The Tempest

Ausgabe 5-01 (20. Januar 2003)

Schreib-Kick
Autorenwissen
    "Auf eigene Faust zum eigenen Buch - Teil 2"
    von Jakob Anderhandt
Marketingideen
    "Lesertipp: Autoaufkleber"
Schreibkurs
    "Das Krimispiel"
    von Ursula Schmid-Spreer
    "Protagonist vs. Antagonist - Teil 2"
    von Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
    "Die Überarbeitung"
    besprochen von Gabi Neumayer
Interview mit Josef Haslinger
    "Schreiben lernt man schreibend"
Frag die Expertin für Fantasy
    (Stefanie Bense)
Frag den Experten für Drehbuch
    (Oliver Pautsch)
Frag die Expertin für Sachbuch
    (Gabi Neumayer)
Frag den Experten für Verlagswesen
    (Bjørn Jagnow)
EDITORIAL: 
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Liebe Autorinnen und Autoren, 

schön, dass ihr auch im neuen Jahr dem Tempest treu bleibt! Wir freuen 
uns auf unseren 5. Jahrgang online und hoffen, mit eurer Hilfe noch 
lange weitermachen zu können.

Was erwartet euch in diesem Tempest? Da hätten wir den zweiten Teil 
zweier Artikel in den Rubriken "Autorenwissen" und "Schreibkurs", ein 
Krimispiel, einen unkonventionellen Marketingtipp, und Hans Peter 
Roentgen hat Josef Haslinger vom Deutschen Literaturinstitut Leipzig 
interviewt. Dazu gibt’s wieder unbezahlbare Tipps von unseren Exper-
tInnen (zum Beispiel: Wie meldet man einen Verlag an? Was ist von 
Rückblenden zu halten? Wer gestaltet das Layout bei einem Sachbuch?), 
eine Rezension und den großen Serviceteil mit Ausschreibungen, Semina-
ren und mehr. Alles in allem genug, um sich bis zum nächsten Tempest 
zu beschäftigen, oder?

Neues von unseren ExpertInnen: Der bisher unveröffentlichte Kurztext 
"Besuch unter der Oberfläche" von Bjørn Jagnow ist im Rahmen des Nas-
sauischen Kulturpreises belobigt worden. Er ist ein Mischung aus phi-
losophischem Dialog, Theaterstück und Sciencefiction-Story. Interes-
senten für eine Veröffentlichung oder Aufführung können mit dem Autor 
über http://www.bjoernjagnow.de Kontakt aufnehmen.

Für unsere AnzeigenkundInnen: Der Anzeigenschluss für den Tempest ist 
jetzt am 12. jedes Monats. Später eingegangene Anzeigen können wir 
erst für die nächste Ausgabe berücksichtigen.

Der Tipp des Monats Januar, diesmal von Ute Hacker:

       Immer wieder flattern einem die Billigangebote diverser 
       Buchanbieter ins Haus. Es lohnt sich, diese Angebote 
       etwas genauer zu studieren, denn häufig finden sich darin 
       Bücher zu kulturgeschichtlichen Themen, die man gut 
       zu Recherchezwecken brauchen kann. So fand ich neulich 
       zum Beispiel den Titel "Gifte - Hexensalben - Liebestränke", 
       für mich als Krimiautorin ein hochinteressantes und 
       äußerst nützliches Buch. Man will ja nicht immer 
       mit demselben Gift morden! Aber auch für AutorInnen 
       historischer Romane sind diese Angebote eine Goldgrube.

Da ich gerade einen Downloadkurs zur "Überarbeitung" schreibe, ist 
mein Wunsch für diesen Monat: Möget ihr bei aller notwendigen Selbst-
kritik beim Schreiben nicht vergessen, immer auch ein Herz für euch 
selbst zu haben!

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin

~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen 
wir eure Mithilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen 
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, 
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf unser 
Konto:

autorenforum.de
SEB Mainz (früher: BfG)
BLZ 550 101 11
Konto 14 24 18 99 00
Stichwort: "Beitrag 2003"

Für AuslandsabonnentInnen: Ihr könnt uns den Beitrag in bar schicken 
(Adresse am Ende des Tempest) oder ihn von jemandem in Deutschland von 
einem deutschen Konto aus überweisen lassen, um die horrenden Gebühren 
zu umgehen.


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ISSN 1439-4669   Copyright 2003 autorenforum.de. Copyright- und
                 Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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   INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

      Editorial
      Inserate
      Schreib-Kick
      Autorenwissen
         "Auf eigene Faust zum eigenen Buch - Teil 2"
         von Jakob Anderhandt
      Marketingideen
         "Lesertipp: Autoaufkleber"
      Schreibkurs
         "Das Krimispiel"
         von Ursula Schmid-Spreer
         "Protagonist vs. Antagonist - Teil 2"
         von Hans Peter Roentgen
      Buchbesprechung
         "Die Überarbeitung"
         besprochen von Gabi Neumayer
      Interview mit Josef Haslinger
         "Schreiben lernt man schreibend"
      Frag die Expertin für Fantasy
          (Stefanie Bense)
      Frag den Experten für Drehbuch
          (Oliver Pautsch)
      Frag die Expertin für Sachbuch
          (Gabi Neumayer)
      Frag den Experten für Verlagswesen
          (Bjørn Jagnow)
      Impressum


TEIL 2 (nur für Abonnenten):

      Veranstaltungen
      Ausschreibungen
      Publikationsmöglichkeiten
           mit Honorar
           ohne Honorar
      Seminare
      Impressum


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Aus organisatorischen Gründen liegt der Anzeigenschluss für den Tem-
pest ab sofort am 12. jedes Monats. Später eingegangene Anzeigen kön-
nen wir dann erst für die nächste Ausgabe berücksichtigen.


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INSERATE:
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                                    (mailto:werbung at autorenforum punkt de)


Autorin prüft Ihr Manuskript 
Fühlen Sie sich "betriebsblind" Ihren eigenen Texten gegenüber, brau-
chen Sie eine kompetente Einschätzung, was Sie überarbeiten sollten? 
Erfahrene Autorin bietet Manuskriptgutachten zu fairem Preis. Ausführ-
liche Einschätzung der Stärken und Schwächen, konkrete Verbesserungs-
vorschläge, Tipps zur Verlagssuche. Ausführliche Info unter 
http://www.Ranka-Keser.de.
__________

Vestalia.de ist ein Rezensionsforum. Für 2003 möchten wir junge Auto-
ren einladen, uns Neuerscheinungen zuzusenden. Nach vorheriger Abspra-
che werden wir eine Besprechung binnen 6 Wochen auf unserer Homepage 
veröffentlichen.
Kontaktaufnahme per E-Mail: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., URL: 
http://www.vestalia.de
__________

www.AutorInnen.de Neu: AUTOREN-JAHRBUCH 2003/2004

 
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SCHREIB-KICK:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


Unser Schreib-Kick für den Januar:

Was habt ihr im letzten Jahr als AutorInnen erreicht - und was wünscht 
ihr euch für 2003? Schreibt doch einmal auf, was 2002 in eurem Auto-
renleben Positives geschehen ist - vom Fertigstellen eines Exposés ü-
ber die Veröffentlichung eines Buches / eines Artikels bis hin zu neu-
en Kontakten mit anderen AutorInnen. Macht eine zweite Liste, in der 
ihr eure Wünsche für 2003 notiert (einen Agenten finden, eine Kurzge-
schichte veröffentlichen, einen Workshop besuchen, eine Schreibgruppe 
gründen oder ...). 

Wenn ihr Ermunterung braucht, seht euch die Liste für 2002 an - und 
die für 2003, wenn ihr euch eure Ziele wieder einmal klarer vor Augen 
führen oder sie überdenken wollt.


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AUTORENWISSEN:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


             "Auf eigene Faust zum eigenen Buch - Teil 2"
                         von Jakob Anderhandt


          Waschstraße gegen Handpolitur

Geld lässt sich in alles investieren, warum also nicht in die Aufbe-
reitung des eigenen Manuskriptes? Einig sind sich die meisten Ratgeber 
in Folgendem: Geht das Manuskript an den Verlag, dann sollte es frei 
sein von Rechtschreib- und Grammatikfehlern, es sollte ein Deckblatt 
haben, auf dem Titel, Autor, Umfang des Textes und eine Kontaktadresse 
genannt sind. Das Manuskript selbst sollte im üblichen Standard-
Format, also A4, 60 Zeichen (einschließlich Leerzeichen) pro Zeile und 
30 Zeilen pro Seite formatiert sein. 

Abgesehen von dieser Minima Moralia gibt es meiner Erfahrung nach nur 
noch die Beständigkeit der Unbeständigkeit. Manche Lektoren mögen per-
sönlich gefasste Anschreiben, weil sie in ihnen das Engagement des Au-
tors sehen, andere finden sie abscheulich, weil sie lieber gleich zur 
Sache kommen. Selbes Spiel mit den Exposés: Einige Lektoren verlangen 
sie partout, andere sind überzeugt, dass die Qualität des Geschriebe-
nen ohnehin nur am Geschriebenen selbst sichtbar wird. Destilliert man 
daraus den immer gültigen Tipp, dann heißt er: sachliches Anschreiben, 
aber individuell formuliert, eine Einführung in den Text ja bitte, a-
ber so knapp wie möglich (d. h. auch bei Romanen nie mehr als zwei A4-
Seiten).

Damit zurück zur Frage. Wer glaubt, dass nach einem Durchlauf bei Word 
durch "Rechtschreibung und Grammatik" sein Manuskript automatisch in 
der Endfassung vorliegt, der sollte auf jeden Fall ein professionelles 
Korrektorat (Lektorat hinsichtlich Rechtschreibung und Grammatik) vor-
nehmen lassen, unter den folgenden Bedingungen:
- Der Text soll im Selbstverlag breitenwirksam vermarktet werden.
- Er soll mit demselben Ziel als BoD erscheinen.
- Er soll mit Erfolg an einen Publikumsverlag vermittelt werden.

Für die Veröffentlichung in einem Zuschussverlag ist das Korrektorat 
dagegen unnötig. Denn hier ist diese Leistung Teil des Verlagsvertra-
ges, unter anderem deshalb, weil die Zielgruppe solcher Verlage gerade 
in Autoren besteht, die ihr Manuskript entweder nicht in eine perfekte 
Form bringen können oder es nicht wollen. Das Lektorat im klassischen 
Sinn (d. i. eine Textbeurteilung mit Hinweisen auf gelungene und nicht 
gelungene Passagen sowie Verbesserungsvorschlägen) wird von solchen 
Häusern dagegen nie vorgenommen. 

Bei einem Publikumsverlag wird grundsätzlich jeder Text einer solchen 
Prüfung unterzogen. Allerdings wird hier oft tendenziös gelesen, um 
das Skript später auf literarische Trends zuzuschneiden oder an der 
Generallinie des Hauses auszurichten. Sich die Leistung von einer un-
abhängigen Stelle erbringen zu lassen, hat also nur Sinn, wenn man:
- das Manuskript ohne solche Hinweise nicht glaubt beenden zu können
- Grund zu der Annahme hat, dass sich die Verkaufschancen des Skrip-
tes/Buches durch eine Nachbearbeitung drastisch verbessern
- man das Lektorat als "praktische Lehre" ansieht, mit der man seinen 
Stil und die Schreibtechnik optimieren will

Realistisch mit Blick auf den eigenen Nutzen ist bei Prosa ein so ge-
nanntes Oberflächenlektorat mit einem Seitenpreis von maximal 5 Euro. 
Übersteigen die Lektoratskosten aufgrund der Textlänge einen Gesamt-
preis von 150 Euro, ist es sinnvoller, sich für diese Summe nur eine 
ausgewählte Passage lektorieren zu lassen und zusätzlich für sie plus 
ein mit eingereichtes Exposé ein Minigutachten zu erbitten. Dieses 
Gutachten sollte 1/2 Seite lang sein und Folgendes enthalten: 
- konkrete Tips für die eigenständige Bearbeitung des Skriptes
- ein unverbindliches Angebot für eine weitere Zusammenarbeit mit der 
Lektorin/dem Lektor
- eine Prognose über die Marktfähigkeit nach dem Ende der Zusammenar-
beit

Pro Gedicht muss man mit zwischen 7,50 und 10 Euro rechnen. Die Kosten 
für ein Korrektorat liegen um 20 bis 30% niedriger. Adressen freier 
Lektoren vermitteln die Autorenverbände, wenn nicht von ihnen selbst 
ein solcher Service angeboten wird, für Mitglieder manchmal nochmals 
verbilligt.


          Welcher Schuh passt am besten?

Es besteht kein Zweifel: Die Chancen, ein eigenes Buch zu veröffentli-
chen, waren für einen deutschen Autor selten so gut wie heute. Und das 
gilt mit Blick auf die gesamte Verlagslandschaft. Denn nicht nur in 
puncto Werbekosten, sondern auch was den Erwerb von Bestsellerlizenzen 
betrifft, sind deutsche Verlage an ihre Grenzen gelangt. Aber selbst 
wenn man keines der großen Lose zieht, sind durch PC, Internet und di-
gitale Revolution im Druckwesen die Chancen für eine Buchveröffentli-
chung in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Ästhetisch führen die 
neuen Technologien dabei oft zu so überzeugenden Ergebnissen, wie es 
sie breitenwirksam wohl kaum zuvor auf dem Buchmarkt gegeben hat.

Die entscheidende Frage lautet deshalb nicht mehr, ob das eigene Manu-
skript als Buch je erscheinen wird. Fast alle Texte können neuerdings 
ein Produkt sein, für das sich im Markt eine Nische finden lässt. Die 
entscheidenden Fragen sind stattdessen: Wer bildet die Zielgruppe mei-
nes Textes? Wie groß ist voraussichtlich die Anfangszahl meiner Leser? 
Mit was für einem Typ Buch erreiche ich sie am günstigsten bzw. am 
besten?

Zusammenfassend noch einmal die Möglichkeiten:


Der klassische Selbstverlag
...........................
(Innenteil des Buches selbst gesetzt und kopiert, Einband handgefer-
tigt vom Buchbinder) 
Eignet sich besonders, wenn:
- das Buch aufgrund seines Stils, Inhalts oder Themas nur für den er-
weiterten Bekanntenkreis gedacht ist
- es in Aussehen und Ausstattung genau den eigenen Vorstellungen ent-
sprechen soll (bei hohem Anspruch kann man auch selber digital drucken 
lassen)
- man mit minimalem finanziellen Aufwand die Wirkung eines Textes tes-
ten möchte


Der klassische Zuschussverlag 
.............................
(Komplettservice, d. h. vom Buchdesign über die Aufnahme in den Handel 
bis hin zu einem gewissen Maß an Werbung alles aus einer Hand, aller-
dings für viel Geld und nach Geschmack des Verlages) 
Ist empfehlenswert, wenn:
- man zwar das Geld, aber keine Zeit hat, ein Buch selber zu verlegen, 
und wenn man für die Veröffentlichung des Skriptes bei einem Publi-
kumsverlag keine Chance sieht
- man die Einführung des Buches mit einem niedrigen Ladenpreis er-
leichtern will (bei gleichem Honorar kommt das BoD für den Endkunden 
um 15 bis 30% teurer)
- man aus räumlichen oder persönlichen Gründen (z. B. bei einem Wohn-
sitz im Ausland oder Krankheit) einen direkten Ansprechpartner braucht

Eine Checkliste, mit der man Zuschussverlage auf Seriosität prüfen 
kann, gibt es bei http://www.autorinnen.de unter "Zuschussverlage".



Das Book on Demand 
..................
(Erstellung des Buches in digitaler Form, Druck bei Bestellung)
Eignet sich, wenn:
- man innerhalb der Möglichkeiten einer Massenproduktion das Buch in-
dividuell gestalten möchte
- man mit einem Abverkauf von insgesamt 500 bis 1 000 Stück rechnet 
und dabei auf den optimalen Kosten-Nutzen-Effekt aus ist
- man selber über Grundkenntnisse des Buchsatzes und des Titeldesigns 
verfügt oder Freunde hat, die diese Arbeit zuverlässig erledigen. 
(Hierfür neben Libri einen zweiten Serviceleister einzuschalten, führt 
dagegen zu unberechenbaren Kosten, da sich ein Standardformat für 
Druckdateien "on demand" bisher nicht durchsetzen konnte) 



Der Publikumsverlag 
...................
(alle Leistungen des Zuschussverlages, aber ohne Zuschuss)
Ist natürlich die Wahl der Wahl, wenn man:
- genommen wird ? selten genug ?, aber damit leben kann, dass das ei-
gene Manuskript aus Verkaufsgründen abgeändert oder teilweise neu ge-
schrieben werden muss
- man sich bewusst ist, dass auch Publikumsverlage bei Nobodys manch-
mal die Hand aufhalten, d. h. finanzielle Unterstützung verlangen, um 
z. B. bei schlechtem Abverkauf den Titel im Programm zu belassen oder 
nochmals zu bewerben


          "Das Wort zum Sonntag"

Alle Preis- und Zahlenangaben sind nach bestem Wissen und Gewissen ge-
macht, jedoch ohne Gewähr. Anbieter habe ich nur dann namentlich ge-
nannt, wenn ihr Angebot einmalig ist oder es sich deutlich von dem der 
Konkurrenz unterscheidet. 

Wer zur Debatte über die Zuschussverlage nachlesen möchte, kann das 
unter anderem tun bei: 
- Andrzejewski, Jürgen und Sven Boedecker: "Die Absahner". Die Woche, 
19. Mai 1999, S. 37
- Käselau, Raniah: "Die andere Meinung". FDA aktuell, 2001, Ausgabe 2, 
S. 8
- o. N.: "Selbstbeteiligungsverlage". Imre Török (Hg.). VS-Handbuch. 
Göttingen: Steidl, 1999, S.226-229

Zu BoD und den Folgen der digitalen Revolution für das Buch gibt es:
- Anderhandt, Jakob: "Das Buch der Zukunft". The Tempest 3-5, 22. Mai 
2001
- Bröhm, Patricia: "Tempel der Bücher". print process, Nr. 15/01, S. 
7-11
- Köhle, Anne-Bärbel: "Spannende Zeiten für Verleger". print process, 
Nr. 12/00, S. 45-49
- Würth, Peter: "Bücher auf Knopfdruck". Die Woche, 15. Juni 1999, S. 
13

Zum Wandel der Groß- und Publikumsverlage ist erschienen:
- Schiffrin, André: Verlage ohne Verleger. Berlin: Wagenbach, 2000

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Jakob Anderhandt, geboren 1967, lebt seit dem Sommer 1998 als freier 
Schriftsteller und Übersetzer in der chinesischen Hauptstadt Beijing. 
Zuletzt als Buch erschien von ihm: "Der Tote in der Ming-Vase: Ein 
China-Krimi". "Weiter", ein Band mit Erzählungen zu Außenseitern der 
achtziger und neunziger Jahre ist in Vorbereitung.


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MARKETINGIDEEN:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


++++++++++++++++++++++++++
Tanja Schröder
http://beam.to/t-schroeder
++++++++++++++++++++++++++
Eine gute Idee, die neugierig macht ...

Man braucht dazu eine nette, kleine, vorzeigbare Homepage, die sich 
nur um die eigene Schriftstellerei und die eigenen Werke dreht, am 
besten mit Links zu den Verlagen und einer kleinen Biographie. Hat man 
solches (kostenlos zu gestalten bei Anbietern wie Lycos o. Ä. oder ein 
wenig anspruchsvoller gegen monatliche Gebühr), lässt man sich bei ei-
nem Print-Service die Homepage-Adresse als Autoaufkleber drucken. Zu 
diesem Zweck sollte die Adresse nicht unbedingt 
www.members-of-zulangeadressen.de/member123/hansmeier heißen, sondern 
kurz und knackig sein. Wenn sie vielleicht noch irgendwie besonders 
klingt, werden die Leute noch mehr animiert, sie sich zu merken und 
mal reinzusehen. Natürlich würde dann www.knackpo.de (beispielsweise) 
einen guten Dienst tun, wovon jedoch abzuraten ist. Seriös sollte das 
ganze doch noch bleiben, bei aller Liebe zum Marketing ;-)

Die beste Platzierung für einen solchen Aufkleber ist die Heckscheibe. 
An jeder Ampel wird die Adresse gelesen, im Stau wird sie geradezu ins 
Hirn des Hintermannes eingebrannt :-), und auch beim Parken ist sie 
gut sichtbar. Die Seite des Fahrzeugs ist nicht zu empfehlen. Während 
des Fahrens ist ein Aufkleber dort so gut wie nicht lesbar, auch wenn 
es beim Parken besser ist. Und immer an die Devise denken: Je kürzer 
die URL, desto besser! Wenn sich eine lange URL nicht vermeiden lässt, 
dann gibt es auch Dienste im Internet, die solcherlei Unfug abkürzen 
(z. B. http://beam.to).
 
Selbstverständlich kann man URL-Aufkleber auch woanders draufpappen. 
Fenster, Eingangstüre, Fahrrad, Kinderwagen, Rucksack, und wer viel 
Geld hat, kann die Dinger auch überall sonst hinkleben. Das habt ihr 
aber nicht von mir, wenn euch der Bahnhofsaufseher erwischt, wie ihr 
den Fahrkartenautomaten verunstaltet ...


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SCHREIBKURS:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


                           "Das Krimispiel"
                       von Ursula Schmid-Spreer


Warum immer schreiben? Man kann auch sprechen und dadurch als AutorIn 
weiterkommen!

Wie wäre es, einmal gute Freunde einzuladen und ein etwas anderes 
Spiel zu spielen? Ein Krimispiel etwa? Wir haben die Mörderjagd im Ge-
spräch geführt, man kann aber auch zum besseren Merken ein Plakat mit 
den Fakten anlegen.

Vielleicht läuft auch ein Tonband mit? Die verschiedenen Reden und Ge-
genreden kann man später ausarbeiten und in eine (Krimi-)Geschichte 
einbauen. Wenn ihr dieses Spiel in der Faschingszeit spielen möchtet, 
könnt ihr die Gäste außerdem bitten, sich wie in den zwanziger Jahren 
zu kleiden (Stirnband, Charlestonkleid mit Fransen, lange Zigaretten-
spitze, mehrfarbige Schuhe, Hosenträger, Schnauzbart, Gelhaare ...). 
Auch die genaue Beschreibung der Teilnehmer kann später zu einer Ge-
schichte beitragen.


          Einladung

An einem Samstag ? es wurde draußen schon dunkel ? trafen sich acht 
Personen, um einen Mörder aus ihrer Mitte zu stellen. (Es müssen genau 
acht Personen sein, deshalb ist die Zuverlässigkeit der Gäste wich-
tig.) 


          Einführung

Wir schreiben die zwanziger Jahre. Der Lebemann und Arzt Dr. Schäfer 
befindet sich in einem Zeppelin, etwa 600 m über dem Mittelmeer. Ein 
Besatzungsmitglied entdeckt ein großes Loch in der Hülle. Alle Passa-
giere werden gebeten, sich im Speiseraum einzufinden.

Dr. Schäfer fehlt. War es Selbstmord? Ist er über die Brüstung gefal-
len oder gestürzt und hat dabei das Loch in die Haut des Zeppelins ge-
rissen? Oder war es sogar Mord? Aber nirgends ist Blut ... 

Seine Kabine ist leer, Glasscherben liegen herum, ein Schemel ist um-
gefallen und ein Messer wird gefunden. Es kommt also doch nur Mord in 
Frage!

Die Besatzung scheidet aus, es bleiben acht Personen übrig, die alle 
ein Motiv hätten.


          Personen

Carla Wedemeier (31 Jahre alt): Sie ist die Privatsekretärin der Baro-
nin von Schwarzenfels und stark gehbehindert. Ihr Interesse für Mitzi 
Marzini ist auffallend, sie wirkt aber nie aufdringlich. Carla ist von 
der Luftschifffahrt begeistert ? man kann sie schon fast als Expertin 
bezeichnen. Hat sie eine dunkle Seite an sich? Interessiert sie sich 
etwa für Mordtechniken?

Baronin Adele von Schwarzenfels (47 Jahre alt): Sie reist viel und 
lang und ist in der so genannten "high snobiety" immer anwesend. Sie 
ist eine Spielerin und kennt jeden Spielsalon und die Pferderennbahn. 
Peu a peu gibt sie das Geld ihrer Ahnen aus. Würden Sie wirklich aus-
schließen, dass die feine Baronin sich nicht genug langweilt, um durch 
eine bizarre Mordtat den Kitzel des Verbrechens auskosten zu wollen?

Edith Stevenhagen (25 Jahre alt): Flott und modebewusst, Bubikopf und 
Charleston. Als sie mit ihrem Vater an Bord kam, gerann Dr. Schäfers 
Gesicht zu einer undurchdringlichen Maske. Merkwürdig? Er behandelt 
sie herablassend, während Edith ihn bewundert und anhimmelt. Sie er-
wähnt gegenüber Dritten seine menschlichen Qualitäten und lobt ihn in 
den höchsten Tönen. Ist so einem romantischen Mädchen eine grässliche 
Mordtat zuzutrauen?

Kurt Stevenhagen (52 Jahre alt): Reicher Industrieller, der seine 
Tochter sehr liebt. Auffällig ist, dass er Dr. Schäfer schneidet oder 
mit sarkastischen Bemerkungen brüskiert. Sollte dieser erfolgreiche 
Geschäftsmann wirklich das Risiko eingegangen sein, einen Mord zu be-
gehen?

Mitzi Marzini (28 Jahre alt): Sie ist eine erfolgreiche Schauspiele-
rin, auf allen Varietébühnen zu Hause - auch bei Ferdinand Rosen, der 
ein Theater betreibt, ist sie engagiert. Allerdings wurde sie in der 
Rolle einer Mörderin verrissen, aber man ist ja lernfähig ...

Ferdinand Rosen (46 Jahre alt): Er wird "Röschen" genannt. Ein sehr 
kreativer, spontaner, bisweilen auch hektischer Mann, mit einer fri-
schen und herzlichen Art. Aber wenn er mit Dr. Schäfer plaudert, dann 
zittern seine Hände, so dass er Mühe hat, das Glas ruhig zu halten. 
Warum?

Josef Pawlicek (25 Jahre alt): Er ist Kunstmaler, eine Persönlichkeit 
der Kunstszene. Er ist nett und charmant, aber: ein bisschen angebe-
risch und labil und vielleicht zu allem fähig ...

Adolphe Geissler (56 Jahre alt): Ein Schweizer Hotelier, ein merkwür-
diger Mann, verschlossen, schroff und abweisend. Er weiß, was er will, 
und lässt sich nicht von seinem Weg abbringen. Man könnte glatt mei-
nen, dass er im Interesse einer Sache über Leichen gehen würde ...


          Motiv

Jede der acht Personen hätte ein Motiv, Dr. Schäfer aus dem Weg zu 
räumen. Durch geschickte Fragestellung und aufmerksames Zuhören be-
zichtigen sich die Personen untereinander, der Mörder zu sein.

Wenn das Gespräch stockt, greift der Spielleiter ein und gibt den 
Spielern (schriftlich) weitere Anweisungen (insgesamt drei), wobei im-
mer mehr "Motive" der einzelnen Spieler zutage kommen.

Es gibt insgesamt drei Andeutungen. Jeder Spieler ? bis auf den Mörder 
natürlich ? muss die Wahrheit sagen und die ihm gegebenen Tipps offen-
baren. Das Spiel dauert je nach Intensität zwischen einer und einein-
halb Stunden.
 

          Auflösung

Der Spielleiter bittet die Mitspieler, den Straftäter auf einen Zettel 
zu schreiben. Dann bittet er um eine kurze Zusammenfassung oder legt 
selbst kurz dar, wer alles ein Motiv haben könnte, um Dr. Schäfer zu 
beseitigen. Vielleicht möchte der eine oder andere Spieler sein Urteil 
revidieren?

Je nachdem, wie sich die einzelnen Spieler im Gespräch verhalten ha-
ben, kristallisiert sich ein Killer heraus ? es muss nicht der richti-
ge sein!

Die Auflösung des Falles und die Bekanntgabe des richtigen Mörders be-
schließen das Spiel.


          Fazit

Ihr werdet sicher verstehen, dass ich euch nicht verrate, wer der Mör-
der in dem Spiel war, denn vielleicht wollt ihr einen kurzweiligen A-
bend mit Freunden verbringen und auf Mörderjagd gehen. Das Spiel ist 
aus den achtziger Jahren. Es wird nicht mehr hergestellt. Ich habe die 
Erlaubnis vom Verlag, das Spiel weiterzugeben. Deshalb: Mailt mich an, 
ich helfe euch gerne weiter (mailto:payingmarkets at autorenforum punkt de). - 
Viel Spaß!

(Grundidee entnommen aus Schmidt Spiele, Krimiparty, Nachtflug in den 
Tod)

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Ursula Schmid-Spreer ist Lehrerin für Gesundheitsberufe (Zahnmedizin). 
Als Ausgleich für den nicht immer ganz leichten Job schreibt sie gerne 
- Briefe, Tagebuch und kleine Storys für ihre Tochter. Im Geestverlag 
sind in einer Anthologie zwei Geschichten zum Thema Hoffnung von ihr 
erschienen. Das Märchenbuch "Florian Floh" wurde im Thomas-Rüger-
Verlag veröffentlicht.


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SCHREIBKURS:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


                 "Protagonist vs. Antagonist - Teil 2"
                        von Hans Peter Röntgen

Wenn ihr die Übung aus dem ersten Teil dieses Artikels gemacht habt 
[Tempest 4-12], dann habt jetzt zwölf Lösungen, in denen Protagonist 
und Antagonist aufeinander stoßen. Diese zwölf Möglichkeiten sind aus 
eurer Fantasie geboren, ihr habt sie (hoffentlich) noch nicht bewer-
tet.

Gut. Denn jetzt, nach dem freien Flug der Fantasie, kommt Überlegung 
zum Zuge. Nicht "Wie könnten Antagonist und Protagonist aufeinander 
stoßen?" heißt jetzt die Frage, sondern "Sind die Lösungen brauchbar? 
und warum? Oder könnten sie verbessert werden?".

Natürlich gibt es einige Fragen, die ihr euch dazu überlegen sollt. Am 
besten nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Schaut euch also eure 
zwölf Lösungen an, und prüft sie. Sind es 08/15-Lösungen? Wenn ja, wie 
könnte man sie überarbeiten, so dass sie mehr Überraschung bieten? 
Sind es Deus-ex-Machina-Lösungen? Jetzt also darf euer Zensor wieder 
aufwachen, die Klappe aufreißen und die Fragen beantworten. Aber eins 
darf er nicht: eine Lösung verwerfen.


          08/15-Lösungen

Jeder kennt sie, der mehr als einen Western gesehen hat. Die letzte 
Patrone ist verschossen, die heulenden Wilden galoppieren um die Wa-
genburg, merken, dass von dort keine Schüsse mehr fallen, ihre Gesich-
ter verziehen sich zu blutrünstigen Fratzen, langsam und genüsslich 
ziehen sie ihre Tomahawks, um die nun wehrlosen Siedler zu skalpieren, 
die ersten sind schon ins Innere gedrungen, einer hat ein hilf- und 
wehrloses, aber wunderschönes Mädchen an den Haaren, die Sonne blitzt 
auf der Schneide, die langsam niedersinkt (die Schneide, nicht die 
Sonne), um ihr grausames Werk zu vollenden. Da - ein Trompetensignal. 
Die Kavallerie erscheint, rettet Mädchen, Siedler und Amerika, die 
Wilden jagen feige davon, der Offizier und das Mädchen sinken sich 
seufzend in die Arme, Tusch, der Vorhang fällt. 

Beim ersten Mal mag das spannend sein. Die vierte Wiederholung ruft 
bestenfalls Gähnen, schlimmstenfalls Gelächter und böse Bemerkungen 
aus dem Zuschauerraum hervor. 

Eine Geschichte soll etwas Neues, Unerwartetes erzählen oder zumindest 
etwas Altbekanntes auf neue Art und Weise. Sonst lohnt es sich nicht, 
sie zu erzählen, lohnt es sich nicht, sie anzuhören. Da schaut man 
sich lieber gleich das Original an (Stagecoach), statt dem 123. lang-
weiligen Remake. 

Also solltet ihr euere Lösungen daraufhin prüfen, ob sie nicht einfach 
ein Abklatsch schon erzählter Geschichten sind, ob der Leser nicht 
schon Stunden vorher weiß, was kommen wird. 


          Deus ex Machina

Das genaue Gegenteil ist der Deus ex Machina. Der Autor will eine ori-
ginelle Lösung, hat aber keine glaubhafte. Die Heldin muss gerettet 
werden, der Autor weiß aber nicht wie. Also wird eine Lösung an den 
Haaren herbeigezogen. Und passt sie nicht willig, so braucht er Ge-
walt. 

Unter den Siedlern ist ein nichtssagender kleiner Mann, den niemand 
ernst nimmt. Aber jetzt, ohne Patronen, wächst er über sich hinaus. Er 
kennt den Trick Old Shatterhands, einen Mann mit einem einzigen Faust-
schlag zu betäuben. Der Wilde, der sich gerade seinen mühsam verdien-
ten Skalp holen will, bricht röchelnd zusammen. Binnen kurzem liegen 
alle 123 Indianer betäubt auf dem Boden, ein einziger Mann hat sie be-
siegt. 

Wenn es keine Satire sein soll, hat der Leser das Gefühl, der Autor 
wolle ihn verarschen. Nicht, dass dies nicht öfter vorkommt, mancher 
berühmte Autor hat sich nicht gescheut, die absurdesten Lösungen in 
seinen Büchern zu verwenden. Natürlich passieren im täglichen Leben 
Zufälle. Und in Büchern gibt es Zufälle. Aber gerade in den wichtigen 
Szenen sollte es möglichst wenige Zufälle geben. 

Wenn die Kavallerie im letzten Moment kommt, weil sie gerade "zufäl-
lig" in der Gegend war, haben wir den Deus ex Machina. Wenn sie den 
Indianern hingegen gefolgt ist und absichtlich erst in letzter Minute 
eingreift, um alle Indianer leichter fangen zu können, ist es kein Zu-
fall mehr. Und auch kein Deus ex Machina. 

Die Lösung muss zu eurer Geschichte passen, sie sollte den Leser nicht 
nur überraschen, sie sollte auch glaubwürdig und möglich sein. Und 
zwar im Rahmen eurer Geschichte. Die riesige Miesmuschel mag noch so 
phantastisch sein, noch so einfallsreich, in eine realistische Agen-
tenstory passt sie nicht. In einer märchenhafte Geschichte oder in ei-
ner Satire hätte sie durchaus Platz. 


          Die Personen 

Eure Heldin sitzt im Flugzeug nach Sibirien, um die letzten Exemplare 
der Kamtschatka-Schnurrbartrobbe gegen die Umweltmafia zu verteidigen. 
Plötzlich verstummt das Dröhnen der riesigen Flugzeugturbinen. Der 
Lautsprecher ermahnt die Passagiere, die Sicherheitsgurte anzulegen 
und, nein, keine Panik bitte! Was wird die Heldin denken und tun, so-
bald sie merkt, dass das Flugzeug binnen kurzem auf dem Wasser auf-
schlagen wird? 

Wenn sie der weibliche James Bond in einer Fernsehserie ist, wird ihr 
blitzschnell eine Lösung einfallen, ohne zu zögern wird sie sich und 
die Passagiere retten. Angst hat sie auch keine, denn sie weiß: "Ich 
kann nicht sterben, sonst könnte die Serie nicht weitergehen." 

Die geglückte Rettung verändert die Heldin auch nicht. Sie hat dadurch 
nichts gelernt, sie ist nicht klüger, mutiger, feiger geworden, son-
dern bleibt so, wie die Serie es vorschreibt. 

Falls es sich nicht um eine Serie handelt und die Heldin zum ersten 
Mal in ihrem Leben in Lebensgefahr gerät, dann muss die Lösung für eu-
re Heldin machbar sein. Sie kann ruhig alle ihre Kräfte anstrengen, an 
die Grenze ihrer Möglichkeiten gehen, sie sollte alle ihre Möglichkei-
ten ausnutzen. 

Wenn sie technisch versiert ist und Erfahrung mit der Wartung und Re-
paratur ihres Flugzeuges hat, wäre es denkbar, dass sie die Ursache 
der Sabotage entdeckt und behebt. Wenn sie allerdings eine verträumte 
Umweltschützerin ist, die Technik verabscheut und sie nur nutzt, wenn 
es unbedingt nötig ist, verbietet sich diese Lösung. 

Und was würde sie aus dem Vorfall lernen? Wenn sie vorher eine ver-
träumte Umweltschützerin war, ist sie jetzt härter, realistischer ge-
worden? Oder will sie jetzt das ganze Unternehmen aufgeben, denkt sie: 
Es hat doch keinen Zweck, gegen DIE komme ich nicht an? Oder eine Kom-
bination: Sie gibt erst auf, aber dann fasst sie doch wieder Mut? 


          Twists

Twists sind jene Stellen einer Geschichte, in der die Story eine mög-
lichst unerwartete Wendung nimmt. Twists sind nicht nur spannend, weil 
sie Action enthalten. Sondern auch, weil Menschen sich dadurch verän-
dern, wachsen, hinzulernen. Wenn aus der Szene nur die Rettung der 
Heldin folgt, die selbst für die Rettung gar nichts getan hat und dar-
aus nichts lernt, vergibt der Autor eine ganz wichtige Chance. Wer in-
teressiert sich schon für Leute, die immer gleich bleiben, es sei 
denn, sie heißen Buster Keaton? 

Also wäre die dritte wichtige Überlegung: Würde die Heldin so reagie-
ren, wie eure Lösung es vorsieht? Kann sie überhaupt so reagieren? Und 
was würde sie daraus lernen, wie würde sie sich dadurch verändern? 
Bietet die Lösung überhaupt die Chance der Veränderung? 


          Wie geht es weiter?

Wenn die Heldin beim Absturz stirbt, ist eure Geschichte vermutlich zu 
Ende. Wenn ihr aber eine Lösung habt, die eure Geschichte weiter-
treibt, habt ihr nicht nur eine gute Szene, sondern gleichzeitig einen 
roten Faden, der die Geschichte voranbringt.


Eine Geschichte ist immer auch die Geschichte ihrer Hauptpersonen und 
wie sie mit der Geschichte umgehen. Folglich sollten die Hauptpersonen 
auch aktiv die Geschichte gestalten oder zu gestalten versuchen. 

Wenn die Heldin beim Absturz von einem Fischerboot gerettet wird und 
die Besatzung des Fischerbootes dabei Kopf und Kragen riskiert, ist es 
vielleicht die Geschichte der Besatzung des Fischerbootes, aber nicht 
die der Fliegerin. 

Das gilt auch für weit weniger dramatische Ereignisse. Wenn die Heldin 
Mutter dreier kleiner Kinder ist, das Baby schreit, weil es in die 
Windeln geschissen hat, der Zweijährige hat den Futternapf der Katze 
entdeckt und ist gerade dabei, den Inhalt aufzuessen, der Sechsjährige 
jagt die Katze durch die Wohnung, diese flüchtet auf die Spüle, wo die 
gespülten Gläser zum Trocknen stehen, und die Milch fängt an überzuko-
chen ...

Folgende Lösung wäre denkbar: Der Liebhaber der Heldin betritt das 
Haus, reißt mit der Linken die Milch vom Herd, mit der rechten fängt 
er die Katze im Fluge auf, stößt mit dem Fuß den Futternapf außer 
Reichweite des hungrigen Sohnes und pfeift ein Schlaflied, dass das 
Baby augenblicklich einschlafen lässt. 

Nicht sehr wahrscheinlich? Nein. Spannend ist es auch nicht, es sei 
denn, der Liebhaber ist der Held der Geschichte. 

Personen müssen im realen Leben auch reagieren (siehe oben), selbst 
wenn sie nicht die aufregende Aufgabe haben, die Kamtschatka-Robbe zu 
retten, sondern die höchst prosaische, ihre drei Kinder in Zaum zu 
halten. Und in Geschichten müssen sie das ebenfalls. Wenn die Heldin 
immer rechtzeitig von anderen gerettet wird, egal ob beim Flugzeugab-
sturz oder bei häuslichen Katastrophen, wird das albern, unglaubwürdig 
und langweilig. 

Das heißt nicht, dass keine phantastischen oder märchenhaften Elemente 
verwendet werden können. Durchaus möglich, dass die Heldin einen Ab-
scheu-Zauber über den Fressnapf der Katze schleudert, einen Oh-
ne-Gewicht-Zauber über die Katze, die daraufhin miauend und außer der 
Reichweite des Ältesten unter der Zimmerdecke schwebt, und dass sie 
die Hitze der Milch nach draußen zaubert, wo sie sich krachend mit der 
kalten Luft mischt. Die Scheiße muss sie per Hand abwischen - ein Zau-
ber, der gegen Scheiße hilft, wurde noch nicht entwickelt. 

Soweit gut. Aber was wäre, wenn der Liebhaber zum Kamin hereinfährt, 
den Sohnemann vom Katzennapf wegzaubert, die Milch ....  Ich denke, 
ihr merkt, was ich meine. 

Natürlich heißt das nicht, das dem Helden oder der Heldin alles gelin-
gen muss. Gut möglich, dass der Hitze-fort-Zauber in der Eile miss-
lingt, die Hitze mit lautem Knall in der Küche zerplatzt und der Hel-
din eine gewaltige Brandblase beschert. Dass der Sechsjährige frühreif 
ist, der Mutter einige Zaubersprüche abgeguckt hat und so die Katze 
von der Decke in die Gläser fallen lässt, dass .... 

Womit es neue Abenteuer gibt, die die Heldin zu bestehen hat. 



Langer Rede kurzer Sinn: Eure Hauptpersonen sollen handeln, müssen 
handeln. Anfänger haben oft Scheu vor solchen Actionszenen und umgehen 
sie, indem sie die Schwierigkeiten sich auflösen lassen, hilfreiche 
Personen einführen oder die eigentliche Szene im Nachhinein kurz nar-
rativ erzählen, statt den Leser mitfiebern zu lassen. Kann die Heldin 
sich aus dem Flugzeug retten? Werden die kostbaren Gläser der Oma doch 
im letzten Moment gerettet werden? 

Werft also auch einen Blick darauf, welche Möglichkeiten eure Lösung 
bietet, die Geschichte voranzutreiben.


          Zur Praxis!

So jetzt genug der Theorie. Jetzt könnt ihr euch eure Lösungen an-
schauen und sie, wenn nötig überarbeiten. Prüft eure Lösung mit fol-
genden Fragen:
1. Ist es eine 08/15-Lösung? Könnte man ihr eine unerwartete Wendung 
geben?
2. Ist es ein "Deus ex Machina"? Wie könnte man das vermeiden?
3. Passt die Lösung zum Protagonisten und zum Antagonisten? Könnten 
die so handeln?
4. Enthält die Lösung einen Twist für die Geschichte? Für die Weiter-
entwicklung des Helden? Des Antagonisten? Könnte man sie so verändern, 
dass das erreichbar wäre?

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen betreibt zusammen mit Judith Tepesch die Schreib-
werkstatt "Textkrafttraining" 
(http://www.roentgen-software.de/sws/sws.htm), ist Mitglied der Phoe-
nix-Schreibgruppe 
(http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt 
phantastische Geschichten 
(http://www.roentgen-software.de/eigen/eigen.html) und Computerpro-
gramme.


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BUCHBESPRECHUNG:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


                          "Die Überarbeitung"
                     besprochen von Gabi Neumayer


Überarbeiten - dieses Wort hat vor allem für SchreibanfängerInnen ei-
nen eher schrecklichen als lustvollen Klang. Trotzdem merkt man früher 
oder später, dass es ohne Überarbeiten nicht geht, dass nicht umsonst 
"alle es tun" und dass man kaum etwas Veröffentlichungsreifes zustande 
bringt, wenn man sich auf eine erste Fassung verlässt.

Aber wie geht man so eine Überarbeitung überhaupt an? Wie findet man 
sich im Wust der Storyelemente zurecht? Wie gewinnt man den nötigen 
Überblick, um Verbesserungen durchzuführen? All das beschreibt Kaplan 
in seinem Buch, und zwar anhand zahlreicher Beispiele, vor allem aus 
seiner eigenen Feder. Dabei geht er besonders auf die Hauptschwierig-
keiten vieler erster Fassungen ein: der Anfang, das Ende, Kürzen von 
Unwesentlichem und Hinzufügen von Wesentlichem, sprachliche / stilis-
tische  "Unarten".

Doch Überarbeiten fängt nicht erst an, wenn man eine erste Fassung 
fertig gestellt hat. Vielmehr ist ein Überarbeiten bereits vorm 
Schreiben wichtig, in der Konzeptphase. Wie man hier die notwendige 
Vorarbeit leistet, um später nicht x Seiten umsonst zu schreiben, weil 
man auf halbem Wege feststellt, dass der ursprüngliche Plan nicht 
funktioniert - das zeigt Kaplan in seinem Buch ebenfalls. Außerdem er-
fährt man, wie man die Hilfe von TestleserInnen in Anspruch nimmt - 
und ein kleines Kapitel ist sogar der Überarbeitung nach der Veröf-

fentlichung gewidmet, die manche AutorInnen vornehmen.

Wer bisher nicht so recht an die Notwendigkeit des Überarbeitens ge-
glaubt oder angesichts dieser unüberschaubaren Aufgabe frühzeitig auf-
gegeben hat, wird hier Hilfe, Motivation und genug konkrete Anhalts-
punkte finden, um im Endeffekt zur besten Geschichte zu gelangen, die 
er / sie abzuliefern in der Lage ist. Dass damit die Chancen auf eine 
Veröffentlichung merklich steigen, liegt auf der Hand.


David Michael Kaplan: "Die Überarbeitung", 2001, 310 Seiten, 15 Euro, 
Zweitausendeins (nur beim Verlag zu beziehen)

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Aktuelle Veröffentlichungen: das Bilderbuch "Viele Grüße, dein Löwe", 
Baumhaus Verlag; die Ratgeber "Liebe Grüße und Glückwünsche kurz und 
knapp", Falken Verlag, und "Briefe, E-Mails & Co.", Eichborn Verlag. 
Im Frühjahr erscheint "English at work" bei Eichborn, ein Ratgeber für 
Business-Englisch. Meine Homepage: http://www.gabineumayer.de.


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INTERVIEW:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


                   "Schreiben lernt man schreibend"
                     Interview mit Josef Haslinger


Am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (http://www.uni-
leipzig.de/~dll) gibt es einen Studiengang, der seine Studenten das 
Schreiben lehren will. Geschäftsführender Direktor und einer der bei-
den fest angestellten Dozenten ist Josef Haslinger, der auch als Autor 
der Romane "Opernball" und "Das Vaterspiel" kein Unbekannter ist.


Hans Peter Roentgen: Herr Haslinger, warum glauben Sie, dass man das 
Schreiben lernen kann?

Josef Haslinger: Weil man alles lernen kann. Mit voller Montur und In-
telligenz ist nur Athene aus dem Kopf des Zeus gesprungen. Alle ande-
ren haben das, was sie können, irgendwann lernen müssen.


HPR: Wie sieht der Studiengang in Leipzig aus? Was wird dort gelehrt? 
Schreiben die Studenten wie Dschingis Aitmanow in Moskau dort Romane 
als Abschlussarbeiten?

JH: Der Studiengang gliedert sich in drei Fächer: Prosa, Lyrik und 
Dramatik/Neue Medien. Man studiert mindestens zwei davon oder alle 
drei. Der Schwerpunkt des Studiums liegt in Werkstattseminaren, zu de-
nen die Studenten literarische Arbeiten schreiben, die dann ausführ-
lich besprochen werden. Darüber hinaus gibt es Theorie- und Ästhetik-
Seminare. Die Diplomarbeit ist tatsächlich eine literarische Arbeit, 
zum Beispiel ein Roman, ein Band von Erzählungen, Gedichten oder Es-
says, ein Theaterstück oder ein Drehbuch. Im Prinzip könnte die Dip-
lomarbeit auch eine literaturwissenschaftliche Arbeit sein. Von dieser 
Möglichkeit hat jedoch noch niemand Gebrauch gemacht. Die Studenten 
kommen zu uns, um Schriftsteller zu werden. 


HPR: In der ZEIT hat einer der Studenten geschrieben: "Am Anfang wirst 
du völlig auseinander genommen, und dann musst du dich allmählich wie-
der zusammenbauen." Entspricht das Ihrer Erfahrung? Ist das beabsich-
tigt oder einfach Folge eines Studiengangs, der vielleicht auch einige 
Mythen über das Schreiben zerstört?

JH: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Studenten am Beginn des Studiums 
in eine Schreibkrise kommen. Wenn all das, was man bislang einfach ge-
tan hat, ohne groß darüber nachzudenken, zur Diskussion gestellt wird, 
dann scheint das Schreiben plötzlich eine unendlich schwierige Aufgabe 
zu sein.  Tatsächlich ist es so, dass die Seminare den Teilnehmern 
nicht einen Stil vorgeben, sondern deren Möglichkeiten, sich auszudrü-
cken, erweitern sollen. Mythen werden zweifellos zerstört. Aber dabei 
soll nicht das Eigene zerstört werden, im Gegenteil, das soll sich 
entwickeln.


HPR: Wie viele Studenten beenden eigentlich das Studium, wie viele 
brechen es ohne Abschluss ab?

JH: Es gibt in jedem Jahrgang ein paar Abbrecher. Aber das sind nur 
wenige. Insgesamt liegen wir weit unter der durchschnittlichen Drop-
out-Rate an Universitäten. 


HPR: Wenn Sie sich die Texte der Studienanfänger ansehen und die der 
Studenten in der Abschlussprüfung, gibt es da Unterschiede? Worin un-
terscheiden sie sich hauptsächlich?

JH: Allgemein lässt sich das nicht sagen. Manche unterscheiden sich 
enorm von ihren Anfängen, andere weniger. Manche haben einfach ihr 
Thema gefunden, manche einen unverkennbar eigenen Stil. Es gibt auch 
immer wieder einige Studenten, die sich mit ihrer literarischen Wei-
terentwicklung sehr schwer tun. Sie versuchen alles aufzugreifen, was 
gesagt wird, versuchen gleichsam, alles richtig zu machen, aber es ist 
nicht ihres, was dabei entsteht. Den Texten fehlt die persönliche I-
dentität, sie wirken konstruiert. Andere wiederum machen regelrechte 
Sprünge. Da gibt es plötzlich einen Text, der anders ist als alle ihre 
Texte davor. Von da an schreiben sie tatsächlich anders. So als hätten 
sie plötzlich ihren Weg gefunden. 


HPR: Jeder, so haben Sie mal behauptet, kann lernen, literarisch zu 
schreiben, die Frage ist bloß, wie weit er es bringt. Wie weit bringen 
es die Studenten am Leipziger Institut? Was ist der Hauptvorteil des 
Studiums, womit tun sie sich am schwersten?

JH: Der Hauptvorteil des Studiums besteht darin, dass man einer inten-
siven literarischen Erfahrung ausgesetzt wird und enorm viel Feedback 
hat, wie man es nie wieder in seinem Leben haben wird. Man lernt ja 
bei uns nicht das, was einem beigebracht wird, sondern man lernt nur 
das, was man sich selber beibringt, was man aus eigener Erfahrung, aus 
dem eigenen Versuch heraus gutheißt und annimmt. Die Ordentlichsten 
und Bravsten, die alles ganz richtig machen wollen, tun sich oft am 
schwersten. Weil es tatsächlich ja niemanden gibt und geben kann, der 
ihnen im Detail sagen könnte, wie man zu schreiben hat. Das Studium 
eröffnet einen literarischen Möglichkeitsraum, es vergrößert den 
Spielraum der literarischen Freiheit, aber es kann dem Einzelnen nicht 
sagen: So und nicht anders geht es. Entscheidend ist, dass sich die 
Schreibenden in einem halboffiziellen Rahmen, der hoch qualifiziert 
ist, in dem es aber nicht gleich ums Ganze geht, literarisch erproben 
und entwickeln können. Wir ermutigen unsere Studenten, diese Zeit zu 
nutzen und sich nicht zu früh dem Veröffentlichungsstress auszusetzen.


HPR: Ist das Studium auf "literarische" Texte beschränkt? Wenn heute 
eine deutsche Rowling mit Fantasy-Ambitionen sich bewirbt, würden Sie 
sie aufnehmen?

JH: Nein. Wir hätten kaum Lehrer, die ihr in diesem Genre weiterhelfen 
können. Wir würden aber mit der Bewerberin über diese spezielle Situa-
tion sprechen. Das war letztes Jahr bei einem Bewerber der Fall, der 
höchst interessante Fantasy-Ambitionen hatte und in diesem Genre ver-
mutlich besser war als alle Lehrer, die wir ihm bieten könnten. Wir 
mussten ihn aber dennoch abweisen, weil er sich für andere Genres und 
Gattungen nicht interessierte. Unser Studium hat auch etwas mit lite-
rarischer Allgemeinbildung zu tun. Wir sind ein Universitätsinstitut. 


HPR: Manche Lektoren sagen, deutsche Autoren könnten nicht spannend 
schreiben. Und für viele literarisch ambitionierte Nachwuchsautoren 
ist "Spannung" immer ein bisschen suspekt. Welche Rolle spielen Span-
nung, Plot und Spannungsbogen in dem Studium?

JH: Die Mehrheit unserer Lehrkräfte sind Gastprofessoren. Es sind je-
weils vier. Sie bleiben ein Semester oder ein Jahr. Um eine Kontinui-
tät des Studienaufbaus zu gewährleisten, einigen wir uns auf Themen 
und Inhalte, aber wir schreiben den Gastprofessoren nicht vor, auf 
welche Merkmale eines Textes sie Wert zu legen haben. Und so kann ich 
die Frage nur für mich selbst beantworten. Ich frage bei allen Prosa-
texten nach Plot und Spannung. Aber ich akzeptiere, wenn ein Text dar-
auf keinen großen Wert legt, sondern andere Qualitäten in den Vorder-
grund stellt. Die Studenten können schreiben, was sie wollen. Aber sie 
sollten wissen, was sie tun und worauf sie verzichten.


HPR: Leipzig ist neben Hildesheim und eventuell noch Köln die einzige 
Möglichkeit, in Deutschland nicht nur Literaturinterpretation - wie 
ist ein Text aufgebaut -, sondern Literaturschreiben zu studieren - 
wie erstelle ich einen Text. In den USA gibt es dagegen an vielen 
Hochschulen und selbst an Highschools solche Möglichkeiten. Glauben 
Sie, dass der Erfolg der amerikanischen Schriftsteller hierzulande da-
mit zusammenhängt?

JH: Davon bin ich überzeugt. In Österreich lernt man an jeder Schule 
Skifahren. Daher werden unter den Spitzenskifahrern immer Österreicher 
sein. Der Pool, aus dem sich die Spitze rekrutiert, ist einfach grö-
ßer. Ich bin ein absoluter Verfechter von Creative Writing an allen 
Schulen und Universitäten. Darüber hinaus soll es spezielle Studien-
gänge für Schriftsteller geben, nicht nur in Leipzig und Hildesheim.


HPR: Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Schreibbüchern in 
Deutschland, vor allem der Verlag Zweitausendeins ist nach dem Erfolg 
des Buches zum Drehbuch und Sol Steins "Über das Schreiben" sehr rüh-
rig. Was halten Sie von solchen Lehrbüchern?

JH: Wenn man sie nicht als Dogma, sondern als Anregung nimmt, können 
sie sehr nützlich sein. Solche Bücher können hilfreich sein, Fehler zu 
vermeiden. Aber in der Kunst ist es ja bekanntlich so, dass immer auch 
das Gegenteil gilt. Es muss bloß mit der nötigen Überzeugungskraft 
auftreten. 


HPR: Im Internet gibt es mittlerweile etliche Diskussionsforen für Au-
toren. Haben Sie damit Erfahrung? Können Sie sich vorstellen, dass 
diese einem Autor weiterhelfen? Was wäre die wichtigste Bedingung da-
für?

JH: Mich haben die Diskussionsforen im Internet bislang hauptsächlich 
gelangweilt. Eine Zeitlang habe ich mich darum gekümmert und auch Stu-
denten dafür zu interessieren versucht. Das Ergebnis war bescheiden. 
Internetforen sind mit der Lebendigkeit unserer Werkstattseminare 
nicht vergleichbar. Dennoch ist das Internet natürlich ein wichtiges 
literarisches Medium geworden. Unsere Studenten betreuen ja auch 
selbst eine Website. Wenngleich nicht mit überbordendem Interesse.


HPR: Wie haben Sie selbst Schreiben gelernt? Durch Versuch und Irrtum? 
Durch Kurse? Durch Schreibbücher? 

JH: Mein Schreiblehrer war Gustav Ernst, der damalige Herausgeber der 
Literaturzeitschrift "Wespennest", in der ich dann selbst Mitherausge-
ber wurde und es 15 Jahre lang blieb. Literaturzeitschriften waren 
früher häufig in den Händen von Autoren und für den Nachwuchs wichtige 
Foren literarischer Diskussion und Weiterbildung. Im Zuge der Profes-
sionalisierung des Zeitschriftenmarktes sind die Autorenzeitschriften 
weitgehend verschwunden. Heute sitzen professionelle Herausgeber und 
Redakteure in den Zeitschriften. Immer noch gibt es darunter einige, 
die mit Autoren an Texten arbeiten, aber nicht mehr in dem Ausmaße wie 
vor 20 Jahren. 


HPR: Wie alt waren Sie, als Sie Ihre erste Geschichte geschrieben ha-
ben? Und wie lange hat es gedauert, bis Sie zum ersten Mal einen Ver-
lag für ein Buch gefunden haben?

JH: Die Frage ist unpräzise gestellt. Es geht wohl um die erste Ge-
schichte, die ich veröffentlichen wollte. Das war am Beginn des Studi-
ums. Und ich konnte sie dann auch veröffentlichen, in einer Literatur-
zeitschrift. Am Ende des Studiums, 1980, habe ich im deutschen Verlag 
AutorenEdition (München) meinen ersten Erzählungsband publiziert, mit 
Geschichten, die ich großteils zuvor in der Zeitschrift "Wespennest" 
veröffentlicht hatte. Der Kontakt zum Verlag AutorenEdition hat sich 
über die Zeitschrift ergeben. Ich habe nicht lange einen Verlag suchen 
müssen. Das wiederfuhr mir erst mit dem nächsten Buch, weil es die Au-
torenEdition mittlerweile nicht mehr gab. Hier kam mir 1984 das Kla-
genfurter Literaturspektakel zu Hilfe. Ich war zum Ingeborg-Bachmann-
Wettbewerb geladen, gewann zwar keinen Preis, wurde aber gleich von 
zwei Verlagen angesprochen. Der erste, der mich fragte, war ein Lektor 
des Luchterhand-Verlags. Und so erschienen meine beiden nächsten Bü-
cher im Luchterhand-Verlag (damals in Darmstadt). 


HPR: Bekannt geworden sind Sie durch "Opernball" und "Das Vaterspiel". 
Beide Werke haben eines gemeinsam, das auf gut Neudeutsch "Braiden" 
heißt: die Verbindung verschiedener Perspektiven und Schicksale in ei-
nem Roman. Ist es Zufall, dass Sie diese Technik in beiden Romanen ge-
wählt haben? War dies geplant?

JH: Zufall ist das keiner. Diese Technik fördert den "republikani-
schen"  Charakter des Romans, wie Friedrich Schlegel das einmal nann-
te, im Gegensatz zur monarchischen Ich-Erzählung. Ob ich dabei bleiben 
werde, ist freilich ungewiss. 


HPR: Gerade "Vaterspiel" verbindet zwei extrem unterschiedliche 
Schicksale miteinander, das eines litauischen Juden, der Ghetto und KZ 
überlebt, und das eines österreichischen Ministersöhnchens, der eine 
vergleichsweise wenig aufregende Lebensgeschichte hat. Wie sind Sie 
auf diese Kombination gekommen? Hatten Sie einen Plot und haben daraus 
die Figuren entwickelt? Oder hatten Sie die Figuren und wollten die 
beiden zusammenbringen? Oder war es etwas anderes?

JH: Ich wollte einen unpolitischen jungen Menschen mit einem alten Na-
zi zusammenbringen und sehen, was dabei herauskommt. Alles andere hat 
sich im Laufe des Schreibens und Neuschreibens entwickelt. Die erste 
Fassung habe ich nach 120 Seiten abgebrochen. Dann lief es besser. Im 
Hintergrund steht die Erfahrung, die ich in Wien mit jungen Menschen 
aus sozialdemokratischen Wohlstandsfamilien gemacht habe. Sie interes-
sierten sich nicht für Politik - und für unsere NS-Vergangenheit schon 
gar nicht. Ich bin im "Vaterspiel" der Minister und nicht der Sohn. 
Das war vielen Rezensenten nicht bewusst.


HPR: Wenn Sie sich die Entstehung Ihrer Romane anschauen, gibt es da 
Gemeinsamkeiten? Bei der Idee, bei der Entwicklung, bei der Realisie-
rung?

JH: Am Anfang steht eine Idee, um die herum ich einen Plot konstruie-
re. Dann kommt die Phase, in der das Projekt scheitert, aber erste Fi-
guren da sind. Nach einer Phase der Verzweiflung beginne ich von vor-
ne, diesmal von den Figuren her, und damit komme ich nach langer Zeit 
zu einem Ende. 


HPR: Bedeutet das, der Plot müsse aus den Personen folgen, nicht umge-
kehrt, wie auch z. B. Sol Stein es fordert?

JH: Das bedeutet, dass ich mir zwar aus der Plotentwicklung heraus ei-
ne Personenkonstellation suche, dass ich die Geschichte dann aber in 
umgekehrter Ordnung schreibe, von den Personen her. Und damit ändert 
sich natürlich der Plot. Manches, was ich mir erdacht habe, machen die 
Figuren einfach nicht mit. Und sie entwickeln sich in Richtungen und 
in Interessen hinein, die ich ursprünglich für sie nicht vorgesehen 
hatte.


HPR: Viele Lektoren sagen, die meisten Texte müssen gekürzt werden. 
Ist das auch Ihre Erfahrung? Wie war das bei Ihren eigenen Romanen?

JH: Ja, die meisten Texte müssen gekürzt werden. Das gilt auch für 
meine eigenen. Allerdings fällt mir das Kürzen bei den eigenen Texten 
am schwersten. Immer noch.


HPR: Wurden Ihre Romane von dem Verlag so übernommen, wie Sie sie ab-
gegeben hatten, oder folgte danach noch ein Lektorat? Wie umfangreich 
war diese Überarbeitung?

JH: Bei beiden Romanen war ich mit dem Lektor in einem ausführlichen 
Gespräch, noch bevor sie fertig waren. Bei "Opernball" war es sogar 
so, dass ich am ersten Teil schon die Fahnen korrigierte, während ich 
am letzten Teil noch schrieb. Mir ist es wichtig, einen "strengen" 
Lektor zu haben, der vorbehaltlos alles sagt, was er sich denkt. Nicht 
dass ich ihm immer recht gebe, aber ich nehme alle seine Überlegungen 
sehr ernst. Ein Autor ist nicht ganz allein auf sich gestellt. Er hat 
zwei zusätzliche Chancen. Die erste ist sein Lektor, die zweite ist 
sein Übersetzer. 


HPR: Was ist Ihr wichtigster Ratschlag für jemand, der schreiben möch-
te?

JH: Schreiben lernt man schreibend. 


HPR: Eines Nachts wachen Sie auf, und eine wunderschöne Fee steht ne-
ben Ihrem Bett, einen Laptop in der Hand und sagt: "Lieber Josef Has-
linger, Sie haben sich so darum bemüht, Schriftstellern das Schreiben 
beizubringen, dafür haben Sie einen Wunsch frei für die deutsche Lite-
ratur." Was wünscht sich Josef Haslinger?

JH: Immer noch träume ich vom großen politischen Roman, ohne zu wis-
sen, wie er aussehen müsste. 


HPR: Herzlichen Dank für das Interview.


Info zum Studium: Voraussetzung ist die allgemeine Hochschulreife, in 
Ausnahmefällen (besondere künstlerische Eignung) geht es auch ohne. 
Bewerber müssen einen Lebenslauf und Proben ihrer literarischen Arbeit 
abgeben. Der  nächste Bewerbungstermin ist vom 1. bis zum 15. Mai 
2003; Näheres unter: http://www.uni-leipzig.de/~dll/bewerbung.htm.


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:     
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - kei-
ne Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für Litera-
turagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind daher 
zwecklos.


  Drehbuch: Oliver Pautsch
                                      mailto:drehbuch at autorenforum punkt de
  Fandom: Thomas Kohlschmidt
                                        mailto:fandom at autorenforum punkt de
  Fantasy: Stefanie Bense
                                       mailto:fantasy at autorenforum punkt de
  Heftroman: Arndt Ellmer
                                     mailto:heftroman at autorenforum punkt de
  Historischer Roman: Titus Müller
                            mailto:historischer.roman at autorenforum punkt de
  Kinderbuch: Gabi Neumayer
                                    mailto:kinderbuch at autorenforum punkt de
  Kriminalistik: Reiner M. Sowa
                                 mailto:kriminalistik at autorenforum punkt de
  Literaturagenturen: Petra Hermanns
                                       mailto:agentin at autorenforum punkt de
  Lyrik: Titus Müller
                                         mailto:lyrik at autorenforum punkt de
  Reiseführer: Gabriele Kalmbach
                                  mailto:reisefuehrer at autorenforum punkt de
  Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer
                                      mailto:sachbuch at autorenforum punkt de
  Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff
                                     mailto:med.psych at autorenforum punkt de
  Schreibgruppen: Ute Hacker
                                mailto:schreibgruppen at autorenforum punkt de
  Schreibhandwerk: Ute Hacker
                               mailto:schreibhandwerk at autorenforum punkt de
  Sciencefiction: Andreas Eschbach
                                      mailto:sf-autor at autorenforum punkt de
  Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi
                                       mailto:techlit at autorenforum punkt de
  Übersetzung: Barbara Slawig 
                                 mailto:uebersetzerin at autorenforum punkt de
  Verlagswesen: Bjørn Jagnow
                                  mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de



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FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY:
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                     Stefanie Bense (mailto:fantasy at autorenforum punkt de)


Frage:
Grundsätzlich soll man ja keine Rückblenden verwenden. Kann man dieses 
Problem durch Dialoge lösen?


Antwort:
Rückblenden sind Krücken wie Prologe! Es gibt Fälle, wo eine Rückblen-
de durchaus angebracht sein kann, aber pro hundert Seiten würde ich 
nicht mehr als eine erlauben und dann nicht länger als eine Seite. Am 
besten gar keine. Stell dir vor, dein Geschehen spielt im Theater auf 
der Bühne, dort gibt es auch keine Rückblenden. Die müssten nämlich 
hinter der Bühne stattfinden, somit wäre das Publikum nicht beteiligt 
und schnell gelangweilt. So geht das im Roman auch vor sich: Du reißt 
deine Leser aus der Geschichte, um ihnen etwas zu erzählen, das längst 
passé ist. (Dazu kommt meist noch das recht sperrige Plusquamperfekt = 
vollendete Vergangenheit, was sich durch viele "hatte" und "war gewor-
den" manifestiert und schlecht liest.) Besser ist es, die Informatio-
nen aus einer Rückblende zu reduzieren und in die Handlung oder den 
Dialog zu packen. Ein Beispiel:

- Rückblende:
Er strich der Katze über das dunkle Fell. Damals hatte er auch eine 
Katze gehabt, bevor sein Vater sie mitsamt den Jungen im Fluss er-
tränkt hatte, nur weil er ihr Gemaunze nicht mehr anhören gemocht hat-
te.

- Innerer Monolog:
Er strich der Katze über das dunkle Fell und erinnerte sich an Jojo 
und wie Vater sie im Fluss ertränkt hatte, der grobe Kerl, bloß weil 
sie ständig gemaunzt hatte.

- Dialog:
Er strich der Katze über das dunkle Fell. "Na, du bist ja was Liebes 
..."
Sein Vater sah von der Zeitung auf. "Klar, die Katze kannst du strei-
cheln, aber deine Frau hast du seit Monaten nicht mehr angefasst." 
"Was geht dich das an?" 
"Mir fällt zumindest auf, dass sie unglücklich ist!" 
"Oh, du bist ja auch sensibel. So feinfühlig, dass du meine Katze im 
Fluss ertränkt hast, als sie dir zu laut war. Samt Jungen." 
"Was hat das mit deiner Frau zu tun?" 
"Ach Vater ..."

- Handlung:
Er riss die Katze zurück, als sein Vater sich über sie beugte, zog Sie 
auf den Schoß, hielt sie fest und streichelte das glatte Fell und 
streichelte und streichelte. So fest hielt er sie, als würde er sie 
nie wieder loslassen. Die Kratzer spürte er kaum. Und nachher, als 
sein Vater nach der Zeitung griff, trug er das Tier in sein Zimmer und  
schloss sorgfältig die Tür, damit sein Vater diese Katze nicht auch 
noch samt ihren Jungen ertränkte.

Wenn du dir die Beispiele durchliest, stellst du bestimmt fest, dass 
die Handlungs- und Dialogvariante zwar länger, aber auch lebendiger 
und intensiver sind.

++++++++++

Frage:
Ich schreibe zurzeit an einem Fantasy-Roman; deswegen wüsste ich ger-
ne, wie es zurzeit auf dem Markt für Fantasy-Literatur aussieht.
Hinzu kommt, dass mein Roman nicht die "klassische" Form hat, sondern  
aus mehreren "Episoden" besteht. Diese Episoden sind abgeschlossene 
Geschichten, die für sich alleine stehen könnten; alle fünf hängen a-
ber auch unmittelbar zusammen - vier davon sind die Erlebnisse der 
Hauptperson, die auch der Erzähler dieser Episoden ist, die fünfte 
handelt von den Erlebnissen einer Person, die am Ende der ersten Epi-
sode ihrer eigenen Wege geht und in der letzten der zusammenhängenden 
Episoden  wieder in die "Hauptgeschichte" zurückkehrt. Wird diese et-
was unkonventionelle Form meinen Chancen, den Roman an den Mann zu 
bringen, schaden, oder brauche ich mir da keine Sorgen zu machen? (O-
der sollte ich mir so oder so keine Hoffnungen machen?)


Antwort:
Eine generelle Aussage, wie "es am Markt für Fantasy aussieht", kann 
ich nicht treffen, dafür bin ich nicht nah genug am Verlagsgeschäft. 
Es gibt einige große Verlage, die Fantasy veröffentlichen (wie Heyne 
und Bastei Lübbe), die aber eher von ausländischen Lizenzen ausgehen. 
Wenige (wie Ueberreuter in Österreich) kümmern sich um deutschsprachi-
gen Nachwuchs und noch wenigere nehmen Manuskripte an von Newcomern. 
Ein paar Kleinverlage veröffentlichen Fantasy - mit unterschiedlichem 
Niveau. Bitte sehen Sie sich im Internet oder per Prospekt deren Ver-
lagsprogramm an (bei www.metager.de erbrachte die Suchanfrage "verlag 
fantasy" 185 Treffer, da muss man allerdings noch jene rausfiltern, 
die irrelevant sind).  Helfen kann auch das Nachschlagewerk von Sandra 
Uschtrin "Handbuch für Autoren/innen".

Ein Roman besteht im Wesentlichen stets aus "Episoden" - sie können 
eine Szene, ein Kapitel oder einen Handlungsfaden ausmachen, so dass 
sie mal mehr, mal weniger verschränkt sind. Das Problem bei wirklich 
eigenständigen Episoden ist der Zusammenhalt des Spannungsbogens im 
Roman. Wenn es tatsächlich eigene Geschichten sein sollten - woraus 
ergibt sich dann der Roman? Falls es keine eigenständigen Geschichten 
sind, muss eine starke Verbindung da sein (nur die Haupt- oder andere 
bekannte Figuren reichen nicht aus), die das Ganze zusammenschweißt, 
damit man überhaupt von einem Roman reden kann. Das bildet in der Re-
gel die Haupthandlung.

Nach dem, was Sie mir schreiben, können Ihre "Episoden" sowohl eigen-
ständige Geschichten ergeben als auch Handlungsstränge, die dann zum 
Schluss wieder zusammenlaufen. Letzteres wäre durchaus keine unkonven-
tionelle Form, sondern eine recht übliche. Der "Leim" ist dabei die 
Haupthandlung, die alle Nebenhandlungen zusammenhält und erst nach dem 
Ende der Nebenhandlungen ihrem Höhepunkt zustrebt.

Über Spannungsbogen und Haupt-/Nebenhandlungen hat Syd Field ein her-
vorragendes Buch geschrieben: "Handbuch zum Drehbuch", das sich zwar 
mit dem Drehbuchschreiben beschäftigt, aber überaus klar und nachvoll-
ziehbar auch für Romaneinteilungen heranziehbar ist.

Grundsätzlich gilt: Wenn der Roman gut geschrieben ist, dann kann er 
jede Form haben. Für Fantasy gilt: Er muss unterhalten und den Leser 
staunen lassen.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Stefanie Bense hat vor kurzem den dritten Platz der Story-Olympiade 
2002 (wie in 2000) belegt und die Titelgeschichte zu der Anthologie 
"Düstere Visionen" geschrieben (siehe http://www.storyolympiade.de). 
Immer noch in Arbeit ist ihr erster Roman. Kontakt: 
mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR DREHBUCH:
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                     Oliver Pautsch(mailto:drehbuch at autorenforum punkt de)


Frage:
Gerade war ich bei autorenforum.de und habe den Artikel über dich ge-
lesen. Kannst du mir Tipps geben, was Fernlehrgänge für Drehbuch-
schreiben betrifft? Am besten solche via Internet, da ich momentan be-
ruflich gebunden bin.


Antwort:
Von Angeboten für Fernlehrgänge zum Thema Drehbuchschreiben habe ich 
noch nichts gehört, tut mir Leid. Dieses Angebot mag es geben, aller-
dings halte ich auch Fachbücher zum Thema - der Bastei-Verlag ist da 
z. B. gut - und eventuell die Mitgliedschaft in einer Onli-
ne-Schreibgruppe für sinnvoll.

Zwei Beispiele für solche Gruppen findest hier: 
http://www.cyberspace.org/~laus. Diese Gruppen (WWG und STODEK) kann 
ich dir empfehlen. Außerdem befindet sich dort ein Link zu einer Mai-
lingliste namens "Drehbuchforum". Für und von Drehbuchautoren und sol-
chen, die es werden wollen.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Oliver Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer, 
Beleuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft. Spä-
ter ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber di-
rekt für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für Kurzfil-
me, Serienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film. 
http://www.drehbuchautoren.de/Autoren/meinautor.php?ID=164


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR SACHBÜCHER:
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                     Gabi Neumayer (mailto:sachbuch at autorenforum punkt de)


Frage:
Ich plane, ein Sachbuch über eine Programmiersprache zu schreiben. Da 
ich einige Ideen habe, die das Layout betreffen, lautet daher meine 
Frage: Wird das letztendliche Layout vom Verlag bzw. der Buchserie des 
Verlages bestimmt, und sollte ich das Sachbuch erst einmal rein in-
haltlich gestalten, bevor ich mich um das Layout kümmere?

Schreiben Sie ihre Manuskripte am Computer? Wenn ja, was könnten Sie 
mir als Schreibprogramm empfehlen? Gibt es besondere Schreibprogramme, 
die besonders entwickelt wurden zum Bücher-Schreiben, oder reicht hier 
ein einfaches bekanntes Programm wie z. B. Microsoft Word aus?


Antwort:
Sie haben Recht mit Ihrer Vermutung: Das Layout bestimmt in der Regel 
der Verlag, und es richtet sich nach der speziellen Reihe, in der das 
Buch erscheint. In dieser Hinsicht erwartet niemand von Ihnen zu Be-
ginn Ideen - konzentrieren Sie sich auf den Inhalt und darauf, ein Ex-
posé zu schreiben. Wenn Sie sich einig werden, kann und wird man auch 
über Layout-Wünsche und -Zwänge sprechen.

Am besten verwenden Sie eins der üblichen Textverarbeitungsprogramme 
(Ihr Manuskript sollte ja möglichst nicht besonders layoutet sein, s. 
o.). Word ist immer gut; wenn Sie ein anderes verwenden (ich schreibe 
beispielsweise mit WordPerfect), ist eine Nachfrage beim Verlag sinn-
voll. Oft möchte man dort das Manuskript dann in RTF.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Aktuelle Sachbuch-Veröffentlichungen von Gabi Neumayer: die Ratgeber 
"Liebe Grüße und Glückwünsche kurz und knapp", Falken Verlag, und 
"Briefe, E-Mails & Co.", Eichborn Verlag. Im Frühjahr erscheint bei 
Eichborn ein Ratgeber zum Thema Business-Englisch: "English at work". 
Ihre Homepage: http://www.gabineumayer.de.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN:
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                  Bjørn Jagnow (mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de)


Frage:
Ich wollte Sie fragen, da Sie sich in dem Gebiet sehr gut auskennen, 
wie man einen Verlag anmelden kann. Der Verlagsname lautet: [...] Ver-
lag. Was muss ich da tun, damit ich meinen Verlag so nennen kann? Wel-
che Schritte muss ich einleiten? Wie kann ich den Namen sichern, und 
was kostet dies ca.?


Antwort:
Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Verlag anzumelden:

a) Wenn Sie nur eigene Werke verlegen wollen, brauchen Sie gar keine 
Anmeldung. Dann können Sie unter Ihrem persönlichen Namen problemlos 
im Rahmen der Meinungsfreiheit veröffentlichen.

b) Wenn Sie auch anderer Leute Werke verlegen wollen, brauchen Sie un-
bedingt einen Gewerbeschein. Den gibt es bei der Stadt- oder Gemeinde-
verwaltung für 10 bis 30 Euro. Welches Amt zuständig ist, erfragen Sie 
am besten vorher per Telefon. Sie benötigen in der Regel nur einen 
Personalausweis und müssen voll geschäftsfähig sein (18 Jahre oder äl-
ter, keine Einschränkung der Zurechnungsfähigkeit etc.).

c) Egal, ob Ihr Verlag in die Kategorie a oder b passt, sobald er ei-
nen anderen Namen als "Vorname Nachname Verlag" (z. B. "Lieschen Mül-
ler Nähgarn-Verlag") haben soll, müssen Sie einen Eintrag im Handels-
register vornehmen lassen. Das kostet zwischen 100 und 200 Euro. Die 
Details können Sie ebenfalls über Stadt- oder Gemeindeverwaltung er-
fragen. Klären Sie unbedingt, welche Unterlagen Sie brauchen und ob 
ein Notar erforderlich ist. Außerdem müssen Sie klären, ob Ihr anvi-
sierter Verlagsname noch frei ist. Der Name darf von keiner anderen 
Firma im gleichen Ort verwendet werden und sollte auch nicht mit gro-
ßen Firmen im Bundes- oder Europagebiet kollidieren. Sollte es Produk-
te geben, die genauso heißen, lassen Sie besser auch die Finger davon, 
solange Sie keine gute markenrechtliche Beratung genossen haben.

Zu Ihrem gewünschten Verlagsnamen habe ich auf Anhieb im Internet ei-
nen österreichischen Stempel-Fabrikanten gefunden. Aus rechtlichen 
Gründen, aber auch weil dann keiner Ihren Verlag (sondern immer nur 
die Stempel) im Internet finden würde, rate ich zu einem anderen Na-
men.

++++++++++

Frage:
Ich habe 1996 ein Sachbuch zu einem technischen Thema geschrieben und 
dazu mit einem Verlag einen Autorenvertrag abgeschlossen. Da ich völ-
lig unerfahren war, habe ich nicht gemerkt, was das für ein Knebelver-
trag ist. Neben dem Schreiben des Manuskripts habe ich mich noch um 
alle Formatierungen, Formelsatz, Stichwortverzeichnis, technische Ab-
bildungen und um die Produktion einer CD gekümmert. 

Die Zusammenarbeit gestaltete sich sehr schwierig und war wenig ver-
trauensvoll. Da sich das Buch jedoch sehr gut verkauft hat, habe ich 
mich 1999 nach langem Zögern überreden lassen, die zweite Auflage 
vollständig zu überarbeiten und zu erweitern. Wegen der rasanten tech-
nischen Entwicklung waren dazu wieder einige tausend Stunden Arbeit 
notwendig.

Nun wendet sich der Verleger wieder an mich. Er schreibt: "Die letzte 
Auflage wird in absehbarer Zeit abverkauft sein. Ich halte es für ei-
nen guten Zeitpunkt, das Werk wieder auf den neuesten Stand zu brin-
gen. Geben Sie mir bitte Bescheid, ob Sie der gleichen Ansicht sind 
und ob Sie eine solche Überarbeitung übernehmen."

Darauf teilte ich ihm mit, dass ich dazu aus zeitlichen Gründen nicht 
in der Lage sei, und bat ihn, eine andere Lösung zu finden. Da antwor-
tete er mir: "Meine Frage bezog die Tatsache ein, dass Sie ­ wie es im 
Autorenvertrag steht - verpflichtet sind, das Werk zu überarbeiten. Da 
Sie als Autor das Werk besser kennen als jeder andere, wäre es also am 
besten, wenn Sie diese Arbeit auch übernehmen würden. Ich möchte Sie 
also bitten, mir mitzuteilen, wann Sie frühestens dazu in der Lage wä-
ren."

Der diesbezügliche Passus aus dem Autorenvertrag, auf den er sich of-
fenbar beruft, lautet: "Der Autor ist berechtigt und, wenn es den Cha-
rakter des Werks erfordert, auch verpflichtet, das Werk für weitere 
Auflagen zu überarbeiten; wesentliche Änderungen von Art und Umfang 
des Werks bedürfen der Zustimmung des Verlages. Ist der Autor zur Be-
arbeitung nicht bereit oder nicht in der Lage [...], so ist der Verlag 
zur Bestellung eines anderen Bearbeiters berechtigt. Wesentliche Ände-
rungen des Charakters bedürfen dann der Zustimmung des Autors." 

Meine Fragen in diesem Zusammenhang:
Frage 1: Ist ein solcher Passus rechtlich überhaupt zulässig? Das ist 
ja ein Kettenvertrag! Der Verlag könnte mich wegen der ständig fort-
schreitenden technischen Entwicklung noch für die hundertste Auflage 
zwingen, jedes Mal praktisch ein neues Buch zu schreiben.
Frage 2: Wenn ich mich weigere, kann mich dann der Verlag mit den Kos-
ten der Bearbeitung durch einen Co-Autor belasten oder mir das Honorar 
für die nächste Auflage ganz streichen? 


Antwort:
Ich kann Ihnen nur raten, sich Rechtsberatung zu holen. Wenn Sie nicht 
gleich zu einem Fachanwalt für Urheber- oder Medienrecht gehen wollen, 
versuchen Sie es mal unter http://www.mediafon.net.Ich gebe Ihnen aber 
gern meine Eindrücke, ohne dass Sie das als abschließendes Urteil auf-
fassen dürfen.

Zu 1: Dieser Passus ist rechtlich absolut einwandfrei und bei Sachbü-
chern ohnehin der Normalfall. Da jede Überarbeitung zu einer Neuaufla-
ge führt, bekommen Sie im Gegenzug ja auch wieder mehr Honorar. Da 
können Sie rechtlich nicht gegen an. Sie können sich höchstens weigern 
und mit den Folgen leben.

Zu 2: Beide Varianten sind rechtlich zulässig. Entweder Sie bekommen 
für die Neuauflage Honorar abzüglich der Kosten für den Co-Autor, oder 
das Honorar fällt sogar ganz weg. Oft steht aber eine entsprechende 
Regelung dort, wo die Überarbeitungspflicht verankert ist. - Falls 
nicht, unbedingt mit einem Anwalt beraten!

Es tut mir Leid, dass ich Ihnen keine positivere Rückmeldung geben 
kann. Sie haben die Alternative zwischen "keine Überarbeitung machen", 
"eine schlechte Überarbeitung machen" und "eine gute Überarbeitung ma-
chen". Alles hat seine Vor- und Nachteile. Der Verlag hat Ihnen zum 
Glück signalisiert, dass er bereit ist, auf Ihre Überarbeitung zu war-
ten. Sie könnten also antworten, dass eine vernünftige Überarbeitung 
lange dauert. Dann brauchen Sie sich wenigstens nicht zu hetzen.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Bjørn Jagnow, Jahrgang 72, ist gelernter Verlagskaufmann, Buchhändler 
und Verlagsfachwirt. Sein Fachbuch "Marketing für Autoren. Der Weg zur 
erfolgreichen Veröffentlichung" erscheint demnächst in der 2. erwei-
terten und aktualisierten Auflage!
http://www.bjoernjagnow.de/web.pl?marketing-fuer-autoren.html.


+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten und Semi-
nare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail 
kommt!
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Einsendeformalien:
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de erwünscht. 
Zurzeit können jedoch noch keine Honorare gezahlt werden. Das Urheber-
recht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor. 

Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: 
mailto:beitrag at autorenforum punkt de.

Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet 
werden. Die genauen Richtlinien findet ihr unter der Adresse 
http://autorenforum.de/Tempest/richtlinien.html.

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                        I M P R E S S U M
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Herausgeber: 
   Ramona Roth-Berghofer       mailto:public.relations at autorenforum punkt de 
   Gabi Neumayer                      mailto:redaktion at autorenforum punkt de
   Stefan Schulz                      mailto:webmaster at autorenforum punkt de
   Thomas Roth-Berghofer  mailto:Thomas.Roth-Berghofer at autorenforum punkt de
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     von Stefanie Bense
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