The Tempest

Ausgabe 24-08 (20. August 2022)

   Editorial
   Hall of Fame
   Neues aus der Buchszene
   Schreib-Kurs
     „Infos vermitteln vs. langweilige Erklärungen des Autors
     von Nora-Marie Borrusch
   Autorenwissen  
      „Giersch-Konstruktionen“
      von Hans Peter Roentgen
   Buchbesprechung
      „Von der Idee zum Buch“
      besprochen von Meike Blatzheim
      „Reduktion & Tempo: Als Erzähler unterwegs im 21. Jahrhundert“
      besprochen von Tanja Wirnitzer
   Drei Fragen
      „Pia Helfferich“
   Impressum

EDITORIAL 

Liebe Autor*innen,

gleich zwei Buchbesprechungen findet ihr in diesem Tempest, von Rezensentinnen, die sich auf unseren Aufruf gemeldet haben. Eine macht neugierig auf ein Bilderbuch übers Buchmachen  - die andere beleuchtet die Rolle der Schriftsteller*innen im 21. Jahrhundert. Mehr Rezensionen von unseren neuen Rezensentinnen (ja, es sind alles Frauen!) sind schon geschrieben, ihr dürft gespannt sein!

Giersch will so gut wie niemand im Garten haben, denn er wuchert unkontrolliert. Das erzählerische Pendant zum Giersch nimmt Hans Peter Roentgen diesmal unter die Lupe - und zeigt, wie man das unliebsame Kraut los wird.

Wie man Informationen vermittelt, ohne wie ein Lehrbuch zu klingen, das zeigt uns Nora-Marie Borrusch in ihrem aktuellen Mini-Schreibkurs. Und die drei Fragen an Profi-Autor*innen beantwortet heute Pia Helfferich. Wenn ihr selbst professionell schreibt, schickt uns gerne auch eure (kurzen!) Antworten auf die drei Fragen! Ausschreibungen, Neues aus dem Netz von Ramona Roth-Berghofer und Seminare findet ihr in diesem Tempest natürlich auch - hier und in Teil 2, wenn ihr den abonniert habt.

Der Tipp des Monats, diesmal von A. K. Kuykendall:

You'll never know if you've created or will create that one story worth a million dollars. Keep writing! 

Bitte nehmt unsere Bitte um Unterstützung ernst - ein paar Euro tun sicher den wenigsten von euch weh, für uns machen sie aber einen großen Unterschied. Danke!

   Gabi Neumayer
   Chefredakteurin


~~~~~~~~~~~

Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto:

     Jürgen Schloßmacher
     Kreissparkasse Köln
     BIC: COKSDE33XXX 
     IBAN: DE23 3705 0299 1142 1761 63
     Stichwort: „Beitrag Tempest“

Ihr könnt auch über unsere Website direkt per Paypal überweisen!

Und wer nicht überweisen möchte, kann uns den Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest). 


ISSN 1439-4669 Copyright 2022 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe


INHALT DIESER AUSGABE

TEIL 1

   Editorial
   Hall of Fame
   Neues aus der Buchszene
   Schreib-Kurs
     „Infos vermitteln vs. langweilige Erklärungen des Autors
     von Nora-Marie Borrusch
   Autorenwissen  
      „Giersch-Konstruktionen“
      von Hans Peter Roentgen
   Buchbesprechung
      „Von der Idee zum Buch“
      besprochen von Meike Blatzheim
      „Reduktion & Tempo: Als Erzähler unterwegs im 21. Jahrhundert“
      besprochen von Tanja Wirnitzer
   Drei Fragen
      „Pia Helfferich“
   Impressum


TEIL 2 (in separater E-Mail, falls ebenfalls abonniert)

   Veranstaltungen
   Ausschreibungen
   Publikationsmöglichkeiten
     mit Honorar
     ohne Honorar
   Seminare
   Messekalender


HALL OF FAME (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.


Die „Hall of Fame“ zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema:

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AutorIn: „Titel“, Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-Adresse.

.......

Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: „Der Fall der falschen Meldung“, Hüstel Verlag 2015, Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive Homepage!

.......

Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen. 

ACHTUNG!

Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff „Hall of Fame“ an dDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden nicht mehr verschickt! 

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Corinna Wieja: „Fairy Tale Camp – das märchenhafte Internat“, Carlsen 2022, Kinderbuch. Ab 10. Auch als Hörbuch, Antolin-Quiz. www.corinna-wieja.de

 


NEUES AUS DER BUCHSZENE (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie nie zuvor. Ob es nun um neue Vertragsbedingungen mit Amazon geht, die zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen - natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.


Verlage / Buchhandel / Konzerne


Spricht Amazon jetzt bald für kleine deutsche Buchhändler?

Auch Buchhandlung Flemming schlüpft unters Thalia-Dach.

Penguin Random House: Vier Millionen Dollar Vorschuss - Titel floppt.

Kostenexplosion: Energiespartipps für Buchhandlungen.

E-Book-Markt: Thalia übernimmt Skoobe komplett.

Starkregen flutet Buchhandlung Graff.

Dauerbaustelle: Ein Jahr nach der Flutkatastrophe geht der Aufbau der betroffenen Buchhandlungen an der Ahr und in der Eifel weiter.

Thalia öffnet Shop für Potter-Fans mit „Wand Dance“ in Hamburg. 


Kultur / Literaturszene / Politik / Recht


Träume für die Buchbranche.

„Man braucht sehr viel Selbstvertrauen als Künstlerin, und man hat sehr viele Selbstzweifel als Frau.“

Salman Rushdie: Die Freiheit des Worts ist universell.

„Viele Regeln des Handwerks sind in Vergessenheit geraten.“

Die Titelliste des „Literarischen Quartetts“. (ZDF-Sendung am 26. August.)

PEN-Zentrum nimmt Salman Rushdie als Ehrenmitglied auf. 


Messen


Tickets erhältlich. Vorschau auf die Frankfurter Buchmesse.

Frankfurter Buchmesse bleibt weit entfernt von alter Größe.

Messe BuchBerlin findet Mitte September statt.   


Auszeichnungen / Nominierungen


Shortlist der Crime Cologne steht fest.

Georg-Büchner-Preis geht an Emine Sevgi Özdamar.

Deutscher Buchhandlungspreis: Die Jury 2022 steht fest.

Gerlinger Lyrikpreis 2022 geht an Markus Manfred Jung. 

 


 SCHREIB-KURS (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


„Infos vermitteln vs. langweilige Erklärungen des Autors“

von Nora-Marie Borrusch

Wer kennt das nicht: Man liest Band 5 einer Reihe und stolpert plötzlich über Sätze wie: „Damals [in Band 2] hatten sie xxx getan.“

Eine derartige Erklärung würde kein personaler Perspektivträger je so denken. Es ist eine Erklärung, die quasi aus dem Text heraustritt und die Leserschaft anspricht. Das reißt Lesende aus der Geschichte und ist vor allem nervig für Lesende, die begeistert den Vorgängerband gelesen haben und alles noch genau wissen. Niemand mag einen solchen dozierenden Ton.

Man kann jedoch dieselben Infos auch so rüberbringen, dass man Fans nicht vergrault. Der Trick ist, sie zu präsentieren, wie es ein Perspektivträger täte.

Ein Beispiel: Wenn ich mich in meiner Welt, also in meiner ganz persönlichen Fiktion, mit einem Freund unterhalte und Bezug nehmen will auf ein Ereignis im letzten Jahr, was mache ich?

„Oh Scheiße, das erinnert mich total an xxx.“
Freund (lacht und klopft mir aufmunternd auf die Schulter): „Na hoffen wir, dass es dieses Mal besser ausgeht.“

Damit haben Sie ausgesagt: Es geht um xxx. Zudem lief das echt mies. Spannungsaufbau! Mehr Infos vermittelt Ihnen die schlechte Version der Erinnerung auch nicht, und indem Sie eine persönliche Note einfügen – zum Beispiel durch Dialog, Wertung, Hoffnungen –, haben Sie für die wissende Leserschaft Stimmung erzeugt und für die unwissende Leserschaft Stimmung erzeugt und notwendige Infos gegeben. Alle bedient, alle glücklich!

Übung:
Suchen Sie Stellen in Ihrer Geschichte, an denen Sie der Leserschaft etwas erklären, anstatt ihr die Informationen ansprechend zu vermitteln.

Diese finden Sie vielleicht an Szeneneinstiegen, indem Sie nach dem Plusquamperfekt suchen (oder Partizipien: „getan, gewesen“) oder nach Ihren persönlichen Synonymen von „damals“. Schreiben Sie diese Stellen um.

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Nora-Marie Borrusch promoviert in Musikwissenschaft über Mittelalter-Rock, bearbeitet als Lektorin im VfLL am liebsten Fantasy-Romane, hat einen Papageienschwarm und schreibt das eine oder andere Geschichtchen. Wer mehr wissen will, findet Infos unter www.lektorat-agapenna.com
 


 AUTORENWISSEN (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


„Giersch-Konstruktionen“

von Hans Peter Roentgen

Gärtner hassen Giersch. Der überwuchert alles. Und schön sieht er auch nicht aus. Den Giersch wird man im Garten kaum wieder los. Ihn auszureißen ist so wirkungsvoll, wie ihn zum Tee einzuladen: Er kümmert sich nicht darum.

Nicht anders ist es bei manchen beliebten Nebensatz-Konstruktion. Sie vermehren sich, ohne dass es Autoren bewusst wird. Wenn ich die erste Als-Konstruktion in einem Text auf Seite eins lese, weiß ich, dass sie unterirdisch weiter wuchert und bald neue Triebe austreiben wird.

„Als der Wecker klingelte, wachte ich auf. Während ich aufstand, schlug ich die Decke zurück, da sie mich störte.“

Da gibt es gleich drei literarische Gierschkonstruktionen. Einmal eingeführt, blühen sie überall auf. Und das ist das tödliche Gift: Eine Als-Konstruktion auf fünf Seiten würde niemandem auffallen. Aber fünf davon hintereinander, die einen Abschnitt einleiten, nerven auch die sanftmütigste Leserin. Wer will denn auch jede Menge Giersch im Garten haben? Oder ein Buch lesen, in dem jeder Abschnitt so beginnt: „Als ich dies tat, passierte jenes.“?

„Als ich in die Dusche stieg, schaltete ich das Warmwasser ein.“

Damit soll eine zeitliche Folge betont werden. Die Frage ist: Ist das nötig? In den allermeisten Fällen nicht.

„Ich stieg in die Dusche und schaltete das Wasser ein.“

Das ist einfacher und obendrein verständlicher. Dass beides zeitlich hintereinander folgt, kann sich der Leser denken. Und ich wette mit Ihnen, dass Sie bald danach wieder eine Konstruktion mit „als“ oder „während“ oder „da“ verwenden. Wer sich einmal angewöhnt hat, immer die zeitliche Reihenfolge oder Gleichzeitigkeit zu betonen, wiederholt das schnell wieder. Die Texte wimmeln dann von literarischem Giersch und überwuchern Ihre Texte, die dadurch bald gleichförmig wirken.

„Während ich dies schreibe, denke ich daran, wie unschön es ist, immer 'während' zu verwenden.“

Einfacher: „Immer während zu verwenden, ist ziemlich unschön.“ Und macht eine Menge Arbeit, weil man alle diese literarischen Unkräuter bei der Überarbeitung mühsam ausrupfen muss.

Unkraut wächst vor allem auf überdüngtem Boden. Die Düngung erfolgt durch den Glauben der Autoren, dass sie alles erzählen müssten, und zwar in genauer zeitlicher Reihenfolge. Auch fortlaufende logische Begründungen mit „da“ wirken ähnlich.

„Da der Wecker klingelt, wache ich auf. Während ich zur Dusche gehe, gähne ich. Als ich die Dusche betrete, drehe ich den Hahn auf. Während das Wasser aus der Dusche läuft, seife ich mir die Haare ein. Als ich die Haare eingeseift habe, spüle ich sie aus. Während ich mir die Haare trockne, plane ich meinen Tag. Als ich aus der Dusche trete, ist auch der gutwilligste Leser endgültig entschlafen. Während ich glaubte, ein Meisterwerk zu schreiben, habe ich meine Leserinnen verloren, da ich sie eingeschläfert habe.“

Giersch ist allerorten – und furchtbar langweilig.

Schreiben Sie einfach, das ist eine der wichtigsten Regeln des Schreibens. Lassen Sie den Wecker klingeln, und wachen Sie auf. Damit der literarische Giersch gar nicht erst Wurzeln schlagen kann.

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Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher „Vier Seiten für ein Halleluja“ über Romananfänge, „Drei Seiten für ein Exposé“, „Schreiben ist nichts für Feiglinge“, „Klappentext, Pitch und weiteres Getier“ und „Was dem Lektorat auffällt“. Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert.  

 


 Buchbesprechung (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


„Von der Idee zum Buch“

besprochen von Meike Blatzheim

Wer lesesüchtige Kinder zu Hause hat, für den ist „Von der Idee zum Buch“ ein echter Geheimtipp: ein Bilderbuch über die Entstehung eines (Bilder-)Buchs! Auf 32 abwechslungsreich und witzig illustrierten Seiten erfahren kleine und große Leser*innen, welche Arbeitsschritte nötig sind, damit aus der ersten Idee einer Autorin ein fertiges Buch in der Buchhandlung wird. Und das sind ziemlich viele. Der Lektor schlägt das Buch in der Programmrunde vor, die passende Illustratorin muss gefunden werden, später wird die Buchausstattung festgelegt, das Lizenzteam bietet das Buch fürs Auslandsgeschäft an, und vieles mehr.

Spannend ist das Buch aber nicht nur für (laut Verlagsangabe) Kinder ab 6 Jahren, sondern auch für erwachsene Autorinnen und Autoren, besonders für diejenigen, die noch nicht mit einem Verlag zusammengearbeitet haben. Denn so einen detaillierten Blick hinter die Kulissen der Verlagsarbeit bekommt man selten. Und selbst, wer – wie ich – jahrelang im Verlag gearbeitet, entdeckt noch Neues, zum Beispiel den genauen Blick in das Innere einer Druckstraße.

Einziges Manko aus meiner Sicht: Für Vorschulkinder und vorlesende, nicht verlagskundige Erwachsene sind manche Begriffe nicht direkt verständlich. Wer noch nie Berührung mit dem Literaturbetrieb hatte, wird zum Beispiel vielleicht nicht wissen, was in diesem Zusammenhang eine „Agentur“ ist und was deren Aufgabe ist. Für Tempest-Leser*innen dürfte das selbstverständlich kein Problem sein.

 

Becky Davies/Patricia Hu: „Von der Idee zum Buch“, aus dem Englischen von Hannah Lang, arsEdition 2022, 32 Seiten, 15 Euro

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Meike Blatzheim, auch bekannt als TEXTGEFÄHRTIN, studierte Kreatives Schreiben an der Universität Hildesheim und arbeitete viele Jahre als Verlagslektorin. Heute ist sie freie Lektorin und Literaturübersetzerin und vermittelt außerdem in Schreibwerkstätten und als Autorencoach ihr Wissen an alle, die das Schreiben ebenso lieben wie sie (https://textgefaehrtin.de).


 Buchbesprechung (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


„Reduktion & Tempo: Als Erzähler unterwegs im 21. Jahrhundert“

besprochen von Tanja Wirnitzer
 
Ein kurzes und sehr inspirierendes Vergnügen.
 
Wie schreibe ich den Lesenden zuliebe? Der vielfach ausgezeichnete Autor Matthias Politycki beantwortet diese Frage mit: Relevanz, Authentizität, Tempo und Reduktion. Politycki ehrt das Schreiben als Kunst und kanalisiert es in diesem Schreibratgeber sehr verständlich auf das Handwerk. Die vier Eckpunkte beleuchtet er der Reihe nach:
 
Relevanz
Hier verlangt er von Schriftsteller:innen die Courage, Position zu beziehen und sich nicht nach dem Markt oder dem Zeitgeist zu richten. Anhand seiner eigenen Buchprojekte erläutert er mit allen Freuden- und Schattenseiten die Konsequenzen, die relevantes Schreiben provozieren kann.
 
Authentizität
Geniale Fiktion nährt sich aus dem wahren Leben. Seiner Ansicht nach führt das alleinige Sitzen am Schreibtisch zu Fehlurteilen. Teilnahme, Beobachtung, Dialog sind hingegen unbedingt notwendig. Lesende würden merken, ob Details stimmen oder nicht, selbst, wenn sie sie nicht aus eigener Erfahrung kennen. Auch in diesem Teil verdeutlicht er seine Aussagen anhand seiner Buchprojekte.
 
Tempo
Darunter versteht er überspitzt Textmanagement. Ob Lesende seines Ratgebers Ausdauersportler:innen sind oder nicht - seine Vergleiche mit einem Marathon veranschaulichen, was eine gute Textorganisation ausmacht. Die Ökonomisierung der erzählerischen Kraft erklärt er sehr praxisorientiert, woraus eine energiegeladene Motivationsrede für alle Schreibenden geworden ist.
 
Reduktion
„Nur wenn es sich gut liest, ist es auch gut geschrieben.“ Im letzten Teil wird er sehr konkret, wie sein Schreibprozess im Detail aussieht, indem er die Lesenden an den Fehlern seiner eigenen Schreibjahre teilhaben lässt.
 
Für mich ist das Buch eine moderne Version von Dorothea Brandes „Schriftsteller werden“. Es ist kein klassischer Ratgeber, der einem eine Art Checkliste oder Fahrplan an die Hand gibt. Stattdessen wird der Schreibstil des Buches selbst den Ansprüchen des Autors gerecht und wirkt stark auf den Lesenden. Daher mein Tipp für das Selbststudium mit diesem Buch: Ein Glas Wein oder eine Tasse Tee dabei trinken, und Schreiben durch Genießen lernen.

 
Matthias Politycki: „Reduktion & Tempo: Als Erzähler unterwegs im 21. Jahrhundert“, Wallstein Verlag 2017, 48 Seiten, 12,90 Euro

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Tanja Wirnitzer liest und schreibt alles außer Literatur. Im Kontrast zu ihrer Tätigkeit als Lehrerin kommt die Lektorin und angehende Autorin ihrer Schreibleidenschaft in Deutschland, Italien und aktuell in ihrer mittelfristigen Wahlheimat China nach. Die besten Zeilen schreibt sie mit Ausblick über eine Großstadt oder in die Natur – am liebsten unter dem Sternenhimmel.


DREI FRAGEN (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Mehr als zweitausend Tempest-Leser*innen – da liegt ein enormer Erfahrungsschatz verborgen, ob es nun ums Schreiben selbst geht oder um das Finden eines Verlags. Diesen Schatz möchten wir ausgraben und mit unserer neuen Rubrik zugänglich machen. Gewaschen, geschliffen und poliert, fürs sofortige Tragen ... äh ... Umsetzen.

Jeden Monat beantworten hier Autor*innen, die bereits in einem Verlag veröffentlicht haben, drei Fragen, und zwar kurz und knapp. Wenn du dich auch beteiligen möchtest: Kopier dir die drei Fragen aus dem Text, und schick sie mit deinen kurzen (!) Antworten an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..


„Pia Helfferich“


1. Wie hast du bei deiner ersten Veröffentlichung einen Verlag gefunden? Und falls es über eine Agentur war, wie hast du diese von deinem Manuskript überzeugt?

2011 habe ich zwei Sachbücher veröffentlicht. Da hat tatsächlich der Verlag bei mir angefragt, ob ich Interesse habe.


2. Was ist dein ultimativer Schreibtipp oder deine liebste Kreativ-Übung?

Mein ultimativer Schreibtipp lautet: „Belüg dich selbst.“ Ich umgehe Schreibblockaden, indem ich mir sage, dass ich jetzt überhaupt nicht „richtig“ schreibe. Nein, ich nehme mir nur ein Schmierpapier und schreibe ein paar Ideen oder Stichwörter auf. Oder ich schreibe auf das Schmierpapier, warum ich jetzt nicht schreiben kann. Mehr brauche ich auf keinen Fall zu tun. Das glaube ich mir immer wieder, und schon läuft es.


3. Nenne deinen wertvollsten Schreibratgeber (als Buch, Person oder Internetseite).

Der in meinen Augen perfekte Schreibratgeber heißt „the making of a story“ und stammt von Alice LaPlante. Mich überzeugt, wie anhand von ausführlichen Literaturbeispielen veranschaulicht wird, was zuvor erklärt wurde. Dazu erhält man gute Schreibaufgaben.

Zur Autorin

Ich schreibe Geschichten, seit ich schreiben kann, und habe Erzählungen in Zeitschriften und Anthologien veröffentlicht. Zwei Sachbücher. Zwei Literaturpreise. Ich leite Schreibworkshops für das Westfälische Literaturbüro in Unna, das Literaturbüro NRW und andere Institutionen. www.online-schreibworkshop.de

 


UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN


Bitte schickt den Expert*innen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber gelöscht wird.

Fragen (anonymisiert) und Antworten werden in der Regel hier im Tempest veröffentlicht, damit auch andere Autor*innen davon lernen können. Wer das aber nicht möchte, schreibt das bitte ausdrücklich dazu.
 

Drehbuch  Oliver Pautsch Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Fantasy Stefanie Bense Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Heftroman  Arndt Ellmer Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Historischer Roman  Titus Müller Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Kinder- und Jugendbuch Sylvia Englert Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Kriminalistik Kajo Lang Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Lyrik Martina Weber Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Marketing Maike Frie Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Recherche  Barbara Ellermeier Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Sachbuch Gabi Neumayer Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Schreibaus- und -fortbildung  Uli Rothfuss Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Schreibhandwerk Ute Hacker Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Science-Fiction Andreas Eschbach Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 


Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, den ihr separat abonnieren müsst.


Einsendeformalien 
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor. 
Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet werden.


 IMPRESSUM


Herausgeber*innen
Gabi Neumayer (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)
Ramona Roth-Berghofer (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)
Stefan Schulz (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)
Thomas Roth-Berghofer (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)
Jürgen Schloßmacher (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


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The Tempest: Vorschau auf die aktuelle Ausgabe

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Ausgabe 26-11 (vom 20. November 2024)

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      „Paris, ein Fest fürs Leben"
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