The Tempest

Ausgabe 18-01 (20. Januar 2016)

Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Autorenwissen
    “Ich bin Schriftsteller. Ich schreibe. - Teil 2”
    von Frank Borsch
Schreib-Spiele
    “Deine Giraffe ist mein Segelboot -
    Bildkarten als Schreibanregung”
    von Maike Frie
Spannung, der Unterleib der Literatur
    “Freunde”
    Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Frag die Expertin für Fantasy
    (Stefanie Bense)

 EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,

Na, gute Schreibvorsätze fürs neue Jahr gefasst? Der neue Tempest hält
wieder zahlreiche Anregungen und Ausschreibungen bereit - für alle,
die dieses Jahr richtig durchstarten wollen. Zum Beispiel den zweiten
Teil von Frank Borschs Artikel darüber, wie man sich als
SchriftstellerIn organisieren und positionieren kann. Oder ein neues
erhellendes Lektorat von Hans Peter Roentgen. Oder die neuen
Schreibspiele von Maike Frie. Oder ...

Der Tipp des Monats Januar, diesmal von Markus Sakey
(http://www.marcussakey.com):

    Know your villain as well as you know your hero.
    And remember that everyone is a hero in their own story.
    Make them act accordingly and they’ll be a lot scarier.


Wem das alles einen kleinen freiwilligen Beitrag zum Erhalt des
Tempest wert ist: Überweisen geht ganz einfach: per Paypal auf unserer
Website http://autorenforum.de oder per Überweisung (Kontodaten unterm
Editorial). Danke!

  Gabi Neumayer
  Chefredakteurin

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Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das
Konto:

Jürgen Schloßmacher
Kreissparkasse Köln
BIC: COKSDE33XXX
IBAN: DE23370502991142176163
Stichwort: “Beitrag 2016”

Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen “autorenforum”,
sondern nur auf “Jürgen Schloßmacher”!

Neu:  Ihr könnt jetzt auch über unsere Website
http://www.autorenforum.de direkt per Paypal überweisen!

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).

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ISSN 1439-4669  Copyright 2016 autorenforum.de. Copyright- und
               Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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 INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

    Editorial
    Hall of Fame
    Neues aus der Buchszene
    Autorenwissen
        “Ich bin Schriftsteller. Ich schreibe. - Teil 2”
        von Frank Borsch
    Schreib-Spiele
        “Deine Giraffe ist mein Segelboot -
        Bildkarten als Schreibanregung”
        von Maike Frie
    Spannung, der Unterleib der Literatur
        “Freunde”
        Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
    Frag die Expertin für Fantasy
        (Stefanie Bense)
    Impressum


TEIL 2:

    Veranstaltungen
    Ausschreibungen
    Publikationsmöglichkeiten
         mit Honorar
         ohne Honorar
    Seminare
    Messekalender
    Impressum


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HALL OF FAME:
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                            (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

Die “Hall of Fame” zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:

.......
AutorIn: “Titel”, Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-
Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: “Der Fall der falschen Meldung”, Hüstel Verlag 2015,
Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive
Homepage!
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff “Hall of Fame” an
mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
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Maike Stein: “Wir sind unsichtbar”, Oetinger Verlag 2015, lesbischer
Jugendroman. http://mkstein.de

Jochen Weeber: “Was ist bloß mit Gisbert los?”, Patmos 2016,
Kinderbuch. Worte können kränken oder wachsen lassen
www.jochenweeber.de

Claudia Wenk: “Jakobs Muschel”, Aavaa-Verlag 2016, Frauenroman.
Schauplatz Gardasee, www.claudiawenk.de

Saleem Matthias Riek und Rainer Salm: “Lustvoll Mann sein.
Expeditionen ins Reich männlicher Sexualität”, J.Kamphausen Verlag
2015, Sachbuch. Männer können auch anders ... Info: www.lustvoll-
mannsein.de


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NEUES AUS DER BUCHSZENE:
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                        (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie
nie zuvor. Ob es nun um neue Vertragsbedingungen mit Amazon geht, die
zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und
Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen
Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den
Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle
interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen -
natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
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++++++++++++++++++++++
Buchhandel / Buchmarkt
++++++++++++++++++++++

http://www.zeit.de/kultur/2016-01/buchmarkt-ebook-pocket
Vielleicht ist das E-Book doch nicht die Rettung der Buchbranche.
Letzte Einsichten: Der Trend geht zum Pocket-Format.

http://www.sueddeutsche.de/politik/die-antwort-auf-amazon-ganz-neue-
seiten-1.2804044?reduced=true
Immer mehr Buchhändler haben gelernt, im Online-Zeitalter zu
überleben: Sie wandeln sich zu Literaturhäusern.

http://www.boersenblatt.net/artikel-
buchhaendler_empoeren_sich_ueber_verschenkaktion.1080098.html
Dass Bastei Lübbe und Amazon vom 8. bis zum 14. Januar Dan Browns
Bestseller “Illuminati” als E-Book verschenkten, ärgert Buchhändler in
Deutschland.

http://www.buchreport.de/nachrichten/buecher_autoren/buecher_autoren_n
achricht/datum/2016/01/18/lesen-statt-streamen.htm
Lesen statt streamen. Yougov-Umfrage zeigt, dass Bücher weiterhin sehr
beliebt sind.

http://www.boersenblatt.net/artikel-umfrage_zum_branchen-
monitor_buch.1082122.html
Branchen-Monitor: Wie war Ihr Geschäftsjahr 2015? Was erwarten Sie von
2016?


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Verlage
+++++++

http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2
016/01/18/fuer-oolipo-in-klausur.htm
Bastei Lübbe startet Writers Room.

http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2
016/01/06/jeder-verlegt-fuer-sich-allein.htm
Jeder verlegt für sich allein. Penguin Random House verkauft Author
Solutions.


++++++++++++++++++
Literatur / Kultur
++++++++++++++++++

http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article130385483/Literatur-
auf-der-Landkarte.html
Literatur auf der Landkarte. Dichtung hinterlässt ihre Spuren, Leser
wissen das.

http://www.deutschlandradiokultur.de/das-gewicht-des-ersten-satzes-
immer-faellt-mir-wenn-ich-an.976.de.html?dram%3Aarticle_id41814
Vom ersten Satz des Romans hängt alles ab. Eine kleine Theorie der
Roman-Anfänge.


++++++
Genres
++++++

http://www.buchreport.de/nachrichten/buecher_autoren/buecher_autoren_n
achricht/datum/2016/01/12/genreinteressen-vereinigen.htm
Deutsche Schriftsteller gründen Phantastik-Autoren-Netzwerk.


++++++
Amazon
++++++

http://www.literaturcafe.de/amazon-und-bastei-luebbe-verschenken-dan-
browns-bestseller-illuminati/
War das “Illuminati”-Geschenk nur eine Werbeaktion für Amazons Lese-
Apps?


++++++++++++++
Selfpublishing
++++++++++++++

http://www.buchreport.de/nachrichten/buecher_autoren/buecher_autoren_n
achricht/datum/2016/01/18/umstrittene-fingeruebung.htm
Umstrittene Fingerübung. Neuer Plagiatsfall in der Selfpublishing-
Welt?

http://www.buchreport.de/nachrichten/handel/handel_nachricht/datum/201
6/01/15/unterschiedliche-preise-fuer-selfpublishing-titel.htm
Unterschiedliche Preise für Selfpublishing-Titel. Thalia bietet
Amazons Createspace-Titel zu günstigeren Preisen an.


+++++++++++++++
Drehbuch / Film
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http://hd.welt.de/Kultur-edition/article150076310/Warum-wir-keine-
deutschen-Serien-sehen-wollen.html
RTL zeigt die letzten Folgen von “Deutschland 83”. An Quoten gemessen,
war die große deutsche Serienhoffnung ein Flop. Ein Erklärungsversuch.

http://www.epd.de/fachdienst/fachdienst-medien/schwerpunktartikel/der-
einzige-originalfilm-ist-im-kopf
“Der einzige Originalfilm ist im Kopf.” Ein epd-Gespräch mit dem Autor
Holger Karsten Schmidt.


+++++++++++++++++++++++
International / Ausland
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http://www.buchreport.de/nachrichten/ausland/ausland_nachricht/datum/2
016/01/13/aufschwung-in-frankreich.htm
Aufschwung in Frankreich. Frankreichs Buchbranche macht 2015 ein Plus.

http://www.boersenblatt.net/artikel-
umsatzentwicklung_im_november.1083974.html
Der stationäre US-Buchhandel erwirtschaftete nach vorläufigen Angaben
des U.S. Census Bureau im vergangenen November 7,5 Prozent mehr als im
Vorjahresmonat.


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SCHREIBKICK:
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Der Schreib-Kick für den Januar, diesmal von Maike Frie:

Bitte jemanden, dir spontan irgendein Wort zuzurufen. Beginne mit
diesem Wort eine Geschichte: “XXX”, sagte sie, und ich verdrehte die
Augen. (Oder überlege dir vorher einen anderen Satz, mit dem du
starten willst).


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AUTORENWISSEN:
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          “Ich bin Schriftsteller. Ich schreibe. - Teil 2”
                          von Frank Borsch

         Gute Tage, schlechte Tage

Als Autor - auch als der in ein enges Terminkorsett gequetschte
Exposé-Autor von Perry Rhodan Neo - genießt du ein großes Privileg: Du
bist frei darin, wie du deinen Tag gestaltest. Und das, glaube ich
inzwischen, bedeutet nicht weniger, als frei darin zu sein, wie du
dein Leben gestaltest. Denn dein Leben ist eine Abfolge von Tagen. Was
du in diesen Tagen tust oder auch sein lässt, bestimmt, wer du bist.

Das Einfachste der Welt. Eigentlich.

Der Verlag erwartet von dir gute und pünktliche Arbeit. Wie du sie
leistest, ist ihm egal. Du kannst deine Arbeit aufschieben, sie auf
den letzten Drücker in Nacht- und Wochenendschichten erledigen. Du
kannst dich von den tausend Ablenkungen des Lebens verführen lassen,
deine Mails oder WhatsApp-Nachrichten, Facebook oder Twitter-Feeds
checken und füttern, endlich mal wieder deine Wohnung putzen (die du
vielleicht gestern erst gründlich geschrubbt hast), kurz im Supermarkt
vorbeischauen, um die dringend benötigte Milch einzukaufen ... Und
irgendwann, bevor dir die Augen vor Müdigkeit zufallen, hast du dein
Pensum geleistet.

Vielleicht.

Doch vielleicht ist wieder ein Tag vergangen, der mit hochfliegenden
Plänen begann und mit Selbstvorwürfen endete. Wieso nur hast du es
wieder nicht geschafft, deinen Hintern vor die Tastatur zu schleppen
und zu schreiben?

So kann es laufen, muss es aber nicht. Der erste Schritt ist, glaube
ich, genau hinzusehen. Ein Schreibtag läuft gut. Wieso? Ein Schreibtag
läuft schlecht oder gar nicht. Wieso?

Die Antworten auf diese Fragen entscheiden darüber, ob du Freude an
dem hast, was du tust, oder ein Gehetzter bist, den sein schlechtes
Gewissen auf Schritt und Tritt begleitet. Darüber, ob du auf lange
Sicht ein glückliches oder zumindest zufriedenes Leben führst und
deine Kreativität und Leistungsfähigkeit - die Grundlagen deiner
Existenz - auch nach Jahren und Jahrzehnten nicht versiegen. Mit
anderen Worten: darüber, ob du den Marathon des professionellen
Schreibens bestehst. Und das idealerweise mit einem Lächeln.


         Perspektiven

Also sah ich genau hin. Beschäftigte mich mit Selbstmanagement.
Probierte aus. (Und beileibe nicht alles funktionierte. Wie weiter
oben schon erwähnt: Fehler gehören zum Lernen.)

Manche Antworten waren offensichtlich. Ich weiß, dass ich ein
Morgenmensch bin. Deshalb sollte ich, wenn irgendwie möglich, morgens
schreiben. Und ausgeschlafen funktioniert das besser als
unausgeschlafen. Auch wenn das bedeutete, dass ich abends spätestens
um zehn kaputt ins Bett fiel und um fünf oder halb sechs wieder
aufstand.

Andere kamen überraschend. Wie etwa, dass meine aus leidvoller
Erfahrung geborene eiserne Regel fiel, nicht am Wochenende oder an
Feiertagen zu arbeiten. Auf Dauer sind Sonderschichten Gift. Aber
manchmal gewinne ich, wenn ich eine einschiebe. Zum Beispiel, wenn das
Wochenende verregnet und kalt ist und ich dafür am Montag im
Sonnenschein auf dem Mountainbike durch den Südschwarzwald flitze.
(Oder was immer deine persönliche Leidenschaft ist. Hauptsache, du
folgst ihr!)

Ebenfalls unerwartet: Zu viel Zeit ist kontraproduktiv. Steigt der
Druck, sehne ich mich nach Tagen, an denen ich keine Pflichten habe,
die mich vom Schreiben abhalten. Endlich ungestört arbeiten, richtig
gut vorankommen - so die Wunschfantasie. Das Gegenteil, hat sich
herausgestellt, ist bei mir der Fall. Habe ich alle Zeit der Welt,
vertrödele ich mich und verfehle schließlich mein Pensum. Muss ich
dagegen um drei meinen Sohn vom Hort abholen oder steht um sechs der
Lauftreff auf dem Programm, ist die Arbeit bis dahin gemacht.

Eine weitere Überraschung: Meditation ist nichts, was nur für andere,
eher esoterisch veranlagte Zeitgenossen taugt, man musste sie mir nur
in einer Darreichungsform präsentieren, die für mich passt. (Siehe:
https://www.ted.com/talks/andy_puddicombe_all_it_takes_is_10_mindful_m
inutes?language�)

Dazu kamen eine Vielzahl von kleinen Entdeckungen mit großer Wirkung:
Die Pomodoro-Technik etwa, die mir hilft, konzentriert bei einer Sache
zu bleiben. Oder der »Kleinkram-Freitagnachmittag« - anstatt mich
unter der Woche in unwichtigen, nicht dringlichen Aufgaben zu
verlieren, arbeite ich sie gesammelt ab und gehe mit dem guten Gefühl
ins Wochenende, alles erledigt zu haben. Oder mein Feierabendritual:
Als letzte Tat des Tages plane ich den nächsten - und starte am morgen
deutlich leichter.

Der entscheidende Schritt war aber, dass ich die Trennung von
beruflich und privat aufgegeben habe, um die ich mich jahrelang bemüht
hatte. Mein neues Mantra lautet: Eine Aufgabe ist eine Aufgabe ist
eine Aufgabe. Halte ich als Autor einen Termin nicht ein, bekomme ich
Ärger mit dem Verlag. Besser, ich halte ihn. Nur: Wenn ich ihn nur
dadurch halten kann, indem ich den lang geplanten Konzertbesuch mit
meiner Partnerin platzen lasse, meine Steuererklärung nicht zeitig
einreiche oder den Müll nicht rausbringe, ist der gehaltene Termin
teuer erkauft. Ich handle mir Ärger und Sorgen ein, und die Muße, aus
der neue Ideen geboren werden, bleibt auf der Strecke.
Aber habe ich alle meine Aufgaben im Griff - und das heißt bei den
meisten einfach, sie auf dem Schirm zu haben -, eröffnet sich mir eine
unglaubliche Chance: entspannt im Augenblick zu sein.
Wer wollte nicht an diesen Ort gelangen?

Und könnte es einen besseren Ort geben, um zu schreiben?


         Hinterm Horizont geht’s weiter

Mit Band 100 »Der andere Rhodan« habe ich meinen Abschied von Perry
Rhodan Neo genommen. Es fiel mir schwer, aber es war nötig. Irgendwann
brauchst du eine Pause, ganz gleich, wie gut du dich organisierst.
Kreativität im Zweiwochentakt ist möglich, auch über Jahre, aber nicht
endlos. Irgendwann lassen deine Kräfte nach, beginnst du dich zu
wiederholen, versiegen die Ideen. Ich wollte mit Neo aufhören, bevor
ich an diesen Punkt komme.

Und: Nach vier Jahren, in denen Neo mein Dasein bestimmt hat, wollte
ich wieder Gelegenheit für anderes haben. Wieder mehr Zeit für meinen
Sohn. Wieder als Guide für Trekkingradtouren losziehen. Wieder einen
eigenen Roman schreiben, unabhängig vom Seriengerüst. Wieder Platz für
neue Ideen haben, die dem Leben eine neue, überraschende Richtung
geben.

Eine erste Idee kam gleich, nachdem ich »Der andere Rhodan« an den
Verlag geschickt hatte: Meine Erfahrungen mit dem Schreiben, die ich
in diesem Artikel angerissen habe, zu sammeln und weiterzugeben. Das
Ergebnis: Mein »Überlebenstraining für Autoren«. Ein Workshop in
Selbstmanagement, speziell für Schreibende. Das erste Wochenende
findet kommenden März in der Nähe von Freiburg statt. (Siehe:
http://überlebenstraining-für-autoren.de)

Davor steht der eigene Roman an. In der Gegenwart angesiedelt, Neo hat
meinen Appetit für das Hier und Jetzt angeregt. Die Idee dafür ist mir
- wo sonst? - beim Laufen gekommen.

Ich bin schon gespannt, wie sich das Schreiben anlässt.

Aber das wird schon. Ich bin Schriftsteller. Ich schreibe.

Ist ja das Einfachste der Welt.

Danke, Joe!

                 **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Frank Borsch schreibt seit 1998. Mit jedem Jahr wächst seine
Überzeugung, dass Schreiben viel mehr als Schreiben ist. Seine
Erfahrungen packt er jetzt in einen Workshop: das Ȇberlebenstraining
für Autoren« (www.überlebenstraining-für-autoren.de). Für Tempest-
Abonnenten mit 10 % Nachlass - einfach bei der Anmeldung das Stichwort
»Tempest« angeben.


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SCHREIB-SPIELE:
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                 “Deine Giraffe ist mein Segelboot -
                   Bildkarten als Schreibanregung”
                            von Maike Frie

Bildkarten als Erzählanlass zu nutzen ist weit verbreitet. Das gibt es
in der Biographiearbeit, für gesellige Spielerunden, in Therapien und
auch für Schreibgruppen. Heute stelle ich drei verschiedene
Materialien vor, die ich gerne als Schreibanregungen nutze: die Bilder
aus “Heute bin ich”, Karten aus dem OH-Verlag und das Brettspiel
“Dixit”.


         Gefühle herausfischen

Woran erkennt man die Gefühle eines anderen? An Gesten, am Tonfall und
ganz besonders an der Mimik. Als Autor ist es wichtig, sich in
Gefühlsbeschreibungen zu üben, damit man keine Behauptungen (“sie war
wütend”) aufstellt, sondern an Aussehen und Benehmen seiner Figuren
verdeutlicht, was sich Leser dann selbst erschließen können.

Solche Beschreibungen übe ich mit Fisch-Bildern. Mit Fischen? Richtig,
Mies van Hout hat eine Reihe von bunten Fischen auf schwarzem Grund
gemalt, denen man ihre Gefühle deutlich ansieht. Der zornige Fisch
kneift seine Augen noch stärker zusammen als der böse Fisch, der
neugierige Fisch hat sie weit geöffnet, aber nicht so aufgerissen wie
der ängstliche Fisch. Der zufriedene Fisch macht beinahe einen
Kussmund, der verliebte hat die Mundwinkel verträumt nach oben
gezogen, und dem erschrockenen Fisch fallen beinahe alle Zähne aus dem
Maul …

Natürlich sind diese Bilder nicht realistisch, sondern vermenschlicht,
aber sie verdeutlichen gut, worauf es beim Beschreiben ankommt: auf
die Details achten.

Als Buch im aracari-verlag kostet “Heute bin ich” 13,90 Euro, als
Kunstkarten-Set 18 Euro. Ich nutze die Bilder aus dem Buch laminiert,
weil sie so schön groß und stabil sind, sich gut herumreichen und mit
mehreren Leuten gleichzeitig betrachten lassen. Dann sprechen und
schreiben wir darüber, wie sich ein Fisch gerade fühlt, warum das wohl
so ist, und entwickeln Szenen dazu, was passiert, wenn sich zwei
Fische in ihrer jeweiligen Stimmung begegnen …


         “Hier, sieh da!” - die Ecco-Karten

Für meine Schreibgruppen nutze ich die Ecco-Karten aus dem OH-Verlag
(www.oh-cards.com). Im Verlagsprogramm gibt es allerdings zig
verschiedene Kartensets mit realistischen und mystischen Themen wie
Essen oder Tiere, 1001 Nacht oder Märchen.

Die Bildkarten lassen sich unterschiedlich nutzen: Man kann zu
einzelnen Karten Geschichten entwerfen, man kann aus mehreren
gezogenen Karten (allein oder mit anderen) eine längere Geschichte
entwickeln, man kann Karten, die man auf der Hand hält, ausspielen, um
eine Geschichte fortzusetzen oder ...

Die Ecco-Karten von John David Ellis sind abstrakte Farbgemälde, die
jedermanns Fantasie unweigerlich anregen. Vom Verlag gibt es die
unterschiedlichsten Spielvorschläge: Man kann die Bildkarten nutzen,
indem man sie als Gemälde betrachtet und eine Ausstellung plant, man
kann sie so beschreiben, als spiegelten sie die eigene Identität
wieder (als Kennenlern-Übung geeignet), man kann eine Landschaft darin
finden oder das Bild als Traum wiedergeben; auf ein weißes Blatt
gelegt, lassen sich die Karten weitermalen. Anschließend kann man über
die Ergebnisse sprechen, oder man legt einen (fiktiven) Stammbaum aus
verschiedenen Karten.
Ich nutze die Karten in der Regel einzeln. Zum Schreiben wählt
entweder jeder eine Karte aus, die ihn anspricht, oder zieht blind
eine. Spannend ist es jedoch auch, wenn alle über dieselbe Karte
schreiben.

Tipp: Für eine Gruppe die Karte vorher größer kopieren, sonst erkennt
man nicht genug Details. Dann lässt es sich herrlich diskutieren, wenn
der eine ganz klar eine Giraffe am Zugfenster mit Rucksack auf dem
Rücken sieht, der Nächste aber ein Boot, bei dem gerade die Segel
gehisst werden. Weil es kein “richtig” und “falsch” gibt, nicht einmal
oben und unten, sind Hemmungen schnell abgebaut. Da man auch keine
große Lebenserfahrung dafür braucht, die Karten aber auch nicht
kindlich gezeichnet sind, lassen sie sich in allen Altersgruppen gut
einsetzen - denn wer möchte nicht wissen, was die Giraffe in ihrem
Rucksack hat? In unserem Fall war es ein Nashorn, das ihr doch
unangenehm in den Rücken gepikst hat.


         Dixit - wie das Brettspiel funktioniert

Von Libellud kommt dieses schöne Spiel (ab 21 Euro), bei dem es darum
geht, Bildkarten zu beschreiben. Als Spiel ist es nur mit mindestens
drei Personen möglich; als Schreibanregung kann man die Bildkarten
auch gut allein oder zu zweit benutzen. Das Spiel selbst ähnelt in
Teilen dem Wörter-Spiel “Nobody is perfect”, das ich im letzten
Tempest beschrieben habe. Jeder Mitspieler bekommt Bildkarten auf die
Hand. In jeder Runde gibt es einen Erzähler. Er wählt für sich eine
seiner Karten aus und sagt etwas dazu; das kann nur ein Wort oder eine
ganze Geschichte sein, ein Zitat oder eine Anspielung auf einen Film,
ein Buch o. Ä. Alle anderen Spieler wählen nun aus ihren Karten
diejenige aus, die am besten zu der Erzähler-Aussage passt, und geben
diese verdeckt dem Erzähler. Nun werden diese Karten offen ausgelegt.
Jeder Spieler - außer dem Erzähler - tippt auf diejenige Karte, von
der er meint, sie sei die ursprüngliche Karte des Erzählers. Dann gibt
es Punkte für das Erkennen der Erzählerkarte und wenn jemand anders
auf die eigene Karte getippt hat. Auf dem Spielfeld bewegen nun alle
ihre Figuren entsprechend der Punkte vorwärts, alle ziehen eine Karte
nach, und der nächste Spieler wird Erzähler - und so fort, bis einer
das 30-Punkte-Zielfeld erreicht hat oder bis alle Karten aufgebraucht
sind.

Entscheidend für das Spiel ist, die Karten weder zu genau noch zu
abstrakt zu beschreiben, weil sonst alle herausfinden bzw. niemand
erkennt, welche die Erzähler-Karte war. Das erfordert ein wenig Übung.
Für Grundschüler ist das noch recht schwer (obwohl Libellud angibt, es
sei ein Spiel für Kinder ab 8 Jahren) - vielleicht fehlt ihnen auch
einfach die Lese-, Film- und Lebenserfahrung, um Anspielungen benutzen
zu können.


Welche Spielvarianten gibt es?
..............................
Dixit als Spiel eignet sich gut, um Beschreibungen zu trainieren und
gemeinsam in einer Runde zu erzählen. Zum Schreiben nutzt man einfach
die Bildkarten der Zeichnerin Marie Cardouat, die man - wie eine ganze
Reihe von Ergänzungen - auch einzeln kaufen kann (ab 15 Euro). Ein
Tipp: sich die Karten im Internet mal anschauen, denn sie sind sehr
fantasievoll. Da gibt es Hexen und Riesen, fliegende Schlüssel oder
Bäume mit Augen. Realistische Dinge wie Adern unter einer Lupe, ein
Kind auf einer Wiese oder zwei Menschen in einem Treppenhaus finden
sich seltener - es muss jeder für sich selbst herausfinden, ob ihm
diese Art von Karten als Schreibeinstieg hilft.

Zum Erzählen eignen sie sich allemal! Das kann man allein oder in
einer Gruppe tun, man kann sich nur eine Karte (gemeinsam) vornehmen
und eine Geschichte um diese Karte herumstricken, man kann mehrere
Karten nacheinander ziehen und diese zu einer Geschichte verbinden
usw. Eine Variante, die ich bereits im Oktober-Tempest bei den
Geschichten- / Märchen-Karten beschrieben habe, ist, dass alle ihre
Handkarten “loswerden” wollen, indem sie sie in eine Geschichte
einbauen. Der Fantasie und Erzähl- / Schreiblust sind mal wieder keine
Grenzen gesetzt!

Und ich bin wie immer gespannt auf Erfahrungsberichte und Tipps zu
weiteren Varianten und Spielematerialien! Im nächsten Tempest
präsentiere ich meine Schatzkiste: Erzähl- und Schreibanregungen, die
man besser in der Gruppe, aber auch allein nutzen kann - und für die
man nichts kaufen, sondern nur all das Kleinzeug einsammeln muss, das
ohnehin überall herumfliegt.

                 **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Maike Frie, Münsteranerin von 1976 mit Skandinavien-Begeisterung; nach
Stationen in Oslo und Hamburg heimgekehrt; tätig als Dozentin,
Texterin, Lektorin und Mutter; bietet für Autoren Korrektorat,
Lektorat und Manuskriptberatung sowie ein Seminarprogramm zum
Kreativen Schreiben - mehr unter http://www.skriving.de.


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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                            (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!
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                              “Freunde”
             Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen

1.
Dienstag, 15. Mai 2012
Morgen wirst du es zugeben, meine Liebe. Morgen ist es so weit. Der
Tag der Wahrheit. Der Tag der Abrechnung. Endlich! Nach 25 Jahren.
Und ich dachte, wir wären so etwas wie Freunde gewesen? Vielleicht
nicht gerade “beste” Freunde. Aber doch irgendwie nahe dran.
Erinnerst du dich noch an den “flotten Vierer” mit den Jungs von der
juristischen Fakultät? Niemandem haben wir davon erzählt. Haben es
genossen und geschwiegen, wie Männer!
Oder dein Betrugsversuch im ersten Jahr? Ich wollte dein Wörterbuch in
der Prüfung benutzen und sah sie, die vielen kleinen Wörter zwischen
den Zeilen. Ich habe geschwiegen.
Und du? Warst du verschwiegen?
Ich werde dich ein bisschen erschrecken. Nur drei Tropfen Erdnussöl,
so schlimm kann das ja nicht werden! Dein Hals wird zuschwellen, und
du wirst Angst bekommen, und dann frag ich dich noch mal. Ob du meine
Post geöffnet hast.
Und du wirst mir antworten!

2.
Kriminaloberkommissar Karsten Kleiber überlegte kurz und zog dann die
Laufschuhe an. Er trat aus dem Grundstück und zog das Gartentürchen
ins Schloss. Im Vorgarten des Nachbarhauses richtete sich Inge
Angermaier aus dem Blumenbeet auf. “Hallo Karsten, na, gehst du
laufen?”
Kleiber warf sich die Tasche über die Schulter, winkte kurz und rief:
“Nein, muss nur schnell dienstlich zum See.”
Der Ermittler mochte die alte Dame von nebenan. Sie brachte ihm ab und
zu ein Stück ihres sensationellen Kirschkuchens rüber, dafür half er
ihr, Gardinen aufzuhängen. Und ganz nebenbei hatte er nicht nur einmal
von ihrer Lebensweisheit profitiert.
Als das Handy nach Dienstschluss klingelte und die Leitstelle ihm
mitteilte, dass am Bergwitzsee eine Tote auf ihn wartete, da dachte er
zuerst an einen Badeunfall. Zufällig wohnte er in diesem Dorf am See,
deshalb war er bei derartigen Anlässen meistens der Erste vor Ort. Er
hatte schon die eine oder andere Wasserleiche gesehen. Doch diesmal
rief man ihn nicht an den Badestrand, auch nicht zum Tauchclub,
sondern zum Rastplatz Hoffmannshöhe.

Als Kleiber an der Hoffmannshöhe ankam, traf aus der entgegengesetzten
Richtung Polizeihauptmeister Schröter ein. Schröter schniefte, nahm
seine Mütze vom Kopf und wischte mit einem Taschentuch den Schweiß von
der Stirn.
“Na, du bist wohl um den ganzen See gelaufen?” Kleiber konnte sich ein
Grinsen nicht verkneifen.
“Ich war doch noch nie hier! Mein Dienstfahrzeug steht am Badestrand.”
“Du solltest mal den Bergwitz-Triathlon mitmachen, dann kennst du dich
rund um den See auch besser aus. Und ...” Kleiber schaute auf den
Bauchansatz, der sich über Schröters Gürtel unter dem Hemd
abzeichnete.
Der Kollege zuckte nur mit den Schultern, alle auf dem Revier kannten
seine Einstellung zu Sport. Er zitierte gerne Churchill in eigener
Abwandlung: “Du nennst es Sport - ich nenn es Mord.”
Schröter zog sein Notizbuch aus der Tasche. “Soll ich dann schon mal
die Personalien aufnehmen?”
“Ja, tu das. Und stell bitte schon mal die Handtasche der Toten
sicher. Ich habe gerade mit dem Notarzt telefoniert - er vermutet
einen anaphylaktischen Schock, die Tote hatte eine Erdnuss-Allergie.
Wenn die Jungs von der Spurensicherung auftauchen, dann sollen sie die
Reste der Lebensmittel mit ins Labor nehmen und auf Erdnussrückstände
untersuchen lassen.”
“Geht in Ordnung.”

Kleiber stieg die kleine Anhöhe zum Rastplatz empor. Hier, am
südwestlichen Ufer des Bergwitzsees, direkt am Rundwanderweg, lag die
“Hoffmannshöhe”. Inmitten eines Birkenwäldchens war ein nach allen
Seiten offener Unterstand aus Kiefernstämmen errichtet worden. In der
rustikalen Sitzgruppe fand ein gutes Dutzend Leute Platz.
Normalerweise ließen sich hier Ausflügler zu einem Picknick nieder,
holten die Thermoskannen und Stullenpakete aus den Rucksäcken. Auch
der Kommissar hatte hier schon oft gesessen und den sensationellen
Ausblick auf den See genossen. Und selten allein. Auf der als
Tischplatte dienenden Bohle erblickte er gebräunte Beine, die aus
einer türkisfarbenen Caprihose ragten. Die weiße Bluse der Frau war
bis zum Bauchnabel aufgeknöpft, ihre Augen geschlossen.
‚Mein Gott’, dachte Kleiber, ‚die haben die Tote einfach auf den Tisch
des Rastplatzes gelegt. Hier werde ich nie wieder etwas essen!’
Hinter dem Kopf der Toten standen zwei leere Wodkaflaschen, die auf
Kleiber wie Hörner wirkten, außerdem Pappteller, Becher und Tassen. In
den Tupperdosen langweilten sich zwei Löffel Kartoffelsalat neben
einem Gewürzgürkchen.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

                  Lektorat von Hans Peter Roentgen

Eine Ich-Erzählerin plant etwas mit Erdnussöl. Und ein Kommissar wird
zu einer Leiche gerufen, der Notarzt vermutet eine Erdnussallergie.


    Offene Fragen

Ein Krimi, und das erste Kapitel mit dem Ich-Erzähler erzählt
anschaulich von einer Freundschaft, deren Zustand nicht mehr ganz so
innig ist. Eigentlich ein Prolog, denn dieser innere Monolog findet
vor dem Mord statt. Er ist gut geschrieben, weil er anschauliche
Details liefert, uns ein erstes Bild von den Freundinnen liefert und
gleichzeitig Fragen aufwirft: Welche offene Frage steht zwischen den
Freundinnen? Und wie wird es mit dem Erdnussöl ausgehen? Denn die
Andeutungen lassen vermuten, dass die Freundin eine Erdnussallergie
hat, und das will die Ich-Erzählerin ausnutzen:

.....
“Ich werde dich ein bisschen erschrecken. Nur drei Tropfen Erdnussöl,
so schlimm kann das ja nicht werden! Dein Hals wird zuschwellen, und
du wirst Angst bekommen, und dann frag ich dich noch mal. Ob du meine
Post geöffnet hast.”
.....

Da wird aber etwas zu viel verraten. Sie müssen natürlich etwas in
einem Text andeuten (in unserem Fall: das Erdnussöl), damit der Leser
sich Fragen stellt, wissen will, wie es weitergeht. Aber nie mehr als
unbedingt nötig, lassen Sie immer genügend offen. In diesem Fall wäre
es besser, zu kürzen:

.....
Ich werde dich ein bisschen erschrecken. Nur drei Tropfen Erdnussöl,
und dann frag ich dich noch mal. Ob du meine Post geöffnet hast.
.....

Die Folgen des Erdnussöls werden so nicht ausgewalzt, dem Leser wird
nicht verraten: Aha, die Freundin hat eine Erdnussallergie, und ihr
Hals wird zuschwellen. Sondern nur: Sie wird drei Tropfen Erdnussöl
bekommen - aber alles andere bleibt offen. Natürlich wird der Leser
auch in dieser Textversion ahnen, dass es um Erdnussallergie geht.
Aber der Autor sagt es ihm nicht. Offene Fragen treiben Ihre
Geschichte voran, daran sollten sich Autoren immer erinnern.


    Rückblenden

Rückblenden am Anfang eines Textes sind problematisch. Weil sie gerne
verwendet werden, um dem Leser die Vorgeschichte zu erklären. Aber
Erklärungen treiben eine Geschichte nicht voran.
Das ist der Grund, warum die Rückblenden im Kapitel eins
funktionieren. Sie erklären nicht alles, sie sind kurze Flashbacks,
die ein Licht auf die beiden Freundinnen werfen. Ein flotter Vierer,
ein Betrugsversuch: Ganz sicher keine Studentinnen, die sich an Regeln
und Normen halten.

Da nicht weiter erklärt wird, was es mit dem flotten Vierer oder dem
Betrug auf sich hat, weckt der Text natürlich Neugierde. Der Leser
hofft, dass er im Laufe des Romans mehr über diesen flotten Vierer
erfahren wird. Weshalb er weiterlesen muss. Sex sells.

Ganz anders in Kapitel zwei. Von den ersten vier Absätzen sind zwei
Rückblenden. Die erste erzählt von der Lebensweisheit und dem
Kirschkuchen einer Nachbarin, der zweite, dass der Kommissar im Dorf
wohnt und zu einer Leiche gerufen wurde:

.....
“Der Ermittler mochte die alte Dame von nebenan. Sie brachte ihm ab
und zu ein Stück ihres sensationellen Kirschkuchens rüber, dafür half
er ihr, Gardinen aufzuhängen. Und ganz nebenbei hatte er nicht nur
einmal von ihrer Lebensweisheit profitiert.
Als das Handy nach Dienstschluss klingelte und die Leitstelle ihm
mitteilte, dass am Bergwitzsee eine Tote auf ihn wartete, da dachte er
zuerst an einen Badeunfall. Zufällig wohnte er in diesem Dorf am See,
deshalb war er bei derartigen Anlässen meistens der Erste vor Ort. Er
hatte schon die eine oder andere Wasserleiche gesehen. Doch diesmal
rief man ihn nicht an den Badestrand, auch nicht zum Tauchclub,
sondern zum Rastplatz Hoffmannshöhe.”
.....

Aber der Kirschkuchen wirft keine Fragen auf, und die genaue
Beschreibung von Handyklingeln und Wohnort des Kommissars auch nicht.
Den Kirschkuchen kann man streichen und die Örtlichkeit sehr viel
besser in der Jetztzeit erzählen, statt den Leser in die Rückblende zu
führen. Vielleicht so:

.....
Die Leitstelle hatte ihn zu einer Toten am Bergwitzsee gerufen. Kein
Badeunfall, nicht am Strand oder beim Tauchklub, sondern auf dem
Rastplatz Hoffmannshöhe.
.....

Ein wenig Rückblende ist immer noch im Text (“Die Leitstelle hatte ihn
gerufen”), aber jetzt ist es nur noch ein Halbsatz. Und all die
Informationen, wo er wohnt und wie es bei anderen Leichen war, das
kann man später erzählen. Noch ist das irrelevant.

Dann kommt Kleiber zum Tatort und trifft den Kollegen Schröter. Und
wieder wird uns viel erklärt über Schröter, der Sport für Mord hält.
Wirft das Fragen auf? Nein. Müssen wir das wissen? Vielleicht später,
aber dann sollte es spannender erzählt werden und die Geschichte
vorantreiben. Hier kann man den mörderischen Sport streichen und
Schröter einfach seinen Schweiß wegwischen lassen.


    Dialoge

.....
“‘Soll ich dann schon mal die Personalien aufnehmen?‘
‚Ja, tu das. Und stell bitte schon mal die Handtasche der Toten
sicher. Ich habe gerade mit dem Notarzt telefoniert - er vermutet
einen anaphylaktischen Schock, die Tote hatte eine Erdnuss-Allergie.
Wenn die Jungs von der Spurensicherung auftauchen, dann sollen sie die
Reste der Lebensmittel mit ins Labor nehmen und auf Erdnussrückstände
untersuchen lassen.‘“
.....

Dialoge sollten kurz sein, knackig. Am besten ein Satz, mehr als drei
Sätze sind in der Regel zu viel des Guten. Und komplexe
Satzkonstruktionen wirken unnatürlich, weil Menschen in Dialogen
einfache Sprache bevorzugen. Auch hier erfahren wir zu viel. Besser:

.....
“Soll ich dann schon mal die Personalien aufnehmen?”
“Ja, tu das. Und stell die Handtasche der Toten sicher. Die Jungs von
der Spurensicherung sollen die Reste der Lebensmittel mit ins Labor
nehmen und untersuchen lassen. Der Notarzt vermutet einen
anaphylaktischen Schock.”
.....

Der Notarzt kann zwar einen anaphylaktischen Schock vermuten, aber
woher weiß er sicher, dass die Tote eine Erdnussallergie hatte? Auch
hier gilt: Verraten Sie gerade so viel, dass der Leser neugierig wird.
Und würde der Notarzt wirklich bereits wieder fort sein? Die Leiche
wurde ja erst vor kurzer Zeit gefunden.


    Beschreibungen

Beschreibungen sollten kurz und anschaulich sein. Wie sieht es mit
dieser aus:

.....
“Kleiber stieg die kleine Anhöhe zum Rastplatz empor. Hier, am
südwestlichen Ufer des Bergwitzsees, direkt am Rundwanderweg, lag die
‚Hoffmannshöhe‘. Inmitten eines Birkenwäldchens war ein nach allen
Seiten offener Unterstand aus Kiefernstämmen errichtet worden. In der
rustikalen Sitzgruppe fand ein gutes Dutzend Leute Platz.
Normalerweise ließen sich hier Ausflügler zu einem Picknick nieder,
holten die Thermoskannen und Stullenpakete aus den Rucksäcken. Auch
der Kommissar hatte hier schon oft gesessen und den sensationellen
Ausblick auf den See genossen. Und selten allein.”
.....

Streichen? Nein, aber ich würde es kürzen. “Ein nach allen Seiten
offener Unterstand” ist eine unschöne Konstruktion. Der Artikel “ein”
und das Substantiv “Unterstand” werden durch eine nebensatzähnliche
Konstruktion getrennt. Die ist obendrein unnötig: Dass ein Unterstand
nach allen (oder den meisten) Seiten offen ist, muss man nicht extra
erwähnen, und es spielt in der Szene auch keine Rolle.

“Normalerweise ließen sich hier Ausflüger zu einem Picknick nieder”,
das klingt ebenfalls umständlich, und “normalerweise” ist ein
Füllwort. Die genaue Ortsbestimmung “südwestliches Ufer” braucht man
ebenfalls nicht, zwei Ortsbestimmungen (Rundwanderweg, südwestliches
Ufer) sind zu viel. Und was ist ein “sensationeller Ausblick”? Dass
der Hügel einen schönen Ausblick bietet, ist klar, aber um die
Zugspitze dürfte es sich dennoch nicht handeln. Besser also:

.....
Kleiber stieg die kleine Anhöhe zum Rastplatz empor. Hier, direkt am
Rundwanderweg, lag die “Hoffmannshöhe”. Inmitten eines Birkenwäldchens
war ein Unterstand aus Kiefernstämmen errichtet worden. Ausflügler
ließen sich dort zu einem Picknick nieder, holten die Thermoskannen
und Stullenpakete aus den Rucksäcken. Auch Kleiber hatte hier oft
gesessen und den Ausblick genossen. Selten allein.
.....


    Partizipialkonstruktionen

.....
“Auf der als Tischplatte dienenden Bohle erblickte er gebräunte Beine,
die aus einer türkisfarbenen Caprihose ragten.”
.....

In den letzten Jahren sind Partizipialkonstruktionen wie “die als
Tischplatte dienende Bohle” zu einer Mode geworden. Im Englischen und
im Latein können solche Konstruktionen elegant wirken. Im Deutschen
klingen sie meist unbeholfen. Vor allem, wenn sie einen Nebensatz
ersetzen sollen und der Autor noch schnell weitere Infos hineinpackt,
die eigentlich überflüssig sind. Auch hier werden der Artikel und das
Substantiv durch eine aufgeblähte Konstruktion getrennt. Warum nicht
einfacher: “Auf der Tischplatte ...”? Oder, falls es wirklich wichtig
ist, dass die Tischplatte eine Bohle ist: “Auf der Bohle, die als
Tischplatte diente ...”?

Dann kommt der Hauptsatz, der uns mitteilt, dass Kleiber gebräunte
Beine sieht. Ist es wirklich die Hauptsache in diesem Satz, dass
Kleiber etwas sieht? Besser:

.....
Auf der Tischplatte ragten gebräunte Beine aus einer türkisfarbenen
Caprihose.
.....

Dass Kleiber diese Beine sieht, dürfte dem Leser klar sein. Und so
vereinfacht wirkt der Satz auch sehr viel aktiver als die
ursprüngliche Fassung.

.....
“‚Mein Gott’, dachte Kleiber, ‚die haben die Tote einfach auf den
Tisch des Rastplatzes gelegt. Hier werde ich nie wieder etwas essen!’”
.....

Auch hier lässt sich etwas kürzen, damit es straffer und
eindrücklicher wird:

.....
‚Mein Gott’, dachte Kleiber, ‚hier werde ich nie wieder etwas essen!’
.....

Schön dann die folgende Beschreibung:

.....
“Hinter dem Kopf der Toten standen zwei leere Wodkaflaschen, die auf
Kleiber wie Hörner wirkten, außerdem Pappteller, Becher und Tassen. In
den Tupperdosen langweilten sich zwei Löffel Kartoffelsalat neben
einem Gewürzgürkchen.”
.....

Das ist eine Beschreibung, die durch die ungewöhnlichen Vergleiche
Bilder weckt. Wir sehen die Szenerie vor uns.

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Hans Peter Roentgen ist der Autor der Bücher “Vier Seiten für ein
Halleluja” über Romananfänge, “Drei Seiten für ein Exposé” und
“Schreiben ist nichts für Feiglinge”. Außerdem hält er Schreibkurse
und lektoriert. Anfang des Jahres ist sein neuer Ratgeber “Spannung -
der Unterleib der Literatur” erschienen.


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Lyrik: Martina Weber
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Marketing: Maike Frie
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Recherche: Barbara Ellermeier
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Plotten: Kathrin Lange
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Sachbuch: Gabi Neumayer
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Schreibaus- und -fortbildung: Uli Rothfuss
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Schreibgruppen: Ute Hacker
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Schreibhandwerk: Ute Hacker
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Science-Fiction: Andreas Eschbach
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Experten-Special:
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Bjørn Jagnow, unser ehemaliger Verlagswesen-Experte, hat seine Fragen
und Antworten zu den Themen Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung
der letzten Jahre gesammelt  - thematisch sortiert und aktualisiert:

“Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012”, E-Book,
2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR FANTASY:
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         Stefanie Bense (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Frage:
Ich arbeite an meinem Projekt seit 2012 und lasse es in einer Welt mit
selbsterdachtem Namen spielen. Für die Veröffentlichung wollte ich
diesen Weltnamen als Buchtitel verwenden. Im Zuge der Konkretisierung
meiner Publikation bin ich auf ein mir völlig unbekanntes Problem
gestoßen. Der Weltname (und damit Buchtitel) besteht aus zwei Wörtern,
von denen eines ein geschützter Markenname ist. Es handelt sich dabei
um eine amerikanische Firma.

Wie ist das jetzt? Mein Buch hat rein gar nichts mit dieser Firma zu
tun, und auch inhaltlich gibt es keine Schnittmengen. Muss ich hier
den Markenschutz beachten, mit der Firma in Kontakt treten (und mich
autorisieren lassen), oder ist das rechtlich gar kein Thema? [...]
Keineswegs möchte ich den Markenschutz angreifen oder unterwandern.


Antwort:
Es gibt in Deutschland einen Gebrauchsmuster- und Markenschutz. Das
soll verhindern, dass ein Konkurrent ein ähnliches Produkt unter
gleichem Namen veröffentlicht. Und es soll Verwechslungen
ausschließen, falls z. B. ein Lebensmittel und ein Maschinenteil
gleich lauten könnten. Ein Buchtitel und ein [...]-Produkt sind jedoch
keine Konkurrenz-Produkte. Aber es ist ja eine amerikanische Firma,
die den ähnlich lautenden Produktnamen verwendet. In den USA sieht der
Markenschutz anders aus als in Deutschland, u. a. restriktiver. Doch
damit kenne ich mich nicht aus.

Sollte der Produktname aus einem allgemeinen Wortteil bestehen, z. B.
Apfel-Shampoo, und Apfel wäre auch Teil deiner Weltenbenennung, dann
kannst du den Wortteil benutzen, ohne Probleme zu befürchten. Denn es
ist ein allgemein gebräuchliches Wort, das nicht nur im
Produktzusammenhang vorkommt. Ist es jedoch ein eigenständiger Name,
z. B. L'Oreal, dann wäre ich vorsichtig.

Ob dir die Firma des Produktes gestatten kann, den Namen zu verwenden,
weiß ich nicht. Ich weiß nicht einmal, ob solch eine Firma sich darum
scheren würde, dass du den Namensteil verwendest.

Ich würde dann lieber die Welt umbenennen, vielleicht in etwas, das
sehr ähnlich klingt, aber andere Buchstaben kombiniert, z. B. Luriel.
Mit Suchen und Ersetzen ist das Manuskript mit dem neuen Namen leicht
zu bereinigen. So entgehst du einer eventuellen Abmahnung oder
weiteren Komplikationen.

                 **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Stefanie Bense, lebt und arbeitet in Hannover und Emden. Sie schreibt
an ihrem fünften Roman.


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und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, der mit
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