Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Schreibkurs
„Sechs Tipps für spannende Beschreibungen“
von Hans Peter Roentgen
Autorenwissen
„Eine Märchen- und Fantasiegeschichten-Schreibwerkstatt mit Kindern planen und durchführen“
von Antje Tresp-Welte
Impressum
Liebe Autorinnen und Autoren,
bei den neuerlichen Einschränkungen wegen Corona ist es gerade im Herbst nicht immer leicht, positiv nach vorne zu blicken. Aber viele von uns haben jetzt - meist unfreiwillig - wenig zu tun. Wie wäre es trotzdem mit einem Blick nach vorn? Zum Beispiel, indem ihr eine Schreibwerkstatt für den nächsten Sommer plant? Antje Tresp-Welte leitet erfolgreich Werkstätten für Kinder, und sie verrät euch, wie man sie am besten konzipiert und durchführt.
Hans Peter Roentgen gibt anschauliche Tipps, wie man langweilige Beschreibungen vermeidet und stattdessen lebendig, spannend und plotrelevant beschreibt. Und Ramona Roth-Berghofer hat wieder einmal für uns das Internet kreuz und quer durchstreift, um alles Wichtige für AutorInnen aufzuspüren.
Der klassische Tipp des Monats, diesmal von Anton-Tschechow:
Für Kritiker zu schreiben lohnt sich nicht, wie es sich nicht lohnt, denjenigen Blumen riechen zu lassen, der einen Schnupfen hat.
Genießt den Herbst, so gut es geht, und die wenigen wertvollen Kontakte noch mehr! Und geht zwischendurch auch mal auf unsere Website, um uns per Paypal mit einem Beitrag zum Erhalt des Tempest zu unterstützen. Danke!
Gabi Neumayer
Chefredakteurin
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ISSN 1439-4669 Copyright 2020 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
INHALT DIESER AUSGABE
TEIL 1
Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Schreibkurs
„Sechs Tipps für spannende Beschreibungen“
von Hans Peter Roentgen
Autorenwissen
„Eine Märchen- und Fantasiegeschichten-Schreibwerkstatt mit Kindern planen und durchführen“
von Antje Tresp-Welte
Impressum
TEIL 2 (in separater E-Mail, falls ebenfalls abonniert)
Veranstaltungen
Ausschreibungen
Publikationsmöglichkeiten
mit Honorar
ohne Honorar
Seminare
Messekalender
HALL OF FAME (
Die „Hall of Fame“ zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können.
Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema:
.......
AutorIn: „Titel“, Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-Adresse.
.......
Ein Beispiel (!):
Johanna Ernst: „Der Fall der falschen Meldung“, Hüstel Verlag 2015, Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive Homepage!
.......
Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.
ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä.
Schickt eure Texte unter dem Betreff „Hall of Fame“ an d
Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
Harry Dettenborn: „Wallbotter - ein Gerichtspsychologe greift ein“, Brighton Verlag 2019, Erzählungen. Neun Geschichten zum Doppelsinn des Wortes Familienbande.
Margot S. Baumann: „Spiegelinsel“, Tinte & Feder 2020, Familiengeheimnis. Alte Fotografien und die Suche nach deren Künstlerin.
Utta Kaiser-Plessow: „Paula Maus räumt auf“, Kelebek Verlag 2020, Kinderbuch. Paula und die Ratten befreien die Stadt vom Plastikmüll
Gabi Neumayer: „Die dunkle Seite des Dackels“, Bastei Lübbe 2020, E-Book und TB, Krimikomödie. Ein Bankräuber und ein neurotischer Dackel ...
NEUES AUS DER BUCHSZENE (
Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie nie zuvor. Ob es nun um neue Vertragsbedingungen mit Amazon geht, die zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen - natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Interview
Margaret Atwood: „Für Menschen des 21. Jahrhunderts ist Quarantäne etwas Schreckliches.“
„Kann der Buchhandel selbstbewusst bleiben, Frau Schmidt-Friderichs?“
Buchhandel / Börsenverein
E-Book-Bestseller: Verkäufe auf Vorjahresniveau – etablierte Autoren vorn.
Finanzbericht des Börsenvereins: „Das größte Problem ist die Ungewissheit der nächsten Jahre.“
Lesetipp zu Thalia-Mayersche-Osiander: „Thalia spielt Monopoly.“
Urheberrecht
Appell zur Verlegerbeteiligung. Hauptversammlung fordert gesonderten Gesetzentwurf.
Kultur / Politik / Gesellschaft
Der Verband der Gründer und Selbständigen ist unzufrieden mit der Neustarthilfe.
Stuttgarter Buchwochen im literaturcafe.de: Buchhandelsquartett, Anna Katharina Hahn, Heinrich Steinfest und Joachim Zelter.
Altmaier: „Erste Corona-Hilfen noch im November.“
Kann sich der Staat auf das Urheberrecht berufen, um Informationen zu unterdrücken?
Die Straße kennt keine mildernden Umstände.
Wenn die Kindheit ein Gefängnis ist: So kraftvoll kann deutsche Sprache sein.
Preise / Auszeichnungen
Katharina Hacker wird mit dem Droste-Preis der Stadt Meersburg 2021 ausgezeichnet.
Veranstaltungen / Messen
Frankfurter Buchmesse - Sanierungswege werden geprüft.
International
Presidential Memoirs Are Big Business. Will Anyone Buy Trump's?
Will Indie Bookstores Sell a Trump Title?
BookScan: Patterson Was Decade’s Bestselling Author.
Big Publishers Post Big Third-Quarter Gains.
SCHREIBKURS (
„Sechs Tipps für spannende Beschreibungen“
von Hans Peter Roentgen
Wie beschreibe ich Landschaften, Gebäude und Historie? Beschreibungen können tückisch sein, sie bremsen den Lesefluss. Lektorinnen streichen sie gerne. Aber sie sind notwendig, vor allem in Fantasy und historischen Romanen.
Ich möchte Ihnen hier ein paar Tricks verraten, wie Sie spannende Beschreibungen schreiben können, die Leser nicht überblättern.
1. Was wissen die Leser bereits?
Vermeiden Sie Beschreibungen, die den Leserinnen nichts Neues verraten.
Sie erreichten das Viertel, in das sich Killer John eingemietet hatte. Die Häuser sahen alle gleich aus, mit Balkons und kleinen Vorgärten und Garage. Sie hatten Dachfenster, um den Raum möglichst optimal auszunutzen, und der Garten dahinter hatte eine kleine Hütte für Werkzeug und eine Verandatür ...
Jeder kennt typische Vorortsiedlungen. Wenn Sie obiges Beispiel über eine halbe Seite ausdehnen, haben Sie gute Chancen, dass Leserinnen es überblättern. Oder, falls Sie viele solche Beschreibungen einbauen, dass sie das Buch zuklappen.
2. Mit den Gefühlen des Helden verbinden
Lassen Sie den Leser erleben, was der Protagonist fühlt. Was fällt ihm ein, wenn er den Ort sieht? Das beschreibt ihn viel nachdrücklicher als eine Aufzählung.
Sie erreichten das Viertel, in das sich Killer John eingemietet hatte. Eine typische Vorortsiedlung, die Häuser sahen alle gleich aus, und Kommissar Gronninger schauderte. Die nächste Kneipe war vermutlich zwei Kilometer entfernt und der Bus fuhr nur jede halbe Stunde. Wenn überhaupt.
Aber Killer John würde sich hier wohlfühlen. Er würde seinen Charme sprühen lassen, die Nachbarn würden ihn zu Grillpartys einladen, die Frauen über seine Witze lachen und die Männer ihn mit finsteren Blicken bedenken.
3. Handlung beschreibt am besten
Statt einfach Elemente des Umfelds aufzuzählen, ist es viel wirkungsvoller, wenn der Ort aus der Handlung heraus beschrieben wird.
Sie erreichten das Viertel, in das sich Killer John eingemietet hatte. Vor dem Haus bremste Harry, und Kommissar Gronninger sprang aus dem Wagen, bevor er zum Stehen gekommen war. Er machte sich nicht die Mühe, das Gartentor zu öffnen, sondern setzte mit einem Sprung über den ortsüblichen Gartenzaun, rannte durch das Tulpenbeet, die Pistole in der Hand, und lockte so die Oma des Nachbarn ans Dachgeschossfenster, die laut keifend verkündete, sie würde die Polizei rufen, das sei hier eine ordentliche Siedlung und kein Problemviertel.
4. Kein Lexikonartikel
Beschreibungen, die sich wie Lexikonartikel lesen und alles, aber auch alles aufzählen, sind ein sicheres Mittel, um Leserinnen zu vergraulen.
Conan ging auf das Tor zu, der Wächter versperrte ihm den Zutritt mit gezückter Hellebarde. Die Hellebarden trugen die Wächter seit der Regierungszeit Alfons des XXI., der die Wache mit dem Privileg ausstattete, mit Schwert und Hellebarde auch im Schloss aufzutreten. Das Schloss wurde von dessen Urgroßvater Alfons dem XVIII. erbaut und der Großvater renovierte es im Tudorstil, was dem Vater Alfons dem XX. nicht gefiel, weshalb er den rechten Flügel abreißen ließ und dort einen Neubau im Remagostil erstellen ließ, der aber so teuer wurde, dass er die Steuern erhöhen musste, was zur „Steuerrevolte“ führte, in der der Neubau abgefackelt wurde ...
5. Aktiv statt Passiv
Gerade Beschreibungen sollten aktiv sein. Also nicht:
Vor ihm befand sich ein Tulpenfeld, rechts ein Teich mit Seerosen, dahinter lag das Bauernhaus. Der Rauch wurde durch ein Feuer im Hof erzeugt und Holz schien von darum herumstehenden Männern ins Feuer geworfen zu werden.
„befinden, liegen“ und ähnliche statische Verben sowie Passivkonstruktionen bremsen das Tempo. Besser sind Aktiv und aktive Verben:
Das Tulpenfeld leuchtete in der Abendsonne, im Teich daneben eröffneten die Frösche ihr Konzert, und vor dem Bauernhof flackerte und qualmte ein Feuer, und zwei Männer warfen immer neue Scheite in die Flammen.
6. Bedeutung erzählen
Einfache Aufzählungen vergisst der Leser schnell wieder. Deshalb ist es besser, wenn klar wird, warum bestimmte Dinge wichtig sind.
Sie galoppierten über die Ebene, der Fähnrich voran. Sie hielten auf eine Wiese mit Blaugras zu. Es wiegte sich im Winterwind, schillerte und leuchtete und war in Garminica überall anzutreffen.
Aber warum ist es wichtig, das in der Geschichte zu beschreiben?
Sie galoppierten über die Ebene, der Fähnrich voran. Plötzlich parierte er sein Pferd durch, das empört schnaubte. Die beiden Besucher hielten neben ihm an.
„Was ist?“, fragte Fred.
„Blaugras.“ Der Fähnrich zeigte nach vorne. Gras wiegte sich im Winterwind, aber es leuchtete nicht grün, sondern im schillernden Blau.
„Na und?“, sagte Fred
„Wir haben Winter. Im Winter kannst du dich damit rasieren, so scharf sind die Kanten. Wenn wir hineinreiten, zerschneidet es den Pferden Hufe und Beine.“
„Wir müssen zurück?“
Der Fähnrich nickte und riss sein Pferd herum.
Doch dann sahen sie am Horizont die Verfolger schnell näherkommen.
Hier hat das Blaugras eine Bedeutung für die Handlung bekommen. Dinge, die keine Bedeutung haben, sollte man in aller Regel streichen.
7. Wann Beschreibungen überarbeiten?
Wenn Sie Ihre Erstfassung geschrieben haben, ist es immer eine gute Idee, die Beschreibungen in Ihrem Werk zu kontrollieren. Welche sind langatmig, welche passiv, welche sind für den Roman irrelevant und damit überflüssig?
Andreas Eschbach schreibt immer wieder Bücher, die ausführliche Schilderungen enthalten. Zum Beispiel „Der Nobelpreis“. Er beschreibt die Zeremonie der Verleihung, die Wahl der Preisträger und vieles mehr über den Nobelpreis. Trotzdem ist es nicht langweilig, denn seine Schilderungen sind aktiv („Dann betritt der König den Saal“) und behandeln detailliert etwas, was die meisten Leserinnen so nicht wissen, was aber alle interessiert.
Wer wissen möchte, wie man Ereignisse, Zeremonien und Beschreibungen baut, die die Leser fesseln und statt zu langweilen, sollte dieses Buch lesen.
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Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher „Vier Seiten für ein Halleluja“ über Romananfänge, „Drei Seiten für ein Exposé“, „Schreiben ist nichts für Feiglinge“, „Klappentext, Pitch und weiteres Getier“ und „Was dem Lektorat auffällt“. Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert.
AUTORENWISSEN (
„Eine Märchen- und Fantasiegeschichten-Schreibwerkstatt mit Kindern planen und durchführen“
von Antje Tresp-Welte
Kreatives Schreiben mit Kindern halte ich für unglaublich wertvoll. Mit Sprache spielen, fabulieren, etwas ausprobieren und wieder verwerfen, ja, sogar mit Sprache träumen – dafür bietet eine Schreibwerkstatt Raum und Zeit.
In diesem Beitrag stelle ich dar, wie ich eine Sommerferienschreibwerkstatt zum Thema „Märchen und Fantasiegeschichten schreiben“ für acht bis elfjährige Kinder konzipiert habe. Ich würde mich freuen, damit andere schreibbegeisterte Menschen zu ermutigen, auch einmal ein Schreibwerkstatt-Angebot für Kinder ins Leben zu rufen – denn es ist eine sehr bereichernde Erfahrung, wie ich finde.
Warum überhaupt kreatives Schreiben mit Kindern?
Kreatives Schreiben …
… bietet vielfältige Anregungen
… schult die Wahrnehmung der Kinder
… macht aufmerksam, schärft die Sinne
… fördert den kreativen Ausdruck im Bereich Schreiben / Sprache / Vorstellungsvermögen
Findet das kreative Schreiben außerhalb der Schule statt, kann auch eine bessere Distanz zum schulischen Bewertungssystem gehalten werden. Die Kinder trauen sich, mehr auszuprobieren. Eine Schreibwerkstatt bietet also einen geschützten Raum für Fantasie und Sprache.
Und das ist mein Ausschreibungs-Text:
Träumst du davon, eine Geschichte über Fabel- oder Märchenwesen, erfundene Gestalten, merkwürdige Tiere und spannende Abenteuer zu schreiben? Wer schon immer mal in fantasievollen Welten unterwegs sein wollte, ist hier herzlich willkommen! Neben Schreibspielen zum „Warmschreiben“ gibt es auch Tipps und Tricks für das Entwickeln fantasievoller Figuren.
Die Vorbereitung
Für die Kinder
Ich habe für jedes Kind ein kleines Täschchen aus Papier mit einer kleinen Süßigkeit, einem Zauberstab und einem magischen Glöckchen darin gebastelt, außerdem Namensschilder (Wäscheklammer, auf die ein Schild mit Namen geklebt wurde).
Die „Einstimmungstäschchen“ signalisieren den Kindern, dass ich mich auf sie freue. Das Glöckchen sowie der Zauberstab (den man leicht aus einem Schaschlikspieß basteln kann, auf den ein Stern aus farbigem Tonpapier geklebt wird) sollen auf das Thema neugierig machen. Die kleinen Geschenke lockern zudem das Gefühl des Fremdseins in der Gruppe etwas auf.
Zum Schreiben
Ein Karteikasten, der mehrere Karten mit Märchen- und Fantasiefiguren beinhaltet, kommt während des Schreibens zum Einsatz und kann leicht selbst hergestellt werden.
Die Raumdeko
In der Mitte eines Stuhlkreises lege ich auf einem feenhaft glitzernden Stoff Gegenstände aus: einen „Zauber“-Spiegel sowie einen „Zauber“-Stab, Ringe, eine Muschel, ein Schneckenhaus, ein Glöckchen, einen Schirm (Eisbecher-Deko), einen Schlüssel usw. Manchen sieht man die mögliche Zauberkraft bereits an, andere sehen so alltäglich aus, dass man ihre Zauberkraft erst noch „wachkitzeln“ muss.
Bastel- und Schreibmaterial (farbiges Linienpapier, verschiedene Stifte, Washi-Tape und Bänder) liegen auf Materialtischen aus.
Der Ablauf
1. Die Einstimmungsphase (ca. 25 Minuten)
Vorstellungsrunde im Stuhlkreis – ein Edelstein als Erzählstein wird durchgegeben; jedes Kind sagt seinen Namen und darf erzählen, was es bereits über Märchen und Fantasiegeschichten weiß oder welche es kennt.
2. Die Gesprächsrunde
Gemeinsam überlegen wir, welche Besonderheiten es im Märchen gibt: Tiere / Wesen können sprechen; Magie spielt eine wichtige Rolle als Zauberkraft, die etwas verwandeln kann, sowohl im Guten als auch im Bösen. Dabei wird der Fokus auf verschiedene Gegenstände in der Kreismitte gerichtet. Die Kinder überlegen, welche magische Kraft den Dingen innewohnen könnte. Sie suchen sich einen magischen Gegenstand aus, der in ihrer Geschichte später vorkommen soll, und nehmen ihn mit an den Schreibplatz. Der Zauberstab und das „magische“ Glöckchen aus dem Einstimmungs-Geschenk dürfen natürlich auch als Schreibimpulse verwendet werden.
Aus einem Karteikasten, in dem ich mehrere Kärtchen mit Figuren vorbereitet habe, ziehen die Kinder je zwei Märchenfiguren.
3. Die Schreibphase (Dauer: ca. 45 Minuten)
„Du hast jetzt einen magischen Gegenstand und zwei Märchenfiguren. Entwickle ein Märchen / eine Fantasiegeschichte, in der sowohl die Figuren als auch dein Gegenstand eine Rolle spielen.“
4. Die Vorlesephase (weitere 45 Minuten)
Jeder darf, keiner muss vorlesen, konstruktive Rückmeldung wird gegeben.
5. Die Abschlussphase (ca. 25 Minuten)
Jedes Kind darf seine Geschichte verschönern (malen, bekleben mit Washitape, Bändern etc.).
Meine Erfahrungen
Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass die Zeit für das Schreiben nicht zu knapp bemessen sein sollte. Ich würde sogar bei meiner nächsten Schreibwerkstatt noch mehr Zeit zur Verfügung stellen, denn wenn die Kinder erst mal im Schreiben und Fabulieren drin sind, genießen sie es, nicht auf die Uhr schauen zu müssen. Auch für das Vorlesen sollte genügend Zeit eingeplant werden. Es ist schade, wenn Kinder, die sich große Mühe beim Schreiben gegeben haben, aus zeitlichen Gründen nicht mehr zur Präsentation kommen.
Was die strukturierte Planung angeht, habe ich festgestellt, dass die Kinder (und ich selbst) einen „roten Faden“ schätzen. Er gibt Sicherheit und führt zu Erfolgserlebnissen. Ich habe bereits Erfahrungen mit offenen Strukturen gemacht und dabei feststellen müssen, dass es viel schwieriger für Kinder ist, sich frei nach dem Motto „Schreib, was du willst“ zu organisieren statt mit einer klaren (weil thematisch gebundenen) Vorgabe, die dennoch offen genug ist, um damit zu „spielen“; ich gebe nicht konkret vor, wie ein Märchen bzw. eine Fantasiegeschichte auszusehen hat. Auch die Gegenstände und Figurenkarten sind lediglich Angebote, aber es besteht keine Pflicht, diese in die Geschichte verweben zu müssen.
Ein weiterer Punkt, der mir wichtig ist: Kinder in Kontakt miteinander zu bringen. Dies erreicht man am leichtesten durch Spiele. Lustige Schreibspiele, die man zum „Warmschreiben“ einbringen kann, eignen sich besonders.
Und zu guter Letzt halte ich es für sehr wichtig, die Eltern mit ins Boot zu holen. Es kommt nicht selten vor, dass ein Schreibwerkstatt-Angebot von Eltern als „Ferien-Nachhilfe in Sachen Aufsatz“ aufgefasst wird. Um diesem Missverständnis vorzubeugen, empfehle ich, gleich vorab in einer Info-Mail darauf hinzuweisen, worum es beim kreativen Schreiben geht: Die Kinder dürfen Spaß haben, Quatschwörter erfinden, lachen – und sie dürfen auch mal die Rechtschreibung außer Acht lassen.
Literaturempfehlungen
- Timo Brunke: 10 Minuten Dings und andere Ideen zum Leben und Schreiben
- Marion Gay: Türen zur Fantasie – kreatives Schreiben im Unterricht mit 100 Schreibspielen
- Annelie Streit: Von Uhrenfischen und einem fliegenden Schrank – Einladung zum kreativen Schreiben mit Kindern (nur noch gebraucht erhältlich)
- Silke Heimes: Regenbogenbandwurmhüpfer – kreatives Schreiben mit Kindern und Jugendlichen
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Antje Tresp-Welte arbeitet als Grund- und Hauptschullehrerin an einer Krankenhausschule. Als Schreibwerkstatt-Leiterin bietet sie Ferien-Schreibwerkstätten für Kinder an. Derzeit absolviert sie eine Ausbildung im therapeutischen und kreativen Schreiben. Ihr drittes Kinderbuch „Der große Mäusewinterzauber“ erscheint im November bei BoD. Mehr unter www.tresp-welte.de und auf Instagram: @antjetwelte
UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN
Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber gelöscht wird.
Drehbuch | Oliver Pautsch | |
Fantasy | Stefanie Bense | |
Heftroman | Arndt Ellmer | |
Historischer Roman | Titus Müller | |
Kinder- und Jugendbuch | Sylvia Englert | |
Kriminalistik | Kajo Lang | |
Lyrik | Martina Weber | |
Marketing | Maike Frie | |
Recherche | Barbara Ellermeier | |
Plotten | Kathrin Lange | |
Sachbuch | Gabi Neumayer | |
Schreibaus- und -fortbildung | Uli Rothfuss | |
Schreibhandwerk | Ute Hacker | |
Science-Fiction | Andreas Eschbach |
Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, den ihr separat abonnieren müsst.
Einsendeformalien
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Herausgeber
Gabi Neumayer (
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Stefan Schulz (
Thomas Roth-Berghofer (
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