Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Autorenwissen
„Überarbeitung und Lektorat: Dialoge - Teil 2“
von Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
„Schreibtisch mit Aussicht“
besprochen von Tanja Wirnitzer
Impressum
Liebe Autor*innen,
in diesem Tempest findet ihr (neben den Dauerrubriken) den zweiten Teil von Hans Peter Roentgens „Dialoge“-Artikel: Körpersprache, Dialekt, „sagte sie, sagte er“, das sind einige der darin behandelten Themen. Tanja Wirnitzer beschäftigt sich in ihrer Buchbesprechung mit dem „Schreibtisch mit Aussicht“. Und Neues aus den (Ab-)Gründen des Internets gibt es wie immer von Ramona Roth-Berghofer.
Der Tipp des Monats, diesmal von Isaac Asimov:
Yet, if there is the possibility of this satisfaction from accurate prophecy in science fiction, there is also the reverse. Science fiction offers its writers chances of embarrassment that no other form of fiction does. After all, if we may prove accurate in our predictions, we may prove inaccurate as well, sometimes ludicrously so.
Viel Spaß beim Schreiben, und schickt uns gerne eure beantworteten „Drei Fragen“, sofern ihr professionell schreibt. Ich selbst habe mir aus den bisherigen Folgen schon einige unbezahlbare Tipps rausgesucht. Hier noch mal die Fragen, bitte mit ganz kurzen (!) Antworten (je ein, zwei Sätze): 1. Wie hast du bei deiner ersten Veröffentlichung einen Verlag gefunden? Und falls es über eine Agentur war, wie hast du sie von deinem Manuskript überzeugt? 2. Was ist dein ultimativer Schreibtipp oder deine liebste Kreativ-Übung? 3. Nenne deinen wertvollsten Schreibratgeber (als Buch, Person oder Internetseite).
Und wo wir schon mal dabei sind: Welche Seminare, Workshops und andere Autor*innenveranstaltungen habt ihr in letzter Zeit besucht bzw. online verfolgt? Wir freuen uns immer über Erfahrungsberichte.
Wir sind gespannt!
Gabi Neumayer
Chefredakteurin
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ISSN 1439-4669 Copyright 2023 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe
INHALT DIESER AUSGABE
TEIL 1
Editorial
Hall of Fame
Neues aus der Buchszene
Autorenwissen
„Überarbeitung und Lektorat: Dialoge - Teil 2“
von Hans Peter Roentgen
Buchbesprechung
„Schreibtisch mit Aussicht“
besprochen von Tanja Wirnitzer
Impressum
TEIL 2 (in separater E-Mail, falls ebenfalls abonniert)
Veranstaltungen
Ausschreibungen
Publikationsmöglichkeiten
mit Honorar
ohne Honorar
Seminare
Messekalender
HALL OF FAME (
Die „Hall of Fame“ zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können.
Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema:
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AutorIn: „Titel“, Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-Adresse.
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Ein Beispiel (!):
Johanna Ernst: „Der Fall der falschen Meldung“, Hüstel Verlag 2015, Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive Homepage!
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Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.
ACHTUNG!
Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä.
Schickt eure Texte unter dem Betreff „Hall of Fame“ an d
Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden nicht mehr verschickt!
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Sandra Niermeyer: „Ein Osterhase für Mia – Kaninchen-Chaos zum Osterfest“. CalmeMara Verlag 2023, Bilderbuch. Ab 3 Jahren, ISBN 9783948877286
NEUES AUS DER BUCHSZENE (
Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie nie zuvor. Ob es nun um neue Vertragsbedingungen mit Amazon geht, die zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen - natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Künstliche Intelligenz
ChatGPT - Risiko für die Buchbranche?
Vertreter der Buchbranche diskutieren über KI.
Verlage / Buchhandel
HarperCollins stellt Belletristik-Lektorat neu auf.
Der Fachkräftemarkt ist leergefegt.
Digitaler Farbschnitt immer gefragter.
Weltbild: Wir machen 95 Prozent unserer Umsätze online.
Amazon will E-Book-Rückgaben „bald“ einschränken.
Kultur / Politik / Literaturszene
New Adult (Young Adult) boomt.
Aktivist:innen machen queeren Autor mundtot.
Neue Bücher zum Weltfrauentag.
International
Wie die US-Buchhändler Amazon trotzen.
Simon & Schuster meldet Rekordjahr.
Auszeichnungen
Internationaler Brückepreis geht an Herta Müller.
Messen / Veranstaltungen
Leipziger Buchmesse: Literarisches Quartett sucht Buchhändler:innen für eine Talkrunde.
Großer Auftritt für Manga und Cosplayer.
AUTORENWISSEN (
„Überarbeitung und Lektorat: Dialoge - Teil 2“
von Hans Peter Roentgen
Sparsam mit Körpersprache
Gerne werden im Dialog Aktionen der Sprecherinnen beschrieben, um den Dialog zu unterstreichen und um Dinge anzuzeigen, die nicht im Dialogtext stehen. Das kann sehr wirkungsvoll sein, aber Sie sollten es mit Vorsicht einsetzen. Viel hilft auch hier nicht viel, weniger ist oft mehr.
Die Körpersprache sollte auch wirklich Bedeutung haben. Wenn sich der Sprecher zehnmal über die Glatze streicht, verpufft die Wirkung, und es bremst das Tempo.
„Das geht schief.“ Der Finanzcontroller kratzte sich an der Nase.
„Wir haben dafür keine Kapazitäten“, sagte der Personalleiter und strich sich über die Glatze.
„Das Programm funktioniert noch nicht einwandfrei.“ Der Entwicklungschef fuhr sich übers Haar.
„Wir führen es morgen auf der Messe vor“, bestimmte der Direktor und schaute ernst in die Runde.
Gerade das In-die-Runde-Schauen ist sehr beliebt, sagt aber wenig aus. Wählen Sie eine aussagekräftigere Körpersprache.
„Das geht schief.“ Der Finanzcontroller knackte mit den Knöcheln.
„Verdammt noch mal, wir haben dafür keine Kapazitäten!“, sagte der Personalleiter.
„Das Programm hat mehr Fehler als ein Straßenköter Flöhe“, sagte der Entwicklungsleiter.
Der Direktor nahm seine Brille ab und faltete sie sorgfältig auf dem Tisch zusammen. „Wir führen es morgen auf der Messe vor“, bestimmte er.
Jetzt sind es nur noch zwei körpersprachliche Elemente, die dafür aber eindeutiger sind. Und ein Teil dessen, was im ersten Beispiel über Körpersprache ausgedrückt wird, steht jetzt im Dialogtext. Dass der Personalleiter und der Entwicklungschef gar nicht glücklich sind, ergibt sich aus dem, was sie sagen, da benötigt man keine Körpersprache. Und dass der Boss die Brille abnimmt und auf den Tisch legt, zeigt deutlich, dass das sein letztes Wort ist.
„Sagte sie, sagte er“ – das reicht
Im Dialog wird oft der Sprecher genannt (sagte der Vater, rief der Bulle), in der Fachsprache heißen diese Hinweise „Inquits“. Das sind formelhafte Elemente, um den Sprecher zu bezeichnen.
Leserinnen nehmen sie als Formeln wahr, die festlegen, wer spricht. Deshalb müssen Sie sich nicht mühsam Synonyme suchen („flüsterte er, wisperte sie, antwortete er, grollte sie“). Sie können auch in einem langen Dialog bei „sagte sie / er“ bleiben. Weil das Formeln sind, stört die Wiederholung hier nicht.
Sie müssen auch nicht jeden Dialogabschnitt mit einem Inquit abschließen. Wenn klar ist, wer spricht, können Sie „sagte sie“ weglassen und nur manchmal erwähnen, wer der Sprecher ist. Der Dialog wird dadurch schneller und knapper. Hier ein Beispieldialog zwischen Mutter und pubertierendem Sohn.
„Du bleibst hier“, sagte seine Mutter.
„Du hast mir nichts zu befehlen.“
„Du willst dich nur zusaufen wie letzten Abend.“
„Ich treff mich mit Freunden! Wir machen Hausaufgaben.“
„Die garantiert viel Alkohol enthalten, möchte ich wetten.“
Hier ist immer klar, wer spricht. Das wird auch dadurch sichergestellt, dass Mutter und Sohn ganz unterschiedliche Ziele und Motive haben, also eine Verwechslung gar nicht möglich ist.
Dreifach gemoppelt ist zweimal zu viel
„Du Arschloch!“, schrie er wütend.
In diesem kurzen Abschnitt wird dreimal dasselbe gesagt, nämlich, dass der Sprecher wütend ist. Vertrauen Sie Ihren Lesern, sie werden automatisch begreifen, dass der Sprecher auf 180 ist. Es reicht „Du Arschloch!“. Gerade bei emotional aufgeladenen Szenen wirkt ein knapper Dialog besser, da er Tempo hat und die angespannte Situation besser erleben lässt.
Ein guter Dialog ist einer, in dem der Text bereits Stimmung und Emotion des Sprechers verrät. Aber wie immer gibt es Ausnahmen.
„Du Idiot“, sagte er lachend.
Da kann man auf das Adjektiv nicht verzichten, weil „Idiot“ hier keine Beleidigung ist, sondern eine Frotzelei unter Freunden.
Unvollständige Sätze
Woran erkennt man, dass zwei Menschen streiten? Nicht nur an der Lautstärke, sondern auch daran, dass sie einander nicht ausreden lassen. Und dass die Sätze kürzer werden, je emotionaler der Streit wird. Nehmen wir mal eine Meinungsverschiedenheit zwischen einem Mafiaboss und seinem Killer.
„Ich möchte keine Nonne erschießen, das geht gegen mein Gewissen“, sagte der Killer.
„Joe, das ist keine Nonne, das ist Susan aus dem Nachtclub“, erwiderte der Boss. „Also tu deine Pflicht und drück ab.“
„Ich werde in der Hölle landen deswegen und meine Mutter unglücklich machen.“
„Du hast so viele umgelegt, dann kannst du die jetzt auch töten.“
„Aber Boss, das ist eine Nonne, und meine Mutter wollte immer, dass ich Nonnen ehre und beschütze, das steht auch im Beichtbrevier, das ich habe.“
„Wenn du es beichtest, wird dir jede Schuld erlassen, so steht es im kanonischen Recht §47 über die Beichte und die Vergebung.“
Ganz klar, niemand würde in so einer Situation so reden. Erinnern Sie sich an das Ping-Pong-Spiel? Heftige Szenen benötigen ein schnelles Spiel. Hier werden korrekte Sätze wie im Deutschunterricht gewechselt. Und damit wird nicht die Nonne, sondern die Spannung umgebracht.
„Ich kann keine Nonne …“
„Das ist keine Nonne, das ist Susan.“
„Aber das Habit …“
„Drück endlich ab!“
Ach ja, das ist auch so ein Dialog, in dem Sie gar keine Inquit-Formeln benötigen.
Dialekt im Dialog
Dialekt kann einen Sprecher identifizieren. Ein Bayer spricht anders ein Berliner. Und heute haben viele Gebildete jeden Dialekt abgelegt, auch das ist ein Kennzeichen.
Nur leider gibt es ein Problem: Wenn Sie jemanden niederbayrisch reden lassen, werden sich alle Nicht-Bayern schwer tun, es zu verstehen. Sie müssen erst mal die Sprache übersetzen und können nicht der Geschichte folgen.
Verwenden Sie also nur einzelne Wörter oder Satzwendungen im Dialog, die den Leser daran erinnern, das ist ein Bayer, das eine Berlinerin. Gerade bestimmte grammatikalische Konstruktionen sind typisch für Dialekte.
„Das ist dem Chef sein Steckenpferd.“ (Ruhrgebiets-Genitiv)
Gleiches gilt, wenn Sie Menschen sprechen lassen, die eine andere Muttersprache haben und nur gebrochen Deutsch reden. Auch da sollte man nicht übertreiben. Und notfalls jemanden um Rat fragen, der den Dialekt sprechen kann oder Muttersprachler der fremden ist. Denn es ist nicht so einfach, einen Deutschtürken reden zu lassen, wenn man selbst gar kein Türkisch kann und nicht weiß, welche typischen Formulierungen jemand aus diesem Sprachkreis benutzt.
Und bitte, bitte, bleiben Sie dabei. Jemanden erst gebrochen Deutsch sprechen zu lassen, der dann in perfektem Hochdeutsch fortfährt, das fällt auf. Passiert übrigens immer wieder Erpressern, die ihre Briefe abfassen, als wären sie Türken, dann aber die Geldübergabe in perfektem Deutsch formulieren. Da freut sich die Sprachprofilerin!
Dialoge testen
Lesen sie sich Ihre Texte laut vor. Sie werden erstaunt sein, wie viele Stolpersteine und unglückliche Formulierungen Sie dabei entdecken. Noch besser: Lassen Sie ihn sich von einem Freund vorlesen. Es gibt auch Programme, die Texte vorlesen. Da diese keine Betonungen verwenden, fallen unglücklich formulierte Stellen dabei besonders auf.
Wenn Sie unsicher sind, testen Sie einfach mehrere Fassungen. Streichen Sie zum Beispiel auf einer Seite alle Inquits (sagte er, sagte sie), und legen Sie beide Seiten nebeneinander. Sie werden schnell sehen, welche Sie benötigen und welche nicht.
Die Methode funktioniert für alle Tipps, die ich genannt habe. Einen Tipp umsetzen und den Text überarbeiten – und dann beide Fassungen nebeneinanderlegen. Das schärft Ihr Bewusstsein dafür, was nötig ist und was nicht.
Wenn Sie noch nicht viel Erfahrung damit haben, Dialoge zu überarbeiten, dann ändern Sie nicht gleich alles, sondern nur eine Sache, damit deutlicher wird, wie diese Änderung wirkt. Und dann lesen Sie sich Ihren Text laut vor.
Zusammenfassung
Prüfen Sie Ihre Dialoge bei der Überarbeitung. Vor allem auf folgende Punkte:
- Gibt es einen Konflikt?
- Sind die Dialogteile zu lang und eher Monologe?
- Dient der Dialog vornehmlich der Informationsvermittlung?
- Sind die Sätze zu korrekt?
Und damit wünsche ich Ihnen viel Erfolg dabei, knackige, spannende Dialoge zu schreiben.
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Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher „Vier Seiten für ein Halleluja“ über Romananfänge, „Drei Seiten für ein Exposé“, „Schreiben ist nichts für Feiglinge“, „Klappentext, Pitch und weiteres Getier“ und „Was dem Lektorat auffällt“. Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert.
BUCHBESPRECHUNG (
„Schreibtisch mit Aussicht“
besprochen von Tanja Wirnitzer
In das Herz erfolgreicher Schriftstellerinnen blicken ... und sich selbst entdecken – das garantiert dieses Buch. Es handelt sich weniger um einen klassischen Ratgeber als vielmehr um Eindrücke aus dem Schreiballtag verschiedener Autorinnen. Von Joan Didion über Mariana Leky bis hin zu Eva Menasse und Elfriede Jelinek lassen 24 Frauen tief in ihren Beruf und ihre Berufung als Autorin blicken. Die Erzählungen erinnern an zusammengefasste Tagebucheinträge. Daraus lassen sich einfach Schreibratschläge zur Selbstidentität als Schriftstellerin, zum Schreiballtag und zum Schreibprozess ableiten. Beantwortet werden Fragen wie: Ist Schreiben ein Beruf? Wie gewinne ich im Familienalltag als Mutter Zeit zum Schreiben? Wie gehe ich das Buchprojekt an? Wie finde ich meinen Weg zum fertigen Buch?
Leïla Slimani ist ein absoluter Geheimtipp in diesem Buch, und ihre Definition von Arbeitsstunden ist einfach genial. Es ist interessant, wie zeitlos die Inhalte sind - ob ein Essay in den 70er Jahren oder vor kurzem geschrieben wurde, lässt sich nicht erkennen. Das Buch präsentiert den Seiltanz von Frauen und Müttern zwischen Beruf und Alltag auf persönliche statt anklagende oder belehrende Weise.
Hier lässt sich auch der Aufbau von Essays lernen. Der Schreibstil gilt für mich bei den meisten Erzählungen als Vorbild. Das Werk ist ein Beispiel, wie unterschiedlich Schreibstimmen trotz identischem Thema sind. Gleichzeitig zeigt ein Vergleich der Texte, was es ausmacht, auf das eigene Schreiben zu vertrauen, statt sich zu verkünsteln und externen Ansprüchen oder Schreibhandwerksregeln gerecht zu werden.
Mein Lesetipp: Immer mal wieder eine Kurzgeschichte zwischendurch. Die Gedanken und Erfolge Gleichgesinnter motivieren für das eigene Schreiben. Das Buch entspannt, weil es beweist, dass es keine Musterlösungen oder Patentrezepte gibt. Während 24 Frauen ihre persönlichen Routinen, Tipps und Prozessschritte beim Schreiben teilen, offenbaren sie, wie unterschiedlichste Vorgehen und Einstellungen zu ein und demselben Schreibglück führen.
Bei verschiedenen Persönlichkeiten liegt auf der Hand, dass man nicht mit jeder auf einer Wellenlänge ist. Der eine oder andere Essay war mir zu abstrakt, zu intellektuell, oder ich habe ihn im falschen Moment gelesen. Die meiste Zeit wurde ich positiv überrascht, deshalb kann ich das Buch sehr empfehlen. Ich musste viel schmunzeln, fühlte mich oft verstanden und lernte einiges.
Mein Getränketipp zum Lesen ist eine Cuvée. Der Weinmix aus verschiedenen Rebsorten in einem Gärbehälter wird den unterschiedlichen Personen und Schreibtipps am ehesten gerecht.
Ilka Piepgras: „Schreibtisch mit Aussicht“, Kein & Aber 2020, 288 Seiten, 23,00 Euro
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Tanja Wirnitzer ist Autorin und Lektorin. Sie lektoriert Unterhaltungsliteratur sowie Sachbücher nach ihrer Methode Schreibdreiklang. Sie schreibt zeitgenössische Texte und Romane. Sie teilt In ihrem Blog Gedanken zu Sternenkindern, erzählt von Menschen und Missverständnissen aus ihrem Leben in China und lädt auf Blind Dates mit bestimmten Büchern ein. Mehr auf www.wortjuwelen.com
UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN
Bitte schickt den Expert*innen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber gelöscht wird.
Fragen (anonymisiert) und Antworten werden in der Regel hier im Tempest veröffentlicht, damit auch andere Autor*innen davon lernen können. Wer das aber nicht möchte, schreibt das bitte ausdrücklich dazu.
Drehbuch | Oliver Pautsch | |
Fantasy | Stefanie Bense | |
Heftroman | Arndt Ellmer | |
Historischer Roman | Titus Müller | |
Kinder- und Jugendbuch | Sylvia Englert | |
Kriminalistik | Kajo Lang | |
Lyrik | Martina Weber | |
Marketing | Maike Frie | |
Recherche | Barbara Ellermeier | |
Sachbuch | Gabi Neumayer | |
Schreibaus- und -fortbildung | Uli Rothfuss | |
Schreibhandwerk | Ute Hacker | |
Science-Fiction | Andreas Eschbach |
Veranstaltungen, Ausschreibungen, Publikationsmöglichkeiten, Messen und Seminare findet ihr im zweiten Teil des Tempest, den ihr separat abonnieren müsst.
Einsendeformalien
Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor.
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Herausgeber*innen
Gabi Neumayer (
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Stefan Schulz (
Thomas Roth-Berghofer (
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