Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Autorenwissen
„Große Zahlen in der Belletristik“
von Nora-Marie Borrusch
Essay
„Fiktion, Realität und Karl May“
von Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
„Short-Shortstorys schreiben“
besprochen von Lucie Kolb
Drei Fragen
„Thomas Erle“
Impressum
Liebe Autor*innen,
Geschichten kommen in allen möglichen Längen daher. Mit der kürzesten Form, den Short Short-Stories, beschäftigt sich ein Schreibratgeber, den sich Lucie Kolb, eine unserer neuen Rezensentinnen, für euch angesehen hat.
Die Aufregung um den neuen Winnetou-Film habt ihr sicher alle mitbekommen. Hans Peter Roentgen sagt seine persönliche Meinung dazu in einem Essay.
Zahlen in Ziffern oder Buchstaben schreiben? Nora-Marie Borrusch zeigt uns, wie es richtig ist. Unsere „Drei Fragen“ beantwortet diesmal Thomas Erle. Und Ramona Roth-Berghofer hat für uns wieder die schönsten Perlen für Autor*innen aus der weiten See des Internets gefischt.
Der Tipp des Monats, diesmal von Christina Strigas:
All a writer needs is raw talent, along with years of self-doubt and rejections.
Einen schönen Herbst euch allen, mit viel Regen für die Natur und neuen Schreib-Impulsen für euch!
Gabi Neumayer
Chefredakteurin
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ISSN 1439-4669 Copyright 2022 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
INHALT DIESER AUSGABE
TEIL 1
Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Autorenwissen
„Große Zahlen in der Belletristik“
von Nora-Marie Borrusch
Essay
„Fiktion, Realität und Karl May“
von Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
„Short-Shortstorys schreiben“
besprochen von Lucie Kolb
Drei Fragen
„Thomas Erle“
Impressum
TEIL 2 (in separater E-Mail, falls ebenfalls abonniert)
Veranstaltungen
Ausschreibungen
Publikationsmöglichkeiten
mit Honorar
ohne Honorar
Seminare
Messekalender
HALL OF FAME (
Die „Hall of Fame“ zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können.
Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema:
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AutorIn: „Titel“, Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-Adresse.
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Ein Beispiel (!):
Johanna Ernst: „Der Fall der falschen Meldung“, Hüstel Verlag 2015, Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive Homepage!
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Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.
ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä.
Schickt eure Texte unter dem Betreff „Hall of Fame“ an d
Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden nicht mehr verschickt!
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Sandra Niermeyer: „Kalter Hauch“, Kaufmann-Verlag 2022, Grusel-Adventskalender. Mit Seiten zum Auftrennen
Astrid Hohenhaus: „Raben - Spaziergänge mit dem Vater“, trafo Literaturverlag 2022, Roman. http://www.trafoberlin.de/978-3-86465-168-7.html
Elke Mählmann: „Da will ich nicht hin“, edition assemblage 2022, Roman. www.edition-assemblage.de/buecher/da-will-ich-nicht-hin/
NEUES AUS DER BUCHSZENE (
Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie nie zuvor. Ob es nun um neue Vertragsbedingungen mit Amazon geht, die zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen - natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Interview
Wann sollte man ein Wort nicht mehr benutzen, Herr Heine?
So wird das Jugendwort gewählt! Interview mit Sarah Bartl, Product Manager Digital & Marketing.
Verlage / Buchhandel / Konzerne
Bastei Lübbe: Bestes Jahresergebnis seit Börsengang.
Thalia will Filialnetz in Österreich ausbauen.
Thalia statt Osiander: In Weil am Rhein wird strategisch umgeplant.
Kultur / Literaturszene
Vorwürfe gegen Internationales Literaturfestival.
Winnetou-Debatte: Die eigenen Irrtümer mitdenken.
Veranstaltungen
Impressionen vom Büchersalon in der Schweizerischen Botschaft.
Übersetzer*innen
Übersetzer*innen sind gerade in Kriegs- und Krisenzeiten unverzichtbar.
Auszeichnungen / Wettbewerbe
Monika und Ralf Kramp werden mit Horst Konejung Preis 2022 ausgezeichnet.
BVjA warnt vor Weltbild-Literaturwettbewerb „tausendkind“.
Melinda Nadj Abonji erhält den Erich Fried Preis 2022.
Das schönste Regionalbuch ist gewählt.
Buchhandlung Taube für „atemberaubenden Unternehmergeist“ geehrt.
Behzad Karim Khani erhält Debütpreis des Harbour Front Literaturfestivals.
Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2022: Diese vier Werke stehen auf der Shortlist.
E-Books
Neuer Kindle angekündigt: Das Ende des Paperwhite?
AUTORENWISSEN (
„Große Zahlen in Belletristik“
von Nora-Marie Borrusch
Jeder kennt die Regel: Zahlen bis zwölf als Wort, ab der langen 13 aber als Zahl ausschreiben.
In der Belletristik ist das aber ein bisschen anders. Grundsätzlich wird alles als Wort geschrieben. Vermutlich liegt das wie bei allen Dingen daran, dass man anders denken muss, wenn man Zahlen liest: Bei ihnen geht es nicht um Laute, sondern nur um Bedeutung.
Das Problem sind aber nicht die üblichen Zahlen – es gibt einen Protagonisten, der hat drei Freunde und vier Geschwister, auf der Geburtstagsfeier kommen zwanzig Leute usw. Das Problem sind die langen Zahlen, bei denen man mehr auf die Hintergründe achten muss.
Beispiel:
Es gab eine Schlacht, 3 Monstermarienkäfer haben 587.463 Menschen ausgelöscht.
Oha. Fünfhundertsiebenundachtzigtausendvierhundertdreiundsechzig will ja niemand lesen (oder schreiben).
Was sollen diese Zahlen ausdrücken? Es gibt wenig Monster, dafür erschreckend viele Tote. Dafür braucht man aber keine so exakte Zahl. Dafür tut es „über eine halbe Million“ auch.
Wofür man eine exakte Zahl braucht, sind jedoch die Toten, die dem Protagonisten – und damit der Leserschaft – richtig nahegehen. Man weint ja nicht um die 587.463 Menschen, die im Buch sterben, sondern man weint, weil seine drei ältesten Freunde, die er noch aus dem Kindergarten kennt, unter den Toten waren. Oder seine Eltern, mit denen er sich kurz vorher noch gestritten hat. Oder seine Frau, von der er sich nicht einmal verabschieden konnte. Aber diese exakten Zahlen 3, 2 und 1 sind kurz genug, um sie als Wort zu schreiben.
Exakte Zahlen
839.350,28. Wenn man so eine Zahl liest, dann wahrscheinlich in einem Roman, in dem Mathematik wichtig ist. In diesem Fall sollten die Zahlen so stehen bleiben, weil sie einerseits ja eine andere Denkweise voraussetzen, andererseits aber im Sinne von „show, don’t tell“ die mathematischen Inhalte betonen. Außerdem wird es unglaubwürdig, wenn 839.350,28 die Lösung ist, um den Antagonisten zu entlarven – wohingegen 839.350,27 dann eine völlig belanglose Zahl ist. Da muss man natürlich sehr exakt vorgehen.
Daten
Diese stören in Ziffern das Bild nicht so wie andere Zahlen, da sie sowieso schon als Zahlen existieren. Daher ist „im Jahre 1978“ völlig normal.
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Nora-Marie Borrusch promoviert in Musikwissenschaft über Mittelalter-Rock, bearbeitet als Lektorin im VfLL am liebsten Fantasy-Romane, hat einen Papageienschwarm und schreibt das eine oder andere Geschichtchen. Wer mehr wissen will, findet Infos unter www.lektorat-agapenna.com
ESSAY (
„Fiktion, Realität und Karl May“
von Hans Peter Roentgen
Ich war neun, als ich begann, die Karl-May-Bände zu verschlingen. Als ich 13 oder 14 war, schenkten mir meine Eltern das Buch „Die Welt der Indianer“.Ich habe es an einem Tag verschlungen. Seit damals weiß ich, wie viele ganz unterschiedliche Kulturen es unter den nordamerikanischen Ureinwohnern gab. Und dass Karl May spannende Bücher geschrieben hatte, aber der Inhalt sehr phantasiereich ist. Egal, ich habe ihn weitergelesen.
Aber ohne Karl May hätte ich mich gar nicht für diese Völker interessiert. Und wüsste heute immer noch nichts von ihnen.
Was ich damit sagen will: Ein Buch muss nicht 100 % realistisch sein, um bei Leserinnen und Lesern Interesse für andere Kulturen zu wecken. Natürlich weiß jeder, der sich wissenschaftlich mit den Kulturen der amerikanischen Ureinwohner auseinandersetzt, wie wenig Karl Mays "Indianer" mit den echten Ureinwohnern zu tun haben. Klar, dass sie die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und von der Lektüre abraten.
Liebe Wissenschaftler, ihr könnt die Hände wieder herunternehmen. Niemand kommt als Expertin auf die Welt, und wer sich mit anderen Kulturen beschäftigt, fängt erst mal klein mit den Klischeevorstellungen an.
Übrigens gibt es zu Karl May noch etwas zu sagen, das leider in der aktuellen Diskussion kaum auftaucht. Nach seinem Tode hat der Karl May Verlag die Bücher überarbeitet. In Richtung politisch korrekt. Und politisch korrekt war damals deutschnational. Der arme Sachse Karl May wurde plötzlich zum deutschnationalen Schreiberling umgedichtet. Arno Schmidt hat dem Verlag deswegen einen bösen Brief geschrieben. Er bekam als Antwort, Karl May sei kein Dichter, da sei das erlaubt. Woraufhin Arno Schmidt geantwortet haben soll: Wenn das Schule mache, könne man in 100 Jahren Agatha Christie nicht mehr von Schiller unterscheiden.
Vielleicht ein Hinweis darauf, dass die politisch korrekte Überarbeitung von Romanen keine so gute Idee ist? Romane sind Fiktion, sind Erfindungen, sind nie 100 % realistisch. Das heißt nicht, dass Recherche überflüssig ist. Karl May hat sie betrieben. Den Henrystutzen gab es, wenn auch nicht als Einzelanfertigung eines genialen Büchsenmachers, sondern als Waffe, die zehntausendfach im amerikanischen Bürgerkrieg produziert wurde. Auch seine Bemerkungen zu den Verträgen, die mit den amerikanischen Indigenen getroffen und bald wieder gebrochen wurden, stimmen leider. Und erst vor kurzem habe ich den Beitrag eines Apachen gelesen, der sagte, dass die Kleidung der Apachen im 19. Jahrhundert durchaus richtig geschildert wurde.
Schon lange gibt es die, die glauben, das Volk vor unrealistischen Texten bewahren zu müssen. In den Fünfzigern warnten sie vor amerikanischen Krimis, weil jeder, der sie liest, offenbar umgehend zum Mörder wird, so ihre Vorstellung.
In den Sechzigern war der katholische Volkswartbund gegen Sex in Buch und Film unterwegs.
In den Siebzigern sollten Kinder keine Märchen lesen, immerhin seien die grausam und unrealistisch. Ja, sind sie. Trotzdem haben Märchenlesungen keinen Massen-Sadismen hervorgerufen.
Jetzt soll man alles auf Rassismus prüfen und überarbeiten. Ja, „Vom Winde verweht“ ist rassistisch, kein Zweifel. Schildert eine heimelige Südstaatengesellschaft, die es so nie gegeben hat. Aber hat auch eine spannende Hauptfigur, eine Frau, die sich deutlich von dem damaligen Weibchen-Ideal unterscheidet.
Enid Blytons Bücher schildern Männer- und Frauenrollen der Fünfziger und Sechziger. Glaubt ihr wirklich, die Kinder übernehmen das, wenn sie zu Hause eine ganz andere Wirklichkeit erleben? Oder andere Bücher mit anderen Frauen- und Männerbildern lesen?
Und in den USA versuchen Trump-Anhänger, unwillkommene Büchern aus den Schulbüchereien zu verbannen.
Glaubt ihr wirklich, liebe Bedenkenträger, dass jeder, der „Vom Winde verweht“ liest, zum Rassisten wird oder die Sklaverei wieder einführen will? Es gibt genügend neuere Bücher über Sklaverei und die Südstaaten, jeder weiß, dass dieses Südstaatenbild eine Fiction ist. Wie Winnetou auch, wie Wilhelm Tell, wie König Arthur oder Achill und der trojanische Krieg. Romane sind Fiktionen, so weit sollten wir mittlerweile sein. Jedes Volk hat seine Mythengestalten, die mit der Realität wenig zu tun haben. Betrachte ich die aktuelle Diskussion, habe ich den Verdacht, für viele Deutsche ist Winnetou das, was für die Schweizer Wilhelm Tell ist. Früher war das in Deutschland Herrmann der Cherusker, auch eine Mythengestalt. Ehrlich gesagt, da ist mir Winnetou dann doch lieber.
Etwas mehr Mut, liebe Inquisitoren. Geben Sie Buchfreiheit, Sire, und lassen Sie mehr Diversität zu. Statt zu versuchen, ungewünschte Bücher zurückzuziehen oder verschwinden zu lassen.
PS: Ja, ich weiß, dass Winnetou von Karl May nicht verboten wurde. Und ich kenne auch all die Verschwörungstheorien, dass die ganze Aufregung nur von finsteren Bösewichten erfunden wurde.
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Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher „Vier Seiten für ein Halleluja“ über Romananfänge, „Drei Seiten für ein Exposé“, „Schreiben ist nichts für Feiglinge“, „Klappentext, Pitch und weiteres Getier“ und „Was dem Lektorat auffällt“. Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert.
Buchbesprechung (
„Short-Shortstorys schreiben“
besprochen von Lucie Kolb
Die Frage: „Woher nehme ich mir bloß die Zeit zum Schreiben?“, taucht wohl in jedem Blog zum Thema, jedem Ratgeber auf. Vor allem als Schreibanfänger*in fällt es schwer, Routinen zu schaffen und Zeitfenster freizuhalten. Da lockt das Versprechen, mit einer Fünf-Minuten-Methode Geschichten und sogar ganze Romane zu entwickeln.
Natürlich geht es in diesem Buch nicht darum, innerhalb von fünf Minuten eine fertige Geschichte zu schreiben. Es geht darum, die innere Zensur, die Angst abzuschalten. Durch die Knappheit der Zeit soll man sich erlauben, einfach draufloszuschreiben, die Energie fließen zu lassen, denn: „Schreiben ist Energie. Je mehr Energie Sie in Ihren Text einbringen, umso lebendiger wird er. Ohne Energie ist ein Text tot und besteht nur aus Wörtern.“ (S. 84)
Roberta Allen geht auf den Unterschied zu längeren Geschichten ein, der nicht nur in der Anzahl der Wörter liegt, sondern auch darin, dass die Short-Shortstory uns nur einen ganz kurzen, intensiven Moment, ein Blitzlicht zeigt – und trotzdem auch Handlung transportiert. Zahlreiche kommentierte Beispiele zeigen das Potential solcher Geschichten.
Die Methode ist denkbar einfach: Man nehme Papier und Stift, einen auf fünf Minuten gestellten Wecker, und los geht es. Im Mittelteil des Buches gibt es dazu auf über 30 Seiten zahlreiche Stichpunkte zur Inspiration, zum Beispiel: „Schreiben Sie über etwas, das gestohlen wurde.“ Und auch wer sich lieber von Bildern inspirieren lässt, erhält Material. Ein Bild zeigt beispielsweise einen verlorenen Handschuh in einer schneebedeckten Landschaft.
Die entstandenen Texte werden daraufhin überprüft, ob sie Energie und Intensität enthalten. Dann folgt, wie immer beim Schreiben, das Überarbeiten, diesmal ohne Timer. Allen regt übrigens dazu an, erst mal einige Übungstexte zu schreiben, bevor es weitergeht.
Im dritten Teil des Buches geht es dann um das Schreiben bzw. Planen längerer Texte mit Hilfe der Fünf-Minuten-Methode. Hierzu empfiehlt Allen, „Sprungbrettsätze“ aus den entstandenen Texten herauszusuchen – das sind Sätze mit besonderer Energie – und sich im nächsten Text darauf zu beziehen.
Für Menschen, die lieber mit einem Plan an größere Projekte herangehen, leitet Allen schrittweise mit immer detaillierteren Fragen an das Thema heran. Immer wieder basierend auf den intensiven Texten, die mit der Fünf-Minuten-Methode entstanden sind.
All das zeigt die Autorin anhand zahlreicher Beispiele aus Workshops, so dass der Prozess leicht verständlich und anschaulich wird. Und sie liefert ein offenes Planungssystem, das es möglich macht, immer wieder zwischen freiem Schreiben und Plotten hin und her zu wechseln.
Mich hat das Buch sehr überzeugt, es hat Spaß gemacht, damit zu arbeiten. Denn eins ist ganz klar: Dieses Buch ist kein Schreibratgeber, es ist ein Arbeitsbuch, das seinen eigenen Sog entwickelt und Energie freisetzt.
Roberta Allen: „Short-Shortstorys schreiben – Mit der Fünf-Minuten-Methode Kürzestgeschichten schreiben und Romane entwickeln“, Autorenhaus Verlag, 2018, 250 Seiten, 16,90 Euro
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Lucie Kolb, geboren 1984, wuchs in einem oberbayrischen Dorf auf. Mit einem Umweg über Mainz verschlug es sie nach Hannover. Sie ist Sozialpädagogin und arbeitet in der Suchthilfe. 2019 erschien ihr Kinderbuch „Suppenwetter oder eine Geschichte vom Stehlen, Schenken und Wegwerfen“ beim Südpolverlag. https://www.lucie-kolb.de
DREI FRAGEN (
Mehr als zweitausend Tempest-Leser*innen – da liegt ein enormer Erfahrungsschatz verborgen, ob es nun ums Schreiben selbst geht oder um das Finden eines Verlags. Diesen Schatz möchten wir ausgraben und mit unserer neuen Rubrik zugänglich machen. Gewaschen, geschliffen und poliert, fürs sofortige Tragen ... äh ... Umsetzen.
Jeden Monat beantworten hier Autor*innen, die bereits in einem Verlag veröffentlicht haben, drei Fragen, und zwar kurz und knapp. Wenn du dich auch beteiligen möchtest: Kopier dir die drei Fragen aus dem Text, und schick sie mit deinen kurzen (!) Antworten an:
„Thomas Erle“
1. Wie hast du bei deiner ersten Veröffentlichung einen Verlag gefunden? Und falls es über eine Agentur war, wie hast du sie von deinem Manuskript überzeugt?
Meine erste Veröffentlichung ergab sich durch die Teilnahme an einem Kurzkrimiwettbewerb (Freiburger Krimipreis), bei dem ich zu den Preisträgern gehörte. Für meinen ersten Roman („Teufelskanzel“) schrieb ich einige der Genre-Buchverlage an. Nach vier Wochen hatte ich drei Zusagen.
2. Was ist dein ultimativer Schreibtipp oder deine liebste Kreativ-Übung?
Mit der Hand schreiben. Nicht zu viel denken, den inneren Lektor ausschalten. Und vor allem: Lesen, lesen, lesen.
3. Nenne deinen wertvollsten Schreibratgeber (als Buch, Person oder Internetseite).
Etwas anspruchsvoll, aber sehr ergiebig: „Kreativ Schreiben – Handwerk und Techniken des Erzählens“ (Dumont Tb) von Fritz Gesing.
Zum Autor
Zuerst waren die Liedermachertexte, dann Kurzgeschichten, dann Krimis, dann Fantasy, dann ... Die Reise geht weiter. www.thomas-erle.de und bei Wikipedia
UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN
Bitte schickt den Expert*innen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber gelöscht wird.
Fragen (anonymisiert) und Antworten werden in der Regel hier im Tempest veröffentlicht, damit auch andere Autor*innen davon lernen können. Wer das aber nicht möchte, schreibt das bitte ausdrücklich dazu.
Drehbuch | Oliver Pautsch | |
Fantasy | Stefanie Bense | |
Heftroman | Arndt Ellmer | |
Historischer Roman | Titus Müller | |
Kinder- und Jugendbuch | Sylvia Englert | |
Kriminalistik | Kajo Lang | |
Lyrik | Martina Weber | |
Marketing | Maike Frie | |
Recherche | Barbara Ellermeier | |
Sachbuch | Gabi Neumayer | |
Schreibaus- und -fortbildung | Uli Rothfuss | |
Schreibhandwerk | Ute Hacker | |
Science-Fiction | Andreas Eschbach |
Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, den ihr separat abonnieren müsst.
Einsendeformalien
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor.
Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an:
Herausgeber*innen
Gabi Neumayer (
Ramona Roth-Berghofer (
Stefan Schulz (
Thomas Roth-Berghofer (
Jürgen Schloßmacher (
„The Tempest“ ist ein kostenloser Newsletter für Autor*innen. Abonnent*innen sind herzlich aufgefordert, den Newsletter weiterzugeben oder nachzudrucken, solange alle Urheberrechte beachtet werden (Näheres s. http://www.autorenforum.de/ueber-uns) und der VOLLSTÄNDIGE Newsletter weitergegeben wird. Ansonsten bitten wir darum, mit der Redaktion Kontakt aufzunehmen.
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Zugesandte Artikel können von der Redaktion bearbeitet und gekürzt werden.
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