Eine Autorin hat eine Idee für eine Kinderbuchreihe. Sie wollte selbst [...] einen Illustrator suchen und nicht vom Verlag einen zugewiesen bekommen. Ich habe drei Probebilder (gratis) angefertigt, danach hat sie sich für mich entschieden.
Sie sagte, da sie schon mehrere Bücher (Erwachsenen-Literatur) veröffentlicht hat [...], macht sie sich nicht die geringsten Sorgen, dass das Buch durchkommt. Sie sagte, man müsse mehrere Bilder zu dem Skript einreichen, und da wir im gleichen Boot sitzen, müssen wir jetzt halt beide investieren. Sprich: Ich zeichne seit Wochen gratis diese Testbilder, die wir nun einreichen. Das sind extrem aufwendige Illustrationen [...].
Nun kam für mich überraschend von ihr die Frage, ob ich bevorzugen würde, dass wir über einen Literaturagenten gehen. Direkt oder wenn die Sachen nicht auf Anhieb genommen würden. Oder ob ich dabei bleiben will, dass sie an die Verlage rantritt. Der Agent würde 15-20 % vom Verdienst bekommen.
Ich bin überrascht, da ich dachte, dass ihr Hauptteil der Arbeit darin besteht, dieses Marketing-Konzept zu schreiben. Da sie, glaube ich, der Meinung ist, dass ihr auch prozentual mehr zusteht als mir, wenn das Buch genommen wird. Obwohl sie pro Seite nur 1-2 Sätze schreibt und ich bestimmt 1-2 Wochen an so einem Bild arbeite.
Ist dieses Vorgehen normal, oder habe ich zu Recht langsam ein ungutes Gefühl?
Ihre Argumentation lautet: An diesem Buch wirst du nicht viel verdienen, aber dafür werden die Autoren sich danach zuhauf bei dir melden und du wirst dich vor Angeboten nicht retten können. "Sieh es als Investition, um durch mich bekannt zu werden."
Wie sollte ich mich verhalten, gerade auch für den Fall, dass ein Verlag uns nimmt?
Ich würde Ihnen empfehlen, Ihre Fragen mit der Autorin zu besprechen. Erst wenn alle Bedenken aus dem Weg geräumt sind, sollten Sie sich an einen Verlag oder eine Agentur wenden. Vor allem die Frage nach der Honorarverteilung sollten Sie zuvor klären und in schriftlicher Form festhalten.
Wenn eine Seite nicht einen wesentlich höheren Arbeitsaufwand hat, sehe ich keinen Grund dafür, warum das Honorar nicht 50:50 aufgeteilt werden kann.
Tatsächlich ist es so, dass in der Regel der Verlag sich einen Illustrator zu einem Buchprojekt sucht.
Wenn das Buch erscheint, rechnen Sie daher bitte nicht damit, dass Sie sich plötzlich „vor Aufträgen nicht mehr retten können". Um an weitere Aufträge heranzukommen, müssen Sie im Normalfall mit Ihren Arbeiten und Referenzen bei den Verlagen vorstellig werden.
Viele Autoren und Illustratoren lassen sich heutzutage von einer Agentur vertreten. Das ist nicht weiter ungewöhnlich. Wenn Sie sich für diesen Weg entscheiden, sollten Sie sich der Agentur gemeinsam vorstellen und auch gemeinsam einen Vertrag über dieses Projekt mit dieser Agentur abschließen. Auf diese Weise werden mögliche Unstimmigkeiten von vornherein vermieden.
Eine Überlegung ist auch, ob Sie sich nicht unabhängig von diesem Projekt bei einer Agentur bewerben wollen. Denn, wie gesagt: Im Normalfall sucht der Verlag den Illustrator für ein Projekt aus, nicht der Autor.