Wie viele Wörter würde ein Buch aus dem (relativ) neuartigen Bereich der All-Age-Fantasy in der Regel haben? Sowohl ein relativ "kurzes" Buch (vergleichbar mit der ungefähren Länge von "Der König von Narnia") als auch er ein langes Kinder-/Jugendbuch (in etwa vergleichbar mit der ungefähren Länge von "Die Unendliche Geschichte")?
Und gibt es zwischen diesen beiden Extremen noch andere Längen? Zum Beispiel, würde es Sinn machen, ein Buch zu schreiben, das nur ungefähr 120 Seiten hat? Oder ein Buch, das anderthalb mal so lange ist wie "Die Unendliche Geschichte"?
Will sagen, wären die Leser überhaupt an solch ungewöhnlichen Buchlängen interessiert, wenn die Thematik des Buches ungewöhnlich genug wäre (zum Beispiel eine invasion aus der Traumwelt)?
Leider kann ich dir keine definitive (zahlenmäßige) Antwort geben.
All-Age-Fantasy ist ein Begriff, der aus Buchhandel, Verlagen etc. kommt, um ein Phänomen zu bezeichnen, das erst mit den Harry-Potter-Bänden populär geworden und vom Buchmarkt beachtet worden ist: Erwachsene lesen Bücher, insbesondere Fantasy, die eigentlich für jüngere Leser geschrieben wurde. (Meiner Meinung nach haben Erwachsene schon immer auch Bücher für Kinder und Jugendliche gelesen, aber jetzt musste es wohl einen Namen erhalten.) Mit dem Namen verbindet sich natürlich eine Vermarktungs- und Werbestrategie – meines Erachtens nach auch eine Art von Hilflosigkeit ("wie bewerben wir Bücher, die sowohl Kinder als auch Erwachsene lesen?"), weil die Zielgruppen nicht mehr separat ansprechbar sind.
Auszug aus Wikipedia-Artikel "Fantasy": "All-Age-Fantasy: Phantastische Romane und Erzählungen, die Leser jenseits von Altersgrenzen ansprechen. Ursprünglich eher für ein junges Publikum geschrieben, begeistert diese Literatur inzwischen immer mehr erwachsene Leser, da die Autoren spannende Abenteuer mit vielschichtiger Unterhaltung und einer phantastischen Atmosphäre verknüpfen. Bekannte Werke: Harry Potter von Joanne K. Rowling, His Dark Materials von Philip Pullman, Artemis Fowl von Eoin Colfer."
Alle genannten Beispiele sind mehrbändige Werke oder Zyklen. Auch Alfred Bekkers "Elbenkinder" hat sieben Bände und wird unter All-Age-Fantasy verkauft. Von daher kann jedes Genre jede mögliche Seitenanzahl haben, solange es eine Geschichte ist, die sich nach Verleger-, Vertriebs- und Buchhändler-Meinung gut verkaufen lässt. Die Einordnung in All-Age-Fantasy kannst du zwar in deinem Exposé an den Verlag angeben, aber ob das später dann auch so verkauft wird, entscheidet der Verlag.
Nebenbei: Es gibt gute Fantasy-Geschichten, die schaffen es, mit unter 200 Seiten eine vollständige, lebendige und spannende Welt vorzustellen. Aber die meisten Welten benötigen doch weitaus mehr Platz, um sich zu entfalten. Wenn du eine komplexe Welt nutzt, dann benötigst du etwas Zeit, um deine Figuren (für die diese Welt ja selbstverständlich ist) dem Leser verständlich zu machen und nahezubringen. Daher plädiere ich bei Fantasy- und SF-Geschichten eher für mehr Platz, ergo mehr Seiten.
Übrigens: Es gibt kaum noch wirklich „neue“ Ideen. Die Invasion aus einer Traumwelt hat schon Ralf Isau mit "Der Feuerkristall" (Stuttgart, Thienemann, 2009) aufgenommen. Das heißt nicht, dass diese Idee damit ausgeschöpft ist. Wenn du etwas ganz Eigenes daraus machst, dann ist es genauso gut verkaufs- und lesenswert.
Wie ist es denn bei dir als Leser? Liest du lieber ein kurzes langweiliges oder langatmiges Buch mit wenig Beschreibungen einer neuen Welt? Oder lieber ein langes spannendes Buch, bei dem du dich richtig in die neue Welt hineinversetzt fühlst?