The Tempest

Ausgabe 5-05 (20. Mai 2003)

    Schreib-Kick
Echo-Service
Leserbrief
Autorenwissen
    "Verlagsgründung oder:
    Ich stürze mich ins Abenteuer! - Teil 2"
    von Ursula Schmid-Spreer
Schreibkurs
    "Spannung - der Unterleib der Literatur.
    Ein Seminar mit Andreas Eschbach und Klaus Frick"
    von Hans Peter Roentgen
Interview mit Friedel Wahren
Interview mit Ute Hacker
Stephan Waldscheidts kleine Autorentypologie
    "Der Journalist, der auch andere Sachen schreiben kann"
Frag den Experten für Lyrik
    (Titus Müller)
Frag den Experten für Drehbuch
    (Oliver Pautsch)
Frag den Experten für Verlagswesen
    (Bjørn Jagnow)
Frag den Experten für Kriminalistik
    (Reiner M. Sowa)
EDITORIAL: 
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Liebe Autorinnen und Autoren,

dieser Tempest ist recht umfangreich geworden. Das liegt vor allem 
daran, dass wir diesmal gleich zwei Interviews für euch haben: eins 
mit der Piper-Lektorin Friedel Wahren und eins mit unserer Expertin 
Ute Hacker. Und das wird keine Ausnahme sein; auch für die nächsten 
Monate haben wir schon so viele Interviews und Zusagen, dass wir sie 
euch öfter einmal im Doppelpack servieren werden. Interviews stehen 
bei euch ja weit oben auf der Beliebtheitsliste (wie wir aus der Um-
frage und euren Mails wissen) - und unsere MitarbeiterInnen haben so 
viel Spaß am Interviewen, dass für Nachschub auch auf lange Sicht ge-
sorgt ist.

Eine weitere Neuerung ist der Beginn einer Satirereihe. Stephan Wald-
scheidt hat - wie ich finde zu Recht - den Mangel an Satire im Tempest 
beklagt. Aber gute Satire ist nicht leicht zu finden, und daher bin 
ich froh, dass Stephan gleich einige überzeugende Proben seiner Kunst 
mitgeschickt hat. Heute beginnen wir mit dem ersten Teil seiner "Klei-
nen Autorentypologie".

Nach so viel Erfreulichem nun zu einer traurigen Nachricht: Titus Mül-
ler verlässt uns als Lyrikexperte. Aber die gute Nachricht ist: Als 
Experte für historische Romane bleibt er uns erhalten! Und von seinen 
bisherigen Antworten zur Lyrik könnt ihr ja weiterhin profitieren. Auf 
unserer Website sind sie gesammelt. - Ganz herzlichen Dank, Titus, 
dass du uns jahrelang so großartig als Experte unterstützt hast. Und 
danke auch, dass du uns für die historischen Romane weiter erhalten 
bleibst.

Noch ein Wort zur Technik: Nicht nur euch, auch uns haben die vielen 
Werbemails geärgert, die wir über unseren bisherigen Listenprovider 
bekamen. Das hat nun ein Ende: Wir haben wieder mal keine Kosten und 
Mühen gescheut und verschicken den Tempest ab sofort über unseren ei-
genen Verteiler, den uns unser Website-Provider wysart.de zur Verfü-
gung stellt. Ihr braucht euch dafür nicht umzumelden, weil wir alle 
Abos übertragen haben. Wir versuchen außerdem, bei unserem alten Pro-
vider alle Mail-Adressen löschen zu lassen, ohne dass ihr eine Ab-
meldemail bekommt. Falls das nicht klappt, ignoriert sie bitte ein-
fach. - Wie ihr euch grundsätzlich als Abonnenten abmelden könnt, er-
fahrt ihr wie immer am Ende des Tempest.

Der Tipp des Monats Mai:

     Unter http://www.mairisch.de findet ihr eine Termindatenbank 
     für Lesungen und Poetry Slams. Dort könnt ihr auch 
     eigene Termine eintragen lassen.
     Kontakt: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..
     Eine weitere Möglichkeit, Termine einzutragen und nachzuschlagen,
     bieten wir ja zusammen mit dem BvjA und anderen an. Also: 
     Schaut auch mal vorbei bei http://www.literaturtermine.de.

Und zu guter Letzt: Neuigkeiten zu Veröffentlichungen unserer Exper-
tInnen findet ihr ja seit einiger Zeit auch hier im Editorial. Aus-
nahmsweise nutze ich diese Möglichkeit als Sachbuchexpertin einmal 
selbst, um euch auf meinen Download-Kurs "Die professionelle Überar-
beitung" hinzuweisen. Infos und Bestellmöglichkeit findet ihr unter 
http://www.storials.com.

Lasst es euch gut gehen, genießt den Sommer (so er denn bald kommt), 
und unterstützt euren Tempest bitte weiter - sowohl finanziell als 
auch mit Erfahrungsberichten, Marketingtipps und anderen Beiträgen.

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin

~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen 
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen 
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, 
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf unser 
Konto:

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SEB Mainz (früher: BfG)
BLZ 550 101 11
Konto 14 24 18 99 00
Stichwort: "Beitrag 2003"

Für AuslandsabonnentInnen: Ihr könnt uns den Beitrag in bar schicken 
(Adresse am Ende des Tempest) oder ihn von jemandem in Deutschland von 
einem deutschen Konto aus überweisen lassen, um die horrenden Gebühren 
zu umgehen.


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ISSN 1439-4669   Copyright 2003 autorenforum.de. Copyright- und
                 Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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   INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

      Editorial
      Inserate
      Schreib-Kick
      Echo-Service
      Leserbrief
      Autorenwissen
         "Verlagsgründung oder: 
         Ich stürze mich ins Abenteuer! - Teil 2"
         von Ursula Schmid-Spreer
      Schreibkurs
         "Spannung - der Unterleib der Literatur. 
         Ein Seminar mit Andreas Eschbach und Klaus Frick"
         von Hans Peter Roentgen
      Interview mit Friedel Wahren
      Interview mit Ute Hacker
      Stephan Waldscheidts kleine Autorentypologie
         "Der Journalist, der auch andere Sachen schreiben kann"
      Frag den Experten für Lyrik
         (Titus Müller)
      Frag den Experten für Drehbuch
         (Oliver Pautsch)
      Frag den Experten für Verlagswesen
         (Bjørn Jagnow)
      Frag den Experten für Kriminalistik
         (Reiner M. Sowa)
      Impressum


TEIL 2 (nur für Abonnenten):

      Ausschreibungen
      Publikationsmöglichkeiten
           mit Honorar
           ohne Honorar
      Seminare
      Impressum


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Kleinanzeigen
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Aus organisatorischen Gründen liegt der Anzeigenschluss für den Tem-
pest am 12. jedes Monats. Später eingegangene Anzeigen können wir dann 
erst für die nächste Ausgabe berücksichtigen.


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INSERATE:
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Neue Schreibkurse bei storials -die schreibweisen-
- "Die professionelle Überarbeitung" von Gabi Neumayer.
Ein interaktiver Workshop mit vielen Übungen zur schnellen Umsetzung 
in die eigenen Texte.
- "Theater schreiben" mit der Theaterautorin und Dramaturgin Anna 
Cron. Konzept des szenischen Schreibens mit Beispielen und zahlreichen 
Übungsaufgaben.
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Erlebte in eine literarische Form bringen.
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Neu: DIE TECHNIK DES DRAMAS www.Autorenhaus.de

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SCHREIB-KICK:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


Unser Schreib-Kick für den Mai, diesmal von Albrecht Piper:

Ideen-Jogging: Mit dieser Übung trainieren Sie nicht nur Ihren Körper, 
sondern die grauen Zellen gleich mit. Ziehen Sie Sportsachen an, und 
laufen Sie ein paar Runden durch den nächsten Park, möglichst natür-
lich nicht gerade bei gähnender Leere. Wenn Sie nicht joggen können 
oder dürfen, nehmen Sie Inlineskates oder das gute alte Fahrrad. 

Während Sie laufen oder radeln, beobachten Sie die Leute, die an Ihrem 
Weg sitzen oder liegen. Denken Sie sich Geschichten über sie aus. In 
welcher Beziehung stehen die beiden Frauen mit den zwei Kinderwagen 
zueinander? Warum telefoniert die junge Frau so intensiv beim Spazie-
rengehen? Worüber streitet sich das Pärchen? Wovon lebt der junge Mann 
in der abgewetzten adidas-Trainingshose? 

Versuchen Sie, Gesprächsfetzen aufzuschnappen. Registrieren Sie even-
tuelle Entwicklungen, wenn Sie zum zweiten oder dritten Mal vorbeikom-
men. Verhalten sich Ihre Versuchskaninchen anders als beim ersten Mal? 

Joggen kann langweilig sein - Ideensammeln dabei vertreibt die Zeit.


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ECHO-SERVICE:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


Berliner Romanautoren gesucht! 

Ich arbeite gerade an meinem zweiten Roman und wünsche mir Kontakt zu 
anderen Autoren. Dabei denke ich weniger an die klassische Schreib-
gruppe als an eine Art Stammtisch, an dem wir uns gegenseitig fachlich 
und moralisch unterstützen und bei Bedarf auch mal Textproben austau-
schen. Veröffentlichung nicht Bedingung! Bei Interesse freue ich mich 
über Mails an mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..



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LESERBRIEF:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)

++++++++++++++++++
Jennifer Schreiner 
++++++++++++++++++

Im Großen und Ganzen kann dem Bericht zur Buchmesse [Tempest 5-4] zu-
stimmen, auch wenn ich zum ersten Mal eine Buchmesse miterlebt habe.

Unser Stand lag direkt neben einem - hier nicht namentlich genannten - 
Zuschussverlag, und es war wirklich schade, wie besonders junge Men-
schen (hoffnungsvolle Nachwuchsautoren?) dort angeworben wurden. Am 
liebsten hätte ich mich mit einem großen Plakat vor diesen Stand ge-
stellt und alle Leute gebeten, dann doch lieber zu BOD zu gehen. (Da 
werden sie zumindest nicht über den Leisten gezogen!)

Trotzdem muss ich sagen: Es waren durchaus einige Kleinverlage da, die 
weder Geld von ihren Autoren genommen noch die Autoren zum "Dasein" 
verpflichtet haben: VirPriv Verlag, Wiesenburg Verlag, Aktuell Verlag 
... um nur einige zu nennen.

Die Verleger selber sind mit Kind und Kegel dagewesen und haben jede 
Minute bei den Ständen verbracht oder Lesungen für und mit ihren Auto-
ren organisiert, von denen dann viele freiwillig geholfen haben. Am 
Stand oder dabei, die Werbetrommel zu rühren. Und genauso sollte es 
doch auch sein, oder?

Autoren und kleinere Verlage sollten zusammenarbeiten, freiwillig, und 
sich gegenseitig unterstützen, denn viele kleine Verlage kommen ohne 

Hilfe von den Autoren auch gar nicht wirklich weiter, was schade ist, 
denn gerade kleinere Verlage trauen sich an Werke ran, über die die 
"Großen" nur lachen würden.

Auf jeden Fall waren meine Erlebnisse auf der Buchmesse sehr interes-
sant und in einigen Punkten auch recht "heilsam", was Marketingmög-
lichkeiten kleinerer Verlage anbelangten. Aber bald steht ja die Main-
zer Minipresse an; ich werde mal schauen, ob sich meine Erlebnisse 
dort wiederholen, oder ob diese Messe anders funktioniert :-)


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AUTORENWISSEN:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


                        "Verlagsgründung oder: 
               Ich stürze mich ins Abenteuer! - Teil 2"
                       von Ursula Schmid-Spreer


          Hard- und Software

Die Anforderungen an die Verlagshardware sind erstaunlich gering. Zum 
Beispiel ein Pentium II, 333 MHz, 256 MB RAM, 8 MB Grafikkarte, 20 GB 
Harddisk-Space, ZIP-Drive 100 MB.

Damit lässt sich gut arbeiten. Als sehr nützlich erweisen sich viel 
RAM und der reichlich vorhandene Harddisk-Platz, denn Bilddateien für 
das Cover können sehr groß werden. Ein Brenner ist von Vorteil, denn 
damit können Dateien auf CDs gebrannt werden, um sie der Druckerei 
einzureichen. Die CDs bieten mehr Speicherplatz und sind etwa zehnmal 
günstiger als ZIPs. 

Die Software: Bevor ihr euch ein Desktop Publishing Programm (DTP) 
kauft, solltet ihr euch bei in Frage kommenden Druckereien informie-
ren, in welchem Datenformat ihr das Cover und den Buchblock einreichen 
müsst. Solltet ihr Offset-Druck anstreben, werden die Voraussetzungen 
strikter sein. Für Digitaldruck reichen bei guten Nerven und noch bes-
seren Anwendungskenntnissen ein Textverarbeitungsprogramm wie Word und 
ein günstiges Bildverarbeitungsprogramm. Wer übrigens eine neuere Ver-
sion der Microsoft-Office-Suite zu Hause hat, besitzt mit dem Micro-
soft Publisher bereits ein leistungsfähiges DTP-Programm. 

Zu den Standardprogrammen der Druckbranche gehören Quark Xpress, Adobe 
Pagemaker und Adobe Photoshop. Ein Blick auf die Preise dieser Soft-
ware-Suiten dürfte euch auf die Suche nach Alternativen führen. 


          Die verschiedenen Druckmöglichkeiten

Offset-Druck: Das ist die teuerste Variante, aber zugleich die quali-
tativ hochwertigste. Eine Auflage von 500 Exemplaren liegt im vier-
stelligen Bereich, etwa ab 5 000 Euro.

Das Druckverfahren ist deshalb so teuer, weil Druckplatten geätzt wer-
den müssen. Diese werden verwendet, um einmal eine Auflage in bestimm-
ter Höhe zu drucken. Ist die Erstauflage ausverkauft, müssen wieder 
Druckplatten hergestellt werden.
 
Offset basiert auf einem Farbschema namens CMYK (Cyan, Magenta, Yel-
low, Black). Für den Druck wird die Vorlage in diese vier Farben auf-
gespalten und das Cover in vier einzelnen Farbdurchgängen gedruckt. 
Dabei ist eine sorgfältige Justierung durch den Druckverantwortlichen 
unerlässlich. Sonst gibt es diese seltsamen neblig-verschwommenen Bil-
der, wie man sie in billigen Heften oft findet. 

Wer sich Offset leisten will, aber kein Genie im Designen ist, sucht 
einen erfahrenen Grafiker für das Titelbild und einen guten Korrektur-
leser für den Textblock. Das verteuert das Projekt nicht unerheblich. 
Alles andere wäre jedoch so sinnvoll, wie ein Dior-Abendkleid über ei-
ne Vogelscheuche zu ziehen. 

Soll die Auflage des Buches nicht von Hand zu Hand, sondern auch über 
den Buchhandel vertrieben werden, muss man sich um eine Verlagsauslie-
ferung bemühen. 

Digital-Druck / Printing-on-Demand (PoD): Digitaldruck ist günstiger, 
aber qualitativ sichtbar weniger gut als Offset und wird heute oft als 
"Printing on Demand" bezeichnet, was mit "Druck auf Verlangen" über-
setzt werden kann. [Weitere Infos dazu findet ihr beispielsweise in 
Björn Jagnows Buch "Marketing für Autoren". - die Red.]

Beim Digital-Druck wird das Buch nicht im eigentlichen Sinne gedruckt 
wie beim Offset, sondern fotokopiert. Es ist also Tonerpulver und 
nicht Druckerschwärze im Spiel. Das bedeutet, dass die Buchstaben ge-
nerell weniger scharf sind. Um den Unterschied zu sehen, vergleicht 
ihr am besten das Druckbild eines traditionellen Hardcovers mit einer 
Fotokopie. 

Der große Vorteil beim Digitaldruck ist, dass die Buchdateien generell 
nur ein einziges Mal für das System der Druckerei aufbereitet werden. 
Danach sind kleine Stückelungen möglich, z. B. zu je 50 Exemplaren. 
Die Angebote der verschiedenen Dienstleister unterscheiden sich dabei 
sehr. Der Schaltungsdienst Lange mit Sitz in Berlin fiel mir positiv 
auf. So verlangt dieses Unternehmen keine Grundgebühr zum Aufbereiten 
des Druckmasters und keine Gebühren für die monatliche Speicherung. 
Die Mindestauflage liegt bei 30 Stück. Die Dateien bleiben drei Jahre 
lang gespeichert, so dass beliebig oft und schnell Bücher nachbestellt 
werden können. Mit jeder Neubestellung beginnt die Frist von vorn. 

Wie beim Offset-Druck muss hier auch bei dieser Druckvariante der Ver-
trieb selbst organisiert werden. 

eBooks: Das ist eine Version im PDF-Format, die über das kostenlose 
Programm Adobe Acrobat Reader auf jedem PC gelesen werden kann oder 
als Rocket-eBook-Version, die ein spezielles Lesegerät benötigt. PDF 
ist hinsichtlich Kopierschutz überhaupt nicht sicher. Im Gegensatz da-
zu ist die Rocket-eBook-Version so gut gesichert, dass vielen poten-
tiellen Lesern der Kauf des nötigen Lesegerätes vergangen ist. 

Beide Veröffentlichungsarten haben sich nicht einmal zu Promotionszwe-
cken gelohnt. Beide Anbieter sind zudem inzwischen eingegangen, da der 
Markt sich nicht wunschgemäß entwickelt hat. Falls ihr es trotzdem ma-
chen wollt, überlegt euch, wie gerne ihr Publikationen am Bildschirm 
lest. 

          Rechtliches zur Verlagsgründung

Rechtsformen: Es gibt Menschen, die von Berufs wegen dies alles viel 
besser wissen. 
So gibt es drei Arten von Firmen: 

- die Einzelfirma, in der einer für sich allein wirtschaftet
- Personengesellschaften wie so genannte Einfache Gesellschaften 
- Kommanditgesellschaften sowie Kapitalgesellschaften wie AGs und 
GmbHs

Diese unterscheiden sich stark hinsichtlich Gründungskosten, Haftung, 
gesetzlicher Auflagen wie Eintragungs-, Buchhaltungs- und Buchprü-
fungspflicht sowie Abgaben wie der Entrichtung von Mehrwert- oder Um-
satzsteuer. 

Potentielle Jungunternehmer tun deshalb in jedem Fall gut daran, sich 
von einem Anwalt beraten zu lassen oder zuerst einmal ein wenig Lite-
ratur zu wälzen, zum Beispiel:

- Michael Draksal: Verlagsgründung in Deutschland. Ein praktischer 
Ratgeber für AutorInnen, die ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen, 
2002, 20,70 Euro, Eigenverlag Michael Draksal, zu beziehen über Amazon

- Ralf Plenz: Verlagsgründung. Wie mache ich mich mit einem Verlag 
selbständig?, überarbeitete Auflage 2000, 49 Euro,  Input-Verlag Ham-
burg (http://www.input-verlag.de), kostenloser Download einiger Auszü-
ge auf der Website (unter anderem Verlagsprofile mit 8 900 Adressen)

- Norbert Winistörfer: Ich mache mich selbständig, 5. überarbeitete 
und aktualisierte Auflage, 1999 (vergriffen - wird 2003 nachgedruckt), 
405 Seiten, 44,80 SFr., Verlag Beobachter (http://www.beobachter.ch)


          Interview mit dem Kleinverleger Thomas Rüger in Nürnberg

Ursula Schmid-Spreer: Wie lange besteht dein Verlag?

Thomas Rüger: Seit 1997.


USS: Gibst du eine bestimmte Art von Büchern heraus?

TR: Belletristik, also Romane, Kurzgeschichten und Gedichte. Das nicht 
unbescheidene Verlagsmotto: Gute Unterhaltung zu liefern!


USS: Was hat dich bewogen, einen (Klein-)Verlag zu gründen?

TR: Einerseits die Lust am eigenen Schreiben und das Entdecken der 
Schwierigkeit, geeignete Foren der Veröffentlichung zu finden. Ande-
rerseits auch (ich wollte ja nie "nur" einen Selbstverlag ins Leben 
rufen) das Interesse, ein eigenes Verlagsprogramm mit interessanten 
Autoren und lesenswerten Büchern aufzubauen.


USS: Kannst du den Lesern sagen, was man alles tun muss, um einen Ver-
lag zu gründen?

TR: Müssen tut man nur zum Ordnungsamt gehen und das Gewerbe anmelden. 
Unabdingbar, sich im Vorfeld Gedanken zu machen, warum man einen Ver-
lag gründen sowie welche Schwerpunkte man setzen möchte und auf welche 
Ressourcen man zurückgreifen kann (finanzieller Art, aber auch Wissen 
bzw. Wissenslücken im Buchhandel etc.). Man sollte sich auch darüber 
im Klaren sein, welches zeitliche Budget man zur Verfügung hat. Ein 
"missionarischer" Eifer erlahmt oft nach Misserfolgen sehr schnell ...

USS: Wie kommst du an deine AutorInnen?

TR: Kurios oder nicht: Diese Frage hat sich für mich noch nie ge-
stellt, d. h., ich bekomme regelmäßig Anfragen oder Manuskriptzusen-
dungen oder Empfehlungen.


USS: Gehst du auch auf Autoren zu, zum Beispiel bei Lesungen oder wenn 
dir Bücher auffallen?

TR: Bei Anthologie-Projekten schreibe ich manchmal auch gezielt Perso-
nen an.


USS: Bekommst du mittlerweile auch unverlangte Manuskripte?

TR: Meine Erfahrung, die ich auch von anderen (Klein-)Verlegern kenne: 
Sobald man in irgendwelchen Verlagsverzeichnissen verewigt ist, be-
kommt man auch Manuskripte zugeschickt. Auf regionaler Ebene erfolgt 
dies auch durch "Empfehlungen".


USS: Machst du Ausschreibungen?

TR: Bis dato nur in begrenztem Rahmen, d. h., dass ich bei geplanten 
Anthologien eher direkt Personen anschreibe.


USS: Wie sieht dein Verlegeralltag aus?

TR: Tag und Nacht vor dem integrierten Briefkasten-Telefon-Faxgerät 
sitzen und auf Bestellungen und Manuskriptzusendungen warten ...

Im Ernst: Ich betreibe das Verlagsgeschäft ja "nur" nebenbei (bis auf 
Weiteres). Ich muss mir einfach immer wieder Schwerpunkte setzen: neue 
Buchprojekte realisieren, Leseabende oder Kulturveranstaltungen orga-
nisieren sowie das Alltagsgeschäft (eingehende Bestellungen umgehend 
bearbeiten, Rechnungen schreiben, ggf. Mahnungen schreiben), regionale 
Buchhandlungen besuchen.


USS: Wie gehst du bei der Auswahl der Manuskripte vor?

TR: Ganz nach meinem subjektiven Gusto: Nur was mir gefällt, verlege 
ich auch. Ich möchte schließlich alle Verlagstitel auch guten Gewis-
sens (weiter)empfehlen bzw. verkaufen können!


USS: Gibt es auch Absagen? Wie formuliert du das dann?

TR: Klar gibt’s auch Absagen. Ich versuche, keine Standardfloskeln zu 
verwenden, sondern klar meine Meinung und den jeweiligen Grund der Ab-
lehnung deutlich werden zu lassen.


USS: Wann ist ein Text für dich "Schrott"?

TR: Also die Vokabel "Schrott" verwende ich eigentlich nicht. Entweder 
mir gefällt ein Text, weil er originell, kreativ, witzig, unterhaltsam 
etc. ist, oder er gefällt mir eben nicht.


USS: Machst du andere (Klein-)Verlage auf Autoren aufmerksam, die du 
selber nicht verlegen kannst?

TR: Eher andersrum: Ich empfehle den jeweiligen Autoren andere Verla-
ge.


USS: Müssen sich die Autoren an den Kosten beteiligen? In welchem Rah-
men bewegt sich das?

TR: Ich halte es nicht für unanständig oder moralisch verwerflich, Au-
toren an den Kosten zu beteiligen. Da ich leider nicht das nötige Ka-
pital oder einen kapitalkräftigen Konzern hinter mir habe, kann ich 
als Kleinverleger gar nicht anders operieren. Wie hoch die Beteiligung 
ist, inwieweit der Verlags-/Autorenvertrag transparent ist, das ist 
natürlich auch eine wichtige Sache, wo ich mich garantiert von den 
"schwarzen Schafen" unter den so genannten Druckkostenzuschussverlagen 
unterscheide. Selbstverständlich respektiere ich, wenn ein Autor sich 
nicht finanziell beteiligen will oder kann. Hier gibt’s nur zwei Mög-
lichkeiten: auf andere Verlage zugehen oder einen Sponsor finden (ist 
mir bzw. den Autoren bei drei Publikationen gelungen!).

 
USS: Lektorierst du die Texte?

TR: Das Lektorat in meinem Verlag geschieht erst durch mich (das ist 
gleichzeitig meine subjektive Vorprüfung, ob ich den Titel – unabhän-
gig von finanziellen Aspekten – überhaupt verlegen möchte); vor der 
Drucklegung gibt’s noch durch eine Arbeitskollegin quasi ein zweites 
Lektorat (ggf. auch in neuer Rechtschreibung); selbstverständlich wer-
den alle Änderungen aber mit dem jeweiligen Autor bzw. Autorin abge-
stimmt.


USS: Welche Erfahrungen hast du im Allgemeinen mit Autoren gemacht?

TR: Hierzu eine pauschale Antwort zu geben fällt mir schwer. Autoren 
sind engagiert, ideenreich, manchmal eitel, ambitioniert, manchmal 
leicht verletzbar, nicht unbedingt bereit, Kritik am eigenen Werk zu 
akzeptieren. Aber wichtig, ohne falsche Schmeichelei, ist für mich 
auch, dass ich alle Autorinnen und Autoren auf ihre Weise auch als be-
reichernd für mich und meinen Verlag empfunden habe und empfinde.


USS: Wie ist das Verhältnis unter den Verlegern? Konkurrenzgedanken?

TR: Ich habe nur sporadische Kontakte zu anderen (Klein-)Verlagen. 
Hier kommt aber selten Konkurrenzdenken hoch. Messen wie zum Beispiel 
die Mainzer Mini-Pressen-Messe sind im Gegenteil oft auch sehr nütz-
lich für einen offenen Erfahrungsaustausch.


USS: Was gefällt dir am besten an deiner Verlegerarbeit?

TR: Dass mir letztendlich keiner die Entscheidung abnehmen kann, ob 
ich einen bestimmten Buchtitel verlegen werde oder nicht. Und dass ich 
mit ganz vielen kreativen Menschen in Kontakt komme. Und dass ich viel 
zu lesen bekomme. Und dass ich nicht nur Bücher verlege, sondern auch 
Lesungen und Kulturabende organisiere.


USS: Was wünscht du dir für die Zukunft?

TR: Einen Goldesel, viel freie Zeit zum Lesen und ganz viele bunte 
Smarties!


USS: Möchtest du deinen Verlag vergrößern und ausweiten?

TR: Zumindest zum derzeitigen Zeitpunkt, wo ich den Verlag nur neben-
beruflich betreiben kann, möchte ich den Verlag bzw. das Verlagspro-
gramm nur "häppchenweise" wachsen lassen. Mir ist es nämlich wichtig, 
dass auch die Backlist-Titel (also in den Vorjahren verlegte Bücher) 
nicht einfach im Keller verstauben oder verramscht werden, sondern 
dass ich mich auch um den (weiteren) Absatz dieser Titel kümmere.


USS: Könntest du dir vorstellen, überwiegend als Verleger zu arbeiten 
und deinen Brotberuf an den Nagel hängen?

TR: Alte Indianerweisheit: Man(n) soll nie nie sagen ...


USS: Was hältst du von Druckkostenzuschuss-Verlagen?


TR: Unter diesen Begriff fallen eine Vielzahl an Verlagen und vor al-
lem höchst unterschiedliche Geschäftsgebaren. Ich rate zur Vorsicht 
(ohne hier Verlagsnamen zu nennen), wenn Verlage allzu offensiv nach 
neuen Autoren suchen. Es gibt Verlage, die schlichtweg alles drucken, 
weil sie ihr Geschäft nicht mit dem Buchverkauf, sondern mit dem "Zu-
schuss" des Autors (der weit über den Druckkosten liegt) machen. Hier 
kann ich nur raten, keine voreiligen Vertragsabschlüsse zu tätigen und 
auch die Konditionen / Vertragsbedingungen zu vergleichen (Was muss 
ich effektiv zahlen? Was wird mir dafür geboten? etc.).


USS: Wie wird sich die Verlagslandschaft entwickeln?

TR: Das Medium Buch wurde ja schon oft totgesagt – aber Totgesagte le-
ben bekanntlich länger. Ich glaube auch fest daran, dass es – trotz 
aller Konzentrationsprozesse (Stichwort: Bertelsmann und Weltbild) – 
immer wieder Nischen für neue Verlage geben wird. Aber nicht jeder 
Verleger wird zum Millionär, viele bleiben Tellerwäscher ...


USS: Kannst du dir vorstellen, dass es einmal keine Verlage mehr geben 
wird, sondern dass jeder, der veröffentlichen möchte, im Eigenverlag 
oder auch über BoD auf den Markt geht?

TR: Vom Prinzip her ist weder gegen Eigenverlage noch gegen BoD was zu 
sagen; doch beide bedienen auch nur bestimmte "Interessenssegmente". 
Insofern sehe ich die Rolle der "klassischen Verlage" nicht gefährdet; 
vielleicht ist das eher eine produktive Herausforderung, um die Frage 
gegenüber Autoren überzeugend darstellen zu können: Welche Vorteile 
biete ich gegenüber BoD oder einem Eigenverlag?


USS: Und zum Schluss: Hast du noch ein paar Tipps, die du an die Auto-
ren weitergeben könntest?

TR: Pauschal würde ich dazu raten, auch immer wieder Werke von anderen 
Autoren zu lesen und auch Lesungen von anderen Autoren zu besuchen. 
Gerade für "Newcomer" gibt es im Regelfall sehr viele Frusterlebnisse, 
weil man oft zu sehr auf eine Buchveröffentlichung fixiert ist und der 
Buchmarkt leider nur wenigen die Chance gibt, hier schnelle publizis-
tische Erfolge zu erzielen.

Sinnvoll ist auf jeden Fall der Austausch mit Gleichgesinnten, ob in 
VHS-Kursen oder in Schreibgruppen. Und Vorsicht vor vermeintlichen Pa-
tentrezepten!

USS: Vielen Dank, Thomas!


Quellen: intensive Internetrecherche, Informationen vom Arbeitsamt, 
freundliche Unterstützung des Dussy-Verlags, www.meinbu.ch, www.bod.de

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Ursula Schmid-Spreer ist Lehrerin für Gesundheitsberufe (Zahnmedizin). 
Als Ausgleich für den nicht immer ganz leichten Job schreibt sie gerne 
- Briefe, Tagebuch und kleine Storys für ihre Tochter. Im Geestverlag 
sind in einer Anthologie zwei Geschichten zum Thema Hoffnung von ihr 
erschienen. Das Märchenbuch "Florian Floh" wurde im Thomas-Rüger-
Verlag veröffentlicht.


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SCHREIBKURS:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)

               "Spannung - der Unterleib der Literatur. 
           Ein Seminar mit Andreas Eschbach und Klaus Frick"
                        von Hans Peter Roentgen


Dieser Text entstand nach einem Seminar über Spannung mit Andreas 
Eschbach und Klaus Frick. 

Andreas Eschbach zuzuhören, wenn er über das Schreiben redet, ist im-
mer ein Genuss, Klaus Frick steuert die Histörchen und Anekdoten aus 
dem Lektorenalltag bei, und beide ergänzen sich als Seminarleiter per-
fekt. Dass die theoretischen Überlegungen nicht geballt auf die Teil-
nehmer niederprasseln, sondern häppchenweise, den Teilnehmern mannig-
fache Aha-Erlebnisse bescherten, wenn ein Problem an einem Teilnehmer-
text besonders deutlich wurde, machte den Seminarbesuch noch eindrück-
licher und kann durch meinen Artikel naturgemäß nur unvollkommen wie-
dergegeben werden.

Der Text ist eine Zusammenfassung, der Inhalt stammt also nicht von 
mir. Für eventuelle Fehler im Text bin dennoch ich, nicht die Veran-
stalter verantwortlich. Das Seminar fand in der Bundesakademie in Wol-
fenbüttel unter dem Titel "Per Füllhalter durch die Galaxis" statt 
(http://www.bundesakademie.de).

..........

Spannung gilt in der Literaturszene oft als Synonym für "Triviallite-
ratur" und ist "pfui". Wie die Viktorianer selbst die Beine der Kla-
viere aus Prüderie verhüllten, sprechen Autoren mit literarischem An-
spruch am liebsten gar nicht über dieses Thema.

Aber Bücher ohne Spannung werden selten gelesen und wenn, dann aus 
Pflichtgefühl, weil sie "Literatur" sind und "man" sie kennen "muss". 

"Wie finde ich den einen Verlag?", ist die häufigste Frage von Nach-
wuchsautoren. Es gibt eine Vielzahl von Ratgebern zu diesem Thema, die 
Antworten sind richtig und gleichzeitig blühender Blödsinn. Denn ein 
Text, der nicht spannend ist, wird nur in Ausnahmefällen einen Verlag 
finden, selbst wenn der hoffnungsvolle Autor alle Formalia beachtet, 
den Text in Normseiten ausdruckt, sich die richtigen Verlage aussucht 
und auch sonst alle Regeln der Ratgeberbücher befolgt. Wenn der Text 
keine Spannung hat, ist das alles tönernes Erz und hohl.


          Was ist Spannung?

Spannung ist wie Sex. Theoretisch kann man es nicht lernen, man muss 
es machen, mit Leib und Seele dabei sein - aber wie Sockenhalter, Kör-
pergeruch und lange Unterhosen nicht grade die erotische Stimmung för-
dern, gibt es auch einiges, was ein Autor beachten sollte, will er 
spannend schreiben.

Spannung ist wie Witzeerzählen. Es genügt nicht, dass man den Witz 
kennt, man muss ihn auch erzählen können. Manche schaffen es, andere 
nicht. Doch wie haben gute Witze-Erzähler das gelernt? Sicher gehört 
auch Talent dazu, noch wichtiger ist aber etwas anderes: Ein guter 
Witze-Erzähler kennt sein Publikum, er beobachtet seine Zuhörer, und 
so lernt er, wie er den Witz erzählen muss, damit er wirkt. Es kommt 
nicht auf das "Was" an, sondern auf das "Wie". Es gibt Autoren, die 
können selbst eine Telefonliste in eine spannende Lektüre verwandeln, 
und Witze-Erzähler, die mit den ältesten Kamellen Lachsalven ernten.

Was heißt: Ein Autor sollte sich möglichst bald ein Publikum suchen. 
Nein, nicht Freunde und Familie, denn die finden seine Geschichte 
spannend, weil sie den Autor kennen, und wenn er sie langweilt, sagen 
sie es ihm nicht. Sondern ein Publikum, das ihm sagt, was es spannend 
fand - und was nicht. In den meisten Fällen werden es andere Nach-
wuchsautoren sein. Oft ist der erste Auftritt deprimierend. Die Ge-
schichte fällt durch. Gut, wenn das Publikum einem nicht nur sagt: 
"Nein, es war nicht spannend", sondern auch weiterhelfen kann: "Viel-
leicht solltest du näher an die Gefühle deines Helden herangehen?" Das 
Internet ist eine Möglichkeit, ein Publikum zu finden, offene Autoren-
treffen, wie es sie mittlerweile in vielen Städten gibt, eine andere.

Ich kenne einen Autor, der bereits spannende Bücher veröffentlicht hat 
und im Seminar einen Text als "spannend" vorstellte, der jede Spannung 

vermissen ließ. Auch arrivierte Autoren kochen nur mit Wasser. Aber 
sie glauben nicht, dass sie, wenn sie das Wasser zum Sprudeln bringen, 
bereits zwei Sterne im Guide Michelin verdient haben. Kein Zweifel, 
obigen Text werde ich bald wiedertreffen - und dann wird er spannend 
sein.

Es gibt eine weitere Möglichkeit, die wenig genutzt wird: Erzählt eine 
"spannende" Szene in eigenen Worten nach. Schließlich lernen Musiker 
dadurch, dass sie bekannte Musikstücke nachspielen, Maler malen die 
Werke anderer ab, Schachspieler spielen die großen Partien der Meister 
nach. Warum nicht auch Autoren? Lest kleinen Kindern die Märchen nicht 
vor, sondern erzählt sie ihnen. Im Alter von vier oder sechs Jahren 
hören Kinder nicht aus Höflichkeit zu. Entweder der Erzähler kann sie 
fesseln oder eben nicht, und das macht ihm sein Nachwuchspublikum so-
fort und brutal klar.


          Wann ist eine Geschichte spannend?

Wenn der Leser (oder Zuhörer) unbedingt wissen will, wie es weiter 
geht. Wenn er nicht auf die Toilette geht, bis die Blase ihm platzt, 
und er auch dann das Buch mitnimmt. 

Spannung ist ein Leserphänomen. Die Leser, nicht der Autor empfinden 
die Spannung. Deshalb ist es so wichtig, sein Publikum zu kennen. Re-
geln nützen da gar nichts; ein Text kann sämtliche Schreibregeln be-
achten, von allen Literaturwissenschaftlern als "künstlerisch wert-
voll" gepriesen werden, stilistisch noch so geschliffen funkeln - wenn 
der Leser nicht mitgeht, dann ist der Text eben nicht spannend. 

Spannung hat mit Manipulation zu tun, der Autor lenkt die Aufmerksam-
keit des Lesers aus seinem Leben weg in eine fiktive Welt, in die Welt 
der Romanfiguren, und diese wird dem Leser für kurze Zeit wichtiger 
als seine reale Welt. Kein Wunder, dass Spannung wie Sex gleichzeitig 
heiß geliebt und zutiefst verachtet wird.

Wer will schon seine Leser manipulieren? Wer gibt schon gerne zu, dass 
er den Macho, die Hure spielen will? Dass es ihm um Sex, Verführung 
und sonst nichts geht, nicht um die hehre Liebe, nicht um politisch 
korrekte Leidenschaften. Sondern ...

Der Zensor im eigenen Kopf ist der größte Feind der Spannung, der Zen-
sor, der aufschreit: "Das kannst du doch nicht schreiben, was wird das 
literarische Quartett dazu sagen? Oder der Nachbar, der dich jetzt 
schon misstrauisch anschaut?" Ein Autor muss den Mut haben, sich aus-
zuziehen. Wer sich nicht nackt zeigen mag, sollte vom Schreiben wie 
vom Sex die Finger lassen. "Ich kann das nicht schreiben", denkt der 
Literat; der Trivialautor tut es einfach, die Leute verlachen ihn des-
wegen - und lesen heimlich seine Texte. 

Kurz gesagt, ob eine Geschichte spannend ist, entscheidet der Leser, 
nicht der Autor und schon gar nicht Literaturwissenschaftler. Ob sie 
spannend ist, lässt sich auch nicht daran ablesen, ob alle Schreibre-
geln (oder auch nur bestimmte) eingehalten werden. Sondern einzig und 
allein daran, ob der Leser "am Ball" bleibt. Leser sind Masochisten, 
sie wollen, dass der Autor sie fesselt und auf die Folter spannt.


          Wie wird Spannung erzeugt?

Es gibt verschiedene Arten von Spannung.
- das Rätsel - who did it?
- Suspense (der Leser weiß etwas, das die Figuren nicht wissen: Unter 
dem Tisch, an dem die Helden sitzen, liegt eine Bombe, die in zehn Mi-
nuten losgeht. "Haut ab", schreit der Leser, doch niemand hört sein 
Rufen.
- Identifikation mit einer Figur. Der Leser fiebert, leidet und fühlt 
mit der Romanfigur mit.

Sechs wichtige Eigenschaften machen Spannung aus:

1. Der Leser muss im Ungewissen gelassen werden. Wenn er Erwartungen 
aufbaut, denkt, aha, so läuft das - selbst wenn die Erwartungen nicht 
stimmen -, fällt er aus dem Text und klappt das Buch womöglich zu. 
Folglich sollte es mehrere mögliche Alternativen geben und unklar 
sein, wie es weitergeht.

2. Der Leser muss orientiert sein, ihm muss klar sein, wo er sich be-
findet und was passiert - aber nicht, wie es weitergeht. 

3. Die Geschichte sollte glaubwürdig sein und sinnlich geschildert 
werden.

4. Der Text sollte sich flüssig lesen lassen, und die gewählten Stil-
mittel sollten zum Text passen.

5. Der Leser sollte einer Figur nahe sein und ihre Gefühle intensiv 
spüren, der Blickwinkel der Figur sollte mit steigender Spannung 
schrumpfen (Tunnelblick).

6. Der Text sollte ahnen lassen, das da noch etwas kommt - aber nicht, 
was (die Ruhe vor dem Sturm).

Diese sechs Punkte stammen aus Andreas Eschbachs "Spannungslupe", die 
er auf dem Seminar vorgestellt hat. Seht sie euch an, prüft eure Texte 
anhand dieser sechs Kriterien, wenn ihr sie spannender machen wollt.

Also doch Regeln? Jein. Kein Text wird alle diese Regeln erfüllen. 
Seht euch Szenen in Pageturnern an, die ihr spannend findet. Welche 
Punkte werden dort genau erfüllt, welche nicht?

Und wie in der Medizin der alte Satz gilt: "Wer heilt, hat recht", 
gilt für die Spannung: "Wer fesselt, ist spannend." Der Autor darf al-
les - solange er den Leser fesselt.


          Zur Übung alles falsch machen

Nehmt eine spannende Szene aus einem eurer Texte, und verwandelt diese 
Szene in eine langweilige. Gebt euch jede Mühe, alles zu vermeiden, 
was auch nur entfernt nach Spannung riecht. Dann legt beide Texte an-
deren vor (ohne zu verraten, was ihr für spannend haltet). Oft ist es 
erstaunlich, was dabei herauskommt. Die Kritiker finden manche Teile 
der unspannenden Szene spannender als das Original.

Warum? Einmal verbessern sich Texte durchs Überarbeiten, selbst wenn 
der Autor sie verschlimmbessern wollte. Oft aber versuchen sich Auto-
ren sklavisch an Regeln zu halten und übertreiben dabei. Beschreibun-
gen machen Texte langweilig, steht in jedem Schreibratgeber. Und 
prompt werden alle Beschreibungen gestrichen. Natürlich machen viele 
Beschreibungen einen Text langweilig. Aber Beschreibungen, die dem Le-
ser helfen, sich zu orientieren, die ihm zeigen, wo er ist und was 
passiert, sind nötig. Viele Texte sind unspannend, weil sie mit Be-
schreibungen überfrachtet sind, aber Texte fortgeschrittener Autoren 
sind oft unspannend, weil Beschreibungen fehlen, der Leser nicht weiß, 
wo er ist und was passiert, sich also nicht orientieren kann.

Oder der Autor versucht, literarisch zu schreiben. Der Zensor in sei-
nem Kopf lässt ihn sofort alles streichen, quatscht ihm ständig dazwi-
schen. Sagt ihm, du sollst keine Adjektive verwenden, du sollst keine 
Beschreibungen verwenden, du sollst ...

Oder dem Autor fehlen Alternativen. Wer nur einen Hammer hat, sieht 
überall Nägel. Der Autor schreibt immer gleich, die Kameraeinstellung 
ändert sich nicht.

Oder der Autor versucht, Spannung durch möglichst viel Action zu er-
zeugen. Auch dort wäre weniger mehr. Besser nur eine Verfolgungsjagd, 
die die Spannung langsam aufbaut, dem Leser erlaubt, sich mit den Per-
sonen zu identifizieren oder sie zu hassen, als ständige Crashs mit 
brennenden Autos und Leichen, für die sich kein Leser interessiert.

Oder der Roman soll durch Tempo Spannung erzeugen. Aber Spannung heißt 
nicht Tempo - ganz besonders nicht gleichförmiges Tempo -, im Gegen-
teil, oft erhöht es die Spannung, wenn der Autor das Tempo drosselt. 
Denkt an einen Film, die Hauptperson liegt am Boden, sieht den Stiefel 
auf sich zukommen, der Sand in den Profilrillen und ein zerquetschter 
Käfer, und dann trifft der Stiefel sie im Gesicht, und alles wird 
schwarz.

Eins werdet ihr jedenfalls feststellen: Bei Texten anderer Autoren 
seht ihr sofort, welche Texte ihr als spannend empfindet, bei den ei-
genen tut man sich viel schwerer.



          Die Kameraeinstellung

In jedem Schreibbuch findet ihr die verschiedenen Perspektiven. Ich-
Erzähler, Erzähler dritte Person, auktoriale Erzählung. Vergessen wird 
die Kameraperspektive. 

Wie beim Film könnt ihr die Totale wählen, die große Übersicht, die 
Halbtotale, die Nähe und ganz nah. Das entspricht nicht der Erzählper-
spektive, dem "point of view". Auch ein Ich-Erzähler kann eine "Tota-
le" als Kameraeinstellung haben. 

Der Held erreicht die Bergkuppe und sieht die lang gesuchte goldene 
Stadt vor sich im Tal. Er sieht den Fluss, die Boote, die darauf fah-
ren, die Felder, die gerade abgeerntet werden, die Ochsenkarren, die 
zum Markt durch die Stadttore fahren, die Kathedrale, deren Turm aus 
dem Häusermeer hervorragt, die Berge im Hintergrund, von denen einige 
verschneit sind. Kameraeinstellung: Totale.

Natürlich kann der Autor nichts beschreiben, was der Ich-Erzähler 
nicht sehen kann. Aber die Kamera seiner Erzählung kann durchaus die 
Totale zeigen.

Der Ich-Erzähler erreicht die Bergkuppe und steht einem wilden Stier 
gegenüber. Er sieht die massige Gestalt, das graue Fell und als der 
Stier auf ihn zustürmt, nur noch die spitzen Hörner. Die Kamera ist 
auf nah, der Ich-Erzähler nimmt außer dem Stier nichts mehr wahr, und 
wenn der losstürmt, hat der Ich-Erzähler den Tunnelblick, sieht nur 
noch die spitzen Hörner.

Was uns auf einen weiteren Punkt bringt: Die Spannung in einem Roman 
wie in einer Szene sollte einen Bogen bilden, sie sollte sich langsam 
aufbauen, den Höhepunkt erreichen und dann auslaufen. Je näher dieser 
Höhepunkt kommt, desto näher kommt auch die Kamera, desto enger wird 
der Winkel, desto mehr wird eure Romanfigur den "Tunnelblick" bekom-
men, nur noch das wahrnehmen, was wichtig ist.

Vielleicht erreicht der Held die Bergkuppe, sieht die lang gesuchte 
goldene Stadt vor sich, betrachtet die Landschaft und die Stadt, geht 
langsam den Weg hinab, nimmt immer noch viel wahr, aber nicht mehr al-
les, da ist ein Hohlweg, der die Sicht einschränkt, und da springt ein 
Räuber hinter einem Baum hervor. Wenn der Autor alles in der Totale 
schildert, wird es vermutlich nicht spannend. 

Deshalb sollte man alle Möglichkeiten beherrschen. Nehmt euch einen 
Absatz eines eurer Texte vor und schildert ihn aus der Totalen, aus 
der Halbtotalen, aus der Nähe und ganz nah, direkt aus der Person. Und 
denkt daran, es nützt nichts, wenn ihr alles über Spannung lest, ihr 
müsst es an eigenen Texten proben. Stellt euch beim Schreiben vor, ihr 
schaut durch eine Kamera. Wann ist die Totale angesagt? Wann die Halb-
totale? Wann zoomt die Kamera auf einen Punkt zu oder auf die Gedanken 
des Protagonisten? Schreiben lernt man durch Schreiben.


         Orientierung

Ein Text kann auch Orientierungen enthalten, die entweder in die Ver-
gangenheit zeigen oder in die Zukunft. Die Vergangenheit wäre ein 
kleiner Flashback, die Zukunft eine Andeutung, die auf etwas verweist, 
das noch passieren kann (aber nicht notwendigerweise muss).

- Legolas erreichte die Hügelkuppe, sah unter sich die goldene Stadt. 
Dort würde er endlich das Rasiermesser finden, das immer scharf blieb, 
das nie geschliffen werden musste. (Zukunftsorientierung)

- Legolas erreichte die Hügelkuppe, sah die goldene Stadt. Er zog sei-
ne Pistole, kontrollierte, ob sie geladen war, wie man ihm im Training 
immer eingeschärft hatte. Janosch, sein Ausbilder, wäre stolz auf ihn 
gewesen. Er erinnerte sich an die Falten des alten Mannes und wie gut 
er trotz seines Alters den Degen zu führen verstand. (Vergangenheits-
orientierung)


Versucht mal eure Beispiele mit einer Zukunfts- bzw. Vergangenheits-
orientierung zu versehen.


          Trivialliteratur

Heftserien werden von "richtigen" Autoren oft belächelt. Triviallite-
ratur ist das, Schund, und nur Primitivlinge lesen so was, die nicht 
fähig sind, einem anspruchsvollen Text zu folgen.

Kauft euch einmal ein John-Sinclair-Heft ("der Geisterjäger") oder an-
dere Heftromane. Ihr werdet sicher eine Menge Stilblüten finden. Doch 
bevor ihr laut herauslacht, versucht einmal selbst einen derartigen 
Text zu schreiben und vor allem spannend zu schreiben. Triviallitera-
tur zu schreiben ist keineswegs trivial. Spannung ist hier das A und 
O. Wenn ihr so spannend wie diese Autoren schreiben könnt, dürft ihr 
über sie lachen. Vorher nicht.

Möglicherweise werden nicht alle sechs Anforderungen an Spannung er-
füllt, vor allem an der Glaubwürdigkeit fehlt es oft. Aber es gibt 
Tausende, die diese Hefte lesen, weil sie spannend sind, und diese Le-
ser sind weder blöd noch ungebildet. Im Dialog fehlen "sagte X", "sag-
te Y", und trotzdem können die Leser genau verfolgen, wer was sagt. 
Die Autoren trauen sich Dinge zu schreiben, die ein Autor mit litera-
rischen Ambitionen nicht mal zu denken wagt. 

In den dreißiger Jahren gab es das bekannte Krimiheft "Black Mask". 
Dort haben Dashiell Hammett, Raymond Chandler und manch anderer ge-
lernt, spannend zu schreiben. Für die amerikanische Literatur hat der 
Herausgeber dieses "Schundhefts" mehr getan als sämtliche Literatur-
wissenschaftler, die darüber die Nase rümpften.


          Spannend schreiben ist schnell schreiben

Mitreißende Romane sind oft schnell geschrieben worden. Simenon konnte 
einen Roman in elf Tagen schreiben, Stephan King sagt, dass er für 
seine - wesentlich unfangreicheren - Texte nie mehr als drei Monate 
braucht, weil er sonst den Text verliert. Die Autoren tauchen in ihre 
Figuren ein, sie sind die Figuren, handeln wie diese (Simenon soll 
seine Frau einmal in einer solchen Phase geohrfeigt haben). Konsalik 
war bekannt dafür, dass er seine Romane "herunterhaute" - und die Ü-
berarbeitung seiner Lektorin überließ. Offenbar gibt es Autoren, die 
entweder kein Sprachgefühl haben oder denen es egal ist - und die den-
noch spannend erzählen können.

Die Dynamik des Schreibens fördert die Spannung. Während dieser "wahn-
haften" Phase ist der innere Lektor ausgesperrt. Er darf später korri-
gieren. Ob gutes oder schlechtes Deutsch spielt jetzt keine Rolle, 
jetzt geht es um die Figuren und ihre Geschichten. Mancher Autor gibt 
solche Schreibergüsse unkorrigiert im Verlag ab, und die geplagten 
Lektoren müssen sehen, wie sie sie in lesbares Deutsch übertragen. 
Spannend sind diese Texte dennoch - bzw. gerade deswegen. 

Schreiben ist Telepathie, der Autor überträgt seine Gedanken auf den 
Leser. Ein spannendes Buch ist oft eine milde Hypnose, eine Verfüh-
rung, der Leser verlässt das Hier und Jetzt, taucht ganz in eine ande-
re Welt ein.

Ist also alles, was den Autoren immer gepredigt wird, Quatsch? Ist ein 
guter Text immer ein Rausch, ein Musenkuss, der den Autor überfällt, 
ihn zwingt, seinen Text auszukotzen? Liegt hier der Grund für den Ge-
niekult in der Literatur? Haben all die Schreibregeln nur den Sinn, 
die Autoren einzuengen, ihre Genialität abzutöten?

Nein. Simenon hatte vorher über Figuren und Orte nachgedacht, Pläne 
gezeichnet: "Wenn ein Zimmer da ist, muss ich wissen, wo die Tür ist." 
Die Handlung entwickelte sich aber erst während des Schreibens aus den 
Figuren, aus der Fragestellung: "Was wäre, wenn?" Und natürlich kam 
"nach dem Rausch" die Zeit, in der korrigiert wurde.

Doch so nützlich der innere Lektor ist, um den Text zu verbessern, es 
gibt eine Phase, da muss er schweigen: Wenn der Autor den ersten Ent-
wurf fertig stellt. Alles zu seiner Zeit. Hinterher darf er wieder das 
Maul aufreißen, die Kommata korrigieren, die Unstimmigkeiten beseiti-
gen.


          Originalität

Originalität verkauft sich schlecht, sagen die Verlagskaufleute, die 
Leser wollen die gleiche Geschichte immer und immer wieder hören. Li-
teratur ist oft experimentell, und Experimente haben es an sich, dass 
sie meist schief gehen. "Romeo und Julia" hat mit John Sinclair, dem 
Geisterjäger, eines gemeinsam: Die Geschichte wiederholt sich immer 
wieder, ständig werden neue Versionen auf den Markt geworfen, und vie-
le davon verkaufen sich gut.

Vielleicht liegt es aber nicht an der Originalität, sondern daran, 
dass sie so selten ist? Wie viele Texte sind originell? Wie viele sind 
einfach nur fehlgeschlagene Experimente? Vielleicht sollten Autoren 
sich fragen, ob das, was sie für originell halten, einfach ein altbe-
kannter Spannungskiller ist? Sex in ungewaschenen langen Unterhosen 
mag originell scheinen, besonders erotisch waren diese "Liebestöter" 
aber schon vor hundert Jahren nicht.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen betreibt zusammen mit Judith Tepesch die Schreib-
werkstatt "Textkrafttraining" (http://www.roentgen-
software.de/sws/sws.htm), ist Mitglied der Phoenix-Schreibgruppe 
(http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt 
phantastische Geschichten (http://www.roentgen-
software.de/eigen/eigen.html) und Computerprogramme.


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INTERVIEW:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


         "Auch Lektoren haben ihre Vorlieben oder Abneigungen"
                     Interview mit Friedel Wahren


Friedel Wahren war lange Lektorin bei Heyne und hat dort die Fantasy 
betreut. Seit neuestem ist sie beim Piper Verlag 
(http://www.piper.de), der eine neue Fantasy-Reihe aufbaut.


Hans Peter Röntgen: Friedel Wahren, Sie betreuen bei Piper die Fanta-
sy. Welche Pläne hat Piper in diesem Bereich?

Friedel Wahren: Im Zuge des Verkaufs des Stuttgarter Kinderbuchverlags 
Thienemann kam auch der Weitbrecht Verlag zu Piper. Das Programm des 
Weitbrecht Verlags war bunt gemischt, das Schwergewicht lag aber immer 
auf phantastischer Literatur. Und aus dem phantastischen Programmseg-
ment des Weitbrecht Verlags ging PIPER FANTASY hervor. Autoren wie Mi-
chael Ende, Hans Bemmann ("Stein und Flöte") und Wolfgang Hohlbein ge-
langten so zu Piper, aber auch einige unveröffentlichte Romane, die 
sozusagen schon auf mich warteten, als ich am 2. Januar 2002 in der 
Münchner Georgenstraße anfing. Zusammen mit dem Verleger Viktor Nie-
mann, den maßgeblichen Kolleginnen und Kollegen aus der Verkaufs-, der 
Presse- und der Werbeabteilung sowie der technischen Abteilung began-
nen wir mit dem Aufbau eines Herbst-Programms, das mit 5 Hardcover-
Titeln startete, u .a. mit dem ersten Roman eines großen Fantasy-
Zyklus der australischen Bestseller-Autorin Sara Douglass: "Die Ster-
nenbraut". Ab Sommer 2003 kommen dann pro Halbjahr 12 Taschenbuchtitel 
für die Serie Piper dazu, im Herbst 6 Hardcover, und so geht es von 
Halbjahresprogramm zu Halbjahresprogramm weiter - und wie es scheint, 
auf Anhieb mit Erfolg. 


HPR: Piper plant auch, deutsche Fantasy-Autoren ins Programm zu neh-
men. Wie kommen Sie an deutsche Autoren? Durch eingesandte Manuskrip-
te, durch Empfehlungen arrivierter Autoren, durch Agenten, oder lesen 
Sie Fanzines und entdecken dort neue Talente?

FW: Alle diese Quellen kommen in Frage und können zum Erfolg führen. 
Wöchentlich erhält das Piper-Fantasy-Lektorat etwa 5 bis 10 unaufge-
fordert eingesandte Manuskripte, die kurz überflogen oder gründlich 
geprüft werden - je nachdem, ob der erste Eindruck negativ oder posi-
tiv ist. Manchmal empfehlen etablierte Autoren wie z. B. Hans Bemmann, 
der sich intensiv um begabte Nachwuchsautorinnen und -autoren bemüht, 
eine junge Kollegin oder einen Kollegen und deren Erstlingswerke. A-
genturen, die auf Fantasy spezialisiert sind, wie Thomas Schlück oder 
die Fritz AG in Zürich, schicken Prüfungsexemplare, vor allem aus dem 
angloamerikanischen Sprachraum. Und natürlich lese ich monatlich die 
amerikanischen Fachzeitschriften, z. B. "Locus" und "Realms of Fanta-
sy", das deutsche Magazin "Nautilus" usw. Und über jeden dieser Kanäle 
wurden schon viel versprechende Texte ausfindig gemacht. Als erfolg-
reichstes Beispiel sei hier die Autorin Monika Felten genannt, die mit 
ihrem Debütroman "Elfenfeuer" (noch bei Weitbrecht erschienen) auf An-
hieb eine große Leserschaft begeisterte und mit ihrem Folgeroman "Die 
Macht des Elfenfeuers" bei Piper sehr erfolgreich ist. Monika Felten 
schreibt gerade den dritten Roman, der im Frühjahr 2004 erscheinen und 
ihre Trilogie aus dem Reich der Elfen abschließen wird. Frau Feltens 
"Elfenfeuer" war einer jener Glücksfälle, von denen jeder Lektor 
träumt: Sie schickte den Roman als unaufgefordert eingesandtes Manu-
skript, er wurde gelesen, für gut befunden - und eine Erfolgsautorin 
war geboren. Solche Zufallstreffer sind leider rar.


HPR: Früher waren Fantasy und SF fest in den Händen angloamerikani-
scher Autoren. Woran lag das? Konnten deutsche Autoren keine Spannung 
aufbauen, keine guten Geschichten erzählen? Misstrauten die Leser 
deutschen Autoren? Oder hatten die Lektoren so viele schlechten Manu-
skripte deutscher Autoren gesehen, dass sie jede Hoffnung hatten fah-
ren lassen?

FW: Amerikanisches Lesefutter war in. Schließlich ist die Fantasy, wie 
wir sie kennen, ein Kind der 1970er Jahre und kommt aus den USA, nach-
dem Tolkiens "Herr der Ringe" dort - zur Zeit der Flower-Power-
Bewegung - als Taschenbuch einen überwältigen Erfolg hatte. Das prägte 
die Lesegewohnheiten und das Kaufverhalten. Die eingefleischten Fanta-
sy-Käufer kamen in ihre Stammbuchhandlung und verlangten nach ihrer 
Lieblingslektüre, angloamerikanischer Fantasy - und die Buchhändler 
stellten sich darauf ein und orderten der Nachfrage entsprechend, wäh-
rend die wenigen deutschsprachigen Fantasy-Romane ins Hintertreffen 
gerieten. Deutsche Fantasy-Autoren waren einfach nicht so gefragt, man 
kaufte buchstäblich nach dem Namen (was einige deutsche Autoren zu der 
Notlösung trieb, sich ein englisch klingendes Pseudonym zuzulegen). 

Eine Ausnahme bildete das Werk von Michael Ende, der weit über die 
Grenzen des phantastischen Genres hinaus als Vertreter der Mainstream-
Literatur bekannt war. Erst Autoren wie Wolfgang Hohlbein und Andreas 
Eschbach haben gezeigt, dass auch deutsche Autoren zu verkaufen sind. 
Und inzwischen geht der Trend der deutschsprachigen Fantasy eindeutig 
aufwärts. 

Auch bei Piper wird dieser Entwicklung Rechnung getragen - mit dem 
wohl größten Fantasy-Projekt, das je gestartet wurde: der "Gezeiten-
welt", einem auf 12 Bände angelegten Zyklus, für den Bernhard Hennen, 
Hadmar von Wieser, Thomas Finn und Karl-Heinz Witzko je drei Romane 
schreiben. Zusammen mit Geologen, Biologen, Anthropologen und Geopyh-
sikern entwarfen die vier Autoren eine wunderträchtige Fantasy-Welt 
auf naturwissenschaftlicher Basis, in der die Helden der Gezeitenwelt 
ihre Abenteuer erleben. Der erste Roman, "Der Wahrträumer" von Bern-
hard Hennen, ist bereits erschienen und verkauft sich erfolgreich. In 
Kürze folgt der zweite Roman, "Himmlisches Feuer" von Hadmar von Wie-
ser. Ein deutsches Fantasy-Projekt mit dem Zeug zur Kultserie! 


HPR: Viele Autoren senden Texte an Verlage, bevor sie überhaupt so 
weit sind, veröffentlichungsreif zu schreiben, und vergeuden so viel 
Zeit und Porto. Was sollte ein Autor tun, bevor er überhaupt einen 
Text an Verlage schickt? Wie kann er feststellen, ob der Text veröf-
fentlichungsreif ist?

FW: Wenn er selbst nach sorgfältigster Überarbeitung zufrieden ist. 
Dann sollte er sein Manuskript an alle jene Verlage schicken, die - 
beispielsweise - Fantasy im Programm haben, also Klett-Cotta, Piper, 
Heyne, Krüger etc. Er kann sich auch einen literarischen Agenten su-
chen, der berät und weiß, welcher Text welchen Verlagen angeboten wer-
den sollte, der bei den Verlagen bekannt ist und der mit dem jungen 
Autor gegebenenfalls an dem Text arbeitet, bevor er offiziell angebo-
ten wird. Aber Vorsicht ist geboten: Man sollte sich schon genau er-
kundigen, bevor man sich für einen bestimmten Literaturagenten ent-
scheidet. Es gibt da gelegentlich auch schwarze Schafe, die viel ver-
sprechen und wenig halten. [Eine kommentierte Agentenliste mit Hinwei-
sen, wie seriöse von unseriösen Agenturen zu unterscheiden sind, fin-
det sich unter: 
http://home.t-online.de/home/coroner/litag.html, HPR] Manchmal - wie 
im Fall von Monika Felten - finden Autor und Verlag auch ohne Agentur-
vermittlung zueinander, dann nämlich, wenn Angebot und Nachfrage sozu-
sagen aufeinander treffen und der richtige Stoff zur richtigen Zeit an 
den richtigen Verlag gerät. Eine Sternstunde für alle Beteiligten!


HPR: Petra Hammesfahr hat sieben Romane geschrieben, bevor ihr erster 
veröffentlicht wurde, J. K. Rowlings ebenfalls mehrere vor ihrem Welt-
erfolg Harry Potter, auch die Autoren im Tempest, gleich ob Andreas 
Eschbach oder Alexander Wichert, berichten von mehreren Romantexten 
vor der ersten Veröffentlichung. Entspricht das auch Ihrer Erfahrung 
mit Autoren? Was könnte dafür der Grund sein? Dass die Verlage in der 
Flut der Manuskripte die Perlen nicht mehr finden können? Dass ein Au-
tor mehrere lange Texte geschrieben haben muss, bevor er so weit ist, 
einen Roman zu veröffentlichen?

FW: Umberto Ecos "Name der Rose" wurde als zu schwierig verworfen, 
"Die Asche meiner Mutter" landete als "Irlandkitsch" auf dem Ableh-
nungsstapel. Ebenso erging es Yann Martels "Schiffbruch mit Tiger" 
(jetzt auf Rang 6 bei amazon.de!) und Robert Schneiders "Schlafes Bru-
der". Die Liste ließe sich endlos weiterführen. Die Gründe sind viel-
fältig. Oft verschwinden "Perlen" tatsächlich im Wust der Einsendun-
gen, man kann ihnen nicht die nötige Zeit widmen, um ihre Vorzüge zu 
erkennen, und das Manuskript rutscht einfach durch. Oder man ver-
schätzt sich im Publikumsgeschmack, im Trend, hält etwas für nicht 
mehr aktuell - und dann wird es anderswo ein Bestseller. Auch Lektoren 
haben ihre Vorlieben oder Abneigungen, beweisen Weitsicht oder sind 
blind für die Vorzüge potenzieller Bestseller ... Ich glaube, jeder 
Verlag, jeder Agent, jeder Lektor leckt da heimlich diese und jene 
Wunde. Und manchmal dauert es Jahre, bis ein talentierter Autor ent-
deckt wird - oder sein Werk fristet für immer ein Schubladendasein. 
Also auch hier spielt der Zufall eine große Rolle, aber wer von seinem 
Talent überzeugt ist, sein Handwerk beherrscht und genügend Standver-
mögen besitzt, sollte die Hoffnung nicht aufgeben. Die Erfolgsstorys 
mancher Bücher machen doch auch wieder Mut!


HPR: Macht es Sinn, in einem Verlag erst einmal anzurufen, um festzu-
stellen, ob überhaupt Interesse an einem Text besteht und an wen man 
den Text senden soll?

FW:  Da rate ich eher ab, denn kein Lektor wird sich am Telefon über 
ein Projekt unterhalten, das er nicht kennt. Der Text selbst muss ge-
prüft werden. Man sollte das gesamte Manuskript einsenden oder - bei 
sehr umfangreichen Texten - zumindest große Teile davon. Mit kurzem 
Anschreiben und einem kurzen Exposé.


HPR: Was ist Ihr häufigste Ablehnungsgrund für Texte, von formalen 
Fehlern (passt nicht in das Verlagsprogramm) mal abgesehen?

FW: Schlechtes Deutsch, langweilige und voraussehbare Handlung, unbe-
holfener Stil, klischeehafte Charakterisierungen. Wenn gesagt wird, 
der Text passe nicht in das Verlagsprogramm, so ist das oft eine höf-
liche Umschreibung für "Lassen Sie’s besser, Bücher schreiben zu wol-
len. Es ist hoffnungslos."


HPR: Wie sollten eingesandte Texte aussehen? Mit komplettem Manu-
skript? Oder nur die ersten zehn Seiten? Mit oder ohne Exposé? 

FW: Als unbekannter Autor hat man nur mit einem kompletten Manuskript 
Aussicht, wahrgenommen zu werden. Ein Exposé zusätzlich ist immer gut. 
Meist hat ein Lektor wenigstens so viel Zeit, diese wenigen Seiten zu 
lesen, und im besten Fall könnte er darüber neugierig werden. 


HPR: Was soll eigentlich in einem Exposé drinstehen, was können oder 
wollen Sie einem Exposé zu einem Text entnehmen?

FW: Idee, Inhalt, Aufbau, Protagonisten - kurz und bündig. Und eventu-
ell etwas über den Autor, seine literarischen Vorbilder. 


HPR: Wenn ein Text angenommen wird, wie viel Arbeit steht dann für Au-
tor und Lektor noch ins Haus? Oder nehmen Sie nur Texte, die so, wie 
sie sind, in Druck gehen können?

FW: Perfekt druckfertige Manuskripte sind mir in den letzten 25 Jahren 
nicht unter die Augen gekommen, aber schon sehr professionelle. Meist 
ist die Überarbeitung eines Textes mit großem Zeit- und Kraftaufwand 
verbunden, oft in enger Zusammenarbeit mit dem Autor. Manchmal kommt 
es dabei erst nach längeren Diskussionen zu nützlichen Kompromissen - 
die immer dem Buch zugute kommen sollten. Der Lektor macht Änderungs-
vorschläge bezüglich des Aufbaus, des Stils, einzelner Formulierungen. 
Er sollte im besten Fall beides sein: Kritiker und Vertrauter des Au-
tors. Und bevor das Manuskript in Satz geht, wird es noch einmal satz-
fertig bearbeitet, bis hin zur Überprüfung von Orthographie und Inter-
punktion. 


HPR: Was halten Sie von Literaturagenten? Welche Erfahrungen haben Sie 
damit gemacht?

FW: Wie schon gesagt: Vorausgesetzt, ein Agent ist kompetent, d. h., 
er kennt sich auf dem Literaturgebiet aus, weiß, welcher Verlag sich 
für einen bestimmten Text interessieren könnte, weil es ins Programm 
passt, kann er dem Autor nützlich sein. Und die Lektoren müssen ihn 
kennen und als zuverlässigen Manuskript-Lieferanten schätzen. So habe 
ich es zumindest in dem Genre erlebt, in dem ich Erfahrungen sammeln 
konnte: in der Sciencefiction und Fantasy.


HPR: Glauben Sie, dass man durch Schreibworkshops schreiben lernen o-
der sich verbessern kann? Nützen Bücher über das Schreiben - Zweitau-
sendeins beispielsweise hat ja mittlerweile eine ganze Reihe davon? 
Können Autorengruppen im Internet hilfreich sein, in denen die Autoren 
sich gegenseitig intensiv mit ihren Texten auseinander setzen?

FW: Ja, auf jeden Fall. Schreiben erfordert nicht nur Begabung, 
Sprachgefühl und Phantasie, es ist darüber hinaus ein Handwerk, das 
man beherrschen lernen muss. Hierzulande rangiert das handwerkliche 
Rüstzeug oft noch an nachgeordneter Stelle, im angloamerikanischen 
Sprachraum ist es Voraussetzung für jede literarische Publikation.


HPR: Wer gerne Fußball spielt, fängt vielleicht in der Kreisklasse an, 
besucht Trainingslager, spielt irgendwann in der Landesliga und hofft, 
dass er, wenn er intensiv genug trainiert und genügend Talent hat, 
einmal in der Bundesliga landen wird. Beim Schreiben gibt es diese 
Hierarchie nicht, da wollen alle gleich bei Bertelsmann oder Piper 
veröffentlichen. Glauben Sie, in den USA ist dies anders? Gibt es dort 
wegen der vielen Creative-Writing-Seminare eher die Möglichkeit, durch 
entsprechendes Training langsam immer besser zu werden?

FW: Auch in den USA wollen alle gleich bei HarperCollins oder Tor pub-
lizieren. Creative-Writing-Seminare werden von erfahrenen Autoren ge-
leitet, die geben Empfehlungen, reichen Autoren an Lektoren weiter. 
Das ist für einen Anfänger von entscheidender Bedeutung. 


HPR: Bertelsmann hat in München zusammen mit der Uni die Schreibwerk-
statt Manuskriptum initiiert. Im Studienjahr 2003/2004 leitet die Pi-
per-Cheflektorin Tanja Graf zusammen mit Sten Nadolny Manuskriptum. 
Planen Sie auch in Zukunft Schreibwerkstätten, vielleicht mit anderen 
Universitäten? Glauben Sie, dass Verlage und Universitäten der Ausbil-
dung von Schriftstellern in Zukunft mehr Aufmerksamkeit widmen werden? 

FW: Die Schreibwerkstätte Manuskriptum, die von der Piper-Cheflektorin 
Tanja Graf geleitet wird, wird von der Ludwig-Maximilian-Universität 
veranstaltet - der Piper Verlag selbst hat damit nichts zu tun. Aber 
es ist zweifellos eine hervorragende Einrichtung, die noch mehr Schule 
machen sollte.


HPR: Was würden Sie einem Nachwuchsautor als wichtigsten Rat ans Herz 
legen?

FW: Die erste Veröffentlichung sollte kein Flop werden, sonst ist der 
Autor rasch in der Versenkung verschwunden. Das heißt: sorgfältigst 
arbeiten (Dürrenmatt hat seine Texte bis zu zehnmal umgeschrieben, be-
vor er sie aus den Händen gab) und sorgfältig platzieren (lassen), d. 
h. im richtigen Verlag. Und das zweite und dritte Buch sollten so weit 
gediehen sein, dass sie spätestens in Jahresabstand folgen. Nur so 
schafft man es, von Buchhändlern und Lesern als Autor wahrgenommen zu 
werden. 


HPR: Eines Nachts wachen Sie auf, ein wunderschöner Merlin mit Zauber-
stab steht neben Ihrem Bett und sagt: "Liebe Friedel Wahren, Sie haben 
sich so tapfer mit Fantasy-Autoren herumgeschlagen, das soll belohnt 
werden. Sie haben einen Wunsch zur deutschen Fantasy frei." Was 
wünscht sich Friedel Wahren?

FW: In aller Bescheidenheit hätte ich nur einen Wunsch: einen deut-
schen J. R. R. Tolkien - der natürlich bei Piper verlegt würde. Von 
der gleichen genialen Machart und ein ebensolcher Erfolg wie "Der Herr 
der Ringe". Der Megaseller des beginnenden 21. Jahrhunderts! Dann 
könnte ich mich in Ruhe zurücklehnen und dem Erfolg seinen Lauf las-
sen. Und mich mal wieder in meine Lieblingsbücher vertiefen, in "Der 
Meister und Margarita" von Michail Bulgakow sowie die Fortsetzung des 
Romans, die sich genauso phantastisch-grotesk und witzig liest: "Teu-
fels Werk" von Witali Rutschinski. Eine Entdeckung aus dem Russland 
der Perestroika, ein Buch, dessen Rechte sich Piper sichern konnte und 
das im Herbst 2002 erschienen ist. Ein echtes literarisches Fundstück, 
über dessen Publikation wir uns hier im Hause alle freuen. 


HPR: Herzlichen Dank für das Gespräch.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen betreibt zusammen mit Judith Tepesch die Schreib-
werkstatt "Textkrafttraining" (http://www.roentgen-
software.de/sws/sws.htm), ist Mitglied der Phoenix-Schreibgruppe 
(http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt 
phantastische Geschichten (http://www.roentgen-
software.de/eigen/eigen.html) und Computerprogramme.


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INTERVIEW:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


                  "Täglich die Perspektive wechseln"
                       Interview mit Ute Hacker


Ute Hacker, bisher vor allem bekannt unter ihrem Krimipseudonym Billie 
Rubin, hat zwei Krimi-Anthologien herausgegeben, die beide im April 
erschienen sind: Bayerisches Mordkompott beim Leda Verlag, Leer, und 
Tatort München bei Vertigo, München. Außerdem ist sie die Tempest-
Expertin für Schreibgruppen und Schreibhandwerk. Mehr über sie auf ih-
rer Homepage http://www.billierubin.de.


Ursula Schmid-Spreer: Wie bist du zum Tempest gekommen? 

Ute Hacker: Vermutlich über 25 Ecken. Offen gestanden, ich weiß es 
nicht mehr. Ich weiß jedoch, dass ich von Anfang an begeistert war, 
dass es so ein Magazin endlich auch in Deutschland gibt, denn bis da-
hin musste ich mit den englischsprachigen leben, die es jetzt alle 
nicht mehr gibt. Sie waren nicht schlecht, aber nicht auf den deutsch-
sprachigen Raum ausgerichtet. Und der ist für mich natürlich vorrangig 
und wichtig, auch wenn ich ab und zu englisch schreibe.


USS: Du bist Expertin für Schreibgruppen und Schreibhandwerk. Was qua-
lifiziert dich dafür?

UH: Das mit den Schreibgruppen hat sich so ergeben nach meiner Arti-
kelserie "Wie gründe ich eine Schreibgruppe?" Es kamen daraufhin viele 
Anfragen, Gabi ernannte mich dann gleich zur Expertin. Nach einer Wei-
le kamen dann auch Fragen zu Dialoggestaltung, stimmigen Figuren, kann 
man das Schreiben erlernen etc. Nach Rücksprache mit der Tempest-
Redaktion habe ich mich bereit erklärt, auch das Gebiet Schreibhand-
werk zu übernehmen. Fragen, die ich nicht beantworten kann, schicke 
ich an die Redaktion, die dann versucht, den Experten dafür zu finden.


USS: Welches sind die am häufigsten gestellten Fragen beim Schreib-
handwerk? Kannst du jede Frage beantworten, die gestellt wird?

UH: Die häufigsten Fragen beziehen sich auf die Suche nach dem richti-
gen Verlag. Aber es kommen auch sehr viele konkrete Fragen wie eben z. 
B. die nach einem guten Dialog. Manche schicken auch ungefragt Texte, 
die ich aber nicht lesen oder bewerten kann, da mir die Zeit dazu 
fehlt.
 
Die meisten Fragen kann ich wohl beantworten; ob es den Fragern auch 
hilft, steht auf einem anderen Blatt. Ich bekomme aber auch häufig ein 
Feedback, und wenn’s nur ein einfaches "danke" ist. Das freut mich. 
Und manchmal ergibt sich auch eine richtige Unterhaltung daraus. Man-
che Fragen zwingen mich auch nachzuforschen. Da lerne ich dann auch 
etwas dabei.


USS: Du hast eine eigene Schreibgruppe (die Autorinnengruppe München, 
kurz AGM) gegründet. Warum hast du das jetzt aufgegeben? Zeitliche 
Gründe?

UH: Habe ich nicht. Ich leite sie nur nicht mehr, da mir das aus Zeit-
gründen zu viel wurde (an der Leiterin der Gruppe hängt sehr viel Or-
ganisatorisches). Ich bin nach wie vor ein sehr aktives Mitglied der 
Gruppe.


USS: Wird in solchen Schreibgruppen effektiv gearbeitet oder mehr "ge-
ratscht?" und zum hundertsten Mal diskutiert, wie man einen Verlag 
findet?

UH: In den Anfängen ja. In den ersten Jahren ging es auch vor allem um 
solche Fragen. Und es gab auch mal Tage, wo einfach nichts ging, weil 
ausgerechnet an diesem Tag zum ersten Mal seit Wochen die Sonne schien 
und alle nur raus wollten. 

Die Gruppe hat sich im Laufe der Jahre verändert; es sind jetzt nur 
noch Frauen dabei, die wirklich ernsthaft schreiben wollen. Und seit-
her wird auch effektiv gearbeitet. Wir treffen uns zur Zeit eh nur al-
le zwei Monate für einen Tag, da muss die wenige gemeinsame Zeit gut 
genutzt werden. Allerdings stehen wir zwischen den Treffen per E-Mail 
in Kontakt.


USS: Du bist am Austausch mit anderen AutorInnen interessiert. Was 
machst du konkret dafür?

UH: Ich bin Mitglied in verschiedenen Gruppen: in der Autorinnengruppe 
München, von mir selbst 1997 gegründet; im International Online 
Cluster, einer englischsprachigen Schreibgruppe; seit kurzem auch in 
der KiBuLi, einer Gruppe mit Kinderbuchautoren. Darüber hinaus stehe 
ich in mehr oder weniger regelmäßigem E-Mail-Kontakt mit einzelnen Au-
torInnen. Und dann sind da natürlich noch die Workshops, bei denen 
sich auch über die Hausaufgaben hinaus ein enger Kontakt ergibt. Oft-
mals entwickelt sich auch aus einer Frage an mich als Expertin eine 
längere Korrespondenz, die bisher jedoch nicht zu einem langfristigen 
Kontakt geführt hat. Man muss auch aufpassen, dass man nicht zu viel 
Zeit mit Korrespondenz verbringt, die man eigentlich fürs Schreiben 
bräuchte ...


USS: Du bist als Nürnbergerin nach München gezogen. Hast du dort mehr 
Möglichkeiten, deinen schriftstellerischen Neigungen nachzukommen?
UH: Ich bin wegen des Studiums nach München gezogen, nicht wegen des 
Schreibens. Ich wollte zwar schon immer Schriftstellerin werden, aber 
das war eher so, wie andere Astronaut werden wollen: mehr Traum als 
konkretes Ziel. Von der Gruppenarbeit mal abgesehen, ist Schreiben 
nach wie vor ein einsamer Beruf, den ich in Nürnberg genauso gut oder 
schlecht ausüben kann wie in München oder anderswo.


USS: Wie ist die Literaturszene in München?

UH: Gute Frage. Offen gestanden, halte ich mich aus der sogenannten 
Szene weitestgehend raus. Es mag ein böses Vorurteil sein, aber ich 
hatte und habe immer noch den Eindruck, dass die Szene vor allem von 
Pseudointellektuellen angeführt wird. Die Fülle des Angebots ist für 
mich häufig eher störend als anregend. In München einen Lesungstermin 
zu bekommen – noch dazu als relativ unbekannte Autorin – ist praktisch 
unmöglich. Die Arroganz, die einem da manchmal entgegenschlägt, ist 
schon einmalig. Aber zum Glück gibt es auch hier die berühmten Ausnah-
men.


USS: Gibt es Sponsoren, die auch mal Lesungen ausrichten?

UH: Nur bei Events wie der Criminale im vergangenen Jahr. Und ich weiß 
von den Kollegen, die sich um die Sponsoren gekümmert haben, dass es 
knochenharte Arbeit war. Es gibt eben so vieles in München, was man 
sponsern könnte, warum also ausgerechnet eine Lesung, zu der kaum Leu-
te kommen?


USS: Dein Traum ist wahrscheinlich, einmal ganz vom Schreiben zu le-
ben. Siehst du Chancen darin – nicht nur für dich – als "Freie(r)" zu 
arbeiten?

UH: Ja, früher oder später. Aber derzeit macht mir das Arbeiten Spaß – 
davon abgesehen, dass es die Rechnungen bezahlt. Und es tut mir gut, 
täglich die Perspektive wechseln zu müssen. Das löst so manchen Kno-
ten, den ich sonst womöglich tagelang im#Kopf herumtragen müsste. So 
belastet mich weder die Arbeit noch das Schreiben länger als ein paar 
Stunden ...


USS: Was machst du im Brotberuf? Und wie stehen deine KollegInnen zu 
deinen schriftstellerischen Aktivitäten?

UH: Ich arbeite als Halbtagssekretärin in der Finanzbranche. Es hat 
aber lange gedauert, bis ich diese Ideallösung hatte, denn es gibt 
nicht gerade ein Überangebot an gut bezahlten Halbtagsstellen. Die 
letzten fünf Jahre führten aber kontinuierlich in diese Richtung: we-
niger Arbeiten, mehr Zeit zum Schreiben.

Ich habe mich von Anfang an damit beworben, dass ich Autorin bin und 
deshalb einen Halbtagsjob suche (seltsamerweise wird es als Makel an-
gesehen, wenn man nur halbtags arbeiten will, obwohl man keine Kinder 
hat). Die KollegInnen sehen mich nicht als doofe Tippse, sondern be-
handeln mich mit Respekt. Eine interessante, wenn auch zwiespältige 
Erfahrung.


USS: Wann hast du entdeckt, dass Schreiben für dich einen wichtigen 
Stellenwert einnimmt?

UH: Mit fünfzehn. Da habe ich meinen ersten Roman geschrieben, grauen-
haft schmalziges Zeug. Ich habe mit Anfang zwanzig alles verbrannt, 
was ich vorher geschrieben hatte, inklusive Tagebücher. Das bereue ich 
heute, besonders, wenn ich an einem Jugendbuch arbeite. Aber wirklich 
wichtig – also quasi zum Überleben wichtig – wurde das Schreiben erst 
in den letzten fünf Jahren.


USS: Wie hast du angefangen?

UH: Wie gesagt, mit fünfzehn, mit einem Roman voller Kitsch und 
Schmalz. Die klassischen Teenagerträume. Während des Studiums habe ich 
mich als "Reporterin" versucht, es hat aber nur für die Fachschafts-
zeitung gereicht. Außerdem habe ich damals eine Theatergruppe gegrün-
det und Theaterstücke geschrieben, die nie aufgeführt wurden. Zu die-
ser Zeit hatte ich auch eine sehr intensive lyrische Phase. 

Dann kamen acht Jahre Pause, die ich mir ohne Zwang selbst auferlegt 
hatte. Im Nachhinein haben mir diese acht Jahre aber gut getan, denn 
ich habe Abstand zu dem ganzen Thema bekommen. Durch eine sehr gute 
Freundin in New York und einen Englischkurs bin ich dann wieder zum 
Schreiben gekommen. Und von da an ging’s stetig bergan: erste Veröf-
fentlichung, Gründung der AGM etc.


USS: Und wann hast du bemerkt, dass Krimis bei dir dominieren?

UH: Das hat sich so ergeben. Ich habe vorwiegend Krimis gelesen. Mein 
damaliger Job war so anstrengend, dass es für "Literatur" nicht mehr 
gereicht hat. Ich bin immer nach zwei Seiten eingeschlafen. Ich habe 
mich intensiver mit dem Thema Krimi beschäftigt, wurde Mitglied bei 
den Sisters in Crime und fing an, die erste Krimikurzgeschichte zu 
schreiben. Und prompt wurde sie veröffentlicht. Also wurde ich erst 
mal zur Krimiautorin. Aber mittlerweile schreibe ich auch in anderen 
Genres.


USS: Zwischen einem Krimi und einem Krimi gibt es ja Unterschiede. Was 
muss ein guter Krimi für dich haben, damit er dich fesselt?

UH: Was für jedes Buch gilt: überzeugende Charaktere, ein guter Plot, 
logische Handlung. Und ein guter Stil. Wenn das stimmt, ist es mir e-
gal, ob Krimi drauf steht oder nicht.


USS: Nach welchen Kriterien kann man bei den Sisters in Crime bzw. im 
Syndikat Mitglied werden?

UH: Bei den Sisters in Crime zählt nur die Liebe zum Krimi, ob nun als 
Autorin, Leserin oder Buchhändlerin, das ist egal. In Deutschland muss 
man allerdings mittlerweile weiblichen Geschlechts sein, um Mitglied 
werden zu können.

Beim Syndikat muss man mindestens eine Veröffentlichung im Krimibe-
reich vorweisen können. Dort findet man also nur echte AutorInnen. 
Buchhandlungen oder Verlage können das Syndikat jedoch als so genannte 
Amigos unterstützen.


USS: Warum hast du dir eigentlich Pseudonyme zugelegt? Was macht Bil-
lie Rubin, was Luisa Hartmann und was Ann E. Hacker?

UH: Da ich in unterschiedlichen Genres schreibe, will ich dem Leser 
schon durch den Namen signalisieren, was er erwarten kann. Wenn Billie 
Rubin drauf steht, 


ist

Krimi drin; Luisa Hartmann schreibt Kinderbücher, Ann E. Hacker den 
ganzen Rest, der nicht so glatt einzuordnen ist (z. B. Erotik, aber 
auch mal eine Familiengeschichte).


USS: Du hast vorhin Workshops für kreatives Schreiben erwähnt. Was 
fasziniert dich daran?

UH: Vor allem der Austausch mit anderen AutorInnen. Es gab bisher nur 
einen Workshop, bei dem ich wirklich etwas gelernt habe.


USS: An den Volkshochschulen werden solche Kurse angeboten; was ist 
der Unterschied zum herkömmlichen Schreibworkshop?

UH: Keine Ahnung. Ich habe nur zwei VHS-Kurse besucht und einen her-
kömmlichen, der aber so herkömmlich gar nicht war. Das war ein Ar-
beitswochenende mit James N. Frey, sehr intensiv, sehr anstrengend (da 
alles in Englisch ablief), aber sehr lehrreich. 


USS: Du gibst selbst Workshops. Wie kamst du auf die Idee?

UH: Das ergab sich aus dem Workshop mit James N. Frey. Ich habe jahre-
lang nur aus dem Bauch heraus geschrieben – und so gut wie immer für 
die Schublade. Vor allem bei längeren Projekten, also Romanen. Ich 
hatte da eine Idee, setzte mich hin, begann zu schreiben und wusste 
irgendwann nicht mehr, wie es weitergehen soll. Von James N. Frey habe 
ich gelernt, dass man seine Projekte gut vorbereiten muss, um eben das 
zu vermeiden. Wenn ich heute zu schreiben beginne, steht das Konzept 
des Buches im Prinzip schon fest, bis zur letzten Seite. Das hat den 
großen Vorteil, dass man jederzeit wieder einsteigen kann und nicht 
erst 300 voll geschriebene Seiten durchlesen muss, um zu sehen, wo-
rum’s in dem Roman überhaupt geht.

Nach dem Wochenende mit Frey war ich hochmotiviert und probierte die 
Methode gleich in der AGM aus. Es funktionierte bestens, und so entwi-
ckelte ich allmählich den Kurs daraus. 


USS: Wie läuft der Workshop ab?

UH: Workshop ist eigentlich der falsche Begriff, denn unter einem 
Workshop verstehe ich persönlich das intensive Arbeiten in der Gruppe 
(z. B. den Frey-Workshop). Ich bin mittlerweile auf den Begriff "Coa-
ching" umgestiegen, weil das eher zutrifft. Die Teilnehmer haben un-
tereinander keinen Kontakt, weil es keine Gruppen gibt. Jeder Teilneh-
mer erhält bei mir eine individuelle Betreuung. Das ist zwar zeitin-
tensiver, bringt aber den Teilnehmern mehr. Außerdem kann jeder Teil-
nehmer seinen eigenen Arbeitsrhythmus festlegen. Im Vertrag wird fest-
gelegt, in welchen Abständen die einzelnen Abschnitte erfolgen. Und im 
Prinzip bin ich da auch flexibel. Mir ist es allemal wichtiger, dass 
ein Teilnehmer eine gute Arbeit abliefert, als dass er sie zum richti-
gen Zeitpunkt schickt.

Die Teilnehmer bekommen von mir Unterlagen, in denen sie in einem the-
oretischen Teil an die zu bewältigenden Aufgabe herangeführt werden. 
Außerdem enthält jeder Teil ein Beispiel, wie man diese Aufgabe lösen 
kann. Die Teilnehmer schicken ihre Hausaufgabe per E-Mail an mich zu-
rück, ich kommentiere und korrigiere sie, wenn notwendig. Erst, wenn 
ich mit einem Teil zufrieden bin und das Gefühl habe, der Teilnehmer 
hat verstanden, worum es geht, bekommt er den nächsten Teil. Am Ende 
des Workshops soll eine fertige Kurzgeschichte stehen, die von mir 
verbessert und lektoriert wird.

USS: Wie ist das Echo auf das Coaching?

UH: Vorwiegend positiv. Diejenigen, die bis zum Ende durchhalten, sind 
zwar oft restlos erschöpft, aber glücklich. Sie haben erkannt, dass 
das Vorbereiten einer Kurzgeschichte – also das Entwerfen von Figuren, 
Plot etc. - durchaus etwas Kreatives ist, obwohl man dabei noch lange 
nicht an der Geschichte selbst schreibt. 

Es gibt aber auch Teilnehmer, die klipp und klar sagen, dass diese Me-
thode nichts für sie ist. Das ist okay. Jeder muss seinen eigenen Weg 
finden; meiner ist sicher nicht der allein selig machende. Er funktio-
niert bestens für mich und vielleicht für einige andere AutorInnen 
auch, aber sicher nicht für alle. Deshalb haben die Teilnehmer auch 
die Möglichkeit, bis zur Hälfte des Kurses zu kündigen. Sie bekommen 
dann 50% der Kursgebühr zurück.

Am interessantesten finde ich die Aussage: Ich hätte gar nicht ge-
dacht, dass Schreiben so anstrengend ist. Viele angehende AutorInnen 
denken immer noch, man setzt sich einfach hin, schreibt ein paar Sei-
ten voll, und das war’s dann. Wenn ich denen dann sage, dass Schreiben 
zu 80 % aus Handwerk und nur zu 20 % aus Talent besteht, kriegen sie 
erst einmal einen Riesenschreck. Wie? Schreiben ist mit Arbeit verbun-
den? Nein, dann lass ich es lieber!


USS: Kommen deine Teilnehmer vorwiegend über den Tempest oder über 
deine Homepage? Und wo wohnen deine Teilnehmer?

UH: Die Teilnehmer kommen zu 90 % über den Tempest. Sobald eine neue 
Ausgabe herauskommt, werde ich mit Anfragen nach dem Workshop über-
häuft. Doch viele schreckt der relativ enge Zeitplan ab, vielleicht 
auch die Kursgebühr. Dabei sind 160 Euro ein fairer Preis für die Ar-
beit, die ich investiere. Das bestätigen mir auch alle Absolventen. 
Und der Zeitplan kann ja individuell angepasst werden. Ich halte es 
nur nicht für sehr sinnvoll, zu viel Zeit zwischen den einzelnen Tei-
len verstreichen zu lassen.

Die meisten Teilnehmer kommen aus Deutschland. Aber ich habe auch im-
mer mal wieder Anfragen bzw. Teilnehmer aus der Schweiz und aus Öster-
reich. Die am weitesten entfernte Teilnehmerin kam zwar aus der 
Schweiz, lebte aber auf Hawaii. Das war interessant und wäre ohne E-
Mail überhaupt nicht möglich.


USS: Eine ganz andere Frage: Bringt es deiner Meinung nach etwas, an 
Wettbewerben teilzunehmen?

UH: Kommt auf den Wettbewerb an. Wettbewerbe in Zeitschriften sind 
häufig nicht fair, sie sollen nur die Auflage hoch halten. Und was 
bringt es mir – außer einem kurzen Moment Ruhm und Ehre -, einen drit-
ten Platz in solch einem Wettbewerb erlangt zu haben? Der erste Platz 
wäre wichtig, aber den bekommen in der Regel nur die bereits etablier-
ten AutorInnen. 
Ausschreibungen für Anthologien finde ich wesentlich besser. Da hat 
man eine reelle Chance, veröffentlicht zu werden, und kann so langsam, 
aber kontinuierlich seine Veröffentlichungsliste verlängern. Ist aber 
keine Garantie, dann mit dem ersten Roman offene Türen einzurennen. 

Und je nach Genre kann es natürlich auch sinnvoll sein, sich für Lite-
raturpreise zu bewerben oder sich an Literaturzeitschriften zu wenden.


USS: Wie bist du an deine Verlage heran gekommen?

UH: Bei den Kurzgeschichten habe ich keinen Einfluss darauf, das macht 
der Herausgeber. Beim Roman war es der persönliche Kontakt zur Verle-
gerin vom Vertigo Verlag. Und mittlerweile darf sich darum meine Agen-
tin kümmern.


USS: Und zum Schluss: Welche Empfehlung gibst du angehenden AutorInnen 
– gibt es einen guten Tipp?

UH: Üben, üben, üben – und viel Geduld!

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Ursula Schmid-Spreer ist Lehrerin für Gesundheitsberufe (Zahnmedizin). 
Als Ausgleich für den nicht immer ganz leichten Job schreibt sie gerne 
- Briefe, Tagebuch und kleine Storys für ihre Tochter. Im Geestverlag 
sind in einer Anthologie zwei Geschichten zum Thema Hoffnung von ihr 
erschienen. Das Märchenbuch "Florian Floh" wurde im Thomas-Rüger-
Verlag veröffentlicht.


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STEPHAN WALDSCHEIDTS KLEINE AUTORENTYPOLOGIE:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)

"Der Journalist, der auch andere Sachen schreiben kann. 
Wirklich. Ihr werdet schon sehen."


"Er war ein geschäftiger Schriftsteller und ein sehr fleißiger Leser 
seiner eignen Artikel in den gelehrten Zeitungen und Journalen." 
(Lichtenberg, Sudelbücher)

Hochgedient vom Jugendjournalisten des 1. Kaninchenzuchtvereins Mug-
gensturm zum fest angestellten (1/2 Stelle) Redaktionsmitglied der 
vierterfolgreichsten Tageszeitung der Region Nordschwarzwald, hat die-
ser Typ Autor schon einiges gesehen und erlebt und seine Schreibe über 
lange Jahre hinweg täglich verbessert. Kaum einer wäre also besser ge-
eignet, einen erfolgreichen Roman zu schreiben - außer vielleicht ei-
nem anderen Vertreter desselben Typus, dem Starreporter aus der vor-
dersten Front des deutschen Blätterwalds (der seine Karriere übrigens 
als Herausgeber der Hauspostille des Angelsportvereins Untergrombach 
begann). 

Verblendet vom Lohn, den er normalerweise für eine Zeile erhält, und 
der Erkenntnis, dass eine zweiminütige Recherche im Redaktionsbrock-
haus ihn zur Koryphäe auf einem Gebiet gemacht hat, schreibt dieser 
Autor vor allem aus zwei Motiven: zum einen dem monetären, zum anderen 
dem, es allen zu beweisen. Nicht nur Spalten kann er füllen, nicht nur 
sachlich ist sein Ton, nein, Seite um Seite kann er vollschreiben mit 
Geschichten, erfundenen und erlebten, mit Anekdoten über all die vie-
len Menschen, denen er begegnet ist. Das kann recht unterhaltsam sein, 
muss es aber nicht, wie ein Blick auf einschlägige Veröffentlichungen 
beweist, unter denen sich, aus noch ungeklärten Gründen, erstaunlich 
viele Kochbücher befinden.

Die sensibleren dieses Typus schreiben aus einem anderen Motiv: Sie 
möchten endlich auch einmal ihren Gefühlen freien Lauf lassen dürfen, 
so dass entweder hauchzarte Lyrik entsteht oder besonders blutrünstige 
Gruselromane. Meistens beides.


          Typische Themen

Der Prominente / Das Land / Die Tätigkeit X ist ganz anders, als Sie 
denken; Briefmarkensammler - schlummernde Terroristen?; Kochbücher


          Textprobe

Es schickte sich an, ein schöner Tag zu werden für die Mitglieder des 
Schrebergartenvereins Harke 04. Dann wurde ihr Ehrenvorsitzender, der 
Bürgermeister der kleinen Gemeinde, ermordet aufgefunden, die Leiche - 
in Frauenkleidern! - säuberlich verteilt auf alle sechzehn von Bertram 
Borsigs Kaninchenställen, den Ställen des einzigen Gegenkandidaten bei 
der kommenden Bürgermeisterwahl und langjährigen Mitglieds im Kanin-
chenzuchtverein Gelbrübe, deren Gelände an das der Schrebergärtner 
grenzte. Über Jahre hinweg hatten nächtliche Überfallkommandos aus 
Deutschen Riesen und Galapagos-Zwerghasen auf die Kohlköpfe der unbe-
scholtenen Gartenfreunde die Fronten zwischen den Parteien verhärtet. 
Eine spontan organisierte Hausdurchsuchung der Schrebergärtner noch 
vor Eintreffen der Polizei förderte die mutmaßliche Tatwaffe, einen 
Baseballschläger voller Blut, zutage. In aller Ruhe und mit der gege-
benen Sorgfalt wurde an Gustav Frenzels Bohnenstangen der Lynchprozess 
an Borsig vorbereitet.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Stephan Waldscheidt, Jg. 67, steht kurz vor der Vollendung eines his-
torischen Romans und eines Satire-Projekts für Autoren. Bei Walzwerk, 
Berlin erschienen: "Weitgehend Höllenfahrten", ein Buch mit Erzählun-
gen. Daneben Veröffentlichungen von ernsten, weniger ernsten und durch 
und durch unernsten Texten in Zeitschriften und auf seinen Websites 
http://www.waldscheidt.de und http://www.fallera.de.


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:     
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - kei-
ne Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für Litera-
turagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind daher 
zwecklos.

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst 
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.


  Drehbuch: Oliver Pautsch
                                      mailto:drehbuch at autorenforum punkt de
  Fandom: Thomas Kohlschmidt
                                        mailto:fandom at autorenforum punkt de
  Fantasy: Stefanie Bense
                                       mailto:fantasy at autorenforum punkt de
  Heftroman: Arndt Ellmer
                                     mailto:heftroman at autorenforum punkt de
  Historischer Roman: Titus Müller
                            mailto:historischer.roman at autorenforum punkt de
  Kinderbuch: Gabi Neumayer
                                    mailto:kinderbuch at autorenforum punkt de
  Kriminalistik: Reiner M. Sowa
                                 mailto:kriminalistik at autorenforum punkt de
  Literaturagenturen: Petra Hermanns
                                       mailto:agentin at autorenforum punkt de
  Reiseführer: Gabriele Kalmbach
                                  mailto:reisefuehrer at autorenforum punkt de
  Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer
                                      mailto:sachbuch at autorenforum punkt de
  Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff
                                     mailto:med.psych at autorenforum punkt de
  Schreibgruppen: Ute Hacker
                                mailto:schreibgruppen at autorenforum punkt de
  Schreibhandwerk: Ute Hacker
                               mailto:schreibhandwerk at autorenforum punkt de
  Sciencefiction: Andreas Eschbach
                                      mailto:sf-autor at autorenforum punkt de
  Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi
                                       mailto:techlit at autorenforum punkt de
  Übersetzung: Barbara Slawig 
                                 mailto:uebersetzerin at autorenforum punkt de
  Verlagswesen: Bjørn Jagnow
                                  mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de



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FRAG DEN EXPERTEN FÜR LYRIK:
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                                                      Titus Müller


Frage:
Gibt es ein Verzeichnis von weniger bekannten Verlagen, die Lyrik ver-
öffentlichen? Gibt es Literaturagenturen, die sich vor allem für Lyrik 
zuständig fühlen?


Antwort:
Ein Verzeichnis von 48 Verlagen, die unter anderem Lyrik veröffentli-
chen, finden Sie unter
http://www.uschtrin.de/lyrikverlage.html. Soweit ich weiß, ist es vom 
großen Kenner der lyrischen Verlagswelt, Theo Breuer, zusammengestellt 
worden. Agenturen, die sich für Lyrik zuständig fühlen, gibt es nicht. 
Wenn überhaupt Honorare für Gedichte bezahlt werden, sind sie so ge-
ring, dass sich für einen Agenten die Provision nicht lohnen würde.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

http://www.titusmueller.de. Im September erschienen und mittlerweile 
in der zweiten Auflage: "Der Kalligraph des Bischofs", Aufbau Taschen-
buch Verlag. Ein historischer Roman über den Zauber des Schreibens, 
die Zweifel des Glaubens und die Verlockungen der Liebe.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR DREHBUCH:
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                     Oliver Pautsch(mailto:drehbuch at autorenforum punkt de)

Frage:
Ich habe ein Theaterstück geschrieben und würde dieses gerne gespielt 
sehen. Was muss ich da beachten? Sollte man einfach bei einem Theater 
anfragen? Wie schütze ich meine Rechte?


Antwort:
Wenn Ihnen eine bereits eine Bühne vorschwebt, die Ihr Stück inszenie-
ren soll, dann können Sie sich direkt an die Verantwortlichen wenden. 
Ich würde Ihnen jedoch empfehlen, Ihr Stück einem Bühnenverlag oder 
einer Agentur vorzulegen. Die Profis dort können Sie beraten, zu wel-
chem Haus Ihr Stück ggf. passen würde. Ideal wäre es natürlich, wenn 
der Verlag (Agentur) Sie als Autor vertreten würde und das Theater-
stück über die Agentur vorschlägt.

Ihre Rechte (Urheberrecht) müssen Sie nicht extra schützen. Dieses 
Recht liegt in Deutschland per Gesetz beim Schöpfer des Werks. Falls 
Sie sich gegen den sog. "Ideenklau" schützen wollen, können Sie ein 
Exemplar Ihres Werks beim Notar hinterlegen (leider teuer) oder per 
Einschreiben an sich selbst schicken und den Umschlag (natürlich unge-
öffnet) bei sich hinterlegen. Beide Maßnahmen halte ich persönlich für 
unnötig, aber wer ganz sicher gehen will, kann das tun.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Oliver Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer, 
Beleuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft. Spä-
ter ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber di-
rekt für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für Kurzfil-
me, Serienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film. 
http://www.drehbuchautoren.de/Autoren/meinautor.php?ID=164


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN:
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                  Bjørn Jagnow (mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de)

Frage:
auf meiner fanpage über elizabeth george wollte ich ihre romane kurz 
vorstellen und auch kleine leseproben präsentieren. frau george ver-
wies mich auf ihren deutschen verleger und der mailte mir, das das 
recht zur veröffentlichung von leseproben auf privaten website aus 
vertragsrechtlichen gründen nicht gestattet ist.

kannst du mir sagen, warum das eigentlich so ist? durch diese lesepro-
ben macht man doch werbung für die bücher und autoren!?


Antwort:
Leseproben berühren die Urheberrechte des Verfassers. Da er über die 
Nutzung des Textes entscheidet, kann er auch über Leseproben entschei-
den. Eventuell hat er dieses Nutzungsrecht auch einem Verlag übertra-
gen. Der Einwand, Leseproben würden doch lediglich Werbung für das 
Buch machen, mag berechtigt scheinen. Aber der Rechteinhaber darf sich 
auch aussuchen, ob und wie für seine Produkte Werbung gemacht wird.

Man darf auch nicht nach Gutdünken Anzeigen für BMW oder Twix schal-
ten. Die Firmen würden unter Garantie Klage einreichen, weil es ihre 
Marketingstrategien durchkreuzt. Autoren und Verlage sind da viel-
leicht weniger pingelig, aber das Prinzip ist das gleiche.

Erlaubt sind dagegen Zitate, sofern sie nur geringen Umfang haben.

++++++++++

Frage:
Ich arbeite an einem Sachbuch, zu dem ich schöne, passende Bilder in 
einem Museumskatalog ohne Copyright fand. Muss ich das Museum fragen, 
oder kann ich die Bilder mit Hinweis auf die Quelle verwenden?


Antwort:
Wieso sind denn die Bilder in dem Katalog ohne Copyright? Sind Sie 
sich da sicher? Irgendwer muss die Bilder doch fotografiert haben, und 
dieser jemand bzw. die Erben hat / haben auch die Urheberrechte bis 70 
Jahre nach dem Tod des Fotografen.

Diese Urheberrechte müsste sich dann der Verlag besorgen, der Ihr 
Sachbuch veröffentlichen wird. Das können Sie nur vorab besorgen, wenn 
Sie sich gut im Urheberrecht auskennen und auch im Voraus zahlen wol-
len.

Weiteres Problem: Wenn man Bilder aus einem Druckwerk für einen ande-
ren Druck verwendet, leidet die Qualität meist. Es entstehen beim 
Nachdruck Gitter im Bild - so genannte Moiree, die sich mit den han-
delsüblichen Scannern meist nur minimieren, aber nicht ganz vermeiden 
lassen.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Bjørn Jagnow, Jahrgang 72, ist gelernter Verlagskaufmann, Buchhändler 
und Verlagsfachwirt. Sein Fachbuch "Marketing für Autoren. Der Weg zur 
erfolgreichen Veröffentlichung" erscheint demnächst in der 2. erwei-
terten und aktualisierten Auflage!
http://www.bjoernjagnow.de/web.pl?marketing-fuer-autoren.html.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR KRIMINALISTIK:
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                Reiner M. Sowa (mailto:kriminalistik at autorenforum punkt de)


Frage:
Ich lasse eine Ermordete im Schnee liegen. Der Finder baut ihr ein Ig-
lu, in dem sie während des Tages liegt. Abends besucht er sie. Meine 
Annahme ist, dass sie - wie normal üblich - zuerst starr und dann - 
nach Tagen - wieder weich wird. Aber vielleicht gibt es bei derart 
niedrigen Temperaturen überhaupt keine Leichenstarre?


Antwort:
Die Leichestarre gilt wie die Totenflecke als eine sicheres Todeszei-
chen und wird von Kriminalisten bei der Leichenschau untersucht.

Nach Todeseintritt erschlafft sämtliche Muskulatur des Körpers, wo-
durch es zu Kot-, Harn- und Spermaaustritt kommen kann. Anschließende 
biochemische Veränderungen im Muskelgewebe, vor allem in der Eiweiß-
synthese der Muskelzellen, verursachen die Leichenstarre, die daran zu 
erkennen ist, dass Körpergelenke nicht mehr bewegt werden können. Sie 
ist nach etwa 60 Minuten in der Kiefermuskulatur feststellbar und 
breitet sich über den Nacken, die Schultern und Arme, den Bauch und 
die Beine auf den gesamten Körper aus. Die Totenstarre ist nach 8 bis 
12 Stunden vollständig ausgebildet. Je nach Umgebungstemperatur löst 
sie sich infolge der voranschreitenden Leichenzersetzung nach 36 bis 
96 Stunden ebenfalls von oben nach unten. 

Kriminalistisch wird die Intensität der Totenstarre untersucht, was 
Rückschlüsse auf die Todeszeit zulässt. Auch die Gleichmäßigkeit der 
Leichenstarre ist von Relevanz. Ist sie z. B. an den Armen ungleichmä-
ßig ausgeprägt, kann dies ein Hinweis auf eine eventuelle Verlagerung 
des Leichnams nach seinem Tod sein.  

Bei sehr tiefen Temperaturen bleibt die Leichenstarre aus, was bei Ih-
rem im Schnee liegenden Mordopfer zutreffen dürfte. Allerdings sollten 
Sie beachten, dass Leichen auch einfrieren können. D. h., dass die To-
te aufgrund der Minustemperaturen durchaus erstarrt sein kann. 

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Der Krimi-Autor Reiner M. Sowa war viele Jahre als Kriminalhauptkom-
missar tätig. Sein jüngster Roman, "Ein Bestatter in dunkler Vergan-
genheit", ist im Heider Verlag erschienen. Weitere Informationen zum 
Autor, seinen Werken sowie Informationen rund um den Krimi, Krimina-
listik und Polizei gibt es auf seiner Website http://www.sowa.de.

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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten und Semi-
nare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail 
kommt!
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Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de erwünscht. 
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