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Stimmt es, dass Fantasy im Jugendbuchbereich so gut wie gar keine Chancen mehr hat?

Stimmt es das Fantasy im Jugendbuchbereich so gut wie gar keine Chancen mehr hat? Lesen Lektoren auch Exposes von jungen(16)Autoren oder legen sie diese gleich weg?

Würde ich als Lektor solch einen Brief oder solch eine Anfrage bekommen – ich würde das sofort wegwerfen oder löschen. Du beachtest nicht einmal die notwendigen Formalia in deiner Anfrage, geschweige denn eine höfliche Anrede zu gebrauchen, deinen Namen darunter zu setzen oder grundlegende Rechtschreibregeln zu beherzigen. Bei mindestens vier Fehlern in zwei Zeilen – was glaubst du, wird der Lektor da von deinem Exposé oder Manuskript erwarten? – Nun zum Inhalt deiner Fragen:

1. Keine Chancen worauf? Geschrieben zu werden? Veröffentlicht zu werden? Gelesen zu werden?

Ich nehme an, es geht dir ums Veröffentlichen. Zwar bin ich kein Verlagsexperte, aber allein schon eine Google-Suche erbringt Tausende von Treffern. Der Ueberreuter-Verlag hat eine eigene Jugendbuch-Fantasy-Sparte und schreibt für junge Autoren/innen sogar einen Fantasy-Preis aus, ebenso der Rowohlt-Verlag. Es gibt große Verlage wie Carlsen und Ravensburger, kleine und mittlere Verlage wie Juventa und Arena, die ebenfalls Fantasy für Jugendliche herausbringen. Selbst dtv junior verlegt Fantasy-Titel, zumindest im Bereich Phantastische Reise.

Allerdings bin ich persönlich nach dem Erfolg der "Tintenherz"-Trilogie von C. Funke, der "Harry-Potter"-Bänden von J. K. Rowling, der Bücher von Kai Meyer und anderen Werken der Auffassung, dass es so etwas wie eine reine Jugendbuch-Sparte in der Fantasy nicht mehr gibt. Michael Endes "Unendliche Geschichte" ist ebenfalls damals als Jugendbuch verkauft worden, aber es haben mehr Erwachsene als Jugendliche gelesen. Der Trend geht zur All-Age-Fantasy, also einer Fantasy, die alle Lesealter begeistert.

2. Ob Lektoren auch Exposés von jungen Autoren lesen?

Ich bin keine Lektorin bei einem Verlag, daher kann ich das nicht beurteilen. Aber wenn Ueberreuter und Rowohlt Wettbewerbe für Jungautoren/innen ausschreiben, dann werden sie die eingesandten Texte sicherlich auch lesen. Ob andere Verlage das tun, kann ich nicht sagen. Generell werden unverlangt eingesandte Manuskripte kaum gelesen. Meiner Meinung nach dürfte einem Lektor egal sein, wie alt der Autor oder die Autorin ist, sofern sie im geschäftsfähigen Alter sind bzw. von den Eltern die Erlaubnis haben. Immerhin müssen rechtskräftige Verträge unterschrieben werden.

Das Wichtigste für einen Lektor bleibt: Ist die Geschichte originell und verkaufbar? Das heißt, er möchte eine lebendige, spannende und neue Geschichte lesen, die gut geschrieben und professionell aufbereitet ist. Was "verkaufbar" heißt, kannst du im Tempest 10-04 und 10-05 dieses Jahres nachlesen, da gibt es einen zweiteiligen Artikel von mir dazu. Wie man ein Manuskript professionell verfasst, kann man lernen; allerdings nicht über Nacht, das mag schon mal ein paar Jahre dauern.

Je mehr du schreibst, desto sicherer und geübter wirst du werden. Bleib also erst einmal beim Schreiben, anstatt schon ans Veröffentlichen zu denken. Denn bist du den Verlagen erst einmal als ehrgeiziger, aber ungeduldiger Autor aufgefallen, werden sie dich und deine Produkte künftig meiden. Ungeduldige Autoren können sie nicht gebrauchen, denn Texte müssen wieder und immer wieder überarbeitet und optimiert werden.

Lies Fantasy, gute wie schlechte, und vergleiche sie mit deinen Geschichten und deiner Autorenfertigkeit. Schreib, bis du selbst Fortschritte siehst. Schließ dich mit Gleichgesinnten (egal wie alt) zusammen. Man kann gut voneinander lernen, wenn man vermeidet, zu lieb oder zu gnadenlos miteinander umzugehen. Und: Schreib, schreib, schreib!

Ich wünsche dir viele gute Erfahrungen und viel Schreibfortschritt.

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Sehr geehrte Frau Bense,

Im Nachhinein will ich mich hiermit für meine, wohl etwas unfreundliche E-Mail, entschuldigen und mich gleichzeitig für die aufschlussreichen Informatinen, die sie mir zugesandt haben, bedanken. In der Hoffnung das ich aus meinem Fehler gelernt habe ...

Antwort:

Geht doch! ;-)

Mach dir klar, was du mit einer freundlichen Anrede (oder ggf. unfreundlichen – kommt immer drauf an) erreichen kannst. Frag dich, was du von jemandem willst, und dann pass deine Kommunikationsform daran an. Du wirst ja später (hoffentlich) auch für Leser schreiben oder ein Verlagsanschreiben formulieren, also musst du wissen, was die gern in welchem Stil lesen mögen bzw. wann du wie davon abweichen kannst.

Was die Infos angeht: Gern geschehen, denn dafür bin ich ja beim Tempest ehrenamtliche Mitarbeiterin. Falls du noch mehr Infos benötigst, schau mal in das Buch von Sylvia Englert: "So finden Sie einen Verlag für Ihr Manuskript: Schritt für Schritt zur eigenen Veröffentlichung", 6. Auflage 2007, Campus Verlag.

Was deine Rechtschreibung betrifft: Da musst du unbedingt nachbessern. Es sind einfach zu viele Fehler in deinen Sätzen. Die Sprache und wie du sie verwendest – das ist dein Aushängeschild, damit willst du doch bei Lektoren und Verlagen punkten. Also beschäftige dich damit! Weder Künstler noch Handwerker können tätig sein, ohne ihr Material genau zu kennen. Und dein Material ist die Sprache.

beantwortet von: Stefanie Bense (10-07)

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