Ich habe zwei Geschichten vollständig fertig und habe eine von den Storys mal zu manchem Verlag verschickt. Und mein Problem ist dass es an mein Schreibstill und die Fehler liegt. (Ich kann es nicht beurteilen und war nicht dabei) aber ich glaube die Lektoren legten meine Leseprobe erschrocken zurück und keiner in meiner Famillie oder Freunde wollen mir helfen bei einer Korrektur? Und selbst ich habe meine Story hundertfach überprüft ... aber selbst ich kann bald meine Fehler nicht mehr erkennen!
Haben Sie für mich ein Tipp an wem ich mich wänden könnte? Oder gibt es Lektoren da draußen in der Welt die sich darüber nicht wundern und es trotzdem entziffern können?
[Anm. der Red.: Wir haben die Fehler hier nicht stehen lassen, um den Autor vorzuführen (er bleibt ja auch anonym), sondern zur Illustration, weil es in dieser Anfrage genau um dieses Thema, Rechtschreibung, geht.]
Wenn Sie Geschichten oder Roman-Manuskripte bei Verlagen einsenden, dann sollten diese fehlerfrei sein. Bekannte, Freunde und Verwandte sind dafür nicht zuständig, sondern Sie. Ihr Material ist die Sprache - und dazu gehört auch Rechtschreibung und Zeichensetzung. Sie verkaufen ein Textprodukt. Und ein Verlag verlangt gute, verkaufbare Ware. Wer würde denn ein fehlerhaftes Auto oder eine undichte Flasche Wasser kaufen?
Wenn Sie bei der Rechtschreibung schwächeln, dann können Sie üben und lernen. Es gibt Kurse zur Alphabetisierung, zur neuen deutschen Rechtschreibung ... Letzteres habe auch ich mitgemacht, da ich früher nur mit alter Rechtschreibung vertraut war. Man muss sich nicht dafür schämen, nicht gut schreiben zu können oder etwas nicht zu wissen, aber man muss selbst etwas tun, um sich zu verbessern. Das ist die Aufgabe jedes Autors und jeder Autorin.
Falls Sie zu dicht an Ihren Geschichten sind, um die Fehler selbst zu finden, dann gibt es mehrere Möglichkeiten:
– Sie können zunächst die Rechtschreib-/Korrekturhilfe Ihres Schreibprogramms nutzen. Viele Programme wie z. B. Word bieten inzwischen neue deutsche Rechtschreibung an. Manche Programme schlagen dann die richtige Schreibweise vor. Bei manchen kann man auch noch zwischen alter und neuer Rechtschreibung wählen. (Selbst für E-Mails gilt das, siehe bei Outlook: Extras > Rechtschreibung, Grammatik.) Falls Sie es selbst hinbekommen möchten, können Sie im Duden oder Wahrig (Wörterbüchern, Grammatikbüchern) nachschlagen, wie man die Wörter schreibt. Sie werden merken, dass Sie anfangs sehr häufig, im Laufe der Zeit aber immer weniger nachschlagen müssen.
– Sie können einen professionellen Lektor beauftragen, Ihre Texte zu korrigieren. Das kostet diesen Lektor Zeit, und Sie müssen ihn / sie dafür entlohnen. Es gibt Preise pro Stunde (bei größeren Texten) und Preise pro Seite. Je intensiver das Lektorat sein muss, desto teurer wird es. Es kostet eben Geld, jemanden die Arbeit für einen machen zu lassen.
– Sie können in Schreibgruppen und / oder im Internet Gleichgesinnte finden, die Ihnen helfen, Ihre Rechtschreibung zu verbessern. Lesen Sie, lernen Sie, üben Sie, erarbeiten Sie sich die Sprache. Es ist Ihr Medium, wenn Sie schreiben (wollen).
Geschichten an Verlage zu senden, die nicht nach Storys für eine Anthologie (Story-Sammlung) suchen, ist meist zwecklos. Viele Belletristik-Verlage beschäftigen sich nicht einmal mit Anthologien, weil sie für den Herausgeber sehr viel Arbeit bedeuten. Wollen Sie Geschichten verkaufen und gedruckt sehen, dann wenden Sie sich besser an Zeitschriften und / oder beteiligen Sie sich an Wettbewerben, die ein Verlag ausschreibt. Für Fantasy z. B. die Storyolympiade, die der Wurdack-Verlag veranstaltet. Sie können auch auf Ausschreibungen – wie etwa hier im Tempest veröffentlicht – antworten, müssen sich dann mit Ihren Geschichten aber nach den Vorgaben richten (Thema, Umfang, Formalitäten).
Bitte machen Sie sich keine Gedanken über die Motive für eine Ablehnung oder gar keine Nachricht von Verlagen bzw. Lektoren. Herausgeber, Verleger, Lektoren sind Geschäftsleute und müssen meist knapp kalkulieren mit Geld und Zeit: Lohnt sich der Einsatz für dieses oder jenes Manuskript, verkauft sich dieser oder jener Titel, bringt dieser oder jener Autor dem Verlag mehr ein, kann eine Autorin kontinuierlich produzieren oder ist sie eine Ein-Roman-Schreiberin?
Wenn Sie es so betrachten, dann werden fehlerhafte Texte oder offensichtlich nicht verkaufbare schon von der Sekretärin oder dem Praktikanten aussortiert und gelangen gar nicht zu einem Lektor. Lesen Sie Interviews mit Verlegern und Lektoren (im Tempest, in Büchermagazinen und dem Börsenblatt, Fachzeitschrift des Buchhandels), machen Sie sich mit deren Arbeitsweise vertraut, und üben Sie den professionellen Auftritt. Je professioneller Sie sich verhalten, desto eher akzeptieren Verleger und Lektoren Sie als Geschäftspartner, als Produzent einer Ware, die sie zum Buch machen und verkaufen können.
Genauso legitim ist es jedoch für alle, die schreiben möchten, nur zu schreiben und auf den Verkauf zu verzichten. Es gibt Internet-Plattformen, auf denen man veröffentlichen kann, wenn man ein Publikum haben möchte. Es gibt Schreibforen und -gruppen, Austauschbörsen und Vereine ...
Man muss nicht verkaufen, um Spaß am Schreiben und Veröffentlichen zu haben.