Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Schreib-Kick
Was dem Lektorat auffällt
"Beardmore Gletscher"
von Leo Aldan, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Im Tempest vor 10 Jahren: Küss mich, ich bin ein Autor!
von Franziska Röchter
Vorstellung
"Homer - Historische Literatur"
inklusive Interview mit Jury-Koordinatorin Carmen Mayer
Frag die Expertin für Marketing
(Maike Frie)
EDITORIAL
Liebe Autorinnen und Autoren,
alles neu macht der März: Wie ihr seht, haben wir den Tempest in eine neue, optimierte HTML-Form gegossen. (Das heißt, die meiste Arbeit hat Thomas Roth-Berghofer gemacht!) Damit passt unser Newsletter sich nun unterschiedlichen Mailprogrammen und Einstellungen an, und wir haben endlich auch ein paar mehr Formatierungsmöglichkeiten, die die Texte besser lesbar und übersichtlicher machen. Feine Sache, was meint ihr?
Inhaltlich machen wir natürlich so weiter wie bisher, mit praktischen, nützlichen, hilfreichen und informativen Beiträgen. Zum Beispiel mit dem neuen Lektorat von Hans Peter Roentgen, Ursula Schmid-Spreers Vorstellung von HOMER, einer Antwort unserer Marketingexpertin Maike Frie, jeder Menge News aus dem Literaturbetrieb von Ramona Roth-Berghofer - und einem Rückblick auf die Rubrik "Küss mich, ich bin ein Autor!" aus dem Tempest von vor zehn Jahren.
Der Tipp des Monats, diesmal von www.writingforward.com/blog:
Don’t focus exclusively on storytelling at the expense of crafting compelling language.
Nach unserem Aufruf vor gut einem Jahr habt ihr damals mehr freiwillige Beiträge überwiesen als vorher, was uns ermöglicht hat, weiterzumachen. Inzwischen gehen aber deutlich weniger Beiträge ein als zuvor. Daher noch einmal die Bitte: Helft mit, den Tempest am Leben zu erhalten - auch kleine Beiträge helfen! Einfach über Paypal auf unserer Website oder per Überweisung (Daten dazu unterm Editorial). Danke!
Gabi Neumayer
Chefredakteurin
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Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto:
Jürgen Schloßmacher
Kreissparkasse Köln
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Stichwort: "Beitrag Tempest"
Ihr könnt auch über unsere Website direkt per Paypal überweisen!
Und wer nicht überweisen möchte, kann uns den Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest).
ISSN 1439-4669 Copyright 2019 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
INHALT DIESER AUSGABE
TEIL 1
Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Schreib-Kick
Was dem Lektorat auffällt
"Beardmore Gletscher"
von Leo Aldan, Lektorat: Hans Peter Roentgen
Im Tempest vor 10 Jahren: Küss mich, ich bin ein Autor!
von Franziska Röchter
Vorstellung
"Homer - Historische Literatur"
inklusive Interview mit Jury-Koordinatorin Carmen Mayer
Frag die Expertin für Marketing
(Maike Frie)
Impressum
TEIL 2 (in separater E-Mail, falls ebenfalls abonniert)
Veranstaltungen
Ausschreibungen
Publikationsmöglichkeiten
mit Honorar
ohne Honorar
Seminare
Messekalender
HALL OF FAME (
Die "Hall of Fame" zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können.
Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema:
.......
AutorIn: "Titel", Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):
Johanna Ernst: "Der Fall der falschen Meldung", Hüstel Verlag 2015, Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive Homepage!
.......
Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.
ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä.
Schickt eure Texte unter dem Betreff "Hall of Fame" an d
Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
Sontje Beermann: „Meeresrauschen im Herzen“, Forever by Ullstein 2019, Liebesroman. Ein Küstenroman mit Herz und Gefühl, www.sontje-beermann.de
Anita Konstandin: "Verhängnisvolle Freundin", Silberburg-Verlag 2019, Kriminalroman. Mehr unter anita-konstandin.de
Rita König: "Fast schon ein ganzes Leben", Lauinger Verlag 2018, Gegenwartsroman. Leseproben und mehr auf www.rita-koenig.de
NEUES AUS DER BUCHSZENE (
Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie nie zuvor. Ob es nun um neue Vertragsbedingungen mit Amazon geht, die zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen - natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Interviews / Gespräche
Leserschwund, Käuferschwund. Stirbt die Buchhandlung an der Ecke?
Interview mit dem Bestsellerautor Andreas Eschbach.
Buchhandel / Zwischenhandel
Thalia mit weiterer Filiale in Berlin.
KNV-Insolvenz: Menetekel für die Buchbranche.
Insolvenz der KNV-Gruppe: Welche Auswirkungen sind bereits zu spüren?
Mut zur Erweiterung: Inhabergeführte Buchhandlung in Stuttgart hat sich erfolgreich vergrößert.
Büchervermittler Reinhold Joppich erklärt: Gibt es eine Krise auf dem Buchmarkt?
Zentraler Novitäteneinkauf. Thalia-Gruppe setzt auf VLB-TIX.
Verlage / Konzerne
Nach fünf Jahren Pause startet Faber & Faber neu.
Amazon stellt Weichen für weitere stationäre Expansion.
Verlegerin Julia Graff über digitale Verlagsbesuche.
Rowohlt startet Umzug nach Hamburg.
Rechtliches / Politik
Artikel 13: Sollten Autoren die EU-Urheberrechtsreform bekämpfen?
Urheberrecht: Der Lohn des Künstlers.
Drehbuch / Film / Buch
Kultur / Literaturszene / Politik
Schwülstige neue Bücher: Gegen das gewaltige Gewoge!
"Zerstörerische Eingriffe": Appell richtet sich gegen gendergerechte Sprache.
Interview mit Nina George zum Thema gendergerechte Sprache: "Ein Mittel der Präzision.“
Buchmessen / Veranstaltungen
Neugestaltung der Frankfurter Buchmesse: Die Messe der Zukunft.
Interview mit Jacks Thomas, Direktorin der London Book Fair: "Wir werden die Probleme lösen.“
Frankfurter Buchmesse: Bewerbungen für internationale Programme jetzt möglich.
Anlässlich der Leipziger Buchmesse: Dies ist das literarische Tschechien.
"Fokus Lyrik": Was die lyrische Sprache „Hate Speech“ entgegensetzen kann.
Übersetzungen
Booker International Prize: Independent presses publish "finest works of translation“.
Preise / Wettbewerbe
Die Schwedische Akademie stellt sich neu auf: Sind die Reformen ausreichend?
Wettbewerb "Schönste Bücher aus aller Welt": Goldene Letter für "Amsterdam Stuff“.
Digitalisierung / Internet
E-Book-Projekt des Auswärtigen Amts: Bestsellerautorin Cornelia Funke ist Patin.
Künstliche Intelligenz: Erübrigt sich die Autorschaft?
Selfpublishing
"Große Gefahr bis hin zur Existenzbedrohung": Selfpublisher fürchten EU-Urheberrechtsreform.
International
London Book Fair 2019: Der Brexit überschattet alles.
US-Verlage: In Verträgen mit Autoren sind immer häufiger "Morality Clauses" zu finden.
US book market: Unit sales of print books fell by 7 per cent during February.
"Book poverty" in the UK: More than 700 libraries closed since 2010.
Book Piracy: How bad is the situation in the UK?
United Kingdom: Sales boom in translated fiction of European authors.
SCHREIB-KICK (
Der Kick des Monats, diesmal von Nora-Marie Borrusch:
Essen und Gerüche
Um sich in Stimmung zu versetzen, eine richtige Szenerie zu entwickeln, sind Essen und typische Gerüche des Setting-Landes hilfreich. Dazu kann man natürlich erst mal in die Küche gehen und schnuppern. Wie riecht es auf dem orientalischen Markt, wenn die Sonne brennt und man vor den Schalen mit Paprika, Kumin und Kümmel steht? Wie riecht frisch gemahlener Pfeffer, und ab wann muss man davon niesen? Welche Bedingungen brauchen diese Gewürze, um zu wachsen, also wie muss es in dem Land aussehen?
Sofern man die Möglichkeiten der eigenen Küche ausgeschöpft hat, kann man ins Restaurant gehen. Nehmen wir asiatisches Essen: Reis. Reisfelder sehen in der Landschaft ganz anders aus als Weizenfelder. Wie hört es sich an, wenn man durch ein Reisfeld läuft? Es raschelt nicht – weniger Grusel –, es platscht viel mehr – mehr Ekel, wenn der Held beispielsweise auf der Flucht ist.
WAS DEM LEKTORAT AUFFÄLLT (
"Beardmore Gletscher"
Text: Leo Aldan, Lektorat: Hans Peter Roentgen
1. Beardmore Gletscher, Antarktis
Die Temperatur hätte niedriger sein müssen. Georgina Finley registrierte es mit einer gewissen Unruhe. Ihre Sinne stellten sich scharf. Es war immer das Wetter, das die Außeneinsätze in der Antarktis gefährdete. Jederzeit konnte es umschlagen.
Georgina raste mit ihrem Schneemobil den im Schatten liegenden Beardmore Gletscher hinauf. Ohne vom Gas zu gehen, nahm sie eine Hand vom Lenker und wischte mit ihrem dicken Handschuh die Tropfen von ihrer Schneebrille. Sie taxierte den kristallklaren Himmel. So weit sah es ganz gut aus, aber hinter den weißen Bergspitzen der Supporters Gruppe zu ihrer linken schimmerte die Luft in mattem Gelb.
"Mir gefällt das nicht." Camilles spröde Stimme kam aus dem Helmlautsprecher.
Georginas Assistentin hatte schon ein gutes Dutzend Male in der Antarktis gearbeitet. Sie und die Laborantin Nicky fuhren versetzt neben ihr und zogen Fahnen aufgewirbelten Schnees hinter sich her.
"Mir auch nicht", sagte Georgina.
Camille lachte humorlos. "Sollen wir umkehren?"
Und die Mission so kurz vor dem Ziel abbrechen? Georgina hatte einen Verdacht. Über hundert Vulkane gab es unter dem Eispanzer der Antarktis. Vor ihrem inneren Auge explodierte das Eis. Der Krakatau wäre dagegen harmlos wie ein Feuerwerksböller. Sie schüttelte die Vorstellung ab. Sie brauchte Daten, die Aufzeichnungen aller Seismographen. Fehler konnte sie sich nicht leisten. Sie war die jüngste Teamleiterin der McMurdo-Station. Sie checkte das GPS: S84°49'55,2" E163°35'42,8" - Höhe 1768 Meter über Normalnull. Der Umkehrpunkt war bereits überschritten. Entschlossen drehte sie den Gasgriff bis zum Anschlag, der Motor heulte auf und das Schneemobil sprang über die Bodenwellen. "Wir fahren weiter zum oberen Camp."
"Dort werde ich mir erst mal die Finger wärmen", hörte sie Nicky aus dem Helmlautsprecher.
"Wenn du glaubst, deine Hände einem Mann unter den Pullover schieben zu können, täuschst du dich", erwiderte Camille. "Das Camp ist unbesetzt."
Das war so typisch für die beiden. Wo immer Nicky auftauchte, zog sie mit ihren Mandelaugen und ihrem sexy Körper die Blicke der Männer magnetisch an, was sie gerne ausnutzte. Die hagere Camille McFarland fand selten Aufmerksamkeit.
Georgina wischte die Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf die Piste. Sie suchte den nächsten rotgeflaggten Markierungsstab. Eine halbe Meile vor ihr steckte er im Schnee. Dort verbargen sich Gletscherspalten.
Ein explosionsartiger Knall ließ sie zusammenfahren.
Camille deutete nach links Richtung Mount Bartlett. "Gletscherbruch."
Das hatte gerade noch gefehlt! Es bedeutete neue Gletscherspalten - unmarkierte. Georgina drosselte die Geschwindigkeit. Das Eis unter ihr erschien ihr nicht mehr sicher. Sie steuerte nach rechts, näher an die Flanke der Skaar Ridge, deren Gipfel im Schein der flachen Sonne matt leuchteten. Sie hoffte, so genügend Abstand zu den Spalten zu bekommen.
Am Himmel zog Dunst auf.
Camille bemerkte es auch. "Da braut sich ein Unwetter zusammen."
Georgina wünschte, sie könnte schneller fahren. Sie hielt sich so weit wie möglich von den Markierungen fern. Es wurden immer mehr: links dicht wie ein Röhricht, auch rechts kamen sie näher. Georgina fädelte sich klopfenden Herzens hindurch.
Major Healey, Kommandant der McMurdo-Station, hatte sie gewarnt: Letztes Jahr war auf dieser Strecke eines der Kettenfahrzeuge eingebrochen. Die Bergung war schwierig gewesen und einem Teammitglied musste wegen Erfrierungen ein Fuß abgenommen werden. Georgina zog es bei diesem Gedanken den Magen zusammen. Sie ließ kein Auge von der Piste.
Plötzlich registrierte sie eine Bewegung vom Polarplateau, eine Bö schüttelte ihren Schlitten und in Sekunden hüllte sie staubfeiner Schnee ein. Berge und Horizont verschwanden in einem diffusen Weiß, das alles verschluckte. Ein verdammtes White-out! Ihr Herz schlug bis zum Hals. Sie musste jetzt die Nerven behalten. Kein abruptes Bremsmanöver, die Gefahr war viel zu groß, dass ihre beiden Mitarbeiterinnen in sie hineinrasten. Aber irgendwo vor ihr klafften Gletscherspalten. Schon hatte sie den Befehl zum Anhalten auf den Lippen, da zeichneten sich die Konturen der Landschaft wieder ab. Georgina nahm einen tiefen Atemzug. Glück gehabt. Wäre sie allein unterwegs, könnte sie mehr riskieren. Aber sie hatte Verantwortung. Sie musste so schnell wie möglich auf die Höhen, bevor es schlimmer wurde. "Bleibt genau auf meiner Spur", rief sie ins Helmmikrofon und ließ den Motor aufheulen. Sie visierte die abgesteckte Spur an, behielt aber den Himmel im Auge.
Hinter der Skaar Ridge, die das Ende der Queen-Alexandra-Kette bildete, verließ sie den Beardmore-Gletscher und steuerte den steilen Anstieg zum Polarplateau hinauf. Auf der Hochebene blies ihr ein heftiger Wind entgegen. Von Süden rollten schwarze Wolken heran.
Nicky schob sich mit ihrem Schneemobil neben Georgina. "Ist das nicht wunderschön", rief sie begeistert und deutete auf den Himmel hinter sich.
Georgina drehte den Kopf und erblickte eine linsenförmige Lichterscheinung, die über der gesamten westlichen Bergkette aufzog. Im Zentrum erschien sie dunkellila, an den Rändern ging sie in mattes Gelb über. Unwillkürlich lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. "Hast du so etwas schon mal gesehen, Camille?"
Die schüttelte den Kopf.
Instinktiv zog Georgina die Schultern ein. Unbekannte Wettererscheinungen häuften sich in den letzten Jahren — und meistens brachten sie nichts Gutes. Sie konzentrierte sich wieder auf die Piste. Mit Höchstgeschwindigkeit flogen die Schlitten über das glatte Schneefeld und in weitem Bogen um Mount Wild herum. In einem geschützten Tal dahinter befand sich das Camp und nur unweit davon war der Seismograph verankert. Der letzte, bei dem Georgina Akkus und Datenchips austauschen sollte. Danach war ihre Mission beendet. Mit den Daten von einundzwanzig Seismographen, die vier Jahre lang auf den Puls der antarktischen Vulkane gelauscht hatten, würden sie und ihr Team in die Vereinigten Staaten zurückfliegen. Ein mulmiges Gefühl beschlich sie beim Gedanken an die Auswertung.
Plötzlich erschien der Schnee vor ihr glatt und glänzend. "Vorsicht! Glatteis!", schrie sie ins Helmmikrophon. Schon geriet ihr Schneemobil ins Schlingern, der Anhänger verstärkte den Impuls und brachte das Gespann ins Schleudern. Georgina schoss das Adrenalin in die Adern. Im Augenwinkel sah sie Nickys Gefährt auf eine Kante zurutschen.
"Nicky!" Camilles panische Stimme mischte sich im Helmlautsprecher mit ihrer eigenen. "Gegensteuern! Gegensteuern!"
Während sie versuchte, ihr Schneemobil unter Kontrolle zu bringen, kippte Nickys Gespann über den Grat und verschwand.
Georgina stieß einen Schrei aus. "Nicky!" Mit Mühe brachte sie ihren Motorschlitten zum Stehen. Sie sprang von ihrem Sitz und sofort zog es ihr die Füße unterm Körper weg. Reflexartig krallte sie sich an Lenker und Sitzbank fest. "Nicky, melde dich!", brüllte sie in ihr Helmmikrophon.
Keine Antwort.
Lektorat von Hans Peter Roentgen
Antarktis, drei Frauen mit Schneemobilen unterwegs. Schon das Umfeld sorgt für Spannung. Nach und nach werden die Anzeichen bedrohlicher, wir erleben die Antarktis, sie wird nicht einfach behauptet. Wir ahnen, es wird etwas passieren, wissen aber nicht was. Das erhöht die Spannung zusammen mit den Gefahren, die wir nach und nach kennenlernen.
Handlung statt Infodump oder Erklärbär
Da gibt es die Markierungen der Gletscherspalten, auf die die Drei achten müssen. Es wird nicht gesagt: „In der Arktis gibt es gefährliche Gletscherspalten, auf die Georgina achten musste. Sie waren durch Markierungen rechts und links von der Fahrspur und Georgina musste darauf achten, möglichst weit davon entfernt zu fahren."
Das wäre ein Infodump, den uns die Autorin mit ihrer Autorenstimme erzählen würde. Stattdessen steht dort:
Sie steuerte nach rechts, näher an die Flanke der Skaar Ridge, deren Gipfel im Schein der flachen Sonne matt leuchteten. Sie hoffte, so genügend Abstand zu den Spalten zu bekommen.
Am Himmel zog Dunst auf.
Camille bemerkte es auch. "Da braut sich ein Unwetter zusammen."
Georgina wünschte, sie könnte schneller fahren. Sie hielt sich so weit wie möglich von den Markierungen fern. Es wurden immer mehr: links dicht wie ein Röhricht, auch rechts kamen sie näher. Georgina fädelte sich klopfenden Herzens hindurch.
Wir denken das, was Georgina denkt, sehen, was sie sieht, fühlen, was sie fühlt. Aber nicht durch Behauptungen ("Georgina fühlte ihr Herz klopfen und war besorgt"), sondern durch ihre Wahrnehmung ("Sie fädelte sich klopfenden Herzens hindurch"). Dass sie besorgt ist, dass die Situation gefährlich ist, kann der Leser aus dem erschließen, was sie tut.
Dialog statt Infodump
Und wie erfahren die Leser etwas über das Aussehen?
Auch nicht durch Behauptungen ("Georgina war mager, Nicky dagegen sexy"), sondern durch einen Dialog:
Entschlossen drehte sie den Gasgriff bis zum Anschlag, der Motor heulte auf, und das Schneemobil sprang über die Bodenwellen. "Wir fahren weiter zum oberen Camp."
"Dort werde ich mir erst mal die Finger wärmen", hörte sie Nicky aus dem Helmlautsprecher.
"Wenn du glaubst, deine Hände einem Mann unter den Pullover schieben zu können, täuschst du dich", erwiderte Camille. "Das Camp ist unbesetzt."
Das war so typisch für die beiden. Wo immer Nicky auftauchte, zog sie mit ihren Mandelaugen und ihrem sexy Körper die Blicke der Männer magnetisch an, was sie gerne ausnutzte. Die hagere Camille McFarland fand selten Aufmerksamkeit.
Wir bleiben in den Gedanken und Handlungen von Georgina, erleben, was sie denkt und tut.
Bleiben wir tatsächlich bei Georgina? Sehen Sie sich den Abschnitt nochmals an. Gibt es Stellen, wo Sie Georgina verlassen? Wo nicht sie, sondern der Autor zu uns spricht?
Ja, die gibt es: "Das war so typisch für die beiden“, das sagt uns der Autor, nicht Georgina. Kein allzu großes Problem, auch ich habe beim ersten Lesen darüber hinweggelesen, es erst beim zweiten Mal bemerkt. Und es lässt sich leicht ändern, indem man diesen Satz einfach ersatzlos streicht.
Perspektive und Distanz
Wenn es spannend wird, wenn die Szene eine Actionszene ist, sollte man möglichst nahe an den Personen bleiben. Also personale Perspektive. Auch wenn Sie in der auktorialen Perspektive schreiben, lohnt es sich, in solchen Szenen aus der Sicht der Personen zu erzählen. Nein, das ist keine Verletzung der Perspektive. Auch auktoriale Erzähler können ganz nah an ihre Figuren herangehen. Lassen Sie sich da nichts von Perspektiv-Dogmatikern einreden.
Korinthen
Oben habe ich einen Satz entdeckt, bei dem der Text in die Autorenstimme verfällt, die Perspektive Georginas verlässt.
Eine Korinthe, sicherlich. Gibt es noch weitere?
Übung
Lesen Sie sich den Text noch einmal genauestens durch. Markieren Sie Stellen, in denen Georginas Perspektive verlassen und dem Leser vom Autor etwas mitgeteilt wird, anstatt dass er es durch die Gedanken oder Wahrnehmungen Georginas erlebt.
Korinthen machen auch Mist
Warum reite ich hier so auf diesen Korinthen herum?
Die allermeisten Leserinnen und Leser werden das gar nicht bemerken. Trotzdem ist es wichtig, dass Sie, liebe Autorinnen und Autoren, sich damit beschäftigen. Dafür gibt es zwei Gründe:
Erstens schult es Ihre Textwahrnehmung. Wenn Sie solche Korinthen suchen, schärfen Sie Ihr Auge für Stil, Perspektive und Spannung. Sie werden in Zukunft weniger Korinthen schreiben, sie schneller entdecken.
Zweitens nehmen Leser es zwar meist nicht bewusst wahr, dennoch hat es Folgen. Vielleicht sind sie ein bisschen begeisterter von dem Text, finden ihn einen Tick spannender, ohne begründen zu können, warum das so ist. Und dann erzählen sie einen Tick aufgeregter von dem Buch, die Rezension bei Amazon hat mehr Feuer, lockt mehr Leser, sich das Buch anzusehen,
Alles gute Gründe, Korinthen ernst zu nehmen.
Müssen Sie dazu ein Korinthenkacker werden?
Jedesmal den Text auf jede noch so kleine Korinthe zu prüfen, ist das wirklich nötig? Nein, wenn Sie ein erfahrener Autor sind. Ja, wenn Sie noch am Anfang stehen. Mit Erfahrung und Training werden Ihnen weniger Korinthen unterlaufen. Und wenn die Zahl geringer ist, dann verzeihen das Leser leichter. Zehn Druckfehler auf einer Seite brechen einem Text den Hals, einer auf zehn Seiten nicht. Ich weiß, ich wiederhole mich, aber das ist so wichtig, dass ich es gar nicht oft genug sagen kann.
Und deshalb sollten Sie trainieren, Korinthen zu entdecken oder gar nicht erst zu schreiben.
Spannung
Spannung ist das Wichtigste an einer Geschichte. Wenn der Text nicht fesselt, klappt der Leser das Buch zu. Oder, wenn er zur pflichtbewussten Lesergattung gehört, er quält sich bis zum Ende durch. Ganz sicher wird er nicht begeistert davon erzählen, höchstens sorgsam gewählte Worte finden ("ganz nett", "interessant"). Was glauben Sie, wie viele neue Leser wird die Aussage "ganz nett" generieren? Da ist selbst ein emotionaler Verriss wirkungsvoller.
In die Person verwandeln
Bei Actionszenen müssen Sie sich in Ihre Heldin, Ihren Held verwandeln, denken wie er, fühlen wie er, sehen, riechen wie er. Was bedeutet das in der folgenden Textstelle?
Nicky schob sich mit ihrem Schneemobil neben Georgina. "Ist das nicht wunderschön", rief sie begeistert und deutete auf den Himmel hinter sich.
Georgina drehte den Kopf und erblickte eine linsenförmige Lichterscheinung, die über der gesamten westlichen Bergkette aufzog. Im Zentrum erschien sie dunkellila, an den Rändern ging sie in mattes Gelb über. Unwillkürlich lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. "Hast du so etwas schon mal gesehen, Camille?"
Sie sind eine erfahrene Frau, die die Gefahren der Antarktis kennt, fahren so schnell, wie sie es gerade riskieren können, denn Sie müssen ins Camp. Und auf Spalten, Glatteis und weitere Gefahren achten. Würden Sie da zurückschauen? Ganz sicher nicht. Vielleicht einen kurzen Blick in den Rückspiegel. Wenn auf der Autobahn ihr Beifahrer sagt: "Schau mal zurück", drehen Sie dann den Kopf? Oder sehen Sie in den Seiten- oder Rückspiegel?
Nadine ist Praktikantin, unerfahren, außerdem folgt sie der erfahrenen Leiterin. Gut möglich, dass sie zurückschaut. Georgina würde das nicht tun.
Zusammenfassung
Distanz und Perspektive müssen gerade bei Actionszenen stimmen. Hier passt das meiste, es gibt nur einige wenige Korinthen. Aber es lohnt sich, auch diese zu beachten.
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Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein Halleluja" über Romananfänge, "Drei Seiten für ein Exposé", "Schreiben ist nichts für Feiglinge" und "Klappentext, Pitch und weiteres Getier". Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert.
IM TEMPEST VOR 10 JAHREN: KÜSS MICH, ICH BIN EIN AUTOR!
"Und? Ist es wohl etwas lustig?"
"Also, ich weiß nicht, wie jemand so blöd sein kann, in dieser Form sein Privatleben öffentlich breitzutreten! Das geht doch niemanden etwas an!", motzte der Privatlektor, als er die Passage über den alkoholgefährdeten Protagonisten las.
(Franziska Röchter)
VORSTELLUNG (
"Homer"
vorgestellt von Ursula Schmid-Spreer
In Ulm haben am 1. Februar 2013 mehrere Autoren historischer Romane den Verein "HOMER - Historische Literatur" gegründet. Vorrangiges Ziel der Autorengruppe sei es, den historischen Roman "in all seinen Facetten" zu fördern, so Silvia Stolzenburg, die Erste Vorsitzende von HOMER.
HOMER versteht sich als eine Vereinigung von AutorInnen aller historischen Genres und Subgenres. Jeder soll sich in der Gruppe wohlfühlen, der sich dem Erzählen von Geschichte und Geschichten verschrieben hat. Der antike Dichter Homer verkörpert die gesamte Bandbreite dessen, was historische Erzählungen zu dem Stoff macht, der Leser begeistert. Er gilt als einer der größten Fabulierer, der die ganze Bandbreite menschlicher Tragödie, menschlichen Irrens, aber auch spannungsgeladene Handlung, Abenteuer, Mord, Neid, Gier und Missgunst, Liebe und Leidenschaft in seinen Epen vereint.
Die Autorenvereinigung will zudem Informationen über Vertragsbedingungen und Marktchancen austauschen, gezielte Öffentlichkeitsarbeit mit Lesungen, Symposien und Literaturpreisen betreiben sowie Kontakte zu ausländischen Kolleginnen und Kollegen pflegen.
Viele Fragen beschäftigen die Gruppe HOMER: Was ist ein historischer Roman? Wie erzeugt man Spannung? Was ist wichtiger: die Handlung oder die Darstellung der Charaktere? Muss Kunst das Leben nachahmen oder das Leben die Kunst? Oder ahmen sich beide gegenseitig nach? Was ist Literatur? Gibt es „bessere“ und „schlechtere“ Literatur? Ist Unterhaltung gleichbedeutend mit Trivialität? Warum ist das Wort für Historie das gleiche wie das für Erzählung?
Gerade heute, wo neue Medien wie das E-Book alte Formen wie den Episodenroman wieder zum Leben erwecken, ist es höchste Zeit, engstirnige Beschränkungen niederzureißen und nicht darüber zu streiten, ob Realismus oder Romantik wichtiger ist. Denn darüber haben sich bereits Henry James und Robert Louis Stevenson in den Haaren gelegen – und beide sind großartig!
Die HOMER-Literaturpreise wollen die Vielfalt der historischen Unterhaltungsliteratur fördern. Sie werden in verschiedenen Kategorien verliehen. Der goldene HOMER-Literaturpreis wird in festlichem Rahmen an die AutorInnen übergeben und besteht aus einer Medaille, einer Urkunde und einem symbolischen Geschenk. Die Verlage erhalten werbliche Vorlagen für Banderolen, Anzeigen und Internetbanner. Die Buchhandlungen erhalten ein werbliches Poster mit allen ausgezeichneten Titeln.
.....
Ursula Schmid-Spreer hat Carmen Mayer, die Jury-Koordinatorin, befragt.
Ursula Schmid-Spreer: Welche Aufgaben beinhaltet dieses Amt?
Carmen Mayer: Zunächst einmal vielen Dank für dieses Interview. Ich habe das Amt der Jury-Koordinatorin im Herbst 2017 übernommen und begleite seitdem eine jährlich wechselnde Jury und die uns zugesandten historischen Romane auf dem Weg zum Goldenen HOMER. Das heißt, dass ich zunächst Verlage anschreibe, die historische Romane verlegen, und sie bitte, die Werke ihrer Autor*en innerhalb einer vorgegebenen Frist an die Jury zu schicken. Meine weitere Aufgabe besteht darin, Fragen der Jurys zu beantworten, die beim Lesen der Romane auftauchen, und mit ihnen zu besprechen, wie wir mit Büchern verfahren, die nicht eindeutig den Vorgaben der Ausschreibung entsprechen.
Ich hake nach, wenn den Jurys einzelne angekündigte Bücher fehlen, und stehe mit den teilnehmenden Verlagen in Kontakt, mit denen ich inzwischen eine gute Zusammenarbeit aufbauen konnte. Nach Beendigung der Ausschreibung bekomme ich innerhalb des ersten Kalendervierteljahres die Auswertung der Jurys zugeschickt, anhand derer ich die Preisträger ermitteln kann.
Im vergangenen Jahr wurden 80 Bücher eingereicht, von denen rund 60 zugelassen und ausgewertet worden sind. Sobald die 10 besten Bücher feststehen, benachrichtige ich die Vorstandschaft über das Ergebnis, informiere die Verlage über die Zusammensetzung der Shortlist und lade die Nominierten zur Preisverleihung ein. Im Herbst jedes Jahres werden dann die drei Preisträger des Goldenen HOMER während einer Gala offiziell bekanntgegeben und ausgezeichnet.
USS: Wie viele Mitglieder zählt HOMER?
CM: Nach meiner letzten Information sind wir rund 60 Mitglieder.
USS: Wie oft trifft sich die Vereinigung zu einer Vollversammlung?
CM: Mindestens einmal im Jahr. Dieses Jahr am 22. März während der Buchmesse in Leipzig. Im vergangenen Jahr haben wir uns auch vor der HOMER-Gala getroffen.
USS: Welche Kriterien muss man erfüllen, um Mitglied bei HOMER zu werden?
CM: Wer gerne historische Romane liest, schreibt, vermittelt, rezitiert, verschenkt, verkauft ... ist bei uns herzlich willkommen. Anmelden kann man sich hier.
USS: Was fasziniert dich am Genre Historie?
CM: Mich hat während meiner Schulzeit gestört, dass das Fach „Geschichte“ nur aus langweiligen Jahreszahlen und Namen von Menschen bestand, die diesen Zahlen irgendeine Bedeutung gegeben haben. Ich habe nichts über die Menschen aus jener Zeit erfahren, nichts darüber, wie sie gekleidet waren, was sie gegessen, wie sie in den unterschiedlichen Gesellschaftsschichten gelebt haben. Also habe ich historische Romane gelesen und dann beschlossen, selber zu recherchieren und Romane zu schreiben.
Es ist spannend, auf diese Weise die Zeit ein wenig zurückdrehen, bekannte und unbekannte Menschen kennenlernen, in die Geschichte eintauchen und sie vielleicht auch besser verstehen zu können.
USS: Seit wann gehörst du zu HOMER? Wie bist du selbst zu HOMER gekommen?
CM: Seit über vier Jahren. Ich wurde auf den Stand bei der Leipziger Buchmesse aufmerksam gemacht. Ein Jahr später habe ich dann die Homepage von HOMER entdeckt. Also habe ich mich angemeldet und wurde sofort sehr freundlich aufgenommen.
USS: "Ich bin bei HOMER, weil ..."
CM: ... ich mich dort sehr gut aufgehoben fühle und keine Berührungsängste haben muss. Ich kann mich mit anderen Autor*en austauschen, kann aktiv daran mitarbeiten, dass der historische Roman aus der Ecke der „Trivialliteratur“ herauskommt – sollte er für manche noch immer dort angesiedelt sein –, und den Menschen, die dahinter stehen, über meine Arbeit als Jury-Koordinatorin zur besseren Präsenz auf dem Buchmarkt verhelfen.
USS: Was sagst du zu dem Thema „Sichtbarkeit für AutorInnen“?
CM: Ganz ehrlich: Ich bin bei dem Thema ein wenig frauenlastig. Es ist so, dass hauptsächlich Bücher von Autoren, seltener von Autorinnen vorgestellt, besprochen, rezensiert ... werden. Dazu gibt es eine interessante Langzeitstudie #frauenzählen, die belegt, dass mehr als zwei Drittel aller in den Medien besprochenen Werke von Männern geschrieben wurden. Selbst Frauen rezensieren überwiegend von Männern geschriebene Bücher.
Abgesehen davon finde ich die Entscheidung einiger Autorenvereinigungen super, dass sie ihre Wertschätzung gegenüber Autoren beiderlei Geschlechts durch Preise wie den Goldenen HOMER zeigen. Übrigens hat den ersten Preis bei HOMER im vergangenen Jahr eine Frau gewonnen: Maria W. Peter mit "Die Festung am Rhein". Den zweiten Preis bekam Kay Jacobs für "Kieler Helden", und den dritten gewann Joern Precht mit "Das Geheimnis des Dr. Alzheimer". Womit wir wieder beim Verhältnis 1/3 zu 2/3 Frauen/Männer sind ...
Ich kann darüber hinaus allen Autor*en nur raten, sich selber sichtbar zu machen und mit anderen zu vernetzen, die in diesem Bereich tätig sind. Dafür stehen uns so viele Möglichkeiten zur Verfügung, die wir nutzen sollten. Das gilt gleichermaßen für Verlagsautor*en wie für Selfpublisher.
USS: Wer schreibt mehr historische Romane: Männer oder Frauen?
CM: Ich habe jetzt mal meinen Stapel Bücher durchgeschaut, den ich für den Wettbewerb Goldener HOMER 2018 zugeschickt bekommen habe. Da sind die Autorinnen eindeutig in der Überzahl. Ich bin gespannt, wie das Verhältnis Autorinnen / Autoren bei der Preisverteilung dieses Mal aussehen wird. Noch liegen mir nicht alle Auswertungen vor.
USS: Wie bist du zum Schreiben gekommen?
CM: Ich habe mir immer schon gern Geschichten ausgedacht, weil es mir meinen langen Schulweg angenehm verkürzt hat, wenn mich meine fiktiven Heldinnen und Helden dabei begleitet haben. Damals habe ich beschlossen, die jüngste Autorin der Welt zu werden. Es hat dann allerdings doch noch ein paar Jahre gedauert, bis es endlich geklappt hat.
USS: Welchen Satz kannst du als Autorin nicht mehr hören?
CM: Den Satz: "Als Autorin bist du doch berühmt und verdienst viel Geld."
Weder, noch. Ich freue mich darüber, in einer immer größer werdenden Fangemeinde für meine Krimis und historischen Romane bekannt zu sein. Das mit dem Reichtum lässt noch auf sich warten.
Carmen Mayer wurde im württembergischen Mühlacker geboren und lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Ingolstadt / Bayern. Ihre literarische Laufbahn begann sie auf verschiedenen Literaturforen im Internet, von wo aus sie mit Kurzgeschichten den Sprung in die Welt des gedruckten Wortes wagte. Inzwischen ist sie vor allem durch ihre historischen Romane, Krimis und Theaterstücke bekannt. Mehr über die Autorin hier.
UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN
Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber gelöscht wird.
Drehbuch | Oliver Pautsch | |
Fantasy | Stefanie Bense | |
Heftroman | Arndt Ellmer | |
Historischer Roman | Titus Müller | |
Kinder- und Jugendbuch | Sylvia Englert | |
Kriminalistik | Kajo Lang | |
Lyrik | Martina Weber | |
Marketing | Maike Frie | |
Recherche | Barbara Ellermeier | |
Plotten | Kathrin Lange | |
Sachbuch | Gabi Neumayer | |
Schreibaus- und -fortbildung | Uli Rothfuss | |
Schreibhandwerk | Ute Hacker | |
Science-Fiction | Andreas Eschbach |
FRAG DIE EXPERTIN FÜR MARKETING
Maike Frie (
Frage:
Im Zusammenhang mit der Suche nach einer Literaturagentur für mein erstes Buch habe ich gerade als Vorbereitung das Buch „Drei Seiten für ein Exposé“ von Hans Peter Roentgen gelesen. Dabei hat sich für mich folgendes Dilemma ergeben:
Im Buch wird geraten, dass man mehrere Agenturen gleichzeitig anschreiben soll (für mich selbstverständlich, wenn man die mehrmonatigen Wartezeiten einrechnet, die Agenturen zur Prüfung benötigen). Auf sehr vielen Homepages von Agenturen steht allerdings bei den Einsendebedingungen, dass man angeben soll, ob und welchen Agenturen man das Exposé schon zugeschickt hat. Ich bin der Meinung, dass das die Agenturen eigentlich nichts angeht, da sie sich selbst ein Bild machen sollten, da ich davon ausgehe, dass die Gefahr besteht, recht schnell aussortiert zu werden, wenn man drei, vier etc. Agenturen auflistet.
Allerdings wird in vielen Foren davon abgeraten, sich über die Vorgabe hinwegzusetzen. In diesem Falle "wäre man schnell untendurch" und bekäme keine Chance mehr.
Daher stellt sich jetzt die Frage: Was tun? Einfach nicht darauf eingehen, wenn solch eine Angabe (von renommierten Agenturen) verlangt wird? Ich würde mich sehr freuen, wenn ich eine Einschätzung erhalten könnte, wie man sich am besten gegenüber den Agenturen verhält.
Antwort:
Tja, eine spannende Frage; genau zu den Dingen, die Sie schon zusammengetragen haben, hätte ich Ihnen im ersten Schritt auch geraten ...
Richtig, lange Wartezeiten und die Gepflogenheiten im Literaturbetrieb sind darauf ausgelegt, dass man mehrere Agenturen oder Verlage parallel anschreibt.
Richtig, über die Anforderungen, die Agenturen an Einsendungen stellen, sollte man sich nicht hinwegsetzen.
Wichtig ist zunächst, dass man sich entscheidet, ob man sich an Verlage oder Agenturen wendet. Beide gleichzeitig sollte man auf keinen Fall anschreiben, da die Agenturen sich ja auch an Verlage wenden und man dort sozusagen schon "verbrannt" ist, wenn die das Manuskript bereits abgelehnt haben. Das ist für Agenturen ärgerlich und vergeudete Arbeitszeit. Also dient vielleicht die Nachfrage, an wen man das Manuskript sonst noch geschickt hat, auch dazu, diejenigen AutorInnen herauszufiltern, die diese Gepflogenheiten nicht kennen und sich damit als Nicht-Profis outen.
Meiner Meinung nach ist es nicht schlimm, wenn Agenturen wissen, wem Sie Ihr Manuskript noch geschickt haben. Sofern Sie es nicht mit der Gießkanne an zig Agenturen versendet haben, sehen die MitarbeiterInnen daran ja auch, dass Sie sich mit dem Literaturgeschäft auskennen: Sie haben gezielt ein paar Agenturen herausgesucht, zu deren Portfolio Ihr Manuskript ideal passt, und Sie sind sich im Klaren darüber, dass Antworten manchmal lange auf sich warten lassen. Sie könnten dabei betonen, dass Sie das Manuskript zum aktuellen Zeitpunkt diesen Agenturen parallel zur Prüfung zur Verfügung gestellt haben, denn so können die Agenturen ausschließen, dass Sie es seit Jahren mit demselben Manuskript bei unterschiedlichen Agenturen versuchen und die nun angeschriebenen die zweite oder dritte Wahl sind.
Vielleicht sieht eine Agentur ja sogar in Ihrem Manuskript DEN zukünftigen Bestseller und weiß dann, dass sie sich mit einer Antwort beeilen muss, wenn sie den AgenturkollegInnen zuvorkommen will? Das würde ich Ihnen auf jeden Fall wünschen, dass die parallele Suche zu zügigen und positiven Rückmeldungen führt!
Mit dieser Bedingung wollen Agenturen also meiner Meinung nach herausfiltern:
- Bewerben sich die AutorInnen auch wirklich nur bei Agenturen?
- Haben die Autorinnen zielgerichtet die wenigen passenden Agenturen ausgewählt? Kennen Sie also ihr Manuskript und ihre Zielgruppe gut?
- Wie lange suchen die AutorInnen schon für diesen Manuskript eine Agentur? (Darin impliziert: Wie viele haben es schon abgelehnt?)
Viel Erfolg mit Ihrem Manuskript!
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