Zurzeit schreibe ich an einem historischen Krimi, der während des Siebenjährigen Krieges (1756-1763) spielt, und habe eine Frage zur Verwendung von realen historischen Figuren: Bei der Recherche zur Entwicklung der/des Antagonisten bin ich auf die Person [...] gestoßen, seines Zeichens Edelmann und Freibeuter. Ich würde für den Antagonisten jedoch gerne nur den Namen sowie Teile der Biografie verwenden (da sie zu der von mir erdachten Entwicklung der Person passen), nicht jedoch seinen Werdegang als Freibeuter, zumal jener rund hundert Jahre vor der Zeit des Romans lebte. Ist dies legitim oder sollte ich besser den Namen abwandeln o. Ä.?
Legitim ist alles, du schreibst ja einen Roman und kein Sachbuch. Du könntest theoretisch Karl den Großen im 18. Jahrhundert auftreten lassen oder Napoleon im Mittelalter. (Vielleicht ergäbe das sogar einen witzigen Roman.)
Allerdings schätzt du deine Leser im Genre des historischen Krimis richtig ein, wenn du vermutest, dass die Mehrheit von ihnen es bevorzugt, ein authentisches Setting und möglichst auch ein paar authentische Figuren in der Geschichte vorgestellt zu bekommen.
Deshalb würde ich deinen Antagonisten, wenn du ihn schon um 100 Jahre versetzt und nur Teile seiner Biografie verwendest, einfach umbenennen und eine fiktive Figur daraus machen. Du vermeidest damit, dass dir Leser verwirrte oder ärgerliche Briefe schreiben und dir unterstellen, du hättest aus Versehen einen Fehler gemacht.
Alternativ könntest du im Nachwort des Romans erklären, warum du die Figur 100 Jahre später zur Welt kommen lässt und ihre Biographie abgewandelt hast, aber ich würde dir eher raten, einfach eine erfundene Person daraus zu machen. Ich verwende bei meinen fiktiven Figuren häufig biographische Puzzleteile von anderen, bezeugten Personen – niemand erwartet, dass du dir da alles ausgedacht hast.