Tempest-Umfrage
Autorenwissen
"Berufsbild LektorIn"
von Ursula Schmid-Spreer
Schreibkurs
"Schreibregeln unter der Lupe"
von Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
"Duden: Satz und Korrektur"
besprochen von Gabi Neumayer
Interview mit Volker Busch, Lektor bei Goldmann
Testbericht
"Unabhängig schreiben - AlphaSmart 3000"
von Bjørn Jagnow
Frag den Experten für Drehbuch
(Oliver Pautsch)
Frag den Experten für Verlagswesen
(Bjørn Jagnow)
Frag den Experten für historische Romane
(Titus Müller)
EDITORIAL: --------------------------------------------------------------------- Liebe Autorinnen und Autoren, 120 von euch haben sich an der Tempest-Umfrage beteiligt. Die Buchge- winner sind mittlerweile ermittelt, und die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage stellen wir euch heute vor. Wir freuen uns, dass unser bishe- riger Kurs offenbar recht genau euren Wünschen entspricht :-) Außerdem in dieser Ausgabe: Im "Autorenwissen" bringen wir eine neue Folge von Ursula Schmid-Spreers "Berufsbild"-Serie (diesmal: LektorIn- nen). Hans Peter Roentgen hat Schreibregeln unter die Lupe genommen und den Goldmann-Lektor Volker Busch interviewt. Björn Jagnow hat den "AlphaSmart 3000" getestet. Seine Ergebnisse findet ihr in der neuen Rubrik "Testbericht". Und unsere ExpertInnen haben wie immer aus dem tiefen Brunnen ihrer Erfahrungen geschöpft, um eure Fragen zu beant- worten. Ansonsten gibts natürlich Ausschreibungen, Seminare, Schreib- Kick, Buchbesprechung etc. Apropos ExpertInnen: Schaut euch doch mal wieder unsere ExpertInnen- liste an. Abgesehen von den besonders Gefragten haben wir noch viele andere. Sie freuen sich auf eure Fragen! Ganz wichtig dabei: Gebt eu- rer Mail einen aussagekräftigen Betreff! Sonst kann es sein, dass sie vorsichtshalber direkt gelöscht wird. Der Tipp des Monats Februar, diesmal von mir: Viele AutorInnen haben Schwierigkeiten, zum Beispiel VerlagslektorInnen (oder auch sich selbst) kurz und knapp klarzumachen, worum es in ihrer Geschichte geht. Wenn ihr dazu gehört, kann es sich für euch lohnen, einmal die extrem kurzen Texte zu den Spielfilmen in TV-Zeitungen zu studieren. Ausgangssituation, Konflikt und manchmal sogar die Hauptcharaktere sind dort in ein, zwei Sätzen beschrieben - knapper gehts kaum! Noch ein Wort zu Domeus, weil wir in letzter Zeit einige Anfragen von euch bekommen haben: Aufgrund der Bedingungen von Domeus lässt es sich leider nicht verhindern, das ab und zu eine unerwünschte Mail bei euch landet. Dafür können wir diesen Dienst gratis nutzen - etwas anderes könnten wir uns gar nicht leisten. Wir arbeiten aber mittlerweile an einem eigenen Verteiler. Habt bitte noch etwas Geduld. Einen schönen Start in den Frühling! (Man darf doch hoffen!) Gabi Neumayer Chefredakteurin ~~~~~~~~~ Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf unser Konto: autorenforum.de SEB Mainz (früher: BfG) BLZ 550 101 11 Konto 14 24 18 99 00 Stichwort: "Beitrag 2003" Für AuslandsabonnentInnen: Ihr könnt uns den Beitrag in bar schicken (Adresse am Ende des Tempest) oder ihn von jemandem in Deutschland von einem deutschen Konto aus überweisen lassen, um die horrenden Gebühren zu umgehen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ISSN 1439-4669 Copyright 2003 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ INHALT DIESER AUSGABE: TEIL 1: Editorial Inserate Schreib-Kick Tempest-Umfrage Autorenwissen "Berufsbild LektorIn" von Ursula Schmid-Spreer Schreibkurs "Schreibregeln unter der Lupe" von Hans Peter Roentgen Buchbesprechung "Duden: Satz und Korrektur" besprochen von Gabi Neumayer Interview mit Volker Busch, Lektor bei Goldmann Testbericht "Unabhängig schreiben - AlphaSmart 3000" von Bjørn Jagnow Frag den Experten für Drehbuch (Oliver Pautsch) Frag den Experten für Verlagswesen (Bjørn Jagnow) Frag den Experten für historische Romane (Titus Müller) Impressum TEIL 2 (nur für Abonnenten): Veranstaltungen Ausschreibungen Publikationsmöglichkeiten mit Honorar ohne Honorar Seminare Impressum ===================================================================== Kleinanzeigen --------------------------------------------------------------------- (Die Redaktion behält sich vor, Anzeigen zu kürzen oder Anzeigen, die gegen Rechte Dritter, das Urheberrecht oder Jugendschutzbestimmungen verstoßen, abzulehnen.) Private Anzeigen kosten bis zu fünf Zeilen 1,60 Euro pro Zeile. Jede weitere Zeile kostet 1,10 Euro. Anzeigen von nicht kommerziellen Literatur-Organisationen etc. sind kostenlos (max. 5 Zeilen á 60 Zeichen). Anzeigen von kommerziellen Unternehmen des Literaturbetriebes kosten bis zu fünf Zeilen 2,60 Euro pro Zeile. Jede weitere Zeile kostet 1,60 Euro. Anzeigenschaltung unter mailto:werbung at autorenforum punkt de. Der Abdruck erfolgt nur gegen Vorkasse (Scheck / bar / Überweisung auf folgendes Konto: autorenforum.de SEB Mainz (früher: BfG) BLZ 550 101 11 Konto 14 24 18 99 00 Für Übermittlungsfehler haftet autorenforum.de nicht. Aus organisatorischen Gründen liegt der Anzeigenschluss für den Tem- pest ab sofort am 12. jedes Monats. Später eingegangene Anzeigen kön- nen wir dann erst für die nächste Ausgabe berücksichtigen. ********************************************************************* INSERATE: --------------------------------------------------------------------- (mailto:werbung at autorenforum punkt de) Schreiben lernt man, indem man es tut. Erfahrene Lektorin in den Bereichen Belletristik und Sachbuch bietet individuelle Zusammenarbeit an: Begutachtung (auch einzelner Kapitel oder Geschichten), Korrektorat, Überarbeitung, Hilfestellung bei Schreibblockaden, Texterstellung für jeden Anlass, Begleitung eines Buchprojekts. Näheres unter mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. . __________ Neu auf meiner HP: eBooks über Hexen. Ich bin auch auf der Suche nach weiteren guten Geschichten, die auf meiner HP vorgestellt werden kön- nen - müssen nicht unbedingt über Hexen sein :-) Besucht mich mal: http://www.Hexenmaerchen.de. __________ SCRIPT-MARKT Handbuch Film & TV www.AutorInnen.de ********************************************************************* SCHREIB-KICK: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) Unser Schreib-Kick für den Februar: Schreib einen Absatz über einen Ort - aber verzichte dabei völlig auf Adjektive. Dadurch fällt es leichter, lebendig zu "zeigen" statt sta- tisch zu beschreiben ("show, dont tell"). Überprüfe danach auch die Setting-Passagen in deiner eigenen aktuellen Geschichte: Sind sie le- bendig, anschaulich? Oder wimmeln sie von überflüssigen Adjektiven? ********************************************************************* TEMPEST-UMFRAGE: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "The Tempest - Leserbefragung: Eine erste Auswertung" von Björn Frank, DIW Berlin (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. ) Der Tempest-Leser In zwei Ausgaben des Tempest, im November und Dezember 2002, wurden die Leser aufgerufen, sich an einer Umfrage des DIW zu beteiligen (http://www.diw.de/tempest). Die Umfrage dient der Grundlagenfor- schung: Insbesondere interessiert uns, ob und wie sich diejenigen, die freiwillig für den Bezug des Tempest zahlen, von denjenigen unter- scheiden, die das nicht tun. Wir (mein Kollege Rainald Borck und ich) sind ganz und gar nicht die ersten Ökonomen, die Motivationen hinter Phänomenen wie Geschenk, Spende oder allgemeiner "freiwilliger Zah- lung" untersuchen, aber dieser besondere Fall elektronisch verbreite- ter Information ist neu und besonders interessant. Als Nebenprodukt der Untersuchung lassen sich natürlich auch ein paar statistische Angaben über den "durchschnittlichen" Tempest-Leser zu- sammenstellen. Allerdings mit einer gewaltigen Einschränkung: Der Tem- pest wird an über 5 000 Email-Adressen versandt. Es ist nicht zu ver- muten, dass die 120 Leser, die unseren Online-Fragebogen ausgefüllt haben, in jeder Hinsicht repräsentativ sind für die Gesamtheit der Le- ser bzw. Empfänger. Daher bezieht sich alles Folgende nicht auf den Leser des Tempest, sondern auf die tatsächlich Befragten. Porträt der Umfrageteilnehmer Gut 12 Stunden pro Woche widmen sich die Befragten dem Schreiben. Die meisten von ihnen würden, wenn es ginge, das Schreiben zum Hauptberuf machen (74 %). Immerhin 13 % haben sich diesen Wunsch schon erfüllt (diese haben eine 32-Stunden-Woche am Schreibtisch), während weitere 13 % einen anderen Hauptberuf vorziehen. Die Befragten sind zwischen 16 und 70 Jahre alt (im Durchschnitt 35) und schreiben überwiegend Belletristik (83 %). Etwas mehr als die Hälfte (57 %) sind weiblich. Wie wichtig sind die Rubriken des Tempest? Der Fragebogen endete mit der folgenden Bitte der Tempest-Redaktion: "Noch eine Frage zum Tempest: Wie wichtig sind die folgenden Rubriken für Sie? Bitte bewerten Sie diese auf einer Skala von 1 (sehr wichtig) bis 5 (völlig unwichtig)." Diese dem Tempest-Leser wohl bekannten Rub- riken sind im Folgenden nach der durchschnittlichen Einschätzung auf dieser Skala geordnet aufgeführt. In Klammern der prozentuale Anteil derer, die bei der jeweiligen Rubrik eine 1 oder eine 2 angeklickt ha- ben. Autorenwissen 1,9 (77) Frag die Experten 2,1 (72) Erfahrungsbericht 2,2 (68) Ausschreibungen 2,2 (66) Publikationen mit Honorar 2,2 (64) Interview 2,4 (56) Schreibkurs 2,5 (53) Schreib-Kick 2,6 (52) Publikationen ohne Honorar 2,6 (49) Buchbesprechung 2,8 (43) Marketingideen 2,8 (42) Veranstaltungen 2,9 (38) Echo-Service 3,1 (28) Seminare 3,3 (28) Wer zahlt für den Tempest? Wäre der Tempest ein gedrucktes Heft, so würde im Durchschnitt ein Preis von 3 Euro akzeptiert werden. Diejenigen, denen der Tempest min- destens so viel wert ist, würden das Heft kaufen, die anderen eben nicht. [Um Missverständnissen vorzubeugen: Wir planen nicht, den Tem- pest in eine Printzeitschrift umzuwandeln! - die Red.] Bei der kosten- los zugänglichen elektronischen Version ist das anders. Die Wertschät- zung für diesen Newsletter muss nicht unbedingt zu einer Zahlung füh- ren. Und doch haben immerhin 21 % der Befragten 15 Euro und weitere 3 % einen kleineren Betrag überwiesen. Lediglich 24 % hatten nicht vor, etwas zu zahlen. Satte 52 % klickten die Aussage "Ich habe bisher noch nichts überwiesen, habe aber vor, das nachzuholen" an; der Umgang mit dieser Gruppe ist übrigens ein ziemliches Problem für die Analyse der Daten, aber das nur am Rande. Es versteht sich ferner von selbst, dass diejenigen, die so kooperativ waren, an der Umfrage teilzunehmen, in besonderem Maße als nicht repräsentativ zu betrachten sind. Trotz die- ser Vorbehalte sind, wie ich hoffe, die folgenden Ergebnisse interes- sant: a) Die Wahrscheinlichkeit, freiwillig zu zahlen, ist relativ größer für ältere Leser, für weibliche Leser und für Gutverdienende. b) Ferner gibt es den erwarteten - allerdings nicht besonders starken - Zusammenhang zwischen Zahlungswahrscheinlichkeit und der von den Be- fragten empfundenen Relevanz der Beiträge im Tempest (Durchschnitt ü- ber alle Rubriken). c) Wer vermutet, dass relativ viele andere Leser zahlen, der zahlt selbst mit größerer Wahrscheinlichkeit - eine Art Herdeneffekt. Diese Kausalität ist hier aber nicht ganz klar; eventuell trifft man zu- nächst seine eigene Entscheidung und schließt dann von sich auf ande- re, wenn es darum geht, zu schätzen, wie viele Leser zahlen. (Im Durchschnitt lagen die Befragten mit 28 % gar nicht so schlecht.) d) Andere Studien über freiwillige Kooperation fördern interessante Ost-West-Effekte zutage; wir haben leider nicht genügend Antworten aus Ostdeutschland erhalten, um diese replizieren zu können. Für ein Nord- Süd-Gefälle hinsichtlich der Zahlungsbereitschaft gibt es jedenfalls keine Anhaltspunkte. Überraschend ist für uns, dass die mit dem Schreiben verbrachte Zeit keinen Einfluss auf die Bereitschaft hat, für den Tempest zu zahlen. Die Gewinner Als Gewinner der Buchpreise wurden unter den Teilnehmern ausgelost: Melanie Bader, Petra A. Bauer, Werner Boder, Eduard Breimann, Susanne Förster, Harald Heßler, Anita Huber, Ralph Krueger, Martina Moritz, und Stefan Müller. Zum Schluss danke ich allen Teilnehmern herzlich und drücke die Daumen für fette Verlagsverträge. ********************************************************************* AUTORENWISSEN: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Berufsbild LektorIn" von Ursula Schmid-Spreer Bücher, Bücher und noch mal Bücher, viel Zeit zum Lesen, wunderbar muss dieser Beruf sein. LektorIn - ein wahrer Traumberuf? Die Realität sieht anders aus: Leider kann man sich nur oberflächlich mit den Din- gen beschäftigen, da man unter enormen Zeitdruck steht. Die Anforde- rungen sind hoch, die Stellen rar, und die Bezahlung ist nicht übermä- ßig. Da gehört schon eine gehörige Portion Idealismus dazu. Ausbildung Eine spezielle Ausbildung zum Lektor gibt es nicht. Meist wird ein ab- geschlossenes Hochschulstudium verlangt. Da die Verlage unterschiedli- che Programmschwerpunkte haben, sind auch verschiedene Studienfächer/- kombinationen denkbar. Viele Verlage bieten geeigneten Bewerbern ein Volontariat an (in der Regel 6 bis 18 Monate), wenn sie dort auch ein Praktikum absolviert haben. Es ist günstig, bereits während des Studi- ums Praxiserfahrungen zu sammeln und Kontakte zu pflegen. Die Karrierechancen sind begrenzt, denn die Stellen in den Verlagen sind begehrt. Man kann in einem größeren Verlag Programm- oder Chef- lektor werden, sich als freier Lektor oder mit einem eigenen Verlag selbstständig machen. Was macht ein Verlagslektor den ganzen Tag? Er ist für das Programm verantwortlich. Was passt zum Verlag, was nicht? Lektoren lesen die neuen Manuskripte und entscheiden, ob sie nach inhaltlichen und wirt- schaftlichen Gesichtspunkten Erfolg versprechend sind. Lektoren müssen sich auf dem Markt auskennen und beurteilen können, was die Konkurrenz herausgibt, wer die Zielgruppe ist und wo die Preise vergleichbarer Bücher liegen. Von der Idee zum fertigen Produkt Verlagslektoren begleiten das Buch von der Idee über die Gestaltung und Werbung bis hin zu Herstellung und Vertrieb. Deshalb sind zumin- dest Grundkenntnisse im herstellerischen und betriebswirtschaftlichen Bereich erforderlich. Das gilt natürlich ebenso für alle anderen Ver- öffentlichungen des Verlages (CD-ROMs, Hörbücher, Zeitschriften ...). Die Überprüfung und Korrektur der Vorlage bezüglich Sprache, Stil, Grammatik, sachlicher Richtigkeit und die rechtliche Absicherung bei Nutzung von Fremdmaterial gehören ebenso zum Aufgabengebiet (sofern das nicht, wie häufig der Fall, an Außenlektoren "outgesourct" wird) wie die ?Pflege" der Autoren. Einfühlungsvermögen und diplomatisches Geschick sind hier gefordert, denn es kommt nicht selten vor, dass Au- toren ? vor allem Erstlingsautoren ? falsche Vorstellungen von den Ar- beitsabläufen in einem Verlag haben, so dass der Lektor eine wichtige Vermittlerrolle übernimmt und Missverständnisse ausräumen muss. Neue Medien Viele Verlage wenden sich den neuen Medien zu. Dadurch bieten sich Chancen für den Nachwuchs. Ideal ist es, wenn man eine juristische Fachausbildung und spezielle Kenntnisse in Informatik verbinden kann. Für die Chefetage werden immer wieder Leute gesucht, die beide Berei- che kennen und in neue Projekte umsetzen. Wer die computertechnische Ausführung von Themen beherrscht und Ideen hat, ist auf dem richtigen Weg. Darüber hinaus muss der Lektor sehr flexibel sein und eine ausgeprägte individuelle Ausdrucksfähigkeit haben. Gute Allgemeinbildung und Orga- nisationstalent sollten natürlich nicht fehlen. Auch eine gewisse Men- schenkenntnis, also die Fähigkeit, sich in andere - Autoren oder das Fachpublikum ? hineinzuversetzen, ist von Vorteil. Fremdsprachen? Auch die Übersetzung fremdsprachiger Bücher fällt in den Verantwor- tungsbereich eines Verlagslektors. In der Regel wird hierzu ein Über- setzer engagiert. Dass ein Lektor über sehr gute Fremdsprachenkennt- nisse verfügen muss, versteht sich von selbst. Englisch ist Pflicht, außerdem mindestens eine weitere Fremdsprache. Die Kalkulation und die Buch- und Umschlaggestaltung werden mit der Herstellung besprochen, die Werbeabteilung benötigt Informationen über die Texte für die Verlagsvorschauen. Termine für Lesungen und andere Veranstaltungen werden festgelegt. Zusammen mit der Presseabteilung müssen Medien gefunden werden, die Rezensionen über das neue Buch ver- öffentlichen. Stehen Erscheinungstermine und Höhe der Auflage fest, wird die Distribution (Verteilung, Aufteilung) mit der Vertriebsabtei- lung geplant. Freie Lektoren Viele Verlage beschäftigen freie Lektoren, so genannte Außenlektoren. Gute Chancen hat, wer sich mit einem Fachstudium spezialisiert hat, etwa in den Bereichen Medizin und Jura. Interview Ich habe Gunnar Cynybulk vom Aufbau-Verlag, Berlin, zu seiner Arbeit als Verlagslektor befragt. Ursula Schmid-Spreer: Warum sind Sie Lektor geworden und nicht Schriftsteller? Gunnar Cynybulk: Weil es sich so ergeben hat. Niemand fragte mich, ob ich Schriftsteller werden wolle; eines Tages fragte mich dann aber tatsächlich jemand, ob ich nicht im Lektorat eines Verlages arbeiten wolle. USS: Hat sich während Ihres Studiums herausgestellt, dass Sie bei ei- nem Verlag als Lektor arbeiten möchten? GC: Ja. Ein Studienseminar über Berliner Verlage, mit dem ich etliche Verlagshäuser besuchte, hat mich auf die Idee gebracht, ein Verlags- praktikum zu absolvieren. Nach einigen Anläufen erhielt ich die Mög- lichkeit dazu. Im Folgenden habe ich neben meinem Studium viele Prak- tika in deutschen Verlagen und in einem amerikanischen Verlag absol- viert und dabei herausgefunden, dass mir die Arbeit liegt, dass ich sie gerne mache. USS: Welche Studienrichtung haben Sie gewählt? Die klassische: Germa- nistik? GC: Neue deutsche Literatur im Hauptfach, Geschichte und Philosophie in den Nebenfächern. Studienabschluss: Magister Artium. USS: Müssen Sie den überwiegenden Teil des Tages lesen, lesen, lesen? GC: Nein. Dafür eignen sich die Abende und Wochenenden ;-) USS: Unterscheidet sich der freie Lektor von einem angestellten Lektor in einem Verlag? GC: Deutlich. Der freie Lektor ? als solcher habe ich anderthalb Jahre gearbeitet ? sitzt den ganzen Tag über ein Manuskript gebeugt. Er ist mit nichts anderem als dem Redigieren dieses Textes beschäftigt, um sich im Anschluss einem neuen Text zu widmen. Eine sehr besinnliche, Konzentration erfordernde und wenig Abwechslung bietende Arbeit, denn der freie Lektor ist vom Verlagsalltag ausgeschlossen. Der angestellte Lektor hingegen betreut einen Inhalt vom Anfang bis zum Ende; er ak- quiriert, verhandelt Verträge, redigiert, schreibt Klappen- und Werbe- texte, ist in Cover- und Marketingsitzungen anwesend, geht mit Autoren auf Lesereise, besucht Buchmessen, Literaturtage, Lesungen etc. Eine viel hektischere, aber sehr vielfältige Tätigkeit. USS: Welche Aufgaben haben Sie als Lektor noch? Schildern Sie doch einmal Ihren Tagesablauf. GC: Der richtet sich ganz nach der Jahreszeit. Im Frühjahr und Herbst, wenn man die Programme der jeweils nächsten Saison vorbereitet, redi- giert man den lieben langen Tag, telefoniert mit Agenten, Autoren, Verlagsmitarbeitern. Für Letztere ist man ja die Auskunftsperson im Haus, die am meisten über ein Buch, einen Autor weiß. Deshalb glühen in solchen Zeiten die Lektorentelefone. In den ? viel zu kurzen ? Zei- ten dazwischen liest man tatsächlich. USS: Ist es nicht schwierig, einen Text so zu verbessern, dass der Stil des Autors gewahrt bleibt? GC: In der Regel nicht, denn ein Lektor drängt dem Autor keinen frem- den Stil auf, sondern verständigt sich mit ihm über etwaige Ungereimt- heiten. Man tauscht Argumente aus und sucht den Konsens. USS: Denken Sie manchmal, dass Sie das viel besser schreiben könnten? GC: Ja und nein. USS: Sind Sie auf ein spezielles Genre spezialisiert? GC: Belletristik in fast der ganzen Bandbreite ? vom Genreroman (Kri- mi, Historischer Roman) bis zur hohen Literatur. USS: Welche Manuskripte lehnen Sie gleich von vornherein ab? GC: Wenn die Anschreiben voller orthographischer und stilistischer Fehler sind, wenn die ersten Seiten schon vor Prätention (Anspruch, Anmaßung) und Dummheit strotzen, dann ist meine Zeit zu schade. USS: Woran erkennen Sie die "schreibende Hausfrau", den "Schubladen- schreiber" und den "großen Wurf"? GC: Von diesen Kategorien interessiert mich nur die letzte. Wer schreibt, ist mir fast egal, solang mich nur der Text zu packen ver- mag. USS: Sie haben ein Manuskript vorliegen. Erkennen Sie, wenn es bereits schon einmal an anderer Stelle lektoriert wurde? GC: Es kommt auf die ?Stelle" an. Gewöhnlich zahlt es sich aus, wenn ein Autor den ehrlichen Rat von Bekannten einholt. Wahre Freunde sind ja solche, die den Mut haben, Kritik zu äußern. Der Autor wiederum muss über seinen Schatten springen können und die Kritik ohne Gram be- denken. Diese Art des Vorlektorats würde ich mir bei allen mir zuge- sandten Manuskripten wünschen. USS: Sie sind ja bei einem renommierten Verlag tätig. Leider machen sich jedoch immer mehr Publikationsverlage breit, die Druckkostenzu- schüsse verlangen. - wie stehen Sie dazu? Hat ein Autor, der bereits bei so einem Verlag veröffentlicht hat, auch bei Ihnen Chancen? GC: Für Autoren, zumal für junge Autoren, gibt es eigentlich kein Vor- strafenregister. Bei uns hat also jeder gute Autor eine Chance. Per- sönlich würde ich Autoren aus den verschiedensten Gründen abraten, für die Drucklegung ihrer Werke Geld zu bezahlen. USS: Streichen Sie rigoros? GC: Wenn es mir erforderlich erscheint, ja. USS: Wie stehen Sie zu Adjektiven, man sagt ja immer, dass das Null- worte sind! GC: Sie müssen gut dosiert und sicher angewendet werden. USS: Sprechen Autoren beim Cover mit? GC: Ja. USS: Schreiben Sie eigentlich selbst? GC: Neujahrskarten an die Freunde des Verlages ;-) USS: Haben Sie einen Rat für "Schreiberlinge", die mit dem Schreiben anfangen möchten? GC: Das Geschriebene genau 42 Tage liegen lassen, dann wieder lesen, vier Fünftel wegschmeißen und aus dem Wesentlichen eine gute Geschich- te machen. Mein nachdrücklichster Rat: Bücher lesen! Denn Schreiben fängt als Lesen an. USS: Wie werden wohl die Aussichten auf dem Buchmarkt in absehbarer Zukunft sein? Immer mehr Lizenzen aus dem Ausland, oder besinnen sich die Verlage mehr auf heimische Autoren? GC: Aus Kostengründen werden wohl hiesige Autoren noch stärker in Be- tracht gezogen werden. USS: Glauben Sie, dass bei der Masse an unverlangten Einsendungen ein "Bestseller" untergeht? GC: Eher nein. USS: Sollte man vorher beim Verlag anrufen und einen Ansprechpartner erfragen? GC: Die Verlagshomepage klärt normalerweise über die gewünschten Ab- läufe auf. USS: Wie möchten Sie die Manuskripte haben? Exposé, einige Kapitel o- der gleich das ganze "Werk", immer Rückporto beilegen? GC: Anschreiben, Exposé, Probekapitel ohne Rückporto. Insgesamt nicht mehr als dreißig Seiten. USS: Wenn man längere Zeit nichts vom Verlag/Lektor gehört hat, darf oder sollte man nachfragen? GC: Das können Sie gerne tun, ich dachte dabei an ca. 3 Monate. USS: Bitte noch ein Statement für angehende Autoren: Was raten Sie? GC: Auf Charles Bukowskis Grabstein steht: ?Dont try balls." (Versu- che keine Eier zu essen; Ausspruch Bukowski: ?Nach einem harten Ar- beitstag gibt es nichts besseres als ein kaltes Bier und ein paar Ho- den.") USS: Vielen Dank, Herr Cynybulk! Lektüre-Tipps - Gill Davies: Beruf Lektor, Hardt & Wörner, Friedrichsdorf - Wilhelm Ruprecht Frieling: Wörterbuch der Verlagssprache, Pustet Re- gensburg - Karl Maly: Kleine Lektorenschule, Herder-Verlag - Ute v. Schneider (Hrsg.): Das Lektorat ? eine Bestandsaufnahme, Har- rassowitz Verlag, Wiesbaden (Informationen: biz, Arbeitsamt, Internetrecherche) **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Ursula Schmid-Spreer ist Lehrerin für Gesundheitsberufe (Zahnmedizin). Als Ausgleich für den nicht immer ganz leichten Job schreibt sie gerne - Briefe, Tagebuch und kleine Storys für ihre Tochter. Im Geestverlag sind in einer Anthologie zwei Geschichten zum Thema Hoffnung von ihr erschienen. Das Märchenbuch "Florian Floh" wurde im Thomas-Rüger- Verlag veröffentlicht. ********************************************************************* SCHREIBKURS: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Schreibregeln unter der Lupe" von Hans Peter Roentgen Natürlich kann jeder das Rad aufs Neue erfinden. Vielleicht dreieckig? Oder fünfeckig? Irgendwann entdeckt man dann, dass rund eine gute Idee wäre. Es gibt Erfahrungen, Regeln und Methoden, die man nutzen und mit denen man eine Menge Zeit sparen kann. Nicht nur in der Transportlo- gistik, sondern auch beim Schreiben. Schauen wir uns mal einige häufig genannte Regeln an. Adjektive "Wenn Sie ein Adjektiv sehen, bringen Sie es um", riet Mark Twain vor über hundert Jahren, und diese Regel wird immer wieder zitiert. Also auf einen erfahrenen und guten Autor hören und alle Adjektive strei- chen? Wenn da nicht Kipling wäre, ebenfalls gut und erfahren, fast so alt wie Mark Twain, und ich kenne Sätze von ihm, die wimmeln von Adjekti- ven, doch selbst ich würde keines davon streichen wollen. Wie also nun? Adjektive streichen oder nicht? Vielleicht werfen wir einen Blick zurück auf das Rad. Vor vielen Tau- send Jahren entdeckte einer oder mehrere unserer Vorfahren, dass es ideal ist, um Transportprobleme zu lösen. Auch im Dschungel? Nun ja, nicht unbedingt. Was antwortet euer Arzt, wenn ihr ihn fragt, ob ihr Antibiotika nehmen sollt? Vermutlich: ?Was sind denn Ihre Beschwerden?" Antibiotika kön- nen lebensrettend sein, wirken aber weder gegen Schnupfen noch gegen Fußschweiß. Und haben selbst bei bakteriellen Infektionen Nebenwirkun- gen, die es zu bedenken gilt. ?Ein Medikament ohne Nebenwirkungen ist ein Medikament ohne Wirkung", erklärte mein Vater in solchen Fällen. Vielleicht lässt sich das auch auf Schreibmethoden anwenden? Viel- leicht wirkt nicht jede Schreibregel überall, vielleicht haben auch Schreibmethoden Nebenwirkungen, die ein Autor kennen sollte? Im Falle der Adjektive gibt es Gott sei Dank einen Lackmus-Test von LeGuin ? noch eine gute und erfahrene Autorin ?, den man anwenden kann, um festzustellen, welche Nebenwirkungen Adjektive haben, und um zu testen, ob in der eigenen Schreibe Streichen angesagt ist. Nehmt ein, zwei Seiten eurer Texte, streicht alle (jawohl, alle!) Adjektive heraus, und dann vergleicht die beiden Texte. Was hat sich geändert? Wie wirkt euer Text jetzt? Die meisten Autoren, die diesen Test ma- chen, haben ein Aha-Erlebnis, ähnlich wie ich. Der Test offenbart die Wirkung von Adjektiven, zeigt, ob der eigene Text mit nichts sagenden Adjektiven überladen ist und wo Streichen angesagt ist. Natürlich lässt sich der Test auch auf Adverbien, auf Partizipien und andere Wortarten anwenden. Und wenn ihr ihn auch auf fremde Texte anwendet, ist das ein gutes Mittel, um die stilistische Wirkung hautnah zu erle- ben. Zurück zu den Adjektiven. Mark Twain hat Recht, die meisten Anfänger verwenden zu viele und vor allem nichts sagende Adjektive. Aber nicht jedes Adjektiv gehört gestrichen. In manchen Texten sollte man gar keins streichen. Sonst kommt irgendwann ein abgenagtes Wortskelett statt eines guten Textes heraus. Wie ein Arzt die Antibiotika, ihre Wirkungen und Nebenwirkungen kennen muss, sollte ein Autor Adjektive, ihre Wirkungen, Nebenwirkungen und vor allem ihre Dosierung kennen. Der Unterschied zwischen Gift und Medizin, zwischen gewürzt und ver- salzen liegt oft nur in der Dosis. Bei Kipling die Adjektive zu streichen wäre ein grober Kunstfehler, vergleichbar der Methode eines Arztes, der eine Depression mit Valium zu kurieren versucht ? übrigens in den Siebzigern und Achtzigern bei Ärzten eine beliebte Methode. Auch die Medizin kennt Irrlehren und Mo- den. Übrigens wusste auch Mark Twain, dass die Dosierung das Entscheidende ist. Sein vollständiger - wenn auch weit seltener zitierte - Text lau- tet: ?When you catch an adjective, kill it. No, I dont mean utterly, but kill most of them - then the rest will be valuable. They weaken when they are close together. They give strength when they are wide apart. An adjective habit, or a wordy, diffuse, flowery habit, once fastened upon a person, is as hard to get rid of as any other vice." (Mark Twain an D. W. Bowser am 18. März 1888) Ratgeber ?Verwandte und Freunde sind keine guten Ratgeber für einen Autor." Noch so eine Regel, und eine gute obendrein. Die meisten Verwandten und Freunde werden sich hüten, dem Autor ihre wahre Meinung über einen Text zu verraten, vor allem, wenn sie ihn besch... finden. Aber Stephen Kings erste Leserin und Kritikerin ist seine Frau. Dito bei Hitchcock. Als er Psycho fertig geschnitten in kleinem Kreis auf- führte, waren alle Anwesenden begeistert. Nur seine Frau sagte ruhig: ?So kannst du den Film nicht rausgeben." - ????" - ?Die Leiche hat sich noch bewegt." Ich würde keinem Anfänger empfehlen, sich auf Freunde und Verwandte als einzige Kritiker zu verlassen, obwohl das gerne getan wird. ?Aber meine Patentante fand es ganz toll", damit hat schon mancher hoff- nungsfrohe Nachwuchsautor Kritik an seinen Elaboraten abschmettern wollen. Doch die Beispiele zeigen, dass es erfahrene Autoren gibt, de- ren wichtigste Kritiker aus dem engen Familienbereich stammen. Leser ?Normale Leser können einem Autor nicht weiterhelfen, sie bringen ihn höchstens dazu, dem Text jegliche Ecken und Kanten zu nehmen." Wieder so eine Regel, und sicher keine unsinnige. Wer seine Texte so lange daraufhin trimmt, dass kein Leser etwas zu beanstanden findet, wird bald entdecken, dass die Leser auch keinen Grund mehr finden, den Text zu lesen. Trotzdem können auch ganz normale Leser einem Autor weiter- helfen, wenn er sie zum Sprechen zu bringen vermag. Eine Methode dafür hat Orson Scott Card beschrieben: Betaleser können dem Autor zeigen, wo ein Leser aus dem Text fliegt. Wo es Ungereimtheiten gibt. Natür- lich können sie ihm nicht sagen, wie der Autor es besser machen könn- te. Doch das ist Aufgabe des Autors. Kritik von Lesern kann dem Autor weiterhelfen ? wenn er weiß, wie und warum. Andere Autoren 1 ?Niemals bei anderen Autoren Rat suchen. Jeder Autor versucht einen Text in die Geschichte zu verwandeln, die er selbst gerne schreiben würde." Auch das ist eine Regel, der genaue Gegensatz der vorigen und trotzdem sinnvoll. Viele Autoren versuchen eine Geschichte in eine an- dere zu verwandeln: in die, die sie selbst gerne schreiben wollen. Das gilt vor allem für solche, die noch wenig Erfahrung mit der Korrektur fremder Texte haben. Und jeder Autor, der sich an Texten von Kollegen versucht, wird irgendwann wie ich erschreckt feststellen, dass er die- ser Versuchung erlegen ist. Wenn er selbstkritisch ist. Wenn nicht, eignet er sich nicht als Textberater. - Übrigens eine ?Nebenwirkung", die auch bei Lektoren auftreten kann. Andere Autoren 2 ?Nur ein anderer Autor kann einem bei Texten weiterhelfen, weil nur er wirklich die nötige Erfahrung hat. Was kann einem schon jemand raten, der selbst nie Geschichten geschrieben und bewiesen hat, dass er was kann?" Klingt logisch, nicht wahr? Ist aber leider nicht richtig. Matthias Bischoff, seines Zeichens Cheflektor des Eichborn-Verlags, hat nicht nur nie einen Roman geschrieben, sondern behauptet auch, das gar nicht zu können: ?Wie das geht, weiß ich auch nicht - sonst wäre ich ja selbst Autor. Aber: Ich weiß, wies auf keinen Fall geht." Den- noch (oder vielleicht gerade deshalb?) ist er ein guter Lektor, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, und kann zweifellos einem Autor wei- terhelfen. Die meisten Verlagslektoren schreiben selbst nicht. Albert Zuckerman, Ken Folletts Literaturagent, hat ein Buch über das Schreiben von Roma- nen verfasst, aber meines Wissens keine Romane. Trotzdem dient er Ken Follett als Sparringspartner und Berater - durchaus wirkungsvoll, wie der Erfolg der Follett-Bücher beweist. Es gibt zwar einige (wenige) Lektoren, die selbst schreiben, doch das sind eher Ausnahmen wie Sol Stein, der erst Bestseller schrieb und später jahrelang Autoren betreute, unter anderem Elia Kazan. Notwendi- ge Bedingung ist es offenbar nicht. Die Fähigkeit, gute Geschichten zu schreiben, scheint nicht identisch mit der Fähigkeit zu sein, anderen bei der Erstellung guter Geschich- ten Hilfestellung zu geben. Nichtsdestotrotz hält sich kaum ein Vorur- teil so hartnäckig in Autorenkreisen wie dieses. Auch hier gibt es Vergleichbares in der Medizin. Jahrelang wurde be- hauptet, Diabetiker dürften keine Hülsenfrüchte essen, weil diese zu viele Kohlehydrate enthielten. Das klang so logisch, dass es niemand überprüfte. Ein paar Urinzuckertests hätten dem Satz schnell den Ga- raus gemacht ? doch niemand hielt das für nötig. Woran erkennt man dann einen guten Ratgeber, wenn nicht daran, dass er selbst gute Texte verfasst hat? Ganz einfach: daran, dass er aus einem guten Text einen besseren zu machen vermag und nicht versucht, ihn in eine andere Geschichte zu verwandeln. Woraus folgt, dass nicht jeder Ratgeber für jeden Autor gleich gut geeignet ist. Moden Die Figuren in einem Roman sollen flüstern, schreien, rufen, krei- schen, wispern - aber nicht einfach nur immer ?sagen". Das trichterten vor einigen Jahrzehnten Lektoren und Verleger ihren Autoren ein, dar- auf drillten Stilratgeber ihre Leser. Wer zweimal hintereinander ?sag- te er" schrieb, galt als Stümper. Auch beim Schreiben gibt es Moden. Regeln, für die es so wenig Gründe gibt wie für die ideale Rocklänge, deren einzige Begründung ist, dass sie ?in" sind und vom Publikum oder von den Verlagen verlangt werden. ?Schreib kurz!" ?Kürzer!" heißt das heute oft. Woran lassen sich solche ?Moden" erkennen? An ihren Begründungen, ge- nauer gesagt: daran, dass diese fehlen. Was überhaupt das Wichtigste bei den Schreibregeln und -methoden ist. Welchen Sinn haben sie? Warum schlägt jemand sie vor? Nur so lässt sich nämlich feststellen, ob sie für einen vorliegenden Text geeignet sind. Oder ob es sich um ?Kontra- indikationen" handelt. Übrigens empfiehlt ein Fernlehrgang (nicht gerade der billigste) das Flüstern, Schreien, Rufen, Kreischen, Wispern auch heute noch. Manche Leute bleiben eben ewig der Mode ihrer Jugend treu. Der Stein der Weisen Dann gibt es natürlich noch die Medizin, die gegen alle Krankheiten hilft. Und immer. Den Stein der Weisen, die Schreibmethode, die unwei- gerlich, korrekt angewendet, zum guten Text führt. Wundert ihr euch, dass ich da skeptisch bin? Wenn jemand eine Methode vorstellt, die im- mer und überall wirkt, glaube ich ihm kein Wort. Vielmehr vermute ich, dass es sich um einen Schwindler, einen Scharlatan handelt. Die gibt es beim Schreiben nicht anders als in der Medizin auch. Und davor sollte sich jeder hüten; ist zumindest meine Meinung. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Hans Peter Roentgen betreibt zusammen mit Judith Tepesch die Schreib- werkstatt "Textkrafttraining" (http://www.roentgen-software.de/sws/sws.htm), ist Mitglied der Phoe- nix-Schreibgruppe (http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt phantastische Geschichten (http://www.roentgen-software.de/eigen/eigen.html) und Computerpro- gramme. ********************************************************************* BUCHBESPRECHUNG: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Duden Satz und Korrektur" besprochen von Gabi Neumayer In den letzten Jahren hat sich durch technologische Neuerungen vieles in den Verlagen und den Berufen rund im die Verlage verändert. So sind beispielsweise LektorInnen heute mit anderen, umfassenderen Aufgaben beschäftigt als früher - und das betrifft nicht nur die Verlagslekto- rInnen, sondern auch die freien. In diesem lang erwarteten Duden-Band werden nun die Geheimnisse der Buchproduktion gelüftet (auch CDs und Internet werden behandelt), und zwar ganz detailliert. Was geht das mich als AutorIn an? Auch ein/e AutorIn sollte über grundlegende Abläufe bei der Buchproduktion informiert sein. Erst dann kann er / sie Manuskripte so aufbereiten, dass sie den Anforderungen des Verlags entsprechen. Darüber hinaus helfen die Informationen in diesem Buch, Zeitpläne, Manuskriptphasen und den gesamten Prozess der Buchproduktion zu verstehen - wodurch man sich als AutorIn optimal darauf einstellen und damit zu einem guten Partner für den Verlag wer- den kann. Der Aufbau des Buches folgt dem Entwicklungsgang eines Manuskripts. Zuerst gibt es einen Überblick über die Ablauforganisation. Das zweite Kapitel ist ganz der Manuskripterstellung gewidmet und damit für Auto- rInnen eins der interessantesten: Wie gliedert man den Text? Wie zeichnet man ihn aus? Wie verfährt man mit Fußnoten, Zitaten, Ver- zeichnissen, Tabellen und Abbildungen? Wie sieht ein optimales digita- les Manuskript aus, und wie erstellt man es? Kapitel 3 ist für Lektorinnen besonders aufschlussreich. Hier gibt es neben Informationen zu den verschiedenen Lektoratsphasen auch Hinweise beispielsweise auf Sprache und Registererstellung. Die herstellerische Verarbeitung eines Manuskripts ist Thema des vierten Kapitels. Es ist auch für SelbstverlegerInnen und solche AutorInnen spannend, die in verschiedenen Medien (Buch, Internet etc.) publizieren. Kapitel 5 schließlich beschäftigt sich mit Druck und Bindung. Enorm umfangreich ist der Materialteil. Er ist auch gesondert erhält- lich, als Duden-Taschenbuch (Literaturangabe am Ende dieser Bespre- chung). Darin findet man einen Teil über das Einrichten von Büchern, Richtlinien für den Schriftsatz, Korrekturzeichen (auch ausländische), Schriften und Alphabete, Formelsatz und Sonderzeichen, Richtlinien für den Fremdsprachensatz sowie DIN- und ISO-Normen. Dieses Buch ist für AutorInnen sehr empfehlenswert - und für LektorIn- nen schlicht unverzichtbar. Brigitte Witzer (Hrsg.): Duden Satz und Korrektur. Texte bearbeiten, verarbeiten und gestalten, 2002, 440 Seiten, 24,90 Euro, Dudenverlag Duden Satz und Korrektur Materialien, 2002, 216 Seiten, 14,90 Euro, Dudenverlag [Dieses Taschenbuch ist ein Auszug aus dem Duden Satz und Korrektur!] **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Aktuelle Veröffentlichungen: fünf Engelgeschichten in dem Band "Engel- geschichten, die Kindern helfen", Gondrom; fünf Abenteuergeschichten in "Meine ersten Abenteuergeschichten", Gondrom (beide für Kinder ab 4 Jahren, je 5 Euro). Im April erscheint "English at work", ein Ratgeber für Business-Englisch, bei Eichborn. Meine Homepage: http://www.gabineumayer.de. ********************************************************************* INTERVIEW: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Talent allein ist nicht genug" Interview mit Volker Busch Volker Busch ist Lektor beim Goldmann Verlag in der Verlagsgruppe Ran- dom House (http://www.randomhouse.de). Dort ist er unter anderem für die Fantasy zuständig, die bei Blanvalet erscheint. Hans Peter Röntgen: Spätestens seit Harry Potter kann man auch hierzu- lande von einer Renaissance der Fantasy sprechen. Hat sich das auch im Verlag Blanvalet bemerkbar gemacht? Welche Pläne hat Blanvalet bezüg- lich der Fantasy? Volker Busch: Fantasy ? als Genre der Unterhaltungsindustrie ? hat in den letzten Jahren in der Tat wieder größeren Zulauf. Das macht sich bei der Vermarktung von Filmen, Spielen und Printmedien in höheren Quoten und Umsätzen bemerkbar. Dabei holen sich die Zugpferde wie Har- ry Potter, Tolkien oder Star Wars, die zu regelrechten Trademarks hochgezüchtet wurden, die weitaus größten Stücke vom Kuchen. Es werden aber auch wieder mehr neue Leser für die Fantasy gewonnen und insge- samt mehr Fantasy-Bücher verkauft, wovon der Blanvalet Verlag als ei- ner der großen deutschen Fantasy-Verlage profitiert ? allerdings wird der Fantasy-Boom häufig überschätzt. Der Blanvalet Verlag wird sein Fantasy-Programm in diesem Jahr stärken und ausbauen. Wir wollen ab Mai vier reguläre Titel pro Monat bringen, also einen mehr als bisher. Zudem haben wir die Buchcover überarbeitet und werden unsere Romane künftig mit viel mehr Fantasy-Anmutung auf die Reise schicken. Und wir haben uns noch einige weitere Überraschun- gen ausgedacht, wie zum Beispiel die besonders preisgünstigen Doppel- bände, die bei den Buchhändlern und Lesern sicherlich gut ankommen werden! HPR: Blanvalet plant auch, deutsche Fantasy-Autoren ins Programm zu nehmen. Wie kommen Sie an Ihre Autoren? Durch eingesandte Manuskripte, durch Empfehlungen arrivierter Autoren, durch Agenten, oder lesen Sie Fanzines und entdecken dort neue Talente? VB: Alle diese Quellen spielen für die Programmarbeit eine Rolle, wo- bei für überwiegend lizenznehmende Verlage wie Goldmann und Blanvalet die Zusammenarbeit mit Vermittlern, also meistens mit Agenten und Partnern in anderen (ausländischen) Verlagen, die größte Bedeutung hat. Das Entdecken neuer Autoren ist eher die Spezialität von kleinen Verlagen, Fachorganen und den Talentsuchern unter den Literaturagen- ten. Die großen Verlage sind dann eher Partner bei der weiteren Verbreitung von Autoren, die schon erste Erfolge aufweisen können und die besonders viel versprechende Potentiale mitbringen. Für Autoren, die noch unbekannt sind, stehen bei uns nur sehr wenige Programmplätze zur Verfügung. Aber auch ich gehöre zu den Lektoren, die täglich meh- rere Manuskripte prüfen und davon träumen, in der Fülle der angebote- nen Romane einen künftigen Bestseller aufzuspüren. HPR: Heißt das, dass es auf dem Buchmarkt eine Spezialisierung gibt: Manche Verlage arbeiten mit bereits erschienen Texten, also mit Lizen- zen, andere haben sich darauf spezialisiert, neue deutsche Autoren zu entdecken und herauszubringen, manche Agenten vermitteln ausländische Lizenzen, andere suchen nach deutschen Nachwuchsautoren? VB: Ja ? es gibt Verlage und Agenturen, die entsprechende Schwerpunkte setzen. Das ist vor allem eine Frage der Größe und der Ausrichtung auf dem Buchmarkt. Einige große Verlage kämpfen lauthals um die Masse, die kleinen suchen ihre Nische. Und überall sind Trendsetter und Trendfol- lower unterwegs. Ein Besuch auf der Messe vermittelt hautnah, wie un- terschiedlich die Charaktere der einzelnen Verlage sind. HPR: Früher waren Fantasy und SF fest in den Händen angloamerikani- scher Autoren. Woran lag das? Konnten deutsche Autoren keine Spannung aufbauen, keine guten Geschichten erzählen? Misstrauten die Leser deutschen Autoren? Oder hatten die Lektoren so viele schlechten Manu- skripte deutscher Autoren gesehen, dass sie die Hoffnung aufgegeben hatten? VB: In ihrer heutigen Ausprägung sind SF und Fantasy Teilaspekte einer Unterhaltungsindustrie, die seit vielen Jahrzehnten zunehmend aus eng- lischen und US-amerikanischen Quellen gespeist wird und inzwischen auch große Teile der in Deutschland verbreiteten Unterhaltungslitera- tur prägt. Insofern treiben SF und Fantasy heutzutage am leichtesten im Mainstream des angloamerikanisch dominierten Publikumsgeschmacks. Auch wenn es immer wieder Gegenströmungen und Überraschungen gibt, für mich ist bei dieser generellen Tendenz kein Ende in Sicht. Dass die amerikanische SF und Fantasy dabei ihrerseits vielfach aus europäi- schen Traditionen schöpft und dass mittlerweile viele deutsche Autoren vor allem ihre amerikanischen (und englischen) Vorbilder nachahmen, steht noch auf einem ganz anderen Blatt. Aber unabhängig von dieser Einsicht gilt: Ja, ich bin sehr daran inte- ressiert, insgesamt mehr internationale Vielfalt in unserem Fantasy- Programm herbeizuführen. Auch wenn Buchhändler und Leser sehr viel Zeit brauchen, um neue Autoren zu entdecken und zu akzeptieren, viel- leicht sogar in ihr Herz zu schließen ... Wir haben nun erstmals einen norwegischen Autor im Programm (Andreas Bull-Hansen), den ich sehr schätze, demnächst bringen wir das Ramayana, neu erzählt von dem Inder Ashok Banker, bald wird ein Franzose folgen, ich lasse derzeit ein viel versprechendes russisches Fantasy-Epos begutachten ? und wir sind schon seit längerem auf der Suche nach deutschen Autoren, die mehr als das endlose Wiederkäuen verbrauchter Stoffe zu bieten haben! Aller- dings werden wir deutsche Autoren nicht nur deshalb ins Programm neh- men, weil uns die Übersetzungen zu teuer werden. Sie müssen vom Publi- kum auch akzeptiert werden. HPR: Viele Autoren senden Texte an Verlage, bevor sie überhaupt so weit sind, veröffentlichungsreif zu schreiben, und vergeuden so viel Zeit und Porto. Was sollte ein Autor tun, bevor er überhaupt Texte an Verlage schickt? Wie kann er feststellen, ob der Text veröffentli- chungsreif ist? VB: Jeder Anfänger sollte sich Leser suchen, die objektiv urteilen und konstruktiv kritisieren können. Freunde und Bekannte sind dafür nicht geeignet, weil sie befangen sind. Im Übrigen kann sich heute jeder mit Hilfe von Book-on-demand-Techniken kostengünstig selbst publizieren und seinen Marktwert auf die Probe stellen. Ich kann mir nicht vor- stellen, dass ein wirkliches Talent unentdeckt bleibt. Das Problem ist eher, dass viele Anfänger die Qualität ihrer Texte überschätzen. Da ist viel Eitelkeit und Sehnsucht nach Anerkennung im Spiel. Und da tritt dann gern das geschäftstüchtige "Vanity-Publishing" [= Druckkos- tenzuschussverlag; HPR] auf den Plan. HPR: Macht es Sinn, in einem Verlag erst einmal anzurufen, um festzu- stellen, ob überhaupt Interesse an einem Text besteht und an wen man den Text senden soll? VB: Nein! Bei den großen Verlagen jedenfalls nicht. Dort drohen die Lektoren in Manuskripten zu ertrinken. Deshalb werden die Angebote dort zunächst nur grob gesichtet, und das meiste wird dann kommentar- los zurückgeschickt. Zumindest bei uns im Verlag lässt sich das schon aus rein organisatorischen Gründen nicht anders bewältigen. Auch eine öffentliche Telefonberatung für angehende Autoren können die großen Publikumsverlage nicht leisten. Wir sind dafür einfach die falsche Ad- resse. Wer trotzdem anruft, wird höchst zufällige und kurz angebundene Antworten erhalten. Es gibt doch weitaus bessere Möglichkeiten, sich über die Profile und Programme einzelner Verlage zu informieren oder mit Gleichgesinnten ins Gespräch zu kommen, so zum Beispiel auch Ihr Autorenforum, dass ich persönlich für äußerst gelungen halte! Die meisten unverlangt ein- gesandten Manuskripte erhalten wir von Leuten, die sich offenbar ein- fach nur an die fünf größten Verlage wenden, und sie verkennen dabei völlig, dass sie dort die geringsten Chancen auf Aufmerksamkeit und weiterführende Beratung antreffen. Leider können wir uns nur mit den erfolgsträchtigsten Büchern befassen, weil wir ein Bestsellerverlag (manche sagen: eine Bücherfabrik) sind. Wir schauen nur nach dem Best- verkäuflichen (was natürlich nicht immer das wirklich Beste ist), der Rest wandert ins Ablehnungszimmer ... HPR: Was ist Ihr häufigster Ablehnungsgrund für Texte, von formalen Fehlern (passt nicht in den Verlag, etc.) mal abgesehen? VB: Die meisten abgelehnten Texte sind langweilig, weil sie schlechte Nachahmungen von erfolgreichen Vorgängern sind. HPR: Andreas Eschbach hat Spannung "den Unterleib der Literatur" ge- nannt. Liegt die mangelnde Spannung der abgelehnten Texte vielleicht daran, dass in Deutschland Spannung in der Literaturszene immer noch ein bisschen "Pfui" ist, etwas, mit dem sich ein ernst zu nehmender Literat nicht abgibt? VB: Goldmann und Blanvalet leben in erster Linie von Spannungsromanen, und einer unserer Slogans lautet: "Lust am Lesen!" Das erotisch Att- raktive ist meistens erfolgreicher, wobei von plump bis sublimiert viele Varianten möglich sind. Persönlich gefällt es mir gut, wenn "Un- terhaltung und Anspruch" zusammenkommen. Das gilt für Menschen und Bü- cher gleichermaßen. Die Unterscheidung von "high" und "low" in Kunst und Literatur führt oft in eine Sackgasse und geht ganz offensichtlich an den Interessen des Publikums vorbei. Möglicherweise laborieren man- che deutschsprachigen Autoren immer noch an dieser Differenz; im an- gelsächsischen Kulturraum orientiert sich dagegen ein Großteil der Kulturschaffenden ganz unbefangen am Mainstream (was im Übrigen viele Autoren und Künstler, auch hierzulande, immer schon getan haben ? die Unterscheidung von ernster und unterhaltender, hoher und niedriger Kunst war ursprünglich rein moralisch begründet und ist ansonsten eine moderne Erfindung: Sie diente der Polemik im Wettstreit der Avantgar- de-Bewegungen und befruchtet bis heute die künstlerische Kreativität, etwa der so genannten Popliteraten). HPR: Wie sollten eingesandte Texte aussehen? Mit komplettem Manu- skript? Oder nur die ersten zehn Seiten? Mit oder ohne Expose? VB: Das sieht jeder Lektor etwas anders. Ich bevorzuge für die Begut- achtung den kompletten Text. Ein übersichtliches Exposé gehört außer- dem dazu. Und ich akzeptiere von vornherein nur vollständige Papier- ausdrucke. Was auf die Schnelle per E-Mail verbreitet wird, taugt sel- ten für das vergleichsweise langsame Medium Buch. HPR: Was soll eigentlich in einem Exposé stehen, was können oder wol- len Sie einem Exposé zu einem Text entnehmen? VB: Auch dazu gibt es keine verbindlichen Regeln. Eine gute knappe In- haltsangabe ist Pflicht (im Gegensatz zu einer langatmigen Nacherzäh- lung). Und ich freue mich über Hintergrundinformationen. Was war die Absicht, der Plan, die dem Buch zugrunde lagen? Welche Erfahrungen bringt der Autor mit? Mir ist es besonders wichtig, durch das Exposé einen Eindruck vom Autor selbst zu gewinnen. Denn es geht auf dem Buchmarkt keineswegs nur um gute Texte, sondern vor allem auch um in- teressante Autoren! HPR: Wenn ein Text angenommen wird, wie viel Arbeit steht dann für Au- tor und Lektor noch ins Haus? Oder nehmen Sie nur Texte, die so, wie sie sind, in Druck gehen können? VB: Das Engagement des Lektors und die Investition des Verlags sind umso größer, je Erfolg versprechender ein Werk (und ein Autor) er- scheint. An manchen Texten wird kein Komma geändert, andere Texte wer- den um die Hälfte gekürzt. Der Autor hat das letzte Wort. Er überlässt dem Verlag sein Werk im Rahmen eines Nutzungs- und Verwertungsvertrags auf Zeit. Im Grunde sind wir aus der Sicht des Autors doch nichts wei- ter als Dienstleister (und im günstigen Fall kompetenter Partner) zur optimalen Vermarktung seines geistigen Eigentums. Freilich bleibt oft strittig, welche Seite mehr zum Erfolg oder Misserfolg eines Titels beigetragen hat ;-) HPR: Glauben Sie, dass man durch Schreibworkshops Schreiben lernen o- der verbessern kann? Nützen Bücher über das Schreiben, Zweitausendeins hat ja mittlerweile eine ganze Reihe davon? Können Autorengruppen im Internet hilfreich sein, in denen die Autoren sich gegenseitig inten- siv mit ihren Texten auseinander setzen? VB: Ja! Ja! Ja! Talent allein ist nicht genug und muss erst einmal ausgebildet werden ? und beim Schreiben ist neben geistiger Erfahrung auch viel Technik und Kunstfertigkeit im Spiel. Bei entsprechender Be- gabung kann man das erlernen und einüben, auf professionellem Niveau beispielsweise am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. HPR: Wer gerne Fußball spielt, fängt vielleicht in der Kreisklasse an, besucht Trainingslager, spielt irgendwann in der Landesliga und hofft, dass er, wenn er intensiv genug trainiert und genügend Talent hat, einmal in der Bundesliga landen wird. Beim Schreiben gibt es diese Hierarchie nicht, da wollen alle gleich bei Bertelsmann oder Piper veröffentlichen. Glauben Sie, in den USA ist dies anders? Gibt es dort wegen der vielen Creative-Writing-Seminare eher die Möglichkeit, durch entsprechendes Training langsam immer besser zu werden? VB: Der Vergleich der Schriftstellerkarriere mit einer Fußballspieler- laufbahn gefällt mir ganz gut! Talent und Training sind in jedem Fall die Grundvoraussetzung! Und die Teilnahme an einer speziellen Nach- wuchsförderung kann sicherlich nicht schaden. Allerdings ist es doch eher selten, dass sich ein Fußballer auf diese Weise nach und nach durch alle Klassen nach oben spielt. Für eine große Öffentlichkeit sind nur die Top-Mannschaften interessant: Dort werden die blutjungen, ballverliebten Shooting-Stars bewundert, auch wenn sie technisch noch nicht ganz ausgereift sind. Andererseits nötigen einem die alten Hau- degen Respekt ab, die sich dank überlegener Taktik gegen die ungestü- men Youngster zu behaupten wissen. Es gibt die fleißigen Terrier, die mangelnde Begabung durch körperliche und mentale Fitness wettmachen, und es gibt die ewigen Talente, die ihre Potentiale niemals voll zu Entfaltung bringen ... Diese Analogie lässt sich wirklich ganz schön weit treiben! Unter den deutschen Nachwuchsautoren gibt es demnach Hunderte, die von einer Karriere als Nationalspieler träumen. Sie brauchen trotz aller Übung auf 100 Meter mehr als 15 Sekunden und fra- gen trotzdem alle paar Wochen bei Borussia Dortmund und Bayern München nach, ob sie zu einem Probetraining vorbeischauen können ... HPR: Bertelsmann hat in München zusammen mit der Uni die Schreibwerk- statt Manuskriptum initiert (http://studenten.verwaltung.uni- muenchen.de/manuskriptum.htm). Im Studienjahr 2003/2004 leitet die Pi- per-Cheflektorin Tanja Graf zusammen mit Sten Nadolny Manuskriptum. Ist das auch mit der Hoffnung verbunden, sich Autoren heranzuziehen, die ihr Handwerk verstehen? VB: Es scheint mir eher unwahrscheinlich, dass die Verlage auf diese Weise gezielt Nachwuchs für ihre eigenen Programme heranziehen können. Auch wenn Verlage wie Piper, die Schwerpunkte bei jungen deutschen Au- toren setzen, solche Workshops sicherlich zur Sichtung von Talenten nutzen. Entscheidender sind bei solchen Veranstaltungen die erhofften Image- und Multiplikatoreneffekte für die beteiligten Verlagshäuser und auch für die beteiligten Personen. Der Verlag bleibt dicht an der Szene dran (junge deutsche Literatur ist schließlich angesagt) ? und allein die Tatsache, dass wir uns nun darüber unterhalten, zeigt ja schon, wie weit die Botschaft "Piper kümmert sich um die deutschen Nachwuchsautoren" trägt. Auch in den Feuilletons gibt´s dafür Plus- punkte. Und am Ende landet der Shooting-Star des kommenden Jahres vielleicht im Piper-Programm, auch wenn er noch nie von diesem Work- shop gehört hat. ? In meinem unmittelbaren Kollegenkreis ist das Ver- langen, so einen Kurs zu leiten, nicht sehr ausgeprägt, weil es vor allem eine Zusatzbelastung bedeutet. Karrieretechnisch könnte es frei- lich nicht schaden ... HPR: Was würden Sie einem Nachwuchsautor als wichtigsten Rat ans Herz legen? VB: Suche dir Gesprächspartner, deren Kritik dich weiter bringt. HPR: Eines Nachts wachen Sie auf, eine wunderschöne Orkin steht neben Ihrem Bett und sagt: "Lieber Volker Busch, Sie haben sich so tapfer mit Fantasy-Autoren herumgeschlagen, das soll belohnt werden. Sie ha- ben einen Wunsch zur deutschen Fantasy frei." Was wünscht sich Volker Busch? VB: Ich wünsche mir, dass das Versenden von Fantasy-Manuskripten ver- boten wird! Und dazu wünsche ich mir zwei Raben, die jeden Tag in die Welt fliegen, um nach guten Fantasy-Manuskripten Ausschau zu halten. Und die mir abends davon berichten, falls sie etwas Vielversprechendes entdeckt haben ... HPR: Herzlichen Dank für das Gespräch. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Hans Peter Roentgen betreibt zusammen mit Judith Tepesch die Schreib- werkstatt "Textkrafttraining" (http://www.roentgen-software.de/sws/sws.htm), ist Mitglied der Phoe- nix-Schreibgruppe (http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt phantastische Geschichten (http://www.roentgen-software.de/eigen/eigen.html) und Computerpro- gramme. ********************************************************************* TESTBERICHT: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Unabhängig schreiben - AlphaSmart 3000" von Björn Jagnow Ein Laptop war mir immer zu teuer. Das kann ich mir nicht leisten. Höchstens gebraucht. Und da hielt der Akku nicht. Dann habe ich pro- biert, ob mir ein Diktiergerät weiterhilft, wenn ich unterwegs bin. Aber das Abtippen bzw. die digitale Spracherkennung machte doppelte Mühen. Ich habe daher meist nur konzeptionelle Arbeiten unterwegs ge- macht. Das wird jetzt anders werden, denn ich sitze an einem Testgerät des AlphaSmart 3000. Das Gerät lässt sich am einfachsten als mobile Tasta- tur beschreiben. Es hat ein vollwertiges Tastenfeld, schreibt die Ein- gaben aber nicht direkt in PC oder Macintosh, sondern in einen einge- bauten Zwischenspeicher. Erst wenn der AlphaSmart mit einem Computer verbunden wird, lassen sich die erfassten Texte übertragen. Die tech- nische Idee ist so simpel, dass man sich fragt, warum das nicht schon seit Jahren möglich gewesen ist. Mir hätte es viele Experimente er- spart. Tastatur, Batterien und Speicher Über der Tastatur befindet sich ein vierzeiliges Display mit einer Breite von 40 Zeichen. Die Anzeige der Buchstaben erfolgt mittels LED, ohne grafischen oder farbigen Schnickschnack. Der Hauptvorteil, der sich daraus ergibt, ist der niedrige Stromverbrauch. Ein AlphaSmart kann mit drei herkömmlichen AA-Batterien (Walkman) laut Hersteller durchschnittlich 500 Stunden betrieben werden. Und wenn die dann schwächeln, holen Sie sich einfach Nachschub im Supermarkt, in der Tankstelle oder verwenden statt Batterien aufladbare Akkus. Und falls Sie Ihre Energiezellen wirklich bis zum bitteren Ende auslasten wol- len, gehen Sie trotzdem kein Risiko ein. Wenn Ihnen mitten im Tippen der Strom ausfällt, behält der AlphaSmart trotzdem den kompletten Text bis zum letzten Zeichen im Speicher. Dank einer Sicherungszelle und dem Umstand, dass bei diesem Gerät nicht manuell gespeichert werden muss, sondern jede Eingabe automatisch archiviert wird, bis der Benut- zer sie löscht. Sie können also hemmungslos in die Tasten hauen ? selbst wenn ein böser Sitznachbar im Zug Ihnen den Aus-Knopf drückt, geht nichts verloren. Sie schalten den AlphaSmart einfach wieder an und tippen an derselben Stelle weiter. Apropos anschalten: Warten auf rauf- oder runterfahrende Geräte gehört der Vergangenheit an. Ein AlphaSmart ist aus, wenn Sie auf "aus" drü- cken, und innerhalb einer Sekunde wieder betriebsbereit. Versuchen Sie das mal mit Windows oder Mac OS! Der Arbeitsspeicher ist beim AlphaSmart 3000 in acht Dateien geteilt, die jeweils 25 000 Zeichen fassen. Zusammen gibt das die Hälfte eines durchschnittlichen Taschenbuches. Zugegeben, das ist nicht so viel, dass man als Autor ohne regulären Computer auskäme. Andererseits reicht es problemlos, um flexibler ar- beiten zu können und auch mal für eine Dienstreise oder einen Urlaub komfortables Schreiben zu realisieren. Außerdem kann das Gerät mittels USB- oder Tastaturkabel an PC oder Macintosh angeschlossen worden, oh- ne Installationen zu erfordern. Damit wird jedes Internetcafé zum Er- weiterungsspeicher des AlphaSmart. Gerät anschließen, Text übertragen, Datei per E-Mail nach Hause schicken. Schon ist Ihr AlphaSmart wieder frei für neue Texte. Datenübertragung und Software Die Datenübertragung basiert auf dem genannten technischen Grundkon- zept. Sie tippen in den Zwischenspeicher statt in den Computer. Sobald eine Verbindung zwischen AlphaSmart und PC/Macintosh besteht, drücken Sie auf die Taste "senden", und der Zwischenspeicher wird in den Com- puter "getippt". Bei maximaler Geschwindigkeit mit 10 000 Anschlägen pro Minute. Die Übertragung kann in jedes Programm erfolgen, das Text- eingabe erlaubt: Word, Write, Editor, E-Mail ... Hier zeigen sich dann auch die Grenzen des AlphaSmart. Die Kompatibi- lität mit allem und jedem bedeutet auch, dass keine Textformatierungen möglich sind. Weder kursiv noch fett noch rechtsbündig werden unter- stützt. Von Formelsatz ganz zu schweigen. Der Text im AlphaSmart ist blanker Text. Und da das Gerät mit jeder Software umgehen kann, schreibt es immer in das Programm, das gerade zur Benutzung gekennzeichnet ist. Solange der AlphaSmart überträgt, können Sie nicht in ein andere Software umschal- ten. Gerade so, als würden Sie den Text selbst eingeben. Das kann jedoch auch ein Vorteil sein, z. B. sind in Word bei der Da- tenübertragung alle Automatikfunktionen aktiv. Anführungsstriche wer- den in typografische Anführungszeichen umgewandelt, kleinere Recht- schreibfehler werden korrigiert, Listen eingerückt etc. Handhabung Zurück zur Handhabung des AlphaSmart. Die Tastatur schneidet im Ver- gleich mit vielen Laptops hervorragend ab, da die Tasten leichtgängig und unabhängig voneinander anschlagen. Bei den portablen PCs gibt oft die ganze Tastatur nach, wenn ein Buchstabe gedrückt wird ? das werden Sie beim AlphaSmart nicht erleben, so dass gerade das Schreiben mit allen zehn Finger sehr flüssig von der Hand geht. Die Standfestigkeit des Geräts leidet auch nicht unter einem schweren Monitor. In S-Bahnen sieht man regelmäßig Manager, denen der Laptop von den Knien zu kippen droht. Dagegen meistert der AlphaSmart mühelos Schoß und Ausklapptische der Bahn. Die Eingabesteuerung ähnelt weitgehend den Windows-Kurzbefehlen. Mar- kiert wird mit gedrückter Shift-Taste und den Cursorpfeilen. Ausge- schnitten über Strg-X. Eingefügt mit Strg-V. Das kennen die meisten. Sonder und internationale Zeichen sind über die Optionstaste zu bekom- men. Suchfunktion und Rechtschreibkontrolle sind integriert. Wichtig für Autoren sind die Funktion "Nicht druckbare Zeichen wieder- geben", mit der Zeilenumbrüche und Tabulatoren angezeigt werden, und die Statusanzeige der Zwischenablage. Zwischenablage? Wen interessiert die schon? Wenn Sie wissen wollen, wie viel Text Sie schon geschrieben haben, z. B. um eine Artikelvorga- be einzuhalten, können Sie über die Zwischenablage die Anschläge er- mitteln. Dazu den Text markieren (Strg-A) und kopieren (Strg-C), dann den Status der Zwischenablage anzeigen (Cmd-Option-A [es gibt beim Al- phaSmart eine spezielle Command-Taste]). Das Display verrät Ihnen nun, wie viele Seiten in der Zwischenablage sind. Und da der AlphaSmart ei- ne Seite mit 2 000 Zeichen bemisst, wissen Sie sehr genau, wie viel Text Sie schon haben. Über Zusatzsoftware, so genannte Applets, kann der AlphaSmart weitere Funktionen ausführen, z. B. rechnen oder Texte vom Computer überneh- men. Für mich das Bedauerlichste am AlphaSmart ist, dass ich mein Testgerät bereits in den nächsten Tagen zurückschicken muss. Mein persönliches Exemplar werde ich mir zum Geburtstag leisten ? bis dahin muss ich se- hen, wie ich zurechtkomme. AlphaSmart 3000, ca. 300 Euro mit Mehrwertsteuer, Speicher: 200 000 Zeichen, aufgeteilt in 8 Dateien, kompatibel zu PC und Macintosh, Dru- ckeranschluss und Passwortschutz möglich. Bezug: http://www.backwinkel.de/alphasmart **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Bjørn Jagnow, Jahrgang 72, ist gelernter Verlagskaufmann, Buchhändler und Verlagsfachwirt. Sein Fachbuch "Marketing für Autoren. Der Weg zur erfolgreichen Veröffentlichung" erscheint demnächst in der 2. erwei- terten und aktualisierten Auflage! http://www.bjoernjagnow.de/web.pl?marketing-fuer-autoren.html. ********************************************************************* UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: --------------------------------------------------------------------- Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - kei- ne Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für Litera- turagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind daher zwecklos. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird. Drehbuch: Oliver Pautsch mailto:drehbuch at autorenforum punkt de Fandom: Thomas Kohlschmidt mailto:fandom at autorenforum punkt de Fantasy: Stefanie Bense mailto:fantasy at autorenforum punkt de Heftroman: Arndt Ellmer mailto:heftroman at autorenforum punkt de Historischer Roman: Titus Müller mailto:historischer.roman at autorenforum punkt de Kinderbuch: Gabi Neumayer mailto:kinderbuch at autorenforum punkt de Kriminalistik: Reiner M. Sowa mailto:kriminalistik at autorenforum punkt de Literaturagenturen: Petra Hermanns mailto:agentin at autorenforum punkt de Lyrik: Titus Müller mailto:lyrik at autorenforum punkt de Reiseführer: Gabriele Kalmbach mailto:reisefuehrer at autorenforum punkt de Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer mailto:sachbuch at autorenforum punkt de Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff mailto:med.psych at autorenforum punkt de Schreibgruppen: Ute Hacker mailto:schreibgruppen at autorenforum punkt de Schreibhandwerk: Ute Hacker mailto:schreibhandwerk at autorenforum punkt de Sciencefiction: Andreas Eschbach mailto:sf-autor at autorenforum punkt de Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi mailto:techlit at autorenforum punkt de Übersetzung: Barbara Slawig mailto:uebersetzerin at autorenforum punkt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR DREHBUCH: --------------------------------------------------------------------- Oliver Pautsch(mailto:drehbuch at autorenforum punkt de) Frage: Ich bin 17 Jahre alt [...]. Ich hatte [...] noch nie etwas mit Film oder Drehbuchschreiben zu tun. Insofern frage ich mich bzw. Sie, was ich bei der Ausarbeitung eines Drehbuches alles beachten muss. Ich [habe] eine gute Idee [...], die ich nun gerne in Form eines Drehbu- ches niederschreiben würde. Ich habe mir darüber hinaus auch Literatur zu diesem Thema besorgt, jedoch benötigt man auch dort einen gewissen Erfahrungswert, um gut vorgehen zu können. Dann wollte ich fragen, ob Sie mir nicht einen Rat geben könnten, an wen ich mich wenden sollte für Praktika oder Ferienjobs in Bezug auf das Drehen von Filmen, Kurzfilmen, Werbespots, usw., ganz einfach um Erfahrungen zu sammeln. Antwort: Die beste aller Erfahrungen machst du, indem du schreibst. Daß du dich in der Film- Fernseh-Branche noch nicht auskennst, ist dabei zunächst nicht wichtig. Du musst schreiben - üben - lernen. Und lesen! Es hört sich vielleicht absurd an, doch Drehbücher lesen muss ein Autor eben- falls lernen, wenn er welche verfassen will. Um zu begreifen, wie und warum ein Drehbuch funktioniert, verstanden, gekauft und umgesetzt wird. Wenn du als Drehbuchautor arbeiten willst, ist es wichtig, HAND- WERK zu lernen. Das ist viel Arbeit und sehr zeitintensiv. Unterschei- det diesen Beruf nicht von dem eines Schreiners oder anderen Hand- werksberufen. Praktika, Ferienjobs oder eine Assistententätigkeit in allen Bereichen der Produktion sind sinnvoll und richtig. Sie helfen dir, den Produk- tionsprozess zu erfahren und zu verstehen - Schreiben lernst du, indem du es ausprobierst, viel liest und dich zum Drehbuchautor ausbilden lässt. Solche Ausbildungen werden heute teilweise in Universitäten an- geboten. Und man kann das Handwerk des Drehbuchautors in Filmschulen lernen, z. B. in Berlin, Hamburg, Köln, Ludwigsburg und München. Eine regelmäßig aktualisierte Liste mit Ausbildungsmöglichkeiten und viel lesenswertes Material zum Thema "Berufsbild Drehbuchautor" fin- dest du auf der Homepage des Verbands deutscher Drehbuchautoren: http://www.drehbuchautoren.de. Wenn du bereits Bücher über die "Formalien" oder ein Drehbücher von Filmen gelesen hast, die du kennst, beginne damit, deine Geschichte aufzuschreiben. Mein Rat: zunächst in Kurzform! Ein Studium im Bereich Drehbuch: In einer praxisorientierten Ausbil- dung wirst du durch mehrere Praktika Produktionserfahrungen sammeln können. Du kannst dich jedoch auf die Entwicklung von Stoffen - von der Idee bis zum Film, denn damit schließen die meisten Studiengänge ab - auf deine Abteilung im Herstellungsprozess konzentrieren: Schrei- ben, entwickeln und umschreiben. ++++++++++ Frage: Ich bin auf der Suche nach einer (empfehlenswerten) einjährigen Aus- bildung zum Drehbuchautor, vorzugsweise in Berlin, die möglichst in- tensiv, also nicht berufsbegleitend stattfinden sollte. Die Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam bietet ja leider nur einen vierjäh- rigen Studiengang an. Antwort: Vielen Dank für Ihre Frage - die Antwort fällt mir leicht: http://www.masterschool.de. Ich durfte 97 teilnehmen und kann die Masterschool Drehbuch sehr empfehlen. Informieren Sie sich über dieses Angebot. Sie bieten einen Stoff als Autor an, der über ein Jahr entwi- ckelt wird. Mit großartiger Unterstützung. Vier intensive Wochen - ü- ber ein Jahr verteilt. Mit Hausaufgaben. Soweit ich weiß, werden jährlich Plätze für Teilnehmer mit Stoffidee ohne Produzent ausgeschrieben. Als Stipendium. Das wäre eine sehr gute Möglichkeit, sich fortzubilden. Die Credits der Masterschool sprechen für sich. Das Konzept der Schule ist an langfristiger Ausbildung für Autoren orientiert. Praktisch, persönlich und marktorientiert. Bisher meine beste Erfahrung in diesem Bereich. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Oliver Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer, Beleuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft. Spä- ter ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber di- rekt für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für Kurzfil- me, Serienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film. http://www.drehbuchautoren.de/Autoren/meinautor.php?ID=164 ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN: --------------------------------------------------------------------- Bjørn Jagnow (mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de) Frage: Ich habe nun seit über einem Jahr an einer Erzählung mit sprachphilo- sophischen Hintergrund geschrieben. Sie ist sehr dicht, und hat insge- samt 90 000 Anschläge (mit Leerzeichen) bzw. etwa 75 000 (ohne Leer- zeichen). Meiner Schätzung nach ergibt das bei größerem Druck etwa 60 Buchseiten. Wie stehen meine Chancen bei Verlagen auf eine eigenstän- dige Publikation des Werkes? Ist die Kürze ein Nachteil? Der Verlag hat immerhin weniger Risiko, weil weniger Kosten. Antwort: 90 000 Zeichen entsprechen ziemlich genau 50 Taschenbuch-Seiten. Für viele Verlage ist das zu kurz, denn dünnere Bücher bedeuten höheres Risiko. Zwar sind die Produktionskosten niedriger, aber um ein Buch zu verkau- fen, muss Werbung und Verkaufsförderung betrieben werden. Und diese Kosten sind unabhängig vom Umfang des Buches immer gleich hoch. Da- durch wirken sie sich sehr schädlich auf die Gewinnspanne aus, denn dünne Bücher müssen auch magere Ladenpreise haben, damit sie überhaupt gekauft werden. Für Verlage ist die Chance, kostendeckend oder mit Gewinn zu veröffentlichen, bei dünnen Büchern also geringer. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Bjørn Jagnow, Jahrgang 72, ist gelernter Verlagskaufmann, Buchhändler und Verlagsfachwirt. Sein Fachbuch "Marketing für Autoren. Der Weg zur erfolgreichen Veröffentlichung" erscheint demnächst in der 2. erwei- terten und aktualisierten Auflage! http://www.bjoernjagnow.de/web.pl?marketing-fuer-autoren.html. ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR HISTORISCHE ROMANE: --------------------------------------------------------------------- Titus Müller (mailto:historischer.roman at autorenforum punkt de) Frage: Ich habe seit längerer Zeit einen Roman im Kopf, der in den letzten zwölf Jahren spielen soll, bzw. zwischen DDR und BRD, also in den letzten fünfzig Jahren. Ich habe mich zwar durch zeitgemäße Bücher durchgelesen und auch auf einiges Gutes und Hilfreiches gestoßen. Aber trotzdem fehlt mir Ein- zelheiten mit Recherchen, z. B. Immobilienkauf, Enteignung durch die DDR-Zeit bzw. Rückgewinnung von Eigentum auf ehemaligen DDR-Gebiet nach der "Wende". Meine Frage nun: Wie gehe ich bei einer Recherche vor, wen kann ich ansprechen bzw.vorgehen bei den o. g. Punkten? Haben Sie eventuell ei- nige gute Tipps? Antwort: Glücklicherweise kann ich in kein Fettnäpfchen treten, wenn ich Ihr Alter schätze, da ich Sie ja nicht sehen kann - fest steht aber, dass Sie zumindest einen Teil der Vergangenheit entweder im Gebiet der DDR oder aber im Gebiet der BRD kennen müssen. Nehmen wir an, die DDR ist Ihr Recherchegebiet, weil Sie in der BRD aufgewachsen sind (Ihre Fra- gen deuten in die Richtung). Sie finden hervorragende Informationen und eine ausführliche Literaturliste unter http://www.ddr-geschichte.de; für spezielle Fragen könnten Sie sich zudem an das Institut für Zeitgeschichte wenden (http://www.ifz-muenchen.de) oder an eine Universität Ihrer Wahl, Fachbereich Neuere Geschichte. Falls Sie selbst jemanden interviewen möchten, der unter Enteignung oder Stasi-Verfolgung leiden musste, würden Sie sicher fündig in der Linkliste von Privatwebsites auf http://www.stasiopfer.de/link2.html. Sobald der zeitliche Rahmen für Ihren Roman genauer feststeht: Lesen Sie die entsprechende Jahreschronik! Stöbern Sie in alten Zeitungen, fragen Sie Ihre Nachbarn (sofern sie im passenden Alter sind)! Ich sa- ge es mal so: Die Antworten wohnen nebenan. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** http://www.titusmueller.de. Im September erschienen und mittlerweile in der zweiten Auflage: "Der Kalligraph des Bischofs", Aufbau Taschen- buch Verlag. Ein historischer Roman über den Zauber des Schreibens, die Zweifel des Glaubens und die Verlockungen der Liebe. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten und Semi- nare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail kommt! +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einsendeformalien: Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de erwünscht. 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