The Tempest

Ausgabe 26-09 (20. September 2024)

   Editorial
   Hall of Fame
   Neues aus der Buchszene
   Autorenwissen
     „Tagesablauf eines Lektors‟
     von Hans Peter Roentgen
     „Schreiben mit KI: Vertrauen ist gut – Kontrolle unumgänglich‟
     von Klaus Eckardt
   Frag die Expertin für Lyrik
     Martina Weber
  Impressum


EDITORIAL

Liebe Autor*innen,

was tut ein Lektor eigentlich so den lieben langen Tag? Die Ergebnisse der Lektoratsarbeit könnt ihr im Tempest in Hans Peter Roentgens Rubrik ja immer wieder nachlesen - jetzt lüftet er das Geheimnis, wie er zu diesen Ergebnissen kommt.

KI überall - auch bei Autor*innen sorgt sie für frischen Schwung, Ängste, neue Ideen ... Klaus Eckardt zeigt in seinem Beitrag einige Schwierigkeiten auf und rät zur Kontrolle der KI-Ergebnisse.  Ramona Roth-Berghofer nimmt uns wieder mit auf ihren Streifzug durchs autor*innenrelevante Netz. Und unsere Lyrikexpertin Martina Weber beantwortet eine Frage zum Selfpublishing von Lyrik.

Zitat des Monats, diesmal von Don Roff:
„If you write a kid's book only for kids, then you have failed.”

 Wie haltet ihr es mit der KI? Habt ihr sie schon für Schreibaufgaben genutzt - und wie sind eure Erfahrungen? Schreibt uns gern an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

   Gabi Neumayer
   Chefredakteurin


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Damit wir den Tempest auch in Zukunft weiterführen können, brauchen wir eure Hilfe: Wer uns unterstützen möchte, überweise bitte einen freiwilligen Jahresbeitrag (15 Euro haben wir als Richtwert gesetzt, aber ihr helft uns auch schon mit 5 oder 10 Euro weiter) auf das Konto:

     Jürgen Schloßmacher
     Kreissparkasse Köln
     BIC: COKSDE33XXX
     IBAN: DE23 3705 0299 1142 1761 63
     Stichwort: „Beitrag Tempest“

Ihr könnt auch über unsere Website direkt per Paypal überweisen!

Und wer nicht überweisen möchte, kann uns den Beitrag auch weiterhin per Post schicken (Adresse am Ende des Tempest).


ISSN 1439-4669 Copyright 2024 autorenforum.de. Copyright- und Kontaktinformationen am Ende dieser Ausgabe


INHALT DIESER AUSGABE

TEIL 1

   Editorial
   Hall of Fame
   Neues aus der Buchszene
   Autorenwissen
     „Tagesablauf eines Lektors‟
     von Hans Peter Roentgen
     „Schreiben mit KI: Vertrauen ist gut – Kontrolle unumgänglich‟
     von Klaus Eckardt
   Frag die Expertin für Lyrik
     Martina Weber
  Impressum


TEIL 2 (in separater E-Mail, falls ebenfalls abonniert)

   Veranstaltungen
   Ausschreibungen
   Publikationsmöglichkeiten
     mit Honorar
     ohne Honorar
   Seminare
   Messekalender


 HALL OF FAME (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Die „Hall of Fame“ zeigt die Erfolge von AbonnentInnen des Tempest. Wir freuen uns, wenn ihr euch davon motivieren und ermutigen lasst - dann werden wir euer neues Buch hier bestimmt auch bald vorstellen können.

Melden könnt ihr aktuelle Buchveröffentlichungen (nur Erstauflagen!) nach diesem Schema:

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AutorIn: „Titel“, Verlag Erscheinungsjahr (das muss immer das laufende oder das vergangene Jahr sein!), Genre (maximal 2 Wörter). Zusätzlich könnt ihr in maximal 60 Zeichen (nicht Wörtern!) inklusive Leerzeichen weitere Infos zu eurem Buch unterbringen, zum Beispiel eine Homepage-Adresse.

.......

Ein Beispiel (!):

Johanna Ernst: „Der Fall der falschen Meldung“, Hüstel Verlag 2015, Mystery-Thriller. Dann noch 60 Zeichen - und keins mehr! Inklusive Homepage!

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Ausgeschlossen sind Veröffentlichungen in Anthologien, Bücher im Eigenverlag und BoDs (sofern sie im Eigenverlag erschienen sind) sowie Veröffentlichungen in Druckkostenzuschussverlagen.

ACHTUNG!

Schreibt in eure Mail mit der Meldung immer auch hinein, dass ihr bestätigt, dass die Veröffentlichung weder im Eigenverlag noch in einem Verlag erschienen ist, bei dem der Autor irgendetwas bezahlt hat! Als Bezahlung gilt auch, wenn er Bücher kostenpflichtig abnehmen muss, Lektorat bezahlt o. Ä.

Schickt eure Texte unter dem Betreff „Hall of Fame“ an dDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Wir berücksichtigen ausschließlich Meldungen, die nach dem obigen Schema gemacht werden und die Bestätigung zum Verlag enthalten. Änderungsaufforderungen zu Meldungen, bei denen das nicht der Fall ist, werden nicht mehr verschickt!

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 NEUES AUS DER BUCHSZENE (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


Wir leben in turbulenten Zeiten, die Buchbranche ist in Bewegung wie nie zuvor. Ob es nun um KI geht, die zunehmende Digitalisierung des Marktes oder all die neuen Chancen und Möglichkeiten, die sich Verlagsautoren und professionellen Selfpublishern bieten: Eine Nachricht jagt die nächste. Damit ihr den Überblick behaltet und nichts Wichtiges verpasst, fassen wir hier alle interessanten Links zusammen, die uns jeden Monat ins Auge fallen - natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.


Verlage / Konzerne / Buchhandel


E-Book-Umsatz legt im ersten Halbjahr leicht zu.

Thalia übernimmt Weltbild-Vermögensgegenstände.

Thalia führt Buchhandlung Schopf in Brunsbüttel weiter.

Deutsche Buchhandlungen im Ausland: „Zu Beginn war alles eine Herausforderung“.

Wenn eine Buchhandlung zum TV-Serienstar wird: „Eine spannende, aber auch herausfordernde Erfahrung.“

Bastei Lübbe: Dividende nahezu verdoppelt.


Übersetzungen


Übersetzer-Barke geht an Gabriela Stöckli.


Kultur / Politik / Literaturszene


Welche Medien nutzen Kinder?

Louisiana Literaturfestival 2024: Viel erwartet und fast nicht enttäuscht.

Tom Kraushaar über das „Multikrisen-Selbstverzwergungs-Syndrom“ der Buchbranche.

Non-lineare Mediennutzung nimmt zu.


Auszeichnungen / Preise


Ständig Lesetipps im Schaufenster! Die Buchhandlung ZweiEinsDrei in Hamburg mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet.

Hesse-Literaturpreis geht an Eckhart Nickel.

Lange-Rode-Debütpreis an Sara Klatt.

Hier ist die Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2024.

Startschuss: Jetzt für die Wahl des „Lieblingsbuchs der Unabhängigen“ bewerben.

 


AUTORENWISSEN (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


„Tagesablauf eines Lektors

 von Hans Peter Roentgen

Was tut ein Lektor eigentlich den lieben langen Tag?

Klar, ich habe eine To-do-Liste. Und jeden Tag habe ich dort einen neuen Post, der ganz nach oben gerutscht ist. Den werde ich heute bearbeiten. Aber nicht sofort.

Erst mal lese ich morgens den Text, den ich am Tag vorher lektoriert habe. Danach kommt eine Stunde Spaziergang mit Leih-Hund. Bewegung klärt den Geist und bringt mich auf neue Ideen. Was nützlich ist, wenn sich in dem gestrigen Text ein Problem verbirgt, für das ich immer noch keine Lösung habe.

Dann, am Nachmittag oder Abend (ich bin eher Nachtigall als Lerche), nehme ich mir den neuen Text ganz oben auf meiner To-do-Liste vor. Und lese ihn erst mal ganz unbefangen, verwandle mich in einen Standardleser. Packt mich der Text? Habe ich Bilder beim Lesen im Kopf? Würde ich gerne weiterlesen oder lieber gähnen?

Neige ich zum Gähnen, dann weiß ich: Mit der Struktur stimmt was nicht. Und überlege: Woran liegt es? Zu wenig Tempo? Zu ausführlich alles beschrieben? An der falschen Stelle angefangen? Langweilige Dialoge? Personen bleiben blass?

Es gibt viele Möglichkeiten, womit ein Text zum Gähnen einladen kann. Und auch viele Möglichkeiten, Gähnen zu stoppen. Dialoge kürzer, Überflüssiges oder Wiederholungen streichen, sich überlegen, was die spannendste Stelle im Text ist, und damit den Text beginnen. (Viele dieser Möglichkeiten haben Sie in meinen Artikeln bereits kennengelernt.)

Natürlich ändere ich nicht einfach drauf los und auch nicht nach 08/15. Sondern ich lasse die neue und die alte Stelle in meinem Kopf wirken. Ist das Adjektiv wirklich nicht nötig, das ich gerade gestrichen habe? Oder gehen durchs Streichen Rhythmus und Spannung verloren?

Manches kann ich ich auch direkt beim ersten Lesen streichen. Offensichtliche Wiederholungen, eindeutige Füllwörter, Erläuterungen, die völlig unnötig sind.

Dann lege ich den Text weg und hoffe, dass mein Unterbewusstsein am Text weiterarbeitet, während ich ein neues Buch lese, einen Film sehe oder Kolumnen meiner Kolleginnen und Kollegen lese.

Am nächsten Morgen ist ausführliches Teetrinken angesagt. Andere starten mit Kaffee, ich mit einer großen Kanne schwarzem Assamtee, und ich lese die Überschriften der Zeitungen (die Artikel selbst lese ich nur, wenn ich nicht das Gefühl habe, dass ich schon weiß, was in dem Artikel stehen wird).

Und dann kehre ich zu dem Text von gestern zurück. Manchmal nur, damit ich nichts übersehen habe. Das sind die einfachen Texte. Teste, ob der neue Text besser klingt, mehr Bilder weckt, spannender ist. Ich konzentriere mich auf die neue Wirkung nach meinem Lektorat.

Rechts werden die alten Textversionen angezeigt. Die beachte ich jetzt aber nicht. Ich will wissen, wie der lektorierte Text wirkt.

Wenn es in einem Text ganz vertrackte Stellen gibt, die gestern verhindert haben, dass ich in den Text eintauchen konnte, stehen die jetzt zur Überarbeitung an. Nach der Nacht sind mir oft Lösungen eingefallen. Wenn alles nichts hilft, packe ich den Laptop ein, gehe mit dem Hund spazieren und lasse meine Gedanken treiben. Eine Stunde lang. Bewegung hilft, Lösungen zu finden. Unterwegs kehre ich vielleicht in einem Café ein, der Hund bekommt Wasser, ich Cappuccino. Und ich plage mich entweder mit dem ungelösten Problem des alten Textes oder schreibe etwas für meinen Blog. Manchmal diskutiere auch einfach mit FB- oder Instagramm-Freundinnen und Freunden. Am Spätnachmittag oder am Abend kommt dann der nächste Text aus der To-do-Liste.

Natürlich kann ich an einem Abend keinen kompletten Roman lesen. Deshalb lasse ich mir die Romane blockweise schicken, ca. 25 bis 35 Normseiten, 40.000 bis 50.000 Anschläge. Der Vorteil: Die Autorin übernimmt nicht nur die Änderungen oder lehnt sie ab. Sie kann auch ihre noch nicht lektorierten Texte auf ähnliche Probleme testen und sie beseitigen. Und sie bekommt die Rechnung über den bearbeiteten Block, muss also nicht eine vierstellige Summe auf einmal berappen. Außerdem kann sie so auch die restlichen Texte entsprechend dem Lektorat überarbeiten.

Wer nicht mehr will, kann die Zusammenarbeit einfach beenden (kommt im Jahr höchstens einmal vor). Und natürlich zwinge ich niemanden, meine Vorschläge anzunehmen. Die Autorinnen und Autoren sehen im Text genau, was ich geändert habe, und können die Änderungen übernehmen oder ablehnen. Die allermeisten werden übernommen. 100% Zustimmung erreiche ich aber nicht, ich glaube, das erreicht kein Lektor.

Natürlich habe ich hier meine persönliche Arbeitsweise geschildert. Andere Lektorinnen und Lektoren haben andere Arbeitsweisen. Vielleicht inspiriere ich mit diesem Beitrag aber Kolleginnen dazu, auch einmal ihre Arbeitsweise zu schildern?

Wenn Sie Fragen zu meiner Arbeitsweise haben, mailen Sie mich einfach an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Und last, but noch least ein Tipp zu Überarbeitung: Der Bestseller-Autor Andreas Eschbach hat eine sehr lesenswerte Liste erstellt, welche Punkte Sie beim Überarbeiten beachten sollten:
http://www.andreaseschbach.de/schreiben/10punkte/10punkte.html

Und damit wünsche ich allen meinen Leserinnen und Lesern weiter frohes und erfolgreiches Schreiben.

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Hans Peter Roentgen ist Autor der Bücher "Vier Seiten für ein Halleluja" über Romananfänge, "Drei Seiten für ein Exposé", „Schreiben ist nichts für Feiglinge“ und "Klappentext, Pitch und weiteres Getier". Außerdem hält er Schreibkurse und lektoriert.

  


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„Schreiben mit KI: Vertrauen ist gut – Kontrolle unumgänglich

von Klaus Eckardt

Autoren und KI – ein Thema, das für Frust und Freude sorgt. Freude deshalb, weil es so leicht ist, einzelne Formulierungen oder sogar ganze Texte zu generieren; Frust, weil dabei so viel Mist herauskommt.

Dazu ein paar Beispiele. Um in meinem neuen Schreibcoaching-Buch mit literarischen Quellen glänzen zu können, stelle ich bei ChatGPT folgende Anfrage: „Von E. L. Doctorow stammt das Zitat 'Von einem gut geschriebenen Text erwarten wir, dass er beim Leser eine Empfindung wachruft, nicht die Tatsache, dass es regnet, sondern das Gefühl, klatschnass zu werden.' Kannst du mir bitte literarische Zitate mit genauer Quellenangabe geben, in denen das beispielhaft umgesetzt wurde?“

Es lohnt sich gar nicht, die Stoppuhr einzuschalten, um die Reaktionszeit zu messen, so schnell sind die Ergebnisse auf meinem Schirm, darunter ein Zitat des berühmten James Joyce: „Der Duft frischer gebackener Brote war wie eine warme Umarmung, die durch die Straßen schlich und ihn in eine längst vergangene Zeit entführte, in der die Welt einfacher und das Leben süßer war.“ Versehen mit der Quellenangabe „Ulysses. Sylvia Beach, 1922.“

Nur ein Missverständnis?

Auch wenn das Zitat nichts mit Nasswerden zu tun hat, es löst bei mir wohlige Empfindungen aus. Doch vorsichtig, wie ich als gelernter Journalist bin, suche ich das Zitat in einer elektronischen Ausgabe von Ulysses – und finde nichts. Also frage ich ChatGPT nach der genauen Seitenangabe und bekomme zur Antwort: „Es tut mir leid für das Missverständnis, aber das Zitat stammt nicht aus einer bekannten literarischen Quelle. Es wurde von mir generiert, um ein Beispiel für die Art von Bildsprache zu geben, die Emotionen und sinnliche Wahrnehmungen beim Leser hervorrufen kann. Es ist also ein erfundenes Zitat und keine direkte Referenz aus einem Buch oder einem literarischen Werk.“

Wer ist hier betrunken?

Ich versuche das gleiche Spiel noch mal, frage diesmal explizit nach einem Zitat von Stefan Zweig, den ich sehr verehre. Wieder kommt ein tolles Zitat, auf die Frage nach der exakten Quelle erhalte ich die gleiche Antwort: Das sei ein generiertes Beispiel.

Vielleicht kann die Konkurrenz das ja besser. Also gebe ich den gleichen Prompt bei Gemini ein. Die Google-KI lieferte ein englischsprachiges Zitat aus „The Great Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald: "He had on a dress suit, and he was so pale I thought he'd faint. As he came in I could see that he was drunk. He had a small, white, lifeless face, and there was a faint, haunting smile on his lips. He was looking at me with a curious intensity."

Und dazu diese Erklärung: „Dieses Zitat beschreibt die Ankunft von Gatsby bei einer Party. Es ist nicht direkt erwähnt, dass er betrunken ist, aber die Beschreibung seiner Gesichtsfarbe, seines Ausdrucks und seines Blicks lässt den Leser den Zustand Gatsbys, seinen betrunkenen Zustand, erahnen und fühlen.“

Hier macht mich schon stutzig, dass im englischen Zitat steht „I could see that he was drunk“ und es in der deutschen Erklärung heißt: „Es ist nicht direkt erwähnt, dass er betrunken ist.“ So weit reicht mein Englisch dann doch, dass ich das nicht glauben mag. Also wieder die Frage nach der genauen Quelle – und fast die gleiche Antwort wie bei ChatGPT: „Du hast Recht, das Zitat stammt nicht aus 'The Great Gatsby' von F. Scott Fitzgerald. Ich habe mich leider geirrt. Es tut mir leid für die falsche Zuordnung!“

Mir tut es auch leid. Zum einen, weil ich noch immer kein passendes Zitat habe, zum anderen, weil dank KI so viel Mist verbreitet wird.

Wie zuverlässig sind die KIs?

Bleibt natürlich die Frage, ob und inwiefern ChatGPT und Co. insgesamt zu trauen ist. Bei der Beantwortung hilft zunächst ein Blick auf die Arbeitsweise der KI: Im Lauf der Zeit wurden Millionen von Texten eingelesen, aus denen ein Algorithmus dann die je nach Fragestellung wahrscheinlichste Antwort generiert.

Einen Abgleich mit den genannten Quellen sparen sich die KI-Entwickler offensichtlich und hoffen darauf, dass das System mit der Zeit durch die Reaktion der Nutzer lernt. Um das zu testen, stellte ich ein paar Tage später eine weitere Anfrage bei ChatGPT mit dem gleichen Suchtext. Das von mir reklamierte Joyce-Zitat war nicht mehr dabei. Dafür eins aus „To the Lighthouse“ von Virginia Woolf, das ich – große Überraschung! – in der Kindle-Ausgabe nicht wiederfand.

Da man in Zeitungen und im Internet immer wieder über ähnliche Erfahrungen liest, bleibt nur folgende Konsequenz: Den kleinen Hinweis auf der Webseite „ChatGPT kann Fehler machen. Überprüfe wichtige Informationen“ auf jeden Fall ernstnehmen und die KI-Ergebnisse als Anregung für die eigene Arbeit, aber nicht als Ersatz für diese sehen.

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Klaus Eckardt ist Autor und Schreibcoach. Sein „Einfach-schreiben-Buch“ erscheint im September 2024. www.dein-schreibcoach.de

 


UNSERE EXPERTINNEN UND EXPERTEN


Bitte schickt den Expert*innen nur Fragen zu ihrem Expertenthema - keine Manuskripte zur Beurteilung. Bitte verseht jede Anfrage mit einem aussagekräftigen Betreff. Sonst kann es sein, dass die Mail vorsichtshalber gelöscht wird.

Fragen (anonymisiert) und Antworten werden in der Regel hier im Tempest veröffentlicht, damit auch andere Autor*innen davon lernen können. Wer das aber nicht möchte, schreibt das bitte ausdrücklich dazu.

Drehbuch Oliver Pautsch Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Fantasy Stefanie Bense Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Heftroman Arndt Ellmer Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Historischer Roman Titus Müller Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Kinder- und Jugendbuch Sylvia Englert Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Kriminalistik Kajo Lang Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Lyrik Martina Weber Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Marketing Maike Frie Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Sachbuch Gabi Neumayer Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Schreibaus- und -fortbildung Uli Rothfuss Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Schreibhandwerk Ute Hacker Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.
Science-Fiction Andreas Eschbach Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.

 


FRAG DIE EXPERTIN FÜR Lyrik, Martina Weber (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


 

Frage

Ich möchte zusammen mit einer Freundin, die Designerin ist, meine Gedichte veröffentlichen. Ich habe zusätzlich eine Lektorin. Ich schreibe, meine Freundin hat Zeichnungen dazu angefertigt. Auch ein Cover hat sie entwickelt.

 Nun wollen wir evtl. über […] veröffentlichen, geplant ist ein Gedicht auf der rechten Seite, auf der linken Seite die entsprechende Zeichnung (farbig) dazu. […] bietet Buchsatz an, das werden wir auf jeden Fall nutzen.

 Das Buch soll als Print, E-Book und als Hörbuch erscheinen - ich habe einen professionellen Sprecher (aus dem Theater), der in einem Tonstudio die Aufnahmen machen kann.



Mein Account […] ist auf Facebook und Instagram, eine Autorenseite ist in Arbeit.



Meine Fragen:



-  Ist […] ein guter Weg für einen Anfänger-/Erstlingswerk?


- Sollte ich noch etwas unbedingt beachten?


- Ist ein Farbschnitt zu empfehlen, oder treibt das nur die Kosten
 unnötig in die Höhe?

 





Antwort

Da ich […] nicht kannte, habe ich recherchiert und erwartungsgemäß herausgefunden, dass es sich dabei um einen Buchvertrieb für Self-Publishing handelt.

Wenn Sie für ein Erstlingswerk einen Selbstverlag wählen, ist das keine gute Visitenkarte, was das Renommee im etablierten Lyrikbetrieb betrifft.

Üblicherweise würde man zunächst in Zeitschriften und Anthologien publizieren, um sich einen Namen zu machen, sich zudem bei Wettbewerben bewerben. Dann würde man sich bei einem Verlag bewerben, der Lyrik publiziert. Für eine Buchpublikation sollte man nichts bezahlen müssen – auch nicht im Rahmen von Self-Publishing.

Wenn Sie sich jedoch für den etablierten Lyrikbetrieb nicht interessieren und einfach mit einer Freundin ein eigenes Projekt auf die Beine stellen wollen, und wenn Sie zudem die Möglichkeit haben, Ihr Werk unter die Leute zu bringen, mag ein Selfpublishing-Buch das Richtige für Sie sein. Sofern Sie keinen Verlag für Ihr Werk gefunden haben, der Ihr Buch veröffentlicht, ohne dass Kosten für Sie anfallen.

Als Lyrikexpertin von autorenforum.de habe ich bereits mehrere Fragen beantwortet, die in die Richtung Ihrer Frage gehen. Damit Sie die Fragen und meine Antworten finden, füge ich hier einige Links ein, die auf autorenforum.de führen:

https://www.autorenforum.de/experten/18-lyrik/1129-meine-groesste-sorge-ist-im-moment-dass-man-als-selbstverleger-und-auch-als-book-on-demand-autor-eher-fuer-schriftstellervereine-und-auch-andere-institutionen-immer-noch-relativ-verpoent-ist

https://www.autorenforum.de/experten/18-lyrik/867-soll-man-fuer-sein-buch-bezahlen-oder-verdient-man-laut-buchvertrag-sogar-geld
https://www.autorenforum.de/experten/18-lyrik/870-wie-kann-man-als-relativ-unbekannter-eine-gewisse-qaufmerksamkeitsresonanzq-finden-in-literarischen-kreisen
https://www.autorenforum.de/experten/18-lyrik/331-ich-me-einen-band-mit-gedichten-herausgeben-kennen-sie-einen-vertriebsstarken-verlag


Schließlich noch zwei Kriterien dafür, dass Selfpublishing-Büchern im Literaturbetrieb nicht der Respekt entgegengebracht wird, den Sie sich wünschen: Wenn bei Literaturwettbewerben bereits veröffentlichte Bücher als Teilnahmevoraussetzung genannt werden, wird dies stets mit der Einschränkung verbunden, dass Selfpublishing-Publikationen nicht zählen. Auch ein Eintrag im Autorenlexikon auf literaturport.de, einem Portal des Literarischen Colloquiums Berlin, setzt die Publikation eines literarischen Buches voraus, wobei Bücher im Selbstverlag nicht zählen.

Wenn Sie trotzdem selbst publizieren wollen: Ob die Zeichnungen farbig gestaltet werden oder nicht, würde ich von der Art der Zeichnungen abhängig machen. Wenn die Zeichnungen Ihrer Freundin die Farbe benötigen, um ihre Wirkung zu entfalten, würde ich auf die Farbe nicht verzichten. Das ist letztlich eine Geschmackssache. Ich wünsche Ihnen jedenfalls trotz meiner Einwände viel Freude an Ihrem Projekt!

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Martina Weber, seit 2005 Leitung einer Literaturwerkstatt in Darmstadt. Gedichtbände: „erinnerungen an einen rohstoff“ (2013), „Häuser, komplett aus Licht“ (2019), beide Poetenladen Verlag. Außerdem: „Zwischen Handwerk und Inspiration. Lyrik schreiben und veröffentlichen“, Uschtrin Verlag. Seit 2017 erscheint von ihr die Rubrik „Lyrikweberei. Ein Lyrikworkshop“ in der Autorenzeitschrift Federwelt. https://www.literaturport.de/lexikon/martina-weber/

 


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Einsendungen sind zu allen Rubriken von autorenforum.de - nach Rücksprache - erwünscht. Das Urheberrecht verbleibt bei der Autorin bzw. beim Autor.
Einsendungen bitte im RTF-Format und per E-Mail, und zwar an: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.. Fragen zu Einsendungen sollten ebenfalls an diese Adresse gerichtet werden.


 IMPRESSUM


Herausgeber*innen
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Ramona Roth-Berghofer (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)
Stefan Schulz (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)
Thomas Roth-Berghofer (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)
Jürgen Schloßmacher (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)


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Ausgabe 26-11 (vom 20. November 2024)

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   Autorenwissen
     „Die ersten Romanseiten‟
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   Buchbesprechung
      „Paris, ein Fest fürs Leben"
      besprochen von Tanja Wirnitzer
   Leserbrief     
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