The Tempest

Ausgabe 18-11 (20. November 2016)

Editorial
Hall of Fame
Schreib-Kick
Neues aus der Buchszene
Spannung, der Unterleib der Literatur
    "Nightwalker"
    Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Frag die Expertin für Lyrik
    (Martina Weber)

  EDITORIAL:
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Liebe Autorinnen und Autoren,

draußen sieht es trübe aus - auf dem Konto des Tempests auch. Also
heute mal gleich zu Beginn unsere Bitte: Wenn ihr den Tempest auch im
nächsten Jahr noch genießen wollt, überweist uns bitte euren
freiwilligen Beitrag. Kontoinformationen findet ihr direkt unterm
Tempest. Und per Paypal geht es auf http://www.autorenforum.de
besonders einfach.

Doch nun zum Inhalt der November-Ausgabe: Hans Peter Roentgen nimmt
sich einen neuen Text unter Spannungsgesichtspunkten vor, und unsere
Lyrikexpertin Martina Weber gibt Auskunft zum Honorar bei
Auslandsveröffentlichungen. Außerdem gibt‘s neue Seminare,
Ausschreibungen - und Tipps wie dieser hier: Schaut auch bei den
Seminaren doch einmal speziell nach den Angeboten von Tempest-
AutorInnen um, die ihr durch ihre Artikel bereits kennengelernt habt.

Der Tipp des Monats November, diesmal von Meike Brinkmann:

     Ich schreibe meistens mit Musik im Ohr. Normalerweise
     irgendetwas aus der Filmmusik oder auch Klassik,
     selten mit Text. Man findet wirklich zu jeder Stimmung
     und Atmosphäre die passende Musik, sie hilft, sich besser /
     intensiver in die eigene Geschichte oder Situation einzufühlen,
     und ist außerdem ein gutes Mittel gegen Ablenkung von außen.

Kuschelige Herbsttage und viele spannende Ideen wünschen wir euch!

   Gabi Neumayer
   Chefredakteurin

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Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen
wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen
freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt,
aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das
Konto:

Jürgen Schloßmacher
Kreissparkasse Köln
BIC: COKSDE33XXX
IBAN: DE23370502991142176163
Stichwort: "Beitrag 2016"

Wichtig: Das Konto läuft NICHT mehr auf den Namen "autorenforum",
sondern nur auf "Jürgen Schloßmacher"!

Neu:  Ihr könnt jetzt auch über unsere Website
http://www.autorenforum.de direkt per Paypal überweisen!

Für AuslandsabonnentInnen: Am 1. Juli 2003 wurden die
Auslandsüberweisungsgebühren gesenkt. Aber natürlich könnt ihr uns
euren Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des
Tempest).

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ISSN 1439-4669  Copyright 2016 autorenforum.de. Copyright- und
                Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
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  INHALT DIESER AUSGABE:


TEIL 1:

     Editorial
     Hall of Fame
     Schreib-Kick
     Neues aus der Buchszene
     Spannung, der Unterleib der Literatur
         "Nightwalker"
         Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen
     Frag die Expertin für Lyrik
         (Martina Weber)
     Impressum


TEIL 2:

     Veranstaltungen
     Ausschreibungen
     Publikationsmöglichkeiten
          mit Honorar
          ohne Honorar
     Seminare
     Messekalender
     Impressum


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HALL OF FAME:
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                             (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest.
Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst -
dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen
können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!)
nach diesem Schema:

.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende
oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich
könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen
weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-
Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2015,
Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive
Homepage!
.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im
Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie
Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr
bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in
einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt
hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen
muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an
mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen
Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten.
Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall
ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
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Christiane Höhmann: "Der stille Zeuge", Grafit Verlag Dortmund,
Psychothriller. Ein Zwölfjähriger verschweigt seinen ungeheuerlichen
Fund.

Ingrid Bäumer, Barbara Schubert: "In meiner Haut. Leben mit Skin
Picking", Mabuse Verlag 2016, Ratgeber/Erfahrungsberichte. Millionen
Menschen greifen täglich ihre eigene Haut an ...

Isabel Roderick: "Seelenschatten - Das Flüstern der Toten", Droemer
Knaur / feelings 2016, Romantic Fantasy. Mysteriöser
Familiengeheimnisroman, www.isabel-roderick.de

Susan Szabo: "Amor zählt bis drei", Fischer Digital 2016, Roman.
Bekenntnisse einer Psychologiestudentin

Ann E. Hacker, "Café Hannah, Teil 2", Ullstein Forever 2016, E-Book.
10 neue Episoden rund um Hannah und ihr Café

Katiya Cerna: "Gestaltwandler - Streben nach Vollkommenheit",
Eisermann-Verlag 2016, Urban-Fantasy. Meister Morosows Geschäfte:
Gefahr für Tigerwandler Ryan


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SCHREIBKICK:
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                         (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Unser Schreibkick für den Monat November, diesmal von Meike Brinkmann:

Ich besitze zwei Schachteln mit Bildkarten (Fotos oder auch Gemaltes,
gibt es zu kaufen - kann man aber auch selber machen). Da sind zum
Beispiel Gegenstände, Szenen oder Gesichter drauf. Einfach den Stapel
mischen, eine oder mehrere Karten ziehen und sich inspirieren lassen.

Hat man keine Karten zur Hand, sollte man sich einfach mal umsehen -
es gibt überall so viele Dinge in der nächsten Umgebung, die einen auf
Ideen bringen können.


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NEUES AUS DER BUCHSZENE:
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                         (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie
nie zuvor. Ob es nun um neue Vertragsbedingungen mit Amazon geht, die
zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und
Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen
Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den
Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle
interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen -
natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
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+++++++++
Interview
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http://www.zeit.de/kultur/literatur/2016-10/buchpreis-literaturkritik-frankfurter-buchmesse-oliver-vogel
Oliver Vogel, Programmleiter beim S. Fischer Verlag, über den
Buchpreis, falschen Starrummel und warum Literatur sich nicht
verstecken darf.

http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/ueber-die-schwierigkeit-als-autor-zu-ueberleben-14491982.html#GEPC;s6
Überleben als Buchautor. Zur Not einen Porno schreiben.

http://www.haz.de/Nachrichten/Medien/Uebersicht/Heitz-Ich-wollte-eigene-Welten-schaffen
Markus Heitz über sein neues Buch, seine liebste Fantasiewelt und über
seine Anfänge.


++++++++++
Buchhandel
++++++++++

https://www.boersenblatt.net/artikel-neues_logistikzentrum_in_frankenthal.1249196.html
Amazon zieht das Netz enger. Neues Logistikzentrum in Frankenthal.

https://www.boersenblatt.net/artikel-buchhandel_in___sterreich.1249638.html
Buchhandel in Österreich. Nach neun Monaten 0,8 Prozent im Plus.

https://www.boersenblatt.net/artikel-burdadirect_kooperiert_.1246600.html
Zeitschriften-Abos bei Weltbild.

https://www.boersenblatt.net/artikel-anteile_bei_weltbild_aufgestockt.1244697.html
Droege will 100 Prozent. Anteile bei Weltbild aufgestockt.

https://www.boersenblatt.net/artikel-amazon_bilanziert_drittes_quartal.1246060.html
Gewichtige Cloud. Amazon bilanziert drittes Quartal.

https://www.boersenblatt.net/artikel-__sterreichischer_buchhandlungspreis.1245901.html
Österreichischer Buchhandlungspreis. Thalia-Buchhändler protestieren
gegen Ausschluss.

https://www.boersenblatt.net/artikel-ladendiebstahl_im_weihnachtsgeschaeft.1249947.html
Ladendiebstahl im Weihnachtsgeschäft.


+++++++
Verlage
+++++++

http://www.sueddeutsche.de/kultur/literatur-wie-sieht-das-perfekte-buchcover-aus-1.3249138
Wie sieht das perfekte Buchcover aus?

https://www.buchreport.de/2016/10/28/wahnsinnig-viele-schlechte-buecher/
Der ehemalige Hanser-Verleger Michael Krüger über den aktuellen
Buchmarkt: »Wahnsinnig viele schlechte Bücher.«

https://www.boersenblatt.net/artikel-drittes_quartal_bei_lagard__re_publishing.1248793.html
Drittes Quartal bei Lagardère Publishing. Umsatz wächst deutlich.

https://www.boersenblatt.net/artikel-bertelsmann_bilanziert_januar_bis_september.1248200.html
Bertelsmann bilanziert Januar bis September. Ergebnis erklimmt neue
Höhen.

https://www.boersenblatt.net/artikel-vg_wort-rueckzahlungen.1246396.html
Hilferuf der Independents wegen VG-Wort-Rückzahlungen.

https://www.buchreport.de/2016/11/14/pearson-hat-probleme/
Pearson hat Probleme.

https://www.buchreport.de/2016/11/11/die-reform-und-das-schulbuch-buecher-fuer-die-tonne/
Die Reform und das Schulbuch: Bücher für die Tonne.

https://www.buchreport.de/2016/11/14/verlagerte-urlauberstroeme/
Krisen verursachen Verschiebungen im Reisesegment.


++++++++++++++++++++++++++
Literatur / Literaturszene
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https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article159443764/Bloss-keine-Verschoenerung-bloss-keine-Luegen.html
Zum Tod von Ilse Aichinger. Als Kind einer jüdischen Mutter überstand
sie die Nazi-Herrschaft in Wien. Was sie dabei sah, vergaß sie nie.

http://www.literaturcafe.de/montsegur-akademie-warum-noch-eine-schreibausbildung-herr-wilhelm/
Montsegur-Gründer Andreas Wilhelm über die neugegründete Montsegur-
Akademie.

http://www.zeit.de/kultur/literatur/2016-09/stephen-king-es-roman-horror-30-jahre
Das Böse ist alltäglich. Kein anderer Horrorroman hat uns so geprägt
wie Stephen Kings "ES". Nun wird das Buch dreißig.

http://www.zeit.de/kultur/literatur/2016-07/jarett-kobek-polemik-i-hate-the-internet
Jarett Kobeks Roman "I Hate the Internet" schimpft und wütet über die
digitale Gegenwart - ein großes Vergnügen.


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Selfpublishing
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https://www.buchreport.de/2016/11/14/dienstleister-tredition-expandiert-in-den-englischsprachigen-markt/
Dienstleister Tredition expandiert in den englischsprachigen Markt.


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Datenschutz
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https://www.buchreport.de/2016/10/28/grosser-wissensbedarf-im-neuen-datenschutz-zeitalter/
Ein Umsatzquell, aber auch: Handlungsbedarf für alle!


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International
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https://www.boersenblatt.net/artikel-medienlese_mit_links_fuer_die_buchbranche.1250631.html
Autoren & Selfpublishing. Reviews: what are they good for?

http://www.lesen.net/diskurse/paypal-studie-deutsche-ebook-leser-zahlen-am-meisten-
32508/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+lese
n_net+%28lesen.net%29&utm_content=Netvibes
Paypal-Studie: Deutsche E-Book-Leser zahlen am meisten.

https://www.boersenblatt.net/artikel-zwei_pocket_shops_in_london.1245501.html
Die schwedische Buchhandelskette Pocket Shop, eine Bonnier-Tochter,
eröffnet in London zwei Filialen.

https://www.buchreport.de/2016/11/09/kinderbuch-startet-durch/
Briten gehen zuversichtlich ins Weihnachtsgeschäft.

https://www.boersenblatt.net/artikel-reportage_von_der_buchmesse_in_istanbul.1250663.html
Reportage von der Buchmesse in Instanbul.

https://www.boersenblatt.net/artikel-us-literaturpreise_vergeben.1250681.html
US-Literaturpreis: National Book Award für Colson Whitehead.


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SPANNUNG, DER UNTERLEIB DER LITERATUR:
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                             (mailto:Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

Was macht Romane spannend, und vor allem: Was macht sie langweilig?

Wer Szenen hat, die sie oder er für spannend hält, oder Szenen, bei
denen er sich nicht sicher ist, oder solche, die eigentlich spannender
gestaltet sein sollten, doch die Frage ist: Wie? - wer solche Szenen
hat, kann sie mir schicken.

Ich wähle dann einige aus, die ich im Tempest bespreche. Schickt die
Szenen als E-Mail-Anhang im RTF-Format an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Bitte nicht mehr als 7.000 Anschläge, also etwa vier Normseiten. Dazu
zählt auch der Vorspann! Da die Szenen aus beliebigen Stellen eurer
Manuskripte stammen dürfen, müsst ihr eventuell die Vorgeschichte der
Szene erklären. Diese Erklärung sollte 400 Anschläge nicht
überschreiten!
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                          "Nightwalker"
            Text: anonym, Lektorat: Hans Peter Roentgen

Vierundzwanzig Augenpaare starrten sie an.
Taja hielt auf der Türschwelle inne und schaute sich in dem hellen
Raum mit den hohen Fenstern um. An den gelbgestrichenen Wänden hingen
weichgezeichnete Poster, knallbunte Landkarten und peinliche Werke aus
dem Kunstunterricht. Sie verzog den Mund. Wie im Kindergarten. Das
hier sollte das Klassenzimmer der 11a sein? In ihrer Schule in Berlin
waren die Wände von einem schmutzigen Grau gewesen und kahl, ohne
irgendeinen Schmuck, der die trostlose Atmosphäre aufgeheitert hätte.
Reduziert auf das Wesentliche. Keine Ablenkung von der täglichen
schulischen Langeweile.
Ihre neuen Mitschüler mit den sauberen Jeans und den gebügelten Shirts
passten perfekt in diese keimfreie Umgebung, wie sie da in kleinen
Gruppen zusammenstanden und sie mit offenen Mündern anglotzten. Ein
Haufen angepasster Loser. Kein Wunder, dass sie auffiel wie ein
Papagei in einem Taubenschlag mit ihren schwarzen Klamotten, dem
silbernen Ohrring mit dem Totenkopf und den Piercings im rechten
Nasenflügel und in der Unterlippe.
Wie sie das hasste! Dauernd eine neue Stadt, eine neue Schule, neue
Lehrer und Mitschüler. Und jetzt dieses Kaff am Ende der Welt, in dem
ihr Vater eine Stelle als Leiter des Stadtmuseums gefunden hatte. Was
für ein Absturz nach Berlin, dieser hektischen und aufregenden und
geilen Stadt, in der sie zwei Jahre gelebt und die sie geliebt hatte.
Ihrer Mutter war es egal gewesen, wohin sie zogen, als Lektorin konnte
sie von überall arbeiten, wo ihr Computer stand. Und ihr jüngerer
Bruder Tom hatte unbedingt weg gewollt, weil der Verweis von seiner
Berliner Schule gedroht hatte. Tajas Einwände waren von ihrer Familie
einfach weggewischt worden.
Sie zuckte ergeben die Schultern. Jammern half nichts. Sie musste da
durch. War ja nicht das erste Mal. Sie trat in das Klassenzimmer und
ging auf den einzigen Zweiertisch zu, der nicht von Jacken und Taschen
vereinnahmt war. Ein großer, schlaksiger Junge mit blonder, übers
halbe Gesicht fallender Haartolle stellte sich ihr in den Weg. "Der
Tisch ist besetzt." Sie schob kampfbereit das Kinn vor. "Ach? Ich seh
hier niemand sitzen."
"Ich halte ihn frei." Der Junge grinste überheblich. "So was macht man
schließlich für seine Freunde."
Schon klar. Der blonde Speichellecker bekam sicher das
Bundesverdienstkreuz für seine edle Tat in den Hintern geschoben.
"Du kannst dich da vorn hinsetzen." Die Stimme gehörte zu einem
kleinen, stämmigen Jungen mit dunklen, kurzgeschorenen Haaren. "An den
Tisch vorm Pult. Neben ... da ist noch ein Platz frei."
Taja war das Zögern des Kurzgeschorenen nicht entgangen. Sie
schlängelte sich durch die im Klassenraum verteilten Grüppchen
hindurch bis zu dem Zweiertisch vor dem Lehrerpult und ließ ihre
Tasche mit lautem Knall auf die unbenutzte Tischseite fallen.
Das Mädchen, das zusammengesunken auf ihrem Stuhl hockte und ihre
Nasenspitze in ein Buch steckte, fuhr zusammen und schaute auf.
Schmales, blasses Gesicht, eckiges, dunkles Brillengestell, panischer
Blick, mausbraune, dünne Haare, die glatt bis auf die Schultern
hingen, zerknittertes, hellgraues Shirt mit einem Kaffeefleck.
"Hi! Cool, dich kennenzulernen." Taja lächelte das verschreckte
Häschen so freundlich an, wie sie konnte. Das Lächeln sah mit den
Piercings in Mund und Nase wahrscheinlich eher bedrohlich aus. "Ich
bin Taja. Aus Berlin."
Das Häschen blinzelte, sagte aber kein Wort. Taja stöhnte innerlich
auf. Musste sie dieses Schuljahr etwa neben einer Taubstummen
verbringen? Sie zog den freien Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte
sich.
"Ich bin Amelie." Die Stimme klang voll und tief und passte nicht zu
der verschüchterten Haltung des Mädchens. "Kannst du deine Tasche ein
Stück zu dir ziehen?"
Taja stierte ihre Sitznachbarn an. Was war denn in die gefahren?
"Deine Tasche reicht in meine Seite hinein", erläuterte Amelie und
tippte mit der Spitze ihres rechten Zeigefingers an die vordere
Tischkante. "Hier, an dem Strich, ist deine Tischseite zu Ende. Das
ist die Grenze."
Aha. Eine Grenze. Taja kniff die Augen halb zusammen und starrte durch
den schmalen Spalt zwischen ihren Augenlidern auf die Stelle, die
Amelies Fingerspitze berührte. Tatsächlich. Dort befand sich ein
dünner, blauer Kugelschreiberstrich. Und diese Grenze durfte sie mit
ihren Sachen nicht überschreiten?
"Das meinst du nicht ernst?"
"Doch." Amelie runzelte die Stirn. Ihre Stimme klang scharf. "Jede von
uns hat einen halben Tisch. Und wenn wir beide uns daran halten,
kriegen wir auch keinen Streit."
Taja schüttelte ungläubig den Kopf. Das musste sie träumen. War sie
statt in die elfte Jahrgangsstufe im Gymnasium in die erste Klasse der
Grundschule geraten?
"Keinen Stress, alles okay", antwortete sie betont friedfertig und zog
die Tasche auf ihre Seite. Bei dieser Psychopathin war Vorsicht
angesagt. Die konnte jeden Moment eskalieren. Besser, sie hielt
haargenau die Grenze ein. Zumindest am Anfang. In ein paar Wochen,
wenn sie sich eingewöhnt hatte, konnte sie immer noch die
Grenzverhandlungen mit ihrer Sitznachbarin beginnen.
"Lahme Truppe", sagte Amelie.
Taja blinzelte. "Was?"
"Nightwish."
Es dauerte ein paar Sekunden, bis Taja begriff, wovon ihre
Sitznachbarin sprach. Das schwarze Shirt mit dem Logo von Nightwish
hatte sie heute Morgen bewusst angezogen, damit ihre neuen
Klassenkameraden gleich kapierten, wie sie drauf war. Ein Statement
eben. Musikalisch. Hier in der Provinz hörten sie wahrscheinlich
Helene Fischer. Oder Marianne Rosenberg.
"Ich steh auf Slayer", erklärte Amelie. "Und Paradise Lost. Da war ich
letzten Monat auf einem Konzert. So was von geil, sag ich dir."
"Oh!" Mehr fiel Taja nicht ein.
"Symphonic Metal wie von Nightwish ist ja nicht übel", fuhr Amelie
fort. "Aber ich zieh mir lieber die derberen Sachen rein."
Taja nickte nur. Der Punkt ging klar an ihre Sitznachbarin. Die
Provinz hatte musikalisch mächtig aufgerüstet. Den Fehler, ihre
Mitschüler zu unterschätzen, würde sie kein zweites Mal begehen.
"Dann magst du sicher auch Mercenary", meinte sie.
"Und Draconia". Amelie grinste. "Auch geil, die beiden. Mercenary
sollen im Winter nach Deutschland kommen, hab ich gehört. Wenn du Lust
hast, können wir ja zusammen zum Konzert gehen. Oder ist dir das zu
hart?"
"Zu hart kann es für mich gar nicht geben." Taja grinste zurück.
Ihre Sitznachbarin nickte. "Also abgemacht. Echt cool, dass du auch
auf Metal stehst. Die anderen Mädels in der Klasse hören alle nur so
einen weichgespülten Scheiß."
"Wie Helene Fischer?" "Du hast`s erfasst." Amelie lachte. "Ist nicht
so mein Ding."
Taja fiel in ihr Lachen ein. Vielleicht würde es in der Provinz doch
nicht so schlimm werden, wie sie befürchtet hatte.

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                   Lektorat von Hans Peter Roentgen


Wie immer die Frage: Finden Sie die Geschichte spannend? Und warum?

Es ist immer eine gute Übung, sich zu überlegen, warum etwas spannend
ist oder warum auch nicht. Das schärft den Blick für die eigenen
Texte. Autorinnen (und auch Autoren) sollten jede  Gelegenheit nutzen,
die Wirkung von Texten zu beobachten. Schreiben Sie ruhig auf, warum
Sie einen Text spannend finden und warum nicht. Noch besser: Schreiben
Sie auf, welche Techniken der Autor benutzt hat. Welche funktionieren
und welche nicht. Und warum.

Zurück zur Ausgangsfrage: Ich halte den Text für spannend. Und für
ziemlich gelungen.


          Spannungsbogen

Warum ist der Text spannend? Dafür gibt es mehrere Gründe. Wir erleben
Taja in einer neuen Klasse. Also in einer neuen Situation. Die Autorin
erzählt uns nicht lang den Alltag, das, was jeden Tag passiert,
sondern beginnt mit einer neuen Situation. Auch wenn Taja tut, als
stünde sie über der Situation, ist sie angespannt. Das ist typisch für
Jugendliche. Sie tun cool, aber sind längst nicht so abgebrüht, wie
sie vorgeben. Wir haben also gleich zu Anfang einen Konflikt.

Der steigert sich. Sie sucht sich einen Platz aus, doch der ist
belegt. Ein kurzer Dialog wie ein Pingpong-Spiel, sie will den Platz,
der andere will ihn nicht freigeben. Weder Taja noch der Junge
erklären lange, warum und wieso. Das ist bei guten Dialogen ganz
wichtig. Lassen Sie nicht die Personen erklären, was warum vor sich
geht. Das kann der Leser sich denken. Eine Lücke, ein Subtext zwischen
den Zeilen, der die Spannung erhöht.

Schließlich gibt Taja auf, der erste Konflikt ist zu ihren Ungunsten
ausgegangen. Wir erleben das durch Tajas Augen. Der Autor erklärt es
uns nicht. Wir Leser fühlen die Enttäuschung. Kein »Taja war
enttäuscht«, mit dem die Autorin uns die Gefühle mitteilt.

Danach teilt ihr ein anderer mit, dass vorne, direkt vorm Lehrerpult,
ein Platz frei ist. Entspannung nach dem ersten Konflikt. Aber nicht
ganz, denn irgendwas stimmt mit dem Platz nicht. Wir ahnen, dass mit
der Schülerin daneben etwas nicht stimmt. Dass dort gleich der nächste
Konflikt wartet.

Und der kommt unvermeidlich. Mit dem Streit über die Grenze. Oh Gott,
neben was für einer Pedantin ist Taja hier gelandet? Der Leser leidet
mit der Heldin. Ganz wichtig für die Spannung: Der Leser muss die
Gefühle der Helden erleben. Es nützt nichts, sie dem Leser per
Autorenstimme mitzuteilen.

Dann wieder Entspannung. Und Überraschung. Die graue Maus ist gar
nicht so grau, sondern noch härter als Taja. Zumindest, was ihren
Musikgeschmack angeht. Der Konflikt wird aufgelöst; die beiden Mädchen
haben viel gemeinsam und verabreden sich. Entspannung.

Aber wir ahnen: Lange wird diese Entspannung nicht vorhalten. Der
Autor wird Taja stantepede in den nächsten Konflikt stürzen. Dieser
geschickte Aufbau Spannung (Konflikt) - Entspannung - größere Spannung
- Überraschung - Entspannung hält den Leser gefangen. Der Angelhaken
ist ausgeworfen.


Übung
.....
Untersuchen Sie in einem eigenen Text, wie sich dort Spannung und
Entspannung aufbauen.

Haben Sie einen Konflikt? Wie wird er gelöst und gleichzeitig der
nächste Konflikt angedeutet?


           Rückblende

Gleich im  zweiten Absatz gibt es eine Rückblende:

.....
»In ihrer Schule in Berlin waren die Wände von einem schmutzigen Grau
gewesen und kahl, ohne irgendeinen Schmuck, der die trostlose
Atmosphäre aufgeheitert hätte. Reduziert auf das Wesentliche. Keine
Ablenkung von der täglichen schulischen Langeweile.«
.....

Rückblenden auf der ersten Seite sind gefährlich. Sie dienen oft nur
dazu, dass der Autor dem Leser Dinge erklären kann, von denen er
überzeugt ist, dass der Leser sie wissen muss. In der Regel bremsen
sie den Lesefluss, und ich streiche sie. Der Text wird dann
spannender.

Könnte man obige Rückblende streichen, und der Text würde besser
werden?

Nein. Aber warum nicht?

Weil diese Rückblende durch den Gegensatz der beiden Klassenzimmer ein
gutes Bild des neuen Klassenzimmers zeichnet. Und Taja lebendiger
werden lässt. Sie findet graue Klassenzimmerwände besser als solche
mit Wandschmuck. Ungewöhnlich. Nicht das Übliche. Und wie ist es mit
der nächsten Rückblende?

.....
»Wie sie das hasste! Dauernd eine neue Stadt, eine neue Schule, neue
Lehrer und Mitschüler. Und jetzt dieses Kaff am Ende der Welt, in dem
ihr Vater eine Stelle als Leiter des Stadtmuseums gefunden hatte. Was
für ein Absturz nach Berlin, dieser hektischen und aufregenden und
geilen Stadt, in der sie zwei Jahre gelebt und die sie geliebt hatte.
Ihrer Mutter war es egal gewesen, wohin sie zogen, als Lektorin konnte
sie von überall arbeiten, wo ihr Computer stand. Und ihr jüngerer
Bruder Tom hatte unbedingt weg gewollt, weil der Verweis von seiner
Berliner Schule gedroht hatte. Tajas Einwände waren von ihrer Familie
einfach weggewischt worden.«
.....

Würde der Text gewinnen, wenn ich diesen Absatz streichen würde? Nein.

Warum nicht? Weil wir diesen Absatz durch die Augen von Taja erleben.
Sie betritt ein neues Klassenzimmer. Der Stil ist ein ganz anderer als
der der Klasse in Berlin. Und damit wird ihr nochmals klar, dass sie
diesen Schulwechsel nicht will. Diese Rückblende ist keine Erläuterung
des Autors, sondern das, was Taja durch den Kopf geht. Was an dieser
Stelle passt. Obendrein steigert es den Konflikt. Nicht nur, dass sie
jetzt in eine neue Klasse kommt, sich neu orientieren muss. Obendrein
ist es etwas, das ihr aufoktroyiert wurde. Gegen ihren Willen. Wir
leiden mit ihr. Ständig wird sie durch die Weltgeschichte gescheucht,
immer neue Schulen.


          Erzählstimme

Die Erzählstimme ist die Stimme, die uns die Geschichte erzählt. Das
ist nicht Taja, denn wir haben keine Ich-Erzählerin. Dennoch ist die
Stimme dicht an Taja, schildert die Ereignisse durch ihre Augen. Es
ist keine distanzierte Stimme, kein Autor, der uns erklärt, was Sache
ist. »Und jetzt dieses Kaff am Ende der Welt«, das ist Tajas Stimme.

Mancher Autor würde schreiben: »Taja fand, dass dies ein Kaff am Ende
der Welt war.« So ein Satz legt sofort Distanz zwischen Taja und
Leser. Blickt von außen auf die Person, und der Leser erfährt etwas,
aber er fühlt nicht mit Taja mit.

Auch aus einem anderen Grund funktioniert die Erzählstimme. Sie
erzählt in der Art, wie Jugendliche sprechen. Viele Autoren verfassen
Jugendbücher in einer Sprache, die einem Erwachsenen gehört. Behäbig,
mit ausführlichen Begründungen. Tun Sie das nicht. Lauschen sie
Jugendlichen. Wie sprechen die untereinander? Lesen Sie gute
Jugendbücher. Wie fühlt sich die Erzählstimme von »Tschik« an, von
»Der Fänger im Roggen«, von "Huckleyberry Finn«?

Sie müssen nicht den aktuellen Jugendslang verwenden. Der ändert sich
sowieso alle paar Jahre. Aber die Leser müssen eine jugendliche
Erzählstimme spüren. Locker, scheinbar kann sie nichts erschüttern,
sie steht über allem. »Ein Haufen angepasster Loser. Kein Wunder, dass
sie auffiel wie ein Papagei in einem Taubenschlag.« Und zwischen den
Zeilen spüren wir, wie verletzlich Taja ist, auch wenn sie noch so
cool und überlegen tut.


          Beschreibung

Wie sieht Taja aus? »Kein Wunder, dass sie auffiel wie ein Papagei in
einem Taubenschlag mit ihren schwarzen Klamotten, dem silbernen
Ohrring mit dem Totenkopf und den Piercings im rechten Nasenflügel und
in der Unterlippe«, so wird sie beschrieben. Sie schaut nicht in den
Spiegel, der Autor erklärt uns nicht: »Taja war sechzehn, trug
schwarze Klamotten, hatte einen silbernen Ohrring mit Totenkopf im Ohr
und Piercings im rechten Nasenflügel und in der Unterlippe.« Sie wird
uns beschrieben, weil sie auffällt wie ein Papagei im Taubenschlag.
Damit wird der Unterschied zu den anderen Schülern deutlich. Wir
erhalten nicht nur ein Bild von Taja, sondern auch von den
Klassenkameraden.

Ach ja, welche Haarfarbe hat Taja? Welche Augenfarbe? Wie ist ihr
Gesicht geschnitten, hat sie die Wimpern getuscht, sind die Augen blau
oder braun, die Haare lang oder kurz, ist sie groß, mittel oder klein?
Wissen Sie nicht? Ich auch nicht. Haben Sie diese Info vermisst? Ich
nicht. Die Autorin hat sich darauf beschränkt, nur die wichtigen
Details zu schreiben. Den Rest darf sich jeder Leser selbst ausdenken.
Die meisten sehen vermutlich ein großes Mädchen mit schwarzen Haaren
vor sich. Wie ich. Die Lücken, die der Autor lässt, können die Leser
füllen, dürfen sie füllen. Ein, zwei Details und schon klappt das.
Beschreiben Sie nie zu viel. Gerade genug, dass der Leser ein Bild
bekommt.


          Witz und Bilder

Der Papagei im Taubenschlag, das Bundesverdienstkreuz, das dem
Speichellecker in den Hintern geschoben wird, und andere
Formulierungen sorgen für Witz. Mit Witz können Sie nicht nur Spannung
erzeugen - eine andere als die Spannung durch Handlung -, Sie können
vor allem mit wenigen Worten Bilder malen, die der Leser sofort
begreift.


          Inhalt und Klischee

Aber ist das nicht alles Klischee? Die toughe Schwarzgekleidete, die
Heavy Metal hört, die braven Bübchen und Mädchen, die Helene Fischer
hören? Sicher. Ist es auch. Aber so gut geschildert, dass es wirkt.
Und darauf kommt es an.


          Details

Einige Details ließen sich verbessern. Auch gute Texte lassen sich
noch überarbeiten. Je besser ein Text bereits ist, desto vorsichtiger
sollte aber die Überarbeitung sein. Man kann Texte auch
totlektorieren. Vor allem, wenn man nur nach Schreib- und
Grammatikregeln vorgeht und möglicherweise die Wirkung eines guten
Textes zerstört.

Hier ist ein etwas ungelenker Satz: »Und ihr jüngerer Bruder Tom hatte
unbedingt weg gewollt, weil der Verweis von seiner Berliner Schule
gedroht hatte.«

"Weg gewollt" fällt aus dem Sprachstil und klingt holprig. Das liegt
auch an dem Plusquamperfekt, das man hier gar nicht benötigt.
Vielleicht so: »Und ihr jüngerer Bruder Tom wollte nur weg, nichts wie
weg. Weil der Schulverweis in Berlin drohte.«

Auch dieser Satz lässt sich verbessern: »Sie schlängelte sich durch
die im Klassenraum verteilen Grüppchen hindurch bis zu dem Zweiertisch
vor dem Lehrerpult.«

Da haben wir die beliebte Partizipkonstruktion, die unnötig ist. »Sie
schlängelte sich durch die Grüppchen im Klassenraum«, das klingt
besser. Dass die verteilt sind, kann sich jeder Leser denken.

Fazit: Sorgen Sie in Ihren Texten für eine packende Spannungskurve.
Beschreiben Sie nicht alles, sondern nur das, was der Leser benötigt,
damit Bilder in seinem Kopf entstehen. Und achten Sie darauf, wie Ihre
Erzählstimme klingt. Passt sie zu ihrer Heldin?

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Hans Peter Roentgen ist der Autor der Bücher "Vier Seiten für ein
Halleluja" über Romananfänge, "Drei Seiten für ein Exposé" und
"Schreiben ist nichts für Feiglinge". Außerdem hält er Schreibkurse
und lektoriert. Im letzten Jahr ist sein neuer Ratgeber "Spannung -
der Unterleib der Literatur" erschienen.


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FRAG DIE EXPERTIN FÜR LYRIK:
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Frage:
Ich habe mich riesig über eine Anfrage eines US-amerikanischen
Lehrbuchverlags gefreut, der sich für eines meiner auf  [...]
veröffentlichten Gedichte interessiert. Er möchte es in seinem
Lehrbuch für Deutsch als Fremdsprache veröffentlichen, unter dem Titel
"Was der Mensch braucht".

Selbstverständlich werde ich meine Einwilligung geben. Aber nun meine
Frage: Ich hätte gern ein Honorar für diese Veröffentlichung. Ist das
üblich, und wenn ja, was kann ich erwarten?

Antwort:
Es gibt auf diesem Bereich keine Regeln, nicht einmal etwas, was
üblich wäre. Ob Sie nun 50 oder 20 oder 100 Euro oder Dollar dafür
bekommen - das können Sie als eine Frage der Ehre oder auch als eine
Prinzipienfrage ansehen.

Letztlich würde ich mich an Ihrer Stelle vor allem darüber freuen,
dass Ihre Gedichte an US-amerikanischen Highschools gelesen und
diskutiert werden. Wo findet Literatur denn statt? Ich würde mich
freundlich bedanken, würde klarstellen, dass Sie nur ein einfaches
Nutzungsrecht einräumen, und sich nach dem Honorar erkundigen. Sie
könnten natürlich auch schreiben, dass Sie auf jeden Fall eine
bestimmte Summe x haben wollen. Was der Mensch eben braucht. Dann wird
der Verlag vielleicht weiter im Internet nach deutschsprachigen
LyrikerInnen recherchieren. Ein Honorar für die Veröffentlichung eines
Gedichtes ist leider selten geworden. Beim "Jahrbuch der Lyrik" wurde
das Honorar von 10 oder 20 Euro pro veröffentlichtem Gedicht vor
Jahren eingestellt, mit der Begründung, ein Gedicht sei unbezahlbar.

                  **~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~**

Martina Weber, Lyrikerin und Juristin, seit 2005 Leitung der
Textwerkstatt II im Zentrum für junge Literatur in Darmstadt.
Lyrikdebüt: "erinnerungen an einen rohstoff" Poetenladen Verlag 2013.
Außerdem: "Zwischen Handwerk und Inspiration. Lyrik schreiben und
veröffentlichen", Uschtrin Verlag, 3. Auflage 2011. Profil im
Poetenladen: http://poetenladen.de/martina-weber-person.html.


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