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"Fantasy - im Dickicht der Definitionen - Teil 1"
von Stefanie Bense
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Frag die Expertin für Fantasy
(Stefanie Bense)
Frag den Experten für Lyrik
(Titus Müller)
Frag die Expertin für Literaturagenturen
(Petra Hermanns)
Frag den Experten für Verlagswesen
(Bjørn Jagnow)
Frag die Expertin für Sachbücher
(Gabi Neumayer)
EDITORIAL: --------------------------------------------------------------------- Liebe Autorinnen und Autoren, da uns immer wieder Fragen dazu erreichen, möchte ich heute etwas dar- über sagen, wie und was wir rezensieren. Zunächst einmal, weil wir im- mer wieder Post bekommen: Hier werden nur Schreibbücher besprochen, keine Romane, Gedichte, Literaturzeitschriften o. Ä.! Dafür gibt es andere Foren im Internet, an die ihr euch bei Interesse wenden könnt. Welche Schreibbücher besprechen wir? Und wieso sind unsere Rezensionen in der Regel positiv, auch wenn sie einzelne Kritikpunkte enthalten? Diese beiden Aspekte hängen zusammen. Wir besprechen nämlich nur Bü- cher, die wir (zumindest mit Einschränkungen) auch empfehlen können. Verrisse zu schreiben mag ganz lustig sein, aber unsere und eure Zeit ist uns angesichts der Publikationsfülle zu schade dafür. Wenn ihr hier ein Buch besprochen findet, dann ist es also in keinem Falle eins, von dessen Kauf wir dringend abraten möchten. Solche Bücher be- kommen wir zwar auch zugeschickt, aber wir schreiben nichts darüber. - Vorsichtshalber möchte ich darauf hinweisen, dass ein Buch, das hier nicht rezensiert wird, damit natürlich nicht automatisch zu den nicht empfehlenswerten zählt. Zum einen ist auch unser Urteil nur eines von mehreren möglichen - und zum anderen kann selbst unseren Adleraugen einmal eine Neuerscheinung entgehen ;-) Der Tempest bietet diesmal eine Menge an Theorie und Praxis: Stefanie Bense führt euch im ersten Teil ihres Beitrags ins "Dickicht der Defi- nitionen" in der Fantasy, und Hans Peter Röntgen nimmt im "Schreib- kurs" den Antagonisten ins Visier. Also: Gehirn anwerfen, Papier und Stift bereitlegen - und den Tempest genießen! Der Tipp des Monats Oktober, diesmal von Birgit Baasner: Jedes Manuskript, das einen Verlag erreicht, ist ungefähr wie ein Sandkorn am gesamten Nordseestrand. Das muss der(die) Autor(in) sich bewusst machen. Deswegen sollte man die ganze Verlagssuche nicht so verbissen betreiben. Jede Ablehnung betrifft nur das Manuskript, nicht den Autor. Wer einen Frustwall aufbaut, ist verkrampft. Dann fehlt die nötige Gelassenheit, um kreativ zu sein. Einen schönen Schreib-Herbst - und schickt uns eure Tipps und Erfah- rungen, damit auch andere davon profitieren können. Gabi Neumayer Chefredakteurin ~~~~~~~~~ Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Mithilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf unser Konto: autorenforum.de SEB Mainz (früher: BfG) BLZ 550 101 11 Konto 14 24 18 99 00 Stichwort: "Beitrag 2002" Für AuslandsabonnentInnen: Ihr könnt uns den Beitrag in bar schicken (Adresse am Ende des Tempest) oder ihn von jemandem in Deutschland von einem deutschen Konto aus überweisen lassen, um die horrenden Gebühren zu umgehen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ISSN 1439-4669 Copyright 2002 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ INHALT DIESER AUSGABE: TEIL 1: Editorial Inserate Schreib-Kick News Echo-Service Autorenwissen "Fantasy - im Dickicht der Definitionen - Teil 1" von Stefanie Bense Marketingideen "Mailingliste für AutorInnen" von Nikola Hahn Schreibkurs "Der Antagonist - Teil 1" von Hans Peter Röntgen Buchbesprechung "Poetik des Filmdramas für Drehbuchautoren" "Aristoteles in Hollywood" beide besprochen von Gabi Neumayer Frag die Expertin für Fantasy (Stefanie Bense) Frag den Experten für Lyrik (Titus Müller) Frag die Expertin für Literaturagenturen (Petra Hermanns) Frag den Experten für Verlagswesen (Bjørn Jagnow) Frag die Expertin für Sachbücher (Gabi Neumayer) Impressum TEIL 2 (nur für Abonnenten): Veranstaltungen Ausschreibungen Publikationsmöglichkeiten mit Honorar ohne Honorar Seminare Impressum ===================================================================== Kleinanzeigen --------------------------------------------------------------------- (Die Redaktion behält sich vor, Anzeigen zu kürzen oder Anzeigen, die gegen Rechte Dritter, das Urheberrecht oder Jugendschutzbestimmungen verstoßen, abzulehnen.) 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Schaut mal vorbei! __________ LaMa - der lachende Manager Jeden Freitag neu - das, was einem gerade noch gefehlt hat! Eine Seite Satire, Glosse, Humor, Kurioses, Zitate. Jeden Freitag kostenlos per E-Mail. http://www.communication-college.org __________ Schreibwerkstatt "Textkrafttraining" Wie der Name schon sagt, geht es ums Training, und zwar ums Training der Schreibmuskeln. Textkrafttraining ist für alle gedacht, die an ei- nem Roman arbeiten oder damit anfangen wollen. Dazu werden wir ein Jahr lang jeden Monat eine Aufgabe bearbeiten. Beispiele findet ihr in diesem Tempest (der Antagonist) und in den Ausgaben 4-6, 4-7 und 4-8 (der Protagonist, die Phönix-Methode). Selbstverständlich könnt und sollt ihr in den Aufgaben mit euren eigenen Texten, Figuren und Plots arbeiten oder diese entwickeln. Dabei werden nicht nur die Kursleiter eure Texte und Aufgaben kommen- tieren, sondern auch die anderen Teilnehmer. Die Teilnehmerzahl ist auf 10 begrenzt. Der Preis beträgt 38 Euro pro Monat. Weitere Informa- tionen findet ihr auf unserer Homepage: http://www.roentgen-software.de/sws/sws.htm __________ Wir, der Verein "Interkultur Vielfarben" e. V. in Eisenhüttenstadt (150 km östlich von Berlin), bieten weiterhin ab November 2002 ein Zimmer in unserem Club "Marchwitza" in den Diehloer Bergen zur künst- lerischen Nutzung an. In unserem Club finden ca. zweimal wöchentlich Veranstaltungen und di- verse Kurse statt, sonst ist es sehr ruhig und grün. Wir denken an Selbstverpflegung (Küche nutzbar) und als Miete an eine Lesung und/oder den Austausch mit unserer Schreibgruppe vor Ort. Nutzungsdau- er nach Vereinbarung. Anfragen und Info an: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. , http://www.Marchwitza.de oder Telefon (0 33 64) 4 60 47. __________ www.AutorInnen.de Neu: Autoren-Jahrbuch - über 2000 Adressen ********************************************************************* SCHREIB-KICK: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) Unser Schreib-Kick für den Oktober, diesmal aus dem Buch "Die Lust zu schreiben" von Brenda Ueland (Zweitausendeins): Nehmen wir an, Sie wollten einen Yankeefarmer in Ihre Geschichte ein- bauen, und Sie wollen ihn zu einem Yankeefarmer machen, der echter ist als jeder andere Yankeefarmer. Also werden Sie dafür sorgen, dass er aussieht wie Onkel Sam und ihn lauter so Zeug wie: "Ja, Sir ..." sagen lassen. Mit welchem Ergebnis? - Dass kein Leser den Yankeefarmer für glaubwürdig hält, nicht eine Sekunde lang. Sie sollten also folgender- maßen vorgehen: Sie erinnern sich, dass Sie einmal einen Yankeefarmer gekannt haben, und versuchen nun, genau diese Figur in Ihrem Buch detailliert darzu- stellen. Und nun werden Ihre Leser - gerade weil dieser Yankeefarmer eine Glatze hat, glatt rasiert ist und einen Anzug trägt - das Gefühl haben, dass sie eine wahre Begebenheit lesen, und sie werden behaup- ten: "In diesem Buch ist der Prototyp eines Yankeefarmer wundervoll beschrieben!" ********************************************************************* NEWS: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) storials - die erste virtuelle Akademie des Schreibens Seit Anfang Oktober gibt es storials - die schreibweisen. Ziel ist der Transfer von Schreibkompetenz im wissenschaftlichen, beruflichen und belletristischen Bereich und das Selbstmanagement von Autoren. Die Lehrinhalte werden über das Internet als Download- und Online- Workshops und in Live-Seminaren vermittelt. storials ist eine Site für alle Weisen des Schreibens, die Autoren und solche, die es noch werden wollen, bei ihrem Schreibvorhaben unter- stützt. Das Programm umfasst fünf Kategorien: 1. das akademisch-wissenschaftliche Schreiben für Studenten und Dokto- randen 2. das fachliche Schreiben für Sachbuchautoren und für den Beruf 3. das belletristische Schreiben 4. die Vermittlung Genre-übergreifender Kenntnisse, u. a. in Dialog, Charakterisierung und Stil 5. das Selbstmanagement von Autoren, Lektoren und Redakteuren Die Download-Kurse gliedern sich in Theorie, Exkurse und in zahlreiche Übungen. Wer mehr wissen will, kann Online- und Live-Seminare wählen. Übungen mit Feedback und die direkte Ansprache eines Tutors sichern bei dieser Kursform den Lernerfolg. Einen kostenlosen Einführungskurs ins literarische Schreiben für An- fänger und weitere Informationen gibt es unter http://www.storials.com. ********************************************************************* AUTORENWISSEN: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Fantasy - Im Dickicht der Definitionen - Teil 1" Ein Überblick von Stefanie Bense Um Definitionen habe ich mich bisher (aus gutem Grund) gedrückt, denn sie schreiben etwas fest, was aus der Produktion von Fantasy-Texten heraus nicht unbedingt als festschreibbar empfunden wird. Oder anders: Was soll eine Definition einer Autorin oder einem Autor nützen? Nichtsdestotrotz erreichen mich oft Fragen, welche Subgenres zur Fan- tasy gehören oder ob ein Text nun Fantasy ist oder nicht. Deshalb möchte ich mit diesem Artikel darauf eingehen. Statt Wert auf lexika- lische Vollständigkeit und literaturwissenschaftlich exakte Definitio- nen zu legen, möchte ich damit ein Arbeitsinstrument für Autoren/innen schaffen. Was heißt denn hier Definition? Eine Definition ist abhängig von dem, der definiert. Das galt und gilt auch für Fantasy. In Deutschland wurde zunehmend seit den 70ern "defi- niert": mal als Vorwort (1), mal als sozialistischer Kampfartikel (2) oder als moralische Schmähung, dass Fantasy allenfalls zur Trivialli- teratur gehöre (3). Es gab erste (literatur)wissenschaftliche Abhand- lungen zur Sciencefiction, aber Fantasy galt noch als "Schmuddelkind". Peschs Dissertation (4), das Phaicon (5) oder Rottensteiners Sammel- band (6) blieben Ausnahmen. Erst in den 90ern versuchten Autoren wie G. Haas (7) und U. Durst (8), mehr zu analysieren und weniger zu wer- ten. [Literaturhinweise am Ende des Artikels - die Red.] Fantasy, Verlage, Lesepublikum, sogar einige Kritiker haben sich wei- terentwickelt. Noch immer existiert keine allgemein gültige Definiti- on, und Fantasy ist ein wissenschaftlich kaum karthographiertes Ge- biet. Doch bei welchem jungen, lebendigen Genre gibt es schon eine allgemeingültige Definition, die sich nicht ständig verändern und er- weitern muss? Und was bringt sie für das Schreiben? Was hier Sinn macht, ist, die zurzeit kursierenden Genre- und Subgen- re-Abgrenzungen vorzustellen, um sie als Eckwerte für das Schreiben nutzen zu können. Wer definiert? Je nach Anliegen und Verwendungszweck wird die Definition ausfallen. Oder anders: Wer definiert, richtet sich nach seinen eigenen Erkennt- nissen und Ansprüchen. Die Literaturwissenschaft sucht seit über vierzig Jahren nach einer treffenden Bestimmung phantastischer Literatur (9) und kann sich nicht einmal über die einheitliche Verwendung des Begriffs "Phantastik" ei- nigen, schon gar nicht auf internationaler Ebene (8). Als (Nach-)Denkerin beobachte ich diese definitorischen Bemühungen, doch sie bedeuten mir als Autorin nicht viel. Das Schöpferisch- Kreative steht dem Analytisch-Wissenschaftlichen oft entgegen oder ist ihm voraus. Beim Schreiben brauche ich keine wissenschaftlichen Theo- rien, eher funktionierende Erzähltechniken, frische Einfälle und sprachliches Ausdrucksvermögen. Anders gesagt: Was kümmern den Bäcker chemische Analyse und Definition seiner Brote, wenn er Schmackhaftes herstellen will und möchte, dass die Leute weiter bei ihm kaufen? Ein Verlag sucht Verkaufsargumente, also nennt er alles Fantasy, was er als solche verkaufen will. Genauso gut kann er unter "Unheimliche Geschichten" oder "Phantastische Stories" Texte in Anthologien zusam- menfassen, die nur entfernt mit Fantasy zu tun haben. Fantasy ist hier ein Etikett nach Maßgabe des Verlags und somit beliebig. Das Gleiche gilt für Kategorien wie Frauen- oder Jugend-Fantasy. Hier will der Verlag eine bestimmte Leserschaft ansprechen und achtet darauf, dass die Werke weitgehend am Publikumsgeschmack orientiert sind. Als Autorin habe ich meist gar kein Mitspracherecht, ob mein Manu- skript später als Fantasy, Thriller oder Phantastik verkauft wird. Ich muss allerdings wissen, als was ich mein Manuskript welchem Verlag an- bieten kann (und im Anschreiben darauf eingehen). Das Publikum definiert Fantasy über seine Leseerwartungen, und auch die sind nicht eindeutig. Der eine liest nur Heroic Fantasy und schließt Social Fantasy aus, der andere greift zu Alternativwelt- Geschichten, egal ob SF oder Fantasy. Die eine erkennt nur episch breite Romane als Fantasy an, die andere liebt Kurzgeschichten. Grund- sätzlich möchte das Publikum in der Fantasy überrascht, erstaunt, ver- wundert, verblüfft, bestürzt oder sogar entsetzt werden - jedoch im- mer: unterhalten. Als Autorin sollte ich wissen, für wen ich schreibe und was die Le- ser/innen erwarten. Ich muss berücksichtigen, welche Tonart, welche Versatzstücke und Topoi, Kunstgriffe und Unverträglichkeiten in Sub- genres existieren, die von den Lesern eingefordert werden. Das kann man durch Lesen und Analysieren herausfinden (und natürlich durch Schreiben). Autoren/innen interessieren sich mehr für stofflich-thematische Inhal- te. Es ist ihnen wichtiger, herauszufinden, wie sie ihre Idee, die Aussage und das Staunenswerte vermitteln, als über Subgenres nachzu- denken. Jemand schreibt über einen Blut trinkenden Söldner und wie er so geworden ist? Es kann in Epischer oder Dark Fantasy oder Subgenre- übergreifend erzählt werden, als Mischung von Horror und Fantasy etwa. Natürlich könnte man vorab entscheiden, in welchem Subgenre erzählt wird, aber das entspricht kaum schriftstellerischer Praxis. Erst wird die Geschichte erzählt - vielleicht beeinflusst von dem, was man als Autor selbst gern liest, vielleicht unabhängig davon. Ist der Text fertig, wird im Nachhinein wichtig, zu welchem Subgenre er gehört. Erst wenn die Story einer Horror-Anthologie, einer Zeitschrift oder einem Wettbewerb angeboten werden soll, muss man wissen, wo sie sich genremäßig einordnen lässt und ob sie von der Ausschreibung her hin- einpasst. Phantastische Literatur: Utopischer Roman, Horror, SF, Phantastik, Fantasy PHANTASTISCHE LITERATUR wird allgemein als Oberbegriff aller phantastischen Genres verstanden. (Leider wird manchmal "Phantastik" synonym dazu verwendet.) Zu ihr zählen: Utopischer Roman, Sciencefiction, Phantastik, Fantasy, Horror, Mischformen davon sowie entsprechend ausgerichtete Comics. Das Metzler Literaturlexikon (10) drückt sich um die Definition von Phantastischer Literatur und nimmt nur Utopischer Roman, Voyages Ima- ginaires (Phantasiereisen), Horror, Fantasy (eher im Sinne von Heroi- scher Fantasy), Gothic Novel und Sciencefiction auf. UTOPISCHER ROMAN bietet in Romanform einen konstruierten Idealzustand (Utopie) irdi- scher Verhältnisse und menschlicher Beziehungen. Er wird als Vorläufer des Phantastischen angesehen. Darunter fallen Gesellschaftsmodelle (beispielsweise C. de Pizan: Das Buch von der Stadt der Frauen, 1986, geschrieben 1404/05), Gelehrtenrepubliken (J. H. G. von Justi: Dich- terinsel, 1744), Robinsonaden (J. Swift: Gullivers Reisen, 1726) und utopische Spielräume (J. Verne: Die Reise zum Mittelpunkt der Erde, 1864). Vorläufer sind auch die Romantische Literatur mit phantastischem Ein- schlag (E. T. A. Hoffmann: Der goldene Topf, 1814) oder wissenschaft- lich-technische Phantasien, die sich aus der literarischen Eroberung außerirdischer Spielräume entwickelten und zum Zukunftsroman führten (B. A. Bogdanov: Der rote Planet, 1907). Mit zunehmendem Zweifel an der Fortschrittsgläubigkeit wachsen Anti-Utopien (A. Huxley: Brave New World, 1932; G. Orwell: 1984, 1948) und pessimistische Dystopien (C. Amery: Untergang der Stadt Passau, 1975). Utopien werden eher in SF und Social SF behandelt als in der Fantasy, doch mischen sich Social Fantasy und Utopie leicht. HORROR gestaltet in verschiedenen Formen (als Krimi, Thriller, Abenteuer oder Fantasy) Unheimliches, grässliche Verbrechen und andere Furcht oder Schauder erregende Taten, Ereignisse und Zustände. Hier wird mit der Angst gespielt und durch die Gegenüberstellung von "geordneter" Welt und imaginärem Schrecken spannend erzählt. Als Subgenres finden wir hier Grusel-, Gespenster-, Vampir-, Werwolf- und Monstergeschichten, beunruhigenden oder schockierenden Horror (wie bei E. A. Poe, B. Stoker, H. P. Lovecraft, S. King, C. Barker). Die Schnittstellen zur Fantasy bilden Gothic und Dark Fantasy. Horrorliteratur wird oft vorgeworfen, sie befriedige Sensations- und Blutgier, doch jenseits der plakativen Schundwerke kann Horror dem Le- ser die eigene Sterblichkeit und die versagende Kontrolle zeigen und ihn lehren, mit seiner Schwäche und seinen versteckten Emotionen umzu- gehen. SCIENCEFICTION (SF) beschäftigt sich spekulativ mit künftigen Entwicklungen der Menschheit auf dem Gebiet der Technik (Weltraumreisen, Robotik), Biologie (Gen- technik, Evolution), Ökonomie (Generationenschiffe, Besiedlung fremder Planeten), Politik (Kolonien-Erde-Konflikt), Soziologie (Invasion, U- topien, Alternativwelten) und Psychologie (Psi, Zeitreisen). Die SF extrapoliert vom heutigen Stand der Wissenschaft und Technik aus und entwickelt daraus ihre Zukunftssicht. Die Entstehung wird angesetzt mit den Romanen von J. Verne, H. G. Wells und K. Lasswitz im 19. Jahrhundert, obwohl manche auch Vorläufer (Utopischer Roman, Phantastische Reiseliteratur) dazu zählen. Erfolg- reich machten amerikanische Magazine die SF in den 20er Jahren (z. B. Amazing stories quarterly / Hrsg.: H. Gernsback), in denen viele SF- Autoren anfingen zu veröffentlichen (I. Asimov, R. Bradbury, A. Bes- ter, A. C. Clarke, R. Heinlein, L. Sprague de Camp, A. E. van Vogt u. a.). War anfangs die SF eher technisch orientiert, wandten sich in den 60er Jahren viele Autoren der Psychologie und Soziologie zu (M. Moorcock, T. M. Disch, J. Sladek). Autorinnen brachten feministisches Gedanken- gut Ende der 70er ein (U. K. LeGuin, C. J. Cherryh). Durch Heftserien, Hörspiele, Spielfilme, TV-Serien und Taschenbuchausgaben fand die SF große Verbreitung. PHANTASTIK umfasst all das, was sich nicht unter SF, Fantasy oder Horror einord- nen lässt. Es ist ein Sammelbecken für jene Geschichten, die in der Jetztzeit und Realität einer modernen Welt spielen, in die das Phan- tastische, Mystisch-Mythologische oder Utopische einbricht. Hier finden die Gedankenspiele der Story nicht überwiegend in einer völlig (neu) erfundenen Anderswelt statt, sondern in dem, was wir als "Realität" kennen, auf die Elemente oder Welten des Phantastischen prallen. Ein Fantasy-Wesen wird in die "normale" Welt verschlagen, o- der ein alltäglicher Mensch gelangt in eine Phantasiewelt. Es bleibt nicht bei dem einen Übertritt, der Held / die Heldin wechselt zwischen "realer" und phantastischer Welt ständig hin und her; dabei nehmen Er- lebnisse in der Anderswelt Einfluss auf jene in der "Wirklichkeit" und umgekehrt. Die Hauptfigur wächst dadurch und findet sich zunehmend in beiden Welten besser zurecht. Zum Schluss entscheidet die Figur, in welcher Welt sie leben will bzw. ob sich beide vereinen lassen. Oder die "kranke" Welt gesundet durch das, was die Figur aus der anderen einbringt. FANTASY (F) sucht nach Erkenntnis - nicht um die Wirklichkeit naturwissenschaft- lich zu erklären, sondern um über Gefühl und Ahnung Erfahrung zu ver- mitteln. Dabei benutzt sie komplexe Bilder, Metaphern, Symbole und Ar- chetypen. Haas (7) definiert Fantasy statt über Stoff- oder Themengruppen durch notwendige Leistungen: Frei- und Spielraum für Kreatives und Nicht- Rationales schaffen, erzählerisch die irrationalen Erfahrungen des Menschseins vermitteln, das menschliche Bedürfnis nach einer Welt "hinter" der realen Welt befriedigen und durch Gegenwelten die Leser ermutigen, die Realität psychisch zu bewältigen. Dabei gibt er für Fantasy fünf Teilfelder an: Anderswelt-Fantasy (hier: Alternative Wel- ten, Epische, Historische und Social Fantasy), Sword-and-Sorcery- Fantasy (Heroische Fantasy), Märchen-Fantasy (Märchen-Fantasy), psy- chologische Fantasy und Schreckens-Fantasy (Gothic, Mystery, Dark Fan- tasy). Diese Kategorien von Haas sind m. E. zu grob gefasst und taugen nur für eine allgemeine, nicht produktionsorientierte Betrachtung. Ich ge- he gleich auf die mehr differenzierten Subgenres ein, daher hier nur ein kurzer Blick auf die Haassche psychologische Fantasy. Haas definiert sie als "Selbsterfahrungsreise ins Innere der Mittel- punktsfigur". Somit entspricht psychologische Fantasy einer Entwick- lungsgeschichte der Hauptfigur (Charakterstory, sagt O. S. Card dazu, s. Tempest 2-11, 2-12). Ich meine, dass Milieu-, Ideen-, Charakter- und Ereignisstory sich in jedem Subgenre der Fantasy schreiben lassen und somit keine eigenen Subgenres, sondern eine Erzähltechnik darstel- len. Für Fantasy gilt, dass ein phantastisches Element wesentlich für die Story sein muss. Streicht man dieses Element, funktioniert die Hand- lung nicht mehr - oder es ist keine Fantasy. Literatur (1) L. Sprague de Camp: Die Chronik von Poseidonis. Terra-Fantasy. Rastatt, 1978. Das Vorwort von Hugh Walter zitiert aus einem Artikel von Sprague de Camp (1966), in dem dieser die Heroic Fantasy definiert als "wirkliche Fluchtliteratur [...], in der alle Männer mächtig, alle Frauen schön, alle Probleme einfach und alle Leben abenteuerlich sind". (2) Hans Joachim Alpers: Lendenschurz, Doppelaxt und Magie. In: Die triviale Phantasie. Beiträge zur "Verwertbarkeit" von Science Fiction / Hrsg.: Jörg Weigand. Bonn-Bad Godesberg, 1976. Alpers meint, dass es sich bei SF und Heroic Fantasy "literarisch, intellektuell und ideen- geschichtlich um Regression handelt", denn "dahinter steht die Sehn- sucht des Kleinbürgers, von den Produktivkräften unabhängig zu werden und mit einem Zauberspruch - ohne Arbeiter und Fabriken - gebratene Gänse in den Mund fliegen zu lassen", verknüpft mit faschistischer I- deologie. (3) Sigrid Löffler: Süßer Weihrauch. Tolkien-Rezension in: Profil, Wien, Nr. 29 vom 16.09.1979 u. a. (4) Helmut W. Pesch: Fantasy. Theorie und Geschichte einer literari- schen Gattung. Passau, Erster Dt. Fantasy Club, 1984. 2. Aufl. In sei- ner Dissertation versucht Pesch eine ausführliche Definition der Fan- tasy nach gattungstypologischen, inhaltlichen und funktionalen bzw. strukturalen Merkmalen. (5) Phaicon I-V. Almanach der Phantastischen Literatur / Hrsg.: Rein A. Zondergeld. Frankfurt a. M., 1974-1982. Eine teilweise recht unwis- senschaftliche Diskussion über Phantastische Literatur, aber ein An- fang. (6) Die dunkle Seite der Wirklichkeit. Aufsätze zur Phantastik / Hrsg.: Franz Rottensteiner. Frankfurt a. M., 1987. Nur in drei Arti- keln von elf wird die Diskussion um die Abgrenzung der Phantastik wei- tergeführt, die anderen beschäftigen sich mit Autoren. (7) Gerhard Haas: Fantasy. Texte für Flüchtlinge aus der Republik der Vernunft? In: Der Deutschunterricht, 42.1990, H. 6, S. 14-30. Haas hinterfragt die Verurteilung der Phantastischen Literatur und bietet einen Ausschnitt der Abgrenzungsdiskussion. (8) Uwe Durst: Theorie der phantastischen Literatur. Tübingen, 2001. Mit Kapitel I,1 von S. 17 bis 60 bietet Durst einen Überblick der De- finitionsgeschichte. Er versteht Phantastische Literatur als Auseinan- dersetzung von Realität und Wunderbarem, als Schwebezustand, als Bloß- legung literarischer Verfahren. Als Grundlage dient Todorovs Klassifi- kation "Unvermischt Unheimliches, Fantastisch-Unheimliches, Fantas- tisch-Wunderbares, Unvermischt Wunderbares" aus Tzvetan Todorov: Ein- führung in die fantastische Literatur, Frankfurt a. M., 1992. (9) Monika Schmitz-Emans: Phantastische Literatur: Ein denkwürdiger Problemfall. In: Neohelicon, 22.1995, H. 2, S. 53-116. Sie stellt fest: "Mit dem weit verbreiteten Interesse des lesenden Publikums an ,literarischer Phantastik korrespondiert eine ebenso weit reichende Ratlosigkeit, wenn Auskunft darüber erteilt werden soll, was darunter denn eigentlich zu verstehen sei." (10) Metzler Literaturlexikon / Hrsg.: Günther u. Irmgard Schweikle. Stuttgart, 1990. 2. Aufl. [Im nächsten Tempest findet ihr den zweiten Teil dieses Beitrag. Darin geht es um die Subgenres der Fantasy und angrenzende Genres.] **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Stefanie Bense hat soeben den dritten Platz der Story-Olympiade 2002 (wie in 2000) belegt und die Titelgeschichte zu der Anthologie "Düste- re Visionen" geschrieben (siehe http://www.storyolympiade.de). Immer noch in Arbeit ist ihr erster Roman. Kontakt: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. ********************************************************************* MARKETINGIDEEN: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) +++++++++++ Nikola Hahn +++++++++++ Ich habe gerade mit Interesse den neuen Tempest gelesen. Der Tipp, sich mit anderen Autoren zusammenzuschließen, ist gut. Ich praktiziere dies folgendermaßen: Ich habe eine Mailingliste gegründet (das geht z. B. kostenlos bei Yahoo). In diese Mailingliste habe ich nur ausgesuch- te Autoren aufgenommen, und zwar solche, die an einer gegenseitigen Unterstützung bzw. einem Informationsaustausch wirklich interessiert sind. Außerdem führe ich die Liste nicht öffentlich, das heißt, nur die Mitglieder haben Zugang zu der zugehörigen Internetsite bei ya- hoo.groups und die Aufnahme neuer Mitglieder ist nur möglich, wenn al- le anderen einverstanden sind. Vorausgesetzt, die Mitglieder sind geeignet, kann man sich so auf recht einfache Weise ein gut funktionierendes Netzwerk schaffen! Wir tauschen uns z. B. übers Schreiben, neue Projekte, die Zusammenarbeit mit unseren Verlagen aus, geben uns gegenseitig Tipps für Marketing, Lesungen, Pressearbeit, schildern unsere Erfahrungen mit Lektoren, A- genten etc. Aus negativen Erfahrungen der Vergangenheit (willkürlich zusammenge- stellte Listen, zu unterschiedliche Charaktere) habe ich gelernt, dass eine solche E-Mail-Gruppe umso konstruktiver ist, je besser die ein- zelnen Mitglieder miteinander "können" bzw. je eher sie das gleiche Level haben. Hier kommt es auf das Fingerspitzengefühl des Moderators an! Eine solche Liste kann JEDE(R) nach seinem Gusto einrichten! ********************************************************************* SCHREIBKURS: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Der Antagonist - Teil 1" von Hans Peter Röntgen Im Schreibkurs zum Protagonisten [Tempest 4-6 und 4-7] haben wir den Helden, die Hauptfigur entwickelt. In jeder Geschichte gibt es aber auch einen Gegenspieler, den Antagonisten. Das kann ein Bösewicht sein, aber das ist keine Bedingung. Er muss nicht mal ein Mensch sein - nicht einmal ein Lebewesen. Warum braucht eine Geschichte einen Gegenspieler? Ihr macht Urlaub in einem wunderschönen Hotel mit weißem Sandstrand direkt vor der Tür. Morgens gibt es ein leckeres Frühstücksbüffet, da- nach geht ihr an den Strand, abends sitzt ihr unter dem einem Sternen- himmel auf der Veranda, am nächsten Morgen gibt es wieder ... Oder ihr macht Urlaub mit einem Wohnmobil in einer abgelegenen Gegend Skandinaviens. Auf der Rückfahrt, ihr seid eh spät dran, platzt ein Reifen. Es regnet in Strömen, die Straße ist verlassen, weit und breit kein Haus, in zwei Stunden müsst ihr an der Fähre sein, und dann stellt ihr auch noch fest, dass der Wagenheber kaputt ist. Zweifellos ist die erste Art des Urlaubs erholsamer. Aber welche Ur- laubsgeschichte ist interessanter? Welche würdet ihr euren Freunden erzählen? Welche würdet ihr euch gerne anhören? Spätestens nach dem dritten herrlichen Frühstücksbüffet ist, so möchte ich wetten, auch der letzte Mallorca-Zuhörer selig entschlafen, sofern ihn nicht vorher die Langeweile umgebracht hat. Jede Geschichte lebt von Spannung, davon, dass etwas schiefgeht, dass etwas Unvorhergesehe- nes passiert. Dafür ist der Antagonist zuständig. Euer Protagonist hat einen Wunsch, möchte unbedingt etwas erreichen. James Bond will die Welt vor dem Kommunismus, pardon, dem Islamterro- rismus retten. Don Quichotte will das Leben eines Ritters führen, A- benteuer erleben, Riesen und Magier bekämpfen und seine Herzensdame Dulcinea beeindrucken. Der Antagonist möchte nicht, dass der Held sein Ziel erreicht. Oder der Antagonist möchte etwas erreichen, was der Held zu verhindern sucht. Euer Held will das Herz seiner Geliebten erringen. Vielleicht gibt es jemanden, der ebenfalls in die Schöne verliebt ist und alles unter- nimmt, damit er der Glückliche ist? Ihr seht, der Antagonist muss durchaus nicht böse sein. Ganz im Gegenteil: So, wie eure Hauptfigur negative Züge hat, sollte auch ein Antagonist positive Eigenschaften haben. Auch wenn der Leser den Antagonisten nicht liebt, sollte er ihn und seine Motive doch verstehen können. Dr. Frankenstein schafft aus Leichenteilen ein Lebewesen, das wie ein Monster aussieht, aber menschlich ist. Das Lebewesen ist das einzige seiner Art auf Erden. Es verlangt von Frankenstein, dass er ihm eine Gefährtin erschafft, damit er nicht mehr allein ist. Kein Leser, der diesen Wunsch nicht verstehen könnte. Jetzt ist das Lebewesen kein Ro- boter mehr, es hat Gefühle, ist menschlich. Und als Frankenstein sich weigert, rächt sich das Monster. Wenn der Gegenspieler kein Lebewesen ist Aber wer ist der Antagonist von Don Quichotte? Der Pfarrer, der ihm die Ritterflausen austreiben will? Kaum. Der Pfarrer tritt in den meisten Szenen gar nicht auf. Er ist zwar auch ein Gegenspieler, aber eher ein nebensächlicher. Wer also ist Don Quichottes Gegenspieler? In der Szene mit den Wind- mühlen sind es die Windmühlen. Wenn euer Held als erster Mensch barfuß den Mount Everest besteigen will, ist der Mount Everest mit all seinen Schwierigkeiten der Antagonist. Gegenspieler müssen nicht immer lebendig sein, aber ein Gegenspieler, der nicht lebendig ist, macht eine Geschichte schwieriger. Bevor ihr eine Sache zum Gegenspieler eures Helden erklärt, solltet ihr euch deshalb genau überlegen, ob es nicht doch eine Person gibt, die die Pläne des Helden stören will. Wenn ihr also einen nichtmenschlichen Gegenspieler wählt, solltet ihr eure Wahl gut begründen können. Euer Gegenspieler ist immer noch kein Mensch? Okay, hier verrate ich euch einen Trick. Ingenieure sind, so will es die Fama, äußerst sachliche Menschen. Trotzdem behandeln sie ihre Gegenstände oft so, als wären sie leben- dig, ja schreiben ihnen einen eigenen Willen zu. In den meisten Ent- wicklungsbüros hängt irgendwo ein Poster mit "Murphys Gesetzen": - Wenn etwas schief gehen kann, geht es auch schief. - Jeder Gegenstand, der fällt, fällt so, dass er den größtmöglichen Schaden anrichtet. Wenn euer Gegenspieler kein Lebewesen ist, behandelt ihn so, als wäre er eins. "Ich bin eine Windmühle. Ich drehe mich nach dem Wind und mahle Mehl. Wenn ich etwas hasse, dann sind es hergelaufene Ritter, die versuchen, mich von der Arbeit abzuhalten. Dahinten reitet schon wieder so eine traurige Gestalt heran. Na warte, Freundchen." Schaut man sich Don Quichottes Erlebnisse an, so könnte man sagen, sein Antagonist ist die Realität, die partout nicht so ritterlich sein will, wie der Don es gerne hätte. Sie zieht ihn immer wieder aus sei- nem Wolkenkuckucksheim auf den Boden zurück, und meist ist der Auf- prall schmerzhaft. Wenn ihr eine Sache wählt, dann eine möglichst konkrete. Also nicht: "Der Gegenspieler meines Helden ist das Schicksal." Sondern: "Der Ge- genspieler meines Helden ist seine schwere Epilepsie." Zwei Seelen in einer Brust Erinnert ihr euch an den Politiker in Kanada in den zwanziger Jahren, den gläubigen Puritaner? Der sich gleichzeitig immer wieder zu Prosti- tuierten hingezogen fühlt, sich schwört, er würde nie mehr eine besu- chen, und seinen Schwur immer wieder bricht? Was wäre sein Gegenspie- ler? Dieser Mann hat zwei Seelen, ach, in seiner Brust. Die eine will sich von der anderen trennen. Hier wohnen Held und Gegenspieler eng beiein- ander im selben Kopf. Das ist in vielen Entwicklungsromanen so, in de- nen die Spannung daraus resultiert, wie sich ein Charakter entscheidet oder weiterentwickelt. Fazit Wie der Protagonist bestimmt auch der Antagonist die Geschichte. Erst beide zusammen ergeben einen Plot. Wenn Don Quichotte statt Windmühlen die heilige Hermandad bekämpft, gibt das eine ganz andere Szene, eine andere Geschichte. Ihr müsst euren Antagonisten kennen - das gilt für einzelne Szenen genauso wie für ganze Romane. Und das Wichtigste: Warum will euer Antagonist dem Helden die Suppe versalzen? Der Grund muss in seiner Person angelegt sein, sonst lebt der Gegenspieler nicht. Eure Aufgabe ist es also, den Gegenspieler eurer Hauptperson zu bestimmen, zu beschreiben und zu begründen, warum er die Pläne eures Helden durchkreuzen will (oder euer Held die Pläne des Antagonisten zunichte machen möchte). "Ich heiße Mephisto und werde Gott zeigen, was eine Harke ist. Denn seien wir ehrlich, was seine bezahlten Halleluja-Chöre als Schöpfung preisen, ist in Wirklichkeit die größte Fehlkonstruktion der Geschich- te." [Teil 2 dieses Beitrags erscheint im Tempest 4-11.] **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Hans Peter Röntgen betreibt zusammen mit Judith Tepesch die Schreib- werkstatt "Textkrafttraining" (http://www.roentgen-software.de/sws/sws.htm), ist Mitglied der Phoe- nix-Schreibgruppe (http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt phantastische Geschichten (http://www.roentgen-software.de/eigen/eigen.html) und Computerpro- gramme. ********************************************************************* BUCHBESPRECHUNG: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Poetik des Filmdramas für Drehbuchautoren" besprochen von Gabi Neumayer In der Einführung setzt Driest sein Buch gleich deutlich von anderen ab, speziell von denen aus den USA. Er will weder eine Tippsammlung noch reine Beschreibungen gelungener Filmszenen bieten, sondern dem beginnenden Drehbuchautor einen möglichen Weg aufzeigen. Und das be- zieht sich erfreulicherweise sowohl auf den Weg des Drehbuchschreibens als auch auf den Weg durch den Produktionsprozess. Zu diesem Zweck geht Driest chronologisch vor. Er nimmt den Drehbuch- autor (die Drehbuchautorin kommt in diesem Buch nicht vor ;-)) sozusa- gen an die Hand. Wie gelangt man in den Filmproduktionsprozess? Gleich auf den ersten Seiten erfährt man, wie man es nicht machen sollte (Film entwerfen und Manuskript an Produzent oder Redakteur schicken) und welches Vorgehen Erfolg versprechender ist. Driests Hinweise dazu und zum weiteren Umgang mit allen am Prozess Beteiligten stammen aus der Praxis und werden angehenden DrehbuchautorInnen immer wieder Aha- Erlebnisse bescheren (Wann sollte man was mit wem besprechen? Worauf sollte man beim Aushandeln von Verträgen achten? Was geht immer wieder schief? Wie schützt man sich davor?). Wie man sich in diesem Geschäft bewegt und erfolgreich sein Drehbuch verkauft, das ist der eine Strang, der sich durch dieses Buch zieht. Der andere, umfangreichere behandelt das Konstruieren und Schreiben des Drehbuchs selbst. Hier stützt Driest sich weitgehend auf "Das Dra- ma" von Manfred Pfister, berücksichtigt aber auch andere Fachlitera- tur. Und auch bei diesem Hauptthema des Buches wird man als AutorIn an die Hand genommen. Statt eine unüberschaubare Menge an Detailinforma- tionen hintereinander zu setzen, geht Driest wieder vom Autor aus, der sich fragt: Womit fange ich an? Was mache ich danach? Und danach? Von der ersten Idee über die Planung des Schreibprozesses (mit vielen kon- kreten Tipps), die Entwicklung der Kerngeschichte, die Festlegung des Genres und die ersten kompositorischen Schritte bis zur Feinarbeit und Verknüpfungstechniken kann man sich Schritt für Schritt bis zum ferti- gen Drehbuch arbeiten. Wie Exposé und Treatment aussehen, erfährt man leider nicht am konkre- ten Beispiel, aber Szenenpläne zu drei Filmen (unter anderem "The French Connection") finden sich im Anhang. Dort sind auch Lehranalysen zu denselben drei Filmen zu finden samt der dazugehörigen Checklisten. Dieses Buch unterscheidet sich deutlich von der üblichen amerikani- schen Kost - meist zum Vorteil des lesenden Autors, wie ich finde. Viel Theorie, noch mehr Praxis (handwerkliche und geschäftliche), der oft amüsante Stil des Autors - das alles verbindet sich in einem Buch, das wie kaum ein anderes angehenden DrehbuchautorInnen dabei helfen kann, ihr Drehbuch zu schreiben und auch zu verkaufen. Burkhard Driest: "Poetik des Filmdramas für Drehbuchautoren", 2001, 310 Seiten, 19,90 Euro, Zweitausendeins ********************************************************************* BUCHBESPRECHUNG: --------------------------------------------------------------------- (mailto:redaktion at autorenforum punkt de) "Aristoteles in Hollywood" besprochen von Gabi Neumayer "Die Poetik von Aristoteles? Ja, die sollte ich mal lesen ..." Wohl jede/r von uns hat sich das schon einmal gedacht. Aber ist die "Poe- tik" überhaupt noch aktuell? Und wie verständlich ist der alte Aristo- teles für uns heute? Wie aktuell er ist und wie verständlich man seine Erkenntnisse aufbe- reiten kann, das zeigt Hiltunen in seinem Buch. Detailliert arbeitet er heraus, welche Elemente Aristoteles als unabdingbar für das drama- tische Vergnügen sah und was jedes von ihnen konkret bedeutet. Außer- dem zeigt er auf, dass die heutige Gehirnforschung die Existenz eines universalen "charakteristischen Vergnügens" am Erzählen von Geschich- ten mit seinen spezifischen Elementen belegen kann. Mit einem neuen Verständnis gewappnet, kann man dann mit Vergnügen und vielen Aha-Erlebnissen Hiltunens Analysen folgen. Er nimmt die ver- schiedenartigesten Erzählformen unter die Lupe: Märchen (z. B. "A- schenputtel"), Shakespeares Dramen ("Romeo und Julia"), Hollywoodfilme (z. B. "Auf der Flucht"), Kunstfilme (z. B. "Fanny und Alexander"), Bestsellerromane (z. B. "Die Firma"), TV-Serien (mit einer Detailana- lyse einer Folge von "Emergency Room"), Sitcoms und sogar Computer- spiele. Überall sucht er die Faktoren, die zum "charakteristischen Vergnügen" beitragen, das heute ebenso wie zu Aristoteles Zeiten das ist, was LeserInnen, ZuschauerInnen, SpielerInnen in Geschichten su- chen. Dieses Buch ist anschaulich, bietet tiefe Einblicke in universelle Er- zählmuster und zeigt, wie sie praktisch umgesetzt werden können. Ari Hiltunen: "Aristoteles in Hollywood. Das neue Standardwerk der Dramaturgie", 2001, 283 Seiten, 14,95 Euro, Bastei Lübbe **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Aktuelle Veröffentlichungen: das Bilderbuch "Viele Grüße, dein Löwe", Baumhaus Verlag, illustriert von Elena Conti; der Kurzkrimi "Der Zo- cker" in: Die Stunde des Vaters, Verlag Ulmer Manuskripte; die Ratge- ber "Liebe Grüße und Glückwünsche kurz und knapp", Falken Verlag, und "Briefe, E-Mails & Co.", Eichborn Verlag. Meine Homepage: http://www.gabineumayer.de. ********************************************************************* UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: --------------------------------------------------------------------- Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - kei- ne Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für Litera- turagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind daher zwecklos. Fandom: Thomas Kohlschmidt mailto:fandom at autorenforum punkt de Fantasy: Stefanie Bense mailto:fantasy at autorenforum punkt de Heftroman: Arndt Ellmer mailto:heftroman at autorenforum punkt de Historischer Roman: Titus Müller mailto:historischer.roman at autorenforum punkt de Kinderbuch: Gabi Neumayer mailto:kinderbuch at autorenforum punkt de Kriminalistik: Reiner M. Sowa mailto:kriminalistik at autorenforum punkt de Literaturagenturen: Petra Hermanns mailto:agentin at autorenforum punkt de Lyrik: Titus Müller mailto:lyrik at autorenforum punkt de Reiseführer: Gabriele Kalmbach mailto:reisefuehrer at autorenforum punkt de Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer mailto:sachbuch at autorenforum punkt de Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff mailto:med.psych at autorenforum punkt de Schreibgruppen: Ute Hacker mailto:schreibgruppen at autorenforum punkt de Schreibhandwerk: Ute Hacker mailto:schreibhandwerk at autorenforum punkt de Sciencefiction: Andreas Eschbach mailto:sf-autor at autorenforum punkt de Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi mailto:techlit at autorenforum punkt de Übersetzung: Barbara Slawig mailto:uebersetzerin at autorenforum punkt de Verlagswesen: Bjørn Jagnow mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY: --------------------------------------------------------------------- Stefanie Bense (mailto:fantasy at autorenforum punkt de) Frage: Ich plane zurzeit, einen Roman zu schreiben, und habe gerade mit den Recherchen begonnen. Ich bin sozusagen dabei, eine Welt zu erschaffen. Durch Erfahrungen musste ich erkennen, wie wichtig Recherchen für ein Buch sind. Dies ist allerdings mein erstes Fantasy-Produkt. Wie weit muss ich bei einem Fantasy-Roman gehen bei der Recherche? Denn schließlich ist ja alles frei erfunden, wie geht man da am besten vor? Antwort: Gerade "frei erfunden" oder "rein fiktiv" heißt: gründliche Vorarbeit! Schließlich liegt hier alles in der Verantwortung des Autors, also auch seine Nachlässigkeiten und logischen Fehler. Wie weit deine Re- cherche reichen muss, hängt ein wenig davon ab, welches Subgenre du wählst. Schreibst du z. B. epische Fantasy, dann brauchst du mindes- tens zwei, drei Jahre, bis deine komplexe, detaillierte und gut durch- strukturierte Welt "steht". Epische Fantasy lebt von einem komplexen Hintergrund. Wenn du historische Fantasy schreibst, brauchst du eben- falls viel Recherche, um die Fakten alle korrekt zu nutzen. Schreibst du dagegen figurenorientierte Fantasy, tritt die Welt etwas zurück. [Zu den Subgenres s. Stefanies Artikel, der in diesem Tempest beginnt und in Ausgabe 4-11 fortgesetzt wird.] Um abzuschätzen, was für deine Anderswelt wichtig ist, frage dich, was du in der Handlung brauchst! Ist die Handlung weitgehend von der Um- welt abhängig (Stadt, Eiswüste, zerrissenes Land), dann brauchst du viel an geographischem, physischem und sozialem Hintergrund. Willst du nur eine exotische Kulisse, reichen ein paar kräftig hingetupfte Land- schafts-Versatzstücke. Was du auf jeden Fall gründlich bedenken soll- test, ist die Figurencharakterisierung und -motivation sowie die Kons- tellation der Figuren. Dazu kannst du Datenblätter, Mindmaps oder Lis- ten verwenden - Hauptsache, dir ist vor dem Schreiben klar, warum die Figuren tun, was sie tun, und wie sie zueinander stehen. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Stefanie Bense hat soeben den dritten Platz der Story-Olympiade 2002 (wie in 2000) belegt und die Titelgeschichte zu der Anthologie "Düste- re Visionen" geschrieben (siehe http://www.storyolympiade.de). Immer noch in Arbeit ist ihr erster Roman. Kontakt: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR LYRIK: --------------------------------------------------------------------- Titus Müller (mailto:lyrik at autorenforum punkt de) Frage: Können Sie mir eine oder mehrere Adresse(n) nennen, bei der man engli- sche Gedichte und lyrische Geschichten eines jungen Autors zur Beur- teilung einreichen könnte? Dem Autor geht es darum, von fachkundiger und unvoreingenommener Seite einmal zu erfahren, ob seine Werke über- haupt irgendeine Aussicht auf Erfolg hätten. Antwort: Gern würde ich Ihrer Bitte nachkommen, aber ich fürchte, das ist un- möglich. Welche Instanz sollte entscheiden, ob ein literarisches Werk Aussicht auf Erfolg hat? Viele heute berühmte Bücher wurden von einer Dutzendschaft an Verlagen abgelehnt, bevor sie ihren Verleger fanden und die Leserschaft erobern konnten. Stellen Sie sich vor, John Gri- sham hätte aufgegeben, als ein Verlag nach dem anderen seinen ersten Roman "A Time To Kill" ablehnte oder als dieser - dann endlich von der Wynwood Press herausgebracht - zu Beginn wenig erfolgreich war (gerade einmal 5 000 Exemplare wurden damals gedruckt). Um herauszufinden, ob das eigene Manuskript Erfolg haben kann, bleibt jedem Autor nur, es den Verlagen oder den Literaturagenturen anzubie- ten. Eine Abkürzung, ein Vorab-Ergebnis - das kann niemand liefern, und wenn es doch jemand täte, würde ich sehr davon abraten, diesem Ur- teil zu glauben. Glücklicherweise sind die Geschmäcker sehr verschie- den, und die Bestseller-Formel ist immer noch ein Geheimnis. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Titus Müller studiert Literatur, Geschichte und Publizistik in Berlin. Er ist Herausgeber des Buchs "Gedichte schreiben und veröffentli- chen". Sein Debüt-Roman "Der Kalligraph des Bischofs" erscheint in Kürze im Aufbau Taschenbuch Verlag. Fotos, Lesetermine und Textauszüge unter http://www.titusmueller.de. ********************************************************************* FRAG DIE EXPERTIN FÜR LITERATURAGENTUREN: --------------------------------------------------------------------- Petra Hermanns (mailto:agentin at autorenforum punkt de) Frage: Die Literaturagentur [...] hat mir aufgrund eines Romanmanuskriptes einen Vertrag zur Textbetreuung angeboten. Dort ist man von meinem schriftstellerischen Potential und konkret dem Manuskript sehr angetan und möchte mit mir langfristig zusammenarbeiten. Ich muss für die in- dividuelle Textbetreuung (Lektorat, Konzeptarbeit etc.) allerdings [...] Euro pro Jahr zahlen. Nun wird häufig vor Agenturen pauschal gewarnt, die neben den üblichen 15% bei Vermittlung noch weitere Zahlungen vorab haben wollen. Ich halte das Angebot aber für seriös und neige dazu, es anzunehmen. Ich denke auch, dass die individuelle Textbetreuung eine Dienstleistung ist, die ihren Wert hat und die nicht jeder veröffentlichte Autor beim Verlag umsonst bekommt. Reines Auftragslektorat ist zudem meist teurer als die mir angebotene Pauschalgebühr. Können Sie mir einen Rat geben? Ist diese Agentur mit ihrem Angebot seriös, oder sollte ich nur dann zustimmen, wenn jemand nicht vorab Geld fürs Lektorat von mir verlangt? Antwort: Es kommt immer darauf an, was Sie als Autor von einer Agentur erwar- ten. Wenn Ihnen wie hier ein ausführliches Lektorat angeboten wird, muss das natürlich auch in gewisser Weise vergütet werden. Auch ich stehe in der Tradition der Agenturen, die ausschließlich auf Provisi- onsbasis ein Projekt betreuen/annehmen, aber letztlich muss das jeder Autor für sich entscheiden. Wichtig erscheint mir jedoch noch die Fra- ge, was [...] nach der Überarbeitung dann unternehmen wird. Wird das Ms. dann Verlagen angeboten, wenn ja, dann welchen? Wen vertritt die Agentur sonst noch? Auf welchem Markt agiert die Agentur? Kommerzielle Publikumsverlage? Kleinere Regionalverlege? etc. Also, finden Sie noch mehr Informationen heraus, und entscheiden Sie dann, was Ihnen richtig erscheint! Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wollen Sie ja nicht nur ein Lektorat, sondern auch, dass dann die Agentur Ihr Ms. erfolg- reich an einen Verlag verkauft. Was sieht der Vertrag für einen sol- chen Fall für eine Provision vor? Natürlich steht Ihnen auch frei, das Ms. auch bei anderen Agenturen zur Prüfung einzusenden und danach erst zu entscheiden, ob Sie mit [...] zusammenarbeiten wollen! **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Petra Hermanns begann 1996 als freie Mitarbeiterin bei der Literari- schen Agentur Brigitte Axster mit dem Handel mit Rechten und Lizenzen. Seit 1998 betreibt sie die Literaturagentur Scripts for sale in Frank- furt und hat sich auf deutschsprachige Projekte spezialisiert. ********************************************************************* FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN: --------------------------------------------------------------------- Bjørn Jagnow (mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de) Frage: Der [...]-Verlag [Websiteangabe] möchte mein Buch veröffentlichen, fordert aber einen Druckkostenzuschuss. Wie kann ich abchecken, ob es sich um einen seriösen Anbieter handelt? Antwort: Wenn beim Besuch der Verlagswebsite auffällt, dass eher Autoren als Leser gewonnen werden sollen, muss man aufpassen. Das ist nicht so schlimm, wenn die Bücher auf anderem Weg (z. B. im regulären Buchhan- del) verkauft werden. Haben die Bücher eines Verlags eine ISBN, ist der Vertrieb über den Buchhandel möglich, aber wenn sich ein Verlag nicht die Mühe machen sollte, seine Titel bei Amazon einzutragen, nimmt er es mit dem Vertrieb wohl nicht so ernst. Als Kleinverleger verkauft man nämlich fast nur über Online- und Spezialbuchhandel. Wenn der Onlinebuchhandel, fehlt ist der Vertrieb entweder schlecht oder gar nicht beabsichtigt. - Prüfen Sie bitte anhand dieser Kriterien selbst, wie Sie den Verlag einschätzen. ++++++++++ Frage: Ich habe ein sehr umfangreiches und Recherche-intensives Sachbuch ge- schrieben und einen Verlag gefunden. Dieser hat mir nun einen Vertrag zugeschickt, mit dem ich nicht so recht einverstanden bin. Allerdings ist mir nicht ganz klar, was normalerweise in einem solchen Fall üb- lich ist. Vielleicht können Sie mir zu folgenden Punkten einen fachli- chen Rat erteilen? Der Vertrag sieht vor, dass ich 1) die "Rechte" räumlich (für die ganze Welt) und zeitlich unbe- schränkt und ausschließlich und in allen Sprachen an den Verlag über- trage und alle Nebenrechte übertrage. 2) weder Auszüge noch ein anderes Werk erscheinen lasse, das denselben Gegenstand wiedergibt (Konkurrenzauschluss). 3) ein Honorar von x,x% für in Deutschland, Österreich und der Schweiz verkaufte Büchern vom Nettoladenpreis erhalte, jedoch außerhalb dieser Länder derselbe Prozentsatz vom Verlagsabgabepreis gilt. 4) alle notwendigen Fotos / Grafiken etc. ohne zusätzliche Kosten lie- fere. 5) auf Anforderung des Verlages, ohne zusätzliches Honorar, regelmäßig eine Aktualisierung für eine Neuauflage vornehme. Falls mir das nicht möglich ist, wird die Bearbeitung einem Dritten übertragen, und ich trage die Kosten. Und als Letztes: Inwieweit akzeptieren Verlage eigentlich Vertragsver- handlungen mit einem Autor, der sein erstes Buch veröffentlichen will? Antwort: Ich gehe zuerst die Punkte aus dem Vertrag durch. 1) Durchaus normal, was nicht heißt, dass Sie nicht versuchen können, einzelne Nebenrechte aus dem Vertrag herauszunehmen. 2) Das klingt nach Einschränkung, aber Sie würden doch ohnehin kein Buch mit dem "selben Gegenstand" schreiben, sondern allenfalls eines mit einem anderen Schwerpunkt im gleichen Thema. Das Wörtchen "selben" ist sehr eng zu verstehen. 3) Da der Verlagsabgabepreis niedriger ist als der Nettoladenpreis (etwa 30 - 50% niedriger!) sollte hier nach Möglichkeit ein anderes Honorar veranschlagt werden. 4) Auch das ist durchaus üblich. Allerdings sollte dann auch das Hono- rar entsprechend sein: bei verkaufsabhängigem Honorar auf keinen Fall unter 10%! Oder vereinbaren Sie zusätzlich zum Prozenthonorar ein Ba- sisfixum wegen der Fotos / Grafiken. 5) Das ist bei Sachbüchern absolut üblich, denn mit einer inhaltlichen Überarbeitung entsteht ja auch eine Neuauflage, die beworben wird. Der Absatz des Buches steigt wieder deutlich an, und Sie erhalten durch die Überarbeitung wieder mehr Honorar. Die Übertragung auf Dritte, falls Sie die Aktualisierung nicht machen, müssten zwar Sie zahlen, aber trotzdem erhalten Sie die Mehrerlöse aus der Neuauflage - unterm Strich trifft Sie das nicht. Wie gesagt: das ist üblich und kaum ver- handelbar. Zu ihrer letzten Frage: Das kommt auf das persönliche Geschick und auf das Thema des Buches an. Wenn der Inhalt so spezifisch ist, dass der Verlag ihn nur schwer oder gar nicht an anderer Stelle bekommt, oder wenn Sie dem Verlag zumindest diesen Eindruck von Ihrer Kompetenz ver- mitteln können, dann können Sie sehr weit nachverhandeln. Grundsätzlich sollten Sie über jeden Punkt in einem Vertrag, der Ihnen nicht gefällt, diskutieren - selbst, wenn die Chancen schlecht stehen. Manchmal ist man überrascht, wie viel Spielraum der Verlag/der Lektor noch hat! **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Bjørn Jagnow, Jahrgang 72, ist gelernter Verlagskaufmann, Buchhändler und Verlagsfachwirt. Sein Fachbuch "Marketing für Autoren. Der Weg zur erfolgreichen Veröffentlichung" erscheint demnächst in der 2. erwei- terten und aktualisierten Auflage! http://www.bjoernjagnow.de/web.pl?marketing-fuer-autoren.html. ******************************************************************** FRAG DIE EXPERTIN FÜR SACHBÜCHER: --------------------------------------------------------------------- Gabi Neumayer (mailto:sachbuch at autorenforum punkt de) Frage: Wenn man bei einem längeren Text Leerzeilen benutzt, um einen Zeit- oder Ortssprung auszudrücken, kann es passieren, dass eine Leerzeile genau an das Ende oder den Anfang einer Seite rückt, also praktisch vom Leser nicht mehr zu erfassen ist. Was macht man in so einem Fall? Ich benutze Word 2000. Wenn man da die Absatzkontrolle auf den Text anwendet, verschwindet das Problem zwar, aber jede Seite hat eine un- terschiedliche Anzahl an Zeilen. Bei gedruckten Büchern sieht man a- ber, dass weder Leerzeilen am Ende oder Anfang einer Seite noch un- gleiche Zeilenanzahlen zu finden sind. Wie machen die das? Antwort: Sofern du das Buch nicht selbst verlegen möchtest, brauchst du dir darüber keine Gedanken zu machen - die LektorInnen sind geschult und können Seitenausgleich mit allen möglichen Tricks erreichen (da ich selbst auch als Lektorin arbeite, weiß ich das ;-)). Als "normaler" Autor brauchst du dich damit nicht zu befassen, und es wäre recht aus- ufernd, das alles hier zu beschreiben. Wenn du einfach als Autor ein Manuskript beim Verlag abgibst und si- cher gehen willst, dass man deine Szenenwechsel nicht übersieht, dann füg statt einer jeweils zwei Leerzeilen ein. Du kannst evtl. auch Fol- gendes tun: eine LZ setzen, in die nächste Zeile (zentriert) drei Sternchen, dann wieder eine LZ. Aber möglichst nur bei Kurzgeschich- ten, weil der Verlag die ja alle wieder entfernen muss und manche das für eine nicht ganz so professionelle Marotte halten. **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~** Aktuelle Sachbuch-Veröffentlichungen von Gabi Neumayer: die Ratgeber "Liebe Grüße und Glückwünsche kurz und knapp", Falken Verlag, und "Briefe, E-Mails & Co.", Eichborn Verlag. Im Frühjahr erscheint bei Eichborn ein weiterer Ratgeber, Thema: Business Englisch. Ihre Homepa- ge: http://www.gabineumayer.de. +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten und Semi- nare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail kommt! +++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Einsendeformalien: Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de erwünscht. Zurzeit können jedoch noch keine Honorare gezahlt werden. Das Urheber- recht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor. Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: mailto:beitrag at autorenforum punkt de. Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet werden. Die genauen Richtlinien findet ihr unter der Adresse http://autorenforum.de/Tempest/richtlinien.html. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ I M P R E S S U M ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Herausgeber: Ramona Roth-Berghofer mailto:public.relations at autorenforum punkt de Gabi Neumayer mailto:redaktion at autorenforum punkt de Stefan Schulz mailto:webmaster at autorenforum punkt de Thomas Roth-Berghofer mailto:Thomas.Roth-Berghofer at autorenforum punkt de ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ "The Tempest" ist ein kostenloser Newsletter für Autorinnen und Autoren. 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