Ich bin noch ein bisschen neu im Autorendasein und wage mich gerade an den ersten Roman. Ich plane einen Zweiteiler. Das Buch ist in die Kategorie "Fantasy" einzuordnen, aber die Handlung spielt sich in der Neuzeit ab. Da ich noch ziemlich unvertraut mit dem Schreiben eines Romans bin, wollte ich fragen, ob ihr vielleicht Tipps und kleine Tricks für mich hättet.
Ein paar Eckdaten, falls dies weiterhelfen könnte: Die Erzählung findet in der 1. Person Singular im Präteritum statt. Es gibt zudem zwei weitere Protagonisten, die in direkter Zusammenarbeit mit dem Erzähler zu tun haben.
Glückwunsch, dass du die Autoren-Reise (wie Helden-Reise) unternehmen willst. Es ist ein grandioses (Kopf-)Abenteuer. Man kann sich zwar auch verlaufen, aber oft entdeckt man viel über die Welt, über sich, über ..., und für jede/n ist es anders. Schreiben lernt man am besten durchs Schreiben. Klar, es gibt Regeln, Tricks und Übungen, um das Romanschreiben zu lernen, aber es würde die Antwort sprengen (und dein E-Mail-Postfach), hier alles aufzuführen. Bitte nicht erschrecken, doch wie bei jedem anderen Beruf lernt man das Autorenhandwerk über Jahre und Jahrzehnte hinweg. Manche langsam, andere schneller – am meisten jedoch durch Übung, nicht durch weitergegebene Tricks und Tipps. Die sind auch nur sinnvoll und helfen, wenn es ein konkretes Problem zu lösen gilt. Was würden dir Tipps zum Dialog bringen, wenn du eher Schwierigkeiten mit Beschreibungen oder Handlungsaufbau hast?
Ich empfehle dir:
– viel zu lesen und zu schreiben und dir bei anderen Büchern anzusehen (und eventuell auszuprobieren), wie und mit welchen Mitteln etwas dargestellt wird
– dir eine handwerklich orientierte Schreibgruppe zu suchen und mit ihnen Texte auszutauschen und zu besprechen; am besten nicht gleich ganze Romane, das macht die Arbeit an Texten recht langwierig und umständlich, es ist besser, mit kürzeren Texten oder Ausschnitten zu arbeiten
– dir Tempest-Artikel und -Tipps rauszusuchen (dafür gibt es das Archiv) und damit zu arbeiten
– dir gezielt Bücher anzuschaffen, die dir weiterhelfen bei konkreten Fragestellungen (z. B. für Erzählformen "Erzählen" von Günter Waldmann und Katrin Bothe, Klett-Verlag, 2000, eventuell nicht nur in einer Bibliothek erhältlich, aber mit guten Übungen)
– viel selbst auszuprobieren und einfach zu schreiben
Deine Informationen zu deinem Projekt überhäufen mich ganz bestimmt nicht, du machst ja nur "technische" Angaben. Interessant wäre: warum zwei Teile, warum ein Ich-Erzähler und zwei weitere Protagonisten – die nicht erzählen? Wer leidet am meisten in der Story? Wozu schaffst du die Distanz mit dem "externen" Erzähler? Versteh mich nicht falsch, dafür mag es gute Gründe geben, nur nennst du sie nicht.
Präteritum (= Imperfekt, unvollendete Vergangenheit: ich ging, sie schrieb, er lachte) ist schon mal die meistgewählte Erzählzeit. Damit fühlen Leser sich wohl. Erst bei Rückblenden wird es schwierig, da auf das Präteritum das Plusquamperfekt folgen muss (war gegangen, hatte geschrieben). Deine Wahl bedeutet, dass du die Geschichte am besten in ihrer natürlichen Reihenfolge erzählst. Erst passierte dies, dann jenes, dann das ...