Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Projektvorstellung
“Das Literaturcamp in Heidelberg”
von Claudia Schmid
Spannung, der Unterleib der Literatur
"Entmietung”
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Frag die Expertin für Lyrik
(Martina Weber)
EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,
je mehr wir online vernetzt sind, desto mehr steigt bei vielen der
Wunsch, Gleichgesinnte auch mal wieder “in echt” zu treffen. Eine
Möglichkeit dazu bieten sogenannte “Barcamps”. Eins davon stellt
Claudia Schmid in dieser Ausgabe vor. (Sollte jemand von euch an einem
solchen Camp schon teilgenommen haben, sprecht mich doch gern wegen
eines Erfahrungsberichts an.)
Außerdem gibt es ein neues Spannungslektorat von Hans Peter Roentgen,
einige neue Ausschreibungen und eine Urheberrechtsantwort unserer
Lyrikexpertin Martina Weber.
Da der Tempest diesmal wegen Urlaubs sehr früh fertig sein musste,
fällt er etwas dünner aus. Aber mit den neuen Ausschreibungen und
nicht zuletzt mit den Unmengen von Schreibanregungen aus Maike Fries
Schreibspiele-Serie werdet ihr sicher über die nächsten Wochen kommen.
Das schöne Wetter tut hoffentlich sein Übriges.
Der Tipp des Monats Mai, diesmal von
http://www.writingforward.com/blog:
You don’t always need an outline.
Give discovery writing a try.
Der Schreib-Kick fehlt diesmal, weil unser Fundus leer ist. Also:
Schickt mir eure Schreibanregungen! Und was ihr sonst noch so für den
Tempest habt. Einen schönen Sommeranfang!
Gabi Neumayer
Chefredakteurin
~~~~~~~~~~~
Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das
Konto:
Jürgen Schloßmacher
Kreissparkasse Köln
BIC: COKSDE33XXX
IBAN: DE23370502991142176163
Stichwort: "Beitrag 2016"
Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen “autorenforum”,
sondern nur auf “Jürgen Schloßmacher”!
Neu: Ihr könnt jetzt auch über unsere Website
http://www.autorenforum.de direkt per Paypal überweisen!
Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).
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ISSN 1439-4669 Copyright 2016 autorenforum.de. Copyright- und
Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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INHALT DIESER AUSGABE:
TEIL 1:
Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Projektvorstellung
“Das Literaturcamp in Heidelberg”
von Claudia Schmid
Spannung, der Unterleib der Literatur
"Entmietung”
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Frag die Expertin für Lyrik
(Martina Weber)
Impressum
TEIL 2:
Veranstaltungen
Ausschreibungen
Publikationsmöglichkeiten
mit Honorar
ohne Honorar
Seminare
Messekalender
Impressum
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HALL OF FAME:
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(mailto:
Die “Hall of Fame” zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.
Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:
.......
AutorIn: “Titel”, Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-
Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):
Johanna Ernst: “Der Fall der falschen Meldung”, Hüstel Verlag 2015,
Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive
Homepage!
.......
Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.
ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.
Schickt eure Texte unter dem Betreff “Hall of Fame” an
mailto:
Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
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Birgit Hedemann: "Almas geheimer Garten - Mit der Saubohne zu den
Wikingern", Südpol Verlag 2016, Kinderbuch. Zeitreise, Abenteuer,
www.birgithedemann.de
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NEUES AUS DER BUCHSZENE:
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(mailto:
Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie
nie zuvor. Ob es nun um neue Vertragsbedingungen mit Amazon geht, die
zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und
Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen
Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den
Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle
interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen -
natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
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Kinder- und Jugendbuch
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http://mobile2.tagesanzeiger.ch/articles/57151c1eab5c372912000001
Warum sind Kinderbücher so grottenschlecht?
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Verlage
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http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/bgh-kippt-ausschuettung-von-verwertungsgesellschaft-wort-14190907.html#GEPC;s3
BGH kippt VG-Wort-Ausschüttung.
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article154728834/Frontalangriff-auf-die-Buchkultur.html
Frontalangriff auf die Buchkultur.
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2016/04/25/verleger-und-autoren-sind-freunde-keine-
feinde.htm?no_cache=1
Verleger und Autoren sind Freunde, keine Feinde.
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2016/04/26/unscheinbares-mit-grosser-bedeutung.htm?no_cache=1
Dieter Wallenfels über Änderungen im Preisbindungsgesetz.
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2016/04/25/schulterschluss-mit-bibliotheken-1.htm?no_cache=1
Schulterschluss mit Bibliotheken.
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2016/04/22/autoren-marketing-muss-dem-gesamtwohl-dienen.htm?no_cache=1
Autoren-Marketing muss dem Gesamtwohl dienen. Klaus Kluge zur
umstrittenen “Illuminati”-Aktion.
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2016/04/21/outsourcing-ist-voraussetzung-fuer-innovation.htm?no_cache=1
Webinar-Referent Uwe Matrisch über Outsourcing bei Verlagen.
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2016/05/04/verlage-muessen-zahlen.htm?no_cache=1
Keine Spielräume im BGH-Urteil zur Verlegerbeteiligung. Verlage müssen
zahlen.
http://www.boersenblatt.net/artikel-egmont_verkauft_zwei_imprints.1144358.html
Bastei Lübbe übernimmt LYX und INK.
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2016/05/18/aus-daten-buecher-machen.htm?no_cache=1
Aus Daten Bücher machen: Autoren- und Leser-Plattform Inkitt betreibt
Data Driven Publishing.
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2016/05/13/neuer-kindle-auskoppler.htm?no_cache=1
Neuer Kindle-Auskoppler: Neuer Verlagspartner bei Amazons
Selfpublisher-Preis 2016.
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2016/05/13/behauptung-gegen-die-internet-multis-die-rolle-der-verlags-hersteller.htm?no_cache=1
Bericht von der Herstellungsleiter-Konferenz. Die Rolle der Verlags-
Hersteller.
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Buchhandel
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http://www.buchreport.de/nachrichten/handel/handel_nachricht/datum/2016/05/09/april-umsatz-knapp-ueber-vorjahr.htm?no_cache=1
Buchhandel bewegt sich weiter im Plus.
http://www.boersenblatt.net/artikel-die_sonntagsfrage.1142969.html
Was hat Thalia mit Start-ups zu tun?
http://www.boersenblatt.net/artikel-buchhaendler_im_deutschlandradio.1128890.html
Buchhändler im Deutschlandradio: Literarische Aufarbeitung.
http://www.buchreport.de/nachrichten/handel/handel_nachricht/datum/2016/05/18/buchhaendlerinnen-sind-unternehmerinnen.htm?no_cache=1
Buchhändlerin Kirsten Lambeck ist “Unternehmerin des Monats”.
http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/verlage_nachricht/datum/2016/05/12/groesster-publikumsverlag-macht-eigenen-laden-auf.htm?no_cache=1
Penguin Random House eröffnet Pilotbuchhandlung in Puerto Rico.
http://www.buchreport.de/nachrichten/handel/handel_nachricht/datum/2016/05/12/ueberraschender-aufschwung-im-april.htm?no_cache=1
Schweizer Buchhandel meldet deutliches Umsatzplus.
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Autorennachwuchs
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https://hproentgen.wordpress.com/2016/04/28/wie-verlage-zu-autoren-kommen/
Verlage bieten Nachwuchsautoren keine Chance? Verlage sind nicht an
neuen Ideen interessiert? Hans Peter Roentgens Fazit: Falsch!
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Netzwerk / Branchentreffen
++++++++++++++++++++++++++
http://www.buchreport.de/nachrichten/buecher_autoren/buecher_autoren_nachricht/datum/2016/04/25/zusammenkunft-der-phantastik-autoren.htm?no_cache=1
Phantastik-Autoren-Netzwerk (PAN) lud zu erstem Branchentreffen.
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Drehbuch / Film / TV
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http://www.deutschlandradiokultur.de/tv-das-einzige-was-zaehlt-ist-die-einschaltquote.954.de.html?dram%3Aarticle_id=282062
Regisseur Dominik Graf rechnet mit dem deutschen Fernsehen ab: Das
Einzige, was zählt, ist die Einschaltquote!
++++++++++++
Kultur-Szene
++++++++++++
http://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article155033625/So-lebt-es-sich-als-Schriftsteller-in-Berlin.html#disqus_thread
So lebt es sich als Schriftsteller in Berlin.
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Preise / Awards
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http://www.zeit.de/kultur/literatur/2016-05/han-kang-booker-preis-the-vegetarian-korea
Internationaler Booker-Preis geht an Südkoreanerin.
http://www.boersenblatt.net/artikel-8._internationaler_literaturpreis.1149160.html
8. Internationaler Literaturpreis: Sechs Titel auf der Shortlist.
http://www.boersenblatt.net/artikel-deutscher_science-fiction-preis_2016.1148722.html
Deutscher Science-Fiction-Preis 2016: Frank Böhmert und Andreas
Brandhorst gewinnen.
http://www.boersenblatt.net/artikel-auszeichnung_fuer_kafka-biografen.1146933.html
Auszeichnung für Kafka-Biografen: Reiner Stach erhält Joseph-
Breitbach-Preis 2016.
http://www.boersenblatt.net/artikel-deutsche_sherlock-holmes-gesellschaft.1144168.html
Die Deutsche Sherlock-Holmes-Gesellschaft vergab ihren Blauen
Karfunkel an Romantruhe Audio und All Score Media sowie an den KBV
Verlag. Ein Sonderpreis ging an die beiden Sprecher Christian Rode und
Peter Groeger.
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Ausland / International
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http://www.boersenblatt.net/artikel-the_markets_2016____berblick_3_7_.1136091.html
Vereinigte Arabische Emirate mit aufstrebender Verlagsszene.
http://www.boersenblatt.net/artikel-umsatzentwicklung_im_februar.1135452.html
Plus 7,2 Prozent fürs US-Sortiment.
http://www.boersenblatt.net/artikel-quartalsbilanz_januar_bis_maerz.1142819.html
Umsatz schrumpft bei HarperCollins.
http://www.zeit.de/digital/internet/2016-04/urheberrecht-google-books-supreme-court-
urteil
Google darf für sein Projekt Google Books beliebig viele Bücher in den
USA ohne die Zustimmung der Autoren digitalisieren.
http://www.theguardian.com/commentisfree/2016/may/13/books-ebook-publishers-paper
Books are back. Only the technodazzled thought they would go away.
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Schreiben
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Unser “Hauslektor” Hans Peter Roentgen veröffentlicht immer wieder
Tipps zum Schreiben, zum Beispiel zu diesen Themen:
- Literarische Unkräuter : "als" und "während"
https://hproentgen.wordpress.com/2016/04/17/literarische-unkraeuter-als-und-waehrend/
- Auslassungspunkte setzen:
https://hproentgen.wordpress.com/2016/02/28/auslassungspunkte-setzt-man-wenn/
- Leerzeilen setzen:
https://hproentgen.wordpress.com/2016/02/12/leerzeilen-wann-setzen/
- Prologe: Wann sie nützen, wann sie schaden:
https://hproentgen.wordpress.com/2015/10/02/prologe-wann-sie-nuetzen-wann-sie-schaden/
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PROJEKTVORSTELLUNG:
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(mailto:
“Das Literaturcamp in Heidelberg”
von Claudia Schmid
Eine Konferenz, die keine ist. Vorträge, die sich erst am Tag selbst
ergeben. Und Teilnehmer, die selbst zu Speakern werden - das ist ein
Barcamp. Eine offene und kreative Form des Ideen- und
Meinungsaustauschs. Zwei Tage lang werden sich rund 200
Literaturbegeisterte auf dem Literaturcamp Heidelberg am 11. und 12.
Juni tummeln und sich gegenseitig die neuesten Trends zum Verlag 2.0,
zum Buchmarkt der Zukunft und zum Publizieren im 21. Jahrhundert
präsentieren. Karten gibt es ab sofort - und mit “Zelten” hat das
“Camp” nichts zu tun.
Barcamps gibt es mittlerweile etliche. Das Literaturcamp in der
UNESCO-Literaturstadt Heidelberg ist allerdings einzigartig: Eine “Un-
Konferenz” zur Literatur, zum Buchmarkt, zum Lesen in einer Stadt, die
sich “dem lebendigen Geist” verschrieben hat. Wie in einer Mini-
Universität tauschen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
miteinander aus, gebären gemeinsam Ideen, spinnen sie weiter,
verknüpfen sie mit Entwicklungen aus anderen Bereichen, schlicht: Sie
sind produktiv. Debatte, Diskussion, Denkanstöße - das Literaturcamp
im Heidelberger Kreativzentrum Dezernat #16 dreht die Hierarchien um,
die eine “richtige” Universität definieren: Statt Professoren sprechen
hier Laien, statt eines durch viele Gremien abgestimmten Lehrplans
entstehen die Sessions auf dem Literaturcamp spontan. “Auf einem
Barcamp ist es ganz egal, ob du zum Vorstand gehörst oder dein Auto in
der letzten Reihe parkst”, sagt Susanne Kasper, die das Literaturcamp
zusammen mit einem kleinen Team organisiert. “Alle sind
gleichberechtigte Teilnehmer und gleichzeitig auch Vortragende.”
Welche neuen Ansätze gibt es, wie können wir alte Probleme mit neuen
Werkzeugen lösen, was wollen wir in Zukunft lesen und kaufen? Das
Literaturcamp eignet sich besonders, diesen Fragen nicht nur
nachzugehen, sondern auch innovative und passgenaue Antworten zu
finden: Wie finden Buchhandel und Literaturbloggerinnen und -blogger
zueinander, wie Verlage und Selfpublisher, wie E-Book-Leserinnen und
Print-Leser?
“Das Literaturcamp ist ein Herzensprojekt von mir. Für mich ist es die
tolle Möglichkeit, meine Liebe zu den Büchern und meine Faszination
für Barcamps miteinander zu vereinen”, so Susanne Kasper, die eine
Social-Reading-Agentur führt und selbst jeden Tag den Dialog zwischen
der digitalen und der herkömmlichen Buchwelt führt. “Wir packen
Projekte am liebsten an, anstatt sie mit Bedenken und Ängsten zu
zerreden.”
Knackige Lösungen statt langatmiger Problembeschreibungen - das kommt
auch bei Buch- und Verlagsprofis an; einige nehmen teil, andere
unterstützen die Idee als Sponsoren. Wer das Literaturcamp
unterstützen möchte, kann Fördertickets zu 119 Euro erwerben. Für die
normalen “LiteraturCamper” gibt es ein Ticket für beide Tage, Samstag
und Sonntag, für 20 Euro.
Termin: Samstag und Sonntag, 11. und 12. Juni 2016
Ort: Kultur- und Kreativzentrum Dezernat #16, Emil-Maier-Straße 16,
Heidelberg-Bergheim
Weitere Infos: http://literaturcamp-heidelberg.de?
Facebook: https://www.facebook.com/literaturcamp
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Claudia Schmid lebt und arbeitet bei Heidelberg. Die Germanistin
schreibt Kriminelles, Historisches und Reiseberichte. Sie ist außerdem
als Redakteurin von Kriminetz.de tätig. Auf das Literaturcamp wurde
sie über Susanne von Literaturschock aufmerksam, es ist ihr erstes
BarCamp überhaupt. Sie freut sich sehr auf neue Kontakte, Austausch
und Netzwerken.
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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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(mailto:
Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?
Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.
Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an:
Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!
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“Entmietung”
Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Er stand im Schatten. Die einbrechende Dunkelheit machte ihn im Rücken
des Rathauses fast unsichtbar. Eine hagere, schmale Gestalt, die Arme
eng am Körper, außer er hob den Arm, um an einer Zigarette zu ziehen.
An der fünften.
Dieser Leggner lässt sich Zeit. Voss stapfte mit den Füßen auf der
Stelle. Lässt sich Zeit und mich zappeln. Er spuckte aus. Spürte das
Kribbeln zwischen den Schulterblättern. Leggner hatte sich am Telefon
nichts Konkretes entlocken lassen. Nur ein paar Andeutungen über
eventuelle Möglichkeiten. Ein kleiner Deal nebenbei. Und das zog.
Hielt Voss an der Angel. Als er Schritte hörte, drehte er sich um.
Lockenköpfe. An beiden Enden der Leine. Voss scharrte auf dem
Kopfsteinpflaster, bis sich eine der Damen zu ihm drehte. Er beugte
sich aus dem Schatten, riss die Augen auf, streckte seine lange Zunge
heraus und züngelte wie eine Schlange. Die Dame packte ihre Gefährtin
und rannte, die Schritte verhallten, und Voss blieb zurück im
Schatten.
Er trat die Zigarette aus, als würde das Leggner Beine machen. Jetzt
reicht es mir aber. Vielleicht ist dieser Leggner nur gefakt.
Wahrscheinlich irgendeiner von denen, die ich mal abgezogen habe. Die
kleine Rache, mich hier im Schatten stehen und frösteln zu lassen.
Oder eine Finte, um mich aus meinem Büro zu locken. Von Walter. Als ob
der irgendwas über meine Deals finden würde, in meinem Büro. Voss
lachte leise auf. Hielt inne. Ein Mann im Mantel. Italienische Schuhe,
die Haare kurz, dunkel. Das Gesicht weich und die Augen. Voss fing an
zu grinsen. Stahlhart. Er sagte laut, “Ebene 37”, und machte einen
Schritt aus dem Schatten.
“Eberhard Voss?” die italienischen Schuhe kamen näher. “Ich bin
Leggner, Tobias Leggner.”
Voss griff nach der Hand und quetschte sie, aber Leggner reagierte
nicht. Die meisten brachten zumindest ein nervöses Zucken um die
Mundwinkel zustande. “Ich bin interessiert an Ihrem Angebot”,
flüsterte Voss und grinste, “was immer es sein mag.”
“Gehen wir ins Infinion.”
Voss machte den Mund auf, nickte dann aber. Er hatte an den
Rathauskeller gedacht. Bulli am Tresen, Angelo mit der Kellnerschürze
und ein paar Freunde im Hinterzimmer. Das Infinion war ein Glaskasten
mit zu hohen Decken, zu viel Licht und Stühlen aus Kunststoff. Eine
halbe Stunde in der eierfarbenen Sitzschale bescherte einen nassen
Hintern. Aber vielleicht würde das Treffen kurz ausfallen und er noch
zu einem Absacker im Rathauskeller kommen.
“Sie wurden uns empfohlen”, Leggner legte die Menükarte auf den Tisch,
lehnte sich im Stuhl zurück, lächelte Voss an und schob einen Umschlag
an den Tellern vorbei. “Für Ihren Zeitaufwand.”
Voss sah kurz auf den Umschlag, lehnte sich zurück, leckte sich die
spröden Lippen und knallte die Menükarte auf den Tisch, “reden wir
nicht lange drumherum.”
Die Kellnerin strafte Voss mit Blicken, hob die Menükarte sachte auf
und sah die beiden erwartungsvoll an. Leggner bestellte die
Spargelspitzen und ein Glas Weißwein, Voss die Schlachtplatte, die er
doppelt belegen ließ, und dazu ein frisch Gezapftes.
“Wir suchen Bauland.” Leggner lächelte.
Bauland, dachte Voss, wo soll ich Bauland herkriegen? Freiflächen gibt
es nicht mal mehr in der Größe eines Marienkäfers. Wir vermieten
Wohnungen. Ganze Häuser. Nimm einen Wohnblock. “In Hamburg?”
“Vor den Toren. Unsere internationalen Investoren”, Leggner spielte
mit der Gabel, “die Leute, die dieses Land aufrecht halten, sollen es
doch gut haben.”
“Natürlich”, sagte Voss energisch und war sich nicht sicher, ob
Leggner ihn dazu zählte.
“Eine Oase für die mit dem passenden Geldbeutel.”
“Im Süden, Harburg, da haben wir einige Objekte. Wollen Sie kaufen und
luxussanieren?”
“Wir wollen neu bauen.”
“Abreißen?” Voss zog die Brauen hoch.
“Zwei bis drei Fußballfelder groß.”
“Zwei bis drei”, Voss sah auf und pfiff durch die Zähne, “das ist eine
hübsche kleine Siedlung.”
“Wir sind uns im Klaren darüber, dass Sie”, er machte eine kleine
Pause, “umschichten müssten.”
“Umschichten?” Ob das einer von der Presse ist? Oder von irgendeiner
Initiative. Die “Demokraten für Demokratie” gehen mir seit Wochen mit
ihren Parolen auf den Geist. Ich sollte in den Umschlag sehen,
vielleicht ist nur ein alter Zeitungsartikel drin. “Geplanter
Baubeginn?”
“Ob nun über die WObau Hamburg oder eine andere Gesellschaft”, Leggner
nippt am Wein.
Voss griff nach dem Umschlag und steckte ihn ein, besser das schon mal
haben. “Wir werden uns schon einig.”
“Im Januar soll der erste Spatenstich sein.”
Voss schob sein stumpfes Kinn vor, “wieso haben wir uns nicht schon im
letzten Jahr getroffen?”
Leggner zuckte die Schultern, “wir wollten Oasis zuerst in Berlin
bauen.”
“Zu viele Kommunisten”, Voss nickte, ohne eine Reaktion abzuwarten,
“mir käme da schon ein Objekt in den Sinn.” Er dachte an das
Bogerviertel. An die vielen Querulanten, die seinen Mitarbeitern das
Leben schwer machten. Acht Hochhäuser, besiedelt von Asozialen,
Arbeitsverweigerern und Schmarotzern, die sich ständig über
irgendetwas beschwerten. Einige sogar bei ihm. Er schnaufte. Die
Häuser müssten demnächst instand gesetzt werden. Eine teure
Angelegenheit. Aber bis Januar, das waren keine drei Monate. Wohin mit
so vielen Leuten? Ohne irgendwelche Initiativen zu aktivieren, ohne
Presse, ohne irgendwas. Voss kannte Typen wie Leggner. Die konnten von
kleinen barbusigen Nutten bis hin zu einer Menge Koks alles brauchen,
nur keine Öffentlichkeit. Er dachte an Kowak, der in der Luisenstraße
für eine reibungslose Entmietung gesorgt hatte. “Ist machbar”, sagte
Voss langsam.
“Ich brauche eine definitive Zusage”, Leggner schob ein kleine
aufgeklappte Schachtel zu Voss, in der ein Stein glitzerte, beugte
sich vor und sagte leise, “heute Abend.”
“Jetzt?” Voss verschluckte sich fast an einem der Schinkenröllchen. Er
starrte auf den glitzernden Stein. So viel würde niemand investieren,
nur um ihn festzunageln.
“Sie haben die nötigen Kompetenzen, das zu entscheiden?”
“Natürlich”, Voss schob die Hemdsärmel hoch und klimperte mit dem
goldenen Armband, drehte den Siegelring hin und her und linste auf den
Stein. Ihm juckten die Eier, aber der Tisch war aus Glas, und Leggner
schien aus Stahl zu sein. “Sie hätten mich vorwarnen können. Ich
meine, die Richtung. Es gibt da noch ganz alte Mietverträge.”
“Ich habe gehört”, Leggner rollte eine Spargelspitze an den Rand des
Tellers, “dass Verträge bei Ihnen”, er schob die Spargelspitze langsam
über den Tellerrand, “flexibel gehandhabt werden können.”
“Flexibel”, Voss kaute lautstark.
“Wir können auch in die Schweiz gehen.” Leggner streckte die Hand nach
dem Kästchen auf dem Tisch aus. “Die können ein paar Millionen,
vielleicht werden es auch Milliarden, immer brauchen. Sitzen Sie nicht
ab und zu mit dem Bürgermeister an einem Tisch?”
Voss zog die Brauen hoch und malträtierte die Hackröllchen mit dem
Messer, als wäre es eine Axt. “Haben Sie mit ihm gesprochen? Ich
meine, bei der Summe, da gibt es doch sicherlich
Wirtschaftsförderung.”
“Ich hatte noch keine Gelegenheit. Aber wenn wir uns auf dem Golfplatz
begegnen, hätten wir uns sicher viel zu erzählen. Vielleicht kann ich
ihm auch von einem klugen Vorstandsmitglied berichten?”
Voss zerkaute die gehackten Teilchen. So kurzfristig so viel Geld und
keine Involvierung der Stadtoberen, das hörte sich nach nicht sauberem
Geld an. Er musterte Leggner verstohlen, dessen Hemd strahlend weiß,
die Haut glatt und straff und der Bart wie ein englischer Rasen
geschnitten war. Ganz im Gegensatz zu den Zotteln, die Voss wuchsen,
wenn er es drauf ankommen ließ. Unsauberes Geld bedeutete eine nicht
versiegende Quelle. “Wie viel springt für mich dabei raus?”
Leggner knallte die Hand auf den Tisch und lachte kalt: “Für den Satz
haben Sie verdammt lange gebraucht.” Er schob das Kästchen so weit,
dass es bei Voss über die Tischkante kippte. “Ich komme im November
und gebe der Abrissbirne den Befehl.”
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Lektorat von Hans Peter Roentgen
Ein Mann steht vor dem Rathaus und wartet. Ein Leggner hat ihm ein
Geschäft versprochen, doch der Herr lässt auf sich warten. Dann
erscheint er und will ein riesiges Grundstück kaufen, die bisherigen
Mieter entmieten lassen und neu bauen. Dafür bietet er Geld, viel
Geld. Offenbar handelt es sich um Schwarzgeld. Voss zögert, doch dann
schlägt er ein.
Der Name
Im ersten Absatz gibt es nur einen “er”, der wartet. Erst im zweiten
Absatz wird der Name der Person genannt: Voss.
Wenn Sie eine Person nur mit “er” benennen, wirkt sie distanziert,
undeutlich. Das kann stimmig sein, zum Beispiel, wenn Sie in der
ersten Szene einen Mord schildern, aber nicht möchten, dass der Mörder
erkannt wird, und ihn aus der Distanz schildern wollen.
Im obigem Fall würde ich gleich am Anfang den Namen nennen: “Voss
stand im Schatten.” Damit wird die Person deutlicher.
Zeitenwechsel
.....
“Dieser Leggner lässt sich Zeit. Voss stapfte mit den Füßen auf der
Stelle. Lässt sich Zeit und mich zappeln. Er spuckte aus. Spürte das
Kribbeln zwischen den Schulterblättern.”
.....
Was fällt an diesem Text auf? Der Zeitenwechsel. Leggner lässt sich
Zeit, Voss stapfte mit den Füßen. Gegenwart, dann Vergangenheit. Nicht
gut.
Natürlich denkt Voss: Leggner lässt sich Zeit. Aber wenn Sie aus der
Perspektive der Figur (in diesem Falle: Voss) schreiben, dann lassen
Sie die Gedanken auch in der Erzählzeit spielen:
.....
Dieser Leggner ließ sich Zeit. Ließ sich Zeit und ihn zappeln. Voss
stapfte mit den Füßen auf der Stelle. Er spuckte aus. Spürte das
Kribbeln zwischen den Schulterblättern.
.....
“Dachte er” und Perspektive
Natürlich können Sie die Gedanken auch als Gedanken von Voss
kennzeichnen. Mit dem Zusatz: “dachte er”. Dann kann das Präsens
stehen bleiben:
.....
Dieser Leggner lässt sich Zeit, dachte Voss. Lässt sich Zeit und mich
zappeln. Voss stapfte mit den Füßen auf der Stelle, spuckte aus.
Spürte das Kribbeln zwischen den Schulterblättern.
.....
Wie wirkt diese Konstruktion? Ebenfalls distanziert. Vorher haben wir
Voss aus der personalen Perspektive erlebt, haben die Szene aus seinen
Augen gesehen.
“Dachte er”, damit blicken wir von außen, aus größerer Entfernung auf
Voss. Deshalb wirkt es distanziert. Sozusagen ein Sprung in den
auktorialen Erzähler, einen Erzähler, der alles weiß und uns sagt, was
Voss denkt.
Wäre das ein unzulässiger Perspektivwechsel? Schließlich predigt fast
jeder Schreibratgeber: In einer Szene NIE, NIE die Perspektive
wechseln. Die Schreibratgeber haben recht. Meist sind harte,
unbegründete Wechsel der Perspektive nicht nur störend, sondern werfen
die Leser sogar aus dem Text. Dennoch haben viele Texte Stellen, an
denen ein leichter Wechsel in die auktoriale Perspektive stattfindet.
Das kann man machen, die Leser sind es gewohnt. Aber man muss wissen,
was man tut und welche Wirkung es hat: Der Leser schaut aus größerer
Distanz auf die Szene. In Actionszenen ist so etwas tödlich, und auch
im obigen Beispiel würde ich davon abraten
Who is Who
Wer ist Voss? Wie stellt er sich dem Leser dar?
Am Anfang wartet er im Schatten auf eine Verabredung mit einem Mann,
den er nicht kennt, der ihm sehr nebulöse Geschäfte versprochen hat.
Offenbar kriminelle Geschäfte.
Voss verhält sich hier wie ein Krimineller, ein Gangsterboss. Ein
Mackie Messer, der für Geld ehrlichen Bürgern die Arbeit abnimmt, mit
denen diese sich nicht die Hände schmutzig machen wollen.
Dann kommt der Leggner. Sie gehen in ein Restaurant und besprechen die
Sache. Der andere will ein neues Viertel aufbauen. Dazu muss
abgerissen werden, denn in Hamburg gibt es dafür keine Freiflächen.
Und vorher muss man die Mieter “umschichten”. Voss hat jemanden für
solche Aufgaben: Kowak.
Wer ist Voss in der Restaurantszene? Der Chef eines großen
Wohnungsunternehmens. Würde so jemand sich an einer dunklen Ecke die
Beine in den Bauch stehen, um sich aufgrund vager Versprechungen mit
einem zu treffen, den er nicht kennt?
Wohl kaum. Für so was hat er seine Leute. Kowak zum Beispiel. Wo
trifft er Geschäftspartner? Vielleicht auf dem Golfplatz? In seinem
Büro? Direkt im Restaurant? Oder, auch das soll es geben, im noblen
Sexclub?
Nun ist es nur gut, wenn Personen nicht den gängigen Vorstellungen
entsprechen. Wann würde der Chef eines Bauunternehmens in dunklen
Ecken fragwürdige Personen erwarten?
Wenn ihm das Wasser bis zum Halse steht. Wenn die Pleite droht und er
nach jedem Strohhalm greift. Selbst nach einem so fragwürdigen wie
Leggner. Doch er würde dort sehr viel unruhiger stehen. Eine
ungewohnte Umgebung macht unsicher. Voss dagegen ist offensichtlich
jemand, der dieses Umfeld für Geschäftsbesprechungen gewohnt ist.
Lesen Sie sich nochmals den Text durch. Achten Sie darauf, welche
Teile Voss in welchem Licht zeigen.
Figuren dürfen sich durchaus an ungewöhnlichen Orten aufhalten, anders
handeln, als es der Leser erwartet. Aber das muss stimmig sein. Und
dass die Figur plötzlich ein ganz anderer ist, das geht nicht.
Glaubwürdigkeit
Glauben Sie, dass Voss und Kowak acht Hochhäuser in drei Monaten
entmieten können?
Ein Hochhaus hat etwa 200 bis 300 Bewohner. Acht hätten mindestens
1.600, wenn nicht mehr. Kowak mag ein Genie der Entmietung sein, aber
das schafft er nicht. Schon gar nicht, ohne die Aufmerksamkeit der
Presse zu erregen.
Viele der Bewohner dürften Hartz-IV-Empfänger sein. Da zahlt das Amt
die Miete. Wenn dort plötzlich viele hundert Geldempfänger neue
Wohnungen benötigen, sich die Anträge häufen, wäre allein das bereits
aufsehenerregend. Die Politik würde hellhörig. Und will Leggner nicht
die Politik heraushalten? Schwarzgeld liebt kein Aufsehen.
Von anderen Schwierigkeiten will ich gar nicht reden. Voss ist Chef
eines großen Unternehmens. Er wäre nicht der Erste, der Schmiergeld
annimmt oder krumme Dinger dreht. Aber Voss ist kein Dummkopf, sondern
Geschäftsmann. Und Geschäftsleute reden über Geld. Doch in der ganzen
Szene wird nie gesagt, wie viel seine Firma für das Gelände erhalten
soll. Ein Geschäftsabschluss, ohne dass ein Preis genannt wird?
Wenn zwei schon jahrelang miteinander Geschäfte machen, wird viel
durch Handschlag vereinbart. Man kennt sich, man braucht sich; wenn
man krumme Dinger zusammen gedreht hat, vertraut man sich besonders.
Denn jeder ist dann auf den anderen angewiesen.
In unserem Fall kennt Voss aber diesen Leggner gar nicht, vermutet
zwar Schwarzgeld, weiß aber nicht, ob dieser Typ nicht ein ganz
gewöhnlicher Schwindler ist. Ohne Sicherheiten - sprich Vertrag - wird
er ihm nicht vertrauen.
Stil allein reicht nicht
Die Geschichte ist gut geschrieben, der Autor kann zweifelsohne
schreiben. Das merkt man auch am Dialog. Aber die Personen und die
Handlung überzeugen nicht. Deshalb müsste man sich die Personen noch
einmal genau ansehen. Was wollen beide? Was ist Voss gewöhnt, wo ist
die Situation neu für ihn?
Und auch das Umfeld (Entmietung) sollte realistischer dargestellt
werden. Firmen, die Mieter vertreiben wollen, gibt es. Aber mit
welchen Mitteln arbeiten die? Das sollte der Autor überlegen. Und dann
die Szene neu, besser, überzeugender neu schreiben.
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Hans Peter Roentgen ist der Autor der Bücher "Vier Seiten für ein
Halleluja" über Romananfänge, "Drei Seiten für ein Exposé" und
“Schreiben ist nichts für Feiglinge”. Außerdem hält er Schreibkurse
und lektoriert. Im letzten Jahr ist sein neuer Ratgeber “Spannung -
der Unterleib der Literatur" erschienen.
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UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN:
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Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema -
keine Manuskripte zur Beurteilung.
Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst
kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber sofort gelöscht wird.
Drehbuch: Oliver Pautsch
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Lyrik: Martina Weber
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Experten-Special:
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Bjørn Jagnow, unser ehemaliger Verlagswesen-Experte, hat seine Fragen
und Antworten zu den Themen Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung
der letzten Jahre gesammelt - thematisch sortiert und aktualisiert:
"Urheberrecht, Verlagswesen und Vermarktung für Autoren 2012", E-Book,
2,99 Euro, http://www.amazon.de/gp/product/B007VD3OL6/
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FRAG DIE EXPERTIN FÜR Lyrik:
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Martina Weber(mailto:
Frage:
Ich möchte ein Gedicht in einem Buch veröffentlichen, das dem Autor 1
von der Autorin 2 (beide Autoren sind öffentlich schriftstellerisch
bekannt) handschriftlich geschrieben, gewidmet und geschenkt wurde
(und das bislang unveröffentlicht ist). Die Autorin 2 ist bereits im
Jahr 1993 verstorben. Das Gedicht befindet sich seit der Schenkung im
Jahr 1977 im Eigentum des Autor 1. Er hat es mir ausgehändigt mit der
Aufforderung, es in meinem Buch zu veröffentlichen.
Ist das rechtlich in Ordnung, oder muss ich irgendwelche Erben der
Autorin 2 auftun und diese um Zustimmung zur Veröffentlichung fragen?
Das könnte sich auch schwierig gestalten, sie war kinderlos, ihr Mann
lebt ebenfalls nicht mehr. Ich habe keine Ahnung, wer Inhaber ihrer
Urheberrechte wurde.
Antwort:
Es kommt immer wieder vor, dass eine Lyrikerin ein Gedicht schreibt
und es jemandem widmet. "Für Paul" steht dann vielleicht klein
gedruckt ein Stück rechts neben dem Titel. Es ist auch üblich, dass
LyrikerInnen einander ihre Gedichte schicken, heutzutage wohl fast
immer per E-Mail, und meist zu dem Zweck, über die Arbeit zu
diskutieren, sie also gegebenenfalls vor einer Veröffentlichung zu
überarbeiten. Oder einfach nur zum freundlichen Austausch.
Betrachten wir es juristisch. Angenommen, Lyrikerin L 1 schreibt
handschriftlich ein Gedicht, widmet es Person P ("für P") und
überreicht es ihr. Was bedeutet das? Die Lyrikerin L 1 ist Autorin des
Gedichtes und damit Urheberin im Sinn des Urhebergesetzes. Damit ist L
1 berechtigt zu entscheiden, wer ihr Werk nutzen darf. L 1
entscheidet, ob sie ihr Gedicht veröffentlichen möchte (und wenn ja,
dann in welchem Medium) und ob sie es überhaupt veröffentlichen
möchte.
Die Übertragung von Nutzungsrechten regelt § 31 Urheberrechtsgesetz.
Überträgt L 1 der P ein Nutzungsrecht, weil sie ihr Gedicht der P
gewidmet hat? Nein. Eine Widmung ist keine Übertragung von
Nutzungsrechten, es ist ein Vorgang ohne juristische Bedeutung. Ändert
sich etwas, weil L 1 ihr Gedicht in handschriftlicher Fassung der P
geschenkt hat? Nein. Durch die bloße Schenkung des Blattes Papier, auf
dem das Gedicht geschrieben ist, wird zwar das Papier übereignet, die
P erwirbt also Eigentum am Papier, aber P erwirbt nicht automatisch
das Nutzungsrecht am Gedicht. Es ist weiter L 1, die entscheidet, ob
und in welchem Medium ihr Gedicht veröffentlicht wird.
Das gilt auch dann, wenn die handschriftliche Fassung die einzige
Fassung des Gedichtes ist. Wollte L 1 mit der Schenkung des
handschriftlichen Gedichtes der P gleichzeitig ein Nutzungsrecht
übertragen, müsste L 1 das ausdrücklich deutlich machen. Es wäre der
Ausnahmefall. Die Übertragung eines Nutzungsrechtes müsste in einem
etwaigen Prozess von der Person, die das Gedicht ohne Erlaubnis der L
1 veröffentlicht, nachgewiesen werden.
Wenn L 1 stirbt, geht das Nutzungsrecht auf die Erben über, falls
nichts anderes bestimmt ist (zum Beispiel in einem Testament oder in
einem Vertrag). Irgendjemand ist immer Erbe. Wenn weder ein Testament
noch Angehörige vorhanden sind, wird eine Nachlassverwalterin
eingesetzt. Kann diese nicht ausfindig gemacht werden, ändert das
nichts an der Rechtslage: Die Person, der das Gedicht gewidmet und
geschenkt wurde, hat kein Nutzungsrecht am Gedicht. Die Person, der
das Gedicht handschriftlich geschenkt und gewidmet wurde, ist nicht
berechtigt, darüber zu entscheiden, ob und in welchem Medium das
Gedicht veröffentlicht werden darf. Eine Veröffentlichung ist nur mit
Zustimmung des Nutzungsberechtigten rechtlich korrekt. Das sind im
Normalfall die Erben.
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Martina Weber, Lyrikerin und Juristin, seit 2005 Leitung der
Textwerkstatt II im Zentrum für junge Literatur in Darmstadt.
Lyrikdebüt: "erinnerungen an einen rohstoff" Poetenladen Verlag 2013.
Außerdem: "Zwischen Handwerk und Inspiration. Lyrik schreiben und
veröffentlichen", Uschtrin Verlag, 3. Auflage 2011. Profil im
Poetenladen: http://poetenladen.de/martina-weber-person.htm
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I M P R E S S U M
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Herausgeber:
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Jürgen Schloßmacher
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