Ich möchte einen Fantasy-Roman schreiben, die Storyline steht fast komplett, aber ich frage mich, ob meine Chancen auf Veröffentlichung besser stehen, wenn ich auf Englisch schreibe – ich also mehr Länder zur Verfügung hätte, in denen ich nach einem Verlag suchen kann.
Das Problem: Englisch ist nicht meine Muttersprache. Ich kann problemlos englische Texte lesen und schreibe einigermaßen fehlerfrei. Aber es klingt merkwürdig (Satzbau), und die Vokabeln treffen es nicht ganz, wie mir eine Freundin aus Wales sagte. Ich gebe ihr Recht.
Was denken Sie – sollte ich besser auf Deutsch schreiben, aber sinken dann die Chancen? Oder auf Englisch und mir einen Korrektor suchen? Das könnte aber doch teuer werden, oder? Und ich hätte immer die alberne Befürchtung im Hinterkopf, er oder sie könnte Ideen von mir "klauen". [...]
Oder könnte ein englischer Verlag meinen Text akzeptieren, solange sie ihn inhaltlich originell finden? Ich stelle mir vor, der Lektor schlägt bei meinem Englisch die Hände über dem Kopf zusammen, weil es für ihn als Muttersprachler merkwürdig klingt.
Grundsätzlich kann ich Marktgegebenheiten nicht beurteilen, ich bin weder Lektorin noch Herausgeberin. Der Markt für deutschsprachige Fantasy erlebt gerade dieses Jahr einen heftigen Aufschwung. Denken Sie nur an die Wettbewerbe bei Ueberreuter und Heyne.
Wenn Sie nicht mindestens Englisch als zweite Heimatsprache oder als Studienfach hatten oder nicht wenigstens jahrelang in einem englischsprachigen Land gelebt haben, dann sollten Sie nicht auf Englisch einen Roman schreiben wollen und erwarten, dass er sich verkauft.
Englische Wendungen haben oft andere Konnotationen als deutsche. Die Metaphern sind völlig andere, die Bildsprache ist total von der deutschen verschieden. Mag sein, dass Sie eine passable Übersetzung dessen hinbekämen, was Sie denken, aber Sie werden in Deutsch denken, nicht in Englisch – und das ist schon ein Stolperstein.
Falls Sie das Risiko verhindern möchten, diesen Roman als "Schubladenhüter" zu produzieren, dann schreiben Sie auf Deutsch. Es gibt genug Probleme beim Romanschreiben, ohne dass man dazu eine Fremdsprache bräuchte ;-). Schreiben Sie – und machen Sie sich später Gedanken über das Veröffentlichen.
Wenn Sie bereits geübt im Romanschreiben sind, sollten Sie einer Literaturagentur ein Exposé anbieten und einen voraussichtlichen Fertigstellungstermin. Sind Sie noch "Anfängerin", empfehle ich, erst einmal den Roman zu schreiben. Sie werden viel Zeit brauchen, denn der erste Roman benötigt einfach am meisten Zeit zum Ausprobieren, Sackgassen-Umgehen und Den-eigenen-Stil-Finden. Außerdem möchten Agenturen wie Verlage oft das ganze Manuskript haben, um beurteilen zu können, wie gut das ganze Werk ist und ob die Autorin "den langen Atem" hat, also einen Roman durchhalten kann.
Sollte Ihr Roman so gut sein, dass er auch für den englischen Markt interessant sein könnte, dann werden Agentur und Verlag möglicherweise eine Übersetzung anfertigen lassen und eine englischsprachige Ausgabe herausbringen.