Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Schreibkurs
„Den Film im Leser ablaufen lassen“
von Hans Peter Roentgen
Impressum
Liebe Autorinnen und Autoren,
mancherorts beginnt schon der Frühling und weckt neue Lebensgeister. Da möchten wir euch auch ein wenig Schwung mitgeben für eure Schreibabenteuer!
Zum Beispiel mit Hans Peter Roentgens Tipps dazu, wie man den LeserInnen die passenden Puzzlestücke reicht, aus denen sie ihren eigenen Film zur Geschichte basteln können. Und mit einer Fülle neuer Seminare, die hoffentlich in den nächsten Monaten auch live stattfinden können. Und natürlich mit informativen, inspirierenden Fundstücken, die Ramona Roth-Berghofer im Netz gesammelt hat.
Der klassische Tipp des Monats, diesmal von Joseph Conrad:
Das Ziel des Schreibens ist es, andere sehen zu machen.
Gabi Neumayer
Chefredakteurin
Genießt alles, was die Natur derzeit zu bieten hat, und lasst euch nicht unterkriegen! Wir versuchen das auch und hoffen darüber hinaus auf eure Unterstützung für den Tempest. Ihr wisst ja: Am einfachsten per Paypal über unsere Website.
Gabi Neumayer
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Jürgen Schloßmacher
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Und wer nicht überweisen möchte, kann uns den Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest).
ISSN 1439-4669 Copyright 2021 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
INHALT DIESER AUSGABE
TEIL 1
Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Schreibkurs
„Den Film im Leser ablaufen lassen“
von Hans Peter Roentgen
Impressum
TEIL 2 (in separater E-Mail, falls ebenfalls abonniert)
Veranstaltungen
Ausschreibungen
Publikationsmöglichkeiten
mit Honorar
ohne Honorar
Seminare
Messekalender
HALL OF FAME (
Die „Hall of Fame“ zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können.
Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema:
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AutorIn: „Titel“, Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-Adresse.
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Ein Beispiel (!):
Johanna Ernst: „Der Fall der falschen Meldung“, Hüstel Verlag 2015, Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive Homepage!
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Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.
ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä.
Schickt eure Texte unter dem Betreff „Hall of Fame“ an d
Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden ab sofort nicht mehr verschickt!
NEUES AUS DER BUCHSZENE (
Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie nie zuvor. Ob es nun um neue Vertragsbedingungen mit Amazon geht, die zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen - natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Interview / Podcast
Podcast: Gibt es in Deutschland eine „Cancel Culture“?
Cornelia Funke über ihr Leben in den USA.
„Das hat bei unseren Kund*innen eingeschlagen.“ Interview mit Buchhändlerin Ursula Gräbe.
Das neue Urheberrecht: „Die Kritik der Rechteinhaber wurde kaum gehört.“
Buchhandel / Antiquariat
Kartellamtschef Mundt zur Macht von Thalia Mayersche.
Momox hat seine Verkaufscharts 2020 gebrauchter Bücher vorgelegt. Bei der Belletristik dominiert „Harry Potter“.
Verlage / Verleger
Beltz: Wie die Familienfirma ihre Zukunft sichert.
Bastei Lübbe: Buchsparte wächst.
Fischer TOR wird organisatorisch verkleinert.
Kultur / Politik / Literaturszene
„Öffnet die Buchhandlungen oder sperrt Abteilungen in den Supermarktriesen ab!“
Cancel Culture: „Moral war lange ein Mittel der Unterdrückung, um Unterschichten mundtot zu machen.“
Corona-Gelder: Neustarthilfe für Soloselbständige.
Urheberrechtsreform: BuchautorInnen verdienen künftig weniger.
Lockdown noch bis Mitte März?
Quentin Tarantino mit Debütroman.
Ein Empathiegefälle in der Kinderliteratur?
Preise / Auszeichnungen
Der Evangelische Buchpreis 2021 geht an Iris Wolff.
Delia Literaturpreis 2021 – die Shortlist.
Messen
Wegen Corona ist die Leipziger Buchmesse 2021 abgesagt.
Künstliche Intelligenz und Schreiben
„Mein Algorithmus und ich“: Daniel Kehlmann testet KI.
International
The British Book Awards Add New Categories for 2021.
UK print market up 5 % in volume value.
UK: Book sales defy pandemic to hit eight-year high.
Chinese book market down 5 % in 2020.
Amazon E-book Case Sprawls, Lawyers Propose Consolidation.
Leif Greinus über die Lage der Buchbranche in Belarus: „Die eigene Küche ist der letzte geschützte Raum.“
Nach dem Super Bowl-Spektakel: Late-Night-Talker wirbt für Indie-Buchhandlung.
SCHREIBKURS (
„Den Film im Leser ablaufen lassen“
von Hans Peter Roentgen
Viele Texte, die ich erhalte, sind gute Geschichten. Und wirken dennoch nicht, sondern reizen eher zum Gähnen. Weil die Autorinnen und Autoren einen Fehler machen. Sie wollen ihre Geschichte so schreiben, dass im Kopf des Lesers genau derselbe Film entsteht, der beim Autor läuft. Es kommt aber nicht darauf an, dass der Film beim Autor ins Laufen kommt, sondern bei der Leserin, und ihr ihr eigenen Film zugestanden wird. Das wird durch zu faktengenaues Nacherzählen des eigenen Kopfkinos eben nicht erreicht.
Geschichtenerzählen ist etwas anderes als Nacherzählen. Wichtig ist es, so zu erzählen, dass im Kopf der Leser ein Film abläuft. Es nützt nichts, wenn der Film im Kopf des Autors abläuft und dann versucht wird, den Film 1:1 auf den Leser zu übertragen. - Das ist so spannend wie ein ausgefülltes Kreuzworträtsel.
Den Film erzeugen
Der Autor muss den Leserinnen und Lesern die Bilder liefern, aus denen sie selbst den Film drehen. Beim klassischen Krimi ist das klar: Der Autor liefert Indizien, falsche und richtige Spuren, und der Leser hat das Vergnügen, daraus den Tathergang und damit den Film zu erstellen. Mit vielen falschen Versuchen – nicht jedes Puzzlestück gehört dahin, wo der Leser es beim ersten Versuch einbaut.
Der Anfang startet den richtigen Film
Der Anfang ist wichtig, das weiß jede Autorin. Er stimmt den Leser auf das ein, was kommen wird, hilft ihm, die Geschichte in einen Film zu verwandeln.
„Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich“, das stimmt den Leser auf einen Familienroman ein, und entsprechend wird er die Bilder in den Film integrieren (Lew Tolstoj: Anna Karenina).
„Der Streifenwagen zog leicht nach rechts“, stimmt auf einen Krimi ein – mit knappem Stil (Tony Hillerman: Der Coyote wartete)
„Show, don't tell“ liefert die Bilder
Allgemeine Aussagen und Wertungen liefern keine Bilder. „Der Hund sah gefährlich aus“, was soll die Leserin da für Bilder erzeugen? „Ein Kampfhund“ ist viel eindrücklicher und liefert ein Bild, das der Leser in seinen Film einbauen kann.
Nacherzählen ist ein Filmkiller
„Es war die Nachtigall und nicht die Lerche“, lässt Shakespeare Julia sagen, und der Zuhörer ahnt, dass es doch die Lerche sein wird. Das weckt Bilder von Gefahr. Shakespeare schreibt aber nicht: „Sie mussten sich trennen, denn es wurde hell.“ Das wäre Shakespeares Autorenstimme, nicht die von Julia.
Der Autor hält den Mund
Wenn die Erzählerin ihre eigene Geschichte kommentiert, nimmt sie dem Leser die Freude, den Film abspielen zu lassen. Sie schreibt ihm vor, wie der Film ablaufen soll. Leser merken sofort, wenn der Autor etwas kommentiert, statt Bilder für den Leserfilm zu liefern.
Die Erzählstimme
Die Erzählstimme erzählt die Geschichte. Wichtig: Die Erzählstimme ist nicht die Stimme des Autors, sondern die Stimme, die die Geschichte erzählt. Mit ihrem Ton, ihrem Stil bestimmt sie das Feeling des Films, den der Leser dreht.
„Schon zehn Minuten nach drei, und noch keine Spur von Colin. Nick ließ den Basketball auf dem Asphalt aufschlagen, fing ihn einmal mit der rechten, dann mit der linken, dann wieder mit der rechten Hand auf.“ (Ursula Poznanski: Erebos)
Wenn der Held ein Sechzehnjähriger ist, sollte die Erzählstimme entsprechend klingen, um den Film zu starten. Wenn stattdessen jedoch die Stimme des sechzigjährigen Autors durchklingt, funktioniert der Filmaufbau nicht: „Nick war ein sechzehnjähriger Schüler, der ungeduldig war, und auf seinen Freund Colin wartete, damit er mit ihm Basketball spielen konnte.“
Der Flow, der den Film erzeugt
„Flow“ ist ein Begriff aus der Psychologie. Das Flow-Konzept bezieht sich, kurz gesagt, auf das positive Erleben bei der Ausübung von Tätigkeiten. Flow ist das, was man empfindet, wenn man komplett in einer Tätigkeit aufgeht. Und genau das ist beim Lesen wichtig. Der Leser soll in der Geschichte und in seinem eigenen Film aufgehen. (Mehr dazu hier: https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/klassenzimmer/welche-rolle-spielt-flow-bei-der-leselust-von-jugendlichen-17183026.html)
Die Zielgruppe und das Genre
An wen richtet sich der Film? Das bestimmt auch, was erzählt werden muss, damit der Film ablaufen kann. Einem Science-Fiction-Leser muss man nicht sagen, was eine Zeitreise ist. Einem Leser von Historienromanen nicht, wer Karl der Große war. Aber in einem historischen Roman um eine Schuhmacherin muss klar werden, wie damals Schuhe gemacht wurden. Ein Roman, der in der U-Bahn gelesen werden kann, braucht klarere Bilder als ein literarischer Roman, den man am Wochenende liest.
Aber auch hier gilt: Bitte nicht mit der Stimme des Autors erzählen, sondern mit passender Erzählstimme und „Show, don't tell“ nicht vergessen.
Jede Leserin baut einen anderen Film
Das wird viele Autoren betrüben: Ein gutes Buch kann der Leserin nicht vorschreiben, wie ihr Film aussieht, den sie sich aufgrund der Geschichte aufbaut. Je nach individuellen Hintergründen, Erfahrungen und Lebensumständen drehen Leserinnen eigene Filme. Bücher, die ihnen die Sicht des Autors einhämmern wollen, die keinen Spielraum lassen, sind Puzzles, die die Autorin bereits zusammengesetzt hat, damit jeder Leser ihre Sicht übernimmt. Leider (oder Gott sei Dank) sind sie nicht spannender als ausgefüllte Kreuzworträtsel.
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Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher „Vier Seiten für ein Halleluja“ über Romananfänge, „Drei Seiten für ein Exposé“, „Schreiben ist nichts für Feiglinge“, „Klappentext, Pitch und weiteres Getier“ und „Was dem Lektorat auffällt“. Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert.
UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN
Bitte schickt den ExpertInnen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber gelöscht wird.
Drehbuch | Oliver Pautsch | |
Fantasy | Stefanie Bense | |
Heftroman | Arndt Ellmer | |
Historischer Roman | Titus Müller | |
Kinder- und Jugendbuch | Sylvia Englert | |
Kriminalistik | Kajo Lang | |
Lyrik | Martina Weber | |
Marketing | Maike Frie | |
Recherche | Barbara Ellermeier | |
Plotten | Kathrin Lange | |
Sachbuch | Gabi Neumayer | |
Schreibaus- und -fortbildung | Uli Rothfuss | |
Schreibhandwerk | Ute Hacker | |
Science-Fiction | Andreas Eschbach |
Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, den ihr separat abonnieren müsst.
Einsendeformalien
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor.
Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an:
Herausgeber
Gabi Neumayer (
Ramona Roth-Berghofer (
Stefan Schulz (
Thomas Roth-Berghofer (
Jürgen Schloßmacher (
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