The Tempest

Ausgabe 4-11 (20. November 2002)

Editorial
Inserate
Schreib-Kick
Echo-Service
Autorenwissen
    "Berufsbild Verlagskaufmann/Verlagskauffrau"
    von Ursula Schmid-Spreer
    "Fantasy - im Dickicht der Definitionen - Teil 2"
    von Stefanie Bense
Marketingideen
    "Tipps einer Verlegerin"
    von Bettina Reimann
Schreibkurs
    "Der Antagonist - Teil 2"
    von Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
    "Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch ..."
    besprochen von Gabi Neumayer
CD-Besprechung
    "WritePro Fiction"
    besprochen von Hans Peter Roentgen
Interview mit Sol Stein
Frag die Expertin für Fantasy
    (Stefanie Bense)
Frag den Experten für historische Romane
    (Titus Müller)
Frag die Expertin für Literaturagenturen
    (Petra Hermanns)
Frag den Experten für Verlagswesen
    (Bjørn Jagnow)
Frag die Expertin für Sachbücher
    (Gabi Neumayer)
EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,

das Editorial steht diesmal vor allem im Zeichen unserer ExpertInnen.
Zuerst stelle ich euch unseren neuen Drehbuchexperten vor: Oliver
Pautsch, Jahrgang 65, sammelte zunächst Erfahrungen als Fahrer, Be-
leuchter, Aufnahmeleiter und Regieassistent im Fernsehgeschäft. Später
ein Zwischenspiel an der Uni Düsseldorf, doch er wollte lieber direkt
für die Branche schreiben. Es entstanden Drehbücher für Kurzfilme, Se-
rienfolgen und für den sog. "abendfüllenden" Film. Mehr Infos zu ihm
und seiner Arbeit findet ihr unter
http://www.drehbuchautoren.de/Autoren/meinautor.php?ID=164. Ihr er-
reicht ihn ab sofort unter mailto:drehbuch at autorenforum punkt de.

Neues von unseren ExpertInnen haben wir früher im Newsticker auf der
autorenforum.de-Website gemeldet. Da es den Ticker nicht mehr gibt,
werdet ihr diese Infos ab sofort direkt hier im Editorial finden. Au-
ßerdem werden wir in Zukunft in loser Folge Interviews mit einzelnen
ExpertInnen führen - und kommen mit beiden Maßnahmen eurem vielfach
geäußerten Wunsch nach, mehr über diejenigen zu erfahren, die euch
hier so kompetent beraten. Den Anfang machen wir im nächsten Tempest
mit einem Interview mit Titus Müller, unserem Experten für Lyrik und
historische Romane.

Apropos Titus: Sein Roman "Der Kalligraph des Bischofs" hat innerhalb
von vier Wochen nahezu die komplette Erstauflage verkauft - nun druckt
der Verlag eine zweite. Titus liest am 19. Januar 2003 in Berlin und
am 23. Januar in Celle, dazu spielt der Pianist Ingo Mohr. Weitere In-
fos unter http://www.titusmueller.de.

Von unserer Fantasy-Expertin Stefanie Bense sind zwei weitere Ge-
schichten erschienen: "Düstere Visionen" als Titelgeschichte der
gleichnamigen Anthologie aus der Reihe Story-Olympiade Spezial und
"Was aber hilft edelste Magik ...?" als dritter Platz der Sto-
ry-Olympiade (der Wettbewerbsband 2002 heißt "Hexen, Magier, Scharla-
tane"). Wer sie lesen möchte, bestellt am einfachsten direkt unter
http://www.storyolympiade.de.

Unser Kriminalistik-Experte Reiner M. Sowa hat seinen neuen "Bestat-
ter"-Krimi  veröffentlicht: "Ein Bestatter in dunkler Vergangenheit".

Und last but not least: Unser Experte für Verlagswesen, Bjørn Jagnow,
ist gerade frisch bei ver.di in den Landesvorstand der Fachgruppe Ver-
lage und Agenturen in Hessen gewählt worden. Seine Arbeitsschwerpunkte
werden tarifliche und politische Einflussnahme auf Buch- und Zeit-
schriftenverlage im Rhein-Main-Gebiet sein.

Dass wir eure freiwilligen Mitgliedsbeiträge gut nutzen, seht ihr
nicht nur daran, dass es den Tempest immer noch gibt :-). Wir sind in-
zwischen auch mit der kompletten Domäne zu einem anderen Inter-
net-Provider umgezogen. Das erspart uns einigen administrativen Ärger,
den wir immer wieder mit der Technik hatten. Außerdem sind die Ant-
wortzeiten geringer, was z. B. die Suche beschleunigt. - Für die Arti-
kel auf der Website ist jetzt übrigens auch eine Druckansicht verfüg-
bar.

Tempest-Umfrage: Vor ein paar Monaten wurden wir von Dr. Björn Frank
vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung DIW (das ist Deutsch-
lands größtes Wirtschaftsforschungsinstitut) angesprochen, ob wir
nicht Interesse hätten, eine Umfrage bei unseren LeserInnen durchfüh-
ren zu lassen. Herr Dr. Frank ist selbst Abonnent des Tempest und ver-
öffentlicht (nebenberuflich) bereits seit mehreren Jahren erfolgreich
unter dem Pseudonym Lillebjörn. Am DIW beschäftigt er sich u. a. mit
dem Thema "Elektronische Märkte".

Unter der Adresse http://www.diw.de/tempest liegt ein Fragebogen für
euch bereit. Die Teilnahme ist natürlich freiwillig. Eure Antworten
werden vertraulich behandelt und dienen ausschließlich der nicht kom-
merziellen Grundlagenforschung; weitere Informationen zur Umfrage und
zum DIW findet ihr unter der angegebenen Adresse. Als kleines Bonbon
verlost das DIW 10 Buchpreise unter den TeilnehmerInnen. Dabei könnt
ihr unter drei verschiedenen Titeln wählen.

Wir würden uns freuen, wenn viele an dieser Umfrage teilnehmen. Die
wichtigsten Ergebnisse stellt Dr. Frank dann in einer der kommenden
Ausgaben des Tempest vor. Die Umfrage läuft bis zum 15. Dezember.

Doch nun endlich zum aktuellen Tempest: Hans Peter Roentgen hat es ge-
schafft, den amerikanischen "Schreibguru" Sol Stein für ein Interview
zu gewinnen. Wie wird man Verlagskaufmann/Verlagskauffrau, und wie
sieht der Berufsalltag aus? Das zeigt Ursula Schmid-Spreer in einem
neuen Beitrag unserer Reihe "Berufsbilder". Darüber hinaus gibt es je-
weils den zweiten Teil des Artikels zur Fantasy und des Schreibkurses
zum Antagonisten, Marketingtipps von einer Verlegerin und vieles mehr.

Und hier noch eine Information für alle AnzeigenkundInnen: Aus organi-
satorischen Gründen liegt der Anzeigenschluss für den Tempest ab so-
fort am 12. jedes Monats. Später eingegangene Anzeigen können wir dann
erst für die nächste Ausgabe berücksichtigen.

Der Tipp des Monats November, diesmal von Paul Roos:

    Im Umgang mit Verlagen nicht zu viel Euphorie,

    aber auch nicht zu viel Skepsis zeigen,
    beides schreckt nur ab!

Einen schönen Herbst euch allen, und lasst euch nicht zu viel Zeit mit
dem Lesen dieses besonders dicken Tempest - für den Dezember haben wir
bereits jede Menge neue Leckerbissen für euch in Arbeit :-)

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin


~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Mithilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf unser
Konto:

autorenforum.de
SEB Mainz (früher: BfG)
BLZ 550 101 11
Konto 14 24 18 99 00
Stichwort: "Beitrag 2002"
Für AuslandsabonnentInnen: Ihr könnt uns den Beitrag in bar schicken
(Adresse am Ende des Tempest) oder ihn von jemandem in Deutschland von
einem deutschen Konto aus überweisen lassen, um die horrenden Gebühren
zu umgehen.


~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
ISSN 1439-4669   Copyright 2002 autorenforum.de. Copyright- und
                 Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

   INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

      Editorial
      Inserate
      Schreib-Kick
      Echo-Service
      Autorenwissen
         "Berufsbild Verlagskaufmann/Verlagskauffrau"
         von Ursula Schmid-Spreer
         "Fantasy - im Dickicht der Definitionen - Teil 2"
         von Stefanie Bense
      Marketingideen
         "Tipps einer Verlegerin"
         von Bettina Reimann
      Schreibkurs
         "Der Antagonist - Teil 2"
         von Hans Peter Roentgen
      Buchbesprechung
         "Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch ..."
         besprochen von Gabi Neumayer
      CD-Besprechung
         "WritePro Fiction"
         besprochen von Hans Peter Roentgen
      Interview mit Sol Stein
      Frag die Expertin für Fantasy
          (Stefanie Bense)
      Frag den Experten für historische Romane
          (Titus Müller)
      Frag die Expertin für Literaturagenturen
          (Petra Hermanns)
      Frag den Experten für Verlagswesen
          (Bjørn Jagnow)
      Frag die Expertin für Sachbücher
          (Gabi Neumayer)
      Impressum


TEIL 2 (nur für Abonnenten):

      Veranstaltungen
      Ausschreibungen
      Publikationsmöglichkeiten
           mit Honorar
           ohne Honorar
      Seminare
      Impressum


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Für Übermittlungsfehler haftet autorenforum.de nicht.

Aus organisatorischen Gründen liegt der Anzeigenschluss für den Tem-
pest ab sofort am 12. jedes Monats. Später eingegangene Anzeigen kön-
nen wir dann erst für die nächste Ausgabe berücksichtigen.


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INSERATE:
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                                    (mailto:werbung at autorenforum punkt de)


LiOn: literaturrezensionen.de ist ein "Publikationsportal" für Auto-
ren. Autoren können hier sich und ihre Werke der Öffentlichkeit vor-
stellen. Außerdem können Autoren ihre Texte rezensieren lassen und
sich mit ihren Beiträgen an einem Forum beteiligen.
http://www.literaturrezensionen.de
__________

LaMa - der lachende Manager
Jeden Freitag neu - das, was einem gerade noch gefehlt hat!
Eine Seite Satire, Glosse, Humor, Kurioses, Zitate.
Jeden Freitag kostenlos per E-Mail.
http://www.communication-college.org
__________

Schreibwerkstatt "Textkrafttraining"

Wie der Name schon sagt, geht es ums Training, und zwar ums Training
der Schreibmuskeln. Textkrafttraining ist für alle gedacht, die an ei-
nem Roman arbeiten oder damit anfangen wollen. Dazu werden wir ein
Jahr lang jeden Monat eine Aufgabe bearbeiten.  Beispiele findet ihr
in diesem Tempest (der Antagonist) und in den Ausgaben 4-6, 4-7 und 4-
8 (der Protagonist, die Phönix-Methode). Selbstverständlich könnt und
sollt ihr in den Aufgaben mit euren eigenen Texten, Figuren und Plots
arbeiten oder diese entwickeln.

Dabei werden nicht nur die Kursleiter eure Texte und Aufgaben kommen-
tieren, sondern auch die anderen Teilnehmer. Die Teilnehmerzahl ist
auf 10 begrenzt. Der Preis beträgt 38 Euro pro Monat. Weitere Informa-
tionen findet ihr auf unserer Homepage: http://www.roentgen-
software.de/sws/sws.htm
__________

Wir, der Verein "Interkultur Vielfarben" e. V. in Eisenhüttenstadt
(150 km östlich von Berlin), bieten weiterhin ab November 2002 ein
Zimmer in unserem Club "Marchwitza" in den Diehloer Bergen zur künst-
lerischen Nutzung an.

In unserem Club finden ca. zweimal wöchentlich Veranstaltungen und di-
verse Kurse statt, sonst ist es sehr ruhig und grün. Wir denken an
Selbstverpflegung (Küche nutzbar) und als Miete an eine Lesung
und/oder den Austausch mit unserer Schreibgruppe vor Ort. Nutzungsdau-
er nach Vereinbarung.

Anfragen und Info an: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.,
http://www.Marchwitza.de oder Telefon (0 33 64) 4 60 47.
__________

Neu: SCHRITT FÜR SCHRITT ZUM ERFOLGREICHEN DREHBUCH - mit einem kom-
mentierten Original-Drehbuch von Chr. Keane - Klick auf
www.AutorInnen.de
__________

Die Literaturwerkstatt Kassandra in Karlsruhe sucht noch AutorInnen,
die Lust haben, sich regelmäßig zu treffen. Hierbei unterschiedl. In-
halte: Kreative Schreibübungen und -techniken, Textkritik, geplant
auch Genretage, Thementage,  eventuell gemeinsame Projekte, Lesungen,
Workshops, usw. Bei Interesse/Fragen wendet euch an Anna, (01 60) 3 43
41 99, mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..


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SCHREIB-KICK:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


Unser Schreib-Kick für den November:

Um einen Charakter besser kennen zu lernen, kann es helfen, wenn man
einmal eine Seite als "stream of consciousness" aus seiner Haut heraus
schreibt. Versetz dich dazu so gut es geht in diesen Charakter, und
lass dann seine Gedanken so, wie sie erscheinen, aufs Papier oder in
die Tastatur fließen. Verzichte auf Zeichensetzung und "richtige"
Satzstruktur, schreib einfach alles hintereinander weg.


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ECHO-SERVICE:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)

Suche Lehrerinnen, die an ihrer Schule eine Schreibwerkstatt anbieten
und in diesem Zusammenhang Interesse an historischen Fotos (als Mate-
rial) und an der Reflektion von Geschlecht, gesellschaftlichen Erwar-
tungen und persönlicher Entwicklung haben. Eva-Maria Epple,
mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein., für: neue bildungswege für frauen e. V., Berlin.


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AUTORENWISSEN:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)

             "Berufsbild Verlagskaufmann/Verlagskauffrau"
                       von Ursula Schmid-Spreer


Dies ist ein anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsge-
setz. Die dreijährige Ausbildung erfolgt im Wesentlichen im Ausbil-
dungsbetrieb und in der Berufsschule. Unter bestimmten Voraussetzungen
ist eine Verkürzung der Lehrzeit möglich. Die Ausbildung findet in ei-
nem Zeitungs-und-Zeitschriften- oder in einem Buchverlag statt.


          Inhalte und Ablauf der Ausbildung

1. Ausbildungsjahr (Ausbildungsrahmenlehrplan)
- Welche Aufgaben fallen in Redaktion und Lektorat an?
- Welche Kriterien spielen bei der Auswahl von Vertriebswegen eine
Rolle?
- Welche Anzeigenarten und Sonderinsertionsformen unterscheidet man
bei Printobjekten und bei elektronischen Publikationen?
- Wie werden Verlagsprodukte technisch hergestellt?

2. Ausbildungsjahr
- Wie werden Autoren akquiriert und betreut?
- Welche Auswirkungen haben Presserecht, Urheberrecht und andere
Schutzrechte auf Verlagsprodukte?
- Wie wertet man Marktanalysen aus?
- Wie organisiert man den Vertrieb mittels eines Abonnementsverwal-
tungssystems?
- Wie stellt man Verlagsverzeichnisse und Kataloge zusammen?
- Wie bereitet man Daten für unterschiedliche mediale Darstellungsfor-
men auf?
- Wie entwickelt man Vertriebskonzepte?
- Wie wählt man Vertriebswege aus?

Zwischenprüfung in der Mitte des zweiten Ausbildungsjahres

3. Ausbildungsjahr
- Wie wirkt man bei der Zusammenstellung des Marketing-Mix mit?
- Wie plant und führt man Maßnahmen zur Lesergewinnung und Leserbin-
dung durch?
- Wie wird der Außendienst betreut?
- Wie erteilt und legt man Satz- und Reproduktions- sowie Druck- und
Bindetechniken fest?
- Wie führt man Kalkulationen durch?
- Wie bestimmt man den Ladenpreis?
- Welche betrieblichen Grundsätze und Ziele sind für die Personalpla-
nung vorgegeben?
- Wie werden Honorare, Provisionen und Lizenzentgelte abgerechnet?
- Wie erfasst man Kostenarten, und wie werden sie Kostenstellen zuge-
rechnet?

Abschlussprüfung


          Berufsausübung (ausgewählte Merkmale)

Nach erfolgreich abgeschlossener Berufsausbildung arbeiten Verlags-
kaufleute in Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen sowie in Buchverla-
gen. Wesentliche Einsatzgebiete sind Vertrieb, Anzeigengeschäft, Mar-
keting, Rechte und Lizenzen, kaufmännische Planung, Steuerung und Kon-
trolle, Redaktion/Lektorat, Technik und Herstellung.


Überwiegende Tätigkeiten im Zeitungs- und Zeitschriftenverlag
.............................................................

Der Verlagskaufmann/die Verlagskauffrau führt Beratungs- und Verkaufs-
gespräche mit Werbeagenturen, Anzeigen- und Vertriebskunden. Außerdem
berät er/sie Kunden in Fragen der Gestaltung, der Platzierung und der
Konditionen von Anzeigen und Sonderinsertionsformen, berechnet Produk-
tions- und Vertriebskosten, disponiert Auflagenhöhe und Umfang.

Er/sie organisiert Gestaltungs- und Herstellungsprozesse von Zeitun-
gen, Zeitschriften und elektronischen Publikationen.


Überwiegende Tätigkeiten in Buchverlagen
........................................

Er/sie erarbeitet Verlagsverträge und bearbeitet Manuskripte, betreut
die Gestaltung und Herstellung von Büchern und elektronischen Publika-
tionen. Zum Aufgabengebiet gehören die Berechnung der Produktionskos-
ten, die Kalkulation der Auflagenhöhe und des Ladenpreises, die Bera-
tung und Belieferung von Kunden.

Sowohl im Zeitungs- bzw. Zeitschriftenverlag als auch im Buchverlag
wird vorausgesetzt, dass der Verlagskaufmann/die Verlagskauffrau Mar-
ketingkonzeptionen entwickelt und umsetzt und Vorgänge im Rechnungswe-
sen und Controlling bearbeitet.

Der Verlagskaufmann/die Verlagskauffrau hat Umgang mit Kunden, Auto-
ren, Kollegen, Abteilungs- und Verlagsleitern. Der Arbeitsort ist ein
Büro bzw. beim Kunden.

Mit diesen Arbeitsmitteln, Werkzeugen, Materialien hat es der Verlags-
kaufmann/die Verlagskauffrau zu tun:
- Zeitungen, Zeitschriften, elektronische Publikationen, Bücher
- Druckunterlagen, Aufträge, Versandpapiere, Formulare
- Geräte und Einrichtungen der Bürokommunikation, Computer
- Werbebriefe, Probeexemplare, Redaktionsprogramme, Prospekte, Termin-
kalender
- Schreibmaterialien


          Berufliche Weiterbildung

Qualifizierungs- und Spezialisierungsmöglichkeiten: Teilnahme an Lehr-
gängen, Kursen oder Seminaren, z. B. über Werbung und PR im Verlag,
Mediaplanung, Vertrieb im Verlag, Edition, CD-ROM im Verlagswesen, Ar-
chivierung im Verlagswesen, Urheber- und Medienrecht, Betriebswirt-
schaftliches Fachwissen im Verlag, Desktop-Publishing, Ausbildung der
Ausbilder

Nach entsprechender Berufspraxis und Fortbildung ist es möglich, auf-
zusteigen:
- Verlagsfachwirt/in der Fachrichtung Herstellung oder Marketing
- Fachkaufmann/-kauffrau der Fachrichtung Werbung und Kommunikation
- Betriebswirt/in (staatliche geprüft)
(Recherche: Internet, biz, Stellenratgeber)


          Interview mit Kathrin Lange von der "Federwelt"

Ursula Schmid-Spreer: Du hast den Beruf der Verlagsbuchhändlerin er-
lernt. Das ist eine Mischung zwischen Verlagskauffrau und Buchhändle-
rin. Gibt es diesen Berufszweig noch?

Katrin Lange: Wer den Beruf des Verlagsbuchhändlers erlernt, bekommt
eine Ausbildung, die beides beinhaltet: Verlagskaufmann (oder -frau)
und BuchhändlerIn. Soweit ich informiert bin, bildet zumindest mein
alter Ausbildungsverlag noch in diesem Bereich aus, ja.


USS: Was hat dir mehr Spaß gemacht?

KL: Verlagskauffrau!


USS: Was hat dich bewogen diese(n) Beruf(e) zu ergreifen?

KL: Eigentlich bin ich durch Zufall hineingerutscht. Ich habe mich
nach dem Abitur gefragt, was ich machen möchte. Ein Studium? Gleich
einen Beruf erlernen? Ich habe schon immer gerne gelesen und mich mit
Büchern beschäftigt. Das war meine Welt, das hat mir gefallen und Spaß
gemacht. Ich wollte die Faszination, die ich für Bücher empfinde, zum
Beruf machen.

Das Arbeitsamt nannte mir einen kleinen Verlag in Hildesheim, der zur
Verlagsbuchhändlerin ausbildet. Das Vorstellungsgespräch war sehr gut,
und ich wusste: Hier möchte ich lernen und arbeiten.


USS: Ich hätte gerne einige Informationen über die Verlagskauffrau.
Hast du eine gute Ausbildung bekommen? Bzw. warst du mit deiner Aus-
bildung zufrieden?

KL: Ja, absolut, im Nachhinein gesehen, war es eine gute Ausbildung.
Ich durfte und musste viel selbständig arbeiten, obwohl es ziemlich
hart war! Schließlich habe ich quasi zwei Ausbildungen gleichzeitig
absolviert und dazu noch Lehrzeitverkürzung gehabt, da ich Abitur mit-
brachte (Verlagskauffrau kann man auch mit mittlerer Reife erlernen).
Ich habe alle Abteilungen durchlaufen - Vertrieb, Lektorat, Werbung
und Herstellung - und anschließend vor der IHK meine Abschlussprüfung
bestanden. Bei der Herstellung bin ich dann später hängen geblieben.


USS: Bist du von deinem Betrieb nach der Lehrzeit übernommen worden?

KL: Ja. Ich kam in die Werbemittelherstellung, wo ich für Prospekte,
Flyer, Kataloge zuständig war. Dort blieb ich ein Jahr, und dann wech-
selte ich in eine Buchhandlung.


USS: Welche Aufgaben hattest du dort speziell inne?

KL: Werbung und Öffentlichkeitsarbeit. Ich habe Lesungen organisiert,
Kontakte mit Verlagen gehalten, interessante Autoren ausgesucht, ein-
geladen, die ganze Veranstaltung koordiniert, Presseberichte dafür ge-
schrieben und so weiter.


USS: Wie sind die Verdienstmöglichkeiten?

KL: Ich konzentriere mich jetzt mal auf den Bereich Verlag. Es gibt
natürlich Berufe, die werden besser bezahlt. Verlagskauffrau ist ein
Bürojob. Viele Verlage bezahlen nach Tarif der IG Druck und Papier,
was ein kleiner Vorteil ist (Buchhandlungen dagegen nach HBV).


USS: Wie sind die Aufstiegsmöglichkeiten? Gibt es überhaupt welche?

KL: Hängt auch wieder von der Größe des Verlages ab. In einem großen
Verlag hat man die Möglichkeit, Lektoratsleiter oder Herstellungslei-
ter zu werden.


USS: Wie kann man sich weiterbilden?

KL: Indem man bei der IHK ein Aufbaustudium zum Verlagsfachwirt macht.
Das wird als Fernstudium angeboten. An der Uni Leipzig kann man Ver-
lagswesen studieren. Zumindest eines von beidem braucht man normaler-
weise, wenn man vorhat, ins Management einzusteigen.


USS: Wo kann eine Verlagskauffrau noch angestellt werden?

KL: Es gibt immer Möglichkeiten, als Quereinsteiger bei den Betrieben
zu landen, mit denen man zu tun hat. Im Bereich der Technik sind das
Druckereien, Satzbetriebe, Werbeagenturen ...


USS: Bist du während deiner Tätigkeit mit interessanten Autoren zusam-
mengekommen?

KL: Über die Organisation von Lesungen in der Buchhandlung lernte ich
schon mal den einen oder anderen bekannten Autor kennen. Wenn du
meinst, interessant im Sinne von "abgefahren", dann muss ich dies ver-
neinen. Und im Verlag hatte ich ohnehin die meiste Zeit mehr mit Wis-
senschaftlern zu tun.


USS: Ist es von Vorteil, noch einen zusätzlichen Beruf, so wie du das
gemacht hast - Buchhändlerin - zu lernen?

KL: Man hat den Vorteil, dass man auch nach der Ausbildung noch vieles
verschiedenes ausprobieren kann, so wie ich das gemacht habe. Wenn man
allerdings schon von vornherein weiß, was man will, kann man sich aber
besser auf eines konzentrieren, Verlagskaufmann oder Buchhändler.


USS: Ist das Berufsbild starken Wandlungen unterworfen?

KL: Zu meiner Zeit war der PC noch nicht so im Vordergrund. Das hat
sich grundlegend geändert, weil der gesamte Herstellungsprozess heute
viel mehr über den PC läuft. Es kommt kaum noch vor, dass Autoren ma-
schinengeschriebene Manuskripte abliefern, die dann gesetzt werden
müssen. Meist läuft heute alles über Disketten. DTP ist das Stichwort.
Deshalb sind PC-Kenntnisse von großem Vorteil.


USS: Du bist mittlerweile Herausgeberin der Literaturzeitschrift "Fe-
derwelt". Hat dir dein Beruf dabei geholfen, diese Zeitung zu überneh-
men und jetzt daran zu arbeiten?

KL: In jeder Hinsicht! Mein Traum, einmal einen eigenen Verlag zu ha-
ben, hat sich erfüllt. Mein Beruf hat mir dabei wesentlich geholfen.
Verlagsarbeit, Herstellung, Druckvorstufe, Werbung, Lektorat, Vertrieb
- im Grunde weiß ich überall, worum es geht, da ich eigentlich alles
schon mal gemacht habe. Das hat natürlich Vorteile.


USS: Zum Schluss bitte ein paar Tipps für alle, die diesen Beruf er-
greifen möchten!

KL: Wer sich dafür interessiert, sollte erst einmal ein Praktikum ma-
chen. Das ist die Eintrittskarte, und ich kenne eigentlich keinen, der
nach einem ordentlich absolvierten Praktikum nicht Interesse an einem
Ausbildungsplatz signalisiert hat und dann abgelehnt wurde. Eine ge-
wisse Faszination für Bücher ist natürlich von Vorteil, aber nicht un-
bedingt notwendig.

Einige Buchtipps:
- Ulrich Stiehl, Der Verlagsbuchhändler (Hauswedell)
- Alternativen zu meinem Wunschberuf, Buchhandel und Verlag (BW Bil-
dung und Wissen)
- Berufsbildungsserie Verlagskaufmann/Verlagskauffrau (BW Bildung und
Wissen, Eva Mittner)
- Der Verlagskaufmann von Mundhenke, Teuber, Societäts-Verlag
- Prüfungsfragen für Verlagskaufleute (Hubert Blana)


USS: Vielen Dank für das informative Gespräch!

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Ursula Schmid-Spreer ist Lehrerin für Gesundheitsberufe (Zahnmedizin).
Als Ausgleich für den nicht immer ganz leichten Job schreibt sie gerne
- Briefe, Tagebuch und kleine Storys für ihre Tochter. Im Geestverlag
sind in einer Anthologie zwei Geschichten zum Thema Hoffnung von ihr
erschienen. Das Märchenbuch "Florian Floh" wurde im Thomas-Rüger-
Verlag veröffentlicht.


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AUTORENWISSEN:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


           "Fantasy - Im Dickicht der Definitionen - Teil 2"
                   Ein Überblick von Stefanie Bense


          Subgenres der Fantasy (F)

Epische F, Heroische F, Alternative Welten, Steampunk, Elfpunk, Urban
F, Social F, Historische F, Tier-F, Märchen-F, Humoristische F, Myste-
ry F, Dark F, Gothic F, Feministische / Frauen-F, Jugend-F


EPISCHE FANTASY
auch High Fantasy, ist die bekannteste Kategorie der Fantasy. Sie er-
zählt in epischer Breite, oft als Mehrteiler oder Zyklus, von Zeital-
tern, Schlachten und dem ewigen Kampf zwischen Gut und Böse.

Dazu wird eine Anderswelt erfunden, die mit Magiern, Zwergen, Feen,
Drachen, Elfen, Zauberern, Göttern, Trollen, Geistern, Greifen, Rie-
sen, Dämonen und anderem imaginärem Personal bevölkert ist. Der Wel-
tenbau ist komplex, bis ins Detail ausgearbeitet und dokumentiert sich
oft in Karten, Glossaren, Anhängen, Extrabänden, Zeittafeln und (lei-
der) Prologen. Diese Welt hat eigene Gesetze, Mythologien, Sprachen,
Kulturen und Systeme, deren Logik (einmal hergestellt) nicht durchbro-
chen werden darf.

Zum weit gespannten räumlichen Rahmen gesellt sich eine ebenso weit
gefächerte Chronologie. Der Zeitraum, von dem erzählt wird, erstreckt
sich über Epochen und Äonen, mit wechselnden Hauptfiguren und/oder mit
einer, die unsterblich ist. Zur Chronologie gehört die sorgfältig aus-
gearbeitete Vorgeschichte (wie: Entstehung der Welt, Götterkämpfe,
Verfall der Reiche, Verlust des Gegenstandes), die im Roman nicht vor-
kommen muss, aber den üppigen Hintergrund für die Haupthandlung bie-
tet.
Meist muss ein/e Held/in auf die Suche gehen und erlebt auf der Reise
viele Abenteuer und Bewährungsproben, bis er/sie die Aufgabe erfüllt,
den Gegenstand oder die gesuchte Figur gefunden oder die Welt gerettet
hat (Suche, Quest, s. a. R. N. Tobias: Zwanzig Masterplots, 1999).

Autoren/innen: J. R. R. Tolkien, M. Zimmer Bradley, D. Eddings, M.
Weis & T. Hickman, W. Hohlbein u. a.


HEROISCHE FANTASY
auch Sword & Sorcery, ist eine Kategorie, die ihre Blütezeit in den
60er und 70er Jahren hatte. Sie reduziert den Kampf zwischen Gut und
Böse meist auf Klischees, die Suche auf eine Abenteuerfahrt.

Ihr Hauptmerkmal ist der/die einsame Held/in oder ein Heldenpärchen,
die ständig kämpfen, als Söldner, oder auf ewigem Rachefeldzug unter-
wegs sind, einem unerreichbaren Ziel hinterherjagen oder selbst gejagt
werden. Manchmal muss die Hauptfigur im Alleingang oder als entschei-
dende Figur eine tyrannische Ordnung bekämpfen. Die Auseinandersetzun-
gen sind stets gewalttätig, was teilweise in blutiger Brutalität en-
det.

Die Figuren sind stereotyp (der Böse hat stechende Augen, der Gute ein
offenes Gesicht), der Hintergrund wirkt blass, die Handlung ist manch-
mal sprunghaft, und es gibt kaum Nebenhandlungen. Frauen dienen als
Dekoration, Opfer, Belohnung für den Helden oder als Amazonen-
Staffage, fremde Rassen werden dem Helden oft unterlegen geschildert,
die Welt ist exotisch, aber selten detailliert ausgearbeitet - die
Klischees triumphieren.

Es wird auf Action, schnelle Handlung und vordergründige Spannung Wert
gelegt. Dementsprechend löst der Held (Conan, Elric, Kull) Probleme
eher durch Körpereinsatz als durch Vernunft, Magie oder andere Metho-
den.

Autoren/innen: R. E. Howard, M. Moorcock, K. E. Wagner, C. L. Moore,
L. Sprague de Camp, Poul Anderson, E. Rice Burroughs u. a.


ALTERNATIVE WELTEN
schildern nicht nur eine Fantasy-Welt als Hintergrund. Es gibt zwei
eigenständige Welten: Wirklichkeit der Hauptfigur und Anderswelt, die
elementare Bedingungen für die Geschichte sind. Alternativwelten bil-
den oft Gegenwelten, Spiegelwelten, Utopien oder Dystopien, die kont-
rär zu der Figurenwirklichkeit stehen. Es geht oft weniger um die Cha-
raktere als um das Setting, so dass Alternativwelt-Storys meist Mi-
lieugeschichten sind (s. O. S. Card). Die Abgrenzung zu Urban Fantasy,
Historischer Fantasy und SF ist nicht immer leicht.

Eine Variante ist die Alternative Realität, in der ein historisches
Ereignis verändert wird, so dass sich dadurch die gesamte Welt ändert
(z. B.: das Römische Reich ist nie untergegangen). Gezeigt wird, zu
was die Welt sich entwickelt hätte.

Die Hauptfigur muss sich in der Anderswelt bewähren (Suche, Rache,
Rätsel, Verbotene Liebe). Meist hat sie dann ihre Wirklichkeit, die
Anderswelt, die veränderte oder wiederhergestellte Geschichte zu ret-
ten.

Autoren/innen:  S. Donaldson (Covenant-Zyklus), P. J. Farmer, U. K. Le
Guin (Das Wunschland) u. a.


STEAMPUNK
ist eine Variante der Alternativen Realität. Hier spielt die Story in
einer veränderten historischen Welt, in der fortgeschrittene Technolo-
gie angewandt wird, z. B. dampfgetriebene Maschinen in der Viktoriani-
schen Zeit. Die Verwandtschaft zum SF-Cyberpunk liegt nahe.

Autoren/innen: W. Gibson + B. Sterling (The Difference Machine), P.
DiFilippo (The Steampunk-Trilogy) (Deutsche Beispiele sind mir nicht
bekannt.)


ELFPUNK
wird in Warp-online (11) wie folgt beschrieben: "Dieses Subgenre
spielt in unserer Realität, in die plötzlich Magie einbricht. Oder
auch anders herum: Ein Mensch aus unserem Dasein wird in eine Fantasy-
Welt gezogen." Somit wäre Elfpunk unter Phantastik oder Alternativwel-
ten anzusiedeln. Das genannte Beispiel M. Endes (Die unendliche Ge-
schichte) ist eindeutig eine Alternativwelt-Geschichte.


URBAN FANTASY
nutzt wie Alternativwelten zwei Welten, durchmischt sie aber. Die
Handlung spielt in unserer Welt, ohne Änderung der Historie, doch
Phantastisches (wie Magie, Paganismus, imaginäres Personal wie Drachen
etc.) ist Teil von ihr. Jeder Figur der Story ist das bekannt und
selbstverständlich (im Gegensatz zur Phantastik, wo die phantastische
Elemente in die Wirklichkeit der Figuren einbrechen und dem Rest der
Figurenwelt unbekannt bleiben).

Das Phantastische existiert meist in abgegrenzten Bereichen (Reservate
für Elfen, magiedurchtränkte Gebiete, Zonen, die sich Fabelwesen er-
obert haben), stets aber im urbanen Raum (Großstadt). Es können auch
Maschinen mit Magie betrieben oder Alchemie angewandt werden. Oft ent-
steht der Eindruck einer modernen Gesellschaft in mittelalterlichem
Ambiente.

Autoren/innen:  M. Lackey, C. Miéville (Perdido Street Station) u. a.


SOCIAL FANTASY
entwickelt parallel zu Social SF alternative Gesellschaftsmodelle,
stellt sie aber in eine Fantasy-Welt. Es sind weniger Uto-
pien/Dystopien, sondern Gedankenspiele, wie z. B. eine Gesellschaft
aussehen würde, in der Magie zum Alltag gehört (Abgrenzung Religi-
on/Magie, Macht/Magie, Initiationsriten, Status des Individuums, Frei-
heit der Wahl, Kastengesellschaften, soziale Grenzen der Magie etc.).
Das Hauptgewicht wird dabei auf die Konfrontation der konträren Ge-
sellschaftssysteme oder -kasten (und ihrer Vertreter) gelegt.

Social Fantasy nimmt Trends aus der soziopolitischen Entwicklung unse-
rer Welt auf (Feminismus, Machtgehabe, Außenseitertum, Aufrüstung) und
verpflanzt sie in eine phantastische Welt, in der die logischen Folge-
rungen daraus durchgespielt werden. Indem sie die Anderswelt nutzt,
entgeht die Fantasy dem oft unausgesprochenen Zwang, dem die SF unter-
liegt: Die Spekulationen werden an dem gemessen, was später davon ein-
trifft.
Da der Stoff sehr weitreichend ist, entwickelt die Social Fantasy oft
epische Breite in mehrbändigen Werken und Zyklen.

Autoren/innen: M. Zimmer Bradley, M. J. Harrison, J. Chant, M. Ende
(Momo), A. McCaffrey u. a.


HISTORISCHE FANTASY
übernimmt den Hintergrund aus früheren Epochen, spielt also in der
Vergangenheit und greift oft auf Sagen und Legenden zurück. Obwohl
Historische Fantasy sich meist genau an geschichtliche Fakten hält,
betont sie den mythisch-zauberischen Aspekt vergangener Zeiten.

Die Anderswelt ist nicht räumlich, sondern zeitlich entrückt, in die
Vergangenheit der Erde verlegt, in der Götter persönlich eingreifen,
Magie und Rituale praktiziert werden und Gestalten aus Sagen und Le-
genden (Einhorn, Minotaurus, Zwerge, Riesen etc.) auftauchen und han-
deln.

Obwohl die Recherche hier genauso wichtig ist wie der Aufbau der Hand-
lung, wird nicht wissenschaftlich korrekt berichtet, sondern erzählt,
was viel Freiraum für Phantasie lässt (z. B. über mittelalterlichen
Alltag, antike Bräuche oder heidnische Feste). Dabei wird das Milieu
so weit möglich an die historischen Gegebenheiten angelehnt.

Autoren/innen: D. Gemmell, O. S. Card, Vonda McIntyre, D. L. Paxson,
E. R. Eddison u. a.


TIER-FANTASY
kommt der Fabel sehr nahe. In beiden Literaturformen handeln Tiere als
Hauptfiguren derart sinnfällig, dass die Ähnlichkeit zu menschlichen
Verhaltensweisen deutlich wird. Während die Fabel aber mit einer dar-
aus abgeleiteten Regel der Moral oder einer Lebensweisheit abschließt,
vermeidet die Fantasy Belehrungen.

Der Tier-Fantasy kommt es vielmehr darauf an, komplexe Welten in psy-
chologischer, soziologischer und/oder politischer Hinsicht darzustel-
len. Wobei die häufigen Fantasy-Muster wie Heldentum, Bedrohung durch
das Böse, Suche und Abenteuerfahrt etc. Verwendung finden.

Autoren/innen: R. Adams (Unten am Fluss = Watership down), W. Harwood,
T. Pratchett (Die Teppichvölker) u. a.


MÄRCHEN-FANTASY
lehnt sich ans Märchen an, Übergänge sind fließend. Manche im amerika-
nischen Raum fassen darunter sogar die Feengeschichten und Märchen zu-
sammen, aber dies sind m. E. eigenständige literarische Gattungen
(10).

Märchen-Fantasy betont die märchenhaften, zauberischen Elemente wie
Bannsprüche, Wünsche, Verwandlungen, Fabelwesen, Dummling, Tarnkappe,
Drachenkampf, Zahlensymbolik. Und wie beim Märchen siegt hier das Gute
oft über das Böse, und es kommt meist zu einem - nur selten abge-
schwächten - Happyend. Vom Märchen unterscheidet Märchen-Fantasy sich
durch die epische Breite, die tiefer gehende Charakterisierung der Fi-
guren, eine stärkere geographische Verankerung (selbst bei einer fik-
tiven Welt), mehr Beschreibung und die Verknüpfung mehrerer Handlungs-
fäden (Haupt- und Nebenhandlung).

Autoren/innen: P. Beagle (Das letzte Einhorn), G. McDonald u. a.


HUMORISTISCHE FANTASY
nutzt die Elemente Epischer Fantasy und parodiert sie durch abstrusen
Weltenaufbau, chaotische Hintergründe, verrückte Handlungssequenzen,
witzige Figuren, komödiantische Dialoge, Galgenhumor der Figuren, Ü-
bertreibung und entgegengesetzt verwendete Klischees.



Dabei erschöpft sich die Fantasy nicht in harmlos-heiteren Geschich-
ten, sondern verknüpft Situationskomik mit Anspielungen und deutlichen
Parallelen zu den Absurditäten unserer Welt. Eine Grenze zwischen ko-
mischen, ironischen, satirischen oder parodistischen Elementen zu zie-
hen ist unmöglich. Beliebt sind ebenfalls Anspielungen auf klassische
Werke und Autoren der Fantasy (Tolkien, Lovecraft, Howard).

Autoren/innen: P. Anthony, T. Pratchett, R. Asprin, E. Friesner u. a.


MYSTERY FANTASY
könnte man teilweise zur Dark Fantasy rechnen. Mystery Fantasy stellt
das Geheimnisvolle, Rätselhafte in den Mittelpunkt. Bizarres, Traumge-
sichte, mystische Prophezeiungen, Rätseltexte und Intrigen schaffen
das Ambiente für Held oder Heldin, der/die ein Geheimnis oder Rätsel
mit nicht realen Mitteln klären muss, um die Welt zu retten, zu erlö-
sen oder sich selbst zu befreien. Meist ohne düstere, schaurige Atmo-
sphäre.

Mysterys (die es auch im Krimi-Bereich gibt) sind oft Ideenstories (s.
O. S. Card): Die Geschichte beginnt, wenn der Held mit dem Rätsel kon-
frontiert wird, und endet, wenn er es gelöst hat. Es kann aber auch
eine Figurenstory sein, wenn der Held sein größtes Rätsel knacken
muss: Wer bin ich?

Autoren/innen: Tanith Lee (Vazkor), C. L. Moore, M. Moorcock u. a.


DARK FANTASY
bildet die Schnittstelle zwischen Fantasy und Horror, indem sie weni-
ger (wie Mystery Fantasy) das Geheimnisvolle, sondern mehr das
Schreckliche, Gruselige, Schaurige, Morbide hervorhebt.

Die Atmosphäre wird durch Schauplätze wie Höhlen, Verliese, Ruinen und
Grüfte, durch Dunkelheit und Nacht, durch unheimliche Geräusche und
schwarze Magie hergestellt. Dazu kommen Motive wie Doppelgänger,
schwarze Messen, Totenbeschwörung, Ewige Wanderer, Flüche oder Bann-
sprüche, die der Held mit sich herumträgt, Seelenverkauf, düstere
Landschaften und monsterhafte Figuren etc.

Autoren/innen: Tanith Lee (Das Lied des Exorzisten), C. Barker, R.
Bradley, M. Moorcock, W. Hohlbein u. a.


GOTHIC FANTASY
ist ein Teil der Dark Fantasy und verstärkt ihre düstere Grundstim-
mung. Meist bildet hier die Begegnung mit übernatürlichen und/oder un-
heimlichen Gestalten, mit Boten der (bösen) Macht den Schwerpunkt. Mag
in der Dark Fantasy ein glückliches Ende noch angehen, zieht Gothic
Untergang, Verzweiflung und Scheitern vor, der Held / die Heldin
selbst ist nihilistisch-pessimistisch.

Die ursprüngliche Gothic Novel stammte aus dem England der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts und wollte sich vom Klassizismus absetzen.
Walpoles "Monk" und Shelleys "Frankenstein" waren typisch. Zum Reper-
toire gehörten wilde, phantastische Landschaften, malerische Architek-
tur, Visionen und Träume, ätherische Frauenfiguren, tyrannische Män-
ner, Verfolgungen und Beschwörungen.

In der Gothic Fantasy gewinnt das Phantastische und Unerklärliche an
Bedeutung, es kann nicht mehr durch Tricks (Geheimgänge, Falltüren)
oder Natürliches (Gewitter, Flut) erklärt werden.

Autoren/innen: C. Barker, S. King, E. Datlow, u. a.


FEMINISTISCHE / FRAUEN-FANTASY
richtet sich an Frauen als Lesepublikum. Es können alle o. g. Subgen-
res der Fantasy dazu verwendet werden, Hauptsache mit feministischer
oder frauenspezifischer Note in Stoff und Stil. Bevorzugte Motive sind
starke und differenzierte Heldinnen, Frauen, die sich gegen Männer
(besonders tyrannische) durchsetzen, weibliche Paare, Frauwerdung,
Mutterschaft, Übernahme bisher männlich besetzter Rollen (Söldnerin,
Magierin, Bardin) sowie Selbstbestimmtheit und Selbstbewusstsein.

Autorinnen: C. J. Cherryh, E. A. Lynn, Tanith Lee u. a.


JUGEND-FANTASY
bedient jugendliche Leser/innen. Es können wie bei Feministischer Fan-
tasy alle o. g. Subgenres verwendet werden, solange Stil, Sprache und
Themen auf das Publikum abgestimmt sind: Erwachsenwerden, Suchtproble-
me, Freundschaft, Ausreißer, Schulprobleme, Selbstwusstsein, erste
Liebe etc.

Autoren/innen: M. Ende, W. Hohlbein, J. K. Rowling u. a.


          Angrenzende Genres:
          Märchen, Sage, Legende, Fabel, Abenteuerroman

MÄRCHEN
sind "phantastische, realitätsüberhobene Erzählungen, deren Stoff aus
mündlichen, volkstümlichen Traditionen stammt" (10). Die Volksmärchen
gehen auf anonymes Erzählgut zurück, während die Kunstmärchen von na-
mentlich bekannten Verfassern aus späterer Zeit stammen.

Märchen wurden lange nur mündlich überliefert, bis sie in Europa in
der Neuzeit gesammelt und gedruckt wurden (besonders von den Brüdern
Grimm). Das Märchen wird in die Nähe von Mythos, Sage und Legende ge-
rückt, unterscheidet sich jedoch vom Mythos dadurch, dass Götter im
Märchen keine Rolle spielen, von der Sage durch mangelnde historische
und geographische Bezüge und von der Legende dadurch, dass der religi-
öse Aspekt fehlt.

Eingangs- und Schlussformeln, Wiederholungen und Merkverse geben dem
Leser gleich zu erkennen, dass er ein Märchen liest. Er findet darüber
hinaus sprechende Tiere und Gegenstände, Verwandlungen, Fabelwesen,
bestimmte Requisiten, Farben und Symbole sowie typische Figuren wie
König, Königstochter/-sohn, Held/in, böse Schwester/Stiefmutter, Hexe,
Zwerge, Riesen, Allerweltsnamen (Hans, Gretel) etc.

"Märchen waren Versuche, die als unzulänglich erfahrene Welt in einer
erzählten Utopie zurechtzurücken" (10). Dagegen stellt Fantasy die
Zweifel, Ungewissheiten und Fragen dar, die sich in unserer Alltags-
welt nicht beantworten lassen. Märchen sind kurz, Fantasy ist eher e-
pisch angelegt.


SAGE
ist eine "volkstümliche, knappe Erzählung, die bestimmte Örtlichkei-
ten, Personen, Ereignisse und (Natur-)Erscheinungen usw. meist mit ma-
gischen, numinosen oder mythischen Elementen" (10) verknüpft, dennoch
aber Glaubwürdigkeit beansprucht.

Sagen schöpfen aus demselben Stoffkreis wie Märchen (Hexen, Zwerge,
Suche, Erlösung), wurden ebenso anonym und mündlich weitergegeben, un-
terscheiden sich aber durch reale Lokalisierung und Datierung sowie
durch strenge Trennung von Diesseits und Jenseits. Sagen "spiegeln so-
mit den jeweiligen Stand volkstümlicher Glaubensvorstellungen wider,
besitzen daher auch religions- und sozialgeschichtlichen Aussagewert"
(10).

Den Wahrheitsanspruch erhebt Fantasy nicht, doch wo sie Mystik und
Jenseitsdarstellungen aufnimmt, kreuzt sie sich mit der Sage.


LEGENDE
stellt eine "heiligmäßige, vorbildhafte Lebensgeschichte oder einzelne
exemplarische Geschehnisse daraus" dar und ist das "kirchlich-
religiöse Gegenstück zur Sage" (10).

Tugend, Gottesgefälligkeit und Vorbildcharakter sind die wichtigsten
Motive, die sich nicht auf das Christentum beschränken, sondern auch
im Islam und im Buddhismus legendenhaft verbreitet werden. Die Legende
wurde wie die Sage überwiegend mündlich weitergegeben, aber es finden
sich schon Legenden in den Apostelgeschichten und apokryphen Evange-
lien.
Dort, wo Mystizismus und Religiosität in die Fantasy Einzug halten,
ist die Nähe zur legendenhaften Heldendichtung gegeben.


FABEL
ist eine "knappe, lehrhafte Erzählung in Vers oder Prosa, in der vor-
wiegend Tiere in einer bestimmten Situation so handeln, dass sofort
eine Kongruenz mit menschlichen Verhaltensweisen deutlich wird und der
dargestellte Einzelfall als sinnenhaft-anschauliches Beispiel für eine
daraus ableitbare Regel der Moral oder Lebensklugheit zu verstehen
ist" (10).

Im Gegensatz zur Fantasy verwendet die Fabel nur bestimmte Tiere
(schlauer Fuchs, gieriger Wolf, listiger Rabe) und verknüpft mit ihnen
konstante Eigenschaften. Die Tiere begegnen sich meist als zwei Kont-
rahenten im Dialog, bei dem nur einer gewinnen kann. Daher neigt die
Fabel zur Kürze, während die Fantasy weit gefasste Spektren menschli-
chen Zusammenlebens in die Tierwelt übersetzt und teilweise episch
ausbreitet.


ABENTEUERROMAN
ist ein "literarischer Oberbegriff für Romane, die sich durch Stoff-
fülle und abenteuerliche Spannung auszeichnen und in denen der Held in
eine bunte Kette von Ereignissen oder Irrfahrten verwickelt wird"
(10). Der Roman soll primär unterhalten, manchmal etwas belehren, wenn
auf das jeweilige Wissen der Zeit eingegangen wird.

Die Hauptfiguren sind meist Schelmen, Glücksritter, Vagabunden, See-
fahrer, Räuber, Lügner, Reisende, Schiffbrüchige, Forscher, Geheim-
bündler. Typisch auch die Ich-Erzählung, häufige Ortswechsel, das Mi-
lieu niederer Stände, Reisen, Liebesabenteuer, Kämpfe und Überfälle.
In diesem Sinne können einige actionorientierte Fantasy-Subgenres (He-
roische F, Humoristische F, Dark F) auch Abenteuerromane mit zusätzli-
chen phantastischen Elementen sein.


          Sonderfälle: Fan-Fiction, Rollenspiel-Fiction

FAN-FICTION
gibt es nicht nur in der Fantasy (ebenso in SF-, Krimi- und anderen
Serienbereichen). Wie der Name sagt, schreiben Fans einer Serie oder
eines Buches die Geschichten um, weiter oder erfinden Vor-Geschichten.

Die Fan-Storys finden meist Verbreitung in Fanzines, Clubzines, über
das Internet oder im privaten Bereich. Es sind Geschichten für Gleich-
gesinnte. Verlage und Wettbewerbe schließen Fan-Fiction überwiegend
aus, weil Urheberrechtsfragen und Lizenzrechte eine nicht genehmigte,
öffentliche Verbreitung verhindern.


ROLLENSPIEL-FICTION
entstand aus den Fantasy-Rollenspielen. Die gespielten Abenteuer wur-
den aufgeschrieben, später in Erzählungen gepackt. Meist handelt es
sich um Suche, Abenteuerreise oder Auftrag, die Held oder Heldin ab-
solvieren müssen. Einige Geschichten tendieren mit Weltentstehung,
Schlachten und langer Chronologie zu Epischer Fantasy.

Auch Rollenspiel-Fiction wird von deutschen Verlagen kaum veröffent-
licht, zum einen wie bei der Fan-Fiction aus lizenzrechtlichen Grün-
den, zum anderen weil die Verleger meinen, es gäbe dafür keinen Markt.
Eine Ausnahme bildet DSA (Das Schwarze Auge) bei Heyne.


          Ihr seid gefragt

Dieser Überblick ist sicher nicht vollständig, und es mag sich über
die Inhalte streiten lassen. Da es jedoch kein Lexikon, sondern ein
Arbeitsinstrument für Fantasy-Autoren/innen sein soll, kann nur die
Verwendung zeigen, ob es nützlich ist. Schreibt mir, wenn ihr andere
Definitionen und Subgenres kennt oder hier etwas vermisst.

Je flacher das Fortschrittsdenken und die Oberflächlichkeit in der
Massengesellschaft werden, desto mehr brauchen wir die Phantasie. Fan-
tasy ist ein Spielraum von Phantasie und Kreativität.


          Literatur

(10) Metzler Literaturlexikon / Hrsg.: Günther u. Irmgard Schweikle.
Stuttgart, 1990. 2. Aufl.

(11) Definitionen unterschiedlichster Ausrichtung finden sich auch im
Internet. Hier eine Auswahl:
- http://www.epilog.de (übersetzter Auszug aus: Encyclopedia of Fanta-
sy)
- http://www.warp-online.de/fa/a/fa_a0004.htm

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Stefanie Bense hat den dritten Platz der Story-Olympiade 2002 (wie in
2000) belegt und die Titelgeschichte zu der Anthologie "Düstere Visio-
nen" geschrieben (siehe http://www.storyolympiade.de). Immer noch in
Arbeit ist ihr erster Roman. Kontakt: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
hannover.de


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MARKETINGIDEEN:
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                       "Tipps einer Verlegerin"
                          von Bettina Reimann


Ich bin seit fünf Jahren Verlegerin einer Lokalzeitung, und eben diese
Blätter sind es ja, in denen junge AutorInnen es auch ohne Verlagsun-
terstützung am  ehesten schaffen, Rezensionen für ihr Buch unterzu-
bringen. Hier nun also  meine Tipps. Was gilt es zu beachten, wenn man
sein Buch in der Lokalzeitung bekanntmachen bzw. dort ein AutorInnen-
porträt bekommen möchte?


          Bücher im Selbstverlag oder BoD
Mit einem Buch im Selbstverlag oder mit einem BoD hat man nur geringe
Chancen, zum Zuge zu kommen. Tatsächlich gibt es zum Beispiel auch in
der 50.000-Einwohner-Stadt, in der mein Blatt erscheint, eine Menge
Leute unterschiedlichsten Schreibtalentes, die von der Veröffentli-
chung träumen.

Zeitungen werden von Profis geleitet - Schreiber, die keinen professi-
onellen Verlag finden, werden wenig ernstgenommen. Das klingt hart,
ist aber die Wahrheit. Ausnahmen:
- Bücher mit lokalhistorischem oder erzählerischem lokalen Bezug (z.
B. so was wie "Mümmelsheim - Gesichter einer Kleinstadt", Ihr ver-
steht?),  die per se als interessant für den Leserkreis des Blattes
angesehen werden.
- Zweite und wichtigere Ausnahme, ein echter Marketing-Tipp für
Selbstverleger: Schaut euch nach einem guten sozialen Zweck in eurem
Heimatort um, und unterstützt diesen Verein/diese Institution mit ei-
nem Anteil am Erlös jedes Buches. Das mag zu Anfang weh tun, wenn man
die Kosten für das Buch schnell wieder einzunehmen wünscht, rechnet
sich jedoch eher, als man denkt, denn nun hat  man eine Gruppe mit Öf-
fentlichkeitswirkung, die das Buch unterstützt - und  auch Veröffent-
lichungen in Lokalzeitungen leichter erreichen kann.

Allerdings: 30 Cent pro Buch reichen als Obolus für den guten Zweck
nicht ...

Beispiele:
- Kinderbuch? Natürlich zugunsten des einheimischen Kinderheims, des
Kinder-Sorgentelefons etc.
- Frauenroman? Gebt einen Anteil an das Frauenhaus, das Mütterzentrum
etc.
- SF? Unterstützt eine Jugendgruppe, ein Projekt zur Drogenprävention
etc.

Übrigens sollte die Unterstützung für das Projekt von Herzen kommen,
und ihr solltet über die Arbeit des Vereins gut informiert sein. Sonst
lädt man euch tatsächlich zu einer Lesung in die lokale Bücherei - die
Presse ist anwesend -, fragt nach, und ihr werdet entlarvt! :-)

Ich würde übrigens jedem, der sein Buch selbst verlegen möchte, emp-
fehlen, statt des schnöden "Selbstverlages" tatsächlich einen Verlag
zu gründen. Dafür braucht man nur einen Gewerbeschein. Als Einzelun-
ternehmerIn muss man zwar seinen Namen hinter die Verlagsbezeichnung
hängen, doch das kann man überall in sehr kleinen Buchstaben tun. Und
schon fällt einer Menge emsiger Schreiberlinge in Redaktionen und ei-
ner Menge williger Käufer mit Widerwillen gegen Laienprodukte gar
nicht mehr auf, dass man es mit einem  selbstgebackenen Werk zu tun
hat. Es steigert das Image! Ok, es gibt wahrscheinlich steuerliche Un-
terschiede - doch dazu kann jemand aus der Steuer-Branche mehr sagen
als ich.
Erkundigt euch!


          Bücher, die in einem regulären Verlag erscheinen

Wer in einem professionellen Verlag, egal welcher Größenordnung, ver-
legt wird, hat gute Chancen auf eine lokale Zeitungsveröffentlichung.

Am besten ist aber, mit einer lokalen Buchhandlung zusammenzuarbeiten,
die als Anzeigenkunde der Zeitung wichtiger ist als ein(e) AutorIn,
der/die nur was umsonst haben möchte. Meist ist es auch im Interesse
der Buchhandlung, das Buch eines lokalen Autors zu pushen und zumin-
dest den Kontakt zu den Zeitungen herzustellen.

Bietet der Zeitung zudem in Zusammenarbeit mit dem Verlag oder der
Buchhandlung eine Verlosungsaktion an. Diese sollte jedoch mindestens
fünf, besser zehn Buchexemplare umfassen. Das bringt zudem mehr Auf-
merksamkeitswert, denn da, wo man was gewinnen kann, bleibt so manches
Leserauge gern hängen.

Ein Trick, um an ein Porträt zu kommen, ist, sich NICHT selber dafür
anzubieten, sondern über Bekannte aus Vereinen, Verbänden oder der Po-
litik auf sich aufmerksam machen zu lassen. Der Journalist an sich mag
so gerne etwas oder jemanden "entdecken" oder das Gefühl vermittelt
bekommen, dass jemand von fundamentalem Leserinteresse ist - und das
geht nun mal nicht, wenn der Schreiberling selbst anruft :-)

Wenn aber die Fraktionsvorsitzende der CDU im Stadtrat dem Journalis-
ten am Rande der Ratssitzung sagt: "Ich les grad den neuen Krimi von
Annette Schmidt, kennen Sie die eigentlich? Nein? Was? Aber die wohnt
doch hier in Xhausen ...", dann ist das Porträt so gut wie sicher.

Wenn Ihr niemand derart prominenten für die Mundpropaganda kennt, dann
tut es auch die beste Freundin, die beim nächsten Kita-Basar den Re-
porter anquatscht und fragt, ob er eigentlich diese Schriftstellerin
Schmidt kennt, die den tollen Roman geschrieben hat (nach dem Motto:
"Sie von der Zeitung kennen doch alle wichtigen Leute, diese Schrift-
stellerin Schmidt, was ist das für ein Typ? Ist die nett?").  Klar,
dieser Tipp ist eine "von hinten durch die Brust ins Auge"-Methode,
aber: Sie funktioniert!

Der schlechteste Weg ist, mit Anspruchsdenken zu kommen. Ein Ge-
sprächsanfang unter dem Motto "Als Lokalzeitung sollten Sie sich ver-
pflichtet fühlen, den kulturellen Nachwuchs der Stadt zu fördern" ist
ganz schlecht. Wirklich ganz, ganz schlecht.

Auch nicht gerade sinnvoll ist es, auf die Tränendrüse zu drücken, a
la "Ich bin darauf angewiesen, dass mich wenigstens die Lokalzeitungen
unterstützen, wenn schon der Verlag nichts für mich tut."  Dann fragt
sich Herr oder Frau RedakteurIn nämlich, warum SEIN Verlag etwas für
den Autor tun sollte - einfach so, mit Kosten und Arbeit verbunden.

Zeitungen, egal welcher Größenordnung, haben fast zu jeder Jahreszeit
mehr Veröffentlichungsmaterial als Zeilenplatz. Aber da wären noch
diese geringfügigen Zeitfenster, in denen in Politik, Vereinen und Co.
tote Hose ist. Das ist eure Zeit! Der Januar, in dem wenig Kulturver-
anstaltungen laufen, dafür aber viele Jahreshauptversammlungen von
Schützenvereinen - er bietet euch eine gute Zeit, um das Buch einzu-
schicken und ein paar Tage später anzurufen und zu fragen, ob schon
jemand reingeschaut hat. Das Redaktionsvolk freut sich in diesem Monat
mehr über irgendetwas Originelles als zu anderen Zeiten.

Natürlich ist auch das berühmte Sommerloch eine feine Zeit. Nein, das
Argument, das dann aber niemand den Artikel liest, weil doch alle ver-
reist sind, kann ich so nicht gelten lassen. Wir haben auf Rätsel und
andere Response-Aktionen im Sommer immer guten Rücklauf, denn wenn im
gesellschaftlichen Leben und im Vereinsleben eines Ortes wenig los
ist, haben die Daheimgebliebenen mehr Zeit zum Zeitunglesen .-).


          Was schreibe ich der Zeitung, wenn ich
          nicht warten möchte,  dass einer Mundpropaganda
          bei Redakteuren macht?

Auch wenn jedes Buch teuer ist, es reicht nicht, eine eigene Rezension
zu schreiben. Das Buch muss schon beiliegen. Da besteht eine mehr als
50%-Chance, dass einer aus der Redaktion es mit nach Haus nimmt und
sich dafür erwärmt. Und wenn sich so ein Redaktionsfuzzi erst einmal
erwärmt hat ... Ohne beiliegendes Buch wird zumeist nichts geschrie-
ben. Auch kleine Zeitungsverlage bekommen eine Menge Gedrucktes unauf-
gefordert zugeschickt - da ist es nicht nötig, stattdessen die sprich-
wörtliche "Katze im Sack" vorzustellen.

Die Rezension, die man beilegt, sollte auf keinen Fall das Ende verra-
ten, wenn es sich um ein Buch mit Spannung handelt (aber das sollte ja
eigentlich selbstverständlich sein ...). Gut ist es auch, wenn man
sein eigenes Buch fotografiert und als Foto beilegt, zudem ein Foto
mit sich selber und dem Buch machen lässt. Wenn eine Zeitung Meldungen
per Mail entgegennimmt, ist es das Beste, sowohl Buch und Rezension
einmal konventionell per Post zu schicken, zeitgleich aber auch eine
Mail mit Rezension und Fotoanhang abzusenden. Das macht es den Redak-
teurInnen einfacher, und wenn sich ein plötzliches Seitenloch auftut,
dann kann man mit der Buchvorstellung spontan füllen!

Jetzt wieder ein Extra-Tipp aus dem Nähkästchen: Fordert eine(n) Re-
dakteurIn einer Lokalzeitung auf, euch gegen Honorar eine professio-
nelle Rezension zu schreiben, damit Ihr was Gutes zum Verschicken an
die Medien habt, was richtig zeitungslike ist. Das Honorar kommt meist
nicht teuer - aber selbiger Redakteur fühlt sich, wenn der Artikel
fertig ist, natürlich fortan ein bisschen mitverantwortlich dafür,
dass dieses spezielle Buch gut  läuft, und wird es zumindest in seiner
Zeitung nicht nur einmal promoten. Da haben sich 20 Euro Zeilenhonorar
ganz schnell gelohnt.


          Fazit

Ach herrje, schon wieder HÜRDEN! Kann denn nicht wenigstens die Zei-
tung in dem Ort, wo ich wohne, mich unterstützen????

Ja, kann sie, macht sie auch. Aber es darf eben von eurer Seite nicht
nach Unterstützungsbedarf RIECHEN. Wer ein Buch schreibt und veröf-
fentlicht,  möchte damit am liebsten und unter dem Strich reich und
berühmt werden. Ja doch, das wollen wir Schreiberlinge alle, auch je-
ne, die das Gegenteil behaupten! Wer tatsächlich nur ein Anliegen rü-
berbringen möchte, der spendet gleich den ganzen Erlös und landet da-
mit zwangsläufig in der Zeitung. Alle anderen aber: Macht euch inte-
ressant bei euren heimischen Käseblättern, und  lasst sie bloß nicht
spüren, dass ihr ja eigentlich intellektuell über sie erhaben seid.
Wenn ihr geschickt vorgeht, helfen sie such, das Buch zu verkaufen -
denn auf VERKAUFEN sind gerade die kostenlosen Anzeigenblätter spezia-
lisiert.

Zudem sitzt auch beim Kleckersdorfer Boten am entscheidenden Platz zu-
meist jemand, der euch nicht nur intellektuell gewachsen, sondern zu-
dem noch im Vorteil ist: Ihr wollt ja was von ihm, und er oder sie hat
auch keine Probleme, Texte von sich selber veröffentlicht zu bekommen,
weil er das ja einfach im eigenen Blatt macht :-))).

Viel Glück beim Vermarkten wünscht Bettina Reimann,
mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Ach ja: Als Risiko-Objekt verlegen wir nur die Zeitung, im Buch- und
Broschürenbereich veröffentlichen wir nur regionale Auftragsprodukte
mit Abnahmegarantie, darum bitte keine Manuskripte schicken!

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

38 Jahre alt, Schreiberin im Vollberuf seit 1989. Seit 1997 Verlegerin
des Stadtmagazins Langenhagen. Herausgabe eines eigenen Buches mit
plattdeutschen Kolumnen, "Mette makt sek Gedanken", die in verschiede-
nen Zeitungen zwölf Jahre lang erschienen sind (vergriffen). Dazu im-
mer wieder Erarbeitung und Umsetzung von Stadt-, Orts- und Verbands-
chroniken in Buch- und Broschürenform sowie Firmenzeitungen.

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SCHREIBKURS:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


                      "Der Antagonist - Teil 2"
                        von Hans Peter Roentgen



Im letzten Tempest hattet ihr die Aufgabe bearbeitet, einen Gegenspie-
ler, einen Antagonisten für eure Hauptperson zu finden. Jetzt wollen
wir diesen Gegenspieler noch ein wenig ausarbeiten.


          Klischees nutzen

Ihr braucht einen Mafiosi als Antagonisten?

Okay, hier ist einer: Er steigt aus einem schwarzen Mercedes Benz 500
SE, ist rundlich, dunkle Sonnenbrille, etwa fünfzig Jahre,  Glatze.
Teures Handy am Gürtel. Das Nummernschild ist russisch. Die Beifahrer-
tür geht auf, und ein zwanzigjähriges Mädchen in einem kurzen, eng an-
liegenden Kleid steigt aus. Hochhackige Schühchen, lange, blonde Haa-
re.

Jeder Leser identifiziert den Mann sofort als Bösewicht. Das klassi-
sche Klischee. Aber ein Klischee eignet sich leider nicht als Antago-
nist. Also ist unser Bild untauglich? Nicht unbedingt. In der vorlie-
genden Form ist der Mann jedoch sicher kein geeigneter Gegenspieler.

Also verändern wir die beiden Hübschen ein bisschen. Zunächst geben
wir dem Mädchen schwarze Haare. Das reicht noch nicht? Gut, die beiden
setzen sich an einen Tisch. Das Mädchen redet unablässig auf den Mann
ein, der nur ab und zu etwas antwortet. Manchmal nickt der Mann, dann
wählt er eine Nummer und sagt etwas auf Russisch. Was wäre, wenn der
Leser im Laufe der Geschichte entdeckt, dass das Mädchen der Boss ist,
der Mann ihr Consigliere, ihr Berater? Also das Mädchen der Antago-
nist, nicht der Mann, wie jeder Leser zunächst vermuten wuerde?

Wenn ihr ein Klischee habt, könnt ihr es zum Leben erwecken, indem ihr
etwas Unerwartetes hinzufügt.

Hat euer Gegenspieler Eigenschaften, die der Leser (und euer Held)
nicht vermuten würde? Welche sind das?


          Dem Teufel ins Gesicht schauen

Wie beim Helden kann es euch passieren, dass ihr Dinge über euren An-
tagonisten entdeckt, die ihr lieber nicht wissen, lieber nicht schrei-
ben wollt. Genau das sind die wichtigen. Wenn euch irgendwo unwohl
wird, seid ihr vermutlich auf einer heißen Spur.

Heinrich Himmler war der erfolgreichste Massenmörder der Geschichte.
Keine angenehme Figur? Sicher nicht. Dennoch ein Mensch. Jetzt erzähle
ich euch zwei Sachen, die ich über den Mann weiß.

- Eine kommunistische Landtagsabgeordnete konnte ihren Mann aus dem KZ
holen, indem sie zu Himmler vordrang.

- In Istanbul sitzen Offiziere der Wehrmacht und der SS beieinander
und saufen. Sie kommen sich näher. Zwischen SS und Wehrmacht gab es
immer Konkurrenz, und die Wehrmachtsoffiziere hatten keine hohe Mei-
nung von den SS-Leuten. Um Mitternacht sagt einer der Wehrmachtsoffi-
ziere: "Ihr SSler seid doch ganz in Ordnung, wenn nur euer Reichsheini
nicht wäre." ("Reichsheini" war der Spottname von Himmler.) Am nächs-
ten Tag erklärt einer der SS-Offiziere, er habe lange überlegt, aber
das mit dem "Reichsheini" müsse er melden. Was tun? Ein Attaché in Is-
tanbul kennt in Berlin jemanden, der direkten Zugang zu Heinrich Himm-
ler hat. Also wird der Täter in die nächste Maschine nach Berlin ge-
setzt, bekommt eine Audienz bei Himmler, stottert herunter, was pas-
siert ist. Himmler winkt ab, alles vergeben und vergessen. Als der
Mann dabei ist, zu gehen, fragt Himmler: "Warum hasst ihr mich so?"

Mir geht es nicht darum, ob die beiden Beispiele wahr sind - ich halte
sie für wahr -, sondern um etwas anderes.

Himmler war ein Verbrecher, selbst wenn beide Szenen wahr sind. Und
eine Menge Leute werden aufschreien, wenn ihr so etwas in einem Buch
schreiben würdet. "Verharmlosung der Nazis" wäre noch der geringste
Vorwurf. Dabei ändert keine der Szenen etwas an den historischen
Verbrechen Himmlers.

Aber euer Antagonist kann euch Dinge sagen, die ihr nicht hören und
erst recht nicht schreiben wollt. Die euch möglicherweise bei Kriti-
kern eine Menge Vorwürfe einhandeln, auch wenn es nicht um Himmler
geht. Ihr könnt dem ausweichen, indem ihr solche Dinge nicht schreibt,
nicht einmal denkt. Aber so werdet ihr keine guten Geschichten schrei-
ben. Der Antagonist hält wie der Protagonist einige unangenehme Über-
raschungen für den Autor bereit. Und erst recht für die Leser.

Damit soll der Antagonist nicht entlastet werden. Wir schreiben eine
Geschichte und sitzen nicht zu Gericht. Der Antagonist und seine Moti-
ve sollen verständlich werden - das ist die Aufgabe. Verurteilen, ver-
teidigen, verdammen können ihn andere - das ist nicht die Aufgabe ei-
nes Autors.

Hat euer Antagonist also eine Eigenschaft, die ihr lieber nicht an ihm
sehen wollt? Die ihr ungern beschreiben wollt, bei der euch unwohl
wird, wenn ihr daran denkt, was Leser daraus folgern würden? Und erst
die Kritiker?


          Warum genau dieser Antagonist?

Wie beim Protagonisten sollt ihr beschreiben, was eure Figur auszeich-
net. Woran könnte man sie in einer Gruppe von zehn Leuten erkennen?
Was würde sie antworten, wenn sie jemand nach dem größten Erfolg, nach
der schlimmste Enttäuschung ihres Lebens fragte? Was möchte sie in ih-
rem Leben erreichen? Worauf ist sie stolz? Worüber schämt sie sich?
Was ist ihre Lebensprämisse, sprich: Was ist ihr am wichtigsten, was
ist ihre Moral? Schätzt sie Reichtum über alles? Oder Ehrlichkeit? O-
der Freundschaft? Oder ihren Beruf?

Und das Wichtigste: Warum will euer Antagonist dem Helden die Suppe
versalzen? Der Grund muss in seiner Person angelegt sein.


          Ein gleichwertiger Gegenspieler

Der Antagonist soll nicht nur böse sein, ganz im Gegenteil. Er soll
auch keiner der Ekel sein, die ihr kennt. Der Antagonist muss Format
haben, er soll ein gleichwertiger Gegenspieler sein. Hat euer Antago-
nist das Format, eurem Helden die Stirn zu bieten?

Welche positive Eigenschaft hat euer Gegenspieler, der ihn dem Leser
menschlich erscheinen lässt?

Nehmt euch noch mal den Antagonisten eurer Geschichte vor und über-
legt, ob ihr anhand dieser neuen Fragestellungen die Beschreibung ü-
berarbeiten wollt. Wollt ihr etwas hinzufügen? Etwas ändern?

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen betreibt zusammen mit Judith Tepesch die Schreib-
werkstatt "Textkrafttraining"
(http://www.roentgen-software.de/sws/sws.htm), ist Mitglied der Phoe-
nix-Schreibgruppe
(http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt
phantastische Geschichten
(http://www.roentgen-software.de/eigen/eigen.html) und Computerpro-
gramme.


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BUCHBESPRECHUNG:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)



              "Ein Buch ist ein Buch ist ein Buch ..."
                     besprochen von Gabi Neumayer


Zum Schreiben und Veröffentlichen von "Fiction" gibt es ja glückli-
cherweise mittlerweile einiges an Literatur auf Deutsch. Für Sachbuch-
autorInnen sah es da bisher düster aus. Nun können auch sie auf kompe-
tente Hilfe beim Schreiben und Veröffentlichen zählen. Die Autorin
Sonja Klug ist Lektorin, Gutachterin und Textcoach, und mit ihrem Rat-
geber begleitet sie hoffnungsvolle SachbuchautorInnen auf dem Weg zum
eigenen Buch - egal ob sie HobbyschreiberInnen sind oder Selbständige,
die sich mit einer eigenen Veröffentlichung am Markt positionieren und
profilieren wollen.

Dazu beginnt sie weit vor dem Schreiben: mit einem Überblick über den
Buchmarkt und Tipps zur Themenwahl. - Wie baut man ein Sachbuch auf,
wie plant man seine Zeit am besten, und wie schätzt man seinen Stoff
richtig ein? Um Arbeitsmethodik geht es im zweiten Teil des Buches.
Klug beschränkt sich dabei nicht auf theoretische Ratschläge, sondern
gibt konkrete Arbeitshilfen an die Hand. Beispielsweise kreative Me-
thoden, mit denen man Ordnung und eine Gliederung ins Thema bringt -
vom Mindmapping bis zur vielen wohl bisher unbekannten KJ-Methode. E-
benfalls in diesem Teil: Wie zitiert man gut, richtig und rechtlich
einwandfrei? Wie formuliert man verständlich und klar?

Teil 3 befasst sich mit Verlagen und Dienstleistern um die Verlags-
branche herum. Wie arbeitet ein Verlag, und wie findet man den richti-
gen? Was können Agenturen, LektorInnen und GhostwriterInnen für Sach-
buchautorInnen tun? Und wie schützt man sich vor "Abzockern" der Ver-
lagsbranche?

Wer nicht den klassischen Veröffentlichungsweg nehmen möchte oder
kann, findet Hilfe im vierten Teil. Hier werden Eigenverlag, elektro-
nisches Publizieren und BoD mit allen Vor- und Nachteilen vorgestellt.
Teil 5 ist Verträgen und Honoraren gewidmet. Und im letzten Teil geht
es um Werbung und Pressearbeit.

Die vorgestellten kreativen Arbeitsmethoden und die Hinweise zu Stil
und Sprache kommen in diesem Buch sehr kurz - so kurz zum Teil, dass
die Methode unverständlich bleibt. Das liegt daran, dass das Buch ein
so großes Spektrum abdeckt, dass einzelne Themen zum Teil nicht in der
vielleicht nötigen Ausführlichkeit behandelt werden können. Als Aus-
gleich dafür gibt es aber eine Unmenge von Checklisten, Lektüretipps
zum Weiterlesen und Weiterbilden und sehr viele kurz, aber prägnant
kommentierte Webseiten. Insgesamt: empfehlenswert!

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Aktuelle Veröffentlichungen: das Bilderbuch "Viele Grüße, dein Löwe",
Baumhaus Verlag, illustriert von Elena Conti; der Kurzkrimi "Der Zo-
cker" in: Die Stunde des Vaters, Verlag Ulmer Manuskripte; die Ratge-
ber "Liebe Grüße und Glückwünsche kurz und knapp", Falken Verlag, und
"Briefe, E-Mails & Co.", Eichborn Verlag. Meine Homepage:
http://www.gabineumayer.de.


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CD-BESPRECHUNG:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


                          "WritePro Fiction"
                   besprochen von Hans Peter Roentgen


Ein Computerprogramm, um schreiben zu lernen? Was für ein Unsinn,
dachte ich, als ich das erste Mal darüber las. Seit Jahrzehnten versu-
chen sie, dem Computer beizubringen, dass er gesprochene Sprache er-
kennt und in Text verwandelt, nicht einmal das klappt einwandfrei. Al-
so ein Windei?

Nein, kein Windei. Zweitausendeins hat nach Sol Steins Büchern auch
seine Computerprogramme WritePro Fiction und WritePro FictionMaster
auf Deutsch herausgebracht. Hier geht es jetzt um WritePro Fiction.

Was als Erstes auffällt, ist, was fehlt. Die Installation erwartet vom
Benutzer nicht Zustimmung zu allen möglichen Lizenzbedingungen und
läuft für ein Windowsprogramm erstaunlich schnell und einfach ab. Das
gilt auch für das Programm selbst. Ausnahmsweise mal ein Programm, das
sich wirklich sofort bedienen lässt, ohne des Anwenders Geduld und In-
telligenz einer harten Prüfung zu unterziehen.

Das Prinzip ist einfach. Sol Stein erläutert etwas - sehr kurz - und
stellt eine Frage oder Aufgabe, unter der ein Eingabefeld erscheint,
in das der Benutzer seinen Text einträgt. Da er Vertreter der "charac-
ter-driven" Plots ist, nimmt es nicht Wunder, dass man als Erstes eine
Person beschreiben soll. Danach wird der neue Autor mit Fragen bombar-
diert: Hat ihr Held auch eine negative Eigenschaft? Und schon soll man
seine Figur überarbeiten. Könnte man ihn aufgrund ihrer Beschreibung
in einer Gruppe mit zehn Personen sofort erkennen? Wenn nein, überar-
beiten Sie Ihren Text.

So entsteht in kleinen Schritten die Beschreibung einer Figur, die mit
jedem Schritt (hoffentlich) besser, spezifischer wird. Nach Vollendung
des ersten Kapitels sollte es einen Protagonisten und einen Antagonis-
ten geben, die keine 08/15-Pappkameraden sind, sondern lebende Figu-
ren, für die sich ein Leser interessieren könnte. Da gleichzeitig die
Erstfassung gespeichert wird, kann der angehende Autor seine Fort-
schritte verfolgen. Hauptvorteil gegenüber einem Schreibbuch: Der Au-
tor liest nicht nur, sondern schreibt die meiste Zeit, übt also das,
was er lernen möchte.

Dazu liefert Sol Stein Schreibregeln, die immer kurz begründet werden.
Der Anwender begreift so auch, warum diese Regeln vorgeschlagen wer-
den, etwas, das in manchen Schreibbüchern viel zu kurz kommt. Die Re-
geln sind einsichtig, prägnant, die Begründungen kurz, und zu jeder
gibt es eine Übung. Wichtige Regeln und Fragen werden bei späteren Ü-
bungen immer wieder ins Gedächtnis gerufen ("Hat Ihr Liebhaber auch
negative Seiten?").

Wer sich die Mühe macht, die Übungen durchzuarbeiten und seine Texte
anhand der Fragen und Regeln genau zu überprüfen, braucht zwar einige
Zeit, hat danach aber wirklich Texte geschrieben und überarbeitet. Wie
es in WritePro heißt: "Schreiben heißt Umschreiben."

Ein weiterer Vorteil gegenüber Schreibbüchern: Alle Aufgaben werden
zuerst vom Anwender bearbeitet. Wenn Sol Stein selbst eine Lösung vor-
schlägt, dann erst danach. Das hat den Vorteil, dass man vergleichen
kann: Was gefällt mir bei meiner Lösung besser, was bei der vom Meis-
ter himself? Insbesondere in dem Kapitel, in dem es um überflüssige
Adjektive, Worte und Klischees geht, ist das sehr nützlich.

Ingesamt acht Kapitel finden sich in WritePro Fiction: "Held und Ge-
genspieler", "Entwicklung einer Handlung", "der Anfang eines Romans
und seine Perspektive", "Beschreibung, narrative Zusammenfassung und
direkte Szene", "Texte überarbeiten", "Dialoge", "Liebesszenen" und
"detaillierte Figurencharakteristik".

Das Programm ist kein Sesam-öffne-dich, das den Nachwuchsautor direkt
in die Bestsellerliste katapultiert, wie die Marketingabteilung von
Zweitausendeins behauptet - und auch kein Mittel, um Schriftsteller
heranzubilden, die alle gleich schreiben, wie mancher befürchtet. Es
ist ein gutes Hilfsmittel, um schreiben zu lernen. Nicht mehr, aber
auch nicht weniger. Die 35 Euro ist es jedenfalls wert.

WritePro ist nur in den Läden von Zweitausendeins und im Internet
(http://www.zweitausendeins.de) erhältlich, Preis 35 Euro, Demoversion
unter: http://www.zweitausendeins.de/WritePro/WritePro_index.htm. Eng-
lische Version unter: http://www.writepro.com.

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Hans Peter Roentgen betreibt zusammen mit Judith Tepesch die Schreib-
werkstatt "Textkrafttraining"
(http://www.roentgen-software.de/sws/sws.htm), ist Mitglied der Phoe-
nix-Schreibgruppe
(http://www.roentgen-software.de/phoenix/phoenix.html) und schreibt
phantastische Geschichten
(http://www.roentgen-software.de/eigen/eigen.html) und Computerpro-
gramme.


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INTERVIEW:
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                                  (mailto:redaktion at autorenforum punkt de)


       "Es ist Ihre Aufgabe, die Gefühle der Leser anzusprechen"
                        Interview mit Sol Stein


Hans Peter Roentgen: Mr. Stein, Sie haben als Schriftsteller begonnen.
In welchem Alter haben Sie Ihre erste Geschichte geschrieben? Und wie
lang dauerte es, bis Ihr erster Roman gedruckt wurde?

Sol Stein: Das war in der großen Wirtschaftskrise in den Dreißigern.
Mein Vater konnte sich kein Papier für mich leisten, deshalb ging er
auf dem Heimweg an Grand Central Station vorbei und nahm einen Block
von Telegrammformularen mit. Meine erste Geschichten wurden auf diesen
Formularen geschrieben. Mein erstes Buch wurde veröffentlicht, als ich
fünfzehn war. Als der Verleger mich sehen wollte, ging ich in sein Bü-
ro in Manhattan. Er sagte: "Warum ist dein Vater nicht selbst gekom-
men?"

Bevor ich Romanautor wurde, hatte ich zwei Theaterstücke für den
Broadway produziert. Ein Stück von mir wurde von Lord Delfont für eine
Londoner Aufführung gekauft, aber der Direktor, der Hauptdarsteller
und der Produzent gerieten sich in die Haare, also änderte ich das
Stück in siebzehn Tagen in einen Roman um, "The Husband", und sandte
es anonym an sechs Verleger. Fünf machten mir Angebote dafür. Es wurde
1969 gedruckt.


HPR: Viele Autoren, die ich interviewt habe, begannen im Alter von
vierzehn oder fünfzehn zu schreiben. Aber meist dauerte es Jahre, be-
vor sie ihr Handwerk gelernt hatten und veröffentlicht wurden. Wie
lange braucht ein Autor normalerweise, bis er sein Handwerk be-
herrscht?

Sol Stein: Da gibt es keinen Standard, das ist individuell unter-
schiedlich. Seit es Bücher und Computerprogramme dafür gibt, kann man
das Handwerk viel schneller lernen als früher. Der schnellste Weg für
einen Anfänger ist ein Computerprogramm wie WritePro, das Sie sofort
Szenen schreiben lässt und jeden Ihrer Schritte begleitet. Sie lernen
das Handwerk dadurch, dass sie es sofort benutzen.


HPR: Jeder Nachwuchsautor träumt davon, Romane zu schreiben und zu
veröffentlichen, und hält Lektoren für Leute zweiter Klasse: Sie müs-
sen diesen Job machen, weil sie das Schreiben selbst nicht können.
Weshalb wurden Sie Lektor und Verleger?

Sol Stein: Ich wollte bestimmte Bücher drucken, die früher schon er-
schienen, aber nicht länger erhältlich waren. Ich fand eine Möglich-
keit, taschenbuchgroße Bücher nachzudrucken, und tat das zusammen mit
Beacon Press in Boston. 1959 entstand meine Partnerschaft mit W. H.
Auden, Jacques Barzun und Lionel Trilling, wir gründeten einen an-
spruchsvollen Buchclub, die "Mid-Century Book Society". Es stellte
sich heraus, dass eine Menge Bücher von uns entdeckt wurden, die dann
von einem Verleger veröffentlicht wurden, von dem wir die Rechte zu-
rückkauften. Da machte es Sinn, sie gleich selbst zu verlegen. 1962
gründete ich "Stein & Day". Unser erstes Buch, Elia Kazans "America,
America", wurde ein großer Erfolg, und das hielt an. Wichtig war mir,
dass ich nie aufhörte zu schreiben. Ich schreibe jeden Morgen, bevor
ich mich Verlagsangelegenheiten widme, also genieße ich das Beste bei-
der Berufe.


HPR: Mark Twain hat einst gesagt: "Wenn Sie ein Adjektiv sehen, brin-
gen Sie es um." Bringen Sie alle Adjektive um, die Sie in Texten fin-
den?

Sol Stein: Die meisten Adjektive schwächen das Substantiv, das sie be-
schreiben. Ich teste eine Substantiv-Adjektiv-Kombination, um festzu-
stellen, ob sie ohne das Adjektiv stärker ist. Meist läuft es darauf
hinaus, die Mehrzahl der Adjektive zu streichen. Außerdem empfehle ich
Autoren, nicht zwei Adjektive vor ein Substantiv zu stellen. Nehmen
Sie das stärkere, wenn Sie ein Adjektiv gebrauchen müssen.


HPR: "Action sells" heißt es, und wenn Sie die Bestsellerlisten heute
ansehen, scheint das zu stimmen. Aber Sie lehren Autoren, "character-
driven" zu plotten, dass die Person zuerst kommt und der Plot sich aus
der Person entwickelt. Glauben Sie nicht, dass "action sells"?

Sol Stein: Ja, "Action sells", aber wenn Sie Ihre Figuren nicht lieben
oder glauben, dass die Personen leben, wird die Action Sie nicht be-
rühren. Ein Autor kann das Beste beider Welten haben, wenn er eine gu-
te Story mit einem ungewöhnlichen Charakter verbindet, um den der Le-
ser zittert. Ich hatte einen Anwalt namens George Thomassy in fünf
meiner Romane. Mein Verleger sagte, er bekam Briefe von Frauen, die
dieser Person einen Heiratsantrag machten! Ich schreibe die Beliebt-
heit dieser Romane genauso der Person wie den Geschichten zu.


HPR: Sie haben mehr als hundert Regeln in Ihrem WritePro. Falls alle
Käufer jede dieser Regeln befolgen, schreiben Sie dann nicht Romane
der gleichen Art, im gleichen Stil? Könnte es sein, dass die meisten
Fast-Food-Romane schreiben würden statt High Cuisine?

Sol Stein: Vielleicht ist "Regeln" nicht das richtige Wort. "Empfeh-
lungen" wäre vielleicht genauer. Einige sind Prinzipien, andere Tech-
niken, die auf den Erfahrungen vieler Autoren beruhen. Was den Unter-
schied zwischen Autoren angeht, da muss jeder seine eigene "Stimme"
entwickeln. Von meinen Bestsellerautoren schreiben keine zwei gleich,
obwohl sie meist meinen Empfehlungen folgen.


HPR: Wenn ich John Irving lese, vor allem "Gottes Werk und Teufels
Beitrag", "Das Hotel New Hampshire", "Garp", dann sehe ich, dass er
eine Menge Sachen macht, die ein Autor nicht machen sollte. Er
schreibt lange Abschnitte ohne Handlung, er erzählt narrativ, er be-
nutzt lange Sätze. Scheinbar kann man Longseller schreiben, obwohl man
die Schreibregeln missachtet?

Sol Stein: Es würde zu weit führen, hier John Irvings Texte zu kriti-
sieren. Er ist ein guter Autor, aber er könnte viel besser sein, vor
allem, wenn er mehr direkte Szenen statt narrative Zusammenfassungen
geben würde. Wie auch immer, es hat nichts damit zu tun, dass es Best-
seller sind! Ich habe sieben Bücher eines Autors lektoriert, der zwei
Millionen für jedes bekam, aber im literarischen Sinne nicht gut
schrieb, sondern ein guter Geschichtenerzähler ist. Er interessiert
sich nicht für die genaue Bedeutung der Worte oder dafür, lebendige
Metaphern oder Vergleiche zu finden. Er ist wie einer unserer Vorfah-
ren, die Geschichten am Lagerfeuer erzählten. Literarische Autoren le-
gen großen Wert auf Sprache.


HPR: Wie soll man Ihre Regeln verstehen? Sind sie Gesetze, die befolgt
werden müssen? Sind sie "state of the art", was jeder Künstler befol-
gen sollte? Sind sie Medizin, die gut wirkt, aber nicht immer und bei
jedem Patienten, so dass Sie Erfahrung sammeln müssen, wann und bei
wem es wirkt?

Sol Stein: Jetzt haben wir beide die Frage beantwortet. Diese so ge-
nannten Regeln sind "Empfehlungen", die man befolgen sollte. Sie sol-
len helfen und basieren auf der Erfahrung vieler Autoren.


HPR: 1 + 1 = ½ - der Autor muss seinen Text kürzen ist eine andere Ih-
rer Empfehlungen. Aber Harry Potter und andere dicke Bücher scheinen
das Gegenteil zu beweisen. Der Leser verlangt so viel Text wie mög-
lich.

Sol Stein: Wie erklären Sie sich dann den Erfolg von "The Reader" und
anderer sehr dünner Bücher? Ein Buch ist so umfangreich, wie es
braucht, die Geschichte gut zu erzählen. Die Harry-Potter-Bücher be-
weisen nichts, außer dass junge Leser Fantasy lieben - das haben sie
immer getan.


HPR: Während Ihrer Arbeit mit Autoren wurden viele Texte kürzer. Gab
es auch das Gegenteil, das ein Text nach der Lektorierung länger war?

Sol Stein: Hauptsächlich meine eigenen. Ich neige dazu, kurz zu
schreiben, um sie dann während der Überarbeitung zu erweitern, aber
die meisten Manuskripte, die ich gelesen habe, mussten gekürzt werden.


HPR: Als ich zuerst von WritePro hörte, war ich äußerst skeptisch. Als
Computerprogrammierer konnte ich mir nicht vorstellen, ein Programm
für das Romanschreiben zu entwerfen. Wie kamen Sie auf die Idee, Wri-
tePro zu programmieren? Und wie kamen Sie auf die Idee, es genau so zu
machen?

Sol Stein: Ich habe fast mein ganzes Berufsleben Autoren unterrichtet,
sowohl als Lektor wie an Universitäten. Ich wollte mich selbst klonen,
damit die Leute mich in ihren Computer stecken konnten und ich mehr
Zeit zum Schreiben hatte. Ich wollte eine quasi interaktive Umgebung
schaffen, so dass ich den Autor begleiten konnte, während er oder sie
das Handwerk lernte, und ihnen dann helfen, ihr Schreiben zu verbes-
sern, indem ich die richtigen Fragen stellte.


HPR: Die meisten Programme haben Hunderte von verschiedenen Möglich-
keiten. Ich war erfreut, dass WritePro nur ein paar, dafür aber gut
durchdachte Funktionen hat. Vielleicht gilt 1 + 1 = ½ auch für Pro-
gramme?

Sol Stein: Ja, ich finde unnötige Komplexität ärgerlich. Ich habe mir
ein Schreibprogramm gekauft, dass andere geschrieben hatten, und sie
sagten, es würde drei Wochen dauern, nur die Bedienung des Programms
zu lernen. Die meisten Leute haben nicht so viel Zeit, deshalb entwarf
ich Programme, die man sofort benutzen kann. Die Zeit sollte damit
verbracht werden, besser schreiben zu lernen, nicht mit der Bedienung
der Technik.


HPR: Als Sie WritePro entwarfen, hatten Sie da Ideen, die Sie nicht
realisieren konnten, nicht mit den vorhandenen Computern?

Sol Stein: Das Beste ist, mit einem Autor im selben Raum zu arbeiten.
Da ich nicht überall gleichzeitig sein kann, versuchte ich ein Pro-
gramm zu schreiben, dass uns dieser Umgebung möglichst nahe brachte.


HPR: Was ist Ihr Hauptziel mit WritePro?

Sol Stein: Autoren zu helfen, die schwierige Kunst des Schreibens so
schnell und effizient wie möglich zu lernen. Schließlich sind die
Techniken von vielen erfolgreichen Autoren über die Jahrhunderte ent-
wickelt worden, warum das Rad neu erfinden? Originalität wird sich im-
mer durchsetzen, sobald der Autor seine "Stimme" gefunden hat.


HPR: In WritePro kann man die Regeln ausdrucken. Aber Sie sagen auch
immer, warum die Regel funktioniert. Das kann im Moment nicht ausge-
druckt werden. Wird es in Zukunft eine Version geben, in der das mög-
lich sein wird?

Sol Stein: Ich möchte mich auf Lösungen konzentrieren. Über Ihren Vor-
schlag werde ich nachdenken, aber wenn jemand den ganzen Hintergrund
gedruckt haben möchte, das gibt es in meinen Büchern "Über das Schrei-
ben" und "Aufzucht und Pflege eines Romans"


HPR: Werden Ihre Bücher und Programme eines Tages zusammenkommen,
vielleicht "Über das Schreiben" als Hilfe in WritePro oder Ihre Emp-
fehlungen und Übungen aus WritePro als Buch?
Sol Stein: Ich glaube, dass die Bücher und die Software unterschiedli-
che Aufgaben haben. Die Bücher lehren Techniken. Die Programme lehren
auch, aber ermöglichen es, sofort anzuwenden, was man gelernt hat, das
hilft dem Gedächtnis.


HPR: Was halten Sie für das Beste, um Schreiben zu lernen: an einer
Diskussionsgruppe mit anderen Autoren teilzunehmen, Schreibbücher zu
lesen oder mit WritePro zu arbeiten?

Sol Stein: Mit Ihrer Erlaubnis muss ich sagen, dass Diskussionsgruppen
hauptsächlich unerfahrene Autoren haben, die die Werke anderer uner-
fahrener Autoren kommentieren. Ich bin dagegen, Texte laut zu lesen,
weil einige gute Autoren schlechte Schauspieler sind und umgekehrt. In
meinen Seminaren muss der Student, dessen Arbeit dran ist, Fotokopien
eines Kapitels mitbringen, genug Fotokopien für jeden in der Klasse.
Wir lesen das Kapitel, als wären wir normale Leser, markieren Fehler
und Verbesserungsvorschläge. Dann diskutieren wir. Auf diese Weise
lernen alle fünfundzwanzig, wie man selbst lektoriert, während sie an-
deren bei der Verbesserung helfen und von einem erfahrenen Lektor an-
geleitet werden.


HPR: In Deutschland gibt es nur wenige erfolgreiche Autoren und Lekto-
ren, die das Schreiben lehren, ich vermute weniger als zehn. Ist es in
den USA üblicher, dass Autoren und Lektoren das Schreiben lehren?

Sol Stein: Ja, so gut wie jedes College und jede Universität geben
Kurse in der Kunst des Schreibens. Die besseren Sekundarschulen lehren
ebenfalls die Grundlagen. In der Highschool war ich der Vizechef unse-
res Literaturmagazins zusammen mit James Baldwin, der nie aufs College
ging, aber dessen erstes Buch, das ich lektorierte, "Notes of a native
son", als Nummer 19 für die Liste der "hundert besten Sachbücher des
Jahrhunderts" ausgewählt wurde. Unser Lehrer pflegte uns unsere Ge-
schichten in der schlimmsten, monotonsten Weise vorzulesen. Es war
qualvoll, aber es lehrte uns, dass die Wörter die Geschichte tragen
müssen, nicht die Interpretation dieser Wörter.


HPR: Diskussionsgruppen mit unerfahrenen Autoren sind nicht dasselbe
wie solche mit einem erfahrenen Autor oder Lektor. Aber könnte eine
Lösung eine E-Mail-Gruppe im Internet sein, die sich gegenseitig ihre
Geschichten lektorieren und hinterfragen? Meinen Sie, das wäre besser,
als allein zu arbeiten?

Sol Stein: Ich bevorzuge Gruppen, die sich wirklich treffen.


HPR: Wenn Sie mit einer Gruppe arbeiten, wie lange arbeitet die Gruppe
zusammen? Wie oft treffen Sie sich?

Sol Stein: Mein Fortgeschrittenen-Seminar traf sich einen Abend in der
Woche. Die Studenten wollten, dass es nie aufhören sollte, aber ich
musste Kalifornien verlassen und nach New York ziehen. Üblicherweise
arbeitet eine Gruppe ein Semester.


HPR: Was ist Ihr Rat für einen Anfänger, der Romane schreiben will?
Was ist das Wichtigste für Schriftsteller?

Sol Stein: Wenn Sie Romane schreiben, ist es Ihre Aufgabe, die Gefühle
der Leser anzusprechen, nicht sich etwas vom Herzen zu schreiben.


HPR: Eines Nachts liegen Sie schon im Bett, das Licht ist aus, Sie
sind halb eingeschlafen, plötzlich steht eine wunderschöne Fee mit
Bleistift und Papier neben Ihnen und sagt: "Sol Stein, Sie haben so
viel für Autoren getan, ich will Ihnen einen Wunsch für die Literatur
erfüllen." Was würde Sol Stein sich wünschen?

Sol Stein: Ich würde mir wünschen, dass mit harter Arbeit und zahlrei-
chen Überarbeitungen der Roman, an dem ich arbeite, den gleichen Stan-
dard erreicht wie meine früheren Romane. Man ist immer unsicher, bis
man einen Entwurf hat, den man nicht ändern will oder muss.


HPR: Herzlichen Dank für das Interview.


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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - kei-
ne Manuskripte zur Beurteilung. Speziell unsere Expertin für Litera-
turagenturen nimmt keine neuen AutorInnen an; Anfragen dazu sind daher
zwecklos.


  Drehbuch: Oliver Pautsch
                                      mailto:drehbuch at autorenforum punkt de
  Fandom: Thomas Kohlschmidt
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  Fantasy: Stefanie Bense
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  Heftroman: Arndt Ellmer
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  Historischer Roman: Titus Müller
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  Kinderbuch: Gabi Neumayer
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  Kriminalistik: Reiner M. Sowa
                                 mailto:kriminalistik at autorenforum punkt de
  Literaturagenturen: Petra Hermanns
                                       mailto:agentin at autorenforum punkt de
  Lyrik: Titus Müller
                                         mailto:lyrik at autorenforum punkt de
  Reiseführer: Gabriele Kalmbach
                                  mailto:reisefuehrer at autorenforum punkt de
  Sachbuch allgemein: Gabi Neumayer
                                      mailto:sachbuch at autorenforum punkt de
  Sachbuch Medizin/Psychologie: Maja Langsdorff
                                     mailto:med.psych at autorenforum punkt de
  Schreibgruppen: Ute Hacker
                                mailto:schreibgruppen at autorenforum punkt de
  Schreibhandwerk: Ute Hacker
                               mailto:schreibhandwerk at autorenforum punkt de
  Sciencefiction: Andreas Eschbach
                                      mailto:sf-autor at autorenforum punkt de
  Technische Literatur, CDs, Internet: Reinhard Mermi
                                       mailto:techlit at autorenforum punkt de
  Übersetzung: Barbara Slawig
                                 mailto:uebersetzerin at autorenforum punkt de
  Verlagswesen: Bjørn Jagnow
                                  mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY:
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                    Stefanie Bense (mailto:fantasy at autorenforum punkt de)
Frage:
Ist es störend oder sogar falsch, wenn ich für meine Fantasy einen mo-
dernen Sprachstil verwende, oder sollte ich doch etwas "altmodischer"
schreiben?


Antwort:
Dein Sprachstil ist DEIN Sprachstil. Altmodische Wendungen haben im
Erzähltext (der beschreibt und zusammenfasst) m. E. nichts zu suchen.
Sätze wie: "Und er führte sein treues Ross von dannen" krausen mir die
Zehennägel. Du bist doch schließlich auch kein altmodischer Autor!? Im
Dialog dagegen kannst du deine Figuren ihrer Zeit, der Umgangssprache,
ihrem Niveau und der Umgebung gemäß antworten lassen. Du benötigst so-
gar unbedingt verschiedene Sprachebenen, denn ein Höfischer wird an-
ders reden als ein Bauer, ein Nordländer anders als ein Südländer. Sei
allerdings vorsichtig mit Dialekt und Spracheigenheiten - zu viel
wirkt wie ein Zuviel an Zuckerguss.
++++++++++

Frage:
Wie viel neue Kreaturen/Kulturen und die damit verbundenen Fähigkei-
ten/Gesetze verträgt eine Fantasy-Story?


Antwort:
Kurz gesagt: so viele wie nötig und so wenige wie möglich. Je mehr
fremdartige Kulturen/Figuren du einführst, desto größer die Gefahr,
dass sie dir zu Statisten und exotischer Szenerie "verkommen". Wozu
benötigt die Geschichte diese Figuren? Nur dort, wo die Handlung nicht
ohne sie auskommt, werden Exoten wichtig und sind sie nötig.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Stefanie Bense hat soeben den dritten Platz der Story-Olympiade 2002
(wie in 2000) belegt und die Titelgeschichte zu der Anthologie "Düste-
re Visionen" geschrieben (siehe http://www.storyolympiade.de). Immer
noch in Arbeit ist ihr erster Roman.
Kontakt: mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR HISTORISCHE ROMANE:
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             Titus Müller (mailto:historischer.roman at autorenforum punkt de)


Frage:
Gibt es irgendwo ein Buch oder jemanden, der sich mit so was auskennt:
Zeitform der Verben innerhalb einer Rückblende, und gibt es in der
Rückblende nur indirekte Rede - keinesfalls wörtliche Rede?


Antwort:
Natürlich kannst du in der Rückblende wörtliche Rede verwenden. Was
die Zeitformen der Verben angeht: Theoretisch müsstest du, wenn die
Geschichte selbst im Präteritum erzählt ist, die gesamte Rückblende
ins Plusquamperfekt setzen. Da sich das aber sehr anstrengend liest,
verwendet man einen Trick: Den Anfang der Rückblende schreibt man im
Plusquamperfekt, wechselt ins Präteritum über, und am Schluss kommen
wieder einige Sätze im Plusquamperfekt.

Beispiel: Wütend verließ Guntram den Saal. Dass König Ludwig ihm diese
eine Bitte abschlagen konnte! Guntram hatte den Entschluss damals in
großer Euphorie gefasst, auf dem Weg von Hildesheim nach Braunschweig.
Er hatte seinem Pferd die Sporen gegeben voller Freude, war neben die
Kutsche getrabt und hatte ins Fenster hineingerufen: "Katharina, ich
werde nach Spanien reisen!" Die Geliebte kam ans Fenster, mit einem
Lächeln, das ihn durchrieselte wie Sternenstaub. "Ich freue mich.
Nehmt Ihr mich mit, wackerer Freund?" In einer weit angelegten Verbeu-
gung, so gut es ihm der Sattel erlaubte, verneigte sich Guntram. "Aber
selbstverständlich." ... (Die Rückblende, im Präteritum erzählt.) ...
Später am Abend gab sie ihm ihre Hand und gestattete, dass er mit dem
Daumen über ihre Finger streichelte. Er war so glücklich gewesen, so
überzeugt, dass wundervolle Jahre folgen würden. Und nun dieses!

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

http://www.titusmueller.de. Im September erschienen: "Der Kalligraph
des Bischofs", Aufbau Taschenbuch Verlag. Ein historischer Roman über
den Zauber des Schreibens, die Zweifel des Glaubens und die Verlockun-
gen der Liebe.


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR LITERATURAGENTUREN:
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                      Petra Hermanns (mailto:agentin at autorenforum punkt de)

Frage:
Ich habe über ein Thema geschrieben, das im deutschsprachigen Markt zu
wenig Käufer interessiert, daher finde ich hier keinen Verlag. Es geht
um ein [...] Flüchtlingsschicksal [...], gleichzeitig ist es ein
Reisetagebuch meiner eigenen Erlebnisse.

Ich habe ein Exposé und die Hälfte des Buches, bin als Journalistin
tätig und habe bereits ein Buch geschrieben, das auf Deutsch und in
Übersetzung veröffentlicht wurde. Das Exposé und das Manuskript "auf
gut Glück" ins Amerikanische übersetzen zu lassen, kann ich mir nicht
leisten, selbst wenn ich eine/n ÜbersetzerIn mit entsprechend aktuel-
lem Wissen fände. Wie kann ich einen amerikanischen Verlag oder Agen-
ten finden, der sich dafür interessiert? Wer kennt sich im amerikani-
schen Verlagswesen aus?


Antwort:
Mit einem deutschen Projekt, das noch nicht veröffentlicht wurde, in
den USA einen Verlag zu finden ist fast unmöglich, zudem, wenn der
Text nicht als Übersetzung vorliegt. Es gibt meines Wissens keine A-
genturen in Deutschland, die diesen Weg so gehen würden, sondern man
würde es erst einmal in Deutschland versuchen. Ansonsten müssten Sie
in den USA Agenten finden, die deutsche Texte lesen können. Adressen
von Agenten in den USA finden Sie im aktuellen Katalog der Buchmesse,
und da müssten Sie sich telefonisch einfach mal durchfragen, ob jemand
Interesse daran hätte.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Petra Hermanns begann 1996 als freie Mitarbeiterin bei der Literari-
schen Agentur Brigitte Axster mit dem Handel mit Rechten und Lizenzen.
Seit 1998 betreibt sie die Literaturagentur Scripts for sale in Frank-
furt und hat sich auf deutschsprachige Projekte spezialisiert.


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FRAG DEN EXPERTEN FÜR VERLAGSWESEN:
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                  Bjørn Jagnow (mailto:verlagswesen at autorenforum punkt de)

Frage:
Bei der Verlagssuche bin ich immer wieder auf Verlage gestoßen, die
Unsummen als Kostenzuschuss verlangen. Teilweise haben sie mein Manu-
skript aber sehr genau studiert und bei mir einen professionellen Ein-
druck hinterlassen. Wie auch immer - meine Geldbörse kann da nicht
mitspielen. Meine letzte Hoffnung war ein Verlag, der zusagte und dem
ich dann zwei Monate nachlaufen musste, ein Angebot zu senden. Nun ha-
be ich es endlich, und auch der Kostenzuschuss wäre für meine Geldta-
sche geeignet. Da das günstigste Angebot nicht unbedingt das beste
sein muss, bitte ich Sie, einen kurzen Blick darauf zu werfen und mir
eine kurze Stellungnahme zu übermitteln. [...]

3. Es wird eine Auflage von 1 500 Exemplaren gedruckt. Dem Autor ste-
hen 15 Freiexemplare zu. Der Autor bezieht ferner beliebig Verlagsex-
emplare mit einem Nachlass von 25% auf den Ladenpreis. Frei-, Pflicht-
, und Rezensionsexemplare, deren Anzahl der Verlag bestimmt, sind
nicht honorarpflichtig. Der Verlag ist berechtigt, nötigenfalls aus
Gründen der Lagerhaltung in mehreren Teilauflagen drucken zu lassen.
4. Es wird ein Ladenpreis von EURO 10,80 festgesetzt.
5. Der Autor erhält ein Honorar von 25% des Nettoverkaufserlöses ab
dem 1. verkauften und bezahlten Exemplar. Der Abrechnungszeitraum be-
ginnt nach Fertigstellung des Werkes! Aus wirtschaftlichen Gründen
rechnet der Verlag nur ab, wenn der Betrag EURO 250,- übersteigt.
Liegt ein Betrag darunter, wird er erst mit dem Honorar für das / die
Folgejahr(e) zusammen ausgezahlt.
[...]
8. Der Autor zahlt einen einmaligen Kostenzuschuss auf die Herstel-
lungskosten in Höhe von EURO 1 360,00 einschl. MwSt. und inkl. einem
vierfarbigen Gesamtumschlag. Der Verlag hat das alleinige Recht, die
Titelgrafik zu bestimmen! Eventuelle, vom Autor behauptete Mängel be-
rechtigen nicht zur Zurückhaltung des Zuschusses, da dem Verlag in je-
dem Falle ein Nachbesserungsrecht zusteht. Der Zuschuss begründet kein
Eigentumsrecht an der gedruckten Auflage. Ein Teil des Kostenzuschus-
ses von EURO 650,00 ist zahlbar nach Erteilung des Auftrags. Der zwei-
te Teil von EURO 350,00 bei Übersendung der Korrekturabzüge, und der
Rest bei Lieferung des ersten fertigen Buches.
[...]
13. Die Rechte und Pflichten dieses Vertrages gelten nicht für die
Rechtsnachfolger beider vertragsschließenden Parteien.
[...]


Antwort:
Den Druckkostenzuschuss wollen Sie bestimmt über das Honorar wieder
hereinholen. 25% klingen gut, aber Nettoverkaufserlös ist nicht Netto-
ladenpreis!

Bei einem Ladenpreis von 10,80 Euro liegt der Nettoladenpreis bei
10,09 Euro (7% Mehrwertsteuer). Nettoverkaufserlös des Verlags ist a-
ber nicht dieser Preis, sondern das, was der Buchhändler bezahlt. Und
dieser Händlerpreis liegt 30 bis 50% niedriger. Die Nettoverkaufserlö-
se des Verlags liegen also zwischen 5,04 und 7,07 Euro. Davon 25% sind
1,26 bis 1,77 Euro - dies entspricht einem Honorar zum Nettoladenpreis
von 12,5 bis 17,5%.
Das Honorar, das Sie erhalten, liegt also trotz Druckkostenzuschuss
gar nicht so viel höher als bei Verlagen ohne DKZ.

Ihr Zuschuss soll 1 360 Euro zu den Herstellungskosten betragen. Es
müssen also 770 bis 1 080 Exemplare Ihres Buches verkauft werden, be-
vor Sie überhaupt Ihren Vorschuss erwirtschaftet haben. - Diese Menge
ist für einen Verlag, der nicht oder kaum im örtlichen Buchhandel ver-
treten sein dürfte, sehr hoch.

Außerdem erhalten Sie keine Eigentumsrechte an der Auflage. Sollte der
Verlag auf Teilen der Auflage sitzen bleiben (was nicht auszuschließen
ist), wird er Ihnen vermutlich anbieten, diese Reste aufzukaufen, da-
mit sie nicht irgendwann eingestampft werden. Dieses doppelte Kassie-
ren ist durchaus üblich - auch wenn ich nicht sagen kann, ob dieser
konkrete Verlag so arbeitet.

Des Weiteren halte ich Punkt 13 für kritisch, da Sie damit ausschlie-
ßen, dass Sie Honorareinnahmen vererben können. Und sollte der Verlag
mal verkauft werden, haben Sie keinen Anspruch auf Honorar vom neuen
Verlag. - Möglicherweise ist dieser Passus aber unwirksam, weil er
sittenwidrig sein könnte.

++++++++++

Frage:
ich schreibe ein BoD-Buch, da ich hier die Autorenmarge für höher hal-
te als bei Verlagen (Ich schreibe ein Sachbuch für 14,90 Euro und er-
halte bei BoD ca. 3 Euro pro Buch. Bei Verlagen soll die Autorenmarge
bei 5-10 Prozent liegen, also bei mir höchstens 1,50 Euro. Ist das ü-
berhaupt richtig??). Da BoD ja zu Libri gehört, wird das Buch dort und
im VLB gelistet sein. Nun zu meiner Frage: Wie schaffe ich es, auch
beim Grossisten KNO K&V gelistet zu werden? Gibt es z. B. einen klei-
nen Verlag, der bei KNO K&V im Programm ist und in dessen Namen ich
mein Buch veröffentlichen kann (ohne die Autorenmarge zu schmälern)?


Antwort:
Zum Honorar: Ihre Motivation, wegen der höheren Autorenmarge per
Print-on-Demand zu veröffentlichen, ist kein stichhaltiges Argument.
Sie müssen das gesamte Honorar betrachten und nicht den Anteil für ein
Buch.

Die Honorarsumme errechnet sich in der Regel aus einem Anteil am
Stückpreis und der verkauften Menge. Ein hoher Prozentsatz bei wenigen
verkauften Exemplaren kann daher in der Summe geringer ausfallen als
ein niedriger Prozentsatz bei starkem Abverkauf.

Beispiel:
Mit 3% von 13,90 Euro Nettoladenpreis und 2 000 verkauften Exemplaren
summiert sich das Honorar auf 834 Euro. Mit 20% von 13,90 Euro Netto-
ladenpreis und 200 verkauften Exemplaren summiert sich das Honorar nur
auf 556 Euro.

Auflagen von 2 000 in einem Fachbuchverlag und 200 bei Print-on-Demand
sind durchaus übliche Werte. Die üblichen 5-10% Honorar machen also
durchaus Sinn.

Zum Großhandel:
Als Autor haben Sie keinen Einfluss darauf, welche Grossisten Ihr Buch
gelistet haben. Im Katalog eines Grossisten sind Bücher nur gelistet,
wenn er diese vorrätig hält. Bei Print-on-Demand macht das keinen Sinn
- es sei denn, der Grossist stellt diese Bücher gleich selbst her.

Somit werden Sie kein Libri-BoD-Buch bei KNOe K&V gelistet bekommen.
Auch nicht über den Umweg mit einem Verlag, denn dieser müsste dafür
eine Auflage produzieren, die er bei KNOe K&V einlagern lassen könnte.

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Bjørn Jagnow, Jahrgang 72, ist gelernter Verlagskaufmann, Buchhändler
und Verlagsfachwirt. Sein Fachbuch "Marketing für Autoren. Der Weg zur
erfolgreichen Veröffentlichung" erscheint demnächst in der 2. erwei-
terten und aktualisierten Auflage!
http://www.bjoernjagnow.de/web.pl?marketing-fuer-autoren.html.


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR SACHBÜCHER:
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                    Gabi Neumayer (mailto:sachbuch at autorenforum punkt de)

Frage:
Ich habe mich seit meinem Erstlingswerk, einer Mixtur aus Sachbuch,
Ratgeber, Biographie und humorvoller Lektüre (ein für den Markt gewag-
ter Mix),  auf das Schreiben von Sachbüchern spezialisiert. Hierfür
habe ich bereits Exposés an Verlage geschickt. Das Feedback hierzu und
zu meinem ersten Buch ist nach sehr viel positiver Kritik aber auch
das Thema "unstrukturierte Darstellung". Gibt es für ein Sachbuch ei-
nen Tipp, wie man für den Leser am geeignetsten strukturiert? Fachli-
teratur hierzu habe ich mir "reingetan", scheine aber trotzdem noch zu
viel Chaos zu produzieren.


Antwort:
Ohne den Text zu sehen, kann ich da nicht sehr viel sagen. Der wich-
tigste Tipp wäre wohl: Sehen Sie sich andere, veröffentlichte Sachbü-
cher an, und analysieren Sie für sich genau, wie dort gegliedert wird.

Für Ihr eigenes Buch kann auch das helfen: Nehmen Sie sich Ihr Manu-
skript vor (nicht die Gliederung!), und schreiben Sie für sich Folgen-
des auf:
1. Worum geht es in meinem Buch? (in maximal drei Sätzen!)
2. Worum geht es in Kapitel 1, in Kapitel 2 etc. (jeweils in einem
Satz!)

Wenn Sie damit massive Schwierigkeiten bekommen, sind Sie auf eine
problematische Unterteilung gestoßen. Fangen Sie dann nicht an, die
Gliederungspunkte willkürlich zu verschieben, sondern gehen Sie zu Ih-
rem Manuskript zurück. Erfassen Sie Abschnitt für Abschnitt ganz kurz
in Stichworten, und arbeiten Sie damit an einer neuen Gliederung.

Sie können auch ein Gegenüber einbeziehen: Schildern Sie jemandem, der
Ihr Buch nicht kennt, worum es darin geht - erst im Ganzen, dann die
einzelnen Themenabschnitte. Wenn man das laut ausspricht, klärt sich
vieles besser, und wenn nachgefragt wird, müssen Sie automatisch bes-
ser strukturieren, damit der andere Sie versteht :-)

Wenn das alles nichts nützt, können Sie auch einen Lektor, eine Lekto-
rin bitten, Ihnen zu helfen (das kostet aber natürlich etwas, sage ich
als Lektorin gleich dazu ;-)).

                    **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Aktuelle Sachbuch-Veröffentlichungen von Gabi Neumayer: die Ratgeber
"Liebe Grüße und Glückwünsche kurz und knapp", Falken Verlag, und
"Briefe, E-Mails & Co.", Eichborn Verlag. Im Frühjahr erscheint bei
Eichborn ein weiterer Ratgeber, Thema: Business-Englisch. Ihre Homepa-
ge: http://www.gabineumayer.de.


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Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten und Semi-
nare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit getrennter Mail
kommt!
+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

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Einsendeformalien:
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de erwünscht.
Zurzeit können jedoch noch keine Honorare gezahlt werden. Das Urheber-
recht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor.

Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an:
mailto:beitrag at autorenforum punkt de.

Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet
werden. Die genauen Richtlinien findet ihr unter der Adresse
http://autorenforum.de/Tempest/richtlinien.html.

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                        I M P R E S S U M
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Herausgeber:
   Ramona Roth-Berghofer       mailto:public.relations at autorenforum punkt de
   Gabi Neumayer                      mailto:redaktion at autorenforum punkt de
   Stefan Schulz                      mailto:webmaster at autorenforum punkt de
   Thomas Roth-Berghofer  mailto:Thomas.Roth-Berghofer at autorenforum punkt de
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