Ich arbeite an einem Fantasy Roman. Meine Testleser meinen nun, die Geschichte wäre eher etwas für Jugendliche. Worin besteht denn der Unterschied zwischen Fantasy für Erwachsene und Fantasy für Jugendliche?
Es gibt keine genau definierten Schubladen, ob ein Buch nun eher für Jugendliche oder Erwachsene geeignet ist. Siehe Harry Potter; die Bände wurden von Leuten zwischen 10 und 80 gelesen und das mit Vergnügen.
Wenn deine Testleser meinen, du würdest eher einen Jugendroman schreiben, dann liegt das (soweit ich das ohne Textansicht überhaupt beurteilen kann) meist an dem Stil, in dem du schreibst.
Viele Leser, besonders solche, die selbst nicht schreiben, haben ein ausgeprägtes Gefühl für Stil und können nur anhand eines Absatzes zuordnen, ob das eine Krimi , Fantasy oder Jugendsprache ist. Die Wortwahl, die Beschreibungen, die Bilder erzeugen eine Atmosphäre, eine Stimmung, die die Leser aus dem Gefühl und ihren Leseerfahrungen heraus zuordnen.
Natürlich gibt es auch ausgesprochen gern für Jugendwerke genutzte Stoffe wie z. B. das Erwachsenwerden, erste Liebe, Generationenkonflikt zwischen Kindern und Eltern, Ausreißen, Drogenmissbrauch, erste Erfahrungen gleich welcher Art, Schul und Ausbildungsthematiken etc. Im Fantasybereich ist das ähnlich: Erwachsenwerden, verlorener Königssohn, "Opferung" des Jüngsten, Lern und Lehrzeit (z. B. bei einem Magier), frühe Heirat wider Willen, Wanderschaft als Jugendliche/r, besondere Fähigkeiten, die sich mit Einsetzen der Pubertät zeigen usw.
Es kann also sein, dass dein/e Held/in den Eindruck macht, als sei er/sie ein/e Jugendliche/r und erlebe jugendliche Abenteuer.
Ohne dir nahe treten zu wollen, liegt eine "jugendliche Schreibe" auch oft daran, dass der/die Autor/in ein Jugendlicher ist oder sich von seiner/ihrer Jugend noch nicht gelöst hat. Die Erfahrungswelt der Autoren spielt in einem Roman eine große Rolle, und wenn die Erfahrungen primär aus der Jugendzeit stammen, dann beeinflussen sie auch den Roman in diese Richtung.
Wichtig ist eigentlich nicht, ob du einen Jugend oder Erwachsenenroman schreibst, sondern dass du ihn so gut schreibst, wie es geht. Während des Schreibens musst du ein Gefühl dafür entwickeln, ob es so "richtig" und "passend" ist. Wenn du damit zufrieden bist, entscheidet die Frage, ob für Jugendliche oder Erwachsene geschrieben wurde, nur, welchem Verlag du das Werk anbietest, denn die Verlage produzieren für bestimmte Zielgruppen.
Falls du dir eine bestimmte Leserschaft vorgestellt hast, z. B. Erwachsene, und jetzt das Gefühl hast, der Roman "läuft dir aus dem Ruder", dann frage dich (und vielleicht auch deine Testleser): Wo und warum wirkt der Text als Jugendroman? Was könnte man ändern? Welche Charaktere wirken jugendlich naiv und warum? Könnten die Handlung und der Stoff andere Aspekte bieten, die eher Erwachsene interessieren?