Ich habe Bilder und Geschichten im meinem Kopf und würde sie gerne auf Papier bringen. Da ich aber nur eine einfache Schreiberin und Zeichnerin bin, habe ich Angst, etwas Großes zu entwerfen, was mich aber wiederum in meinem Fingerspitzen kribbelt, es auszuprobieren.
Wenn es dazu kommt, hätte ich ein paar Fragen an Sie:
– Was kommen für Kosten auf mich zu?
– Wird mir garantiert, dass mein Buch auch in den Verlag kommt?
– Wie viele Bücher müsste ich schreiben, damit man mich als Autorin anerkennt?
Viele Geschichten im Kopf – das ist eine gute Voraussetzung, um zu schreiben. Eine Antriebswelle des Motors sozusagen. Aber zum Schreiben gehören auch Handwerk, Technik, Stil, Sprach- und Durchhaltevermögen. Dazu viel Zeit, um zu lernen, auszuprobieren und eine eigene Vorgehensweise zu entwickeln.
Und um zu verkaufen, sind noch mal ganz andere "Talente" erforderlich, z. B. sein Werk als Ware zu begreifen und vermarkten zu können. Dazu ein "dickes Fell", um Absagen oder lange Durststrecken zu überstehen, und ein gesundes Selbstbewusstsein und dennoch genug Professionalität, um mit Verlegern, Herausgebern und Lektoren zu verhandeln.
Und wenn es dir "schon in den Fingern kribbelt", dann trau dich auch ruhig an etwas Größeres heran. Sollte es nicht funktionieren, bleiben dir die Erfahrungen und Lerneffekte, um das nächste Projekt besser zu machen.
Bitte trenne erst einmal das Schreiben vom Verkaufen. Das nimmt den Druck, und du kannst dir mehr Zeit lassen, um deine literarische und handwerkliche Entwicklung weiterzubringen und zu genießen. Bringe all deine Ideen zu Papier oder in die Dateien. Einfach deswegen, weil es dir Spaß macht und du dich zufriedener fühlst, wenn du kreativ bist.
Denn: Niemand garantiert dir, dass dein Buch in einen Verlag kommt, verlegt wird und auf dem Markt sein Publikum findet. Sobald du dein Manuskript verkaufen willst (zu einem Buch wird es erst durch den Verlag), musst du es als Ware ansehen, was vielen Autoren/innen sehr schwer fällt.
Der Verlag / Lektor wird wahrscheinlich Änderungen, Kürzungen oder große Umarbeitungen verlangen. Es wird weh tun, auf Lieblingsszenen oder -bilder zu verzichten. Aber die Profis bei den Verlagen haben das Fachwissen, um ein Buch verkaufbar zu machen. Wenn du keine guten sachlichen Argumente hast, warum Änderungswünsche nicht passen, beißt du besser die Zähne zusammen und schreibst es um.
Der Verlag bestimmt, ob es Illustrationen im Buch geben wird (meist nicht, sofern es kein Kinderbuch ist; es ist eine Kostenfrage), er bestimmt wie das Cover aussieht, wie viel Werbung für das Buch gemacht wird und wann die Auflage verramscht wird (z. B. als Mängelexemplare). Als Autor hat man darauf keinen Einfluss.
Außerdem hast du jede Menge Konkurrenz. Auch wenn wir hier miteinander freundlich und nett umgehen, sind wir Konkurrentinnen. Wer am marktgängigsten, erfolgversprechendsten und spannendsten schreibt, kontinuierlich produziert und sich wie ein Profi verhält, der "gewinnt" einen Verlag (oder mehrere), der / die das Manuskript als Buch veröffentlichen.
Eine offizielle Anerkennung als Autorin erreicht man nicht durch eine bestimmte Anzahl an Büchern, die man veröffentlicht hat. Selbst wenn man nur ein einziges Gedicht geschrieben hat, darf man sich Autorin nennen. Es ist kein geschützter Begriff. Dennoch fühlen sich viele erst als Autorin, wenn sie ein Buch auf dem Markt haben.
Wer soll dich denn anerkennen? Für die Öffentlichkeit zählt: Wer Bücher schreibt und veröffentlicht, ist ein Autor. Wer Literatur-Stipendien oder -Preise gewinnt, ist ein Autor. Das Finanzamt erkennt dich als Autorin an, wenn du eine Gewinnerzielungsabsicht nachweisen kannst, was bedeutet, dass du Geld mit deinen Manuskripten verdienst und versteuerst. Die Künstlersozialkasse erkennt dich als Autorin an, wenn du Beiträge in die Kasse zahlst.
Wann würdest du dich denn als Autorin anerkennen?
Was meinst du mit Kosten, die auf dich zukommen? Wenn du schreibst, benötigst du Schreibgeräte, mindestens Papier und Stift oder einen Computer und ein Schreibprogramm, einen Drucker und Papier und Tinte. Eventuell könntest du dir Bücher über das Schreiben leisten, z. B. Wolfgang Bittner: Beruf Schriftsteller: Was man wissen muss, wenn man vom Schreiben leben will. München: Allitera-Verlag, 2006. Oder über das Handwerkliche, z. B. Fritz Gesing: Kreativ Schreiben: Handwerk und Techniken des Erzählens. Köln: DuMont, 2010.
Was du nicht tun solltest, ist einen Druckkostenzuschuss-Verlag dafür bezahlen, dass er dein Manuskript druckt. Das sind keine Verlage, sondern Druckereien, die keinerlei Verlagsarbeit (Lektorat, Werbung) leisten. Das zählt außerdem nicht als Verlagsveröffentlichung.
Schreibe erst einmal. Was das Zeichnen angeht: Zeichne, aber zum Vergnügen. Mische das nicht im Manuskript.