[Ich habe] vor ungefähr zwei Jahren mein erstes Buch geschrieben (ca. 600 Seiten; Fantasy/junge Erwachsene) und hatte bisher leider wenig Erfolg, was die Veröffentlichung angeht. Das Manuskript wurde bisher nicht von einem Lektor korrigiert, ganz einfach aus finanziellen Gründen. Ist es denn dringend notwendig, dass ich jetzt, bevor ich keinen Vertrag bekomme, diesen Schritt gehen muss, da es ja ziemlich kostenspielig ist?
Meine zweite Frage bezieht sich eher auf Literaturagenturen. Wie kann ich gewährleisten, dass ich wenigstens bei einer guten Agentur angenommen werde, damit diese mich an einen Verlag weitervermitteln kann? Gibt es da möglicherweise andere Punkte, die besser beachtet werden müssen?
Meine dritte und letzte Frage wäre, ob es keine Institutionen gibt, die besonders junge Autoren (ich bin selber erst 20), die kaum Erfahrung geschweige denn einen „Namen“ in der Branche haben, unterstützen und helfen, das eigene Werk herauszubringen? [...]
Glückwunsch, dass Sie Ihr Buch fertig geschrieben haben! Das schafft nicht jede/r bei einem 600-seitigen Werk. Es ist wirklich ein guter Anfang.
Dennoch werde ich Ihnen nicht mit ein paar Ratschlägen eine Veröffentlichung einbringen können. Meine Aufgabe als "Fantasy-Expertin" ist es, Autoren/innen bei handwerklichen Schreib-Problemen zu beraten, nicht beim Manuskriptverkauf. Da ich jedoch viele Anfragen zum Publizieren erhalte, hier etwas Grundsätzliches in deutlichen Worten:
Egal, ob Sie einen Verlag suchen oder von einer Literaturagentur vertreten werden möchten – es ist immer IHRE Aufgabe, nicht die einer Institution, eines Lektors oder anderer. SIE bewerben sich mit Ihrer Ware Manuskript bei einem Verlag oder einer Agentur. Und dort wird entschieden, ob Sie ein verkaufsfähiges, marktreifes und / oder zum Programm passendes Produkt (!) vorgelegt haben oder nicht. Je nach Entscheidung wird man Ihnen dann einen Verlags- oder Agenturvertrag anbieten oder das Manuskript ablehnen. Bitte betrachten Sie Ihr Exposé, Ihr Anschreiben und Ihr Manuskript wirklich als eine Bewerbung, wie für einen Job, denn genau das ist es. Sie bewerben sich in Konkurrenz zu zig anderen Autoren, die alle wollen, dass ihre Manuskripte verlegt oder vertreten werden. Und Sie würden sich doch auch immer selbst um einen Arbeitsplatz bewerben!?
Die Verlagssuche sollte immer ganz am Ende aller Arbeiten am Manuskript stehen. Wenn Sie Ihren Roman geschrieben haben, beginnt die Überarbeitungsphase. Denn ebenso ist es Ihre Aufgabe, das Produkt möglichst verkaufsfähig und / oder marktreif zu gestalten – und dazu gehört auch, dass Sie Sprache, Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung anwenden und beherrschen. Schließlich ist die Sprache Material für Sie als Autor, wie Holz oder Stein für einen Bildhauer.
Mittlerweile kann man die sprachliche Überarbeitung an andere delegieren, also einen Korrektor beauftragen – aber das ist eine Dienstleistung, und es kostet Geld. Ich frage mich, warum Autoren die Korrektur ihrer eigenen Fehler anderen überlassen; es gehört doch zum Schreiben! Außerdem sollte es eine Frage des eigenen Anspruchs sein, ein möglichst fehlerfreies Manuskript abzugeben. Für mich ist ein Text nicht fertig, bevor er nicht sprachlich so gut ist, wie er sein kann.
Es gibt Institutionen, bei denen Sie das Schreiben lernen können. Als Studium beim Deutschen Literaturinstitut Leipzig (DLL) an der Universität Leipzig und im Studiengang Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus der Universität Hildesheim. Oder bei freien Anbietern, die allerdings Gebühren für ihre Seminare nehmen, z. B. der Bundesakademie für kulturelle Bildung, Wolfenbüttel.
Wie man einen Verlag findet und wie Exposés und Anschreiben verfasst werden, kann man aber auch im Archiv des Tempest nachlesen, dort existieren gute Antworten von Björn Jagnow und anderen.