Es heißt ja stets, man soll bei Verlagen anrufen und herausfinden, wer die entsprechende Person ist, an die der Autor sein Manuskript schicken soll, damit im Anschreiben "Sehr geehrter Herr X/Sehr geehrte Frau X" und nicht "Sehr geehrte Damen und Herren" steht.
Nicht wenige Verlage haben auf ihren Websites allerdings bereits eine Rubrik für die Frage "Wie sende ich ein Manuskript ein?", mit einer allgemeinen Lektoratsadresse. Da habe ich nun das Gefühl, in der Zwickmühle zu sitzen: Halte ich mich an die Website, kann ich ein Manuskript nur mit einem allgemeinen Anschreiben schicken. Rufe ich extra an, um nach Namen zu fragen, könnte es zu Recht heißen: "Sie haben sich wohl nicht mal unsere Homepage angesehen."
Was wäre Ihrer Erfahrung nach das Klügste?
Ich verfüge über keine anderen Quellen als alle anderen Autoren/innen. Die wichtigsten Informationsmittel hier mal aufgereiht:
- Internet: Webseiten der Verlage, Kontaktangaben der Verlage
- Internet: Suchmaschinen (und es muss nicht immer Google sein)
- Börsenblatt: Fachzeitschrift für den deutschen Buchhandel, auch: http://www.boersenblatt.net
- Buchmarkt: Ideenmarkt für den Buchhandel, auch: http://www.buchmarkt.de
- Verlagsprogramme
- einen guten Überblick, was in der Sparte Fantasy in welchem Verlag veröffentlicht wird
Als Beispiel:
Ich will meinen Fantasy-Roman Penhaligon und / oder Blanvalet anbieten. Die beiden Verlage gehören zu Random House, was man über die Webseiten schnell herausfindet. Unter FAQs sagt Random House, man möge sich bitte an den für das jeweilige Manuskript zuständige Verlagshaus wenden. Okay, wissen wir schon: Blanvalet und Penhaligon.
Im „Börsenblatt“ und im „Buchmarkt“ findet man unter Personalia bzw. per Suchfunktion leicht heraus, dass im Dezember 2008 Urban Hofstetter für beide Verlage das Fantasy-Programm übernommen hat. Zu Blanvalet taucht auch noch Holger Kappel auf, überwiegend für die Drachenlanzen-Romane.
Jetzt muss ich nur noch sicher gehen, dass die beiden noch "im Amt" sind. Bei Hofstetter verrät mir das ein Interview vom geisterspiegel.de, zusammen mit der Autorin Ruth Nestvold. Dort werden beide auf der Leipziger Buchmesse angetroffen, also war Hofstetter im Frühjahr 2009 immer noch Lektor bei Penhaligon.
Nebenbei lese ich die o. g. Zeitschriften (nicht vollständig, sondern nur auszugsweise), bei interessanten Meldungen (zur Sparte Fantasy) schneide ich mir den Artikel oder die Meldung aus und hebe sie auf. Das ist jedoch meine persönliche Marotte, da ich eben noch in Zeiten aufgewachsen bin, in denen es kein Internet gab.
Wichtig ist es für Autoren, die veröffentlichen wollen, dass sie "das Ohr am Markt" haben, heißt: sich informieren, was welcher Verlag wie in dieser Sparte auf den Markt bringt. So etwas erfährt man, indem man selbst viel liest. Aber auch über Verlagsvorschauen, -programme und -webseiten sowie Nachrichtenmagazine für den Buchhandel und Lesemagazine. Solche Informationen sind frei im Internet oder gedruckt oft kostenfrei beim Buchhandel ausgelegt.
Für eine persönliche Adressierung muss man also gar nicht beim Verlag selbst anrufen. Aber sollte der Fall eintreten, dass im Internet kein zuständiger Lektor zu ermitteln ist, kann man den Namen zumindest, wenn schon nicht die Telefonnummer, beim Verlag erfragen. Den Einwand, man hätte die Homepage nicht angesehen, kann man gleich entkräften, indem man voranschickt, dass der zuständige Lektor auf der Webseite nicht genannt ist, man aber dem Fachmann / der Fachfrau das Manuskript senden möchte. Wenn man ermittelt hat, dass vor einem Jahr der Herr XYZ Lektor war, kann man ja auch fragen, ob er immer noch in diesem Verlag Lektor für die Sparte Fantasy ist.