vor, dass Sie Ihre durchaus sinnvollen Aktivitäten  
nur in enger Abstimmung mit Ihrem deutschen Verlag ausführen, um spä- 
tere Probleme kurz vor Vertragsabschluss zu vermeiden. 

Fachlektüre zum Lizenzgeschäft kann ich leider nicht anbieten, da die- 
ses Spezialgebiet ständig starken Veränderungen unterliegt. Immerhin  
kommt es jeweils auf die Kombination mindestens zweier Urheberrechts- 
systeme an, die je nach Nation des Verhandlungspartners wechseln. Da  
wird es keine einfachen Antworten geben. 

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Bjørn Jagnow ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Verlagskaufmann,   
Buchhändler und freier Lektor. http://www.bjoernjagnow.de/. 

********************************************************************* 
FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY: 
--------------------------------------------------------------------- 
           Stefanie Bense (fantasy at experte pt autorenforum pt de) 


Frage: 

1) Ich habe bereits zwei Bücher geschrieben über dieselben Charaktere,  
das dritte ist in Planung, nur, Teil 2 gefällt mir besser als Teil 1.  
Teil 1 ist zum Teil sehr kindlich geschrieben, und ich habe mehrere  
Brücken  gelassen, die ich aber in folgendem Roman nicht nutzte. Teil  
2 dagegen ist vielseitiger und auch viel spannender (so zumindest mei- 
ne Lektorin). Soll ich Teil 1 jetzt so überarbeiten, dass er besser in  
Teil 2 passt, oder ihn neu schreiben, besser geschrieben? 

2) Meine Charaktere sind alle jung (16-17) und besitzen große Kräfte,  
aber ich kann den Storybogen in Teil 1, der dort gesetzt wurde, nicht  
richtig ausfüllen. So sollen meine Charaktere das Gleichgewicht der  
verschiedenen Parteien(Gut und Böse) wahren, doch in Teil 2 gibt es im  
Großen und Ganzen kein Gut und Böse mehr. In Teil 1 gibt es mehrere  
Gegner, zum Teil böse, zum Teil gut. In Teil 2: eine uralte Bruder- 
schaft aus dreizehn Mitgliedern. Gut und Böse: nur zwei von denen. Es  
wurde alles nie angedeutet, wer was ist. 

Soll ich es so machen, dass man sich am Ende seiner Ausbildung zum   
Magier für eine Seite entscheidet oder neutral bleibt? Die Nymphenma- 
gierin C. zum Beispiel kann ich weder gut noch böse machen, sie ist  
einfach die Wächterin der Nymphenwelt. Dafür habe ich dann Vampire und  
Cherubim,  die sich bekämpfen. Wie soll ich dafür sorgen,  dass meine  
Akteure ihre Ausgabe ausführen? 

Wenn jetzt Dracula zurückkehrt, sollen meine Charaktere dann einen  
neuen  Führer der Cherubim ernennen? Deswegen  zerbreche ich mir auch  
darüber den Kopf, weil als Dracula starb, gab es ja dann drei Vampir- 
königinnen, also muss doch der König der Cherubim (oder General, ir- 
gendetwas in der Richtung) ebenfalls von meinen Leuten getötet werden,  
damit dessen drei Frauen oder Nachfolgerinnen die Herrscher werden. 

3) Ich habe den Atlantismythos zum Teil in Story 1 mit einfließen las- 
sen. Dann hatte ich für den vierten Teil die Idee, in Atlantis irgend- 
eine uralte Macht zu verstecken. Wo soll ich jetzt Atlantis hinpflan- 
zen? 

4) Einige der Charaktere (Merlin, Kleopatra, Circe und Medea zum Bei- 
spiel) sind unsterblich, genau wie die Cherubim und Vampire. Problem:  
Wie soll ich deren Unsterblichkeit erklären? 

5) Götter. Im Prolog von Buch 1 taucht Hera auf und gibt der Ahnin  
meiner Charaktere ihre Macht. In Buch 2 taucht auch Poseidon auf und  
beschützt die Charaktere vor Loreley. Problem: Soll ich weitere Götter  
auftauchen lassen? Oder doch lieber sie nur als Geister erscheinen  
lassen (es soll ja nur einen Gott geben)? 


Antwort: 
Zunächst einmal: Ich kann in dem, was du fragst, keinen "roten Faden"  
erkennen. Also auch nicht in dem, wovon du redest, nämlich deinen Ro- 
manen, deiner Story. Das mag jetzt an deiner Fragestellung liegen,  
könnte aber genauso gut darauf zurückzuführen sein, dass du selbst in  
der Story den roten Faden verloren hast. 

Lass mich kurz rekapitulieren: Es gibt in deinen drei Romanen einige  
jugendliche Charaktere (Haupt- oder Nebenfiguren?), die das Magier- 
handwerk lernen müssen, um dann im Kampf Gut gegen Böse Position zu  
beziehen. Zumindest in Teil 1. Warum sie Magie lernen müssen, warum  
und wie sie sich entscheiden, ist nicht klar (auch dir nicht?). Wer  
bringt ihnen bei, was gut oder böse ist? Wann müssen sie sich ent- 
scheiden? Bewusst oder mitten in einer brenzligen Situation? Was hat  
das Gleichgewicht oder Ungleichgewicht für Konsequenzen für die Haupt- 
figuren und ihre Welt? Was steht für die Hauptfiguren sowie für die  
Parteien von Gut und Böse auf dem Spiel? (Übrigens: Dass Figuren etwas  
tun oder lassen, weil sie die "Weltherrschaft" wollen, ist für Leser  
nicht mehr sehr interessant.) - Diese Konzeption ist nicht grad neu,  
wäre aber ein gutes Thema (roter Faden) für Teil 1. 

In Teil 2 wechseln die Gegenspieler, hier ist es eine Bruderschaft,  
von denen zwei eindeutig gut und böse sind (also doch klare Gut-Böse- 
Schemata!), die anderen sich entweder nicht entschieden haben oder  
zwischen den Polen hin- und herlavieren. Was deine Jugendlichen mit  
der Bruderschaft oder gegen sie zu tun haben, wird nicht klar. Worum  
es in der Geschichte geht, wird nicht klar. Für mich klingt es, als  
wäre die Bruderschaft nur der alte Gegner in neuer Formation. 

Fazit:  
Dein Setting ist gerade dabei, dich zu überwältigen. Vorsicht! Kehr  
besser zurück zu dem, was du erzählen willst.  

Zurzeit wirfst du mir einen wilden Haufen verstrickter Mythologien  
(Circe, Medea, Loreley???), Figuren aus den Apokryphen (Cherubim), Fi- 
guren aus der Geschichte (Kleopatra) und aus anderen Geschichten (Mer- 
lin, Dracula) oder Legenden (Atlantis) vor die Füße, ohne sie sinnvoll  
zu verbinden. Wieso agieren diese Figuren alle in deinen Romanen? Wozu  
brauchst du all diese unterschiedlichen Settings? Was hat deine Ge- 
schichte davon, dass du sie verwendest? Was bringt das für deine  
Hauptfiguren? 

Es hinterlässt leider den Eindruck, als hättest du deine erfundene  
Welt nicht im Griff. Befrei dich aus dem Wust an Setting, und frag  
dich, was deine Story wirklich braucht. Kein Leser honoriert es, wenn  
Nymphen, Vampire und historisch verbürgte Charaktere nebeneinander /  
gegeneinander auftauchen, ohne dass du einen logischen Hintergrund da- 
für bietest. 


zu 1: 
Es ist völlig normal, dass man sich als Autor weiterentwickelt. Auch  
Teil 3 wird (hoffentlich) wieder besser sein als Teil 2 und 1. Du hast  
nun mehrere Möglichkeiten zur Auswahl: 

1. Du bist im Schreibrausch? Dann schreibe! Kümmere dich noch nicht um  
die Anschlüsse oder Passgenauigkeiten der Teile, sondern schreib Roman  
3. 

2. Du bist unschlüssig, wohin die Reise in Teil 3 gehen soll. Dann ü- 
berarbeite Teil 1 und 2 inhaltlich (nicht stiltechnisch!), um Teil 3  
vorzubereiten. 

3. Lose Enden sind für Leser ärgerlich. Wenn du in Teil 1 zu viele da- 
von hast, wird der Leser Teil 2 nicht mehr lesen. Also versuch, Teil 1  
neu zu schreiben, ohne dass lose Enden übrig bleiben oder deutlich auf  
Teil 2 verwiesen wird. 

Eine Entscheidung kann dir niemand abnehmen! 


zu 2: 
Auch hier kann ich dir nicht wirklich raten. Wer, wenn nicht der Au- 
tor, kann sagen, was für seine Story am besten ist? 

Mir scheint, dir ist nicht klar, worum es in der Geschichte geht,  
sonst wüsstest du, wie deine Figuren ihre Aufgaben erfüllen können.  
Dir muss bekannt sein, wozu die Magier gut sind (Streitmacht? Neutrale  
Richter? Zünglein an der Waage?), und danach richtet es sich, was aus  
den Jungmagiern am Ende ihrer Ausbildung wird. 

Ob Dracula oder General der Cherubim, ob Vampirköniginnen oder ... -   
nebenbei: Ich wüsste nicht, wie es bei den geschlechtslosen Cherubim  
weibliche Heerführer geben könnte! -, das ist ebenfalls deine ureigene  
Entscheidung. Wichtig ist, was es dir für deine Story bringt! 


zu 3: 
Keine Ahnung! Wo liegt denn Atlantis in deiner Welt? Wozu brauchst du  
es? Was hat es mit den Hauptfiguren zu tun? Existiert es in derselben  
Geographie, in der die Handlung spielt? In einer Parallelwelt? Oder in  
einer anderen Zeit? 


zu 4: 
Frag dich zunächst, warum die Magier unsterblich sein müssen. Und wie  
sie das erreichen. Ist es Belohnung / Bestrafung für die richtige oder  
falsche Entscheidung? Unsterbliche Charaktere haben den Vorteil, dass  
man sie für viele Geschichten in vielen Settings benutzen kann. Aber  
sie haben den Nachteil, dass man für sie eine ganz große Aufgabe, ein  
besonders schwierig zu erreichendes Ziel oder ein unendliches Martyri- 
um (siehe Ahasver) erfinden muss, damit sie weiterhin handlungsfähig  
bleiben. Unsterbliche interessiert es bestimmt nur am Rande, was mit  
den Menschen in der Welt passiert, denn die Ewigen überleben sie und  
ihre "kleinlichen" Probleme nun mal einfach. Und wen nichts interes- 
siert, der lehnt sich zurück und wartet ab, anstatt zu handeln. 

Wenn du den Grund hast, Unsterbliche in deine Story zu integrieren,  
und wenn du weißt, warum sie dazu kommen, dann wird dir auch ein Wie  
einfallen. 


zu 5: 
Entschuldige, aber die Frage verstehe ich so wenig wie Frage 3. DU  
musst doch wissen, wie Götter in dein Weltenkonzept passen!? 

Wenn es nur einen Gott geben soll, dann streiche Hera und Poseidon.  
Tauchen Götter jedoch auf, dann müssen sie in den Kanon deiner Figuren  
eingebunden werden. Das heißt: Welche Aufgabe haben sie? Wo sind ihre  
Stärken und Schwachstellen? Auf welchen Seiten sind sie? Wo müssen sie  
die Geschichte voranbringen? 

Sowohl Hera als auch Poseidon (das schließe ich aus deinen Sätzen)  
wirken als Helfer für deine Hauptfiguren oder deren Ahnen. Das klingt  
nach "deus ex machina", also nach einer Lösung, die nicht in der Ge- 
schichte selbst verankert ist, sondern nur so passiert, weil autor das  
will. 

Wenn ich will, dass meine Figuren besondere Kräfte haben, dann müssen  
sie sie sich hart erarbeiten. Da kommt keine Göttin und sagt: "Okay,  
Mädels und Jungs, hier habt ihr das Füllhorn, sucht euch aus, was ihr  
haben wollt!" Es sei denn, es ist die Geschichte von Menschenfiguren,  
die von Götterfiguren für ein Spiel, einen Kampf oder anderes benutzt  
werden (auch das ist eine alte Konzeption). 

Meine Figuren, die sich ihre Fähigkeiten hart erkämpft haben, sind da- 
durch so geworden, wie sie sind. Und weil sie sind, wie sie sind, er- 
leben sie nun den Kampf Gut gegen Böse so und so. 
Deine Figuren und ihre Hintergrundgeschichten bedingen die Handlung,  
deine Handlung bedingt die Figuren. 

Ich empfehle dir: 
- Otto Kruse: "Kunst und Technik des Erzählens", Zweitausendeins,  
2002, 2. Auflage, 18 Euro 
- Sol Stein: "Über das Schreiben", Zweitausendeins, 2005, 9. Auflage,  
16,85 Euro 

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Stefanie Bense lebt und arbeitet in Hannover, gibt seit 1993 Schreib- 
kurse, veröffentlicht sporadisch und schreibt - was sonst - an ihrem  
ersten Roman. Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. 


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR KRIMINALISTIK: 
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         Nikola Hahn (kriminalistik at experte pt autorenforum pt de) 


Frage: 
Wie sieht's denn mit der Befugnis der Polizei zur Durchsuchung aus in  
diesem Fall: Ein WG-Genosse wird außerhalb der Wohnung umgebracht? 

1) Darf die Polizei da auch die Zimmer der anderen WG-Mitglieder  
durchsuchen? Z. B. auch das Klo oder Bad?  
2) Oder wie hinreichend müsste der Tatverdacht gegen einen WG-Genossen  
sein, um dessen Bereich zu durchsuchen? 

Antwort: 
zu 1: 
Grundsätzlich kann sie das nicht.  

Eine Durchsuchung nach der Strafprozessordnung ist in zwei Fällen mög- 
lich: 
1. beim Verdächtigen ("Beschuldigter")  
2. beim Unverdächtigen u. a. zur Auffindung von Spuren oder Beweismit- 
teln, aber nur dann, wenn Tatsachen vorliegen, aus denen sich schlie- 
ßen lässt, dass sich die Spur / der Gegenstand in der Wohnung (oder  
wie hier: im Zimmer) des Unverdächtigen befindet.  

Einfach so geht es also nicht.  

zu 2: 
Der WG-Genosse müsste Beschuldigter sein, d. h., das Ermittlungsver- 
fahren müsste sich gegen ihn richten. Eine Durchsuchung des Zimmers  
wäre - sofern sich dieser Tatverdacht nicht unmittelbar nach dem  
Verbrechen z. B. durch das Verhalten dieses WG-Genossen ergibt - dann  
nur mit einem Durchsuchungsbeschluss möglich, den der Staatsanwalt be- 
antragt und der Richter erlässt.  

Andernfalls (wenn keine Zeit wäre, den Beschluss einzuholen) ist das  
auch bei sog. "Gefahr im Verzuge" auf Anordnung des Kriminalbeamten  
oder Staatsanwalts möglich.  

Willigen die Wohnungs- / Zimmereigentümer ein, kann allerdings eine so  
genannte formlose Durchsuchung aller Räume stattfinden.  

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Nikola Hahn ist Kriminalhauptkommissarin und Fachlehrerin an der Hes- 
sischen Polizeischule in Wiesbaden; nebenberuflich arbeitet sie als  
Autorin mit dem Schwerpunkt historische Kriminalromane. Informationen  
im Internet: http://www.nikola-hahn.com. 


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR KINDERBUCH: 
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             Gabi Neumayer(kinderbuch at experte pt autorenforum pt de) 


Frage: 
Ist es üblich, in einem Text für Erstleser, auch wenn er im Grund- 
schulunterricht als Leseübung verwendet wird, "guckte" zu schreiben,  
oder sollte man das lieber unterlassen? Und sagen Kinder nicht eher  
selten "schaut", denn "sieht zum ..." kann man doch nicht immer wieder  
verwenden? 


Antwort: 
"guckte" können Sie durchaus verwenden. Und "schaute" sowieso - Sie  
sind keineswegs auf Wörter beschränkt, die die Kinder selbst verwen- 
den! Nicht einmal kennen müssen sie alle Wörter in einem Kinderbuch.  
Schließlich lernen sie täglich neue dazu, nicht zuletzt durchs Lesen. 
Ihre Frage scheint mir aber auf etwas anderes hinzudeuten: Wenn Sie so  
oft "sieht ..." verwenden, dass Sie Synonyme suchen, dann sollten Sie  
vielleicht erst einmal überprüfen: Ist es notwendig, immerzu jemanden  
etwas "sehen" zu lassen? Können Sie andere Details finden, um Situati- 
onen zu beschreiben?  

Können Sie das zwischengeschaltete "sieht" vielleicht auch ganz weg- 
lassen und direkter schreiben? Das ist in der Regel immer dann mög- 
lich, wenn die Perspektive in einer Geschichte durchgängig dieselbe  
ist. Wenn Sie also eine Geschichte komplett aus der Perspektive zum  
Beispiel von Paul erzählen, brauchen sie solche Wahrnehmungsverben  
kaum noch. Statt "Paul sah, wie Lisa den Kuchen gegen die Wand warf.  
Das würde Ärger geben!, dachte er" können Sie dann einfach schreiben:  
"Lisa warf den Kuchen gegen die Wand. Das würde Ärger geben!" Wenn  
vorab klar ist, dass wir alles durch die Augen von Paul sehen, ist ja  
auch klar, dass es seine Wahrnehmung und seine Gedanken sind, von de- 
nen wir lesen. 

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** 

Gabi Neumayers letzte Kinderbuchveröffentlichungen: "Hexengeschichten"  
(Vignettengeschichten für Kinder ab 4), "Piratengeschichten" und "Di- 
nosauriergeschichten" (für LeseanfängerInnen), "Die Spur führt zum  
Fußballplatz" (Ratekrimis für LeseanfängerInnen), alle Gondolino 2006  
(als "Bato"); "Und wann schläfst du?" (Bilderbuch), Lappan 2005. Wei- 
tere Infos: http://www.gabineumayer.de.http://www.bato-schreibt.de. 


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HALL OF FAME: 
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                              (redaktion at team pt autorenforum pt de) 

Ja, die Lage auf dem Buchmarkt ist schwierig, und manchmal glaubt man,  
man wird es nie schaffen, ein Buch zu veröffentlichen. Aber andere  
schaffen es ja auch! 

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.  
Wir würden uns freuen, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen  
lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald einmal  
vorstellen können. 

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen nach diesem Schema: 

....... 
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende  
oder das vergangene Jahr sein!), Genre. Zusätzlich könnt ihr in maxi- 
mal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) weitere Infos zu eurem Buch unterbrin- 
gen. 
....... 

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Ei- 
genverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie  
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. Schickt eure Texte  
unter dem Betreff "Hall of Fame" an mail- 
to:redaktion at team pt autorenforum pt de. Wir berücksichtigen ausschließlich  
Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden! 
++++++++++ 

Alessandra Bernardi: "Die Tochter des Dogen", Neuer Europa Verlag,  
2006, Historischer Roman. Lust auf Venedig? Geheimnisse?  
www.alessandra-bernardi.at  


+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ 
Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen  
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrenn- 
ter Mail kommt! 
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Einsendeformalien: 
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rück- 
sprache - erwünscht. Zurzeit können jedoch noch keine Honorare gezahlt  
werden. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor.  

Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: mail- 
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Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet  
werden. Die genauen Richtlinien findet ihr unter der Adresse  
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   Gabi Neumayer                redaktion at team pt autorenforum pt de 
   Stefan Schulz                     webmaster at autorenforum pt de 
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                    Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de 
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