Autorenwissen
"Auf eigene Faust zum eigenen Buch - Teil 2"
von Jakob Anderhandt
Marketingideen
"Lesertipp: Autoaufkleber"
Schreibkurs
"Das Krimispiel"
von Ursula Schmid-Spreer
"Protagonist vs. Antagonist - Teil 2"
von Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
"Die Überarbeitung"
besprochen von Gabi Neumayer
Interview mit Josef Haslinger
"Schreiben lernt man schreibend"
Frag die Expertin für Fantasy
(Stefanie Bense)
Frag den Experten für Drehbuch
(Oliver Pautsch)
Frag die Expertin für Sachbuch
(Gabi Neumayer)
Frag den Experten für Verlagswesen
(Bjørn Jagnow)
EDITORIAL: --------------------------------------------------------------------- Liebe Autorinnen und Autoren, schön, dass ihr auch im neuen Jahr dem Tempest treu bleibt! Wir freuen uns auf unseren 5. Jahrgang online und hoffen, mit eurer Hilfe noch lange weitermachen zu können. Was erwartet euch in diesem Tempest? Da hätten wir den zweiten Teil zweier Artikel in den Rubriken "Autorenwissen" und "Schreibkurs", ein Krimispiel, einen unkonventionellen Marketingtipp, und Hans Peter Roentgen hat Josef Haslinger vom Deutschen Literaturinstitut Leipzig interviewt. Dazu gibts wieder unbezahlbare Tipps von unseren Exper- tInnen (zum Beispiel: Wie meldet man einen Verlag an? Was ist von Rückblenden zu halten? Wer gestaltet das Layout bei einem Sachbuch?), eine Rezension und den großen Serviceteil mit Ausschreibungen, Semina- ren und mehr. Alles in allem genug, um sich bis zum nächsten Tempest zu beschäftigen, oder? Neues von unseren ExpertInnen: Der bisher unveröffentlichte Kurztext "Besuch unter der Oberfläche" von Bjørn Jagnow ist im Rahmen des Nas- sauischen Kulturpreises belobigt worden. Er ist ein Mischung aus phi- losophischem Dialog, Theaterstück und Sciencefiction-Story. Interes- senten für eine Veröffentlichung oder Aufführung können mit dem Autor über http://www.bjoernjagnow.de Kontakt aufnehmen. Für unsere AnzeigenkundInnen: Der Anzeigenschluss für den Tempest ist jetzt am 12. jedes Monats. Später eingegangene Anzeigen können wir erst für die nächste Ausgabe berücksichtigen. Der Tipp des Monats Januar, diesmal von Ute Hacker: Immer wieder flattern einem die Billigangebote diverser Buchanbieter ins Haus. Es lohnt sich, diese Angebote etwas genauer zu studieren, denn häufig finden sich darin Bücher zu kulturgeschichtlichen Themen, die man gut zu Recherchezwecken brauchen kann. So fand ich neulich zum Beispiel den Titel "Gifte - Hexensalben - Liebestränke", für mich als Krimiautorin ein hochinteressantes und äußerst nützliches Buch. Man will ja nicht immer mit demselben Gift morden! Aber auch für AutorInnen historischer Romane sind diese Angebote eine Goldgrube. Da ich gerade einen Downloadkurs zur "Überarbeitung" schreibe, ist mein Wunsch für diesen Monat: Möget ihr bei aller notwendigen Selbst- kritik beim Schreiben nicht vergessen, immer auch ein Herz für euch selbst zu haben! Gabi Neumayer Chefredakteurin ~~~~~~~~~ Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Mithilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf unser Konto: autorenforum.de SEB Mainz (früher: BfG) BLZ 550 101 11 Konto 14 24 18 99 00 Stichwort: "Beitrag 2003" Für AuslandsabonnentInnen: Ihr könnt uns den Beitrag in bar schicken (Adresse am Ende des Tempest) oder ihn von jemandem in Deutschland von einem deutschen Konto aus überweisen lassen, um die horrenden Gebühren zu umgehen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ISSN 1439-4669 Copyright 2003 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ INHALT DIESER AUSGABE: TEIL 1: Editorial Inserate Schreib-Kick Autorenwissen "Auf eigene Faust zum eigenen Buch - Teil 2" von Jakob Anderhandt Marketingideen "Lesertipp: Autoaufkleber" Schreibkurs "Das Krimispiel" von Ursula Schmid-Spreer "Protagonist vs. Antagonist - Teil 2" von Hans Peter Roentgen Buchbesprechung "Die Überarbeitung" besprochen von Gabi Neumayer Interview mit Josef Haslinger "Schreiben lernt man schreibend" Frag die Expertin für Fantasy (Stefanie Bense) Frag den Experten für Drehbuch (Oliver Pautsch) Frag die Expertin für Sachbuch (Gabi Neumayer) Frag den Experten für Verlagswesen (Bjørn Jagnow) Impressum TEIL 2 (nur für Abonnenten): Veranstaltungen Ausschreibungen Publikationsmöglichkeiten mit Honorar ohne Honorar Seminare Impressum ===================================================================== Kleinanzeigen --------------------------------------------------------------------- (Die Redaktion behält sich vor, Anzeigen zu kürzen oder Anzeigen, die gegen Rechte Dritter, das Urheberrecht oder Jugendschutzbestimmungen verstoßen, abzulehnen.) Private Anzeigen kosten bis zu fünf Zeilen 1,60 Euro pro Zeile. Jede weitere Zeile kostet 1,10 Euro. Anzeigen von nicht kommerziellen Literatur-Organisationen etc. sind kostenlos (max. 5 Zeilen á 60 Zeichen). Anzeigen von kommerziellen Unternehmen des Literaturbetriebes kosten bis zu fünf Zeilen 2,60 Euro pro Zeile. Jede weitere Zeile kostet 1,60 Euro. Anzeigenschaltung unter mailto:werbung at autorenforum punkt de. Der Abdruck erfolgt nur gegen Vorkasse (Scheck / bar / Überweisung auf folgendes Konto: autorenforum.de SEB Mainz (früher: BfG) BLZ 550 101 11 Konto 14 24 18 99 00 Für Übermittlungsfehler haftet autorenforum.de nicht. Aus organisatorischen Gründen liegt der Anzeigenschluss für den Tem- pest ab sofort am 12. jedes Monats. Später eingegangene Anzeigen kön- nen wir dann erst für die nächste Ausgabe berücksichtigen. ********************************************************************* INSERATE: --------------------------------------------------------------------- (mailto:werbung at autorenforum punkt de) Autorin prüft Ihr Manuskript Fühlen Sie sich "betriebsblind" Ihren eigenen Texten gegenüber, brau- chen Sie eine kompetente Einschätzung, was Sie überarbeiten sollten? Erfahrene Autorin bietet Manuskriptgutachten zu fairem Preis. Ausführ- liche Einschätzung der Stärken und Schwächen, konkrete Verbesserungs- vorschläge, Tipps zur Verlagssuche. Ausführliche Info unter http://www.Ranka-Keser.de. __________ Vestalia.de ist ein Rezensionsforum. Für 2003 möchten wir junge Auto- ren einladen, uns Neuerscheinungen zuzusenden. Nach vorheriger Abspra- che werden wir eine Besprechung binnen 6 Wochen auf unserer Homepage veröffentlichen. Kontaktaufnahme per E-Mail: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. , URL: http://www.vestalia.de __________ www.AutorInnen.de Neu: AUTOREN-JAHRBUCH 2003/2004 ********************************************************************* SCHREIB-KICK: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) Unser Schreib-Kick für den Januar: Was habt ihr im letzten Jahr als AutorInnen erreicht - und was wünscht ihr euch für 2003? Schreibt doch einmal auf, was 2002 in eurem Auto- renleben Positives geschehen ist - vom Fertigstellen eines Exposés ü- ber die Veröffentlichung eines Buches / eines Artikels bis hin zu neu- en Kontakten mit anderen AutorInnen. Macht eine zweite Liste, in der ihr eure Wünsche für 2003 notiert (einen Agenten finden, eine Kurzge- schichte veröffentlichen, einen Workshop besuchen, eine Schreibgruppe gründen oder ...). Wenn ihr Ermunterung braucht, seht euch die Liste für 2002 an - und die für 2003, wenn ihr euch eure Ziele wieder einmal klarer vor Augen führen oder sie überdenken wollt. ********************************************************************* AUTORENWISSEN: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Auf eigene Faust zum eigenen Buch - Teil 2" von Jakob Anderhandt Waschstraße gegen Handpolitur Geld lässt sich in alles investieren, warum also nicht in die Aufbe- reitung des eigenen Manuskriptes? Einig sind sich die meisten Ratgeber in Folgendem: Geht das Manuskript an den Verlag, dann sollte es frei sein von Rechtschreib- und Grammatikfehlern, es sollte ein Deckblatt haben, auf dem Titel, Autor, Umfang des Textes und eine Kontaktadresse genannt sind. Das Manuskript selbst sollte im üblichen Standard- Format, also A4, 60 Zeichen (einschließlich Leerzeichen) pro Zeile und 30 Zeilen pro Seite formatiert sein. Abgesehen von dieser Minima Moralia gibt es meiner Erfahrung nach nur noch die Beständigkeit der Unbeständigkeit. Manche Lektoren mögen per- sönlich gefasste Anschreiben, weil sie in ihnen das Engagement des Au- tors sehen, andere finden sie abscheulich, weil sie lieber gleich zur Sache kommen. Selbes Spiel mit den Exposés: Einige Lektoren verlangen sie partout, andere sind überzeugt, dass die Qualität des Geschriebe- nen ohnehin nur am Geschriebenen selbst sichtbar wird. Destilliert man daraus den immer gültigen Tipp, dann heißt er: sachliches Anschreiben, aber individuell formuliert, eine Einführung in den Text ja bitte, a- ber so knapp wie möglich (d. h. auch bei Romanen nie mehr als zwei A4- Seiten). Damit zurück zur Frage. Wer glaubt, dass nach einem Durchlauf bei Word durch "Rechtschreibung und Grammatik" sein Manuskript automatisch in der Endfassung vorliegt, der sollte auf jeden Fall ein professionelles Korrektorat (Lektorat hinsichtlich Rechtschreibung und Grammatik) vor- nehmen lassen, unter den folgenden Bedingungen: - Der Text soll im Selbstverlag breitenwirksam vermarktet werden. - Er soll mit demselben Ziel als BoD erscheinen. - Er soll mit Erfolg an einen Publikumsverlag vermittelt werden. Für die Veröffentlichung in einem Zuschussverlag ist das Korrektorat dagegen unnötig. Denn hier ist diese Leistung Teil des Verlagsvertra- ges, unter anderem deshalb, weil die Zielgruppe solcher Verlage gerade in Autoren besteht, die ihr Manuskript entweder nicht in eine perfekte Form bringen können oder es nicht wollen. Das Lektorat im klassischen Sinn (d. i. eine Textbeurteilung mit Hinweisen auf gelungene und nicht gelungene Passagen sowie Verbesserungsvorschlägen) wird von solchen Häusern dagegen nie vorgenommen. Bei einem Publikumsverlag wird grundsätzlich jeder Text einer solchen Prüfung unterzogen. Allerdings wird hier oft tendenziös gelesen, um das Skript später auf literarische Trends zuzuschneiden oder an der Generallinie des Hauses auszurichten. Sich die Leistung von einer un- abhängigen Stelle erbringen zu lassen, hat also nur Sinn, wenn man: - das Manuskript ohne solche Hinweise nicht glaubt beenden zu können - Grund zu der Annahme hat, dass sich die Verkaufschancen des Skrip- tes/Buches durch eine Nachbearbeitung drastisch verbessern - man das Lektorat als "praktische Lehre" ansieht, mit der man seinen Stil und die Schreibtechnik optimieren will Realistisch mit Blick auf den eigenen Nutzen ist bei Prosa ein so ge- nanntes Oberflächenlektorat mit einem Seitenpreis von maximal 5 Euro. Übersteigen die Lektoratskosten aufgrund der Textlänge einen Gesamt- preis von 150 Euro, ist es sinnvoller, sich für diese Summe nur eine ausgewählte Passage lektorieren zu lassen und zusätzlich für sie plus ein mit eingereichtes Exposé ein Minigutachten zu erbitten. Dieses Gutachten sollte 1/2 Seite lang sein und Folgendes enthalten: - konkrete Tips für die eigenständige Bearbeitung des Skriptes - ein unverbindliches Angebot für eine weitere Zusammenarbeit mit der Lektorin/dem Lektor - eine Prognose über die Marktfähigkeit nach dem Ende der Zusammenar- beit Pro Gedicht muss man mit zwischen 7,50 und 10 Euro rechnen. Die Kosten für ein Korrektorat liegen um 20 bis 30% niedriger. Adressen freier Lektoren vermitteln die Autorenverbände, wenn nicht von ihnen selbst ein solcher Service angeboten wird, für Mitglieder manchmal nochmals verbilligt. Welcher Schuh passt am besten? Es besteht kein Zweifel: Die Chancen, ein eigenes Buch zu veröffentli- chen, waren für einen deutschen Autor selten so gut wie heute. Und das gilt mit Blick auf die gesamte Verlagslandschaft. Denn nicht nur in puncto Werbekosten, sondern auch was den Erwerb von Bestsellerlizenzen betrifft, sind deutsche Verlage an ihre Grenzen gelangt. Aber selbst wenn man keines der großen Lose zieht, sind durch PC, Internet und di- gitale Revolution im Druckwesen die Chancen für eine Buchveröffentli- chung in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Ästhetisch führen die neuen Technologien dabei oft zu so überzeugenden Ergebnissen, wie es sie breitenwirksam wohl kaum zuvor auf dem Buchmarkt gegeben hat. Die entscheidende Frage lautet deshalb nicht mehr, ob das eigene Manu- skript als Buch je erscheinen wird. Fast alle Texte können neuerdings ein Produkt sein, für das sich im Markt eine Nische finden lässt. Die entscheidenden Fragen sind stattdessen: Wer bildet die Zielgruppe mei- nes Textes? Wie groß ist voraussichtlich die Anfangszahl meiner Leser? Mit was für einem Typ Buch erreiche ich sie am günstigsten bzw. am besten? Zusammenfassend noch einmal die Möglichkeiten: Der klassische Selbstverlag ........................... (Innenteil des Buches selbst gesetzt und kopiert, Einband handgefer- tigt vom Buchbinder) Eignet sich besonders, wenn: - das Buch aufgrund seines Stils, Inhalts oder Themas nur für den er- weiterten Bekanntenkreis gedacht ist - es in Aussehen und Ausstattung genau den eigenen Vorstellungen ent- sprechen soll (bei hohem Anspruch kann man auch selber digital drucken lassen) - man mit minimalem finanziellen Aufwand die Wirkung eines Textes tes- ten möchte Der klassische Zuschussverlag ............................. (Komplettservice, d. h. vom Buchdesign über die Aufnahme in den Handel bis hin zu einem gewissen Maß an Werbung alles aus einer Hand, aller- dings für viel Geld und nach Geschmack des Verlages) Ist empfehlenswert, wenn: - man zwar das Geld, aber keine Zeit hat, ein Buch selber zu verlegen, und wenn man für die Veröffentlichung des Skriptes bei einem Publi- kumsverlag keine Chance sieht - man die Einführung des Buches mit einem niedrigen Ladenpreis er- leichtern will (bei gleichem Honorar kommt das BoD für den Endkunden um 15 bis 30% teurer) - man aus räumlichen oder persönlichen Gründen (z. B. bei einem Wohn- sitz im Ausland oder Krankheit) einen direkten Ansprechpartner braucht Eine Checkliste, mit der man Zuschussverlage auf Seriosität prüfen kann, gibt es bei http://www.autorinnen.de unter "Zuschussverlage". Das Book on Demand .................. (Erstellung des Buches in digitaler Form, Druck bei Bestellung) Eignet sich, wenn: - man innerhalb der Möglichkeiten einer Massenproduktion das Buch in- dividuell gestalten möchte - man mit einem Abverkauf von insgesamt 500 bis 1 000 Stück rechnet und dabei auf den optimalen Kosten-Nutzen-Effekt aus ist - man selber über Grundkenntnisse des Buchsatzes und des Titeldesigns verfügt oder Freunde hat, die diese Arbeit zuverlässig erledigen. (Hierfür neben Libri einen zweiten Serviceleister einzuschalten, führt dagegen zu unberechenbaren Kosten, da sich ein Standardformat für Druckdateien "on demand" bisher nicht durchsetzen konnte) Der Publikumsverlag ................... (alle Leistungen des Zuschussverlages, aber ohne Zuschuss) Ist natürlich die Wahl der Wahl, wenn man: - genommen wird ? selten genug ?, aber damit leben kann, dass das ei- gene Manuskript aus Verkaufsgründen abgeändert oder teilweise neu ge- schrieben werden muss - man sich bewusst ist, dass auch Publikumsverlage bei Nobodys manch- mal die Hand aufhalten, d. h. finanzielle Unterstützung verlangen, um z. B. bei schlechtem Abverkauf den Titel im Programm zu belassen oder nochmals zu bewerben "Das Wort zum Sonntag" Alle Preis- und Zahlenangaben sind nach bestem Wissen und Gewissen ge- macht, jedoch ohne Gewähr. Anbieter habe ich nur dann namentlich ge- nannt, wenn ihr Angebot einmalig ist oder es sich deutlich von dem der Konkurrenz unterscheidet. Wer zur Debatte über die Zuschussverlage nachlesen möchte, kann das unter anderem tun bei: - Andrzejewski, Jürgen und Sven Boedecker: "Die Absahner". Die Woche, 19. Mai 1999, S. 37 - Käselau, Raniah: "Die andere Meinung". FDA aktuell, 2001, Ausgabe 2, S. 8 - o. N.: "Selbstbeteiligungsverlage". Imre Török (Hg.). VS-Handbuch. Göttingen: Steidl, 1999, S.226-229 Zu BoD und den Folgen der digitalen Revolution für das Buch gibt es: - Anderhandt, Jakob: "Das Buch der Zukunft". The Tempest 3-5, 22. Mai 2001 - Bröhm, Patricia: "Tempel der Bücher". print process, Nr. 15/01, S. 7-11 - Köhle, Anne-Bärbel: "Spannende Zeiten für Verleger". print process, Nr. 12/00, S. 45-49 - Würth, Peter: "Bücher auf Knopfdruck". Die Woche, 15. Juni 1999, S. 13 Zum Wandel der Groß- und Publikumsverlage ist erschienen: - Schiffrin, André: Verlage ohne Verleger. Berlin: Wagenbach, 2000 **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Jakob Anderhandt, geboren 1967, lebt seit dem Sommer 1998 als freier Schriftsteller und Übersetzer in der chinesischen Hauptstadt Beijing. Zuletzt als Buch erschien von ihm: "Der Tote in der Ming-Vase: Ein China-Krimi". "Weiter", ein Band mit Erzählungen zu Außenseitern der achtziger und neunziger Jahre ist in Vorbereitung. ********************************************************************* MARKETINGIDEEN: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) ++++++++++++++++++++++++++ Tanja Schröder http://beam.to/t-schroeder ++++++++++++++++++++++++++ Eine gute Idee, die neugierig macht ... Man braucht dazu eine nette, kleine, vorzeigbare Homepage, die sich nur um die eigene Schriftstellerei und die eigenen Werke dreht, am besten mit Links zu den Verlagen und einer kleinen Biographie. Hat man solches (kostenlos zu gestalten bei Anbietern wie Lycos o. Ä. oder ein wenig anspruchsvoller gegen monatliche Gebühr), lässt man sich bei ei- nem Print-Service die Homepage-Adresse als Autoaufkleber drucken. Zu diesem Zweck sollte die Adresse nicht unbedingt www.members-of-zulangeadressen.de/member123/hansmeier heißen, sondern kurz und knackig sein. Wenn sie vielleicht noch irgendwie besonders klingt, werden die Leute noch mehr animiert, sie sich zu merken und mal reinzusehen. Natürlich würde dann www.knackpo.de (beispielsweise) einen guten Dienst tun, wovon jedoch abzuraten ist. Seriös sollte das ganze doch noch bleiben, bei aller Liebe zum Marketing ;-) Die beste Platzierung für einen solchen Aufkleber ist die Heckscheibe. An jeder Ampel wird die Adresse gelesen, im Stau wird sie geradezu ins Hirn des Hintermannes eingebrannt :-), und auch beim Parken ist sie gut sichtbar. Die Seite des Fahrzeugs ist nicht zu empfehlen. Während des Fahrens ist ein Aufkleber dort so gut wie nicht lesbar, auch wenn es beim Parken besser ist. Und immer an die Devise denken: Je kürzer die URL, desto besser! Wenn sich eine lange URL nicht vermeiden lässt, dann gibt es auch Dienste im Internet, die solcherlei Unfug abkürzen (z. B. http://beam.to). Selbstverständlich kann man URL-Aufkleber auch woanders draufpappen. Fenster, Eingangstüre, Fahrrad, Kinderwagen, Rucksack, und wer viel Geld hat, kann die Dinger auch überall sonst hinkleben. Das habt ihr aber nicht von mir, wenn euch der Bahnhofsaufseher erwischt, wie ihr den Fahrkartenautomaten verunstaltet ... ********************************************************************* SCHREIBKURS: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Das Krimispiel" von Ursula Schmid-Spreer Warum immer schreiben? Man kann auch sprechen und dadurch als AutorIn weiterkommen! Wie wäre es, einmal gute Freunde einzuladen und ein etwas anderes Spiel zu spielen? Ein Krimispiel etwa? Wir haben die Mörderjagd im Ge- spräch geführt, man kann aber auch zum besseren Merken ein Plakat mit den Fakten anlegen. Vielleicht läuft auch ein Tonband mit? Die verschiedenen Reden und Ge- genreden kann man später ausarbeiten und in eine (Krimi-)Geschichte einbauen. Wenn ihr dieses Spiel in der Faschingszeit spielen möchtet, könnt ihr die Gäste außerdem bitten, sich wie in den zwanziger Jahren zu kleiden (Stirnband, Charlestonkleid mit Fransen, lange Zigaretten- spitze, mehrfarbige Schuhe, Hosenträger, Schnauzbart, Gelhaare ...). Auch die genaue Beschreibung der Teilnehmer kann später zu einer Ge- schichte beitragen. Einladung An einem Samstag ? es wurde draußen schon dunkel ? trafen sich acht Personen, um einen Mörder aus ihrer Mitte zu stellen. (Es müssen genau acht Personen sein, deshalb ist die Zuverlässigkeit der Gäste wich- tig.) Einführung Wir schreiben die zwanziger Jahre. Der Lebemann und Arzt Dr. Schäfer befindet sich in einem Zeppelin, etwa 600 m über dem Mittelmeer. Ein Besatzungsmitglied entdeckt ein großes Loch in der Hülle. Alle Passa- giere werden gebeten, sich im Speiseraum einzufinden. Dr. Schäfer fehlt. War es Selbstmord? Ist er über die Brüstung gefal- len oder gestürzt und hat dabei das Loch in die Haut des Zeppelins ge- rissen? Oder war es sogar Mord? Aber nirgends ist Blut ... Seine Kabine ist leer, Glasscherben liegen herum, ein Schemel ist um- gefallen und ein Messer wird gefunden. Es kommt also doch nur Mord in Frage! Die Besatzung scheidet aus, es bleiben acht Personen übrig, die alle ein Motiv hätten. Personen Carla Wedemeier (31 Jahre alt): Sie ist die Privatsekretärin der Baro- nin von Schwarzenfels und stark gehbehindert. Ihr Interesse für Mitzi Marzini ist auffallend, sie wirkt aber nie aufdringlich. Carla ist von der Luftschifffahrt begeistert ? man kann sie schon fast als Expertin bezeichnen. Hat sie eine dunkle Seite an sich? Interessiert sie sich etwa für Mordtechniken? Baronin Adele von Schwarzenfels (47 Jahre alt): Sie reist viel und lang und ist in der so genannten "high snobiety" immer anwesend. Sie ist eine Spielerin und kennt jeden Spielsalon und die Pferderennbahn. Peu a peu gibt sie das Geld ihrer Ahnen aus. Würden Sie wirklich aus- schließen, dass die feine Baronin sich nicht genug langweilt, um durch eine bizarre Mordtat den Kitzel des Verbrechens auskosten zu wollen? Edith Stevenhagen (25 Jahre alt): Flott und modebewusst, Bubikopf und Charleston. Als sie mit ihrem Vater an Bord kam, gerann Dr. Schäfers Gesicht zu einer undurchdringlichen Maske. Merkwürdig? Er behandelt sie herablassend, während Edith ihn bewundert und anhimmelt. Sie er- wähnt gegenüber Dritten seine menschlichen Qualitäten und lobt ihn in den höchsten Tönen. Ist so einem romantischen Mädchen eine grässliche Mordtat zuzutrauen? Kurt Stevenhagen (52 Jahre alt): Reicher Industrieller, der seine Tochter sehr liebt. Auffällig ist, dass er Dr. Schäfer schneidet oder mit sarkastischen Bemerkungen brüskiert. Sollte dieser erfolgreiche Geschäftsmann wirklich das Risiko eingegangen sein, einen Mord zu be- gehen? Mitzi Marzini (28 Jahre alt): Sie ist eine erfolgreiche Schauspiele- rin, auf allen Varietébühnen zu Hause - auch bei Ferdinand Rosen, der ein Theater betreibt, ist sie engagiert. Allerdings wurde sie in der Rolle einer Mörderin verrissen, aber man ist ja lernfähig ... Ferdinand Rosen (46 Jahre alt): Er wird "Röschen" genannt. Ein sehr kreativer, spontaner, bisweilen auch hektischer Mann, mit einer fri- schen und herzlichen Art. Aber wenn er mit Dr. Schäfer plaudert, dann zittern seine Hände, so dass er Mühe hat, das Glas ruhig zu halten. Warum? Josef Pawlicek (25 Jahre alt): Er ist Kunstmaler, eine Persönlichkeit der Kunstszene. Er ist nett und charmant, aber: ein bisschen angebe- risch und labil und vielleicht zu allem fähig ... Adolphe Geissler (56 Jahre alt): Ein Schweizer Hotelier, ein merkwür- diger Mann, verschlossen, schroff und abweisend. Er weiß, was er will, und lässt sich nicht von seinem Weg abbringen. Man könnte glatt mei- nen, dass er im Interesse einer Sache über Leichen gehen würde ... Motiv Jede der acht Personen hätte ein Motiv, Dr. Schäfer aus dem Weg zu räumen. Durch geschickte Fragestellung und aufmerksames Zuhören be- zichtigen sich die Personen untereinander, der Mörder zu sein. Wenn das Gespräch stockt, greift der Spielleiter ein und gibt den Spielern (schriftlich) weitere Anweisungen (insgesamt drei), wobei im- mer mehr "Motive" der einzelnen Spieler zutage kommen. Es gibt insgesamt drei Andeutungen. Jeder Spieler ? bis auf den Mörder natürlich ? muss die Wahrheit sagen und die ihm gegebenen Tipps offen- baren. Das Spiel dauert je nach Intensität zwischen einer und einein- halb Stunden. Auflösung Der Spielleiter bittet die Mitspieler, den Straftäter auf einen Zettel zu schreiben. Dann bittet er um eine kurze Zusammenfassung oder legt selbst kurz dar, wer alles ein Motiv haben könnte, um Dr. Schäfer zu beseitigen. Vielleicht möchte der eine oder andere Spieler sein Urteil revidieren? Je nachdem, wie sich die einzelnen Spieler im Gespräch verhalten ha- ben, kristallisiert sich ein Killer heraus ? es muss nicht der richti- ge sein! Die Auflösung des Falles und die Bekanntgabe des richtigen Mörders be- schließen das Spiel. Fazit Ihr werdet sicher verstehen, dass ich euch nicht verrate, wer der Mör- der in dem Spiel war, denn vielleicht wollt ihr einen kurzweiligen A- bend mit Freunden verbringen und auf Mörderjagd gehen. Das Spiel ist aus den achtziger Jahren. Es wird nicht mehr hergestellt. Ich habe die Erlaubnis vom Verlag, das Spiel weiterzugeben. Deshalb: Mailt mich an, ich helfe euch gerne weiter (mailto:payingmarkets at autorenforum punkt de). - Viel Spaß! (Grundidee entnommen aus Schmidt Spiele, Krimiparty, Nachtflug in den Tod) **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Ursula Schmid-Spreer ist Lehrerin für Gesundheitsberufe (Zahnmedizin). Als Ausgleich für den nicht immer ganz leichten Job schreibt sie gerne - Briefe, Tagebuch und kleine Storys für ihre Tochter. Im Geestverlag sind in einer Anthologie zwei Geschichten zum Thema Hoffnung von ihr erschienen. Das Märchenbuch "Florian Floh" wurde im Thomas-Rüger- Verlag veröffentlicht. ********************************************************************* SCHREIBKURS: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Protagonist vs. Antagonist - Teil 2" von Hans Peter Röntgen Wenn ihr die Übung aus dem ersten Teil dieses Artikels gemacht habt [Tempest 4-12], dann habt jetzt zwölf Lösungen, in denen Protagonist und Antagonist aufeinander stoßen. Diese zwölf Möglichkeiten sind aus eurer Fantasie geboren, ihr habt sie (hoffentlich) noch nicht bewer- tet. Gut. Denn jetzt, nach dem freien Flug der Fantasie, kommt Überlegung zum Zuge. Nicht "Wie könnten Antagonist und Protagonist aufeinander stoßen?" heißt jetzt die Frage, sondern "Sind die Lösungen brauchbar? und warum? Oder könnten sie verbessert werden?". Natürlich gibt es einige Fragen, die ihr euch dazu überlegen sollt. Am besten nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Schaut euch also eure zwölf Lösungen an, und prüft sie. Sind es 08/15-Lösungen? Wenn ja, wie könnte man sie überarbeiten, so dass sie mehr Überraschung bieten? Sind es Deus-ex-Machina-Lösungen? Jetzt also darf euer Zensor wieder aufwachen, die Klappe aufreißen und die Fragen beantworten. Aber eins darf er nicht: eine Lösung verwerfen. 08/15-Lösungen Jeder kennt sie, der mehr als einen Western gesehen hat. Die letzte Patrone ist verschossen, die heulenden Wilden galoppieren um die Wa- genburg, merken, dass von dort keine Schüsse mehr fallen, ihre Gesich- ter verziehen sich zu blutrünstigen Fratzen, langsam und genüsslich ziehen sie ihre Tomahawks, um die nun wehrlosen Siedler zu skalpieren, die ersten sind schon ins Innere gedrungen, einer hat ein hilf- und wehrloses, aber wunderschönes Mädchen an den Haaren, die Sonne blitzt auf der Schneide, die langsam niedersinkt (die Schneide, nicht die Sonne), um ihr grausames Werk zu vollenden. Da - ein Trompetensignal. Die Kavallerie erscheint, rettet Mädchen, Siedler und Amerika, die Wilden jagen feige davon, der Offizier und das Mädchen sinken sich seufzend in die Arme, Tusch, der Vorhang fällt. Beim ersten Mal mag das spannend sein. Die vierte Wiederholung ruft bestenfalls Gähnen, schlimmstenfalls Gelächter und böse Bemerkungen aus dem Zuschauerraum hervor. Eine Geschichte soll etwas Neues, Unerwartetes erzählen oder zumindest etwas Altbekanntes auf neue Art und Weise. Sonst lohnt es sich nicht, sie zu erzählen, lohnt es sich nicht, sie anzuhören. Da schaut man sich lieber gleich das Original an (Stagecoach), statt dem 123. lang- weiligen Remake. Also solltet ihr euere Lösungen daraufhin prüfen, ob sie nicht einfach ein Abklatsch schon erzählter Geschichten sind, ob der Leser nicht schon Stunden vorher weiß, was kommen wird. Deus ex Machina Das genaue Gegenteil ist der Deus ex Machina. Der Autor will eine ori- ginelle Lösung, hat aber keine glaubhafte. Die Heldin muss gerettet werden, der Autor weiß aber nicht wie. Also wird eine Lösung an den Haaren herbeigezogen. Und passt sie nicht willig, so braucht er Ge- walt. Unter den Siedlern ist ein nichtssagender kleiner Mann, den niemand ernst nimmt. Aber jetzt, ohne Patronen, wächst er über sich hinaus. Er kennt den Trick Old Shatterhands, einen Mann mit einem einzigen Faust- schlag zu betäuben. Der Wilde, der sich gerade seinen mühsam verdien- ten Skalp holen will, bricht röchelnd zusammen. Binnen kurzem liegen alle 123 Indianer betäubt auf dem Boden, ein einziger Mann hat sie be- siegt. Wenn es keine Satire sein soll, hat der Leser das Gefühl, der Autor wolle ihn verarschen. Nicht, dass dies nicht öfter vorkommt, mancher berühmte Autor hat sich nicht gescheut, die absurdesten Lösungen in seinen Büchern zu verwenden. Natürlich passieren im täglichen Leben Zufälle. Und in Büchern gibt es Zufälle. Aber gerade in den wichtigen Szenen sollte es möglichst wenige Zufälle geben. Wenn die Kavallerie im letzten Moment kommt, weil sie gerade "zufäl- lig" in der Gegend war, haben wir den Deus ex Machina. Wenn sie den Indianern hingegen gefolgt ist und absichtlich erst in letzter Minute eingreift, um alle Indianer leichter fangen zu können, ist es kein Zu- fall mehr. Und auch kein Deus ex Machina. Die Lösung muss zu eurer Geschichte passen, sie sollte den Leser nicht nur überraschen, sie sollte auch glaubwürdig und möglich sein. Und zwar im Rahmen eurer Geschichte. Die riesige Miesmuschel mag noch so phantastisch sein, noch so einfallsreich, in eine realistische Agen- tenstory passt sie nicht. In einer märchenhafte Geschichte oder in ei- ner Satire hätte sie durchaus Platz. Die Personen Eure Heldin sitzt im Flugzeug nach Sibirien, um die letzten Exemplare der Kamtschatka-Schnurrbartrobbe gegen die Umweltmafia zu verteidigen. Plötzlich verstummt das Dröhnen der riesigen Flugzeugturbinen. Der Lautsprecher ermahnt die Passagiere, die Sicherheitsgurte anzulegen und, nein, keine Panik bitte! Was wird die Heldin denken und tun, so- bald sie merkt, dass das Flugzeug binnen kurzem auf dem Wasser auf- schlagen wird? Wenn sie der weibliche James Bond in einer Fernsehserie ist, wird ihr blitzschnell eine Lösung einfallen, ohne zu zögern wird sie sich und die Passagiere retten. Angst hat sie auch keine, denn sie weiß: "Ich kann nicht sterben, sonst könnte die Serie nicht weitergehen." Die geglückte Rettung verändert die Heldin auch nicht. Sie hat dadurch nichts gelernt, sie ist nicht klüger, mutiger, feiger geworden, son- dern bleibt so, wie die Serie es vorschreibt. Falls es sich nicht um eine Serie handelt und die Heldin zum ersten Mal in ihrem Leben in Lebensgefahr gerät, dann muss die Lösung für eu- re Heldin machbar sein. Sie kann ruhig alle ihre Kräfte anstrengen, an die Grenze ihrer Möglichkeiten gehen, sie sollte alle ihre Möglichkei- ten ausnutzen. Wenn sie technisch versiert ist und Erfahrung mit der Wartung und Re- paratur ihres Flugzeuges hat, wäre es denkbar, dass sie die Ursache der Sabotage entdeckt und behebt. Wenn sie allerdings eine verträumte Umweltschützerin ist, die Technik verabscheut und sie nur nutzt, wenn es unbedingt nötig ist, verbietet sich diese Lösung. Und was würde sie aus dem Vorfall lernen? Wenn sie vorher eine ver- träumte Umweltschützerin war, ist sie jetzt härter, realistischer ge- worden? Oder will sie jetzt das ganze Unternehmen aufgeben, denkt sie: Es hat doch keinen Zweck, gegen DIE komme ich nicht an? Oder eine Kom- bination: Sie gibt erst auf, aber dann fasst sie doch wieder Mut? Twists Twists sind jene Stellen einer Geschichte, in der die Story eine mög- lichst unerwartete Wendung nimmt. Twists sind nicht nur spannend, weil sie Action enthalten. Sondern auch, weil Menschen sich dadurch verän- dern, wachsen, hinzulernen. Wenn aus der Szene nur die Rettung der Heldin folgt, die selbst für die Rettung gar nichts getan hat und dar- aus nichts lernt, vergibt der Autor eine ganz wichtige Chance. Wer in- teressiert sich schon für Leute, die immer gleich bleiben, es sei denn, sie heißen Buster Keaton? Also wäre die dritte wichtige Überlegung: Würde die Heldin so reagie- ren, wie eure Lösung es vorsieht? Kann sie überhaupt so reagieren? Und was würde sie daraus lernen, wie würde sie sich dadurch verändern? Bietet die Lösung überhaupt die Chance der Veränderung? Wie geht es weiter? Wenn die Heldin beim Absturz stirbt, ist eure Geschichte vermutlich zu Ende. Wenn ihr aber eine Lösung habt, die eure Geschichte weiter- treibt, habt ihr nicht nur eine gute Szene, sondern gleichzeitig einen roten Faden, der die Geschichte voranbringt. Eine Geschichte ist immer auch die Geschichte ihrer Hauptpersonen und wie sie mit der Geschichte umgehen. Folglich sollten die Hauptpersonen auch aktiv die Geschichte gestalten oder zu gestalten versuchen. Wenn die Heldin beim Absturz von einem Fischerboot gerettet wird und die Besatzung des Fischerbootes dabei Kopf und Kragen riskiert, ist es vielleicht die Geschichte der Besatzung des Fischerbootes, aber nicht die der Fliegerin. Das gilt auch für weit weniger dramatische Ereignisse. Wenn die Heldin Mutter dreier kleiner Kinder ist, das Baby schreit, weil es in die Windeln geschissen hat, der Zweijährige hat den Futternapf der Katze entdeckt und ist gerade dabei, den Inhalt aufzuessen, der Sechsjährige jagt die Katze durch die Wohnung, diese flüchtet auf die Spüle, wo die gespülten Gläser zum Trocknen stehen, und die Milch fängt an überzuko- chen ... Folgende Lösung wäre denkbar: Der Liebhaber der Heldin betritt das Haus, reißt mit der Linken die Milch vom Herd, mit der rechten fängt er die Katze im Fluge auf, stößt mit dem Fuß den Futternapf außer Reichweite des hungrigen Sohnes und pfeift ein Schlaflied, dass das Baby augenblicklich einschlafen lässt. Nicht sehr wahrscheinlich? Nein. Spannend ist es auch nicht, es sei denn, der Liebhaber ist der Held der Geschichte. Personen müssen im realen Leben auch reagieren (siehe oben), selbst wenn sie nicht die aufregende Aufgabe haben, die Kamtschatka-Robbe zu retten, sondern die höchst prosaische, ihre drei Kinder in Zaum zu halten. Und in Geschichten müssen sie das ebenfalls. Wenn die Heldin immer rechtzeitig von anderen gerettet wird, egal ob beim Flugzeugab- sturz oder bei häuslichen Katastrophen, wird das albern, unglaubwürdig und langweilig. Das heißt nicht, dass keine phantastischen oder märchenhaften Elemente verwendet werden können. Durchaus möglich, dass die Heldin einen Ab- scheu-Zauber über den Fressnapf der Katze schleudert, einen Oh- ne-Gewicht-Zauber über die Katze, die daraufhin miauend und außer der Reichweite des Ältesten unter der Zimmerdecke schwebt, und dass sie die Hitze der Milch nach draußen zaubert, wo sie sich krachend mit der kalten Luft mischt. Die Scheiße muss sie per Hand abwischen - ein Zau- ber, der gegen Scheiße hilft, wurde noch nicht entwickelt. Soweit gut. Aber was wäre, wenn der Liebhaber zum Kamin hereinfährt, den Sohnemann vom Katzennapf wegzaubert, die Milch .... Ich denke, ihr merkt, was ich meine. Natürlich heißt das nicht, das dem Helden oder der Heldin alles gelin- gen muss. Gut möglich, dass der Hitze-fort-Zauber in der Eile miss- lingt, die Hitze mit lautem Knall in der Küche zerplatzt und der Hel- din eine gewaltige Brandblase beschert. Dass der Sechsjährige frühreif ist, der Mutter einige Zaubersprüche abgeguckt hat und so die Katze von der Decke in die Gläser fallen lässt, dass .... Womit es neue Abenteuer gibt, die die Heldin zu bestehen hat. Langer Rede kurzer Sinn: Eure Hauptpersonen sollen handeln, müssen handeln. Anfänger haben oft Scheu vor solchen Actionszenen und umgehen sie, indem sie die Schwierigkeiten sich auflösen lassen, hilfreiche Personen einführen oder die eigentliche Szene im Nachhinein kurz nar- rativ erzählen, statt den Leser mitfiebern zu lassen. Kann die Heldin sich aus dem Flugzeug retten? Werden die kostbaren Gläser der Oma doch im letzten Moment gerettet werden? Werft also auch einen Blick darauf, welche Möglichkeiten eure Lösung bietet, die Geschichte voranzutreiben. Zur Praxis! So jetzt genug der Theorie. Jetzt könnt ihr euch eure Lösungen an- schauen und sie, wenn nötig überarbeiten. Prüft eure Lösung mit fol- genden Fragen: 1. Ist es eine 08/15-Lösung? Könnte man ihr eine unerwartete Wendung geben? 2. Ist es ein "Deus ex Machina"? Wie könnte man das vermeiden? 3. Passt die Lösung zum Protagonisten und zum Antagonisten? Könnten die so handeln? 4. Enthält die Lösung einen Twist für die Geschichte? Für die Weiter- entwicklung des Helden? Des Antagonisten? Könnte man sie so verändern, dass das erreichbar wäre? **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Hans Peter Roentgen betreibt zusammen mit Judith Tepesch die Schreib- werkstatt "Textkrafttraining" (http://www.roentgen-software.de/sws/sws.htm), ist Mitglied der Phoe- nix-Schreibgruppe (http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt phantastische Geschichten (http://www.roentgen-software.de/eigen/eigen.html) und Computerpro- gramme. ********************************************************************* BUCHBESPRECHUNG: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Die Überarbeitung" besprochen von Gabi Neumayer Überarbeiten - dieses Wort hat vor allem für SchreibanfängerInnen ei- nen eher schrecklichen als lustvollen Klang. Trotzdem merkt man früher oder später, dass es ohne Überarbeiten nicht geht, dass nicht umsonst "alle es tun" und dass man kaum etwas Veröffentlichungsreifes zustande bringt, wenn man sich auf eine erste Fassung verlässt. Aber wie geht man so eine Überarbeitung überhaupt an? Wie findet man sich im Wust der Storyelemente zurecht? Wie gewinnt man den nötigen Überblick, um Verbesserungen durchzuführen? All das beschreibt Kaplan in seinem Buch, und zwar anhand zahlreicher Beispiele, vor allem aus seiner eigenen Feder. Dabei geht er besonders auf die Hauptschwierig- keiten vieler erster Fassungen ein: der Anfang, das Ende, Kürzen von Unwesentlichem und Hinzufügen von Wesentlichem, sprachliche / stilis- tische "Unarten". Doch Überarbeiten fängt nicht erst an, wenn man eine erste Fassung fertig gestellt hat. Vielmehr ist ein Überarbeiten bereits vorm Schreiben wichtig, in der Konzeptphase. Wie man hier die notwendige Vorarbeit leistet, um später nicht x Seiten umsonst zu schreiben, weil man auf halbem Wege feststellt, dass der ursprüngliche Plan nicht funktioniert - das zeigt Kaplan in seinem Buch ebenfalls. Außerdem er- fährt man, wie man die Hilfe von TestleserInnen in Anspruch nimmt - und ein kleines Kapitel ist sogar der Überarbeitung nach der Veröf- fentlichung gewidmet, die manche AutorInnen vornehmen. Wer bisher nicht so recht an die Notwendigkeit des Überarbeitens ge- glaubt oder angesichts dieser unüberschaubaren Aufgabe frühzeitig auf- gegeben hat, wird hier Hilfe, Motivation und genug konkrete Anhalts- punkte finden, um im Endeffekt zur besten Geschichte zu gelangen, die er / sie abzuliefern in der Lage ist. Dass damit die Chancen auf eine Veröffentlichung merklich steigen, liegt auf der Hand. David Michael Kaplan: "Die Überarbeitung", 2001, 310 Seiten, 15 Euro, Zweitausendeins (nur beim Verlag zu beziehen) **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Aktuelle Veröffentlichungen: das Bilderbuch "Viele Grüße, dein Löwe", Baumhaus Verlag; die Ratgeber "Liebe Grüße und Glückwünsche kurz und knapp", Falken Verlag, und "Briefe, E-Mails & Co.", Eichborn Verlag. Im Frühjahr erscheint "English at work" bei Eichborn, ein Ratgeber für Business-Englisch. Meine Homepage: http://www.gabineumayer.de. ********************************************************************* INTERVIEW: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Schreiben lernt man schreibend" Interview mit Josef Haslinger Am Deutschen Literaturinstitut Leipzig (http://www.uni- leipzig.de/~dll) gibt es einen Studiengang, der seine Studenten das Schreiben lehren will. Geschäftsführender Direktor und einer der bei- den fest angestellten Dozenten ist Josef Haslinger, der auch als Autor der Romane "Opernball" und "Das Vaterspiel" kein Unbekannter ist. Hans Peter Roentgen: Herr Haslinger, warum glauben Sie, dass man das Schreiben lernen kann? Josef Haslinger: Weil man alles lernen kann. Mit voller Montur und In- telligenz ist nur Athene aus dem Kopf des Zeus gesprungen. Alle ande- ren haben das, was sie können, irgendwann lernen müssen. HPR: Wie sieht der Studiengang in Leipzig aus? Was wird dort gelehrt? Schreiben die Studenten wie Dschingis Aitmanow in Moskau dort Romane als Abschlussarbeiten? JH: Der Studiengang gliedert sich in drei Fächer: Prosa, Lyrik und Dramatik/Neue Medien. Man studiert mindestens zwei davon oder alle drei. Der Schwerpunkt des Studiums liegt in Werkstattseminaren, zu de- nen die Studenten literarische Arbeiten schreiben, die dann ausführ- lich besprochen werden. Darüber hinaus gibt es Theorie- und Ästhetik- Seminare. Die Diplomarbeit ist tatsächlich eine literarische Arbeit, zum Beispiel ein Roman, ein Band von Erzählungen, Gedichten oder Es- says, ein Theaterstück oder ein Drehbuch. Im Prinzip könnte die Dip- lomarbeit auch eine literaturwissenschaftliche Arbeit sein. Von dieser Möglichkeit hat jedoch noch niemand Gebrauch gemacht. Die Studenten kommen zu uns, um Schriftsteller zu werden. HPR: In der ZEIT hat einer der Studenten geschrieben: "Am Anfang wirst du völlig auseinander genommen, und dann musst du dich allmählich wie- der zusammenbauen." Entspricht das Ihrer Erfahrung? Ist das beabsich- tigt oder einfach Folge eines Studiengangs, der vielleicht auch einige Mythen über das Schreiben zerstört? JH: Es ist nicht ungewöhnlich, dass Studenten am Beginn des Studiums in eine Schreibkrise kommen. Wenn all das, was man bislang einfach ge- tan hat, ohne groß darüber nachzudenken, zur Diskussion gestellt wird, dann scheint das Schreiben plötzlich eine unendlich schwierige Aufgabe zu sein. Tatsächlich ist es so, dass die Seminare den Teilnehmern nicht einen Stil vorgeben, sondern deren Möglichkeiten, sich auszudrü- cken, erweitern sollen. Mythen werden zweifellos zerstört. Aber dabei soll nicht das Eigene zerstört werden, im Gegenteil, das soll sich entwickeln. HPR: Wie viele Studenten beenden eigentlich das Studium, wie viele brechen es ohne Abschluss ab? JH: Es gibt in jedem Jahrgang ein paar Abbrecher. Aber das sind nur wenige. Insgesamt liegen wir weit unter der durchschnittlichen Drop- out-Rate an Universitäten. HPR: Wenn Sie sich die Texte der Studienanfänger ansehen und die der Studenten in der Abschlussprüfung, gibt es da Unterschiede? Worin un- terscheiden sie sich hauptsächlich? JH: Allgemein lässt sich das nicht sagen. Manche unterscheiden sich enorm von ihren Anfängen, andere weniger. Manche haben einfach ihr Thema gefunden, manche einen unverkennbar eigenen Stil. Es gibt auch immer wieder einige Studenten, die sich mit ihrer literarischen Wei- terentwicklung sehr schwer tun. Sie versuchen alles aufzugreifen, was gesagt wird, versuchen gleichsam, alles richtig zu machen, aber es ist nicht ihres, was dabei entsteht. Den Texten fehlt die persönliche I- dentität, sie wirken konstruiert. Andere wiederum machen regelrechte Sprünge. Da gibt es plötzlich einen Text, der anders ist als alle ihre Texte davor. Von da an schreiben sie tatsächlich anders. So als hätten sie plötzlich ihren Weg gefunden. HPR: Jeder, so haben Sie mal behauptet, kann lernen, literarisch zu schreiben, die Frage ist bloß, wie weit er es bringt. Wie weit bringen es die Studenten am Leipziger Institut? Was ist der Hauptvorteil des Studiums, womit tun sie sich am schwersten? JH: Der Hauptvorteil des Studiums besteht darin, dass man einer inten- siven literarischen Erfahrung ausgesetzt wird und enorm viel Feedback hat, wie man es nie wieder in seinem Leben haben wird. Man lernt ja bei uns nicht das, was einem beigebracht wird, sondern man lernt nur das, was man sich selber beibringt, was man aus eigener Erfahrung, aus dem eigenen Versuch heraus gutheißt und annimmt. Die Ordentlichsten und Bravsten, die alles ganz richtig machen wollen, tun sich oft am schwersten. Weil es tatsächlich ja niemanden gibt und geben kann, der ihnen im Detail sagen könnte, wie man zu schreiben hat. Das Studium eröffnet einen literarischen Möglichkeitsraum, es vergrößert den Spielraum der literarischen Freiheit, aber es kann dem Einzelnen nicht sagen: So und nicht anders geht es. Entscheidend ist, dass sich die Schreibenden in einem halboffiziellen Rahmen, der hoch qualifiziert ist, in dem es aber nicht gleich ums Ganze geht, literarisch erproben und entwickeln können. Wir ermutigen unsere Studenten, diese Zeit zu nutzen und sich nicht zu früh dem Veröffentlichungsstress auszusetzen. HPR: Ist das Studium auf "literarische" Texte beschränkt? Wenn heute eine deutsche Rowling mit Fantasy-Ambitionen sich bewirbt, würden Sie sie aufnehmen? JH: Nein. Wir hätten kaum Lehrer, die ihr in diesem Genre weiterhelfen können. Wir würden aber mit der Bewerberin über diese spezielle Situa- tion sprechen. Das war letztes Jahr bei einem Bewerber der Fall, der höchst interessante Fantasy-Ambitionen hatte und in diesem Genre ver- mutlich besser war als alle Lehrer, die wir ihm bieten könnten. Wir mussten ihn aber dennoch abweisen, weil er sich für andere Genres und Gattungen nicht interessierte. Unser Studium hat auch etwas mit lite- rarischer Allgemeinbildung zu tun. Wir sind ein Universitätsinstitut. HPR: Manche Lektoren sagen, deutsche Autoren könnten nicht spannend schreiben. Und für viele literarisch ambitionierte Nachwuchsautoren ist "Spannung" immer ein bisschen suspekt. Welche Rolle spielen Span- nung, Plot und Spannungsbogen in dem Studium? JH: Die Mehrheit unserer Lehrkräfte sind Gastprofessoren. Es sind je- weils vier. Sie bleiben ein Semester oder ein Jahr. Um eine Kontinui- tät des Studienaufbaus zu gewährleisten, einigen wir uns auf Themen und Inhalte, aber wir schreiben den Gastprofessoren nicht vor, auf welche Merkmale eines Textes sie Wert zu legen haben. Und so kann ich die Frage nur für mich selbst beantworten. Ich frage bei allen Prosa- texten nach Plot und Spannung. Aber ich akzeptiere, wenn ein Text dar- auf keinen großen Wert legt, sondern andere Qualitäten in den Vorder- grund stellt. Die Studenten können schreiben, was sie wollen. Aber sie sollten wissen, was sie tun und worauf sie verzichten. HPR: Leipzig ist neben Hildesheim und eventuell noch Köln die einzige Möglichkeit, in Deutschland nicht nur Literaturinterpretation - wie ist ein Text aufgebaut -, sondern Literaturschreiben zu studieren - wie erstelle ich einen Text. In den USA gibt es dagegen an vielen Hochschulen und selbst an Highschools solche Möglichkeiten. Glauben Sie, dass der Erfolg der amerikanischen Schriftsteller hierzulande da- mit zusammenhängt? JH: Davon bin ich überzeugt. In Österreich lernt man an jeder Schule Skifahren. Daher werden unter den Spitzenskifahrern immer Österreicher sein. Der Pool, aus dem sich die Spitze rekrutiert, ist einfach grö- ßer. Ich bin ein absoluter Verfechter von Creative Writing an allen Schulen und Universitäten. Darüber hinaus soll es spezielle Studien- gänge für Schriftsteller geben, nicht nur in Leipzig und Hildesheim. HPR: Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe von Schreibbüchern in Deutschland, vor allem der Verlag Zweitausendeins ist nach dem Erfolg des Buches zum Drehbuch und Sol Steins "Über das Schreiben" sehr rüh- rig. Was halten Sie von solchen Lehrbüchern? JH: Wenn man sie nicht als Dogma, sondern als Anregung nimmt, können sie sehr nützlich sein. Solche Bücher können hilfreich sein, Fehler zu vermeiden. Aber in der Kunst ist es ja bekanntlich so, dass immer auch das Gegenteil gilt. Es muss bloß mit der nötigen Überzeugungskraft auftreten. HPR: Im Internet gibt es mittlerweile etliche Diskussionsforen für Au- toren. Haben Sie damit Erfahrung? Können Sie sich vorstellen, dass diese einem Autor weiterhelfen? Was wäre die wichtigste Bedingung da- für? JH: Mich haben die Diskussionsforen im Internet bislang hauptsächlich gelangweilt. Eine Zeitlang habe ich mich darum gekümmert und auch Stu- denten dafür zu interessieren versucht. Das Ergebnis war bescheiden. Internetforen sind mit der Lebendigkeit unserer Werkstattseminare nicht vergleichbar. Dennoch ist das Internet natürlich ein wichtiges literarisches Medium geworden. Unsere Studenten betreuen ja auch selbst eine Website. Wenngleich nicht mit überbordendem Interesse. HPR: Wie haben Sie selbst Schreiben gelernt? Durch Versuch und Irrtum? Durch Kurse? Durch Schreibbücher? JH: Mein Schreiblehrer war Gustav Ernst, der damalige Herausgeber der Literaturzeitschrift "Wespennest", in der ich dann selbst Mitherausge- ber wurde und es 15 Jahre lang blieb. Literaturzeitschriften waren früher häufig in den Händen von Autoren und für den Nachwuchs wichtige Foren literarischer Diskussion und Weiterbildung. Im Zuge der Profes- sionalisierung des Zeitschriftenmarktes sind die Autorenzeitschriften weitgehend verschwunden. Heute sitzen professionelle Herausgeber und Redakteure in den Zeitschriften. Immer noch gibt es darunter einige, die mit Autoren an Texten arbeiten, aber nicht mehr in dem Ausmaße wie vor 20 Jahren. HPR: Wie alt waren Sie, als Sie Ihre erste Geschichte geschrieben ha- ben? Und wie lange hat es gedauert, bis Sie zum ersten Mal einen Ver- lag für ein Buch gefunden haben? JH: Die Frage ist unpräzise gestellt. Es geht wohl um die erste Ge- schichte, die ich veröffentlichen wollte. Das war am Beginn des Studi- ums. Und ich konnte sie dann auch veröffentlichen, in einer Literatur- zeitschrift. Am Ende des Studiums, 1980, habe ich im deutschen Verlag AutorenEdition (München) meinen ersten Erzählungsband publiziert, mit Geschichten, die ich großteils zuvor in der Zeitschrift "Wespennest" veröffentlicht hatte. Der Kontakt zum Verlag AutorenEdition hat sich über die Zeitschrift ergeben. Ich habe nicht lange einen Verlag suchen müssen. Das wiederfuhr mir erst mit dem nächsten Buch, weil es die Au- torenEdition mittlerweile nicht mehr gab. Hier kam mir 1984 das Kla- genfurter Literaturspektakel zu Hilfe. Ich war zum Ingeborg-Bachmann- Wettbewerb geladen, gewann zwar keinen Preis, wurde aber gleich von zwei Verlagen angesprochen. Der erste, der mich fragte, war ein Lektor des Luchterhand-Verlags. Und so erschienen meine beiden nächsten Bü- cher im Luchterhand-Verlag (damals in Darmstadt). HPR: Bekannt geworden sind Sie durch "Opernball" und "Das Vaterspiel". Beide Werke haben eines gemeinsam, das auf gut Neudeutsch "Braiden" heißt: die Verbindung verschiedener Perspektiven und Schicksale in ei- nem Roman. Ist es Zufall, dass Sie diese Technik in beiden Romanen ge- wählt haben? War dies geplant? JH: Zufall ist das keiner. Diese Technik fördert den "republikani- schen" Charakter des Romans, wie Friedrich Schlegel das einmal nann- te, im Gegensatz zur monarchischen Ich-Erzählung. Ob ich dabei bleiben werde, ist freilich ungewiss. HPR: Gerade "Vaterspiel" verbindet zwei extrem unterschiedliche Schicksale miteinander, das eines litauischen Juden, der Ghetto und KZ überlebt, und das eines österreichischen Ministersöhnchens, der eine vergleichsweise wenig aufregende Lebensgeschichte hat. Wie sind Sie auf diese Kombination gekommen? Hatten Sie einen Plot und haben daraus die Figuren entwickelt? Oder hatten Sie die Figuren und wollten die beiden zusammenbringen? Oder war es etwas anderes? JH: Ich wollte einen unpolitischen jungen Menschen mit einem alten Na- zi zusammenbringen und sehen, was dabei herauskommt. Alles andere hat sich im Laufe des Schreibens und Neuschreibens entwickelt. Die erste Fassung habe ich nach 120 Seiten abgebrochen. Dann lief es besser. Im Hintergrund steht die Erfahrung, die ich in Wien mit jungen Menschen aus sozialdemokratischen Wohlstandsfamilien gemacht habe. Sie interes- sierten sich nicht für Politik - und für unsere NS-Vergangenheit schon gar nicht. Ich bin im "Vaterspiel" der Minister und nicht der Sohn. Das war vielen Rezensenten nicht bewusst. HPR: Wenn Sie sich die Entstehung Ihrer Romane anschauen, gibt es da Gemeinsamkeiten? Bei der Idee, bei der Entwicklung, bei der Realisie- rung? JH: Am Anfang steht eine Idee, um die herum ich einen Plot konstruie- re. Dann kommt die Phase, in der das Projekt scheitert, aber erste Fi- guren da sind. Nach einer Phase der Verzweiflung beginne ich von vor- ne, diesmal von den Figuren her, und damit komme ich nach langer Zeit zu einem Ende. HPR: Bedeutet das, der Plot müsse aus den Personen folgen, nicht umge- kehrt, wie auch z. B. Sol Stein es fordert? JH: Das bedeutet, dass ich mir zwar aus der Plotentwicklung heraus ei- ne Personenkonstellation suche, dass ich die Geschichte dann aber in umgekehrter Ordnung schreibe, von den Personen her. Und damit ändert sich natürlich der Plot. Manches, was ich mir erdacht habe, machen die Figuren einfach nicht mit. Und sie entwickeln sich in Richtungen und in Interessen hinein, die ich ursprünglich für sie nicht vorgesehen hatte. HPR: Viele Lektoren sagen, die meisten Texte müssen gekürzt werden. Ist das auch Ihre Erfahrung? Wie war das bei Ihren eigenen Romanen? JH: Ja, die meisten Texte müssen gekürzt werden. Das gilt auch für meine eigenen. Allerdings fällt mir das Kürzen bei den eigenen Texten am schwersten. Immer noch. HPR: Wurden Ihre Romane von dem Verlag so übernommen, wie Sie sie ab- gegeben hatten, oder folgte danach noch ein Lektorat? Wie umfangreich war diese Überarbeitung? JH: Bei beiden Romanen war ich mit dem Lektor in einem ausführlichen Gespräch, noch bevor sie fertig waren. Bei "Opernball" war es sogar so, dass ich am ersten Teil schon die Fahnen korrigierte, während ich am letzten Teil noch schrieb. Mir ist es wichtig, einen "strengen" Lektor zu haben, der vorbehaltlos alles sagt, was er sich denkt. Nicht dass ich ihm immer recht gebe, aber ich nehme alle seine Überlegungen sehr ernst. Ein Autor ist nicht ganz allein auf sich gestellt. Er hat zwei zusätzliche Chancen. Die erste ist sein Lektor, die zweite ist sein Übersetzer. HPR: Was ist Ihr wichtigster Ratschlag für jemand, der schreiben möch- te? JH: Schreiben lernt man schreibend. HPR: Eines Nachts wachen Sie auf, und eine wunderschöne Fee steht ne- ben Ihrem Bett, einen Laptop in der Hand und sagt: "Lieber Josef Has- linger, Sie haben sich so darum bemüht, Schriftstellern das Schreiben beizubringen, dafür haben Sie einen Wunsch frei für die deutsche Lite- ratur." Was wünscht sich Josef Haslinger? JH: Immer noch träume ich vom großen politischen Roman, ohne zu wis- sen, wie er aussehen müsste. HPR: Herzlichen Dank für das Interview. Info zum Studium: Voraussetzung ist die allgemeine Hochschulreife, in Ausnahmefällen (besondere künstlerische Eignung) geht es auch ohne. Bewerber müssen einen Lebenslauf und Proben ihrer literarischen Arbeit abgeben. Der nächste Bewerbungstermin ist vom 1. bis zum 15. Mai 2003; Näheres unter: http://www.uni-leipzig.de/~dll/bewerbung.htm. ********************************************************************* UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: --------------------------------------------------------------------- Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - kei- ne Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für Litera- turagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind daher zwecklos. Drehbuch: Oliver Pautsch mailto:drehbuch at autorenforum punkt de Fandom: Thomas Kohlschmidt mailto:fandom at autorenforum punkt de Fantasy: Stefanie Bense mailto:fantasy at autorenforum punkt de Heftroman: Arndt Ellmer mailto:heftroman at autorenforum punkt de Historischer Roman: Titus Müller mailto:historischer.roman at autorenforum punkt de Kinderbuch: Gabi Neumayer mailto:kinderbuch at autorenforum punkt de Kriminalistik: Reiner M. Sowa mailto:kriminalistik at autorenforum punkt de Literaturagenturen: Petra Hermanns mailto:agentin at autorenforum punkt de Lyrik: Titus Müller mailto:lyrik at autorenforum punkt de Reiseführer: Gabriele Kalmbach mailto:reisefuehrer at autorenforum punkt de Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer mailto:sachbuch at autorenforum punkt de Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff mailto:med.psych at autorenforum punkt de Schreibgruppen: Ute Hacker mailto:schreibgruppen at autorenforum punkt de Schreibhandwerk: Ute Hacker mailto:schreibhandwerk at autorenforum punkt de Sciencefiction: Andreas Eschbach mailto:sf-autor at autorenforum punkt de Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi mailto:techlit at autorenforum punkt de Übersetzung: Barbara Slawig mailto:uebersetzerin at autorenforum punkt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY: --------------------------------------------------------------------- Stefanie Bense (mailto:fantasy at autorenforum punkt de) Frage: Grundsätzlich soll man ja keine Rückblenden verwenden. Kann man dieses Problem durch Dialoge lösen? Antwort: Rückblenden sind Krücken wie Prologe! Es gibt Fälle, wo eine Rückblen- de durchaus angebracht sein kann, aber pro hundert Seiten würde ich nicht mehr als eine erlauben und dann nicht länger als eine Seite. Am besten gar keine. Stell dir vor, dein Geschehen spielt im Theater auf der Bühne, dort gibt es auch keine Rückblenden. Die müssten nämlich hinter der Bühne stattfinden, somit wäre das Publikum nicht beteiligt und schnell gelangweilt. So geht das im Roman auch vor sich: Du reißt deine Leser aus der Geschichte, um ihnen etwas zu erzählen, das längst passé ist. (Dazu kommt meist noch das recht sperrige Plusquamperfekt = vollendete Vergangenheit, was sich durch viele "hatte" und "war gewor- den" manifestiert und schlecht liest.) Besser ist es, die Informatio- nen aus einer Rückblende zu reduzieren und in die Handlung oder den Dialog zu packen. Ein Beispiel: - Rückblende: Er strich der Katze über das dunkle Fell. Damals hatte er auch eine Katze gehabt, bevor sein Vater sie mitsamt den Jungen im Fluss er- tränkt hatte, nur weil er ihr Gemaunze nicht mehr anhören gemocht hat- te. - Innerer Monolog: Er strich der Katze über das dunkle Fell und erinnerte sich an Jojo und wie Vater sie im Fluss ertränkt hatte, der grobe Kerl, bloß weil sie ständig gemaunzt hatte. - Dialog: Er strich der Katze über das dunkle Fell. "Na, du bist ja was Liebes ..." Sein Vater sah von der Zeitung auf. "Klar, die Katze kannst du strei- cheln, aber deine Frau hast du seit Monaten nicht mehr angefasst." "Was geht dich das an?" "Mir fällt zumindest auf, dass sie unglücklich ist!" "Oh, du bist ja auch sensibel. So feinfühlig, dass du meine Katze im Fluss ertränkt hast, als sie dir zu laut war. Samt Jungen." "Was hat das mit deiner Frau zu tun?" "Ach Vater ..." - Handlung: Er riss die Katze zurück, als sein Vater sich über sie beugte, zog Sie auf den Schoß, hielt sie fest und streichelte das glatte Fell und streichelte und streichelte. So fest hielt er sie, als würde er sie nie wieder loslassen. Die Kratzer spürte er kaum. Und nachher, als sein Vater nach der Zeitung griff, trug er das Tier in sein Zimmer und schloss sorgfältig die Tür, damit sein Vater diese Katze nicht auch noch samt ihren Jungen ertränkte. Wenn du dir die Beispiele durchliest, stellst du bestimmt fest, dass die Handlungs- und Dialogvariante zwar länger, aber auch lebendiger und intensiver sind. ++++++++++ Frage: Ich schreibe zurzeit an einem Fantasy-Roman; deswegen wüsste ich ger- ne, wie es zurzeit auf dem Markt für Fantasy-Literatur aussieht. Hinzu kommt, dass mein Roman nicht die "klassische" Form hat, sondern aus mehreren "Episoden" besteht. Diese Episoden sind abgeschlossene Geschichten, die für sich alleine stehen könnten; alle fünf hängen a- ber auch unmittelbar zusammen - vier davon sind die Erlebnisse der Hauptperson, die auch der Erzähler dieser Episoden ist, die fünfte handelt von den Erlebnissen einer Person, die am Ende der ersten Epi- sode ihrer eigenen Wege geht und in der letzten der zusammenhängenden Episoden wieder in die "Hauptgeschichte" zurückkehrt. Wird diese et- was unkonventionelle Form meinen Chancen, den Roman an den Mann zu bringen, schaden, oder brauche ich mir da keine Sorgen zu machen? (O- der sollte ich mir so oder so keine Hoffnungen machen?) Antwort: Eine generelle Aussage, wie "es am Markt für Fantasy aussieht", kann ich nicht treffen, dafür bin ich nicht nah genug am Verlagsgeschäft. Es gibt einige große Verlage, die Fantasy veröffentlichen (wie Heyne und Bastei Lübbe), die aber eher von ausländischen Lizenzen ausgehen. Wenige (wie Ueberreuter in Österreich) kümmern sich um deutschsprachi- gen Nachwuchs und noch wenigere nehmen Manuskripte an von Newcomern. Ein paar Kleinverlage veröffentlichen Fantasy - mit unterschiedlichem Niveau. Bitte sehen Sie sich im Internet oder per Prospekt deren Ver- lagsprogramm an (bei www.metager.de erbrachte die Suchanfrage "verlag fantasy" 185 Treffer, da muss man allerdings noch jene rausfiltern, die irrelevant sind). Helfen kann auch das Nachschlagewerk von Sandra Uschtrin "Handbuch für Autoren/innen". Ein Roman besteht im Wesentlichen stets aus "Episoden" - sie können eine Szene, ein Kapitel oder einen Handlungsfaden ausmachen, so dass sie mal mehr, mal weniger verschränkt sind. Das Problem bei wirklich eigenständigen Episoden ist der Zusammenhalt des Spannungsbogens im Roman. Wenn es tatsächlich eigene Geschichten sein sollten - woraus ergibt sich dann der Roman? Falls es keine eigenständigen Geschichten sind, muss eine starke Verbindung da sein (nur die Haupt- oder andere bekannte Figuren reichen nicht aus), die das Ganze zusammenschweißt, damit man überhaupt von einem Roman reden kann. Das bildet in der Re- gel die Haupthandlung. Nach dem, was Sie mir schreiben, können Ihre "Episoden" sowohl eigen- ständige Geschichten ergeben als auch Handlungsstränge, die dann zum Schluss wieder zusammenlaufen. Letzteres wäre durchaus keine unkonven- tionelle Form, sondern eine recht übliche. Der "Leim" ist dabei die Haupthandlung, die alle Nebenhandlungen zusammenhält und erst nach dem Ende der Nebenhandlungen ihrem Höhepunkt zustrebt. Über Spannungsbogen und Haupt-/Nebenhandlungen hat Syd Field ein her- vorragendes Buch geschrieben: "Handbuch zum Drehbuch", das sich zwar mit dem Drehbuchschreiben beschäftigt, aber überaus klar und nachvoll- ziehbar auch für Romaneinteilungen heranziehbar ist. Grundsätzlich gilt: Wenn der Roman gut geschrieben ist, dann kann er jede Form haben. Für Fantasy gilt: Er muss unterhalten und den Leser staunen lassen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Stefanie Bense hat vor kurzem den dritten Platz der Story-Olympiade 2002 (wie in 2000) belegt und die Titelgeschichte zu der Anthologie "Düstere Visionen" geschrieben (siehe http://www.storyolympiade.de). Immer noch in Arbeit ist ihr erster Roman. Kontakt: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR DREHBUCH: --------------------------------------------------------------------- Oliver Pautsch(mailto:drehbuch at autorenforum punkt de) Frage: Gerade war ich bei autorenforum.de und habe den Artikel über dich ge- lesen. Kannst du mir Tipps geben, was Fernlehrgänge für Drehbuch- schreiben betrifft? Am besten solche via Internet, da ich momentan be- ruflich gebunden bin. Antwort: Von Angeboten für Fernlehrgänge zum Thema Drehbuchschreiben habe ich noch nichts gehört, tut mir Leid. Dieses Angebot mag es geben, aller- dings halte ich auch Fachbücher zum Thema - der Bastei-Verlag ist da z. B. gut - und eventuell die Mitgliedschaft in einer Onli- ne-Schreibgruppe für sinnvoll. Zwei Beispiele für solche Gruppen findest hier: http://www.cyberspace.org/~laus. Diese Gruppen (WWG und STODEK) kann ich dir empfehlen. Außerdem befindet sich dort ein Link zu einer Mai- lingliste namens "Drehbuchforum". Für und von Drehbuchautoren und sol- chen, die es werden wollen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Oliver Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer, Beleuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft. Spä- ter ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber di- rekt für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für Kurzfil- me, Serienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film. http://www.drehbuchautoren.de/Autoren/meinautor.php?ID=164 ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR SACHBÜCHER: --------------------------------------------------------------------- Gabi Neumayer (mailto:sachbuch at autorenforum punkt de) Frage: Ich plane, ein Sachbuch über eine Programmiersprache zu schreiben. Da ich einige Ideen habe, die das Layout betreffen, lautet daher meine Frage: Wird das letztendliche Layout vom Verlag bzw. der Buchserie des Verlages bestimmt, und sollte ich das Sachbuch erst einmal rein in- haltlich gestalten, bevor ich mich um das Layout kümmere? Schreiben Sie ihre Manuskripte am Computer? Wenn ja, was könnten Sie mir als Schreibprogramm empfehlen? Gibt es besondere Schreibprogramme, die besonders entwickelt wurden zum Bücher-Schreiben, oder reicht hier ein einfaches bekanntes Programm wie z. B. Microsoft Word aus? Antwort: Sie haben Recht mit Ihrer Vermutung: Das Layout bestimmt in der Regel der Verlag, und es richtet sich nach der speziellen Reihe, in der das Buch erscheint. In dieser Hinsicht erwartet niemand von Ihnen zu Be- ginn Ideen - konzentrieren Sie sich auf den Inhalt und darauf, ein Ex- posé zu schreiben. Wenn Sie sich einig werden, kann und wird man auch über Layout-Wünsche und -Zwänge sprechen. Am besten verwenden Sie eins der üblichen Textverarbeitungsprogramme (Ihr Manuskript sollte ja möglichst nicht besonders layoutet sein, s. o.). Word ist immer gut; wenn Sie ein anderes verwenden (ich schreibe beispielsweise mit WordPerfect), ist eine Nachfrage beim Verlag sinn- voll. Oft möchte man dort das Manuskript dann in RTF. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Aktuelle Sachbuch-Veröffentlichungen von Gabi Neumayer: die Ratgeber "Liebe Grüße und Glückwünsche kurz und knapp", Falken Verlag, und "Briefe, E-Mails & Co.", Eichborn Verlag. Im Frühjahr erscheint bei Eichborn ein Ratgeber zum Thema Business-Englisch: "English at work". Ihre Homepage: http://www.gabineumayer.de. ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN: --------------------------------------------------------------------- Bjørn Jagnow (mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de) Frage: Ich wollte Sie fragen, da Sie sich in dem Gebiet sehr gut auskennen, wie man einen Verlag anmelden kann. Der Verlagsname lautet: [...] Ver- lag. Was muss ich da tun, damit ich meinen Verlag so nennen kann? Wel- che Schritte muss ich einleiten? Wie kann ich den Namen sichern, und was kostet dies ca.? Antwort: Es gibt mehrere Möglichkeiten, einen Verlag anzumelden: a) Wenn Sie nur eigene Werke verlegen wollen, brauchen Sie gar keine Anmeldung. Dann können Sie unter Ihrem persönlichen Namen problemlos im Rahmen der Meinungsfreiheit veröffentlichen. b) Wenn Sie auch anderer Leute Werke verlegen wollen, brauchen Sie un- bedingt einen Gewerbeschein. Den gibt es bei der Stadt- oder Gemeinde- verwaltung für 10 bis 30 Euro. Welches Amt zuständig ist, erfragen Sie am besten vorher per Telefon. Sie benötigen in der Regel nur einen Personalausweis und müssen voll geschäftsfähig sein (18 Jahre oder äl- ter, keine Einschränkung der Zurechnungsfähigkeit etc.). c) Egal, ob Ihr Verlag in die Kategorie a oder b passt, sobald er ei- nen anderen Namen als "Vorname Nachname Verlag" (z. B. "Lieschen Mül- ler Nähgarn-Verlag") haben soll, müssen Sie einen Eintrag im Handels- register vornehmen lassen. Das kostet zwischen 100 und 200 Euro. Die Details können Sie ebenfalls über Stadt- oder Gemeindeverwaltung er- fragen. Klären Sie unbedingt, welche Unterlagen Sie brauchen und ob ein Notar erforderlich ist. Außerdem müssen Sie klären, ob Ihr anvi- sierter Verlagsname noch frei ist. Der Name darf von keiner anderen Firma im gleichen Ort verwendet werden und sollte auch nicht mit gro- ßen Firmen im Bundes- oder Europagebiet kollidieren. Sollte es Produk- te geben, die genauso heißen, lassen Sie besser auch die Finger davon, solange Sie keine gute markenrechtliche Beratung genossen haben. Zu Ihrem gewünschten Verlagsnamen habe ich auf Anhieb im Internet ei- nen österreichischen Stempel-Fabrikanten gefunden. Aus rechtlichen Gründen, aber auch weil dann keiner Ihren Verlag (sondern immer nur die Stempel) im Internet finden würde, rate ich zu einem anderen Na- men. ++++++++++ Frage: Ich habe 1996 ein Sachbuch zu einem technischen Thema geschrieben und dazu mit einem Verlag einen Autorenvertrag abgeschlossen. Da ich völ- lig unerfahren war, habe ich nicht gemerkt, was das für ein Knebelver- trag ist. Neben dem Schreiben des Manuskripts habe ich mich noch um alle Formatierungen, Formelsatz, Stichwortverzeichnis, technische Ab- bildungen und um die Produktion einer CD gekümmert. Die Zusammenarbeit gestaltete sich sehr schwierig und war wenig ver- trauensvoll. Da sich das Buch jedoch sehr gut verkauft hat, habe ich mich 1999 nach langem Zögern überreden lassen, die zweite Auflage vollständig zu überarbeiten und zu erweitern. Wegen der rasanten tech- nischen Entwicklung waren dazu wieder einige tausend Stunden Arbeit notwendig. Nun wendet sich der Verleger wieder an mich. Er schreibt: "Die letzte Auflage wird in absehbarer Zeit abverkauft sein. Ich halte es für ei- nen guten Zeitpunkt, das Werk wieder auf den neuesten Stand zu brin- gen. Geben Sie mir bitte Bescheid, ob Sie der gleichen Ansicht sind und ob Sie eine solche Überarbeitung übernehmen." Darauf teilte ich ihm mit, dass ich dazu aus zeitlichen Gründen nicht in der Lage sei, und bat ihn, eine andere Lösung zu finden. Da antwor- tete er mir: "Meine Frage bezog die Tatsache ein, dass Sie wie es im Autorenvertrag steht - verpflichtet sind, das Werk zu überarbeiten. Da Sie als Autor das Werk besser kennen als jeder andere, wäre es also am besten, wenn Sie diese Arbeit auch übernehmen würden. Ich möchte Sie also bitten, mir mitzuteilen, wann Sie frühestens dazu in der Lage wä- ren." Der diesbezügliche Passus aus dem Autorenvertrag, auf den er sich of- fenbar beruft, lautet: "Der Autor ist berechtigt und, wenn es den Cha- rakter des Werks erfordert, auch verpflichtet, das Werk für weitere Auflagen zu überarbeiten; wesentliche Änderungen von Art und Umfang des Werks bedürfen der Zustimmung des Verlages. Ist der Autor zur Be- arbeitung nicht bereit oder nicht in der Lage [...], so ist der Verlag zur Bestellung eines anderen Bearbeiters berechtigt. Wesentliche Ände- rungen des Charakters bedürfen dann der Zustimmung des Autors." Meine Fragen in diesem Zusammenhang: Frage 1: Ist ein solcher Passus rechtlich überhaupt zulässig? Das ist ja ein Kettenvertrag! Der Verlag könnte mich wegen der ständig fort- schreitenden technischen Entwicklung noch für die hundertste Auflage zwingen, jedes Mal praktisch ein neues Buch zu schreiben. Frage 2: Wenn ich mich weigere, kann mich dann der Verlag mit den Kos- ten der Bearbeitung durch einen Co-Autor belasten oder mir das Honorar für die nächste Auflage ganz streichen? Antwort: Ich kann Ihnen nur raten, sich Rechtsberatung zu holen. Wenn Sie nicht gleich zu einem Fachanwalt für Urheber- oder Medienrecht gehen wollen, versuchen Sie es mal unter http://www.mediafon.net.Ich gebe Ihnen aber gern meine Eindrücke, ohne dass Sie das als abschließendes Urteil auf- fassen dürfen. Zu 1: Dieser Passus ist rechtlich absolut einwandfrei und bei Sachbü- chern ohnehin der Normalfall. Da jede Überarbeitung zu einer Neuaufla- ge führt, bekommen Sie im Gegenzug ja auch wieder mehr Honorar. Da können Sie rechtlich nicht gegen an. Sie können sich höchstens weigern und mit den Folgen leben. Zu 2: Beide Varianten sind rechtlich zulässig. Entweder Sie bekommen für die Neuauflage Honorar abzüglich der Kosten für den Co-Autor, oder das Honorar fällt sogar ganz weg. Oft steht aber eine entsprechende Regelung dort, wo die Überarbeitungspflicht verankert ist. - Falls nicht, unbedingt mit einem Anwalt beraten! Es tut mir Leid, dass ich Ihnen keine positivere Rückmeldung geben kann. Sie haben die Alternative zwischen "keine Überarbeitung machen", "eine schlechte Überarbeitung machen" und "eine gute Überarbeitung ma- chen". Alles hat seine Vor- und Nachteile. Der Verlag hat Ihnen zum Glück signalisiert, dass er bereit ist, auf Ihre Überarbeitung zu war- ten. Sie könnten also antworten, dass eine vernünftige Überarbeitung lange dauert. Dann brauchen Sie sich wenigstens nicht zu hetzen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Bjørn Jagnow, Jahrgang 72, ist gelernter Verlagskaufmann, Buchhändler und Verlagsfachwirt. Sein Fachbuch "Marketing für Autoren. Der Weg zur erfolgreichen Veröffentlichung" erscheint demnächst in der 2. erwei- terten und aktualisierten Auflage! http://www.bjoernjagnow.de/web.pl?marketing-fuer-autoren.html. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten und Semi- nare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail kommt! +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einsendeformalien: Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de erwünscht. Zurzeit können jedoch noch keine Honorare gezahlt werden. Das Urheber- recht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor. 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