Im Moment arbeite ich an einem Exposé für einen Fantasy-Roman von mir und stelle mir die Frage, inwieweit sich solch ein Exposé eigentlich von denen anderer Gattungen unterscheidet. Vor allem geht es mir dabei um die Frage, ob man einen eigenen Abschnitt für Hintergrundwissen nutzen kann. Es ist ja ein Unterschied ob ich schreibe, meine Figur wäre eine Benediktinerin im England des 12. Jh. oder eine Phara auf Sevra.
Ein Exposé, das du nur für dich erarbeitest, sozusagen als Arbeitsgrundlage, kann alles enthalten, was du benötigst. Es muss keine bestimmte Form einhalten. (Meine Arbeitsexposés enthalten viele Seiten zum Weltenbau, zu den Rassen, zu der Art von Magie, zu meinen Hauptfiguren und ihren Fähigkeiten.)
Ein Verlagsexposé, mit dem du deinen Fantasy-Roman einem Verlag vorstellst, sollte sich an die Vorgaben des Verlages halten. Viele Verlage machen keine Vorgaben zum Inhalt des Exposés, sondern nur zum Umfang; andere wiederum lassen nur intern welche kursieren. Hier empfehle ich, sich an allgemeine Vorgabe zu halten.
Du hast natürlich recht, deine Figuren benötigen den Fantasy-Hintergrund, dennoch meine ich, dass auch bei einer Benedektinerin in England einige Informationen nötig sind. Und zwar jene, die für die Story, für die Handlung wesentlich sind.
Das gilt auch für Fantasy. Wenn etwa ein besonderes Magiesystem in deiner Fantasy-Welt existiert und die Hauptfiguren auf dieser Grundlage handeln, musst du natürlich die Funktionsweise dieser Magie darstellen, weil sonst niemand versteht, warum deine Hauptfiguren so handeln, wie sie es tun.
Eine Phara auf Sevra – das ist nicht selbsterklärend. Um zu verstehen, dass sie z. B. nicht weinen darf und Trauer daher anders ausdrückt, muss ich sie in einer spezifischen Situation (die wichtig für den Plot der Story ist!) zeigen. Dabei reicht eine kurze Erklärung: „Septisa ist Phara auf Sevra, wie schon ihre Mutter, die sie vor den Intrigen der Phara-Magierinnen beschützt. Als ihre Mutter stirbt, geht Septisa auf den traditionellen Trauerweg. Und ihre Gegnerinnen nutzen das, um Septisa in noch größere Gefahren zu stürzen, als der Weg ohnehin schon bereithält ...“
Hier ist also die traditionelle Trauer eine Wanderschaft, die die Heldin in Gefahr bringt, gesteigert dadurch, dass sie nicht nur einen gefährlichen Weg zu beschreiten hat, sondern auch noch Gegnerinnen bekämpfen muss und dabei ohne Schutz der Mutter dasteht.
Ist Phara ein Gattungsbegriff oder eine Rassenbezeichnung, muss ich erklären, inwieweit das für die Story relevant ist. Und was dafür für die Hauptfiguren wiederum wichtig ist. Zum Beispiel: „Eine Phara weiß genau, wann ihr Gegenüber lügt. Nur Septisa nicht, denn sie ist eine Taub, eine, die keine Lügen erkennen kann. Bislang hat sie sich unter den Phara behauptet, geschützt von den Intrigen ihrer Mutter, doch nun stirbt ihre Mutter und Septisa muss …“
Hier ist Septisa eine Außenseiterin, die sich jetzt ohne die angeborenen Fähigkeiten der Phara behaupten muss. All das ist wichtig für den Plot, denn Septisa muss innerhalb dieser Vorgaben handeln.
Wichtig für dein Exposé ist, dass du dich nicht in Weltbeschreibungen, Rassemerkmalen oder Details verlierst (passiert leicht, das weiß ich aus Erfahrung), sondern dass du dich bei allem, was du im Exposé erwähnst, fragst, ob es wichtig dafür ist, die Geschichte und die Handlung zu verstehen.