Würdest du das Wort "Zimmer" in einem mittelalterlichen Romansetting verwenden?
In unseren Ohren klingt „Zimmer“ recht modern, und wir sind in der Versuchung, bei mittelalterlichen Stoffen auf „Kammer“ oder „Gemach“ auszuweichen. Dabei hat das „Zimmer“ alte Wurzeln: Im Mittelhochdeutschen „zimber“, im Althochdeutschen „zimbar“ bedeutete „Bau“ oder „Bauholz“, bald nannte man auch ein aus Holz errichtetes Gebäude so. Spätestens im 15. Jahrhundert wurde der Begriff „Zimmer“ laut Duden Herkunftswörterbuch für einen Wohnraum verwendet.
Ich vermeide Phrasen wie „ihm entgleisten die Gesichtszüge“, wenn es zur Zeit der Romanhandlung noch keine Eisenbahn gab. Ansonsten bin ich frech und verwende die Wörter, die mir vom Klang her passen, ohne erst nachzuschlagen, ob sie z. B. im Mittelalter schon verwendet wurden.
Das kann allerdings auch mal danebengehen: In meinem Roman „Die Todgeweihte“ nannte ich die Buden, die historisch verbürgt damals geschmorte Innereien und anderes mittelalterliches Fastfood verkauften, „Imbissbuden“ -- und verwirrte damit etliche Leser. Deshalb habe ich für die Neuausgabe des Romans eine andere Formulierung gewählt. Auch wenn es das Wort „Imbiss“ damals schon gab. Ich kann ja im Roman keine Fußnote anfügen und sagen: „Liebe Leser, das Wort gab's schon.“ Beim Lesen der Geschichte soll nichts stören oder ablenken, also folge ich in diesem Fall dem Ohr des Lesers, das „Imbissbuden“ nicht im Mittelalter vermutet.