Echo-Service
Schreibkurs
"Geschichten finden - Teil 1"
von Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
"Von der Kunst des Schreibens"
besprochen von Petra A. Bauer
"Professionell texten"
besprochen von Gabi Neumayer
Interview mit dem Autor Michael Romahn
Erfahrungsbericht
"Die Geheimtür zur eigenen Kreativität öffnen"
von Manuela Tengler
Stephan Waldscheidts kleine Autorentypologie
"Die Gewissenhafte"
Frag den Experten für Drehbuch
(Oliver Pautsch)
Frag den Experten für Verlagswesen
(Bjørn Jagnow)
Frag die Expertin für Lyrik
(Martina Weber)
Frag die Expertin für Sachbücher
(Gabi Neumayer)
EDITORIAL: --------------------------------------------------------------------- Liebe Autorinnen und Autoren, schön, dass so viele von euch diesmal den Echo-Service genutzt haben! Bei fast 5.000 AbonnentInnen ist das ja eine wunderbare Möglichkeit, SchreibpartnerInnen, Infos und Schreiborte zu finden - und dabei ande- re Tempest-LeserInnen kennen zu lernen. Apropos Kennenlernen: Wir wissen, dass es euch interessiert, wer unse- re ExpertInnen und AutorInnen sind und was sie so veröffentlichen. Deshalb informieren wir euch in den Kurzprofilen unter den Artikeln darüber, manchmal auch im Editorial. Aber die MacherInnen des Tempest sind ja nicht die Einzigen, die Erfolge vorzuweisen haben - auch unse- re LeserInnen schreiben und veröffentlichen fleißig. Ab der nächsten Ausgabe wollen wir euch deshalb die Möglichkeit bieten, von euren Er- folgen zu berichten. Petra A. Bauer hat uns vorgeschlagen, dafür eine "Hall of Fame" einzu- richten (danke, Petra!). So erfahren alle LeserInnen von euren Erfol- gen und können sich dadurch anregen und motivieren lassen. Damit diese neue Rubrik jedoch überschaubar bleibt, haben wir folgende Vorgaben ausgetüftelt: Gemeldet werden können aktuelle Buchveröffentlichungen (keine einzel- nen Gedichte oder Geschichten in Anthologien!). Bitte gebt AutorIn, Titel, Verlag und Genre an. Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen. Ausgeschlossen sind Veröf- fentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druck- kostenzuschussverlagen. Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an mailto:redaktion at autorenforum punkt de. Wir freuen uns darauf! Eine Mitteilung von unserem Experten Bjørn Jagnow: Zurzeit veröffent- licht die Zeitschrift "Federwelt" eine sechsteilige Reihe von ihm über Urheber- und Medienrecht für Autoren. Das Abo der Federwelt kostet 19,50 Euro für sechs Ausgaben und kann bestellt werden unter http://www.federwelt.de. Und jetzt zum aktuellen Tempest: Hans Peter Roentgen zeigt im ersten Teil seines neuen Schreibkurses, wie man Geschichten findet - wie ge- wohnt nicht nur informativ, sondern auch sehr amüsant. Manuela Tengler hat den Autor Michael Romahn interviewt und einen Erfahrungsbericht geschrieben, Stephan Waldscheidt beglückt uns mit einer neuen Folge seiner Autorentypologie, und außerdem findet ihr neue spannende Exper- tenantworten, Buchbesprechungen, den Schreib-Kick, Ausschreibungen und Seminare und einiges mehr. Der Tipp des Monats Oktober, diesmal von Edmond Nawrotzky-Török: Große Verlage lehnen Manuskripte oft ab, weil sie bereits über einen eigenen Autorenkreis verfügen. Aber wenn man viele Verlage kontaktiert, bekommt man auch viele Antworten. Und hinter den vielen Antworten versteckt sich dann auch der richtige Verlag. Einen sonnigen Herbstbeginn ohne Erkältung (Holundersaft hilft vorbeu- gen!) und viele neue Ideen wünscht euch Gabi Neumayer Chefredakteurin ~~~~~~~~~ Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf unser Konto: autorenforum.de SEB Mainz (früher: BfG) BLZ 550 101 11 Konto 14 24 18 99 00 Stichwort: "Beitrag 2003" Für AuslandsabonnentInnen: Seit dem 1. Juli wurden die Auslandsüber- weisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ISSN 1439-4669 Copyright 2003 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ INHALT DIESER AUSGABE: TEIL 1: Editorial Inserate Schreib-Kick Echo-Service Schreibkurs "Geschichten finden - Teil 1" von Hans Peter Roentgen Buchbesprechung "Von der Kunst des Schreibens" besprochen von Petra A. Bauer "Professionell texten" besprochen von Gabi Neumayer Interview mit dem Autor Michael Romahn Erfahrungsbericht "Die Geheimtür zur eigenen Kreativität öffnen" von Manuela Tengler Stephan Waldscheidts kleine Autorentypologie "Die Gewissenhafte" Frag den Experten für Drehbuch (Oliver Pautsch) Frag den Experten für Verlagswesen (Bjørn Jagnow) Frag die Expertin für Lyrik (Martina Weber) Frag die Expertin für Sachbücher (Gabi Neumayer) Impressum TEIL 2 (nur für Abonnenten): Ausschreibungen Publikationsmöglichkeiten mit Honorar ohne Honorar Seminare Messekalender Impressum ===================================================================== Kleinanzeigen --------------------------------------------------------------------- (Die Redaktion behält sich vor, Anzeigen zu kürzen oder Anzeigen, die gegen Rechte Dritter, das Urheberrecht oder Jugendschutzbestimmungen verstoßen, abzulehnen.) Private Anzeigen kosten bis zu fünf Zeilen 1,60 Euro pro Zeile. Jede weitere Zeile kostet 1,10 Euro. Anzeigen von nicht kommerziellen Literatur-Organisationen etc. sind kostenlos (max. 5 Zeilen á 60 Zeichen). Anzeigen von kommerziellen Unternehmen des Literaturbetriebes kosten bis zu fünf Zeilen 2,60 Euro pro Zeile. Jede weitere Zeile kostet 1,60 Euro. Anzeigenschaltung unter mailto:werbung at autorenforum punkt de. Der Abdruck erfolgt nur gegen Vorkasse (Scheck / bar / Überweisung auf folgendes Konto): autorenforum.de SEB Mainz (früher: BfG) BLZ 550 101 11 Konto 14 24 18 99 00 Für Übermittlungsfehler haftet autorenforum.de nicht. Aus organisatorischen Gründen liegt der Anzeigenschluss für den Tem- pest am 12. jedes Monats. Später eingegangene Anzeigen können wir dann erst für die nächste Ausgabe berücksichtigen. ********************************************************************* INSERATE: --------------------------------------------------------------------- (mailto:werbung at autorenforum punkt de) www.textkraft.de bietet euch Warm-up, Romanwerkstatt und Coaching, um eure Schreibmuskeln zu trainieren, und TeXt-ray, um eure Texte gründ- lich zu durchleuchten. __________ NEU: KRIMI & THRILLER SCHREIBEN soeben erschienen: www.Autorenhaus.de __________ Motivation, Inspiration, Klarheit ... für Ihr Skript und - oder Ihr Leben. Einzel-Coaching für Autoren mit ulrike müller im "forum für neue möglichkeiten" ... www.neue-moeglichkeiten.de __________ Vom Manuskript zum Buch: Sie suchen eine fachlich versierte Unterstüt- zung und Beratung in Bezug auf die Arbeit an und mit Ihrem Manuskript? Für das Lektorat Ihres Manuskriptes, die Erstellung eines ansprechen- den Exposés und/oder Anschreibens an einen Verlag biete ich Ihnen mei- ne kompetente Hilfe und Unterstützung an. Simone Verwied, Tel.: +49 (0 21 95) 68 88 97, mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. , Internet: www.libri-vitae.de ********************************************************************* SCHREIB-KICK: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) Unser Schreib-Kick für den Oktober, diesmal von Judith Harrass: Schaut euch ab und zu mal eine Talksendung im Fernsehen ohne Ton an - meinetwegen eine Gerichtssendung oder Ähnliches. Dabei kann man viel lernen: a) denkt euch selbst ein Geschichte dazu aus b) überlegt euch Namen für die Leute und denkt darüber nach, wie sie zueinander stehen c) pickt euch eine Person heraus und versucht Gestik und Mimik zu be- schreiben ********************************************************************* ECHO-SERVICE: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) Wer kann helfen? Ich suche Leute, die sich mit der Gründung eines Buchclubs auskennen und mir ein paar Tipps oder Anregungen geben können beziehungsweise schon Erfahrungen damit haben. Bitte meldet euch unter mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. , Betreff: Buchclub. ++++++++++ Kritiker/innen gesucht Wer hat Interesse, meinen Krimi "Strange Days in Hamburg" zu lesen und gnadenlos zu kritisieren? Der Krimi ist beim BoD-Verlag Videel er- schienen. Ich kann für die Kritik leider kein Honorar bezahlen, über- nehme aber selbstverständlich alle Unkosten wie z. B. Porto und stelle die Leseexemplare. Ich erbringe auch gern Gegenleistungen, etwa Kritik an Manuskripten der Kritiker/innen. Bitte meldet euch bei mir per E- Mail. Stephan Bordt, Hamburg, mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. . ++++++++++ Ich möchte eine Literaturwerkstatt in Freiburg im Breisgau gründen und suche noch Mitmacher(innen), die natürlich aus der ganzen Region kom- men können. Sie sollten einigermaßen regelmäßig schreiben und keine Angst vor offener Kritik haben. Wir wollen uns etwa einmal im Monat treffen (kleiner Raum in Freiburg vorhanden) und Texte detailliert be- sprechen. Sylvia, mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. . ++++++++++ Co-Autoren beiderlei Geschlechts für zwei Romanprojekte aus dem Be- reich SF/Fantasy gesucht. Weitere Informationen sowie einige Kurzge- schichten und Angaben zu bereits veröffentlichten Büchern findet ihr unter www.schaumwelten.de. Denn: Träume sind Schäume - (Alp)traumwelten in schaumwelten.de. Kontakt: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. . ********************************************************************* SCHREIBKURS: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Geschichten finden - Teil 1" von Hans Peter Roentgen Ihr wisst nicht weiter mit eurer Geschichte? Oder habt gar keine? Al- les, was euch einfällt, ist blöde, Kitsch, das könnt ihr doch nicht schreiben? Hier will ich euch eine Methode zeigen, um eine gute Ge- schichte zu entwickeln. Jeder erinnert sich an Märchen aus seiner Kindheit, an Sagen und Ge- schichten, die ihm vorgelesen wurde, die er später selbst gelesen hat. Die Geschichte vom Aschenputtel, das den schönen Prinzen gewinnt. Vom dritten Sohn, der den Drachen besiegt, der seine klügeren Brüder ver- schlungen hat. Von Hänsel und Gretel, von Puh dem Bären und der klei- nen Meerjungfrau, vom Mann, der zwanzig Jahre braucht, um zu seiner Frau zurückzufinden. Von ... Immer die gleichen Geschichten Die gleichen Geschichten sprechen verschiedene Menschen auf unter- schiedliche Weise an. Sie werden immer wieder erzählt, aber jeder Er- zähler spricht mit seiner eigenen Stimme, macht daraus seine eigene Geschichte. Wie viele Romeo-und-Julia-Versionen gibt es? Ich habe kei- ne Ahnung, aber sicher nicht gerade wenige. Die Handlung ist im Grunde immer gleich aber ist die Westside-Story deshalb ein Shakespeare- Plagiat? Goethes Faust entstand aus einem Kolportage Roman, ist er deshalb Schund? Geschichten enthalten zwar immer wieder die gleichen Elemente, und doch sind diese keine Ziegelsteine, einer genauso wie der andere, und jeder, der das Mauern versteht, kann sie aufeinander setzen. Geschich- ten sollen die Leser ansprechen. Und damit sie das können, müssen sie erst mal euch, die Autoren ansprechen. Wenn sie euch nicht faszinie- ren, wie sollen sie eure Leser interessieren? Jeder hat Lieblingsbücher. Jeder erinnert sich aus seiner Kindheit an Märchen, Sagen, Geschichten. Doch nicht jeder an die gleichen. Ihr wollt eine Geschichte erzählen, also muss es eure Geschichte sein, auch wenn es im Kern eine ganz alte Geschichte ist. Die eigene Geschichte finden An welche Geschichten erinnert ihr euch? Nein, nicht nachdenken. Die euch zuerst einfällt, ist diejenige, welche. Lasst alle Bewertung erst mal aus dem Spiel. Wenn ihr meint, Beowulf sei doch sehr blutrünstig und ihr pazifistisch - Pech gehabt. Darum gehts hier nicht. Wenn es Beowulf ist, solltet ihr mit Beowulf weiter arbeiten, ganz egal, was eure Vernunft zu dieser Geschichte meint. Und vor allem: ganz egal, ob euch die Geschichte nun sympathisch ist oder nicht. Ihr findet sie brutal, abgeschmackt, sexistisch? Um so besser. Sie berührt eure Emo- tionen, das ist gut. Und überlegt bitte nicht, was ihr im Deutschunterricht oder von Lite- raturwissenschaftlern über die Geschichte gehört habt. Es geht darum, eure Geschichte zu finden, nicht darum, Literaturwissenschaft zu trei- ben oder eine Eins im Deutschaufsatz zu schreiben. Und wenn euch je- mand erzählt hat, Märchen würden immer gleich erzählt, vergesst es. Mir fallen sofort die Nibelungen ein. Sorry, aber so ist es. Blutrüns- tig, sicher, rachsüchtig, sicher, und obendrein gibt es noch die Ver- bindung zu den Deutschtümlern. Aber so ist es nun mal, und ich muss damit leben. Dabei bin ich fest davon überzeugt, ein freundlicher Mensch zu sein, Rachsucht liegt mir fern und Blut in Strömen erst recht. Doch es hilft nichts. Die Nibelungen sinds nun mal. Nur gut, dass es niemand weiß. Die Nacherzählung Der nächste Schritt: Was fällt euch zu der gewählten Geschichte ein? Erzählt sie einfach so, wie sie in eurem Gedächtnis lagert, erzählt das, was euch offenbar faszinierte und in Erinnerung geblieben ist. Erzählt "euren" Beowulf, "eure" Odyssee, "euer" Romeo und Julia, "eu- er" Dschungelbuch. Keine Sorge, niemand wird davon erfahren. Siegfried ist der Sohn eines kleinen Königs, Erbe eines drittklassigen Königreiches. Aber er ist der Shooting Star der Ritterszene, hat schon einen Drachen erlegt und sein Name ist in aller Munde. Obendrein ist er mit allen Wassern (pardon: Drachenblut) gewaschen. Gunther steht da schon besser da. König der angesehenen Burgunder, ein schönes Reich und ein netter Mann, aber nichts Außergewöhnliches. Eben ein Mann, der von Anfang an Thronerbe war, einer, der sein Handwerk versteht. Fürs Grobe gibt es Hagen. Gunther muss sich die Finger nicht schmutzig machen. Dass er auf Dominas steht, ist sein kleines Geheim- nis. Und Kriemhild, seine Schwester: eine höhere Tochter, schön, nett anzu- sehen und ohne jede eigene Persönlichkeit. Ihr Köpfchen ist voll von Geschichten über Helden, und einen davon wird sie mal heiraten. Der sie auf Händen trägt und alle Übel der Welt von ihr fern hält. Siegfried sucht eine Frau. Eine, die repräsentieren kann, eine, mit der er sich in der Öffentlichkeit zeigen kann, eine, die huldvoll der Menge zulächelt. Persönlichkeit muss sie nicht haben, davon hat er selbst genug. Denkt er. Doch da ist Gunther. Eigentlich hätte er nichts gegen Siegfried als Schwager, ganz im Gegenteil. Helden und Drachentöter kann man immer brauchen in diesen unruhigen Zeiten. Leider sucht Gunther selbst eine Frau. Und er steht auf Dominas. Sagte ich schon, dass er nett, aber nichts Besonderes ist, schon gar nicht, was Heldentum angeht? Jedenfalls gibt es da Brunhilde, und die will nur heiraten, wer sie besiegen kann. Gunther ist hin und weg von ihr. Aber als Kämpfer kommt er nicht in Frage. Also bittet er Siegfried um Hilfe, und der schlägt das seinem Schwager in spe nicht ab, ganz im Gegenteil. Er hat doch die Tarnkappe, und so können Gunther und Siegfried Brunhilde besiegen. Beide sind glücklich. Der Doppelhochzeit steht nichts mehr im Wege. Kriemhild ist zwar ein züchtiges Mädchen, lieb und nett, aber jetzt hat sie diesen Shooting Star als Mann. Also, findet sie, gebührt ihr der Platz der First Lady am Hofe. Brunhilde ist da anderer Meinung. Es kommt zu einem üblen Streit; dass Gunther sie gar nicht besiegt habe, wird behauptet, und einige munkeln schon, dass Brunhilde Siegfried im- mer so lüsterne Blicke zuwirft. Hagen [Du hast Hagen bisher noch nicht erwähnt!] ahnt Böses. Was, wenn sich Siegfried, von Kriemhild angefeu- ert, selbst zum König ausruft? Gunther wäre nicht der Mann, der ihm Paroli bieten könnte. Und überhaupt, der ganze Streit muss ein Ende haben. Siegfrieds Heldentaten haben das Königreich gefestigt, der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen. Der Hof beschließt Siegfrieds Tod, und Hagen, der Mann fürs Grobe, ersticht Siegfried heimlich von hinten. Kriemhild ist jetzt Witwe. Kein Held, der sie auf Händen trägt, kein Gatte, der alle Übel der Welt von ihr fern hält. Und diese verdammte Brunhilde präsentiert sich als First Lady. Erst heult Kriemhild sich die Augen aus, dann plant sie Rache. Aber wie? Sie hat keine Macht. Doch da gibt es Etzel. Etzel ist Hunne, stammt irgendwo aus den Step- pen Ostasiens, ein Emporkömmling, aber der mächtigste Mann Europas. Natürlich beugen alle das Knie vor ihm, doch für die alten Familien ist und bleibt er ein Emporkömmling. Sein Vater soll noch selbst die Ziegen gehütet haben, erzählt man sich. Kriemhild ist Witwe, Etzel Witwer, Kriemhild stammt aus alter Familie, Etzel ist mächtig. Die ideale Kombination, findet Etzel. Mit Kriemhild an seiner Seite hat er, was er immer schon wollte: die Anerkennung der alten Familien. Die ideale Kombination, findet auch Kriemhild. Der Mann hat mehr Macht als jeder andere in Europa, und mit dieser Macht kann sie ihre Rache in die Tat umsetzen. Also wird geheiratet. Und Kriemhild sitzt neben Etzel auf dem Thron. Die ideale Königin, findet Etzel und finden auch alle seine Vasallen. Jetzt muss sie nur noch ihre Verwandtschaft in die Gewalt kriegen. "Könnten wir meine Familie nicht mal einladen?", fragt sie Etzel, und Etzel ist begeistert. Er wird mit Gunther Brüderschaft trinken. Nie- mand wird mehr hinter seinem Rücken "Barbar" tuscheln. Kriemhild ist auch begeistert. Jeder am Hofe weiß, dass Etzel sie auf Händen trägt, niemand würde ihr eine Bitte abschlagen. So bittet sie einen nach dem anderen um die Köpfe ihrer lieben Angehörigen Etzel ist entsetzt, doch als er merkt, was gespielt wird, ist es zu spät. Er ist der mäch- tigste Mann Europas, aber das Massaker kann er auch nicht verhindern. Zum Schluss bleiben Gunther und Hagen übrig. Sie ergeben sich Dietrich von Bern, der für ihren Kopf bürgt. Auf das Wort Dietrichs kann man sich verlassen. Leider hat auch der Kriemhild unterschätzt. Zwar findet sich kein Va- sall mehr, der ihr den Gefallen tut - die sind mittlerweile alle tot - , aber selbst ist die Frau, und schon sind Gunther und Hagen einen Kopf kürzer. Sie hat ihre Rache und kann beruhigt sterben. Ende tot, alles gut. Die Geschichte im Kopf des Autors Das ist nicht die Nibelungengeschichte, die ihr kennt? Ihr habt das anders in Erinnerung? Richtig, das ist meine Erinnerung. Was ich davon im Kopf habe. Mag sein, dass ein Literaturwissenschaftler die Hände ü- ber dem Kopf zusammenschlagen würde, mag sein, dass ihr im Deutschun- terricht anderes gehört habt. Doch darum geht es nicht. Es geht um die Geschichte im Kopf des Autors. Bei meinen Nibelungen fehlen der Schatz und die Zwerge. Dafür habe ich einiges bei den Personen hinzuerfunden. Und ich habe die Geschichte mit meiner Stimme erzählt wie sonst wä- ren Shooting Star, Domina und Ähnliches hineingeraten? Das heißt nicht, dass ihr ebenfalls neumodische Ausdrücke verwenden sollt. Ihr dürft es natürlich. Wenn es für euch passt, für euch richtig ist. Ihr dürft todernst oder ironisch sein. Verwendet einfach eure Stimme. Vergesst aber alles, was die Geschichte angeblich enthalten muss, ver- gesst alle Schemata, die euch sagen, wie sie auszusehen hat. Das ist hier nicht wichtig. Wichtig ist vielmehr, was euch spontan einfällt, selbst wenn ihr euch davor ekelt. Gerade, wenn ihr euch ekelt. Und er- zählt sie mit euren Worten. Hier geht es darum, eure Version zu entde- cken. Erinnert euch: Jede Geschichte muss erst mal den Autor faszinie- ren, bevor sie Leser fesseln kann. - "Also, da war Dracula, und der liebte es, Blut zu saufen ..." - "Aschenputtel kriegte immer die schmutzigste Arbeit zugeteilt ..." - "Die kleine Nixe sah eines Tages einen jungen Mann und verliebte sich ..." Los gehts. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Hans Peter Roentgen betreibt zusammen mit Judith Tepesch die Schreibwerkstatt "Textkrafttraining" (http://www.roentgen- software.de/sws/sws.htm), ist Mitglied der Phoenix-Schreibgruppe (http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt phantastische Geschichten (http://www.roentgen- software.de/eigen/eigen.html) und Computerprogramme. ********************************************************************* BUCHBESPRECHUNG: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Von der Kunst des Schreibens" besprochen von Petra A. Bauer Mitunter fällt der Groschen pfennigweise. Bei Dorothea Brande ("Schriftsteller werden") hatte ich es noch als viel zu anstrengend empfunden, täglich seitenweise in ein Heft zu schreiben - möglichst bevor man am Morgen mit jemandem gesprochen hatte. Bei Natalie Gold- berg ("Schreiben in Cafés") begann ich langsam zu begreifen, was die- ses "Halten Sie Ihre Hand in Bewegung!" bedeuten mochte. Aber erst als ich "Von der Kunst des Schreibens" las, erschloss sich mir der wahre Sinn, der hinter dem Schreiben der Morgenseiten liegt: Man schaltet dabei den verflixten "inneren Zensor" aus, der ständig verkündet, ein Text sei schlecht formuliert, man selbst sei ein lausiger Schriftstel- ler - vielleicht sogar überhaupt kein Schriftsteller! Diese Zweifel wird jeder kennen, der je versucht hat vollkommene Sätze zu Papier zu bringen. Julia Cameron schreibt seit dreißig Jahren jeden Morgen drei Seiten in ihre Kladde, und sie gestattet es sich nach Herzenslust, richtig "schlecht" zu schreiben. Im Original heißt das Buch viel treffender: "The right to write" - Das Recht zu schreiben. Sie geht davon aus, dass jeder Mensch schreiben kann und darf und dass man sich nicht selbst beschränken und behindern dürfe, dadurch, dass ein innerer Zen- sor jeden Text mies macht. Sie schildert eindrucksvoll, wie sie mit ihren Manuskripten zunächst einfach nur eine Spur legt, der sie beim Überarbeiten folgt und die sie ausarbeitet. Zu jedem Kapitel gibt es eine Schreibübung, eine zündende Idee, die sie "Initiation" nennt und die man für das Schreibtraining nutzen kann, wenn man einen Anstoß braucht. Am eindrucksvollsten war für mich das Kapitel über die so genannte "Führung", bei der man schreibt, ohne nachzudenken. Ich habe es selbst versucht und war über die Wirkung erschrocken: Ich hatte meiner Hand nie zuvor erlaubt, etwas zu schreiben, von dem ich nicht einmal wuss- te, dass ich es überhaupt gedacht hatte. Ich kann das Buch allen Menschen empfehlen, die Lust am Schreiben ha- ben. Hier findet jeder eine Antwort - ob man sich mit dem Aufschreiben der Gedanken nur selbst etwas klar machen möchte oder ob das Ziel heißt: Ich will einmal vom Schreiben leben können. Julia Cameron: "Von der Kunst des Schreibens", 2003, 332 Seiten, 8,90 Euro, Knaur **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Petra A. Bauer ist freie Journalistin und Autorin. Durch ihre vier Kinder hat sie fast zwangsläufig den Schwerpunkt auf das Themengebiet Kind & Familie gelegt. Im Frühjahr 2004 erscheinen ihr erstes Kinder- buch "Bauer Claus bleibt heut zu Haus" (Coppenrath) und ihr erstes Sachbuch (Ueberreuter Redline Wirtschaft). Zeitgleich arbeitet sie an ihrem ersten Roman. Mehr unter http://www.writingwoman.de ********************************************************************* BUCHBESPRECHUNG: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Professionell texten" besprochen von Gabi Neumayer Dieses Buch richtet sich an Menschen, die im Berufsalltag schreiben müssen. Von der Sekretärin, die ihre Briefe optimieren möchte, über den technischen Redakteur bis zu Textgestalterin von Webseiten reicht die Zielgruppe dieses Ratgebers. Doch auch für AutorInnen "schöner Li- teratur" ist es eine Fundgrube an praktischen Tipps, anschaulichen Beispielen und erhellenden Informationen, die man kaum anderswo fin- det. Dem Autor kommt es vor allem auf praktisch umsetzbare Tipps an, die das Schreiben für verschiedene Zielgruppen und in verschiedenen Medien erleichtern. Dabei bezieht er die neuesten Studien zum Beispiel der Verständlichkeitsforschung mit ein - eine Quelle für Aha-Erlebnisse für jede/n AutorIn. Hier eine Auswahl der Themen (um alle aufzuführen, bräuchte ich zu viel Platz): - Lesen und Verstehen (Wer liest? Verständlichkeitsmodelle und Faust- regeln) - Verständlichkeit konkreter Wörter und Konstruktionen (Fremdwörter, Nominalisierung, Deixis, Satzverbindungen etc.) - Wie ein Text entsteht (Recherche, Gliederung, Schreiben, Blockaden umgehen, rhetorische Figuren) - Korrespondenz - Besonderheiten umfangreicher Texte - Schreiben für Mitglieder anderer Kulturen - Schreiben fürs Internet - Texten im wirtschaftlichen Umfeld (Angebotskalkulation, Schreiben im Team, Gestaltungsrichtlinien) Alle Kapitel sind überzeugend aufgebaut, übersichtlich gegliedert und mit einem Praxisteil versehen. Ein enorm informatives und praktisch einsetzbares Buch, von dem garantiert nicht nur die Hauptzielgruppe (schreibende Menschen im Berufsalltag) profitieren kann! Andreas Baumert: "Professionell texten", 2003, 212 Seiten, 10 Euro, Verlag C. H. Beck **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Meine aktuellen Veröffentlichungen: "Schulgeschichten" für Erstleser- Innen, Gondolino; Downloadkurs "Die professionelle Überarbeitung", erhältlich bei http://www.storials.com; Kurzkrimi "Rudolph the Red- nosed Reindeer" in der Weihnachtsantho "Leise rieselt der Schnee ...", Ullstein. Weitere Infos: http://www.gabineumayer.de und http://www.bato-schreibt.de. ********************************************************************* INTERVIEW: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, die einem weiterhelfen: lesen und schreiben" Interview mit Michael Romahn Manuela Tengler: Sie haben die AAA [Axel Anderson Akademie Schule des Schreibens; Fernkurs] absolviert. Welche Erfahrungen haben Sie mit dieser Art des "Schreibenlernens" gemacht? Michael Romahn: Sehr gute. Die großen Vorteile eines Fernstudiums sind zweifellos die freie Zeiteinteilung und das Arbeiten in den eigenen vier Wänden. Allerdings sollte man pro Tag eine halbe Stunde fest ein- planen, um das Arbeitspensum bis zum Ende eines jeden Monats stress- frei zu bewältigen. Ein möglicher Nachteil: Konstruktive und vor allem ehrliche Kritik hält sich bei dieser Art von Kursen oft in Grenzen und wird eher zu- rückhaltend angewendet, da die Studienleiter ihren Schülern nicht den Mut zum Durchhalten nehmen wollen. Bei einer Studiengebühr von 2.064 Euro für zwei Jahre (24 Hefte) soll- te man sich diesen Schritt ohnehin genau überlegen, denn es kommen auch Phasen im Laufe des Studiums (speziell bei den heiß geliebten Grammatik-Abschnitten), in denen man sich fragt, warum man sich das alles überhaupt antut. MT: Wie lief dieser Kurs ab, und inwieweit konnten Sie Fortschritte feststellen? MR: Die Studiendauer betrug zwei Jahre. Auf dem Postweg (E-Mail war vor einigen Jahren noch nicht so verbreitet) bekam ich monatlich ein Arbeitsheft zugesandt, in dem die Kunst des Schreibens anhand von Bei- spielen aus der Weltliteratur erläutert wurde. Die Lösungen der vorge- gebenen Aufgaben schickte ich an die Akademie und bekam daraufhin die korrigierten Arbeiten und eine recht ausführliche Beurteilung von mei- nem Studienleiter zurück. Die Aufgaben reichten von der Beschreibung eines Bildes über die Entwicklung eines Charakters bis hin zu einer vollständigen Kurzgeschichte. Meine Fortschritte habe ich während des Studiums nur indirekt mitbe- kommen. Es ist eher ein schleichender Prozess. Außerdem ist es immer schwer, sich selbst zu beurteilen und seine Arbeit einzuschätzen, erst recht, wenn man Monat für Monat mit immer neuen, umfangreicheren Auf- gaben konfrontiert wird. Das Ergebnis dieses Studiums stellt sich erst später heraus, wenn man versucht, das Gelernte in die Tat umzusetzen. MT: Die Gretchenfrage: Kann man Schreiben lernen? MR: Bis zu einem gewissen Punkt ja! Die Grundvoraussetzungen des Schreibens wie die Entwicklung eines Plots, Stil und Ausdruck kann man durchaus erlernen. Ebenso die Fähigkeit, seine Protagonisten lebendig und glaubwürdig zu machen. Vielleicht sogar die Kunst, den Leser von der ersten Zeile an zu fesseln. Doch niemand sollte erwarten, dass ei- nem nach Beendigung eines Fernstudium oder Workshops die Geschichten von den Verlagen aus der Hand gerissen werden. Neben einem außerge- wöhnlichen Manuskript gehört eine Menge Geduld, Ausdauer und, wie in meinem Falle, auch eine große Portion Glück dazu, bis man einen Verlag für seine Arbeiten begeistern kann. MT: Sie haben bereits vor dem Fernstudium geschrieben. Hat sich, abge- sehen vom Schreibhandwerk, Ihre Einstellung zum Schreiben geändert? MR: Mein erstes Manuskript wird wohl für ewige Zeiten in der Schublade bleiben. Allerdings hat mich dieser eher unbeholfene Schreibversuch keineswegs entmutigt. Er war genau genommen der Anstoß für alles, was ich danach in Angriff genommen habe. Meine Einstellung zu Schreiben hat sich im Wesentlichen nicht verän- dert. Ich bin nur weitaus sensibler gegenüber meiner Umwelt geworden. Ich achte viel bewusster auf kleine Dinge, denen ich früher kaum Be- achtung geschenkt habe. Das kann die flüchtige Geste eines Menschen, der unscheinbare Zweizeiler in der Zeitung oder auch ein Songtext sein, der einem urplötzlich eine großartige Idee beschert. Wie zum Beispiel der Titel "John Doe No.24" von der amerikanischen Songwrite- rin Mary Chapin Carpenter. Als ich den Text über diesen verwahrlosten Jungen ins Deutsche übersetzte, war praktisch die Idee zu meinem zwei- ten Roman, "Rückkehr nach Campbell River", geboren. MT: Wie gestaltete sich die Zusammenarbeit mit dem Lektorat? MR: Da die Kommunikation zwischen Lektorat und Schüler ausschließlich auf schriftlichem Weg erfolgte, blieb zwangsläufig der persönliche Kontakt, wie er zum Beispiel in Workshops und Schreibwerkstätten ge- pflegt wird, auf der Strecke. Manchmal lasen sich die Anmerkungen, Kommentare und Verbesserungen wie schon tausend Mal niedergeschriebene Sätze, und aus der Distanz einiger Monate betrachtet, diente das eine oder andere Lob der Lektoren, wie oben schon erwähnt, wohl nur dazu, die Schüler nicht zu entmutigen. Eine etwas persönlichere Art der Betreuung wäre wünschenswert gewesen, aber das lässt sich bei einem Fernstudium kaum realisieren. MT: Wurden Sie ermutigt, z. B. Kurzgeschichten an einen Verlag oder eine Zeitschrift zu schicken? Gab es eine Art von Kontaktbörse, die ein Herantasten an Verlage leichter gemacht hat? MR: Die AAA bringt zwar, soweit ich mich erinnere, monatlich ein eige- nes Heftchen mit Adressen von Zeitschriftenverlagen, Tipps und Ge- schichten anderer Teilnehmer heraus, aber eine Kontaktbörse gab es ei- gentlich nicht. Erst im letzten Drittel des Studiums wurde näher auf die Vermarktung eigener Texte eingegangen. Das reichte vom Erfolg ver- sprechenden Anschreiben über das Exposé bis zu den Leseproben. Es macht auch meines Erachtens wenig Sinn, während des Studiums wertvolle Zeit mit der Versendung von Texten zu verschwenden. Denn wenn jemand bereits genug Textmaterial besitzt, das sich für eine Veröffentlichung eignet, wird ihn das Fernstudium nicht mehr wesentlich voranbringen. MT: Sie haben den Fernkurs gemacht, Schreibbücher gelesen und noch vieles mehr. Konnten Sie sich mit Lektoren und Branchenkennern austau- schen? Wie waren die Reaktionen von Lektoren oder anderen Branchenken- nern? MR: Den ersten wirklich bemerkenswerten Kontakt hatte ich mit dem Lek- tor, der sich fast liebevoll um das Manuskript "Am Ufer der Großen Seen" kümmerte. Die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Lektor war für mich eine interessante und vor allem sehr lehrreiche Erfahrung. Die Branchenkenner - oder diejenigen, die sich dafür halten - trifft man wohl erst, wenn man es mit seinem Werk bis auf eine der Buchmessen ge- schafft hat. MT: Was haben Sie neben der AAA noch gemacht, um Ihre Schreibe weiter- zuentwickeln? MR: Es gibt eigentlich nur zwei Dinge, die einem weiterhelfen: lesen und schreiben, so oft es geht. In der ersten Zeit habe ich alles ver- schlungen, was mir an Lektüre in die Hände fiel: Ernest Hemingway, William Faulkner, Robert James Waller, um nur einige zu nennen. (Ein Tipp am Rande: "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt, Teil 1 und 2" von James N. Frey kann ich uneingeschränkt empfehlen! Für mich die besten Sachbücher zu diesem Thema!) Jetzt bleibt mir zum Lesen leider kaum noch Zeit, da ich in jeder freien Minute recherchiere, schreibe oder nette Interviews führe. Ü- berhaupt entwickelt sich die fehlende Zeit allmählich zu meinem Haupt- problem, da für die Schriftstellerei neben der Familie und meiner Ar- beit als technischer Redakteur viel zu wenig Raum übrig bleibt. MT: Ist die Erwartungshaltung von Lesern und Verlag nach der Erstver- öffentlichung gewachsen? Wie hat sich Ihre eigene Einstellung verän- dert? Ist Ihr persönlicher Druck, ein gesetztes Ziel zu erreichen, größer geworden? Hat der Druck auch positive Seiten? MR: Meine persönliche Erwartungshaltung und die der Leser kann ich di- rekt beeinflussen, indem ich ganz einfach eine tolle Story schreibe. Ich bin mir sicher, wer "Am Ufer der Großen Seen" mochte, wird auch "Rückkehr nach Campbell River" lieben, obwohl es zwei völlig verschie- dene Geschichten sind. Die Erwartungshaltung des Verlags ist klar. Auf ein Buch, das sich als Ladenhüter entpuppt, wird kein zweites folgen. Die wirtschaftlichen Aspekte kann man eben nicht ignorieren. Sein erstes Buch zu veröffent- lichen ist in Deutschland und wohl auch anderswo enorm schwierig und mit einer Reihe von glücklichen Umständen verbunden. Dass es obendrein noch ein Verkaufsschlager wird, ist auf dem heiß umkämpften Buchmarkt noch unwahrscheinlicher. Deshalb freut es mich umso mehr, dass ich den Knaur-Verlag auch für mein zweites Werk begeistern konnte. Was den persönlichen Druck angeht, kann ich nur sagen, dass ich sehr gut damit leben kann. (Es fällt einem verständlicherweise leichter, wenn man vor kurzem den Vertrag für das zweite Buch unterschrieben hat.) Ein ernst zu nehmender Druck würde wohl erst entstehen, wenn der Verlag auf die Fertigstellung eines neuen Romans drängen würde, aber so weit ist es ja noch nicht. MT: In Ihrem Debütroman "Am Ufer der Großen Seen" folgen wir Sarah, die gerade noch rechtzeitig vor ihrer Hochzeit flüchtet. "Eine gefühl- volle Liebesgeschichte über zwei Menschen, die sich erst finden, als sie glauben, alles verloren zu haben." [Klappentext des Buches] Auch in Ihrem zweiten, noch unveröffentlichten Buch, "Rückkehr nach Camp- bell River", führen Sie uns wieder in einen Dschungel der Gefühle. Keine Angst, als der deutsche Nicholas Sparks vermarktet zu werden? MR: Nein, keineswegs. Nicholas Sparks ist ein hervorragender Autor. Jedes seiner Bücher ist ein Bestseller, und soweit mir bekannt ist, wird gerade nach "Weit wie das Meer" ein weiterer Roman von ihm ver- filmt. Warum also sollte ich Angst haben, mit ihm verglichen zu wer- den? Als ich im Katalog des Weltbild-Verlags diesen Vergleich mit Ni- cholas Sparks las, habe ich mich sehr darüber gefreut. Es bestärkt mich in dem Gefühl, auf dem richtigen Weg zu sein. Wer allerdings glaubt, dass sich unsere Romane sehr ähnlich sind, täuscht sich. Mag sein, dass wir dieselben menschlichen Gefühle und Empfindungen anspre- chen, aber das wars dann auch schon. MT: Ich persönlich mochte Ihr Buch sehr und hoffe, bald das zweite le- sen zu können. Ihre Charaktere sind liebevoll und genau ausgearbeitet, man lässt sich gern und schnell in ihre Geschichte hineinziehen. Was lieben Sie an Ihren Figuren? Und was erleben Sie mit Ihren Figuren, während Sie schreiben? MR: Zunächst einmal vielen Dank für das Kompliment. Was liebe ich an meinen Figuren? Die Antwort kann nur lauten: Alles! Schließlich sind sie ein Produkt meiner Fantasie. Aber mit dieser lapidaren Antwort werden Sie sich wohl nicht zufrieden geben. Ich will versuchen, es nä- her zu erklären. Die Protagonisten sind neben einer interessanten Idee das wichtigste Element einer Geschichte. Was wäre die "Ufer"-Geschichte ohne Sarah und Lenny? Das ganze Buch lebt von ihren Gefühlsschwankungen, ihrem stetigen Wechsel zwischen grenzenloser Euphorie und tiefer Verzweif- lung. Über die beiden findet der Leser den Zugang zu dem, was ich ihm erzählen möchte. Der Leser identifiziert sich mit ihnen, entwickelt Sympathien für die eine und Abneigung für eine andere Figur. Und genau so soll es sein. Aber zurück zu Ihrer eigentlichen Frage. Während der Zeit, die ich an einem Roman arbeite, denke ich zum Leidwesen meiner Frau eigentlich ständig an meine Figuren. So banal es auch klingen mag, aber ich lebe und leide mit ihnen, stelle mir vor, wie ich reagieren würde, und ver- suche, mich in die Gefühlswelt meiner Figuren hineinzuversetzen. Eine Bekannte gestand mir einmal, dass sie sehr überrascht gewesen sei, dass Sarah der Fantasie eines Mannes entsprungen ist. Ein schöneres Kompliment hätte sie mir nicht machen können. MT: Was mögen Sie am liebsten am Schreiben? Das Recherchieren, Cha- rakterisieren, Plotten ... MR: Die Frage kann ich nicht exakt beantworten. Jede Stufe auf dem Weg zu einem fertigen Roman hat ihre eigenen Reize. Das Einzige, was ich nicht besonders mag, ist das Überarbeiten, wenn ich die Rohfassung von den netten Menschen zurückbekomme, die ihre kostbare Zeit für mich op- fern. Am Ende stapeln sich bis zu drei Manuskripte mit einer Vielzahl von Korrekturen und unterschiedlichen Beurteilungen auf meinem Schreibtisch. Daraus die endgültige Fassung zu erarbeiten, die allen gerecht wird, ist sehr zeitraubend und manchmal auch nervig. MT: Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Schon Ideen für neue Bücher? Bleiben Sie dem Genre treu, oder könnten Sie sich vorstellen, auch mal einen Thriller oder Actionroman zu schreiben? MR: Nun, es wäre vermessen, zu glauben, in naher Zukunft von der Schriftstellerei leben zu können. Aber ein Traum bleibt es natürlich. Neue Projekte gibt es reichlich, wobei wir wieder beim Zeitfaktor an- gelangt wären. Der dritte Roman steht bereits kurz vor der oben erwähnten Überarbei- tung. Die Geschichte spielt in New Orleans und handelt von einem mit- tellosen Koch, der seinem Traum vom eigenen Lokal nachjagt, und der hübschen Mexikanerin Maria, die illegal als Haushälterin arbeitet. Wie in den ersten beiden Büchern dreht sich auch hier alles um scheinbar unerreichbare Träume und die Suche nach dem Sinn des Lebens. Dieses Buch besitzt wesentlich mehr "kriminalistische" Züge als seine Vorgän- ger, obwohl ich unterm Strich gesehen meinem Stil treu geblieben bin. Ganz nebenbei hoffe ich, in naher Zukunft einen Verlag für meine Kurz- geschichtensammlung "Stationen" gewinnen zu können, was auch für "Das gläserne Dorf" gilt, einem Roman, der eigentlich aus einer Laune her- aus entstanden ist und sich nicht so recht in ein Schublade pressen lässt. Es handelt sich um eine Art Kriminalroman, der in einem Dorf in der Cinque Terre an der ligurischen Küste spielt. (Eine Leseprobe von diesem Werk gibts bei http://www.Romansuche.de.) Ein ganz anderes reizvolles Projekt wäre ein Sammlung von Weihnachts- und Märchengeschichten für Kinder. Einige Entwürfe liegen bereits in meiner Schublade. Sie erkennen bereits an dieser Aufzählung, dass mir mehr Ideen im Kopf herum spuken, als ich zeitlich realisieren kann. MT: Was auffällt: Sie scheinen, wie viele Autoren in letzter Zeit, gern die Vereinigten Staaten als Location zu wählen. Ist dies eine Verneigung vor dem Leser, der lieber an Orten weilt, die ihm fremdar- tig und damit interessanter erscheinen? Mag ein Roman, der in den USA oder Australien spielt, den Leser mehr reizen als z. B. in Hamburg o- der Frankfurt? MR: Ein Stoff wie "Am Ufer der Großen Seen" wäre in einem eng besie- delten Land wie Deutschland nur sehr schwer umzusetzen. Bei "Rückkehr nach Campbell River" verhält es sich ähnlich. Gerade in diesen beiden Romanen spielt die Landschaft eine entscheidende Rolle, da ich sie nicht nur als schmückendes Beiwerk verstehe, sondern versuche, durch sie Stimmungen zu erzeugen, in denen sich meine Figuren bewegen. Am Beginn einer Story denke ich weniger darüber nach, welche Location der Leser gern hätte, sondern suche mir gezielt Orte aus, die am bes- ten zu meiner Geschichte passen. Natürlich hängt die Wahl meiner Schauplätze auch damit zusammen, dass ich es liebe, mit dem Wohnmobil durch die Staaten zu reisen. MT: Zu guter Letzt die klassische Frage: Welche Tipps können Sie unse- ren Lesern mitgeben? Und würden Sie Schreibforen und Groups, wie es sie im Internet gibt, empfehlen, um die eigene Schreibe zu verbessern? MR: Dies ist eine der Fragen, die ich nur ungern beantworte. Ich per- sönlich habe mich für das Fernstudium entschlossen und habe es nicht bereut. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Die von Ihnen genannten Schreibforen und Work-Groups haben durchaus ihre Berechti- gung, aber mir fehlt einfach die Zeit, mich intensiver um diese Kon- takte zu kümmern. Einige dieser Foren sind meiner Ansicht nach aller- dings mit Vorsicht zu behandeln. Sie versuchen mit aller Gewalt eine sprachlich sehr komplizierte und in sich verschachtelte Prosa zu ent- wickeln, ohne dabei zu beachten, dass sie sich damit immer weiter vom Leser entfernen. Und im Endeffekt sind es doch die Leser, die wir Au- toren erreichen wollen. Aus meiner Erfahrung kann ich nur raten, sich an Literaturwettbewerben zu beteiligen. Der große Vorteil liegt einfach darin, dass die einge- henden Manuskripte auf jeden Fall angelesen werden, was man bei unver- langt eingesendeten Arbeiten an die Verlage nicht immer behaupten kann. Für mich ist der Große Romanpreis vom Club Bertelsmann sicher- lich ein Glücksfall gewesen. Es ist natürlich ein Traum, wenn das ei- gene Buch unter mehr als 800 Einsendungen als bestes Erstlingswerk ausgezeichnet wird. MT: Herzlichen Dank für das Interview. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit dem zweiten Buch. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Manuela Tengler steckt gerade in der Überarbeitung ihres ersten Ro- mans, und weils so viel Spaß macht, recherchiert sie für weitere In- terviews für den Tempest. Ansonsten versucht sie derzeit wenigstens "nur" zwei, drei Genres die Treue zu halten, doch neue Ideen verfolgen sie gnadenlos. Sie wird von einer Literaturagentur betreut und arbei- tet an ihrem ersten Frauenroman. ********************************************************************* ERFAHRUNGSBERICHT: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Die Geheimtür zur eigenen Kreativität öffnen" von Manuela Tengler Immer wieder kreist man um die alte Frage: "Wie werde ich ein besserer Autor?" Viele Bücher werden geschrieben, viele Seminare besucht, viele Creati- ve-Writing-Kurse absolviert oder Internetgroups aktiviert. Doch das große Geheimnis ist schnell gelüftet: Schreiben! Es ist egal, ob man für Kurse bezahlt oder kostenlose Angebote nützt. Man selber muss dabei aktiv sein, sich einbringen, bereit sein zu lernen, an sei- nem Handwerk zu arbeiten. Niemand kann einem beibringen, erfolgreich zu schreiben, wenn man eines nicht tut: schreiben. Nur so kann man Fehler vermeiden, seine Ideen aufs Papier bringen und an seinen Ideen reifen. Wie viel man von solchen Angeboten profitiert, ist letztendlich auch davon abhängig, ob man mit anderen Teilnehmern zurechtkommt, sich für die Manuskripte anderer Autoren interessiert, genrefremde Texte feed- backen will oder nicht. Auch die Tagesverfassung spielt eine Rolle: Wer gerade sehr aufnahmefähig ist, wird seinen Ideenfluss nicht unter- brechen wollen, brainstormen, was das Zeug hält und durch Anregung anderer vielleicht auf neue Wege kommen, die auch zum Ziel führen kön- nen. Doch all das wird nicht helfen, wenn man nicht selbst schreibt. Ich kann mir den Kopf voll stopfen mit ellenlangen Schreibübungen und The- orie über das dreidimensionale Charakterisieren. Genauso wie ich über A- und B-Plot lesen kann, mir stundenlang den Kopf zerbrechen kann, ob jetzt Figur X eine Platzhalterfunktion hat oder Figur Z der Antagonist ist oder doch nicht. Alles umsonst, wenn ich ich, der Autor mich nicht hinsetze und daran arbeite, dieses Wissen, die Anregungen, die Angebote nicht umsetze. Ich kann Tausende Euro in Beckham investieren, ihm die Ohren voll jau- len über Fußball, aber letztendlich muss er auf das Tor zustürmen und, genau, das kann er nur, wenn er aktiv wird: Er schießt Tore, wir schreiben. Schreibt, was die Festplatte hergibt, schreibt, bis euch der Kopf raucht. Kauft euch eine Vorratspackung an Bleistiften oder noch besser Gelstiften, damit`s auch optimistisch schön glitzert. Ist bei Fantasy spitze! Oder mit der guten alten Füllfeder, die schön flüssig dahin- gleitet und unseren Schreibfluss nicht unterbricht. Das Angebot ist vielfältig, aber nicht alles, was gratis ist, muss gut sein, und nicht jeder Kurs, der harte Euros kostet, bringt euch in die Bestsellerlisten. Eigeninitiative ist wichtig. Nicht nur, um das Schreiben zu lernen, zu üben, zu perfektionieren. Kontakte können wichtig sein, Erfahrungsaus- tausch motiviert. Genauso wie man sich immer wieder über den Buchmarkt up to date halten sollte. Und die Werbetrommel kann man schon rühren, bevor man den ersten Verlagsvertrag in Händen hält. Und wieder sind wir bei demjenigen angelangt, der den Erfolg in der Hand hält: der Au- tor selbst. Oder hat schon jemand von einem Autor gehört, vor dessen Tür eines Tages ein Lektor stand, weil er von einen tollen Buch gehört hatte? Ich mache hier für niemanden Werbung, doch ich habe in den letzten Jahren sehr viel ausprobiert. Ein paar Angebote haben mehrere hundert Euros gekostet, und der Erfolg war minimal. Ich bin in sehr vielen Groups aktiv, in Schreibwerkstätten und habe Seminare und Kurse be- sucht. Alles zusammen war eine wertvolle Erfahrung, ohne die ich viel- leicht das Schreiben schon längst aufgegeben hätte. Ich behaupte auch nicht, veröffentlichen zu können, weil ich gewisse Angebote genutzt oder vermieden habe, doch ich habe einfach mehr ge- schrieben als vorher. Und die Kontakte, die sich in den letzten Jahren aufgebaut haben, möchte ich nicht mehr missen. Also, das große Geheimnis beim Schreiben ist so simpel, dass es schon doof klingt: Schreiben! Und Vertrauen in die eigene Kreativität, Ei- geninitiative und Durchhaltevermögen! **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Manuela Tengler steckt gerade in der Überarbeitung ihres ersten Ro- mans, und weils so viel Spaß macht, recherchiert sie für weitere In- terviews für den Tempest. Ansonsten versucht sie derzeit wenigstens "nur" zwei, drei Genres die Treue zu halten, doch neue Ideen verfolgen sie gnadenlos. Sie wird von einer Literaturagentur betreut und arbei- tet an ihrem ersten Frauenroman. ********************************************************************* STEPHAN WALDSCHEIDTS KLEINE AUTORENTYPOLOGIE: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Die Gewissenhafte" "Sei streng, pünktlich, ordentlich, arbeitsam, fleißig in deinem Beru- fe!" (Adolph Freiherr von Knigge, Über den Umgang mit Menschen) Deutsche Primärtugenden gelten bei der Gewissenhaften noch. Sie arbei- tet sich langsam, aber, Sie wissen schon, an ihr Ziel heran. Sie be- spricht alles mit ihrem Mann. Der hat Verständnis dafür, dass sie schreiben will, solange der Haushalt und die Kinder nicht darunter leiden. Sie bespricht sich mit ihrer besten Freundin. Die Verständnis zeigt - doch die geheime Freude darüber verbirgt, endlich mit dem Mann der Gewissenhaften ungestört deutsche Primäruntugenden ausleben zu können. Sie plant die Zeiten für ihr Schreiben in ihren Tagesablauf ein und erklärt ihren Kindern, warum sie Mutti da nicht stören dürfen. Sie be- sorgt sich Notizbücher, in denen sie ihre poetischen Gedanken notiert, und unternimmt ausgedehnte Spaziergänge, die ihre Phantasie anregen und ihre Beobachtungsgabe ebenso schulen sollen wie der Blick in den bunten Wirbel der Waschmaschine oder in den Strudel des Gemüseein- topfs. Wenn sie noch keins führt, beginnt sie ein Tagebuch und ach- tet darauf, dass alles darin dem kritischen Blick der Nachwelt stand- halten kann. Sie schreibt sich an der VHS für einen Kurs für kreatives Schreiben ein und gründet nach dem ersten Termin mit einigen anderen jungen Müt- tern eine Schreibgruppe mit Autorenstammtisch, mittwochs abends um neun, da sind die Kinder im Bett und auch ihr Mann er jedoch in dem der besten Freundin. Sie besorgt sich alle Schreib- und Stilratgeber, die auf der Literaturliste der Kursleiterin stehen, und vier verschie- denfarbene Textmarker. Sie abonniert die fünf wichtigsten Literatur- zeitschriften. Sie liest sich in der katholischen Gemeindebibliothek in alphabetischer Folge durch die Klassiker und beginnt bei A wie Aaf- jes, Bertus, eigentlich Lambertus Jacobus Johannes A., (* 12.5.1914, Amsterdam), niederländischer Lyriker und Schriftsteller, Abend am Nil (1952, dt. 1961). Sie besucht alle Lesungen in ihrem und den umliegenden Dörfern. Den Autoren stellt sie nach der Lesung mehr Fragen als alle anderen Hörer zusammen. Die Fragen hat sie sich bei der peniblen Vorbereitung auf die Lesung notiert. Mehrere der befragten Autoren hängen nach den zielgerichteten Fragen den Schriftstellerberuf an den Nagel, einige sich selbst. Im Internet abonniert die Gewissenhafte einen Autoren- Newsletter und tauscht sich im Forum Autoren-helfen-Autoren mit ande- ren aus. Sie zwingt sich dazu, allen Dingen auf den Grund zu gehen, alles, was sie sieht, neu zu sehen, alles zu hinterfragen. Sie erfindet sich ein Gebet, das dreimal täglich ihr Ziel unterstützt, veröffentlichte Auto- rin zu werden. Sie plant ein Jahr dafür ein, Gedanken und Ideen zu sammeln, ein zweites Jahr, erste, kürzere Texte zu schreiben, ein drittes Jahr, ihre erste Kurzgeschichte zu platzieren, ein viertes, fünftes und sechstes Jahr für ihren ersten Roman. Sie beschließt, in- teger zu bleiben und frühestens nach einhundert Absagen mit einem Ver- leger zu schlafen. Dafür besorgt sie sich schon mal alle Sex- und Ero- tikratgeber, die auf der Liste ihrer besten Freundin stehen (und die die Freundin, gewissenlos, mit dem Mann der Gewissenhaften getestet hat), und vier verschiedenfarbene Dessous. Typische Themen Mitleid mit Schnittblumen Das Große im Kleinen entdecken Minutiös geplante und gewissenhaft ausgeführte Morde mit einfachen Haushaltsgegenständen Typische Texte Er war fort, da drüben ging er. Sie ertappte sich dabei, wie sie auf seinen Po glotzte. Von fern das Tatütata von Polizei oder Feuerwehr, eine Lachhyäne, die Else verspottete. Nicht mit mir, dachte sie. Sie wusste: Ein Pürierstab kann, gewissenhaft eingesetzt, entsetzliche Verletzungen hervorrufen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Stephan Waldscheidt, Jg. 67, beglückt derzeit Lektoren mit dem (schwer wiegenden, schreibtischbiegenden) Manuskript seines ersten his- torischen Romans. ("Das nennen Sie einen Vorschuss, Herr Verleger? Der Nächste bitte!") Bei Walzwerk, Berlin, erschienen: "Weitgehend Höllen- fahrten", ein Buch mit Erzählungen. Daneben Veröffentlichungen in Zeitschriften und auf seiner Website http://www.waldscheidt.de ********************************************************************* UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: --------------------------------------------------------------------- Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für Lit- eraturagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind daher zwecklos. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird. Drehbuch: Oliver Pautsch mailto:drehbuch at autorenforum punkt de Fandom: Thomas Kohlschmidt mailto:fandom at autorenforum punkt de Fantasy: Stefanie Bense mailto:fantasy at autorenforum punkt de Heftroman: Arndt Ellmer mailto:heftroman at autorenforum punkt de Historischer Roman: Titus Müller mailto:historischer.roman at autorenforum punkt de Kinderbuch: Gabi Neumayer mailto:kinderbuch at autorenforum punkt de Kriminalistik: Reiner M. Sowa mailto:kriminalistik at autorenforum punkt de Literaturagenturen: Petra Hermanns mailto:agentin at autorenforum punkt de Lyrik: Martina Weber mailto:lyrik at autorenforum punkt de Reiseführer: Gabriele Kalmbach mailto:reisefuehrer at autorenforum punkt de Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer mailto:sachbuch at autorenforum punkt de Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff mailto:med.psych at autorenforum punkt de Schreibgruppen: Ute Hacker mailto:schreibgruppen at autorenforum punkt de Schreibhandwerk: Ute Hacker mailto:schreibhandwerk at autorenforum punkt de Sciencefiction: Andreas Eschbach mailto:sf-autor at autorenforum punkt de Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi mailto:techlit at autorenforum punkt de Übersetzung: Barbara Slawig mailto:uebersetzerin at autorenforum punkt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR DREHBUCH: --------------------------------------------------------------------- Oliver Pautsch(mailto:drehbuch at autorenforum punkt de) Frage: Um nicht alle groben Fehler beim Abfassen von einem Drehbuch durch Selbsterfahrung durchleiden zu müssen, hätte ich großes Interesse am Austausch mit Drehbuchschaffenden. Können Sie mir einen Tipp geben, wie ich in dieser Hinsicht weiterkomme? Auch für den Hinweis auf ein gutes Fachbuch ("Der kleine Drehbuchknigge für Anfänger") wäre ich sehr dankbar. Antwort: Schreiben Sie! Das hört sich wie der hundsgemeine Tipp an, aber mit "durchleiden" geben Sie die Antwort in Ihrer Frage selbst vor: Schrei- ben und durchleiden ... hat oft mit Angebot und Nachfrage zu tun. Weniger gemein ist dieser Tipp: http://www.wwgpro.de/ (Homepage und Mailingliste mit vielen (unkommerziellen) Angeboten: Austausch, Buch- tipps und Hilfestellungen. Sie können Ihr Projekt der Kritik stellen, werden zur Kritik gefordert und schärfen Ihren kritischen und den "Schreibsinn". Ich empfehle ungern Fachbücher, weil ich nicht weiß, was Sie genau su- chen. Viele Knigges für Drehbuchautoren finden Sie mittlerweile in je- der größeren Stadt- oder Unibibliothek. Vor dem Kauf sollten Sie sich dort ein Bild machen, was Sie an Ratgebern suchen oder benötigen. Von der Kategorie "Anfänger" bis hin zu "How to sell my script" liegt dort alles bereit. Besuchen Sie Autoren-Stammtische in Ihrer Umgebung. Und lesen Sie die Erfahrungsberichte, Fragen und Antworten sowie Termine für Autoren- treffen auf der Mailingliste http://www.drehbuchforum.de. ++++++++++ Frage: ich bin freie autorin und werde nun nach einer babypause wieder lang- sam aktiv. hab ein konzept entwickelt für eine dokusoap mit spielcha- rakter. weißt du bescheid über autorenhonorare für konzepte (bzw.später handbuch) von dokusoaps / reality-shows? Antwort: Ich habe heute einen befreundeten Doku-Soap-Regisseur angerufen, um ihn über Autoren-Honorare auszuhorchen. Der lachte nur: "Was für Auto- ren?" In seiner Heimwerker-Soap gibt es gar keine Autoren. Das hat mich auch gewundert (und erschüttert ;-) Was Konzept- oder Bibelhonorare angeht, halten sich die Produzenten natürlich sehr bedeckt. Ich kann dich daher mit der Frage also leider nur an das Drehbuchforum oder den Verband Deutscher Drehbuchautoren verweisen. - Drehbuchforum, http://www.drehbuchforum.de (vielleicht hat jemand Erfahrungswerte) - Verband Deutscher Drehbuchautoren, http://www.drehbuchautoren.de (die erstellen einmal im Jahr einen Honorarfragebogen) **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Oliver Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer, Beleuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft. Später ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber direkt für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für Kurzfilme, Serienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film. http://www.drehbuchautoren.de/Autoren/meinautor.php?ID=164 ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN: --------------------------------------------------------------------- Bjørn Jagnow (mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de) Frage: Wenn ich beabsichtige, eine Biographie über einen Künstler zu schrei- ben, benötige ich dann dessen Einwilligung dafür? Dürfen Fotos, die von mir selbst oder von anderen, deren Einwilligung ich habe, gemacht wurden, ohne weiteres in einer solchen Biographie veröffentlicht wer- den, oder benötigt dies der Zustimmung des Künstlers? Hintergrund: Ich habe vor etwa einem Jahr schon einmal beim Management in den USA angefragt. Dort wurde mir lapidar mitgeteilt, dass diese Rechte schon andere hätten. Bislang ist aber auf dem deutschen Markt noch nichts erschienen und wird meines Wissens auch nichts erscheinen. Bislang gibt es nur Biographien in englischer und spanischer Sprache. Da ich Gründungsmitglied des deutschen Fanclubs dieses Künstlers bin und daher einen eigentlich guten Draht zum Management habe, hat mich diese ablehnende Haltung doch sehr erstaunt. Aufgrund meiner Tätigkeit im bzw. für den Fanclub weiß ich aber gleichzeitig auch, dass eine Biographie in deutscher Sprache ständig nachgefragt wird, da nicht al- le Leute, die sich für diesen Künstler interessieren, der englischen und / oder spanischen Sprache mächtig sind (als freiberufliche Über- setzerin bin ich das jedoch sehr wohl und konnte mir dadurch natürlich schon viele Informationen auf diesem Weg besorgen). Antwort: Um über eine Person irgendetwas zu veröffentlichen, braucht man eine Genehmigung dieser Person - oder es muss sich um eine Person des öf- fentlichen Lebens handeln. Hintergrund ist, dass jeder selbst ent- scheiden darf, ob er in die Öffentlichkeit gezerrt werden will oder nicht - nur die, die dort schon sind, haben dieses Recht nicht mehr. Es kommt also sehr stark auf die Bekanntheit dieses speziellen Künst- lers an, ob eine Genehmigung zur Biographie nötig ist. Gegen den Wil- len des Künstlers bzw. Managers können Sie eventuell veröffentlichen, aber möglicherweise hat das negative Folgen für Ihren Fanclub? Angesichts der unklaren Rechtssituation und der nicht auszuschließen- den Rückkopplungen würde ich anraten, lieber weiter um eine Genehmi- gung zu kämpfen und nichts im Alleingang zu versuchen. Sie könnten auch anbieten, für die fremdsprachigen Biographien als Übersetzerin zu fungieren oder einen Verlag zu vermitteln. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Bjørn Jagnow, Jahrgang 72, ist gelernter Verlagskaufmann, Buchhändler und Verlagsfachwirt. Sein Fachbuch "Marketing für Autoren. Der Weg zur erfolgreichen Veröffentlichung" ist inzwischen in der 2. erweiterten und aktualisierten Auflage erschienen! http://www.bjoernjagnow.de/web.pl?marketing-fuer-autoren.html ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR LYRIK: --------------------------------------------------------------------- Martina Weber (mailto:lyrik at autorenforum punkt de) Frage: Mich würde interessieren, wie es momentan auf dem Buchmarkt um die Chancen für jüngere, unbekannte AutorInnen steht, veröffentlicht zu werden. Liest heutzutage überhaupt noch jemand so etwas, und noch wichtiger, kauft jemand so etwas (jenseits von Literaturzeitschrif- ten)? Wie groß ist der Anteil der Gegenwartslyrik am gesamten Buch- markt? Sind auch in der Lyrikszene Agenturen schon das Nonplusultra? Wie findet man als blutiger Anfänger eine gute Agentur? Antwort: Die Lyriklandschaft ist zur Zeit sehr facettenreich, die Eventkultur hat zu einem Aufschwung der Lyrik geführt. In Buchhandlungen findet man jedoch nur die gängigen Namen. Der Anteil der Gegenwartslyrik am Buchmarkt ist verschwindend gering. Hinzu kommt, dass die Lyrikbände unbekannter AutorInnen in Auflagen von maximal 200 bis 300 gedruckt werden, bibliophile Bände sogar noch in weit geringerer Auflage. Wer Lyrik schreibt, muss sich darauf einstellen, mit seiner Arbeit so gut wie nichts zu verdienen. Was die Lyrik gibt, kann man nicht in Geld messen. Seriöse Agenturen lassen sich keine Honorare für das Lesen von Manu- skripten zahlen, sondern vereinbaren ausschließlich eine Provision vom Erfolgshonorar des Autoren / der Autorin (meist ca. 15 %). Da ein Au- tor mit einem Lyrikband von einer Auflage von 200 Exemplaren ohnehin so gut wie nichts verdient, lohnt sich die Lyrik für Agenturen nicht. Mir ist keine Agentur bekannt, die Lyrik annimmt und nach dem Erfolgs- honorarprinzip arbeitet. Allerdings haben durchaus auch völlig unbekannte AutorInnen eine Chan- ce. Es gibt eine Fülle kleiner und kleinster Verlage, die seriös ar- beiten und neue AutorInnen suchen. Es kommt nur darauf an, den richti- gen Verlag zu finden. Das allerdings ist ziemlich schwierig. Eigenini- tiative und Zähigkeit sind gefragt. Für die Suche kann ich folgende Tipps geben: 1. Im "Handbuch für Autorinnen und Autoren" von Sandra Uschtrin findet sich eine Zusammenstellung von Lyrikverlagen, manchmal mit weiteren Hinweisen und Internetadresse. Diese Aufstellung findet sich unter http://www.uschtrin.de/lyrikverlage.html. 2. In der Literaturzeitschrift Muschelhaufen, Ausgabe 42-2002, hat Theo Breuer eine Zusammenstellung seiner Lieblingsverlage veröffent- licht, und zwar unter dem Titel: "Mein lyrisches Verlags-ABC". Einen Einblick in diesen Artikel gibt es unter http://www.muschelhaufen.de. 3. Eine weitere Fundgrube für Verlage sind die Kurzbiographien der An- thologie "Lyrik von Jetzt", herausgegeben von Björn Kuhligk und Jan Wagner. Der Band erschien in diesem Jahr im DuMont Literatur und Kunst Verlag und versammelt "74 Stimmen" von LyrikerInnen ab Jahrgang 1965. 4. Ein Besuch auf der Mainzer Minimesse, einer internationalen Buch- messe, ist für LyrikerInnen auf Verlagssuche sehr empfehlenswert. Hier stellen Klein- und Kleinstverlage ihre Bücher aus, teilweise bibli- ophile Bände, teilweise preiswerte. Diese Messe findet Ende Mai statt, leider nur alle zwei Jahre, in den ungeraden Jahren. (Die nächste Mes- se ist also erst Ende Mai 2005.) Unter http://www.minipresse.de kann man "demnächst" ein Verzeichnis aller AusstellerInnen der Messe des Jahres 2003 herunterladen eine Fundgrube für LyrikerInnen auf Ver- lagssuche. Unter http://www.vmpm.de findet sich außerdem ("coming soon") eine "Buchhandlung der Kleinverlage und Handpressen". 5. Darüber hinaus empfehle ich, darauf zu achten, bei welchen Verlagen KollegInnen, deren Textqualität der eigenen ähnelt, publizieren. Es ist sehr empfehlenswert, einige Bücher aus dem Angebot seines Verlags- favoriten zu kennen. In diesen Werken wird man kaum in Stadtbibliothe- ken oder im Sortiment von Buchhandlungen stöbern können. Wer nicht ge- rade in der Nähe einer der Filialen der Deutschen Bibliothek in Leip- zig oder Frankfurt am Main wohnt und dort alle nach 1945 in Deutsch- land erschienenen Bücher lesen kann, dem nützt wenigstens der Online- Katalog unter http://www.ddb.de als Recherchehilfe, zum Beispiel um herauszufinden, wie viele Bücher welcher AutorInnen mit welchen Sei- tenzahlen ein Verlag veröffentlicht hat. Die Anforderungen der Verlage an die Qualität von Gedichten sind sehr unterschiedlich. Auch die Zahl der Gedichte, die einen Band füllen, schwankt, und zwar zwischen 15 und um die 100. Ein wichtiges Kritierium für die Auswahl eines Verla- ges ist für mich auch der Verkaufspreis eines Bandes. Er darf nicht zu teuer sein. Bibliophile Bände finden auch ihre Sammler, allerdings nur in geringen Stückzahlen. Kaum ein Verlag schätzt die Kontaktaufnahme per E-Mail. Ich empfehle eine Sendung per Post, im DIN-A4-Format, mit einer Textprobe von ca. 15 Gedichten, einer Kurzbiographie (in der sich die hart erarbeitete Zeile "Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien" gut macht, besonders, wenn einige renommierte dabei sind) und Rückpor- to. Wer ein Produkt verkaufen möchte, muss es bekannt machen. Eine unbe- kannte Autorin schafft kaum den Sprung in die Buchhandlungen. Die Pressearbeit ist aber lernbar. Erste Schritte sind der Anruf bei der Lokalzeitung und die Organisation von Lesungen, am besten zunächst mit KollegInnen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Martina Weber, Jahrgang 66, seit Januar 2001 Redakteurin des monatlich erscheinenden Newsletters der Federwelt (www.federwelt.de), hat dort zahlreiche Fachartikel für AutorInnen veröffentlicht, daneben Rezensi- onen, u. a. über Lyrikbände und Bücher, die sich mit Struktur und Ge- schichte der Lyrik beschäftigen. Außerdem schreibt sie Lyrik und Prosa und - als Juristin - juristische Fachliteratur. ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR SACHBÜCHER: --------------------------------------------------------------------- Gabi Neumayer (mailto:sachbuch at autorenforum punkt de) Frage: Bereits vor einem Jahr stellte ich mein Sachbuchmanuskript fertig. Von vier eingesandten Exposés interessierte sich nur der Lektor [...] vom [...] Verlag für mein Buch. Es dauerte bis Februar dieses Jahres, bis sich der Verlag endgültig entschloss, eine Veröffentlichung abzuleh- nen, obwohl mir Herr [...] bestätigte, dass ich ein interessantes wis- senschaftliches Manuskript geschrieben habe, das ihm persönlich sehr gut gefallen hat. [Die Theorie darin schien ihm allerdings offenbar zu gewagt - die Red.] [...] Wie schreibe ich denn nun ein gutes Sachbuch- Exposé? Antwort: Erst einmal: Jeder Lektor ist anders; die Erfahrungen, die Sie gerade gemacht haben, müssen sich deshalb keineswegs wiederholen. Da Sie das Manuskript schon fertig haben, haben Sie beim Exposé natür- lich nicht mehr alle Möglichkeiten offen (daher sollte man das Exposé und die Verlagssuche eigentlich vorm Schreiben machen). Ich würde Ih- nen raten (aber Sie müssen natürlich selbst abwägen, wie Sie es machen wollen): - Gehen Sie noch einmal in die Exposé-Phase zurück, indem Sie sich ganz darauf, auf mögliche Strukturen und Gliederungen konzentrieren. Denken Sie dabei nicht an Ihr fertiges Manuskript, sondern prüfen Sie, ob der Aufbau auch sinnvollerweise anders aussehen könnte. Wenn Sie sich darüber ganz sicher sind, schauen Sie Ihr Manuskript noch einmal an: Könnte es mit vertretbarem Aufwand an die beste Gliederung ange- passt werden? Diese Arbeit müssten Sie ja nicht gleich leisten, son- dern erst dann, wenn Sie einen Vertrag in der Tasche haben. - Wenn es um eine so neue Idee geht (bei der man den Wunsch des Ver- lags nach einem bekannten Namen nachvollziehen kann): Könnten Sie et- was tun, um sich sozusagen "Rückendeckung" zu verschaffen? Vielleicht können Sie einen bekannten Wissenschaftler dazu bringen, sich zu Ihrer Theorie positiv zu äußern, sozusagen als kleine Empfehlung, die Sie dem Exposé beifügen könnten? - Auf jeden Fall sollten Sie Wege suchen, wie Sie das Dilemma "unbekannte Autorin - gewagte Theorie" überwinden können. Vielleicht fällt Ihnen dazu noch etwas ein? - Gehen Sie sicher, dass Sie bereits in Ihr Exposé alles Mögliche ein- bauen, das zeigt, dass Sie keineswegs eine verrückte Theorie aus dem Hut gezaubert haben, sondern dass Sie alle Einwände und gängigen Mei- nungen zu Ihrem Thema kennen und entsprechend behandeln (entkräften) können. So steigern Sie Ihre Glaubwürdigkeit. - Ich verstehe, dass Sie Ihre Idee auch schützen wollen. Dazu könnten Sie verschiedene Wege gehen, zum Beispiel: -- das Manuskript an sich selbst schicken und in dem verschlossenen Umschlag lassen (so können Sie per Poststempel das Datum nachweisen) -- einen Agenten einschalten, der die weitere Verlagssuche für Sie ü- bernimmt -- vorab einen Fachartikel zu Ihrem Thema veröffentlichen Ich hoffe, Sie finden einige Tipps in meiner Antwort, mit denen Sie weiterkommen. Ansonsten finden Sie Tipps zu Sachbuchexposés im Allge- meinen in einigen der allerersten Tempest-Ausgaben (nutzen Sie die Suchmaschine auf der Website von autorenforum.de, oder schauen Sie nach den Antworten der Sachbuchexpertin in den ersten Ausgaben.) **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Meine letzten Sachbuch-Veröffentlichungen sind der Downloadkurs "Die professionelle Überarbeitung", erhältlich bei http://www.storials.com, und der Ratgeber für Business-Englisch "English at work", Eichborn. Weitere Infos: http://www.gabineumayer.de. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail kommt! +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einsendeformalien: Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de erwünscht. 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