News
Vorstellung
"tiergeschichten.de"
Autorenwissen
"Berufsbild RedakteurIn"
von Ursula Schmid-Spreer
Marketingideen
"Marketing für Autoren - Teil 2"
von Harald Schneider
"Leseridee"
Schreibkurs
"Wie entsteht eine Geschichte?"
von Sabine Bovenkerk-Müller
Buchbesprechung
"Zum Schreien komisch, zum Heulen schön"
besprochen von Gabi Neumayer
Interview mit Heike Wolf
Glosse
"Eignungstest für angehende Schriftsteller"
von Stephan Waldscheidt
Frag den Experten für Verlagswesen
(Björn Jagnow)
Frag die Expertin für Schreibhandwerk
(Ute Hacker)
Frag den Experten für Historischen Roman
(Titus Müller)
Hall of Fame
EDITORIAL: --------------------------------------------------------------------- Liebe Autorinnen und Autoren, auf euch ist Verlass! Nach meinem Aufruf im letzten Tempest habe ich eine ganze Menge Kurztipps fürs Editorial bekommen - danke dafür! Und lasst euch nicht abhalten, noch mehr zu schicken; zwölf Ausgaben wol- len jedes Jahr gefüllt werden :-). Jetzt direkt zum März-Tempest, weil er diesmal wieder bis zum Bersten voll ist mit nützlichen und auch amüsanten Beiträgen. In unserer seit langem brachliegenden Rubrik "Vorstellung" lernt ihr diesmal ein Web- Projekt kennen, das für AutorInnen einiges an Marketingmöglichkeiten bietet. Apropos Marketing: Harald Schneider zeigt im zweiten Teil sei- nes Marketing-Beitrags, wie man ein modulares Planungskonzept entwi- ckelt. Das Berufsbild "RedakteurIn" hat Ursula Schmid-Spreer recher- chiert, und sie präsentiert heute ihre Ergebnisse. Außerdem: eine neue zwerchfellerschütternde Glosse von Stefan Waldscheidt, ein Schreib- kurs, ein Interview mit Heike Wolf, jede Menge wertvoller Tipps von unseren ExpertInnen, Buchbesprechung, Schreib-Kick, neue Ausschreibun- gen und und und. Der Tipp des Monats März, diesmal von Rich Schwab: Langsam denken. Schnell schreiben. Langsam lesen. Schnell streichen. Laut lesen. Leise korrigieren. Ich schreibe dieses Editorial bei Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen. Hoffentlich bleibt das Wetter jetzt so, wünscht sich und euch optimistisch (oder heißt es: wirklichkeitsfremd?) Gabi Neumayer Chefredakteurin ~~~~~~~~~ Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf unser Konto: autorenforum.de SEB Mainz (früher: BfG) BLZ 550 101 11 Konto 14 24 18 99 00 Stichwort: "Beitrag 2004" Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberwei- sungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte genau so zusammenschreiben!) IBAN: DE69550101111424189900 BIC: ESSEDE5F550 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ISSN 1439-4669 Copyright 2004 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ INHALT DIESER AUSGABE: TEIL 1: Editorial Inserate Schreib-Kick News Vorstellung "tiergeschichten.de" Autorenwissen "Berufsbild RedakteurIn" von Ursula Schmid-Spreer Marketingideen "Marketing für Autoren - Teil 2" von Harald Schneider "Leseridee" Schreibkurs "Wie entsteht eine Geschichte?" von Sabine Bovenkerk-Müller Buchbesprechung "Zum Schreien komisch, zum Heulen schön" besprochen von Gabi Neumayer Interview mit Heike Wolf Glosse "Eignungstest für angehende Schriftsteller" von Stephan Waldscheidt Frag den Experten für Verlagswesen (Björn Jagnow) Frag die Expertin für Schreibhandwerk (Ute Hacker) Frag den Experten für Historischen Roman (Titus Müller) Hall of Fame Impressum TEIL 2 (nur für Abonnenten): Veranstaltungen Ausschreibungen Publikationsmöglichkeiten mit Honorar ohne Honorar Seminare Messekalender Impressum ~~~~~~~~~ Auf unserer Homepage gibt es mittlerweile einen praktischen Service für orientierungslose Tempest-LeserInnen: Inhaltsübersichten für ein- zelne Tempest-Jahrgänge, nach AutorInnen sortiert. Martin Eberhard Kamprad (http://www.ekamprad.de) hat freundlicherweise die aufwendige Arbeit übernommen, nach und nach die Verzeichnisse für alle bisherigen Jahrgänge zu erstellen. ===================================================================== Kleinanzeigen --------------------------------------------------------------------- (Die Redaktion behält sich vor, Anzeigen zu kürzen oder Anzeigen, die gegen Rechte Dritter, das Urheberrecht oder Jugendschutzbestimmungen verstoßen, abzulehnen.) Private Anzeigen kosten bis zu fünf Zeilen 1,60 Euro pro Zeile. Jede weitere Zeile kostet 1,10 Euro. Anzeigen von nicht kommerziellen Literatur-Organisationen etc. sind kostenlos (max. 5 Zeilen á 60 Zeichen). Anzeigen von kommerziellen Unternehmen des Literaturbetriebes kosten bis zu fünf Zeilen 2,60 Euro pro Zeile. Jede weitere Zeile kostet 1,60 Euro. Anzeigenschaltung unter mailto:werbung at team pt autorenforum pt de. Der Abdruck erfolgt nur gegen Vorkasse (Scheck / bar / Überweisung auf folgendes Konto): autorenforum.de SEB Mainz (früher: BfG) BLZ 550 101 11 Konto 14 24 18 99 00 Für Übermittlungsfehler haftet autorenforum.de nicht. Aus organisatorischen Gründen liegt der Anzeigenschluss für den Tem- pest am 12. jedes Monats. Später eingegangene Anzeigen können wir dann erst für die nächste Ausgabe berücksichtigen. ********************************************************************* INSERATE: --------------------------------------------------------------------- (mailto:werbung at team pt autorenforum pt de) Neu: Angeline Bauer: LIEBESROMANE SCHREIBEN im Autorenhaus Verlag: www.AUTORENHAUS.DE __________ www.souverain-art.de Portal für Kunst-Kultur-Literatur-Musik! __________ Vom Manuskript zum Buch: Sie suchen eine fachlich versierte Unterstüt- zung und Beratung in Bezug auf die Arbeit an und mit Ihrem Manuskript? Für das Lektorat Ihres Manuskriptes, die Erstellung eines ansprechen- den Exposees und/oder Anschreibens an einen Verlag, biete ich Ihnen meine kompetente Hilfe und Unterstützung an. Simone Verwied, Tel.: +49 (0) 21 95 / 68 88 97, mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. , Internet: http://www.libri-vitae.de ********************************************************************* SCHREIB-KICK: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de) Unser Schreib-Kick für den März, diesmal von Gitta Mikati: "Wie weit würdest du gehen?", Scherz Verlag, ist ein Buch, das Hunder- te von Fragen aus allen Lebensbereichen enthält, zum Beispiel: - Welches Unrecht begehst du selbst am liebsten? - Was ist die heftigste Begierde, die dich überfällt? - Wofür hast du einen schlechten Ruf? - Wie viel Geld müsste man dir zahlen, damit du bereit wärst, nie wie- der in deinem Leben mit jemandem zu schlafen? - Was ist der deutlichste Beweis für Freiheit in deinem Leben? - Was ist das Sinnloseste, was das Wertvollste, was du besitzt? Beantworte sie dir selbst, oder frag Bekannte, Freunde, Verwandte nach ihren Grenzen. Das birgt allerlei überraschenden und interessanten Stoff für Geschichten. ********************************************************************* NEWS: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de) E-Mail-Diskussionsrunde zum Autorenmarketing eröffnet Bjørn Jagnow, unser Experte für Verlagsfragen und Autor von "Marketing für Autoren", hat eine E-Mail-Diskussionsrunde eröffnet, die zum Aus- tausch dienen soll über Möglichkeiten, Tipps und Schwierigkeiten, die eigenen Texte zu veröffentlichen, Aufmerksamkeit zu erreichen und Ho- norare zu erzielen. Wie finde ich einen Verlag? Wie erreiche ich Le- ser? Wie funktionieren Selbstverlag und Publishing-on-Demand? Wer sich für die Diskussionsrunde interessiert, schickt eine E-Mail an mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. und setzt im Betreff "Grundin- fos" ein. Nähere Angaben zur Anmeldung folgen dann. ********************************************************************* VORSTELLUNG: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de) "Tiergeschichten.de" vorgestellt von Edith Nebel Das Team von http://www.tiergeschichten.de betreibt die Seite hobbymä- ßig und nicht kommerziell. Das heißt, es fließt kein Geld. Wir arbei- ten mit Hunderten von Freizeitautoren zusammen, und da der eine oder andere auch schon ein Buch herausgebracht hat, haben wir im Lauf der Zeit verschiedene Methoden der Buchwerbung entwickelt. Story mit angehängter Buchwerbung Wenn ein Autor ein Buch geschrieben hat, das in unser Themenraster passt (sprich: Tiergeschichten oder im weitesten Sinne "Menschenge- schichten" / Glossen / Satiren), stellen wir gern einen Auszug davon in der entsprechenden Rubrik online, bilden das Buch ab und nennen Be- zugsquelle und bibliographische Angaben. Wenn der Autor eine eigene Homepage hat, verlinken wir auch diese. Alles gratis, nur zur Freude der Leser und im Dienste der Kunst. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Buch in einem etablierten namhaften Verlag oder im Selbstverlag erschienen ist. Wir denken, damit erreicht der Autor eine Zielgruppe, die in zweifa- cher Hinsicht affin zu seinem Werk ist: Die Leute sind am Thema inte- ressiert, und sie sind auf unserer Homepage, weil sie gerne Geschich- ten lesen. Bei den Buchvorstellungen, die wir ans Ende einer Geschichte hängen, sind wir recht flexibel. Wenn uns der Autor eine Tier- oder Menschen- geschichte zur Verfügung stellt, weisen wir gern auch auf ein thema- tisch nicht verwandtes Buch hin. Denn es kann ja durchaus sein, dass unseren Lesern der Stil des Verfassers gefällt und er Interesse an ei- nem historischen Roman oder an - was weiß ich - Gartenbüchern aus sei- ner Feder hat. Die Rezensionsrubrik Es gibt noch eine zweite Möglichkeit der Werbung bei uns: Wir haben soeben eine Rubrik "Bücher" eingerichtet - für Besprechungen von Wer- ken, die abseits der etablierten Verlage auf den Markt gekommen sind. Die findet man, wenn man auf unsere Startseite http://www.tiergeschichten.de geht und in der Navigationsleiste links, so ziemlich in der Mitte der Liste, das Stichwort "Bücher" anklickt. Bücher, die in die Kategorie "Tiergeschichten" oder auch "Menschenge- schichten" passen, stelle ich dort vor. Die Autoren bekommen den Text vorab zu lesen und können Änderungswünsche, Korrekturen und Ergänzun- gen einreichen, die auch berücksichtigt werden. Sie haben also volle Kontrolle über das, was über ihr Buch geschrieben wird. Handelt es sich um Tierthemen, gehen die Rezensionen auch an die Re- dakteure der Magazine EIN HERZ FÜR TIERE, GELIEBTE KATZE und / oder PARTNER HUND. Dort kennt man mich seit 15 Jahren und weiß, dass ich nur Qualität empfehle. - Garantieren kann ich freilich nichts, aber es besteht zumindest eine kleine Chance auf ein Presseecho. Wer Interesse hat, kann uns ja mal auf unserer Seite besuchen und ggf. Kontakt mit uns aufnehmen. Noch eine kleine Anmerkung am Rande: Manche "unserer" Autoren haben auch gute Erfahrungen mit dem gemacht, was wir "virales Marketing" nennen: Man diskutiert in themenaffinen Foren mit, spricht bei pas- sender Gelegenheit über sein Buch und führt einen Link zur Bestell-URL in der Signatur mit. Wie dezent oder wie dynamisch man da vorgeht, das muss man austesten. Die aggressive Variante bringt kurzfristig guten Erfolg, aber man macht sich in den Foren schnell unbeliebt. Führt man sich eher subtil ein, ist man der Diskussionsteilnehmer, der ein Buch geschrieben hat. Das bringt langfristig mehr. Ach ja: Im Hauptberuf bin ich Werbetexterin. Ich verkaufe seit bald zwanzig Jahren in der Hauptsache ... Bücher. ********************************************************************* AUTORENWISSEN: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de) "Berufsbild Redakteur/in" von Ursula Schmid-Spreer Es ist nicht einfach, diesen Beruf zu beschreiben, da Redakteure in fast allen Medienbereichen zu finden sind. Die genaue Berufsbezeich- nung und die Aufgaben variieren. Redakteure sollten aber generell die- se Anforderungen erfüllen: Belastbarkeit, schnelle Auffassungsgabe, Teamfähigkeit, Ideenreichtum, Objektivität, Kritikfähigkeit, kriti- sches Denken, die Fähigkeit, Sachverhalte rasch zu analysieren und verständlich zu vermitteln, sattelfest im Umgang mit Sprache und Rechtschreibung, umfassende Allgemeinbildung, Sprachkenntnisse, audio- visuelles Einfühlungsvermögen. Grundlagen Medium Fernsehen, Hörfunk, Zeitung/Zeitschrift; auch in Agenturen, Presseab- teilungen und Produktionsfirmen arbeiten Redakteure, die entweder selbst produzieren oder Material und Informationen zur Bearbeitung liefern. Position Chef-Redakteur, Planungs-Redakteur, Chef vom Dienst, Ressortleiter, Text-Redakteur, Schluss-Redakteur Arbeitsbereiche Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur bzw. Feuilleton, Nachrich- ten, Sport, Umwelt, Lokales, Reise, Unterhaltung, Spielfilm, Hörspiel, Musik, Mode, Wetter etc. Organisationsstruktur Bild-Redakteur, Umbruch-Redakteur, Ablauf-Redakteur, Redakteur in der Pressestelle, Online-/Offline-Redakteur, Technischer Redakteur, Ver- lagsredakteur, Videotext-Redakteur, Werksredakteur, Zuschauer- Redakteur Hier kann deshalb nur ein erster Eindruck vermittelt werden, was man sich allgemein unter einem Redakteur (vorwiegend im Fernsehbereich) vorstellen kann. Der Begriff Redakteur bezeichnet einen "Journalisten, der seinen fes- ten Arbeitsplatz in einer Stammredaktion hat und meinungsbildend ar- beitet." (Kleines Journalisten-Lexikon) Eine Redaktion besteht aus fest angestellten und freien Journalisten. Auch Reporter und Korres- pondenten, die sich im Außendienst befinden, zählen dazu. Bei den pri- vaten Sendeanstalten gibt es zudem "freie" Redakteure, die aber die gleiche Tätigkeit wie Feste ausüben. Ein Mitarbeiterstab von Redakti- onsassistenten, Sekretärinnen, Volontären und Praktikanten unterstützt die Journalisten bei ihrer Arbeit. Tätigkeiten In so genannten Redaktionskonferenzen treffen sich regelmäßig die Mit- arbeiter einer Redaktion. Hier werden Themen diskutiert und Manöver- kritik geübt. Der Redakteur sammelt, filtert und bringt eigene Ideen ein. Er bestimmt Mitarbeiter, verteilt Aufgaben und hat das letzte Wort, wenn es darum geht, wie das Blatt bzw. die einzelne Seite oder die Sendung gestaltet wird. Form und Inhalt liegen in den Händen des Redakteurs, der sich wiederum an die Richtlinien des Senders oder Her- ausgebers halten muss. Kurz: Der Redakteur realisiert ein Thema von der Idee bis zur mediengerechten Umsetzung in Hörfunk-, Fernseh- Sendung, Zeitung/Zeitschrift, Agenturmeldung, Pressemitteilung etc. Dafür müssen Informationen und Datenmaterial gesammelt, recherchiert, ausgewählt, bearbeitet und präsentiert werden. Beim Redakteur laufen alle Fäden journalistischer Arbeit zusammen. Film und Unterhaltung ..................... Hier (Talkshows, Serien, Soaps, Gameshows etc.) wählt er geeignete Stoffe aus, überarbeitet sie gemeinsam mit den Autoren und betreut die Sendung redaktionell bis zur Ausstrahlung. Auch an der Auswahl von Mitarbeitern und Gästen, Ausstattung und Produktionsort ist er betei- ligt. Hörfunk- und Fernseh-Magazine ............................. Dort (z. B. Titel Thesen Temperamente, Monitor, Explosiv, Spiegel-TV) ist der Redakteur für die inhaltliche (Themenauswahl) und organisato- rische Vorbereitung (Erstellen eines Sende-Ablaufplans mit Themen, Au- toren, Länge und Reihenfolge von Beiträgen, Interviews, Moderationen) und für die Durchführung einer Sendung verantwortlich. Im Idealfall kalkuliert er auch die Kosten. Durch diese umfangreiche Tätigkeit wird er häufig so sehr in Anspruch genommen, dass er selbst keine Beiträge mehr recherchieren und realisieren kann. Private Sender .............. Die Redakteure der privaten Sender dagegen arbeiten oft noch selbst als Reporter vor Ort. In einigen Fällen schreibt der Redakteur Texte für Ansagen, Moderationen, Kommentare und Wortmeldungen und präsen- tiert sie im Hörfunk (teilweise Selbstfahrerstudios, d. h. Mischpult, Bandmaschinen und Zusatzgeräte müssen vom Redakteur selbst bedient werden) oder auf dem Bildschirm. Printbereich ............ Auch hier recherchieren und schreiben viele Redakteure ihre Artikel noch selbst. Zusätzliche Texte liefern Agenturen, Korrespondenten und freie Mitarbeiter. Der verantwortliche Redakteur redigiert das Materi- al (kritisch gegenlesen, berichtigen, ergänzen oder kürzen) und über- legt sich passende Überschriften. Zur Dokumentation wählt er Fotos, Grafiken und Cartoons aus. Auch das Layout (Gestaltung eines Blattes nach textlichen und optischen Kriterien) erfolgt heute schon bei vie- len Zeitungen und Zeitschriften in der Redaktion per Computer, was für den Redakteur eine zusätzliche technische Herausforderung darstellt. Schreiben und Produzieren gehen oftmals nahtlos ineinander über. Das Arbeitsumfeld Der Redakteur arbeitet eng zusammen mit: anderen Redakteuren, Assis- tenten, Autoren, Reportern, Moderatoren, künstlerischem und techni- schem Personal wie Regisseuren, Kameraleuten, Tonbearbeitern, Cuttern, Produktions- und Aufnahmeleitern, Außenredaktionen, freien Mitarbei- tern und Firmen, die Informationen sowie Text- und Bildmaterial be- schaffen. Produktionsfirmen erstellen in Zusammenarbeit mit Redakteuren oft gan- ze Sendungen in Eigenregie, die dann in Sendeanstalten ausgestrahlt werden. Zeitungsredakteure arbeiten außerdem noch eng zusammen mit Zeichnern, Grafikern, Karikaturisten, Layoutern, Text- und Bildarchi- ven und Anzeigenabteilungen. Berufswege - Abitur wird als Voraussetzung für eine Volontärsausbildung von den meisten Unternehmen verlangt. - Hochschulabschluss (auch Spezialwissen ist gefragt, z. B. Medizin, Jura, Biologie) - Studium der Publizistik, Kommunikationswissenschaften, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften - Journalistenschule oder gleichwertige fachliche Ausbildung (z. B. Deutsche Journalistenschule, München; Henri-Nannen-Schule, Hamburg und Berlin; Journalistenschule Axel Springer, Hamburg und Berlin; Burda Journalistenschule, München); die Aufnahmebedingungen und Ausbildungs- wege variieren. - Volontariat bei einem Sender, einer Zeitung etc. - mehrjährige freie Mitarbeit in einer Redaktion Lokalredaktionen sind oft ein gutes Sprungbrett für angehende Redak- teure. Hier können sie experimentieren, Einblicke in die Arbeitsrouti- ne bekommen und Kontakte knüpfen. Lektüretipps - Arnold, Bernd-Peter: ABC des Hörfunks, UVK, 1999 - Blaes, Ruth / Heussen, Gregor A.: ABC des Fernsehens, UVK, 1997 - Pürer, Heinz: Praktischer Journalismus in Zeitung, Radio und Fernse- hen, UVK, erscheint wieder im Juni 2004 - Schneider, Wolf/Raue, Paul-Josef: Handbuch des Journalismus, rororo, 1996 - Schult, Gerhard / Buchholz, Axel: Fernseh-Journalismus. Ein Handbuch für Ausbildung und Praxis, List, 2000 - Schulze, Volker: Die Zeitung, Hahner Verlag, 2001 - von La Roche, Walther: Einführung in den praktischen Journalismus, List, neueste Auflage 2003 Fachverbände, Gewerkschaften - IG Medien, Industriegewerkschaft Medien - Bundesfachgruppe Journa- lismus, Friedrichstraße 15, 70174 Stuttgart - DJV - Deutscher Journalisten Verband e. V., Bennauerstraße 60, 53115 Bonn - ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft e. V., Bundesvorstand, Potsdamer Platz 10, 10785 Berlin, mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. , http://www.verdi.de, Hotline: Montag bis Freitag 7 - 21 Uhr, Telefon: (0 18 02) 22 22 77, 6 Cent, Restgebühr übernimmt ver.di (Quellen: Berufsblätter Arbeitsamt, Internetrecherche, Befragung von Redakteuren, Buch von La Roche) Interview mit Frank Lipphard vom Sender RTL Franken Life TV Ursula Schmid-Spreer: RTL Franken Life und Franken TV sind zusammenge- gangen. Wann und warum? Frank Lipphard: Das war im Jahre 2002. Ich nehme an aus wirtschaftli- chen Gründen, da beide kleine lokale Sender waren. USS: Sie arbeiten als Redakteur für das Fernsehen. Wie sind Sie zu dieser Stelle gekommen? FL: Über einen Zufall. Ich bin von Haus aus gelernter Werkzeugmacher. Ein Bekannter fragte mich, ob ich das den Rest meines Lebens machen möchte. Und da begann ich nachzudenken. Jung, frei und ledig, wie ich war, bin ich als Animateur nach Mallorca gegangen. Die Insel hat mich schon immer gereizt. Dort habe ich viel gelernt, nicht nur meine Schlagfertigkeit auszuprobieren. Und wie es im Leben so kommt, lernte ich eine Nürnbergerin kennen. So bin ich nach zwei Jahren Mallorca in die Frankenmetropole gezogen. Auf einer Medienausstellung wurden Mode- rationsspielchen gemacht. Das hat mir gefallen, deshalb habe ich mich bei diesem Sender beworben und ich wurde angenommen. Ich habe erst ein Praktikum absolviert, dann ein Volontariat, und dann wurde ich Re- dakteur. USS: Wo erfährt man von Stellen im Fernsehen, die werden ja sicher nicht in der Tageszeitung ausgeschrieben? FL: Ab und zu schon. Meistens stehen Anzeigen in der Branchenzeitung. Übers Internet kann man fündig werden oder über einen Journalistenver- band. USS: RTL Franken Life TV, wie hängt das mit dem großen Sender RTL zu- sammen? FL: Gar nicht! RTL gibt uns eine halbe Stunde Sendezeit, und wir pro- duzieren regionale Nachrichten. Wir haben außer dem Namen, wir dür- fen die Buchstaben benutzen nichts miteinander zu tun. Von 18 bis 18:30 Uhr senden wir auf der Frequenz von RTL regional Nachrichten und Beiträge. USS: Wird der Sender gesponsert bzw. wie finanziert sich der Sender? FL: Hauptsächlich über die Werbung. Die Bayerische Landeszentrale für neue Medien gibt manchmal für gewisse Projekte einen Zuschuss, oder wir bekommen von Bildung und Wissen eine Finanzspritze. USS: Kultur- oder Kabelgroschen. Was ist das? FL: Da werden Projekte von regionalen Sendern gefördert und finanziell unterstützt. USS: Seit wann sendet RTL Franken Life TV? FL: Seit 1996. USS: Müssen Sie Einschaltquoten erreichen? FL: Zum Glück nicht! Wir bemühen uns, gutes Fernsehen mit informativen Nachrichten und lokalem Tagesgeschehen zu machen. USS: Wie weit reicht der Sendebereich? FL: Wir decken den mittelfränkischen Raum ab, das sind zum Beispiel Erlangen, Ansbach, Weißenburg, Gunzenhausen, Forchheim, um nur einige Städte zu nennen. USS: Wer hat Franken Life ins Leben gerufen? FL: Günter Oschmann vom Müller-Verlag. Er verlegt überwiegend Reisebe- richte und das Telefonbuch. Es gibt noch mehrere Teilhaber. USS: Gibt es eine Hierarchie? FL: Programmchef, Chefredakteur, Redakteur, dann natürlich die Verwal- tung und die Maske. USS: Schildern Sie Ihren Arbeitsalltag; wann beginnen Sie? FL: Etwa um 10:30 Uhr beginnt die Redaktionsbesprechung. Wir verschaf- fen uns einen Morgenüberblick. Was steht in der Zeitung, was kam über den Ticker bzw. das Fax rein, was ist in der Welt und in der Region passiert? Wir besprechen aktuelle Themen, und die entsprechenden Ar- beiten werden verteilt. Wir Redakteure bekommen unseren Dreh zugeteilt und gehen mit dem Kameramann los. Ich versuche Interviews von Betei- ligten zu bekommen. Dann geht es ins Studio, und das Material wird ge- sichtet. Da wir ein kleiner Sender sind, mache ich alles. Vom Sichten zum Schneiden, Vertonen und dem Text. Das heißt, ich schreibe meine Texte selber. Wenn ich mal nicht weiter komme, kann ich immer noch ei- nen O-Ton (Originalton) der Interviewten einfließen lassen. Dann habe ich Gästebetreuung während der Sendung, und anschließend gibt es eine Sendebesprechung. Gegen 19 bis 20:00 Uhr bin ich dann fertig. USS: Wie kommen Sie an interessante Beiträge bzw. Aufträge? FL: Da sind wir natürlich auf das Publikum angewiesen. Wenn wir nicht wissen, wo etwas stattfindet, können wir auch nicht hinkommen. Dann sichten wir natürlich noch die Nachrichten der örtlichen Zeitung. USS: Sie schreiben Ihre Beiträge selber, sagten Sie? FL: Das stimmt, und das macht mir großen Spaß. So ist man von Anfang bis Ende dabei und auch selbst dafür verantwortlich. Ich kann meine Kreativität ausleben. Ich fungiere auch als Sprecher, so hört der Zu- schauer den Text, den ich selber geschrieben habe. Bei einem kleinen Sender ist dies möglich, deshalb arbeite ich hier auch so gerne. Bei einem großen Sender hat jeder seinen Teilbereich. USS: Sind Sie fest angestellt oder freiberuflich? FL: Ich bin fest angestellt. USS: Haben Sie Ihr Handwerk gelernt? FL: So kann man das nicht sagen. Entweder hat man ein Gefühl und Krea- tivität oder nicht. Die Grundbegriffe kann man lernen, alles weitere hat man oder eben nicht. USS: Sie kommen doch sicher mit bekannten Persönlichkeiten zusammen. Haben Sie Berührungsängste? FL: Nein, wirklich nicht! Denn jeder leistet seinen Beitrag im Leben. Nur ein Beispiel: Ein Müllmann kann ohne einen Millionär leben, aber umgekehrt wird der Millionär ein Problem haben, wenn sein Müll nicht weggeräumt wird. Bekannte Leute kochen auch nur mit Wasser. Was glau- ben Sie, was ich da schon alles erlebt habe! Vor den Kulissen ein tol- ler Macher und hinter den Kulissen ein Ekelpaket. Nach außen hin wird der edle Spender gezeigt, und dahinter wird das gespendete Geld wieder aus dem Topf geholt. Nee, Berührungsängste habe ich bei den "so ge- nannten Großen des Showbiz" nicht mehr. USS: Standen Sie auch schon einmal vor der Kamera? FL: Ja, ich habe über 1.300 Quiz-Sendungen moderiert. Das war von 1996 bis 2002. Bei der Übernahme von RTL Franken Life TV gabs leider Prob- leme ,und die Sendung wurde eingestellt. USS: Haben Sie sich schon mal überlegt, zum Hörfunk oder zur Zeitung zu gehen? FL: Zeitung reizt mich nicht. Die Perspektiven beim Radio sind auch nicht besser als beim Fernsehen. USS: Gibt es bei einem so kleinen Sender Aufstiegsmöglichkeiten? FL: Ja, ich könnte Chefredakteur werden oder Programmchef. Aber ich sage mir immer: Man ist schneller wieder unten, als man oben ist. Des- halb bewege ich mich zufrieden in der Mitte. USS: Haben Sie ein bestimmtes Ressort, für das Sie tätig sind? FL: Nein, alles, was kommt. USS: Würden Sie etwas nicht tun wollen? FL: Ja, Kriegsberichtserstattung und Perversitäten. USS: Greift RTL Franken Life TV alles auf, was von lokalem Interesse ist? FL: Das entscheidet der Chefredakteur, natürlich fällt auch etwas durch das Raster. Fünfmal in der Woche brauchen wir keine Feier vom Kleintierzüchterverein zu zeigen. USS: Sie gehen auf einen Außendreh; wer ist da alles dabei, wie läuft das ab? FL: Der Kameramann und ein -assistent sind dabei. Ich mache mir vorher Gedanken, was ich fragen will, und arbeite diese Fragen auch aus. Was ich dann sende und was ich interessant finde, entscheide ich, dafür muss ich dann auch gerade stehen. USS: Was ist ein Sendeablaufplan? FL: Ein minutiös aufgezeigter Plan, wie die Sendung abzulaufen hat. Jede Anmoderation des Nachrichtensprechers steht drauf, wie der Bei- trag heißt, dann wieder eine Anmoderation, Werbung. Die Stunde Sende- zeit ist genau durchgeplant. USS: Müssen Sie auch Kosten kalkulieren? FL: Zum Glück nicht, das macht jemand anders! USS: Sind Sie ein Mädchen für alles? FL: Ja! (schmunzelt) Ich mache alles, wir arbeiten natürlich im Team, kommen gut miteinander aus, so schneide ich auch die Filme und verto- ne. Bei großen Sendern gibt es eigene Cutter und Tonmeister. USS: Hätten Sie nicht mal Lust, in einer Seifenoper mitzuspielen? FL: Klar doch! Da darf ich mich dann als schauspielerischer Dilettant gleich "Star" nennen. Ich finde diese Seifenopern ziemlich einfältig, allerdings sind manche ganz unterhaltsam, wenn man nicht viel darüber nachdenken will. USS: Würden Sie gerne mal selbst hinter der Kamera agieren? FL: Dazu braucht man eine eigene Ausbildung zum Kameramann. Interesse hätte ich schon. Man sieht die Bilder von der anderen Seite. Mal sehen ... USS: Geben Sie über den Sender auch Pressemitteilungen heraus? FL: Wir geben unsere Kommentare und Berichte an die Nürnberger Nach- richten weiter. USS: Arbeiten Sie mit Autoren zusammen? FL: Nein, ich schreibe ja selber, bin daher auch ein Autor. USS: Betrachten Sie den kleinen Sender als ein Sprungbrett für einen großen? FL: Ich fühle mich hier sehr wohl. Und ein Sprungbrett ist ein kleiner Sender sicher nicht mehr. USS: Kann man sich weiterbilden? FL: Durch spezielle Rhetorikseminare, denn Sprecherziehung finde ich sehr wichtig, schließlich muss ich meine Texte akzentuiert vortragen können. Auch im Bereich der Schneidetechnik kann man sich weiterbil- den. USS: Haben Sie noch einen Tipp für Autoren? FL: Ich finde, man muss das aufschreiben, was man denkt und was den Durchschnittsmenschen interessieren könnte. Zuerst schreibe ich für mich, weil es mir wichtig ist, und dabei möchte die Frage nicht ver- gessen, was mich persönlich interessiert, interessiert auch oft Otto- Normalverbraucher. USS: Vielen Dank für das Gespräch! **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Ursula Schmid-Spreer ist Lehrerin für Gesundheitsberufe (Zahnmedizin). Als Ausgleich für den nicht immer ganz leichten Job schreibt sie gerne - Briefe, Tagebuch und kleine Storys für ihre Tochter. Im Geestverlag sind in einer Anthologie zwei Geschichten zum Thema Hoffnung von ihr erschienen. Das Märchenbuch "Florian Floh" wurde im Thomas-Rüger- Verlag veröffentlicht. ********************************************************************* MARKETINGIDEEN: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de) [Achtung: Unter der URL http://www.autorenforum.de/additional/Planungskonzept.htm gibt es zu diesem Beitrag zur Veranschaulichung einige Grafiken und Tabellen, wie sie in diesem Artikel besprochen werden. - die Red.] In dieser Folge werden wir uns mit dem Aufbau und den Möglichkeiten eines modularen Planungskonzeptes für das Buchmarketing beschäftigen. Idealerweise beginnt man als Autor mit der Entwicklung dieser Eigen- initiative sehr früh, also auf keinen Fall erst mit Erscheinen des Werkes. Auch reicht es nicht, sich nur mal so nebenbei Gedanken über die Zielgruppe und die persönliche Einsatzmöglichkeiten zu machen - ohne Planung versanden alle Pläne. Nehmen wir als Beispiel die Autorenhomepage. Heutzutage ein Muss für jeden (angehenden) Autor. (Das Thema Homepage werden wir übrigens in der nächsten Folge behandeln. Dort werden Sie ein paar Tipps kennen lernen, die die meisten von Ihnen wahrscheinlich bisher bei Ihrer Ho- mepage noch nicht berücksichtigt haben.) Gerade dieses Instrument bie- tet ungeahnte Möglichkeiten. Doch die Autorenseite muss bei Erscheinen des Buches zumindest in weiten Teilen fertig sein. Was noch wichtiger ist: Die Seite sollte auch in den gängigen Suchmaschinen gefunden wer- den. Bis dies alles zur Zufriedenheit funktioniert, können mehrere Mo- nate vergehen. "Marketing für Autoren - Teil 2" von Harald Schneider Aufbau eines modularen Planungskonzeptes Für den Aufbau eines Planungskonzeptes empfiehlt es sich, eine Soft- ware zu verwenden, zum Beispiel Excel. Aber auch Karteikartenfans kön- nen ihr Konzept realisieren - in Verbindung mit einem großen Plakat (z. B. die Rückseite eines DIN-A0-Wandkalenders). Die Methode bleibt dieselbe. Zunächst geht es um die Definition der Zielgruppe, danach schließt sich die Phase der Sammlung von Marketingideen an, im dritten Schritt geht es schließlich um die Bewertung. Doch von Anfang an: Zielgruppe Das hört sich für einen Autor zunächst trivial an. Klar, ein Kinder- buch ist für Kinder. Vielleicht lässt sich noch das Alter einschrän- ken. Das wars dann aber auch ... Falsch. Zielgruppe sind nur Kinder, die gerne diese Art von Lektüre lesen. Kinderkrimis werden also meist nur von Kindern gelesen, die gerne Kinderkrimis lesen. Wieder eine anscheinend triviale Feststel- lung. Ist es aber nicht. Sondern eine wichtige Eingrenzung der Ziel- gruppe, um Streuungsverluste zu vermeiden. Das wird später noch wich- tig, nicht nur im Internet. Zur Zielgruppe von Kinderbüchern gehören übrigens in nicht geringem Umfang auch Erwachsene. Ich meine jetzt nicht die Harry-Potter-Serie, da kann man sowieso geteilter Meinung über die tatsächliche Zielgruppe sein, sondern spreche von den Erwachsenen, die Bücher für Kinder kau- fen, z. B. zum Geburtstag oder zu Weihnachten. Kinderbuchklassiker werden fast ausschließlich von Erwachsenen gekauft! Welches Kind würde heutzutage noch den Struwwelpeter mit seinen überaus sadistischen Ge- schichten kaufen? Bücher von Enid Blyton werden von Menschen gekauft, die diese schon vor dreißig Jahren gelesen haben (ich schließe mich da nicht aus, auch ich lese meinen Kindern die "5 Freunde" vor). - Kin- derbücher müssen also auch Erwachsenen gefallen, damit sie gekauft werden. Dieses Gedankenspiel kann für jedes Buch gemacht werden, egal ob Bel- letristik oder Sachbuch. Je genauer, desto besser. Marketingideen Jetzt geht es an das Sammeln von Ideen. Das kann durchaus in Form ei- nes Brainstormings geschehen, auch zusammen mit Freunden. Oder in Form einer intensiven Recherche im Internet. Oder man kauft sich ein Buch über Autorenmarketing. Oder man wartet die weiteren Folgen dieser Se- rie ab. Wichtig ist, die einzelnen Ideen immer im Kontext mit der im ersten Schritt festgelegten Zielgruppe zu sehen. Z. B. Lesungen. Für einen Kinderkrimi würden sich Lesungen in Schulen anbieten (welche Klassenstufen?), in Jugendbibliotheken, Buchhandlun- gen (nur die, die auch Kinderbuchlesungen machen), Jugendfreizeitstät- ten, Schreib- und Lesefördervereinen für Schüler usw. Und schon hätte man in unserem Beispiel die Erwachsenen als Käufer vergessen ... Zu einer Kinderbuchlesung wird man aber höchstens die Eltern der teilneh- menden Kindern bewegen können. Den Zugang zu Eltern oder Großeltern muss man auf anderem Weg finden. Sie sehen, dabei kann man ganz schön ins Grübeln geraten. Mal eben auf die Schnelle klappt das nicht. Möglichkeiten gibt es zwar zuhauf (ge- rade im Internet findet sich da einiges), passen muss es deshalb aber noch lange nicht. Erst in Verbindung mit der Zielgruppe wird eine Idee zum Knaller. Und dass es schwierig sein kann, die passende Zielgruppe überhaupt erst einmal zu benennen, dürfte jetzt auch klar sein. Eine Ideensammlung muss nicht gleich vollständig sein. Später aufkom- mende Ideen können jederzeit noch aufgenommen werden. Das ist sogar recht leicht, da man in seiner Planungsübersicht leicht Lücken erken- nen kann, die es noch zu schließen gilt. Mehr dazu später. Angenommen, Sie haben inzwischen eine gewisse Menge an zielgruppenge- nauen Ideen. Für jede Idee legen Sie jetzt eine Karteikarte an, oder Sie tragen sie in Excel in einer Spalte ein. Danach wird das Ganze be- wertet: Bewertung Zur Bewertung werden jeder Idee mehrere Spalten hinzugefügt: Spalte 1: Idee (z. B. Lesung in der Jugendbibliothek) Spalte 2: Wann (z. B. zwei Monate nach Erscheinen) Spalte 3: Vorbereitungsbeginn (z. B. nach Erscheinen) Spalte 4: Aufwand (in Stunden) Spalte 5: Zielgruppe (z. B. Nutzer der Jugendbibliothek) Spalte 6: Menge der angesprochenen Personen (z. B. 30) Spalte 7: Wirkungsdauer (z. B. zwei Wochen) Spalte 8: Kosten (z. B. "null, aber ein halber Tag Urlaub") Spalte 9: Zielgenauigkeit in Schulnoten (siehe weiter unten) Excel hat hier einen weiteren Vorteil gegenüber dem Karteikasten: Zu jedem Feld kann ein Kommentar hinzugefügt werden, der beim Darü- berstreichen mit der Maus sichtbar wird. Bei obigem Beispiel könnten unter Spalte 3 beispielsweise die Telefonnummer und der Ansprechpart- ner der Bibliothek stehen, unter Spalte 7 "2 Wochen wegen Verteilung Infozettel und erhoffter Pressebericht". Auf diese Art erhält man gleich ein Infoboard mit wichtigen Dingen, die einem zwischendurch im- mer mal einfallen können. - Zur Zielgenauigkeit in Spalte 9 würde ich dafür beispielsweise eine "1" vergeben, für die Verteilung von Werbe- zettel in der Fußgängerzone hingegen eine "5". Das obiges Schema soll übrigens nicht als absolut verbindlich verstan- den werden - es soll nur als Anregung dienen. Dem einen sind viel- leicht die Kosten gerade mal egal (Hauptsache, ich werde berühmt), dem anderen fallen weitere wichtige Dinge ein, die man berücksichtigen könnte. Für weitere Ideen bin ich selbst auch dankbar (gerne per Mail). Vielleicht findet sich ja auch jemand, der so eine Vorlage in einer kleinen MS-Project-Variante umsetzen kann für die Allgemeinheit? Mit der Sammlung und Bewertung der Ideen allein ist es aber noch nicht getan. Ausführung Das ganze Schema muss jetzt noch zwecks Übersicht grafisch dargestellt werden. Ich muss zugeben, dass auch ich mangels Computergrafikerfah- rung das Ganze auf einem DIN-A0-Plakat umgesetzt habe. Für jede Idee habe ich eine andere Farbe genommen (bei mehreren Arten von Lesungen tuts auch dieselbe Farbe). Auf der horizontale X-Achse habe ich die Zeit aufgetragen (die schon weit vor dem Erscheinen des Buches beginnt und ca. drei Jahre andau- ert). Das ist wichtig für die Spalten 2 und 7. Auf der vertikalen Y-Achse wird es schwieriger. Für die Spalten 4, 8 und 6 / 9 gibt es jeweils einen eigenen Maßstab. Der Aufwand und die Kosten sind hier noch einigermaßen abbildbar. Schwieriger wird es mit der Personenmenge und der Zielgenauigkeit. Hier muss jeder für sich ausprobieren, was am besten funktioniert. Bei mir hat sich eine loga- rithmische Skala bewährt. Vom Nullpunkt ausgehend, habe ich nach einem Drittel der Höhe 30 stehen, nach zwei Dritteln 300 und ganz oben 3.000. Mit dieser Skala kann ich Lesungen abbilden, die Zugriffszahlen meiner Homepage, Plakate in den Schulen und das meiste andere auch. Auf exak- te Genauigkeit kommt es hier nicht an. Die Fläche (Höhe) unter der Personenmenge ist dann die Menge der potentiellen Käufer, die man durch die entsprechende Aktion erreicht. Durch die Zielgenauigkeit wird diese Fläche (Höhe) mehr oder weniger verringert. Bei Note 1 ist sie identisch, bei Note 5 beträgt sie vielleicht nur noch 20 %. (Für Mathematiker: Die Fläche zu berechnen ist, mathematisch gesehen, na- türlich falsch. Man kann nicht jeden Tag die Menge der Personen erneut addieren. Das ist aber auch nicht Sinn der Sache.) Wichtig ist es, anhand des Planes Schwachstellen zu erkennen - dass z. B. alle geplanten Aktionen nach vier Wochen verpufft sind. Dann hat Ihr Buch nur noch eine Chance bei Spontankäufern und auch nur dann, wenn Sie das Glück haben, dass Ihr Buch im Handel präsent ist. Es muss gelingen, langfristig und permanent eine bestimmte Menge der Zielgrup- pe aktiviert zu haben. Klar: Je mehr, desto besser. Aber auch die Dau- er ist nicht zu vernachlässigen. Ein Artikel in der Zeitung bringt ei- ne hohe Ansprache, eine sehr niedrige Zielgruppengenauigkeit und eine verdammt kurze Dauer. Nur Ihre Bekannten werden sich nach einer Woche noch an den Artikel erinnern. Mit dieser Erkenntnis versehen, wissen Sie jetzt, dass es gar nicht so einfach ist, ein Buch in Eigenverantwortung erfolgreich zu vermarkten. "Dann setz ich halt auf meine Homepage und verkaufe dort meine Bü- cher!", mag man jetzt denken. Aber das wird von den meisten ziemlich überschätzt, wie wir im nächsten Teil dieses Artikels sehen werden. Ohne Frage, eine Homepage ist wichtig, die Zugriffszahlen sind jedoch im Regelfall ernüchternd, zumindest die der Zielgruppe. Aber keine Bange, eine Homepage hat noch andere wichtige Aufgaben. Das nächste Mal mehr dazu! - In den kommenden Folgen werden wir außerdem viele an- dere Ideen unter die Lupe nehmen und anhand von Beispielen bewerten. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Harald Schneider, Jahrgang 62, arbeitet als Betriebswirt in einem Me- dienkonzern und beschäftigt sich mit Strategieplanung im Verlagswesen. Nebenberuflich entstanden mehrere Kinderbuchprojekte (Kinderratekri- mis/Detektivgeschichten). Vor wenigen Wochen ist im Verlag K&C Buchoa- se das Werk "Die wilden Vier und die geheimnisvolle Botschaft" er- schienen. Kontakt unter: http://www.Harald-Schneider.gmxhome.de. ********************************************************************* MARKETINGIDEEN: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de) Schön, dass wir nach langer Zeit mal wieder eine kleine Marketingidee einer Leserin bekommen haben. Hier ist sie: ++++++++++++ Teresa Junek ++++++++++++ Stellen Sie eine Art Kalender zusammen, in dem alles aufgeführt wird, was sich lokal anbietet an Literatur- und Schreibgruppen, Stammti- schen, festen Lesungen, literarische Cafés, Buchhandlungen, die örtli- chen Schriftstellern die Möglichkeit zum Lesen geben, Schreibfreudi- gen, Schriftstellern (mit E-Mail-Adressen) und sonstigen literarischen Einrichtungen (BZ, CPH, andere Institutionen, die Schreibkurse machen, usw.). Es gibt Anzeigenblätter, wo man das kostenlos veröffentlichen kann, o- der man stellt Flyer her und legt sie aus oder stellt sie ins Netz. Manchmal ergibt sich dadurch ein Austausch mit einer anderen Stadt - oder man lädt sich gegenseitig zu Lesungen ein. ********************************************************************* SCHREIBKURS: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de) "Wie entsteht eine Geschichte?" von Sabine Bovenkerk-Müller Es beginnt mit einem weißen Blatt Papier und einer großen Portion Neu- gier. Dann stellt man Fragen über Erlebtes, Gesehenes, Gehörtes, Gele- senes. Auf diese Weise kann man oft aus Kleinigkeiten eine Liebesge- schichte oder sogar den alltäglichen Horror zaubern. Gestern überholte mich zum Beispiel ein Kombi mit einer Anhängerkupp- lung. Darauf hatte der Fahrer den Kopf einer blonden Puppe gestülpt. Ich stelle mir einen Mann zwischen dreißig und vierzig vor. Jetzt rast er nach Hause und ist genervt. Genervt vom Chef, den Überstunden, den hohen Benzinkosten, dem Stau, alles zusammengepfercht in einem Klumpen Wut, der im Magen Krämpfe verursacht. In der teuren Wohnung ist etwas kaputt gegangen. Die Nachbarin beschwert sich über den Krach der Kin- der, und alle Zimmer sind ein einziges Chaos. Die Wut will raus! Aber wohin damit? Ein falsches Wort, ein trotziger Blick katapultieren den Klumpen Wut aus dem Magen in den Mund. Zur Strafe wird die Lieblingspuppe wegge- nommen. Das Kind schreit, krallt sich an der Puppe fest. Der Vater zerrt auf der anderen Seite. Seine Kraft enthauptet die Puppe. Das Kind heult auf, und die Wut auf beiden Seiten wächst. Was tun mit dem Kopf?, fragt sich der Vater. Der Hohlraum des Puppen- kopfes bringt ihn auf eine Idee: Der Vater befestigt ihn zum Zeichen seines Triumphes am Fahrzeug. Jeder soll es sehen. Er ist ein harter Mann, der aus allem das Beste zu machen weiß. Wie wird die Tochter mit diesem Erlebnis umgehen? Was wird sie denken, wenn sie den misshandelten Puppenkopf sieht? Vielleicht entdeckt sie ihn erst später, wenn Regen, Schlamm und Straßenstaub die Entweihung fortgeführt haben. Welches Kind würde am Heck eines Autos suchen? Will sie den verdreckten Kopf wiederhaben? Will sie sich vielleicht rächen? Was würde ein Sohn machen? Einer, der gern mit Puppen spielt, obwohl der Vater das verabscheut? Wie soll aus einem Puppenspieler ein rich- tiger Mann werden?, wird der Vater sorgenvoll fragen. Dieses Weichei braucht eine Abreibung! Mein Sohn muss abgehärtet werden, klarer Fall! Wie wird dieser Junge jetzt seinen vorbildlichen Vater ansehen, von ihm denken? Wird diese Strafe Folgen haben, die immer weiter und wei- ter gehen bis zum Grab, um dort beerdigt zu werden, aber trotz allem in Gestalt von Vorurteilen in den Erben zu leben? Man könnte die Ansätze dieser Geschichte aber auch abschwächen, indem die Kinder die Puppe in ihrem Spielzeugberg überhaupt nicht vermissen. Computerspiele haben sie an den Rand ihrer Erinnerung gedrängt, bis sie per Zufall den Kopf ihrer Puppe entdecken. Schon lange sind Puppen out, Cyberspace dagegen ist cool. Schließlich leben wir in einer technischen Welt, in der der Mensch als Unsicher- heitsfaktor gilt. Vielleicht könnte man diesen aufgespießten Puppen- kopf auch als Symbol unserer Gesellschaft nehmen. Ist unser Leben nicht wie der Puppenkörper? Buchstäblich kopflos? Sehen wir nicht täg- lich in unserem Fernseher Bilder von Krieg, Hass und Zerstörung? Ich persönlich lese ab und zu gerne Krimis. Auch übe ich mich schrift- stellerisch in Mord und Totschlag; der Unterhaltungswert ist enorm. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Sabine Bovenkerk-Müller schreibt und liest am liebsten längere Texte. Ein Buch pro Woche zu lesen ist schon fast ein Muss geworden, genauso wie das tägliche Schreibsoll. Zurzeit arbeitet sie an ihrem fünften Roman, der ausnahmsweise mal von der Liebe handeln soll. ********************************************************************* BUCHBESPRECHUNG: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de) "Zum Schreien komisch, zum Heulen schön" besprochen von Gabi Neumayer Thriller, Komödie, Melodram, Krimi, Fantasy: Genrefilme werden zwar von manchen belächelt, sind aber in der Regel die erfolgreichsten Fil- me und lassen sich keineswegs einfach nach einem 08/15-Schema schrei- ben. Dieses Buch ist ganz dem Genrefilm gewidmet, und zwar aus jeder möglichen theoretischen und praktischen Perspektive. Für jedes Genre wird zunächst der kulturgeschichtliche Hintergrund dargestellt, dazu die Entwicklung des Genres im Film. Danach ergründen die Autoren die wirkungsästhetischen Gesetzmäßigkeiten und leiten dar- aus dramaturgische Tipps ab. Schließlich werden konkrete Drehbücher a- nalysiert - von "Casablanca" und "Scream" über "Pappa ante Portas" und "Outbreak" bis zu "James Bond" und Serienheld Schimanski. Ihr ahnt es vermutlich schon: Dieses Buch bietet nicht einfach "How- to"-Anleitungen in simpler Sprache, sondern versucht ein umfassendes Bild der Genres zu vermitteln. Das liest sich manchmal nicht ganz so leicht wie in anderen Schreibratgebern - aber wer sich darauf ein- lässt, wird belohnt. Neben sehr konkreten Hinweisen zu Aufbau, Span- nungsbögen und Gesetzmäßigkeiten der einzelnen Genres bieten die Auto- ren etwas, das man in den meisten Büchern vergeblich sucht: Sie zeigen den Gesamtzusammenhang auf, in dem jedes Genre steht. Und das bedeu- tet: Man versteht nicht nur, wie etwas funktioniert, sondern bekommt auch eine Ahnung davon, warum es funktioniert. - Und das dürfte wohl eine Grundvoraussetzung für alle sein, die erfolgreich Drehbücher schreiben möchten. Ralf Kinder, Thomas Wieck: "Zum Schreien komisch, zum Heulen schön. Die Macht des Filmgenres", 2001, 410 Seiten, 14,95 Euro, Bastei Lübbe **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Meine aktuellen Veröffentlichungen: zwei Gute-Nacht-Geschichten in "Abends, wenn ich träumen geh", Gondolino; zehn Teufelgeschichten in "Mein dickes buntes Buch der 4 1/2-Minuten-Geschichten", paletti; "Schulgeschichten" für ErstleserInnen, Gondolino; Downloadkurs "Die professionelle Überarbeitung", http://www.storials.com. Weitere Infos: http://www.gabineumayer.de und http://www.bato-schreibt.de. ********************************************************************* INTERVIEW: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de) "Bereit sein zur Selbstkritik" Interview mit Heike Wolf Heike Wolf hat gerade ihr erstes Buch "Spielsteine der Götter" bei Phönix Press veröffentlicht (http://www.fanpro.com/phoenix/phoenix.htm). Der Fantasy-Roman er- schien in der Reihe der DSA-Romane, die in der Welt Aventurien spie- len. Hans Peter Roentgen: Wie bist du an Phönix Press gekommen? Durch das Exposé oder durch den fertigen Text, oder haben die dich angesprochen? Heike Wolf: Das ist eine etwas komplizierte Geschichte. Ich habe über einen Neu-Autoren-Wettbewerb, den die DSA("Das Schwarze Auge")- Redaktion 2001 im Aventurischen Boten ausgeschrieben hatte, Britta Herz kennen gelernt und ihr gegenüber erwähnt, dass ich neben der Ar- beit an Regelwerken auch Interesse an Romanen hätte und dazu schon die eine oder andere Idee in der Schublade läge. Ich habe ihr dann ein kurzes Exposé und einige Seiten Text zugeschickt. Als ich die Rückmel- dung bekam, dass Interesse bestand, habe ich angefangen zu schreiben. Im Januar 2002 stand ein Großteil des Manuskripts, allerdings war da- mals nicht klar, wie es mit der Romanreihe, die damals noch bei Heyne erschien, weitergehen würde, so dass ich mich erst einmal meinen Stu- dienverpflichtungen widmete und den Roman auf Eis legte. Im März schließlich teilte mir Britta mit, dass die Reihe zu Phoenix Press ge- he und ich ein aktuelles Exposé und noch einmal zwanzig Seiten Text- probe einreichen solle, damit man sich auch dort ein Bild machen kön- ne. Zwei Monate später erhielt ich die Nachricht, dass man interes- siert sei und das ganze Manuskript einsehen wolle. Und so nahm die Sa- che ihren Lauf. HPR: Wie sah das Lektorat bei Phönix Press aus? Haben die viel geän- dert oder den Text, wie er ist, übernommen? HW: Da Mareen und ich den Text schon sehr gründlich durchgearbeitet hatten und einigen Testlesern die übelsten Bugs aufgefallen waren, war das meiste bereits geglättet. Das Lektorat beschränkte sich schließ- lich darauf, orthographische und stilistische Probleme zu beseitigen, am Text selbst wurde nichts mehr geändert. HPR: "Spielsteine der Götter" erzählt von einem Helden, der, wenn er in Wut gerät, jede Beherrschung verliert. Das ist in einem aventuri- schen Krieger-Orden ebenso wenig eine wünschenswerte Eigenschaft wie in der Realität, und der Held schafft es bis zum Ende nicht, seine Wut unter Kontrolle zu bringen. Aber gerade diese wenig wünschenswerte Ei- genschaft ist es, die ihn in der wichtigsten Schlacht siegen lässt. Das ist in Fantasy-Romanen so selten wie in realistischen. Wie bist zu dieser ungewöhnlichen Figur des Taron gekommen? HW: Ich spiele seit vielen Jahren DSA und bin eher durch Zufall an ei- nen Rondra-Geweihten gekommen (also auf jenen "Krieger-Orden", dem Ta- ron auch angehört). Als Priester der Kriegsgottheit haben diese Krie- ger einen besonderen Ehrenkodex, bei dem Aufrichtigkeit, ehrenhafter Kampf, Disziplin und Gehorsam innerhalb der Kirchenhierarchie eine sehr große Rolle spielen. Andererseits steht die Kriegsgöttin Rondra auch für Sturm und Gewitter, und ihr heiliges Tier, die Löwin, ist al- les andere als ein ehrenhafter Kämpfer. Auf diesen Widerspruch bin ich im Spiel gestoßen und habe ihn schon bei meinem Rollenspielcharakter zu einer Gratwanderung gemacht. Die Figur stand schließlich Pate für Taron. Als "Held" eines Fantasy-Romans mag er in der Tat etwas unge- wöhnlich erscheinen, gerade weil man bei einem Rondra-Geweihten bzw. Ordensritter, der er im weitesten Sinne ja ist, eher einen aufrichti- gen, gradlinigen Charakter erwartet. Aber ich mag keine Helden, die so glatt sind, dass sie keine Ecken und Kanten mehr haben, an denen sie sich stoßen könnten. Was die Bewertung der "Wut" angeht, so unterscheidet sich die aventu- rische Sicht kaum von unseren irdischen Vorstellungen. Es gibt bei Rondra diese wilde, unbeherrschte Seite, deren Ausleben die "offiziel- le" Kirche aber keineswegs gutheißt - wie die Göttin selbst dazu steht, steht jedoch in den Sternen bzw. in den Notizen der DSA- Redaktion. HPR: In den meisten Romanen entwickelt sich der Held und legt im Laufe der Geschichte die Eigenschaften ab, die allgemein als negativ gesehen werden. Taron schafft das über weite Strecken im Buch nicht, aber zum Schluss wird gerade diese Eigenschaft enorm wichtig. War das geplant, oder hat sich das erst beim Schreiben so ergeben? HW: Er entwickelt sich schon. Er lernt, diese Wut so weit zu kontrol- lieren, dass ihm viele der "Missgeschicke", die noch seine Novizenzeit in Donnerbach bestimmen, später nicht mehr passieren. Er lernt, mit der Wut zu leben, ohne sie ablegen zu können. Das war aber von vorn- herein so geplant. Taron spürt diesen Konflikt in sich, und er muss versuchen, das Problem für sich zu lösen. Nach meinem Verständnis ist ein Held jemand, der lernt, mit seinen Fehlern zu leben bzw. sie zu beherrschen - nicht zu unterdrücken, wie Ulrian an einer Stelle zu Ta- ron sagt. Taron muss zwar lange mit sich und der Welt ringen, aber am Ende gelingt es ihm, einen Weg zu finden, den er gehen kann, ohne dass er sich selbst und das, was ihn seiner Göttin nahe bringt, verleugnen müsste. Letztendlich hat er auch erkannt, dass diese Wut für ihn nicht unbedingt etwas Negatives sein muss, sondern durchaus mit dem Wesen seiner Gottheit in Einklang steht - allerdings mit anderen Aspekten als jenen, die die Kirche vertritt. HPR: Aber zunächst kommt er ziemlich herunter, ist also nicht der üb- liche Held, der immer besser wird? HW: Wenn er damit in seinem Tempel durchkommen würde und keine Proble- me hätte, müsste ich das Buch nicht schreiben. Nein, im Ernst: Der Konflikt, in den Taron gerät, lässt eigentlich nur zwei Möglichkeiten offen entweder versucht er sich anzupassen und es gelingt ihm, dann wäre die Geschichte ziemlich schnell sehr langweilig und Taron ein Ge- weihter unter vielen und austauschbar. Oder er stellt fest, dass er sich nicht anpassen kann, und versucht für sich einen Weg zu finden, mit seinem Problem zu leben. Das wäre die klassische Geschichte, in der der Held immer besser wird und am Ende alles im Griff hat. Ich ha- be mich für die dritte Variante entschieden (die Taron freiwillig nicht wählen würde): Er versucht sich anzupassen (Variante eins), scheitert und steht plötzlich vor dem Nichts. Aus dieser Situation heraus muss er lernen, seinen Weg zu finden (Variante zwei). Ich finde eine solche Entwicklung interessanter und irgendwie muss aus dem großkotzigen Jungen, der unbedingt Ritter werden will, am Ende der Mystiker werden, der das Spiel der Götter zu begreifen beginnt. Bei einer Laufbahn, die nur mit Erfolgen und Bestätigungen gepflastert ist, kann ich mir das schwerlich vorstellen. HPR: Wie hast du den Roman geschrieben? Hast du einen Plan gemacht, o- der hat sich die Geschichte erst während des Schreibens ergeben? HW: Da sich der Charakter aus einer Rollenspielfigur entwickelt hat, hatte ich zunächst viele lose Fäden im Kopf. So gab es einige Episoden aus seiner Novizenzeit, von denen einige wenige Eingang in den Roman gefunden haben. Als ich mich hinsetzte und ein erstes Exposé schrieb, hatte ich die Geschichte im Großen und Ganzen im Kopf. Beim ersten Ü- berblick fiel mir auf, wo Probleme auftraten, ich habe vieles wieder umgeworfen, mich von lieb gewonnenen Strängen verabschiedet, die nur für mich und einige wenige Insider interessant gewesen wären - und am Ende stand der Plot ungefähr so, wie er auch im Roman zu finden ist. Allerdings habe ich nur den groben Handlungsfaden gestrickt, die ge- naue Szenenabfolge hat sich erst während des Schreibens ergeben. Auch einige Nebencharaktere haben sich später entwickelt. Die Gestalt der Marga etwa war nie geplant, sondern eher eine Verlegenheitslösung, um überhaupt erst einmal in die Stimmung der Burg hineinzukommen, und plötzlich hatte ich zwei Kapitel auf dem Papier und eine Küchenmagd, die sich in meinen Roman eingeschlichen hatte (und die aus Platzgrün- den leider viel kürzer kommen musste, als ich sie eigentlich gerne ausgeführt hätte). HPR: Hast du schon früher Geschichten oder gar Romane geschrieben? Wenn ja, seit wann? HW: Ich hatte schon als Kind viele Ideen, wie ich einen Roman schrei- ben würde, so dass ich immer mal wieder erste Kapitel anfing und nach zwei, drei Seiten (!!) aufgab. Daneben habe ich die Hintergrundge- schichten meiner Rollenspielcharaktere geschrieben, manche nur kurz, andere fast schon in Form eines Romans, aber eher für mich und meine Mitspieler, ewig lang und nie zu einem Ende gebracht. Richtig ernst geworden ist die Sache erst während meines Studiums. 2001 hatte ich schon eine Veröffentlichung in der Kurzgeschichtensamm- lung "Zeitenwende" der Phantastischen Bibliothek Wetzlar, die damals im Rahmen eines germanistischen Seminars "Kreatives Schreiben" ent- standen ist, in dem ich als Altphilologin ziemlich allein unter vie- len, vielen Germanisten saß. Danach nahm mich mein Studium sehr in Be- schlag, so dass ich mich erst im Rahmen des Neu-Autoren-Wettbewerbs der DSA-Redaktion wieder dem Schreiben widmen konnte. Für Fantasy Pro- ductions habe ich inzwischen zwei Kurzabenteuer verfasst und an zwei Spielhilfen mitgearbeitet. HPR: Der Roman ist in der letzten Phase von Mareen Göbel gecoacht wor- den, einer Autorin, die ebenfalls - allerdings unter Pseudonym - DSA- Romane veröffentlicht hat. Warum hast du dieses Coaching in Anspruch genommen? HW: Ich kenne Mareen von unserer gemeinsamen Arbeit bei FanPro. Etwa drei Wochen vor Ablauf der Deadline des Romans habe ich sie besucht und ihr erzählt, dass mein Manuskript immer noch viel zu lang sei. Sie bot mir gleich an, sich die Sache mal anzusehen. Ich weiß nicht, ob ich außerhalb eines Freundschaftsdienstes ein Coaching in Anspruch ge- nommen hätte, da ich eigentlich eher Autodidakt bin. Trotzdem muss ich zugeben, dass mich Mareens Anregungen erheblich weitergebracht haben. Ich bin in vielen Dingen eher instinktiv vorgegangen, was seltsamer- weise in den meisten Fällen gut funktioniert hat, bei einigen anderen wiederum nicht, und da konnte sie mir gut weiterhelfen und auf Fehler aufmerksam machen, die ich aufgrund meiner mangelnden Schreibtheorie- kenntnisse in diesem ersten Anlauf sicher nicht selbst erkannt hätte. HPR: Wie ist das Coaching konkret vor sich gegangen? Wie habt ihr da zusammengearbeitet? HW: Mareen hatte einen Ausdruck und die Datei. Kapitelweise hat sie das Manuskript durchgearbeitet und mir per E-Mail zugeschickt - einmal mit ihren Anmerkungen, einmal bereits überarbeitet, so dass ich sehen konnte, wie der Text gekürzt und geglättet aussah. Hin und wieder hat sie mir Kommentare dazugeschrieben, wenn ich die Perspektive nicht gehalten habe oder als sie mir konsequent die berühmt-berüchtigten "Lieblingswörter, die man nicht braucht" rausgestrichen hat. Wenn wirklich einschneidende Probleme und Änderungen anstanden, haben wir telefoniert und kurz darüber diskutiert, so dass ich genau wusste, wa- rum was geändert / gestrichen werden sollte. Letztendlich sind aber nur zwei kurze Szenen dem Rotstift zum Opfer gefallen, der Rest ließ sich aus dem Text selbst kürzen. HPR: Wenn du zurückschaust, würdest du es wieder so mit Coaching ma- chen? Welche Eigenschaften muss deiner Meinung nach jemand haben, der einen Autor coacht? Woran erkennt man einen fähigen Textcoach? HW: Ich halte das Coaching für sehr sinnvoll, gerade, wenn man seinen ersten Roman abgeschlossen hat und sich vieler Probleme gar nicht be- wusst ist. Mit meiner jetzigen Erfahrung kann ich es jedem nur empfeh- len, aus meiner damaligen Erfahrung hätte ich es sehr wahrscheinlich nicht gemacht und wäre damit vermutlich den härteren Weg gegangen. Eigenschaften eines fähigen Textcoachs - da würde ich an erster Stelle die ehrliche und offene Kritik anführen. Es kann niemandem weiterbrin- gen, wenn man Honig ums Maul geschmiert bekommt, der Text aber trotz- dem schlecht ist. Kritik mag weh tun, gerade, wenn man voller Stolz ein Kapitel abgeschlossen hat und als Erstes gesagt bekommt, dass das Ganze großer Mist sei (so geschehen, als mein Freund das zweite Kapi- tel in Rohfassung zu lesen bekam), aber mich hat sie auf jeden Fall weitergebracht und mir aufgezeigt, worauf ich achten muss und woran ich noch arbeiten sollte. Daneben sind ehrliches Lob und Hervorhebung der Stärken m. E. ebenso wichtig, da sonst die Motivation irgendwann verloren geht. Außerdem muss ein Textcoach in der Lage sein, sich auf den Stil des Autors ein- zulassen. Mir hätte es nichts gebracht, wenn Mareen meinen Roman auf ihren Stil umgeschrieben hätte - es ist ja nach wie vor mein Buch. Diskussionsbereitschaft zählt ebenfalls zu den Eigenschaften, die ich mir bei einem Textcoach wünschen würde. Nicht alle Änderungsvorschläge mögen auf den ersten Blick eingängig sein, und manches mag auch auf Missverständnissen beruhen, die man in einem Gespräch schnell beheben kann - oder man kann gemeinsam eine dritte Lösung finden. HPR: Hattest du vor "Spielsteine der Götter" Erfahrungen mit Textwerk- stätten oder Schreibbüchern? Glaubst du, dass diese beim Schreiben helfen können? HW: Ich selbst bin Autodidakt. Ich habe Zeit meines Lebens viel gele- sen, durch mein Studium einen tieferen Zugang zu Texten und Sprache bekommen und versuche, die Bilder und die Figuren, die sich in meinem Kopf manifestieren, sprachlich umzusetzen. Wenn ich ein gutes Buch in der Hand habe, von dem ich nicht mehr lassen kann, versuche ich zu er- gründen, warum es mich fesselt, wie der Autor Sprache einsetzt, wie der Handlungsfaden aufgebaut ist etc. Andererseits habe ich nicht zuletzt dank Mareens Korrekturen feststel- len müssen, dass mir ein guter Teil Schreibtheorie einfach fehlt. So hatte ich gespürt, dass eine Szene einfach nicht stimmig war, ohne zu wissen, warum, bis Mareen mich darauf aufmerksam machte, dass ich die Perspektive unmotiviert wechselte. Hier hätte mir ein Schreibbuch vielleicht helfen können, in anderen Bereichen hätte es mich sicher eingeengt. Prinzipiell mögen solche Bücher sinnvoll sein, ich bleibe jedoch lieber dabei, durch Beobachtung und Diskussionen zu lernen. HPR: Was würdest du nach deinen Erfahrungen mit dem Roman einem Autor raten, der erstmals versucht, einen Roman zu schreiben? HW: Man sollte sich auf jeden Fall vorher klar machen, was man will, und sich einen groben Handlungsstrang zurechtlegen. Ich habe früher immer geglaubt, es reiche, einfach nur loszuschreiben, und dann kommt die Muse von ganz allein und gibt einem eine tolle Geschichte ein - inzwischen weiß ich, dass dem nicht so ist. Daneben sollte man unbedingt bereit sein zur Selbstkritik - und ein dickes Fell haben. Vieles, was man beim ersten Schreiben noch überra- gend fand, erscheint einige Tage oder Wochen später gar nicht mehr so toll, und ein ehrlicher, kritischer Leser sieht so etwas meist sofort und nicht erst mit dem zeitlichen Abstand, den man als Autor braucht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es ungemein hilft, Freunde und Bekannte einzubeziehen und sich andere Meinungen und Kritik einzuholen - die man sonst erst vom Verlag bekommen würde. Mein größter Kritiker ist mein Freund, der mir (manchmal schmerzlich offen) seine Meinung sagt und damit nicht unerheblich dazu beiträgt, dass manche üblen Klopfer gar nicht erst auf dem Tisch der Lektoren landen. HPR: Eines Nachts wachst du auf, und ein wunderschöner, großer Magier steht neben deinem Bett und sagt: "Liebe Heike, du hast dir so viel Mühe gegeben, eine ungewöhnliche Fantasy-Geschichte zu schreiben, das soll dir belohnt werden. Du hast einen Wunsch zur deutschen Fantasy frei." Was wünscht sich Heike Wolf? HW: Fantasy hat immer noch den Ruch billiger Unterhaltungsliteratur - ein altes Vorurteil, wie ich immer wieder feststellen muss. Hier würde ich mir ein langfristiges Umdenken wünschen. Mit den Harry-Potter- Romanen (von denen ich, wie ich eingestehen muss, bislang nur die ers- ten beiden gelesen habe) und der Verfilmung des "Herrn der Ringe" hat sich hier zwar einiges getan, aber die mitleidigen Blicke, mit denen man bedacht wird, wenn man zugibt, Fantasy zu schreiben, haben damit keineswegs aufgehört. Dabei ermöglicht gerade die Fantasy enorme Mög- lichkeiten, die m. E. kaum ausgeschöpft werden - und es gibt auch wirklich gute Bücher in diesem Genre. HPR: Herzlichen Dank für das Interview. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Hans Peter Roentgen ist einer der Moderatoren der Schreibwerkstatt www.Textkrafttraining.de, Mitglied der Phoenix-Schreibgruppe (http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt Artikel, Rezensionen und Geschichten (http://www.textkraft.de/pageID_600054.de.html) sowie Computerpro- gramme. ********************************************************************* GLOSSE: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de) "Eignungstest für angehende Schriftsteller" von Stephan Waldscheidt "Heutzutage machen drei Pointen und eine Lüge einen Schriftsteller." (Georg Christoph Lichtenberg) Bevor Sie, inspiriert von dem im Tempest Gelernten, selbst zur Feder greifen, sollten Sie sicher sein, ob Sie sich zum Schriftsteller eig- nen. Das erspart Ihnen unnötige Frustrationen. Ein ausgeklügelter Per- sönlichkeitstest wird Ihnen bei der Entscheidung helfen, ob Sie den Beruf des Schriftstellers ergreifen sollten oder nicht. Doch zuvor ein paar grundsätzliche Worte. Nicht jedem ist es gegeben, die Feder zu ergreifen und entweder Betten damit auszustopfen, Stoß- dämpfer zu bauen oder zu schreiben. Vergessen Sie das mit der Feder. Kein ernsthaft an seiner Karriere feilender Schriftsteller schreibt mehr mit der Hand. Tun Sie es noch, brauchen Sie zum folgenden Test gar nicht mehr anzutreten: Sie sind draußen. Denn es sind nicht zu- letzt die Segnungen des PCs und seiner Hilfsmittel zur Textver-, -be- und -zerarbeitung, die etwas so Umfangreiches wie einen Roman erst möglich machen. Sie schreiben Gedichte? Ach. Der Test Zutreffendes bitte ankreuzen. 1. Was wollten Sie als Kind werden? a) Groß b) Astronaut c) Gott d) Schriftsteller e) Eichhörnchen 2. Welche Art von Beziehung haben Sie zu Ihrer Mutter? a) Keine b) Eine ödipale c) Eine katastrophale d) Eine banale e) Ich spreche jeden Tag mit ihr, wenn sie in ihrem Schaukelstuhl am Fenster sitzt. Aber in den letzten Jahren nickt sie nur noch still zu allem, was ich sage. 3. Was hat Ihnen Ihre Mutter als Kind vorgelesen? a) Grimms Märchen b) Die Liebesbriefe meines Vaters c) Die Bedienungsanleitung für meine Märklin-Eisenbahn d) Sie hat chinesische Schattenspiele veranstaltet, da ich taub bin. e) Als meine Mutter ein Kind war, war ich noch gar nicht geboren. 4. Wo hatten Sie zum ersten Mal Sex? a) Im Heu b) Im Auto c) Im Kopf d) In der Bravo, äh, genauer gesagt, über, äh ... e) Ich hatte noch keinen Sex. 5. Wann haben Sie Ihr erstes Gedicht geschrieben? a) 1949 b) Nie. Ich bin bis Herz gekommen, aber darauf ist mir kein Reim ein- gefallen. Was, zum Teufel, reimt sich auf Herz? c) Nachdem ich Georg Trakls Todesfuge zum ersten Mal gehört hatte d) Als mich meine Grundschullehrerin für die 2b verließ e) Geschrieben? Ich bin moderner Lyriker und erbreche meine Gedichte im Hinterhof. Sie sind herzlich zu meiner nächsten Performance einge- laden. 6. Was ist ein Poetry-Slam? a) Wham! Bam! Thank you, Maam! b) Peinlich c) Hat irgendwas mit Pop-Literatur zu tun, oder? d) Eine künstlerische Form, sich lächerlich zu machen und sich dabei dennoch gut zu fühlen e) Gibt es dafür denn kein anständiges deutsches Wort? 7. Was ist Ulysses? a) Ein bahnbrechendes Werk der Weltliteratur, geschrieben von dem Iren James Joyce b) Ein bahnbrechendes Werk der Weltliteratur, geschrieben von dem Ir- ren James Joyce c) Gatte der Penelope auf ausgiebiger Zechtour mit seinen Kumpels d) Ich habs nicht gelesen und weiß es nicht. e) Ich habs gelesen und weiß es nicht. 8. Wie viele Stücke von Shakespeare kennen Sie? a) Etwa 16 b) Shakespeare? Ist das der, den Zlatko auch nicht kennt? c) Seinen Kopf, seinen Hals, seine Arme, seine Beine, seinen Rumpf, seine Hände und seine Füße, also etwa 16 d) Wen interessierts? Ich will Romane schreiben, keine Theaterstücke. e) Gibt es für "Shakespeare" denn kein anständiges deutsches Wort? 9. Wenn Sie sich entscheiden müssten zwischen gutem Sex und einem gu- ten Buch, was würden Sie wählen? a) Ein gutes Buch ist guter Sex. s. Gibts das denn, guten Sex? c) Gibts das denn, ein gutes Buch? d) Guten Sex gibts nur in Büchern. e) Auf keinen Fall die CDU 10. Was würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen? a) Meinen Laptop, damit ich schreiben kann b) Bücher, Bücher, Bücher, damit ich sie nicht selbst schreiben muss c) Die oder den für den guten Sex aus Frage 9 d) Badeschlappen. Wegen der Verletzungsgefahr. Überall Muscheln, Qual- len, Kokosnussschalen, Schildkrötenkot. e) Meine Selbsthilfegruppe "Angst vor dem Alleinsein" 11. Was würden Sie tun, wenn ein angesehener Kritiker Ihr Buch zer- reißt? a) Ein neues schreiben. Geht ja schnell. b) Ihn verklagen. Wegen Sachbeschädigung c) Ihn nicht mehr ansehen d) Den Kritiker zerreißen e) Behaupten, ich stünde über seiner Kritik 12. Was würden Sie zu Ihrer Mutter sagen, wenn Sie ihr erklären müss- ten, dass Sie Ihr Geld künftig mit dem Schreiben von Büchern verdienen werden? a) Du vererbst mir doch in jedem Fall das Haus, oder? b) Schriftsteller sind immerhin noch angesehener als Kinderschänder und Gebrauchtwagenhändler. c) Ich werde dafür sorgen, dass du berühmt wirst, Mutter! d) Ich spreche nicht mit meiner Mutter. e) Die Frage ist mir zu lang. Fassen Sie sich bitte kurz. 13. Wie würden Sie Ihre Dankesrede beginnen, die Sie anlässlich der Verleihung des Büchner-Preises halten sollen? a) Da ist Ihnen wohl ein Druckfehler unterlaufen: Das heißt doch Bü- cher, nicht Büchner. b) Ich danke meiner Mutter, meinem Vater, meinen Kindern, meinem Lek- tor, meinem Verleger, meinem Agenten, meinem alten Deutschlehrer Hei- nemann, meinen geduldigen Freunden für Korrekturlesen, meiner langbei- nigen, äußerst attraktiven Sekretärin Gabi fürs Abtitten, äh, -tippen und nicht zuletzt meiner Frau Susanne, ich meine natürlich Marianne, ach, verdammt. c) Wurde auch Zeit. d) Sagen Sie bloß, Sie alle hier im Saal haben mein Buch gelesen? Laut Verlag haben wir nur dreihundertsiebzehn verkauft. Also, wer eines ge- kauft hat, darf sitzen bleiben, die anderen raus, raus, draußen im Fo- yer gibt es einen Merchandising-Stand, wo Sie gerne eines zu einem ü- berhöhten Preis erwerben dürfen, aber natürlich auch ein T-Shirt, one size fits all. e) Ähem, Saaldiener, ich hätte gerne stilles Wasser, bitte. 14. Was würden Sie Goethe fragen, wenn er noch lebte und mit Ihnen spräche? a) Wie war Schiller eigentlich so? b) Mit welcher Masche haben Sie bloß all die Frauen rumgekriegt? c) Wissen Sie eigentlich, dass Ihre Farbenlehre völliger Quatsch ist? d) Wie haben Sie nur so viel schreiben können, noch dazu mit der Hand? e) Woher hatten Sie die ganzen Ideen, ich meine, ohne Fernsehen und Kino und so? 15. Wie viele Stunden pro Tag verbringen Sie im Schnitt vor dem Fern- sehen, mit PC-Spielen und Web-Surfen? a) Wie viele Stunden hat ein Tag noch mal? b) Was ist ein PC? Und was Web-Surfen? c) Ich besitze weder TV noch PC noch Spielekonsole aus Überzeugung. d) Mein Partner hat nach der Scheidung den Fernseher und den Computer mitgenommen. e) Leider komme ich vor lauter Lesen nicht dazu. Die Test-Auswertung Bitte zählen Sie Ihre Punkte anhand des folgenden Schemas zusammen. 1. A(1) B(0) C(10) D(1) E(5) 2. A(2) B(8) C(5) D(0) E(3) 3. A(1) B(7) C(0) D(4) E(5) 4. A(0) B(-3) C(6) D(1) E(3) 5. A(0) B(0) C(1) D(5) E(-10) 6. A(1) B(3) C(0) D(5) E(4) 7. A(1) B(1) C(2) D(0) E(5) 8. A(1) B(0) C(2) D(1) E(10) 9. A(6) B(4) C(8) D(2) E(1) 10. A(5) B(-10) C(3) D(5) E(-5) 11. A(5) B(0) C(2) D(1) E(8) 12. A(1) B(0) C(10) D(-1) E(2) 13. A(0) B(1) C(5) D(10) E(3) 14. A(1) B(5) C(-5) D(0) E(0) 15. A(-10) B(-5) C(0) D(0) E(5) Sie haben die Auswertung gelesen und erst anschließend den Test ge- macht, um ihn sicher zu bestehen? Dafür erhalten Sie einen Schlaumei- er-Extrapunkt. -38 bis 0 Punkte: Sie sind nicht nur nicht zum Schriftsteller geeignet, Sie sind sogar so ungeeignet für diesen Beruf, dass Sie ihn unbedingt ergreifen soll- ten. Schreiben Sie ein Buch über Ihr Scheitern! Alternativ dazu ver- nichten Sie bitte alle Bücher, die Sie besitzen. Ach, Sie besitzen gar keine? Hätte ich mir denken können. 1 bis 39 Punkte: Immerhin. Sie gehören nicht zu den ganz aussichtslosen Fällen. Dennoch sollten Sie klein anfangen. Schreiben Sie Ihrer Mutter mal einen Brief, oder, nicht gleich übertreiben, eine Karte reicht aus, nein, doch besser ein Telegramm. Ach was, Sie haben doch sicher auch ein Te- lefon? 40 bis 76 Punkte: Ihre ordentliche Punktzahl lässt darauf schließen, dass Sie schon ein- mal ein Buch gesehen haben, vielleicht sogar im aufgeschlagenen Zu- stand. Verderben Sie sich Ihr keimendes Interesse an der Literatur nicht gleich mit eigenen Schreibversuchen. Lesen Sie lieber, da haben Sie mehr von. Und kaufen Sie preis- und gebundene Bücher statt Ta- schenbüchern, da haben die Autoren mehr von. 77 bis 105 Punkte: Ein Überflieger, was? Geschickt haben Sie stets die Frage angekreuzt, die Ihnen am meisten Punkte versprach. Doch dass Sie clever sind, heißt noch lange nicht, dass Sie auch ein guter Autor werden würden. Sie sind vielleicht ein bisschen zu clever dazu, oder? Was halten Sie davon, Literaturagent zu werden? Oder Rechtsanwalt? 106 Punkte und mehr: Gratulation! Sie haben die maximal erreichbare Punktzahl von 105 Punk- ten überschritten. Sie haben also das Zeug zum Autor, denn entweder können Sie nicht rechnen, oder sie lügen unverschämt, und das sogar bei Dingen, bei denen Sie nicht einmal was von Ihrer Lüge haben. Bei- des sind für einen Autor unverzichtbare Eigenschaften. Natürlich liegt ein langer, steiniger Weg vor Ihnen (aber wahrscheinlich sind es nicht so viele Steine, wie Sie gezählt haben). **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Stephan Waldscheidt, Jg. 67. Ein historischer Roman und ein Satire- Werk für Autoren werden derzeit von Verlagen geprüft. Drückt mir die Daumen! Ein neuer Roman und eine weitere Satire sind in Arbeit. Veröf- fentlichungen: "Weitgehend Höllenfahrten" (Erzählungen) sowie Kurzge- schichten und Satiren in Anthologien und Zeitschriften. Lest mal auf meiner Website vorbei: http://www.waldscheidt.de. ********************************************************************* UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: --------------------------------------------------------------------- Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für Lit- eraturagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind daher zwecklos. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird. Drehbuch: Oliver Pautsch mailto:drehbuch at experte punkt autorenforum punkt de Fandom: Thomas Kohlschmidt mailto:fandom at experte punkt autorenforum punkt de Fantasy: Stefanie Bense mailto:fantasy at experte punkt autorenforum punkt de Heftroman: Arndt Ellmer mailto:heftroman at experte punkt autorenforum punkt de Historischer Roman: Titus Müller mailto:historischer.roman at experte punkt autorenforum punkt de Kinderbuch: Gabi Neumayer mailto:kinderbuch at experte punkt autorenforum punkt de Literaturagenturen: Petra Hermanns mailto:agentin at experte punkt autorenforum punkt de Lyrik: Martina Weber mailto:lyrik at experte punkt autorenforum punkt de Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer mailto:sachbuch at experte punkt autorenforum punkt de Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff mailto:med.psych at experte punkt autorenforum punkt de Schreibaus- und fortbildung: Uli Rothfuss mailto:fortbildung at experte punkt autorenforum punkt de Schreibgruppen: Ute Hacker mailto:schreibgruppen at experte punkt autorenforum punkt de Schreibhandwerk: Ute Hacker mailto:schreibhandwerk at experte punkt autorenforum punkt de Sciencefiction: Andreas Eschbach mailto:sf-autor at experte punkt autorenforum punkt de Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi mailto:techlit at experte punkt autorenforum punkt de Übersetzung: Barbara Slawig mailto:uebersetzerin at experte punkt autorenforum punkt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow mailto:verlagswesen at experte punkt autorenforum punkt de ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN: --------------------------------------------------------------------- Bjørn Jagnow (mailto:verlagswesen at experte punkt autorenforum punkt de) Frage: Vor kurzem erfuhr ich, dass eine meiner Geschichten in einer von einem BoD-Verlag herausgegebenen Anthologie veröffentlicht werden sollte. Der Verlag wollte von mir wissen, ob ich "mehrwertsteuerpflichtig" sei. Was bedeutet das genau (und gilt es für Österreich und Deutsch- land gleichermaßen)? Antwort: Die Regelungen zur Mehrwertsteuer sind wie alle Steuerregelungen vom Staat abhängig, in dem man das Geld verdient. Bei Autoren ist der Wohnsitz (nicht der Verlagssitz) entscheidend. Grundsätzlich gilt aber für die meisten Staaten, dass nur mehr- wertsteuerpflichtig ist, wer eine bestimmte Umsatzgrenze überschreitet (in Deutschland zur Zeit ca. 16.000 Euro). Wer nicht mehrwertsteuer- pflichtig ist, kann trotzdem Mehrwertsteuer abführen und einnehmen. Dadurch entsteht zwar ein etwas erhöhter Verwaltungsaufwand. Da man alle Ausgaben und Einnahmen für die Steuererklärung aber ohnehin auf- listen muss, macht es keinen großen Unterschied, wenn man noch auf die Mehrwertsteuer achtet. Vorteil: Man bekommt bei Einnahmen die Mehrwertsteuer sofort zusätz- lich vom Verlag und die bei den Ausgaben gezahlte Mehrwertsteuer spä- ter vom Finanzamt zurück. Nur falls man gar keine Ausgaben hat, hat man von dem Verwaltungsaufwand keinen Vorteil. In Deutschland wird auf Nutzungsrechte (z. B. bei Literatur) 7 % Mehr- wertsteuer erhoben, d. h., zusätzlich zum Honorar (100 %) berechnet man noch 7 % für die Steuer und bekommt die Gesamtsumme vom Verlag. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Bjørn Jagnow, Jahrgang 72, ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Ver- lagskaufmann, Buchhändler und freier Lektor. http://www.bjoernjagnow.de/. Seit Jahresbeginn 2003 ist er leitender Redakteur der Federwelt, Zeitschrift für Autorinnen und Autoren: http://www.federwelt.de/. ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR SCHREIBHANDWERK: --------------------------------------------------------------------- Ute Hacker (mailto:schreibhandwerk at experte punkt autorenforum punkt de) Frage: Ich habe eine Frage zum Thema Erzählperspektive. Am Anfang (1. Kapi- tel) meines Romans wird eine junge Frau angegriffen und überwältigt. Am Ende der Szene wird sie (leblos) von ihrem Peiniger "weggeschafft". Der Leser soll dabei nicht erfahren, a) ob das Mädchen bei diesem Überfall ihr Leben verliert oder nur be- wusstlos wird b) wer der Täter ist (ein guter Bekannter oder ein Fremder) Ich plane, diese Szene aus der personalen Erzählperspektive des Mäd- chens zu schreiben. Da sie am Ende der Szene bewusstlos oder gar tot ist, ist hier die personale Perspektive nicht mehr möglich. Kann ich für diesen Zweck innerhalb der Szene auf die auktoriale Erzählperspek- tive umsteigen, oder wird mir ein Lektor das übel nehmen? Antwort: Der Wechsel der Erzählperspektive mitten in einer Szene (oder einem Kapitel) gilt als schlechter Stil und dürfte den wenigsten Lektoren gefallen. Sie sollten sich noch einmal Gedanken machen, ob Sie die ge- samte Szene nicht aus einer anderen Perspektive erzählen können. Eine andere Möglichkeit wäre, diese Szene komplett auszulassen (da das Mädchen ja bewusstlos ist, kann sie sie nicht mitbekommen, also auch nicht erzählen) und sie später nachzuholen. Ist nicht gerade ge- schickt, aber immer noch besser als der Wechsel der Perspektive. Mehr kann ich dazu leider nicht sagen, da ich Text und Kontext nicht kenne. ++++++++++ Frage: Ich wage mich an ein größeres Projekt. Den Rahmen und die einzelnen Handlungsstränge habe ich inzwischen ausgearbeitet. Jetzt geht es in die Details [...]: Zwei Nebenfiguren sind ausländischer Herkunft: Einer ist Italiener, der schon lange in Deutschland lebt, der andere ein Amerikaner, ehema- liger GI. Beide sprechen fließend Deutsch, natürlich mit Akzent - und vielleicht auch hin und wieder einem grammatikalischen Fehler. Wie bringe ich in Dialogen die Akzente am besten zur Geltung? Sollte ich bei dem Amerikaner ab und zu ein englisches Wort einfließen lassen, bei dem Italiener phonetisch schreiben - oder wie kann ich dieses Problem sonst lösen? Was schlagen Sie vor? Antwort: Ich würde tatsächlich den GI immer mal wieder ein englisches Wort sa- gen lassen, z. B. ein "anyway" am Satzanfang oder irgendeine andere Redewendung, die typisch amerikanisch ist. ("Okay" hat sich ja mitt- lerweile bei uns so sehr eingebürgert, dass es nicht mehr typisch ist.) Bei dem Italiener würde ich das typische "e" verwenden, das Ita- liener an viele deutsche Wörter anhängen. Sagen Sie sich einfach laut ein paar Sätze im jeweiligen Slang vor, dann kommen Ihnen sicher ein paar Ideen. Aber Vorsicht: Nicht zu viel davon verwenden, sonst wirkt es nicht mehr. Nur hier und da mal ein Wort, damit der Lesefluss nicht gestört wird und vor allem Ihre Charaktere nicht zu Karikaturen werden. ++++++++++ Nachfrage: Vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen. Damit haben Sie mir sehr geholfen. Tatsächlich hat sich beim Entwickeln der Charaktere ei- ne weitere Frage ergeben: Der GI verfällt immer dann in seine Heimat- sprache, wenn er ärgerlich bzw. wütend ist, und das "ohne mein Zutun". Ich selbst merke, dass er so am natürlichsten agiert, nur ... ist das durchführbar? Antwort: Aber das ist doch bestens! Das ist die perfekte Art, einen Charakter zu zeigen. Wenn er nicht gerade ein Choleriker ist und auf jeder Seite 50 % der Zeit wütend ist, also englisch spricht, ist das kein Problem. Im Gegenteil! **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Ute Hacker schreibt vorwiegend Kurzgeschichten für Kinder und Erwach- sene. 2002 erschien ihr erster Kriminalroman "Schwabinger Schatten" beim Vertigo Verlag (als Billie Rubin). Sie ist Mitglied der Autorin- nengruppe München (1997 von ihr gegründet) und der International Onli- ne Writing Group. Derzeit arbeitet sie an ihrem zweiten Kriminalroman. Mehr Informationen auf http://www.utehacker.de. ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR HISTORISCHEN ROMAN: --------------------------------------------------------------------- Titus Müller (mailto:historischer.roman at experte punkt autorenforum punkt de) Frage: Ich arbeite an einem historischen Roman, dessen Anfang und Ende von historischen Ereignissen bestimmt werden. Das auslösende Ereignis ist ein politisch relativ bedeutendes, das Ereignis zum Schluss ein klei- nes, das aber nicht ohne Folgen in einem bestimmten kulturellen Be- reich blieb und mich intensiv inspiriert hat. Dazwischen liegen vier- zig Jahre - eine Zeitspanne, die für die Entwicklung meines Protago- nisten und auch für die Handlung des Romans zu lang ist. Ich habe nun den Beginn bereits in einen Prolog gepackt, diesen etwa fünfzehn Jahre vor dem ersten Kapitel angesiedelt. Bleiben immer noch fünfundzwanzig Jahre. Zu viel. Meine Frage nun: Ist es Ihrer Meinung nach akzeptabel, wenn ich hier etwas mogle, die Zeit sozusagen raffe? Abgesehen von Anfang und Ende kommen keine historisch relevanten Ereignisse vor, und ich plane, auch gar keine Jahreszahlen zu erwähnen, außer in einem Nachwort. Dem Lesefluss würde das m. E. nichts anhaben, aber wer sich die Mühe macht, nachzurechnen, und das Alter des Protgonisten vergleicht, wird den Schummel bemerken. - Was halten Sie davon? Antwort: Sie stellen eine gute Frage; wenn ich antworte, bedenken Sie bitte, dass es sich allein um meine persönliche Auffassung handelt - Sie ha- ben alles Recht der Welt, die Dinge anders zu sehen. Immer wieder höre ich von meinen Lesern, dass sie historische Romane deshalb verschlingen, weil sie zwar gut unterhalten werden, gleichzei- tig dabei aber auch etwas über die Vergangenheit lernen. Auf den etwa 30 Lesungen, die ich bisher gehalten habe, kam ohne Ausnahme die Frage aus dem Publikum: Wie viel in Ihrem Roman ist historisch belegt, und wie viel haben Sie sich ausgedacht? Das beschäftigt die Leser. Sie wollen glauben, das Erzählte habe sich tatsächlich so zugetragen, und wenn nicht vollständig, so doch zumindest in Teilen. Überlegen Sie sich gut, ob Sie ein historisches Ereignis verschieben. Das historische Ereignis ist eines der Kaufargumente, es ist einer der Gründe, weshalb die Leser Ihren Roman überhaupt zur Hand genommen ha- ben. Sie wünschen sich die Illusion, Sie, die Autorin, seien mit einer Zeitreisemaschine beim Geschehen dabei gewesen und würden "authen- tisch" berichten. Natürlich wissen die Leser, dass vieles ausgedacht ist, aber sie versuchen, das zu vergessen, sie wollen Kind sein, wol- len sich Ihnen bedingungslos ausliefern und Ihnen glauben. Enttäuschen Sie sie nicht. In kleinen Dingen dürfen, in kleinen Dingen müssen Sie erfinden. Bei den großen Dingen wäre ich an Ihrer Stelle vorsichtig, denn auf dieser Säule ruht die Illusion vom historischen Roman. Nicht jeder sieht das wie ich. Tanja Kinkel beispielsweise versetzt sehr wohl historische Ereignisse, um den Plot zu straffen - allerdings bekennt sie es im Nachwort ihren Lesern. Vielleicht wäre das ein Weg für Sie, wenn Sie keine andere Lösung finden. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** "Die Priestertochter" heißt der neuen Roman von Titus Müller. "Ein er- staunlicher Bucherfolg von einem erstaunlichen Autor." (Hessischer Rundfunk) "Sprach- und bildmächtig, mitreißend erzählt." (Berliner Morgenpost) Lesungstermine, Fotos und weiteres Presseecho unter www.titusmueller.de. ********************************************************************* HALL OF FAME: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de) Ja, die Lage auf dem Buchmarkt ist schwierig, und manchmal glaubt man, man wird es nie schaffen, ein Buch zu veröffentlichen. Aber andere schaffen es ja auch! Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir würden uns freuen, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald einmal vorstellen können. Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen nach diesem Schema: ....... AutorIn: "Titel", Verlag, Erscheinungsjahr (das muss immer das laufen- de oder das vergangene Jahr sein!), Genre. Zusätzlich könnt ihr in ma- ximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) weitere Infos zu eurem Buch unter- bringen. ....... Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Ei- genverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de. Wir können ausschließlich Meldungen berücksichtigen, die nach dem obigen Schema gemacht werden! ++++++++++ Martin Barkawitz: "Die Blutgräfin", MG-Verlag, 2004, Gruselroman. Petra A. Bauer: "Bauer Claus bleibt heut zu Haus", Coppenrath, 2004, Bilderbuch in der Lino-Reihe (Bauernhof-Box) Tina Zang: "Mica & Marty 3: Die Hightech-Magier", Leda-Verlag, 2004, Kinderkrimi. Der Abschluss der Trilogie mit der coolsten Ratte der Welt. Reinhard Staubach: "Wiedersehen in Lissabon", Alkyon Verlag, 2003, Er- zählungen. Mehr Info: www.reinhard-staubach.de - Preisausschreiben! Britta Schwarz: "Golo zieht um", "Golo macht Urlaub", "Golo jagt die Bilderdiebe", alle aus der Reihe: Golo, das grüne Gespenst, Ueberreu- ter, 2003, Kinderbücher ab 8 Jahre Nessa Altura: "Nacht über Oberstdorf", Prolibris-Verlag, 2003. 18 Kurzgeschichten: spannend, komisch, gruslig & kess ... +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail kommt! +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einsendeformalien: Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de erwünscht. Zurzeit können jedoch noch keine Honorare gezahlt werden. Das Urheber- recht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor. Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: mailto:beitrag at team pt autorenforum pt de. Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet werden. Die genauen Richtlinien findet ihr unter der Adresse http://autorenforum.de/Tempest/richtlinien.html. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ I M P R E S S U M ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Herausgeber: Ramona Roth-Berghofer mailto:public.relations at team pt autorenforum pt de Gabi Neumayer mailto:redaktion at team pt autorenforum pt de Stefan Schulz mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. Thomas Roth-Berghofer mailto:Thomas.Roth-Berghofer at team pt autorenforum pt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "The Tempest" ist ein kostenloser Newsletter für Autorinnen und Autoren. Abonnenten sind herzlich aufgefordert, den Newsletter weiterzugeben oder nachzudrucken, solange alle Urheberrechte beachtet werden (Näheres s. http://www.autorenforum.de/?UeberUns/Impressum) und der VOLLSTÄNDIGE Newsletter weitergegeben wird. Ansonsten bitten wir darum, mit der Redaktion Kontakt aufzunehmen. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Zugesandte Artikel können von der Redaktion bearbeitet und gekürzt werden. Für unverlangt eingesandte Beiträge wird keine Haftung übernommen. Das Recht zur Veröffentlichung wird prinzipiell vorausgesetzt. Alle bei autorenforum.de veröffentlichten Beiträge, Grafiken und Bilder sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit vorheriger Einwilligung von autorenforum.de bzw. der Einwilligung des verantwortlichen Autors/der verantwortlichen Autorin nachgedruckt oder anderweitig weiterverwendet werden. Auf die Gestaltung der Links haben wir keinen Einfluss. Die Inhalte der verlinkten Seiten machen wir uns nicht zu Eigen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Rechtliche Verantwortung für Anzeigen und Werbung: Die Verantwortung für den Inhalt der Anzeigen und Werbung trägt ausschließlich der Werbetreibende. Der Werbetreibende garantiert, dass durch die Schaltung der Werbung Rechte Dritter nicht beeinträchtigt werden. Der Werbetreibende stellt autorenforum.de von allen Ansprüchen Dritter aufgrund etwaiger Nichteinhaltung vorstehender Regelung frei. Der Werbetreibende garantiert, dass die Inhalte der Werbung nicht gegen geltendes Recht, gesetzliche und behördliche Verbote oder die guten Sitten verstoßen. autorenforum.de ist berechtigt, Werbung, die gegen vorstehende Bestim- mungen verstößt, und Links, die zu Inhalten führen, die gegen gelten- des Recht, gesetzliche und behördliche Verbote oder gegen die guten Sitten verstoßen, aus dem Angebot zu nehmen. Einer vorherigen Abmah- nung bedarf es nicht. autorenforum.de fühlt sich den ICC-Richtlinien zur Interaktiven Mar- keting-Kommunikation, einzusehen unter http://www.icc-deutschland.de/icc/frame/2.3.6_body.html, verpflichtet. Werbung, die gegen diese Richtlinien verstößt, wird autorenforum.de aus dem Angebot nehmen. Für sämtliche Rechtsbeziehungen der Partner gilt das Recht der Bundes- republik Deutschland. Erfüllungsort ist Kaiserslautern. Bei Unwirksamkeit einer der vorstehenden Bedingungen bleibt die Wirk- samkeit der übrigen unberührt. Die unwirksame Klausel wird sodann ein- vernehmlich durch eine andere ersetzt, die wirtschaftlich und in ihrer Intention der unwirksamen Klausel am nächsten kommt. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Anschrift: autorenforum.de c/o Roth-Berghofer Schneidmühlgasse 1-3 67655 Kaiserslautern ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~