The Tempest

Ausgabe 5-08 (20. August 2003)

Schreib-Kick
Schreibkurs
    "Lebendige Figuren - Teil 1"
    von Mareen Göbel
Buchbesprechung
    "Selbst publizieren mit eBooks und Print-on-Demand"
    besprochen von Gabi Neumayer
Interview mit Fischer-Lektor Günther Opitz
Interview mit Björn Jagnow
Stephan Waldscheidts kleine Autorentypologie
    "Der Fachmann, der sein Fachgebiet auch dem Laien
    leicht verständlich nahe bringen möchte"
Frag den Experten für historische Romane
    (Titus Müller)
Frag die Expertin für Fantasy
    (Stefanie Bense)
Frag den Experten für Drehbuch
    (Oliver Pautsch)
Frag den Experten für Verlagswesen
    (Bjørn Jagnow)
EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,

Sommerloch? Hitzschlag? Computer geschmolzen? Nicht beim Tempest. Wir
haben wieder so einiges für euch zusammengestellt:

Mareen Göbel, die bei uns schon einmal mit einem ebenso aufschlussrei-
chen wie witzigen Beitrag vertreten war, beschäftigt sich in der Rub-
rik "Schreibkurs" mit "Lebendigen Figuren". Den ersten Teil dieses Ar-
tikels gibt’s hier, auf den zweiten müsst ihr (auch wenn’s schwer
fällt) bis September warten. Unsere unermüdlichen InterviewerInnen ma-
chen es möglich: Auch in dieser Ausgabe können wir euch gleich zwei
spannende Interviews bieten, und zwar mit unserem Verlagsexperten
Björn Jagnow und mit dem Fischer-Lektor Günther Opitz. Außerdem nimmt
Stephan Waldscheidt einen neuen Autorentypus aufs Korn, unsere Exper-
ten teilen gewohnt großzügig und kompetent ihr Fachwissen, und neue
Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten und Seminare gibt es eben-
falls.

Tempest-Leser Walter Siment hat uns übrigens auf eine Neuigkeit für
Auslandsüberweiser hingewiesen: Zum 1. Juli 2003 wurden die Überwei-
sungsgebühren ins Ausland EU-weit an die jeweiligen Gebühren im Inland
angeglichen. Voraussetzung für das Entfallen der hohen Gebühren sind
jedoch die Bekanngabe von IBAN (International Bank Account Number) und
BIC (Bank Identifier Code) des Empfängerkontos. - Wenn das kein Anlass
ist, um den Tempest auch über die Grenzen hinweg zu unterstützen!

Der Tipp des Monats August, diesmal von Sandra Henke:

     Vorsicht bei Verträgen! Steht dort X %
     von der Marge, erhältst du Honorar
     von der Differenz zwischen Brutto-
     und Nettopreis; aber eigentlich sollte
     jeder gute Verlag X % vom
     Nettoladenverkaufspreis zahlen.

Ich wünsche euch allen einen angenehm temperierten Restsommer, viele
Ideen, Erfolg beim Schreiben - und denkt hin und wieder daran, eure
Erfahrungen und Tipps mit unseren LeserInnen zu teilen! Die Redaktion
ist nur eine Mail entfernt: mailto:redaktion at autorenforum punkt de.

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin

~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf unser
Konto:

autorenforum.de
SEB Mainz (früher: BfG)
BLZ 550 101 11
Konto 14 24 18 99 00
Stichwort: "Beitrag 2003"

Für AuslandsabonnentInnen: Seit dem 1. Juli wurden die Auslandsüber-
weisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag
auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest).

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ISSN 1439-4669   Copyright 2003 autorenforum.de. Copyright- und
                 Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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   INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

      Editorial
      Inserate
      Schreib-Kick
      Schreibkurs
         "Lebendige Figuren - Teil 1"
         von Mareen Göbel
      Buchbesprechung
         "Selbst publizieren mit eBooks und Print-on-Demand"
         besprochen von Gabi Neumayer
      Interview mit Fischer-Lektor Günther Opitz
      Interview mit Björn Jagnow
      Stephan Waldscheidts kleine Autorentypologie
         "Der Fachmann, der sein Fachgebiet auch dem Laien
         leicht verständlich nahe bringen möchte"
      Frag den Experten für historische Romane
         (Titus Müller)
      Frag die Expertin für Fantasy
         (Stefanie Bense)
      Frag den Experten für Drehbuch
         (Oliver Pautsch)
      Frag den Experten für Verlagswesen
         (Bjørn Jagnow)
      Impressum


TEIL 2 (nur für Abonnenten):

      Ausschreibungen
      Publikationsmöglichkeiten
           mit Honorar
           ohne Honorar
      Seminare
      Messekalender
      Impressum


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pest am 12. jedes Monats. Später eingegangene Anzeigen können wir dann
erst für die nächste Ausgabe berücksichtigen.


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INSERATE:
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SCHREIB-KICK:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


Unser Schreib-Kick für den August, diesmal von mir (aus dem storial
"Die professionelle Überarbeitung", http://www.storials.com):

Stell dir einen sonnigen Tag auf dem Lande vor: Die Vögel singen, die
Blumen blühen, es ist warm, ein leichter Wind weht ... Und jetzt ver-
suche, dieses Bild mit den Augen eines bestimmten Charakters zu sehen:
Wie wird ein Vogelkundler die Szenerie wahrnehmen? Wie ein Liebespaar,
das einen Platz für ein Picknick sucht? Was sieht ein Immobilienmakler
auf der Suche nach Grundstücken? Und was der Landwirt, der seit Wochen
auf Regen wartet?

Suche zu mindestens zwei dieser Perspektiven jeweils drei, vier kon-
krete, spezifische Details, und schreib auf dieser Basis jeweils eine
kurze Beschreibung des Settings.


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SCHREIBKURS:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)

                     "Lebendige Figuren - Teil 1"
                           von Mareen Göbel

Einigermaßen regelmäßig bekomme ich ein Problem; ich höre eine Stimme.
Gott sei Dank habe ich das noch keinem Psychiater gebeichtet, sonst
würde ich wohl in irgendeiner Anstalt Mandalas ausmalen. Nichts gegen
Mandalas, soll ja beruhigen, aber ich möchte meine Stimmen behalten.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich verstanden habe, dass andere Leute
keine fremden Stimmen hören; das muss ziemlich einsam sein in deren
Kopf.

Manchmal ist die einzige Stimme, die ich höre, meine eigene, die mich
dafür zurechtweist, dass ich den Typen gerade nicht unbedingt auf der
Straße hätte schneiden müssen, oder die mir sagt, dass die Pizza Gam-
beretti extra Käse, die ich gerade esse, nicht dazu beiträgt, 5 Kilo
abzunehmen.

Diese Art Stimme scheint übrigens jeder zu hören – wir befinden uns im
permanenten Selbstgespräch mit uns selbst. Manche machen das laut, ge-
rade Leute, die lange allein gelebt haben ("Habe ich die Butter in den
Kühlschrank getan? Nein. Na, so ein Ärger. Da muss ich beim nächsten
Mal aber unbedingt dran denken").


          Fremde Stimmen

Die fremde Stimme ist anders. Sie gehört zu meiner aktuellen Hauptfi-
gur, die mir, ungefragt, Storys aus ihrem Leben erzählt oder Kommenta-
re zu meinem abgibt. Letzteres kann einem ganz schön auf den Geist ge-
hen, insbesondere, wenn die Figur nicht gerade zu der liebenswerten
Sorte gehört, mit der man gern Zeit verbringt. ("Zwanzig Kilo mit der
Langhantel und schon Probleme? Was bist du für ein mieser Loser? Unter
meinem Kommando würdest du Liegestützen machen, bis du kotzt, und
dann, weil du kotzt.")

Jedes meiner Bücher fängt mit einer Stimme an. Ich sehe den Charakter
irgendwann, weiß, was er vorhat, und dann kommt ein Punkt, wenn ich
quasi nur schreibe, was ich vor mir sehe. Ich habe einen inneren Film,
der als Hörspiel anfängt. Die Stimme verschwindet meist, wenn ich das
entsprechende Buch geschrieben habe – ich habe sie "ausgeschrieben",
es gibt nichts mehr zu erzählen.

Jemand hat mal gesagt, Schreiben wäre kontrollierte Schizophrenie. Ich
bin geneigt, dem zuzustimmen. Der Versuch, Nicht-Schreibern zu erklä-
ren, was ich beim Schreiben (und davor) empfinde, sehe und höre, führt
zu eigenartigen Gesprächen, während derer Leute dann ihren letzten
Psycho-Ratgeber an mir ausprobieren. Ja, meine Kindheit war "nicht so
prall", wie man so sagt. Geschadet hat es mir nicht, und ich bin nicht
irre. Und ich gehe nicht zu einem Kopf-Doktor.

Mein Kopf ist in Ordnung. Ich bin Schriftstellerin.


          Rebellische Figuren

Zu sagen, ich kontrolliere meine Hauptfiguren, ist eine Übertreibung.
Ich hatte genauso wenig Einfluss auf den letzten Film, den ich im Kino
gesehen habe ("Ring").

Meine Nebenfiguren sind artig, sie halten sich an ihr Skript ("Ich
soll den Typen hier vergiften? Ja, okay. Arsen oder Blausäure?"), mei-
ne Hauptfiguren aber werfen einen Blick auf das Skript (meinen Plot
und meine Notizen) und nicken erst mal. Oft glitzert es da schon in
ihren Augen. Das erste Anzeichen der Rebellion.

Ich hatte da mal einen Intriganten, nennen wir ihn Irato. Irato sollte
der Bösewicht sein, der von seinem Gegenspieler Vittorio ausgetrickst
und dann getötet werden sollte. Vittorio war – laut meiner Notizen –
ein ziemlich cooler, fähiger Typ. Ein bisschen sentimental vielleicht.

Das Exposé stand, ich bekam den Vertrag, ich sollte das Buch schrei-
ben.

Im ersten Kapitel entpuppte sich Irato als der Kontrollfetischist, der
er ist. Der Typ ließ sich nicht austricksen, hatte an alles gedacht.
Ich schrieb die erste Vittorio-Szene, der schwächer war als geplant,
aber er hätte sich entwickeln können.

Und dann kam Iratos Stimme: "Dieser Waschlappen soll es in Kapitel 7
mit mir aufnehmen? Der und welche Armee?" Selbstherrlich, arrogant,
clever und fähig. Und viel sorgsamer planend als vorgesehen. Vittorio
hatte einfach nicht den Mumm, um es mit ihm aufzunehmen, und das war
uns dreien klar: Vittorio, Irato und mir, ihrer Erschafferin.

Noch drei Monate bis zur Abgabe des Buches. Noch elf von zwölf Kapi-
teln waren zu schreiben, und der Plot fiel auseinander, weil eine Fi-
gur sich weigerte, ihren Job zu machen. Die Nebenfiguren waren alle
etwas verblüfft, einige eiferten Irato nach und hielten sich auch
nicht an ihr Skript; Severo wollte nicht sterben, wie es vorgesehen
war. Er meinte, auch er hätte eine Chance verdient. Khorra wollte lie-
ber frei sein, als sich für Severo oder Amato zu opfern.

Die Rebellion war in vollem Gange.

Ich bekam, was ich für eine Legende gehalten hatte. Einen bösen krea-
tiven Block. Ich wollte mich verzweifelt an meine Notizen halten.


          Alternativen

Es gab zwei Alternativen. Ich hätte die Figuren zwingen können, das
Schreiben wäre eine Qual gewesen. Ich hätte gegen die Natur der Figur
Irato handeln müssen, ihn zwingen, zu tun, was vorgesehen war. Mein
Verstand sagte mir, dass Irato Recht hatte. Er war zu stark für Vitto-
rio. Meine Vorstellung von Vittorio war aber schon zu ausgeprägt, als
dass ich den einfach gegen einen besseren, stärkeren Charakter hätte
austauschen können, der es mit Irato hätte aufnehmen können.

Die zweite Möglichkeit wäre gewesen, die Sache laufen zu lassen, die
Figuren machen zu lassen. Das Problem: Ich hatte keine Ahnung, wohin
es gehen würde, und ich hatte einen Vertrag, den ich einhalten wollte.
Einfach ohne Kontrolle und Plan zu schreiben hätte statt der maximal
erlaubten 280 Seiten zu 820 Seiten führen können. Ich hatte Angst, die
Kontrolle zu verlieren (da sind Irato und ich uns sehr ähnlich).

Ich habe am Ende die Sache mit einigen Freunden besprochen. Sie waren
der Meinung, Irato hätte Recht und dass sie es mir als Leser nicht ab-
gekauft hätten, wenn jemand wie Irato sich von jemandem wie Vittorio
besiegen lässt.

Eben. Charaktere wehren sich dagegen, wenn der Autor gegen ihre "Na-
tur" handelt. Das Ergebnis der Beschäftigung mit den Figuren, von In-
terviews, Tagebucheinträgen, kurzum: von sauberer Vorarbeit sind Figu-
ren, die eine "Natur", eine "Persönlichkeit", ein "inneres Wesen" ha-
ben, gegen die man nicht verstoßen darf.

Denn Leser bekommen ein Bild der Figur – und wenn der Autor dieses
dann bricht oder die Figuren in einen Plot quetscht oder zu Handlungen
zwingt, die gegen diese Natur verstoßen, verlieren die Leser den Glau-
ben an das, was sie da präsentiert bekommen ("Der Irato, den ich ken-
ne, würde sich nie von so einem Weichei besiegen lassen.").


          Ein neuer Plan

Sobald ich mich von dem Gedanken verabschiedet hatte, meine Figuren
kontrollieren und mich an alte Planungen für den Roman halten zu müs-
sen, war alles in Ordnung.

Ich setzte mich hin und machte einen neuen Plan, diesmal mit Irato in
all seiner Selbstherrlichkeit und Kompetenz. Ich hörte auch den Neben-
figuren zu, versuchte, sie zu berücksichtigen. Severo bekam seine
Chance, Khorra auch, und Vittorio bekam die verdiente Euthanasie.

Das meine ich mit lebendigen Figuren. Figuren, die ihren eigenen Kopf
haben, uns manchmal angenehm oder auch unangenehm überraschen. Um kei-
ne Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich mochte meinen ersten
Entwurf. Ich hielt ihn für genial. Ich brauchte einige Zeit, bis mir
klar wurde, dass er logische Probleme hatte. Niemand denkt an alles,
und manchmal entwickeln sich Figuren anders als erwartet, nicht alles
ist planbar und man bekommt manchen guten Einfall erst in der Mitte
des Buches.

Lasst sie laufen, hört ihnen zu, stellt die Planung um, bis es wieder
passt.

Ihr erspart euch einen handfesten Streik.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Mareen Göbel ist Dozentin bei http://www.textkrafttraining.de, Kultur-
und Literaturwissenschaftlerin und füllt die Zeit nach dem Examen und
vor dem Berufsleben mit dem Schreiben ihres vierten Romans – die er-
sten beiden sind unter Pseudonym bei Heyne erschienen, der dritte
liegt ihrem Agenten vor. Bei Fragen und Kommentaren:
mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..


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BUCHBESPRECHUNG:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


          "Selbst publizieren mit eBooks und Print-on-Demand"
                     besprochen von Gabi Neumayer


Print-on-Demand wird für immer mehr AutorInnen zu einer alternativen
Veröffentlichungsmöglichkeit. Und auch E-Books reizen manche, wenn der
Markt bisher auch (noch?) nicht sehr groß ist. Für alle, die sich
ernsthaft mit diesen Möglichkeiten befassen möchten, ist dieses Buch /
E-Book gedacht.

Der Autor weist natürlich vor allem auf die Vorteile dieser Veröffent-
lichungsformen hin, macht aber auch deutlich, wofür sie sich besonders
eignen (Ratgeber, Fachliteratur) und wofür nicht. In seinem Buch be-
ginnt er mit der Planung. Dazu gehört die Suche nach Helfern und Ex-
perten ebenso wie die fundierte Entscheidung für einen Veröffentli-
chungsweg. Das Kapitel "Schreiben" hält gute Tipps zur Titelfindung
und auch zur typographischen Gestaltung bereit. Zum Schreiben und sti-
listischen Fragen findet man hier hingegen kaum etwas.

Aber dieses Buch ist ja auch kein Schreibratgeber. Seine Stärken lie-
gen in anderen Bereichen, vor allem Veröffentlichung, Vertrieb und
Marketing. Die zentralen Themen dabei:
- Veröffentlichung: In welcher Form soll mein Buch veröffentlicht wer-
den? Welche Programme gibt es? Wie entscheide ich mich für eines? Wie
arbeite ich damit?
- Vertrieb: Wie bekomme ich eine ISBN? Wie verkaufe ich online und ü-
ber den Buchhandel? Wie automatisiere ich den Verkauf? Wie schreibe
ich eine Rechnung?
- Marketing: Wie nutze ich die Möglichkeiten von Amazon für den Ver-
kauf? Wie texte ich eine Werbebotschaft? Wie baue ich eine Website
auf, die mein Buch optimal unterstützt? Wie nutze ich Internet-
Communitys? Wie erhöhe ich den Traffic auf meiner Website? Wie messe
ich meinen Erfolg?

All diese Themen behandelt Kirschner sowohl sehr praxisorientiert und
genau als auch in einem verständlichen und leichten Ton. Besonders
hilfreich sind seine vielen Insider-Tipps, die nicht selten aus langer
Erfahrung gewonnen wurden und die den LeserInnen des Buches viel Ar-
beit und Mühe ersparen. Beeindruckend sind auch die Tipps und Anregun-
gen zur professionellen Gestaltung und Pflege einer Website zum Buch.
- Wer sich von der Kompetenz des Autors in dieser Frage überzeugen
möchte, kann das direkt auf der Website zum Buch tun:
http://www.ebookexperts.de. Dort gibt es auch Aktualisierungen und
Specials, man kann natürlich das Buch dort bestellen, und es gibt jede
Menge nützlicher Links.

Positiv sind mir außerdem der übersichtliche Aufbau des Buches aufge-
fallen und die zahlreichen nützlichen Checklisten, Interviews und Ge-
genüberstellungen (von Programmen, Vertriebswegen etc.).

Alles in allem ist dies ein Buch, mit dem man sich nicht nur über
Print-on-Demand und E-Books informieren kann (wenngleich man für man-
ches Detailprogramm etc. natürlich noch weiterführende Infos braucht),
sondern das einem auch praktikable Hilfsmittel und Tipps an die Hand
gibt. Damit schafft man nicht nur die technische Umsetzung, sondern
ist auch gewappnet dafür, das produzierte Buch / E-Book über kluge
Vertriebs- und Marketingmaßnahmen zu einem Erfolg zu machen.


Thomas Kirschner: "Selbst publizieren mit eBooks und Print-on-Demand",
2003, Printversion: 197 Seiten, 24 Euro (Subskriptionspreis: 15 Euro),
E-Book: 2 PDF-Dateien, je 6 Euro, Bezug über
http://www.ebookexperts.de (dort gibt es auch Updates, Aktualisierun-
gen etc.)

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Meine aktuellen Veröffentlichungen: "Schulgeschichten" für Erstlese-
rInnen, je drei bzw. fünf Storys in "Krimigeschichten", "Abenteuerge-
schichten" und "Freundschaftsgeschichten" für Kinder ab 10 Jahren (al-
le bei Gondolino); Downloadkurs "Die professionelle Überarbeitung",
erhältlich bei http://www.storials.com. Weitere Infos:
http://www.gabineumayer.de und http://www.bato-schreibt.de.


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INTERVIEW:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


               "Eine genaue und unverwechselbare Sprache"
                      Interview mit Günther Opitz


Günther Opitz ist Lektor beim Fischer Verlag (http://www.fischer-
tb.de) und hat im März ein Seminar zu "Form und Stil" im Rahmen der
"Lektorenschulung für Laien" an der VHS Langen geleitet
(http://www.lektorenwerkstatt.de).


Hans Peter Roentgen: Günther Opitz, wie viele Manuskripte bekommt der
Fischer Verlag eigentlich so im Durchschnitt?

Günther Opitz: Nach meinen Einschätzung sind es ungefähr 2 000 Manu-
skripte im Jahr, die unverlangt zu uns kommen.


HPR: Und wie viele davon können Sie maximal annehmen? Wie viele haben
Sie im letzten Jahr angenommen?

GO: In den letzten drei Jahren haben wir ein unverlangt eingesandtes
Manuskript veröffentlicht. Auf den ersten Blick scheint dies wenig zu
sein. Doch auf gute Autoren wird man z. B. auch durch Literaturzeit-
schriften und Literaturwettbewerbe aufmerksam.


HPR: Was ist der häufigste Grund für eine Ablehnung, außer, dass es
nicht in das Programm passt?

GO: Streng genommen gibt es nur diesen einen Grund: Ein Manuskript
passt ins Programm oder nicht. Ich entscheide als Lektor nicht über
die literarische Qualität, sondern nur darüber, ob es derzeit möglich
ist, den betreffenden Text ins Programm des Verlages zu nehmen oder
nicht.


HPR: Wenn Ihnen ein Text zugesandt wird, was bevorzugen Sie? Eine
Textprobe oder den ganzen Text? Mit oder ohne Exposé?

GO: Entscheidend ist die Textprobe. Ein Exposé ist in vielen Fällen
allerdings sehr hilfreich, um sich schnell einen Überblick über die
Struktur des Romans zu verschaffen.


HPR: Wie kommen Sie an neue Autoren? Hauptsächlich durch eingesandte
Manuskripte? Durch Empfehlungen anderer Autoren? Durch Literaturzeit-
schriften, Fanzines?

GO: Neue Autoren kommen auf vielfältigen Wegen zu uns. Durch einge-
sandte Manuskripte, durch Empfehlungen, durch Agenturen. Wichtig sind
selbstverständlich auch Literaturzeitschriften, Zeitungen und Litera-
turwettbewerbe. Einen normierten Weg gibt es letztlich nicht.


HPR: Wenn Sie ein Manuskript vorliegen haben, wie viel müssen Sie da-
von in der Regel lesen, bevor Sie wissen, ob es überhaupt lohnt, sich
weiter mit dem Text zu befassen?

GO: Wie viele Seiten eines Textes ich lese, hängt ganz entscheidend
vom Text selbst ab. Oft sind grammatikalische und stilistische Schwä-
chen leider schon auf den ersten Seiten zu beklagen. Dann lohnt eine
weitere Lektüre nur selten.


HPR: Was verstehen Sie unter Stil und Form eines Textes? Warum ist das
wichtig, was ist daran wichtig?

GO: Stil und Form sind für mich zwei Begriffe, die dazu dienen können,
einen Text zu beschreiben. Sie sind wichtig, um die Eigenheiten eines
Textes genau zu erfassen. Ein klarer Blick auf die gewählten Darstel-
lungsmittel hilft oft, einen Text besser zu verstehen.


HPR: Im Seminar haben Sie von dem "Erzählziel" eines Textes gespro-
chen. Was verstehen Sie darunter?

GO: Die Antwort auf die Frage: Was will der Text erzählen?


HPR: Das heißt, aus einem Text soll hervorgehen, was er eigentlich er-
zählen will, und diesem Ziel muss der ganze Text dienen?

GO: Jeder Text verfolgt eine Absicht – eine Idee soll veranschaulicht,
eine Stimmung vermittelt, ein Konflikt aufgezeigt werden. Jeder Autor
sollte sich bewusst der erzählerischen Mittel bedienen, die in der
Summe sein Anliegen am besten zum Ausdruck bringen.


HPR: Wie hängt das "Erzählziel" eines Textes mit der Form und dem Stil
zusammen? Wie sollte beides - im Idealfall - in einem Text verbunden
sein?

GO: Es gibt keine Regelpoetik. Man kann nicht Stilelement A nehmen und
mit Stilelement B kombinieren, um ganz sicher einen Text der Sorte C
zu erhalten. Aber man kann sich fragen, was eigentlich erzählt werden
soll und welche Mittel als geeignet erscheinen, die angestrebte Wir-
kung zu erhalten.


HPR: Glauben Sie, dass Autoren durch Schreibseminare wie in Langen
lernen, bessere Texte zu produzieren?

GO: Ich denke ja. Ein Schreibseminar kann den Blick schärfen für die
handwerklichen Voraussetzungen des Schreibens. Es kann dazu beitragen,
die eigenen Texte kritisch zu betrachten.


HPR: Werden Sie auch in Zukunft Schreibseminare wie in Langen machen?

GO: Sollte sich die Gelegenheit ergeben, dann ja. Die gemeinsame Lek-
türe von Texten ist meist ein großer Gewinn.


HPR: Wenn Fischer ein Manuskript angenommen hat, wie viel Arbeit
steckt dann noch im Durchschnitt in dem Lektorat? Haben Sie auch Manu-
skripte direkt, ohne Änderungen und Lektorat übernommen?

GO: Auch hier gibt es keine pauschale Antwort. Die Arbeit am Text
hängt ganz vom Text ab. Ich betrachte mich als erster Leser eines Tex-
tes, der dem Autor einen sehr genauen Leseeindruck zu geben versucht.
Wie sehr der Autor diesen Blick von außen integrieren will, bleibt in
letzter Instanz dem Autor überlassen.


HPR: Was ist Ihrer Meinung nach der häufigste Fehler von Nachwuchsau-
toren?

GO: Oft, so mein Eindruck, mangelt es an der nötigen Entschiedenheit,
mit der eine Geschichte erzählt werden sollte.


HPR: Sollte also jeder Autor vor der Versendung eines Manuskriptes
sein Erzählziel genau überdenken und prüfen, ob er es im Text er-
reicht? Möglichst einen Überarbeitungsgang nur für diese Fragestellung
einschalten?

GO: Wie eine Geschichte erzählt werden soll, sollte am Beginn des
Schreibens geklärt werden. Überarbeitungen können nur Detailverbesse-
rungen erbringen.


HPR: Eines Abends steht plötzlich eine wunderschöne Fee neben Ihrem
Bett und sagt: "Herr Opitz, Sie haben sich so um die Literatur ver-
dient gemacht, Ihnen soll ein Wunsch bezüglich der Texte erfüllt wer-
den, die der Fischer Verlag erhält." Was wünscht sich Günther Opitz
von eingesandten Texten?

GO: Eine genaue und unverwechselbare Sprache.

HPR: Herzlichen Dank für das Interview.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen betreibt zusammen mit Judith Tepesch die Schreib-
werkstatt "Textkrafttraining" (http://www.roentgen-
software.de/sws/sws.htm), ist Mitglied der Phoenix-Schreibgruppe
(http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt
phantastische Geschichten (http://www.roentgen-
software.de/eigen/eigen.html) und Computerprogramme.


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INTERVIEW:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


                 "Ich bin Autor und kein Schauspieler"
                      Interview mit Björn Jagnow


Ursula Schmid-Spreer: Wie bist du als Experte für Verlagswesen zum
Tempest gekommen?

Björn Jagnow: Wenn ich ehrlich bin: ich kann mich nicht erinnern. Ich
weiß nicht, wie ich auf den Tempest aufmerksam wurde. Und warum ich
als Experte „angeheuert" wurde, noch viel weniger.

In meiner Bibliographie findet sich der Tempest zum ersten Mal Ende
1999. Zuvor war ich schon zwei Jahre als Experte für http://www.wer-
weiss-was.de tätig und hatte auch beim Bundesverband junger AutorInnen
bzw. in der Zeitschrift „Impressum" entsprechende Fachtexte veröffent-
licht. Ich nehme mal an, dass das irgendeine Rolle gespielt hat. Viel-
leicht erinnert sich Gabi ja noch. Sie darf dann hier eine Anmerkung
der Redaktion einfügen. [Hüstel ... Ist schon so lange her ... Ich
dachte, du hättest dich einfach bei uns gemeldet. Thomas hingegen
meint, wir hätten dich angesprochen. Na, Hauptsache, wir haben dich
bei uns :-)]


USS: Stellen dir die Leser manchmal Fragen, die du nicht beantworten
darfst, kannst oder auch willst?

BJ: Im Gegensatz zu den übrigen Experten des Tempest muss ich mich vor
allem an gesetzliche Grenzen halten: Individuelle Rechtsberatung dür-
fen nur Juristen und Vereine für ihre Mitglieder leisten. Sobald eine
Leserfrage z. B. auf Details eines Vertragsentwurfs eingeht, muss ich
passen – selbst wenn ich die Antwort weiß. Dann kann ich nur an media-
fon http://www.mediafon.net/ von der Gewerkschaft ver.di oder einen
Autorenverband verweisen.

Ansonsten bin ich natürlich nicht allwissend und habe auch im rechtli-
chen Segment begrenztes Wissen. Die Rahmenbedingungen und das Zusam-
menspiel von Literatur, Verlagswesen und Buchhandel kann ich aufgrund
meiner Ausbildungen sehr umfangreich vermitteln. Ich arbeite aller-
dings nicht als ehrenamtlicher Agent und vermittle daher keine Lekto-
ratskontakte.


USS: Du bist gelernter Verlagsfachwirt, Verlagskaufmann und Buchhänd-
ler. Was hat dich daran gereizt, diese Berufe zu erlernen?

BJ: Na, zum Glück habe ich das nicht alles gleichzeitig gemacht, son-

dern habe ursprünglich als Azubi als Verlagskaufmann angefangen.

Ich war schon damals schriftstellerisch tätig. Meine ersten Honorar-
veröffentlichungen hatte ich hinter mir, und ein Roman war gerade im
Satz. Trotzdem war ich Realist genug, um zu wissen, dass damit keine
stabile Erwerbsgrundlage verbunden war. Einen „richtigen" Beruf wollte
ich schon haben. Also fing ich als Verlagskaufmann an, weil da Werk-
verträge Teil des Lehrplans sind. Und davon hatte ich – wie die meis-
ten jungen Autoren – wenig Ahnung.

Gearbeitet habe ich zunächst in einem mittelständischen Verlag für
Zeitschriften, Bücher und Adressverzeichnisse; war im Satz, in der
Buchhaltung und im Anzeigenbereich tätig. Die Bandbreite war also sehr
groß.

Der Verlagsfachwirt ist quasi der Meistertitel der Verlagskaufleute.
Da ich Spaß an der Branche gefunden hatte und nicht auf einen Teilbe-
reich fokussiert war, lag diese Fortbildung nahe. Die Buchhändleraus-
bildung habe ich bloß zum Spaß gemacht. Nachdem ich eine Zeitlang als
Versandhändler selbständig war, habe ich die Zulassung zur Prüfung oh-
ne Ausbildung bekommen.


USS: Du arbeitest auch viel mit und am Computer. Ich lese, dass du
Veröffentlichungen im c’t-Magazin hast. Was macht mehr Spaß: das Ver-
lagswesen oder die Computerwelt?

BJ: Die „Computerwelt" existiert ja nicht zum Selbstzweck, sondern im-
mer in Angliederung an eine Aufgabe. Viele Verlagstätigkeiten werden
durch Informationstechnologie vereinfacht. Da bereichern sich beide
Themenkreise.

Meine ersten Schritte in der EDV habe ich auf einem Commodore C116 ge-
macht. Der hatte gerade mal 16 Kilobyte Arbeitsspeicher – weniger als
jedes aktuelle Handy. Dementsprechend spannend ist der Veränderungs-
prozess.

Eine Definition von Leben ist, dass Lebewesen aus Stoffen der Umgebung
Kopien ihrer selbst erstellen. Diesen Anspruch könnten beispielsweise
Computerviren erfüllen. Das ist ein Thema, das man literarisch anfas-
sen kann.

Mein Interesse an Literatur, Medien, Computern, Leben, Arbeiten und
vielen anderen Bereichen lässt sich nicht aufteilen. Das Zusammenspiel
macht den Reiz aus.


USS: Und dann arbeitest du noch an Fiction und Non-Fiction. Was ist
der Unterschied?

BJ: Zunächst: Das sind nur ganz grobe Begriffe, um meine Arbeiten zu
sortieren. Ich halte mir potentiell alle Themen und Formen offen, da-
her konnte ich für meine Website und die Autorenmappe nicht „Bellet-
ristik" oder „Fachtexte" als Schlagworte verwenden. Wo hätte ich ein
Lesedrama oder einen Ratgeber hinstecken sollen?

Meine fiktionalen Wurzeln liegen im phantastischen Genre. In den letz-
ten Jahren habe ich hier wenig geschrieben, sondern verstärkt autodi-
daktische Bildung zur Theorie von Literatur betrieben. Den Schwerpunkt
verschiebe ich aktuell wieder in Richtung Praxis.


USS: In diesem Bereich hast du auch veröffentlicht. Warum gerade die
Welt der Zukunft?

BJ: Ich denke, du spielst auf meine Sciencefiction-Geschichten an. A-
ber nicht jeder Sciencefiction spielt in der Zukunft oder im Weltraum.
Beides ist gar nicht zwingend erforderlich und oft genug sogar einfach
überflüssig. Die Beschäftigung mit einer Entwicklung, die uns in der
realen Welt bevorsteht, bedeutet nicht, dass die Geschichte in der Zu-
kunft spielen muss. Vieles lässt sich in einer alternativen Gegenwart
ansiedeln.

Solche Parallelwelten sind kein Kennzeichen der Sciencefiction, son-
dern typisch für jede Art von Fiktion. Ist der Mord in einem Krimi
wirklich passiert? Hat es Werther wirklich gegeben? Ist der Cyrano de
Bergerac in dem Stück von Rostand identisch mit dem Literaten, auf den
es sich bezieht? Fiktion führt Geschehnisse vor, die in dieser Klar-
heit nicht jeder erlebt oder erleben kann. Welches Genre sich daraus
ergibt, kann Nebeneffekt, persönlicher Geschmack oder Vorgabe eines
Abnehmers sein. Sollte die Zugehörigkeit zu einem Genre zum einzigen
Angelpunkt des Schreibens werden, geht das literarische Ergebnis vor
die Hunde.



USS: Du hast "Writing Business" ins Leben gerufen. Erzähle ein biss-
chen davon.

BJ: Mir war Mitte 2000 aufgefallen, dass zwar allmählich Grundlagen-
wissen für Autoren greifbar wurde, aber sich niemand um echtes Fach-
wissen kümmerte. Da wollte ich mit Writing Business einsteigen. An-
fangs war auch die Rückendeckung durch eine Fachverlagsgruppe im Ge-
spräch. Bevor Titus Müller die Federwelt abgab, habe ich den Aufkauf
seines Verlags kalkuliert. Mit dem Ende des Internetbooms war dann a-
ber kein Geld für Investitionen übrig, und die Fachverlagsgruppe lehn-
te ab. Schlussendlich wurde es „nur" eine unkommerzielle Website für
professionelles Schreiben, http://www.writingbusiness.de.

Die komplette Gestaltung und Programmierung stammt von mir. Die Upda-
tes laufen in der Freizeit. Ein Teil der Artikel entsteht aus meiner
Beratungstätigkeit, ein anderer ist Begleitung aktueller Branchenent-
wicklungen. Für Gastbeiträge bin ich immer offen. Je mehr Austausch,
umso besser!


USS: Du bist ja auch als Verleger tätig. Bevorzugst du ein bestimmtes
Genre?

BJ: Abgesehen von Writing Business bin ich selten als Verleger tätig.
Ich würde das gerne öfter machen, aber Zeit- und Finanzkapazitäten
sind begrenzt. Außerdem sollte man nicht für jedes Projekt einen Ver-
lag gründen, sondern mit anderen Aktiven kooperieren. Ich muss aber
gestehen, dass ich mich aus beruflichen Gründen sehr zurückgezogen ha-
be.

Wenn ich die Gelegenheit hätte, würde ich gerne Anthologien herausge-
ben, die wissenschaftliche Theorien in spannender Verpackung aufberei-
ten. Kein Sciencefiction-Magazin im engeren Sinne – da sei Ronald Hahn
Raum für sein sehr ambitioniertes „Nova" gegönnt (http://www.nova-
sf.de). Mein besonderes Interesse gilt da eher den Sozial- und Kultur-
wissenschaften. Mal sehen, ob ich für diese Idee einen Verlag interes-
sieren kann.


USS: Was sagst du zu Druckkostenzuschussverlagen? Verbaut sich ein an-
gehender Autor nicht alles, wenn er bei so einem Verlag publiziert?

BJ: Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Ganz fürchterlichen
Beispielen aus der Belletristik oder Lyrik stehen durchaus seriöse
Konzepte aus der Wissenschaft gegenüber. Und umgekehrt. Auf keinen
Fall sollte man aber leichtfertig oder schlecht informiert mit Druck-
kostenzuschuss veröffentlichen. Das Geld, das man hier vorlegt, kommt
in der Regel nicht wieder als Honorar zurück.

Ich betrachte Druckkostenzuschuss als letztes Mittel der Wahl. Konnte
für ein Manuskript weder ein zahlender Verlag noch einer gefunden
werden, der bloß ein Belegexemplar stellt, dann muss jeder Verfasser
überlegen, ob er auf eine Veröffentlichung verzichten kann. Wenn
nicht, steht auch noch Selbstverlag zur Debatte. Oder man legt das
Manuskript einige Zeit in die Schublade und sucht dann erneut nach
einem Abnehmer.

Einzelne Kollegen, Verleger oder Buchhändler rümpfen über
Druckkostenzuschuss die Nase. Das Einfangen unwissender Erstautoren
ist auch moralisch bedenklich, aber wer sich bewusst für diesen Weg
entscheidet, hat in der Regel keine negativen Resonanzen zu
befürchten. (Zu fürchten ist vielmehr, dass es überhaupt keine
Resonanzen gibt.)


USS: Wie hast du deine Verlage, z. B. Heyne, gefunden?

BJ: Das ist sehr unterschiedlich gewesen und zeigt, wie eigentümlich
unsere Branche funktioniert.

Der bei Heyne erschienene Roman „Die Zeit der Gräber" basiert auf dem
Rollenspielsystem „Das Schwarze Auge". Also musste ich mein Manuskript
nicht Heyne schmackhaft machen, sondern der Redaktion des Spiels.
Zufällig erhielt ich die Privatadresse von einem der Erfinder
zugesteckt und erfuhr aus anderer Quelle, dass eine Romanreihe geplant
sei. Der Rest ist aus dem Lehrbuch: Anschreiben, Exposé, Leseprobe. An
G. Meyers Taschenbuchverlag bin ich über eine Mailingliste gekommen,
bei der der Verleger teilgenommen hat. Und dem Federwelt Verlag schlug
ich „Marketing für Autoren" vor, weil Titus Müller kein Interesse an
dem Fantasy-Roman „Wilde Jagd" hatte.


USS: Veranstaltest du auch Lesungen, und gibt es Sponsoren, die dies
auch mal ausrichten?

BJ: Ich mache grundsätzlich keine Lesungen. Ich bin Autor und kein
Schauspieler. Und der Zeitaufwand steht für mich in keinem Verhältnis
zum Nutzen.


USS: Ist es dein Traum, einmal ganz vom Schreiben zu leben? Siehst du
Chancen darin – nicht nur für dich –, als „Freier" zu arbeiten?

BJ: Um nur und ausschließlich von Literatur zu leben, braucht es
regelmäßig einen Bestseller. Ich weiß nicht, ob ich mir das wünschen
oder diesen Produktionsdruck nicht lieber ablehnen sollte. Traumhaft
stelle ich mir eine gesunde Mischung aus Schriftstellerei und anderen
freien Tätigkeiten wie Beratung oder Programmierung vor. Das erscheint
mir krisensicherer und realistischer. Wenn dann doch die Bestseller
kommen ... man kann seine Meinung ja ändern.

Die schwierigste Zeit für Freiberufler ist der Anfang. Eine Faustregel
besagt, dass man zwei Jahre braucht, bevor die Einnahmen normale
Gehaltshöhen erreichen. Allerdings bezieht sich diese Aussage auf
Grafiker, Hebammen und ähnliche Tätigkeiten, die relativ zeitnah
bezahlt werden. Buchautoren erhalten bestenfalls die Hälfte ihres
Honorars bei Erscheinen – den Rest gestreckt über mehrere Jahre.

Wer als Schriftsteller in die Freiberuflichkeit will, braucht also
doppelt so viel Zeit, bis seine Arbeit den Lebensunterhalt trägt. (Wie
alle Faustregeln ist dies in 99 % der Einzelfälle falsch, im
Durchschnitt aber richtig.) Wer den Anfang auf die harte Tour oder
nebenberuflich übersteht, der hat durchaus Chancen als freier Autor.


USS: Wie stehen deine KollegInnen zu deinen schriftstellerischen
Aktivitäten?

BJ: Die meisten wissen davon wohl nichts. Ich gehe damit nicht
hausieren. Wenn ich im Betrieb ein Etikett abbekommen habe, dann gelte
ich wohl als Arbeitsrechtler. Die wenigen, die von meinen
schriftstellerischen Ambitionen wissen, sind eigentlich nicht
literarisch interessiert.


USS: Nimmt das Schreiben für dich einen hohen Stellenwert ein – oder
mehr das Beraten? Und vor allen Dingen, was fasziniert dich an
Fiction?

BJ: Schreiben ist mir definitiv wichtiger als Beraten. Trotzdem gebe
ich mein Wissen und meine Ansichten gerne weiter. Das spielt wiederum
in meinen Texten eine große Rolle. Eine Geschichte, die nur unterhält,
ohne mir irgendwas beizubringen, stellt mich als Leser / Zuschauer /
Zuhörer nicht zufrieden. Denselben Anspruch habe ich auch an meine
Arbeit.

Fiktive Texte haben dabei den Vorteil, dass sie Informationen in
unerwarteten Zusammenhängen darstellen. Sie können Eindrücke
vermitteln, die anders kaum begreiflich wären. Als Verfasser muss ich
auf mehreren Ebenen arbeiten und die Elemente strategisch ordnen.
Charaktere erzeugen Handlung, Handlung verändert Charaktere. Willkür
des Autors ist für eine Geschichte ebenso tödlich wie
Vorhersehbarkeit. Und trotzdem soll die anvisierte Leserschaft am Ende
noch erkennen, womit ich mich eigentlich befasst habe. - All das
fasziniert mich. Das Schreiben von Fiktion ist ein multidimensionales
Puzzlespiel.


USS: Wie hast du angefangen?

BJ: Ich kann mich an Sachtexte erinnern, die ich während der
Grundschulzeit geschrieben habe. Über Dinosaurier, den indianischen
Holocaust und andere Sachen, die im Unterricht nicht vorkamen. Mit
dreizehn muss ich wohl an einer ersten (fürchterlichen) Romanidee
gearbeitet haben. Als Sechzehnjähriger habe ich seitenlange
Detailexposés per Brief an meine heutige Frau verschickt. Mit neunzehn
oder zwanzig hatte ich den ersten Roman abgeschlossen, der nichts mit
diesen Exposés zu tun hatte und zum Wohle der Menschheit
unveröffentlicht blieb.

Parallel hatte ich diverse Kurztexte in Fanzines untergebracht, die
Anfang der 90er recht zahlreich mit allen möglichen Schwerpunkten zu
haben waren. Ein Jahr lang war ich Co-Verleger eines Magazins für
phantastische Literatur. In der Rückschau behaupte ich, dass dies sehr
zu meiner Professionalisierung beitrug. Nichts Erhellenderes, als eine
Weile die literarischen Ergüsse anderer sichten und bewerten zu
müssen!


USS: Gibst du auch Schreibkurse für kreatives Schreiben und / oder
Verlagswesen, Marketing?

BJ: Zur Zeit bastele ich an Konzepten für Coachings oder Seminare rund
um Verlagswesen, Vertragsverhandlung und andere kaufmännische Aspekte
der Schriftstellerei. Autoren sollten die Denkwelt eines Verlegers und
eines Buchhändlers verstehen, um die Zusammenarbeit zu verbessern oder
überhaupt erst möglich zu machen. - Wer Interesse hat, möge mir seine
Themenwünsche per Mail an mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de
schicken. Ich baue das dann ein und melde mich, wenn es losgeht.


USS: Was meinst du, bringt es etwas, an Wettbewerben teilzunehmen?

BJ: Nur wenn man gewinnt. Wer kein Preisgeld oder wenigstens einen
Titel bekommt, hat von Wettbewerben nichts. Keine Kritik, keine
Anregungen, keine Publikumswirkung. Man weiß ja nicht einmal, warum
man keine Auszeichnung erhalten hat.

Wettbewerbe sind eine nette Sache, wenn man passende Texte zur Hand
hat und ansonsten keine weitere Verwendung dafür. Als Ziel
schriftstellerischer Arbeit sollten sie nicht herhalten.


USS: Was meinst du, gibt der Markt noch etwas her? Werden Autoren
gesucht?

BJ: Tatsächlich gibt es ja nicht einen Markt, sondern viele
unterschiedliche Märkte. Jede Erscheinungsform hat ihr persönliches
Abnehmersegment, und die verhalten sich nicht alle konform, sondern
höchst gegenläufig.

Derzeit dominiert allerdings die Unternehmensentwicklung der Verlage
die Märkte. Von einer Krise kann keine Rede sein - viel eher von
Medienkonzentration und Kostenbereinigung zu Lasten der Mitarbeiter
und Zulieferer. War die Übernahme von Heyne durch Springer schon
bedenklich, so liegt mir die Fusion von Heyne-Ullstein-List mit
Bertelsmann Random-House schwer im Magen. Diese Machtkonzentration
wird sich negativ auf das Honorar- und Gehaltsniveau auswirken.
Insbesondere vor dem Hintergrund zahlreicher Entlassungen und der
Kündigung von ebenso vielen freien Arbeitsverträgen. Wer einmal wissen
möchte, wie es den Verlagsangestellten und festen Freien ergeht,
sollte bei http://www.verdi-verlage.de vorbeischauen!

Zurück zur Literatur: Da der Medienmarkt darauf basiert, ständige neue
Inhalte aufzubereiten, wird auch in Zukunft Bedarf an Autoren
bestehen. Umfang, Qualitätsanspruch und Bezahlung sind aber ungewiss.
Jeder Schriftsteller, der auf Honorare angewiesen ist, wird sich damit
auseinander setzen müssen. Literatur, die vorrangig der
Selbstbefriedigung des Autors dient, wird zunehmend auf
Eigenfinanzierung verwiesen werden.


USS: Sollte man sich juristisch absichern, wenn man mit einem Verlag
einen Vertrag schließt?

BJ: Wer eine Immobilie kauft und über Jahrzehnte abbezahlen muss, geht
selbstverständlich zum Notar, zum Steuer- und Finanzberater. Bei
Werkverträgen kann es um die gleichen Summen gehen, und die Laufzeit
wird meist auf die ganze Dauer des gesetzlichen Urheberrechts
vereinbart. Das ist bis zum Lebensende des Verfassers und weitere
siebzig Jahre darüber hinaus!

Ich kann nur jedem, der nicht über solide Urheberrechtskenntnisse
verfügt, raten, diese Verträge von einem Fachmenschen prüfen zu
lassen. Jeder Satz kann eine Spitzfindigkeit enthalten. Und die
Passagen, die man auf Anhieb versteht, sollten besonders gewissenhaft
überdacht werden.


USS: Viele Autoren sind so glücklich, einen Verlag gefunden zu haben,
dass sie alles unterschreiben und erst später merken, dass sie einem
Knebelvertrag zugestimmt haben. Wie kommt man da wieder raus?

BJ: Fast nur über Gerichtsverfahren. Einen generellen Tipp kann ich
nicht geben. Ein Vertrag kann aus formellen Gründen nichtig sein,
inhaltlich sittenwidrig oder auch stillschweigend abgelaufen. Das
Gleiche gilt für einzelne Passagen. Seit der Novelle des Urheberrechts
von 2002 kann das Honorar sogar rückwirkend erhöht werden, wenn es
unangemessen niedrig vereinbart wurde.

Um im Einzelfall vernünftige Ansätze zu finden, können Autorenverbände
oder Fachanwälte für Urheberrecht weiterhelfen.


USS: Glaubst du, dass Literaturagenturen helfen können und die Autoren
weiterbringen?

BJ: Ein guter Agent erspart juristische Grundlagenberatung und den
Arbeitsaufwand, Manuskripte bei Verlagen anzubieten. Außerdem bringt
er Impulse für die literarische Arbeit. – Ein schlechter Agent bewirkt
das Gegenteil.

Damit wird die Suche nach einem Agenten fast ebenso schwer wie die
Suche nach einem Verleger. Der einzige Vorteil ist, dass man diese
Arbeit nicht für jedes Manuskript neu absolvieren muss.


USS: Wie schützt man sich vor Ideenklau?

BJ: Juristisch gibt es für Ideen keine Eigentümer. Das Urheberrecht
schützt fertige Werke. Das Patentrecht sichert eine konkrete
Ausführung ab. Ende. Ideen sind Freiwild. Wer seine Ideen für sich
behalten will, muss sie für sich behalten. Kein Wort an Kollegen,
nichts an den Agenten, und auch beim Verleger den Mund halten. Bei
Michael Crichton soll das funktionieren. Der durchschnittliche
Jungautor wird damit wohl keinen Vertrag bekommen.


USS: Und zum Schluss: Welche Empfehlung gibst du angehenden AutorInnen
– gibt es einen guten Tipp?

BJ: Nicht alles, was für AutorInnen angeboten wird, benötigen sie
auch!


USS: Vielen Dank für dieses Interview!

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Ursula Schmid-Spreer ist Lehrerin für Gesundheitsberufe (Zahnmedizin).
Als Ausgleich für den nicht immer ganz leichten Job schreibt sie gerne
- Briefe, Tagebuch und kleine Storys für ihre Tochter. Im Geestverlag
sind in einer Anthologie zwei Geschichten zum Thema Hoffnung von ihr
erschienen. Das Märchenbuch "Florian Floh" wurde im Thomas-Rüger-
Verlag veröffentlicht.


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STEPHAN WALDSCHEIDTS KLEINE AUTORENTYPOLOGIE:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


          "Der Fachmann, der sein Fachgebiet auch dem Laien
               leicht verständlich nahe bringen möchte"


„Eigentlich lernen wir nur von Büchern, die wir nicht beurteilen
können. Der Autor eines Buchs, das wir beurteilen könnten, müsste von
uns lernen." (Johann Wolfgang Goethe, Maximen und Reflexionen)


Sie kennen sich aus mit Manifestationen der Störung der Gitterdynamik
im vibronischen Lumineszenzspektrum von AgBr:I und dem Wachstum und
anisotropen Reifungsverhalten von verzwillingten kolloidalen
Kristallen? Sie wissen, wie sich geschwindigkeitsabhängige
Rauigkeitslängen in Windprofilen erklären? Dreidimensionale
stochastische Simulationen der Navier-Stokes-Gleichung im Fourier-Raum
mit Hilfe der Hydrostochastik erstellen Sie zum Frühstück?

Verständlich, dass Sie auch den interessierten Laien an Ihrem Wissen
teilhaben lassen möchten, denn wer wollte nicht immer schon wissen, ob
es akustische Oberflächensolitonen gibt. Der Leser weiß es zu
schätzen, wenn Sie Formeln und Gleichungen lesefreundlich in Fußnoten
verschwinden lassen und das Literaturverzeichnis, auf die zweihundert
wichtigsten Titel ausgedünnt, in den Anhang stecken. Sie sehen sein
glückliches Lächeln, wenn der Leser am Ende des Buches auch seiner
siebenjährigen Tochter in einfachen Worten erklären kann, was die
Ellipsoid-Näherung eines Einzelstachels der Rosenzweig-Instabilität
für ihre Zukunft bedeutet. Und schließlich befriedigt kaum etwas den
Fachmann mehr, als sich auszumalen, wie Leser und Leserin abends im
Bett aneinander geschmiegt da liegen und sich über dissipative Effekte
chaosgestützten Tunnelns in einem getriebenen bistabilen Potential
unterhalten.


          Typische Themen

Stroboskopische Rekonstruktion eines oszillierenden Stromfilamentes in
n-GaAs; 5-Loop-Ergebnisse und Borel-Summationen für die minimal
renormierte spezifische Wärme der f4-Theorie in drei Dimensionen
(Baseballschläger-Mord-Kopplung).


          Textprobe

Monodisperse, ladungsstabilisierte und in Wasser suspendierte
kolloidale Polystyrolpartikel stellen ein Modellsystem für atomare
Festkörper und Flüssigkeiten dar, an dem strukturelle Eigenschaften
und Phasenübergänge untersucht werden können. Im vorgestellten
Experiment wurde die Phasenverteilung und das Scherprofil einer
kolloidalen Dispersion beim Fluss durch eine zylindrische Scherzelle
in Abhängigkeit vom Durchsatz mit Hilfe der Braggmikroskopie bzw. der
Laserdoppleranemometrie untersucht.

[Anmerkung: Die Fachsprache ist größtenteils authentisch, die
Fachbegriffe gibt es!]

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**


Stephan Waldscheidt, Jg. 67, steht kurz vor der Vollendung eines
historischen Romans und eines Satire-Projekts für Autoren. Bei
Walzwerk, Berlin erschienen: "Weitgehend Höllenfahrten", ein Buch mit
Erzählungen. Daneben Veröffentlichungen von ernsten, weniger ernsten
und durch und durch unernsten Texten in Zeitschriften und auf seinen
Websites http://www.waldscheidt.de und http://www.fallera.de.


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -
keine Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für
Literaturagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind
daher zwecklos.

Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.


  Drehbuch: Oliver Pautsch
                                      mailto:drehbuch at autorenforum punkt de
  Fandom: Thomas Kohlschmidt
                                        mailto:fandom at autorenforum punkt de
  Fantasy: Stefanie Bense
                                       mailto:fantasy at autorenforum punkt de
  Heftroman: Arndt Ellmer
                                     mailto:heftroman at autorenforum punkt de
  Historischer Roman: Titus Müller
                            mailto:historischer.roman at autorenforum punkt de
  Kinderbuch: Gabi Neumayer
                                    mailto:kinderbuch at autorenforum punkt de
  Kriminalistik: Reiner M. Sowa
                                 mailto:kriminalistik at autorenforum punkt de
  Literaturagenturen: Petra Hermanns
                                       mailto:agentin at autorenforum punkt de
  Lyrik: Martina Weber
                                         mailto:lyrik at autorenforum punkt de
  Reiseführer: Gabriele Kalmbach
                                  mailto:reisefuehrer at autorenforum punkt de
  Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer
                                      mailto:sachbuch at autorenforum punkt de
  Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff
                                     mailto:med.psych at autorenforum punkt de
  Schreibgruppen: Ute Hacker
                                mailto:schreibgruppen at autorenforum punkt de
  Schreibhandwerk: Ute Hacker
                               mailto:schreibhandwerk at autorenforum punkt de
  Sciencefiction: Andreas Eschbach
                                      mailto:sf-autor at autorenforum punkt de
  Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi
                                       mailto:techlit at autorenforum punkt de
  Übersetzung: Barbara Slawig
                                 mailto:uebersetzerin at autorenforum punkt de
  Verlagswesen: Bjørn Jagnow
                                  mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR HISTORISCHE ROMANE:
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             Titus Müller (mailto:historischer.roman at autorenforum punkt de)


Frage:
[...] Nur beschreiben, was die Geschichte voranbringt - woher weiß ich
das während des Schreibens??? Und was heißt "voranbringen"? Bringt
eine Szene voran, in der zwar nichts Handlungsrelevantes passiert, die
aber den Charakter einer Person näher beschreibt? Beispiel: Eine Figur
kümmert sich um ein verletztes Tier, das in weiteren Geschichte keine
Rolle spielt.


Antwort:
Ohne eine Regel aufstellen zu wollen: Wenn ich mich vor mir selbst
rechtfertige, diese Szene sei wichtig, weil sie eine Figur
charakterisiere, dann läuten bei mir die Alarmglocken. Bei mir ist das
häufig eine Entschuldigung, wenn ich einzelne Sätze lieb gewonnen habe
und mich sträube, etwas zu streichen, das für den Roman vollkommen
unwichtig ist.

Nun muss nicht jeder Türsteher im Finale eine entscheidende Rolle
spielen, und es ist auch legitim, einfach mal die abblätternde Farbe
an der Wand zu beschreiben, ohne dass sich dahinter eine Schatzkarte
verbirgt. Allerdings gibt es Grenzen, denke ich. Wird beispielsweise
das Gesicht des Türstehers beschrieben und er offenbart eine Eigenart,
einen Spleen, dann erwartet der Leser, ihm häufiger als ein einziges
Mal zu begegnen - warum sonst hätte sich der Erzähler die Mühe
gemacht, ihn so ausführlich zu beschreiben? Oder nehmen wir das
verletzte Tier, das du ansprichst: Man pflegt so ein Tier nicht in
einer halben Stunde gesund. Also wird es einigen Raum im Roman in
Anspruch nehmen. Wie viel befriedigender wäre es, wenn dieses Tier im
Gegenzug unserem Protagonisten später aus der Patsche helfen würde,
anstatt auf Nimmerwiedersehen von der Bildfläche zu verschwinden,
nachdem es geheilt ist.

Du versprichst als Erzählerin ja, eine Geschichte zu berichten, die
sich vom Alltäglichen abhebt. Deshalb erwarten die Leser, dass du ihre
Aufmerksamkeit auf Dinge richtest, die diese Geschichte ausmachen und
die zu ihrem Ende beitragen. Erlaube mir ein negatives Extrembeispiel:
Kennst du Leute, die von einem Autounfall erzählen wollen und sich
dann nach der Ankündigung, dass sie etwas Spannendes zu sagen haben,
fünf Minuten damit aufhalten, sich laut den Kopf zu zerbrechen, ob es
sich am Montag oder am Dienstag zugetragen hat? ("Am Montag war das,
da ... Nein, ich glaube, es war doch Dienstag, ich hatte nämlich im
Kofferraum ... Unsinn! Montag muss es gewesen sein. Da bin ich doch
zur Mittagspause immer ... Oder doch Dienstag? Würde ja erklären, dass
meine Frau nicht das Auto ...") Da lobe ich mir den Schriftsteller,
der seine Geschichte fest im Griff hat: "Es war ein frostiger
Dienstag. Die Wintersonne leckte am Schneehaufen auf dem Autodach.
Eine Armbewegung genügte, es herunterzuwischen."

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

"Der Kalligraph des Bischofs" - jetzt als Hardcover bei Weltbild oder
in der Original-Taschenbuchausgabe im Aufbau Verlag: ein historischer
Roman über den Zauber des Schreibens, die Zweifel des Glaubens und die
Verlockungen der Liebe. http://www.titusmueller.de


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY:
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                     Stefanie Bense (mailto:fantasy at autorenforum punkt de)


Frage:
ich schreibe gerade eine trilogy über vampire, die in der gegenwart
spielt. gibt es bei diesem genre irgendwas bestimmtes, was ich
beachten muss? meine zweite frage: wie viele seiten müsste ein
manuskript mindestens haben? der erste teil meiner vampir-trilogy
beträgt 135 seiten mit computer geschrieben. bin zur zeit beim 2.
teil.


Antwort:
Vampirgeschichten zählen eigentlich eher zum Horror- als zum Fantasy-
Genre, aber ich werde mich bemühen, auf deine Fragen zu antworten.

Zunächst einmal: Du solltest (nur) in einem Genre schreiben, in dem du
dich ein wenig auskennst. Also müsste sich eigentlich deine Frage, ob
es bestimmte Inhalte gibt, die man beachten muss, erübrigen. Wie lernt
man ein Genre kennen? Man liest sehr viel dazu.

Aus solchen gelesenen Vampirgeschichten könntest du auch gleich
herausziehen, welcher Verlag welche Art von Vampirstorys
veröffentlicht, denn es ist schon ein Unterschied, ob ein Heftroman-
Vampir oder einer in der Art nach Anne Rice die Geschichte dominiert.
Du würdest erkennen, dass selten Vampire die Erzähler sind, sondern
eher jemand, der sie entdeckt. Du könntest herauslesen, welche
"Versatzstücke" drin vorkommen: Wo ist der Vampir tagsüber
untergebracht (Sarg, Gruft, Keller?) Wie ernährt er sich (Menschen- /
Tier-Blut)? Ist er allein, oder gibt es mehrere? Falls Letzteres: In
welchem Verhältnis stehen sie zueinander? Welchen Grund hat der
Erzähler, mit ihnen in Kontakt zu kommen? Ändert sich der Erzähler,
oder gerät er in Gefahr? Welche Tonfälle gibt es (düster,
melancholisch, schaurig, humorvoll)? Welchen willst du davon
einsetzen? ...

Dann musst du natürlich für deine Gegenwartsschiene recherchieren.
Vielleicht hast du das ja auch schon getan, denn du musst ja wissen,
was in der Welt um deine Helden herum passiert. Welche
Zeitgeschehnisse? Was sollen die mit der Handlung deiner Story zu tun
haben? Wo spielt die Geschichte, und wie sieht es da aus? Welche Orte
/ Schauplätze besuchen Helden und Vampire? Da benötigst du
Beschreibungsmaterial, Atmosphäre, Distanzen (wie lange braucht man zu
Fuß, im Flug, per Rad oder Auto von A nach B?), Details und Drumherum
- dein Setting, dein "Bühnenbild" lebt davon!

Was du beachten solltest, ist, für wen du diese Trilogie schreibst:
Wer ist dein Publikum? Wenn du auf ein junges Publikum abzielst, musst
du berücksichtigen, dass sie bereits durch Serien wie "Buffy" oder
"Angel" geprägt sind. Etwas Gleichartiges wird es auf dem Markt
absolut schwer haben. Etwas davon Verschiedenes muss sich anstrengen,
das junge Publikum einzufangen. Zielst du auf ein älteres Publikum ab,
dann kennen solche Leser oft die Vampirreihen verschiedenster
Ausprägungen (romantische Vampire wie die von Rice, Comic-Vampire wie
Vampirella, Stokers u. a. Dracula-Geschichten etc.).

Wie viele Seiten ein Manuskript haben muss, ist nicht generell zu
beantworten. Im Schnitt hat ein Roman 250 bis 600 Seiten. Aber es
können auch mehr oder weniger Seiten sein, das bestimmt in der Regel
der Verlag bzw. Autor. Taschenbuch-Seiten entsprechen aber leider
nicht ganz einer Manuskriptseite, d. h., wenn du 135 Manuskriptseiten
hast (1 800 Anschläge pro Seite, 30 Zeilen mit maximal 60 Zeichen pro
Zeile), dann sind das etwa 115 Taschenbuch-Seiten. Zu wenig für einen
Roman. Zu viel für einen Heftroman, der etwa 60 bis 80 Seiten hat.
Zudem solltest du bedenken, dass die Verlage momentan lieber
umfangreichere Bände ins Programm nehmen.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Stefanie Bense lebt und arbeitet in Hannover, gibt seit 1993
Schreibkurse, veröffentlicht sporadisch und schreibt - was sonst - an
ihrem ersten Roman. Kontakt: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
hannover.de.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR DREHBUCH:
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                     Oliver Pautsch(mailto:drehbuch at autorenforum punkt de)


Frage:
Ich habe noch eine Frage bezüglich Treatment und Exposé. Da ich leider
noch keine genauen Angaben zu diesen Zusammenfassungen (so kann man
sie doch nennen, oder?) gefunden habe, wollte ich Sie fragen, wie lang
so ein Treatment oder Exposé eigentlich sein sollte. Auf welchen
inhalt sollten sie sich beschränken? Und am wichtigsten: Welche von
diesen "Zusammenfassungen" ist eigentlich für was gedacht? (Nur für
den Autor oder für die Medienvertreter?)


Antwort:
Exposé und Treatment sind für dich als Autorin und für mögliche
Auftraggeber wichtig. Redakteure und Produzenten setzen voraus, dass
Autoren den Kern ihrer Idee zusammenfassen. In etwa ein bis drei
Sätzen - oder ein bis drei Minuten persönlichen Vortrags. Das nennt
man "Pitch".

"Exposé" ist die kürzeste, schriftliche Zusammenfassung einer
Geschichte. Im Idealfall (eher selten) ist ein Exposé die perfekte
Zusammenfassung eines fertigen Drehbuchs auf wenigen Seiten.

In der Praxis ist das Exposé die erste Präsentationsform einer
Geschichte. Auf wenigen Seiten ein erster Vorschlag, der neugierig
machen soll: "Wie geht es weiter?" (Autor/In muss das natürlich vorher
wissen!)

Das "Treatment" (länger, ausführlicher und keine Fragen zur Geschichte
oder Figuren offen lassend) ist die komplette Kurzform des Films als
Erzählung. Unter Umständen sogar schon aufgeteilt in Bilder
(Bildertreatment) mit ersten Dialogen.

Die Aufgabe des Drehbuchautors: Alle diese Formen bis hin zum
drehfertigen Buch handwerklich zu beherrschen. Der Weg des Autors
verläuft meistens so: Exposé - Treatment - Drehbuch.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Oliver Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer,
Beleuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft.
Später ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber
direkt für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für
Kurzfilme, Serienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film.
http://www.drehbuchautoren.de/Autoren/meinautor.php?ID=164


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN:
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                  Bjørn Jagnow (mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de)


Frage:
Ich hätte eine grundsätzliche Frage zum Urheberrecht und hoffe, dass
Sie mir helfen können: Ich habe bemerkt, dass sich die Inhalte
mehrerer Romane von verschiedenen Autoren mitunter sehr ähneln. Was
genau ist urheberrechtlich geschützt - der Inhalt einer Geschichte,
oder nur die Namen und Charaktere? Angenommen, ich hätte gerade "Harry
Potter und der Stein der Weisen" gelesen und möchte einen Roman über
einen elfjährigen Waisenjungen schreiben, der an seinem Geburtstag in
eine Zauberschule aufgenommen wird und dort gegen den bösen Zauberer
kämpft, der seine Eltern ermordet hat. Wäre das erlaubt?


Antwort:
Das Urheberrecht schützt keine Ideen, sondern nur Werke - also z. B.
ausformulierte Texte. Der Übergang zwischen einer freien Idee und
einer unerlaubten Werksnachahmung ist aber fließend. Eine
Nacherzählung gilt beispielsweise als Bearbeitung und ist nur mit
Genehmigung des Autors des Originals erlaubt.

Das genannte Beispiel wäre vermutlich erlaubt, wenn es ansonsten keine
Parallelen zu Harry Potter aufweist. - Fraglich ist allerdings, wozu
man das noch mal schreiben sollte. Leser werden bei Bedarf an
Zauberschulengeschichten auf viele, viele Jahre zu J. K. Rowling
greifen, und nur Hardcore-Fans dieser Form werden noch zusätzliche
Geschichten gleichen Strickmusters in die Hand nehmen.

++++++++++

Frage:
Ich habe derzeit ein Problem mit einem Verlag [...]. Ein Text von mir
wurde nach mehreren Überarbeitungen angenommen. Der Text ist schon
beim Layouter eingereicht, und die Veröffentlichung der gesamten
Zeitschrift ist für September festgesetzt. Jetzt aber habe ich mir,
nur zur Kontrolle, noch einmal die fertige Version meines Textes
zuschicken lassen, nachdem es hieß, dass nur noch Kleinigkeiten
verändert worden sind.

Die Version, die ich jetzt geschickt bekommen habe und die für die
Veröffentlichung vorgesehen ist, hat aber mit meinem Text nicht mehr
viel zu tun. Der Lektor hat aus verschiedenen Versionen meiner
Überarbeitung die Geschichte "neu" zusammengesetzt, den Satzbau fast
überall umgestellt und sogar teilweise seine eigenen Phantasien in den
Text hereingeschrieben.

Ich war total enttäuscht über diese Entwicklung und möchte mit allen
Mitteln verhindern, dass dieser "fremde" Text gedruckt wird. Ich weiß
aber nicht, was ich tun kann. Zwei Mails an den Lektor, der meine
Geschichte "umgeschrieben" hat, blieben bislang unbeantwortet.

Können Sie mir weiterhelfen, für den Fall, dass der Lektor nicht
einlenkt und meine Geschichte in seiner Version veröffentlichen will?
Ich weiß nicht, wie ich mich gegen ein solches selbstgerechtes
Vorgehen wehren kann.

Antwort:
Ich gebe Ihnen mal meine Eindrücke wieder. Eine detaillierte
Rechtsberatung können Sie allerdings nur von Rechtsanwälten oder
Autorenverbänden erhalten.

Die Verfremdung urheberrechtlich geschützter Werke (z. B. Literatur)
ohne Zustimmung des Urhebers nennt das Gesetz "Entstellung". Sie ist
absolut und unter allen Umständen verboten. Wer allerdings im stillen
Kämmerlein vor sich hin "entstellt", hat kaum Rechtsfolgen zu
fürchten.

Mit der Veröffentlichung eines entstellten Textes wird der Autor in
seinem Urheberpersönlichkeitsrecht verletzt. Der Öffentlichkeit wird
vorgegaukelt, er habe diesen Text so verfasst. Je nach Art und Umfang
der Entstellung kann dies vergleichbar mit einer Beleidigung oder
einer üblen Nachrede sei. Auf jeden Fall ist es wettbewerbsschädigend
für den Autor. Daher macht sich der Verlag, der entstellte Werke
veröffentlicht, schadensersatzpflichtig. Dieser Schadensersatzanspruch
hängt nicht davon ab, ob für die Veröffentlichung ein Honorar
vereinbart war oder nicht.

Sinngemäß das Gleiche gilt übrigens auch bei falscher, fehlender oder
ungewünschter Angabe des Verfassernamens.

Vielleicht können Sie den Lektor auf das Risiko ansprechen, das er
eingeht, wenn er Ihren Text entstellt. Da der Schadensersatz zuerst
den Verlag trifft, würde die Veröffentlichung den Verlag finanziell
und im Ruf schädigen. Das könnte sich der Verlag eventuell vom Lektor
zurückerstatten lassen.

Ich hoffe, dass Sie mit einem solchen Hinweis Erfolg haben. Wenden Sie
sich nicht nur an den Lektor, sondern auch an einen Geschäftsführer
des Verlags.

Falls Sie nicht weiterkommen, können Sie ankündigen, den
Schriftwechsel und die verschiedenen Versionen Ihrer Geschichte an die
Fachpresse zu geben (z. B. http://www.writingbusiness.de,
http://www.federwelt.de, http://www.autorenforum.de). Die
Berichterstattung darüber würde von vielen AutorInnen gelesen werden.

Sollte auch diese Ankündigung erfolglos bleiben, müssten Sie
Rechtsmittel einreichen. Das kann eine einstweilige Verfügung (vor
Veröffentlichung) oder eine Schadensersatzklage (nach
Veröffentlichung) sein. Dazu brauchen Sie unbedingt Beistand durch
einen Anwalt oder Verband (z. B. http://www.verdi.de - Fachgruppe:
Verband der Schriftsteller)!

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Bjørn Jagnow, Jahrgang 72, ist gelernter Verlagskaufmann, Buchhändler
und Verlagsfachwirt. Sein Fachbuch "Marketing für Autoren. Der Weg zur
erfolgreichen Veröffentlichung" ist inzwischen in der 2. erweiterten
und aktualisierten Auflage erschienen!
http://www.bjoernjagnow.de/web.pl?marketing-fuer-autoren.html


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen
und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit
getrennter Mail kommt!
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Einsendeformalien:
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de erwünscht.
Zurzeit können jedoch noch keine Honorare gezahlt werden. Das
Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor.

Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an:
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Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet
werden. Die genauen Richtlinien findet ihr unter der Adresse
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