Echo-Service
Autorenwissen
"Die kollektive AutorInnenlesung"
von Rüdiger Heins
Marketingideen
"Marketing für Autoren - Teil 6: Lesen und gelesen werden"
von Harald Schneider
Vier Seiten für ein Halleluja
"Unser neuer Service"
Buchbesprechung
"Wie gute Autoren noch besser werden!"
besprochen von Gabi Neumayer
Interview mit Helga Glaesener
Fragen Sie Honeyball, Lektor und Autorenfresser
"Schicken Sie mir ein Exposé für meinen Bestseller?"
von Stephan Waldscheidt
Frag den Experten für historische Romane
(Titus Müller)
Frag die Expertin für Fantasy
(Stefanie Bense)
Frag die Expertin für Literaturagenturen
(Petra Hermanns)
Frag die Expertin für Sachbücher
Gabi Neumayer)
Frag die Expertin für Kriminalistik
(Nikola Hahn)
Frag die Expertin für Lyrik
(Martina Weber)
Frag den Experten für Verlagswesen
(Bjørn Jagnow) Frag die Expertin für Kinderbücher
(Gabi Neumayer) Hall of Fame
EDITORIAL: --------------------------------------------------------------------- Liebe Autorinnen und Autoren, diesmal können wir euch etwas so Tolles bieten, dass ich meine Begeis- terung zügeln muss, damit das Editorial nicht den halben Tempest ein- nimmt ... Also, dann mal gleich zur Sache: Wir stellen euch heute eine neue Rubrik vor, die es ab dem September- Tempest voraussichtlich alle zwei Monate geben wird. Hans Peter Roent- gen hat ein wunderbares Angebot für euch ausgearbeitet, dem wir den verheißungsvollen Titel "Vier Seiten für ein Halleluja" gegeben haben. Was es damit auf sich hat, könnt ihr weiter unten unter eben diesem Rubriktitel nachlesen. Wir hoffen, ihr werdet dieses Angebot eifrig nutzen und ebenso begeistert davon sein wie wir! Aber Begeisterung ist beim Tempest natürlich sowieso und jederzeit an- gebracht. Diese Ausgabe beispielsweise enthält mit allein acht (!) Ex- pertenantworten so viel geballte Fachkompetenz, wie sie ein einzelner Autor gerade noch verkraften kann. Von zwei verschiedenen Seiten wird in diesem Tempest außerdem das Thema "Lesung" behandelt: Unser neuer Experte Rüdiger Heins hat Tipps für kollektive Autorenlesungen zusam- mengestellt, und Harald Schneider betrachtet Lesungen im sechsten Teil seiner Serie vom Marketing-Standpunkt aus. Tom Ahrendt hat für uns die Autorin Helga Glaesener interviewt, und Honeyball gibt wieder das, was er unter Lebenshilfe für AutorInnen versteht. Und dann findet ihr hier natürlich noch eine Rezension, neue Ausschreibungen, den Schreib-Kick ... Aber wem sage ich das. Der Tipp des Monats August, diesmal von William Faulkner (sinngemäß aufgeschrieben von Hartmut Finkeldey): Schreibe den ersten Satz deines Romans so, dass der Leser den nächsten lesen will ... und dann immer so weiter. Wir sind gespannt auf eure Reaktion auf "Vier Seiten für ein Hallelu- ja", freuen uns wie immer über eure Schreibtipps, Schreibkicks, Erfah- rungsberichte, Artikel, Meldungen für die Hall of Fame ? und über eu- ren finanziellen Beitrag zum Erhalt des Tempest. Einen schönen Sommer und viel Spaß mit dem neuen Tempest! Gabi Neumayer Chefredakteurin ~~~~~~~~~ Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf unser Konto: autorenforum.de SEB Mainz (früher: BfG) BLZ 550 101 11 Konto 14 24 18 99 00 Stichwort: "Beitrag 2004" Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die Auslandsüberwei- sungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). Wer aus Österreich überweist, braucht außerdem diese Nummern (bitte genau so zusammenschreiben!) IBAN: DE69550101111424189900 BIC: ESSEDE5F550 ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ISSN 1439-4669 Copyright 2004 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ INHALT DIESER AUSGABE: TEIL 1: Editorial Inserate Schreib-Kick Echo-Service Autorenwissen "Die kollektive AutorInnenlesung" von Rüdiger Heins Marketingideen "Marketing für Autoren - Teil 6: Lesen und gelesen werden" von Harald Schneider Vier Seiten für ein Halleluja "Unser neuer Service" Buchbesprechung "Wie gute Autoren noch besser werden!" besprochen von Gabi Neumayer Interview mit Helga Glaesener Fragen Sie Honeyball, Lektor und Autorenfresser "Schicken Sie mir ein Exposé für meinen Bestseller?" von Stephan Waldscheidt Frag den Experten für historische Romane (Titus Müller) Frag die Expertin für Fantasy (Stefanie Bense) Frag die Expertin für Literaturagenturen (Petra Hermanns) Frag die Expertin für Sachbücher (Gabi Neumayer) Frag die Expertin für Kriminalistik (Nikola Hahn) Frag die Expertin für Lyrik (Martina Weber) Frag den Experten für Verlagswesen (Bjørn Jagnow) Frag die Expertin für Kinderbücher (Gabi Neumayer) Hall of Fame Impressum TEIL 2 (nur für Abonnenten): Veranstaltungen Ausschreibungen Publikationsmöglichkeiten mit Honorar ohne Honorar Seminare Messekalender Impressum ~~~~~~~~~ Auf unserer Homepage gibt es mittlerweile einen praktischen Service für orientierungslose Tempest-LeserInnen: Inhaltsübersichten für ein- zelne Tempest-Jahrgänge, nach AutorInnen sortiert. Martin Eberhard Kamprad (http://www.ekamprad.de) hat freundlicherweise die aufwendige Arbeit übernommen, nach und nach die Verzeichnisse für alle bisherigen Jahrgänge zu erstellen. ===================================================================== Kleinanzeigen --------------------------------------------------------------------- (Die Redaktion behält sich vor, Anzeigen zu kürzen oder Anzeigen, die gegen Rechte Dritter, das Urheberrecht oder Jugendschutzbestimmungen verstoßen, abzulehnen.) Private Anzeigen kosten bis zu fünf Zeilen 1,60 Euro pro Zeile. Jede weitere Zeile kostet 1,10 Euro. Anzeigen von nicht kommerziellen Literatur-Organisationen etc. sind kostenlos (max. 5 Zeilen á 60 Zeichen). Anzeigen von kommerziellen Unternehmen des Literaturbetriebes kosten bis zu fünf Zeilen 2,60 Euro pro Zeile. Jede weitere Zeile kostet 1,60 Euro. Anzeigenschaltung unter mailto:werbung at team pt autorenforum de. Der Abdruck erfolgt nur gegen Vorkasse (Scheck / bar / Überweisung auf folgendes Konto): autorenforum.de SEB Mainz (früher: BfG) BLZ 550 101 11 Konto 14 24 18 99 00 Für Übermittlungsfehler haftet autorenforum.de nicht. Aus organisatorischen Gründen liegt der Anzeigenschluss für den Tem- pest am 12. jedes Monats. Später eingegangene Anzeigen können wir dann erst für die nächste Ausgabe berücksichtigen. ********************************************************************* INSERATE: --------------------------------------------------------------------- (mailto:werbung at team pt autorenforum de) Literatur und bildende Kunst, vereint in einem Projekt. Das "Niemandsland" von Heiko Kleinhanns und Michael Blümel versteht sich als eine Symbiose aus ironisch-sarkastischen Texten und stim- mungsvollen Tuschezeichnungen. Aus dem Leben gegriffen, mit etwas Sur- realismus gepaart und einem Spritzer tragischer Komik - so wird aus dem Niemandsland eine Szenerie, die jedem begegnen könnte. Das Online-Kunst-Projekt auf http://www.virtugal.de/niemandsland/ __________ Schreib-Workshop Kriminalroman Eine erfahrene Krimi-Lektorin, verantwortlich für eine Krimi-Reihe mit vielen Newcomern, leitet diesen Workshop mit Autoren-Coaching. Inhalte: Story, Plot, Figuren, Tipps und Tricks für die kriminalisti- sche Recherche werden zentrale Themen sein. Autoren-Marketing: Sorgfältige Überarbeitung, attraktive Präsentation und eine Strategie der Verlagssuche = die Schlüssel zum Erfolg. Mehr Informationen unter: www.krimi-coach.de __________ Neu: Erinnerungen und Autobiografie schreiben "Ist nicht alles Schreiben autobiografisch?" Mehr hier: http://www.autorenhaus.de/verlagsprogramm/3-932909-53-4/index.shtml __________ Fachfrau für Texte gesucht? Mein Name ist Mechthilde Vahsen, ich bin promovierte Germanistin und arbeite seit mehreren Jahren in den Bereichen Lektorat, Betreuung von AutorInnen-Projekten und Schreibcoaching. Ich bin selbst als Schrift- stellerin tätig und kenne daher sowohl die technischen als auch die kreativen Seiten des Schreibens. Ich biete folgende Serviceleistungen an: Lektorat und Begutachtung (von Einzelkapiteln / Gedichten bis zu umfassenden Mehrteilern), Pro- jektbegleitung (z. B. für einen Roman oder das Schreiben der eigenen oder Familiengeschichte), Feedback für wissenschaftliche Arbeiten und Sachbücher sowie Korrekturlesen. Interesse? Kontaktieren Sie mich: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. . __________ Kreativ Schreiben in der Toskana! Schreibreise nach Montecatini vom 1. bis 10. Oktober 2004. In der wundervollen Landschaft der Toskana beschäftigen römische Ther- men, mittelalterliche Burgen und Zeugen der frühen Neuzeit unsere Phantasie und regen zum Fertigen eigener Texte an. Aber auch wer lie- ber zu Hause schreibt und einfach nur die Seele baumeln lassen möchte, ist hier richtig. Sie entscheiden selbst, ob Sie die vorbereiteten Aufgaben bearbeiten oder lieber an Ihren eigenen Projekten schreiben. Als Lektor und Kri- tiker stehe ich jederzeit zu Verfügung. Weitere Informationen und Anmeldung unter mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. ********************************************************************* SCHREIB-KICK: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum de) Unser Schreib-Kick für den August, diesmal von Danja Antosch: Wer immer noch Schwierigkeiten hat, regelmäßiges Schreiben durchzuhal- ten, kann mal meine "Dailies" (englisch, wörtlich übersetzt "die Täg- lichen") probieren: Jeden Tag setze ich mir eine bestimmte Frist (zehn Minuten, eine halbe Stunde, je nachdem) und setze mich einfach an den PC. Ein neues Doku- ment, und los gehts. Ich schreibe einfach, was mir spontan einfällt. Manchmal hilft mir Musik beim Anfangen, manchmal reicht es, einen Buchstaben als Anfangsbuchstaben für das erste Wort zu haben. Das Er- gebnis kann je nach Stimmung sehr unterschiedlich ausfallen: Krimi, Grusel, schmalzige Lovestory, Utopisches, Fantasy oder einfach völlig Skurriles. Es ist nicht wichtig, dass etwas Tolles oder Wertvolles da- bei herauskommt. Wichtig ist nur, dass man wie beim Improvisationsthe- ater spontan weitermacht ? unerwartete Wendungen erwünscht. ********************************************************************* ECHO-SERVICE: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum de) Für unsere Schreibwerkstatt in Freiburg suchen wir noch Menschen, die regelmäßig literarisch schreiben oder schreiben wollen und die keine Angst vor Kritik haben. Sie findet in einem kleinen, privaten Kreis statt und ist kostenfrei. Bitte melden bei mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. oder Telefon (07 61) 2 93 21. ********************************************************************* AUTORENWISSEN: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum de) "Die kollektive AutorInnenlesung" von Rüdiger Heins Kollektive AutorInnenlesungen sind in den letzten Jahren immer häufi- ger geworden. Das hat mehrere Gründe: - AutorInnen müssen sich nicht alleine einem Publikum stellen. - Viele AutorInnen können auch mehr Gäste zu einer Lesung einladen. - Organisationseinheiten (Lesungsort, Kontakt zum Veranstalter, Finan- zierung, Setting) können auf die einzelnen AutorInnen verteilt werden. - Die Vorfinanzierung der Veranstaltung wird von den AutorInnen ge- meinsam getragen. - Die Vielfalt der vorgetragenen Texte macht die AutorInnenlesung zu einem gesellschaftlichen Ereignis. Die Erfahrungen aus diesen Veranstaltungen haben dazu geführt, dass es mittlerweile viele Erkenntnisse gibt, wie eine kollektive AutorInnen- lesung sinnvoll gestaltet werden kann. Damit Sie sich ein Bild von der Planung und auch der Realisierung einer kollektiven AutorInnenlesung machen können, möchte ich Ihnen ein Beispiel zeigen, das sicherlich auf Ihr Vorhaben übertragbar ist: Die "AutorInnengruppe Scriptum" aus der Eifel möchte gerne ihre Texte, die sie in zwei Jahren harter Arbeit und regelmäßigen Treffen mühevoll geschaffen haben, der Öffentlichkeit präsentieren. Es gibt zwar noch kein Buch, aber jede Menge Motivation, die Kurzgeschichten, Gedichte und Impressionen in die Welt zu bringen. Die Idee ist gut, aber: "Wie wird eine AutorInnenlesung gemacht?" Der Sprung ins kalte Wasser Eine AutorInnenlesung gleicht dem so genannten "Sprung ins kalte Was- ser". Hier werden AutorInnen mit einem völlig unbekannten Publikum konfrontiert, dessen Reaktion im Voraus überhaupt nicht kalkulierbar ist. Dennoch ist eine Lesung vor fremden Menschen ein wichtiger Grad- messer für die Qualität der Texte. Aus dieser Perspektive betrachtet, dient das Publikum als Resonanzraum literarischer Kreationen. Durch den live vorgetragenen Text entsteht eine Interaktion (also eine Wech- selwirkung) zwischen AutorIn und Publikum. Diese Interaktion kann auch etwas über die Qualität des Textes aussagen. Sicher ist, dass sich nach einer Lesung der Schreibstil verändert, weil das Schreiben nun eine neue Dynamik bekommen hat, die aus dieser Begegnung resultiert. Was sollen wir lesen? AutorInnen müssen also, bevor sie überhaupt wissen, wo und wann sie lesen, entscheiden, was sie lesen. Dabei tragen sie auch die Verant- wortung dafür, was einem Publikum zumutbar ist. Das betrifft mit weni- gen Ausnahmen nicht unbedingt die Thematik der Texte, weil die voran- gegangene Öffentlichkeitsarbeit einen Einblick in die Inhalte der Au- torInnenlesung gegeben hat. Nein, es betrifft beispielsweise die Länge eines oder der vorgetragenen Texte. AutorInnen dürfen beim Vortrag nicht die Geduld ihres Publikums überstrapazieren. Natürlich möchten wir so viel als möglich von unseren Texten vortragen, aber ob das Pub- likum auch so viel hören möchte, das ist eine ganz andere Frage. Wo sollen wir lesen? Sie wissen jetzt, welche Texte Sie vortragen werden. Spätestens jetzt kommt der Zeitpunkt, an dem die Frage auftaucht: "Wo wird denn eigent- lich die Lesung stattfinden?" Es gibt exquisite Orte für eine Lesung, die den besonderen Anlass her- vorheben können. In diesem Zusammenhang sprechen wir von rituellen Or- ten, etwa Kirchen, alten Burggemäuern, Höhlen, ausgedienten Bahnhöfen oder alten Kinos. Diese Ritualplätze, die oftmals keine zentrale Lage haben, besitzen den Reiz des Unbekannten, des Neuen. Hier fühlen sich die BesucherInnen einer Lesung alleine vom Ort angezogen. In der Kom- bination mit einer Lesung ist der Erfolg schon durch das ungewöhnliche Setting vorprogrammiert. Aber auch hier empfiehlt es sich, themenbezogen zu arbeiten. In ei- nem alten Bahnhofsgebäude bietet es sich geradezu an, Reiseliteratur oder Outlaw-Literatur vorzutragen. Höhlen haben etwas Schamanisches. In einer Eishöhle bei Birresborn in der Eifel hat beispielsweise eine rituelle Lesung mit dem Thema "Erde, Mutter Erde" stattgefunden. Die AutorInnen haben Texte vorgetragen, die sich mit natürlichen Dingen und dem Kreislauf der Erde beschäftigen. In einem alten Kino kann es sehr reizvoll sein, einen Kontrast mit zeitgenössischer Lyrik herzu- stellen. In einem Wechselspiel von lyrischem Vortrag und musikalischer Illustration (Saxofon, Klavier oder Querflöte) kann auf diese Weise eine lyrische Installation aufgeführt werden, die einen nachhaltigen Eindruck bei den BesucherInnen der Veranstaltung hinterlässt. Sehr spannend können auch Kneipenlesungen sein. Wobei hier natürlich nicht immer das Publikum ist, das sich von uns angesprochen fühlt. Deshalb empfiehlt es sich, in Kneipen literarische Highlights zu set- zen, welche die Konzentration des Publikums nicht übermäßig beanspru- chen. Ein punktueller Auftritt von maximal zehn Minuten kann einen in- tensiveren Eindruck hinterlassen als ein Vortrag von dreißig Minuten, bei dem sowieso keiner bis zum Ende zuhört. Eine Lesung in einer Galerie, beispielsweise im Zusammenhang mit einer Ausstellungseröffnung, hat eine interessante Komponente, wenn Text und bildende Kunst miteinander kommunizieren. Dabei geht es nicht darum, dass Text und Bild sich gegenseitig ergänzen, sondern darum, dass sie in einer kühlen Distanz zueinander stehen, die sie anziehend machen; denn Gegensätze ziehen sich bekanntlich an. Eine ganz andere Form der Lesung haben wir in einem SeniorInnenstift. Hier bedarf es des Fingerspitzengefühls der AutorInnen, denn bei älte- ren Menschen überwiegt mehr der unterhaltende Aspekt einer Lesung. In den vergangenen Jahren haben immer wieder auch Lesungen in öffent- lichen Verkehrsmitteln wie Bussen, Straßenbahnen, Zügen, Flugzeugen o- der Schiffen stattgefunden. Das ist nun ein besonderes Publikum, weil wir hier nicht unbedingt eine Zielgruppe antreffen, die auf eine Le- sung vorbereitet ist. Unabhängig davon, für welchen Lesungsort Sie sich als AutorInnen ent- scheiden werden, ist es wichtig, darauf zu achten, wer ein mögliches Zielpublikum sein könnte, um auf dessen kulturelle Bedürfnisse einzu- gehen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Rüdiger Heins lebt in Bingen und ist Gründer und Studienleiter des IN- KAS Instituts für Kreatives Schreiben mit Sitz in Bad Kreuznach. Für seine literarische Arbeit erhielt er Preise und Stipendien, zuletzt den Mannheimer Literaturpreis und 2004 ein Auslandsstipendium der Gun- nar Gunnarson Stiftung in Island. Mehr erfahrt ihr auf den Websites www.ruedigerheins.de und www.inkas-id.de. ********************************************************************* MARKETINGIDEEN: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum de) "Marketing für Autoren - Teil 6: Lesen und gelesen werden" von Harald Schneider Alles muss heutzutage zu einem "Event" ausarten. Diesen (oft nicht be- gründeten) Vorwurf hört man häufig. Klar, früher ist man als Kind mit seinen Eltern sonntags in den Wald zum Spazierengehen zwangsverpflich- tet worden. Heutzutage müssen Eltern sich immer öfter immer mehr ein- fallen lassen. Vergnügungsparks öffnen in fast wöchentlichem Rhythmus, Ritterfeste, Kirmes und tausend weitere Veranstaltungen werden uns wö- chentlich präsentiert. Es gibt keinen Grund mehr, ein Wochenende al- lein vor der Glotze zu verbringen. Was soll also schlimm an Events sein? Eine Lesung als Event zu bezeichnen mag komisch erscheinen. Stellt sich der normalinteressierte Bürger darunter doch einen kleinen elitä- ren Kreis gereifter Personen vor, die abends im schummrigen Licht ei- ner Buchhandlung ausharren und bei Mineralwasser und Brezeln den rhe- torischen Geschicken oder Missgeschicken eines Erzählers, eines Autors lauschen. Warum Lesungen halten? Warum macht ein Autor so etwas? Zwei Gründe spielen da eine Rolle. Erstens bekommt er dafür Geld. Oder sollte er zumindest. Gerade Debü- tanten gehen oft genug leer aus. Angebot und Nachfrage regeln nun ein- mal den Markt, das gilt auch für Schriftsteller. Bekannte Autoren wer- den mit Freude und großem Etat empfangen, Anfänger müssen sich aktiv anbiedern. Der zweite Grund, der wichtigste für Neulinge, ist die Werbung. Auch wenn nur wenige Zuschauer kommen, die Buchhandlung (oder die Bücherei etc.) wirbt mit Plakaten, Handzetteln und Zeitungsartikeln. Einen dritten Grund gibt?s nicht. Außer man heißt zum Beispiel Dieter Hildebrandt und geht permanent auf Lesungstour mit teilweise vierstel- ligen Besucherzahlen. Die paar Bücher, die nach der Lesung von den Zu- hörern gekauft werden, fallen da meist nicht ins Gewicht. Allenfalls durch Mundpropaganda erhöhen sich die Verkäufe in der örtlichen Buch- handlung in den nächsten paar Tagen ein wenig. Was ist ein Event? Ein Event ist für mich ein Ereignis, an dessen Einmaligkeit ich mich auch noch nach Jahren im Detail erinnern kann. Ich meine hier keine so genannten Pauschalerinnerungen, sondern wirklich das einzelne Ereig- nis. Beispiel: Es kann durchaus sein, dass ein Sportinteressierter im Jahr vierzig bis fünfzig Fußballspiele schaut, dazu noch dreißig Tennismat- ches und noch anderes. Um beim Fußball zu bleiben: Jedes Wochenende ist Bundesliga-Event, von den Pokalspielen ganz zu schweigen. Das ist zum Zeitpunkt der Übertragung bestimmt spannend, doch die Halbwert- zeit, der Abbau von gesehenen Informationen geht rasant voran: Nach dem Spiel erinnert man sich noch an einige Szenen. Tage später wird meist nur noch das Ergebnis im Gedächtnis stecken. Wer weiß noch, wie Bayern München am 27. Spieltag der letzten Saison gespielt hat? Oder gegen wen sie gespielt haben? ? Ja klar, im Kicker-Archiv nachschauen ... Ich hab gewusst, dass Sie das jetzt denken. Über die Zeit bleiben nur wenige Informationen gespeichert. So kenne ich jetzt noch das 2:1-Ergebnis im Finale 1974 Deutschland gegen die Niederlande. Das war es aber schon. (Okay, das 0:1 gegen die DDR ist mir auch noch in Erinnerung.) Lesungen zum Event machen Jetzt schlagen wir den Bogen zu den Lesungen. Neben den hoffentlich geldwerten Vorteilen und der Werbung soll eine Lesung in der Erinne- rung der Zuhörer bleiben. Nicht nur als Lesung, sondern als lebendi- ges, unvergessliches Ereignis. Das bedeutet zwangsläufig, dass man et- was anders machen muss, sich vom Standard abheben. Nur Dinge, die ein- malig sind und die Aufmerksamkeit und das Wohlwollen der Zuschauer er- reicht haben, erfüllen diesen Zweck. Den Weg muss jeder selbst finden. Hier sind wieder Fantasie und "lear- ning by doing" angesagt. Natürlich können Sie (zumindest einmal) die Zuschauer während der Vorstellung ihres neuen Mega-Kalorienkochbuchs mit Mohrenköpfe bewerfen. Natürlich können Sie während der Vorstellung Ihrer so authentischen depressiven Lebens- und Leidensgeschichte Ihren Suizid offiziell ankündigen. Ob dies aber zum Ziel führt? Um Sie jetzt nicht im Regen stehen zu lassen, gebe ich Ihnen ein Bei- spiel. Das betrifft zwar nur den Kinderbuchsektor, kann Ihnen aber be- stimmt Anregungen für Ihren Fall geben. Zur Erklärung vorab: Mein Buch "Die wilden Vier" ist ein Kinderrate- krimi mit zehn Kapiteln. Nach jedem Kapitel kann der Leser mitraten und versuchen, das Rätsel zu lösen. Die Lösung wird jeweils in Spie- gelschrift abgedruckt. Bei meinen Lesungen der "wilden Vier" in den Schulen schleppe ich im- mer ein großes Repertoire an diversen Dingen mit mir herum. Das Buch- cover habe ich von einer Bekannten einscannen und auf DIN A0 ausdru- cken lassen. Sieht einfach klasse aus. Das Ganze habe ich dann auf Karton geklebt, um es zu schützen und besser rollen zu können. Am obe- ren Ende habe ich zwei Lochverstärkerstreifen angeklebt. Diese benutzt man beispielsweise, um Broschüren in einem Aktenordner abheften zu können. Mit zwei selbst gebastelten Drahthaken (am Anfang waren es die Bügel eines Heizkörperverdunsters) kann ich das Plakat nun in wenigen Sekunden an die Tafel hängen. Ein Bild der "wilden Vier" habe ich ebenfalls einscannen und vergrö- ßern lassen. Das Bild in DIN A 3 wurde dann auf die Unterseite eines Bananenkartons geklebt. Diesen Karton kann ich dann leicht auf die Ta- fel oder das Pult stellen. Das Bild ist beschriftet mit den Namen der wilden Vier. Damit fange ich dann auch die Lesungen an. Ich versuche gleich zu Be- ginn in einen Dialog mit den Sieben- bis Zwölfjährigen zu kommen. Ich stelle die wilden Vier vor mit ihren Hobbys und Eigenarten. Wenn dann beispielsweise in der Klasse zufällig auch eine Sandra sitzt, gibt es natürlich schon Gelächter. Meine Sandra ist Sherlock-Holmes-Fan. Und schon diskutiere ich mit den Kindern, wer Sherlock Holmes war und wann er gelebt hat (bei all meinen Lesungen hat noch nie jemand gewusst, dass er nur eine Romanfigur ist). Und so geht das etwa eine Viertel- stunde. Zum Schluss wird noch der Dalmatiner Elvis vorgestellt. Beim Thema Tiere machen alle mit. Ich hatte nicht gewusst, wie viele Kinder Haustiere haben. Alle wollen mir plötzlich von ihren Tieren erzählen (in meinem nächsten Kinderbuch muss Elvis eine größere Rolle spielen. Das habe ich dabei gelernt). Der Bann ist längst gebrochen. In einer Dreiviertelstunde bekomme ich dann noch zwei Kapitel aus dem Buch unter. Und dann kommt der Clou: Gemeinsam mit den Kindern versu- che ich die Lösung zu finden. Wenn es zu lange dauert, helfe ich etwas nach, indem ich Passagen aus dem Buch wiederhole. Endlich streckt ein Kind die Hand hoch und hat die vermeintliche Lösung. Der Detektiv darf dann nach vorne ans Pult. Die spiegelverkehrten Lösungen der beiden Geschichten habe ich auf DIN A4 kopiert. Der Schüler darf nun vor an den Spiegel über dem Waschbe- cken und dem Rest der Klasse die Lösung vorlesen. Die Freude der Kin- der ist einmalig. Beim zweiten Kapitel vergrößert sich der Eifer noch- mals. Als nächsten Höhepunkt verteile ich eine weitere Geschichte der "wil- den Vier", die im Buch nicht drinsteht. Ich sage der Klasse, dass ich diese Geschichte nur für ihre Schule geschrieben habe. Und dass es hierzu keine Lösung von mir gibt. Nach den erstaunten Blicken sage ich ihnen dann, dass ich ihrer Lehrerin / ihrem Lehrer die Lösung auch nicht verrate. Dann sind die Schüler seltsamerweise wieder beruhigt. Auf der Geschichte stehen selbstverständlich meine Kontaktdaten und meine Internetadresse. ? Und zum Schluss, bevor ich dann gehe, schenke ich der Klasse noch für ihre tolle Detektivarbeit eine Lupe (die hat es mal in einem Supermarkt als Restposten für 29 Cent gegeben). Dass solch ein Event Erinnerungswert hat, bekomme ich laufend zu spü- ren, wenn Schüler mich in Ludwigshafen zum Erstaunen ihrer Eltern, de- nen ich ja unbekannt bin, freudig begrüßen und fragen, wann ich dann endlich mal wieder in der Schule vorbeikomme. Wie man an Lesungen kommt Hier gilt ganz besonders: Aller Anfang ist schwer. Man kann sich mit einem Buch bewaffnen und die örtlichen Buchhandlungen aufsuchen. Einen Versuch ist es allemal wert. Man kann auch den Verlag bitten, einen entsprechenden Brief mit Angebot an die Buchhandlungen zu schicken. Dann ist das Angebot auch beim richtigen Empfänger, meist beim Ge- schäftsführer oder Filialleiter. Das Gleiche gilt für Bibliotheken; auch ihre Außenstellen in anderen Ortsteilen sollte man nicht verges- sen: Manchmal dürfen die autark über Veranstaltungen entscheiden. Bei Schulen ist man auf eine Initialzündung angewiesen. Das erstmalige Reinkommen ist die Schwierigkeit. Man kann es zwar bei den Rektoren probieren, doch meist klappt das nicht. Am einfachsten ist es, wenn man Kinder im entsprechenden Alter hat o- der kennt. Einfach mal ein Buch mit in die Schule geben. Der Wunsch des Lehrers oder der Lehrerin, den Autor kennen zu lernen und vor der Klasse vorlesen zu lassen, ist meist groß. Eine Bezahlung kann man hier aber nicht erwarten. Hier geht es vorrangig um das Schaffen von Referenzen und Empfehlungen. Wenn man jetzt in der Klasse sein Event (und sein Debüt?) erfolgreich durchsteht, folgt die Empfehlungslawine zwangsläufig. In einer Klasse hatte ich angefangen, letztendlich habe ich dann von sechzehn Klassen einer Grundschule fünfzehn mit einer Lesung beglückt. Und das muss nicht alles sein. Ein Schüler hat seiner Tante das Buch gezeigt. Deren Schwester ist Lehrerin in einer Gesamtschule ein paar Kilometer entfernt. Per Mail wurde ich kontaktiert. Und so habe ich dort an einem Vormittag fünf Lesungen in insgesamt acht Klassen gehalten. Doch es gibt noch mehr Möglichkeiten. Auch hier helfen nachdenken und Zeitung lesen. Es gibt einige Institute, die Nachhilfeunterricht er- teilen. Auch hier könnte durchaus die eine oder andere Lesungen unter- gebracht werden. Adressen findet man in den gelben Seiten, im Internet oder in der Zeitung. Um vom Kinderbuch wegzukommen: Auch andere Lektüre findet Lesungsmög- lichkeiten. Es gibt Vereine und Clubs, die veranstalten für ihre Mit- glieder und Freunde beispielsweise Monatsversammlungen. Hier wird meist ein Referent eingeladen, der mal über die Gesundheitspolitik, mal über das Steuersystem referiert oder einen Diavortrag über den Le- bensalltag der westafrikanischen Wiesenfeldmäuse zeigt. Natürlich sollte das Thema Ihres Werkes nicht dem Zweck des Vereins entgegenste- hen. Ein Schokoladenbackbuch bei der Vollversammlung der Weight Wat- chers dürfte unter Umständen gefährlich werden (oder ein Erfolg bei Wankelmutigen). Lassen Sie sich inspirieren! Der regionale Teil der Tageszeitung zum Beispiel hat mir schon viele Ideen gebracht. Seien Sie offen für Neu- es, und heben Sie sich von der Konkurrenz ab. Auch Schriftstellerkol- legen sind Wettbewerber. In der Hoffnung, dass ich jetzt nicht alle (passiven) Sportbegeister- ten gegen mich aufgebracht habe, drücke ich Ihnen für Ihr Lesungsevent den Daumen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Harald Schneider, Jahrgang 62, arbeitet als Betriebswirt in einem Me- dienkonzern und beschäftigt sich mit Strategieplanung im Verlagswesen. Zur Buchmesse 2004 erscheinen: Die Meisterschnüffler - Abenteuer in der Burgruine - ISBN 3-937640-06-1, Die wilden Vier - und die geheim- nisvolle Botschaft (Neuausgabe) - ISBN 3-937640-05-3. Kontakt unter: http://www.Harald-Schneider.gmxhome.de. ********************************************************************* VIER SEITEN FÜR EIN HALLELUJA: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum de) Oft können Profis schon an den ersten Seite sehen, woran ein Text krankt. Da wird zu viel erklärt, oder die Personen bleiben blass, oder der Text ist mit Adjektiven überladen oder ... Wenn eins dieser Probleme in eurem Text auftaucht, wird ihn ein Ver- lagslektor schnell beiseite legen - und ihr erhaltet ziemlich sicher einen der beliebten Formbriefe. Denn die Probleme, die auf den ersten vier Seiten auftreten, setzen sich in aller Regel im Rest des Manu- skripts fort. Jetzt könnt ihr die Probe aufs Exempel machen. Der Tempest macht euch ein Angebot: Verschiedene Profis ? LektorInnen und AutorInnen ? lekto- rieren kostenlos vier Seiten eines Lesers / einer Leserin (maximal 7.200 Anschläge inklusive Leerzeichen) und sagen, was ihnen dabei auf- fällt. In der Regel werdet ihr feststellen, dass ihr unsere Ratschläge auch für den Rest eurer Texte verwenden könnt, weil sich bestimmte Fehler einfach wiederholen. Wir werden uns auch bemühen, möglichst un- terschiedliche Profis für diesen neuen Dienst zu gewinnen, um unter- schiedlichen Meinungen und Methoden Raum zu geben. Den Anfang wird Hans Peter Roentgen im September-Tempest machen, der dieses neue Angebot auch organisiert und bereits viel Erfahrung mit dem Lektorat der ersten vier Seiten hat. Also: Schickt uns die ersten vier Seiten eures Manuskripts, und viel- leicht findet ihr schon im nächsten Tempest unseren professionellen Kommentar dazu! Bitte schickt uns aber nur Text- oder RTF-Dateien. Das könnt ihr einstellen, indem ihr in Word statt "Speichern" "Speichern unter" anklickt und dann ganz unten den Dateityp wählt ("nur Text" o- der "RTF"). Die normalen Word-Dateien sind beliebte Virenträger und werden deshalb von uns nicht geöffnet. Der Text wird anonym im Tempest abgedruckt und besprochen (es sei denn, ihr wollt euren Namen dort sehen, bitte extra vermerken!). Au- ßerdem werden Text und Besprechung auf den Seiten von Hans Peter Roentgen (http://www.textkraft.de) veröffentlicht. Welcher Text besprochen wird, legen wir fest. Die AutorInnen erklären sich mit ihrer Einsendung mit der Veröffentlichung einverstanden. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Hans Peter Roentgen hat zahlreiche Artikel im Tempest über das Schrei- ben veröffentlicht und lektoriert für www.Textkraft.de die ersten vier Seiten von Texten (http://www.textkraft.de/pageID_597246.html). Außer- dem ist er einer der Coaches bei www.Textkraft.de, einer der Moderato- ren der Romanwerkstätten und hat eine eigene Kolumne bei www.literature.de, für die er auch Rezensionen schreibt. ********************************************************************* BUCHBESPRECHUNG: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum de) "Wie gute Autoren noch besser werden!" besprochen von Gabi Neumayer Linda Seger ist nicht nur der wohl bekannteste "Skript Consultant" ? sie hat diesen Beruf vor über zwanzig Jahren auch erfunden. Viele ih- rer hervorragenden Bücher übers Drehbuchschreiben sind inzwischen auch auf Deutsch erhältlich. Jetzt ist ein neues, ein ganz besonderes dazu gekommen. Der Untertitel "Das Creativity-Workbook fürs Drehbuchschreiben" zeigt schon, dass es hier nicht um einen Grundkurs im Handwerk des Drehbuch- schreibens geht. Denn Schreiben ist nicht nur Handwerk, sondern auch ein kreativer Akt. Und genau das ist das Thema dieses Buches: Was ge- nau ist der kreative Prozess, und wie weckt man die Muse? Wie macht man sich all das zunutze, was an Träumen, unterbewussten Einstellun- gen, Wünschen, düsteren Seiten und Themen in einem steckt? Wie akti- viert man seine Sinne, und wie verfeinert man seine erzählerischen Fä- higkeiten? Wie kann man von divergentem Denken profitieren, und was bringt es, mit Gegensätzen zu arbeiten? All das scheint schwer zu fassen, und genau deshalb können AutorInnen mit vielen anderen Schreibbüchern, die diese Themen aufwerfen, nur we- nig anfangen. Mit diesem Buch haben sie endlich die Gelegenheit, an- hand von praktischen Übungen, Anregungen und hilfreichen, erprobten Methoden all das hervorzuholen, was in ihnen steckt und was sie nicht nur zu guten, sondern zu außergewöhnlichen AutorInnen machen kann. Ein wunderbares, ein besonderes Buch, das AutorInnen in ihrer Arbeit und in ihrer Sicht auf sich selbst enorm beeinflussen und weiterbrin- gen kann. Und dass es nicht nur ein großartiges Buch für Drehbuchauto- rInnen ist, sondern für jeden, der kreativ arbeitet ? das brauche ich eigentlich gar nicht mehr zu erwähnen, oder? Linda Seger: "Wie gute Autoren noch besser werden! Das Creativity- Workbook fürs Drehbuchschreiben", 2003, 224 Seiten, 21,50 Euro, Emons Verlag **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Gabi Neumayer hat gerade das Bilderbuch "Und wann schläfst du?" bei Lappan veröffentlicht, außerdem als "Bato" mit Michael Borlik "Fanta- sygeschichten" (allesamt Zeitreisegeschichten, siehe http://www.bato.borlik.de) und "Nikolausgeschichten" - beide bei Gon- dolino. Mehr: http://www.bato-schreibt.de. Ihren Downloadkurs "Die professionelle Überarbeitung" gibt es bei http://www.storials.com. ********************************************************************* INTERVIEW: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum de) "Wer Gefühle erzeugen will, muss etwas fühlen" Interview mit Helga Glaesener Helga Glaesener hat fast ein Dutzend Romane geschrieben, vorwiegend historische, aber auch Fantasyromane. Mit "Die Rechenkünstlerin" und "Die Safranhändlerin" ist es ihr gelungen, sich einen treuen Fan-Stamm aufzubauen und auch LeserInnen anzusprechen, die dem historischen Ro- man sonst eher wenig abgewinnen können. Der Lohn für ihre Mühe: die Spiegel-Bestsellerliste. Die Internetseite der Autorin findet ihr un- ter http://www.helga-glaesener.de. Tom Ahrendt: Wie sind Sie überhaupt zum Schreiben gekommen? Helga Glaesener: Geschichten sind mein Leben, seit ich bewusst denken kann. Ich habe immer welche im Kopf, und das hat sich bis heute nicht geändert. Mit dem Aufschreiben habe ich erst begonnen, als mein jüngs- ter Sohn zwei Jahre alt war. Natürlich hat das nicht gut funktioniert. Im Kopf hatte ich Charaktere und Dialoge. Nun kamen Beschreibungen, Spannungsaufbau, Plots und all die anderen Dinge hinzu, die eine "sat- te" Geschichte ausmachen. Ich habe also geschrieben und weggeworfen und neu geschrieben usw., mit nie erlahmender Leidenschaft, bis ich dachte: Jetzt weißt du etwa, wie es geht. Bis zum Ende meines ersten Buchs sind bestimmt tausend Seiten im Papierkorb gelandet. Die Freude am Schreiben ist bis heute geblieben. TA: Wie war das mit Ihrer ersten Veröffentlichung? Wissen Sie noch, wie viele Ablehnungen es waren, bis der große Moment da war? HG: Ablehnungen über Ablehnungen. Ich hatte drei komplette Romane fer- tig, bis ich eine Agentur fand, die sich interessierte. Dann ging es übrigens ganz schnell. Die Agentur hatte die richtigen Kontakte, und plötzlich gab es gleich drei große Verlage, die sich für "Die Safran- händlerin", die ich gerade schrieb, interessierten. List und Heyne teilten sich das Geschäft. TA: Wie schreiben Sie? Schreiben Sie per Hand auf ein Blatt Papier, o- der tippen Sie alles gleich von Anfang an in den Computer ein? Oder sprechen Sie gar auf Tonband? Arbeiten Sie täglich? Wie lange schrei- ben Sie jeden Tag? Benötigen Sie bestimmte Musik, bestimmtes Licht o- der gar bestimmte Gerüche, um sich auf das Schreiben einzustellen? Ha- ben Sie zu Hause ein spezielles "Schreibzimmer", oder schreiben Sie, wie Wolfgang Hohlbein, am Esstisch inmitten der Familie? HG: Die "Magie" liegt im Kopf und im Herzen. Wer Bilder erzeugen will, muss Bilder sehen. Wer Gefühle erzeugen will, muss etwas fühlen. Und zwar die Gefühle sämtlicher Protagonisten, auch die absonderlichsten. Und am Ende natürlich die Fähigkeit haben, Bilder und Gefühle in Worte umzusetzen. Oft ist das frustrierend, aber an guten Tagen wie ein Kick. Und für diesen Kick schreibe ich - wie wohl fast alle Schrift- steller. Da ich eine große Familie habe (die meisten Kinder sind aus dem Haus, aber sie kommen ewig zurück, na ja, zum Glück), brauche ich ein Arbeitszimmer. Als die Kinder klein waren, haben sie um mich herum mit Legos gespielt, und damals hat es mich nicht gestört. Heute muss ich etwas mehr Ruhe haben. Ich setze mich um 9 Uhr an den Computer, dann geht es weiter bis 12:30 Uhr, Mittagessen für die Familie. Und anschließend noch einmal von 15:00 bis 18:00 Uhr schreiben. Das ist mein Plan - der fast nie funktioniert. Wenn die Muse nicht küssen mag, bügele ich, oder ich gehe spazieren oder unternehme sonst etwas, was den Kopf befreit. Bringt was in etwa der Hälfte der Fälle. Manchmal hilft es mir, Musik zu hören, manchmal macht mich das wahnsinnig. Manchmal macht mich alles wahnsinnig. Schriftsteller haben nach den Psychologen die höchste Selbstmordrate. Kein Wunder. TA: Wie viel überarbeiten Sie? Ist Ihr Buch bereits mit der ersten Fassung fertig? Oder bleibt das Manuskript erst zwei, drei Monate lie- gen, bis Sie sich an die Überarbeitung machen? Sind das dann meist kleinere Verbesserungen, oder kommt es vor, dass Sie ganze Kapitel noch einmal komplett neu schreiben? HG: Ich überarbeite die einzelnen Kapitel während des Schreibens und dann noch einmal das ganze Buch, wenn es fertig ist. Ideal wäre eine Pause dazwischen von wenigstens einem Monat. Dazu ist der Termindruck leider meist zu groß. Beim Überarbeiten fliegen oft Passagen heraus, aber da ich gründlich plane, musste ich noch nie ganze Kapitel strei- chen. Nachdem meine Lektorin Korrektur gelesen hat, bekomme ich das Skript noch einmal zurück, dann folgt die letzte Überarbeitung, bei der es vor allem um stilistische Patzer geht. TA: Wie entwickeln Sie eine Geschichte von der Idee zum fertigen Ro- man? HG: Ich plane meine Bücher, denn wenn ich nicht weiß, wie die Sache ausgeht, kann ich weder einen Spannungsbogen anlegen noch Verwicklun- gen glaubwürdig konstruieren. Und wenn der Autor nicht weiß, worauf er hinaus will, wie will er dann den Leser packen? Zum Planen benutze ich riesige Papierbögen und Karteikarten - vor al- lem die Karten. Aber keine Programme. Charaktere entwickeln sich in meinem Kopf in "Probeszenen". Details zu ihrem Aussehen, zu Herkunft, Leidenschaften und Macken halte ich ebenfalls auf Karteikarten fest. Das ist besonders wichtig bei Nebenfiguren. Die Hauptakteure sind bei Schreibbeginn meist schon gute Bekannte. TA: Es gibt einige AutorInnen wie Kai Meyer, Jörg Kastner, Tanja Kin- kel, Wolfgang Hohlbein, bei denen sich in den historischen Romanen entweder Fantasy-Elemente einschleichen oder die sowohl Fantasy- wie auch historische Romane schreiben. Auch Sie vereinen Fantasy mit His- torie. Wo liegen die Unterschiede zwischen diesen Genres Ihrer Meinung nach, und warum bieten gerade diese beiden sich an, vermengt zu wer- den, oder besser gesagt: sich gegenseitig zu ergänzen? HG: Der Glaube ans Magische ist so alt wie die Menschheit. Die frühen Geschichtsberichte hören sich deshalb bisweilen auch wie pure Fantasy an. Man hatte die Götter halt für oder gegen sich, und nachts schli- chen Elben und Dämonen durch die Wälder. Wer authentisch Historie schreiben will, muss seinen Protagonisten diese mystische Sichtweise zugestehen. Die phantastischen Elemente im "Singenden Stein" sind üb- rigens fast vollständig der isländischen und der irischen Geschichts- schreibung entnommen. Beim "Mael Duin" und dem "Skarabäus" ist die Grenze zum Historischen natürlich überschritten. Hier wurden ganze Völker und neue Landschaften erfunden und den Helden Fähigkeiten ange- dichtet, die tatsächlich nur noch phantastisch sind. Aber natürlich bietet unsere eigene Geschichte viel "Anschauungsmaterial", um dieser neuen Wirklichkeit den Anstrich von Realität zu geben. TA: Man hört, Sie seien auch ein Fan guter SF. Ist von Ihnen irgend- wann einmal ein SF-Roman zu erwarten, oder ist das ein Genre, für das Sie noch keine Pläne haben? Oder ist der Markt dafür einfach zu schlecht? HG: Der Markt spielt natürlich eine Rolle, wenn man vom Schreiben lebt. Ich mag gute SF und könnte mir durchaus vorstellen, auch so et- was zu schreiben. Allerdings habe ich kein Faible für Technik, und daran würde es wahrscheinlich scheitern. TA: Haben Sie Kontakt zu anderen AutorInnen? Sind Sie vielleicht gar Mitglied eines Autorenzirkels, oder stehen Sie mit anderen AutorInnen zumindest in E-Mail-Kontakt? Oder ist der Beruf des Schriftstellers wirklich einer, den man sich recht isoliert vorstellen muss, mit wenig Kontakt zu Berufskollegen? HG: Ich habe einige Freunde, die ebenfalls Schriftsteller sind, und es macht mir viel Spaß, mit Ihnen die Tücken des Berufs zu bejammern oder Handwerkliches zu diskutieren. Das geschieht bei gelegentlichen Tref- fen und häufiger am Telefon. In Autorenvereinen steht oft gemeinsame Vereinsarbeit mit Anthologien und Werbeaktionen im Vordergrund, für die mir leider meist die Zelt fehlt. Da bin ich also eher reserviert. Wird sich vielleicht ändern, wenn auch meine beiden Jüngsten ausgeflo- gen sind. Im Moment haben die Kinder noch erstes Zuschlagsrecht, wenn es um meine Freizeit geht. TA: Was raten Sie angehenden Autorinnen und Autoren? HG: Angehenden Autoren rate ich, viel und regelmäßig zu schreiben, denn auch das Schreiben will geübt sein, und man wird tatsächlich bes- ser. Außerdem sollten sie die Zahl der Absagen nicht unbedingt als Maßstab für die Güte der eigenen Werke nehmen. Hinter jeder Absage steht ein Mensch, der vielleicht einen anderen Geschmack hat, der vielleicht sieht, dass man das Verlagsprogramm nicht trifft, der weiß, dass der Verlag im Moment keine neuen Autoren nimmt, der einen schlechten Tag hat, der gerade keine Zeit hat, sich mit neuen Texten zu befassen, weil er mit Arbeit überlastet ist, der sich nicht traut, sich vor Kollegen für einen Anfänger zu engagieren - oder der sieht, dass der Text wirklich nichts taugt, was leider sehr oft vorkommt. Nun ist der Autor der Letzte, der den eigenen Text beurteilen kann. Glück hat, wer einen kompetenten und ehrlichen Ratgeber findet. Mir selbst ist der Durchbruch gelungen, als ich einen Agenten für mich in- teressieren konnte. Aber aus einer Einmannstudie eine Regel abzulei- ten, halte ich doch für gewagt. TA: Welche Bücher lesen Sie? Was ist Ihr Lieblingsautor oder Ihre Lieblingsautorin? HG: Ich lese wild durcheinander, und oft liebe ich von einem Autor nur ein einziges Buch (Von S. King zum Beispiel: Die Augen des Drachen). Ich mag Doris Lessing, Isabel Allende, Barbara Wendelken, Tolkien (welch ein Wunder), die Weitseher-Saga von Robin Hobb, Max Frisch, Ruth Rendall, Mark Twain ... es gibt kein Ende. TA: Giudice Benzonis erster Fall, so heißt es auf dem Cover von "Wer Asche hütet". Sitzen Sie bereits an seinem zweiten oder, anders ge- fragt, an welchem Roman arbeiten Sie gerade? Worauf dürfen wir uns freuen? HG: Ich hoffe sehr, dass Giudice Benzoni noch eine Fortsetzung er- fährt, denn ich habe ihn sehr ins Herz geschlossen. Im Moment arbeite ich allerdings gerade an einem weiteren Buch über die Safranhändlerin Marcella Bonifaz, die sich in Frankreich mit Ihrer Vergangenheit plagt, und danach folgt der dritte Teil der Thannhäuser-Saga. TA: Vielen Dank für die Zeit, die Sie sich genommen haben! **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Tom Ahrendt wuchs zweisprachig auf, lebte in den USA, England, Spanien und Russland und zurzeit in Deutschland. Er arbeitet als Übersetzer und veröffentlichte unter Pseudonym einen ersten Fantasy-Roman als Ta- schenbuch (bereits 2. Auflage). Gerade arbeitet er am zweiten. Unter- stützung, Feedback und fachlich-handwerklichen Rat bietet ihm dabei die Autorengruppe WWGPro.DE (http://www.wwgpro.de). ********************************************************************* FRAGEN SIE HONEYBALL, LEKTOR UND AUTORENFRESSER: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum de) Sehr geehrter Herr Dr. Honeyball, ich würde gerne einen Roman schreiben. Da ich Realist bin, möchte ich meine Zeit nicht damit verschwenden, über ein Thema zu schreiben, das keinen interessiert. Bitte schicken Sie mir doch ein kurzes Exposé ei- nes solchen Themas, gerne mit Textprobe, woraus ich einen Bestseller machen kann. Porto für Ihre Antwort habe ich beigelegt. Im voraus vielen Dank. Kurt G. Meier PS: Es wäre schön, wenn ich Ihr Exposé bis Anfang nächster Woche auf meinem Tisch hätte, damit ich endlich loslegen kann. ++++++++++ Sehr geehrter Herr Meier, danke für das Porto. Da Sie Realist sind, wird es Sie gewiss nicht wundern, dass ich es behalte, ohne dafür die gewünschte Gegenleistung zu erbringen. Meine Gegenleistung ist eine Lehre: Lernen Sie erst ein- mal die Menschen (und deren Abgründe) kennen, dann fällt Ihnen viel- leicht selbst ein spannendes Thema für einen Roman ein. Herzlichst Ihr Honeyball **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Stephan Waldscheidt, Jahrgang 67. Freier Autor und Texter. Mehr von ihm und von seinem Alter Ego Honeyball auf http://www.waldscheidt.de. ********************************************************************* UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: --------------------------------------------------------------------- Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für Lit- eraturagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind daher zwecklos. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird. Drehbuch: Oliver Pautsch mailto:drehbuch at experte punkt autorenforum punkt de Fandom: Thomas Kohlschmidt mailto:fandom at experte punkt autorenforum punkt de Fantasy: Stefanie Bense mailto:fantasy at experte punkt autorenforum punkt de Heftroman: Arndt Ellmer mailto:heftroman at experte punkt autorenforum punkt de Historischer Roman: Titus Müller mailto:historischer.roman at experte punkt autorenforum punkt de Kinderbuch: Gabi Neumayer mailto:kinderbuch at experte punkt autorenforum punkt de Kriminalistik: Nikola Hahn mailto:kriminalistik at experte punkt autorenforum punkt de Lesungen: Rüdiger Heins mailto:lesungen at experte punkt autorenforum punkt de Literaturagenturen: Petra Hermanns mailto:agentin at experte punkt autorenforum punkt de Lyrik: Martina Weber mailto:lyrik at experte punkt autorenforum punkt de Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer mailto:sachbuch at experte punkt autorenforum punkt de Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff mailto:med.psych at experte punkt autorenforum punkt de Schreibaus- und fortbildung: Uli Rothfuss mailto:fortbildung at experte punkt autorenforum punkt de Schreibgruppen: Ute Hacker mailto:schreibgruppen at experte punkt autorenforum punkt de Schreibhandwerk: Ute Hacker mailto:schreibhandwerk at experte punkt autorenforum punkt de Sciencefiction: Andreas Eschbach mailto:sf-autor at experte punkt autorenforum punkt de Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi mailto:techlit at experte punkt autorenforum punkt de Übersetzung: Barbara Slawig mailto:uebersetzerin at experte punkt autorenforum punkt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow mailto:verlagswesen at experte punkt autorenforum punkt de ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR HISTORISCHE ROMANE: --------------------------------------------------------------------- Titus Müller (mailto:historischer.roman at experte punkt autorenforum punkt de) Frage: Wie schreibt man ein gutes Expose? Was ist zu berücksichtigen? [...] [Diese Empfehlungen habe ich bekommen:] Am besten wie eine Art Klap- pentext, also ein Animiertext, der einerseits den roten Faden der Ge- schichte wiedergeben soll, sich jedoch nicht im Inhalt verlieren darf. Aus den Augen der Heldin sehen (ich schreibe in Ich-Form), wie sie in welche Abenteuer gerät ... Nicht trocken, eben lebendig, aber nicht ü- berzeichnend und in keinem Fall schlussfolgernd, denn dies soll die Lektorin selbst machen. ? Was bedeutet: in keinem Fall schlussfol- gernd? Soll ich das Ende nicht schreiben? Antwort: Es ist gut, dass du das Verfassen eines Exposés nicht auf die leichte Schulter nimmst. Mit dem Exposé musst du nicht nur den Lektor überzeu- gen, sondern der Lektor seinerseits braucht das Exposé, um dein Buch im Verlag vor seinen Kollegen zu vertreten und ihm einen guten Pro- grammplatz zu verschaffen. Die anderen Lektoren haben auch tolle Bü- cher entdeckt und kämpfen in den Sitzungen dafür, dass ihre Bücher ein größeres Werbebudget erhalten bzw. von der PR-Abteilung bevorzugt ge- fördert werden - dein Exposé ist das einzige Argument deines Lektors, warum nicht die anderen Bücher hohe Verkäufe versprechen, sondern dei- nes. Nur wenige Entscheidungsträger des Verlags werden dein Romanmanu- skript kennen. Das Exposé ist kurz. Das kennen sie. Ich schicke kein Exposé an den Agenten oder den Verlag, das nicht min- destens zehn Tage gereift ist, mit mehrmaligem Lesen, Überarbeiten, Neuformulieren. Dabei versuche ich, mich in die Position des Verlags hineinzudenken, und der fragt sich nicht: Ist es eine hübsche Ge- schichte?, sondern: Wie können wir diese Geschichte verkaufen? Also stelle ich im Exposé Handlungsstränge heraus, die Spannung verspre- chen, Konflikt, Liebesdrama, oder die das Exotische, das Besondere des Romans ausmachen. Wenn ich dabei auf Schwierigkeiten stoße, versuche ich, die Handlung in drei Sätzen zusammenzufassen - das hilft mir, den richtigen Fokus zu finden. Exposéschreiben heißt, zu entscheiden, was wichtig und was unwichtig ist. Du fragst, ob du das Ende vorenthalten solltest. Was willst du mit dem Exposé erreichen? Soll sich ein Programmleiter im Verlag nach dem Le- sen sagen: Das klingt spannend, ich lasse mir das Manuskript kommen, um das Ende zu erfahren! Wenn er das dreimal macht, ist der Tag gelau- fen. Das Exposé soll Entscheidungsträger im Verlag davon überzeugen, dass sie ein gutes Buch einkaufen. Und dazu müssen sie alles kennen, Anfang, Mitte, Schluss. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** "Die Priestertochter" heißt der neue Roman von Titus Müller. "Ein er- staunlicher Bucherfolg von einem erstaunlichen Autor." (Hessischer Rundfunk) "Sprach- und bildmächtig, mitreißend erzählt." (Berliner Morgenpost) Lesungstermine, Fotos und weiteres Presseecho unter http://www.titusmueller.de. ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY: --------------------------------------------------------------------- Stefanie Bense (mailto:fantasy at experte punkt autorenforum punkt de) Frage: Kann ich erwarten, dass ein potentieller Leser im Ungefähren weiß, wie ein Zwerg, Elf aussieht? Ich denke nicht, oder? Insbesondere bei We- sen, die in der Mythologie ihren Ursprung haben (wie Nymphen, Ogern, Kentauren) ist eine Beschreibung von Nöten, nicht wahr? Antwort: Im Prinzip kennt ein Leser Elfen, Zwerge und Riesen. Durch die Tol- kien-Filme herrscht ein recht festgefügtes Bild vor: Zwerge sind klein, stark und bärtig; Elfen sind groß, schlank, schön und grazil. Das bedeutet, dass man viel gegenarbeiten muss, wenn man eigene Kon- zeptionen von Elfen und Zwergen verfasst. Und da braucht der Leser Be- schreibungen, weil er sonst nicht weiß, inwiefern sich die verwendeten Figuren von den Bildern, die er im Kopf hat, unterscheiden. Habe ich also Elfen, die klein und pummelig sind, oder nur glattrasierte Zwer- ge, dann stelle ich das als Autor am besten sofort klar. Sonst führt es beim Leser zu Irritationen, wenn er mitten auf Seite 50 erfährt, dass die Elfen nicht in ein "normales" ebenerdiges Hausfenster schauen können, ohne dass sie irgendwo draufklettern. Wie viel Beschreibung braucht man? So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Und nur dort, wo der Leser sie zum Verständnis der Szene be- nötigt. Schreibe ich also von Ogern, Kentauren oder Drachen, dann be- schreibe ich sie am besten, indem ich sie sich für ihre Art typisch verhalten lasse: Der Oger reißt einen Baum mit der Hand aus, der Ken- taur nimmt an einem Bogenschießen teil, der Drache speit Feuer. Und ich stelle ihre Eigenheit heraus, die für den Roman gerade wichtig ist oder später wichtig wird ("planting"): Der Oger spielt nur zu gerne Würfel und lässt sich dadurch ablenken, der Kentaur ist zwar ein ex- zellenter Schütze, kann aber nicht mal seinen Namen buchstabieren oder schreiben, der Drache speit Feuer, hat aber Höhenangst. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Stefanie Bense lebt und arbeitet in Hannover, gibt seit 1993 Schreib- kurse, veröffentlicht sporadisch und schreibt - was sonst - an ihrem ersten Roman. Kontakt: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. . ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR LITERATURAGENTUREN: --------------------------------------------------------------------- Petra Hermanns (mailto:agentin at experte punkt autorenforum punkt de) Frage: Angenommen den Fall, dass man sich ganz zu Anfang eines Romanprojektes schon einmal bei einer Agentur beworben hat und die ersten Seiten da- mals abgelehnt wurden ? macht es Sinn, sich nach der Fertigstellung und deutlicher Überarbeitung des Romans (und zwischenzeitlicher Veröf- fentlichung von Kurzgeschichten, sprich deutlich mehr Erfahrung) noch einmal um eine Vertretung zu bemühen? Antwort: Natürlich soll man nichts unversucht lassen, aber es ist schon eine größere Hürde zu überwinden, wenn man bereits einmal eine Absage er- halten hat. Das ist wie bei einem Job! Ich würde in jedem Fall vorher telefonisch anfragen, ob man eine neue Leseprobe noch eimal prüfen würde. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Petra Hermanns begann 1996 als freie Mitarbeiterin bei der Literari- schen Agentur Brigitte Axster mit dem Handel mit Rechten und Lizenzen. Seit 1998 betreibt sie die Literaturagentur Scripts for sale in Frank- furt und hat sich auf deutschsprachige Projekte spezialisiert. ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR SACHBUCH: --------------------------------------------------------------------- Gabi Neumayer (mailto:sachbuch at experte punkt autorenforum punkt de) Frage: 1. Hat man im Sachbuchsektor als neuer Autor bzw. Belletristik-Autor Chancen, oder setzt man gerade dabei auf Sachkenntnis? 2. Wenn ich z. B. ein Sachbuch bzw. Eheratgeber o. Ä. schreiben will, werde ich kaum meine Sachkenntnis in Sachen Ehe zu Rate ziehen. Glei- ches gilt für andere Themenbereiche. Es ist auch logisch, dass ich kein Sachbuch schreiben würde über medizinische Themen, es sei denn, ich wäre persönlich davon betroffen oder hätte eben eine Ausbildung in dieser Richtung. 3. Angebot dann wie folgt: Exposé, Inhaltsverzeichnis, einige Kapitel als Leseprobe sowie persönliche Infos und Hintergrund über den Autor und seine Absicht? Antwort: Zu 1: Beides :-). Ja, als neuer Autor hat man gute Chancen, aber die Sach- kenntnis spielt auch eine Rolle. Allerdings ist vielen Verlagen wich- tiger, dass jemand schon mal schreiben kann - denn Sachkenntnis kann man sich ja aneignen, gutes Schreiben nicht so leicht. Zu 2: Es geht trotzdem! Eine gute Möglichkeit ist zum Beispiel, sich für das Buch Experten zu besorgen, die für die nötige Kompetenz sorgen. So kann man in seinem Exposé schon vermerken, dass man Experteninterviews durchführen wird oder Fragebögen an bekannte Experten schicken oder mit diesem und jenem Experten zusammenarbeiten will oder ... Zu 3: Vor allem auch: Marktanalyse: Was gibt es zu dem Thema schon - und wie unterscheidet sich dein Ansatz davon? Mit Probekapiteln wäre ich vorsichtig. Sachbücher werden meist in Rei- hen mit klaren und strengen Vorgaben eingebunden. Bestimmter Aufbau, bestimmte Elemente (Tippkästen, Fallbeispiele etc.) sind da meist ge- nau vorgegeben. Daher macht es im Sachbuchbereich nicht ganz so viel Sinn, ganze Probekapitel zu schreiben ? selbst wenn man sich die Rei- henvorgaben gut ansieht. Denn ob der Verlag das Buch dann nicht viel- leicht doch für eine andere Reihe für geeigneter hält, ist kaum vor- hersehbar. Deshalb leg am besten nur einige Seiten bei, und zwar mög- lichst vom Anfang. Exposé (Gliederung), Marktanalyse, Zielgruppe, besonderer Ansatz - das ist viel wichtiger. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Gabi Neumayer letzte Sachbuch-Veröffentlichungen sind der Downloadkurs "Die professionelle Überarbeitung", erhältlich bei http://www.storials.com, und der Ratgeber für Business-Englisch "Eng- lish at work", Eichborn. Demnächst erscheint "Geschäftsbriefe schrei- ben von A bis Z" bei Eichborn. Weitere Infos: http://www.gabineumayer.de. ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR KRIMINALISTIK: --------------------------------------------------------------------- Nikola Hahn (mailto:kriminalistik at experte punkt autorenforum punkt de) Frage: Ich wüsste gerne, wie alt Fingerabdrücke sein können, um von der Poli- zei noch nachgewiesen werden zu können. Sozusagen das Haltbarkeitsda- tum von Fingerabdrücken unter normalen Bedingungen im Innenraum. Antwort: Die "normalen" Fingerabdrücke entstehen durch den Kontakt der Finger oder Hände mit einem so genannten Spurenträger, also einem Gegenstand, der die Spur "festhält". Das kann Papier ebenso sein wie Glas oder Kunststoff, eben alles, was man anfassen kann. Da man "normale" Finge- rabdrücke (im Gegensatz zu solchen, die mittels Fremdstoffen: Blut, Staub, Farbe) ohne Hilfsmittel nicht sofort sehen kann, bezeichnet man sie auch als "latente" Spuren. Diese werden zumeist durch Schweiß ver- ursacht. Diese so genannten Schweißspuren bestehen aus Schweißdrüsen- sekret, Hautfett und zu einem Großteil aus Wasser. Das Wasser ver- dunstet in Abhängigkeit von der Umgebungstemperatur, und damit verbun- den ist natürlich eine schlechtere Auswertbarkeit der Spur. Allerdings verschwindet sie nicht gänzlich, denn die anderen Bestandteile haften immer noch am Spurenträger. Die Haltbarkeit latenter Fingerabdrücke ist im Wesentlichen von fünf Faktoren abhängig: 1. Eigenschaften des Spurenverursachers Beschaffenheit der Papillarleisten, also der "Riffelungen" der Finger und die Zusammensetzung und Menge der Schweißabsonderung, die von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist - teilweise auch situationsbe- dingt! Z. B. wenn jemand sehr nervös ist und dann etwas mit "schweißi- gen" Fingern anfasst, wird diese Spur sicher deutlicher ausfallen und länger nachweisbar sein als bei einem Menschen, der nicht schwitzt. 2. Eigenschaften des Spurenträgers Die Art des Gegenstandes, der angefasst wurde. Ganz bedeutend ist hier die Oberflächenbeschaffenheit: Alles, was glatt ist und / oder glänzt (Glas, polierter Kunststoff, Metall, poliertes Holz), hält Spuren gut; Gegenstände mit gebrochenen oder stark strukturierten Oberflächen hal- ten "normale" Fingerspuren nicht oder nur schlecht (z. B. ungehobeltes Holz, strukturiertes Leder.) Auf den erstgenannten Spurenträgern sind latente Fingerspuren recht lange haltbar, da ihre glatte Oberfläche den Schweiß nicht aufsaugen kann. Auf saugenden Untergründen (Papier, Stoff) sind Fingerabdrücke meist nicht lange haltbar, aber ein Richtwert - Tage, Wochen - kann in keinem Fall angegeben werden. 3. Klimatische Einflüsse In einem Raum mit Normaltemeratur kann die Luftfeuchtigkeit dennoch schwanken. Hohe Feuchtigkeit (z. B. in einem Bad) kann eine von Schweiß verursachte Fingerspur recht schnell zerstören, da der Schweiß in der Feuchte "verläuft" und die Papillarlinien nicht mehr eindeutig zu sehen sind. - Aber auch hier können keine bestimmten Zeiträume an- gegeben werden! 4. Qualität und Quantität der übertragenen Fremdsubstanzen Latente Fingerspuren bleiben erheblich länger haltbar, wenn sie mit fettigen Substanzen verursacht wurden, d. h. wenn die Hände eingecremt waren oder wenn man sich vorher mit den Händen durchs Haar oder übers Gesicht gefahren ist. 5. Entstehungsbedingungen der Spur Eine Spur ist qualitativ besser und damit länger haltbar, je stärker oder je länger der Kontakt der Finger / Hände mit dem Spurenträger war. Du siehst also, dass die Qualität und damit die Haltbarkeit eines Fin- gerabdrucks von vielen verschiedenen Faktoren abhängig ist. Das Prob- lem des "Alters" eines Fingerabdruckes taucht immer mal wieder - auch vor Gericht auf -, und es wäre wirklich schön, wenn man dafür allge- meine Richtlinien aufstellen könnte. Man kann es aber leider nicht. In einem Mordfall, an dem ich vor einiger Zeit mitgearbeitet habe, war genau dieses das Problem! In der Wohnung der Toten wurde ein Fingerab- druck gesichert, der niemandem zugeordnet werden konnte - auch nicht dem Tatverdächtigen (der inzwischen als Mörder verurteilt wurde). Der Richter wollte nun von dem Daktyloskopen unseres Erkennungsdienstes wissen, ob die gesicherte Spur gegebenenfalls so alt sei, dass sie oh- ne Relevanz für den Fall sei. Diese Frage konnte natürlich nicht be- antwortet werden. Man kann hier nur Näherungen versuchen, also: Wenn eine Spur sehr, sehr gut ist oder aber wenn sie eine andere überlagert, dann kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass sie "relativ" neu ist. Aber eben nur "relativ". **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Nikola Hahn ist Kriminalhauptkommissarin und Fachlehrerin an der Hes- sischen Polizeischule in Wiesbaden; nebenberuflich arbeitet sie als Autorin mit dem Schwerpunkt historische Kriminalromane. Informationen im Internet: http://www.nikola-hahn.com. ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR LYRIK: --------------------------------------------------------------------- Martina Weber (mailto:lyrik at experte punkt autorenforum punkt de) Frage: Ich möchte demnächst einen Band mit ca. achtzig Gedichten herausgeben (in bibliophiler Aufmachung). Kennen Sie einen Verlag, der auch im Vertrieb stark ist? Antwort: Die Frage nach einem (bibliophilen) Verlag, der "auch im Vertrieb stark ist", ist schwierig zu beantworten. Ich vermute, Sie meinen ei- nen Verlag, der intensive Werbung für Ihr Buch betreibt. So einen Ver- lag werden Sie gerade auf dem Bereich der bibliophilen Bände kaum fin- den. Lyrikbände - und besonders bibliophile - erscheinen, wie Sie si- cherlich wissen, in nur kleinen Auflagen von manchmal nur 50 Stück o- der noch weniger, weil die Aufmachung naturgemäß aufwendig ist, z. B. durch handgesetzte Buchstaben, edles Papier, handgefertigte Umschläge, manchmal noch handgemalte Bilder oder Skizzen oder eingeklebte Fotos. Damit sind die Herstellungskosten und das Verlagsrisiko relativ hoch. Achtzig Gedichte sind übrigens schon recht viel für einen bibliophilen Band. Es gibt Verlage, die aus bereits aus zehn oder zwanzig Gedichten einen bibliophilen Band herstellen. Es ist harte Arbeit, den richtigen Verlag zu finden. Bevor Sie sich bewerben, sollten Sie mit dem Programm des Verlages vertraut sein. Es gibt nicht nur Unterschiede in der Qualität oder Stilrichtung der Ge- dichte, sondern auch in der Art der Aufmachung und der Zahl der veröf- fentlichten Gedichte. Einiges ist Geschmackssache, deshalb sollten Sie sich die Bücher ansehen. Im Buchhandel werden Sie kaum bibliophile Bände finden. Eine große Zahl bibliophiler Bände und viel Gelegenheit zum persönlichen Gespräch finden Sie dagegen auf Kleinmessen wie der Mainzer Minimesse. Die nächste Minimesse findet allerdings erst im Mai 2005 statt. Für weitere Empfehlungen zur Verlagssuche verweise ich auf meine Ant- wort auf eine entsprechende Frage, die Sie in der Expertendatenbank auf http://www.autorenforum.de finden. Ergänzend möchte ich noch zwei Möglichkeiten zur Verlagssuche hinzufü- gen: Zum einen die Verlagspräsentationen von Theo Breuer im Faltblatt No. 8 und No. 9, zu bestellen über [URL nicht mehr gültig, die Red.]. Jede der ge- nannten Ausgaben bietet einen Einblick in etwa zwei Dutzend Verlage (meist Kleinverlage). Zum andern habe ich selbst in diesem Frühjahr eine Liste von fast 200 Adressen und sonstigen Erreichbarkeitsdaten wie Internetseiten von Verlagen, die Lyrik veröffentlichen, zusammengestellt und teilweise, nämlich da, wo ich auf meinen Brief eine Antwort erhielt, ein Verlags- programm angefügt. Diese Liste wird Anfang Oktober in dem von mir he- rausgegebenen Buch "Zwischen Handwerk und Inspiration. Lyrik schreiben und veröffentlichen" erscheinen. Ich kann Ihnen nur empfehlen, sich in die Verlagslandschaft der bibli- ophilen Kleinverlage einzuarbeiten und den zu Ihrer Arbeit passenden Verlag zu suchen. Rufen Sie bei den Verlagen, die für Sie in Frage kommen, an, fragen Sie, ob der Verlag bibliophile Bände produziert, lassen Sie sich Prospekte schicken, bestellen Sie Bücher. Wie gut sich ein bibliophiler Band verkauft, hängt meist von Ihrer privaten Initiative ab. Vernetzungen mit anderen AutorInnen sind immer vorteilhaft. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Martina Weber ist Herausgeberin des Anfang Oktober erscheinenden Ban- des "Zwischen Handwerk und Inspiration. Lyrik schreiben und veröffen- tlichen". Mit Beiträgen von Inger Christensen, Kurt Drawert, Norbert Hummelt, Kerstin Hensel und Anton G. Leitner, Federweltverlag, ca. 200 Seiten, 14,80 Euro. Näheres siehe http://www.federwelt.de. ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN: --------------------------------------------------------------------- Bjørn Jagnow (mailto:verlagswesen at experte punkt autorenforum punkt de) Frage: Ich arbeite an einem Roman, in dem die Gestalten aus HP Lovecrafts Cthulhu-Mythos eine sehr große Rolle spielen. Meine Frage: Sind diese Figuren urheberrechtlich geschützt? Es erscheinen etwa laufend Antho- logien bei diversen Verlagen - Festa, Heyne o. Ä. - mit Geschichten aus dem Cthulhu-Mythos von diversen Autoren, Lovecrafts deutsche Über- setzungen selbst wurden bei Suhrkamp verlegt. Antwort: Das Urheberrecht schützt keine Figuren, sondern nur den jeweiligen Text, in dem die Figur dargestellt wird. Nicht das der Figur zugrunde liegende Konzept. Es ist möglich, dass der Name einer Figur als Marke geschützt wurde. Das kennt man z. B. von Harry Potter oder Luke Sky- walker, deren Schriftzug dann im Handel oft von einem TM gefolgt wird. Ob das bei den Cthulhu-Figuren der Fall ist oder nicht, kann ich nicht sagen. Dass mehrere Verlage damit arbeiten, könnte ein Indiz dafür sein, dass die Figur nicht als Marke geschützt wurden. Nachgucken lässt sich das leider relativ schwer. Andererseits sind die Namen auch schon ziemlich alt, sodass vermutlich ohnehin kein Markenschutz einge- reicht wurde. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Bjørn Jagnow, Jahrgang 72, ist Schriftsteller, Verlagsfachwirt, Ver- lagskaufmann, Buchhändler und freier Lektor. http://www.bjoernjagnow.de/. Seit Jahresbeginn 2003 ist er leitender Redakteur der Federwelt, Zeitschrift für Autorinnen und Autoren: http://www.federwelt.de/. ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR KINDERBUCH: --------------------------------------------------------------------- Gabi Neumayer (mailto:kinderbuch at experte punkt autorenforum punkt de) Frage: Ich schreibe als Diplomarbeit ein technisches Kindersachbuch. Meine Zielgruppe sind Kinder von sechs bis zehn Jahren, denen ein techni- sches Thema erklärt werden soll. Meine Frage an Sie wäre nun, ob es eine bestimmte "Sprache" gibt, mit der man zu Kindern spricht? Werden Informationen einfacher aufgenom- men, wenn sie kindgerecht formuliert sind? Und was bedeutet es, kind- gerecht zu formulieren? Wo kann ich Informationen dazu finden? Antwort: Ein ganz schön kniffliges Thema, das Sie da ansprechen. Ob man für Kinder anders schreiben muss als für Erwachsene, darüber gibt es un- terschiedliche Meinungen. Aus meiner Erfahrung und von den Verlagen, mit denen ich bisher gearbeitet habe, würde ich sagen "jein" ;-) Bei Ihnen geht es ja um eine Altersgruppe, die bei den Erstlesern be- ginnt. Sechsjährige erarbeiten sich das Lesen erst, daher sind Erstle- sebücher auch besonders geschrieben - oder eher: gesetzt. Wenn Sie sich solche Bücher einmal anschauen, sehen Sie, dass man dort die Zei- len nach Sinnblöcken setzt, nicht einfach so, wie es von der Zeilen- breite eben hinkäme. Aber ein Kindersachbuch macht man schon wieder anders, und die etwas Älteren lesen quasi "ganz normal". Kindgerecht schreiben sollte man auf jeden Fall - doch die Empfehlun- gen dafür unterscheiden sich eigentlich nicht von denen, die man auch an Texte für Erwachsene stellen sollte, wenn das dort auch oft nicht umgesetzt wird (vor allem im Sachbuch, wo oft nicht das einfache und einprägsame Erklären im Vordergrund steht, sondern fachliches "Impo- nierverhalten"). Einige Tipps: - besser kurze als lange Sätze - öfter mal einen Punkt machen, wo auch ein Komma ginge - keine verschachtelten Sätze, Satzteile nicht auseinander reißen, wenn möglich (also zum Beispiel nicht "Der hinter der Schule liegende Garten war verwüstet worden", sondern "Der Garten hinter der Schule war verwüstet worden") - möglichst keine Fremdwörter (im Sachbuch besonders wichtig; wo man nicht drumherum kommt, jedes Fremdwort einfach und klar erklären, nur die notwendigsten Details dabei erwähnen); statt "disqualifizieren" schreiben "vom Wettbewerb ausschließen" etc. - weniger an der Schriftsprache, mehr an der gesprochenen Sprache ori- entieren - kurze Absätze, jeder Absatz ein Gedanke (nur als Anhaltspunkt) - schrittweise Argumentation (eins nach dem anderen) - also auch in- haltlich keine Verschachtelungen (zum Beispiel höchstens zwei Ebenen, also keine mehrfachen Unterkapitelschichtungen (nicht: 1, 1.1, 1.1.1 ...); manche Verlage lassen überhaupt keine Unterkapitel zu Verschiedene Verlage haben darüber hinaus für ihre speziellen Reihen eigene Vorgaben, die man erfragen oder - siehe nächster Absatz - selbst herausfinden kann. Das alles sind nur Anhaltspunkte. Die allerbeste Empfehlung, die ich Ihnen deshalb geben kann: Gehen Sie in eine Bibliothek, und schauen Sie sich dort so viele Kindersachbücher für Ihre Altersgruppen an, wie Sie können! Es gibt unzählige Kindersachbücher, auch zu technischen Themen. Analysieren Sie für sich, worauf es dabei ankommt, wie die Bü- cher aufgebaut und geschrieben sind. Und wie bei besonders erfolgrei- chen Reihen (beispielsweise "Was ist was?") die Inhalte aufgebaut und die Texte geschrieben sind. Achten Sie dabei auch immer genau auf die Altersangaben, denn zwischen 6 und 10 Jahren gibt es eine große Band- breite an Lese- und Verständnisvermögen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Gabi Neumayer hat gerade das Bilderbuch "Und wann schläfst du?" bei Lappan veröffentlicht, außerdem als "Bato" zusammen mit Michael Borlik "Fantasygeschichten" (allesamt Zeitreisegeschichten) für Kids ab 10 (eigene Website zum Buch mit Gewinnspiel: http://www.bato.borlik.de) und "Nikolausgeschichten" für LeseanfängerInnen - beide bei Gondolino. Weitere Infos: http://www.bato-schreibt.de. ********************************************************************* HALL OF FAME: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at team pt autorenforum de) Ja, die Lage auf dem Buchmarkt ist schwierig, und manchmal glaubt man, man wird es nie schaffen, ein Buch zu veröffentlichen. Aber andere schaffen es ja auch! Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir würden uns freuen, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald einmal vorstellen können. Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen nach diesem Schema: ....... AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre. Zusätzlich könnt ihr in maxi- mal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) weitere Infos zu eurem Buch unterbrin- gen. ....... Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Ei- genverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an mail- to:redaktion at team pt autorenforum de. Wir können ausschließlich Meldungen berücksichtigen, die nach dem obigen Schema gemacht werden! ++++++++++ Christa Schmid-Lotz: "Eduard Mörike. Ein Leben auf der Flucht", Salzer Verlag 2004, biografischer Roman. Das Leben des Dichters zwischen "Brotberuf" und Berufung Christa Schmid-Lotz: "Aufbruch nach Blaubeuren. Roman aus dem dreißig- jährigen Krieg", Ulmer Manuskripte 2004, historischer Roman. Odyssee einer jungen Frau in den Wirren des Krieges Ines Bauer, Sabina Luger, Judith Ott: "Schatten über Byzantium", Wur- dack Verlag 2004, Fantasy-Roman. ISBN 3-938065-01-X, ein Roman aus der Demonwright-Serie Bato und Michael Borlik: "Fantasygeschichten", Gondolino 2004, Kinder- buch. Zeitreise-Geschichten für Kids, http://www.bato.borlik.de Michael Borlik: "Schmökerzwerge Abenteuergeschichten", Gondolino 2004, Kinderbuch. 11 Geschichten für Leseanfänger +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail kommt! +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einsendeformalien: Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de erwünscht. Zurzeit können jedoch noch keine Honorare gezahlt werden. Das Urheber- recht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor. Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: mailto:beitrag at team pt autorenforum de. Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet werden. 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