Erzählperspektive - mir schwebt ein Buch vor (nicht der Frauenroman zur Abwechslung), wo ich gerne kapitelweise die Perspektive wechseln will - zwischen den beiden Hauptfiguren sozusagen. Machbar oder nicht? Oder für Anfänger superschwierig?
Was mich noch interessiert: kapitelweise Einteilung des Manuskriptes empfehlenswert, wie und wann? Aufbau ähnlich wie Szenen beim Drehbuch mit Anfang, Höhepunkt und Schluss, und mit dem nächsten Kapitel läuft die Story weiter?
Gibt`s einen Richtwert, wie viele Kapitel man zu wie viel Seiten machen soll bzw. kann?
Und zu guter Letzt: Hättest du noch ein paar Tipps für einen guten Perspektivwechsel?
Rückblenden wären zwar auch eine Idee, aber auch heikel in der Anwendung viel oder nicht zu viel, richtiger Zeitpunkt, dass der Leser nicht einschläft?
Natürlich kann man die Erzählperspektive wechseln, aber auf keinen Fall mitten in einer Szene! Sinnvolle Wechsel ergeben sich am Ende einer Sequenz (mehrere Szenen), noch besser am Kapitelende oder nach mehreren Kapiteln.
Wichtig ist, dass du dir darüber im Klaren bist, was das Wechseln des Point of View bedeutet:
Für dich: Du musst die Erzählstränge voll ausplanen, die Chronologie aller Perspektiven im Griff haben, mit vielen Verknüpfungen arbeiten und die Übergänge (die sehr schwer zu schreiben sind!) geschmeidig hinbekommen, so dass der Leser sich nicht herausgerissen fühlt.
Für den Leser: Er kann sich nicht mit nur einer Hauptfigur identifizieren. Er muss sich auf zwei oder mehrere Figuren einlassen. Weil Leser (fast) immer dazu tendieren, einen "Liebling" unter den Charakteren zu haben, wird ihnen eine deiner Hauptperspektiven weniger gefallen, und das kann bedeuten, dass sie Teile des Romans überschlagen.
Natürlich ist auch für Anfänger ein Perspektivwechsel machbar. Ein deutliches Wort: Es ist ein typischer Anfängerfehler, zu denken, mehrperspektivisches Erzählen sei einfacher, sinniger, witziger ...
Wenn es schon NUR ZWEI Perspektiven sein sollen, denke ich, du hast dir das gründlich überlegt. Dennoch solltest du nochmals darüber nachdenken, wessen Story es denn nun eigentlich ist. Wer leidet am meisten? Für wen steht am meisten auf dem Spiel? Wer ändert sich durch seine/ihre Erlebnisse am stärksten? Oft kommt dabei heraus, dass es doch eher um EINE Hauptfigur geht. Und aus deren Perspektive sollte es dann erzählt werden.
Zum Thema Kapitel:
Es gibt auch hier keine Rezepte oder Normen, die Seitenkontingente festlegen. Kapitel sind Sinn Einteilungen, d. h., wie Absätze die Seiten strukturieren, gliedern Kapitel den gesamten Text nach Sinneinheiten. Folglich gibt es keine Mindest oder Maximalseitenanzahl dafür. Allerdings machen Kapitel unter drei Seiten manchmal wenig Sinn und über dreißig Seiten ermüden sie den Leser. Kapitel sind für den Leser nämlich auch Einschnitte, anhand derer er gern mal eine Pause einlegt oder aufatmet, weils so spannend ist.
Jedes Kapitel ist unterteilt in Anfang, Höhepunkt und Ende, aber sie können ganz unterschiedliches Tempo aufweisen. Am Ende des Kapitels sollte immer etwas kommen, was den Leser in das nächste zieht. Eine Pointe, ein Cliffhanger, eine überraschende Wendung ...
Zum Thema Rückblenden:
Sie sollte man entweder ganz vermeiden, denn oft lassen sich die Infos in Dialog oder innerem Monolog rüberbringen. Oder auf ganz kurze Absätze begrenzen. Frage dich auch hier, wozu du sie un be dingt brauchst!? Meist erscheint das nur als einfachster Weg.